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DLG Saatgut Magazin Winter 2018

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ar. Alle weiteren Feldarbeiten (Düngung,<br />

Pflanzenschutz) erfolgen produktionsorientiert,<br />

begrenzen sich aber räumlich auf<br />

die Produktionsstreifen durch Unterflurdüngung<br />

und Bandspritzung.<br />

Wo liegen die Besonderheiten im Vergleich<br />

zu herkömmlichen Untersaat- und<br />

Mischfruchtverfahren zu Mais? Herkömmliche<br />

Untersaat- und Mischfruchtverfahren<br />

bestehen in der Regel aus einer<br />

oder wenigen Kulturpflanzenarten, z. B.<br />

Weidelgras oder Stangenbohnen. Diese<br />

werden zeitlich mit oder kurz nach der<br />

Maisaussaat etabliert. Der Landwirt wählt<br />

die Untersaaten- oder Mischfrüchte mit<br />

dem Ziel aus, eine möglichst vollständige<br />

Bodenbedeckung und/ oder eine ertragliche<br />

Ergänzung zum Mais zu erreichen.<br />

Im Unterschied dazu verfolgt der Maisanbau<br />

mit Mikro-Blühstreifen das Ziel, bereits<br />

im Herbst des Vorjahres blühende<br />

Wildkräuter zu etablieren, welche ökologische<br />

Vorteilswirkungen mit einer geringen<br />

Massewüchsigkeit kombinieren und<br />

die ökologischen Vorteile auch nach der<br />

Maisbestellung erhalten. Die gezielte Auswahl<br />

der Wildkräuter besitzt eine Schlüsselfunktion<br />

für eine hohe Artenvielfalt und<br />

geringe Konkurrenz zu den Maispflanzen.<br />

Zu den Auswahlkriterien zählen:<br />

• hohe Pollen- und Nektarfunktion für Insekten,<br />

• geringe Konkurrenzkraft zu Mais,<br />

• Vermeidung phytosanitärer Probleme<br />

(Ausschluss von bekannten Zwischenwirten,<br />

Kulturpflanzen),<br />

• gute technologische Eignung der Samen<br />

für die Aussaat,<br />

Kurz gefasst<br />

Mikro-Blühstreifen im Mais führen<br />

bis zur Ernte zu verbesserter<br />

Deckung, Nahrung und verbesserten<br />

Vermehrungsflächen für Laufkäfer,<br />

Blütenbesucher, Agrarvögel<br />

und vermutlich auch für weitere<br />

Artengruppen. Durch Mikro-<br />

Segregation integrierte Blühstreifen<br />

tragen demnach erheblich zur<br />

Diversifizierung einzelner Flächen,<br />

aber auch der Agrarlandschaft<br />

bei. Technologisch stellt das<br />

Verfahren gegenüber dem üblichen<br />

Maisanbau höhere Anforderungen,<br />

es greift jedoch auf etablierte<br />

Technologien wie Strip-Till<br />

und Bandspritzung zurück.<br />

In ersten Versuchen zeigte das<br />

neue Verfahren bei Mais Mindererträge<br />

von 30 bis 40 %. Das<br />

Anbauverfahren bietet jedoch<br />

noch weitere Optionen für eine<br />

• landschaftstypische, regionale Herkunft<br />

der Wildkrautarten.<br />

Damit scheidet die Verwendung bisher<br />

meist üblicher Pflanzensamengemischen<br />

für den Zwischenfruchtanbau oder die<br />

Biogasnutzung aus.<br />

Erste Anbauerfahrungen. Den fünf Kriterien<br />

folgend wurden verschiedene Wildkraut-<strong>Saatgut</strong>mischungen<br />

zusammengestellt<br />

und an zwei Versuchsstandorten in<br />

Grafik 1: Zeitliche Verteilung des Blütenangebots<br />

über verschiedene Blühfarben (Standort Dedelow)<br />

Artenanzahl<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

Mais<br />

Aussaat<br />

BBCH 31 BBCH 51<br />

0<br />

105 118 134 146 159 173 188 201 217 230 244<br />

Tag im Jahr<br />

blau rot gelb weiß unscheinbar<br />

Feinsteuerung und Reduktion des<br />

Ertragsunterschiedes. Dazu gehören<br />

u. a. die Weiterentwicklung<br />

der Wildkraut-Saatgemische, die<br />

Optimierung zur Bodenbearbeitung<br />

der Maisreihen und die<br />

Breite der Mikro-Blühstreifen.<br />

Neue Lösungsansätze sind auch<br />

erforderlich, um die unkontrolliert<br />

aufwachsenden Beikräuter in den<br />

Mikro-Blühstreifen in den Griff zu<br />

bekommen. Dieser Frage soll in<br />

weiteren Versuchen nachgegangen<br />

werden.<br />

Wichtig ist schließlich eine<br />

ökonomische Bewertung des<br />

Verfahrens. Es muss geklärt werden,<br />

wie hoch die zu erwartenden<br />

Mehrkosten sind, die gegebenenfalls<br />

über eine Greening-Maßnahme<br />

bei der Agrarförderung finanziert<br />

werden können.<br />

Brandenburg (Uckermark, Märkisch-<br />

Oderland) getestet. Bezüglich der Aussaatmengen<br />

der einzelnen Arten gab es zwei<br />

Varianten:<br />

• hochwüchsige Arten dominieren mengenmäßig<br />

(Mischung 1) bzw.<br />

• niedrigwüchsige Arten dominieren die<br />

Mischung (Mischung 2).<br />

Die Aussaat der Wildkrautarten erfolgte<br />

im Vorjahr nach der Ernte des Getreides.<br />

Da die angesäten Wildkrautarten sich in<br />

der Regel nur langsam entwickeln und so<br />

eine starke Verunkrautung über <strong>Winter</strong> zu<br />

befürchten ist, wurde zusätzlich eine<br />

Deckfrucht etabliert. Sie entwickelt sich<br />

einerseits schnell und unterdrückt so das<br />

Beikrautwachstum, und andererseits friert<br />

sie im <strong>Winter</strong> ab, um den dann schon etablierten<br />

Wildkräutern den Raum zu überlassen.<br />

Als Deckfrucht eignen sich z. B.<br />

bekannte abfrierende <strong>Winter</strong>zwischenfrüchte.<br />

In den Versuchen kamen aufgrund<br />

vorliegender Erfahrungen zum Strip-Till-<br />

Verfahren und der Etablierung von Wildkräutern<br />

Buchweizen, Ackerbohne und<br />

Kresse als Deckfrucht zum Einsatz. Die<br />

Deckfrüchte, deren <strong>Saatgut</strong> grobkörniger<br />

ist als das der Blühmischungen und deshalb<br />

entsprechend tiefer abgelegt werden<br />

muss, wurden mit herkömmlicher Drilltechnik<br />

einen Tag vor den Blühmischungen<br />

ausgesät. Die Einsaat der Wildkräuter<br />

<strong>Saatgut</strong>-<strong>Magazin</strong> <strong>Winter</strong> <strong>2018</strong> 3

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