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BIBER 10_18 Ansicht

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Von C-Klasse zu Ökotex:<br />

Mit Baby zum Jugo-Bobo<br />

Ivana Cucujkić-Panić<br />

Ja ja, Kinder ändern dein Leben,<br />

sagen sie. Was sich ganz sicher<br />

schon vor der Geburt geändert<br />

hat, war mein Kontostand. Hab ich ihn<br />

früher hie und da mit Cocktailabenden,<br />

Samstagsbrunches oder der regelmäßigen<br />

Ausweitung meiner Schuhkollektion<br />

leicht strapaziert, befindet er sich seit<br />

den Baby-News konstant im Sturzflug.<br />

Anfangs sind wir tatsächlich äußerst<br />

vernünftig und kostenschonend, fast<br />

schon wie zwei verarmte WG-Studis,<br />

an die Besorgungen des Baby-Inventars<br />

herangegangen. Für den Kinderwagen<br />

kalkulierten wir ‚großzügige‘ 600 Euro,<br />

darin wird er immerhin einige Jahre<br />

sitzen, das soll ein ordentliches Gefährt<br />

sein. Im Schlafzimmer machen wir dann<br />

eine Ecke frei, streichen sie pastellgrau<br />

und stellen das Hemnes-Modell von Ikea<br />

auf, das wir mit ein paar ‚Do it yourself‘-<br />

Kniffen zu einem zweckerfüllenden<br />

Wickeltisch umfunktionieren. Das Teil,<br />

in dem der Säugling als Bettverlängerung<br />

neben mir schlafen wird, gibt es<br />

bestimmt fast ungebraucht und günstig<br />

bei Willhaben. Noch ein paar Strampler,<br />

zwei Schnuller, passt. Kein budgetäres<br />

Drama also und an zwei Wochenenden<br />

erledigt. Wie naiv ich war…<br />

MOMZILLA BRICHT AUS<br />

Solche Pläne lesen sich nämlich immer<br />

wie das Script eines Horrorfilms: Es fängt<br />

ganz harmlos, fast langweilig an, plötzlich<br />

und unvermittelt taucht der Kettensägenkiller<br />

auf und alles endet in einem<br />

Blutmassaker.<br />

Ein paar Klicks durch diverse Mom-<br />

Blogs und zwei Babymesse-Besuche<br />

später, erwachte bereits Momzilla in mir.<br />

Hinzu kamen die ersten prä-elterlichen<br />

Schuldgefühle, die uns nach einem wirgeben-Geld-für-uns-selbst-und-nichtfürs-Kind-aus-Moment.<br />

Danach hielt<br />

mich nichts mehr.<br />

Im sechsten Monat schwanger<br />

gönnten wir uns nämlich einen ‚Prä-<br />

Dieser süße Racker<br />

ist für den ominösen<br />

Fleck auf Ivanas<br />

Jeans verantwortlich.<br />

Babyurlaub‘ in Dubai und genossen zehn<br />

Tage lang die vorerst letzten romantischen<br />

Momente in trauter Zweisamkeit.<br />

Wir suhlten uns also im 5-Sterne-<br />

Beachclub unter der arabischen Sonne<br />

und gingen, an unseren 20-Dollar teuren<br />

Virgin-Minze-Cocktails nippend, noch<br />

einmal die asketische Secondhand-<br />

Einkaufsliste für das neue Familienmitglied<br />

durch. Der Widerspruch zwischen<br />

Luxusurlaub und gebrauchtem Beistellbett<br />

konnte nicht größer sein. Von den<br />

Schuldgefühlen übermannt, warfen wir<br />

die Vernunft gemeinsam mit der selbstgebastelten<br />

Wickelkommode in diesem<br />

Moment in den Persischen Golf.<br />

Die Büchse der Babyshopping-Pandora<br />

war geöffnet. Die ‚großzügig‘ veranschlagten<br />

600 Euro für den Kinderwagen<br />

wurden zugunsten eines deutschen<br />

„Stiftung-Warentest-Urteil-sehr-gut“-<br />

Modells in der Luxusausführung verdoppelt.<br />

Zur Wickelkommode gesellte sich<br />

ein zweitüriger Kleiderschrank aus weißlackiertem<br />

Massivholz aus holländischer<br />

Produktion. Diese wanderten aus dem<br />

elterlichen Schlafzimmereckerl ins eigene,<br />

neu gestrichene Kinderzimmer. Das

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