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Fachmagazin für den Spielwaren- und Buchhandel

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INTERVIEW<br />

<strong>planet</strong> <strong>toys</strong><br />

»Spielwaren passen<br />

in unsere Strategie, ein<br />

Online-Shop für Familien zu<br />

sein, der auch etwas ältere<br />

Kinder anspricht.«<br />

MATTHIAS PEUCKERT<br />

Vorstandsvorsitzender windeln.de<br />

Wo sehen Sie Chancen für Wachstum?<br />

M.P.: Im E-Commerce haben Sie verschiedene<br />

Stellschrauben, um Wachstum<br />

zu generieren. Ein Weg ist, dass<br />

Sie sehr viel in Pay Traffic investieren,<br />

aber dann behandeln Sie eigentlich jeden<br />

Kunden wie einen Neukunden, obwohl<br />

Sie bereits eine feste Kundenbasis<br />

haben. Das ist nicht sonderlich effizient.<br />

Irgendwann wollen Sie aber den<br />

Prozentsatz wiederkehrender Kunden<br />

steigern. Aktuell konzentrieren wir uns<br />

deshalb auch stärker auf Direct Traffic,<br />

d. h. auf Social-Media-Kanäle, um mit<br />

den Kunden interagieren zu können.<br />

Das ist ein wichtiger Weg für uns.<br />

Und Social Media ist der neue Königsweg?<br />

M.P.: Ich kann Ihnen ein weiteres gutes<br />

Beispiel aus dem Spielwarenbereich geben.<br />

In Kürze führen wir ein Starterset<br />

für Neukunden ein. Kunden erwerben<br />

eine hochwertige Box, die in Zusammenarbeit<br />

mit Herstellern entwickelt wurde.<br />

Die Produkte haben einen Wert von ca.<br />

100 €, aber der Kunde zahlt 50 €. Daran<br />

haben wir lange gearbeitet, weil die<br />

Box auch als Aufbewahrungsschachtel<br />

dienen soll. Zusätzlich erhält der Kunde<br />

noch zweimal einen Gutschein von je 25<br />

€, die bei einem Einkaufswert von 50 €<br />

angerechnet werden. Das verdeutlicht,<br />

wo die Reise hingeht und dass wir nach<br />

wie vor auch in neue Kunden investieren,<br />

aber das lieber direkt als über Pay<br />

Traffic machen wollen. Von dieser Box<br />

bin ich sehr überzeugt.<br />

Von welchen Artikeln oder Segmenten<br />

werden Sie sich verabschieden?<br />

M.P.: Von ganzen Segmenten nicht,<br />

aber wir schauen uns einzelne Artikel<br />

genau an, ob sie profitabel werden<br />

können oder sind. Möglichkeiten, sie<br />

dahin zu führen, ist, sie mit anderen<br />

Produkten im Bundle zu vermarkten<br />

oder andere Verpackungseinheiten von<br />

Herstellern zu bekommen. Ziel ist es,<br />

möglichst viel im Sortiment zu behalten,<br />

aber als Versandhändler haben Sie<br />

immer ein Problem mit Produkten von<br />

niedrigem Verkaufswert.<br />

Ist der Ausbau der Eigenmarken nicht<br />

ein Weg, um mehr Cash in die Kasse zu<br />

bekommen? Beim Wettbewerb sind sie<br />

zum wichtigen Erfolgstreiber geworden.<br />

M.P.: Eigenmarken sind für Kunden interessant<br />

und auch für uns strategisch<br />

wichtig, aber das Thema gehen wir erst<br />

im nächsten Jahr an. Das Eigenmarkensortiment<br />

werden wir ausbauen,<br />

aber die Frage ist noch offen, in welchen<br />

Bereichen wir noch aktiv werden.<br />

Bei Bekleidung verfügen wir bereits<br />

über eine gewisse Kompetenz.<br />

Könnten Spielwaren eine Rolle spielen?<br />

M.P.: Spielwaren ist sicherlich für uns<br />

ein Thema. Auch den Bereich Nutrition<br />

schauen wir uns an.<br />

Mit Spielwaren lässt sich offensichtlich<br />

immer weniger Geld verdienen, wie die<br />

Entwicklung der letzten Jahre zeigt.<br />

Auch ein Sorgenkind in Ihrem Portfolio?<br />

M.P.: Spielwaren bilden ein Sortiment,<br />

das von unseren Kunden nachgefragt<br />

wird, besonders im 4. Quartal und besonders<br />

auch von unseren Schweizer<br />

Kunden. Für einen Onliner sind Spielwaren<br />

deshalb essenziell wichtig. Insofern<br />

stellt sich gar nicht die Frage,<br />

Spielwaren Ja oder Nein oder ob der<br />

Wettbewerb groß oder klein ist, wenn<br />

der Kunde dieses Sortiment nachfragt.<br />

Spielwaren passen in unsere Strategie,<br />

ein Online-Shop für Familien zu sein,<br />

der auch etwas ältere Kinder anspricht.<br />

Welches Segment bereitet Ihnen die<br />

größte Freude?<br />

M.P.: Mir macht jedes Sortiment Freude,<br />

aber letztlich entscheidet der Kunde,<br />

was er von uns haben will.<br />

Dann sagen Sie uns, was der Kunde<br />

bei windeln.de besonders mag!<br />

M.P.: Die Topseller kommen aus dem<br />

Drogeriebereich: Windeln, Feuchttücher<br />

und Babynahrung. Dann folgen<br />

Spielwaren und Bekleidung.<br />

Wenn windeln.de zu einem Online-Kaufhaus<br />

für Familien werden<br />

möchte, ist dann die Firmierung eigentlich<br />

noch die richtige?<br />

M.P.: Die Frage habe ich tatsächlich<br />

schon öfters gestellt bekommen. windeln.de<br />

ist jedenfalls ein bekannter<br />

Name, an den sich die Kunden gewöhnt<br />

haben und mit dem sie etwas verbinden.<br />

Zur Zeit haben wir allerdings genug<br />

Aufgaben auf der To-do-Liste, dass<br />

dieses Thema nicht prioritär ist oder es<br />

eine finale Antwort dazu geben würde.<br />

Können Sie uns erklären, wer oder<br />

was windeln.de genau ist? In Deutschland<br />

gehen Sie als Online-Shop durch,<br />

in China, Ihrem wichtigsten Markt, wo<br />

Sie im 1. Halbjahr 52 % der Umsätze<br />

erzielt haben, nutzen Sie den Marktplatz<br />

von Alibaba.<br />

M.P.: Wir sind definitiv ein Online-Händler<br />

mit einem eigenen Shop für unsere<br />

chinesischen Kunden. Der Shop wird<br />

in China gehostet, damit die Zugriffzeiten<br />

schnell sind. Richtig ist, dass<br />

der chinesische Markt etwas anders<br />

funktioniert, aber dieses Plattformgeschäft<br />

widerspricht nicht dem, wofür<br />

wir stehen: Waren online an Kunden zu<br />

versenden.<br />

Herr Peuckert, wir bedanken uns für<br />

das Gespräch.<br />

AUF EINEN BLICK<br />

Der Online-Shop für Baby-Artikel<br />

windeln.de startet im September<br />

2010 mit mehr als 80 Marken im<br />

Sortiment. Zwei Jahre später erfolgt<br />

der Eintritt in den grenzüberschreitenden<br />

Online-Handel. China<br />

wird zum wichtigsten Absatzmarkt<br />

des Onlinehändlers. Dort verkauft<br />

das Unternehmen vor allem Babynahrung.<br />

Die Münchner setzen<br />

bei ihrer Expansion nicht nur auf<br />

organisches Wachstum, sondern<br />

kaufen peu à peu Wettbewerber<br />

wie die Schweizer kindertraum.ch<br />

AG, die Feedo Gruppe und den spanischen<br />

Online-Shop Bebitus, um<br />

europäische Märkte zu erschließen.<br />

2015 geht das Unternehmen an die<br />

Börse. Die Aktie wird im Mai 2015<br />

noch bei knapp 16 € gehandelt;<br />

am 24. September 20<strong>18</strong> liegt der<br />

Aktienkurs bei 0,90 €. Der Umsatz<br />

beträgt 2017 rund 212 Mio. €, aber<br />

der Verlust rund 25 Mio. € (EBIT).<br />

Die Expansionspläne werden zusammengestrichen,<br />

Stellen abgebaut,<br />

defizitäre Ableger geschlossen<br />

(Italien) oder verkauft (Feedo),<br />

Shops auf der Plattform windeln.de<br />

integriert. Gleichzeitig ändert das<br />

Unternehmen seine Story, will zum<br />

Family-Online-Shop werden, nimmt<br />

neue Sortimente (Möbel) auf, um<br />

den Kundenlebenszyklus zu verlängern.<br />

Anfang 2019 soll die Gewinnschwelle<br />

erreicht werden. Seit Mai<br />

20<strong>18</strong> ist der ehemalige Amazon Manager<br />

Matthias Peuckert Vorstandsvorsitzender<br />

der windeln.de SE.

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