Berliner Kurier 19.10.2018
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30 PANORAMA BERLINER KURIER, Freitag, 19. Oktober 2018*<br />
DaskrankeLeben des<br />
Krim-Attentäters<br />
Kertsch – Nach dem Amoklauf<br />
eines 18-jährigen Schülers auf<br />
der von Russland annektierten<br />
HalbinselKrim suchen die<br />
Ermittler weiter nach einem<br />
Motiv. Unterdessen ist die<br />
Zahl der Opfer auf 20 gestiegen.<br />
Überden Attentäter WladislawRosljakow<br />
ist bislangnicht<br />
viel bekannt.Erging selbst auf<br />
die Berufsschule in der Stadt<br />
Kertsch. Wie ein Mitschüler<br />
aussagte, habe er die Schule<br />
„wegen bösartiger Lehrer gehasst“.<br />
Er soll aus einerarmen<br />
Familie stammen. Seine Eltern<br />
leben getrennt, Mutter Galina<br />
ist Krankenschwester. Laut<br />
Newsportal „Mash“ versorgte<br />
sie zunächst einige Opfer ihres<br />
eigenen Sohnes, ehe die<br />
Polizei sie zur Vernehmung<br />
aus der Klinik holte. Sie soll<br />
versucht haben sich das Leben<br />
zunehmen, als sie hörte,<br />
wasihr Sohn getan hat.<br />
Wie die russische Zeitung<br />
„Kommersant“ berichtet, sei<br />
Rosljakow bei seiner Bluttat<br />
wie ein „erfahrener Kämpfer“<br />
vorgegangen. Bevor ereinen<br />
Raum betrat und geschossen<br />
habe, warf er eine selbst gebaute<br />
Granate, schreibt das<br />
Blatt.20Menschen haterumgebracht.<br />
Unter den Opfern<br />
sind 15 Schüler und fünf Lehrer.<br />
Zehn Verletzte liegen noch<br />
auf der Intensivstation. Beieinigen<br />
mussten Körperteile<br />
amputiertwerden.<br />
Über das Motiv kann nur<br />
spekuliert werden–und da es<br />
von den Behörden keine konkreten<br />
Aussagen gibt, tun die<br />
russischen Medien genau das.<br />
Noch am Tag des Attentats<br />
wollten besonders nationalistischeMedien<br />
in Rosljakow einen<br />
Krimtartaren gesehen<br />
haben. Diese Minderheit ist<br />
gegen den Anschluss der<br />
Halbinsel an Russland. Doch<br />
inzwischen stehen andere<br />
Theorien im Vordergrund. Der<br />
Amokläufersoll Streit mit seiner<br />
Freundin gehabt haben, Rosljakow, wie viele andere<br />
sagteein Freund der kremlnahen<br />
Zeitung Komsomolskaya Schulmassakerander Colum-<br />
Amokläufer, ein Beispiel am<br />
Pravda (KP).<br />
bineHigh School im Jahr1999<br />
Andere behaupten Rosljakowsei<br />
ein Außenseiter gewemen<br />
hatte. Ein Freund berich-<br />
mit 13 Todesopfern genomsen,der<br />
wegen der Armut seiner<br />
Familie gedemütigt wurde. te, die ihre Klassenkameraden<br />
teteder „KP“: „Wlad hatLeu-<br />
Auch wurde spekuliert, ob der umgebracht haben, bewundert.<br />
Das hat ermir im ersten<br />
18-Jährige vonder Terrormiliz<br />
IS rekrutiert wurde. Dem gehen<br />
die Ermittler derzeit nach, zählt. Wir haben nur einmal<br />
Jahr hier auf der Schule er-<br />
wie Sergei Aksjonow,Chef der darüber gesprochen.“ Auch<br />
Krim-Verwaltung, bestätigte. die Kleidung, die Rosljakow<br />
„Experten untersuchen sein während des Blutbades trug,<br />
Handy und seinen Computer. wirkt wie eine Kopie von Eric<br />
Dannwissen wir,oberfür den Harris, einem der Columbine-<br />
IS arbeitete“,sagte er.<br />
Attentäter. Mehr als ein Indiz<br />
Möglich ist auch, dass sich istdas aber nicht.<br />
Zwei Mädchen trauern um ihreMitschüler.<br />
Wladislaw Rosljakow (18) tötete<br />
20 Menschen. Vorder Tathatte<br />
er Streit mit seiner Freundin<br />
Der Attentäter warmit reichlich Munition<br />
und selbst gebauten Granaten ausgerüstet.<br />
Seit 2015 besuchte derAmokläuferdie<br />
Schule. Er soll dieEinrichtung gehasst haben.<br />
Fotos: dpa, zvg<br />
Foto: dpa<br />
Habseligkeiten<br />
herausgeholt<br />
Genua –Zwei Monate nach<br />
dem Brückeneinsturz von<br />
Genua dürfen die Menschen<br />
aus den geräumten Häuser<br />
ihr Hab und Gut holen. Feuerwehrmänner<br />
begleiteten<br />
sie zu ihren verlassenen<br />
Wohnungen. Mit Möbelaufzügen<br />
schafften die Helfer<br />
Tische und Stühle aus den<br />
Häusern. Bei der Katastrophe<br />
am 14. August kamen 43<br />
Menschen ums Leben. Mehr<br />
als 550 Menschen durften<br />
ihre Wohnungen nicht mehr<br />
betreten.<br />
Zwei Menschen<br />
vonICerfasst<br />
Bremen –Zwei Menschen<br />
sind im Bahnhof von Buchholz<br />
(Niedersachsen) beim<br />
Überqueren der Gleise von<br />
einem durchfahrenden Intercity<br />
erfasst und schwer<br />
verletzt worden. Mehrere<br />
geschockte Augenzeugen<br />
mussten anschließend<br />
betreut<br />
werden. Warum<br />
der 33-Jährige und<br />
seine 19-jährige<br />
Begleiterin vom<br />
Bahnsteig aus<br />
über die<br />
Schienen<br />
liefen, war<br />
zunächst<br />
unklar.