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01-52-Fraenkische-Nacht-Oktober-2018-Alles

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musiktipps<br />

sebastian block<br />

Wo alles begann<br />

Timezone Records<br />

milo greene<br />

Adult Contemporary<br />

Nettwerk (Warner)<br />

Die Riege der Singer-Songwriter aus<br />

Deutschland von Clueso über Oerding bis<br />

Giesinger ist lang. Hier wird sie schon deshalb<br />

nicht linear erweitert, weil der Berliner<br />

Liedermacher Sebastian Block bereits seit 12<br />

Jahren in der Szene präsent ist und sich auch<br />

von den anderen stilistisch abhebt. Er zeigt<br />

in seinen musikalischen Kleinkunstwerken<br />

einerseits die Zerrissenheit der Hauptstadt<br />

auf, versteht es andererseits aber auch, dem<br />

heterogenen Treiben durch Poesie mit Melodie<br />

entgegenzuwirken. Mit liebevollen<br />

Blicken auf Details, auf das Ungesagte und<br />

leicht Überhörbare verweist er darauf, „Wo<br />

alles begann“ und wirkt dabei „So nah“ an<br />

der Realität des Lebens vieler Menschen - ob<br />

im Großstadtdschungel oder im weiten Land<br />

sich zu verirren drohender Seelen. Besonders<br />

schön die Frage „Bist Du die Antwort“ im Duett<br />

mit Kater Gomez. Bei aller Verspieltheit<br />

wirft Sebastian Block einen frischen Blick auf<br />

das Leben und die Liebe - voll textlicher und<br />

musikalischer Tiefe zwischen Synthy-Pop<br />

und Wurlitzer-Sound, Upbeat und Ballade,<br />

schwebender Leichtigkeit und Melancholie.<br />

Live am 13.10. mit Band auch im Kunstkaufhaus<br />

in Hof zu erleben. Helmut Ölschlegel<br />

Meinen die das Ernst? Nachdem das mehrstimmige<br />

Trio Milo Greene aus L.A. mit ihrem<br />

netten Indie-Folk spätestens auf dem Zweitling<br />

„Control“ vor allem gähnende Langeweile<br />

verbreitete, folgt nun dem Albumtitel und der<br />

im Intro verlesenen Lexikondefinition desselben<br />

nach also ein Konzeptwerk über Radio-<br />

Pop der 80er und 90er für die Altersgruppe<br />

25-44. Dass sie dieses Versprechen tatsächlich<br />

völlig ironiefrei, erfreulich geschmackvoll<br />

und beängstigend hitlastig einlösen, kann<br />

man getrost als eine der größten Überraschungen<br />

des Musikjahrs 2<strong>01</strong>8 verbuchen. So<br />

gehört die unschleimige Ballade „Be Good<br />

To Me“ ihrer Mark Knopfler-Licks zum Trotz<br />

eigentlich auf eine Bryan Adams „Best Of“,<br />

mit „Young At Heart“ hätten Fleetwood Mac<br />

in den 80ern jeden Dancefloor erobert und<br />

„Slow“ hätte der größte Chris Rea-Hit werden<br />

können, wäre er produktionstechnisch nicht<br />

so spannend. Single „Move“ ist vielleicht das<br />

nächste Kylie Minogue-Comeback, mindestens<br />

aber beim Wort zu nehmen. Den ganz<br />

großen Kracher spart man sich mit der Hymne<br />

„Worth The Wait“ aber bis zum Schluss auf:<br />

Zu solchen Refrains werden sonst in Stadien<br />

Feuerzeuge geschwenkt. Maximilian Beer<br />

samy deluxe<br />

SaMTV Unplugged<br />

Universal Music<br />

kyle Falconer<br />

No Thank You<br />

Riverman Records<br />

Samy Deluxe hat in den vergangenen 20<br />

Jahren eine beeindruckende Karriere hingelegt.<br />

Umso sympathischer, dass – wie er<br />

neulich in einer Talkshow verriet – seine<br />

Mutter als Managerin ein entscheidender<br />

Erfolgsfaktor war. Soviel also zum harten<br />

Rapper-Image von Samy Deluxe. Jetzt gibt<br />

es seine größten Hits und seine schönsten<br />

Lieder in einer MTV-Unplugged Version.<br />

Dass Samys Songs auch unplugged sensationell<br />

klingen, muss hier wohl kaum<br />

erwähnt werden. Dazu kommen die wunderschönen<br />

und für das MTV-Unplugged-<br />

Konzept so typischen Gastauftritte anderer<br />

Künstler. Hier ein kleiner Auszug:<br />

Max Herre, Die Beginner, Megaloh, Kool<br />

Savas, Xavier Naidoo, Eko Fresh. Natürlich<br />

darf auch Nena nicht auf diesem<br />

Konzertmitschnitt fehlen. Schließlich hat<br />

es Nena Samy zu verdanken, dass sie es<br />

auch noch heute schafft, junge Menschen<br />

in ihre Konzerte zu locken, denn er hat ihr<br />

aktuelles Album produziert und sie damit<br />

musikalisch in das hier und jetzt transportiert.<br />

Aber zurück zum Album, obwohl es<br />

da nicht viel zu sagen gibt außer: anhören,<br />

weil bombastisch! Sabine Mahler<br />

Wenn Sänger plötzlich auf dem Solotrip sind,<br />

ist das oft nur ein narzisstischer Ausbruch aus<br />

eingefahrenen Bandstrukturen. Im Falle von<br />

Kyle Falconer dürfte „No Thank You“ eher<br />

als therapeutische Maßnahme gelten. Der<br />

Frontmann der schottischen Indie-Rocker<br />

The View, die auf fünf formidablen Alben ein<br />

paar Mal sehr nahe dran waren am perfekten<br />

Popsong, kämpfte seit Jahren mit Alkoholund<br />

Drogenproblemen. Nun ist Falconer Vater<br />

geworden, hat dem Rausch abgeschworen<br />

und zelebriert den persönlichen Neustart mit<br />

elf Stücken, die zwischen Vergangenheitsbewältigung,<br />

Selbstreflexion und Aufbruchstimmung<br />

schwanken. Im düsteren Opener<br />

„Poor Me“ zitiert der 31-Jährige das Mantra<br />

der Anonymen Alkoholiker („Poor me, poor<br />

me, pour me another glass“), „Family Tree“<br />

beschwört die Vaterschaft als Antrieb im<br />

Kampf gegen die eigenen Dämonen, das balladeske<br />

„Madonna’s Makeup“ ist Falconers<br />

verstorbenen Eltern gewidmet. Für ein reguläres<br />

View-Album wären diese auch stilistisch<br />

abwechslungsreichen Songs wohl schlicht<br />

zu intim gewesen, weniger hörenswert sind<br />

sie gewiss nicht. Die kleine Wylde kann sehr<br />

stolz auf ihren Papa sein. Uli Digmayer<br />

KURZ &GUT<br />

Kristoffer Åström hat geheiratet und er ist<br />

glücklich. Das erste mal so wirklich, erzählte<br />

er jüngst in einem Radiointerview. Leider,<br />

könnte man nun aus egoistischer Audiophilen-Perspektive<br />

sagen, gebaren die depressiven<br />

Episoden des gutaussehenden Schweden<br />

mit der Stimme, die immer ein bisschen<br />

so klingt, als sei sie gleich aufgebraucht,<br />

in den vergangenen 20 Jahren doch ganz<br />

außergewöhnlich schöne, einfache und<br />

berührende Songs. Mit „Quadrilogy“ gibt<br />

es nun nochmal eine Retrospektive auf<br />

Åström herrlich düstere Schaffensphase, die<br />

jetzt vielleicht der Vergangenheit angehört.<br />

Und wir sagen dennoch schweren Herzens:<br />

Herzlichen Glückwunsch. cro<br />

Miriam Hufnagel ist ein hervorragendes Beispiel<br />

dafür, dass die alten Kategorien von<br />

Alternative und Mainstream keine Geltung<br />

mehr haben. Zu den Vorbildern der 23-jährigen<br />

Lehramtsstudentin zählen Superstars<br />

wie Taylor Swift, Lorde und Katy Perry. Dass<br />

sie unter ihrem Künstlernamen Avec spätestens<br />

mit ihrem zweiten Album „Heaven/Hell“<br />

dennoch als neuer Stern am Indie-Folk-Firmament<br />

aufgehen wird, liegt vielleicht daran,<br />

dass Hufnagel ihre zerbrechlichen DIY-Songs<br />

nicht in LA oder London, sondern im oberösterreichischen<br />

Vöcklabruck schreibt und produziert.<br />

Und ganz sicher daran, dass sie sich<br />

in jedem Moment so nahbar und ehrlich anfühlen<br />

wie ein Kinderreim auf Schellack. cro<br />

DJ-Toplist > oktober<br />

Steifbein<br />

1. The Stooges - I wanna be your Dog<br />

2. Roky Erickson - Two headed Dog<br />

3. The Cramps - Can your Pussy do the Dog?<br />

4. Elvis Presley - Hound Dog<br />

5. Gil Bernal - The Dogs<br />

6. Benjy Ferree - Dogkillers!<br />

7. GG Allin - Dog Shit<br />

8. Angeschissen - Hund<br />

9. Descendents - Doghouse<br />

10. cLOUDDEAD - Dead Dogs two<br />

34 www.fraenkische-nacht.de

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