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Neue Szene Augsburg 2018-12

Stadtmagazin für Augsburg

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37<br />

»Es hat mich stark beeindruckt, wie<br />

respektvoll und menschlich Mitarbeiter<br />

und Fans beim FCA miteinander<br />

umgehen.«<br />

FCA-Kapitän Daniel Baier und Filmemacher Franz Stepan<br />

Bradford City erzählt eine lineare Entwicklungsgeschichte, vom Kauf der<br />

deutschen Eigentümer eines englischen Profiklubs über das Playoff-Endspiel<br />

im Wembley Stadion bis zum Start in die nächste Saison. Der Film „Mehr als<br />

nur 90 Minuten“ hingegen ist eine Art Bestandsaufnahme, der ein Portrait des<br />

FC <strong>Augsburg</strong> im Jubiläumsjahr zeigt. Mit einem großen historischen Rückblick<br />

auf eine unglaublich bewegte Geschichte.<br />

Hand auf’s Herz. Was wussten sie denn über den FCA, bevor die<br />

Anfrage ins Haus flatterte?<br />

Als Münchner Fußballfan verfolge ich seit meinem sechsten Lebensjahr<br />

die Spiele vom TSV 1860, vom FC Bayern und später dann auch noch von<br />

der SpVgg Unterhaching. So hatte ich den FC <strong>Augsburg</strong> immer im Blick. Ich<br />

war auch Zuschauer bei dem legendären 100.000-Zuschauer-Spiel im Olympiastadion<br />

1973, dem 1:1 gegen 1860. 45 Jahre später Kapitän Alwin „Winni“<br />

Fink persönlich kennenzulernen, der mir spontan das „Du“ anbot, hätte ich<br />

mir nicht träumen lassen.<br />

Mit Sicherheit haben sie im Laufe der Filmarbeiten in <strong>Augsburg</strong> viele<br />

und auch tiefe Einblicke in das Vereinsleben gewinnen können.<br />

Am Anfang war ich mir nicht sicher, wie spannend und emotional der<br />

Film werden kann. Deshalb war vor einem Jahr auch noch keine Produktion<br />

in Spielfilmlänge geplant. Aber schon kurz nach Beginn der Dreharbeiten<br />

war klar, dass es schade wäre, diese unglaubliche Erfolgsgeschichte in einen<br />

engen zeitlichen Rahmen zu pressen. Wir hatten so viele beeindruckende<br />

Persönlichkeiten vor der Kamera, welche die Werte des FCA emotional bewegend<br />

und überzeugend vermitteln.<br />

Welchen Eindruck haben Sie dadurch vom FCA bekommen?<br />

Für mich war total verblüffend, dass ein hoch professionell geführter Bundesligaverein<br />

sich all die bodenständigen, familiären Werte bewahrt hat, die<br />

man eher vom engen Zusammenhalt eines kleinen Amateurvereins kennt. Es<br />

hat mich stark beeindruckt, wie respektvoll und menschlich Mitarbeiter und<br />

Fans miteinander umgehen. Und das macht in meinen Augen, wenn ich den<br />

FC <strong>Augsburg</strong> mit anderen Vereinen vergleiche, letztlich den Erfolg aus.<br />

Sie selbst sind ein glühender Fußball-Fan und Mitglied des FC Bayern.<br />

Ist ein guter Einblick in dieses Geschäft eine zwingende Voraussetzung,<br />

um so einen Film überhaupt machen zu können?<br />

Einerseits macht es das Einarbeiten und das Verständnis für alles leichter,<br />

andererseits achte ich auf Abstand. Ich stelle mir immer Freunde vor, die so ein<br />

Thema nicht interessiert und überlege dann, wie der Film aussehen muss, dass<br />

sie ihn spannend finden. Zuerst soll so ein Film selbstverständlich die FCA-Familie<br />

begeistern, wenn wir es aber schaffen, dass über Fußballfans hinaus Menschen<br />

sich für den FCA interessieren und verblüfft sind, wie toll die Geschichte<br />

und die beteiligten Akteure sind, dann haben wir unser Ziel erreicht.<br />

Sind Sie auch ein bisschen zum FCA-Fan geworden?<br />

Mittlerweile bin ich sogar Mitglied des FC <strong>Augsburg</strong>, schaue mir alle<br />

Spiele des FCA an (was bedeutet, dass ich oft auf zwei Monitore schauen<br />

muss) und möchte über den Film hinaus einen engen Kontakt zum Club<br />

halten. Immer in der Hoffnung, dass mich die FCA-Familie, die mir ans Herz<br />

gewachsen ist, dauerhaft aufnimmt.<br />

Der FC <strong>Augsburg</strong> ist nicht der FC Bayern und hatte viele Jahre nur<br />

wenig öffentliche Präsenz in den Medien. Wie schwierig war es, an<br />

Film- und Fotomaterial der Vereinsgeschichte heranzukommen?<br />

Tatsächlich war es nicht einfach an Bewegtbildmaterial zu kommen.<br />

Glück hatten wir, dass wir auf tolles Super 8-Material aus den 1970er Jahren<br />

eines glühenden FCA-Fans zurückgreifen konnten, auf das gut organisierte<br />

Foto-Archiv des Vereins sowie auf das umfangreiche Archiv der <strong>Augsburg</strong>er<br />

Allgemeinen und des Bayerischen Fernsehens.<br />

Der Verein hatte natürlich seine Vorstellungen, wie der Club im Film<br />

dargestellt werden sollte. Hat man als Regisseur dennoch die Freiheit,<br />

seine eigenen Empfindungen miteinzubringen?<br />

Der Club hat intern im Vorfeld sehr genau besprochen, was im Film vorkommen<br />

sollte und mir dann die erforderliche Freiheit in der Gestaltung<br />

gelassen. Ab der ersten Rohschnittfassung haben wir bei drei Abnahmen in<br />

München gemeinsam den Feinschliff festgelegt und dann in enger Abstimmung<br />

an der finalen Fassung gearbeitet. Besonders erwähnenswert ist die<br />

von Beginn an große Unterstützung der Dreharbeiten durch den Verein, vor<br />

allem durch Michael Ströll, Dominik Schmitz und Jakob Kunz, von Mannschaft<br />

und Trainerstab, Mitarbeitern und Fans.<br />

Was war die größte Herausforderung im Laufe der Arbeiten?<br />

Wie immer die Unmengen an Material in den Griff zu bekommen und<br />

auf die ein oder andere schöne Geschichte oder <strong>Szene</strong> verzichten zu müssen.<br />

Was ist ihre ganz persönliche Lieblingsszene in dem Film?<br />

Da habe ich sehr viele. Um drei zu nennen: Evi Heindl mit der Story über<br />

ihren Besuch in der Wohnung von Joseph Babatunde, die spielerische Leichtigkeit<br />

von Tim Binder aus der U<strong>12</strong> oder die jeden Laien staunend machende<br />

Taktikerklärung von Manuel Baum mit der „ballnahen und der ballfernen<br />

Raute“.

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