Poste Italiane SpA – Sped. in a.p.
-70% – NE BOLZANO – 69. Jahrgang
Nr. 5 | OKTOBER | 2017
KulturFenster
Blasmusik, Chorwesen und Heimatpflege in Südtirol
K. Geroldinger: Musik bringt Lebensqualität
Heimatpfleger bei Landeshautpmann
O fortuna velut luna von Carl Orff
• Geleitwort •
• Inhalt •
Der Wert musikalischer Ausbildung
für die Jugend
Karl Geroldinger ist kein Unbekannter in
Südtirol. Oft weilte der in Ried (Oberösterreich)
tätige Direktor des dortigen Landesmusikschulwerkes
und Dirigent des Sinfonischen
Blasorchesters Ried auf Einladung
des VSM als Referent zu Seminaren in Südtirol.
In dieser Ausgabe des KF erörtert der
renommierte Musikfachmann die Bedeutung
von musikalischer Ausbildung insbesondere
für junge Menschen. „Die Südtiroler Musikkapellen
sind eine kultur- und gesellschaftspolitische
Größe“, stellt Geroldinger fest. Sie
stünde für die Erhaltung und Verbesserung
von Lebensqualität. Aus der Gehirnforschung
sei bekannt, dass der Umgang mit Musik in
hervorragender Weise die Entwicklung von
jungen Menschen zur reifen Persönlichkeit
fördere. Daher müsse schon in frühester Jugend
mit musikalischer Ausbildung begonnen
werden. Wie fördert man junge Menschen
am besten? In dem man sie fordert,
so Geroldinger.
Der Verbandsobmann des VSM Pepi Fauster
bricht im Vorweg eine Lanze für die neue
Funktionärsausbildung. Er wendet sich dabei
besonders an die Obleute und Kapellmeister.
Wenn diese mit gutem Beispiel vorausgingen,
sei das auch eine Motivation für
die andren. „Ihr seid die Antriebsfedern!“ erklärt
Fauster.
Die Heimatpfleger waren zum Antrittsbesuch
bei Landeshauptmann Arno Kompatscher.
Sie trugen eine Reihe von zentralen
Problemen vor und er signalisierte Verständnis
für ihre Anliegen.
Der Südtiroler Chorverband widmet seinen
Aufmacher einem Konzert im November
in Schlanders und Meran. Bezirkschorleiter
Josef Sagmeister bringt mit engagierten
Sängerinnen und Sängern aus dem Bezirk
Burggrafenamt -Vinschgau eines der bedeutendsten
Chorwerke des 20. Jahrhunderts,
die „Carmina Burana“ von Carl Orff, zur
Aufführung - eine echte Herausforderung..
Alfons Gruber
• Blasmusik
Neue Funktionärsausbildung und
Kapellmeistersuche 3
Musizieren in einer Musikkapelle bringt
Lebensqualität 5
Abschied vom Jungmusiker-Leistungsabzeichen 7
Funktionärsausbildung neu organisiert 8
Ein Fest der Blasmusik im Pustertal 10
Siebte Aufl age der Jungbläsertage
in St. Johann (Ahrntal) 13
VSM-Südtiroler Blasmusiktage in Meran 13
Erste Gsieser Jungbläsertage 14
Vierte Südtiroler Dirigentenwerkstatt 14
Euregio-Landes-Jugendblasorchester 2017 15
Exzellente Kammermusik der
Österreichichen Blasmusikjugend 16
Verdienstmedaille des Landes Tirol für
Manfred Horrer 17
„Peterloo Overture“ von Malcom Arnold 18
„Zwiefache Symphonique“ von Serge Lancen 19
„Musikpanorama 23
• Heimatpflege
Heimatpfl eger bei Landeshauptmann 29
Mit vereinten Kräften für Natur,
Landschaft und Mensch 30
Antrittsbesuch der Heimatpfl eger
bei Landesrat Schuler 31
Raum und Landschaft:
Aufwertung durch Sanierung 32
Knapp 1,5 Millionen Euro
für Landschaftspfl ege 33
Ehrfurcht walten lassen –
Haus in Kaltenbrunn nicht abreißen 34
Gsies: Alte Bausubstanz –
wertvoll und zukunftsfähig 35
Heimatpfl egeverband an
verschiedenen “Fronten“ aktiv 36
Heimatschutzverein Lana:
Kulturfahrt ins Hochpustertal 37
Gesamttiroler Freundschaftstreffen
am Nonsberg und in Ulten 38
Lebendige Tracht:
„Ciüf da zacan“ für Hochzeitslader 40
Bozen: Jahrhundertealter
Bindertanz in Bozen aufgeführt 41
• Chorwesen
Carmina Burana in Schlanders
und Meran 43
Tag der Chöre in den
Gärten von Schloss Trauttmansdorff 45
Achter Tag des
Ladinischen Liedes in Wolkenstein 47
Chor- und Stimmbildungswoche
in Burgeis 48
Musical-Talente zeigen ihr Können 49
Verdienstmedaille des Landes Tirol
für Gebhard Piccolruaz 50
Kulturfahrt nach München zu „Cats“
des Bezirkes Bozen 51
Erfolgreiche Bubensingwoche im
Vinzentinum in Brixen 52
Chorleiterseminar des
SCV und VKS in Dietenheim 53
Erinnerung an Alfred Gasser 54
Stimmgabel 56
Titelbild: Blasmusik vereint
2
KulturFenster
Vorweg
Blasmusik
Wer motiviert für die neue
Funktionärsausbildung?
Verbandsobmann
Pepi Fauster
Auf Grund von
Rückmeldungen
aus verschiedenen
Mitgliedskapellen
und von etlichen Funktionären
hat der Verbandsvorstand beschlossen,
die Ausbildung für Funktionäre
nicht inhaltlich, aber organisatorisch
neu zu planen.
Wie sie ab Jänner 2018 abläuft, welche
Module wann und wo angeboten werden,
fi ndet ihr in der Rubrik des Verbandes
und in einer eigens gedruckten
Broschüre, welche Ende November-Anfang
Dezember verteilt wird.
In diesem VORWEG geht es mir in erster
Linie darum, euch davon in Kenntnis zu
setzen und euch auf die Neuausrichtung
vorzubereiten. Dass die Ausbildung
unserer Verantwortungsträger (Obleute,
Kapellmeister, Jugendleiter, Stabführer,
Schriftführer, Kassiere, …) in der heu-
tigen Zeit unerlässlich
ist, braucht wohl nicht
mehr gesagt zu werden.
Wir haben in unseren
Vereinen - sei es
musikalisch wie vereinsmäßig
- einen hohen
Standard erreicht,
den wir weitertragen
wollen zu dem Zwecke,
dass sich Mitglieder
wohl fühlen, eine
Freude haben, einen tieferen Sinn darin
finden und gern dabei sind.
Alle müssen wir uns an diesem Entwicklungsprozess
beteiligen! In erster Linie
wende ich mich dabei aber an euch, liebe
Obleute und Kapellmeister: Ihr als die beiden
zentralen Figuren seid in erster Linie
dafür verantwortlich! Ich bitte euch, selbst
ein gutes Beispiel zu geben und euch anzumelden.
Dann könnt ihr auch Motivatoren
und Antriebsfedern für die anderen
sein! Wenn ihr es nicht macht, wer
soll es dann tun? Und ganz besonders
wende ich mich mit viel Hoffnung an
die Jungen, welche noch wenig Erfahrung
haben und Hilfen dankbar annehmen
sollten!
Ich freue mich sehr, wenn es großes Interesse
und viele Anmeldungen gibt! Die
Ausbildung organisieren wir für euch!
Verbandskapellmeister
Sigisbert Mutschlechner
Kapellmeistersuche
Spätestens im Herbst
beginnt für einige
Musikkapellen die
Suche nach einem
Kapellmeister oder
einer Kapellmeisterin.
Meist ist dies
eine Suche nach einem geeigneten und
kompetenten Menschen, welcher es versteht,
die Musikantinnen und Musikanten
zu motivieren und zu fordern.
Musikalisch und pädagogisch ist
er „up to date“. Ebenso menschlich
und rhetorisch.
Wie schafft es ein Kapellmeister,
diesen Anforderungen gerecht
zu werden? Wie kann ein Obmann
oder jeder einzelne Musikant
den eigenen Kapellmeister
in seiner Tätigkeit unterstützen?
Fordert ein Obmann seinen Kapellmeister
auf, sich weiterzubilden?
Oder verlangt er das nur
von seinen Musikanten? Bildet
sich ein Kapellmeister weiter? Oder verlangt
er das nur von seinen Musikanten?
Was tun wir als Musikkapelle für den Kapellmeister-Nachwuchs?
Diese Gedanken
müssen zu einem zentralen Punkt in der
musikalischen Weiterentwicklung einer
Musikkapelle, aber auch eines Kapellmeisters
werden, da wir uns nicht immer
auf die anderen Musikkapellen oder Kapellmeister
verlassen können, dass diese
sich weiterbilden oder etwas für den Kapellmeisternachwuchs
tun. So wie wir in
den Kapellen Klarinettisten oder Posaunistinnen
aus- und weiterbilden lassen,
so müssen wir das auch mit den Dirigenten
machen. Die beste Ausbildung ist
nur durch ständige Weiterbildung etwas
wert. Das gilt für die Musikanten, das gilt
aber auch und ganz besonders für uns
Kapellmeister.
In Südtirol haben wir viele Möglichkeiten
der Aus- und Weiterbildung
in Sachen Kapellmeister.
Der Fachgruppe Kapellmeister
ist es ein Anliegen, unsere Kapellmeister
in ihrer Tätigkeit zu
unterstützen und gezielte Fortbildungen
in den verschiedenen
Bereichen anzubieten. Diese
Fortbildungen sind ALLEN zugänglich,
doch leider sehe ich immer
nur die gleichen Gesichter.
Diese zwar gerne, aber gerne
auch mal andere.
Nr. 05 | Oktober 2017 3
Vorweg
Musik in kleinen Gruppen…
Verbandsjugendleiter
Meinhard Windisch
Musizieren im kleinen
Kreis hat die
Menschen schon
immer fasziniert.
Denken wir nur an
das große Repertoire
der Kammermusik,
die ausgehend vom 16. Jahrhundert
die europäische Musikgeschichte
mitgeprägt hat. Dies gilt heute natürlich
auch für das Musizieren in kleinen Gruppen.
Wenn ihre Entstehung auch nicht
direkt aus der Kammermusik abzuleiten
ist, hat es aber wohl den gleichen Reiz.
Das Spiel in kleinen Gruppen (seit 1990
„Musik in kleinen Gruppen“) wurde 1947
erstmals eingeführt und in regelmäßigen
Abständen wurden hierzu Wettbewerbe
ausgeschrieben. 1976 wurde in Linz der
erste Bundeswettbewerb „Spiel in kleinen
Gruppen“ veranstaltet. Dies bewirkte natürlich
auch, dass damit einhergehend Literatur
für die verschiedenen Besetzungen
entstand. Dank dieser Entwicklung kön-
Das Hornoktett der MS Klausen beim Wettbewerb MUSIK IN KLEINEN GRUPPEN 2016
nen wir heute auf ein reichhaltiges Repertoire
an Ensemble-Literatur zurückgreifen.
Das Musizieren im Ensemble vom Duo bis
zum Oktett begleitet heute Klein und Groß
auf ihrem musikalischen Weg und stellt so
einen wichtigen Bestandteil in den Musikschulen
und Musikkapellen zur Förderung
des musikalischen Niveaus dar.
Der Wettbewerb „Musik in kleinen Gruppen“
ist ein wichtiger Anreiz, dies auch zu
fördern und weiter zu tragen. Am 24.Februar
2018 fi ndet in Auer die 11.Auflage
des Landeswettbewerbes statt. Ich
würde mich über eine hohe Teilnehmerzahl
sehr freuen, ganz nach dem Motto
„Der Weg ist das Ziel“.
Verbandsstabführer
Klaus Fischnaller
Das Auge spielt mit...
„Unsere Leidenschaft
und Begeisterung
für eine
Sache ist die Voraussetzung
für Erfolg“.
Wir bereiten uns
vor, üben und proben bestimmte Passagen,
lernen dabei immer wieder dazu, sind
interessiert, neugierig und offen für Neues.
Obwohl die Vorbereitung oft mühsam ist,
freuen wir uns, wenn wir feststellen können,
dass das Geübte plötzlich gelingt.
Wir trauen uns dann mehr zu, gewinnen
an Zuversicht und es gibt uns Sicherheit
und Freude, die wir dann meistens unbewusst
weitergeben. Wir erzählen anderen
stolz davon, denn wir wollen unsere
Freude teilen.
Ja, wir zeigen unsere Begeisterung und
stellen dabei fest, dass wir andere damit
anstecken können. Dies gibt uns das Gefühl
für Gemeinschaft und Freude zugleich.
Egal was wir also tun, wichtig ist, wie wir
es tun. Unsere Körpersprache wird ver-
raten, mit welchem Enthusiasmus wir bei
der Sache sind, das Auge unserer Zuhörer
wird es sehen. Somit sollten wir im-
mer hinterfragen, ob wir unsere Begeisterung
teilen wollen und können – aber
warum nicht?
Die MK Waidbruck bei der Marschmusikbewertung in Brixen 2017
4
KulturFenster
Das Thema
Blasmusik
Musizieren in einer Musikkapelle
bringt Lebensqualität
Karl Geroldinger: Wie sich das Blasmusikwesen zukunftsfähig gestalten lässt
Musikkapellen sind ebenso wie andere Vereine herausgefordert, Voraussetzungen zu
schaffen, dass die Mitglieder möglichst lange aktiv im Verein sein können (im Bild:
Musikkapelle Naturns).
Die Blasmusikszene in einer sich
verändernden Gesellschaft
Die Südtiroler Musikkapellen sind eine kultur-
und gesellschaftspolitische Größe geworden,
die für Erhaltung und Verbesserung
von Lebensqualität steht. Wir wissen
nicht zuletzt aus der Gehirnforschung, dass
aktiver Umgang mit Musik eine wertvolle
Förderung der Entwicklung der Persönlichkeit
von Menschen ist und daher schon in
frühester Jugend begonnen werden sollte.
Die musikalische Sensibilisierung weckt
schöpferische Kräfte und intellektuelle wie
emotionale Fähigkeiten, die dem Menschen
auch anderweitig zugutekommen, wie z.B.im
allgemeinen Lernverhalten oder in der Qualität
des eigenen Erlebens.
Betrachten wir die Blasorchester in Südtirol!
Hier beweist sich, dass Musizieren
Menschen jeden Alters verbindet und soziale
Unterschiede überwindet - es ist bekanntlich
selbst da noch wirksam, wo unsere
Sprache versagt. Musizieren wird sich
daher auch im nun geeinten, aber nach
wie vor im Aufbruch befi ndlichen Europa
über Sprachgrenzen hinwegsetzen und
zum positiven Ausdruck der Mobilisierung
unseres geistigen und kulturellen Kräftepotentials
werden. Neben aller Planung und
Finden die jungen Musikantinnen und Musikanten noch überhaupt genug Zeit zum
Üben, und wäre die Hilfe des Vereins bei der Zeitplanung notwendig?
Organisation wird dabei das gelebte Vorbild
ein wesentlicher Faktor für die Wirksamkeit
unserer Arbeit sein. Und tonangebend
sollte immer die Freude am Musizieren
sein, denn die Freude ist in allen Lebensbereichen
der entscheidende Auftakt, im Rahmen
von persönlich gesteckten Zielen das
Beste aus den vielfältigen Möglichkeiten im
Leben zu machen.
In diesem Sinn ist es klar, dass sich auch
eine auf Traditionspflege ausgerichtete Bewegung
wie der Südtiroler Blasmusikverband
stets weiterentwickeln muss, um Veränderungen
in der Gesellschaft so früh wie möglich
zu berücksichtigen und so für junge und
jung gebliebene Menschen attraktiv bleiben
zu können. Junge Menschen sind heutzutage
sehr selbstbestimmt und können aus
vielfältigen Möglichkeiten der Freizeitgestaltung
wählen. Sie wollen Entscheidungen mitgestalten
und sich aktiv einbringen.
In den meisten Musikkapellen gelingt dies
meiner Meinung nach Dank umsichtiger
Funktionäre sehr gut. Die Blasmusikszene
floriert – ich sehe ganz viele positive Aspekte.
Dennoch gibt es auch einige Themenbereiche,
die wir kritisch betrachten sollten:
Zeit zum Üben
Die Zeit zum regelmäßigen und ausreichend
langen Üben ist durch die Einführung
der 5-Tagewoche an Schulen in Bedrängnis
gekommen. Junge Musikanten müssen
sich, wollen sie vorwärts kommen, die Freizeit
nach der Schule sehr gut einteilen, damit
genügend Zeit zum Üben bleibt. Vielen
Eltern ist die Tragweite dieser organisatorischen
Änderung im Schulwesen noch nicht
bewusst. Ich denke, dass Funktionäre der
Musikkapelle dieses Thema mit den jungen
Musikanten ansprechen sollten und eventuell
bei der Erstellung des wöchentlichen
Übeplans behilflich sein könnten. Die nun
am Wochenende mehr zur Verfügung stehende
Zeit wird ja meist für andere Aktivitäten
verwendet.
Nr. 05 | Oktober 2017 5
Das Thema
Zur Person:
Karl Geroldinger war nach dem Trompetenstudium
am Bruckner-Konservatorium in Linz bis
1886 Trompetenlehrer an der Landesmusikschule
Schärding. Im Anschluss daran übernahm er die
Direktorenstelle an der Landesmusikschule Ried
und seit 1995 ist er als Direktor des Öberösterreichischen
Landesmusikschulwerkes tätig. Zudem
leitet er als Dirigent das Sinfonische Blasorchester
Ried und den Musikverein Enzenkirchen.
Jugend und Marschmusik
Musik in Bewegung ist für die Wahrnehmung
der Musikkapellen in der breiten Öffentlichkeit
ein wirksamer Faktor, schauen
und hören uns bei diesen Ausrückungen
doch wesentlich mehr Menschen zu als
bei unseren Konzerten. Gelegentlich habe
ich den Eindruck, dass für das Funktionieren
der einheitlichen Bewegungen bei
Marschproben viel Zeit investiert wird, für
ein gutes klangliches Ergebnis aber etwas
zu wenig. Man sollte vielleicht auch kritisch
überlegen, ob stundenlanges Marschieren
für die Entwicklung des Ansatzes sehr junger
Musiker nicht negative Auswirkungen
haben kann – Musikschullehrer berichten
immer wieder davon, dass in den Wochen
vor Marschwertungen die Leistungen der
Schüler eher stagnieren bis zurückgehen.
Familientaugliches Vereinsleben
Die Verweildauer von jungen hoffnungsvollen
Musikanten nimmt ab, d.h. Musiker
sind weniger lang beim Musikverein als früher.
Ich beobachte in Oberösterreich, wie
junge Väter und noch mehr junge Mütter
in Gewissenskonflikte kommen, wenn auch
von ihnen erwartet wird, dass sie bei jeder
Ausrückung dabei sind. Wie kann - oder
kann überhaupt - die Kinderbetreuung organisiert
werden, wenn beide Elternteile im
Verein aktiv sind?
Wir sollten uns ehrlich fragen, ob unser
Vereinsleben familientauglich ist! Dies
ist für die Zukunft von besonderer Bedeutung,
weil im Verhältnis mehr Mädchen ein
Instrument erlernen als Burschen. Ich bin
sicher, dass viele ehemalige aktive Musikantinnen
wegen Kinderbetreuung und Familie
nicht mehr aktiv musizieren. Es ist doch
schade, wenn einer langen Lernzeit in der
Musikschule nur eine kurze Aktivzeit folgt.
Karl Geroldinger
Über den Tellerrand schauen und
Kompetenzen von
Nachwuchskräften nutzen
Für eine Musikkapelle ist es sicherlich
nicht leicht hinzunehmen, dass gerade die
besten Jungmusiker terminlich nicht mehr
regelmäßig zur Verfügung stehen, wenn sie
auch anderweitig sich musikalisch betätigen.
Ich kann aber durch langjähriger Erfahrung
gestärkt den Kapellmeistern anraten,
die besonders begabten und engagierten
Jungmusiker nicht nur „ziehen“ zu lassen,
sondern sie aktiv zu ermuntern auch anderswo
Erfahrung zu machen – sie werden
dadurch in guter Verbindung mit dem
Verein bleiben und nach Möglichkeit bei
den Konzerten mitspielen, weil sie spüren,
dass sie willkommen sind, auch wenn sie
nicht jede Probe besuchen können. Dies
kann ich insbesondere auch nach 30 Jahren
Arbeit mit dem SBO-Ried bestätigen.
Ein großer Teil der heute aktiven Kapellmeister
und Funktionäre der Musikkapellen
unserer Region war einmal Mitglied im
SBO und nimmt die dabei gewonnen Eindrücke
und Erfahrungen in seine Arbeit als
Kapellmeister mit. Ich würde es sogar als
wichtige Aufgabe eines Kapellmeisters bezeichnen,
diese besonders guten Jungmusiker
zu animieren sich über die Ansprüche
der Musikkapelle hinaus zu entwickeln.
Die Mitwirkung im Südtiroler Jugendblasorchester,
in einer Jugendbrassband, in
einer Bigband,.... bringen für „hungrige“
Jungmusiker oft einen großen Motivationsschub
– ein innerer Antrieb, der täglich
stundenlanges Üben erst möglich macht.
Ich kenne viele Bläser und Schlagwerker in
den Berufsorchestern, die ihre Wurzeln in
der Blasmusik haben und dies auch stolz
erzählen. Die Vorbildwirkung dieser Profi s
auf die nächste Generation von Jungmusikern
ist nicht zu unterschätzen.
Es ist sicherlich eine besondere Herausforderung
für die Vereinsfunktionäre, ihre
jungen Musikanten nach ihren Potenzialen
zu fördern. Nur wenige werden Musik
studieren, aber möglichst viele sollten im
besten Fall ihr Leben lang mit Freude aktiv
musizieren und sich in den Verein einbringen.
Vielleicht hat ein junger Musiker,
der im Tutti gut mitspielt, sich aber solistischen
Aufgaben eher nicht gewachsen
sieht, großes Kommunikationstalent, das
zur guten Betreuung des Nachwuchses
bestens eingesetzt werden kann. Ein anderer
Jungmusiker hat kreative Ideen und
kümmert sich um die Website des Vereines,...
Jedenfalls gilt: Am besten fördert
man jemanden, wenn man ihn auch fordert!
Was ich damit sagen will, ist, dass
wir den jungen Musikanten ruhig etwas
zutrauen dürfen und ihnen die Möglichkeit
zur Mitgestaltung geben sollten, dann
ist die Chance auf langjährige aktive Mitarbeit
im Verein hoch.
Karl Geroldinger
Jungen Musikantinnen und Musikanten sollte man ruhig etwas zutrauen und deren
Kompetenzen nutzen (im Bild: Jugendkapelle der Bürgerkapelle Lana)
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KulturFenster
Aus Verband und Bezirken
Blasmusik
Abschied vom
Jungmusiker-Leistungsabzeichen
Das neue ÖBV-Leistungsabzeichen wird auch in Südtirol eingeführt.
Premiere für das Junior
Abzeichen - Pilotprojekt der
Fachgruppe Horn
Das Jungmusiker-Leistungsabzeichen wird zukünftig „ÖBV-Leistungsabzeichen“
heißen und für alle Altersgruppen offen sein – im Bild eine der letzten Verleihungen
der Jungmusikerleistungsabzeichen 2017 in Schlanders.
So dramatisch wie die Überschrift erscheint,
ist es zum Glück nicht. Mit den neuen
Richtlinien der Österreichischen Blasmusikjugend
hat sich für uns vorerst nur die Bezeichnung
geändert.
Die Jungmusikerabzeichen und Musiker-Leistungsabzeichen
haben in diesem
Zusammenhang die Bezeichnung „ÖBV-
Leistungsabzeichen“ erhalten. Somit ist die
Trennung der Altersgrenze weggefallen, da
es sich inhaltlich auch um dieselbe Prüfung
handelt. Auch wir sind bestrebt, uns den
neuen Richtlinien schrittweise anzupassen.
Da die Prüfungen in Österreich zum Großteil
an den Musikschulen abgenommen werden,
ergibt sich für uns im VSM eine völlig neue
Situation für die Rahmenbedingen der Prüfungen,
die wir nur in enger Zusammenarbeit
mit den Musikschulen unseres Landes
umsetzen können. Gespräche hierzu wurden
bereits geführt und es ist allen Beteili-
gten klar, dass hierzu noch viel Fragen geklärt
werden müssen, und zwar gemeinsam
mit den Fachgruppen, den Direktorinnen
und Direktoren der einzelnen Musikschulen
bis hin zur politischen Ebene. Änderungen,
die für die Prüfungen 2018 zur Anwendung
kommen, werden in nächster Zukunft mit
Rundschreiben und Newsletter mitgeteilt
und auf unserer Homepage veröffentlicht.
Die Prüfungen wurden wie in den letzten
Jahren im Laufe des Schuljahres im März
und Juni in Bruneck, Klausen, Eppan, Lana,
Schlanders und Auer abgenommen. Zudem
gab es die Möglichkeit, bei zwei Jungbläserwochen
die Prüfungen in Bronze abzulegen.
Insgesamt wurde 474mal das
Leistungsabzeichen in Bronze, 160mal in
Silber und 37mal in Gold verliehen. An dieser
Stelle möchte ich nochmals allen, die
das Leistungsabzeichen erworben haben,
herzlich gratulieren.
Die Einführung des Junior-Abzeichens
ist
ein lange gehegter
Wunsch der Fachgruppe
Jugend im
VSM. Ziel des Junior-
Abzeichens ist es, die
Spielfreude der Kinder
auf ihrem Instrument zu
wecken, zu fördern und zu erhalten sowie
Freude am Musizieren zu vermitteln.
Die Prüfung, die erstmals als Pilotprojekt
der Fachgruppe Horn an den Musikschulen
durchgeführt wurde, hat bereits bei der
ersten Auflage großen Zuspruch erhalten,
und so haben sich im vergangenen Schuljahr
28 Kandidatinnen und Kandidaten für
das Junior- Abzeichen angemeldet. Die
Prüfungen wurden an den Musikschulen
Deutschnofen, Ritten, Auer, Eppan, St. Leonhard,
Klausen und Brixen durchgeführt.
Die Verleihung der Urkunden und Abzeichen
erfolgten am 2. Juni im Rahmen der
Verleihungen der Bronze- und Silber-Urkunden.
Herzlich bedanken möchte ich
mich bei allen Beteiligten, im Besonderen
aber bei der Fachgruppe Horn mit ihrem
Fachberater Manfred Messner, die dieses
Projekt beispielhaft umgesetzt hat.
Meinhard Windisch
VSM-Verbandsjugendleiter
Prüfungstermine der Leistungsabzeichen 2018
Termin Stufe Ort/e
Sa, 17. März 2018 Bronze Silber Musikschule Bruneck
Sa, 17. März 2018 Bronze Silber Gold Musikschule Auer
Sa. 02. Juni 2018 Bronze Silber Musikschulen Schlanders, Lana, Eppan, Bruneck, Klausen
So. 10 Juni 2018 Gold Musikschule Auer
Juli 2018 Bronze Jungbläserwoche
Nr. 05 | Oktober 2017 7
Aus Verband und Bezirken
Funktionärsausbildung neu
organisiert
Neues Konzept für 2018-2020
Verbandsobmann Pepi Fauster und Verbandsjugendleiter Meinhard Windisch, die Leiter
der Seminare für Führungskräfte und Jugendleiter, schlugen für eine neu organisierte
Aus- und Weiterbildung folgende Ziele vor:
a) das neue Konzept soll auf drei Jahre angelegt sein
b) gleiche Themen und Inhalte (Module) müssen in einem Jahr nicht doppelt und
dreifach angeboten werden
c) Überschneidungen sollen vermieden werden
d) einzelne Module sollen auf das ganze Land (in allen Bezirken) verteilt werden
e) die Bezirke bringen sich aktiv in dieses neue Ausbildungskonzept ein
f) Kosten sollen gespart werden
Verbandsobmann Pepi Fauster und
seine Mitarbeiter im VSM-Vorstand
starten mit einer neuen Form der
Funktionärsausbildung.
Die Aus- und Weiterbildung der Funktionäre
der Musikkapellen ist seit vielen
Jahren neben der Bläser- und Kapellmeisterausbildung
ein wichtiges Anliegen der
Landesleitung und der sechs Bezirke des
Verbandes Südtiroler Musikkapellen. Viele
Tagungen und Workshops wurden bisher
für Obleute, Jugendleiter, Schriftführer,
Kassiere, … organisiert. Manchmal auch
zu viele, wie man von einigen Mitgliedern
aus den Kapellen zu hören bekam. Und
dazu noch das Seminar für Führungskräfte
und das Seminar für Jugendleiter, welche
für die Teilnehmer einen ziemlich großen
Zeitaufwand voraussetzten! Da braucht es
Änderungen!
Auf Grund verschiedener Rückmeldungen
von Musikkapellen und sehr
unterschiedlichen Teilnehmerzahlen hat
sich der Verbandsvorstand entschieden,
ein neues Konzept der Funktionärsausbildung
zu entwickeln. Dabei ging es nicht
darum, große Korrekturen bei den Inhalten,
sondern hauptsächlich in der Organisation
und Verteilung der einzelnen Themen
und Schwerpunkte vorzunehmen.
Im neuen Konzept wurden zunächst bereichsübergeifende Module festgelegt. Das sind
solche Angebote, welche verschiedenen Funktionären, also Obleuten, Kapellmeistern,
Jugendleitern, Stabführern, Ausschussmitgliedern, … für ihre Arbeit in der Musikkapelle
ganz besonders nützlich sind:
Modul Titel Zeit in Std.
A Der VSM: Geschichte, Struktur, Bereiche, Tätigkeiten, … 2
B Die Musikkapelle als Verein: Ehrenamt, Statuten, Organigramme, … 2
C VSM-Office allgemein 3
D Jahres- und Projektplanung in der Musikkapelle 3
E Musikalisch-fachliche Aspekte der Vereinsarbeit 3
F Jugendarbeit in einer Musikkapelle 3
G Das Konservatorium und die Musikschulen als Partner 2
H Führen - Leiten - Teamarbeit 3
I Sich und andere motivieren 3
J Konfliktlösung - Kommunikation 3
K Vereinsrecht, Haftung und Versicherungsschutz 3
L Presse- und Öffentlichkeitsarbeit 3
M Rhetorik: Begrüßung - Die gute Rede - Moderation 3
N Sitzungen und Versammlungen effizient führen 3
O Alkohol- und Suchtprävention 2
P Lampenfieber 2
Q Trachten: Historisches, Identität, Bild, Besonderheiten 3
total 46 Std.
Wie lässt sich die Funktionärsausbildung im VSM zeitlich optimal und zielgerichtet
anbieten? Diese Frage will der Verband mit einem neuen Konzept beantworten.
8
KulturFenster
Blasmusik
Neben diesen Themen bekommen die einzelnen Bereiche noch fachgruppenspezifische
Module dazu. Diese sind dann entweder nur für Obleute, für Kapellmeister, für Jugendleiter
oder für Stabführer und deren Stellvertreter vorgesehen und runden die jeweiligen
Ausbildungsanforderungen ab. Zu ihnen gehören:
Module für Führungskräfte
Modul Titel Zeit in Std.
AF Führungskraft im Verein sein 3
BF Vereinsführung wie Unternehmensführung? 3
CF Projektplanung - Veranstaltungsmanagement - Sponsoring 3
DF Volontariat und Steuerrecht 3
EF Kassengebarung und Finanzplanung 2
GF VSM-Office-Kassaführung 3
HF Konzertsprecher: Rhetorik - Inhalt - Präsentation 3
IF Chronik verfassen 3
JF Nützliche Tipps beim Warten von Instrumenten 3
Module für Kapellmeister
total 26 Std.
Modul Titel Zeit in Std.
AK Die Rolle des Kapellmeisters in der Musikkapelle 3
BK Wertvolle BLO-Literatur 3
CK Musizieren im liturgischen Jahreskreis 3
DK Ensemblespiel in der Musikkapelle 3
Module für Jugendleiter
total 12 Std.
Modul Titel Zeit in Std.
AJ Die Rolle des Jugendleiters in der Musikkapelle 3
BJ Entwicklungspsychologie: Jugendliche zwischen 10 - 18 Jahren 2
CJ Besondere Projekte für Jugendliche 3
DJ Das Üben lehren und lernen - Neue Unterrichtsformen 3
EJ Praktische Arbeit mit einem Vorstufenorchester 3
FJ Leichte Literatur für JBLO und Ensembles 3
GJ Klassenmusizieren 2
HJ Grundzüge des Dirigierens (Schnuppern) 3
IJ Probendynamik und Motivation 3
JJ Kennenlernen - Lernsiuationen - Kommunikation 2
KJ Musik und Bewegung im Jugendblasorchester 2
LJ Der VSM und der ÖBV als dessen Partner 2
MJ Präsentation der Arbeiten 3
NJ Feedback der Seminararbeiten 3
Module für Stabführer
total 29 Std.
Modul Titel Zeit in Std.
Ast Die Rolle des Stabführers in der Musikkapelle 3
BSt Vom Marschieren bis zur Show 3
total 6 Std.
Die neue Kursorganisation sieht nun folgende
Regelungen vor (einige Auszüge
daraus):
a) Viele dieser Module, aber ganz besonders
alle bereichsübergreifenden,
werden in den kommenden 3 Jahren
geografisch je einmal für die Bezirke
im Osten (Bruneck, Sterzing, Brixen)
und je einmal für die Bezirke im Westen
(Bozen, Meran, Schlanders) angeboten.
b) Die Module können auch einzeln besucht
werden.
c) Zudem gibt es - so wie bisher - für
sehr Fortbildungswillige je ein GE-
SAMTPAKET an Modulen für den
Abschluss zum geprüften Vereinsfunktionär
bzw. zum geprüften Jugendleiter
(Ausbildung mit Zertifikat)
d) Auch MINI-Versionen mit ca. der
Hälfte der Module/Stunden sind vorgesehen.
e) Sollten Module schon in einer anderen
anerkannten Bildungseinrichtung
absolviert worden sein, werden sie als
Bildungsguthaben angerechnet.
Nicht enthalten in diesen Modulen sind
die spezielle Kapellmeister- und Stabführerausbildung
und Themen wie Dirigieren,
Harmonielehre oder die Zeichengebung
des Stabführes usw… Die dort dazugehörenden
Themenbereiche stellen ein eigenes
Ausbildungskonzept dar.
Das neue Konzept wird in den nächsten
Wochen ausführlich in einer eigenen Broschüre
bekannt gegeben und im Laufe
der nächsten Monate in den einzelnen
Fachgruppen und Bezirken vorgestellt.
Es tritt ab Jänner 2018 in Kraft.
Ziel dieser Neuorganisation soll sein,
dass Verantwortungsträger in den Musikkapellen
- je nach den eigenen zeitlichen
Ressourcen und Möglichkeiten -
Aus- und Weiterbildungsangebote noch
besser und gezielter auswählen können
und durch diese Bildungsschritte gerüstet
auf die Anforderungen im Verein reagieren
und agieren können, um in der täglichen
Arbeit noch mehr Motivation und
Sicherheit zu erlangen. Wenn zudem dadurch
noch Freude am Leiten eines Vereines
entsteht und junge Leute sich Führungsaufgaben
zutrauen, dann hat dieses
Ausbildungskonzept reiche Früchte getragen.
Ich hoffe, dass möglichst viele davon
Gebrauch machen!
Pepi Fauster, Verbandsobmann
Nr. 05 | Oktober 2017 9
Aus Verband und Bezirken
22. Bezirksmusikfest im Pustertal
Ein Fest der Blasmusik trotz Donner und Blitz
Gemeinschaftskonzert der Musikkapellen Toblach und Villnöß
Am ersten Augustwochenende fand das 22.
Bezirksmusikfest der Pustertaler Musikkapellen
statt. Nach 25 Jahren waren wiederum
die Gemeinde und die Musikkapelle
von Toblach Gastgeber dieses Festes der
Musik, der Kultur und der Tradition. Wegen
des Unwetters am Samstagabend und
des Regens am Sonntagnachmittag mussten
das Festprogramm geändert und die
Marschmusikbewertung abgesagt werden.
Musikalisch wurde das Bezirksmusikfest
bereits am 30. Juli mit dem beeindruckenden
Gemeinschaftskonzert der Musikkapellen
von Toblach und Villnöß unter
der Leitung von Sigisbert Mutschlechner
und Hans Pircher eröffnet.
Dank der akribischen Vorbereitung
durch den Bezirksausschuss rund um
Bezirksobmann Johann Hilber und des
großartigen Engagements der Musikkapelle
Toblach sowie der vielen freiwilligen
Helferinnen und Helfer in Zusammenarbeit
mit der Gemeindeverwaltung
und der Verwaltung des Kulturzentrums
Grand Hotel Toblach wurde das darauf
folgende Festwochenende trotz der witterungsbedingten
Einschränkungen zu
einem „Fest der Blasmusik“, ganz nach
dem Motto des Verbandes Südtiroler Musikkapellen
(VSM): „Blasmusik vereint!“
Am Samstagnachmittag eröffneten die
Musikkapellen von Dietenheim/Aufhofen
und Pfunders sowie die Pfarrmusik Olang
und der Trachtenmusikverein St. Ulrich im
Greith (Steiermark) das Bezirksmusikfest
mit einem Sternmarsch und dem gemeinsam
gespielten Heimatland-Marsch von
Sepp Thaler. „Es ist ein Fest der Musik,
der Kultur und der Tradition“, freute sich
Bürgermeister Guido Bocher. Neben den
Kurzkonzerten verschiedener Musikkapellen
begeisterten im Gustav-Mahler-Saal die
eigens zu diesem Fest zusammengestellten
Jugendkapellen der 4 Unterbezirke
des Pustertals und die Bezirksseniorenkapelle
das Publikum. Das Unterhaltungsprogramm
im Festzelt am Samstagabend
musste wegen Unwetters teilweise gestri-
Kurzkonzerte im Freien (im Bild die MK Enneberg)
...und im Gustav-Mahler-Saal (im Bild die Bezirksseniorenkapelle)
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KulturFenster
Blasmusik
Sternmarsch und Eröffnung des Bezirksmusikfestes am Samstagnachmittag
Sternmarsch und Empfang der VSM-
Fahne am Sonntagvormittag
Die Ehrengäste beim Festakt
Bezirksobmann Johann Hilber
Der Festwagen mit der VSM-Lyra beim
Festumzug
Landesrat Philipp Achammer
chen werden. Weil das Festzelt daraufhin
auch am Sonntag nicht mehr zur Verfügung
stand, haben die Musikkapelle Toblach
und viele freiwillige Helferinnen und
Helfer über Nacht fast Unmögliches geleistet
und kurzerhand logistische Alternativen
für die gastronomische Verpflegung
der teilnehmenden Musikkapellen
und des Publikums geschaffen.
Mit einem Sternmarsch der Musikkapellen
von Vierschach/Winnebach, Lappach,
St. Jakob in Defreggental und Niederdorf
wurde am Sonntagmorgen der
Festgottesdienst eröffnet. Dieser wurde
von Pfarrer Josef Gschnitzer zelebriert
und von der Musikkapelle St. Georgen unter
der Leitung von Thomas Kiniger musikalisch
gestaltet. Beim anschließenden
Festakt bedankte sich Bezirksobmann
Johann Hilber bei den Gastgebern und
den Musikkapellen, die zum guten Gelingen
des Bezirksmusikfestes beigetragen
und einmal mehr bewiesen haben,
dass „die Musik über Generationen und
Grenzen hinweg verbindet“. Bürgermeister
Guido Bocher, Kulturlandesrat Philipp
Achammer und Familienlandesrätin
Waltraud Deeg, Andreas Berger, der Vizeobmann
des Tiroler Blasmusikverbandes,
und VSM-Obmann Pepi Fauster hoben
in ihren Grußworten die wertvolle Arbeit
der Musikkapellen im Allgemeinen und
ihre ehrenamtliche Tätigkeit im Besonderen
hervor und dankten dem Bezirksvorstand
für die hervorragende Organisation
des Festes.
Bei strahlendem Sonnenschein präsentierten
sich anschließend die Musikkapellen
im großen Festumzug hin zum Grand
Hotel. Dort bot sich dem Zuschauer ein
beeindruckendes Erlebnis für Auge und
Ohr, als rund 2000 Musikantinnen und
Musikanten gemeinsam den Heimatland-
Marsch von Sepp Thaler, die Uraufführung
des Marsches „Pustertaler Musikantengruß“
von Sigisbert Mutschlechner und
die Tiroler Landeshymne spielten.
Weil kurz nach Mittag wieder heftiger
Regen einsetzte, mussten die Kurzkonzerte
im Freien und die geplante Marschmusikbewertung
abgesagt werden. Mit
Kurzkonzerten im Saal, einer „improvisierten“
Böhmischen im Spiegelsaal und
dem musikalischen Ausklang mit der
urigen Showband „Die 3 Verschärft‘n“
fand das Bezirksmusikfest seinen krönenden
Abschluss.
Stephan Niederegger
Nr. 05 | Oktober 2017 11
Aus Verband und Bezirken
... einige Eindrücke aus Toblach
Pfarrer Josef Gschnitzer zelebrierte den feierlichen Festgottesdienst am Musikpavillon
Die MK St. Georgen unter der
Leitung von Thomas Kiniger hat den
Festgottesdienst und den anschließenden
Festakt musikalisch gestaltet.
Der Festumzug bei herrlichem
Sommerwetter (im Bild die MK Toblach)
Die Musikkapellen von Winnebach
und Vierschach präsentierten sich
gemeinsam beim Festumzug.
Die Ehrentribüne beim Festumzug
Die Stabführer der Musikkapellen
mit Bezirksstabführer Hansjörg
Algrang (Bildmitte), die sich auf die
Marschbewertung vorbereitet haben.
Musikanten der MK Toblach formierten
sich zu einer „improvisierten“ Böhmischen
und sorgten für entsprechende
Unterhaltung im Spiegelsaal.
Verbandskapellmeister Sigisbert Mutschlechner dirigierte die „Pustertaler
Klangwolke“ zur Uraufführung seines eigens zu diesem Anlass komponierten
Marsches „Pustertaler Musikantengruß“.
Bezirksstabführer Hansjörg Algrang
hatte ein akribisches Auge auf den genauen
Ablauf der Aufmärsche und des
Festumzuges.
Unterhaltungsabend mit der
renommierten Bläserformation
„Vierablech“ unter der Leitung von
Martin Scharnagl
Die urige Showband „Die 3 Verschärft‘n“
gestalteten den unterhaltsamen
Abschluss des Bezirksmusikfestes in
Toblach.
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KulturFenster
Blasmusik
Erlebnisreiche Tage in
musikalischer Gemeinschaft
DABEI
7. Auflage der Jungbläsertage St. Johann
VSM-Südtiroler
Blasmusiktage
in Meran
28.10.2017
Die Musik stand bei der Jungbläserwoche in St. Johann neben anderen Aktivitäten
eindeutig im Mittelpunkt.
Die Tage vom 8. bis zum 12. August standen
ganz im Zeichen jugendlichen Elans, der Gemeinschaft
und der musikalischen Vielfalt.
83 Teilnehmer, vorwiegend aus dem Tauferer
Ahrntal, legten dabei nicht nur ihr musikalisches
Können an den Tag.
Unter der Leitung von 12 Lehrkräften aus
ganz Südtirol wurde sowohl im Ensemble
als auch im Gesamtorchester musiziert. In
Teilproben und Vollproben mit viel Detailarbeit
nahmen Schüler und Lehrer das anspruchsvolle
Programm, das es zu erarbeiten
galt, in Angriff. Das Marschieren in der
Gruppe mit Stabführer Helmuth Gasteiger
stellte einen weiteren Eckpfeiler dar. Neben
den intensiven Proben wurden von fleißigen
Helfern Tag für Tag auch abwechslungsreiche
Freizeitaktivitäten organisiert, wie
etwa ein Spielnachmittag, bei dem Schüler
wie Lehrer im Team ihre sportlichen Fähigkeiten
unter Beweis stellen konnten. 11
Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die be-
reits im Besitz des Jungmusiker-Leistungsabzeichens
in Bronze waren, absolvierten
ein zusätzliches Programm: Ihnen wurden
von Bezirksjugendleiter Matthias Kirchler
sowie Verbandskapellmeister Sigisbert Mutschlechner
die Aufgaben des Jugendleiters,
des Stabführers und des Kapellmeisters in
kurzen Schnupperkursen nähergebracht.
Am darauffolgenden Samstag brachten
die jungen Protagonisten beim Abschlusskonzert
im Rahmen des Musikfestes das
Gelernte dem zahlreichen Publikum näher.
Einige der „Bronzeschüler“ konnten dabei
als Stabführer bei der Marschiershow oder
beim Dirigieren eines Chorals ein erstes Mal
das große Rampenlicht genießen.
Dank der tollen Organisation, des kompetenten
Lehrerteams, der motivierten Schüler
und der vielen fleißigen Helfer wurde die
mittlerweile zur Tradition gewordene Woche
wiederum zum Erfolg.
Lukas Künig
• Eröffnung Blasmusiktage –
Kurhaus
• Podiumsdiskussion
“Blasmusik in Südtirol …“
Pavillon des Fleurs
• Werkstatt-Konzert mit der
BK St.Michael-Eppan
• Galakonzert des BBLO
Meran mit Verleihung des
Südtiroler Blasmusikpreises
http://www.vsm.bz.it/2017/09/11/
suedtiroler-blasmusiktage-2017-2/
Beim Abschlusskonzert konnten einige Kursteilnehmer/innen ihre Fähigkeit beim
Dirigieren unter Beweis stellen.
vsm.bz.it
Nr. 05 | Oktober 2017 13
Aus Verband und Bezirken
1. Gsieser Jungbläsertage
75 Jugendliche aus dem oberen Pustertal probten in St. Martin-Gsies
Die Freude am Musizieren und am gemeinsamen Spiel war auch bei den ersten Gsieser Jungbläsertagen zu sehen … und zu hören.
Mitte August waren die Grundschule, das Vereinshaus,
das Probelokal der Musikkapelle
und das Widum für eine Woche ganz in jugendlicher
Hand: 75 junge Musikantinnen
und Musikanten aus dem Gsiesertal und dem
oberen Pustertal nahmen an den ersten Jungbläsertagen
in Gsies teil.
Täglich von 8.30 Uhr bis 16.30 Uhr wurden
die Jungmusikanten von einem fachkundigen
Lehrerteam unter der musikalischen
Leitung von Matthias Kirchler und der organisatorischen
Leitung von Elias Lamp betreut:
Sarah Hintner (Flöte), Stefanie Watschinger
und Georg Lanz (Klarinette), Lisa
Klocker (Saxofon), Felix Außerhofer (Horn),
Markus Erlacher und Viktoria Dorfmann
(hohes Blech), Thomas Baur und Andreas
Gasteiger (tiefes Blech) und Matthias Kirchler
und Simon Burger (Schlagzeug). Stabführer
Matthias Hintner leitete die Marschierproben.
Um das Mittagessen und die Freizeitaktivitäten
kümmerten sich viele fl eißige
Helferinnen und Helfer.
Das Kursprinzip lehnte sich an die bereits
bewährten Jungbläsertage in Bruneck
und St. Johann an. Wegen der jährlich steigenden
Anmeldungen und der doch für einige
zu großen Entfernungen entstand die
Idee einer zusätzlichen musikalischen Sommerwoche
vor Ort für das Einzugsgebiet des
oberen Pustertals, um dadurch auch die
beiden anderen Kurswochen im Pustertal
zu entlasten. Das Ergebnis gibt den Verantwortlichen
recht.
Für die örtliche Musikkapelle sei die Organisation
einer solchen Kurswoche eine große
Herausforderung, bestätigt Elias Lamp, der
Jugendleiter der Pater Haspinger Musikkapelle.
Die gute Zusammenarbeit mit der Musikkapelle
St. Johann und deren Kapellmeister
Matthias Kirchler, seines Zeichens auch
Bezirksjugendleiter, sei dabei eine große
Hilfe gewesen, bedankte er sich.
Zum Abschluss sind die Jungmusikanten
zur Interessentschaftshütte in St. Martin in
Gsies aufmarschiert und haben beim Abschlusskonzert
gezeigt, was sie in diesen 6
Tagen gelernt hatten. Anschließend sorgte
die Jungböhmische Pichl für den gemütlichen
Ausklang.
Stephan Niederegger
DABEI
09.–11.11.2017
4. Südtiroler
Dirigentenwerkstatt
Musikschule Klausen und
Probelokal der MK Villnöß
www.vsm.bz.it/2017/09/11/4-suedtiroler-dirigentenwerkstatt
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KulturFenster
Blasmusik International
Blasmusik
Euregio-Jugendblasorchester 2017
Das Auswahlorchester des Tiroler, Südtiroler und Trentiner Blasmusikverbandes
gastierte in Riva del Garda, Toblach und Innsbruck
Das Euregio-Jugendblasorchester ist gewissermaßen der musikalische Teil der
Europaregion Tirol. (Weitere Bilder unter: euregio.pictureprocutions.eu)
Das Euregio-Jugendblasorchester ist ein
Auswahlorchester des Tiroler, Südtiroler
und Trentiner Blasmusikverbandes und
wurde 2015 gegründet. Nach dem riesigen
Erfolg im ersten Jahr war es ein Anliegen
der drei Landeshauptleute Günther Platter,
Ugo Rossi und Arno Kompatscher, dass das
Projekt fortgesetzt wird.
Jeder Verband hatte schon seit vielen
Jahren eigene Jugendorchesterprojekte.
Nach der Gründung der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino
wurde bewusst in die
drei Schlüsselbereiche für die Entwicklung
der Gesellschaft – Kultur, Bildung und Forschung
– investiert. Die Bestrebungen wurden
daher im Bereich Musik auf ein gemeinsames
Orchester ausgerichtet. Junge
Menschen aus allen drei Landesteilen kommen
zusammen, um gemeinsam zu musizieren
und ein Konzertprogramm zu erarbeiten.
Dieses Vorzeigeprojekt soll die
Verständigung der zukünftigen Generationen
untereinander fördern. Mittlerweile
gab das Orchester 2016 drei Konzerte
und im Jahr 2017 insgesamt 4 Konzerte.
2016 und 2017 wurde dem Orchester
ein Sommer-Camp angeschlossen, bei
dem intensiv geprobt und ein abwechslungsreiches
Programm erarbeitet wurde.
Nach den Konzerten in Toblach und Riva
del Garda gastierte das Orchester bei den
Innsbrucker Promenadenkonzerten. Das
Ziel dieser Konzerte ist es, gemeinsame
Werte und Traditionen, die uns auf hohem
musikalischen Niveau verbinden, neu zu
entdecken, um eine gemeinsame Zukunft
zu gestalten.
Und so gastierte das Orchester zunächst
im Rahmen des RIVA MUSIC FE-
STIVAL am 28. Juli, im Gustav Mahler Saal
in Toblach am 29. Juli sowie am Sonntag,
30. Juli, bei den Innsbrucker Promenadenkonzerten.
Die Innsbrucker Promenadenkonzerte,
die davon leben, dass Musik eine internationale
Sprache ist, die alle Grenzen überwindet
und selbst keine Grenzen kennt,
unterstützen mit Begeisterung diese Initiative,
die stark geprägt ist von den drei Dirigenten
Wolfram Rosenberger, dem Direktor
der Musikschule Innsbruck, Meinhard
Windisch, dem Landesjugendreferenten
des Südtiroler Blasmusikverbandes, und
Franco Puliafito, dem Dirigenten des Trentiner
Verbandes. Weiters stehen die jeweiligen
Blasmusikverbände mit Pepi Fauster,
Renzo Braus und Elmar Juen hinter diesem
Projekt.
Die von den drei Dirigenten geleiteten
Konzerte riefen wiederum große Begeisterung
beim Publikum hervor, das sich mit
Standing Ovations bedankte. Voraussetzung
war zweifelsfrei wiederum das interessante
Programm, das die Musizierenden und Zuhörenden
zum Abschluss der Konzertreihe
noch einmal von der Renaissance bis in
die Gegenwart führte und von der Unterhaltungsmusik
zur Kunstmusik eine Brücke
baute. Werke von Dimitri Schostakowitsch
waren im Programm dabei ebenso
zu hören wie von Tielmann Susato, Gaetano
Donizetti, Carl Michael Zieherer , Hannes
Finatzer, Percy Aldridge Grainger, Hardy
Mertens und Arturo Márquez.
Wolfram Rosenberger
Nr. 05 | Oktober 2017 15
Blasmusik International
Exzellente Kammermusik der
Österreichischen Blasmusikjugend
Oboistin Julia Horrer aus Schlanders mit dabei
Kammermusik in all ihren
Facetten
Leuchtende Augen junger Musikerinnen und
Musiker, außergewöhnliches musisches
Geschick, fesselndes Zusammenspiel im
Ensemble und die gemeinsame Begeisterung
zum Musizieren waren die Zutaten für
zwei beeindruckende Konzerte des „Kammermusikensembles
der Österreichischen
Blasmusikjugend“, das unter der künstlerisch-musikalischen
Leitung von Matthias
Schorn (Soloklarinettist der Wiener Philharmoniker)
stand. Neben dem tosenden
Beifall des Publikums erlangten die jungen
Instrumentalistinnen und Instrumentalisten
im Rahmen des Kammermusikprojektes musikalische
Fertigkeiten, die über das Studium-Curriculum
hinausreichen.
Das „Kammermusikprojekt der Österreichischen
Blasmusikjugend“ wurde heuer
bereits zum zweiten Mal ausgetragen; es
ist eine Plattform für herausragende Musikerinnen
und Musiker sowie Studierende
der österreichischen Musikuniversitäten,
die in kammermusikalischer Besetzung
dementsprechende Literatur interpretieren.
Im Zuge einer einwöchigen Probenphase
erarbeitete der Hauptdozent
Matthias Schorn mit 14 ausgewählten Musikerinnen
und Musikern ein anspruchsvolles
Programm im stimmigen Ambiente
der Carinthischen Musikakademie Stift Ossiach.
Mit welcher Leidenschaft und Hingabe
zur Musik Schorn das Ensemble für
die ausgewählte Kammermusikliteratur begeistern
und entzünden konnte, war vom
ersten gespielten Ton an regelrecht spürbar.
Ergebnis einer intensiven Probenzeit
waren zwei Konzerte, im Zuge derer das
erarbeitete Repertoire dem interessierten
Publikum präsentiert wurde.
Besonders anspruchsvoll gestaltete
sich das Konzertprogramm, das Mozarts
„Gran Partita“ und Dvoráks „Bläserserenade“
umfasste. Dementsprechend beeindruckt
waren die Zuhörerinnen und
Zuhörer der beiden Konzerte von den musikalisch
ausgearbeiteten Feinheiten und
dem stimmigen Zusammenspiel des Ensembles.
Seine Premiere feierte das Kammermusikensemble
im Barocksaal der Carinthischen
Musikakademie Stift Ossiach
am 10. August, worauf einen Tag später
ein weiteres Konzert in der Frauenkirche
Bischofshofen im Zuge des Festspielsommers
folgte.
Mit tosendem Beifall und Standing Ovations
zeigte sich das Publikum sichtlich
beeindruckt und berührt von den beiden
Konzerten. Wer den feinen Klängen künftig
gerne lauschen möchte, hat am Samstag,
28. Oktober 2017, erneut die Möglichkeit.
Da wird das Kammermusikensemble
im Zuge der Preisverleihung des „zweiten
internationalen Jugendblasorchester-Wettbewerbes
der Kategorie Superior Jugendblasorchester“
das Linzer Brucknerhaus
klanglich füllen.
Österreichische Blasmusikjugend
Die Oboistin Julia Horrer aus Schlanders hat an diesem exzellenten Musikprojekt
teilgenommen. Sie schildert ihre persönlichen Eindrücke folgendermaßen:
Das Kammermusikprojekt der Österreichischen Blasmusikjugend unter der Leitung
von Matthias Schorn war ein einmaliges Erlebnis für mich! Die Leidenschaft zur Musik
war bereits vom ersten Ton an spürbar. Tolle Musiker, ein sehr inspirierender Dozent,
tolle Werke, eine wunderschöne Probenkulisse im Stift Ossiach und zwei unvergessliche
Konzerte in Ossiach und Bischofshofen machten das Ganze zu etwas
Besonderem. Mit sehr viel Energie, Begeisterung und Liebe zur Musik hat uns unser
Animator, wie sich Matthias Schorn immer genannt hat, durch das Projekt begleitet.
Gänsehaut beim Musizieren und neue Freundschaften waren und sind das Ergebnis
einer wirklich sehr berührenden Woche!
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KulturFenster
Zur Person
Blasmusik
Verdienstmedaille des Landes
Tirol für Manfred Horrer
Ein aufrichtiges „Danke“ und herzliche Gratulation
Am vergangenen Hochunserfrauentag, 15.August
2017, erhielt Manfred Horrer, Blasmusikfunktionär
aus Schlanders, aus den
Händen der Landeshauptleute Arno Kompatscher
und Günther Platter für seine großen
Verdienste um die Blasmusik die Verdienstmedaille
des Landes Tirol.
Manfred trat 1977 mit dem Instrument
Tenorhorn in die Bürgerkapelle Schlanders
ein, welches er heute noch spielt, und er ist
somit 40 Jahre lang deren aktiver Musikant.
Seit 1984 – also 33 Jahre – gehört er dem
Ausschuss der BK Schlanders an und hat
sich von den Mitgliedern bis ganz an die
Spitze, zum Obmann, wählen lassen. Diese
Aufgabe führt er nun 23 Jahre lang ununterbrochen
mit viel Einsatz und Fleiß aus.
1992 wurde er in den Bezirksausschuss
Schlanders gewählt, bekleidete dort zunächst
das Amt des Schriftführers und Kassiers,
bis er im Jahre 2001 zum Bezirksobmann
bestellt wurde und dort seitdem viel
Schwung und Qualität in die Vinschger Musikkapellen
bringt. Insgesamt ist er nun 25
Jahre lang aktives Mitglied im Bezirksausschuss
und 16 Jahre lang Bezirksobmann.
Als Bezirksobmann wurde Manfred auch
zugleich Mitglied im Vorstand des Verbandes
der Südtiroler Musikkapellen, an deren Sitzungen
und Treffen er sehr fleißig und engagiert
teilnimmt. Seine Kompetenzen im
Bereich der Blasmusik und in ihrem weiten
Umfeld sind sehr umfangreich, seine
Ideen und Konzepte wohl durchdacht und
zukunftsorientiert.
Manfred Horrer (Mitte) bei der Verleihung der Verdienstmedaille des Landes Tirol
mit Landeshauptmann Arno Kompatscher (rechts) und dessen Tiroler Amtskollegen
Günther Platter
Ein besonderes Anliegen sind dem Geehrten
die kleinen Musikkapellen seines Bezirkes
und deren Erhaltung. Deshalb übt
er seit 22 Jahren zusätzlich das Amt des
Kapellmeisters aus, zuerst in Goldrain/Morter,
dann in Tarsch, in Martell und nun in
Glurns. Neben diesen musikalischen Aufgaben
betätigte sich Manfred ehrenamtlich
viele Jahre im KVW, im Sportverein, im
Katholischen Männerbund, im Männergesangsverein
…
Der Vorstand des VSM gratuliert Manfred
Horrer sehr herzlich zur Verleihung der
Verdienstmedaille und bedankt sich ganz
aufrichtig für die vielen verdienstvollen Tätigkeiten
und den enormen Einsatz für die
Musikkapellen. Er wünscht seinem Vorstandsmitglied
im Namen aller Musikkameraden
viel Glück und Segen für die weiteren
Jahrzehnte und ganz besonders Gesundheit
und Freude an der Musik.
Pepi Fauster, Verbandsobmann
KulturFenster
Redaktion KulturFenster
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Nr. 05 | Oktober 2017 17
Werke im Blickpunkt
„Peterloo Overture“ von
Malcolm Arnold
Tongemälde eines geschichtlichen Ereignisses
In dieser Ausgabe präsentiert Michael Vikoler,
Bezirkskapellmeister des VSM-Bezirkes
Bozen und Kapellmeister der Musikkapelle
Völs am Schlern, ein besonderes
Tongemälde.
Der Komponist
Malcolm Arnold
Sir Malcom Henry Arnold, geboren am
21. Oktober 1921 in Northampton, studierte
am Royal College of Music in London
Komposition bei Gordon Jacob und Trompete
bei Ernest Hall. Seine musikalische
Laufbahn begann er als zweiter Trompeter
des London Philharmonic Orchestra.
Gegen Ende der 1940er Jahre widmete
er sich ganz der Komposition. Er erhielt
1970 den „Order of the British Empire“
und 1993 den Ritterschlag. Sir Malcolm
Arnold galt als ein konservativer, aber zugleich
auch als sehr produktiver Komponist
tonaler Werke.
Seine neun Sinfonien, original für Orchester
oder Blasorchester komponiert, gelten
allgemein als seine wichtigsten Werke. Sein
Werkverzeichnis umfasst zudem noch 132
Filmmusiken, 28 Werke für Orchester und
32 Werke für Blasorchester. 1958 gewann
er den Oscar für die Filmmusik „Die Brücke
am Kwai“. Er verstarb am 23. September
2006 in Norfolk.
Die „Peterloo Overture“
Das Werk beschreibt das Peterloo-Massaker
auf dem St. Peter´s Fiels bei Manchester
am 16. August 1819. Bei einer Kavallerieattake
auf eine friedliche Protestkundgebung,
die sich gegen die restriktiven Corn
Laws (Korngesetze) richtete, wurden 15
Menschen getötet und über 400 verletzt.
Diese Overture versucht diese Geschehnisse
musikalisch darzustellen.
Nach einem Klagelied auf die Getöteten
und die Verletzten endet die Overture
im Triumph, der sich im festen Glauben,
dass das Leiden und Sterben für die Einheit
der Menschheit nicht vergeblich war,
widerspiegelt.
Spieldauer: ca. 10 Minuten
Instrumentation:
Piccolo, 1./2. Flöte, 1./2. Oboe, Es-Klarinette,
1./2./3. Klarinette, Altklarinette, Bassklarinette,
Kontrabassklarinette (optional),
1./2. Fagott, 1./2. Altsaxophon, Tenorsaxophon,
Baritonsaxophon, 1./2./3. Trompete,
1./2./3./4. Horn, 1./2./3. Posaune, Euphonium,
Tuba, Kontrabass, Harfe, Pauken,
Percussion ( Röhrenglocken, Xylophon,
Glockenspiel, Vibraphon, Hängebecken,
Tamburin, Toms, Gong, große Trommel,
Becken, 3x kleine Trommel).
Genre
Programmmusik, Brass Band (arr. für Blasorchester
von Charles Sayre)
Schwierigkeit
Das Musikstück wird aufgrund der erforderlichen
vollen Besetzung (besonders bei
den Schlaginstrumenten), der teilweise dissonanten
Akkordfolgen und durch gleichzeitiges
Auftreten verschiedenartiger Rhythmen
in den einzelnen Stimmen mit Grad
4,5 eingestuft.
Michael Vikoler
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KulturFenster
Schätze des Blasmusik-Repertoires
Blasmusik
„Zwiefache Symphonique“
von Serge Lancen
Ein interessantes, vom Volkstanz inspiriertes Stück für Blasorchester
Unser Mitarbeiter Joachim Buch hat wieder
die Schatzkiste des Blasmusik-Repertoires
geöffnet und mit der „Zwiefachen Symphonique“
von Serge Lancen ein Werk hervorgeholt,
das Beachtung verdient.
So manchen Komponisten, der es in
der Blasmusik zu internationalem Ruhm
gebracht hat, kann man mit Fug und
Recht als „Seiteneinsteiger“ bezeichnen.
Neben dem im vergangenen Heft vorgestellten
Klaus-Peter Bruchmann gehört
auch der 2005 verstorbene Franzose
Serge Lancen dazu, der am 5. November
vor 95 Jahren in der Metropole Paris
zur Welt kam. Fast 40 Jahre war er alt,
als er seine fünfsätzige „Manhattan Symphonie“
schrieb. Angeregt hatte ihn sein
Freund Désiré Dondeyne (1921 - 2015).
Der damalige Chefdirigent der „Musique
des Gardiens de la Paix“ hat ihm damals
auch bei der Instrumentation für das für
ihn neue Medium geholfen.
Lancen, Sohn eines Rheumatologen,
komponierte bereits mit viereinhalb Jahren
sein erstes Stück. Am Pariser Konservatorium
belegte er die Fächer Klavier,
Harmonielehre, Kontrapunkt und Komposition
und erhielt schon früh nationale
Auszeichnungen für verschiedene Kompositionen.
Stilistisch entwickelte er eine
gewisse Eleganz, wie sie für viele französische
Kompositionen aus dem frühen
20. Jahrhundert kennzeichnend ist.
Seine Musik bleibt trotz aller manchmal
kühnen harmonischen Wendungen stets
tonal gebunden.
Seit den sechziger Jahren schrieb Lancen
verstärkt für Blasorchester. Dabei entstanden
technisch einfache Werke mit
hohem musikalischem Gehalt wie die
„Hymne à la Musique“ oder den „Marche
Nuptiale“, aber auch zahlreiche sinfonische
Dichtungen wie „Le Mont Saint
Michel“, „Cape Kennedy“, „Le Chant de
Notenbeispiel 1
Der französische Komponist Serge
Lancen (1922 – 2005) komponierte
ab den 60er Jahren Musik für
Blasorchester.
Notenbeispiel 2
Nr. 05 | Oktober 2017 19
Schätze des Blasmusik-Repertoiresertoires
l’Arbre“ oder die „Symphonie de l’Eau“.
Außer in der „Symphonie Ibérique“ oder
der „Symphonie de Paris“ erscheint das
Attribut „sinfonisch“ auch in recht ungewohntem
Zusammenhang. Es geht um die
hier etwas näher vorgestellte viersätzige
Suite „Zwiefache Symphonique“.
Der Zwiefache ist ein vor allem in Ostbayern
verbreiteter Volkstanz mit Wechsel
von geradem und ungeradem Takt
(z.B. je 2 Takte im 3/4 und im 2/4-Takt;
aber auch andere Modelle sind möglich).
Der junge Serge Lancen hörte in den frühen
fünfziger Jahren während eines Aufenthaltes
in Düsseldorf solche Tänze im
Radio und war sofort fasziniert davon. Er
komponierte sieben Zwiefache für Klavier
und stellte in den frühen neunziger Jahren
vier davon zu einer Suite für Blasorchester
zusammen. Das Attribut „sinfonisch“ legitimiert
sich dabei durch die Besetzung
(Sinfonisches Blasorchester) und die zahlreichen
Temposchwankungen in der Partitur
(ritardando, rubato) - im Gegensatz
zum „geraden“ Tempo beim Volkstanz.
Nach einer viertaktigen Einleitung, die
sich vom tiefen Blech über die Saxophone
zum Tutti aufbaut, präsentiert Lancen das
Thema des ersten Satzes (Notenbeispiel
1, hier reduziert auf den Klarinettensatz).
Der immer noch recht schnelle Mittelteil
(Tempo 176 statt 192) fasst die beim
Zwiefachen üblichen Taktwechsel zwischen
3er- und 2er-Takt gleich zu einem
5/4-Takt zusammen (Notenbeispiel 2 zeigt
den Einsatz von Oboe und Klarinetten nach
der Einleitung).
Notenbeispiel 3
Notenbeispiel 4
Der zweite Satz mit der Spielanweisung
Grazioso nimmt dem Zwiefachen etwas
von seinem rustikalen Charakter und es
scheint auch ein wenig von der oben erwähnten
französischen Eleganz auf (Notenbeispiel
3). Nach einem langsamen dritten
Satz mit expressiven Soli in der 1. Posaune
kehrt der Komponist im Finale wieder zum
Ausgangstempo zurück. Der Satz beginnt
in der Art eines Walzers, bevor die ersten
Einschübe im 2/4-Takt daran erinnern, dass
man es ja eigentlich mit einem Zwiefachen
zu tun hat (Notenbeispiel 4).
Joachim Buch
DABEI
15.–17.02.2018
VSM-Bläserwerkstatt 2018
Infos folgen demnächst mit einer
eigenen Ausschreibung unter
www.vsm.bz.it
vsm.bz.it
20
KulturFenster
Neues
Blasmusik
„Die Tage des Wassers“ von wind.music.project
Suite für sinfonisches Blasorchester in 6 Sätzen von Simon Gamper
CD-Cover „Die Tage des Wassers“
Im vergangenen Winter haben sich Musikantinnen
und Musikanten der Passeirer Musikkapellen
von Riffian, St. Martin, St. Leonhard,
Walten, Moos und Platt für ein ganz
besonderes Projekt zusammengefunden: die
von Simon Gamper (Text: Thomas Torggler)
komponierte Suite für sinfonisches Blasorchester
in 6 Sätzen „Die Tage des Wassers“
- eine Geschichte um die großen existentiellen
Fragen des Lebens.
Das Blasorchesterprojekt „wind.music.project“
gibt es seit 2 Jahren mit dem
Ziel, „besondere Programme zu erarbeiten,
die man sonst bei den Musikkapellen
nicht zu hören bekommt“, erklärt der musikalische
Leiter Lukas Erb. Im November
2016 wurden die „Tage des Wassers“ für
Konzertsprecher und Blasorchester in der
eindrucksvollen Kulisse einer Autobus-Remise
in St. Leonhard in Passeier uraufgeführt:
Verstärkt durch das packende Spiel
des Schauspielers Dietmar Gamper, dem
Bruder des Komponisten, hat die Musik
monumentale Bilder vor dem inneren Auge
der Zuhörer entstehen lassen und diese
mit einer mitreißenden musikalischen Geschichte
gefesselt.
Nach dem Erfolg der Aufführung wurde
die Idee einer CD-Aufnahme geboren, um
dieses einmalige Erlebnis zu dokumentieren
und einer breiteren Öffentlichkeit zu
präsentieren. Mit der Unterstützung der
Gemeinden Kuens, Riffian, St. Martin i.P.,
St. Leonhard i.P. und Moos i.P. wurde der
Tonträger Anfang Jänner aufgenommen
und am 1. Juni offiziell vorgestellt.
Simon Gamper ist seit 3 Jahren freischaffender
Komponist und Musiker aus
St. Leonhard in Passeier und komponiert
für Filme, Theaterstücke und den Konzertsaal.
Die CD sowie die Noten zum Werk
sind im eigenen Tonverlag erschienen und
über diesen erhältlich: www.tonverlag.com
Stephan Niederegger
Under the Spell of Spain - Im Zauber Spaniens
Das Debüt-Album von „Superbrass“
Das britische Blechbläserensemble „Superbrass“
besteht aus den besten Profimusikern
der Londoner Musikszene, allesamt Mitglieder
der bedeutendsten Londoner Orchester, unter
der Leitung des Posaunisten Roger Argente in
der „klassischen“ Besetzung des Philip-Jones-
Brass-Ensembles (1951-1986): 4 Trompeten, 4
Posaunen, 1 Horn, 1 Tuba plus Schlagzeuger.
6 Jahre nach seiner Gründung hat das
Ensemble 2011 sein Debüt-Album „Under
the Spell of Spain“ im eigenen unabhängigen
CD-Label veröffentlicht. Ganz dem Titel
gerecht besticht der Tonträger durch seine
beeindruckende Mischung von originaler und
arrangierter Musik, die vom Zauber Spaniens
und der magischen Anziehungskraft seiner
Einwohner inspiriert ist: kristallklare Bläserklänge,
imposante Akkorde, feurige Rhythmen
und verführerische Melodien. Musik aus
dem Mittelalter, dem Barock, aus dem 20.
Jahrhundert sowie zeitgenössische Kompositionen
der (Jazz)Komponisten Steve Waterman,
Mark Bassey, Mark Lockheart und
David Powell in einer einzigartigen Bläserinstrumentation
machen die CD zu etwas
Besonderem. Es ist keine Allerweltsmusik,
keine Musik zum Zurücklehnen oder Nebenbei-Genießen
und ebenso ungeeignet als
Geräuschkulisse. Sie verlangt volle Aufmerksamkeit
– und wer dazu bereit ist, bekommt
70 Minuten Bläsermusik vom Allerfeinsten.
2 Jahre später veröffentlichte Superbrass
seine zweite - und bislang letzte - CD „Brass
Taps“ und bleibt dem musikalischen Prinzip
treu - wohl auch deshalb, weil die Spitzenmusiker
abseits von kommerziellen Konventionen
„ihr eigenes Ding machen wollen“, den Live-
Auftritt und den direkten Kontakt zum Publikum
bevorzugen – ohne unnötigen Firlefanz
oder technische Adaptierungen am Mischpult.
Am 7. Oktober gab es die Gelegenheit,
die Britischen Spitzenmusiker live zu erle-
ben zum Auftakt des heurigen 16. Internationalen
Brassfestivals im Meraner Kursaal.
Stephan Niederegger
Cover der CD
„Under the
Spell of Spain“
- Superbrass
2011
Cover der
CD “Brass
Taps” -
Superbrass
2013
Nr. 05 | Oktober 2017 21
Neues
Konzertmusik vom Feinsten!
Jüngst hat der Musikverlag RUNDEL 3 neue
CDs präsentiert, die sich als qualitativ hochwertige
Aufnahmen mit hervorragenden Blasorchestern
nahtlos in die Tonträger-Reihe
des Verlages einreihen. Sämtliche Titel sind
auch als Notenausgaben erschienen.
3 neue CDs von RUNDEL
baumission zur Ausbildung afghanischer
Militärmusiker in Kabul. Am Dirigentenpult
des Musikkorps der Bundeswehr trat
er 2012 die Nachfolge von Walter Ratzek
an, der das Musikkorps 11 Jahre dirigierte.
Der mittlerweile pensionierte Musikoffizier
Ratzek leitet seit November 2016
das Studium für Blasorchesterdirektion
am Bozner Musikkonservatorium „Claudio
Monteverdi“.
EUPHORIA
Die CD „Euphoria“ wurde vom Heeresmusikkorps
Ulm unter der Leitung von
Oberstleutnant Matthias Prock eingespielt
und enthält ein breit gefächertes Spektrum
neuer Blasmusikwerke – von Polka, Walzer
und Marsch bis hin zu Fernsehmelodien,
Medleys und Originalkompositionen.
www.rundel.de/de/euphoria/a-3/9095
MASKARADE
Die CD „Maskarade“ reiht sich in die produktive
Zusammenarbeit zwischen dem
Musikverlag RUNDEL und dem Musikkorps
der Bundeswehr unter der Leitung
von Oberstleutnant Christoph Scheibling
ein. Entstanden ist ein Tonträger mit 14
vielseitigen neuen Werken für Blasorchester
– Konzertmusik vom Feinsten!
www.rundel.de/de/maskarade/a-3/8934
Detail am Rande: Vor rund 5 Jahren hat
Christoph Scheibling die musikalische
Leitung des Orchesters übernommen.
Scheibling leitete 2009/2010 im Rahmen
des ISAF-Mandats eine 3-monatige Auf-
FREEDOM
Die CD „Freedom“ ist bereits die 7. Produktion
des Musikverlages RUNDEL
mit dem renommierten amerikanischen
Studio-Blasorchester „The Washington
Winds“. Unter der Leitung von Edward
Petersen ist erneut eine ausgewogene
und vielfältige Mischung an originalen
Konzertwerken und modernen Arrangements
entstanden.
www.rundel.de/de/freedom/a-1/8649
Stephan Niederegger
Weihnachtslieder für Klarinetten
und Trompeten
11 Lieder in 44 Arrangements auf 76 Seiten
Franz Zaunschirm
Weihnachtslieder
für
Klarinetten
Nach Bearbeitungen für Flöten- und
Horn-Ensemble hat der Salzburger Komponist
und Professor im Mozarteum Franz
Zaunschirm dieses Jahr Arrangements für
Klarinetten und Trompeten veröffentlicht.
Wie bei den bisherigen Arrangements kann
jedes Weihnachtslied auf mehrere Arten
musiziert werden: 4-stimmig, 3-stimmig,
2-stimmig und einstimmig mit Klavier. Damit
eignet sich das Heft besonders für das
Spiel in kleinen Gruppen für Jugendensembles
im Klarinetten- und Trompetenregister.
Eine zusätzliche Hilfestellung bietet Zaunschirm
auf www.einfachenoten.at an: Wer
keinen Pianisten zur Verfügung hat, kann
– nach einem kurzen Vorspiel – auf dem
Handy die Klavierbegleitung zur Melodie
als Play-along mitlaufen lassen.
Alle Stimmen sind für B-Klarinetten und
B-Trompeten. Als 4. Stimme wird zusätzlich
Bassklarinette bzw. Posaune/Tenorhorn
angeboten.
Details auf www.einfachenoten.at
Kontakt: 0043-650 41 50 786. franz.zaunschirm@aon.at
Klarinette mit Klavier
2 Klarinetten
3 Klarinetten
4 Klarinetten
Zaunschirm Musikverlag
Das Heft mit den 11 ausgewählten
Weihnachtsliedern vsm.bz.it gibt es für Klarinetten
und Trompeten
22
KulturFenster
Blasmusik
Zu einem musikalischen Großereignis gestalteten sich die gemeinsamen Konzerte der
Musikkapelle und des Kirchenchores Reischach sowie des Gemischten Chores Pfalzen
(Foto: Paul Oberlechner).
•Musikpanorama
„O Belle Nuit“ in Pfalzen und Reischach
Musikkapelle und Kirchenchor Reischach sowie der Gemischte Chor Pfalzen konzertieren gemeinsam
Die Musikkapelle Reischach und die Chöre
aus Reischach und Pfalzen luden am 12.
und 13. August 2017 zu zwei besonderen
Konzerten ein. Unter dem passenden Titel
„O Belle Nuit – Welch schöne Nacht“
sorgten die 55 Musikanten und 80 Sänger
dafür, dass die beiden Konzerte in
Pfalzen und Reischach zu einem unvergesslichen
Höhepunkt des Pusterer Konzertsommers
wurden.
Kapellmeister Pepi Fauster (MK Reischach)
sowie die Chorleiter Ludwig Rindler
(Kirchenchor Reischach) und Markus
Federer (Gemischter Chor Pfalzen) wussten
mit einem breiten Repertoire ihr Publikum
zu fesseln. Die Konzerte begannen
mit einem folkloristischen Teil, gingen
über in einen klassischen Mittelteil und
fanden im Opernteil ihren Höhepunkt.
Während im ersten Teil traditionelle Melodien
und Lieder – teils in Dialekt und ladinischer
Sprache – aufgeführt wurden,
umfasste der klassische Mittelteil mehrere
Stilrichtungen der europäischen Musiktradition
– von Vincenzo Bellini über Johannes
Brahms bis Johann Strauß Sohn.
Der dritte Teil war dem Gemeinschaftsspiel
gewidmet: bekannte Opernmelodien,
wie „O Belle Nuit“ aus Jaques Offenbachs
Oper „Hoffmanns Erzählungen“,
der Zigeunerchor aus Giuseppe Verdis
„Troubadour“ und der Gefangenenchor
aus „Nabucco“ fanden beim Publikum
großen Anklang. „Time to say Goodbye“
hieß es dann mit den Solisten Patrizia
Hainz, Chorsängerin aus Pfalzen, und
Ludwig Rindler, Chorleiter in Reischach.
Mit der „Ode an die Freude“ aus Beethovens
9. Symphonie und der damit verbundenen
Botschaft, das Gemeinsame
über das Trennende zu stellen, verabschiedeten
sich die drei Vereine vom begeisterten
Publikum.
FL
Nr. 05 | Oktober 2017 23
Musikpanorama
MK Prissian grüßt mit
alpenländischen Weisen vom Berg
Eine besondere Initiative zum 60-jährigen Jubiläum
Zum Jubiläum der MK Prissian erklangen am Laugen alpenländische Weisen. -
(Foto: Armin Köhl, aufgenommen mit einer Drohne)
Im Rahmen ihres 60-Jahre-Jubiläums organisierte
die Musikkapelle Prissian eine musikalische
Darbietung besonderer Art: ein
„Weisenblasen“ am Laugen, oberhalb des
Gampenpasses.Auf verschiedenen Wegen
wanderten die Musikanten und Musikantinnen
mit Angehörigen und Freunden hinauf
zum See; von dort stieg eine Gruppe
auf den Großen (2434 m) und eine auf den
Kleinen Laugenspitz (2297 m). Von 11.00
bis 12.00 Uhr erklangen abwechselnd von
den beiden nebelverhangenen Bergspitzen
alpenländische Weisen. Zu den Weisenbläsern
der MK-Prissian mit Lena, Anna,
Martha, Andreas, Peter und Elmar Windegger
sowie Manfred Holzner gesellten sich
noch zwei Musikfreunde hinzu: Erich Abler
aus dem Passeier und Peter Moser, der
allseits bekannte Weisenbläser aus Alpbach
in Tirol. Am Nachmittag musizierten
beide Gruppen gemeinsam am Laugensee.
Die dort vorgetragenen Weisen bekamen
in der idyllischen Bergmulde eine besondere
Klangfarbe und sie erfreuten Jung
und Alt. Schade, dass das Wetter nicht die
richtige Melodie gefunden hatte, trotzdem
war es für die anwesenden Berg- und Musikfreunde
ein einmaliges Erlebnis.
Musikkapelle Prissian
Blasmusik erschallt durch das Schnalstal
Viertes Sommercamp der Jugendkapelle Naturns/Schnals
Die Jungmusikanten aus Naturns und
Schnals brachen Ende Juli zum traditionellen
Sommercamp auf. Unter der
organisatorischen und musikalischen
Leitung von Charlotte Rainer und Daniel
Götsch konnten rund 36 Kinder und
Jugendliche in Katharinaberg vier abwechslungsreiche
und spannende Tage
verbringen. Die Musik stand zwar im Vordergrund,
geplant waren jedoch noch
andere Freizeitbeschäftigungen. Neben
einer Frühmesse in Katharinaberg mit
dem Schnalser Pfarrer Franz Messner
gehörten auch eine Wanderung und ein
buntes Abendprogramm zum Sommercamp.
Den Höhepunkt des Zelt- und Hüttenlagers
bildete das Abschlusskonzert
am Freitag, 28. Juli, das anlässlich des
„Annatages“ auf dem Dorfplatz in Karthaus
veranstaltet wurde. Beim Konzert
stand heuer neben den verschiedenen
Instrumentalregistern auch zum ersten
Die Jugendkapelle Naturns/Schnals verbrachten vier abwechslungsreiche Tage in
Katharinaberg.
Mal eine zusammengestellte Jung-Böhmische
auf der Bühne. Den Hauptteil des
Konzertes bildete wie immer das große,
vollbesetzte Orchester, das mit einem bunt
gemischten Programm aus modernen
und bewährten Stücken für Jugendblasorchester
die Zuhörer begeisterte. Das
heurige Sommercamp war wiederum
ein voller Erfolg mit vielen neuen, schönen
Erfahrungen für alle! Ein besonderer
Dank geht an die Gemeinde Schnals und
die Musikkapelle Katharinaberg für die
Unterstützung vor Ort. Kulinarisch verwöhnt
wurden wir heuer von Paul Grüner
mit seinem Catering „Ö wie Knödel“.
Daniel Götsch
24
KulturFenster
Blasmusik
Musizieren unter den Geislern
Musikalisches Hüttenlager der Jugendkapelle „y.m.b. Vintl“ in Villnöß
Vor einer derart prächtigen Kulisse lässt sich gut musizieren – die Jugendkapelle
„y.m.b. Vintl“ beim Hüttenlager in Villnöß
Zum 9. Mal gab es bereits ein Hüttenlager
für die Jugendkapelle „y.m.b. Vintl“.
In diesem Jahr wurde dafür zum 3. Mal
das AVS-Bergheim Zans in Villnöß auf
1.680 m ausgesucht.
Mitte August verbrachten 15 Jungmusikanten
der „y.m.b. Vintl“ fünf spannende
und musikalische, aber auch abwechslungsreiche
Tage auf der Zanser Alm im
schönen Villnößtal.
Die Jugendleiter Andreas Messner und
Hannes Zingerle studierten in dieser
Zeit mit ihnen ein Konzertprogramm ein.
Für die Leitung von verschiedenen Registern
und die Betreuung der Teilnehmer
bekamen sie zusätzlich Unterstützung
von Sarah Mayr, Philipp Seebacher,
Daniel Messner und Elvira Weissteiner.
Gemeinsam waren sie der Garant dafür,
den Jungmusikanten eine möglichst gute
musikalische Vorbereitung zu geben. Verena
Geier hat zudem für die hervorragende
Verköstigung gesorgt.
Auch der Spaß durfte in dieser Woche
auf keinen Fall fehlen, und so sorgten
Frühsport, eine Wanderung und verschiedene
Spiele für die nötige Abwechslung.
Erstmals gab es dieses Jahr auch eine
Kino-Night. In der letzten Nacht wurden
die Jungmusikantinnen und Jungmusikanten
noch „überfallen“ – wobei sich
später herausstellte, dass sich bloß einige
„Vintila“ einen Scherz erlaubten.
Die einstudierten Musikstücke wurden
beim Kirchtag in Vintl sowie am Samstag,
2. September, beim Fest des Jugenddienstes
Unteres Pustertal in Vintl
zum Besten gegeben.
Hannes Zingerle,
Jugendleiter MK Vintl
DABEI
24.02.2018
11. Landeswettbewerb
„Musik in kleinen Gruppen“ 2018
Infos folgen demnächst mit einer
eigenen Ausschreibung unter
www.vsm.bz.it
vsm.bz.it
Nr. 05 | Oktober 2017 25
Musikpanorama
20. Musikcamp der Zwölfmalgreiner
Mehr als 30 Jungmusikanten mit dabei
Ende August fand am Lochgietl-Hof in
Pens wieder das Jugendcamp der Musikkapelle
Zwölfmalgreien statt. Seit mittlerweile
20 Jahren ist diese Woche für
die Jungmusikanten und deren Betreuer
nicht mehr wegzudenken und wird mit
viel Vorfreude erwartet. Mit großer Begeisterung
musizierten die mehr als 30
Jugendlichen gemeinsam und probten
für das Abschlusskonzert vor ihren Eltern.
Nicht nur die Musik, sondern auch Spaß
und Unterhaltung standen im Mittelpunkt
dieses Sommercamps. Ein gut eingespieltes
Team aus Betreuern und Köchinnen
begleitete und versorgte die Jugendlichen
und unterrichtete sie auf ihren Instrumenten.
Das in Pens Erlernte konnten die jungen
Musikanten schließlich bei der gemütlichen
Abschlussfeier am Unterganznerhof
vor zahlreichen Zuhörern zum Besten
geben.
Brigitte Thurner
Das Bild zeigt es mehr als deutlich: das Jugendcamp beinhaltet neben der Musik
auch jede Menge Spaß.
Jugendcamp der Musikkapellen Klausen-Gufidaun
Intensive Tage für 55 Jungmusikanten
Zum 10. Mal richteten die Jugendleiterinnen
Melanie Plunger und Ruth Grünfelder
aus Gufidaun sowie Nadia Rainer
Wieser aus Klausen das Jugendcamp
aus. Diesmal fand es vom 31. Juli bis 3.
August beim Fürstenhof in Natz statt. 55
motivierte Jungmusikanten im Alter von 9
bis 19 Jahren gaben während der Proben
und auch in der probenfreien Zeit gehörig
„Gas“. Die Jugendkapelle hatte tagsüber
ein straffes Programm. Es wurde viel
geprobt und musiziert. Am Dienstag und
am Mittwoch wurde nach dem Abendessen
noch eine kurze Marschiereinheit abgehalten.
Die Jugendleiterinnen sind mit
der Jugendkapelle sehr zufrieden und finden,
dass die Jungmusikanten gut drauf
sind. Sie lernen schnell, zeigen sich während
der Proben diszipliniert und sind sehr
musikalisch. So war auch das Konzert am
5. August in Gufidaun ein großer Erfolg
und das Publikum war von der musikalischen
Darbietung begeistert. Dies alles
hätten die Jugendleiterinnen ohne die helfenden
Hände von Lisa Deltedesco, Christina
Niederegger, Dagmar Messner, Fabian
Gottardi und Christian Gfader nicht
geschafft. Weiters bedankt sich die Jugendkapelle
Klausen-Gufidaun bei der Südtiroler
Volksbank Klausen, die einen finanziellen
Beitrag geleistet hat.
Nadia Rainer Wieser (NRW)
Die Teilnehmer des Jugendcamps 2017 in Natz mit Jugendleiterinnen und Betreuern
26
KulturFenster
Blasmusik
125 Jahre Musikkapelle Oberinn
Großes Jubiläumsfest vom 30. Juni bis 2. Juli 2017
1892 wurde die Musikkapelle Oberinn erstmals
im Totenbuch der Pfarre Oberinn erwähnt.
Ganze 125 Jahre sind vergangen,
seitdem Alois Burger die Gründung einer
Musikkapelle in der eigenständigen Pfarre
Oberinn vorschlug.
Dieses Jubiläum wurde mit einem dreitägigen
Zeltfest im Hochsommer gebührend
gefeiert. Den Höhepunkt der Feierlichkeiten
stellte der festliche Umzug
am Samstag, den 1. Juli, dar, bei dem
alle sechs Rittner Kapellen, unsere Partnerkapelle
aus Ebersbach im Raum Ravensburg
sowie zahlreiche lokale Gruppierungen
auftraten.
Beim Festakt am Sonntag war der Verband
der Südtiroler Musikkapellen mit der Verbandsfahne,
dem Bezirksobmann Stefan
Sinn und dem Bezirkskapellmeister Michael
Vikoler vertreten. Die zahlreich erschienenen
Fahnenabordnungen aus dem
Die Jubelkapelle während des Festumzuges
Bezirk Bozen waren ein Blickfang während
der vom ehemaligen Ortspfarrer Pater
Oswald Vienna abgehaltenen Feldmesse.
Dass die mitgliedermäßig kleine Musikkapelle
ein solches Fest überhaupt abhal-
ten konnte, ist den zahlreichen freiwilligen
Helfern und den Vereinen im Dorf zu
verdanken. Diesen und den vielen Festbesuchern
gilt unser Dank!
Christian Seebacher - MK Oberinn
Musik und Licht auf dem Kirchplatz von Steinegg
Abendkonzert der Musikkapelle mit besonderer Atmosphäre
Ein ganz besonderer Abend wurde den
Gästen beim Abendkonzert am 26. Juli
in Steinegg geboten. Die Musikkapelle
konzertierte nämlich nicht wie üblich auf
dem Festplatz, sondern auf dem Kirchplatz.
Dafür wurde neben anderen Vorbereitungen
eine spezielle Lichttechnik
installiert, die für eine besondere Stimmung
sorgen sollte.
Nach dem Einzug der Musikkapelle
und einem Eröffnungsstück begrüßte
Sprecher Werner Mahlknecht alle Gäste
und führte anschließend gekonnt durch
das Programm. Kapellmeister Christoph
Rieder und die Musikanten sorgten mit
einer bunten Auswahl an Musikstücken
für die richtige Atmosphäre, welche
durch die besondere Beleuchtung
der Pfarrkirche noch verstärkt wurde.
Die Kapelle freute sich besonders über
die Anwesenheit vieler Steineggner, die
den Abend trotz der nicht ganz sommerlichen
Temperaturen zu genießen wussten.
Ein Dank geht somit an alle Zuhörer,
aber auch an Alexander Rieder und
Jürgen Ebenkofler für die Beleuchtung,
an das Altersheim für den zur Verfügung
gestellten Strom sowie an alle freiwilligen
Helfer.
MK Steinegg
Eine besonders stimmungsvolle Atmosphäre zauberte die Musikkapelle Steinegg
beim sommerlichen Abendkonzert auf dem Kirchplatz.
Nr. 05 | Oktober 2017 27
Musikpanorama
Stimmungsvolles Sommernachtskonzert in Naturns
Musikkapelle, Chor und Solisten begeistern das Publikum
Die Musikkapelle Naturns bot auch in diesem Sommer wieder ein stimmungsvolles Abendkonzert (Foto: Klaus Huber).
Bereits zum 4. Mal lud die Musikkapelle
Naturns zum Sommernachtskonzert ein.
Was vor drei Jahren noch als Experiment
gegolten hatte, entpuppte sich mittlerweile
zum Publikumsmagnet. Kapellmeister
Dietmar Rainer bot mit den Musikantinnen
und Musikanten auch diesmal vor
der vollbesetzten Freilichtarena ein ebenso
spannendes wie auch ansprechendes
Konzertprogramm, das von Judith Leiter
und Daniel Götsch ebenso fachkundig
wie witzig moderiert wurde. Den musikalischen
Auftakt bildete „MacArthur Park“
von Jimmy Webb. Darauf folgte „Saxophoning“
von Luigi di Ghisallo, bevor man mit
„New York, New York“ und „May Way“ in
die Swing-Ära eintauchte. Thomas Moriggl
schlüpfte dabei mit viel Können und
Charme in die Rolle des unvergessenen
Entertainers Frank Sinatra. Mit „Chanson
d’Amour“ von Wayne Shanklin fand anschließend
ein Besuch in Paris statt und
bei „Happy Trombone“, „Tenormonantic“,
„Children of Sanchez“ hatten die Solisten
an Posaune, Tenorsaxophon und Flügelhorn
das Publikum auf ihrer Seite. „Jesus
Christ Superstar“, „Melody in Five“
und „Music“ von John Miles rundeten
das Konzert ab, wobei Sänger Thomas
Moriggl, begleitet von einem Chor noch
einmal „alles“ gab und die gesamte Kapelle
mit E-Piano und E-Gitarren die Freilichtbühne
nochmal so richtig erbeben ließen.
Als Zugabe erklang „The Power of
the Dream“ von David Foster, wobei der
Chor mit den beiden Solisten Teresa Putzer
und Anna Platzgummer noch einmal
zur Geltung kam.
Musikkapelle Naturns
KulturFenster
Blasmusik, Chorwesen und Heimatpflege in Südtirol
Redaktion KulturFenster
Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe des KulturFensters ist
Mittwoch, 15. November 2017. Bitte Termin genau beachten!
28
KulturFenster
Vorweg
Heimatpflege
Heimatpfleger bei
Landeshauptmann Kompatscher
Raumordnung im Mittelpunkt
Die Spitze des Heimatpflegeverbands um Landesobfrau Plaikner ist erstmals mit Landeshauptmann Kompatscher
zusammengetroffen. (Foto: LPA/mgp)
Die neue Spitze des Heimatpflegeverbandes
ist erstmals mit LH Kompatscher zusammengetroffen.
Beteiligung auch weiterhin
gewährleistet
Derzeit wird dem Entwurf eines neuen
Gesetzes für Raum und Landschaft, der
über einen Beteiligungsprozess entwickelt
wird, der letzte Schliff gegeben. Die Möglichkeit
für Vereine und Verbände, sich im
Rahmen dieses partizipativen Prozesses
einzubringen und diesen mitzugestalten,
wurde von der Delegation des Heimatpflegeverbandes
ausdrücklich begrüßt. Gegenüber
dem Landeshauptmann äußerten
Obfrau Plaikner sowie die Vorstandsmitglieder
Franz Fliri, Johannes Ortner und
Bernhard Lösch den Wunsch, dass dieser
Beteiligungsprozess auch bei der Erstellung
der Durchführungsverordnung fortgesetzt
werde.
„Der Beteiligungsprozess führt zwar
dazu, dass sich angesichts der vielen
Stellungnahmen die Arbeiten am Gesetz
in die Länge ziehen“, erklärte gegenüber
den Heimatpfl egern Landeshauptmann
Kompatscher, „er macht aber einen Interessensausgleich
möglich. Dies ist für ein
Gesetz wie das Raumordnungsgesetz, mit
dem die Weichen für die Entwicklung des
Landes gestellt werden, unumgänglich“.
Daher, so der Landeshauptmann, solle
die Vorgehensweise auch in Zukunft beibehalten
werden.
Mit Kulturgrund sparsam
umgehen
Weiteres Gesprächsthema war der Umgang
mit dem Kulturgrund. Dabei verwies
Obfrau Plaikner auf die Bedeutung des
Kulturgrundes und sprach sich für einen
sparsamen Umgang damit aus, gerade Natur
und Landschaft würden für die Bewerbung
Südtirols als touristische Destination
herangezogen. Es gelte, die bestehende
Infrastruktur bestmöglich zu nutzen und
Zersiedelung zu vermeiden, betonten die
Heimatpfleger. Landeshauptmann Kompatscher
sprach sich auch bei diesem Thema
für einen Interessensausgleich aus.
Johannes Ortner (Bild links),
Mitglied des Vorstandes
Nr. 05 | Oktober 2017 29
Das Thema
Mit vereinten Kräften im Einsatz für
Natur, Landschaft und Mensch
Zusammenarbeit zwischen Alpenverein, Dachverband für Natur- und
Umweltschutz und Heimatpflegeverband
Bereits seit vielen Jahren arbeiten der Alpenverein
Südtirol, der Dachverband für Naturund
Umweltschutz und der Heimatpflegeverband
Südtirol im Bereich Erhaltung unserer
Natur- und Kulturlandschaft eng zusammen
und wehren sich gegen zerstörerische
Großprojekte. Die neue Landesobfrau des
Heimatpflegeverbandes, Claudia Plaikner,
möchte diese Tradition nicht nur beibehalten,
sondern will sie weiter ausbauen. Aus
diesem Grunde hat sie am 12.06.2017 die
Vor sitzenden von AVS und Dachverband,
Georg Simeoni und Klauspeter Dissinger, mit
ihren Geschäftsführern, Ausschussmitgliedern
und Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen
zu einer Aussprache eingeladen.
Raumordnung
Die Zusammenkünfte in Bozen sollen regelmäßig stattfinden.
Erfreut darüber, dass so viele ihrer Einladung
gefolgt sind, geht die Landesobfrau
gleich in medias res und spricht das neue
Raumordnungsgesetz an. Jetzt, wo der zuständige
Landesrat den partizipativen Teil
für abgeschlossen erklärt hat, kommt bei
allen drei Verbänden großes Unbehagen
auf, denn nur sehr wenige der eingebrachten
Vorschläge wurden, so geht es aus dem
letzten Entwurf hervor, in das Gesetz bisher
aufgenommen. Nun wird auf der Ebene
der Beamten, die oftmals einem Diktat unterliegen,
was der Sache nicht unbedingt
dienlich ist, weitergearbeitet. Die drei Verbände
sehen mit großer Sorge dem neuen
Raumordnungsgesetz entgegen, denn der
Druck auf den Raum und die Landschaft,
der von wirtschaftlich geprägten Interessensgruppen
kommt, ist enorm und birgt
große Gefahren.
In diesem Zusammenhang wird auch
der geplante skitechnische Zusammenschluss
Langtaufers-Kaunertal angesprochen,
ein Projekt, das von den Betreibern
sehr präpotent vorangetrieben wird und auf
reinem Profitdenken fußt. Dabei haben die
drei Verbände mehrfach Alternativen aufgezeigt
und auf den Wert der Kulturlandschaft
des Langtauferertales hingewiesen.
Mountainbiker stören
zunehmend Bergwelt
Sorgen bereiten den Verbänden auch die
Bergradfahrer (Mountainbiker), die sich in
immer höhere Regionen vorwagen und mit
ihren rasanten Abfahrten (Downhill) nicht
nur das Wild stören, sondern die sensiblen
Böden ruinieren und für die friedliebenden
Bergwanderer mitunter eine Lebensbedrohung
darstellen.
Heikles Thema: Almerschließung
Ähnlich wie beim Raumordnungsgesetz
ist es den drei Verbänden auch beim Thema
Almerschließungen ergangen, denn obwohl
sie in die vom Land eingerichtete „Arbeitsgruppe
Almerschließungen“ geholt wurden
und ihre Vorschläge deponieren durften,
wurden diese bis heute nicht in ein
verbindliches Gesetz aufgenommen, sondern
das zuständige Landesamt hat Kriterien
ausgearbeitet, die mit den Mitgliedern
nicht vereinbart wurden. Die Liste mit den
verschiedenen zu schützenden Almen ist
hingegen verschwunden.
Am Ende der rund zweistündigen Unterredung
wurde festgehalten, dass es zu einer
ihrer institutionellen Aufgaben gehört, sich
für den Erhalt unserer einzigartigen Naturund
Kulturlandschaft sowie für die Gesundheit
und das Wohlergehen der Menschen
und der künftigen Generationen einzusetzen.
Dementsprechend will man auch weiterhin
die Kräfte bündeln und punktuell die
notwendigen Initiativen ergreifen. Es wurde
beschlossen, sich künftig mindestens zwei
Mal pro Jahr zusammenzusetzen, um über
die verschiedenen Anliegen zu diskutieren
und den operativen Teil über die digitalen
Medien abzuwickeln. Zufrieden über die
Aussprache und voller neuer Impulse haben
sich die drei Verbände wieder getrennt,
um ihrem Tagesgeschäft nachzugehen.
Josef Oberhofer
Verbandsgeschäftsführer
30
KulturFenster
Heimatpflege
Heimatpfleger vertreten keine Lobby,
sie vertreten die Allgemeinheit
Landesobfrau stattete Landesrat Arnold Schuler einen Antrittsbesuch ab
Dass Heimatpflege und Landwirtschaft
viele Berührungspunkte haben, darin waren
sich Landesrat Arnold Schuler und die
Vertreter des Heimatpflegeverbandes einig.
Der Schutz von Grund und Boden sowie
der sparsame Umgang damit, sei ein
Gebot der Stunde und muss gemeinsam
vorangetrieben werden.
Verbesserungsvorschläge
überreicht
Die Delegation der Heimatpfleger bei Landesrat Schuler
Landesrat Schuler meinte, dass der
Druck auf jeden Quadratmeter in unserem
Lande enorm sei, und es somit auch weiterhin
viele Detailregelungen brauchen
wird. Die Landesobfrau überreichte in diesem
Zusammenhang dem Landesrat die
vom Heimatpflegeverband erarbeitete Stellungnahme
mit Verbesserungsvorschlägen
zum neuen Landesgesetz für Raum und
Landschaft und hofft, dass dieses in seiner
endgültigen Fassung auch die Handschrift
des Verbandes trägt. Der Landesrat
ist der Auffassung, dass es nicht möglich
sein wird, ein einfaches Gesetz zu schreiben.
„Wo niemand mehr bauen will, braucht
es kein Raumordnungsgesetz. Südtirol ist
jedoch ein begehrtes Bauland und es gilt,
die Entwicklung von Neubauten in unserer
Landschaft in die bestmögliche Richtung
zu begleiten“, so Schuler.
Ensembleschutz vs. „Käseglocke“
Ein weiteres Thema, welches die Heimatpfleger
bereits seit langem beschäftigt,
ist der Ensembleschutz. Plaikner beklagt,
dass sich vielfach die örtlichen Bauernvertreter
speziell im Pustertal dagegen aussprechen
und immer die Angst vor der sogenannten
„Käseglocke“ schüren. Für die
Vertreter des Heimatpflegeverbandes entspricht
dies nicht der Wahrheit. Für sie stellt
der Ensembleschutz einen Mehrwert dar,
da er viel Gestaltungsfreiheit zulasse und
die betreffende Umgebung aufwerte. Was
fehlt, sei ein finanzieller Anreiz. Landesrat
Schuler ist überzeugt, dass die Ängste
und das Misstrauen gegenüber dem Ensembleschutz
abgebaut werden müssen.
Finanzielle Anreize sind laut Schuler nicht
der richtige Weg, es könnte jedoch an andere
Anreize gedacht werden.
Streitthemen Ski- und
Almerschließung
Landesobfrau Plaikner sprach anschließend
die Skierschließungspläne im Land
an und hofft auf eine Solidarisierung von
Seiten des Landesrates und der Bauern
im Kampf gegen diese Projekte. Es geht
nach Ansicht des Verbandes auch hier
um Grundverbrauch und vielfach um die
Zerstörung von intakter Natur- und Kulturlandschaft.
Dem Landesrat bereiten indes die Seitentäler
speziell im Vinschgau große Sorgen.
Diese sind aufgrund geringer Arbeitsmöglichkeiten
von Abwanderung bedroht.
Die Wirtschaftstreibenden sind gefordert,
innovative Vorschläge umzusetzen, um attraktive
Arbeitsplätze auch in der Peripherie
zu erhalten.
Einig waren sich die Heimatpfleger und
der Landesrat in Sachen Almerschließungen
dahingehend, dass nicht jede Alm erschlossen
werden muss und dass jene, welche
laut der von der Arbeitsgruppe erstellten
Liste erschlossen werden dürfen, von Fall
zu Fall begutachtet werden müssen.
Werden Biker zum Problem?
Des Weiteren kam die Entwicklung der
vermehrten Mountain- und E-Biker zur Sprache.
Landesrat Schuler berichtete von einer
Arbeitsgruppe, welche an verschiedenen Lösungen
für ein neues Zukunftsmodell arbeitet.
Landesobfrau Plaikner plädiert für eine
rigide Regelung mit Lenkungsmaßnahmen:
„Die Fahrwege für die Bergradler müssen
klar ausgewiesen werden und die anderen
Wege und Steige gehören den Wanderern.“
Eine solche rigide Trennung effizient
zu kontrollieren, sei sehr schwierig, so die
abschließende Meinung des Landesrates.
Abschließend sprach der Bezirksobmann
der Vinschger Heimatpfleger, Franz
Fliri, den Landesrat auf die Bannzone um
die Stadt Glurns an und brachte seine
Sorge zum Ausdruck, dass der jüngste Fall
Schule machen könnte. Landesrat Schuler
erklärt, dass das Vorgehen des Landwirtes
dem Beschluss der Landesregierung entspricht.
Grundsätzlich sollten nicht Auflagen
das Ziel sein. Um Schutzzonen sowie
denkmalgeschützte Bauten und Orte sollte
ein Flächentausch angestrebt werden. „Ich
bin bemüht, auch im Falle von Glurns eine
entsprechende Lösung zu finden“, so Landesrat
Schuler abschließend.
Die rund einstündige Aussprache endete
mit der gegenseitigen Absichtserklärung,
künftig enger zusammenzuarbeiten und
sich gegenseitig zu unterstützen.
Josef Oberhofer
Nr. 05 | Oktober 2017 31
Informiert & Reflktiert
Raum und Landschaft
Bestehende Kubatur nutzen, Kulturgrund schonen,
Wohnraum leistbar machen. Diese Ziele
verfolgt das neue Landesgesetz. Glurns zeigt,
wie es geht.
„Bestehendes hat Vorrang vor Neuem“,
betont Landesrat Richard Theiner. „Das ist
eine Notwendigkeit, die sich aus der knappen
Verfügbarkeit von Grund und Boden
in Südtirol ergibt.“ Das neue Landesgesetz
„Raum und Landschaft“ sei ein Instrument,
sagt Theiner, um Wohnraum wieder leistbar
zu machen: „Wenn im Siedlungsgebiet gebaut
wird, senkt das die Kosten, zudem können
mit dem neuen Landesgesetz auch Gelder
aus dem Wertausgleich in die Wiedergewinnung
bestehender Bausubstanz fließen.“
Darüber hinaus sehe das Gesetz eine
Preisdeckelung vor, die Einheimischen
Wohnraum zu im Vorhinein definierten Preisen
anbiete. „Das neue Gesetz ‚Raum und
Landschaft‘ wird also jenes für die Wohnbauförderung
flankieren und dafür sorgen,
dass Quadratmeterpreise von 2300 Euro realistisch
werden“, sagt Theiner.
Ungenutzte Bausubstanz aufwerten
Für die Wiedergewinnung stellt das Land
bereits jetzt den Gemeinden Beiträge zur
Verfügung, damit ungenutzte Bausubstanz
in den historischen Ortskernen saniert und
von der einheimischen Bevölkerung als geförderter
Wohnraum erworben und genutzt
werden kann – eine Möglichkeit, die von Gemeinden
genutzt wird. Zu diesen gehört auch
die Stadtgemeinde Glurns. Sie hat zwei größere
Gebäude mit insgesamt 7.500 Kubikmetern
erworben, anschließend saniert und
darin sieben Wohnungen und Gewerberäume
untergebracht. Bei einem dritten Gebäude
mit 4.500 Kubikmetern wird die Gemeinde
demnächst mit den Arbeiten beginnen und
darin sechs Wohnungen unterbringen, wie
Bürgermeister Alois Frank stolz berichtet:
"Am Anfang war es etwas zäh, aber dann
haben die Glurnser gesehen, dass wir aus
den alten Bauten hochwertige Wohnungen
zu einem günstigen Preis machen, und inzwischen
haben wir mehr Interessenten als
Wohnungen."
Aufwertung durch Sanierung
Keine finanzielle Belastung für
Gemeinden
Der Beitrag des Landes darf allerdings
nicht höher liegen als 50 Prozent der gesetzlichen
Baukosten (derzeit 359,00 Euro) pro
Kubikmeter. Außerdem darf der Betrag nicht
höher sein als die Summe, die das Schätzamt
für "angemessen" erklärt hat. „Eine allfällige
Differenz müsste die Gemeinde rückerstatten“,
erklärt der Direktor des Amtes für geförderten
Wohnbau, Martin Zelger, „aber in
den meisten Fällen entsteht den Gemeinden
keine finanzielle Belastung, es sei denn, es
wurde ein höherer Kaufpreis als die 50 Prozent
der gesetzlichen Baukosten vereinbart.“
Einbindung der Bauwilligen in
Planungsphase
Nachdem die Gemeinde Eigentümerin
der Immobilie geworden ist, kann sie ein
Maximalprojekt erstellen, in dem festgelegt
wird, wie viele Wohnungen errichtet werden,
was abgebrochen und was erneut aufgebaut
werden muss. Im Idealfall werden die Bauwilligen,
denen die geförderten Immobilien
aufgrund bestimmter Kriterien (Ansässigkeit,
Einkommen, keine geeignete Wohnung usw.)
zugewiesen werden, miteinbezogen. Denn:
Landesrat Theiner und Bürgermeister
Frank bei der Vorstellung (Foto: LPA)
Je früher sie in die Planungsphase eingebunden
werden, desto eher kann der Bau ihren
Wünschen entsprechend realisiert werden.
Anschließend führt die Gemeinde einen
Teil der Arbeiten aus (eventuell bis zum
Rohbau) und weist die Anteile den Berechtigten
zu. Oder sie überlässt alles den Bauwilligen
und weist ihnen das Areal zu, sobald
diese einen entsprechenden Vorschlag
unterbreiten. An diesem Punkt angelangt,
können die Bauwilligen um Wohnbauförderung
ansuchen.
Mit dem Zuweisungsbeschluss wird die
Sozialbindung für den geförderten Wohnbau
im Grundbuch eingetragen. Da die Wohnungen
auf "gefördertem Grund" entstehen,
ist die maximale Nettowohnfläche von
110 Quadratmeter einzuhalten. Mittlerweile
wird dieses Konzept nicht nur in Glurns, sondern
auch in anderen Gemeinden wie Mals,
Prad, Stilfs, Schluderns, Schlanders, Naturns,
Kurtatsch (in Planung) und Karneid
erfolgreich umgesetzt.
LPA
Eines der wiedergewonnenen Gebäude
im historischen Stadtkern von Glurns
(Foto: LPA)
Sechs Wohnungen entstehen in diesem
Gebäude. (Foto: LPA)
32
KulturFenster
Heimatpflege
Auf Erfolgskurs
Das Land Südtirol vergibt knapp 1,5 Millionen Euro an Landschaftspflegebeiträgen
Holzzäune: Elemente der Kulturlandschaft
Das Pflegeprogramm, das 1970 auf Anregung
des Heimatpflegeverbandes ins Leben
gerufen wurde und bis heute mitbetreut
wird, ist ein klarer Beweis für eine
Erfolgsgeschichte.
Seit 1975 werden auf der Grundlage
des Landschaftsschutzgesetzes Beiträge
für die Erhaltung und Aufwertung der traditionellen
Kulturlandschaft Südtirols gewährt.
2016 konnten 1.485.000 Euro an
Beiträgen ausgezahlt werden; der jährliche
Schnitt der vergangenen zehn Jahre lag
bei rund 1,2 Millionen Euro.
Erhaltung im Fokus
Ziel der Beiträge ist die Erhaltung von
Schindel- und Strohdächern, von traditionellen
Zäunen, Waalen, bäuerlichen Kleindenkmälern,
von landschaftlich reizvollen
Zufahrts- und Wanderwegen, die in Schutzgebietszonen
führen sowie die Erhaltung
oder Errichtung ökologisch wertvoller Trockenmauern.
Es handelt sich dabei um
landschaftlich prägende Elemente, deren
Weiterbestand ohne Förderung seitens der
öffentlichen Hand nicht gewährleistet wäre.
Die Landesregierung setzt damit ein
deutliches Zeichen zum Erhalt der bäuerlichen
Kleindenkmäler in Südtirol innerhalb
und außerhalb der Schutzgebiete, was für
Südtirol als Tourismusland unverzichtbar ist.
Teil des Kulturgutes
Bezuschusst werden ausschließlich Objekte,
die im Rahmen der landwirtschaftlichen
Bewirtschaftung notwendig sind und
die gleichzeitig zur Aufwertung des traditionellen
Landschaftsbildes und zur Erhaltung
des Südtiroler Kulturguts beitragen.
Unter das Förderprogramm fällt auch die
Erhaltung von Waal- und Wanderwegen in
Schutzgebieten, die sowohl von Touristen,
als auch von Einheimischen genutzt werden,
die Erholung in der Natur suchen.
Neben den Beitragsauszahlungen für die
Naturparke und die Landschaftsschutzgebiete
in der Höhe von 467.000 Euro gewährte
das Land in Zusammenarbeit mit
den Sachbearbeitern des Heimatpflegeverbandes
zusätzlich 911.000 Euro für landschaftspflegerische
Arbeiten außerhalb der
Schutzzonen sowie 107.000 Euro für Beitragsansuchen,
die sich auf den Nationalpark
Stilfserjoch beziehen.
LPA
KulturFenster
Redaktion KulturFenster
Ihre Beiträge für die Heimatpflege senden Sie bitte an: rottensteiner.sylvia@gmail.com
Für etwaige Vorschläge und Fragen erreichen Sie mich unter folgender Nummer: 347 0325027 (Sylvia Rottensteiner)
Nr. 05 | Oktober 2017 33
Informiert & Reflektiert
Ehrfurcht walten lassen
Ehrwürdiges Haus in Kaltenbrunn darf nicht abgerissen werden
und dem genannten Gebäude (auf Gemeindegebiet
Montan) besteht. Diese Zerrissenheit
hat leider eine Unterschutzstellung
als Ensemble verhindert.
Gebäude mit Modellcharakter
Dieses Haus ist Teil des historischen Ortskerns.
Im Ortskern von Kaltenbrunn, an der Fleimstalerstraße,
steht ein ehrwürdiges Haus, das
abgerissen werden soll. Der Heimatpflegeverband
hat sich gegen diesen Abriss ausgesprochen,
doch scheint das Vorhaben von
der Gemeindeverwaltung bereits genehmigt
zu sein und harrt nur seiner Umsetzung.
Das Haus wurde in der zweiten Hälfte
des 19. Jahrhunderts erbaut, in Zeiten
der touristischen Erschließung der Dolomiten
und war die Dependance des Brauerei-
und Hotelbetriebes Kaltenbrunn. Im
Erdgeschoss befand sich die Mühle des
Brauereibetriebes. Dieses Haus ist Teil des
historischen Ortskerns von Kaltenbrunn,
der aus dem Gastbetrieb Kaltenbrunn und
dem alten Forsthaus (auf Gemeindegebiet
Truden), dem alten Mauthaus der Straße
Nun soll dieses Haus auf Gemeindegebiet
Montan (BP 164/1) abgebrochen werden.
Dies erscheint unverständlich, ist es
doch ein Zeugnis der Pionierzeit des Tourismus.
Hinzu kommt noch, dass das Gebäude
ausgesprochen ortsbildprägend ist
und bei einem Abbruch den Viererbund
der Häuser aufreißen und zu einer unästhetischen
Leere führen würde.
Nachdem erst unlängst die Gemeinde
Glurns vor Augen geführt hat, dass man
sowohl alte, als auch stark herabgekommene
Bausubstanz qualitätsvoll sanieren
und man mit finanzieller Unterstützung des
Landes sogar erschwingliche Mietpreise erzielen
kann, ersuchte der Heimatpfl egeverband
Südtirol, dieses Vorhaben nochmals
zu überdenken und das Gebäude
vor dem unwiederbringlichen Abbruch
zu bewahren. Die Nähe des Hauses zur
vielbefahrenen Straße mag zwar auf den
ersten Blick für ein Wohnhaus unattraktiv
erscheinen, jedoch zeigen uns viele Beispiele,
dass man mit den heutigen technischen
Mitteln und Möglichkeiten auch
dieses Problem leicht in den Griff bekommen
kann.
Identität wahren
Aus der Luftperspektive
Im Siedlungsgebiet des Gemeindehauptortes
dominiert das geschlossene Haufendorf;
die umliegenden Kulturfl ächen sind
nahezu unverbaut.
Es gilt, hierbei zu bedenken, dass mit
jedem historischen Haus, das dem Erdboden
gleichgemacht wird, ein Stück
Identität und Geschichte des Landes unwiederbringlich
verloren geht. Der Heimatpfl
egeverband sei gerne bereit, über
Alternativen nachzudenken und nach einer
Lösung zu suchen.
Josef Oberhofer
34
KulturFenster
Heimatpflege
Alte Bausubstanz – wertvoll
und zukunftsfähig
Qualitätsvolles Bauen in einem kulturlandschaftlichen Kontext fördern
Speckerhof
Feldererhof
Rainhof (Bilder: Kamilla Photography – Thomas Reier)
In unserem Land wird nach wie vor viel gebaut.
Dabei verschwinden oft wertvolle Bauten
und plötzlich steht an der Stelle eines
jahrhundertealten Hofes oder Hauses ein
Neubau, aber leider viel zu selten in guter
architektonischer Qualität. Ein Verlust für die
Kulturlandschaft ist das im doppelten Sinn:
Einmal, weil wertvolle Bausubstanz unwiederbringlich
verloren ist, und zum anderen,
weil der Ersatzbau zu oft nicht den Kriterien
qualitätsvollen Bauens entspricht und
der architektonisch-landschaftliche Kontext
nicht berücksichtigt wird.
Viele Gemeinden besitzen kulturell wertvolle
Landschaftselemente und Bausubstanz,
auch solche, welche aber nicht unter
Denkmal- oder Landschaftsschutz stehen.
Der Heimatpflegeverband setzt sich deshalb
für deren Erhaltung, aber auch für den Ensembleschutz
ein, dessen Hauptanliegen
es ist, Eigenart und Identität eines Ortes
zu erhalten. Die Gemeinden sollten diese
baulichen, landschaftlichen und kulturellen
Schätze ihres Ortes besonders wahrnehmen
und schützen.
Wichtigkeit von Ensembleund
Denkmalschutz
Die Gemeinde Gsies hat sich auch schon
seit einigen Jahren mit diesem Thema beschäftigt
und es gibt bereits Vorschläge für
die Ausweisung von Ensembles. Allerdings
fehlt immer noch die politische Umsetzung
durch einen Gemeinderatsbeschluss. Daher
wäre es dringend an der Zeit, diese in
Angriff zu nehmen, denn der Verlust von
Kultur- und Naturlandschaft schreitet aufgrund
gedankenloser und profitorientierter
Handlungsweisen unaufhaltsam voran.
Auch der unter Denkmalschutz stehenden
Bausubstanz kommt nicht immer
die Aufmerksamkeit zu, die sie verdiente.
Neben vielen gut erhaltenen denkmalgeschützten
Gebäuden – man erkennt daran
auch die Identifizierung seines Besitzers
mit seinem besonderen Baujuwel – gibt
es auch solche, die dem Verfall preisgegeben
sind, obwohl der Besitzer per Gesetz
verpflichtet ist, für seine Instandhaltung
zu sorgen. Als Beispiel aus Gsies sei
der „Obergschwendt“ (Alt-Hintner) in Pichl
genannt, der dringend einer „Notfall“-
Intervention bedürfte.
Sich um finanzielle Unterstützung
für Ensembles bemühen
Freilich bedarf es auch von Seiten der
öffentlichen Hand eine finanzielle Anerkennung
des Bemühens eines Bauherrn, sein
denkmal- oder ensemblegeschütztes Gebäude
zu erhalten. Während dies für die
denkmalgeschützten Gebäude vorgesehen
ist, muss dies unbedingt auch für die Ensembles
im neuen Raumordnungsgesetz
festgeschrieben werden.
Reiches historisches Erbe in Gsies
Bezüglich Baukultur weist Gsies ein reiches
historisches Erbe auf; mit seinen Bauernhäusern
in Holz-Blockbauweise prägte
es Jahrhunderte lang dieses einmalige Tal.
Leider sind in den letzten Jahren ziemlich
einige dieser bauhistorisch wertvollen Gebäude
abgerissen worden.
Umso erfreulicher ist es, wenn öffentliche
und private Bauherren sich ihrer
Verantwortung für das bauliche historische
Erbe und für das Landschaftsbild
bewusst sind. In Gsies gibt es letzthin einige
gute Beispiele von rücksichtsvollen,
gelungenen Restaurierungen historischer
Bausubstanz:
Der denkmalgeschützte „Rainhof“ in St.
Magdalena aus dem 16. Jh. ist das jüngste
Beispiel: Hier wird der Beweis angetreten,
dass sich altes Gemäuer – behutsam restauriert
– neuen Wohnerfordernissen sehr
gut anpassen lässt und gegenüber einem
Neubau sicherlich einen Mehrwert an Flair
und Authentizität aufweist. Er möge auch
für anderer Bauherren Motivation sein,
diesen Weg zu beschreiten.
Historische Bausubstanz zu pflegen, zu
sanieren und zu revitalisieren muss endlich
ein Grundanliegen der Politik werden,
weil sie die Ortsbilder und die Kulturlandschaft
prägt. Gerade in einem Tourismusland
wie Südtirol ist der Erhalt des kulturellen
und baulichen Charakters eines Ortes
von großer Wichtigkeit. Dieser stellt einen
großen Identifikations- und Wertschöpfungsfaktor
dar, dem man vermehrt Aufmerksamkeit
schenken muss.
Claudia Plaikner, Obfrau des
Heimatpflegeverbandes Südtirol
Nr. 05 | Oktober 2017 35
Informiert & Reflektiert
Heimatpflegeverband aktiv
Derzeit kämpft der Heimatpflegeverband an verschiedenen „Fronten“
Im Zentrum der Tätigkeit stehen immer dieselben
Forderungen und Ziele; es geht um
Erhaltung, um Nachhaltigkeit, um zeitgemäße
und zeitgleich kulturlandschaftlich
sinnvolle Nutzung, es geht um effiziente
Nutzung und es geht um den Einklang und
die Harmonie mit der Natur und der gewachsenen
Kultur. Doch nicht immer werden
die einzelnen Schlachten gewonnen;
auch Niederlagen werden eingesteckt, bedauert,
dann aber folgt die Rüstung für einen
nächsten Versuch. Derzeit liegen dem
Heimatpflegeverband Südtirol folgende Aktionen
am Herzen:
Ganila Säge
In Zusammenarbeit mit dem Dachverband
für Natur- und Umweltschutz hat der
Heimatpflegeverband sich gegen die Genehmigung
der Abänderung des Bauleitplanes
der Gemeinde Sexten zwecks Erweiterung
der Gewerbezone „Ganila Säge“
in der Örtlichkeit Moos ausgesprochen. Allerdings
soll die Gemeindeverwaltung den
Beschluss laut neuesten Informa tionen
trotz einiger Einwände und Problematiken
bereits gefasst haben. „Mit der Änderung
beabsichtigt die Gemeinde die
bestehende Gewerbezone aufgrund der
Nachfrage eines dort ansässigen Unternehmens
zu erweitern.“ (Beschluss der
Gemeinde Sexten)
Gaulschlucht
Die Gutachten bezüglich der Gaulschlucht
für die Ausweisung als Natura-
2000-Gebiet sind positiv ausgefallen und
wurden bereits an die Landesregierung weitergeleitet.
Auch die Gemeindeverwaltung
wurde seitens des Heimatpflegeverbandes
instruiert, sich der Erhaltung eines der letzten
Naturjuwels in unserem Lande nicht zu
verschließen. Die Gemeinde befürchte nämlich
eine starke Einschränkung und meine,
der derzeitige Schutz sei vollkommen ausreichend,
um den Tier- und Artenschutz zu
gewährleisten. Die positiven Gutachten lassen
darauf hoffen, dass der Gaulschlucht
künftig ein langandauernder und allumfassender
Schutz angedeihen wird.
Bannzone Glurns
Der Heimatpflegeverband Südtirol ist entrüstet
darüber, dass die Landesregierung mit
Beschluss Nr. 914 vom 29.08.2017 die Aufsichtsbeschwerde
der Grundeigentümerin
gegen die Maßnahme des Amtes für Bauund
Kunstdenkmäler vom 04.05.2017 angenommen
hat und damit die Bannzone,
die die Landesregierung selbst im Jahr 2014
ausgewiesen hat, ad absurdum führt, weil
jetzt eine Apfelplantage mit hoher Gerüstkonstruktion
die Sicht auf die historische
Stadtmauer – ein Wahrzeichen des mittelalterlichen
Städtchens – stören darf.
Es ist auch widersprüchlich, dass auf der
einen Seite die Sanierung und Revitalisierung
alter Bausubstanz in Glurns vom Land
gefördert wird, andererseits die Sicht auf
dieses einmalige Gesamtensemble durch
diesen Landesregierungsbeschluss beeinträchtigt
werden darf.
Der von der Landesregierung einstimmig
gefasste Beschluss – selbst der zuständige
Landesrat für Denkmalpflege hat sich
nicht für die Berücksichtigung der Bannzone
stark gemacht – weist keine Art von
Kohärenz auf: Man bringt nicht den Mut
und Willen auf, getroffene Maßnahmen zum
Schutz unserer Kulturlandschaft auch konsequent
zu verteidigen. Das ist schade und
ärgerlich zugleich!
Aus den Verbandsunterlagen
Die Gaulschlucht mit ihrer hohen Biodiversität und insbesondere aufgrund ihrer Bedeutung für die dort vorkommenden
Fledermäuse, die der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der EU unterliegen, muss zu einem Natura 2000-Gebiet erhoben werden.
36
KulturFenster
Aus Verband und Bezirken
Heimatpflege
Auf geschichtlichen Spuren
Kulturfahrt ins Hochpustertal
Zu einer interessanten Kulturfahrt ins Hochpustertal
hat im Sommer der Heimatschutzverein
Lana unter der Leitung von Ilse Prugger
geladen.
Vielseitig und ideenreich
Zunächst wurde das Bergdorf Taisten am
Eingang ins Gsiesertal mit seinen bedeutendsten
Kunststätten besucht. Der Ortspfarrer
führte durch die prachtvolle Pfarrkirche
(erstmals erwähnt 1282), die den
Brixnern Diözesanheiligen Ingenuin und
Albuin geweiht ist. Darüber hinaus stellt
sie einen Höhepunkt der Südtiroler Rokokomalerei
dar. Anschließend besichtigte die
Gruppe das älteste Gotteshaus der Urpfarre
Taisten, die St. Georgs-Kirche, eine Kirche
zwischen Romanik und Gotik und von sehr
intensiver Ausstrahlung. Der untere Teil ist
im romanischen Stil gebaut, während der
obere Teil auf das Jahr 1498 zurückreicht
und ein gotisches Netzrippengewölbe trägt;
innen sind die sehr wertvollen und gut erhaltenen
Fresken zu bestaunten. Ein Abstecher
zum Dorfeingang führte zu einem
der schönsten Bildstöcke im ganzen Land.
Die vier Nischen bergen einen Bilderzyklus,
der die Muttergottes mit Christkind, Katharina
und Margareth, eine Ölbergszene,
Wolfgang und Martin, eine Kreuztragung,
Andreas und Leonhard, eine Kreuzigungsgruppe
und die Kirchenpatrone von Taisten,
Ingenuin und Albuin, einschließen (Brunecker
Malerschule um 1460). Beim alten
Kahnwirt in St. Martin Gsies ließen sich die
Ausflügler mittags mit typischen Spezialitäten
kulinarisch verwöhnen.
Das hier abgelichtete Gruppenfoto entstand vor der Pfarrkirche in Taisten
Burganlage, sondern auch die älteste des
Hochpustertals; mit Sicherheit eine ungewöhnliche
und sehr selten anzutreffende
Burganlage, eine sogenannte „Kernburg“.
Zu den ältesten Teilen der Burg zählt der
34 Meter hohe, sehr schlanke Bergfried,
der bereits im Jahr 1126 erbaut wurde.
Den Auftrag zum Bau des Schlosses gaben
die Brüder Schwikher und Otto von
Welsberg, aus einer bedeutenden adeligen
Familie Tirols stammend. Durch geschickte
Handels- und Verwaltungstätigkeiten vergrößerten
sie ihr Vermögen und auch ihre
Bedeutung. So kam es, dass 1359 Georg
von Welsberg die gegenüberliegende
Burg Thurn bei Taisten kaufte. Zwischen
dem 15. und 16. Jahrhundert wurde das
Schloss Welsberg erheblich erweitert und
auch umgebaut. Im Jahr 1765 kam es jedoch
zu einem Brand, der einen Großteil
der Anlage zerstörte, darunter auch den
Palas und das Wirtschaftsgebäude. Die
Gruppe besichtigte mit der Kuratorin die
neue Johanniskapelle, den Burgzwinger,
die Vorratskammern, die Burgküche, die
in Holz getäfelte große Pflegerstube, den
Rittersaal, die Grafenstube, die Räucherkammer
und die alte romanische Kapelle.
Heute wird das Schloss von einem Kuratorium
verwaltet, das u.a. umfangreiche
Renovierungsarbeiten durchführte.
Albert Innerhofer
Schloss Welsberg – ein aufschlussreicher
Besuch
Am Nachmittag stand die Besichtigung
des Schlosses Welsberg auf dem Programm.
Schon immer wachte dieses Schloss über
dem Eingang des Gsieser Tales, 1126 erstmals
urkundlich erwähnt und beinahe 800
Jahre lang – bis 1907 – Stamm- und Verwaltungsburg
der Herren von Welsberg. Schoss
Welsberg ist nicht nur eine ungewöhnliche
Bei fachkundiger Diskussion…
Nr. 05 | Oktober 2017 37
Aus Verband und Bezirken
Entlang der Sprachgrenze
Gesamttiroler Freundschaftstreffen am Nonsberg und in Ulten
Zum 15. Mal lud der Heimatpflegebezirk
Meran-Burggrafenamt mit Obmann Georg
Hörwarter am 22. Juli den Gesamttiroler
Freundeskreis für Heimatpflege und
für Tiroler Landeskunde zu einem Treffen
ein, das alljährlich in einem der drei
historischen Landesteile, Nord-/Osttirol,
Süd- oder Welschtirol, unter der Schirmherrschaft
von Alt-Landeshauptmann Wendelin
Weingartner stattfindet.
Dieser wertvolle Gedankenaustausch
und das bessere Kennenlernen der Heimat
in den Bezirken und Unterbezirken
zieht von Jahr zu Jahr mehr Kulturschaffende,
Altbürgermeister, Lokalpolitker und
weitere Kulturträger aus Süd-und Nordtitirol
an; aus Welschtirol/Trentino waren sogar
Vertreter aus dem Fleimstal und aus
dem Fersental unter Führung des aus
dem Ultental stammenden Amtsdirektors
der Region Trentino-Südtirol für sprachliche
Minderheiten, Sieghard Gamper, erschienen.
Die rund 40 Personen erwartete
ein interessantes Programm in zwei
landschaftlich interessanten Berggebieten,
dem Deutschnonsberg und Ulten,
die seit einiger Zeit dmit einer für beide
Täler bedeutenden Straße über das Hofmahdjoch
miteinander verbunden sind.
Erste Station: Nonsberg
Gruppenfoto vor der Kirche Unsere Liebe Frau im Walde
Von den Reisebegleitern erhielten die
Teilnehmer auf der Fahrt und von den
Bürgermeistern in den jeweiligen Gemeinden
wichtige und aktuelle Informationen
über Wirtschaft, Kultur oder Schule
in diesen strukturschwachen Gebieten.
Dort hat sich die tüchtige Bevölkerung
durch Fleiß und Aufgeschlossenheit für
wirtschaftliche Neuerungen eine auch
heute noch lebenswerte Bergheimat erhalten.
Die Fahrt führte über den Gampenpass
vorerst zum bekannten und beliebten
Wallfahrtsort Unsere Liebe Frau im
Walde. In der Wallfahrtskirche sprach Georg
Hörwarter über die besonders prachtvoll
ausgestattete Pilgerkirche am früher
so wichtigen Passübergang ins Trentino/
Welschtirol. Im nächsten Kirchdorf St. Felix,
dem Gemeindesitz dieser Doppelgemeinde
Unsere Liebe Frau Im Walde/St.
Felix, gab der Vizebürgermeister, Romedius
Kofler, Auskunft über die strukturschwachen
Dörfer und Gemeinden am
Nonsberg an der deutschen Sprachgrenze.
Zweite Station: Ultental
Flott ging die Weiterfahrt über Fondo –
Castelfondo über das Britschner-(Brezer)
Jöchl und durch die weiteren beiden
Deutschnonsberger Gemeinden Laurein
und Proveis und durchs Marauntal in das
Ultner Haupttal. Bei der Durchfahrt durch
die Dörfer St. Pankraz, St. Wallburg, St. Nikolaus
und St. Gertraud konnten die Teilnehmer
neben der Landschaft auch die
einmalig schönen und vorbildlich revitalisierten
Höfe und Hofgruppen bis hoch
oben auf beiden Talflanken bewundern.
Zwei kleinere Zubringerbusse brachten
die Kulturinteressierten zum Mittagessen
auf die Fiecht-Alm. Unter den Fahrtteilnehmern
waren zwei Alphornbläser aus
Naturns, die für die „Tafelmusik“ sorgten.
Am Nachmittag stand noch die Besichtigung
des reich bestückten Talmuseums
in St. Nikolaus auf dem Programm. Anny
Schwienbacher-Oberthaler, die Witwe von
Gottfried Oberthaler, dem Begründer dieses
sehenswerten Museums, führte gekonnt
durch die Räume mit den liebevoll
gesammelten alten Gegenständen des
Alltaggebrauchs und der religiösen Verehrung
und Volkskunst.
Wirtschaftlich wichtiges Ulten
Auf der Weiterfahrt durch das Ultental
berichtete der Altbürgermeister von Lana
und Heimatkundler Christoph Gufler über
die Geschichte und Gegenwart des interessanten
Tales und die heutige Struktur
und Erwerbstätigkeit der Gemeinden Ulten
und St. Pankraz. Dabei konnte er vor
allem auf die wichtige Energiewirtschaft
hinweisen, da Ulten durch die zahlreich
gestauten Gewässer 10 Prozent des Südtiroler
und 1 Prozent des gesamtitalienisch
erzeugten Stromes produziert. Beim äußersten
Gehöft von St. Pankraz, dem Weinhof
Außerhof, wurde zum Abschied ein
letztes Mal Halt gemacht und allen Teilnehmern,
besonders jenen, deren Informationen
die Schar bereichert haben, ein
aufrichtiger Dank ausgesprochen.
Martha Innerhofer
38
KulturFenster
Rundschau
Heimatpflege
Applaus für 15. Benefiz-
Heimatabend in Lana
Im Zeichen der Solidarität und Nächstenliebe
Ein volksmusikalisches Stelldichein mit Ehrengästen auf der Bühne im Raiffeisenhaus von Lana im Zeichen der „Stillen Hilfe im
Dorf“ (Foto: Kofler, Lana)
Es war ein kleines Jubiläum, der traditionelle
Benefiz-Heimatabend, der kürzlich im vollbesetzen
Saal im Raiffeisenhaus von Lana
über die Bühne ging. Mit einer Gedenkminute
wurde Luis Santer Stadler gedacht,
welcher diese gemeinnützige Veranstaltung
ins Leben gerufen hat und nunmehr von
Maria Sulzer gemeinsam mit Rosa Pfattner
und Waltraud Innerhofer weitergeführt wird.
Auch heuer wieder haben sich Musikanten,
Sänger und Tänzer in den Dienst
dieser guten Sache gestellt. Dies für die
„Stille Hilfe im Dorf“, die es sich zur Aufgabe
gemacht hat, notleidende Menschen
schnell und unbürokratisch zu unterstützen.
Es wirkten mit die Krebsbocher
Tanzlmusig, Singgruppe Madlain, Trio-
LAN, Zweigesang Maria Sulzer und Helmuth
Gruber, Mundartdichterin Anna
Lanthaler, das Doppelquartett des MGV
Lana unter der Leitung von Julia Perkmann,
Volkstanzgruppe Lana und Sprecher
Alfred Sagmeister. Unter den Gästen
weilten Vizebürgermeister Horst Margesin
und die Gemeindereferenten Helga Hillebrand
Malleier, Helmuth Holzner und Valentina
Andreis.
Zur Erfrischung kredenzte Sepp Pircher
Hofmann köstlichen Apfelsaft. Abschließend
dankte Rosa Pfattner allen
Mitwirkenden und Sponsore, sowie dem
zahlreich gekommenen Publikum für ihr
Dabeisein.
Pfarrchor Lana: Radiomesse auf Rai Südtirol
Mit der Unterstützung der Chorleiterin
Ingrid Rieder und des Obmannes Reinhard
Ladurner gestalteten Sängerinnen
und Sänger des Pfarrchores Lana kürzlich
den Sonntags-Gottesdienst im Hörfunk
auf Rai Südtirol.
Die Radiomesse wurde live aus der Benedikt-Kapelle
von Muri Gries übertragen.
Zelebrant war Michael Mitterhofer;
die Predigt hielt Dom-Dekan Ulrich Fistill;
als Kantorin fungierte Eva Torggler.
Die Lieder aus dem „Gotteslob“ begleitete
Monika Brugger an der Orgel.
Der Pfarrchor Lana in der Benedikt Kapelle von Muri Gries
Nr. 05 | Oktober 2017 39
Arge Lebendige Tracht
„Ciüf da zacan“ für
den Hochzeitslader
Im Gadertal ist es immer noch ein gern gesehener
Brauch, dass Hochzeitslader mit
einem ganz besonderen Blumenschmuck
auf dem Hut die Gäste zum großen Fest
einladen. Ottilia Dapunt Pedevilla, Jahrgang
1935, hat eben erst wieder fünf neue
Hüte für diesen Brauch kunstvoll verziert.
Eine Meisterin der
„schönen Arbeiten“
Eine wahre Meisterin beim Anfertigen
von Klosterarbeiten, wie man diese Kunst
auch nennt, war Regina Ellecosta „dl Stifler“
aus Enneberg Pfarre. Jahrzehntelang
versorgte sie das ganze Tal mit ihren kunstvollen
Blumengebinden. In ihren letzten
Lebensjahren im Altersheim von St. Martin
in Thurn gab sie ihr Wissen an Ottilia
Dapunt weiter, die seitdem mit viel Liebe,
Geduld und Fleiß das alte Kunsthandwerk
weiterführt. Seit über 15 Jahren fertigt sie
in zeitaufwendiger Handarbeit kleine und
Ottilia Dapunt aus St. Martin in Thurn
große Blüten und Blätter an, die sie dann
zu kunstvollen Blumengebinden zusammensetzt.
Über 50 verschiedene Blüten
kann sie machen, und es kommen immer
noch neue Kreationen dazu.
Klosterarbeiten statt frischer
Blumen
Seit dem 15. Jahrhundert sind Klosterarbeiten
Teil des religiösen Brauchtums.
Diese in Klöstern angefertigten „schönen
Arbeiten“ erreichten dank der stark ausgeprägten
Volksfrömmigkeit im 17. und
18. Jahrhundert ihre höchste Blüte. So genannte
„Maibuschn“ aus Flitter und Papier
wurden gerne − anstelle von frischen
Blumen − als Altarschmuck verwendet.
Auch in der Tracht fanden Klosterarbeiten
Eingang als prachtvolles Schmuckwerk,
denken wir nur zum Beispiel an die Gherlanda
spiza bei der Grödner Mädchentracht,
an die Krone der Jungfrauentracht
im Schlerngebiet oder eben an die kunstvoll
geschmückten Trachtenhüte der Gadertaler
oder Lüsner.
Filigrane Handarbeit
Heute werden Metallfolien in verschiedensten
Farben verwendet, dazu feine
Gold- und Silberspiralen, Perlen, Glassteine,
Pailletten, kleine Spiegel, Knöpfe,
Schneckenhäuschen für die Blütenstempel.
Blüten- und Blattformen werden mit
Kartonschablonen vorgezeichnet, ausgeschnitten
und mit einfachen Werkzeugen
gebogen und graviert. Jede Blüte ist ein
kleines Kunstwerk für sich. Wochenlang
wird an einer Girlande gearbeitet.
Stolz auf ihren Hutschmuck
Auf dem schwarzen Gupfhut wird hinten
in der Mitte zunächst ein stehender
Blumenstrauß befestigt, der oben mit zwei
grünen Blättern enden muss. Aus ihnen
wachsen sozusagen die weißen Hahnenfedern
heraus, zwei auf jeder Seite, und
ein weißer flauschiger Adlerflaum dazu.
Links und rechts davon laufen liegende
Girlanden nach vorne hin zart aus.
Die Gadertaler Hochzeitslader sind stolz
auf ihren Hutschmuck und hoffen, dass
dieser Ausdruck alter Volkskunst niemals
aussterben möge.
Agnes Andergassen
Je bunter, desto schöner!
Kunstvoll geschmückter Hut der
Hochzeitslader
Ottilia Dapunt Pedevilla
bei der Arbeit
Einfache
Kartonschablonen
40
KulturFenster
Arge Volkstanz
Heimatpflege
Jahrhundertealter Bindertanz
in Bozen aufgeführt
Arbeitsgemeinschaft Volkstanz, Südtiroler Volksmusikkreis und Verkehrsamt
Im Rahmen der Lorenzinacht wurde in diesem
Jahr der traditionelle Bozner Bindertanz
am Waltherplatz in Bozen gezeigt. Es verdient
besondere Aufmerksamkeit, denn der
Bozner Bindertanz wird nur sehr selten und
zu speziellen Anlässen aufgeführt.
Dem eigentlichen Tanz ging um 18.30
Uhr ein Umzug voraus, der von der Bindergasse
über den Rathausplatz und dem
Kornplatz zum Waltherplatz führte. Leider
musste dieser wegen des starken Regens
unterbrochen werden.
Glaslschwinger und Schalknarren
Der Bindertanz auf dem Bozner Waltherplatz
Pünktlich um 19.00 Uhr, nachdem auch
der Wettergott ein Einsehen hatte, begeisterten
32 Tänzer aus allen Landesteilen,
vier Glaslschwinger und der Schalknarr
in den alten charakteristischen Kostümen
das Publikum für diesen Reif- und Figurentanz.
Begleitet wurden die Tänzer von
fünf Schweglern, zwei Geigen und einem
Trommler unter der Leitung von Gernot
Niederfriniger.
Handwerk trifft Theater
Dieser Tanz, der überall dort gepflogen
wurde, wo das Handwerk der Fassbinder
verbreitet war – so auch in Bozen mit seiner
Weinkultur – hat sich vom schlichten
Handwerkstanz zum schauspielartig gestalteten
Brauchtum entwickelt. Die Bozner
Aufführungen fanden 1769, 1790 und
1822 sogar vor gekrönten Häuptern statt.
Nach 126jähriger Unterbrechung wurde
der Bindertanz anlässlich der Bozner Messe
1948 erstmals wieder in Bozen aufgeführt.
Im Jahre 1992 wurden die Kostüme für
den Bindertanz wieder aus dem Keller geholt.
Anlässlich der 70. Bozner Weinkost
und des 100-Jahr-Jubiläums der Guntschnapromenade
gab es gleich zwei Aufführungen
dieser interessanten Großform.
Die letzte Aufführung gab es bei der
75. Bozner Weinkost im Jahre 1997, also
genau vor 20 Jahren. Wer weiß, wie viele
Jahre nun diesmal ins Land ziehen, bis der
Bindertanz in all seiner Pracht wieder präsentiert
wird?
Der Schalknarr inmitten der Tänzer.
Hereinspaziert
• 52. Landes-Kathrein-Tanzfest am Samstag, 18. November 2017, im großen Saal des Meraner Kurhauses. Einlass
ab 19.00 Uhr, Auftanz um 20.00 Uhr. Zum Tanz spielt die „Sautner Tanzlmusig“, die Pausengestaltung übernimmt
die Jugendvolkstanzgruppe Pfalzen. Tracht oder festliche Kleidung erwünscht.
Tischreservierungen und weitere Informationen im Büro der Arbeitsgemeinschaft Volkstanz, Tel.: 0471/970555
oder info@arge-volkstanz.org
• Volkstanz-Winterlehrgang von Dienstag, 26. Dezember 2017, bis Montag, 1. Januar 2018, im Haus der Familie/
Lichtenstern am Ritten. Tanzen, Musizieren und Singen mit fachkundigen Referenten. Weitere Infos im Büro der
Arbeitsgemeinschaft Volkstanz, Tel.: 0471/970555 oder info@arge-volkstanz.org
Nr. 05 | Oktober 2017 41
• Büchertisch •
Markus Ender/Ingrid Fürhapter/Iris Kathan/Ulrich Leitner/Barbara Siller (Hg.)
Landschaftslektüren
Lesarten des Raums von Tirol bis in die Po-Ebene
„Der Mensch bearbeitet,
bezeichnet und beschreibt
das Land. Er begeht und erkundet
es, nimmt es wahr,
spürt, ertastet und bebaut
es. Er verbindet das Land
mit Gerüchen, Klängen,
Geräuschen, Namen, Erinnerungen,
Bildern, Erzählungen
und Identitäten.
Mit all seinen Sinnen imaginiert,
konstruiert, rekonstruiert
und dekonstruiert
er es. Landschaften lassen
sich insofern wie ein Buch
lesen, das offenlegt, was in
einem bestimmten Gebiet
erzählt und erinnert werden
darf und was gehört
werden will – und auch
das, was nicht.“ (S. 11)
Der vorliegende Band
vereint eine Reihe von
Lektüren wissenschaftlicher,
literarischer und
künstlerischer Ausrichtung
zum Thema Landschaft
und zeigt in diesem
Sinne Interpretationsoder
Bedeutungsvarianten
im Hinblick auf die Kulturlandschaft
von Tirol bis in die Po-Ebene auf.
Je nach Perspektive oder auch je nach
Ansatz wird mit Lesart mehr eine konventionelle
Bedeutung oder aber eine
subjektive Deutung der Landschaft angesprochen.
Die im Buch zusammengefassten
Darstellungen nehmen Bezug
auf die menschlichen Wahrnehmungsweisen,
Handlungen und Praktiken im
Raum. Perspektivenvielfalt scheint hier
willkommen, gibt sie doch Auskunft über
das kollektive Gedächtnis der BewohnerInnen
und die damit einhergehenden
Erinnerungskulturen.
„Von Tirol bis in die Po-Ebene durchqueren
wir Landschaften, die einmal eng
miteinander verbunden waren, Verbindungen,
die auch heute noch wahrnehmbar
sind. Das vorliegende Buch spricht
äußere und innere Landschaften dieses
Raumes gleichermaßen an, verweist auf
deren vielfältige Facetten und komplexe
Verknüpfungen. […] Wir gehen durch historische,
erzählte und erzählende Landschaften,
schuldig gewordene, identitätsstiftende,
konstruierte und transformierte
Landschaften, durch Kindheitslandschaften,
Wörterlandschaften, Grenzlandschaften
und transitäre Landschaften.“ (S. 12)
Kulturwissenschaftliche
Beiträge von
Christina Antenhofer,
Gerhild Fuchs, Markus
Ender, Ingrid Fürhapter,
Hans Heiss, Iris Kathan,
Carla Leidlmair-Festi,
Ulrich Leitner, Andreas
Oberhofer (alle Innsbruck),
Susanne Rau
(Erfurt), Barbara Siller
(Cork), Stefano Zangrando
(Rovereto).
Künstlerische Beiträge
von
Stefan Alber (Berlin),
Katharina Cibulka (Innsbruck),
Claudia Fritz
(Innsbruck), Arno Gisinger
(Paris), Elka Krajewska
(New York), Albert
Mayr (Florenz),
Milena Meller (Innsbruck),
Gregor Neuerer
(Wien-Salzburg-
New York), Christine S.
Prantauer (Innsbruck),
Benjamin Zanon (Innsbruck).
Literarische Beiträge von
C. W. Bauer (Innsbruck), Rut Bernardi
(Klausen), Alois Hotschnig (Innsbruck),
Kurt Lanthaler (Berlin-Zürich). Waltraud
Mittich (Bruneck), Anna Rottensteiner
(Innsbruck), Sepp Mall (Meran) u.a.m.
Markus Ender/Ingrid Fürhapter/Iris Kathan/Ulrich
Leitner/Barbara Siller (Hg.):
Landschaftslektüren. Lesarten des Raums
von Tirol bis in die Po-Ebene. 560 Seiten;
Hardcover; durchgehend vierfarbig
bebildert; ISBN 978-3-8376-3553-9;
transcript Verlag Bielefeld; 34,99 Euro.
42
KulturFenster
Vorweg
Chorwesen
O Fortuna velut luna
Am 17. und 19. November: Die Carmina Burana in Schlanders und Meran
Der Bezirkschor bei den Proben zu den Carmina Burana
„O Fortuna velut luna statu variabilis semper
crescis aut decrescis...“ heißt es in
den berühmten Carmina Burana von Carl
Orff: Wie der Mond ist das Glück veränderlich,
nimmt ab und nimmt zu...
Zum 700-Jahr-Jubliäum der Stadt Meran
hat sich der Bezirk Burggrafenamt-Vinschgau
im Südtiroler Chorverband etwas
ganz Besonderes vorgenommen: die Aufführung
dieses berühmten Chorwerks mit
Sängern und Sängerinnen aus dem Bezirk
am 17. und 19. November in Meran und
Schlanders. Die Idee hatte Bezirkschorleiter
Josef Sagmeister, dem auch bewusst
ist, dass es sich um ein anspruchsvolles
Werk handelt: „Wir dachten uns, ein weltliches
Werk passt gut zum Stadtjubiläum.
Außerdem sind es sehr schöne Melodien
und Texte, die auch heute noch aktuell sind,
geht es doch um das Rad der Fortuna, des
Schicksals, das die einen hinaufträgt, die
anderen sinken lässt. Das ist auch heute
noch so.“ Die Carmina Burana sind eines
der meistaufgeführten Chorwerke überhaupt
und gehören zu den bedeutendsten
Chorwerken des 20. Jahrhundert. „Ein
Werk, das meiner Meinung nach jeder engagierte
Chorsänger einmal im Leben gesungen
haben soll“, sagt Josef Sagmeister.
Der Komponist Carl Orff
Komponiert hat sie der Münchner Carl
Orff (1895-1982), der Klavier, Orgel und
Cello spielte und im Alter von fünf Jahren
bereits seine erste Komposition vorlegte.
Er war auch Kirchenchorsänger und
wusste deshalb, „wie man für einen Chor
schreibt“, betont Sagmeister. 1924 gründete
Orff die Orff-Schule mit freier Gymnastik,
Tanz, Rhythmischer Erziehung.
Orff war einer der ersten Musikpädagogen
und schrieb eigene Stücke für Kinder, das
„Orff-Schulwerk“.
Kinder sollten durch musikalische Erziehung
zu sich selber finden und ihre Persönlichkeit
stärken. „In diesem Punkt war
Orff sicher ein Vorreiter späterer Entwicklungen!“,
betont Sagmeister. Orff schrieb
14 Bühnenwerke, Opern, Märchen, Theatermusik,
Kantaten.
Die Carmina Burana nennt er eine „szenische
Kantate“ mit vielen rhythmischen
Elementen, viel Schlagzeug – das waren
seine Lieblingsinstrumente in der Schule,
die sogenannten „Orff-Instrumente“. Die
Carmina Burana sind Orff bekanntestes
Werk – sie dienten etwa in über 70 Filmen
als Filmmusik.
Carl Orff, Komponist der Carmina
Burana
Nr. 05 | Oktober 2017 43
Vorweg
Carmina Burana: Liebe, Feiern,
Gesellschaftskritik
Die Texte, die Orff vertonte, stammen aus
einer Handschrift aus dem 11. bis 12. Jahrhundert
aus dem Kloster Benediktbeuren
in Südbayern und sind zum Großteil auf Latein
verfasst. Die 254 Lieder und Dramentexte
gehören zu den wichtigsten Sammlungen
mittelalterlicher weltlicher Texte
und wurden 1803 wiederentdeckt. Neben
den lateinischen Texten gibt es auch
mittelhochdeutsche und altfranzösische
Texte, Orff hat alle drei Sprachen in sein
Werk eingebaut.
Worum geht es eigentlich in den Carmina
Burana? Großes Thema ist wie gesagt
das Rad der Fortuna, die Ungerechtigkeit
der Welt, das Auf und Ab des Schicksals.
Melancholie wechselt sich so mit Lebensfreude,
vor allem Freude am „Feiern“ und
an der Erotik ab, so dass einige Texte sicher
als „anstößig“ empfunden wurden.
Interessant ist, dass die Carmina Burana
vielleicht in Kloster Neustift in Brixen entstanden
sind, kommt doch eine Tiroler
Sage mit Brixen vor, die man nur in Neustift
kannte. Neben den 131 Liebesliedern
gibt es noch 55 moralische und Spottgesänge,
40 Trink- und Spiellieder sowie zwei
längere geistliche Stücke.
Ein wichtiges Thema ist auch die Kritik
an kirchlichen und politischen Missständen,
so kommt ein „Evangelium nach der
Silbermark“ und eine Parodie über das Klosterleben
vor. Über den Buchstaben ist die
Melodie in der Neumenschrift notiert, das
heißt die Texte waren damals schon zum
Singen gedacht. Orff erfand allerdings die
Melodie ganz neu.
1937 wurden die von Orff vertonten 24
Lieder aus den Carmina Burana in Frankfurt
uraufgeführt. Eingeteilt ist Orffs Werk
in Frühlingslieder, „Fress- und Sauflieder“
und Liebeslieder. Eingerahmt wird alles vom
Motiv der „Fortuna Imperatrix Mundi“, von
der Göttin Fortuna, die das Schicksal der
Menschheit bestimmt. Orff verwendet in
seiner Komposition mittelalterliche Ele-
mente, einfache Tanzmelodien und Kirchentonarten
der Alten Musik.
„Bei unserer Aufführung werden wir versuchen,
einen aktuellen Bezug herzustellen“,
sagt der Bezirkschorleiter. Orff sah
für die Aufführung ein Riesenorchester
vor. „Wir werden eine reduzierte Version
mit Klavier und Schlagzeug machen.“ Am
16. September begann der Bezirkschor die
Proben, 12 Probentermine folgten. Neben
dem Bezirkschor wird auch der Kinderchor
der Musikschule Meran mitsingen, insgesamt
werden so ca. 120 Sänger und Sängerinnen
teilnehmen. Bezirkschorleiter Josef
Sagmeister freut sich schon: „Nach der ersten
Probe kann ich bestätigen, dass diese
Musik eine faszinierende und magische
Wirkung auf die ängerinnen und Sänger
und das Publikum hat. Die Sängerinnen
und Sänger sind mit großem Einsatz dabei
und ich freue mich jetzt schon auf die
nächsten Proben und die Aufführungen.“
Zweifellos wird die Aufführung ein musikalisches
Erlebnis für Teilnehmer und Zuhörer.
Wie Orff selbst nach der Vollendung der
Carmina Burana sagte: „Alles, was ich bisher
gemacht habe, können Sie einstampfen.
Mit den Carmina Burana beginnen
meine gesammelten Werke.“
Die Aufführungen finden statt am
17.11.2017 um 20 Uhr im Kulturhaus
Karl Schönherr in Schlanders und am
19.11. 2017 um 18 Uhr im Kursaal in
Meran.
Bezirkschorleiter Josef Sagmeister leitet die Proben und die Aufführung der Carmina
Burana.
Genauere Informationen und alle anderen Veranstaltungen
fi nden Sie auf unserer Homepage: www.scv.bz.it
44
KulturFenster
Das Thema
Chorwesen
Tag der Chöre in den Gärten von
Schloss Trauttmansdorff
Kulturerlebnis im Geist der Europaregion
Der Algunder Frauenchor unter der Leitung von Hans Schmidhammer
Den Geist der Europaregion Tirol spürte man
am Sonntag, 3. September, in den Gärten
von SchlossTrautmansdorff: Neun Chöre
aus Nord- und Südtirol und aus dem Trentino
sangen an verschiedenen Stationen
ihre Lieder.
Von der Südtiroler Chorlandschaft waren
alle drei Sprachgruppen vertreten. So
vertrat der Frauenchor Raieta aus Wengen
die ladinische Kultur und der Coro Castel
Flavon aus Bozen die italienische Kultur
in Südtirol. Außerdem nahmen auch der
Seniorenchor „Die Junggebliebenen“ aus
Bozen, der Frauenchor Algund, die Chorgemeinschaft
La Voce aus Matrei am Brenner,
der Kirchenchor Mühlwald, die Gospelcantorei
Meran, der Singkreis Welschnofen
und der Coro Maddalene di Revó aus dem
Trentino am Tag der Chöre teil, der seit
2004 vom Südtiroler Chorverband in Zusammenarbeit
mit den Gärten von Schloss
Trauttmansdorff veranstaltet wird und auch
heuer wieder auf großes Interesse bei Besuchern
und Musikinteressierten stieß. So
erklangen Volkslieder nicht nur in den drei
Landessprachen, etwa ein Lied aus einer
ladinischen Operette, ein Volkslied aus Dal-
matien, englische Gospels oder Heimatlieder,
in denen es hieß: „Mein Hoamat,
mein Landl des hon i gearn...“ Zwei traditionelle
Kulturen trafen aufeinander, wie
Der Kirchenchor Mühlwald unter der Leitung von Sigrun Falkensteiner
Nr. 05 | Oktober 2017 45
Das Thema
Der Coro Maddalene di Revo Trentino
Der Coro Castel Flavon
Der Singkreis Welschnofen
Die Chorgemeinschaft La Voce Matrei
es Hausherr Landesrat Arnold Schuler in
seinen Grußworten bei der Abschlussveranstaltung
am Seerosenteich formulierte:
„Die Gartenkultur Südtirols und die Liedkultur
unserer Heimat.“ Er freute sich über
das hohe Niveau des Gesangs und bedankte
sich bei den Chören für ihr Engagement.
Der Dank des Verbandsobmanns
des Südtiroler Chorverbands Erich Deltedesco,
der mit seiner Stellvertreterin Margareth
Greif die Veranstaltung besuchte,
galt ebenso in erster Linie den Sängern
und Sängerinnen: „Ihr habt mit eurem Gesang
diesen Tag zu einem Kulturerlebnis
für uns alle werden lassen!“ Singen schaffe
Begegnung und Freude, betonte der Obmann
und dankte auch den befreundeten
italienischen Chorverbänden für die gute
Zusammenarbeit sowie den Sängern und
Sängerinnen, die eigens aus Nordtirol angereist
waren. Der Tag der Chöre werde sicher
auch im nächsten Jahr stattfinden.
„Der Chorverband hat schon vor 50 Jahren
die Idee der Europaregion verfolgt und lebt
sie auch heute noch“, sagte der Obmann.
Mit dem gemeinsamen Lied „Viva la Musica“
endete der Tag der Chöre.
Die Gospelcantlorei Meran
Die Junggebiebenen
Der Frauenchor Raieta aus Wengen
Der Verbandsobmann des Südtiroler Chorverbands E. Deltedesco
46
KulturFenster
Chorwesen
Ladinisches Gemeinschaftsgefühl
8. Tag des Ladinischen Liedes in Wolkenstein
Ladinische Chöre von der Schweiz bis Friaul trafen sich in Wolkenstein zum Tag des ladinischen Liedes.
„Singen ist ein großes Geschenk, es ist ein
Lebenselixier, das uns Glück und Selbstvertrauen
schenkt!“ Mit diesen Worten begrüßte
der Obmann des Südtiroler Chorverbandes
Erich Deltedesco am Sonntag, 17.
September, die Sängerinnen und Sänger,
die am 8. Tag des ladinischen Liedes in
Wolkenstein teilnahmen.
Fünfzehn Chöre aus Gröden, dem Gadertal,
Fassa, Ampezzo, aus Chur und aus
dem Friaul hatten sich trotz schlechten
Wetters auf dem Gemeindeplatz von Wolkenstein
versammelt, um mit Generalvikar
Eugen Runggaldier die Hl. Messe zu
feiern und gemeinsam zu singen und zu
feiern. Vorgesehen war ursprünglich der
Gottesdienst im Langental und ein Singen
auf den Plätzen und Straßen von Wolkenstein.
Aber auch unter dem großen Zeltdach
beim Rathaus erklangen die ladinischen
Lieder in ihrer Schönheit und
begeisterten das Publikum. Organisiert
hatte den Tag der Südtiroler Chorverband
in Zusammenarbeit mit dem Istitut Ladin
Micura de Rü und dem Cor di Jeuni Gherdeina
aus Gröden mit Obmann Matthias
Runggaldier und unter der musikalischen
Leitung von Samuel Runggaldier.
Gemeinsam mit den anderen teilnehmenden
Chören umrahmten sie den Gottesdienst.
Generalvikar Eugen Runggaldier
betonte, dass gerade in einer Zeit der
Konflikte die Vergebung und der Verzicht
auf Rache für jeden Christen eine grundlegende
Aufgabe sei.
Dass gerade der Gesang helfen könne,
andere Kulturen und Sprachen anzuerkennen
und mit ihnen in Kontakt zu treten,
betonte der Landesrat für ladinische
Kultur Florian Mussner. Er dankte den
Chören für ihren Einsatz. Auch der Dank
des Obmanns des Chorverbands galt den
Sängern und Sängerinnen, aber auch
der Gemeinde Wolkenstein für die Gast-
freundschaft – sie war durch Bürgermeister
Roland Demetz vertreten – dem Cor
di Jeuni Gherdeina und dem Landesrat
Florian Mussner für die finanzielle Unterstützung.
Der Tag des ladinischen Liedes sei eine
wertvolle Tradition: „Er zeigt uns den Wert
des Singens auf, lädt uns ein Freundschaften
zu schließen und zu vertiefen und im
ganzen ladinischen Kulturbereich ein Gemeinschaftsgefühl
zu entwickeln.“ Nach
dem gemeinsamen Gottesdienst trugen
die Chöre ihre Lieder vor. Auch für Speis
und Trank war gesorgt.
Der 8. Tag des ladinischen Liedes war
ein Zeichen dafür, dass Singen „Heimat
schenkt“, wie Obmann Erich Deltedesco es
formulierte, der sich auch über die Anwesenheit
von Vertretern befreundeter Chorverbände
und des Vorstands und Musikrats
des Südtiroler Chorverbands sowie
der Gemeindepolitik freute.
Nr. 05 | Oktober 2017 47
Aus Verband und Bezirken
Kein Meister fällt vom Himmel
Abschlusskonzert der Chor- und Stimmbildungswoche des
Südtiroler Chorverbandes
Die Sänger und Sängerinnen der Chor- und Stimmbildungswoche des Südtiroler Chorverbandes gestalteten ein Abschlusskonzert
im Vereinshaus von Burgeis.
Für Südtirols Sänger und Sängerinnen ist
nur der Beste gut genug: Heuer leitete die
traditionelle Chor- und Stimmbildungswoche
der gebürtige Katalane Jordi Casals,
mehrfacher Preisträger bei internationalen
Chorwettbewerben und international
gefragter Juror.
Casals lehrt an der Universität für Musik
und darstellende Kunst Wien Chorund
Ensembleleitung. Die 51 Sänger und
Sängerinnen konnte er in Burgeis sichtlich
begeistern, wie der Applaus für den
Kursleiter am Ende des Konzerts im Vereinshaus
Burgeis am 29. Juli bewies.
Zusammen mit Referent Christian Stefan
Horvath hatte Casals einen Ausschnitt
aus dem bunt gemischten Programm der
intensiven Woche zusammengestellt. „Wir
haben jeden Tag sechs bis acht Stunden
gesungen, das Programm war komplett
neu.“ Daher sei es verständlich, dass das
Konzert nicht perfekt sei: „Eine Singwoche
ist für die Teilnehmer und nicht für
das Publikum gedacht, wir zeigen deshalb
nur einen kleinen Teil von dem, was
wir gemacht haben, und auch das ist
noch nicht fertig, sondern nur schön geschminkt!“
Trotzdem konnte der Chor mit
Liedern zu den Themenblöcken Glaube
und Tod, Natur und Liebe die zahlreich
erschienenen Zuhörer davon überzeugen,
dass man sich weiterentwickelt und einen
schönen Stimmklang erarbeitet hatte. Immerhin
standen den Sängern und Sängerinnen
sechs Stimmbildner zur Verfügung.
„Eine Herausforderung war auch, dass wir
Lieder in den verschiedensten Sprachen
erarbeitet haben: Neben deutsch und italienisch
sangen wir auch katalanisch, englisch,
spanisch und auf Latein“, betonte
Casals. So erklangen neben Liedern aus
dem Burgenland – der Heimat von Chorleiter
Horvath – und Katalonien vor allem
Werke aus dem amerikanisch-englischen
Sprachraum, darunter Spirituals und bekannte
Ohrwürmer.
Der Werkreigen begann mit dem burgenländischen
Totenlied, in dem es hieß
„Heute bin ich rot und morgen bin ich tot“
und endete mit dem christlichen Spiritual
„I Am His Child“ und mit Jay Althouses
„Alleluia for our Time“. Der Obmann des
Südtiroler Chorverbandes Erich Deltedesco
betonte, dass „kein Meister vom Himmel
fällt“ und dass schon Johann Sebastian
Bach betont hätte, siebzig Prozent verdanke
er dem Fleiß und nur dreißig Prozent
dem Talent. Deltedesco dankte den
Referenten und Stimmbildnern, der Fürstenburg
sowie dem Landesrat für Kultur
und der Stiftung Südtiroler Sparkasse für
die finanzielle Unterstützung. Sein Dank
galt aber vor allem den Teilnehmern: „Es
ist nicht selbstverständlich, dass man die
Ferienzeit für eine Schulung nutzt und offen
ist für neue Anregungen. Vermittelt
diese Einstellung in euren Chören weiter!“
Unter den Zuhörern waren der Landtagsabgeordnete
Josef Noggler, VKS-Präsident
Theodor Rifesser und der Sekretär
des Bischofs Michael Horrer sowie zahlreiche
Vertreter des Südtiroler Chorverbandes.
Vizeobfrau Margareth Greif und
Geschäftsführer Arnold Keim hatten selbst
an der Schulung teilgenommen.
48
KulturFenster
Chorwesen
Musical-Talente zeigen
ihr Können
Abschlusskonzert der Musicalwoche
„Es war für mich ein Glück, mit so vielen
jungen talentierten Leuten zu arbeiten!“ Mit
diesen Worten blickte Stephen Lloyd, der
Leiter von „Musical Fever Plus“, beim Abschlusskonzert
am 2. September im Vinzentinum
auf die Schulung zurück.
„Das Musical gehört zum Schwierigsten
und Schönsten in der Musik, schließlich
muss man tanzen, singen und darstellen zugleich“,
sagte Lloyd. Er dankte dem Südtiroler
Chorverband, dass er auch Schulungen
mit solchen Musikrichtungen unterstütze,
das sei nicht selbstverständlich. Dass bei
dieser inzwischen traditionellen Schulung
des Südtiroler Chorverbandes auch heuer
wieder viele ihr Talent entdeckten und entwickelten,
bewies die Abschlussshow im Parzivalsaal,
zu der zahlreiche Freunde, Familienangehörige
der Teilnehmer und andere
Interessierte sowie als Vertreter des Südtiroler
Chorverbandes Verbandsobmannstellvertreterin
Margareth Greif und Geschäftsführer
Arnold Keim gekommen waren. Die
sechzehn jungen Frauen und zwei jungen
Männer im Alter zwischen 15 und 25 trugen
20 Solo-Stücke aus bekannten Musicals
sowie sechs Chorstücke vor: Darunter
waren Songs u.a. aus Carousel, The Lion
King, Elisabeth, Les Miserable, Phantom
of der Opera, aber auch aus weniger bekannten
Werken. Für zwei Chorwerke hatten
sie außerdem wieder fulminante Choreographien
einstudiert und brachten damit
wahren Musical-Geist in den Saal.
Besonders beeindruckend war neben der
solistischen Leistung der einzelnen Teilnehmer
und der hohen Qualität von Choreographie
und Gesang des Ensembles vor
allem das Stück „You Will Be Found“ aus
Dear Evan Hansen, in dem es um einen
jugendlichen Außenseiter geht, der langsam
seinen Platz in der Gesellschaft findet.
Das Musical feierte 2016 am Broadway
Premiere und wurde 2017
als „Bestes Musical“ ausgezeichnet.
Mit diesem
Stück als Zugabe endete
das Konzert,für das Obmann-
stellvertreterin Margareth Greif den Teilnehmern
und den Referenten im Namen des
Veranstalters dankte: „Ihr habt alles auswendig
und mit Temperament gesungen.
Eine großartige Leistung!“ Ihr Dank galt
vor allem auch Kursleiter Stephen Lloyd,
den Referenten für Gesang Jack Poppell
und Doris Warasin, der Choreographin Karin
Mairhofer, dem Schauspiellehrer Lukas
Spisser, der Betreuerin Michaela Stocker
sowie Andreas Partilla für die Korrepetition.
Am drumset war Marel Lloyd und am
Violoncello Raphael Lloyd. Sie alle hätten
die Woche zum Erlebnis gemacht, betonte
Greif. Für den Südtiroler Chorverband sei
es selbstverständlich, den Gesang in seiner
Vielfalt zu fördern, denn „alle Richtungen
haben Platz“. Dies sei so aber nur
durch die Unterstützung der Landesregierung
und der Stiftung Südtiroler
Sparkasse möglich,
erinnerte die Obmannstellvertreterin,
denen sie dafür
auch dankte.
Zu den vielen Höhepunkten der Show gehörten die Choreographien des Ensembles.
Nr. 05 | Oktober 2017 49
Aus Verband und Bezirken
Ehre für Helmuth Gebhard Piccolruaz
Verdienstmedaille des Landes Tirol
Am Hochunserfrauentag wurde dem langjährigen
Obmannstellvertreter des Südtiroler
Chorverbandes Helmuth Gebhard Piccolruaz
in der Hofburg in Innsbruck die Verdienstmedaille
des Landes Tirols für seine Verdienste
um die Kultur, insbesondere in Ladinien,
verliehen.
Piccolruaz wurde 1948 in Brixen geboren
und lebt in St. Ulrich-Gröden. Von
Beruf Bildhauer hegte er schon seit seiner
Kindheit die Freude am Singen und
kann als Autodidakt bezeichnet werden.
Er ist Gründer und langjähriger Obmann
des „Ensemble Gherdëina” (1996), bei
dem er auch als Sänger tätig ist; Gründer
des SONOTON Orchesters (1992).
Von 1989 bis 2001 Bezirksobmann des
Bezirkes Ladinien und war von 2001 bis
2017 Obmannstellvertreter im Südtiroler
Chorverband. 48 Jahre ist er Mitglied des
Kirchenchores St. Ulrich, dem er auch als
Obmann vorstand. Er trat als Bass-Solist bei
verschiedenen Messen, Kantaten, Orato-
Helmuth Gebhard Piccolruaz bei der Verleihung der Verdienstmedaille des Landes
Tirol mit den Landeshauptleuten von Nord- und Südtirol
rien und Opern in Südtirol auf. Dem Dank
des Landes für seine Verdienste um das
Chorwesen schließt sich auch der Südtiroler
Chorverband an.
Musizieren in und mit der Natur
Erfolgreiche Fortbildung für Kinder in Neustift
Die Kinder beim Konzert in Neustift
Rund 30 Kinder besuchten vom 17. bis 21.
Juli die Sommerwoche „Im Klang von Natur
und Stimme“, die vom Bildungshaus Kloster
Neustift und dem Südtiroler Chorverband
organisiert wurde. Singen und Musizieren
standen dabei im Mittelpunkt.
Die Kinder lernten dabei das Kloster und
seine Instrumente kennen und erlebten
außerdem die Natur mit ihren ganz eigenen
Klängen. Sie versuchten sich auch
selbst als Instrumentenbauer und stellten
alle einen Regenmacher her, der dann
auch beim Abschlusskonzert zum Einsatz
kam. Die Kinder entdeckten, dass sich
auch mit anderen Naturmaterialien und
Alltagsgegenständen verschiedene Instrumente,
wie Trommeln aus Holz oder Papier,
herstellen lassen. Spiel und Spaß verschafften
außerdem die Abendeinheiten
mit Lagerfeuer, Stockbrotbraten, Talente-
Show und Nachtwanderung. Das Singen
kam in dieser Woche natürlich nicht zu
kurz: An jedem Tag wurde fleißig geprobt.
Und dabei waren es nicht nur Lieder, die
die Musikpädagogin Renate Unterthiner
vorgab: Auch Eigenkompositionen, die
die Kinder in Kleingruppen erarbeiteten,
wurden eingeübt. Lieder aus den Themenbereichen
Wald, Wasser und Musik
wurden dann auch beim Abschlusskonzert
einem aufmerksamen Publikum
präsentiert. Außerdem stellten die Kinder
ihre Eigenkompositionen vor: Klänge aus
Naturmaterialien, eigens getextete Lieder
zur Sommerwoche und Tanzeinlagen wurden
von den Gruppen gekonnt dargestellt.
Das Publikum dankte es den Aufführenden
mit einem kräftigen und langanhaltenden
Applaus.
50
KulturFenster
Chorwesen
Kulturfahrt zum Musical „CATS“
Bezirk Bozen
Die Teilnehmer an der Kulturfahrt des Bezirks Bozen
Dieses Jahr hat sich der Bezirk Bozen wieder
ein Ziel außerhalb der Landesgrenzen ausgesucht
und besuchte die Aufführung des Musicals
„Cats“ in München.
80 Teilnehmer haben sich am 5. August
auf den Weg gemacht in die bayrische Landeshauptstadt.
Vor der Aufführung gab es
noch Zeit für eine gemütliche Stadtbesichtigung
und eine kleine Shoppingtour. „Cats“
ist ein Musical von Sir Andrew Lloyd Webber
mit Texten von T. S. Eliot. Es zählt zu den erfolgreichsten
Musicals aller Zeiten. Seit seiner
Uraufführung 1981 in London begeistert es
Millionen von Besuchern weltweit. Die Aufführung
im Deutschen Theater in München
beeindruckte durch ihre Professionalität, die
fantastischen Kostüme, die Choreographien
und das fantasievolle Bühnenbild. Im wahrsten
Sinne des Wortes in Erinnerung blieb das
weltbekannte Medley „Memory“, im Stück
verkörpert von der Katzendiva Grizabella.
Auf dem Nachhauseweg legten die Kulturreisenden
noch eine gemütliche Kaffeepause
in der Kaffeerösterei Dinzler in Irschenberg
ein, bevor sie wieder die Heimreise antraten.
Im Reisebus erklangen schließlich noch gar
einige musical-treue Stimmen.
Sangerinnen und
Sanger gesucht!
Bezirk Pustertal: „Mass of the children“ von John Rutter
Endlich ist es soweit! Der Bezirk Pustertal
des Südtiroler Chorverbandes lädt alle
Sänger und Sängerinnen im Bezirk herzlich
ein, bei einem gemeinsamen Projekt
mitzuwirken.
Dem Bezirkschorleiter Alois Gasser ist
es aus terminlichen Gründen nicht möglich,
ein Projekt umzusetzen, weshalb
nach einem anderen Chorleiter im Bezirk
Ausschau gehalten wurde. Markus
Federer, Chorleiter des Gemischten
Chores Pfalzen, hat sich bereit erklärt,
für ihn einzuspringen und ein Projekt
zu ermöglichen. Er hat die „Mass of the
children“ von John Rutter ausgewählt. Die
Auswahl ist auf dieses Werk gefallen, weil
es sowohl für altgediente Sängerinnen und
Sänger als auch für jüngere einen großen
Reiz darstellt. Das Werk ist für gemischten
Chor, Kinder- bzw. Jugendchor, Sopranund
Baritonsolisten sowie Kammerorchester.
Als Solisten konnten Stefanie Steger
sowie Hannes Tschurtschenthaler gewonnen
werden.
Den Part des Jugendchores übernehmen
Schülerinnen des Sozialwissenschaftlichen
Gymnasiums Bruneck. Obwohl das Werk
einen englischsprachigen Titel trägt, ist der
Text gleich der lateinischen Missa brevis.
Die eingefügten poetischen Texte in
englischer Sprache werden vom Jugendchor
gesungen. Für die Sängerinnen des
gemischten Chores sind nur zwei Sätze
in englischer Sprache zu singen, für die
Männer kein einziger.
Der Probenplan ist überschaubar, weshalb
sich hoffentlich viele melden und
Teile ihrer Freizeit der gemeinsamen Verwirklichung
widmen und Freude an diesem
Werk und der großen Chorgemeinschaft
haben. Markus freut sich auf alle,
die bereit sind, dieses wunderbare Werk
gemeinsam zu realisieren. Für die Interessierten,
die gerne vorab hineinhören
möchten, hier ein Link mit einer guten
Aufnahme des Werks:
www.youtube.com/ atch?v=dTI4TcY8qP0.
Anmeldungen bei Bezirksobmann Rudi
Duregger Tel.: 0474 67 81 12
Fax: 68 77 46, Handy: 340 7030385,
E-Mail: rudi.duregger@cheapnet.it.
Anmeldeschluss: 21. Oktober 2017
Nr. 05 | Oktober 2017 51
Aus Verband und Bezirken
Auch Buben singen gerne!
Come along – sing along – Abschlusskonzert der Bubensingwoche
des Südtiroler Chorverbandes
Die Buben bewiesen beim Abschlusskonzert, dass sie gut singen können und vor allem Freude daran haben.
42 Buben im Alter zwischen acht und 13
Jahren standen am Donnerstag, 10. August,
im Parzivalsaal des Vinzentinums auf
der Bühne und zeigten ihren Familien und
Freunden, was sie in einer viertägigen Gesangsschulung
gelernt hatten.
Dass dabei die Freude am Singen im
Mittelpunkt stand, aber auch eine intensive
Auseinandersetzung mit der eigenen
Stimme und Liedern aus den verschiedensten
Kulturkreisen, betonte Schulungsleiter
Andreas Wiedmer aus der Schweiz:
„Es war eine wunderbare Woche, die Buben
waren mit großem Einsatz dabei!“ Ihm zur
Seite standen als Chorleiter und Stimmbildner
Andrea Tasser und Clara Sattler,
die den Knaben- bzw. den Mädchenchor
des Vinzentinums leiten.
Das Vinzentinum und der Südtiroler Chorverband
veranstalteten heuer zum zweiten
Mal gemeinsam die beliebte Singwoche. Die
Buben sangen beim Konzert afrikanische
und alpenländische Volkslieder, aber auch
zeitgenössische Werke. Unterstützt wurden
sie dabei von Clara Sattler, die etwa ein afrikanisches
Lied mit ihrem Jodler begleitete,
und von Albert Frei am Klavier und an der
Ziehharmonika. Der Obmann des Bezirks
Eisacktal-Wipptal im Südtiroler Chorverband
Gottfried Gläserer war begeistert davon,
„wie viel die Teilnehmer in dieser kurzen
Zeit geschafft haben“. Er dankte den Betreuern,
die für ein abwechslungsreiches
Freizeitprogramm gesorgt hatten, den Referenten
und dem Vinzentinum, das mit Direktor
Christoph Stragenegg vertreten war.
Stragenegg betonte, dass das Vinzentinum
weiterhin mit dem Südtiroler Chorverband
zusammenarbeiten wird und dass es auch
im nächsten Sommer wieder „Come along-
sing along“ geben wird. „Ich danke vor
allem auch den Eltern, dass sie ihre Kinder
uns anvertrauen“, sagte er. Die Fortbildung
im Kindesalter sei umso wichtiger, als
die Südtiroler Chöre gute Männerstimmen
brauchten: „Wer in der Jugend schon singt,
wird sein ganzes Leben lang singen!“ Dem
Vinzentinum liege eine ganzheitliche Erziehung
und damit vor allem auch die musikalische
Erziehung am Herzen.
Dass die Buben nicht nur Spaß hatten –
bei viel Sport und Spiel, etwa einer Schnitzeljagd
– sondern auch singen lernten,
bewiesen unter anderem auch die vielen
jungen Solisten. Ein Teilnehmer durfte sogar
die Chorleitung bei einem Lied übernehmen.
Das Publikum bedankte sich mit
viel Applaus für das gelungene Konzert
und die Möglichkeit dieser sinnvollen Feriengestaltung.
52
KulturFenster
Chorwesen
„Ganzheitliche Chorpädagogik wichtig!“
Chorleiterseminar des SCV und des VKS in Dietenheim
55 Teilnehmer, so viele wie noch nie, nahmen
heuer am Chorleiterseminar des Südtiroler
Chorverbandes und des Verbandes der
Kirchenchöre Südtirols in Dietenheim teil.
Am 12. August zeigten die angehenden
bzw. bereits erfahrenen Chorleiter und Chorleiterinnen
in einem Konzert, dass sie unter
der Gesamtleitung von Jan Scheerer nicht
nur Schlagtechnik gelernt hatten. Beim Konzert
beeindruckte das zahlreich erschienene
Publikum vor allem der schöne Chorklang,
aber auch das hohe Niveau der Werke: Der
Schwerpunkt lang auf geistlichen Werken
aus den verschiedensten Epochen, aber
auch Lieder von Brahms, Orff oder Max Reger
erklangen.
Die Teilnehmer im Alter zwischen 18 und
65 Jahren hatten ihr Können unter der Anleitung
von Scheerer und drei weiteren Referenten
in vier Studios erweitert und jeweils
persönliche Stimmbildung erhalten. Kursleiter
Jan Scheerer betonte vor allem die Bedeutung
der Stimmbildung: „Chorleiter haben
immer mit Laienchören zu tun, was
wunderbar ist, da sie eine unverbrauchte
Neugier haben. Anderseits hat der Chorleiter
hier eine besondere Verantwortung für
die Stimmbildung.“ Chorleiter müssten selbst
Die Chorleiter zeigen ihr Können.
ihre Stimme pflegen, damit sie die Sänger
und Sängerinnen unterstützen können.
Eine besondere Freude und Herausforderung
sei gewesen, dass elf Teilnehmer
dabei waren, die noch nie einen Chor dirigiert
hatten. Fünf von ihnen dirigierten beim
Konzert u.a. „Erlaube mir feins Mädchen“
von Brahms, wobei die Strophen auf die Dirigenten
aufgeteilt wurden, damit möglichst
viele zum Zug kamen. Der Obmann des
Südtiroler Chorverbandes Erich Deltedesco
zeigte sich beeindruckt vom hohen Niveau
des Konzertes und dankte den international
renommierten Referenten und den Teilnehmern
für ihren Einsatz. „Danke für eure
Bereitschaft, offen zu sein für Anregungen
von außen“, sagte er zu den Teilnehmern.
Der Erwerb von Wissen und Können sei
niemals abgeschlossen. Gerade im Bereich
der Chorleitung sei ständige Fortbildung
wichtig, finde doch heute ein Paradigmenwechsel
statt: „Heute geht es um eine
ganzheitliche Chorpädagogik, nicht nur um
Schlagtechnik.“ Die Ansprüche an Wissen,
Können und Sozialkompetenz würden immer
höher. Besonders froh sei er, dass man
so gute Referenten gewonnen habe. Auch
im nächsten Jahr werden sie wieder nach
Dietenheim kommen, versprach der Obmann
zur Freude der Teilnehmer.
Sängerwanderung in Moos in Passeier
Bezirk Burggrafenamt-Vinschgau
Die traditionelle Sängerwanderung des Bezirks
Burggrafenamt-Vinschgau führte heuer
nach Moos in Passeier. Vorgesehen war eine
Wanderung durch die Passerschlucht.
„Weil das Wetter aber zu schlecht war,
mussten wir auf diese Wanderung verzichten“,
erzählt Bezirksobmann Karl Werner,
der sich aber darüber freute, dass trotz der
schlechten Wetterprognosen rund 50 Personen
aus allen Richtungen des Bezirks,
vom Reschen, von Ulten, Nonsberg, Burggrafenamt
und Passeier gekommen waren.
„Unsere Freunde aus Landeck wollten auch
heuer mit uns wandern, doch sie durften wegen
der Sommerreifen nicht über das Timmelsjoch
kommen und wurden zurückgeschickt.
Das war schade!“, sagt Karl Werner.
Trotzdem ließen sich die Sänger und Sängerinnen
nicht die Freude nehmen und versammelten
sich um 9 Uhr zur Probe in der
Kirche von Moos, wo um 10 Uhr eine feierliche
Messe mit Pfarrer i. R. Michael Pirpamer
gefeiert wurde. Der Wanderchor unter
der Leitung von Bezirkschorleiter Josef
Sagmeister, der auch das Liedprogramm
zusammengestellt hatte, wurde von vier
Bläsern der Musikkapelle Moos sowie vom
Organisten Alfred Gögele begleitet. Trotz des
schlechten Wetters hob sich die Stimmung
nach dem ausgezeichneten Mittagessen
im Vereinssaal, welches von der Metzgerei
Hofer vorbereitet worden war. Von Vize-Bürgermeister
Stefan Ilmer wurden die Sänger
und Sängerinnen eingeladen, das Bunker-
Mooseum zu besichtigen. Mit großem Interesse
folgten sie der Einführung und dem
Rundgang über 147 Stufen und stimmten
dort auch passend zum Anlass ihre Lieder
an. Beim gemütlichen Beisammensein im
Vereinssaal wurde noch viel gesungen und
gespielt. „Trotz des schlechten Wetters war
die Stimmung bei Kartenspiel, Ziehorgel
und viel Gesang sehr gut“, freut sich der
Bezirksobmann über die gelungene Veranstaltung
und dankt allen Teilnehmern, vor
allem aber dem Kirchenchor Moos im Passeier
mit Obfrau Gisela Fontana und Chorleiter
Martin Pirpamer. Die Sänger und Sängerinnen
dankten dem Kirchenchor mit ihren
Liedern für die Einladung und die gute Organisation
der Wanderung.
Nr. 05 | Oktober 2017 53
Im Gedenken
Erinnerung an Alfred Gasser
Leben und Wirken einer überzeugten und überzeugenden Persönlichkeit
Am 25. Juli 2017 wurde in
Innichen der Lehrer, Chorleiter,
Organist und Kapellmeister
Alfred Gasser zu Grabe
getragen. Groß war die Zahl
ehemaliger Weggefährten
aus dem Bereich Schule und
Musik, die nach Innichen gekommen
waren, um einen verdienten
Mann zu ehren, der ein
erstaunliches Lebenswerk, sei
es in der Schule wie auch in
der Kirchen- und Blasmusik,
geschaffen hatte.
Seine Innichner Musikkapelle,
deren Kapellmeister er
30 Jahre lang war, hat ihn
mit Trauermusik zum Friedhof
geleitet und auch eine
Toblacher Bläsergruppe hat
für ihren ehemaligen Kapellmeister
musiziert. Die höchsten
Vertreter des Verbandes
Südtiroler Musikkapellen mit
der Verbandsfahne, eine Fahnenabordnung
der Musikkapelle
Terenten, die er in den
1950er Jahren neu gegründet hatte
und ein langer Zug an Abordnungen
der Pusterer Musikkapellen sind gekommen.
Der Stiftschor, instrumental
ergänzt, hat für seinen verdienten Chorleiter
den Sterbegottesdienst gestaltet,
dem Pfarrer Josef Gschnitzer, Dekan Anton
Pichler und Pfarrer Florian Agreiter
vorstanden. Die Bürgermeisterin Rosmarie
Burgmann, zugleich auch Obfrau
des Stiftschores, zeigte in einem
sinnigen Lebensrückblick dankbar das
reiche Schaffen ihres Organisten, Chorleiters
und Komponisten auf.
Alfred Gasser, am 23. Juli 1932 in
Mühlbach geboren, hat in Vintl die Jahre
seiner Kindheit verbracht. 1943 wurde
er zum weiteren Unterricht im Kloster
Neustift eingeschrieben und war dort
Klavier- und Orgelschüler des großen
Tiroler Kirchenmusikers Josef Gasser.
Während des Besuchs der LBA in Meran
setzte er seine Ausbildung in Klavier und
Orgel bei Prof. Baurschafter und Prof. Cristofolini
fort.
1953 kam er als Lehrer nach Terenten,
übernahm sofort den Dienst als Organist
und die Wiedergründung der Musikkapelle,
die seit den späten 1920er Jahren
nicht mehr aktiv war. In den 1950er Jahren
lernte er auch seine spätere Frau Rosa
Stoll, eine ausgezeichnete Sopran-Solistin,
kennen. Seine nächste Lebensstation
wurde im Herbst 1958 Innichen, wo später
auch Sohn Johannes zur Welt kam. Alfred
Gasser wurde schnell ein echter „Innichner“
mit dem entsprechenden Stellenwert
als Chorleiter, Kapellmeister, Organist und
Lehrer an der Volksschule sowie als Lehrer
für Klavier und Akkordeon in Innichen
und auch in Sillian. Er wurde so auch zum
unbeirrten Vorbereiter für die heute so gute
Pusterer Musikbeziehung und
-zusammenarbeit zwischen
Süd- und Osttirol, womit er
damals nicht immer Zustimmung
gefunden hatte. Neben
seiner Tätigkeit in der Musikkapelle
Innichen, die er bald
zu einer der besten im Pustertal
geführt hatte, übernahm er
auch zwischendurch den Dirigentenstab
bei den Musikkapellen
Welsberg und Toblach.
Er hat eben nicht von der Musik,
sondern für die Musik gelebt.
Neben all diesen musikalischen
Führungsaufgaben
vor Ort war er im VSM-Bezirk
Pustertal tätig, als Gebietsvertreter
und dann als Bezirkskapellmeister.
In dieser Funktion
stand er stets für neue
und nicht selten ungewöhnliche
Ideen, die oft auch Traditionelles
in Frage stellten.
Offenbar lag er damit nicht
ganz so falsch, denn siehe -
er wurde zum VSM-Verbandskapellmeister-Stellvertreter
gewählt und in
dieser Funktion für 12 Jahre bestätigt. Außerdem
machte er sich als Juror bei verschiedenen
Veranstaltungen wie etwa bei
internationalen Wertungsspielen oder bei
der Vergabe von Leistungsabzeichen einen
Namen.
Aber um dieses Lebensbild eines unkonventionellen,
jedoch immer zugänglichen
Geistes deutlicher ins Licht zu rücken,
muss vor allem sein musikalischer
Weitwinkel beachtet werden. Der Musiker
Gasser hielt von Anfang an immer Schritt
mit der musikalischen Entwicklung, ja er
ging ihr in seinem Wirkungskreis stets voran.
Das musikalische Leitbild ließ in seiner frühen
Zeit als Kapellmeister in der Blasmusik
nur sehr knappen Spielraum für „Eskapaden“
in andere Musikrichtungen. Trotzdem
hatte er diesbezüglich richtungsweisende
Weichen gestellt: Lange vor den meisten
54
KulturFenster
Chorwesen
Kapellen im Land hatte Innichen ein Saxophonregister,
und als einer der ersten Kapellmeister
nahm Gasser Mädchen in die
Musikkapelle auf. In seiner Brust schlugen
einfach zwei musikalische Herzen. Neben
der ewig schönen Musik pflegte Gasser in
seiner Kapelle bereits früh den „Swing-Musizierstil“.
Bert Kaempfert, Glen Miller usw.
hatten ihren Platz im Programm genauso
wie Giuseppe Verdi, Lehar oder Strauß. Die
Folge war klar: In anderen Kapellen wurde
meist eine Böhmische aufgebaut, mit ihm
wurde in der Musikkapelle Innichen die
Big-Band INTICA gegründet. Auch unser
heutiger VSM-Landesobmann war einige
Zeit aktiv mit dabei. Apropos „Strauß“:
Wie sehr Gasser auch diese Wiener Musik
mochte, zeigte er mit seinem Salonorchester,
das er gemeinsam mit Osttiroler
Freunden erfolgreich auf die Beine gestellt
hatte. Eine grundverschiedene Musikgattung
kommt noch hinzu. In seinem Herzen
fand sich sogar Platz für die Alpenländische
Volksmusik, die er im kleinen Kreis
gepflegt hatte. Nicht von ungefähr hat er
sich für den Schluss seines Sterbegottesdienstes
das Kärntnerlied „Hoamgiahn, a
Gruaß, schian wie a Tram...“ gewünscht.
Sein umtriebiger Musikgeist war aber
mit diesen Musikarten noch nicht gesättigt.
Musizieren zur Ehre Gottes hat sein
weites Musikspektrum - auch der Gegensätze
- reich und bedeutend gemacht. Er
war ja dem Ruf nach einem Kapellmeister,
Chorleiter und Organist nach Innichen gefolgt
und dem wurde er gerecht. Viele außergewöhnliche
Werke, wie die Schöpfung
von Joseph Haydn oder die Lukas Passion
von H. Schütz, konnte er mit dem Stiftschor
aufführen. Manch ehrenvollen Auftritt gab
es in seiner Zeit, wie beispielsweise die Konzerte
in Stuttgart 1960 und 1961 mit den
Chören und Musikkapellen aus Innichen
und Toblach oder die Gestaltung des Festgottesdienstes
der Hl. Lucia in Syrakus
zwischen 1982 und 1991, und zwar einmal
mit dem Chor und Orchester mit Musikern
aus Süd- und Osttirol, ein weiteres
Mal mit der Musikkapelle und dem Männerquartett
Sillian sowie ein drittes Mal mit
dem Chor und der Musikkapelle Innichen.
Musikalische Höhepunkte wusste er jedes
Jahr zu setzen mit den großen Orchestermessen
zu Silvester, eine Tradition, die
weit über den Raum Hochpustertal hinaus
Begeisterung und Bewunderung fand. Es
Alfred Gasser an der Orgel
darf nicht vergessen werden, sein Wirken
an der Musikschule in Innichen zu erwähnen,
deren Gründung ihm und seiner Frau
Rosa zu danken ist, und auch nicht sein
zielstrebiges Zusammenführen von Musikern,
Chören und Musikkapellen aus dem
Südtiroler und Osttiroler Pustertal in Zeiten
streng trennender Grenzbalken.
Neben all diesen anspruchsvollen Aufgaben
gab sich Gasser auch noch der
Komposition eigener Werke hin. Es sind
dies wohlklingende und praxistaugliche
Lieder und Stücke, die noch heute im Repertoire
sind.
Alfred Gasser hatte viele Vorzüge und
Begabungen, er steckte sich große Ziele
und war so zeitlebens ein Suchender nach
dem Ungewöhnlichen. Gerade und aufrecht
in seinem Wesen nahm er kein Blatt vor
den Mund. Seine Wesensart verlieh ihm
Auftrieb zu großen Leistungen und auch
den Antrieb, an die Grenzlinien zu gehen.
So ist er mit 30 Jahren in die Wildnis
Afrikas aufgebrochen mit dem Ziel, den
großen Arzt, Philosophen und Musiker Dr.
Albert Schweitzer aufzusuchen, der damals
im Urwald als „Apostel der Nächstenliebe“
gewirkt hatte. Alfred erreichte auch
sein Ziel und stellte sich eine Zeit lang in
den Dienst Albert Schweitzers beim Aufbau
einer Krankenstation.
Zurück in der Heimat widmete er seine
ganze Tatkraft wieder voll den musikalischen
Aufgaben und Verpflichtungen im
Dienste der dörflichen Gemeinschaft, dabei
stets den Blick auf besondere musikalische
Ziele gerichtet. In seinem großen Musikerherzen
fanden ja alle erdenklichen
Musikgattungen ihren gebührenden
Platz und so gab es laufend neue musikalische
Besonderheiten zu erleben.
Blasmusik, Kirchenmusik, Wiener
Tanzmusik, Big Band- und Swing-Musik
sowie echte alpenländische Volksmusik,
all das wusste er gekonnt zu pflegen
und hatte Erfolg.
Umfassender und vielseitiger kann
man sich einen Musiker schwer vorstellen,
und so verwundert es nicht, wenn
sich im anbrechenden Lebensabend
angesichts solch dichtgestaffelter Tätigkeiten
und Verdienste im Ehrenamt
die Verleihung von Auszeichnungen
und Ehrungen einstellten, wie die Ernennung
zum Ehrenkapellmeister, Ehrenzeichen
seitens des Verbandes Südtiroler
Musikkapellen, des Verbandes
der Kirchenchöre, des Landes Tirol, des
internationalen Musikbundes CISM u.a.
Alfred Gasser nahm alles erfreut und
geehrt entgegen, aber wer ihn auch nur
ein wenig kannte, der kann bezeugen,
dass er sein ganzes Musikschaffen zur
Ehre Gottes, zur Freude der Menschen
und zur Pflege der ewig schönen Musik
hingegeben hat. So bleibt er in Erinnerung
als ein beliebter und lebensnaher
Lehrer, als ein begabter, oftmals
unterbewerteter Vollblutmusiker und vor
allem als liebenswerter, stets zugänglicher
Mensch.
P.P.
Nr. 05 | Oktober 2017 55
Die Silvester Sisters laden zum Konzert.
•Stimmgabel
Blind Date - ein musikalisches Rendezvous mit
unbeSTIMMtem Ausgang
Die Ensembles Harmonisch Komisch und
Silvester Sisters laden ein!
Wird es ein unvergesslicher Abend oder
ein Abend zum Vergessen? Das ist wohl
die große Frage bei einem Blind Date…
Der Abend mit den beiden Ensembles
“Harmonisch Komisch“ und „Silvester Sisters“
wird jedenfalls mit Sicherheit ein
Abend zum Schmunzeln. Erstmals stehen
die beiden Gruppen gemeinsam auf
der Bühne. Dabei stellen sie fest, dass
Mann und Frau so gar nicht zusammenpassen…
oder doch? Das Vokalensemble
Harmonisch Komisch hat sich mit seiner
gelungenen Interpretation von Liedern der
Comedian Harmonists, der Wise Guys und
vielen mehr südtirolweit einen Namen gemacht.
Die Silvester Sisters ließen kürzlich
mit der besonderen Konzertreihe „Come
Wann und wo?
Fr, 10.11.2017
Sa, 11.11.2017
Do, 16.11.2017
Sa, 18.11.2017
Fr, 24.11.2017
Sa, 25.11.2017
fl y with me“ aufhorchen. Freuen Sie sich
auf ein musikalisches Rendezvous der beiden
Ensembles, das stimmlich bestimmt
einen guten Ausgang nimmt!
Karl-Anrather-Haus, Margreid
Gustav-Mahler-Saal, Toblach
Vereinshaus, Unterinn
Vinzentinum, Brixen
Kultursaal, Eppan
Raiffeisensaal im Aquaprad, Prad
Beginn jeweils um 20.30 Uhr, Kartenvorverkauf mit Platzreservierung:
hasis.production@gmail.com oder 39 333 830 99 42 (Mo-Fr 9-11 und 16-18 Uhr).
56
KulturFenster
Chorwesen
Singen weckt Erinnerungen
Der Seniorenchor „Die Junggebliebenen“ beim Tag der Chöre in Meran
Der Seniorenchor im SCV
2017 begann für die ältesten Sängerinnen
im Südtiroler Chorverband, "Die
Junggebliebenen", das 10. Bestandsjahr.
Den 13 sangesfreudigen Bozner Damen
der Fahrtensinggruppe im Seniorenclub
wurde das Ansuchen um Aufnahme in
den Verband am 20. Februar 2008 vom
damaligen Südtiroler Sängerbund unter
Verbandsobmann Josef Pircher genehmigt
und mit 7.April 2008 bestätigt. "Mit
Singen Freude bringen" war das Motto
bei den Tagesfahrten der Arbeitsgemeinschaft.
Es hat Reiseleiter Denis Mader auf
die Idee gebracht, den ersten Seniorenchor
im Südtiroler Sängerbund zu gründen.
Mit Frau Nandl Gasser und Prof. Gigi
Borgogno war bald ein Probelokal mit engagierter
Chorleiterin und einem professionellen
Musikbeirat am Klavier gefunden.
Mit Hilfe des Sängerbundes konnte
für den neugegründeten Chor mit der Sängerin
Erika Mussner aus Gröden eine versierte
Stimmbildnerin gewonnen werden.
Altes und neues Liedgut
Schon im ersten Jahr ihres Bestehens
im Mai 2008 trat der Chor erstmals beim
Bezirkssingen in Auer auf. Der große Erfolg
vor zahlreichem Publikum war Ansporn
zum Weitermachen. Altes und
neues Liedgut wurde stets auswendig einstudiert.
Bald waren die mittlerweile 20
Sängerinnen im Alter von 70 bis 85 Jahren
in ganz Südtirol mit kleinen Auftritten
bei Geburtstagen und Krankenhausbesuchen
unterwegs. Auch bei den Senioren-
Fahrten gab es immer wieder gesangliche
Erfolge, ebenso bei Kirchenfeiern
wie in der Wieskirche in Bayern und bei
den Dankesmessfeiern anlässlich der
„Blauen Fahrten“.
Gründung 2008
So wurde die Liste von gesanglichen
Höhepunkten seit der Gründung 2008
lang und länger. Schon ein Jahr später
wurde im Mai auf Schloss Sigmundskron
das von der damaligen Obfrau Johanna
Bernard gedichtete Potpourri mit acht
Melodien bekannter Tiroler Lieder vorgetragen.
Diese umgetexteten Lieder wurden
dann bei verschiedenen Anlässen in
Südtirol und bei einer Sängerbundfahrt
in Linz mit Erfolg aufgeführt. 2010 dann
die Krönung für die begeisterten Sängerinnen:
Unter der Leitung der Regisseurin
Hildegard Trenner und des Chorobmannes
Denis Mader wurde zu Ehren
des 80-jährigen Präsidenten der 50-jährigen
Arbeitsgemeinschaft Seniorenbetreuung,
Heinrich Oberrauch, das Singspiel
„Lebenstufen - von der Wiege bis
zum Alter“ uraufgeführt. Im Einsatz waren
neben dem Seniorenchor „Die Junggebliebenen“
Kinder und Senioren-Tänzerinnen.
Die am Klavier vertonten Texte
stammten aus der Feder von Johanna
Bernard. Der Erfolg der Uraufführung
war groß. Das Stück wurde daher noch
dreimal auf die Bühne gebracht und im
Sender Bozen unter der Seniorensendung
„Regenbogen“ gesendet.
Viele kleinere und größere Gesangserfolge
in Altersheimen, Bildungshäusern und
Kliniken folgten. Auch das jährliche Engagement
beim traditionellen "Faschings-
MIX" im Kolpinghaus ist erwähnenswert.
Seit 2008 immer wunderbar maskiert, treten
die Damen passend nach dem jeweiligen
Motto, wie z.B. "Die Nacht in Venedig",
"Rund um den Globus", "Herz und
Liebe am Valentinstag", sowie 2016 "Die
20&30 Jahre" auf. Im heurigen Jahr war
am 25.2. 2017 "Fasching in Wien" angesagt,
wie alle Jahre unter der Regie des
Ehrenobmannes des Chores, Denis Mader,
und unterstützt von Notenberaterin Prof.
Christine Tutzer. Neben weiteren Engagements
im 10. Tätigkeitsjahr, wie der Teilnahme
am Tag der Chöre in den Gärten
von Trauttmansdorff Meran, ist unter der
Leitung der gegenwärtigen Obfrau Christl
Bregenzer schon am 16.12. 2017 die Teilnahme
an der 50. Weihnachtsfeier für alle
Bozner Senioren im 50. Jubiläumsjahr des
Waltherhauses geplant. Da kann man nur
gratulieren bei so viel Liebe zum Gesang.
Freude bringen, ein Beispiel an sozialer
Begegnung und zwischenmenschlicher
Verbundenheit geben, das sind hohe idealistische
Züge, die die „Junggebliebenen“
verwirklichen. Wie diese tollen Sängerinnen
selber sagen - nach dem Singen
fühlen sie sich freier, zufriedener und im
seelischen Gleichgewicht. "Ad multos annos"-
und Gratulation für das beginnende
11. Bestandsjahr ab dem 20.2. 2018.
Nr. 05 | Oktober 2017 57
Stimmgabel
Das Ensemble Gherdëina und das Ensemble Gambe
di Legno führen Musik aus der Barockzeit auf
„Mini-Tournee“ der beiden Ensembles mit Konzerten in Gröden, Trient und Treviso
Die beiden Ensembles während des Konzertes in Treviso
Erhaben. Beeindruckend. Faszinierend.
Diese und weitere Adjektive hörte man seitens
der Zuhörer nach dem Konzert des
Ensemble Gherdëina, welches gemeinsam
mit dem Ensemble Gambe di Legno Consort
in St.Ulrich am 8. Juni ein ganz besonderes
Programm darbot.
Seit der offiziellen Gründung 1998 hat
sich das Ensemble Gherdëina die Einstudierung
und Aufführung von anspruchsvollen
Werken der klassischen Musik, von
C. Monteverdi, F. Schubert, F. Mendelssohn
Bartholdy, J.S. Bach und W.A. Mozart, sowie
auch moderner Stücke, wie “Sensibus”
von Eduard Demetz, auf die Fahne
geschrieben. Großen Wert legen die beiden
Dirigenten Felicitas Schweizer Kostner und
Claudio Kerschbaumer, welche den Chor
abwechselnd leiten, seit jeher darauf, dass
das Ensemble Gherdëina fast ausschließlich
aus Grödner Hobbysängerinnen und -sängern
besteht, denen die Musik am Herzen
liegt. Außer einigen auswärtigen Aushilfen
ist dies auch immer gelungen. So wussten
die Grödner Sängerinnen und Sänger
das Publikum im In- und Ausland mit ihren
Darbietungen stets zu begeistern. Besonders
in Erinnerung blieben den Mitgliedern
Konzertreisen nach Assisi und Spoleto,
Salzburg, Millstatt und Paris, sowie immer
wieder gelungene Auftritte in Südtirol und
im Trentino. Nach dem letzten Projekt mit
dem renommierten Ensemble Zefiro unter
der Leitung von Maestro Alfredo Bernardini
kam nun die Zusammenarbeit mit
dem Gambe di Legno Consort zustande.
Bereits seit einigen Jahren wurde der
Kontakt mit dem Gambe di Legno Consort
gepflegt; im Herbst vergangenen Jahres
war es dann endlich so weit, dass die
Pläne für ein gemeinsames Konzert konkretisiert
und letztendlich auch verwirklicht
werden konnten.
Auf Alte Musik spezialisiert
Das Ensemble Gambe di Legno wurde
2001 gegründet und hat sich in all den Jahren
seiner Tätigkeit einen Namen im In- und
Ausland gemacht. Da sich das Gambe di
Legno Consort auf Alte Musik spezialisiert
hat, wurde auch für das Projekt mit dem
Ensemble Gherdëina Musik aus der Barockzeit
gewählt, wobei Werke einstudiert
wurden, die nicht so oft zur Aufführung gelangen.
So war der zentrale Teil des Konzertes
dem aus dem Veneto stammenden
Bischof und Komponisten Agostino Steffani
gewidmet, genauer gesagt dessen Stabat
Mater. Den musikalischen Exkurs in die
Barockzeit vervollständigten das Choralvorspiel
und die Kantate „Christ lag in Todesbanden“
von Johann Pachelbel, „Vom
Leiden Christi“ von Andreas Hammerschmidt
und zwei Instrumentalstücke von Johann
Rosenmüller, „Sinfonie Nr. 11“ und
„Sonata duodecima a 5“.
Während das Ensemble Gherdëina in der
Vorbereitungsphase vom Dirigenten Claudio
Kerschbaumer geleitet wurde, lag die
Leitung des Konzertes in den Händen des
Maestro Francesco Baroni, der dem Programm
im Laufe einer intensiven Probewoche
noch den letzten Schliff gab.
Wie immer fieberten die 20 Sängerinnen
und Sänger vor allem dem Konzert vor heimischem
Publikum, in der Pfarrkirche von
St.Ulrich, entgegen. Am 8. Juni war es dann
so weit und das einstudierte Programm
konnte einem begeisterten Publikum vorgetragen
werden. Wenig Zeit zum Ausruhen
blieb den Musikern nach dem Konzert –
bereits am darauffolgenden Tag wurde das
Konzert in der Kirche San Francesco Saverio
in Trient wiederholt und am 10. Juni
ging die Reise nach Treviso zum Abschlusskonzert
in der Kirche Santa Caterina. Diesen
letzten Auftritt nutzte das Ensemble
Gherdëina für einen kleinen Ausflug, sozusagen
als Belohnung für den begeisterten
Einsatz. Bei einem Stadtrundgang durfte
man die Stadt im Veneto besser kennen
lernen, außerdem stand eine Besichtigung
der Villa Maser, einer der bekannten „Ville
Venete“, auf dem Programm.
Natürlich wurde die Freizeit auch für
ein gemütliches Beisammensein genutzt
– nach der intensiven Zeit eine willkommene
Abwechslung für die Sängerinnen
und Sänger.
Nach Abschluss des Projektes waren
die Beteiligten einer Meinung: Dieses besondere
musikalische Erlebnis hat allen
viel Spaß und Freude gemacht. Und das
ist schließlich das Wichtigste. Da das Ensemble
Gherdëina ein Projektchor ist,
wird sich der Vorstand nach einer wohlverdienten
Pause demnächst wieder auf
die Suche nach einer neuen Herausforderung
begeben.
Martina Rier
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Chorwesen
10 jähriges Bestehen
In der Mitte Chorleiter Antonio Lazzari, v.r. Josefine Gschnell, Jakob Werth, Antonia Hanny, Helene Bernard, Anni Morandell, Adolf
Aderlan, Edith Andergassen, Dr. Elisabeth Oberhollenzer, Frieda Werth, Arnold Morandell (wegen besonderer Verdienste). Nicht
im Bild sind die Geehrten Anni Neumaier und Erich Vorhauser.
Franziskanerchor „Pax et Bonum“, Kaltern
2006 und 2007 rief der damalige Prior
des Franziskaner-Klosters in Kaltern die
Bevölkerung auf, eine Singgruppe zur
Bereicherung des Volksgesangs bei der
hl. Messe zu bilden, worauf sich ein Chor
bildete, dessen Leitung Chorleiter Prof.
Antonio Lazzari übernahm. mDer Chor
„Pax et Bonum“ feierte am 11. Juni, am
Feste der Allerheiligsten Dreifaltigkeit, sein
10-jähriges Bestehen. Beim Festgottesdienst
wurden Werke von Charles Gounod
dargeboten. Nach dem Gottesdienst
übergab Pater Thomas die Urkunden an
verdiente Chormitglieder und würdigte
den Einsatz und die vielen Proben und
Mühen bei den kirchlichen Festtagen in
der Franziskanerkirche. Im Anschluss an
die Ehrung wurden alle Mitglieder von Pater
Thomas zum gemeinsamen Mittagessen
eingeladen.
Mit frohen Liedern ging die schöne
Feier zu Ende. Ein großer Dank gilt dem
Südtiroler Chorverband und der Raika Kaltern
für die Unterstützung. Sie beide haben
es möglich gemacht, dass der Chor
diese Feier abhalten konnte. Der Dank
des Chors gilt auch allen Mitwirkenden
und Verantwortlichen, vor allem auch Pater
Thomas für die vielen schönen Gottesdienste,
welche der Chor umrahmen
durfte. Dem Chor gilt es zu wünschen,
dass sich neue Mitglieder für das Singen
begeistern und so die Gemeinschaft
sich vergrößert.
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Redaktion KulturFenster
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Nr. 05 | Oktober 2017 59
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Mitteilungsblatt des Verbandes Südtiroler
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und des Heimapflegeverbandes Südtirol
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Gefördert von der Kulturabteilung
der Südtiroler Landesregierung.
Druck: Ferrari-Auer, Bozen
Das Blatt erscheint als Zweimonatszeitschrift,
und zwar jeweils am 15. Februar, April, Juni,
August, Oktober und Dezember.
Redaktionsschluss ist der 15. des jeweiligen
Vormonats.
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