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musiktipps<br />
sebastian block<br />
Wo alles begann<br />
Timezone Records<br />
milo greene<br />
Adult Contemporary<br />
Nettwerk (Warner)<br />
Die Riege der Singer-Songwriter aus<br />
Deutschland von Clueso über Oerding bis<br />
Giesinger ist lang. Hier wird sie schon deshalb<br />
nicht linear erweitert, weil der Berliner<br />
Liedermacher Sebastian Block bereits seit 12<br />
Jahren in der Szene präsent ist und sich auch<br />
von den anderen stilistisch abhebt. Er zeigt<br />
in seinen musikalischen Kleinkunstwerken<br />
einerseits die Zerrissenheit der Hauptstadt<br />
auf, versteht es andererseits aber auch, dem<br />
heterogenen Treiben durch Poesie mit Melodie<br />
entgegenzuwirken. Mit liebevollen<br />
Blicken auf Details, auf das Ungesagte und<br />
leicht Überhörbare verweist er darauf, „Wo<br />
alles begann“ und wirkt dabei „So nah“ an<br />
der Realität des Lebens vieler Menschen - ob<br />
im Großstadtdschungel oder im weiten Land<br />
sich zu verirren drohender Seelen. Besonders<br />
schön die Frage „Bist Du die Antwort“ im Duett<br />
mit Kater Gomez. Bei aller Verspieltheit<br />
wirft Sebastian Block einen frischen Blick auf<br />
das Leben und die Liebe - voll textlicher und<br />
musikalischer Tiefe zwischen Synthy-Pop<br />
und Wurlitzer-Sound, Upbeat und Ballade,<br />
schwebender Leichtigkeit und Melancholie.<br />
Live am 13.10. mit Band auch im Kunstkaufhaus<br />
in Hof zu erleben. Helmut Ölschlegel<br />
Meinen die das Ernst? Nachdem das mehrstimmige<br />
Trio Milo Greene aus L.A. mit ihrem<br />
netten Indie-Folk spätestens auf dem Zweitling<br />
„Control“ vor allem gähnende Langeweile<br />
verbreitete, folgt nun dem Albumtitel und der<br />
im Intro verlesenen Lexikondefinition desselben<br />
nach also ein Konzeptwerk über Radio-<br />
Pop der 80er und 90er für die Altersgruppe<br />
25-44. Dass sie dieses Versprechen tatsächlich<br />
völlig ironiefrei, erfreulich geschmackvoll<br />
und beängstigend hitlastig einlösen, kann<br />
man getrost als eine der größten Überraschungen<br />
des Musikjahrs 2<strong>01</strong>8 verbuchen. So<br />
gehört die unschleimige Ballade „Be Good<br />
To Me“ ihrer Mark Knopfler-Licks zum Trotz<br />
eigentlich auf eine Bryan Adams „Best Of“,<br />
mit „Young At Heart“ hätten Fleetwood Mac<br />
in den 80ern jeden Dancefloor erobert und<br />
„Slow“ hätte der größte Chris Rea-Hit werden<br />
können, wäre er produktionstechnisch nicht<br />
so spannend. Single „Move“ ist vielleicht das<br />
nächste Kylie Minogue-Comeback, mindestens<br />
aber beim Wort zu nehmen. Den ganz<br />
großen Kracher spart man sich mit der Hymne<br />
„Worth The Wait“ aber bis zum Schluss auf:<br />
Zu solchen Refrains werden sonst in Stadien<br />
Feuerzeuge geschwenkt. Maximilian Beer<br />
samy deluxe<br />
SaMTV Unplugged<br />
Universal Music<br />
kyle Falconer<br />
No Thank You<br />
Riverman Records<br />
Samy Deluxe hat in den vergangenen 20<br />
Jahren eine beeindruckende Karriere hingelegt.<br />
Umso sympathischer, dass – wie er<br />
neulich in einer Talkshow verriet – seine<br />
Mutter als Managerin ein entscheidender<br />
Erfolgsfaktor war. Soviel also zum harten<br />
Rapper-Image von Samy Deluxe. Jetzt gibt<br />
es seine größten Hits und seine schönsten<br />
Lieder in einer MTV-Unplugged Version.<br />
Dass Samys Songs auch unplugged sensationell<br />
klingen, muss hier wohl kaum<br />
erwähnt werden. Dazu kommen die wunderschönen<br />
und für das MTV-Unplugged-<br />
Konzept so typischen Gastauftritte anderer<br />
Künstler. Hier ein kleiner Auszug:<br />
Max Herre, Die Beginner, Megaloh, Kool<br />
Savas, Xavier Naidoo, Eko Fresh. Natürlich<br />
darf auch Nena nicht auf diesem<br />
Konzertmitschnitt fehlen. Schließlich hat<br />
es Nena Samy zu verdanken, dass sie es<br />
auch noch heute schafft, junge Menschen<br />
in ihre Konzerte zu locken, denn er hat ihr<br />
aktuelles Album produziert und sie damit<br />
musikalisch in das hier und jetzt transportiert.<br />
Aber zurück zum Album, obwohl es<br />
da nicht viel zu sagen gibt außer: anhören,<br />
weil bombastisch! Sabine Mahler<br />
Wenn Sänger plötzlich auf dem Solotrip sind,<br />
ist das oft nur ein narzisstischer Ausbruch aus<br />
eingefahrenen Bandstrukturen. Im Falle von<br />
Kyle Falconer dürfte „No Thank You“ eher<br />
als therapeutische Maßnahme gelten. Der<br />
Frontmann der schottischen Indie-Rocker<br />
The View, die auf fünf formidablen Alben ein<br />
paar Mal sehr nahe dran waren am perfekten<br />
Popsong, kämpfte seit Jahren mit Alkoholund<br />
Drogenproblemen. Nun ist Falconer Vater<br />
geworden, hat dem Rausch abgeschworen<br />
und zelebriert den persönlichen Neustart mit<br />
elf Stücken, die zwischen Vergangenheitsbewältigung,<br />
Selbstreflexion und Aufbruchstimmung<br />
schwanken. Im düsteren Opener<br />
„Poor Me“ zitiert der 31-Jährige das Mantra<br />
der Anonymen Alkoholiker („Poor me, poor<br />
me, pour me another glass“), „Family Tree“<br />
beschwört die Vaterschaft als Antrieb im<br />
Kampf gegen die eigenen Dämonen, das balladeske<br />
„Madonna’s Makeup“ ist Falconers<br />
verstorbenen Eltern gewidmet. Für ein reguläres<br />
View-Album wären diese auch stilistisch<br />
abwechslungsreichen Songs wohl schlicht<br />
zu intim gewesen, weniger hörenswert sind<br />
sie gewiss nicht. Die kleine Wylde kann sehr<br />
stolz auf ihren Papa sein. Uli Digmayer<br />
KURZ &GUT<br />
Kristoffer Åström hat geheiratet und er ist<br />
glücklich. Das erste mal so wirklich, erzählte<br />
er jüngst in einem Radiointerview. Leider,<br />
könnte man nun aus egoistischer Audiophilen-Perspektive<br />
sagen, gebaren die depressiven<br />
Episoden des gutaussehenden Schweden<br />
mit der Stimme, die immer ein bisschen<br />
so klingt, als sei sie gleich aufgebraucht,<br />
in den vergangenen 20 Jahren doch ganz<br />
außergewöhnlich schöne, einfache und<br />
berührende Songs. Mit „Quadrilogy“ gibt<br />
es nun nochmal eine Retrospektive auf<br />
Åström herrlich düstere Schaffensphase, die<br />
jetzt vielleicht der Vergangenheit angehört.<br />
Und wir sagen dennoch schweren Herzens:<br />
Herzlichen Glückwunsch. cro<br />
Miriam Hufnagel ist ein hervorragendes Beispiel<br />
dafür, dass die alten Kategorien von<br />
Alternative und Mainstream keine Geltung<br />
mehr haben. Zu den Vorbildern der 23-jährigen<br />
Lehramtsstudentin zählen Superstars<br />
wie Taylor Swift, Lorde und Katy Perry. Dass<br />
sie unter ihrem Künstlernamen Avec spätestens<br />
mit ihrem zweiten Album „Heaven/Hell“<br />
dennoch als neuer Stern am Indie-Folk-Firmament<br />
aufgehen wird, liegt vielleicht daran,<br />
dass Hufnagel ihre zerbrechlichen DIY-Songs<br />
nicht in LA oder London, sondern im oberösterreichischen<br />
Vöcklabruck schreibt und produziert.<br />
Und ganz sicher daran, dass sie sich<br />
in jedem Moment so nahbar und ehrlich anfühlen<br />
wie ein Kinderreim auf Schellack. cro<br />
DJ-Toplist > oktober<br />
Steifbein<br />
1. The Stooges - I wanna be your Dog<br />
2. Roky Erickson - Two headed Dog<br />
3. The Cramps - Can your Pussy do the Dog?<br />
4. Elvis Presley - Hound Dog<br />
5. Gil Bernal - The Dogs<br />
6. Benjy Ferree - Dogkillers!<br />
7. GG Allin - Dog Shit<br />
8. Angeschissen - Hund<br />
9. Descendents - Doghouse<br />
10. cLOUDDEAD - Dead Dogs two<br />
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