Berliner Kurier 17.10.2018
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34 PANORAMA BERLINER KURIER, Mittwoch, 17.Oktober 2018*<br />
Schock-Tatvon Köln stellt Polizei vorRätsel<br />
Warder Geiselnehmer<br />
psychisch krank?<br />
Köln – Der Zugverkehr rollt<br />
nach der Geiselnahme am<br />
Kölner Hauptbahnhof wieder.<br />
Normalitätkehrtderweil noch<br />
nicht ein. Die Apotheke,inder<br />
sich der Täter mit einer Frau<br />
verschanzthatte, ist noch immer<br />
nicht vonder Polizeifreigegeben.<br />
Während der Geiselnehmer<br />
inzwischen zweifelsfrei<br />
als 55-jähriger anerkannter<br />
Flüchtling aus Syrien<br />
identifiziert ist, bleiben noch<br />
viele Fragen offen.<br />
Noch am Montag wurde die<br />
Wohnung des Syrers, der<br />
nach einer Not-OP im künstlichen<br />
Koma liegt, in einer<br />
Flüchtlingsunterkunft im Kölner<br />
Stadtteil Neuehrenfeld<br />
durchsucht. Dabei seien an<br />
der Wand arabische Schriftzeichen<br />
mit muslimischem<br />
Bezug gefunden worden, sagte<br />
Kripo-Chef Klaus-Stephan<br />
Becker. Es gebe dabei aber<br />
keinen konkreten islamistischen<br />
Bezug, insbesondere<br />
nicht zur Dschihadistenmiliz<br />
IS. Ein terroristischer Hintergrund<br />
wird dennoch nicht<br />
ausgeschlossen, daher prüft<br />
die Bundesanwaltschaft eine<br />
Übernahmedes Verfahrens.<br />
DenErmittlungen zufolge leben<br />
auch Bruder und Sohn<br />
des Täters in Deutschland.<br />
Seine Frau soll sichaber noch<br />
in Syrien aufhalten. Ihre Anträge<br />
auf Einreise nach<br />
Deutschland seien zweimal<br />
abgelehntworden.<br />
Der Mann soll in Syrien als<br />
politischer Häftling und Gegner<br />
des Assad-Regimes im<br />
Gefängnis gesessen haben.<br />
Das berichteten sein Vermieter<br />
und sein Hausmeister dem<br />
„Kölner Stadt-Anzeiger“<br />
(KStA). „Er sagte, dasserdort<br />
gefoltert wurde. Mit Stromschlägen,<br />
Wasser,Licht“, sagte<br />
der Hausverwalter seiner<br />
Wohnung. „Das hat ihn psychischkrank<br />
gemacht. Er war<br />
deswegen auch in Behandlung.“<br />
Von einer psychischen<br />
Beeinträchtigung, wegen der<br />
er nicht in der Lage gewesen<br />
sei, einer Arbeit nachzugehen,sprichtauch<br />
die Polizei.<br />
Wie der Vermieter dem<br />
KStA weiter sagte, habe des<br />
Syrer am Montag eigentlich<br />
nach Hamburg zu einem<br />
Freund ziehen wollen, seine<br />
Wohnung sei schon gekündigt<br />
gewesen. Stattdessen fuhrer<br />
mit Gaskartuschen, Brandbeschleuniger<br />
und einer Soft-<br />
Air-Waffe zum Kölner Hauptbahnhof,<br />
zündete in einem<br />
McDonald’s-Restaurant einen<br />
Molotowcocktail und beging<br />
die Geiselnahme. Nach<br />
Zeugenaussagen wareralkoholisiert.<br />
Ob es Mittäter gab,<br />
istbislang nicht bekannt.<br />
Ein Koffer,eine Tasche und Brandbeschleuniger<br />
des Täters. Mit diesem Foto sucht die Polizei<br />
Zeugen,die Angaben zu den<br />
Gegenständenmachen<br />
können.<br />
Bis spät in die Nacht wurden<br />
in der ApothekeamKölner<br />
Hauptbahnhof Spuren gesichert.<br />
In diesem McDonald’s<br />
zündete der Geiselnehmer<br />
einen Molotowcocktail.<br />
Fotos: dpa, Polizei