Berliner Kurier 03.12.2018
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HINTERGRUND<br />
Beton und Stahl<br />
gegen die Angst<br />
VorzweiJahren tötete<br />
Anis Amri zwölf Menschen<br />
auf dem <strong>Berliner</strong> Breitscheidplatz.<br />
In diesem<br />
Jahr sichertder Senatdas<br />
Gebiet mit neuen Barrieren,<br />
die 2,6 Millionen Euro<br />
kosten. Fühlen sich die<br />
<strong>Berliner</strong> mit mehr Beton<br />
und Stahl rund um den<br />
Platz sicherer?ImAuftrag<br />
der <strong>Berliner</strong> Zeitung hat<br />
das Meinungsforschungsinstitut<br />
Forsa mehr als<br />
1000 Menschen befragt.<br />
DasMahnmal für die<br />
Opfer des Attentats<br />
direkt an der<br />
Gedächtniskirche<br />
Die neuen,<br />
rot-weiß gestreiften<br />
Poller sollen einen<br />
40-Tonner stoppen<br />
können.<br />
Terror-Angst auf<br />
Wie sicher fühlen<br />
Forsa-Umfrage: 84 Prozent der Hauptstädter haben ihreGewohnheiten<br />
Von<br />
Annika Leister<br />
Inrund zwei Wochen jährt<br />
sich das Attentat von Anis<br />
Amri auf den Weihnachtsmarkt<br />
am Breitscheidplatz<br />
zum zweiten Mal. Mit zwölf<br />
Toten und Dutzenden Verletzten<br />
war es der erste große Terroranschlag<br />
in Deutschland.<br />
Danach stand endgültig fest: Es<br />
kann jeden treffen. Welche Folgen<br />
hatte der Anschlag für das<br />
Leben der <strong>Berliner</strong>? Hat die<br />
Angst ihren Alltag umgekrempelt?<br />
Diese Fragen hat die <strong>Berliner</strong><br />
Zeitung in einer repräsentativen<br />
Umfrage des Meinungsforschungsinstituts<br />
Forsa 1003<br />
<strong>Berliner</strong>n gestellt.<br />
Die gute Nachricht: 84 Prozent<br />
der befragten <strong>Berliner</strong> geben<br />
an, dass sie ihr Leben weiterleben<br />
wie zuvor. 16 Prozent<br />
haben ihre Gewohnheiten hingegen<br />
seit dem Anschlag geändert.<br />
Sie verhalten sich im Alltag<br />
jetzt vorsichtiger und achten<br />
verstärkt auf die Menschen<br />
in ihrer Umgebung. Nur acht<br />
Prozent meiden Weihnachtsmärkte,<br />
rund fünf Prozent besuchen<br />
auch große Sport- oder<br />
Kulturveranstaltungen wie<br />
Theateraufführungen und<br />
Konzerte nicht mehr. Ein Prozent<br />
hat aber sogar den Besuch<br />
von Cafés und Restaurants gestrichen.<br />
Mit 39 Prozent geben besonders<br />
viele Anhänger der rechtspopulistischen<br />
AfD an, dass sie<br />
sich seit dem Anschlag im Alltag<br />
anders verhalten. Mit 20<br />
Prozentpunkten Abstand folgen<br />
die Wähler der FDP (19<br />
Prozent), auf Platz drei und vier<br />
die der CDU (16) und der Linken<br />
(11).<br />
Die meisten <strong>Berliner</strong> beschäftigt<br />
das Attentat zumindest in<br />
Gedanken: Rund 70 Prozent<br />
haben in den letzten Monaten<br />
daran gedacht –57Prozent davon<br />
„hin und wieder“, 12 Prozent<br />
„häufiger“. Hier macht<br />
sich der Altersunterschied bemerkbar:<br />
Während die über 60-<br />
Jährigen besonders häufig an<br />
die Tat vor zwei Jahren denken,<br />
finden sich unter den 30<br />
Prozent, die gar nicht daran<br />
denken, besonders viele Unter-<br />
30-Jährige.<br />
2,6 Millionen Euro hat der<br />
<strong>Berliner</strong> Senat in diesem Jahr<br />
für neue Sicherheitsvorkehrungen<br />
am Breitscheidplatz ausgegeben.<br />
In einem Pilotprojekt<br />
wird der Weihnachtsmarkt in<br />
diesem Jahr mit neuartigen<br />
Barrieren gegen einen Anschlag<br />
mit einem 40-Tonner<br />
gewappnet. Mit Sand gefüllte<br />
Stahlkörbe und Betonblockaden<br />
umringen den Platz, bis in<br />
den Januar hinein gibt es deswegen<br />
auch vor Ort Straßen-