18.10.2018 Aufrufe

ego Magazin Bitburg & Eifel - Sonderausgabe "Bauen & Wohnen" Ausgabe No. 31

MACH MEHR DRAUS - Ideen für's Bauen und Wohnen

MACH MEHR DRAUS - Ideen für's Bauen und Wohnen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Lebendige Geschichte<br />

auf Schloss Roth an der our<br />

: Ton Eggen lebt seit 60 Jahren auf Schloss Roth. 1958 kauften seine Eltern Hubert und<br />

Gertrud Eggen-Neuefeind aus den Niederlanden das Schloss als Ruine.<br />

w Bettina Bartzen I Bettina Bartzen, Archiv Schloss Roth<br />

1958<br />

Schloss Roth nur noch<br />

eine Ruine<br />

Das Wohnzimmer ist im Stil des 18. Jahrhunderts<br />

eingerichtet, über den Türen erinnert das rotweiße<br />

Amalfikreuz an den Johanniterorden, der<br />

von 1<strong>31</strong>4 bis zur Französischen Revolution im<br />

Besitz des Schlosses war. Ursprünglich wurde die<br />

Gebäudeanlage bei Roth an der Our mit einer<br />

frühromanischen Ordenskirche und Torhaus als<br />

Vorposten des Viandener Schlosses erbaut. 1220<br />

erhielt der Templerorden das Ensemble als Geschenk.<br />

1795 wurde das Schloss von den Franzosen<br />

erobert und 1797 versteigert. Der Sohn des<br />

letzten Verwalters kaufte die Gebäude. Danach<br />

haben fünf Generationen seiner Familie bis zum<br />

zweiten Weltkrieg dort gelebt. Nach 1945 war<br />

die Familie hoch verschuldet und der Mann im<br />

Krieg gefallen. Das Dach und die oberen Stockwerke<br />

waren zerstört, nur noch das Erdgeschoss<br />

stand.<br />

„Als Ruine haben meine Eltern das Schloss 1958<br />

von den Nachkommen der Familie André gekauft<br />

und wir sind von den Niederlanden nach<br />

Roth umgezogen“, erinnert sich der 63 jährige<br />

Ton Eggen, der damals drei Jahre alt war. Seine<br />

Familie hatte zu den letzten Besitzern bis zu deren<br />

Tod persönlichen Kontakt. „Die beiden unverheirateten<br />

Töchter der Familie André machten<br />

einmal im Jahr Urlaub bei uns. Sie gehörten<br />

zur Familie.“<br />

Das Gebäude war eine Ruine, die seine Eltern<br />

mit viel Liebe und Geduld renovierten. Mittlerweile<br />

lebt Ton Eggen seit 60 Jahren dort und kann<br />

sich keinen besseren Ort vorstellen. Hier kann er<br />

sich am besten entspannen und abschalten. „Ich<br />

möchte den Traum meines Vaters weiterführen“,<br />

sagt Eggen. Auf dem Sterbebett gab ihm sein<br />

Vater den Auftrag, passende Möbelstücke im Stil<br />

der Zeit zu kaufen. „Das war vor fast 40 Jahren.<br />

Die Sessel existieren immer noch“, lacht Eggen.<br />

„Es macht Freude, ein Teil der Geschichte zu<br />

sein,“ erklärt Ton Eggen. Er möchte in der Architektur<br />

sowie im Garten die Geschichte möglichst<br />

genau wiedergeben. Von den Weinreben, die er<br />

an der gleichen Stelle wie früher pflanzte, bis zur<br />

Einrichtung. Der Treppenturm ist noch original<br />

aus dem 16. Jahrhundert, selbst der Holzbelag<br />

stammt aus dieser Zeit. Schlossbesitzer haben<br />

eine Verantwortung gegenüber der Geschichte<br />

und müssen sich in den Renovierungsarbeiten<br />

an den Denkmalschutz halten. „Da ist man beim<br />

<strong>Bauen</strong> schon eingeschränkt, das geht nur für Liebhaber<br />

von alten Gebäuden.“ Jede Epoche hat seinen<br />

eigenen Stil. Heutzutage sind auch moderne<br />

Anbauten erlaubt, aber Ton Eggen möchte den<br />

Stil der Zeit bewahren. Trotzdem stehen immer<br />

wieder neue Kosten an. Bald ist das Dach fällig,<br />

der Anstrich, die Fenster oder die Heizung. Das<br />

sind Kosten, die zuerst nicht sichtbar sind. Viele<br />

Installationen halten 20 bis 30 Jahre, dann geht<br />

die Investition von neuem los. „Einen Gewinn<br />

macht man mit so einem Objekt nicht“, erklärt<br />

der ehemaliger Banker, der seit 2005 als Immobilienmakler<br />

tätig ist. Bei so einem großen Objekt<br />

darf es keinen Investitionsstau geben. Naturmaterialien<br />

halten die Kosten gering, weil sie zeitlos<br />

sind. „Wenn man in so einem Gebäude wohnt,<br />

sollte der Bezug zur Geschichte und das Bedürfnis,<br />

Geschichte zu bewahren eine zentrale Rolle<br />

spielen“, erwähnt Eggen. Zur Instandsetzung<br />

kommen immer wieder neue Überraschungen<br />

dazu. Nachdem die neuen Fenster eingebaut<br />

waren, schimmelten die Wände und das Inventar.<br />

„Fenster sind heutzutage im Gegensatz zu früher<br />

hermetisch abgeschlossen. Besonders in alten<br />

Gebäuden, wo der Keller nicht isoliertist, steigt<br />

die Feuchtigkeit an den Wänden hoch und kann<br />

dann nicht mehr entweichen.“<br />

Am Tag des offenen Denkmals zeigt er gerne den<br />

Leuten das Schloss. „Ich sehe es als meine Aufgabe<br />

für die Allgemeinheit, dieses Schloss zu erhalten,<br />

damit die Geschichte weiter lebt“, erklärt<br />

Ton Eggen. •<br />

30 <strong>ego</strong> N°<strong>31</strong>/2018 Schloss Roth<br />

<strong>ego</strong> N°<strong>31</strong>/2018 Schloss Roth <strong>31</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!