Nachgefragt LEBEN UND WOHNEN HEUTE UND IM ALTER 12 FRAGEN AN 6 MENSCHEN AUS 3 GENERATIONEN ANITA TRAUB, 85 Schweizerin, pensionierte Buchhalterin, keine Kinder, lebt allein in der <strong>CMS</strong>-<strong>Alter</strong>ssiedlung Gellertfeld 6
Nachgefragt scy <strong>RADAR</strong> hat sechs ganz unterschiedliche Menschen in Basel persönlich in Interviews befragt: zu existenziellen Fragen des Lebens, Zusammenlebens, sozialer Kontakte, Wohnens, <strong>Alter</strong>ns, Sterbens – aber auch zu scheinbar Nebensächlichem wie Musikvorlieben und Lieblingsspeisen. Die beiden ältesten sind über achtzig Jahre alt und leben heute schon nicht mehr so, wie viele unserer überholten <strong>Alter</strong>skonzepte gegenwärtig noch funktionieren: mit Café complet und Schweizer Ländlern am Waldrand in einem <strong>Alter</strong>she<strong>im</strong> parkiert. Sie wollen weiterhin autonom leben und wünschen sich allenfalls punktuelle Unterstützung be<strong>im</strong> selbstständigen Leben und eine bessere Infrastruktur in ihren Wohnungen. Die beiden jüngsten Befragten sind noch keine zwanzig und gehen frühestens in 46 Jahren in Pension, ab 2064. Diese Generation wird gemäss demografischen Prognosen multikultureller sein und noch unterschiedlichere Biografien und Bedürfnisse haben als frühere. Nur ein Detail: Riz Cas<strong>im</strong>ir, Braten, klassische Musik oder Rock sind bei dieser Generation out. Angesagt sind hingegen Rap und internationale Küche, auch des Herkunftslands. Auch das wird, dereinst, die Rahmenbedingungen der künftigen <strong>Alter</strong>sbetreuung mitbest<strong>im</strong>men. Allen ist trotz aller Unterschiede etwas gemeinsam: Freunde, Familie und gute Kontakte zu einer möglichst gleichgesinnten, toleranten Nachbarschaft sind zentral für ihr Wohlbefinden. <strong>Alter</strong> ihres gewünschten Lebensumfelds: irrelevant. Gleichsam ein Plädoyer für gemischte Wohnformen. Sie alle verbindet zudem die Sorge, <strong>im</strong> <strong>Alter</strong> dement zu werden, Kinder und Familie zu belasten und die Kontrolle über sich selbst zu verlieren. Deshalb ist auch der Freitod für einige ein Thema – als noch unbeantwortete Frage, mit grossen Zweifeln behaftet. Ahmad Schech Mohamed (18), Mira Rauscher (19), Emanuel Strässle (54), Silvia Gnech (54), Hans Lengsfeld (81) und Anita Traub (85) haben uns Antworten gegeben zu ihrem Alltag und existenziellen Lebensfragen. Wir geben sie hier kurz und pointiert wieder, in der Reihenfolge ihres <strong>Alter</strong>s. AHMAD SCHECH MOHAMED, 18 kurdischer Syrer, Praktikant Fachmann Betreuung in der <strong>Alter</strong>spflege, lebt mit Eltern und sechs Geschwistern <strong>im</strong> Gundeli 7