Berliner Kurier 15.11.2018
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12 BERLIN BERLINER KURIER, Donnerstag, 15. November 2018 *<br />
Nachbarschafts-Zoff in Heinersdorf<br />
Der hundsgemeine<br />
Rauswurf<br />
Weil es Streit ums Haustier gibt,<br />
sollen werdende Eltern ihr Heim verlieren<br />
Von<br />
KERSTIN HENSE<br />
Heinersdorf – Es geht um Loony,<br />
einen jungen Schäferhund.<br />
Er hat in nur sechs Monaten<br />
eine ganze Nachbarschaft<br />
gespalten und war sogar<br />
Auslöser einer<br />
Mietkündigung. Oliver Romeyer<br />
(28) und seine hochschwangere<br />
Freundin Jenna<br />
Willert (18) sitzen bald auf der<br />
Straße.<br />
Oliver Romeyer lebt seit vier<br />
Jahren in einer Zweizimmerwohnungander<br />
Vesaliusstraße.<br />
Inzwischen ist auch seine Lebensgefährtin<br />
hier eingezogen.<br />
Das Paar erwartet im Januar<br />
Nachwuchs. Doch Mitte Oktober<br />
erhielt der Mieter von der<br />
Gesobau die fristlose Kündigung<br />
zum 19. Oktober. Der Vorwurf:<br />
Er soll vertragliche Pflichten<br />
verletzt haben, ausgelöst<br />
durch seinenHund, der seit Juni<br />
bei ihm lebt. Die Hausverwaltung<br />
stützt sich dabei auf Anzeigen<br />
von Nachbarn, aus denen<br />
hervorgeht, der Schäferhundmix<br />
liefe auf dem Grundstück<br />
unangeleint und hätte schon<br />
drei Hunde gebissen. Bereitsim<br />
Juli wurde er von der Gesobau<br />
schriftlich aufgefordert, seinen<br />
Hund wegen einer Beißattacke<br />
abzuschaffen. Außerdem soll<br />
Romeyer noch einen zweiten<br />
Hund in der Wohnung halten<br />
und einen anderen Mieter geschubst<br />
haben. Der KURIER hat<br />
bei der Gesobau angefragt: „Uns<br />
liegen eidesstattliche Versiche-<br />
rungen mehrerer Mieter vor,<br />
welche die vertragswidrige Haltung<br />
bestätigen“, heißt es.<br />
„Man willuns hier rausekeln“,<br />
sagt Romeyer, räumt aber ein,<br />
dass Loony einen anderenHund<br />
auf einer nahen Wiese „in den<br />
Hintern gezwickt“ hat. „Der<br />
Nachbarhund hat sie bedrängt,<br />
obwohl ich seinen Besitzer<br />
mehrmals aufgefordert habe,<br />
ihn wegzuziehen, weil Loony<br />
gerade läufig und sehr empfindsam<br />
war“, so Romeyer. Nach<br />
dem Vorfall hätten sich die<br />
Fronten verhärtet.<br />
Der KURIER hörtesich in der<br />
Siedlung um. „Der Hund ist<br />
nicht aggressiv. Ich habe ihn nie<br />
unangeleint gesehen“, so Alexander<br />
Damm (47). „Er geht mit<br />
seinem Tier sehr gut um. Ich habe<br />
selbst einen Hund,esgab nie<br />
Ärger. Die Vorwürfe sind absurd“,<br />
findet Sabine B. (45).Andere<br />
Nachbarnbelasten Romeyer:<br />
„Die Töle hat unseren Hund<br />
ins Genick gebissen und zwei<br />
weitere Hunde verletzt“, so eine<br />
Dame, die anonym bleiben will.<br />
Drei Stockwerke darüber, lebt<br />
Katrin G. Sie sagt: „Herr Romeyer<br />
hat meine Tür eingetreten, als<br />
ich ihn aufgefordert habe, zu gehen.“<br />
Sie hätten einenAbendzusammen<br />
verbracht und er habe<br />
mehr gewollt. Nachzuprüfen ist<br />
das nicht mehr. Nachbarschaftszoff<br />
kenntReiner Wild, Chef des<br />
<strong>Berliner</strong> Mietervereins, zuhauf.<br />
Er sagt, besser sei es, miteinander<br />
zu reden. „Wir bieten für<br />
solche Konflikte Mediation an.“<br />
Es müsse geprüft werden, ob die<br />
fristlose Kündigung überhaupt<br />
zulässig ist.<br />
Foto: Sabine Gudath<br />
OliverRomeyer, seine<br />
schwangereFreundin,<br />
JennaWillertund Loony<br />
müssenaus der Wohnung.<br />
Alexander Damm und<br />
Oliver Romeyerführen<br />
regelmäßig zusammen<br />
ihreHunde aus.<br />
In der Nachbarschaft haben die Mieter fleißig Unterschriften gesammelt.Dem<br />
KURIER liegen diverse Listen vor. Neben dieser Dokumentation gibt es auch<br />
eine weiteredarüber,dassHündin Loony nur angeleint über das Gelände läuft.