o7_Daun_September18
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vielleicht nur des Geldes wegen oder wegen<br />
des Bodenpersonals aus der Katholischen<br />
Kirche austritt, darf ebenfalls keine Messe mit<br />
Eucharistie erwarten.<br />
Das Bistum Trier formuliert auf Anfrage von<br />
<strong>o7</strong> die Lage der Dinge so: „Eine kirchliche<br />
Bestattung steht Menschen, die ausgetreten<br />
sind, nicht zu. Der Austritt wird von der Kirche<br />
als bewusste Entscheidung ernst genommen,<br />
sich von der Kirche zu distanzieren, und daher<br />
auch dadurch respektiert, dass eine kirchliche<br />
Bestattung nicht erfolgt.“ Aber – so ist es bei<br />
der Kirche ja zu erwarten – es gibt Ausnahmen.<br />
Und: es gibt extrem lange Sätze: Wenn sich<br />
zeige, dass der Verstorbene zwar die Austrittsentscheidung<br />
formal nicht rückgängig gemacht<br />
habe, sie aber bereue oder den Kontakt zur<br />
Kirche neu gesucht habe oder wenn deutlich<br />
werde, dass der Verstorbene trotz des Austritts<br />
dem kirchlichen Leben und Glauben verbunden<br />
geblieben sei, könne nach Abwägung und<br />
Entscheidung im Einzelfall eine kirchliche<br />
Bestattung inklusive der Eucharistie stattfinden.<br />
Wenn das nicht der Fall sei, wenn der Wunsch<br />
nach der katholischen Beisetzung von den<br />
Angehörigen ausgehe, dann könne die<br />
Beerdigung kirchlich begleitet werden. Dann<br />
handelt es sich aber nicht um eine katholische<br />
Bestattung, sondern lediglich um eine<br />
kirchliche Mitwirkung an einer nicht-kirchlichen<br />
Bestattung. Der Priester trägt dann kein<br />
liturgisches Gewand, der Sarg wird nicht gesegnet<br />
und es findet auch keine Eucharistiefeier<br />
statt.<br />
Obwohl eine Beerdigung auch eine Chance<br />
sein kann für die Kirche, denn dort erreicht der<br />
Priester zuweilen mehr Schäflein als in der<br />
Sonntagsmesse: Auch Klaus Kohnz, Pastor in<br />
Müllenbach und Leiter des Dekanats Vulkaneifel,<br />
hält sich weitgehend daran. „Es wäre ja<br />
eine Art der Vergewaltigung, wenn ich<br />
jemanden katholisch beerdige, der das nicht<br />
gewollt hätte“, sagt er. Auch er kennt die Fälle,<br />
in denen katholische oder evangelische<br />
Christen verfügt haben, dass sie nicht kirchlich<br />
bestattet werden wollen. Das müsse man<br />
akzeptieren, denn der letzte Wille eines<br />
Menschen sei „uns heilig“. Aus seiner Sicht<br />
gehört aber der Tod zu den Krisenpunkten des<br />
Lebens und da bestehe ein großer Bedarf an<br />
Seelsorge. Er bietet schon mal einen Kompro-<br />
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miss an. Etwa in dem Fall, wo der Mann auf<br />
Montage umkam. Die Polizei hatte ihn als<br />
Seelsorger um seinen Beistand gebeten. Den<br />
habe er gerne geleistet, obwohl alle aus der<br />
ehemaligen DDR stammten und ungetauft<br />
waren. „Wir haben gemeinsam eine würdige<br />
Form der Trauerfeier gefunden. Sie fand in der<br />
Friedhofskapelle statt und ich habe den<br />
christlichen Ritus so gebraucht, dass alle etwas<br />
damit anfangen konnten“, so Kohnz.<br />
Jan Warneke, Bestatter aus <strong>Daun</strong>, kannte einen<br />
Dechant aus der näheren Umgebung, der für<br />
jeden Menschen genügend Gründe fand, ihn<br />
christlich zu bestatten. Der habe frei nach dem<br />
Motte gehandelt: „Ich bin auch für die<br />
„Für die Trauerbewältigung ist eine Begegnung mit dem Verstorbenen<br />
wichtig“, meint Jan Warneke, Bestatter aus <strong>Daun</strong>.<br />
Der letzte Wille eines Menschen ist ihm heilig: Klaus<br />
Kohnz, Pastor in Müllenbach und Dechant in der<br />
Vulkaneifel.<br />
Lebenden da, nicht nur für die Toten.“ Von<br />
anderen Pastören weiß er, dass sie absolut<br />
konsequent handeln und Kirchenaustretern die<br />
Messe verweigern. „Ich kann das gut verstehen,<br />
denn wenn man austritt, kann man auch<br />
keine Leistungen mehr erwarten“, sagt<br />
Warneke. Katholisch werden immer noch gut<br />
70 Prozent seiner Kunden bestattet, evangelisch<br />
15 Prozent. Und in weiteren 15 Prozent<br />
der Fälle übernimmt er die weltliche Bestattung.<br />
Dabei versucht er genau das umzusetzen,<br />
was der Verstorbene zu Lebzeiten wollte, oder<br />
was Hinterbliebene wünschen. Manche wollen<br />
nur gedenken. Dann trifft man sich zur ver-<br />
abredeten Zeit in einer Friedhofshalle, sieht<br />
vielleicht ein Foto neben der Urne des<br />
Verstorbenen, dazu läuft eine leise meditative<br />
Musik. Andere wollen eine Abschiedsfeier mit<br />
bestimmten Lieblingstiteln des Verstorbenen.<br />
Auf Wunsch spricht er auch ein christliches<br />
Gebet und hält eine kurze Traueransprache.<br />
Sollte diese umfangreicher gewünscht sein<br />
und mehr im persönlichen oder seelsorgerischen<br />
Rahmen stattfinden, dann bestellt er<br />
einen entsprechend geschulten professionellen<br />
Redner. „Die Gestaltung der Trauerfeier ist Teil<br />
der Begleitung der Betroffenen durch die<br />
Trauer. Wir tragen eine große Verantwortung,<br />
denn alles, was hier gesagt und getan wird,<br />
bleibt den Anwesenden lange im Gedächtnis.“<br />
Für die Trauerbewältigung hält Warneke<br />
allerdings auch die Konfrontation mit dem<br />
Verstorbenen für sehr wichtig. Vor dem Bau<br />
der Leichenhallen in den 60er Jahren des<br />
letzten Jahrhunderts sei das normal gewesen.<br />
Zum Teil habe man mehrere Tage mit ihm im<br />
Haus gelebt, bis der Bestatter oder der<br />
Schreiner den Verstorbenen in den Sarg<br />
gebettet habe und man ihn auf den Friedhof<br />
begleitete. Heute hält er in seinem Unternehmen<br />
eigens Verabschiedungsräume bereit, in<br />
denen Menschen ihrem Verstorbenen noch<br />
einmal begegnen können. Aber der Trend geht<br />
offenbar einen anderen Weg: Verstorbene<br />
werden oft vom Totenbett im Altenheim oder<br />
im Krankenhaus aus gleich ins Krematorium<br />
gebracht. „Was man dann als nächstes sieht, ist<br />
nur noch eine Urne mit der Asche. Das halte<br />
ich persönlich für eine verpasste Chance!“<br />
Maria <strong>Daun</strong> ist seit 15 Jahren Küsterin in<br />
Müllenbach. Vor den Beerdigungen sorgt sie<br />
für die ausreichende Anzahl an Messdienern<br />
und für das feierliche Ambiente: „Ich sagte<br />
immer: Das ist das letzte, was wir für diesen<br />
Menschen noch tun können.“ Seit fast zwei<br />
Jahren hat es schon keine Erdbestattung mehr<br />
gegeben, sondern nur noch Urnenbestattungen.<br />
Aber, dass jemand ohne katholische<br />
Messe in die geweihte Erde gekommen wäre,<br />
das hat sie ein einziges Mal bisher erlebt. Wer<br />
aber aus der Kirche austritt, der hat sich ihrer<br />
Meinung nach „von der Kirche abgewandt“.<br />
Ob der nur keine Kirchensteuern zahlen wollte,<br />
oder ob er tatsächlich nicht mehr gläubig sei,<br />
das könne sie ja nicht beurteilen. Aber sie kann<br />
verstehen, dass er keine Beerdigung mit