8 d’Isarwinkler
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Planetarium & Theater<br />
Szenenfoto aus der Oper „Die Kluge“ von Carl Orff, Figuren von<br />
Pierre Monnerat, Kostüme von Karin Oberacher<br />
man Talent, Leidenschaft und Idealismus“,<br />
sagt Albert Maly-Motta.<br />
Er selbst hat sich das komplizierte<br />
Zusammenspiel zwischen Schnüren,<br />
Gliedmaßen und Händen schon<br />
als kleiner Bub selbst beigebracht.<br />
Karl-Heinz Bille dagegen wurde das<br />
Puppenspieler-Gen quasi in die Wiege<br />
gelegt. Die Familie Bille galt im<br />
Chemnitzer Raum als Puppenspieler-Dynastie.<br />
Jeder Puppenspieler übernimmt<br />
mehrere Rollen<br />
Planeten ein. Ab und an dient das<br />
Planetarium auch als Ort privater<br />
Veranstaltungen wie Hochzeiten<br />
oder Geburtstage. Er wurde<br />
von der Stadt Bad Tölz eigens<br />
als Trauungsort gewidmet.<br />
Wenn der Vortrag über die Sterne<br />
beendet ist, eilt Albert Maly-Motta<br />
zurück ins Erdgeschoss, um pünktlich<br />
als Puppenspieler auf der Bühne<br />
des Marionettentheaters zu stehen.<br />
Ein Widerspruch? „Nein, gar<br />
nicht“, sagt der vielseitige Künstler<br />
und lacht. „Das Publikum ist im<br />
Prinzip dasselbe: Kinder und Erwachsene.“<br />
Das Umschalten fällt<br />
Hunderte von Fixsternen leuchten in der Dunkelheit,<br />
wenn der Projektor läuft.<br />
ihm aber dann doch nicht immer so<br />
leicht, wie er augenzwinkernd zugibt.<br />
Denn das Puppenspiel fordert<br />
höchste Konzentration. Etwa 100<br />
Sitzplätze umfasst das über 100 Jahre<br />
alte Marionettentheater mit der<br />
so genannten „Guckkastenbühne“.<br />
Das Team besteht aus etwa zehn<br />
Personen, die Schauspieler, Requisiteure,<br />
Beleuchter und Putzpersonal<br />
in einer Person sind. „Hier muss<br />
jeder alles machen“, bestätigt der<br />
engagierte Theaterchef. Die Puppenspieler<br />
– in der Mehrzahl übrigens<br />
Damen – sind ehrenamtlich tätig.<br />
„Zum Marionettenspiel braucht<br />
Etwa 200 Auftritte absolvieren die<br />
Theaterschaffenden pro Jahr. Zum<br />
Repertoire zählen Märchen, Opern<br />
und Volksstücke wie der beliebte<br />
„Brandner Kaspar“. Jeder Spieler<br />
übernimmt in der Regel mehrere<br />
Rollen in einem Stück. Das ist bei<br />
Stücken mit bis zu 40 Figuren nicht<br />
nur eine logistische Herausforderung<br />
auf den engen „Brücken“ hinter<br />
der Bühne. Im Gegensatz zum<br />
Sprechtheater werden Musik, Gesang<br />
und Sprache über ein Tonband<br />
abgespielt. Denn den Marionetten<br />
neben präzisen Bewegungen auch<br />
noch die eigene Stimme zu geben,<br />
überfordert selbst den versiertesten<br />
Puppenspieler.<br />
So war es auch am 10. November,<br />
als die neue Inszenierung Premiere<br />
feierte: Der Nussknacker. Doch mit<br />
dem Ballett-Klassiker von Tschaikowsky<br />
hat dieses Stück nur wenig<br />
gemein. Albert Maly-Motta und<br />
Karl-Heinz Bille haben der Geschichte<br />
neues Leben eingehaucht<br />
und die Choreographie für die Bedürfnisse<br />
eines Figurentheaters umgeschrieben.<br />
„Da werden auch einige<br />
experimentelle Szenen zu sehen<br />
sein“, verrät der Theaterleiter, der<br />
große Freude an neuen Spieltechniken<br />
und Methoden hat.<br />
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