18 JOURNAL BERLINER KURIER, Sonntag, 2. Dezember 2018 Katharina Schüttler Fotos: Katja Kuhl, Sergio Belinchon Die Wandelbare: Katharina Schüttler (39) ist eine der gefragtesten Schauspielerinnen. „Da wird einem bewusst, welch extreme Kontraste es in Berlin gibt“ Als das niedliche Mädchen stieg sie zum Theater-Star auf.Wie wandelbar sie ist, zeigt sie in „Dogs of Berlin“. Ein Interview
19 KURIER: Arabische Clans, Neonazis, korrupte Cops: In der am7.Dezember startenden Netflix- Serie „Dogs of Berlin“ bewegen sie sich in einer ziemlich rauen Männerwelt. Wie haben Sie das empfunden? Katharina Schüttler: Es ist vor allem eine harte, ungeschönte Realität, die gezeigt wird. Beim ersten Lesen des Drehbuches gab es Aspekte meiner Figur, bei denen ich dachte: Nein, das kann ich nicht spielen. Doch dann habe ich einen Zugang zum Innenleben von Paula gefunden. Und ich spürte: Sie ist eine außergewöhnliche Frau, die aus schlimmen Demütigungen gestärkt und kämpferisch hervorgeht. Sie kann sich behaupten in dieser Männerwelt. Wie definieren Sie Stärke? Stärke hat vor allem damit zu tun,ganz bei sich zu sein, sein Handeln nach den eigenen Bedürfnissen auszurichten. Dann kann man auch viel aushalten. Paula, die Polizisten-Ehefrau,pendeltzwischendem bürgerlichen Zehlendorf und dem hippen Prenzlauer Berg, wo sie ein Interior-Geschäft betreibt. Sie beschäftigt sich mit den schönen Dingen des Lebens, doch unter dieser perfekten Oberfläche gibt es eine andere, dunkle Seite und auch innere Dämonen. Und zwar? Sie hat ein Faible für Bad Boys und ein tiefes Bedürfnis nach subtiler Rebellion. Aus ihrem kontrollierten Wesen bricht immer wieder ein wahnsinniges Lustprinzip heraus. Sie wohnen in Prenzlauer Berg. Da hatten Sie es ja nicht weit zum Drehort. Oft waren esnur fünf Minuten. Aber eine dieser Neonazi-Szenen haben wir in einem Abrisshaus in Lichtenberg gedreht – im heruntergekommenen Plattenbau nebenan war ein Senioren-Heim. Auch kaum zehn Minuten von mir zu Hause entfernt. Da wird einem schlagartig bewusst, welch extreme Kontraste es „Es ist so wichtig, nicht in ,richtig‘ oder ,falsch‘ zu denken.“ in Berlin jenseits dieser heilen Prenzlauer-Berg-Blase gibt. Christian Alvart, der Erfinder von „Dogs of Berlin“ zeigt genau das: ein Panoptikum dieser Mini- Kosmen mit ihren sozialen Milieusund kriminellenParallelwelten. Christianhatte mich früh für die Rolle im Kopf, und ich habe ihm zugesagt, bevor ichdas genaue Drehbuch kannte. Serien boomen. Sie haben in „UnsereMütter, unsere Väter“ sowie „Ku’damm 56“ mitgespielt –Produktionen, die in die ganze Welt verkauft wurden. Was ist für Sie der Reiz? Wir Menschen sind komplexe Wesen. Eine Serie, die uns Zeitlässt,tieferinFiguren einzutauchen und dabei unsere eigene Vielschichtigkeit und Widersprüchlichkeit zu erkennen, stillt deshalb eine Sehnsucht in uns: uns selbst zu spüren. Es ist natürlich reizvoll, derartige Rollen zu spielen. Neu war für mich das sehr hohe Tempo. Außerdem habe ich zum ersten Mal mehrere Projekte parallel gedreht, noch die Spionage-Serie „The Little Drummer Girl“ nach einem Buch von John Le Carré für die BBC in England und einen Kinofilm, der in der Psychiatrie spielt. Da musste ich mich morgens beim Aufwachen wirklich konzentrieren: Moment, wer bin ich heute? Helga oder Paula oder Katrin? Wie arbeitet es sich mit Netflix, diesem globalen Serien-Multi? Direkt und relativ unkompliziert, sofern ich das mitbekommen habe. Einerseits wollte Netflix zwar die Farbe meines Nagellacks und meiner Haare abnehmen – der Look ist wegen der internationalen Vermarktung ein absolutes Thema. Anderseits gab es diese wirklich große Freiheit im kreativen Bereich. In Berlin waren Sie ein gefeierter Theater-Star an der Schaubühne und am Deutschen Theater, nun arbeiten sie fast ausschließlich vor der Kamera. Vermissen Sie die Bühne? Zur Zeit ermöglicht mir das Filmen sehr spannende Projekte, und es lässt sich einfach besser mit dem Familienalltag verbinden. Doch auf Dauer würde mir sicher etwas fehlen. Ich habe mir fest vorgenommen, wieder mehr Theater zu spielen, wenn meine zwei Kinder älter sind. Sie kommen aus einer Familie, bei der sich alles ums Theater dreht ... Ja, das stimmt, aber ich stand auch mit 11erstmals vor einer Filmkamera. Das Leben am Set ist mir also früh vertraut gewesen. Ich bin da völlig angstfrei. Ich versuche immer offen zu sein und Neues zu lernen, und ich kenne mittlerweile viele Dinge, die man in der klassischen Schauspiel- Ausbildungnicht unbedingt vermittelt bekommt. Es ist so wichtig, nicht indiesen starren Kategorien von „richtig“ oder falsch“ zu denken. Interessant wird es in den Graubereichen, wo sich das echte Leben auch bewegt. „Ich habe mir vorgenommen, mehr Theater zu spielen.“ „Hedda Gabler“, diese große Frauenfigur, haben Sie mit Mitte Zwanzig gespielt. Wie betrachten Sie ihren Durchbruch heute? Mein Schauspiellehrer hatte mir den guten Rat gegeben, auch in meinen Rollen erwachsen zu werden, um nicht eines Tages zu alt für die Kinderrollen zu sein, aber keine „erwachsene“ Bühnenidentität gefunden zu haben. Ich war überall immer die Kleinste gewesen, die „Süßeste“, und zumeist auch die Vorlauteste. Ich habe sehr lange Kinderrollen gespielt, wurde meistensjüngerbesetzt. Es kam meiner Natur entgegen, mit 21 noch im rosa Röckchen mit niedlicher Quietschstimme beim Intendanten zusitzen. Es war die Rolle, mit der ich immer gut durchs Leben gekommen war, zugleich wurde dadurch aber anderes Potenzial zurückgehalten. Insofern kann ich schon sagen,dass mich „HeddaGabler“ befreit hat. Ich bin derart sensibilisiert, dass ich im Umgang mit meinen Kindern darauf achte, sie nicht in „Rollen“ zu stecken: frech, süß,was auchimmer. Was lieben sie als Rheinländerin an Berlin? Als Teenager war mein großer Traum New York. 2006 war ich zum ersten Mal dort,und ichfand es genauso überwältigend, wie ich es mir vorgestellt hatte. Zurück in Berlin gab es einen erstaunlichen Effekt: Ich spürte eine große Freude zurückzukommen und habe viele Parallelen entdeckt: beide Städte sind offen und durchlässig: jeder darf sein, wie, wer und was er möchte, jeder darf hier erst mal grundsätzlich mitspielen. Dieses Freiheitsgefühlgenieße ich sehr in Berlin. Was gefällt Ihnen nicht? Auch wenn das für manche spießig klingen mag: liegengelassene Hundekacke. Das ist für mich eigentlich das Gleiche, als wenn ein Mensch auf die Straße kackenwürde. Interview: Uwe Killing Die Crew von „Dogs of Berlin“. Katharina Schüttler spielt Polizisten-Gattin Paula.
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