wanderwege
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DER ALTBAIERISCHE OXENWEG<br />
Ochsenherde auf der Puszta<br />
Die Vorstellung vermittelt ein Flair von Wildem Westen: Zwischen 1350<br />
und 1750 wurden jährlich bis zu 200.000 Ochsen aus der ungarischen<br />
Tiefebene nach Mitteleuropa getrieben, um den großen Fleischhunger der<br />
Bürger aufstrebender Städte zu stillen. Eines der Ziele war Augsburg, damals<br />
eine der bedeutendsten Handelsstädte Europas.<br />
Hauptumschlagplatz für Ochsen aus der ungarischen Tiefebene war Wien.<br />
Die Triebwege nach Süddeutschland verliefen zunächst an der Donau entlang<br />
zur Grenzstadt Schärding. Von dort aus führten zwei Wege nach Augsburg:<br />
einer über das Dachauer Land, ein zweiter über das Schrobenhausener<br />
Land. Ochsenherden waren mehrere Wochen unterwegs und mussten bis zu<br />
1.000 Kilometer getrieben werden, um ihr Ziel zu erreichen.<br />
Im Jahr 2003 hat das Wittelsbacher Land begonnen, im Landkreis Aichach-<br />
Friedberg alte Oxentriebwege als Wander- und Radwege zu erschließen.<br />
Inzwischen ist das Projekt zu einem transnationalen Projekt angewachsen,<br />
an dem Aktionsgruppen aus Bayern, Österreich und Ungarn beteiligt sind.<br />
Ziel ist es, diesen alten Handelsweg wieder in Erinnerung zu rufen und touristisch<br />
zu vermarkten.<br />
FASZINIERENDE GRAUOCHSEN<br />
Das auf Steppen beheimatete Graurind ist sehr robust und war daher geeignet,<br />
ohne bedeutende Gewichtsverluste weite Strecken zurückzulegen.<br />
Zuchtgebiete waren die ungarischen Grassteppen, die weit ins Karpatenbecken<br />
hineinreichen. Zeitgenossen der großen Viehtriebe waren von den<br />
un ga ri schen Grauochsen beeindruckt, nicht nur wegen ihrer langen, gebogenen<br />
und ausladenden Hörner, sondern auch wegen ihrer Größe und ihres<br />
Kör pergewichts, das zum Teil das Doppelte der damals in Bayern verbreiteten<br />
Rassen erreichte.<br />
Ende des 16. Jahrhunderts wurden von Augsburger Metzgern und Händlern<br />
jährlich rund 6.000 bis 8.000 ungarische Grauochsen importiert. Die Herden<br />
mit 50, 100 oder 150 Tieren folgten meist den gras- und wasserreichen<br />
Flussniederungen und legten am Tag zwischen 20 und 25 Kilometer zurück.<br />
Von Wien bis Augsburg war eine Ochsenherde rund 25 bis 30 Tage unterwegs.<br />
Herden aus weit entfernten Gebieten wie Siebenbürgen benötigten für<br />
die gesamte Wegstrecke einige Monate.<br />
Seit Ende des 19. Jahrhunderts wurden die Graurinder durch neue Rassen<br />
immer mehr verdrängt, in den 1960er Jahren wurden in ungarischen Staatsbetrieben<br />
nur noch 180 Kühe und sechs Bullen gezählt. Seither beginnt sich<br />
der Bestand wieder zu erholen. Heute leben wieder rund 20.000 Graurinder<br />
auf den ungarischen Grassteppen, die wir unter dem Namen Puszta kennen.<br />
In einer Reihe von touristisch erschlossenen Gebieten können wir die beeindruckenden<br />
Tiere bewundern, nicht zuletzt auf der Puszta Hortobágy, dem<br />
größten ungarischen Nationalpark.