Poster zur Bachelorarbeit 2 des Jahrgangs 2015-2018
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Betätigungsdysbalancen durch<br />
übersteigerten Medienkonsum<br />
Christina Preuner | Fachhochschule Kärnten | Studiengang Ergotherapie<br />
Lassen sich anhand der aktuellen Literatur Betätigungsdysbalancen auf Grund von<br />
Mediennutzung bei Volkschulkindern identifizieren?<br />
Hintergrund<br />
Die digitalen Medien sind aus unserer heutigen Welt nicht mehr wegzudenken. Sie<br />
begleiten uns mittlerweile vom Kleinkind bis ins hohe Alter. Neben den elterlichen<br />
Erwartungen an die Betätigung der Kinder, hat sich ihr Freizeitverhalten bzw.<br />
Betätigungsverhalten von Grund auf verändert [1]. Vor allem der erhöhte Konsum von<br />
digitalen Medien kann zu Betätigungsverschiebungen führen, da Fernseher, PC und<br />
Smartphone einen hohen Stellenwert im Leben der Kinder einnehmen. Dadurch haben<br />
die Kinder weniger Zeit für körperliche Aktivitäten und soziale Kontakte, aber auch die<br />
Leistungsfähigkeit in der Schule nimmt ab [2,3].<br />
Um die Kinder gesund zu erhalten, spricht man aus ergotherapeutischer Sicht von<br />
einem Gleichgewicht der Betätigungen im Alltag, der Betätigungsbalance [4].<br />
Ein Ungleichgewicht hingegen steht mit hohen Risiken für psychische Erkrankungen,<br />
geminderter Lebenszufriedenheit und Wohlbefinden im Zusammenhang [5].<br />
Methodik<br />
Die Fragestellung wird auf Basis einer Literaturrecherche und einer empirischen<br />
Erhebung bearbeitet. Insgesamt wurden 14 Studien und wissenschaftliche Beiträge<br />
anhand der Online-Datenbanken EbscoHost und ScienceDirekt ausgewählt.<br />
Ausschließlich deutsche und österreichische Studien wurden verwendet.<br />
Für die empirische Datenerhebung wurde das standardisierte Pädiatrische-<br />
Interessensprofil vom Model of Human Occupation herangezogen. Vier Schülerinnen<br />
und Schüler der dritten Klasse Volksschule aus dem Bezirk Amstetten wurden mittels<br />
folgender Ein- und Ausschlusskriterien befragt: Einschlusskriterien: Alter acht Jahre,<br />
Deutsch als Erstsprache, Beherrschung der Kulturtechniken; Ausschlusskriterien:<br />
besonderer Förderbedarf, Legasthenie, Diagnosen von umschriebenen<br />
Entwicklungsstörungen.<br />
Die Resultate <strong>des</strong> Betätigungsprofils werden im Ergebnisteil behandelt und mit der<br />
aktuellen Literatur verglichen.<br />
Ergebnisse<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Prozent<br />
Freunde<br />
treffen<br />
draußen<br />
Spielen<br />
Freizeitbetätigungen von Volksschülern<br />
Fernsehen<br />
Mädchen<br />
Sport<br />
treiben<br />
Jungen<br />
PC/ Konsole Internet Smartphone<br />
Abbildung 1. Beliebte Freizeitaktivitäten von Volksschülern (in Anlehnung an Feierabend et al., 2017) [6].<br />
Folgende Resultate ergeben sich aus der empirischen Erhebung und der<br />
Literaturrecherche:<br />
• Trotz hohem Medienkonsum spielen österreichische Volkschulkinder gerne im<br />
Freien [7].<br />
• Deutschsprachige Kinder verbringen regelmäßig Zeit vorm Fernseher [7]. Kinder,<br />
die digitale Geräte im eigenen Zimmer haben, weisen eine höhere Nutzungszeit bei<br />
Fernseher und Computer auf, die im Zusammenhang mit Schlafstörungen und<br />
Verzögerungen der kognitiven Entwicklung steht [3, 8]<br />
• Alle vier befragten Kinder geben an, öfters ein Smartphone zu benutzen [7].<br />
• Internet, Computer und Spielkonsolen werden von den Kindern regelmäßig alleine<br />
genutzt. Buben nutzen häufiger und länger das Internet und Computerspiele [7].<br />
Relevanz für die Ergotherapie<br />
Die gewonnen Erkenntnisse dieser Arbeit zeigen, dass es durch übersteigerten<br />
Medienkonsum häufiger zu Betätigungsdysbalancen kommt. Die Medien haben Einfluss<br />
auf das Spielverhalten, auf die Schule und auf die kognitiven und motorischen<br />
Fähigkeiten der Kinder.<br />
Schwerpunkt der ergotherapeutischen Profession ist die Auseinandersetzung mit<br />
Betätigungsdysbalancen sowie die Auswahl standardisierter Instrumente <strong>zur</strong> deren<br />
Behandlung [9].<br />
Schlussfolgerung<br />
Digitale Medien haben einen Einfluss auf das Betätigungsverhalten der Kinder<br />
und es kann zu einem Betätigungsungleichgewicht kommen.<br />
Der Fokus bei den Volkschulkindern sollte vermehrt auf den adäquaten Umgang mit<br />
digitalen Medien gelegt werden. Aus Sicht der Ergotherapie muss es Programme<br />
geben, die <strong>zur</strong> Medienkompetenzförderung bei Kinder und Eltern beitragen. Es gilt,<br />
Richtlinien festzulegen, die der Prävention von übersteigertem Medienkonsum dienen.<br />
Kontakt:<br />
Christina Preuner<br />
Tel.: 06606582618<br />
Mail: Christina.Preuner@edu.fh-kaernten.ac.at<br />
Literatur<br />
[1] Wiseman, Jennifer O., Davis, Jane A. & Polatajko, Helene J. (2005). Occupational Development. Towards an Understanding of Children's Doing. Journal of Occupational Science,<br />
12(1), 26-35.<br />
[2] Manz, K., Schlack, R., Poethko-Müller, C., Mensink, G., Finger, J. & Lampert, T. (2014). Körperlich-sportliche Aktivität und Nutzung elektronischer Medien im Kin<strong>des</strong>- und Jugendalter.<br />
Ergebnisse der KiGGS-Studie - Erste Folgebefragung (KiGGS Welle 1). Bun<strong>des</strong>gesundheitsblatt, Gesundheitsforschung, Gesundheitsschutz, 57(7), 840-848.<br />
[3] Bleckmann, Paula & Mößle, Thomas (2014). Position zu Problemdimensionen und Präventionsstrategien der Bildschirmnutzung. SUCHT, 60(4), 235-247.<br />
[4] Ziviani, Jenny & Rodger, Sylvia (2006). Occupational therapy with children. Understanding children's occupations and enabling participation. Oxford: Blackwell.<br />
[5] Backman, Catherine L (2010). Occupational Balance and Well-being. In: Christiansen, Charles H. & Townsend, Elizabeth A. (Hrsg.), Introduction to occupation The art and science of<br />
living. The art and science of living New multidisciplinary perspectives for understanding human occupation as a central feature of individual experience and social organization<br />
(2. Auflage). Upper Saddle River, N.J: Pearson, 231–250.<br />
[6] Feierabend, Sabine, Plankenhorn, Theresa & Rathgeb, Thomas. Kindheit, Internet und Medien. Ergebnisse der KIM-Studie 2016. Media Perspektiven, (4), 206–215.<br />
[7] Preuner, Christina (<strong>2018</strong>). Pädiatrisches Interessen Profil PIP, Haag.<br />
[8] Wolf, Candice, Wolf, Seth, Weiss, Miriam & Nino, Gustavo (<strong>2018</strong>). Children's Environmental Health in the Digital Era. Understanding Early Screen Exposure as a Preventable Risk<br />
Factor for Obesity and Sleep Disorders. Children, (5(2)).<br />
[9] Kielhofner, Gary, Marotzki, Ulrike & Mentrup, Christiane (2005). Model of human occupation (MOHO). Grundlagen für die Praxis ; mit 1 Tabelle (Ergotherapie - Reflexion und<br />
Analyse). Heidelberg: Springer.