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№ 7<br />
Night<br />
2018<br />
Starring:<br />
Mateusz Węglarczyk<br />
Malena Guinet<br />
klara niklas<br />
Ziad<br />
Stefanie Rittler<br />
Andreas Teindl<br />
TextTrulla<br />
Shape<br />
Franz Hoegl<br />
Erdostiter<br />
Dijm<br />
Zuzanna Urbanczyk<br />
Vektorpocket<br />
Anika Maaß<br />
Pitz<br />
Gisela Lipsky<br />
Madochap<br />
Faizar Rahman<br />
Bernd Klaus
WAFFEN<br />
EXPORT<br />
PORTE<br />
WAFFEN<br />
EXPORTE<br />
WAFFEN<br />
EXPORTE<br />
FREIES WORT. FREIE WELT.<br />
FREIES WORT. FREIE WELT. FREIES WORT. FREIE WELT.<br />
#pressefreiheit<br />
#pressefreiheit<br />
#pressefreiheit<br />
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#pressefreiheit<br />
Reporter ohne Grenzen e. V.<br />
www.reporter-ohne-grenzen.de<br />
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wir haben sie, finally: klara niklas.<br />
alles kleingeschrieben aber groß.<br />
Fotos? Muss das sein?<br />
Trash? Hopp.<br />
Mateusz Węglarczyk<br />
wohnt in Breslau,<br />
»Ich habe immer meinen Fotoapparat<br />
dabei – <strong>vor</strong> dem ich keine Angst<br />
habe.«<br />
Honey, wir machen nix ohne die<br />
an<strong>der</strong>e Trulla: TextTrulla.<br />
Titelillustration: Yellow Car/Stefanie Rittler<br />
3
Cause<br />
you’re<br />
a sky full<br />
of stars<br />
Ich lag mit dem Rücken auf <strong>der</strong> Drehplatte eines Kin<strong>der</strong>spielplatzes, es war<br />
Nacht, die Sterne funkelten und du gabst <strong>der</strong> Platte immer wie<strong>der</strong> kurze Stöße,<br />
um sie in Bewegung zu halten. Vielleicht lag es an den vielen Umdrehungen,<br />
vielleicht auch am Alkohol, aber irgendwann hatte ich das Gefühl, mich von <strong>der</strong><br />
Platte zu lösen, ich wurde leichter und schließlich war mir, als schwebte ich einige<br />
Zentimeter über allem. Kurz blitzte die Vorstellung in mir auf, ich könnte,<br />
von <strong>der</strong> Schwerkraft befreit ins All geschleu<strong>der</strong>t werden. Ich sah mich durch<br />
ewige Dunkelheit schweben, haltlos und ohne jede Chance auf Rückkehr. »Mir<br />
ist schlecht.«, sagte ich. Du lachtest und hörtest nicht auf, mich zu drehen, ich<br />
lachte mit und rief dabei: »Bitte, ich mein’s ernst! Stop!«. Du ließt dich in den<br />
Sand fallen, die Platte wurde langsamer, ich spürte wie<strong>der</strong> Kontakt und als ich<br />
gerade an dir <strong>vor</strong>beikreiste, rollte ich mich runter und landete neben dir. Unsere<br />
Körperseiten berührten sich, ich spürte deine Wärme, das Heben und Senken<br />
deines Brustkorbs. »Schade, dass wir nicht verliebt sind.«, sagte ich. »Sonst<br />
wäre das hier sehr romantisch.« Du hast mir nie darauf geantwortet.<br />
4 Cause You’re A Skyful Of Stars Text: TextTrulla Foto: Mateusz Węglarczyk
Jakub geht<br />
nicht mehr<br />
ans<br />
Telefon<br />
Am Feiertag hat’s im Nachbarhaus gekracht. Gewaltig. Jakub hat’s gehört.<br />
Eine junge Frau brüllt wie am Spieß. Ihr Lebenspartnerdepp ermahnt sie,<br />
leise zu sein. Ihr Lebenspartnerdepp schließt das Fenster.<br />
Jakub reicht’s, Er ruft die 112 an: »Hallo, bitte kommen Sie<br />
<strong>vor</strong>bei, hier brüllt eine Frau <strong>vor</strong> Schmerzen wie am Spieß.<br />
2. Stock, Talerweg 3a.«<br />
Zentrale 112: »Ja guter Mann, wenn die Betroffene nicht<br />
selbst anruft, können wir nichts tun.«<br />
Jakub erwi<strong>der</strong>t: »Aha. Na dann. Lassen wir sie weiterbrüllen.<br />
Schönen Feiertag noch.«<br />
Zentrale 112: »Jetzt werden Sie nicht unverschämt.<br />
Wie heißen denn die Leute?«<br />
Jakub erwi<strong>der</strong>t: »Weiß ich nicht, bin ich Sherlock?<br />
Wollte nur melden, dass hier jemand scheint’s starke<br />
Schmerzen hat. 2. Stock, Talerweg 3a.«<br />
Zentrale 112: »Hmm, sie müssen doch wissen, wie ihre<br />
Nachbarn heißen. Gab es denn Streit?«<br />
Jakub erwi<strong>der</strong>t: Hört sich so an. 112 stimmt doch, o<strong>der</strong>?<br />
Ambulanz. Sie sind doch Sanitäter, o<strong>der</strong>?«<br />
Zentrale 112: »Wir leiten das besser an die Polizei weiter.«<br />
Jakub erwi<strong>der</strong>t: »OK. Und Sie kommen also nicht? Wegen<br />
<strong>der</strong> Verletzten, mein ich? Verbandszeug, Defibrillator<br />
und so?«<br />
Zentrale 112 hat aufgelegt.<br />
Die Polizei ruft Jakub an: »Hallo, ihr Name, die Namen <strong>der</strong><br />
Beteiligten, was ist passiert?«<br />
Jakub erwi<strong>der</strong>t: »Wollte nur melden, dass hier jemand brüllt<br />
<strong>vor</strong> Schmerzen, im Sterben liegt, wat wees icke. 2. Stock,<br />
Talerweg 3a.«<br />
Die Polizei: »Hmm, also wenn die Leute nicht selbst anrufen…<br />
Sie müssen doch wissen, wie ihre Nachbarn heißen.«<br />
Jakub erwi<strong>der</strong>t: »Lei<strong>der</strong> nein. KFZ-Kennzeichen, Schufa,<br />
Deutschland-Card, Mädchenname <strong>der</strong> Braut – keine Ahnung.«<br />
Die Polizei: »Jetzt werden Sie nicht unverschämt.«<br />
Später – zwei Polizisten an Jakub’s Tür zwecks Rückmeldung:<br />
»Ein kleiner Streit. Nur verbal. Schönen Feiertag noch.«<br />
6 Jakub geht nicht mehr ans Telefon Text: Erdostiter Foto: Mateusz Węglarczyk
Klares<br />
Foul<br />
an<br />
Heiner<br />
Eventuell hätte Heiner den Ball etwas früher abspielen<br />
müssen. Asche hat ihn schräg von hinten gegrätscht.<br />
Scheint’s böse erwischt.<br />
Es weht heut ein leicht beißen<strong>der</strong> Wind über das Trainingsgelände.<br />
Zwei Minuten <strong>vor</strong>her hat nämlich Grille den<br />
Asche gegrätscht. Allerdings kurz zu<strong>vor</strong> Asche den Grille.<br />
Asche ist zurück nach langer Verletzungspause. Achillessehnenriss.<br />
Heute testet er, inwieweit er seine Sehne<br />
wie<strong>der</strong> belasten kann. Freistöße gibt’s hier eigentlich<br />
höchst selten. Zwar wird hin und wie<strong>der</strong> einer gefor<strong>der</strong>t,<br />
meist vom rumänischen Sportsfreund Marcel, aber immer<br />
vergeblich. Erst lauter Protest dann Selbstgespräch – bis<br />
weit nach Flutlichtabschaltung.<br />
Bei Heiner muss es nun Freistoß geben. Klares Foul. So<br />
ein Pechvogel. Im Winter 2015 hatte Heiner bereits seinen<br />
Ausstieg aus dem Hallenfußball bekanntgegeben, weil<br />
ihn seinerzeit Albert übel gegrätscht hat. »In <strong>der</strong> Halle<br />
spiel ich nimmer, kannsd echt vergessn.« Jetzt befürchten<br />
alle, dass Heiner auch nicht mehr auf Rasen spielen<br />
wird. Die Spielunterbrechung dauert. Heiner krümmt sich<br />
am Boden.<br />
Die Sportkameraden stehen daneben (o<strong>der</strong> weiter weg),<br />
die Arme in die Hüften geklemmt. Manche machen Dehnübungen,<br />
um nicht abzukühlen. Wenn hier in Draurach einer am<br />
Boden liegt, muss er auch von selbst wie<strong>der</strong> hochkommen.<br />
Begleitformation, einer rechts einer links – das macht<br />
man hier nicht. Zur Not kriecht man vom Platz. Heiner<br />
kriecht vom Platz. Den fälligen Freistoß zimmert Kollege<br />
Michl Mayer in die Brennesseln.<br />
Nach dem Training im Sportheim fragt Asche in die Runde:<br />
»Wo ist heut eigentlich Heiner?«<br />
Grille antwortet: »Eventuell hätte Heiner den Ball<br />
etwas früher abspielen müssen. Also Brösdla.«<br />
8 Klares Foul an Heiner Text: Bernd Klaus Foto: Mateusz Węglarczyk
Zuzanna’s Telefon klingelt.<br />
»Hallo, hier Zuzanna Urbanczyk.«<br />
Stimme (männlich): »Wir wissen, dass Sie<br />
illegale LIVE-Streams schauen.<br />
Jaja, tun Sie nicht so unschuldig.<br />
Wollt ich nur gesagt haben.«<br />
Krrk. Tuuuuuut.<br />
10 Zuzanna’s Telefon klingelt Text: Zuzanna Urbanczyk Foto: Mateusz Węglarczyk
11
<strong>der</strong><br />
pullover<br />
als teenagerin bediente sie sich an den klei<strong>der</strong>schränken ihrer eltern. bei ihrem vater fand sie<br />
einen schwarzen pullover, grob gestrickt, mit einem offenen stehkragen ohne knöpfe. er war ohne<br />
bund, kantig und klar gehalten, ein klassischer, maskuliner pulli aus den 60ern, <strong>der</strong> nach dem<br />
vater roch. sie mochte seinen geruch. das strickmuster, das vertikale reihen ergab, kannte sie<br />
nicht. es schien kompliziert zu sein.<br />
<strong>der</strong> pullover stammte aus einer zeit, als <strong>der</strong> vater noch redakteur in einer an<strong>der</strong>en stadt war. lange<br />
be<strong>vor</strong> <strong>der</strong> vater nach dem tod des großvaters die firma übernehmen musste. lange be<strong>vor</strong> <strong>der</strong> vater<br />
bankrott wurde, das geschäft aufgeben musste, alles kaputt war, was an<strong>der</strong>e aufgebaut hatten und<br />
worauf man stolz hätte sein können. lange be<strong>vor</strong> das geschäftsgebäude verkauft war. lange be<strong>vor</strong><br />
er selber krank war und die wohnung im wohnhaus mieten musste, die ihm <strong>vor</strong>her noch gehört<br />
hatte. die und alle an<strong>der</strong>en.<br />
<strong>der</strong> vater schwebte immer über allen. er war von unten meist nicht sichtbar. vergeistigt, nicht anwesend,<br />
emotional und materiell verarmt. sein leid opferte er als fanatischer katholik für später,<br />
denn man sei nicht hier, um glücklich zu sein, philosophierte er, man müsse alles aufopfern für<br />
später und käme so schneller zu gott. er schuf für sie auf <strong>der</strong> erde einen zementierten ort mit<br />
manifesten meinungen und weltfremden maßstäben, die alle annehmen mussten, und kontrollierte<br />
unerbittlich von oben. so opferten alle fleißig mit, ob sie wollten o<strong>der</strong> nicht.<br />
sie ging früh fort und zog in eine eigene wohnung. den pulli nahm sie mit. es war das einzige, was<br />
sie vom vater hatte. er hatte den pullover nie mehr eingefor<strong>der</strong>t. <strong>der</strong> pulli passte perfekt zu kurzen<br />
röcken mit strumpfhosen und stiefeln und er stand ihr gut. sie trug ihn, als sie eine lesung hielt.<br />
<strong>der</strong> vater kam überraschen<strong>der</strong>weise, stellte sich ganz nach hinten, eine flasche bier in <strong>der</strong> hand,<br />
auch das ungewohnt. er hörte zu und sah sich ihre welt an, sie schien ihn nicht abzustoßen. aber<br />
er striff ihre welt nur kurz, eine stunde vielleicht.<br />
nach <strong>der</strong> lesung ging sie zu ihm und sie unterhielten sich. er fragte, was für eine musik laufen<br />
würde. sie sagte, das sei „the cure“ mit „one hundred years“. sie setzte noch erklärendes hinzu:<br />
englische band, diese platte eher düster etc. er sagte, dass das lied ihm, <strong>der</strong> eigentlich nur bach<br />
und beethoven hörte, eigentlich nicht schlecht gefallen würde. und sie wollte ansetzen und reden.<br />
aber gespräche waren nicht erwünscht und er würde nichts speichern, was von ihr kam. sie lachten<br />
deshalb nur befangen und gingen zurück. je<strong>der</strong> in seine welt.<br />
den pulli verlieh sie dann an eine bekannte aus <strong>der</strong> wg gegenüber. sie erhielt ihn zwei wochen<br />
später zwei, drei nummern kleiner zurück. er sei eingegangen, sagte die bekannte zerknirscht.<br />
es täte ihr sehr leid. ob sie ihn ersetzen könne?<br />
ein paar monate später zog sie ganz aus <strong>der</strong> stadt. auf vintage- o<strong>der</strong> secondhandmärkten sucht sie<br />
seitdem einen ähnlichen pulli. grob gestrickt, ein klassischer, maskuliner pulli aus den 60ern mit<br />
stehkragen. das strickmuster, das vertikale reihen ergibt, kennt sie nicht. es scheint kompliziert<br />
zu sein.<br />
12 <strong>der</strong> pullover text: klara niklas illustration: bernd klaus
13
<strong>der</strong>selbe<br />
regen<br />
fiel <strong>vor</strong> jahrzehnten<br />
im herbst<br />
stürmisch<br />
windgepeitscht<br />
wild<br />
die straßenlaternen bewegten sich<br />
im sturm<br />
ihr oranges licht tanzte<br />
ich stand als kind am fenster<br />
und freute mich auf das leben<br />
in <strong>der</strong> zwischenzeit<br />
passierte das leben<br />
mit aller macht und<br />
aller gewalt<br />
auch still und leise<br />
manchmal unmerklich<br />
manchmal zu viel<br />
manchmal zu wenig<br />
heute möchte ich<br />
neben dem kind stehen<br />
in die regenpfützen schauen<br />
mit ihm fantasieren<br />
und mich freuen<br />
erneut verheißungsvoll sein<br />
und neugierig<br />
an die warme heizung gelehnt<br />
die stirn am fenster<br />
14 <strong>der</strong>selbe regen text: klara niklas illustration: faizar rahman
»Und morgen gehst du ins<br />
Industriegebiet Nord.«<br />
Vater:<br />
Sohn:<br />
Vater:<br />
Sohn:<br />
Vater:<br />
Oma:<br />
Sohn:<br />
Vater:<br />
Sohn:<br />
Vater:<br />
Oma:<br />
Vater:<br />
Sohn:<br />
Vater:<br />
Sohn:<br />
Vater:<br />
Sohn:<br />
Vater:<br />
Oma:<br />
Vater:<br />
Sohn:<br />
Vater:<br />
Sohn:<br />
Vater:<br />
Sohn:<br />
Vater:<br />
Ein Möbelhaus wär was für dich. Wareneingang, Warenausgang.<br />
Bücherei wär was.<br />
Hast du studiert, hä? Vergiss es. So viele Läden und Firmen gibt’s<br />
im Industriegebiet. Autohaus wär was. Im Lager.<br />
Autos verkaufen.<br />
Du kannst keine Autos verkaufen. Lager.<br />
Schraubenhandel wär was. Jede Schraube muss gezählt werden.<br />
Was mit Essen o<strong>der</strong> Elektriker.<br />
Du willst immer nur was mit Essen. Lebkuchen – hat immer<br />
Zukunft. Aber dir schmecken ja nicht mal Lebkuchen.<br />
Game Stop wär was. Spiele verkaufen.<br />
Geh morgen ins Industriegebiet und schau. Zig Firmen. Du sollst<br />
ja nicht sofort reinstürmen. Was hilft dir <strong>der</strong> Google…<br />
Genau, Kugellager sortieren wär was.<br />
Such dir was im Industriegebiet. Ich hab mit Frau Sebal<strong>der</strong> den<br />
Plan B besprochen, aber ich verrate ihn dir nicht.<br />
Elektriker ist noch nicht vom Tisch. Ich überleg noch. Musikboxen hab ich angeklemmt kürzlich.<br />
Es gibt auch Gas-Wasser. Schwimmbadmonteur. Dachdecker.<br />
Nein, das nicht. Ich hab Höhenangst.<br />
O<strong>der</strong> die Firma FCI – Verpackungsmaterial. Industriegebiet<br />
An<strong>der</strong>nacher Straße.<br />
Was mit Essen o<strong>der</strong> Elektriker. O<strong>der</strong> Maschinen.<br />
Schaffst du nie.<br />
Was mit Zigaretten wär was. Zigaretten braucht man immer.<br />
Fahr Richtung Flughafen, Ziegelsteinstraße. Industriegebiet Nord.<br />
Und einen Kilometer weiter kommt ein Riesenindustriegebiet.<br />
Und das in Sack?<br />
Was willst du in Sack? Da gibt’s doch nix.<br />
Bei Maschinen schau ich mal. Könnt mir gefallen.<br />
Lass dir sagen – Sohn – es gibt keinen Beruf, <strong>der</strong> Spaß macht.<br />
O<strong>der</strong> halt Game Stop.<br />
Etz geh nei und hol a Toastbrot. Du musst ja morgen was essen.<br />
16 Und morgen gehst du ins Industriegebiet Nord Text & Illu: Bernd Klaus
Die goldene Palme<br />
des Vergessens<br />
»Hi Max«, stand in <strong>der</strong> E-Mail, »sieht aus, als hätten wir unseren wun<strong>der</strong>vollen Bio-Kefir bei dir vergessen,<br />
den wir schon seit vier Jahren pflegen. Bedien dich bitte frei!« Max sah sich um. Tatsächlich,<br />
da stand ein Einmachglas undefinierbaren Inhalts. Unglaublich, was seine Gäste so alles liegen ließen.<br />
Handy-Ladekabel, Socken, eine Großpackung Chilis…<br />
Den Kefir hatten die netten Nie<strong>der</strong>län<strong>der</strong> stehen lassen, nebst einem Glas mit dem zauberhaften<br />
Aufdruck »Zoetpittige Zonnesoep«. Das reichte schon, um den Tag mit einem Lächeln zu beginnen,<br />
fand Max. Den Kefir hätte es nicht auch noch gebraucht. »Ich schicke euch den Kefir gern nach«,<br />
schrieb er zurück.<br />
»Wie lieb von dir«, erwi<strong>der</strong>ten die Nie<strong>der</strong>län<strong>der</strong>. »Es fühlt sich wirklich ein bisschen komisch<br />
an, ihn nicht mehr zu haben. Er hat schon so viele Orte und Kulturen erlebt und uns auf Reisen mit<br />
seinen gesundheitsför<strong>der</strong>nden Nährstoffen versorgt. Es wäre wun<strong>der</strong>bar, wenn wir ihn wie<strong>der</strong> hätten,<br />
aber wir glauben nicht, dass er den Versand überleben würde.«<br />
Bis dahin war Max <strong>der</strong> Meinung gewesen, die Daunenjacke des Südkoreaners hätte die goldene<br />
Palme des Vergessens verdient. Der Ärmste hatte so verfroren gewirkt. Wie war eigentlich das Wetter<br />
in Südkorea?<br />
Max hatte wirklich nicht damit gerechnet, dass Gäste aus aller Welt in seine Ferienwohnung<br />
schneien würden. Er lebte ja nicht in Berlin, son<strong>der</strong>n in Mittelfranken. Doch sie kamen. Offene, meist<br />
reiserfahrene Gäste aus Frankreich, Tschechien o<strong>der</strong> Kanada.<br />
Die Südkoreaner waren Anfänger gewesen. Kamen bei Nacht und Nebel direkt vom Flughafen<br />
und saßen eine halbe Stunde in ihrem Mietwagen <strong>vor</strong> <strong>der</strong> Haustür, weil sie den Schlüsselsafe nicht<br />
aufbekamen. Genau gesagt, hatten sie Max’ Info über den Schlüsselsafe nicht verstanden, aber zurückgeschrieben:<br />
»Alles okay, bis später!«<br />
Zum Aufwärmen kochten sie dann Reis mit Chilis und Weißwurst. Max wusste es so genau, weil<br />
er mit ihnen einkaufen war. Die beiden waren am Boden zerstört gewesen, weil es im Dorf keinen<br />
Laden gab, und be<strong>vor</strong> Max ihnen lang und breit erklärte, wie sie in den Nachbarort kamen, hatte er sie<br />
hingefahren. Und nun saß er auf ihren Chilis. Das mit <strong>der</strong> Jacke hatte er clever gelöst, indem er die koreanische<br />
Adresse aus <strong>der</strong> Mail vergrößerte, ausdruckte und auf das Päckchen klebte. Aber <strong>der</strong> Kefir…<br />
Die Nie<strong>der</strong>län<strong>der</strong> schickten ihm noch eine detaillierte Anleitung für die tägliche Pflege und<br />
Ernte samt ein paar Rezepten. »Es ist super easy«, schloss die Mail, »lass es dir schmecken!« Und als<br />
Nachsatz: »Wir vermissen ihn. Wir nannten ihn ,unser kleines Baby‘.« – Das gab den Ausschlag, die<br />
Goldene Palme ging an die Nie<strong>der</strong>län<strong>der</strong>.<br />
Ob einen das irgendwie weiterbrachte, wenn man etwas zurückließ? Mussten die Nie<strong>der</strong>län<strong>der</strong><br />
lernen, ohne ihren Kefir zurechtzukommen? Und die Südkoreaner, nachzufragen, wenn sie etwas<br />
nicht verstanden? O<strong>der</strong> war die Lektion für Max gedacht, wollte ihn das Leben mit <strong>der</strong> gesundheitsför<strong>der</strong>nden<br />
Wirkung von Kefir und Chilis verwöhnen? Wahrscheinlich hätten die meisten an seiner<br />
Stelle beides dezent entsorgt. Aber Max beschloss, Kefir und Chilis eine Chance zu geben. Als nächstes<br />
hatten Spanier gebucht. Er war schon gespannt, was die vergessen würden…<br />
18 Die goldene Palme des Vergessens Text: Gisela Lipsky Illustration: Andreas Teindl
Der alte Mann,<br />
<strong>der</strong> See<br />
und ich. Bis zu den Waden im Wasser stand er dort,<br />
ein älterer Mann, nackt und seltsam ins Schilf gedrückt.<br />
Er starrte zu mir rüber, starrte mich an, jedenfalls kam es<br />
mir so <strong>vor</strong>, genau konnte ich es nicht erkennen, er war zu<br />
weit weg. Ich sah mich um. Einige Meter rechts von mir lag<br />
ein Teenager mit dem Kopf auf seinem Rucksack und las,<br />
links kämpfte eine Mutter mit ihrem Kind, das keinen<br />
Sonnenhut tragen wollte. Bemüht beiläufig, als sei es keine<br />
Reaktion, son<strong>der</strong>n etwas, das ich sowieso <strong>vor</strong>gehabt hatte,<br />
setzte ich mich auf, löste die Schleife meines Bikinioberteils<br />
und legte es neben mich. Ich wagte nicht, in seine Richtung<br />
zu sehen, als ich auch mein Höschen abstreifte. Eine angenehme<br />
Wärme legte sich auf die Hautstellen, die ich gerade<br />
erst entblößt hatte. Ich schloss für einen Augenblick die<br />
Augen, konzentrierte mich auf das leise Rascheln, das ich<br />
vom Ufer her zu hören glaubte. Als ich die Augen schließlich<br />
wie<strong>der</strong> öffnete, sah ich eine Frau neben dem Mann stehen.<br />
Sie war ebenfalls nackt und alt, die beiden schienen sich zu<br />
unterhalten, keiner von ihnen beachtete mich. Ich lag noch<br />
eine Weile regungslos da, dann zog ich mich an und fuhr<br />
nach Hause.<br />
20 Der alte Mann, <strong>der</strong> See und ich Text: TextTrulla Foto: Madochap/Photocase
21
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Malena Guinet wollten wir bereits in<br />
<strong>der</strong> letzten Ausgabe bringen, aber<br />
die ist ja nie da. Nun hat sie aus<br />
Malaysia was mitgebracht. Text und<br />
Illu von Seite 24 bis 31. Dahinter:<br />
Music is the key – vergesst das nie.<br />
The Sandbox And Biergartenzeichner<br />
Franz Hoegl. The Who?<br />
23
Ziad. I’m a struggeling PhD student that likes food and travel. Food is a<br />
reflection of culture that is very pleasing to the palate. On special occasions it is<br />
part of my lifestyle whereby I will find all the opportunities to get the best food,<br />
even if that means a two hours drive. My daily food is not as vibrant because I try<br />
to be healthy on weekdays. A bowl of oats and wholegrain bread and grilled fish<br />
would be enough for me.<br />
Religion governs what I do in my life. From the moment I wake up I dedicate my<br />
time to prayers and try to be the best Muslim that I can be. But I’m not perfect,<br />
there are some things that I miss out. Yes, I do pray five times a day at a minimum.<br />
But sometimes I do oversleep for morning prayers and I have this deep<br />
regret. The five daily prayers do help me in my daily routine. It helps me to organize<br />
my time. In fact, my time horizon is based on prayer time. Usually I’d do<br />
my day after morning prayers, have lunch before afternoon prayers, do my work<br />
right after afternoon prayers and go to the gym after late noon prayers and study<br />
after late evening prayers. Contrary to popular beliefs among some non-Muslims,<br />
I believe that five daily prayers do no at all interfere with my daily routine. Because<br />
it takes ten minutes maximum. For me, it takes only five. I am not proud of it<br />
though although I try to pray longer. Think of it as a cigarette brake only cheaper<br />
and healthier to the body and soul.<br />
The name of the main market here is the name of the prophet Mohammed’s first<br />
love. She was a merchant. One of the richest merchants actually. That is why,<br />
you see a lot of women in the center of the market. The majority are women. Siti<br />
Khadijah was very pretty and she was ol<strong>der</strong> than the prophet. People always remember<br />
Siti Khadijah. And then after she passed away, he just married another<br />
woman.<br />
24 Ziad Text: Ziad Illustration: Malena Guinet
Ich laufe durch die Straßen<br />
von Kuantan, als <strong>der</strong> Muezzin auf Arabisch anfängt, zum Gebet aufzurufen.<br />
Direkt <strong>vor</strong> <strong>der</strong> Moschee spielen vier Mannschaften gegeneinan<strong>der</strong> auf einem Fußballfeld.<br />
Friedlich und unrealistisch wie in einem Traum fühlt sich diese merkwürdige Mischung<br />
an. Ich setze mich auf eine kleine Tribüne. Der Schweiß läuft mir am Rücken und zwischen<br />
den Brüsten runter. Von <strong>der</strong> rechten Seite taucht ein dünner Mann mit kurzen<br />
Shorts und dunkelgrünem Oberteil auf und begrüßt mich. Einige Minuten später erscheint<br />
er wie<strong>der</strong> in meinem Blickfeld und versucht mir, mit Händen und Füßen, etwas<br />
mitzuteilen. Verlegen kichere ich, obwohl ich kein Wort verstanden habe. Zehn Minuten<br />
später drückt er mir eine Plastiktüte mit Essen in die Hand. For you – sagt er mit einem<br />
großen Lächeln und geht.<br />
26 Text & Illustration: Malena Guinet
Djim. Je me nomme Djim Thiam. On me donne le surnom de Mohammad.<br />
J’ai vingt ans. Je suis sénégalais. Je suis içi ça fait quatre ans. Je suis venu<br />
par une invitation d’un club de foot en troisième division içi en Malaisie. Ma religion.<br />
Je suis musulman. Musulman pratiquant. Et pour moi, je respecte toutes<br />
les religions, parce que je suis musulman. Dans ma famille, tout le monde est<br />
musulman et je suis fait pour l’être. Je suis passionné par tout dans la vie. Surtout<br />
des connaissances, cultures, partages. Surtout le partage parce que j’aime<br />
partager dans la vie.<br />
Je suis içi. Je me suis déplacé à Penang aussi un peu pour faire la connaissance<br />
dans la vie parce que la vie ne s’arrête pas seulement là. Lorsque l’on sort, on a<br />
beaucoup d’opportunité dans la vie et dieu merci, j’ai rencontré des gens que je<br />
n’oublierais jamais. Ça aussi je le remercie au bon dieu. Et voilà, c’est ça. J’aime<br />
partager, j’aime connaître, écouter et entendre aussi. Je dis dancing is melody.<br />
Je le dis, parce que pour nous les africains, danser fait parti de notre vie. C’est<br />
melangé à l’intérieur de notre sang. C’est la vie, c’est l’harmonie. C’est ce que<br />
l’on vit. C’est melangé dans notre sang. On ne peut pas danser sans mélodie. Pour<br />
moi, la musique, c’est la vie. Ouai, c’est la vie aussi.<br />
28 Djim Text: Djim Illustration: Malena Guinet
Ein traumhafter Strand.<br />
Teluk Cempedak. Nur ein paar Besucher hier und da. Von Baden o<strong>der</strong><br />
Bikini ist hier nicht die Rede. Es sind 32 Grad und ich sitze hier mit langen<br />
Shorts und luftiges Oberteil und fühle mich schon sehr freizügig.<br />
He is scared of everything.<br />
Even butterflies.<br />
That is why, no girlfriend!<br />
He cannot protect woman!<br />
Zwei 19-Jährige chinesische Schüler aus Kuala Lipis sprechen mich an. Sie haben<br />
meist chinesische Freunde, obwohl es bei ihnen auf <strong>der</strong> Schule auch reichlich<br />
malaysische Jugendliche gibt. Sie erzählen mir, dass alle gerne mit Menschen aus<br />
<strong>der</strong> gleichen Abstammung am liebsten Zeit verbringen. Der Junge namens Shen<br />
ist Vegetarier seit seiner Geburt und ist absolut gegen das Rauchen und Trinken.<br />
Wennie dagegen trinkt gerne ab und zu ein Gläschen Wein und verbringt ihre<br />
Ferien am liebsten auf <strong>der</strong> Insel Langkawi, im Norden <strong>der</strong> Westküste Malaysias.<br />
Do you play Facebook? – fragen sie mich als sie gehen.<br />
30 Ein traumhafter Strand. Teluk Cempedak Text & Illustration: Malena Guinet
»sie sind<br />
meine<br />
kunstlehrerin.«<br />
...lautet <strong>der</strong> knappe Kommentar von Cem B. Ein YouTube-Kommentar, gepostet unter<br />
dem Video des allerersten APANORAMA-LIVE-Konzerts. APANORAMA ist ein Electronica-Duo<br />
aus Nürnberg/Planet Earth. Cem ist bestimmt recht jung und stand womöglich im<br />
Publikum. O<strong>der</strong> ein Mitschüler hat’s ihm gesteckt: »Ey Al<strong>der</strong>, schau mal <strong>der</strong> Link, die<br />
Frau Wurm ist auf YouTube.« Die Kamera ist auf die offene Tür gerichtet – von hinten<br />
oben schräg runter über die Schultern des Duos – aufs Publikum draußen im Regen.<br />
Drinnen gibt‘s ’ne Ansage: »Unser erster Auftritt, unser erster richtiger, und ich<br />
muss mich erstmal durch die Technik bugsieren.« Am Mikrofon: Nora, die Kunstlehrerin<br />
von Cem. Cem denkt womöglich: »Wieso ist meine Kunstlehrerin Popsängerin und wo hat<br />
sie diese blumigen Anziehsachen her? Woolworth Fürth?«<br />
Cem mag diese Musik. Er ist ein Weltallauskenner. (Cem hat <strong>vor</strong> Kurzem seine<br />
eigene Mars-Kolonie gegründet.) Die monotonen Klangsequenzen tuckern und blubbern<br />
mittelschnell, genauso wie aus seiner Spielkonsole. Er starrt auf den langen,<br />
unrasierten Kerl namens Micha, von dem er nicht wirklich weiß, was er da für ein<br />
Instrument spielt. Tetris? Ein hypnotischer 10-Minuten-Track klingt aus. Applaus<br />
von draußen. Nora, Cem‘s Kunstlehrerin sagt: »Thank you. Sauschön. Der nächste Song<br />
heißt Unambitious. Unambitioniert.« Sie erzählt noch was vom Schwimmbad und Bäume<br />
beobachten. Vom Wind, <strong>der</strong> durchstreichelt und wie abgefahren die Natur sei – so<br />
schöne Sachen her<strong>vor</strong>brächte wie Sand. »Sand durchlaufen und es ist nur noch abgefahren.<br />
Wie die Liebe.« Was wohl Cem von Sand hält? Nervt‘s ihn womöglich, wenn dieser<br />
Sand zwischen seinen Zehen kratzt und an den Adiletten reibt? Und überhaupt – Liebe?<br />
Cem liebt Besiktas.<br />
Unambitious sorgt für Gejohle. »Danke schön. Jaaa, <strong>der</strong> nächste Song heißt SINK<br />
IN. Und ähm, jaaa worum geht’s in SINK IN? Oh Gott, ich hab alles vergessen...“,<br />
Nora hat das Publikum fest im Griff, »...und übrigens dürft ihr fei auch gern ein<br />
bisschen näher kommen, weil hier ist es trocken und da ist es nass. Und hier ist es<br />
auch lauter drin, viele Gründe, ein bisschen auf Kuschelkurs zu kommen. Das wäre<br />
sehr nice.« Cem ist bestimmt nass geworden, muss jetzt schnell nach Hause. Nicht,<br />
dass er am nächsten Tag in <strong>der</strong> Schule wegen Schnupfen fehlt. Nebel zieht auf. Das<br />
Video bricht an dieser Stelle ab.<br />
Die Leserschaft hat‘s durchschaut – <strong>der</strong> Verfasser dieses Textes hat Cem <strong>vor</strong>geschickt,<br />
um mitzuteilen: SINK IN ist ein Hit und APANORAMA sind die hartnäckigsten,<br />
bestaussehenden Shooting Stars <strong>der</strong> Gegend. Und Kunstlehrer/innen skizzieren dir<br />
womöglich deinen Weg. Wie seinerzeit Kunstlehrer K. Schmidt: »Liebe Klasse 9d,<br />
wir schleichen nun gemeinsam auf Zehenspitzen durch die Turnhalle zum Hinterausgang<br />
hinaus.«<br />
32 Sie sind meine Kunstlehrerin Text: Erdostiter Illustration: Vektorpocket
porn<br />
rodeo<br />
sweetheart.<br />
Aus <strong>der</strong> Box unterm Baum tönen die Evergreens. Sogar A Day In The Life gab’s gerade.<br />
Ein Pärchen lauscht und trinkt Bier. Er kennt sich aus mit den Evergreens. Er trällert<br />
mit, wackelt mit und liefert seiner deutlich jüngeren Begleiterin Zusatzinfo. An<strong>der</strong>s<br />
gesagt: Mehrwert in Sachen Musikgeschichte. Wissen. Macht. Argh!<br />
Er: »Allmächd, horch! Waren die klasse, die Bee Gees. Dess mergsd oft erschd<br />
im Al<strong>der</strong>, was so richtig goud is.«<br />
Sie: (Nickt und nippt vom Bier.)<br />
Allerdings läuft da gerade Mrs. Robinson von Simon & Garfunkel. Von wegen Bee Gees.<br />
Hmm. 3:30 später – Überblendung – <strong>der</strong> nächste Evergreen…<br />
Er: »Naa. Wow! Ein Knaller. Creedence waren die Besten, ich sag’s dir.<br />
Unvergleichlich – und die Stimm vo dem Sänger. Hab ich geliebt, Schatz.<br />
Kennsd nedd, od<strong>der</strong>?«<br />
Sie: (Nippt vom Bier.)<br />
Allerdings läuft da gerade das nervige Sweet Home Alabama von Lynyrd Skynyrd.<br />
Nix Creedence. Hmm. 3:30 später – Überblendung – <strong>der</strong> nächste Evergreen…<br />
Er: »Wirt, mach lau<strong>der</strong>! Obachd, etz kommt glei dess Gitarrensolo. Uuuh.<br />
Der Ritchie Blackmore war nämlich <strong>der</strong> mit den Doppel- und Dreifachhalsgitarren,<br />
wassd. Unerreicht.«<br />
Sie: (Fasst sich an den Hals und nippt vom Bier.)<br />
Hmm. Allerdings läuft da gerade Stairway To Heaven und Jimmy Page heißt <strong>der</strong> Wirt.<br />
Pardon, <strong>der</strong> Vielfachhals-Gitarrist.<br />
Dann – Überblendung – plötzlich Donnern. Ein schwarzer Dodge Ram 3500 Pickup<br />
(Laramie Longhorn Edition) sprengt die fränkische Gemütlichkeit. Im Schritttempo,<br />
am Steuer ein Hänfling mit Brille und Cowboyhut. Ein Schalldruckmonster im<br />
Inneren <strong>der</strong> Karosse katapultiert ohrenbetäubende Banjo-Musik in den <strong>Stadt</strong>teil.<br />
Er:<br />
Sie:<br />
»So a Doldi.«<br />
»Porn Rodeo Sweetheart von den Sandbox Josephs.«<br />
Wumms. Erster Treffer heut.<br />
34 Porn Rodeo Sweetheart Text: Erdostiter Illustration: Franz Hoegl
Der Schöll-<br />
Schreibwaren-<br />
Skandal.<br />
Es folgt die schlechteste Lüge <strong>der</strong> Woche. Der alte Herr<br />
Schöll fragt immer: »Sie kommen zurecht, gell?« »Ja, danke«,<br />
sag ich, »ich komm klar. Hol mir schnell ’nen Edding 550<br />
von hinten.« Aber oh Schreck, das Fach mit den schwarzen<br />
550ern ist leer. Blaue sind da, rote, grüne Unmengen<br />
(braucht niemand) – aber keine schwarzen. »Herr Schöll,<br />
das Fach ist leer.« Herr Schöll schlängelt sich zwischen den<br />
Stän<strong>der</strong>n mit den unsäglichen Postkarten ( braucht niemand)<br />
zu mir durch. Brabbelt was <strong>vor</strong> sich hin. Er wirkt heut unsouveräner<br />
als sonst. »Keine mehr da? Na sowas aber auch«,<br />
schauspielert er.<br />
»Und wenn Sie heut mal einen 500er nehmen täten …«<br />
Na klar. Nein, naa. 500 ist nicht 550, Herr Schöll!<br />
500 – dieses blöde Keilspitzenobsthändlermodell ( braucht<br />
niemand außer Obsthändler). Ich wühle bei den reichlich<br />
<strong>vor</strong>handenen 500ern. Es könnte sich ja ein 550er im 500er-<br />
Fach verirrt haben. Von einem verantwortungslosen Obsthändler<br />
nach dem Testen falsch zurückgelegt, o<strong>der</strong> so. Vergebens<br />
gehofft/gewühlt. Kein 550er drin. »Herr Dings,<br />
Schöll, im Lager vielleicht? Bestimmt haben Sie<br />
da noch welche – vielleicht?« Schöll schüttelt den Kopf.<br />
Dann – Schauspieler Schöll hebt Augenbrauen und Stimme:<br />
„Jetzt fällt’s mir wie<strong>der</strong> ein. Wie konnt ich’s nur vergessen.<br />
Ts ts. Eine 20-köpfige Schulklasse war gestern da und<br />
hat das gesamte 550er-Kontingent leergekauft. Irgend so ein<br />
Kunstprojekt, hieß es.«<br />
Herr Schöll, kumm ey.<br />
36 Der Schöll-Schreibwaren-Skandal Text & Illustration: 550 King
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She moves between fine lines of<br />
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Soll sie ruhig. Moving 40 to 45.<br />
Uli, stop die Druckmaschine!<br />
Anika Maaß hat noch Fotos geschickt.<br />
39
You’re not like anyone I’ve ever met.<br />
40 You’re not like anyone I’ve ever met (Chorus: The Wedding Present) Illustration: Stefanie Rittler
You’re not like anyone I’ve ever met.<br />
42 You’re not like anyone I’ve ever met (Chorus: The Wedding Present) Illustration: Stefanie Rittler
You’re not like anyone I’ve ever met.<br />
44 You’re not like anyone I’ve ever met (Chorus: The Wedding Present) Illustration: Stefanie Rittler
You can have<br />
your Sülze Im Solling, an einer Dorfstraße, die sich unter den Wind klemmt,<br />
steht ein Sülzeautomat. Es dämmert, die Luft riecht rauchig, torfig, du siehst blitzenden<br />
Stahl, laminierte und angeklebte Konzerttermine, Werbung für eine Pension, eine Tanzveranstaltung.<br />
Dahinter die letzten Lichter des Dorfes, die Umrisse eines Wäldchens in<br />
<strong>der</strong> Düsternis. Dann nur noch rauhe Frühlingsnacht, in <strong>der</strong> alles reibt und übereinan<strong>der</strong>schlägt,<br />
<strong>der</strong> Kragen klappt dir gegen die Wangen. Hast du je zu<strong>vor</strong> einen Sülzeautomaten<br />
gesehen? Das Modell wäre auch geeignet für Blumen, Sandwiches o<strong>der</strong> Cola, aber die<br />
gibts hier nicht. Nachts, wenn du auf Urlaub im Kleinstgebirge bist und unterwegs einen<br />
letzten Fressanfall bekommst, kannst du Sülze haben. Eier auch. Es gibt mehrere Etagen<br />
im Automaten, von oben nach unten führen sie Einweckgläser zu 400 gr, zu 250 gr, Eier<br />
im Sechserpack, nochmal Eier im Sechserpack, dann nichts mehr. Automatisch bekommst<br />
du sie geliefert: Du musst Münzen im Schlitz versenken, das Warenkarussell wird sich auf<br />
einer Ebene drehen. Eine schmale Klappe, die sich längs durch die Glasfront des Kastens<br />
schneidet, wird sich öffnen. Mit <strong>der</strong> rechten Hand kannst du dir deine Sülze nehmen.<br />
O<strong>der</strong> deine Eier, wenn du Eier wolltest. Mit <strong>der</strong> Sülze unterm Arm wirst du durch den<br />
Dämmer heimschlen<strong>der</strong>n in deine Ferienwohnung mit Klapptisch und Wasserkocher,<br />
o<strong>der</strong> in deine Jugendherberge, in <strong>der</strong>en Konferenzraum seit dem Morgen die Antifa tagt:<br />
hinter einer gläsernen Front angegraute Damen und Herren in Hoodies, die stundenlang,<br />
bis in die Nacht, angestrengt auf Whiteboards gucken. Neben ihren Stiften stehen offene<br />
Bierflaschen auf den Schulbänken. Es ist ein tröstlicher Spaziergang, in dir schwingt die<br />
Gewissheit, dass nicht alles verloren ist, und die Überlegung, was du mit <strong>der</strong> Konserve<br />
anstellst. Denn spätestens beim Öffnen des Glases kommt <strong>der</strong> Twist: Wirst du das Gelee<br />
aus dem Glas essen, das Ei aus <strong>der</strong> Schale? Bist du eine Barbarin? Du wirst eine Scheibe<br />
Brot schneiden, Teller und Besteck suchen, vielleicht einen Halm Petersilie von dem<br />
Topf am Fensterbrett abknapsen. Die Getränke kühlen. Wasser in den Wasserkocher füllen<br />
und anstellen, falls du Eier wolltest. Denn selbst wenn <strong>der</strong> son<strong>der</strong>barste Automat des<br />
Landes dir dein Nachtmahl quasi in die Tasche schiebt, fernab aller Öffnungszeiten und<br />
leerer Dorfshopregale – schön wirds erst durch dich. Es gibt jetzt nur noch ein Problem:<br />
Du musst Sülze mögen. O<strong>der</strong> Eier.<br />
46 You can have your Sülze Text: Pitz Foto: Anika Maaß
Oma denkt<br />
und<br />
erzählt. Oma wünscht mir am 01.Januar ein frohes<br />
neues Jahr. Es vergeht eine Woche. Ich rufe sie an. Oma<br />
wünscht mir am 08.Januar ein frohes neues Jahr. Der<br />
Empfang war weg. Immer wie<strong>der</strong>. Oma wusste das. Ich<br />
habe immer wie<strong>der</strong> zurückgerufen. Eine Woche später<br />
ruft sie mich an; sie wollte mir mitteilen, dass sie nicht<br />
mit Absicht aufgelegt hat; immer wie<strong>der</strong>. Sie sei besorgt,<br />
dass ich sauer bin. Aber <strong>der</strong> Empfang war ja weg. Oma<br />
wusste das doch.<br />
Oma erzählt Mama von Papas Ex-Geliebter. Sie merkt<br />
nicht, dass es ihr weh tut. Wie weh ihr das tut. Oma<br />
denkt, dass Papa damals zu laut geschnarcht hat, als<br />
Mama nicht mehr im Ehebett geschlafen hat. Sie schlief<br />
seitdem in meinem Bett. Das war frei. Aber nicht von<br />
Gedanken.<br />
48 Oma denkt und erzählt Text & Foto: Anika Maaß
Ausflug/<br />
Skizze<br />
Mir zu Händen sirrt mein Rad. Links Fel<strong>der</strong>, rechts eine Hügelkette, bewachsen nur mit<br />
Gras, ein paar Büschen, einzelnen Wachol<strong>der</strong>bäumen. Ihr Rücken wölbt sich sanft. Mal<br />
rückt sie näher, dann entzieht sie sich dem Blick. Es schieben sich hagere Häuserzeilen<br />
da<strong>vor</strong>, blühende Obstbäume, ein kleinerer, kirchturmhoher Kamm, den die Erdkruste hier<br />
aufwirft. Die Straße legt sich auf die Landschaft und folgt ihr. Mein Rad folgt <strong>der</strong> Straße.<br />
Es ist ein wenig lächerlich: Die Berge hoch ist es verdammt anstrengend, die Hügel hinab<br />
das größte denkbare Vergnügen. Es war zu erwarten und ist nicht zu än<strong>der</strong>n. Bald schwitze<br />
ich. Vor dem Lenker sperrt sich die Straße gegen Autos, mit dem Rad komme ich hier<br />
durch. Maschinen stehen auf <strong>der</strong> aufgerissenen, wunden Fahrbahn, die Führerkabinen<br />
ächzen in <strong>der</strong> Drehung. Die Straßenarbeiter tragen verschmierte Shirts, sie winken mir<br />
professionell, halten inne mit den Handflächen auf den schwarzen Knäufen ihrer Hebel.<br />
Nicken. An <strong>der</strong> Seite brennt ein Stück Böschung, gerade so groß wie ein 28”-Rad, beißen<strong>der</strong><br />
Rauch windet sich zwischen Radla<strong>der</strong> und Apfelbaum empor. Das Feuer frisst sich<br />
mühsam, verbissen <strong>vor</strong>wärts. Niemanden kümmerts.<br />
Der nächste Anstieg, <strong>der</strong> höchste auf dem Weg. Ich muss schieben. Es ist mir egal,<br />
sage ich mir. Oben eine Kreuzung: Das Land öffnet sich in alle vier Richtungen, es geht<br />
ein warmer Wind. Links unter mir Wald, in dessen Ferne ein Funkturm auszumachen<br />
ist. Rechts Weiden, Wege, <strong>der</strong> Höhenzug rückt heran. Ich bin alleine auf <strong>der</strong> Straße,<br />
seit Viertelstunden schon. Weiß nicht, ob dieser Abschnitt wie<strong>der</strong> für Autos geöffnet ist.<br />
Am Straßenrand liegt <strong>der</strong> Kadaver eines Maulwurfs. Sein schwarzer Pelz ist noch ganz<br />
sauber inmitten <strong>der</strong> Blutlache, die tiefrot einen Fleck Asphalt bedeckt. Armes Ding, eine<br />
Maschine mag ihn das Leben gekostet haben; ein an<strong>der</strong>es Tier wird kommen und von<br />
ihm kosten, um sich am Leben zu halten.<br />
Mir scheint die Sonne ins Genick, die Straße lässt sich endlich wie<strong>der</strong> <strong>vor</strong> mir herab,<br />
ich: im langgedehnten Rausch den Hügel hinab, starr bis auf eine Vibration in den Fußsohlen.<br />
Innehalten und dahinjagen. Auf <strong>der</strong> Seite hebt sich ein Feld aus <strong>der</strong> Landschaft.<br />
Es ist mit einem Netz feiner Rinnsale überzogen, die sich in die Furchen betten, quer<br />
ziehen, brackige Mulden bilden, weiterfließen. Ein Geflecht aufleuchten<strong>der</strong>, silbriger<br />
Wasserä<strong>der</strong>chen, das sich Wege sucht, am Ende im Graben versickert. Das könnte ich mir<br />
endlos ansehen; <strong>der</strong> Fahrtwind schlägt mir das Haar <strong>vor</strong> die Augen.<br />
50 Ausflug/Skizze Text: Pitz Foto: Oberrang
Eine<br />
sehr<br />
heimliche<br />
Affäre<br />
Wenn sie morgens zur Arbeit fuhr, war sie davon überzeugt, dass sie eine Affäre<br />
wollte. Sie hatte sich einen schweigsamen Kollegen aus einer an<strong>der</strong>en Abteilung<br />
ausgeguckt. Was genau er machte, wusste sie nicht, vielleicht etwas mit Finanzen,<br />
etwas, wofür man ein ernstes Gesicht wie seines gebrauchen konnte. Wenn<br />
sie ihn in <strong>der</strong> Küche traf, weil sie sich zufällig im selben Moment wie er einen<br />
Kaffee holte, schien er oft in Gedanken versunken und sie stellte sich <strong>vor</strong>, dass<br />
er im Kopf komplizierte Zahlen hin- und herschob. Um ihn dabei nicht zu stören,<br />
lächelte sie immer nur und nickte zum Gruß, dann huschte sie zurück auf<br />
ihren Platz und ließ den Kaffee kalt werden, während sie sich Dinge ausmalte,<br />
die im Kopierraum passieren könnten. Auf dem Nachhauseweg dachte sie darüber<br />
nach, wie sie den ersten Schritt machen würde, wie sie ihm signalisieren<br />
würde, dass sie interessiert war und woran genau sie interessiert war, nämlich<br />
nur an den Dingen im Kopierraum. Aber dann kam sie immer an den Punkt,<br />
an dem es zwischen ihnen schwierig wurde, weil er sich nämlich auch Dinge<br />
außerhalb des Kopierraums wünschte und das für sie nun mal nicht in Frage<br />
kam. Sie stellte sich <strong>vor</strong>, wie ihn die ganze Angelegenheit so aus <strong>der</strong> Fassung<br />
brachte, dass sich Fehler in seine Zahlen schlichen, woraus gravierende Folgen<br />
für die gesamte Firma entstanden, die dazu führten, dass sie und viele an<strong>der</strong>e<br />
ihren Job verloren. Wenn sie die Haustür aufschloss, hatte sie die Sache beinahe<br />
aufgegeben und wenn ihr Mann sie zur Begrüßung knapp neben die Lippen<br />
küsste, zweifelte sie fast gar nicht mehr daran, dass es eine schlechte Idee war.<br />
52 Eine sehr heimliche Affäre Text: TextTrulla Foto: Shape/Photocase
Blonk blonk blonk fffd…<br />
Ich mein, wie würden Sie das finden?<br />
Altersarmut hin o<strong>der</strong> her.<br />
»Ist hier frei?«<br />
»Bitte, ja.«<br />
»Dürfte ich mal so eine Zigarillo von Ihnen probieren?«<br />
»Hmm, meinetwegen. Zwar meine letzte…« (Fünfer-Schachtel. Ich hab’s auch nicht sooo dicke.)<br />
Ich geb ihm meine letzte Zigarillo. (Support The Poor, denk ich zähneknirschend.)<br />
Er zündet sich meine letzte Zigarillo an und zieht. (Eigentlich pafft man Zigarillos, o<strong>der</strong>?)<br />
Zwei Mal.<br />
Ganze zwei Mal.<br />
Dann legt er sie auf die Ablagestelle des Glasaschenbechers.<br />
Er sagt nichts und spielt mit seinem Handy.<br />
Blonk blonk blonk fffd piiiep blonk blonk blonk fffd blonk blonk blonk krrrk fffd blonk<br />
blonk blonk fffd piiiep Fanfare Applaus… (Irgendwas hat er scheint’s gewonnen.)<br />
Meine letzte Zigarillo glimmt <strong>vor</strong> sich hin.<br />
Ich beobachte sie.<br />
Blonk blonk fffd blonk blonk krrrk fffd blonk piiiep blonk blonk blonk blonk fffd krrrk<br />
blonk blonk blonk fffd piiiep blonk blonk blonk fffd fffd piiiep blonk blonk blonk fffd<br />
blonk blonk piiiep Fanfare Applaus…<br />
Die Asche meiner letzten Zigarillo wird länger.<br />
Er rührt sie nicht an.<br />
»Solitaire, wissen Sie.«<br />
»Aha, ja, hmm.«<br />
Blonk blonk blonk fffd krrrk blonk blonk piiiiiep…<br />
»Gibt’s hier keine Kneipe ums Eck – mit ’nem Kartlerstammtisch?«<br />
Er reagiert nicht.<br />
Blonk fffd blonk blonk blonk piiiiiep…<br />
Meine letzte Zigarillo verliert das Gleichgewicht.<br />
Kippt.<br />
Lehnt jetzt am Glasaschenbecher.<br />
Asche und Resttabak jetzt jeweils gleich lang.<br />
Ein Jammer.<br />
»Also, ich muss jetzt gehen.«<br />
Er nimmt die Zigarillo, schüttelt die Asche ab.<br />
Sein dritter Zug – dann drückt er sie aus.<br />
»Eine Frage noch, hätten Sie wohl 30 Cent für mich?«<br />
54 Blonk blonk blonk fffd… Text & Illu: Bernd Klaus
FOTOS FÜR DIE PRESSEFREIHEIT 2018<br />
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FOTOS FÜR JETZT DIE PRESSEFREIHEIT BESTELLEN: 2018<br />
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„Eine geheimnisvolle Frau zieht<br />
durch Abenberg. Ist sie Fee, Hexe,<br />
Nixe o<strong>der</strong> Femme fatale? Sie ist<br />
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Lebens. Sie könnte etwas von <strong>der</strong><br />
seligen Stilla haben, aber auch<br />
Nonne o<strong>der</strong> Geliebte sein.“<br />
Manfred Klier, Roth-Hilpoltsteiner Volkszeitung<br />
Billy Wechsler erhielt für sein<br />
Manuskript Das Morgen ist<br />
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den Elisabeth-Engelhardt-Literaturpreis<br />
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Billy Wechsler<br />
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Morgen<br />
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... und an<strong>der</strong>e Aufzeichnungen<br />
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Pitz<br />
Nachrichten)<br />
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№ 1<br />
Okt.<br />
2014<br />
№ 3<br />
Mitte<br />
2015<br />
№ 5<br />
Kick Off<br />
2016<br />
№ 7<br />
Night<br />
2018<br />
Starring:<br />
Mateusz Węglarczyk<br />
Malena Guinet<br />
klara niklas<br />
Ziad<br />
Stefanie Rittler<br />
Andreas Teindl<br />
TextTrulla<br />
Shape<br />
Franz Hoegl<br />
Erdostiter<br />
Dijm<br />
Zuzanna Urbanczyk<br />
Vektorpocket<br />
Anika Maaß<br />
Pitz<br />
Gisela Lipsky<br />
Madochap<br />
Faizar Rahman<br />
Bernd Klaus<br />
S t a r i n g :<br />
E l i s a b e t h T h o m a<br />
J a n Ö z t ü r k- Le t a u<br />
S t e p h a n i e M e h n e r t<br />
P i t z<br />
M e n a S t a n d h a f t<br />
5 0 K i n g<br />
S e b a s t i a n Lo c k<br />
A n i k a M a ß<br />
Tex t Tr u l a<br />
L u c a K l a u s<br />
A . M a r i a<br />
E rd o s t i t e r<br />
S o n j a G a g e l<br />
S y l v i e We l e r<br />
№ 4<br />
Finish<br />
2015<br />
№ 6<br />
Hot<br />
2017<br />
Meldung.<br />
L e t 's<br />
publish<br />
#8<br />
1<br />
»Die gedruckte<br />
Überraschung<br />
des Jahres«<br />
(Jo Seuß, Nürnberger<br />
»Fortsetzung des<br />
Pop mit an<strong>der</strong>en<br />
Mitteln«<br />
(Mä kelä, 9pm records)<br />
Ausgabe 1<br />
Restexemplare erhältlich.<br />
Starring:<br />
texttru la, Dommel, Pitz,<br />
Mrs. gagel, teindl, Erdostiter<br />
intrODUCing:<br />
Kristin Kerscher, Jonas<br />
Dorner, Susanne Wohlfart,<br />
anja Kröpke, Luca Klaus<br />
Ausgabe 2<br />
Nur noch wenige Exemplare<br />
erhältlich.<br />
Starring:<br />
Maria Bayer<br />
TextTrulla<br />
Mena Standhaft<br />
Sonja Gagel<br />
Marietta Chrobot<br />
Bernd Klaus<br />
Andreas Teindl<br />
Luca Klaus<br />
Sebastian Zapf<br />
Gisela Lipsky<br />
Lena Vetka<br />
Pitz<br />
»Die gedruckte<br />
Überraschung<br />
des Jahres«<br />
(Jo Seuß, Nürnberger<br />
»Fortsetzung des<br />
Pop mit an<strong>der</strong>en<br />
Mitteln«<br />
(Mä kelä, 9pm records)<br />
S t a r i n g :<br />
P i t z<br />
D o r o t h e a P l u t a<br />
J o n a s D o r n e r<br />
U l i D a h l i n g e r<br />
M a r i a B a y e r<br />
t e x r u l l a<br />
M e n a S t a n d h a f t<br />
S o n j a g a g e l<br />
M a r i e t a C h r o b o t<br />
L u c a K l a u s<br />
a n d r e a s t e i n d l<br />
g i s e l a L i p s k y<br />
E r d o s t i t e r<br />
4<br />
... und an<strong>der</strong>e Stücke<br />
Impressum<br />
Ausgabe 3<br />
Restexemplare erhältlich.<br />
Ausgabe 4<br />
Restexemplare erhältlich.<br />
Herausgeber: Oberrang (Designbüro & Verlag)<br />
Redaktion: Bernd Klaus, Sonja Gagel, Mena Standhaft<br />
Gestaltung: Oberrang<br />
List of Contributors: Mateusz Węglarczyk, Malena Guinet,<br />
klara niklas, Ziad, Stefanie Rittler, Andreas Teindl, Dijm,<br />
TextTrulla, Franz Hoegl, Erdostiter, Zuzanna Urbanczyk,<br />
Vektorpocket, Anika Maaß, Pitz, Gisela Lipsky, Faizar Rahman<br />
and Photocase artists Madochap & Shape.<br />
Dank an unsere Werbetreibenden!<br />
STARRING:<br />
Sarah Buth<br />
Jörg Dommel<br />
Eva Wünsch & Luisa Stömer<br />
Gisela Lipsky<br />
Andreas Teindl<br />
TextTrulla<br />
Luca Klaus<br />
Froodmat<br />
Gudrun Orlet<br />
Erdostiter<br />
Bogi Nagy<br />
Marietta Chrobot<br />
Blutpumpe<br />
Sylvie Weller<br />
Rudolf Otrokov<br />
Mena Standhaft<br />
Fotinia<br />
Ausgabe 5<br />
Restexemplare erhältlich.<br />
H F Co l t e l o a k a D e r S t i l e Ko m m a n d e u r<br />
D i m i t r y Ve re s h c h a g i n t r y<br />
Ausgabe 6<br />
Restexemplare erhältlich.<br />
Schlusskorrektur: Ronald Rothenburger<br />
Bildbearbeitung: Tanja Szkudlarek<br />
Druck: DRUCKWERK (www.druckwerk-nuernberg.de)<br />
Internet: Roland Grillenberger (www.grillenberger.eu)<br />
Anzeigenschaltung: Kim Il-sung, info@oberrang.com<br />
Kontakt: Oberrang, Münzgasse 5, 91126 Schwabach,<br />
Telefon: 09122 833213, info@oberrang.com<br />
Zum Nachblättern und Nachbestellen: www.frisches-ufo.de<br />
© Bernd Klaus/Oberrang<br />
Ausgabe 7<br />
Now.<br />
Zum<br />
Nachbestellen.<br />
7 € (+ 1,45 € Versand)<br />
www.frisches-ufo.de<br />
5 8
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Nebenjob in Nürnberg?<br />
Werde Lebensretter!<br />
Nicht nur chronisch kranke Menschen, son<strong>der</strong>n je<strong>der</strong> von uns<br />
kann einmal auf Plasmaspenden angewiesen sein:<br />
nach einem Unfall o<strong>der</strong> nach schweren Verbrennungen.<br />
Darum werde Lebensretter bei CSL Plasma.<br />
Nicht nur chronisch kranke Menschen, son<strong>der</strong>n<br />
je<strong>der</strong> von uns kann einmal auf Plasmaspenden<br />
angewiesen sein.<br />
Pfannenschmiedsgasse 5<br />
90402 Nürnberg | Tel.: 0911 22911<br />
www.plasma-spenden.de<br />
CSL Plasma GmbH | Pfannenschmiedsgasse 5 | 90402 Nürnberg | Telefon 0911/22911<br />
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Werde Lebensretter. Ein gutes Gefühl.