s'Magazin usm Ländle, 21. Oktober 2018
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MUSIK<br />
FORTSETZUNG<br />
wann Probleme mit meinen Unterarmen<br />
entwickelt.Ein Ungleichgewicht<br />
zwischen Nerven und Muskulatur hat<br />
mir zu schaffen gemacht. Das war<br />
mühsam, schmerzhaft undmit großen<br />
Problemen beim Spielen verbunden.<br />
Irgendwannmusste ich einsehen, dass<br />
das keinePerspektive mehr hat.<br />
Wardas eine schmerzhafte Erkenntnis?<br />
Durchaus. Entscheidet man sich für<br />
ein Musikstudium, setzt man doch alles<br />
auf eine Karte. Das dann aufzugeben<br />
ist ein unangenehmer Prozess.<br />
Aber ich habemich darin doch wieder<br />
gefunden und eine Alternative für<br />
mich gewählt.<br />
Was wollen Sie nun für das Orchester<br />
erreichen? Es wirdfür seine Spielfreude<br />
gelobt,verfügt aber eben auch über nur<br />
begrenzte Ressourcen.<br />
Das Orchester ist in gutem Fahrwasserunterwegs,obdas<br />
nundie künstlerische<br />
Ausrichtungoderdie finanzielle<br />
Ausstattung betrifft. Natürlich gilt<br />
es fürmich noch auszuloten, was alles<br />
möglich ist.Wir wollen nicht nurvon<br />
Subventionenabhängig sein,sondern<br />
auch verstärkt Drittmittel lukrieren.<br />
Daswird deutlich ausgebautwerden–<br />
wobei ein solchesVorhaben natürlich<br />
viel Zeit in Anspruch nimmt. Und wir<br />
habendie AchteSymphonie von Gustav<br />
Mahler imProgramm. Hier werden<br />
sehr große Ressourcen benötigt,<br />
das muss man erst mal stemmen.<br />
Welche Herausforderungen sind das?<br />
Schon allein die schieren Menschenmassen<br />
auf der Bühne! 120 Musiker,<br />
zwei Chöre zu je 80 Sängern, ein Kinderchor,<br />
zusätzlich acht Gesangssolisten<br />
–und natürlich ein großartiger<br />
Kirill Petrenko. Das ist doch eine logistische<br />
Herausforderung.<br />
Was würden Sie sich in künstlerischer<br />
Hinsicht für das SOVwünschen?<br />
Das Programm steht bis Ende 2019.<br />
Meine ersten Programme sind also<br />
erst 2020 zu erleben. Mir geht es darum,weiterhindie<br />
großen Komponis-<br />
STECK<br />
BRIEF<br />
Geboren 1986 in Wels, Kontrabass-<br />
Studium, Musikmanagement-Studium,<br />
Assistent der Orchesterleitung<br />
beim Bruckner Orchester Linz,<br />
von2016 bis <strong>2018</strong> Orchestermanager<br />
des Württembergischen Kammerorchesters,<br />
seit September Geschäftsführer<br />
des SOV.<br />
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Sie müssen sich einerseits der künstleriten<br />
der symphonischen Literatur zu<br />
bringen. Zusätzlich sind mir auch Raritäten<br />
und Neues wichtig. Dafür<br />
braucht es nicht zwangsläufig Kompositionsaufträge,<br />
auch wenig Gespieltes<br />
aus der Vergangenheit wäre<br />
durchaus wünschenswert. Passend<br />
dazusind Solisten und Gastdirigenten<br />
zu suchen, die den Geist des Orchesters<br />
mittragen. Dafür muss man ein<br />
Gespür entwickeln.<br />
Apropos Dirigent:Sie suchen auch nach<br />
einem neuen Chefdirigenten.<br />
Ja, dieser sollte auch maßgeblich an<br />
der Programmgestaltung beteiligt<br />
sein. Derzeitsind wir in derBeobachtungsphase.<br />
Indieser Saison arbeiten<br />
ja unterschiedliche Dirigenten mit<br />
dem SOV, es wird dann ein demokratischerProzessstattfinden,<br />
indem das<br />
Orchester seine Sichtauf die Kandidaten<br />
kundtut. Dieses Ergebnis wird<br />
dann den Gremien präsentiert, dort<br />
wird schließlich eine Reihung vorgenommen.<br />
ImFrühjahr sollten wir in<br />
Vertragsverhandlungengehen.<br />
Wie stehen Sie zur neuen klassischen<br />
Musik? Manche verfechten diese Musikrichtung,<br />
andere denken, dass das der<br />
falsche Wegist.<br />
VonDogmendieserArthalteichnicht<br />
viel. Ich bin mit neuer Musik aufgewachsen,<br />
da ja mein Vater Komponist<br />
ist. Mir liegtdiese Musik natürlicham<br />
Herzen, aber das SOV darf nicht zur<br />
Bühne meiner Eitelkeiten werden.<br />
Trotzdem kann man immer wieder<br />
versuchen, zeitgenössische Klassiker<br />
des 20. Jahrhunderts unterzubringen.<br />
Inwieweit muss man bei der Geschäftsführung<br />
eines Orchesters auf Befindlichkeiten<br />
der Musiker besondere Rücksicht<br />
nehmen?<br />
In Kulturbetrieben herrscht mittlerweile<br />
mehr Professionalität, als gemeinhin<br />
vielleichtangenommen wird.<br />
Natürlich geht es in der Kunst immer<br />
auch darum, eine innere Einstellung<br />
nach außen zu kehren. Da ist man<br />
selbstverständlich auch hin und wieder<br />
als Mentor gefragt.<br />
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