100 Jahre SwJ-Festschrift
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Die Gründung der Sektion Zürich 1904<br />
(Chronik von 1904 bis 1929)<br />
s gehört zum Wesen des Menschen, sich<br />
zu gewissen Zeiten an Daten und Ereignisse<br />
anzuklammern, dieselben als<br />
Marksteine seines Lebens zu betrachten, die gemachten<br />
Erfahrungen zu analysieren und daraus<br />
Schlüsse für die Zukunft zu ziehen. Solche heilsame<br />
Einkehr wird in der Regel festlich begangen,<br />
wobei Wein und Reden in Strömen fließen,<br />
das Vergangene im Lichte jugendlicher Neophylenbegeisterung<br />
verherrlicht erscheint und Vorsätze<br />
gefasst werden. Der nüchterne Betrachter<br />
aber sieht sich die Dinge nach den brutalen Tatsachen<br />
an. Manche Gottheit stürzt da vom hohen<br />
Sockel. Durch den Lauf der Ereignisse sucht er<br />
unentwegt die Spur, die nach dem wahren Ideal<br />
führt, und ist auch alles menschliche Tun eitel,<br />
wie schon der Prophet schrieb, so liegt doch im<br />
Streben allein die Erlösung, heißt es im „Faust.“<br />
Es war am 24. Juli 1904, als sich eine Anzahl in<br />
Zürich gastierender, ausländischer Joldjungen im<br />
ehemaligen Hotel „Zum Europäischen Hof“ zusammenfanden,<br />
um eine der üblichen Wandersitzungen<br />
zu Propagandazwecken abzuhalten. Einige<br />
hiesige Artisten wurden dazu eingeladen. Die<br />
Joldjungen waren: Alberti, Carello, Hildebrand,<br />
Kautz, Ramberty, Roselly und Vogel. Die Zürcher<br />
Gäste hießen: Jean Beckerelli, Emil Bloch,<br />
Emil Braun, Josef Eisenbach, Louis Gierlich,<br />
Karl Hinnen, Paul Huber, J. Jakober, Hans Proneth<br />
und Hans Schütt. Es mögen die Gäste wohl<br />
erst sonderbare Augen gemacht haben, als sie die<br />
Zeremonien sahen und die den Neuling eigenartig<br />
anmutenden Reden hörten. Auch machten die an<br />
allen Brüsten prunkenden Orden und Auszeichnungen<br />
auf die an demokratischere Formen gewohnten<br />
Schweizer jedenfalls einen eigenartigen<br />
Eindruck. Dagegen werden sie die ihnen näher<br />
liegenden Worte von Bundes- und Freundestreue<br />
eher verstanden und der neuen Sache gewogener<br />
gemacht haben. So ist es denn fast verwunderlich,<br />
dass schon am 7. August 1904 alle Gäste es<br />
wagten, sich als Mitglieder dem Verbande<br />
Sicher wie Jold anzuschließen und, im Bunde mit<br />
den bereits in Zürich ansässigen Jj. Alberti, Carello<br />
und Vogel, die Sektion Zürich zu gründen.<br />
Es brauchte schon wirklich viel gereiste, an allerhand<br />
gewöhnte Leute, um sich nun mit dem so<br />
fremdartig anmutenden Namen „Sicher wie Jold“<br />
abzufinden. Ist es aber seither in der Schweiz viel<br />
besser geworden ? Ab 19. August 1904 - 16. Januar<br />
1905 amtete Jj. Martin Carello als 1. Präsident,<br />
und seine umsichtige Geschäftsführung<br />
brachte es zuwege, dass am 29. Dezember gleichen<br />
<strong>Jahre</strong>s im Europäischen Hof die Sanktionierung<br />
vor sich gehen konnte, verbunden mit einer<br />
weihevollen Christbaumfeier.<br />
Von der Gründung im „Europäischen Hof“ ab,<br />
war das Sitzungslokal jahrelang im „Schlauch“<br />
an der Münstergasse, und zwar trotz gelegentlichem<br />
Wechsel des Saufbosses (Wirt).<br />
Wohl gab es Anfeindungen. Das verschrieene<br />
Völklein der Artisten sollte es dem sesshaften<br />
Spießer gleichtun können ? Sollte im Zusammenschluss<br />
Stärke und Hilfe in der Not finden ?<br />
Doch je skeptischer die Thomasse, desto enger<br />
schlossen sich die Verbands-Proselyten aneinander<br />
und bewahrheiteten das Wort von der Freundestreue,<br />
wussten sie doch, dass sie weit besser