KUNSTINVESTOR AUSGABE NOVEMBER 2018
KUNSTINVESTOR Kunst als Kapitalanlage AUSGABE NOVEMBER 2018 Chefredakteur: Michael Minassian
KUNSTINVESTOR
Kunst als Kapitalanlage
AUSGABE NOVEMBER 2018
Chefredakteur: Michael Minassian
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KUNST.INVESTOR News<br />
Fritz Steinkellner<br />
Was kommt<br />
Was kommt ist nicht nur der Titel eines der Bilder, die in<br />
der Ausstellung zu sehen sind, sondern formuliert<br />
zugleich die Grundeinstellung des Künstlers, denn für<br />
Fritz Steinkellner ist Kunst ein offenes<br />
Experimentierfeld, in dem er in immer neuen<br />
Versuchsanordnungen Bedingungen und Möglichkeiten<br />
seines künstlerischen Tuns auslotet. Bei der Schaffung<br />
der in der Ausstellung gezeigten großformatigen Bilder<br />
geht Steinkellner sehr planmäßig vor, er baut, wie er<br />
selbst sagt, seine Bilder wie der Architekt ein Haus. Der<br />
Entwurf ist jeweils eine kleinformatige Collage, deren<br />
Versatzstücke er sorgfältig aus Zeitschriften und<br />
ähnlichem Fotomaterial auswählt und zu Szenen<br />
zusammenstellt. Damit ist der narrative Teil der<br />
Bildfindung abgeschlossen und der Künstler<br />
konzentriert sich nun auf die visuelle Umsetzung, die<br />
für ihn oberste Priorität hat. Die Collage wird in<br />
Aquarelltechnik auf einen großformatigen<br />
Papieruntergrund übertragen – quasi als gemalte<br />
Collage. Auf dieses Aquarellbild werden seine<br />
„Fingerprints“ appliziert: kleine Papierstücke, die mit<br />
Farbstiften gefertigte Abstraktionen aufweisen und dem<br />
Bild durch Verdecken und Hinweisen auch einen<br />
verstörenden Charakter verleihen können. Auf dem Bild<br />
Schauen, schweben hat der Künstler seine Fingerprints<br />
in Form eines Organigramms miteinander verbunden<br />
und somit deren Ambivalenz zwischen Exaktheit und<br />
Unbestimmtheit noch stärker akzentuiert. Als letzte<br />
Schicht werden große Teile des Bildes mit Ölfarben<br />
weiterentwickelt. Aquarell und Ölmalerei bilden ein<br />
homogenes Zusammenspiel und sind kaum<br />
voneinander zu unterscheiden. Fritz Steinkellners<br />
Bildkompositionen haben zumeist etwas<br />
Geheimnisvolles – ein Eindruck, der nicht zuletzt auf<br />
die Verrätselung der räumlichen Strukturen und der<br />
sich darin bewegenden Personen zurückzuführen ist.<br />
Dem Betrachter/der Betrachterin wird viel Raum<br />
gelassen für eigene Assoziationen. Im Gegensatz zu<br />
den großformatigen Bildern sind die Collagen der<br />
Werkgruppe Neue Überlegungen – variabel<br />
ungegenständlich und, wie der Titel schon besagt, im<br />
Unterschied zu einem statischen Bild auch beweglich.<br />
Sie bestehen aus gezeichneten und bemalten<br />
Papieren, die durch aufgeklebte Fingerprints<br />
miteinander verbunden sind und mittels Magneten auf<br />
einem bemalten Jute-Untergrund befestigt werden.<br />
Durch die Anordnung der einzelnen Elemente bewirkt<br />
der Künstler den Eindruck des Hineinschauens in einen<br />
weiten Raum – wie überhaupt für Fritz Steinkellner die<br />
Beschäftigung mit dem Raum eine Konstante in seinem<br />
vielschichtigen Schaffen ist. [Kunstraum Nestroyhof.<br />
Dauer: 15. November <strong>2018</strong> bis 5. Jänner 2019 Foto: - ©<br />
Jutta M. Pichler]