21.11.2018 Aufrufe

Caliban | Programmheft | Junge Oper Rhein-Main | 2018

Nachdem die Kammeroper Caliban von Moritz Eggert 2017 in Amsterdam uraufgeführt wurde, erlebt das Werk im Herbst 2018 unter der Jungen Oper Rhein-Main seine Deutschland-Premiere. In Caliban wählte der Komponist Moritz Eggert eine Gestalt aus William Shakespeares Drama „Der Sturm“ als Protagonisten. Caliban, so lautet der Name einer doppeldeutigen und höchst wandelbaren Figur in Shakespeares Stück, ist der Sohn der Sycorax, die wegen Zauberei aus ihrer algerischen Heimat auf eine Insel verbannt wurde. Als der weise Zauberer Prospero auf dieser Insel eintrifft, gesellt sich Caliban zu ihm und bleibt an seiner Seite. Mit seiner Naturverbundenheit und instinktiv gesteuerten Energie bildet er einen Gegensatz zum stets selbstkontrollierten und kultivierten Prospero. Als Prospero Caliban verdächtigt, seine Tochter vergewaltigt zu haben, kommt es zum Konflikt. Prospero versklavt den Wilden und lässt ihn Härte spüren. Dennoch bleibt die Beziehung zwischen dem Ungezähmten und dem Gebildeten und Kultivierten bis zum Ende ein ungelöstes Problem, denn Caliban weiß sich zu verteidigen. Eggerts ausdrucksstarke Komposition ermöglicht neue und zeitgemäße Perspektiven auf eine bekannte literarische Figur.

Nachdem die Kammeroper Caliban von Moritz Eggert 2017 in Amsterdam uraufgeführt wurde, erlebt das Werk im Herbst 2018 unter der Jungen Oper Rhein-Main seine Deutschland-Premiere.

In Caliban wählte der Komponist Moritz Eggert eine Gestalt aus William Shakespeares Drama „Der Sturm“ als Protagonisten. Caliban, so lautet der Name einer doppeldeutigen und höchst wandelbaren Figur in Shakespeares Stück, ist der Sohn der Sycorax, die wegen Zauberei aus ihrer algerischen Heimat auf eine Insel verbannt wurde. Als der weise Zauberer Prospero auf dieser Insel eintrifft, gesellt sich Caliban zu ihm und bleibt an seiner Seite.

Mit seiner Naturverbundenheit und instinktiv gesteuerten Energie bildet er einen Gegensatz zum stets selbstkontrollierten und kultivierten Prospero. Als Prospero Caliban verdächtigt, seine Tochter vergewaltigt zu haben, kommt es zum Konflikt. Prospero versklavt den Wilden und lässt ihn Härte spüren. Dennoch bleibt die Beziehung zwischen dem Ungezähmten und dem Gebildeten und Kultivierten bis zum Ende ein ungelöstes Problem, denn Caliban weiß sich zu verteidigen. Eggerts ausdrucksstarke Komposition ermöglicht neue und zeitgemäße Perspektiven auf eine bekannte literarische Figur.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

CALIBAN


CALIBAN<br />

Kammeroper für drei Sänger*innen, einen Sprecher und elf Instrumentalist*innen<br />

Musik<br />

Libretto<br />

Freitag, 26. Oktober <strong>2018</strong><br />

Theater Rüsselsheim<br />

Samstag, 10. November <strong>2018</strong><br />

Stadttheater Aschaffenburg<br />

<strong>Caliban</strong><br />

Prospero<br />

Miranda<br />

Ferdinand/Stephano<br />

Trinculo<br />

Moritz Eggert<br />

Peter te Nuyl<br />

Michael Long<br />

Josia Jacobi<br />

Katharina Nieß<br />

Thomas Dorn<br />

Manuela Strack<br />

Regie<br />

Max Koch<br />

Bühne<br />

Theresa Steinert<br />

Kostüm<br />

Sophie Simon<br />

Kostümassistenz Natascha Dick<br />

Dramaturgie<br />

Judith Kissel<br />

Inspizienz<br />

Daniela Kiesewetter<br />

Produktionsassistenz Clemens Gaberdiel<br />

Musikalische Leitung David Holzinger<br />

Musikalische Assistenz Anja Abler<br />

Korrepetition Julian Mörth<br />

Orchester<br />

William Overcash<br />

Minhee Lee<br />

Sherry Kim<br />

Thomas Dittmann<br />

Raúl Flores Aloy<br />

Sonja Dörner<br />

Bálint Gyimesi<br />

Johannes Maruschke<br />

Lukas Kling<br />

Andriy Lisovsky<br />

Anja Abler<br />

Management<br />

Violine<br />

Viola<br />

Violoncello<br />

Kontrabass<br />

Schlagwerk<br />

Flöte/Piccolo/Kontrabassflöte<br />

Klarinette/Bassklarinette<br />

Trompete<br />

Tenor-/Bassposaune<br />

Akkordeon<br />

Keyboard<br />

Björn Rodday<br />

Manuela Strack


VORWORT<br />

von Moritz Eggert<br />

Dass sich eine unabhängige <strong>Oper</strong>nkompanie wie die <strong>Junge</strong><br />

<strong>Oper</strong> <strong>Rhein</strong>-<strong>Main</strong> einer <strong>Oper</strong> wie „<strong>Caliban</strong>“ annimmt, ist<br />

keine Selbstverständlichkeit. Neuinszenierungen gerade<br />

eben uraufgeführter <strong>Oper</strong>n sind selbst im Standard-<strong>Oper</strong>nbetrieb<br />

keineswegs häufig, sondern eine große Seltenheit. Im<br />

freien <strong>Oper</strong>nbetrieb finden sie dagegen quasi nicht statt –<br />

wir haben dort inzwischen alles, von „Carmen im Wohnzimmer“<br />

bis zu „Don Giovanni im Dönerladen“, aber keineswegs<br />

würde man zum Beispiel „Die Soldaten“ oder „Das Mädchen<br />

mit den Schwefelhölzern“ aufführen, auch, weil diese <strong>Oper</strong>n<br />

viel zu aufwändig sind, um sie in einer Produktion der freien<br />

Szene zu präsentieren.<br />

In der Geschichte der <strong>Oper</strong> haben private Initiativen<br />

wie zum Beispiel die Florentiner Camerata immer eine<br />

große Rolle gespielt. Viele <strong>Oper</strong>nhäuser existieren überhaupt<br />

nur deswegen, weil Privatleute ihr Geld dafür gesammelt<br />

haben. Das Repertoire der <strong>Oper</strong> war für einen Großteil ihrer<br />

Geschichte immer zeitgenössisch und keineswegs museal,<br />

die Dominanz des Alten setzt erst mit dem Beginn des 20.<br />

Jahrhunderts ein und dauert bis heute an. Die <strong>Junge</strong> <strong>Oper</strong><br />

<strong>Rhein</strong>-<strong>Main</strong> kann sich also auf eine große und für die <strong>Oper</strong>ngeschichte<br />

essentielle Tradition berufen: Es war selbstverständlich,<br />

dass das, was man aufführte, auch neu war.<br />

Warum nicht auch heute?<br />

Ich freue mich daher sehr, dass die <strong>Junge</strong> <strong>Oper</strong><br />

<strong>Rhein</strong>-<strong>Main</strong> diesen Weg konsequent geht und die Deutsche<br />

Erstaufführung meiner <strong>Oper</strong> „<strong>Caliban</strong>“ unter großem Einsatz<br />

und bewundernswerter Eigeninitiative möglich macht. Sie<br />

setzt hiermit auch politisch ein sichtbares Zeichen für den<br />

selbstverständlichen Umgang mit der Musik der heutigen<br />

Zeit, was im <strong>Oper</strong>nbetrieb keineswegs eine Selbstverständlichkeit<br />

ist.<br />

Dass diese Aufführungen jungen Talenten im Bereich<br />

Gesang, Regie, Dirigieren und Bühne/Kostüm eine<br />

Möglicheit geben, sich zu erproben, ist ein schöner und<br />

sehr wichtiger weiterer Effekt der ganzen Unternehmung.<br />

Ich wünsche daher der <strong>Junge</strong>n <strong>Oper</strong> <strong>Rhein</strong>-<strong>Main</strong> von<br />

Herzen viel Erfolg auf diesem Weg, bedanke mich bei den<br />

vielen Sponsoren und Förderern, die dieses Unterfangen<br />

möglich gemacht haben, und freue mich auf viele weitere<br />

Projekte, die aus der Liebe zur <strong>Oper</strong> entstehen mögen. Denn<br />

ohne Liebe haben wir keine Chance.<br />

2


HANDLUNG<br />

<strong>Caliban</strong> – Kammeroper von Moritz Eggert<br />

Prospero, ehemaliger Herzog von Mailand, ist vom Thron<br />

gestoßen und gemeinsam mit seiner Schwester Miranda<br />

auf eine weit entfernte Insel verbannt worden, wo er seitdem<br />

auf seine Chance wartet, wieder nach Hause zurückzukehren.<br />

In dem Eingeborenen <strong>Caliban</strong>, dem einzigen<br />

Bewohner der Insel, sieht er einen unkultivierten Wilden und<br />

hält ihn als Sklaven.<br />

Szene 1 „Über Sprache und Macht“<br />

Prospero trainiert mit <strong>Caliban</strong> Vokabeln: Muskatnuss, Öl,<br />

Demokratie. „Die Sprache Shakespeares und Jeffersons“ ist<br />

in seinen Augen die Macht, die den Menschen vom Kannibalen<br />

trennt. Bei jedem Fehler bestraft er <strong>Caliban</strong> hart.<br />

Szene 2 „Über Liebe und Schuld“<br />

<strong>Caliban</strong> und Miranda begegnen sich allein und nähern sich<br />

zärtlich an. Miranda ist fasziniert von <strong>Caliban</strong>s Geruch nach<br />

Fenchel, Salbei, Rosmarin und Nelken; fast kommt es zum<br />

Kuss der beiden. Doch Prospero hat die Begegnung bemerkt<br />

und fährt brutal dazwischen. Er beschimpft <strong>Caliban</strong><br />

und beschuldigt ihn der versuchten Vergewaltigung.<br />

Szene 3 „Über Sturm und Schiffbruch“<br />

Prospero träumt, er könne das Schiff des neapolitanischen<br />

Prinzen Ferdinand zum Kentern bringen und diesen so auf<br />

die Insel holen. Durch dessen Heirat mit Miranda soll sie<br />

wieder zu Besitz und Macht gelangen. Er steigert sich in<br />

diese Fantasie hinein und bricht schließlich ermattet zusammen.<br />

Szene 4 „Über Herr und Sklave“<br />

<strong>Caliban</strong> wird das Unrecht klar, das Prospero ihm angetan<br />

hat: Er selbst war zuvor Herr der Insel gewesen, bis Prospero<br />

seine Naivität und Hilfsbereitschaft ausnutzte und ihm<br />

Freiheit und Heimat nahm. Mutig begehrt er nun auf, doch<br />

Prospero korrigiert seine Vorwürfe: Er habe <strong>Caliban</strong> erstmals<br />

wie einen Menschen behandelt, ihn Sprache, Moral<br />

und Anstand gelehrt. <strong>Caliban</strong>s Übergriff auf Miranda habe<br />

jedoch ausreichend bewiesen, dass er nur ein Tier sei, das<br />

Prügel und Strafe verdiene.<br />

Szene 5 „Über Ertrinken und Betrinken“<br />

<strong>Caliban</strong> sammelt Holz für Prospero. Als er Geräusche hört,<br />

fürchtet er sich vor erneuter Bestrafung und stellt sich tot.<br />

Doch es sind Trinculo und Stephano, Freunde des Prinzen<br />

Ferdinand, die neu auf der Insel angekommen sind und sich<br />

schließlich gemeinsam mit <strong>Caliban</strong> betrinken. Dieser zeigt<br />

ihnen die Insel und hofft, dass ihn Stephano, der ihm im<br />

Alkoholrausch gottgleich erscheint, von Prospero befreien<br />

kann.<br />

4


Szene 6 „Über Liebe und Spiele“<br />

Miranda und Ferdinand begegnen sich alleine. Ferdinand<br />

umwirbt Miranda und gibt sich als Mann von Welt. Schließlich<br />

gestehen sie sich ihre Liebe. Eifersüchtig und enttäuscht<br />

beobachtet <strong>Caliban</strong> die Szene und begreift die Oberflächlichkeit<br />

wie Doppelbödigkeit ihres Spiels.<br />

Szene 7 „Über das Lecken von neuen Schuhen“<br />

<strong>Caliban</strong> versucht Stephano davon zu überzeugen, Prospero<br />

zu ermorden, Miranda zu heiraten und die Macht über die<br />

Insel zu übernehmen. Dieser Plan trifft auf offene Ohren:<br />

Stephano und Trinculo folgen <strong>Caliban</strong>, um es mit Prospero<br />

aufzunehmen. Doch dieser ahnt die Verschwörung bereits.<br />

Szene 8 „Über Freiheit“<br />

Enttäuscht von der Hinterlistigkeit seines Sklaven <strong>Caliban</strong><br />

schwört Prospero Rache.<br />

Szene 9 „Über Gier und Unterdrückung“<br />

Stephano und Trinculo lassen sich von Prosperos Schätzen<br />

ablenken, vergessen den Plan der Übernahme der Insel und<br />

raffen stattdessen alle Reichtümer zusammen. So werden sie<br />

gemeinsam mit <strong>Caliban</strong> von Prospero gefasst und bestraft.<br />

Szene 10 „Über Zivilisation“<br />

Wenige Monate später in einem Palast in Neapel spielen<br />

Ferdinand und Miranda miteinander Schach. <strong>Caliban</strong> dient<br />

ihnen als Sklave.


VOLLER LEBENDIGKEIT<br />

Judith Kissel im Gespräch mit Moritz Eggert, Max Koch und David Holzinger<br />

Moritz, du schreibst Musik über Fußball, Twitter, Schnecken<br />

oder die Nutzungsbedingungen von Google; wie<br />

kamst du zum klassischen Shakespeare und zu „<strong>Caliban</strong>“?<br />

Moritz Eggert: Die Idee kam von der Regisseurin der Uraufführung,<br />

Lotte de Beer, und sie schlug auch den großartigen<br />

Autoren Peter te Nuyl für das Libretto vor. Ich selbst wiederum<br />

hatte schon immer ein Faible für Underdog-Stoffe, auch<br />

ein Thema meiner <strong>Oper</strong> „Freax“. Sich auf eine Figur wie <strong>Caliban</strong><br />

zu konzentrieren, fand ich perfekt für eine Kammeroper.<br />

Shakespeare ist für mich immer noch voller Lebendigkeit<br />

und das lebensbejahendste Theater überhaupt. Alles was<br />

im Leben Platz hat, findet auf der Bühne erst seinen wahren<br />

Raum.<br />

In welcher Hinsicht ist „<strong>Caliban</strong>“ ein aktueller Stoff, der mit<br />

unserem Leben zu tun hat?<br />

Moritz Eggert: Wir leben in einer Welt, in der wir das ernten,<br />

was aus jahrzehnte- bis jahrhundertelanger Unterdrückung<br />

entstanden ist. Uns allen ist klar, dass vieles was in Krisengebieten<br />

passiert und uns durch Phänomene wie Terrorismus<br />

entgegenschlägt, mit Entwicklungen zu tun hat, die wir<br />

selber als gewissenlose und ausbeutende Kolonialmächte<br />

ins Leben gerufen haben. Umgekehrt ist diese Vorgeschich-<br />

te keineswegs eine Entschuldigung für Völkermord und Gewalt.<br />

<strong>Caliban</strong> ist hierbei für mich eine symbolische Figur –<br />

ihm wird Gewalt angetan als Ureinwohner der Insel, und am<br />

Ende des Stückes kehrt er den Spieß um. Ist er also Held<br />

oder Opfer oder vielleicht auch Täter? Diese Frage finde ich<br />

sehr interessant.<br />

Das ist ein komplexes Thema. Max, wie gehst du das in<br />

der Inszenierung der <strong>Oper</strong> an?<br />

Max Koch: Wir haben es in „<strong>Caliban</strong>“ mit Figuren zu tun,<br />

die an einem Ort leben, an den sie nicht freiwillig gekommen<br />

sind. Sie sind vertrieben worden, mussten fliehen und<br />

treffen nun ohne den Schutz ihres vertrauten Umfelds aufeinander.<br />

Ich will erzählen, aus welchen unterschiedlichen<br />

Lebenssituationen sie kommen und welchen Herausforderungen<br />

sie sich nun in der Konfrontation mit anderen stellen<br />

müssen. Wie begegne ich den anderen? Nehme ich sie als<br />

mir fremd oder mir ähnlich wahr? Bin ich bereit, Kompromisse<br />

hinsichtlich meiner Gewohnheiten und Lebensentwürfe<br />

einzugehen, um mit anderen zusammenzuleben, zu<br />

einer Gemeinschaft zu werden? – Das sind Fragen, die in<br />

der <strong>Oper</strong> immer wieder gestellt werden. Und immer wieder<br />

bekommen auch die Figuren Chancen, diese Fragen neu zu<br />

7


eantworten, sich anders als zuvor zu entscheiden. Dass sie<br />

diese Chancen nicht ergreifen können – aus Angst, aufgrund<br />

von Schwäche oder Groll – sondern sich die Spirale der Gewalt,<br />

Enttäuschung und Wut immer weiter dreht, macht die<br />

Geschichte so tragisch und aktuell.<br />

Der Konflikt wird zunächst zwischen Prospero und <strong>Caliban</strong><br />

deutlich. Sie eint ein gemeinsames Schicksal – doch die<br />

Möglichkeit, sich zu verbünden entsteht nicht. Woran liegt<br />

das?<br />

Max Koch: Das liegt vor allem an Prospero, der von Anfang<br />

an nicht bereit ist, vielleicht auch nicht in der Lage ist, <strong>Caliban</strong><br />

auf Augenhöhe zu begegnen und ein Zusammenleben<br />

zu ermöglichen. Er hält stur an seinem Weltbild mit unverrückbaren<br />

Macht- und Hierarchiestrukturen fest und muss<br />

sie – und da kommt die Gewalt ins Spiel – unbedingt auch<br />

Miranda und <strong>Caliban</strong> aufzwingen. Für jene tut sich in ihrer<br />

zarten Begegnung schließlich eine wirkliche Alternative auf,<br />

ein eigener möglicher Lebensentwurf, den Prospero jedoch<br />

brutal zerstört. Damit schafft er Leid, Unterdrückung und<br />

Ungerechtigkeit, aus der sich die anderen schließlich nur<br />

befreien können, indem sie selbst zu Tätern werden.<br />

Auch die Musik betont die Unterschiede: <strong>Caliban</strong> kann<br />

singen, Prospero ist als Schauspieler angelegt – ein Duett<br />

ist von Vorneherein ausgeschlossen. Warum sind sie sich<br />

so fremd?<br />

Moritz Eggert: Prospero kommt aus einer komplett anderen<br />

Welt, die sich vielleicht rühmt, nicht mehr ihren ursprünglichen<br />

Emotionen ausgeliefert zu sein. Diese Welt empfindet<br />

sich als „fortschrittlicher“, ist technisch weiter, traut aber<br />

ihrer eigenen Stimme nicht mehr. Daher ist es für mich klar,<br />

dass Prospero nicht mehr singt, er hat es schlicht und einfach<br />

verlernt.<br />

Wie verändern sie sich im Verlauf der <strong>Oper</strong>?<br />

Max Koch: Prospero bleibt bei uns unverändert und stur.<br />

<strong>Caliban</strong> aber verändert sich durch die Gewalt, die er durch<br />

Prospero erlebt. In gewisser Weise kann man sagen, dass<br />

Prospero ihn mehr und mehr durchdringt: Seine Gewalt<br />

staut sich in <strong>Caliban</strong> zum Hass auf und sein Denken – über<br />

Macht, Herrschaft und Besitz – bringt <strong>Caliban</strong> zur Erkenntnis,<br />

dass er sich die Insel, die ihm einst gehörte, wieder erkämpfen<br />

muss. Das war für ihn zuvor nicht relevant.<br />

Wie ist das mit Miranda?<br />

Max Koch: Für sie war <strong>Caliban</strong> offensichtlich nie ein Fremder,<br />

für sie war nie relevant, ob er ihre Sprache spricht oder<br />

nicht. Sie sieht ihn mit anderen Augen als Prospero, was die<br />

ehrliche, zarte Begegnung zwischen den beiden ermöglicht.<br />

Doch Prospero und seine brutale Intervention – aber auch<br />

<strong>Caliban</strong>s harte Worte – haben sie enttäuscht und verändert,<br />

sodass sie, als sie Ferdinand begegnet, bereit ist, eine<br />

Zweckehe einzugehen und Prosperos Plan zu erfüllen.<br />

Wie erzählt Moritz Eggerts Musik diese Geschichte? Was<br />

8


Listen to the voices<br />

and noises of the isle.<br />

Music is in the air and<br />

in the earth. <strong>Caliban</strong>


passiert zum Beispiel im Orchester, David?<br />

David Holzinger: Wir haben eine kleine, kammermusikalische<br />

Orchesterbesetzung mit nur elf Instrumentalist*innen,<br />

aber dafür ein besonders großes und farbenreiches Instrumentarium:<br />

Eine Kontrabassflöte, die sehr selten im üblichen<br />

Konzertrepertoire zu hören ist, bringt einen dunklen, warmen,<br />

erdigen Klang in die Musik. Ein synthetisches Keyboard mit<br />

zahlreichen Effekten – darunter das zentrale „Toy Piano“,<br />

das sich mit einer prägnanten Melodie durch die <strong>Oper</strong> zieht<br />

– wird genutzt. Das architektonische Zentrum, oder das<br />

Herzstück der <strong>Oper</strong> ist jedoch die erweiterte Schlagwerksektion<br />

mit fünfzehn verschiedenen Instrumenten, die von nur<br />

einem Perkussionisten übernommen wird.<br />

Stehen Musik und Instrumentierung in Beziehung zur<br />

Handlung?<br />

David Holzinger: Ja, unbedingt. Die Kontrabassflöte zum<br />

Beispiel ist klar der Welt <strong>Caliban</strong>s, der Insel und der Natur<br />

zugeordnet. Ihre Farbe charakterisiert die Inselsituation<br />

ebenso wie <strong>Caliban</strong> selbst in seiner Naturverbundenheit und<br />

Ursprünglichkeit. Gleichzeitig spielt sie durch ihren ungewohnten<br />

Klang mit Fremdheitsgefühlen der Zuhörenden.<br />

Ähnlich ist das mit den verschiedenen musikalischen Stilen,<br />

die Moritz Eggert bewusst und musikdramaturgisch begründet<br />

einsetzt: Ein Rock-Anthem markiert einen Moment des<br />

Aufbegehrens <strong>Caliban</strong>s, ein barocker Gesangsgestus zitiert<br />

die höfische Sphäre, aus der die Neuankömmlinge stammen<br />

und in der sie verhaftet sind. Egal ob liedhafte, choralartige<br />

oder popmusikalische Elemente – die Musik hat stets<br />

unmittelbar mit den Figuren und der Handlung zu tun, hat<br />

selbst ein szenisches Bewusstsein.<br />

Moritz Eggert: Ja, da <strong>Oper</strong> immer mit Emotionen zu tun<br />

hat und ihre eigentliche Stärke in der tiefenpsychologischen<br />

Deutung mittels Musik liegt, kann man als Komponist nicht<br />

umhin, als sich in die Figuren mit Sympathie hineinzudenken.<br />

Hierbei ist für mich ewig Mozart Vorbild, der sich selbst<br />

in die kleinsten und unwichtigsten Nebenfiguren hineinversetzt<br />

und in ihnen einen Kosmos an Bedeutung findet, woraus<br />

die schönsten Arien resultieren. Diesen grundsätzlichen<br />

Respekt vor jeder Figur möchte ich auch walten lassen, ich<br />

hasse es, wenn alles nur abstrakt und Symbol für etwas ist.<br />

Was ist dir wichtig, wenn das Ensemble deine Musik auf die<br />

Bühne bringt? Gibt es für dich so etwas wie Werktreue?<br />

Moritz Eggert: Die größte Musik ist die, die man auf hunderte<br />

Weisen interpretieren kann, und in der man dann immer<br />

neue Sachen entdeckt. Eine sorgfältige Realisation kann<br />

in Entscheidungen münden, die vielleicht sogar gegen die ursprüngliche<br />

Intention des Komponisten gehen. Solange ich<br />

lebe, werde ich dazu eine Meinung haben – manches wird<br />

mir vielleicht nicht gefallen, manches wird mich überzeugen.<br />

Aber am Ende des Tages habe ich mein Stück in die Welt<br />

gesetzt und es aus der Hand gegeben. Es ist die Aufgabe der<br />

Musiker*innen, verantwortungsvoll damit umzugehen.<br />

11


Listen to the<br />

noises and<br />

voices of the<br />

isle. Music is<br />

in the air and<br />

in the earth<br />

<strong>Caliban</strong>


ÜBER FREMDHEIT<br />

Kannibalen – das sind immer die anderen<br />

Als William Shakespeare 1611 sein Schauspiel „Der Sturm“<br />

veröffentlichte, blickte man voller Faszination und Furcht auf<br />

die fremden Welten und Kulturen mit ihren „wilden“ Tieren<br />

und Menschen, die durch Expeditionsfahrten zur See nun in<br />

greifbare Nähe rückten. Schon bevor Christoph Kolumbus<br />

in seinem Logbuch am 23. November 1492 von den auf der<br />

Insel Hispaniola so gefürchteten „Caniba“ berichtete und den<br />

Namen zu einer der wirkungsmächtigsten Fremdzuschreibungen<br />

lieferte, war man in Europa fest davon überzeugt,<br />

am Rande der bekannten Welt müsse es anthrophagische<br />

(menschenfressende) „Völker“ geben. Die karibischen „Canibales“<br />

erschienen als erste Verkörperung dieser Vorstellung,<br />

aber auch, was man sich nun über die „Westindier“ erzählte,<br />

über ihre halbtierische, dämonische Rohheit, bestätigte<br />

dieses Bild der außereuropäischen Fremde.<br />

Bereits bei Kolumbus wurde klar, dass die vermeintlichen<br />

Kannibalen immer jeweils auf der jeweiligen Nachbarinsel<br />

lebten, diese Zuschreibung also stets gegenseitig<br />

war und immer „die Fremden“ bezeichnete. Später, als sich<br />

schiffbrüchige Seeleute, die in der Not einen Kameraden<br />

verspeist hatten, regelmäßig in Gerichtsprozessen zu verantworten<br />

hatten, trat in dieser Furcht vor dem Fremden die<br />

Angst vor der eigenen Entmenschlichung zu Tage. Und doch<br />

gehört der Kannibalismusvorwurf zu den stabilsten Topoi der<br />

Darstellung fremder Kulturen, diente zur massiven Diskriminierung<br />

von indigenen Bevölkerungsgruppen und schrieb sich<br />

in die Geschichte der gewaltvollen Kolonialisierung zahlreicher<br />

Länder und Regionen ein.<br />

Affe, Bastard, Fisch, Sklave, Monster – es sind nicht<br />

Shakespeare oder Peter te Nuyl, die <strong>Caliban</strong> so beschreiben;<br />

es sind die anderen Figuren des Stücks, die ihn als wild und<br />

fremd betrachten. Es steht also weniger „der Wilde“ selbst<br />

auf der Bühne, sondern vielmehr der – weiße, kolonialistische<br />

– Blick auf ihn, der die Hierarchie, Herrschaft und Ungerechtigkeit<br />

erst verursacht. Diese Konstruktion einer Andersartigkeit<br />

zwischen einem weißen, europäischen, hegemonialen<br />

„Wir“ und dem vermeintlich wilden, barbarischen „Anderen“<br />

fasst der Literaturtheoretiker Edward Said mit dem Begriff<br />

des „Othering“, also der „Fremdmachung“ Anderer, der eine<br />

Hierarchisierung inkludiert.<br />

Wenn Max Koch in seiner „<strong>Caliban</strong>“-Inszenierung<br />

die Figur des Prospero „entzaubert“, ihn der tatsächlichen<br />

Zaubermacht entledigt, nimmt er diese Prozesse ernst. Hier<br />

begegnen sich die Figuren als einfache Menschen, und die<br />

Gemachtheit und Willkür entstehender Macht- und Herrschaftsverhältnisse<br />

wird sichtbar.<br />

14


Language is<br />

the only<br />

power that<br />

saves us<br />

from being<br />

cannibals.<br />

Prospero


MICHAEL<br />

LONG<br />

<strong>Caliban</strong><br />

Michael Long wurde 1987 in Shenyang in China geboren.<br />

Seine musikalische Ausbildung begann er unter Anleitung<br />

seiner Mutter am Klavier, 2003 setzte er sie an der Shenyang<br />

Musikhochschule fort.<br />

Bei dem namhaften Bariton Liu Song-Hu nahm<br />

er erstmals Gesangsunterricht und zog in Folge 2008<br />

nach Wien, um zunächst am Konservatorium der Stadt<br />

Wien und später am Gustav Mahler-Konservatorium zu<br />

studieren. 2011 wechselte er ans renommierte Prayner<br />

Konservatorium und in die dortige <strong>Oper</strong>nklasse. Seit 2010<br />

wird er von der Sopranistin Anna Ryan unterrichtet, weitere<br />

künstlerische Impulse erhält er in der Arbeit mit Maestro<br />

Maximilian und Ljerka Cenčić.<br />

Drei Jahre lang war er in Konzerten des Vienna Imperial<br />

Orchestra und Wiener Royal Orchester als Solist zu<br />

hören. Als lyrischer Tenor glänzte er in zahlreichen <strong>Oper</strong>n-<br />

Galas mit Arien aus u. a. Donizettis „Lucia di Lammermoor“,<br />

Puccinis „La Bohème“ und Bizets „Carmen“.


Josia Jacobi, geboren 1995, studiert American Studies und<br />

Linguistik an der Johannes Gutenberg-Universität <strong>Main</strong>z.<br />

Seine Leidenschaft für Schauspiel entdeckte er bereits in<br />

jungen Jahren. Erste Erfahrungen sammelte er als Synchronsprecher<br />

für Hörspiele bei „Dream Land Productions“.<br />

In Produktionen des <strong>Junge</strong>s Ensembles Rüsselsheim übernahm<br />

er die Rolle des Max Prince in „Ein Gag für Max“ von<br />

Neil Simon. Später besuchte er in Wiesbaden die Schauspielschule<br />

Scaramouche Academy, wo er sich in Improvisation<br />

und Camera-Acting übte.<br />

In den letzten Jahren übernahm er mehrere Statistenrollen,<br />

unter anderem für TV-Krimis wie „Mordsfreunde“<br />

und „Tiefe Wunden“ nach den Büchern von Nele Neuhaus.<br />

Einen weiteren TV-Auftritt hatte er in der Show „Deutschland<br />

Tanzt“, wo er als Live-Announcer für das Bundesland<br />

Hessen die Punkte vergab. Während seinen Auslandssemestern<br />

am Mississippi College in den USA sammelte<br />

Josia Jacobi Bühnenerfahrung durch eine Vielzahl an Theaterstücken<br />

in denen er mitwirkte. So übernahm er die Rolle<br />

des Benedick in Shakespeares „Much Ado About Nothing“<br />

und war später in „The Tempest“ als <strong>Caliban</strong> zu erleben.<br />

Neben seinem Studium war Josia zwei Jahre lang Teil einer<br />

selbst gegründeten, unabhängigen Impro-Theatergruppe.<br />

JOSIA JACOBI<br />

Prospero


KATHARINA<br />

NIESS<br />

Miranda<br />

Katharina Nieß studierte <strong>Oper</strong>ngesang an der Hochschule<br />

für Musik und Tanz Köln und schloss ihr Studium mit dem<br />

Diplom und ein darauffolgendes Aufbaustudium mit dem<br />

Master of Music/<strong>Oper</strong> ab.<br />

Entscheidende künstlerische und pädagogische<br />

Impulse erhielt sie durch Meisterkurse bei Prof. Thomas<br />

Heyer (Frankfurt a. M.) mit dem Pianisten Klaus B. Roth<br />

(Köln) und Judith Lindenbaum (Köln). Weitere Kurse<br />

besuchte sie bei Gemma Visser (Eijsden, NL) und Ulrich<br />

Eisenlohr (Mannheim, Lied).Engagements führten sie u. a.<br />

ans Stadttheater Aachen, Studio d’Opéra Luxembourg,<br />

<strong>Oper</strong>nloft Hamburg, zu Bayer Kultur (Leverkusen), den<br />

Burgfestspielen Bad Vilbel und der <strong>Junge</strong>n <strong>Oper</strong> <strong>Rhein</strong>-<br />

<strong>Main</strong>.<br />

Katharina Nieß lebt in Köln und ist freischaffend<br />

tätig. Auftritte im Konzertfach und Liederabende gehören<br />

neben ihrer <strong>Oper</strong>ntätigkeit zu ihrer musikalischen Arbeit;<br />

ebenso verschiedene kammermusikalische Projekte. Katharina<br />

Nieß ist Stipendiatin des Richard-Wagner-Verbandes.


Als „durchweg beseelter Evangelist“ (Saarbrücker Zeitung)<br />

gepriesen, hat sich der Tenor Thomas Dorn als Konzert-,<br />

aber auch <strong>Oper</strong>nsänger etabliert. Sein Repertoire reicht von<br />

Bachs großen Passionen und zahlreichen Kantaten bis zu<br />

Mendelssohns „Elias“, von der französischen und deutschen<br />

Romantik bis zurück zum Frühbarock.<br />

Seine Fähigkeiten, verschiedene Rollen und Charaktere<br />

zu erarbeiten und zu vermitteln („Mit viel Gespür für<br />

die Gefühlslage des Helden“, Pirmasenser Zeitung), konnte<br />

er sowohl im Musiktheater als auch auf der Konzertbühne<br />

vielfach unter Beweis stellen. Projekte im Bereich der Alten<br />

und vor allem der Zeitgenössischen Musik liegen im besonderenFokus<br />

seiner Tätigkeiten.<br />

Thomas Dorn studierte bei Yaron Windmüller in<br />

Saarbrücken. Er ist Stipendiat der Bruno- und Elisabeth<br />

Meindl-Stiftung und besuchte Meisterkurse bei James<br />

Taylor, Thomas Heyer, Moritz Eggert und Peter Schöne.<br />

Weitere Impulse bekam er unter anderem von Liora Maurer<br />

(New York), Ruth Ziesak sowie Ichiro Nakayama (Tokio).<br />

THOMAS DORN<br />

Ferdinand/Stephano


MANUELA<br />

STRACK<br />

Trinculo<br />

Manuela Strack studierte <strong>Oper</strong>ngesang und Gesangspädagogik<br />

an der Hochschule für Musik und Tanz Köln sowie<br />

in der Klasse von C. Grose am Peter-Cornelius-Konservatorium<br />

<strong>Main</strong>z. Zusätzlich studierte sie an der Johannes<br />

Gutenberg-Universität <strong>Main</strong>z Theater- und Filmwissenschaft<br />

sowie Kulturanthropologie. Maßgebliche künstlerische<br />

Impulse erhielt sie durch Prof. Thomas Heyer<br />

(Frankfurt a. M.).<br />

Bereits während ihres Studiums übernahm sie<br />

Partien in verschiedenen <strong>Oper</strong>nproduktionen, u.a. am<br />

Stadttheater Aachen, dem Staatstheater <strong>Main</strong>z, dem Festspielhaus<br />

Baden-Baden und der Kammeroper Köln. Seit<br />

dem Sommersemester 2015 ist Manuela Strack Dozentin<br />

für Stimm- und Sprechtraining und Intonation an der TU<br />

Darmstadt. Sie ist Mitgründerin des Kammerchores <strong>Rhein</strong>land-Pfalz.<br />

Manuela Strack ist seit 2012 Ensemblemitglied<br />

der <strong>Junge</strong>n <strong>Oper</strong> <strong>Rhein</strong>-<strong>Main</strong> und war als Rosina in Paisiellos<br />

„Il Barbiere di Siviglia“, als Susanna in Mozarts „Le<br />

nozze di Figaro“ und als Eurydike in Offenbachs „Orphée<br />

aux enfers“ zu hören. 2015 gab sie ihr Regiedebüt mit<br />

Mozarts „Così fan tutte“. In der Spielzeit 2016 war sie in<br />

der Titelpartie in Donizettis „Maria Stuarda“ zu hören. Für<br />

(u. a.) die Vorpommersche Landesbühne, das Kurtheater<br />

Bad Wildbad und das Comoedienhaus Hanau hat Strack<br />

die <strong>Oper</strong>ngala „Bretter, die die Welt bedeuten“ inszeniert,<br />

mit welcher die <strong>Junge</strong> <strong>Oper</strong> <strong>Rhein</strong>-<strong>Main</strong> in der Spielzeit<br />

<strong>2018</strong>/19 wieder auf Tournee gehen wird.


David Holzinger studierte Orchesterdirigieren an der Hochschule<br />

für Musik Carl Maria von Weber in Dresden bei Christian<br />

Kluttig und Steffen Leißner. Dort probte und konzertierte<br />

er mit Orchestern wie dem Philharmonischen Orchester<br />

Plauen-Zwickau, der Elblandphilharmonie Sachsen, der<br />

Neuen Lausitzer Philharmonie, der Erzgebirgischen Philharmonie<br />

Annaberg/Aue und der Landeskapelle Eisenach.<br />

2015 war David Holzinger Studienleiter der hochschulinternen<br />

<strong>Oper</strong>nproduktion von Scott Joplins „Treemonisha“,<br />

mit der er am kleinen Haus des Staatsschauspiels Dresden<br />

debütierte. Sein Dirigierstudium begann er bei Maximilian<br />

Cenčić am Prayner Konservatorium für Musik und dramatische<br />

Kunst in Wien.<br />

David Holzinger ist der Gründer und musikalische<br />

Leiter des EXEDRA Ensembles, mit dem er im Juli 2017<br />

beim Fest zur Eröffnung der Salzburger Festspiele debütierte.<br />

Bereits in der dritten Saison ist er Assistent von Gustav<br />

Kuhn, dem künstlerischen Leiter der Tiroler Festspiele in Erl.<br />

Als Dirigent übernahm er dort erstmals im Sommer 2016<br />

die Probenarbeit zu Rossinis „Guillaume Tell“, „Semiramide“<br />

und Verdis „La Traviata“.<br />

David Holzinger dirigierte erfolgreich mehrere<br />

Konzerte mit dem Amsterdam Chamber Orchestra auf einer<br />

einmonatigen Tournee nach China. Als Gastdirigent konzertierte<br />

er im Berio-Saal des Konzerthauses Wien mit dem<br />

Orchester der Konzertvereinigung Wien und dem ASO Wien.<br />

Er war Chefdirigent des TU-Orchesters Dresden und des<br />

Kammerorchesters Dippoldiswalde.<br />

DAVID<br />

HOLZINGER<br />

Musikalische Leitung


MAX KOCH<br />

Regie<br />

Max Koch studiert Musiktheaterregie an der Hochschule<br />

für Musik und Theater Hamburg und Musiktheaterwissenschaft<br />

an der Universität Bayreuth. Im Rahmen seiner<br />

Studien besuchte er Workshops und Meisterkurse bei Willy<br />

Decker, Alexander Meier-Dörzenbach, Francis Hüsers<br />

und Les Ballets C de la B.<br />

Max Koch arbeitet als Regieassistent u. a. am<br />

Theater Augsburg, den Bad Hersfelder Festspielen und<br />

den Bregenzer Festspielen mit Regisseuren wie Peer<br />

Ripberger, Philipp Himmelmann, Benedikt Borrmann,<br />

David Ortmann und Johannes Erath zusammen. Er nahm<br />

am Campustriennale-Programm der Ruhrtriennale teil<br />

und war 2017 Stipendiat des Richard-Wagner-Verbands<br />

Bayreuth. Am Forschungsinstitut für Musiktheater in<br />

Thurnau arbeitet er zurzeit auch als wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter für die Ausstellung „Hitler.Macht.<strong>Oper</strong>“ im<br />

NS-Dokumentationszentrum in Nürnberg.<br />

Zu seinen Inszenierungen zählen u. a. „Das<br />

Hinterhaus“ nach der Monooper „Das Tagebuch der<br />

Anne Frank“ im Theaterquartier Hamburg, die Stückentwicklung<br />

„Liebestod“ beim 67. Festival junger Künstler<br />

Bayreuth und „L’Humaine Comédie – Das Menschentheater“<br />

im Rahmen der Bayreuther Residenztage. Zu seinen<br />

zukünftigen Arbeiten zählen „The Armed Man: A Mass<br />

For Peace“ von Karl Jenkins in der Bayreuther Stadtkirche<br />

und die Stückentwicklung „Birkenau 18/10“ im NS-Dokumentationszentrum<br />

Nürnberg in Kooperation mit dem<br />

Staatstheater Nürnberg.


2017 beendete Theresa Steinert ihr Szenografiestudium<br />

an der Hochschule für Design und Medien in Hannover.<br />

Zu ihren Arbeiten zählen die Bühnenbilder zu „Michaela,<br />

der Tiger unserer Stadt“ von Gianina Carbunariu (Regie:<br />

Christoph Hetzenecker), einer szenischen Lesung im Rahmen<br />

des Festivals „Fabulamundi Playwriting Europe“ im<br />

Marstall des Residenztheaters in München, zu „Archiv der<br />

Erschöpfung“ (Regie: Daniel Förster) und „Das Apokalyptische<br />

Ich“ (Regie: Christine Cyris) beim Spieltriebefestival<br />

des Theaters Osnabrück, zu „Das Hinterhaus“ (Regie: Max<br />

Koch) im Theaterquartier Hamburg sowie zu „Liebestod“<br />

(Regie: Max Koch) beim 67. Festival junger Künstler Bayreuth.<br />

Weitere Erfahrungen im Bereich Bühne und Kostüm<br />

sammelte Theresa Steinert bei Praktika am <strong>Junge</strong>n<br />

Schauspielhaus Hamburg, in einer ZDF-Filmproduktion,<br />

am Landestheater Salzburg, sowie an der Bayerischen<br />

Staatsoper. Sie arbeitet als freischaffende Ausstatterin und<br />

Ausstattungsassistentin und war in dieser Funktion in der<br />

Außenrequisite einer Filmproduktion des ZDF beschäftigt,<br />

sowie am Theater Magdeburg für die Produktion „Der kleine<br />

Horrorladen“ und als Kostümmitarbeiterin für Sebastian<br />

Ritschel bei der Openair-Produktion „Jesus Christ Superstar“<br />

auf dem Domplatz.<br />

THERESA<br />

STEINERTBühne


SOPHIE SIMON<br />

Kostüm<br />

Nach ihrem Abitur und einem halbjährigen Praktikum in<br />

der Kostümabteilung an der Deutschen <strong>Oper</strong> am <strong>Rhein</strong> in<br />

Düsseldorf, fing Sophie Simon 2015 an der Hochschule<br />

für Angewandte Wissenschaften Hamburg an, bei Reinhard<br />

von der Thannen Kostümdesign zu studieren. Im<br />

Laufe ihres Studiums arbeitete sie an mehreren <strong>Oper</strong>nund<br />

Filmprojekten, teilweise in Kooperation mit der Hochschule<br />

für Musik und Theater Hamburg.<br />

Zu ihren Arbeiten gehörten unter anderem „Die<br />

7 Todsünden“ mit Mien Bogaert, „Die Schutzbefohlenen“<br />

mit Ron Zimmering, „Die roten Schuhe“ mit Rica Blunck<br />

und „Liebestod“ mit Max Koch. Im Sommer <strong>2018</strong> entwarf<br />

Sophie Simon das Kostümbild zu Georg Friedrich Händels<br />

<strong>Oper</strong> „Alcina“ in der Regie von Philipp Himmelmann.


Judith Kissel studierte Germanistik, Theaterwissenschaft<br />

und Musikwissenschaft (Magister) an der Johannes<br />

Gutenberg-Universität <strong>Main</strong>z. Assistenzen und Anstellungen<br />

in den Bereichen Dramaturgie und PR führten Sie<br />

ans Landestheater Coburg, zum <strong>Rhein</strong>gau Musik Festival<br />

sowie zu den Internationalen Händel-Festspielen Göttingen.<br />

Seit der Saison 2013/2014 verantwortete sie die Bereiche<br />

PR, Marketing und Dramaturgie bei der PRO ARTE<br />

Frankfurter Konzertdirektion mit Konzerten in der Alten<br />

<strong>Oper</strong> Frankfurt, ab 2017 baute sie in diesen Arbeitsfeldern<br />

zusätzlich die Konzertreihe Wiesbaden Musik auf. Seit der<br />

Spielzeit <strong>2018</strong>/2019 ist sie als Mitarbeiterin im Marketing<br />

am Staatstheater Darmstadt angestellt.<br />

Darüber hinaus schreibt Judith Kissel <strong>Programmheft</strong>texte<br />

für Konzertveranstalter, konzipert und organisiert<br />

Konzertveranstaltungen im <strong>Rhein</strong>-<strong>Main</strong>-Gebiet,<br />

betreut eine Radiosendung im Freien Radio und engagiert<br />

sich in sozialen Bewegungen. Neben dem Studium absolvierte<br />

sie eine Gesangsausbildung und arbeitete in Chorprojekten<br />

u. a. mit Sylvain Cambreling, Vladimir Jurowski,<br />

Plácido Domingo, Krzysztof Penderecki und Bramwell<br />

Tovey in London, New York, Peking, Luxembourg u. a.;<br />

aktuell ist sie im Bachchor <strong>Main</strong>z, dem Extrachor des<br />

Staatstheaters <strong>Main</strong>z, im Vocalconsort <strong>Main</strong>z und weiteren<br />

kleineren Projekten zu hören.<br />

JUDITH<br />

KISSEL<br />

Dramaturgie/Presse


BJÖRN RODDAY<br />

Management<br />

Björn Rodday studierte Freie Bildende Kunst an der<br />

Akademie der Bildenden Künste Nürnberg (Zeichnung/Malerei)<br />

und an der Kunsthochschule <strong>Main</strong>z (Film). Zudem<br />

hat er in Humanmedizin promoviert. Sein künstlerisches<br />

Schaffen ist technikübergreifend angelegt, mit Schwerpunkt<br />

im videoinstallativen Bereich.<br />

Auf musikalischer Ebene war er zunächst Mitglied<br />

des Windsbacher Knabenchores, bevor er mehrere Jahre<br />

als 2. Bass im A-cappella-Quintett VivaVoce sang. Neben<br />

diesem eher modern ausgerichteten Ensemble richtet<br />

sich sein Hauptaugenmerk auf die (Kammer-)Chormusik.<br />

So sang er u. a. im Chor der Bamberger Symphoniker, der<br />

EuropaChorAkademie, im Kammerchor Claritas Vocalis<br />

und im Bachchor <strong>Main</strong>z. Aktuell ist er Mitglied des Kammerchores<br />

<strong>Rhein</strong>land-Pfalz und des A-cappella-Sextetts<br />

„fast 7“.<br />

Neben dem aktiven Part ging seine künstlerische<br />

Tätigkeit stets auch mit der Arbeit im Kulturmanagement<br />

einher. So ist er im Management der <strong>Junge</strong>n <strong>Oper</strong> <strong>Rhein</strong>-<br />

<strong>Main</strong> und des Kammerchores <strong>Rhein</strong>land-Pfalz tätig.


JUNGE OPER<br />

RHEIN-MAIN<br />

Die <strong>Junge</strong> <strong>Oper</strong> <strong>Rhein</strong>-<strong>Main</strong> e.V. (JORM) ist eine gemeinnützige<br />

Förderinstitution für angehende Bühnenkünstler*innen aller Sparten.<br />

Das Ensemble setzt sich zusammen aus angehenden <strong>Oper</strong>nsänger*innen,<br />

Orchestermusiker*innen, Regisseur*innen, Dirigent*innen,<br />

Dramaturg*innen, Theaterpädagog*innen, Bühnen-, Kostüm- und<br />

Maskenbildner*innen u. v. a..<br />

JORM bietet durch die jährlich stattfindenden <strong>Oper</strong>nproduktionen<br />

dem Musiktheaternachwuchs vielfältige Möglichkeiten und<br />

eine Plattform um die künstlerischen Fähigkeiten unter professionellen<br />

Bedingungen weiterzuentwickeln. Seit vielen Jahren existieren<br />

Kooperationen mit Gastspielhäusern, wie dem Theater Rüsselsheim<br />

und dem Stadttheater Aschaffenburg. Zudem finden regelmäßig<br />

Meisterkurse, Schauspielworkshops oder auch Fortbildungen in Bereichen<br />

wie Bühnenkampf und <strong>Oper</strong>nitalienisch durch renommierte<br />

Dozent*innen statt.<br />

Teamgeist, Kollegialität, Kreativität und viel Herzblut aller<br />

Beteiligten sind maßgeblich und charakteristisch für die Arbeit<br />

von JORM. Das Ensemble setzt sich international zusammen, die<br />

Arbeitsweise ist interdisziplinär. Die Unterstützung durch Stiftungen<br />

und Sponsoren ist für die Realisierung der Projekte essentiell, ebenso<br />

das ehrenamtliche Engagement der Mitglieder von JORM.


Danke an<br />

den Kulturfonds Frankfurt <strong>Rhein</strong><strong>Main</strong>, die Talentschmiede<br />

Unternehmensberatung AG, das Theater Rüsselsheim und<br />

Karin Krömer, das Stadttheater Aschaffenburg und Burkard<br />

Fleckenstein, die Stadt Raunheim und Kerstin Mohr sowie<br />

die Familie Mörth, Moritz Eggert, Peter Schöne, das Staatstheater<br />

Darmstadt und Ruth Spemann und Peter Weigand,<br />

Christopher Glocker von Musikaktiv, Wake Port in Raunheim,<br />

Florian Parkitny, Sophia Fitz, Jessica Quinlan, Hilde Kuethe<br />

und die vielen anderen, ohne die „<strong>Caliban</strong>“ nicht möglich gewesen<br />

wäre.<br />

Impressum<br />

<strong>Junge</strong> <strong>Oper</strong> <strong>Rhein</strong>-<strong>Main</strong> e.V.<br />

1. Vorsitzende Manuela Strack<br />

2. Vorsitzender Dr. Björn Rodday<br />

Kontakt info@jorm.de | www.jorm.de<br />

www.facebook.com/jungeoperrheinmain<br />

www.instagram.com/jungeoper<br />

Redaktion Judith Kissel<br />

Text- und Bildnachweise Titelbild: Theresa Steinert<br />

Vorwort: Moritz Eggert | Handlung: Max Koch, Judith Kissel<br />

Über Fremdheit: Judith Kissel | Szenenfotos: Philip Artus<br />

Foto Thomas Dorn: Michael Haggenmüller | Foto David Holzinger:<br />

Christoph M. Bieber | Foto Judith Kissel: Annika Wehrle<br />

Foto Björn Rodday: Lisa Farkas


Talentschmiede, die<br />

Young Professional Beratung<br />

In der heutigen Arbeitswelt muss jedes Unternehmen darum bemüht<br />

sein, sich frühzeitig um die besten Talente für seinen Mitarbeiter- und<br />

Managementnachwuchs zu bemühen.<br />

Die Talentschmiede fördert als branchenübergreifende IT Unternehmensberatung<br />

den Einsatz von Absolventen und Young Professionals. Wir<br />

bieten unseren Kunden Projektteams mit jungen, talentierten und hoch<br />

motivierten Mitarbeitern, die dank unseres innovativen Ausbildungs und<br />

Betreuungskonzeptes sehr gute Kenntnisse und Fähigkeiten ihres jeweiligen<br />

Fachgebietes besitzen.<br />

Unsere Mitarbeiter sind in ein durchgängiges Betreuungs und Ausbildungskonzept<br />

inklusive kontinuierlichen Weiterbildungs und Zertifizierungsprogrammen<br />

(nach Absprache auch auf den Systemen der<br />

Kunden) eingebunden, das den kontinuierlichen Ausbau ihres Wissens<br />

sicherstellt. Alle Mitarbeiter erhalten Coaching und Mentoring durch vom<br />

Management geführte Programme.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!