Berliner Kurier 06.12.2018
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12 BERLIN **<br />
Wie auf diesem<br />
Symbolfoto<br />
wird die<br />
Abaya von<br />
vielen<br />
Muslimas<br />
getragen.<br />
Prüfungs-Eklat<br />
Schummelvorwürfe<br />
gegen verhüllte Frauen<br />
Muslimas wegen langer Gewänder von der VHS ausgeschlossen<br />
Immobilienwelten<br />
Magazin für Immobilien, Wohnen, Bauen und Design<br />
<br />
Fotos: Wächter,CDU,dpa, VHS Schöneberg<br />
Von<br />
CHRISTIAN GEHRKE<br />
Berlin – Empörung um Vorgänge<br />
an der Volkshochschule<br />
Tempelhof-Schöneberg:<br />
Weil muslimische Frauen ihre<br />
Gewänder nicht ausgezogen<br />
haben, durften sie keine<br />
Deutschprüfung ablegen. Die<br />
Schule beruft sich auf die<br />
Prüfungsordnung: In Jacken<br />
und Taschen kann man zum<br />
Schummeln Spickzettel und<br />
Handys verstecken.<br />
Der Verein „Moabit hilft“, der<br />
regelmäßig Flüchtlinge unterstützt,<br />
machte den Fall vom 24.<br />
November öffentlich. Demnach<br />
haben sich zwei Frauen beim<br />
Verein beschwert. Sie seien von<br />
den Prüfern in der Volkshochschule<br />
gezwungen worden, ihr<br />
Gewand auszuziehen. Laut<br />
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* berlin.immobilien@dumont.de, 030 2327-5261<br />
Sie streiten: Diana Henniges<br />
(links) von„Moabit hilft“ und<br />
Stadträtin JuttaKaddatz (CDU).<br />
Verein haben sieben Frauen,<br />
die sich weigerten, so nicht<br />
die Deutschprüfung ablegen<br />
können. Nach Aussage von<br />
„Moabit hilft“ trugen die<br />
Frauen eine Abaya, die dann<br />
für Ärger sorgte. Eine Abaya<br />
ist ein langes muslimisches<br />
Überkleid. „Darunter tragen<br />
sie oft nur ein T-Shirt oder eine<br />
kurze Hose, wie zu Hause“,<br />
erklärt Diana Henniges<br />
vom Hilfsverein.<br />
Sie sagt weiter: „Das Verhalten<br />
der Prüfer ist diskriminierend<br />
und es ist gegen<br />
die Religionsfreiheit, eine<br />
Demo-Datenbank<br />
Nazis in Falle gelockt?<br />
Berlin –Diese Aktion nahm<br />
ein überraschendes Ende:<br />
Unter dem Titel „Soko-<br />
Chemnitz“ hatte das Aktivisten-<br />
und Künstlerkollektiv<br />
Zentrum für Politische<br />
Schönheit (ZPS) seit Montag<br />
dazu aufgerufen, Rechte zu<br />
denunzieren. Auf einer Website<br />
wurden Fotos von Teilnehmern<br />
der Demos im August<br />
in Chemnitz gezeigt, auf<br />
die Abgebildeten wurden<br />
Kopfgelder ausgesetzt. So<br />
sollte eine Datenbank aller<br />
Rechten entstehen, die in<br />
Chemnitz auf die Straße gezogen<br />
waren. Viele verurteilten<br />
die Aktion. Nun stellt sich<br />
heraus: Es war alles ein Trick,<br />
damit sich Nazis selbst bloßstellen.<br />
Auf der Seite, auf der<br />
zuvor Fahndungsfotos prangten,<br />
erklärt das ZPS jetzt, in<br />
monatelanger Recherche seien<br />
zahlreiche Demo-Teilnehmer<br />
identifiziert worden. Der<br />
Rest sollte sich möglichst<br />
selbst zu erkennen geben. Die<br />
vermeintliche Datenbank mit<br />
den Fotos diente demnach<br />
dazu, dass Nazis ihren eigenen<br />
Namen eingeben sollten,<br />
um rauszukriegen, ob über<br />
Prüfungsordnung durchzudrücken,<br />
die überhaupt nicht<br />
kommuniziert wurde.“<br />
Die Volkshochschule dementiert<br />
diese Anschuldigungen<br />
vehement: Bei den<br />
Gewändern habe es sich<br />
nicht um die muslimische<br />
Abaya gehandelt, sondern<br />
um „normale Jacken und<br />
Mäntel“, heißt es in einer<br />
Stellungnahme. Nur zwei<br />
Frauen seien betroffen. Aufgrund<br />
der Häufung von Täuschungsversuchen<br />
wurden<br />
die Richtlinie zur Durchführung<br />
von Prüfungen verstärkt.<br />
Taschen und Jacken<br />
gehörten an eine Garderobe.<br />
„Traditionelle Kleidung“<br />
könne in einem abgelegenen<br />
Raum auf unerlaubte Hilfsmittel<br />
überprüft werden,<br />
steht in der Stellungnahme.<br />
Warum genau das am 24. November<br />
nicht passierte,<br />
bleibt offen. Die ausgeschlossenen<br />
Frauen dürfen jetzt die<br />
Prüfung nachholen. „Wir diskriminieren<br />
keinen“, so Bildungsstadträtin<br />
Jutta Kaddatz<br />
(CDU).<br />
sie Infos gesammelt<br />
wurden.<br />
Auf der Seite<br />
heißt es:<br />
„Viele von<br />
Euch braunen<br />
Mobbern<br />
Die Seite warein<br />
„Honigtopf“.<br />
haben die Suchfunktion genutzt<br />
und oftmals zuerst den<br />
eigenen Namen gesucht. Die<br />
Suchdaten wurden gemäß<br />
Datenschutzbestimmung wie<br />
bei allen Web-Suchdiensten<br />
mitgeloggt (...)“ Mittels Netzwerkanalyse<br />
und Datenvisualisierung<br />
seien dann Freundeskreise,<br />
Knotenpunkte,<br />
Mitläufer und Aufenthaltsorte<br />
einfach auswertbar gewesen.<br />
„Honeypot“ nenne sich<br />
sich die Methode, mit der ein<br />
Ziel sowohl abgelenkt als<br />
auch in die Falle gelockt werden<br />
soll.<br />
Die Aktion sei ein Erfolg gewesen,<br />
meint ZPS-Gründer<br />
Philipp Ruch. Es sei ein riesiger<br />
„Datenschatz“ entstanden.<br />
Es könne nun ein breites<br />
Netzwerk des Rechtsextremismus<br />
in Deutschland abgebildet<br />
werden.