Jagd & Natur Ausgabe Dezember 2018 | Vorschau
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<strong>Jagd</strong> & Gesellschaft<br />
Olma <strong>2018</strong><br />
OLMA <strong>2018</strong>: grossartiger<br />
Auftritt der Schweizer <strong>Jagd</strong><br />
Es war ein überaus publikumswirksamer Auftritt der Schweizer Jägerinnen<br />
und Jäger an der 76. OLMA in St. Gallen. Mit der Sonderschau<br />
«<strong>Natur</strong> erleben», dem Symposium «Brennpunkt Biodiversität» sowie<br />
den Auftritten am traditionellen Festumzug und in der Arena setzte sich<br />
die Schweizer <strong>Jagd</strong> sympathisch, attraktiv und professionell in Szene.<br />
Text und Fotos: Markus Meier und Markus P. Stähli<br />
Am Mittwoch, 17. Oktober<br />
<strong>2018</strong>, fand an der<br />
OLMA, der grössten<br />
und beliebtesten Publikumsmesse<br />
der Schweiz, «der Tag<br />
der <strong>Jagd</strong>» statt. Höhepunkt<br />
war das mit hochkarätigen<br />
Referenten besetzte Symposium<br />
«Brennpunkt Biodiversi-<br />
Peter Weigelt<br />
tät» unter dem Patronat der Sophie und Karl Binding<br />
Stiftung. Nach den Begrüssungsworten von Peter<br />
Weigelt, Präsident Revierjagd SG, und den Ausführungen<br />
von Regierungsrat Bruno Damann, Vorsteher des<br />
Volkswirtschaftsdepartements St. Gallen, zum Thema<br />
«Die Biodiversitäts-Strategie des Kantons St. Gallen»<br />
führte Hanspeter Trütsch, ehemaliger Bundeshauskorrespondent<br />
TV SRF, in die Thematik ein und übernahm<br />
im Anschluss die Moderation.<br />
Der Biodiversität geht es nicht gut<br />
Ein Grossteil der Bevölkerung<br />
sei der Ansicht, dass es<br />
der Biodiversität in der<br />
Schweiz gut gehe, beklagte<br />
Dr. Daniela Pauli, Geschäftsführerin<br />
des Forums Biodiversität,<br />
in ihrem Einführungsreferat.<br />
Doch trotz<br />
Dr. Daniela Pauli<br />
grosser Anstrengungen sei<br />
genau das Gegenteil der Fall. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts<br />
gehe die Artenvielfalt in der Schweiz mehr<br />
und mehr zurück. Und es sehe düster aus. Rund 36<br />
Prozent der untersuchten Arten gelten inzwischen<br />
als bedroht. Und der Negativtrend habe bisher nicht<br />
gestoppt werden können. Die Wissenschaftlerin belegte<br />
ihre Ausführungen zum Zustand, zur Bedeutung<br />
und zum Handlungsbedarf bzgl. Biodiversität<br />
mit aussagekräftigen Zahlen und eindrücklichen Grafiken.<br />
Schliesslich stellte sie fest, dass der Biodiversitätsschwund<br />
von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen<br />
werde und es deutlich grössere Anstrengungen<br />
in allen Gesellschafts- und Politikbereichen<br />
brauche, aber auch Engagement von jedem Einzelnen.<br />
Dr. Daniela Pauli schloss ihr Referat mit der<br />
Feststellung: «Wer sich für die Biodiversität engagiert,<br />
setzt sich für die Sicherung der Lebensgrundlagen<br />
der Zukunft ein.»<br />
Kurzreferate von <strong>Jagd</strong>,<br />
<strong>Natur</strong>schutz und Landwirtschaft<br />
Dem Einführungsreferat folgten kontradiktorische<br />
Kurzvorträge unter dem Übertitel «Biodiversität –<br />
Spannungsfelder und Herausforderungen». Zur «Regulierung<br />
von Grossraubwild – machbar und<br />
sinnvoll?» äusserten sich Ständerat Stefan Engler (aktiver<br />
Jäger) und Nationalrätin Ursula Schneider<br />
Schüttel (Präsidentin Pro <strong>Natur</strong>a Schweiz), zum<br />
Thema «Landwirtschaft – Täter oder Förderer?»<br />
Nationalrat Markus Ritter (Präsident des Schweizerischen<br />
Bauernverbands) und Dr. Christian Meienberger<br />
(Geschäftsführer Pro <strong>Natur</strong>a St. Gallen-<br />
Appenzell).<br />
Für Bestandsregulierung des Grossraubwilds<br />
Weder übermässige Hysterie<br />
noch falsche Romantik seien<br />
in Bezug auf das Grossraubwild<br />
angebracht, zeigte sich<br />
Jäger Stefan Engler überzeugt.<br />
Die Bestandsregulierung,<br />
aber insbesondere<br />
auch die Möglichkeit, im Bedarfsfall<br />
rasch und effizient<br />
Stefan Engler<br />
einzugreifen, seien Voraussetzung für die Koexistenz<br />
von Mensch, Nutztier, Bär und Wolf. Daher ein klares<br />
«Ja» auf die Frage, ob Grossraubwild reguliert werden<br />
solle. Wenn der entsprechende Rechtsrahmen dafür<br />
geschaffen werde, steige auch die Akzeptanz der<br />
Grossraubtiere in der Bevölkerung, erklärte der Bundesparlamentarier.<br />
Koexistenz und Sensibilisierung<br />
Die Frage, ob «Beutegreifer»<br />
(die Referentin gab dieser Bezeichnung<br />
gegenüber «Grossraubtier»<br />
den Vorzug) reguliert<br />
werden sollen, beantwortete<br />
Ursula Schneider<br />
Schüttel mit einem klaren<br />
«Nein». Es gebe genügend<br />
Ursula Schneider Schüttel<br />
Platz und genügend Beute in<br />
unserem Land. Die Referentin trat dafür ein, Koexistenzen<br />
zu fördern und die Menschen für die Artenvielfalt<br />
zu sensibilisieren. Dadurch würden Konflikte lösbar.<br />
Die Verluste an Wild und Nutztieren durch grosse<br />
Beutegreifer müsse man angesichts der natürlichen<br />
Abgänge wie beispielsweise Abstürze im Gebirge<br />
differenziert betrachten. Die <strong>Jagd</strong> solle aber weiterhin<br />
möglich sein, und sie erfülle wichtige Aufgaben,<br />
bekräftigte sie.<br />
Nachhaltige Landwirtschaft<br />
Mit 37 % der Landesfläche,<br />
die in der Schweiz von der<br />
Landwirtschaft genutzt würden,<br />
sei diese ein sehr<br />
wichtiger Teil der Biodiversität,<br />
erklärte Bauernpräsident<br />
Markus Ritter. Obwohl man<br />
in der Vergangenheit viel erreicht<br />
habe, indem man die<br />
Markus Ritter<br />
Nachhaltigkeit stets in den Mittelpunkt gestellt habe,<br />
stelle die Biodiversität auch in Zukunft eine grosse<br />
Herausforderung dar. Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln,<br />
die Verwaldung der Kulturlandschaft<br />
oder die <strong>Jagd</strong> wurden in diesem Zusammenhang genannt.<br />
Bei dieser Gelegenheit dankte Markus Ritter<br />
den Schweizer Jägerinnen und Jägern für die gute<br />
Zusammenarbeit. Er forderte dazu auf, die bewährten<br />
Projekte seien weiterzuentwickeln. Das gehe<br />
aber nur gemeinsam. Ritter gab aber auch zu bedenken,<br />
dass sich die Landwirtschaft stets am Markt zu<br />
orientieren habe und schlussendlich Produkte verkaufen<br />
müsse.<br />
Landwirtschaft als Hauptverursacher<br />
Sehr kritisch sah Dr. Christian<br />
Meienberger, Geschäftsführer<br />
Pro <strong>Natur</strong>a St. Gallen-<br />
Appenzell, die Rolle der<br />
Landwirtschaft. Er attestierte<br />
ihr zwar, dass ohne sie keine<br />
Trockenwiesen entstanden<br />
wären, sieht aber die heutige<br />
Dr. Christian Meienberger<br />
moderne Landwirtschaft als<br />
Hauptursache für den Abwärtstrend bei der Biodiversität.<br />
Er warf der Landwirtschaft gar vor, nur intensiv,<br />
aber nicht effizient zu sein. Er forderte abschliessend,<br />
künftig nur mehr eine effiziente statt eine intensive<br />
Landwirtschaft zu unterstützen, die Qualität<br />
der bestehenden Biodiversitätsförderflächen (BFF)<br />
und <strong>Natur</strong>schutzgebiete zu fördern, die Quantität der<br />
BFF zu erhöhen (z. B. Renaturierung zerstörter Moore)<br />
sowie einen kleinen Teil der landwirtschaftlichen<br />
Nutzfläche der <strong>Natur</strong> zurückzugeben (mehr Raum<br />
für Auen/Fliessgewässer).<br />
Engagierte Podiumsteilnehmer<br />
Den engagierten Vorträgen, welche die Entwicklung<br />
der Biodiversität, die Regulation von Grossraubwild<br />
und die Landwirtschaft aus jeweils unterschiedlichen<br />
Blickwinkeln beleuchteten, folgte eine Podiumsdiskussion.<br />
Im Rahmen der geplanten Teilrevision des Bundesjagdgesetzes<br />
(s. JAGD&NATUR 8/<strong>2018</strong>) trat Jäger<br />
Stefan Engler nochmals für die Regulation von Grossraubwild<br />
ein. Die Kompetenz solle künftig auf die<br />
Kantone übertragen werden und die Stelle, welche<br />
über eine Abschussbewilligung entscheide, müsse<br />
näher an der Basis sein, forderte er. Damit steige<br />
auch die Akzeptanz in der Bevölkerung. Ähnlich äusserte<br />
sich Bauernvertreter Markus Ritter. Grossraubwild<br />
lege die Scheu vor Menschen und Haustieren<br />
ab, wenn es nicht bejagt werde, beteuerte er. Anders<br />
sah es Pro-<strong>Natur</strong>a-Präsidentin Ursula Schneider<br />
Schüttel. Das Grossraubwild reguliere sich von<br />
selbst, meinte sie. Einer «vorsorglichen» Bejagung<br />
könne sie nicht zustimmen. Allerdings räumte sie<br />
ein, dass im äussersten Notfall – also, wenn beispielsweise<br />
einzelne Tiere atypisches Verhalten zeig-<br />
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