2018/50 - Unternehmen Dezember
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Das Wirtschaftsmagazin im Südwesten Ausgabe 65 | <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong> | 3,00 €<br />
4 197821 303000 6 5<br />
Neue Ideen<br />
für die Pflege<br />
Ungewöhnlich und unkonventionell: Illersenio-Chef<br />
Dominik Rommel verlässt die ausgetretenen Pfade<br />
seiner Branche. Der Erfolg gibt ihm recht.<br />
Arbeitswelt Blick in das Büro der Zukunft bei Drees & Sommer SEITE 6<br />
Gewerbeflächen Wie die Firma Maurer ihren neuen Standort fand SEITE 30<br />
Umfrage Trauben und Austern: Wie Führungskräfte Silvester feiern SEITE 46
Neu und limitiert – fünf unserer<br />
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unternehmen [!] Ausgabe 65 | <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong><br />
[inhalt]<br />
LIEBE LESERIN, LIEBER LESER,<br />
Ausgaben dieses Magazins sind sorgfältig geplant.<br />
Ein kleines Team überlegt, wie sich<br />
das Konzept mit Leben füllen lässt, wie ein<br />
breites Themenspektrum aussieht, das unsere<br />
Leser interessiert und für Anzeigenkunden<br />
ein gut gemachtes Umfeld bietet. Mitunter<br />
entwickeln Ausgaben eine Eigendynamik<br />
– so auch diese. Aus dem Artikel, wie Firmen<br />
das Wohlbefinden ihrer Mitarbeiter steigern<br />
können (S. 22), ist ein Schwerpunkt geworden.<br />
Sei es im Titelinterview mit Illersenio-<br />
Chef Dominik Rommel (S. 12), in der Geschichte<br />
übers Büro von morgen (S. 6) bis<br />
hin zum Thema Gewerbe standort (S.30), all<br />
diese Artikel stecken voller Anregungen,<br />
wie gute Arbeitsbedingungen und gelebte<br />
Wertschätzung Mitarbeiter zufriedener und<br />
<strong>Unternehmen</strong> erfolgreicher machen. Ich<br />
wünsche Ihnen eine anregende Lektüre und<br />
dass Sie in der „staden Zeit“ nicht zum Sklaven<br />
Ihres Termindrucks werden!<br />
Ihr Alexander Bögelein,<br />
Redaktionsleiter unternehmen [!]<br />
[spezial]<br />
6 Schöne neue Arbeitswelt Ein Blick<br />
in die Zukunft bei Drees & Sommer<br />
22 Wie Mitarbeiter sich wohlfühlen So<br />
werden Firmen attraktive Arbeitgeber<br />
[titelthema]<br />
12 Mit dem Mut, anders zu sein<br />
Dominik Rommel im Gespräch<br />
[machen]<br />
26 Märchenhafter Erfolg mit Luxus-<br />
Füllern Mit Montblanc zum Gipfel –<br />
Michael Rheinländers steiler Aufstieg<br />
42 Recycling mit Feuer und Flamme<br />
Alexander Teise heizt ökologisch an<br />
[verantworten]<br />
30 Arbeitsplatz mit Weitsicht Warum<br />
Glück auch eine Frage des Standorts ist<br />
[gründen]<br />
36 Intensive Hilfe für Kinder Wenn Frust<br />
positive Energien freisetzt<br />
[finanzieren]<br />
38 Mit Sicherheit mehr Rendite Wie Sie<br />
Ihr verdientes Geld sinnvoll investieren<br />
[leben]<br />
46 Musik & Party – auch aufm Sofa Ihre<br />
Silvesterpläne haben Füh rungs kräfte in<br />
unserer Umfrage verraten<br />
[namen & nachrichten]<br />
4 Schwere Schlappe für Stuttgarter<br />
IHK<br />
4 Bodenspezialist Uzin Utz will mit<br />
Codex hoch hinaus<br />
5 Ulm bleibt 2019 stauanfällig<br />
34 MTU beliefert Sunseeker<br />
49 Mit 3-D-Drucker und Laser-Cutter<br />
tüfteln<br />
<strong>50</strong> Kretz investiert in Weihnachtszirkus<br />
<strong>50</strong> Impressum<br />
26 42<br />
22 46<br />
38<br />
3
[namen & nachrichten] Ausgabe 65 | <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong> unternehmen [!]<br />
Schwere Schlappe für Stuttgarter IHK<br />
Der Konflikt zwischen den Industrie-<br />
und Handelskammern und<br />
den Gegner einer Zwangsmitgliedschaft<br />
nimmt an Schärfe zu.<br />
Beim Verwaltungsgericht Stuttgart<br />
sind 60 Klagen anhängig.<br />
Diese gehen auf rund 15 Kläger<br />
aus den IHK-Regionen Stuttgart<br />
und Heilbronn-Franken zurück,<br />
die die Höhe der Risikorückstellung<br />
kritisieren. Damit geht es<br />
mittelbar auch um die Höhe der<br />
Beiträge. Zuletzt betrug die Risikorücklage<br />
der IHK in Stuttgart<br />
19 Millionen Euro bei einem Budget<br />
von 40 Millionen Euro.<br />
In einem der Fälle hat nun das<br />
Verwaltungsgericht Stuttgart einer<br />
kleinen <strong>Unternehmen</strong>sberatung<br />
Recht gegeben. Die hatte der<br />
IHK Region Stuttgart eine rechtswidrige<br />
Vermögensbildung vorgeworfen.<br />
„Damit hat das Gericht<br />
die Haushaltsführung der IHK<br />
für die Jahre 2012 bis 2016 für<br />
rechtswidrig erklärt“, sagte Kai<br />
Boedindinghaus, Geschäftsführer<br />
des Bundesverbandes für freie<br />
Kammern. Er ist erklärter Gegner<br />
der Zwangsmitgliedschaft. Beim<br />
Versuch, diese abzuschaffen,<br />
scheiterten die Kammerrebellen<br />
2017 jedoch: Das Bundesverfassungsgericht<br />
entschied damals,<br />
dass die gesetzlich vorgeschriebene<br />
Mitgliedschaft und die damit<br />
verbundenen Pflichtbeiträge mit<br />
dem Grundgesetz vereinbar sind.<br />
Das jüngste Urteil können die<br />
Kammerrebellen aber als Erfolg<br />
verbuchen. Ihre „Kaktus-Initiative“<br />
hält 32 Sitze in der Stuttgarter<br />
Vollversammlung.<br />
In Ulm gibt es drei Kläger – bei<br />
45.000 Mitgliedern. Die Verhandlungen<br />
sind noch nicht terminiert.<br />
2017 lag die Risikorücklage<br />
bei 888.000 Euro, das sind 4,6 Prozent<br />
des Budgets. „Damit sichern<br />
wir uns gegen Risiken ab“, sagt<br />
IHK-Hauptgeschäftsführer Otto<br />
Sälzle mit Blick auf staatliche<br />
Aufgaben. Die IHK-Häuser ließen<br />
sich kaum vergleichen aufgrund<br />
verschiedener Größe, Aufgaben<br />
und Mitgliederstruktur. [!] AMB<br />
In der IHK Region Stuttgart sind die Kammerrebellen eine Macht: Auf sie<br />
entfallen 32 der 100 Sitze der Vollversammlung.<br />
Bodenspezialist Uzin Utz will mit Codex hoch hinaus<br />
Wichtiger Meilenstein in der ehrgeizigen<br />
Wachstumsstrategie der<br />
börsennotierten Ulmer Uzin Utz<br />
AG: Sie hat ihr 20 Millionen Euro<br />
teures Produktionswerk im Industriegebiet<br />
Donautal in Betrieb<br />
genommen. Äußeres Zeichen für<br />
den anhaltenden Höhenflug des<br />
familiengeführten <strong>Unternehmen</strong>s<br />
ist der 34 Meter hohe<br />
Mischturm für Pulvermassen.<br />
Mit der Investition stärkt Uzin<br />
Utz sein zweites Standbein: Produkte<br />
für professionelle Fliesenund<br />
Natursteinleger, die unter<br />
der Marke Codex vertrieben werden.<br />
Groß geworden ist das Ulmer<br />
<strong>Unternehmen</strong> mit Angeboten<br />
für Boden-, Parkett-, und<br />
Estrichleger, die unter der Marke<br />
Utz vertrieben werden. Die Vorstandsmitglieder<br />
Julian und Philipp<br />
Utz räumten bei der Eröffnungsfeier<br />
mit 400 Gästen ein,<br />
dass man die 1969 gestartete<br />
Sparte für Fliesenprodukte nach<br />
dem Börsengang 1997 etwas vernachlässigt<br />
habe, um sich auf die<br />
Kernprodukte wie Spachtelmassen<br />
und Klebstoffe zu konzentrieren.<br />
Nun sollen die Codex-Produkte<br />
Uzin Utz weiteres<br />
Uzin Utz hat 20 Millionen Euro ins Codex-Werk in Ulm investiert.<br />
Wachstum bescheren. Das Werk<br />
– samt Siloturm, modernen Büros<br />
mit Kommunikationszonen<br />
und Labors – wurde in rund eineinhalb<br />
Jahren für die Tochterfirma<br />
Codex erstellt. Dort ist die<br />
Produktion von bis zu 60.000<br />
Tonnen Mörtel möglich. 2017 erwirtschafteten<br />
1118 Mitarbeiter<br />
einen Umsatz von 296 Millionen<br />
Euro. In den ersten neun Monaten<br />
<strong>2018</strong> kletterte der Umsatz um<br />
fast 16 Prozent auf rund 260 Millionen<br />
Euro. Das Ergebnis der gewöhnlichen<br />
Geschäftstätigkeit<br />
lag mit 21,2 Mio. Euro leicht unter<br />
dem Wert des Vorjahres. Bis<br />
Ende 2019 will Uzin Utz einen<br />
Jahresumsatz von 400 Millionen<br />
Euro erreichen. [!] KÖ/AMB<br />
4
unternehmen [!] Ausgabe 65 | <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong><br />
[namen & nachrichten]<br />
Ulm bleibt 2019 stauanfällig<br />
Das Großprojekt Sedelhöfe gegenüber<br />
dem Ulmer Bahnhof verlangt<br />
den baustellengeplagten<br />
Autofahrern viel Geduld ab. Um<br />
eine hohe Vertragsstrafe zu vermeiden,<br />
will die Stadt Ulm die<br />
Friedrich-Ebert-Straße 2019<br />
stadtauswärts erneut sperren –<br />
von Februar an für zehn Monate.<br />
Eine solche Maßnahme hatte es<br />
bereits im Sommer gegeben. Damals<br />
war der Verkehr in der Innenstadt<br />
teilweise völlig zusammengebrochen.<br />
Hintergrund ist eine drohende<br />
Strafzahlung an den Sedelhöfe-<br />
Investor DC in Höhe von 3,6 Millionen<br />
Euro für den Fall, dass die<br />
Passage vom Bahnhof bis zu den<br />
Sedelhöfen nicht bis März 2020<br />
fertig wird.<br />
In direkter Nachbarschaft wird<br />
künftig die Düsseldorfer Lindner-<br />
Gruppe ein „Me and all“-Hotel<br />
mit 141 Zimmern betreiben, das<br />
sich an ein jüngeres Publikum<br />
und Geschäftsreisende richtet.<br />
Der Standort sei vor allem wegen<br />
der neuen ICE-Strecke, aber auch<br />
mit Blick auf die starke regionale<br />
Wirtschaft interessant, sagte Otto<br />
Lindner. Im Hotel sollen künftig<br />
regelmäßig örtliche Kulturschaffende<br />
auftreten. Der<br />
Investor DC investiert insgesamt<br />
2<strong>50</strong> Millionen Euro, davon entfallen<br />
45 Millionen auf das Hotel. In<br />
den Sedelhöfen entstehen Büros<br />
und 112 Mietwohnungen sowie<br />
18.000 Quadratmeter Einzelhandelsfläche.<br />
Edeka und DM stehen<br />
als Ankermieter fest. [!] KÖ<br />
Heute Großbaustelle, künftig neues Tor zur City: die Sedelhöfe.<br />
Der Mangel<br />
bremst<br />
Gute Konjunktur und dennoch<br />
Sorgen. Das ist das Fazit des Mittelstandsradars<br />
der Landesbank<br />
Baden-Württemberg. Neun von<br />
zehn Mittelständlern geben an,<br />
dass sie vom Fachkräftemangel<br />
betroffen sind. Dessen Folgen gehen<br />
weit über<br />
abgelehnte<br />
Aufträge hinaus,<br />
sagt LB-<br />
BW-Vorstand<br />
Karl Manfred<br />
Lochner. „Bei<br />
LBBW-Vorstand<br />
Karl Manfred<br />
Lochner.<br />
IT-Fachleuten<br />
gibt es<br />
spürbare Engpässe.<br />
Deren<br />
Mangel<br />
bremst die Digitalisierung und<br />
könnte die Zukunftsfähigkeit des<br />
Mittelstands gefährden.“ Drei<br />
Viertel der Befragten wollen in<br />
die Digitalisierung investieren,<br />
mehr noch als in Forschung und<br />
Entwicklung (39 Prozent). [!] IS<br />
Edeka verlagert Produktion<br />
von Albi nach Sachsen<br />
Gewerkschaftsvertreter gaben<br />
sich zuletzt noch kämpferisch.<br />
Doch bei den verbliebenen 70 Beschäftigten<br />
des Albi-Werks in<br />
Berghülen bei Ulm ist die Stimmung<br />
am Boden. Die Hamburger<br />
Edeka-Zen trale hat angekündigt,<br />
das Werk aus wirtschaftlichen<br />
Gründen zu schließen. Vor einem<br />
Jahr galt Edeka noch als Retter für<br />
die angeschlagene Firma, die damals<br />
100 Mitarbeiter mehr beschäftigte.<br />
Nach der Übernahme<br />
nahmen aber viele Supermärkte<br />
die Marke aus dem Sortiment.<br />
Die Albi-Produktion soll von<br />
2019 an ins sächsische Rötha verlagert<br />
werden. [!]<br />
PAU<br />
Home 24 verkauft<br />
Rückläufer in Neu-Ulm<br />
Bei der Eröffnung des 74.000 Quadratmeter<br />
großen Möbelhauses<br />
2013 in Neu-Ulm hatte sich Möbel<br />
Mahler noch einen Wettstreit<br />
mit dem Konkurrenten Inhofer<br />
geliefert, wer über mehr Ausstellungsfläche<br />
verfügt. Das ist Geschichte.<br />
Mahler hat die eigene<br />
Fläche deutlich verkleinert und<br />
vermietet nun mehr Flächen als<br />
früher. Teil der „Shopping-Mall“<br />
ist nun auch Home 24. Mit 3<strong>50</strong>0<br />
Quadratmetern betreibt der Online-Möbelhändler<br />
sein drittgrößtes<br />
Outlet an der Donau und<br />
verkauft dort Rückläufer. Bereits<br />
seit Juli sind dort unter anderem<br />
der Fahrradhändler B.O.C. und<br />
der Outdoor-Spezialist McTrek<br />
vertreten. [!]<br />
PAU<br />
Allgaier<br />
baut neu<br />
Zehn Millionen Euro stecken die<br />
Uhinger in ein modernes Verwaltungsgebäude.<br />
Eines der ältesten<br />
Allgaier-Gebäude im Werk 1<br />
muss dem Neubau weichen.Inhaber<br />
Dieter Hundt ließ es sich<br />
nicht nehmen, mit einem Raupenbagger<br />
das erste Fenster und<br />
die ersten Steine selbst einzureißen.<br />
In den nächsten Monaten<br />
entsteht hier ein neues Domizil<br />
für die Mitarbeiter von Engineering<br />
und Vertrieb der Process<br />
Technology, also dem Maschinen-<br />
und Apparate-Bau. „Damit<br />
tragen wir dem guten Wachstum<br />
in der Allgaier Process Technology<br />
Rechnung und schaffen die<br />
Voraussetzungen für eine erfolgreiche<br />
Entwicklung dieser <strong>Unternehmen</strong>seinheit“,<br />
sagte Geschäftsführer<br />
Helmar Aßfalg. Die<br />
Sparte wird <strong>2018</strong> mit mehr als 90<br />
Millionen Euro gut 20 Prozent<br />
zum Umsatz der Gruppe beitragen<br />
werde. [!] <br />
SU<br />
5
[rubrik] Ausgabe 65 | <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong> unternehmen [!]<br />
Bei Drees & Sommer in Stuttgart<br />
gehören zum Multizonen-Konzept<br />
Desksharing-Arbeitsplätze,<br />
Konferenzräume,<br />
aber auch Telefonkabinen<br />
und Quiet-Rooms für konzentriertes<br />
Arbeiten.<br />
6
unternehmen [!] Ausgabe 65 | <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong><br />
[spezial]<br />
Schöne neue Arbeitswelt<br />
Die Prozesse von morgen sind dynamischer und digitaler als heute. Im Kampf um Fachkräfte sind Räume für<br />
verschiedene Anforderungen gefragt und Konzepte, die Mitarbeitern Freiheit geben. Bei Drees & Sommer in<br />
Stuttgart kann man schon heute flexible Büro-Strukturen besichtigen.<br />
Als Andreas Bay frühmorgens das Büro betritt, wartet bereits<br />
ein Kollege. „Sollen wir uns einen Quiet Room suchen?“,<br />
fragt Bay, während er seinen Laptop aus dem verschließbaren<br />
Fach holt. Sein Gegenüber nickt. Der dritte Raum, den<br />
die beiden passieren, ist leer: „Dann mal los.“<br />
Vor sechs Jahren kam Andreas Bay als Teamleiter für den Bereich<br />
Workplace Consulting zum Bau- und Immobilien-Beratungsunternehmen<br />
Drees & Sommer, das weltweit 3200 Mitarbeiter beschäftigt.<br />
Damals hatte Bay noch einen eigenen Schreibtisch. Heute weiß der<br />
51-Jährige – wie der Großteil seiner 700 Kollegen am Standort Stuttgart<br />
– bei Betreten des Firmengeländes noch nicht, wo und neben wem<br />
er sitzen wird. Desk-Sharing heißt das Büro-Konzept, auf das immer<br />
mehr Firmen setzen. Mitarbeitern ist dabei kein fester Arbeitsplatz<br />
mehr zugeordnet. Sie entscheiden selbst und tagesaktuell, in welcher<br />
Umgebung sie ihrer Arbeit nachgehen möchten.<br />
ABSCHIED VON PRESTIGE-SYMBOLEN<br />
Ähnlich wie beim Kinderspiel „Reise nach Jerusalem“ gibt es weniger<br />
Arbeitsplätze als Mitarbeiter. Durch Kundentermine, Homeoffice und<br />
flexible Zeitmodelle findet im Regelfall dennoch jeder einen Stuhl.<br />
Leerstand – wie er freitags in manchen<br />
Großraumbüros zu beobachten wird –<br />
wird somit vermieden. Das Konzept spart<br />
Platz und Studien zufolge bis zu 30 Prozent<br />
der Kosten. Vor allem aber brechen die geteilten<br />
Räume Hierarchien auf. Symbolische<br />
Prestigeobjekte wie der lederne Bürostuhl<br />
oder der höhenverstellbare<br />
Schreibtisch fallen weg oder stehen allen<br />
Mitarbeitern – vom Praktikanten bis zum<br />
Andreas Bay, Teamleiter<br />
bei Drees & Sommer.<br />
Seniorpartner – zur Verfügung.<br />
Teamleiter Andreas Bay hat die Wahl zwischen<br />
offenen, teils loungeähnlichen Flächen,<br />
ablenkungsarmen kleinen Räumen<br />
Schalldämmung und gutes Raumklima mit vertikaler Raumbegrünung.<br />
und Kreativecken. Er kann sich aber auch – wenn es etwas bequemer<br />
sein soll – auf einem der bunten Sofas niederlassen. „Der herkömmliche<br />
Schreibtischplatz reicht für das Activity Based Working nicht<br />
mehr aus“, sagt Geschäftsführer Martin Becker und meint damit, dass<br />
je nach Projektphase verschiedene räumliche Anforderungen entstehen.<br />
„Fürs erste Brainstorming brauchen wir zum Beispiel eine Umgebung,<br />
in der wir Ideen und Zusammenhänge visuell darstellen können“,<br />
erklärt der gebürtige Münchner. Große Wandflächen, bunte<br />
Post-it, Start-up-Atmosphäre. Für andere Aufgaben wiederum ist Konzentration<br />
oder ungestörter Diskussionsraum nötig. Mit den neuen<br />
Geschäftsräumen will das <strong>Unternehmen</strong> die Zusammenarbeit fördern,<br />
aber auch „einen Drees & Sommer Stallgeruch“ schaffen. Das<br />
Büro wird zur Erlebnisfläche. Becker: „Jeder von uns verbringt einen<br />
großen Teil seines Lebens an seinem Arbeitsplatz. Deshalb dürfen wir<br />
in der Raumgestaltung neben funktionalen und ergonomischen Standards<br />
auch emotionale Anforderungen nicht vernachlässigen.“<br />
GLÜCKLICHE MITARBEITER LEISTEN MEHR<br />
Denn zufriedene Mitarbeiter sind engagierter. Eine Studie der University<br />
of Warwick, England kommt zu dem Ergebnis: Glückliche Kollegen<br />
bringen bis zu 12 Prozent mehr Leistung. Doch anders als früher,<br />
lassen sich junge Talente nicht mehr nur mit schicken Autos und hohen<br />
Gehältern locken. Stattdessen wünschen sich diese Flexibilität –<br />
und zwar in allen Belangen.<br />
7
[spezial]<br />
Fast so bequem wie Zuhause: Bei Drees & Sommer in Stuttgart können sich<br />
Im Forschungsprojekt „Office 21“, durchgeführt vom Fraunhofer-Institut,<br />
lautete eines der Ergebnisse: Selbstbestimmung steht für heutige<br />
Angestellte an oberster Stelle. Das gilt nicht nur für Arbeitszeit und<br />
Arbeitsmethoden, sondern betrifft auch den Arbeitsplatz. Trotz<br />
Homeoffice und digitalem Nomadentum spielt die Gestaltung der<br />
Büroräume eine immer wichtigere Rolle, so die Studie. Stichwort Stallgeruch.<br />
Mitarbeiter wollen sich mit Arbeitgeber und -umgebung identifizieren<br />
können.<br />
Ob die freie Platz-Police auf dieses Ziel einzahlt, ist wohl Ansichtssache.<br />
Klar hingegen ist, dass der fliegende Wechsel nur dann funktioniert,<br />
wenn Abläufe weitgehend digitalisiert sind. Bei Drees & Sommer<br />
liegen die meisten Dokumente schon<br />
lange nicht mehr in Aktenordnern, „es sei<br />
denn die Umstände oder Rechtslage erfordern<br />
zwingend eine Ablage in Papierform“,<br />
sagt Geschäftsführer Becker. Stattdessen<br />
finden Mitarbeiter ihre Arbeitsmaterialien<br />
in der Cloud, abrufbar vom Office, vom heimischen<br />
Schreibtisch oder im Café um die<br />
Ecke. „Dennoch stehen wir erst am Anfang<br />
der digitalen Transformation. Es ist noch<br />
Geschäftsführer<br />
Martin Becker.<br />
viel mehr möglich“, erläutert Becker. Aktuell<br />
arbeitet sein Team an einer Drees &<br />
Sommer-App. Mit der Anwendung soll es<br />
künftig unter anderem möglich sein, Parkplätze<br />
zu buchen, in der Kantine zu bezahlen, den Standort von Kollegen<br />
abzurufen oder die Raumbelüftung zu steuern.<br />
VIELE FIRMEN SIND OHNE DIGITALSTRATEGIE<br />
Allerdings sind längst nicht alle <strong>Unternehmen</strong> in Deutschland so weit.<br />
Zwar ist in neun von zehn Fällen der Wille zum Umstieg auf papierlose<br />
Systeme vorhanden, wie eine Studie des Marktforschungsunternehmens<br />
IDC 2016 herausfand. Doch bestehen noch immer knapp die<br />
Hälfte aller Dokumente in deutschen Büros aus Papier. Laut einer Befragung<br />
des Fraunhofer Institut liegt das mitunter an zu komplexen<br />
Software-Anwendungen. 86 Prozent der Probanden gaben an, dass die<br />
händische Dokumentation unkomplizierter und schneller vonstatten<br />
gehe. Ein Umstand, dem <strong>Unternehmen</strong> durch gezielte Schulungen begegnen<br />
könnten. Doch oft fehlt es an Plänen und Zuständigen, welche<br />
8
[spezial]<br />
Mitarbeiter in ruhigen Räumen auf Sofas besprechen – oder in loungigen Sitzmöbeln im Großraumbüro.<br />
diese und ähnliche Maßnahmen vorantreiben. Nur vier von zehn <strong>Unternehmen</strong><br />
haben eine klare Strategie zur Digitalisierung der Geschäftsprozesse.<br />
„Am Ende ist es einfach eine Frage der Gewöhnung“, findet Andreas<br />
Bay, der in der Digitalisierung eine Chance für eine freie Arbeitsgestaltung<br />
sieht. Jeden Tag in Akten zu blättern, ist für den 51-Jährigen kaum<br />
mehr vorstellbar. Der eigene Schreibtisch hingegen werde von manchen<br />
Kollegen schon vermisst. „Natürlich gibt es Leute, die wenn möglich<br />
jeden Tag am gleichen Platz sitzen“, berichtet der gelernte Architekt.<br />
Auch er selbst bevorzuge mit zwei Monitoren ausgestattete<br />
Schreibtische und freue sich, wenn er einen solchen ergattern kann.<br />
Die Chancen dafür sinken kontinuierlich, denn die Beratungsfirma<br />
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9
[spezial] Ausgabe 65 | <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong> unternehmen [!]<br />
Der „Marketplace“: Hier können sich Mitarbeiter austauschen, Kaffee trinken oder ihre von Zuhause mitgebrachten Speisen essen.<br />
wächst jedes Jahr um mindestens zehn Prozent. Derzeit kommen in<br />
Bays Team rund 70 Mitarbeiter auf 40 Arbeitsplätze. Auch wenn die<br />
Räumlichkeiten meistens ausreichen, gibt es Tage an denen es eng<br />
wird. Und laut. „Ab und an muss man sich gegenseitig daran erinnern,<br />
dass es für längere Gespräche, Diskussionen oder Teamrunden extra<br />
Räume gibt“, schmunzelt Bay. Das sei aber im konventionellen Großraumbüro<br />
nicht anders.<br />
Vor dem Hintergrund des „War of Talents“, probieren sich derzeit auch<br />
Aus Tradition wird Innovation<br />
Es gibt Leute,<br />
die täglich<br />
am gleichen<br />
Platz sitzen.<br />
Andreas Bay, Teamleiter<br />
immer mehr große <strong>Unternehmen</strong> wie Siemens, Microsoft und Lufthansa<br />
am Konzept der geteilten Tische. Mit einem Konzept, dass Flexibilität<br />
und Selbstbestimmung ausstrahlt, wollen sie sich einen Vorteil<br />
im Kampf um Nachwuchskräfte sichern. Laut einer Studie der<br />
Berater von Consulting Cum Laude haben junge Leute aber andere<br />
Wünsche. Flexibilität hin oder her, beim eigenen Arbeitsplatz hört der<br />
Spaß auf. So wünschen sich 94 Prozent der befragten Young Professionals<br />
einen feststehenden Schreibtisch. Nur fünf Prozent konnten sich<br />
für die Idee der freien Platzwahl begeistern. [!] RONJA GYSIN<br />
Foto: Getty Images<br />
Hätten Sie‘s gewusst? Desksharing geht aufs Teilen von Kojen zurück.<br />
Was heute als fortschrittliche Neuausrichtung gehandelt<br />
wird, entstand einst aus der Not heraus. Desk-Sharing ist vom<br />
sogenannten Hot-Bunking inspiriert. Ein Konzept, dass der<br />
Seefahrt in den 1980er entsprang. Dabei teilten sich mehrere<br />
Matrosen die gleiche Koje. Während einer arbeitete, schlief<br />
der andere und umgekehrt. Dasselbe Prinzip war Industriearbeitern<br />
Anfang des 20. Jahrhunderts unter dem Begriff „Hot<br />
Bed” bekannt. Weil der Verdienst trotz hoher Arbeitspensen<br />
kaum zum Überleben reichte, teilten sich mehrere Menschen<br />
die Kosten für eine Übernachtungsmöglichkeit. Mit Ausbeutung<br />
hat das heutige Desk-Sharing, anders als seine Vorgänger,<br />
allerdings nichts zu tun. Vielmehr soll es dem kreativen<br />
Austausch dienen und das Gemeinschaftsgefühl fördern. GYS<br />
10
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12
unternehmen [!] Ausgabe 65 | <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong><br />
[titelthema]<br />
Mit dem Mut,<br />
anders zu sein<br />
Das Profil geschärft, das Image aufgewertet, neue Mitarbeiter und Zielgruppen<br />
gewonnen: Das Bild und das Auftreten der Caritasverein Illertissen gGmbH hat<br />
sich unter Geschäftsführer Dominik Rommel grundlegend geändert. Ein<br />
Gespräch über den Pflegemarkt, Arbeitgeberattraktivität, Expansion und Werte.<br />
Sie leiten ein <strong>Unternehmen</strong>, auf dessen Dienstleistung<br />
viele Menschen gerne verzichten würden. Wie<br />
fühlen Sie sich dabei?<br />
Missverstanden. Natürlich gibt es in jungen Jahren<br />
schönere Gedanken als den ans eigene Altwerden.<br />
Aber alt werden wir nun mal alle. Wir von Illersenio<br />
sind da, um Lebensqualität bestmöglich bis ins hohe<br />
Alter zu erhalten. Mir macht es Freude, genau dafür<br />
neue Konzepte zu entwickeln. Unser Ziel ist es, jeden<br />
Menschen in seinen Wünschen und Möglichkeiten zu<br />
sehen. Wir bieten deshalb nie Dienstleistung „von der<br />
Stange“, sondern schauen uns mit dem Kunden an, was<br />
er von uns braucht.<br />
Pflege ist also nichts Schlimmes?<br />
Schlimm ist, dass Pflege in der Gesellschaft leider immer<br />
noch ein Tabuthema ist. Dabei hat sich in den vergangenen<br />
Jahren so viel getan, was Anlass dazu gäbe,<br />
mit dem Thema offener und entspannter umzugehen.<br />
Die Herausforderung ist freilich nach wie vor, einen<br />
individuellen Plan zu entwickeln, der es Menschen ermöglicht,<br />
selbstbestimmt zu leben. Dafür gibt es heute<br />
viel mehr Möglichkeiten als noch vor einigen Jahren.<br />
Trotzdem hat Pflege ein schlechtes Image. Warum?<br />
Man will sich einfach nicht gerne mit dem Altwerden<br />
auseinandersetzen. Ganz gleich ob es einen selbst betrifft<br />
oder jemanden aus der Familie – es wird ausgeblendet.<br />
Und dann ist es umso schmerzlicher, wenn es<br />
zum Beispiel darum geht, dass die eigenen Eltern auf<br />
einmal den Alltag nicht mehr alleine meistern können.<br />
Nicht selten ist das auch der Moment, da einem die eigene<br />
Vergänglichkeit bewusst wird. In unserer Leistungsgesellschaft<br />
hat Altwerden keinen Platz, obwohl<br />
der Anteil der Alten so hoch ist wie nie.<br />
Aber das ist doch nicht der einzige Grund.<br />
Zu den Berührungsängsten kommen die Berichte in<br />
den Medien: zu wenig Pflegepersonal, zu viel Zeit- und<br />
Kostendruck, zu wenig Menschlichkeit. Es sind im<br />
Prinzip nur negative Meldungen, die ein einseitiges<br />
Bild der Pflege zeichnen. Leider leidet darunter nicht<br />
nur das Bild der Pflegebranche, sondern vor allem das<br />
der Pflegeberufe. Das ist eine Schande, weil der Pflegeberuf<br />
mehr als „nur“ ehrenwert ist. Er gibt so viel zurück.<br />
Momentan wird glücklicherweise einiges versucht,<br />
um die Pflege wieder ins richtige Licht zu rücken,<br />
auch wenn das nicht von heute auf morgen geht.<br />
Der Pflegemarkt ist <strong>50</strong> Milliarden Euro schwer.<br />
Trotzdem ist die Bezahlung von Pflegekräften ein<br />
großes Thema – auch bei Ihnen im <strong>Unternehmen</strong>?<br />
Absolut. Aber aus einer anderen Perspektive. Als gemeinnützige<br />
gGmbH sind wir nicht gewinnorientiert.<br />
Das ist sowohl für die Pflegequalität als auch für gute<br />
Fachkräfte ein Pluspunkt, auch wenn uns das manche<br />
Diskussion im Hinblick auf unser Preisniveau beschert.<br />
Wir bezahlen unsere Mitarbeiter überdurchschnittlich<br />
nach AVR-Tarif – teilweise sogar darüber.<br />
Ist das mehr als der Wettbewerb?<br />
Der AVR-Tarif ist der beste Branchentarif. Im Vergleich<br />
zu Mitbewerbern sind das locker 20 Prozent mehr. Wir<br />
haben vor wenigen Wochen in der SÜDWEST PRESSE<br />
eine Anzeige geschaltet, die zum Inhalt hatte, was eine<br />
Pflegefachkraft bei uns verdient. Dadurch haben wir<br />
zwei neue Mitarbeiter gewonnen. Aber der Knackpunkt<br />
ist schon seit längerem nicht nur allein das Geld.<br />
Sondern?<br />
Die Arbeitszeiten. Am Wochenende zu arbeiten kommt<br />
Zur Person<br />
Dominik Rommels<br />
Werdegang ist für einen<br />
Geschäftsführer<br />
eines Sozialunternehmens<br />
nicht alltäglich.<br />
Der 42-Jährige aus<br />
Laupheim absolvierte<br />
nach der Mittleren<br />
Reife eine Ausbildung<br />
zum Krankenpfleger,<br />
studierte Betriebswirtschaft<br />
in Karlsruhe<br />
und Nürtingen. Er<br />
war war lange Zeit in<br />
führenden Tätigkeiten<br />
im Autohandel tätig,<br />
bevor er 2014<br />
zum Caritasverein Illertissen<br />
wechselte<br />
und seither die<br />
gGmbH leitet. Rommel<br />
(verheiratet, drei<br />
Kinder im Alter zwischen<br />
fünf und neun)<br />
ist leidenschaftlicher<br />
Skifahrer und joggt<br />
regelmäßig. Er genießt<br />
das Zuhausesein<br />
und eine „tolle<br />
Großfamilie“. Die<br />
engste Verwandtschaft,<br />
36 Erwachsene<br />
und Kinder, feiert<br />
gemeinsam Namensund<br />
Geburtstage.<br />
Geschäftsführer Dominik Rommel führt mit neuen Ansätzen und Konzepten die Caritasverein Illertissen gGmbH.<br />
13
[titelthema] Ausgabe 65 | <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong> unternehmen [!]<br />
Ob Lauftraining mit Triathlon-Weltmeister<br />
Daniel Unger<br />
oder elektrische Muskelstimulation:<br />
Dominik<br />
Rommel ist Gesundheitsvorsorge<br />
für die Mitarbeiter<br />
wichtig.<br />
für viele Menschen nicht in Frage. Es ist deutlich einfacher<br />
Mitarbeiter für unsere Tagespflege als für den<br />
Schichtdienst zu finden. Der Stellenwert der Freizeit<br />
hat sich verändert. Gerade junge Akademiker legen weniger<br />
Wert aufs Geld oder einen Firmenwagen, sondern<br />
auf angenehme Arbeitszeiten. Für uns stellt sich aber<br />
noch eine ganz andere Herausforderung…<br />
Und zwar?<br />
Wie können wir Pflegekräften in ihrer aufopferungsvollen<br />
Arbeit einen wirklichen Ausgleich bieten? Körperlich<br />
und mental. Denn wir haben viele Mitarbeiter,<br />
die sich richtig für unsere Bewohner ins Zeug legen.<br />
Diese Beziehungen schaffen im Umkehrschluss einen<br />
wichtigen Faktor für die individuelle Pflegequalität.<br />
Unsere Mitarbeiter gehen auf die Beerdigungen, nicht<br />
weil sie müssen, sondern weil sie wollen.<br />
Was tun sie, um Mitarbeiter zu halten?<br />
Wir legen großen Wert auf Gesundheitsvorsorge. So haben<br />
wir zwei Jahre lang mit Triathlon-Weltmeister Daniel<br />
Unger kooperiert und fünf Laufgruppen ins Leben<br />
gerufen. Ziel war damals der Einstein-Marathon. Das<br />
kam sehr gut an. In beiden Jahren hatten wir zwischen<br />
80 und 100 Teilnehmer. Im darauffolgenden Jahr durften<br />
Mitarbeiter in viertelstündlichen Slots während der Arbeitszeit<br />
EMS-Training betreiben, also elektrische Muskelstimulation.<br />
Dieses Jahr kooperieren wir mit einem<br />
örtlichen Gesundheitsstudio. Inzwischen machen 120<br />
von 400 Leuten mit.<br />
Das kostet Geld.<br />
Das darf es auch. Wenn Mitarbeiter Spaß an Bewegung<br />
haben, sind sie weniger krank und es geht ihnen besser.<br />
Außerdem waren wir überrascht, wie sehr das Angebot<br />
auf unser Wir-Gefühl einzahlt, sogar über die Fachbereiche<br />
hinweg.<br />
Was tun Sie noch für die Mitarbeiter?<br />
Wir haben in Vöhringen und Illertissen außergewöhnliche<br />
Aufenthaltsräume geschaffen. Es gab schon viele<br />
Rückmeldungen, dass diese räumliche Abgrenzung<br />
zum Pflegegeschehen in der Pause entscheidend ist.<br />
Obst und Wasser sind gratis. Latte macchiato und Cappuccino<br />
gibt’s fast zum Nulltarif.<br />
Neuerdings werden Headhunter auf Fleischereifachverkäuferinnen<br />
angesetzt. Gibt es bei Ihnen<br />
auch eine Abwerbepraxis?<br />
Die gibt es. Zwei Mitarbeiter, die wir selbst ausgebildet<br />
haben, sind auf diese Weise gegangen. In diesen Fällen<br />
zieht das schnelle Geld, also die hohe Abwerbeprämie.<br />
Wie gehen Sie mit solchen Situationen um?<br />
Wir handeln proaktiv mit eigenen Aktionen. Beispielsweise<br />
haben wir mit der Aktion „Boarding“ Pflegeschüler<br />
mit „Reiseunterlagen” ausgestattet. Das Angebot:<br />
Wer innerhalb von zwei Jahren bei Illersenio „eincheckt“,<br />
erhält eine Flugreise für zwei Personen als Einstiegsprämie.<br />
Was ist der Unterschied zur Kopfprämie?<br />
Mit dem schnellen Geld zu locken ist uns zu plump.<br />
Wir belohnen für geleistete Arbeit. Wir wollen die Leute<br />
emotional ansprechen, ihnen Ziele geben, die sie<br />
anspornen und gleichzeitig Wertschätzung für ihre<br />
Arbeit sind. Unsere Mitarbeiter verbringen hier so viel<br />
Zeit, da muss das Spaß machen.<br />
Wie kommen Sie an gutes Personal?<br />
Wenn Mitarbeiter, die sich hier wohlfühlen, anderen<br />
von uns erzählen. Einer unserer direkten Mitbewerber<br />
ist konzerngebunden sehr auf Rendite fokussiert. Hier<br />
heben wir uns ab. Wir wollen das Wohl unserer Mitar-<br />
14
unternehmen [!] Ausgabe 65 | <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong><br />
beiter nicht aus den Augen verlieren, das sich – und da<br />
bin ich mir sicher – immer auch auf das Wohl unserer<br />
Kunden auswirkt. Wenn wir an manchen Stellen mehr<br />
Zeit benötigen, dann ist das einfach so.<br />
Marktwirtschaftlich gesehen boomt die Branche.<br />
Wie verändert sich der Markt?<br />
Das Thema ambulant vor stationär hat dem Markt eine<br />
neue Dynamik gegeben. Früher haben sich Anbieter<br />
auf den vollstationären Bereich konzentriert. Heute<br />
boomen Tagespflegen und ambulante Konzepte wie<br />
Senioren-Wohngemeinschaften.<br />
Wie reagiert Illersenio darauf?<br />
Wir sind gut dabei und erweitern unsere ambulanten<br />
Angebote. Sowohl bei der Tagespflege als auch bei<br />
Wohngemeinschaften für Senioren gehören wir im<br />
Landkreis zu den Wegbereitern. Das ist ein wesentlicher<br />
Faktor, weil die Menschen heute fitter sind als früher<br />
und älter werden. Vor <strong>50</strong> Jahren sind die Menschen<br />
bereits mit 70 Jahren ins Altersheim gezogen. Heute<br />
sind wir bei einem durchschnittlichen Einzugsalter<br />
von 85.<br />
Wie kommt das?<br />
Die Menschen wollen heute so lange wie möglich zu<br />
Hause bleiben. Gerne mit Unterstützung im Alltäglichen.<br />
Sei es beim Wäschewaschen oder beim Rasenmähen<br />
– eben bei allem, was sie nicht mehr alleine schaffen.<br />
Meistens geht dem Einzug ins Pflegeheim ein<br />
Krankenhausaufenthalt voraus. Plötzlich kommt<br />
nicht mehr alleine zurecht. Die Leute kommen also<br />
schon mit einem Pflegegrad zu uns. Unser Haus hat<br />
sich von einem Altersheim zu einem Pflegeheim gewandelt.<br />
Dieser Trend wird anhalten, irgendwann werden<br />
wir nur noch „Schwerstpflegeheime” haben.<br />
„Tagespflegen und ambulante<br />
Konzepte wie unsere Senioren-WG<br />
erleben einen Boom“,<br />
sagt Illersenio-Geschäftsführer<br />
Dominik Rommel.<br />
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Mit klaren Formen und starken Farben passt<br />
sich USM Ihrem Leben an. Immer individuell –<br />
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15
Dominik Rommel freut sich<br />
über die erfolgreiche Expansion<br />
von Illersenio. Im Hintergrund<br />
sind die Pläne des Rosengarten-Projektes<br />
zu sehen.<br />
Auch Ihr Stammhaus in Vöhringen ist inzwischen in<br />
die Jahre gekommen.<br />
Wir haben in den letzten Jahrzehnten fortlaufend modernisiert.<br />
Strukturell lässt sich das Alter aber nicht<br />
kaschieren. Die inzwischen geforderten Einzelzimmerquoten<br />
von 75 Prozent in Bayern und 100 Prozent in<br />
Baden-Württemberg lassen sich durch Renovierungen<br />
nicht erreichen. Deshalb stecken wir mitten in Planungsgesprächen.<br />
Ein kompletter Neubau ist längst<br />
keine Utopie mehr. Falls es dazu kommt, werden wir<br />
unsere Kapazität um rund 10 Prozent erhöhen. Zugleich<br />
aber auf eine innovative Holzmodulbauweise<br />
setzen, die sehr ökologisch ist und<br />
gesundheitsfördernd wirkt.<br />
Was planen Sie sonst für die Zukunft?<br />
Noch <strong>2018</strong> ist Baubeginn auf dem<br />
Rosengartengelände in Illertissen.<br />
Hier entsteht auf rund 10.000 Quadratmeter<br />
ein Großprojekt, das für<br />
die Region Beispielcharakter haben<br />
wird. Zumindest im Hinblick auf<br />
ganzheitlich konzipiertes Wohnen und Leben für Senioren.<br />
In Summe wird uns das Projekt zwölf Millionen<br />
Euro kosten.<br />
Beispielhaft:<br />
Großprojekt<br />
mit Car-<br />
Sharing und<br />
Restaurant.<br />
Wie viele Wohnungen werden dort entstehen?<br />
66. Rund die Hälfte der Wohnungen soll später verkauft<br />
werden, die andere Hälfte kann gemietet werden.<br />
Für alle Appartements wird es Wahlleistungen geben.<br />
Und alle liegen fußläufig problemlos erreichbar zu unserem<br />
demnächst renovierten Restaurant in Illertissen.<br />
Sprich: Wer möchte, kann zum Essen kommen oder<br />
sich die Mahlzeiten nach Hause liefern lassen. Alle<br />
Wohnungen haben 40 bis 70 Quadratmeter, somit<br />
bleibt die Miete überschaubar. Damit aber trotzdem<br />
Platz für Geburtstagsfeiern und Besuche ist, gibt es einen<br />
tollen Gemeinschaftsraum. Auch Car-Sharing gehört<br />
zu unserem Service.<br />
Geht es im Rosengarten nur ums Wohnen?<br />
Nein. Ein wichtiger Teil des Projektes ist ein neues ambulantes<br />
Zentrum mit der ersten Tagespflege für Illertissen,<br />
einer Sozialstation und<br />
zwölf Mikroapartments für Mitarbeiter.<br />
Wohnen geplant.<br />
Der Tagespflege-Boom setzt<br />
sich also fort?<br />
Definitiv! Bereits im Frühjahr 2019<br />
werden wir eine weitere Tagespflege<br />
in Senden eröffnen. Und auch in<br />
Buch ist eine Tagespflege mit angegliedertem<br />
Café und Betreutes<br />
Tagespflege wird auch auf dem Dorf angenommen?<br />
Das liegt natürlich auch an der Pflegereform, weshalb<br />
Tagespflege gut finanzierbar ist. Zuhause können viele<br />
ältere Menschen tagsüber nicht bleiben, weil die Angehörigen<br />
bei der Arbeit sind. In der Tagespflege geht es<br />
weniger um Pflege, es geht mehr um das Beschäftigungsangebot.<br />
Wir gestalten den Tag mit Mittagessen,<br />
16
unternehmen [!] Ausgabe 65 | <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong><br />
[titelthema]<br />
Kaffee und Kuchen, kreativen Angeboten, singen und<br />
reden mit den alten Menschen. Besonders für Menschen<br />
mit Demenz ist das ein gutes Konzept.<br />
Sie sind stark am expandieren.<br />
Ich bin überzeugt, wenn wir es nicht tun, tun es die Falschen.<br />
Es gibt immer mehr ältere Menschen, der Bedarf<br />
wird steigen.<br />
Wer sind denn die „Falschen”?<br />
Wir haben auch ehrenwerte Mitbewerber, allerdings<br />
gibt es etliche, die nur Rendite sehen wollen. Das geht<br />
nur über eine Stellschraube: Rund 80 Prozent der Kosten<br />
im Pflegebereich betreffen das Personal. Es ist eine<br />
besorgniserregende Entwicklung, dass rein renditegesteuerte<br />
<strong>Unternehmen</strong> den Pflegemarkt zunehmend<br />
beherrschen.<br />
Braucht es da gesetzliche Regelungen?<br />
Ich bin kein Freund, alles mit Vorschriften zu pflastern.<br />
Ich appelliere eher an Kunden und Angehörige: Wer<br />
sich für Pflege entscheidet, muss genau hinschauen.<br />
Dabei ist es nötig, auch hinter die Fassade zu blicken<br />
und logische Schlussfolgerungen zu ziehen.<br />
Ihr Träger, der Caritasverein Illertissen, hatte Jahrzehnte<br />
in Teilen des Illertals quasi ein Monopol.<br />
Wir haben hier den Markt gemacht, klar – auch weil<br />
niemand anderes da war. Trotzdem waren wir schon<br />
bei unserer Gründung vor <strong>50</strong> Jahren innovativ. Etwa<br />
beim Bau unseres Altenheimes in Vöhringen, das damals<br />
weit und breit das modernste war. In den vergangenen<br />
Jahren kamen neue Wettbewerber hinzu, darunter<br />
viele freie Pflegeanbieter.<br />
Wie sind sie mit der Situation umgegangen?<br />
Als ich vor fünf Jahren antrat, war die Zeit reif für eine<br />
neue Positionierung. Unter der schärferen Konkurrenz<br />
hatte die Auslastung gelitten. Die ist angesichts kleiner<br />
Margen extrem wichtig. Alles unter 96 Prozent ist<br />
schwierig.<br />
Was haben Sie strukturell verändert?<br />
In Vöhringen haben wir einen konzentrierten Demenzbereich<br />
geschaffen. In Illertissen haben wir uns<br />
auf Einzelzimmer fokussiert. In der Folge stieg die Auslastung<br />
auf 98 Prozent. In einem nächsten Schritt haben<br />
wir ambulante Konzepte entwickelt und inner-<br />
Der Pflegemarkt hat sich geöffnet,<br />
neue Konkurrenten kamen<br />
hinzu: „Für uns war die<br />
Zeit reif, uns neu zu positionieren“,<br />
sagt Illersenio-Chef<br />
Dominik Rommel im Rückblick<br />
aufs Jahr 2014.<br />
17
[titelthema] Ausgabe 65 | <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong> unternehmen [!]<br />
Eine hohe Zahl an Fachkräften betreut die Bewohner der Caritas-Zentren. In der Illergastro-Küche werden täglich 900 Essen frisch zubereitet.<br />
Komplettanbieter für Senioren<br />
Vor <strong>50</strong> Jahren haben Priester und Bürger<br />
für die Bewohner des südlichen Landkreises<br />
Neu-Ulm den Caritasverein Illertissen<br />
gegründet. Der Verein mit rund 1000 Mitgliedern<br />
gehört zwar dem Deutschen Caritasverband<br />
an, ist aber wirtschaftlich<br />
unabhängig. Seit 2014 firmiert er als gemeinnützige<br />
GmbH und hat sich seither<br />
von einem Betreiber von Altersheimen zu<br />
einem Komplettanbieter für Senioren<br />
entwickelt. Im Zuge der umfassenden<br />
Modernisierung des Markenauftritts hat<br />
das <strong>Unternehmen</strong> die Marke Illersenio<br />
geschaffen und sein Angebot in neun<br />
fachlich abgegrenzte Leistungsangebote<br />
gegliedert. Die Angebote und Dienstleistungen<br />
reichen vom Hausnotruf über Unterstützung<br />
rund ums Haus, Essen auf<br />
Rädern und in Restaurant, Catering, Gemeinschaftsverpflegung<br />
von Schulen,<br />
Kindergärten und Betrieben, betreute<br />
Freizeitgestaltung und betreutes Wohnen<br />
bis hin zu ambulanter und stationärer<br />
Pflege. Die Caritasverein Illertissen<br />
gGmbH beschäftigt derzeit 420 Mitarbeiter,<br />
davon sind 73 Prozent im Pflegebereich,<br />
20 Prozent in der Hauswirtschaft<br />
und 7 Prozent in der Verwaltung. Der Umsatz<br />
stieg seit 2014 um mehr als ein Drittel<br />
auf 14,2 Millionen Euro. <br />
AMB<br />
halb von anderthalb Jahren zwei Tagespflegen eröffnet,<br />
die inzwischen beide voll ausgelastet sind. Auch unsere<br />
Wohngruppe kommt sehr gut an.<br />
Sie sind damals auch von der Marke „Caritasverein“<br />
abgerückt.<br />
Es war vielmehr so, dass unsere eigene Identität zu unklar<br />
umrissen war. Viele Menschen haben damals mit<br />
dem Wort „Verein“ ehrenamtliche<br />
Laien assoziiert. Also haben wir uns<br />
für „illerSENIO – Ihre Caritas im Illertal“<br />
entschieden. So sind die Caritas<br />
und ihre Werte immer noch<br />
sichtbar. Mittlerweile gibt es mit Illergastro<br />
auch die zweite Marke,<br />
mit der wir den Bereich rund um‘s<br />
Essen verbinden.<br />
Wie lautetet Ihre Ziele?<br />
Wir wollten den Caritasverein für die Zukunft aufstellen<br />
und haben gemeinsam mit unserer Marketingagentur<br />
ein neues Konzept erstellt. Damit wollten wir das<br />
damals recht angestaubte Image aufwerten, Marktanteile<br />
zurückgewinnen, unser Angebot erweitern, neue<br />
Zielgruppen gewinnen und Fachkräfte rekrutieren.<br />
Wir waren<br />
mutig. Das<br />
passt zur<br />
Geschichte<br />
des Vereins.<br />
Wie haben die Mitarbeiter auf die neue Marke reagiert?<br />
Als wir das Illersenio-Logo auf der Weihnachtsfeier<br />
2015 präsentiert haben, gab es riesigen Applaus und<br />
viel Zuspruch. Klar, ist die Caritas dennoch präsent.<br />
Nach deren christlichen Werten agieren wir noch immer.<br />
Trotzdem wollten wir moderner auftreten.<br />
Wie passt die peppigere Marke<br />
zu einem Sozialunternehmen?<br />
Wie kann ein soziales <strong>Unternehmen</strong><br />
im Wettbewerb mit konzerngesteuerten<br />
Wettbewerbern überhaupt<br />
überleben? Jedenfalls nicht<br />
ohne das passende Selbstbewusstsein.<br />
Klar, es gibt immer Menschen,<br />
die einen größeren Wandel<br />
kritisch sehen. Ich musste auch im<br />
Vereinsvorstand Überzeugungsarbeit<br />
leisten. Es hat natürlich geholfen, dass wir mit unserer<br />
Neuausrichtung als Illersenio einen Marketingpreis<br />
gewonnen haben. Wir waren mutig – das passt<br />
zur Vereinsgeschichte. Bei meiner Vorbereitung auf<br />
unsere Feier zum <strong>50</strong>jährigen Jubiläum in diesem Herbst<br />
ist mir bewusst geworden: Immer wenn der Verein et-<br />
18
unternehmen [!] Ausgabe 65 | <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong><br />
[titelthema]<br />
was Anderes als das Übliche gemacht hat, kam etwas<br />
Großes dabei raus. Man muss auch den Mut haben, anders<br />
zu sein.<br />
Geben Ihnen die Zahlen auch Recht?<br />
Ja, das freut mich auch. Der Umsatz hat sich seit 2014<br />
um mehr als ein Drittel auf 14,2 Millionen Euro erhöht.<br />
Das Wachstum hat vor allem im ambulanten Bereich<br />
stattgefunden. Die Zahl der Mitarbeiter ist um 100 auf<br />
420 Mitarbeitern gestiegen.<br />
„Illergastro verpflegt nicht<br />
nur die Bewohner unserer<br />
Pflegeheime, Senioren zu<br />
Hause, Kindergarten- und<br />
Schulkinder, sondern auch<br />
Mitarbeiter von <strong>Unternehmen</strong>“,<br />
sagt Dominik Rommel.<br />
PERSONALBERATUNG<br />
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Wir unterstützen Sie<br />
bei der Suche nach Führungspersönlichkeiten,<br />
die Ihr <strong>Unternehmen</strong> zum Erfolg führen<br />
im gesamten Prozess von der Abstimmung<br />
des Positionsprofils bis zum erfolgreichen<br />
Abschluss<br />
Wir freuen uns auf Sie.<br />
Ihre eleven personalberatung<br />
PERSÖNLICH<br />
Wann ist Illergastro entstanden?<br />
Die Marke haben wir parallel entwickelt. Das Thema<br />
Essen ist bei uns sehr zentral. Unsere Küche versorgt<br />
nicht nur unsere Pflegeheime, unser Restaurant und<br />
viele Senioren zu Hause, sondern auch 30 Kindergärten<br />
und Schulen mit 800 Essen am Tag. Zudem beliefern<br />
wir die ersten Firmen mit insgesamt 100 Essen am Tag.<br />
Ganz aktuell erproben wir ein „Baustellen-Catering“.<br />
Unsere Kunden sind also nicht mehr ausschließlich<br />
Senioren. Deshalb war es wichtig, eine eigene Marke zu<br />
schaffen, die das ausdrückt.<br />
REGIONAL<br />
SPEZIALISIERT<br />
Warum sind Sie zudem ins Catering eingestiegen?<br />
Die Renovierung der Küche vor zwei Jahren war mit<br />
einer 1 Million Euro sehr teuer. Nur mit dem Essen für<br />
die Senioren hätten sich die Kosten nicht amortisiert.<br />
Deshalb brauchten wir ein neues Konzept. Außerdem<br />
19<br />
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Weinhof 14<br />
89073 Ulm<br />
tel: +49 731 140 224 0<br />
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[titelthema] Ausgabe 65 | <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong> unternehmen [!]<br />
Im Gespräch: Illersenio-Geschäftsführer<br />
Dominik Rommel<br />
und Alexander Bögelein,<br />
Redaktionsleiter „unternehmen!“<br />
DAS INTERVIEW FÜHRTE<br />
ALEXANDER BÖGELEIN,<br />
REDAKTIONSLEITER<br />
UNTERNEHMEN [!]<br />
DOKUMENTATION:<br />
RONJA GYSIN<br />
FOTOS:<br />
MARC HÖRGER<br />
wollten wir qualitativ hochwertiger einkaufen als unsere<br />
Mitbewerber. Doch dafür brauchten wir wiederum<br />
mehr Essen.<br />
Was verstehen Sie unter hochwertig?<br />
Unsere Leitidee für Illergastro ist „echter Geschmack,<br />
echte Zutaten“. Das heißt, wir kochen nicht nur jeden<br />
Tag frisch. Wir verzichten anders als üblich in unserer<br />
Großküche auf industrielle Zusätze oder billige Tiefkühlware.<br />
Stattdessen haben wir ein engmaschiges<br />
Netz an Partner und Erzeugern aufgebaut, sodass wir<br />
sehr viel qualitativ hochwertige Zutaten direkt aus der<br />
Region verarbeiten.<br />
Sie möchten außerdem auch,<br />
dass Gäste zum Essen ins Pflegeheim<br />
kommen.<br />
Nicht ganz. Ins Illergastro Restaurant<br />
& Café. Wir haben hier in<br />
Vöhringen ein gastronomisches<br />
„Schmuckkästchen“ realisiert. Was<br />
Innenarchitektur und Ambiente<br />
angeht, ist das nicht übertrieben.<br />
Und was unser Küchenteam aufs Tablett bringen kann,<br />
hat auch schon anspruchsvolle Catering-Kunden begeistert.<br />
Freilich geht’s im Restaurant werktags nicht<br />
um getrüffelte Perlhuhnbrust. Dafür gibt’s bei uns aber<br />
von Montag bis Freitag ein bodenständig hochwertiges<br />
Mittagsmenü mit Suppe und Dessert für 6,90 Euro. Damit<br />
sind wir eine echte Alternative für jede Mittagspause.<br />
Auch bieten wir als Eventlocation Firmen spannende<br />
Arrangements.<br />
In der Pflege<br />
wird der<br />
Mensch nicht<br />
vom Roboter<br />
ersetzt.<br />
Haben Sie einen Grundsatz, den Sie bei Ihren Zukunftsüberlegungen<br />
beachten?<br />
Ich bin schon immer gerne Dienstleister gewesen.<br />
Wenn wir Dinge anpacken, dann möchte ich sie gut<br />
durchdacht haben. Was wir entwickeln, soll einen echten<br />
Nutzen für unsere Kunden haben. Im vergangenen<br />
Jahr wurde beispielsweise unser „Voller-Kühlschrank-<br />
Paket“ vom Bayerischen Staatsministerium mit dem<br />
Innovationspreis ausgezeichnet. Es gibt Senioren zuhause<br />
die Chance, sich komplett ausgewogen zu ernähren<br />
und entlastet Angehörige, die ihre Zeit nicht mit<br />
Einkaufen vergeuden müssen.<br />
Wie sehr sind Sie bei Illersenio<br />
schon in der digitalen Pflegezukunft<br />
angekommen, sind Pflegeroboter<br />
ein Thema?<br />
Unsere Dokumentation läuft jetzt<br />
schon digital. Alles ist über das interne<br />
Wlan miteinander verbunden.<br />
Nach meiner Einschätzung<br />
sind wir diesbezüglich schon gut<br />
aufgestellt und sicher bei den Ersten.<br />
Pflegeroboter haben wir noch keine. Ob diese Technik<br />
schon bald Mitarbeiter in der Pflege effektiv unterstützen<br />
kann, wird sich zeigen. Ganz sicher wird der<br />
Mensch aber nicht vom Roboter ersetzt. Das richtige<br />
Verhältnis aus Fortschritt und Menschlichkeit muss<br />
auch in Zukunft gewährleistet bleiben – bei uns jedenfalls.<br />
Irgendwann werde ich auch alt. Dann will ich mit<br />
gutem Gewissen sagen können, dass ich dazu etwas<br />
beigetragen habe. [!]<br />
20
Mtl. Leasingrate<br />
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Ob Combi oder SUV – bleiben Sie auch mit Vollausstattung im Budget.<br />
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2 Die angegebenen Verbrauchs- und Emissionswerte wurden nach den gesetzlich vorgeschriebenen Messverfahren ermittelt. Seit dem 1. September ersetzt der WLTP den neuen europäischen Fahrzyklus<br />
(NEFZ). Wegen der realistischeren Prüfbedingungen sind die nach dem WLTP gemessenen Kraftstoffverbrauchs- und CO 2 -Emissionswerte in vielen Fällen höher als die nach dem NEFZ gemessenen. Aktuell<br />
sind noch die NEFZ-Werte verpflichtend zu kommunizieren. Soweit es sich um Neuwagen handelt, die nach WLTP typgenehmigt sind, werden die NEFZ-Werte von den WLTP-Werten abgeleitet. Nähere<br />
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Deutschland hat immer noch Rücken.<br />
Dieser Spruch geht auf Hape Kerkelings<br />
Alter Ego Horst Schlämmer zurück<br />
– vor mehr als zehn Jahren. Noch immer<br />
stehen Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems<br />
an der Spitze der Fehlzeitenstatistik. Inzwischen<br />
dicht gefolgt von psychischen und<br />
psychosomatischen Erkrankungen auf dem<br />
zweiten Platz. Arbeitgeber haben einen großen<br />
Einfluss auf den Krankenstand. Laut<br />
AOK-Fehlzeiten-Report <strong>2018</strong> fehlen Beschäftigte,<br />
die ihre Arbeit als sinnvoll betrachten<br />
und sich am Arbeitsplatz wohlfühlen, an 9,4<br />
Tagen. Mitarbeiter, die das nicht tun, fehlen<br />
mehr als doppelt so lange (19,6 Fehltage).<br />
Gesundheitsexperten sehen darin ein klares<br />
Signal für eine ganzheitliche Herangehensweise,<br />
die Umsetzung zukunftsorientierter<br />
Arbeitskonzepte und eine Anpassung der<br />
Führungsqualitäten. Ein ergonomisch geformter<br />
Bürostuhl, Stehpulte und Yoga-Pausen<br />
sind gut, aber sie reichen als Maßnahmen<br />
zur Förderung der Mitarbeitergesundheit, für<br />
mehr Zufriedenheit am Arbeitsplatz und im<br />
Wettbewerb um<br />
Talente nicht<br />
mehr aus. Arbeitgeber<br />
werden von<br />
jüngeren Arbeitnehmern<br />
nach<br />
ähnlichen Kriterien<br />
ausgewählt wie<br />
Konsumprodukte<br />
und rationale Faktoren<br />
wie Gehalt<br />
und Arbeitgeberleistungen<br />
sind oft arzt der Vinzenz Klinik.<br />
Dr. Rudolf Lorenz, Chef-<br />
zweitrangig. Der<br />
Schlüssel für die Entscheidungsfindung liegt<br />
in der <strong>Unternehmen</strong>s- und Führungskultur,<br />
der angestrebten Work-Life-Balance und im<br />
allgemeinen Arbeitsumfeld.<br />
Junge Fachkräfte haben hohe Ansprüche an ihr<br />
Arbeitsumfeld und ihre Arbeitgeber.<br />
22
unternehmen [!] Ausgabe 65 | <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong><br />
[spezial]<br />
„<strong>Unternehmen</strong>, die Mitarbeiter halten und<br />
Fachkräfte gewinnen wollen, müssen mit einer<br />
Kultur des Respekts und der Wertschätzung<br />
eine Arbeitsatmosphäre schaffen, die<br />
sich gleichermaßen positiv auf die körperliche<br />
und mentale Gesundheit der Mitarbeiter<br />
auswirkt“, sagt der Kardiologe und Sozialmediziner<br />
Rudolf Lorenz, Chefarzt der Vinzenz<br />
Klinik Bad Ditzenbach. „Bei der Beeinflussung<br />
des individuellen Verhaltens stößt man allerdings<br />
schnell an Grenzen. Anreize für einen<br />
gesunden Lebenswandel lassen sich am besten<br />
über eine Änderung der Verhältnisse und<br />
der Organisation erreichen“.<br />
KONSEQUENZ IST NÖTIG<br />
Dafür plädiert auch Peter Deibert, Ärztlicher<br />
Leiter des Instituts für Bewegungs- und Arbeitsmedizin<br />
der Uni Freiburg. „Betriebliches<br />
Gesundheitsmanagement muss Chefsache<br />
sein, aber man<br />
kann es nicht einfordern.<br />
Die Maßnahmen<br />
müssen<br />
Dr. Peter Deibert, Professor<br />
an der Uni Freiburg.<br />
sich an den Bedürfnissen<br />
der Mitarbeiter<br />
orientieren.<br />
Ihre Akzeptanz ist<br />
Voraussetzung für<br />
den Erfolg. Anstatt<br />
nach dem Gießkannenprinzip<br />
vorzugehen, ist es<br />
effizienter, wenige<br />
Mit eigenen Kitas versuchen Firmen, dass Mitarbeiter Familie und Beruf besser vereinen können.<br />
Punkte konsequent umzusetzen“. Neben Einzelmaßnahmen<br />
wie Ernährungsberatung, Bewegungstraining<br />
oder Rückenschule gehört<br />
dazu ein betriebliches Umfeld, das persönliche<br />
Stärken, Eigenverantwortung, Kreativität<br />
und Kommunikation fördert. Ein zielgruppenorientiertes,<br />
internes Marketing der Maßnahmen<br />
ist nach seinen Worten ebenso wichtig,<br />
wie ein partizipativer Führungsstil.<br />
Foto: © RioPatuca Images / fotolia.com<br />
DIE GRENZEN VERSCHWIMMEN<br />
„Wer seine Arbeit in einem sinnvollen Kontext<br />
sieht, ist gesundheitlich weniger anfällig<br />
Wir müssen Arbeit und Privatleben als Einheit<br />
begreifen“, erläutert Lorenz. Führungsqualität<br />
zeigt sich nach seinen Worten in Empathie<br />
und dem Verständnis für die<br />
Anforderungen in verschiedenen Lebensphasen“.<br />
Dass sich Arbeits- und Privatleben beeinflussen,<br />
und Stress nicht außen vor bleibt, hat<br />
nichts mit dem sogenannten Work-Life-Blending<br />
zu tun. Die globale und digitale Veränderung<br />
der Arbeitswelt nimmt zu. Der nahtlose<br />
Übergang von Arbeits- und Privatleben kann<br />
nur funktionieren, wenn <strong>Unternehmen</strong> und<br />
Mitarbeiter klare Regeln vereinbaren.<br />
„Anders arbeiten darf nicht mehr arbeiten<br />
und ständige Verfügbarkeit bedeuten. Homeoffice<br />
beispielsweise kann durch die Vereinbarkeit<br />
von Familie und Beruf entlastend sein,<br />
aber es erfordert eindeutige Abgrenzungen“,<br />
betont Deibert.<br />
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23
[spezial] Ausgabe 65 | <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong> unternehmen [!]<br />
Sebastian Mauritz, Resilienz-Experte<br />
des DVCT<br />
Vor dem Hintergrund<br />
des rasantenWandels<br />
stärkt<br />
ein betriebliches<br />
Gesundheitsmanagement<br />
nachweisbar<br />
das Gesundheitspotential<br />
der Mitarbeiter<br />
– und senkt krankheitsbedingte<br />
Kosten.<br />
„Es gibt eine<br />
nachvollziehbare<br />
Korrelation zwischen Fluktuation und Führung“,<br />
sagt Lorenz und verweist auf eine entsprechende<br />
Studie. „Fehlzeiten und häufiger<br />
Personalwechsel mit den entsprechenden<br />
Konsequenzen sind ein erheblicher Kostenfaktor.<br />
Von einem gesunden, motivierten Mitarbeiter<br />
profitieren beide Seiten“.<br />
HÖHERE ZUFRIEDENHEIT<br />
Selbstbestimmung und Resilienz hängen eng<br />
zusammen, sagt Sebastian Mauritz, Fachbuchautor<br />
und Vorstandsmitglied im Verband<br />
für Coaching und Training (DVCT).<br />
Übertragen <strong>Unternehmen</strong> denjenigen Mitarbeitern,<br />
die dazu bereit sind, im Rahmen ihrer<br />
Qualifikation mehr Eigenverantwortung<br />
fühlten sich diese weniger fremdbestimmt<br />
und weniger gestresst. „Das führt zu mehr Engagement<br />
und Zufriedenheit am Arbeitsplatz“,<br />
sagt der Resilienzexperte.<br />
Wenn das möglich ist, sollten Mitarbeiter arbeitszielorientiert<br />
darüber entscheiden können,<br />
wie und wo sie arbeiten. Eine neue Studie<br />
der Harvard Business School ergänzt viele Forschungsarbeiten,<br />
nach denen Mitarbeiter dafür<br />
neben flexiblen Arbeitszeitmodellen auch<br />
unterschiedliche Raumangebote benötigen.<br />
Vertrauenskultur wachsen lassen<br />
Viele Firmen befürchten einen Kontrollverlust durch Homeoffice – laut einer IW-Studie zu Unrecht.<br />
Einer Studie zufolge können <strong>Unternehmen</strong><br />
profitieren, wenn sie ihren Mitarbeitern<br />
flexible Arbeitszeiten und Homeoffice<br />
erlauben. Das ist das Ergebnis einer<br />
Studie des arbeitgebernahen Instituts der<br />
deutschen Wirtschaft (IW). Manche Firmen<br />
haben Angst durch solche Lösungen<br />
die Kontrolle zu verlieren. „Unsere Studie<br />
zeigt aber ganz klar, dass es dafür keinen<br />
Grund gibt. Vertrauen zahlt sich aus“,<br />
Statt eines einheitlich gestalteten Großraumbüros,<br />
bieten gesunde Arbeitsumgebungen<br />
verschiedene Möglichkeiten: individuelle Arbeitsbereiche,<br />
Ruhezonen, Kommunikationsbereiche,<br />
Räume für Inspiration, Orte für<br />
Teamarbeit. Der Wechsel zwischen den Arbeitsorten<br />
eines „Open Space“ fördert Bewegung<br />
und Begegnung, wie auch das Beispiel<br />
des Stuttgarter Immobilienberaters Drees &<br />
Sommer zeigt (siehe Seite 6).<br />
Mit der Feststellung „Sitzen ist das neue Rauchen“<br />
spitzt Chefarzt Rudolf Lorenz die negativen<br />
Folgen sitzender Tätigkeit zu. Er misst<br />
flexiblen Arbeitsplatzlösungen, die dazu<br />
animieren, sich zu bewegen, zwischen<br />
Stehen und verschiedenen Sitzmöglichkeiten<br />
zu wechseln und kurze Pausen zur<br />
Regeneration zu nutzen, eine große Bedeutung<br />
zu. Ausreichend Bewegung ist seiner<br />
Meinung nach essenziell: „Wer sich bewegt,<br />
wechselt die Perspektiven – körperlich<br />
und mental.“ Damit Führungskräfte<br />
die Resilienz ihrer<br />
Foto: © Yanawut Suntornkij / shutterstock.com<br />
sagt IW-Autor Dominik Enste. Mit wachsender<br />
Überwachung nehmen Unzufriedenheit<br />
und Konflikte mit dem Chef zu. In<br />
Firmen mit strengen Kontrollen seien 45<br />
Prozent der Befragten sehr zufrieden, 32<br />
Prozent der Mitarbeiter berichteten von<br />
Konflikten mit dem Chef. In Firmen mit<br />
weniger Kontrolle sind 60 Prozent der<br />
Mitarbeiter sehr zufrieden, 13 Prozent<br />
klagen über Konflikte mit dem Chef. AMB<br />
Mitarbeiter fördern und deren Potenzial abrufen<br />
können, ist nach Einschätzung von Sebastian<br />
Mauritz die Einbeziehung der Mitarbeiter<br />
auf allen Ebenen, sowie die Integration<br />
von sozialer Unterstützung unverzichtbar.<br />
Face-to-face Kommunikation ermögliche es,<br />
die subjektive Wahrnehmung der Mitarbeiter<br />
anzusprechen und herauszufinden, was jemand<br />
brauche, um in einem guten Zustand zu<br />
sein. „Das Leitbild muss mit der tatsächlich<br />
gelebten Führungskultur kongruent sein. Das<br />
sichert die Anerkennung der Mitarbeiter und<br />
fördert ihre Bereitschaft Veränderungen mitzugestalten“,<br />
sagt Mauritz.<br />
Authentizität ist nach seinen Worten das A<br />
und O für eine positive Wahrnehmung und<br />
für die Verbundenheit der Mitarbeiter, Kunden<br />
und Partner mit dem <strong>Unternehmen</strong>, seiner<br />
Marke und seinen Zielen. Investitionen in<br />
entsprechende Maßnahmen zeigen unternehmerische<br />
Verantwortung – und werden zunehmend<br />
zu einem entscheidenden Wettbewerbsfaktor.<br />
[!] <br />
SIGRID BALKE<br />
Obst für Mitarbeiter ist schön, ersetzt aber keine Strategie. Foto: © Rob Byron / shutterstock.com<br />
24
Anzeige<br />
We want you!<br />
Die Angebote des Welcome Centers Ulm/Oberschwaben bei der<br />
IHK Ulm zur Rekrutierung und Anwerbung von Personal aus dem<br />
Ausland<br />
Bild links: Martina Doleghs, Geschäftsbereichsleiterin Bildung der IHK Ulm (7.v.r.) und Nicole Bühlbecker vom Welcome Center Ulm/Oberschwaben (4.v.l.)<br />
mit ausländischen IT-Fachkräften und Studierenden. Bild Mitte: Nicole Bühlbecker (2.v.l., Welcome Center) mit internationalen Fachkräften auf der Bildungsmesse<br />
<strong>2018</strong>. Bild rechts: Internationale Studierende bei Besuch des <strong>Unternehmen</strong>s Rehm Thermal System in Blaubeuren<br />
Fotos: IHK Ulm<br />
Qualifizierte Fachkräfte sind in der IHK-Region<br />
mehr gefragt denn je. Ein Weg um dem Bedarf<br />
nachzukommen ist die Rekrutierung von internationalen<br />
Fachkräften aus dem Ausland. Das<br />
Welcome Center Ulm/Oberschwaben bei der<br />
IHK setzt hier an und zeigt die möglichen Rekrutierungswege<br />
auf. Zusätzlich schafft es Angebote,<br />
um mit potentiellen internationalen<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Kontakt<br />
zu treten. Das Welcome Center Ulm/Oberschwaben<br />
wird anteilig durch das Ministerium<br />
für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg<br />
und die IHK Ulm finanziert.<br />
„Ein wesentliches Zukunftsthema für unsere<br />
regionale Wirtschaft ist die Deckung des Fachkräftebedarfs<br />
im Alb-Donau-Kreis, dem Landkreis<br />
Biberach und dem Stadtkreis Ulm. Internationale<br />
Fachkräfte stellen diesbezüglich eine<br />
große Chance dar. Mit dem Welcome<br />
Center Ulm/Oberschwaben bietet die IHK Ulm<br />
für ihre Mitgliedsunternehmen ein breites Unterstützungsangebot<br />
zur Gewinnung und Bindung<br />
dieses Fachkräftepotentials an“, so Martina<br />
Doleghs, Geschäftsbereichsleiterin Bildung<br />
bei der IHK Ulm.<br />
UNTERNEHMENSNETZWERK<br />
„INTERNATIONALE FACHKRÄFTE“<br />
Mit dem <strong>Unternehmen</strong>snetzwerk „Internationale<br />
Fachkräfte“ bietet das Welcome Center<br />
eine Plattform für regionale <strong>Unternehmen</strong>, um<br />
über Best Practice-Beispiele und allgemeine<br />
Vorgehensweisen zur Rekrutierung von internationalen<br />
Fachkräften zu diskutieren. So<br />
kann auf einen breiten Erfahrungsschatz von<br />
Betrieben zurückgegriffen werden, von dem<br />
auch andere <strong>Unternehmen</strong> profitieren.<br />
INTENSIVPROGRAMM<br />
„WELCOME TO YOUR JOB!“<br />
Es werden vom Welcome Center in Kooperation<br />
mit der Uni Ulm, der Hochschule Ulm und<br />
der Hochschule Neu-Ulm engagierte internationale<br />
Studierende bei der Jobsuche in Form<br />
von Bewerbungsworkshops, Betriebsbesichtigungen<br />
und persönlichen Beratungsgesprächen<br />
unterstützt, sodass der Kontakt zu den<br />
<strong>Unternehmen</strong> gefördert wird. So können auch<br />
regionale Betriebe mit Fachkräftebedarf durch<br />
das Programm profitieren.<br />
MESSE ZUM AUSTAUSCH MIT<br />
STUDIERENDEN<br />
Gemeinsam mit den Partnern des Fachkräftebündnisses<br />
Ulm/Oberschwaben organisiert<br />
das Welcome Center jährlich im Frühjahr eine<br />
Messe zum Austausch mit internationalen<br />
Studierenden der Uni und den regionalen<br />
Hochschulen. Der nächste Termin ist für<br />
Dienstag, den 14. Mai 2019 angesetzt. Sie haben<br />
Interesse, sich mit einem Stand zu beteiligen,<br />
um so mit Fachkräften von morgen in<br />
Kontakt zu treten? Melden Sie sich gerne beim<br />
Welcome Center.<br />
BERATUNGS- UND<br />
VERANSTALTUNGSANGEBOTE<br />
Von der Auswahl des passenden Rekrutierungsweges<br />
bis hin zur Integration in den Betrieb<br />
– Zu diesen Themen berät das Welcome<br />
Center allgemein sowie auch in Bezug auf den<br />
Einzelfall. Auch im Rahmen von Veranstaltungen<br />
und Seminaren erhalten regionale <strong>Unternehmen</strong><br />
wertvolle Informationen, welche<br />
Schritte zu beachten sind.<br />
Haben Sie Interesse an einem der dargelegten<br />
Angebote? Kommen Sie gerne auf uns zu!<br />
Kontakt<br />
Welcome Center Ulm/Oberschwaben<br />
Nicole Bühlbecker<br />
Olgastraße 95-101<br />
89073 Ulm<br />
Tel. 0731/173-304<br />
Mail: buehlbecker@ulm.ihk.de<br />
25
[machen] Ausgabe 65 | <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong> unternehmen [!]<br />
Weit mehr als ein Schreibgerät: Den Füller Queen Elizabeth I aus dem Jahre 2010 gibt es weltweit nur<br />
888 Mal. Aktuell wird er mit 8<strong>50</strong>0 Euro gehandelt.<br />
Märchenhafter Erfolg<br />
mit Luxus-Füllern<br />
Dies ist keine Tellerwäscher-Geschichte. Sie beginnt auf einem Flohmarkt in<br />
Ravensburg vor 20 Jahren. Heute handelt Michael Rheinländer weltweit mit<br />
Montblanc-Federhaltern: eine hart erarbeitete Karriere mit vielen Anekdoten.<br />
Alles fing damit an, dass der 15-jährige<br />
Michael sein Taschengeld zusammenkratzte,<br />
um sich einen Montblanc-Füller<br />
zu kaufen. Heimlich, ohne das Wissen seiner<br />
Eltern. Kosten: 400 DM. Es war der<br />
Startschuss für eine unerwartete Karriere.<br />
Heute ist Michael Rheinländer 34 und hat im<br />
vergangenen Jahr einen Umsatz von 2,4 Millionen<br />
Euro erwirtschaftet. Womit? Er handelt<br />
mit Füllern – natürlich von Montblanc.<br />
„Der Mythos Montblanc hat mich schon früh<br />
gefangen genommen“, erzählt Michael Rheinländer<br />
und erklärt: „So eine Monopol-Stellung<br />
gibt es in kaum einer anderen Branche!“ Bei<br />
Schreibgeräten über 200 Euro liegt der weltweite<br />
Marktanteil von Montblanc bei mehr<br />
als 70 Prozent.<br />
Für die ersten Objekte seiner Begierde stöberte<br />
der Ravensburger auf Flohmärkten und<br />
stellte fest: Beim Wiederverkauf gibt‘s richtig<br />
26
Michael Rheinländer<br />
wollte eigentlich BWL<br />
studieren. Doch das Geschäft<br />
mit Montblan-Füllern<br />
lief einfach zu gut.<br />
Fotos: Dave Stonies<br />
27
[machen] Ausgabe 65 | <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong> unternehmen [!]<br />
Seit 1926 gibt es die Montblanc-Linie Meisterstück Platinum Line Le Grand, rechts ein Yehudi Menuhin Füller, der von 2001 bis 2003 hergstellt wurde.<br />
gutes Geld dafür. Noch während seiner Zeit als<br />
Industriekaufmann-Azubi verdiente Michael<br />
Rheinländer mehr mit dem Verkauf gebrauchter<br />
Füller als mit seiner Lehre. Sein Plan war<br />
es, im Monat etwa <strong>50</strong>0 bis 1000 Euro zu verdienen,<br />
um sorgenfrei BWL studieren zu können.<br />
Dieser Plan scheiterte. Denn das Füllergeschäft<br />
lief einfach zu gut.<br />
LEICHTE MÄDCHEN UND KOKS<br />
An seinem Geschäftsprinzip hat sich in all<br />
den Jahren nichts geändert: Er kauft Füller,<br />
bereitet sie wenn nötig auf und verkauft sie<br />
wieder. „Allerdings ist die Gewinnspanne bei<br />
Füllern unter 1000 Euro recht dünn“, sagt er.<br />
Rheinländers Spezialgebiet: Highend-Ware<br />
im fünfstelligen Bereich. Das teuerste Stück<br />
verkaufte der Ravensburger für mehr als<br />
70.000 Euro. In diesem Segment muss der<br />
Füller-Baron nach eigener Aussage kaum Konkurrenz<br />
fürchten. Es gilt: Je günstiger der<br />
Preis, desto mehr Mitstreiter gibt es.<br />
Klingt fast ein bisschen märchenhaft, doch<br />
Rheinländer sagt: „Von nichts kommt nichts.<br />
Ich kenne es nicht, nur 8 Stunden am Tag zu<br />
arbeiten. Ein normaler Arbeitstags betrug für<br />
mich schon immer eher zwölf Stunden.“<br />
Manchmal war er einfach zur richtigen Zeit<br />
am richtigen Ort und lernte die richtigen Leute<br />
kennen. Das meiste hat er sich erarbeitet,<br />
„das Glück des Tüchtigen“ nennt er es.<br />
Als nicht-lizensierter Händler macht er den<br />
größten Umsatz auf dem Sekundärmarkt:<br />
„Für mich wird der Ankauf eigentlich erst<br />
dann interessant, wenn so ein Schreibgerät<br />
ein zweites Mal verkauft wird.“ Meistens sind<br />
es streng limitierte Editionen in Originalverpackung,<br />
die er aufkauft – oft ganze Sammlungen,<br />
die er dann von Montblanc auf Echtheit<br />
überprüfen lässt. Seine Kunden kommen<br />
aus der ganzen Welt. „Wir verkaufen auf Online-Plattformen<br />
wie Amazon, Hood oder<br />
Ebay, aber der größte Marktplatz ist mein<br />
Netzwerk,“ sagt Rheinländer.<br />
Schon häufiger wurde ihm Hehlerware angeboten.<br />
Einmal ging er in Absprache mit Montblanc<br />
zum Schein auf den Deal ein. Die Kripo<br />
wurde eingeschaltet. Rheinländer vereinbarte<br />
ein vermeintliches Treffen mit dem Hehler.<br />
Doch statt ihm tauchte ein Kriminalbeamter<br />
auf – und die Handschellen klickten.<br />
700 FÜLLER AUF VORRAT<br />
Geschichten wie diese hat er viele zu erzählen.<br />
Zum Beispiel die, als er aus Versehen mehrere<br />
tausend Euro unterm Hotelbett vergessen<br />
hat und es erst zuhause wieder bemerkte.<br />
Oder die: In Paris traf er sich mit einem Kunden<br />
in dessen Luxus-Suite. Dieser war so begeistert,<br />
dass er seinen Kauf groß feiern wollte<br />
– mit ein paar „leichten Mädchen“ und Koks.<br />
Rheinländer lehnte dankend ab.<br />
Heute hat er eine komfortable Position. Seine<br />
Erfahrungswerte und sein Know-How stehen<br />
in keinem Buch. Dass der Markt für Luxus-<br />
Füller irgendwann einbricht oder gesättigt ist,<br />
glaubt er nicht. Trotzdem sei es wichtig, die<br />
Augen offen zu halten – ein Großteil seiner<br />
Arbeit besteht aus Markt-Beobachtung:<br />
„Montblanc hat tausende verschiedene Produkte.<br />
Ich muss mich mit jedem auskennen,<br />
um zu wissen: Was bringt das im Verkauf, wie<br />
lange liegt das bei mir auf Lager, gibt das meine<br />
Liquidität her, wem könnte ich das verkau<br />
Jahresumsatz von<br />
2,4 Millionen Euro<br />
Nach seiner Ausbildung zum Industrie-Kaufmann<br />
holte Michael Rheinländer<br />
das Fachabitur nach. Seit 2001 ist<br />
das Handelshaus Rheinländer auf Ebay<br />
aktiv – damals nur als Hobby. 2005<br />
meldete er sein erstes Gewerbe an und<br />
erwirtschaftete schon im ersten Geschäftsjahr<br />
einen Umsatz von etwa<br />
100.000 Euro. Mit 24 Jahren bezog er<br />
seine ersten eigenen Geschäftsräume.<br />
Mittlerweile hat er mehrere Teilzeit-Angestellte,<br />
zum Beispiel für den Auslands-Vertrieb,<br />
Botengänge oder die<br />
Aufbereitung der Füller. 2017 betrug<br />
sein Umsatz 2,4 Millionen Euro. RIZ<br />
fen und so weiter,“ erklärt er. Etwa 700 bis 800<br />
Füllfederhalter hat er immer vorrätig. Deren<br />
Gesamtwert bewegt sich im siebenstelligen<br />
Bereich. Deswegen lagern sie fast ausschließlich<br />
im Bankschließfach.<br />
Finanzielle Ziele hat Michael Rheinländer<br />
keine mehr. Seinen ersten Porsche hat er sich<br />
schon vor Jahren gekauft. Viel wichtiger ist es<br />
ihm, seinen Luxus-Kunden den perfekten Service<br />
zu bieten. Einen kleinen Traum gibt es<br />
doch. Eine „1 von 1“ zu besitzen: Ein Sammlerstück,<br />
das nur ein einziges Mal produziert<br />
wurde. Unerreichbar? Nein. Michael Rheinländer<br />
wäre nicht da, wo er heute ist, wenn er<br />
nicht wüsste, wie an so einen Schatz heranzukommen<br />
ist. Doch irgendwie ist er ja auch<br />
Schwabe. Und der Schwabe in ihm sagt: „Zu<br />
teuer“ – und wartet ab. [!] JULIA RIZZOLO<br />
28
Anzeige<br />
40 Jahre aktiv und kein bisschen müde<br />
Das zeichnet Hans-Ulrich Sayler aus, der im<br />
Mai 1978 sein Studium als Betriebswirt beendete<br />
und seine Selbstständigkeit als Pächter<br />
einer Shell-Tankstelle in der Karlstraße begann,<br />
die übrigens seinerzeit die drittgrößte<br />
Tankstelle in ganz Baden-Württemberg war.<br />
Heute darf sich der 67-jährige deshalb selbst<br />
auf die Schulter klopfen, denn im Laufe dieser<br />
40 Jahre hat er zwei renommierte Autohäuser<br />
im Ulmer Westen aufgebaut, zu denen heute<br />
drei Automarken und sechs Servicepartner<br />
gehören. Und zum „alten Eisen“ zählt er sich<br />
noch lange nicht, hat er doch immer wieder<br />
den Drang, Neues zu bewegen und dabei der<br />
Zeit voraus zu sein. Und das an sieben Tagen in<br />
der Woche und 365 Tagen im Jahr<br />
DIE WELT BEREIST<br />
Neben dem Geschäft gehören das Jagen,<br />
Sammeln, Fliegen und die Teilnahme an Oldtimer-Rallyes<br />
zu seinen größten Leidenschaften.<br />
Viele Länder der Welt hat er durch den<br />
Gewinn von Incentive-Reisen bereisen und erkunden<br />
können, die er als Anerkennung von<br />
Hans-Ulrich Sayler hat das Steuer fest in der<br />
Hand.<br />
Foto: Privat<br />
seinen Vertragspartnern für den Erfolg und die<br />
Zusammenarbeit in den letzten 40 Jahren erhalten<br />
hat.<br />
AKTIVITÄTEN DER ZUKUNFT<br />
Auch für diesen Bereich hat Sayler die Weichen<br />
bereits gestellt. Schließlich wird der Weg<br />
von außen vorgegeben und dieser heißt Digitalisierung.<br />
Die Branche ist hart umkämpft und<br />
hält wie in fast allen Bereichen eine Menge an<br />
Herausforderungen parat. Sei es beim Dieselskandal,<br />
der die Händler bei Leasingrücknahmen<br />
mit enormen Wertverlusten trifft, oder<br />
dem Mangel an Fachkräften, die derzeit gar<br />
nicht oder nur schlecht zu finden sind. Und als<br />
wäre das nicht alles schon genug, engagiert er<br />
sich bereits schon seit vielen Jahren stark im<br />
sozialen Bereich, unter anderem auch für die<br />
Aktion 100.000, bei der Unterstützung derjenigen,<br />
denen es nicht so gut geht.<br />
DER ALLES-MÖGLICH-MACHER<br />
Der neue Peugeot Partner, „International Van<br />
of the Year 2019“ ist ab sofort im Autohaus<br />
Sayler bestellbar und ist in zwei Längen und<br />
zwei zusätzlichen, branchenspezifischen Ausstattungslinien<br />
erhältlich. Mit dem erstmals in<br />
einem Nutzfahrzeug integrierten Peugeot i-<br />
Cockpit verbindet der neue Van den Komfort<br />
eines Personenwagens mit der Funktionalität<br />
eines Nutzfahrzeugs.<br />
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29
[verantworten] Ausgabe 65 | <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong> unternehmen [!]<br />
Arbeitsplätze mit Aussicht<br />
Die boomende Konjuktur lässt viele Betriebe an ihre Grenzen stoßen – und mitunter über einen neuen Standort<br />
nachdenken. Die Maurer Veranstaltungstechnik GmbH ist umgezogen – und die Mitarbeiter sind glücklich.<br />
Die Lkw-Fahrer der schwarzen Sattelzüge<br />
haben leichtes Spiel. Im Gegensatz<br />
zu so manch anderem Firmenhof bietet<br />
das Betriebsgelände der Maurer Veranstaltungstechnik<br />
GmbH in Blaustein-Dietingen<br />
ausreichend Platz zum Rangieren an den Laderampen.<br />
Vor vier Jahren war dies noch ganz<br />
anders – und konnte so nicht bleiben.<br />
Damals hatte das im Jahr 2006 von Steffen<br />
Maurer gegründete<br />
<strong>Unternehmen</strong>,<br />
das deutschlandweit<br />
zu den führenden<br />
Anbietern<br />
von Planung, Konzeption,<br />
Technik<br />
und Service für<br />
Veranstaltungen<br />
im Premiumsegment<br />
gehört, seinen<br />
Firmensitz in<br />
der Zeppelinstraße<br />
im Industriegebiet<br />
Firmenchef<br />
Steffen Maurer.<br />
Dornstadt. „Vor zehn Jahren hatten wir uns<br />
hier eine 300 Quadratmeter große Lagerhalle<br />
angemietet, die jedoch schon bald unsere Anforderungen<br />
nicht mehr erfüllen konnte. Alles<br />
wurde zu eng, die Halle für das umfangreiche<br />
Equipment, die Büros und auch das<br />
Gelände“, erzählt Maurer.<br />
Der Geschäftsführer, der mit seinem Team<br />
schon namhafte Events wie das Weltwirtschaftsforum<br />
in Davos, den bayerischen Finanzgipfel<br />
oder das 10. Deutsche Wirtschaftsforum<br />
in Frankfurt in Szene gesetzt hat,<br />
suchte erst einmal nach einer Lösung in<br />
Standortnähe. Schließlich bewerten die <strong>Unternehmen</strong><br />
in der IHK-Region Ulm den Wirtschaftsstandort<br />
mit einer ausgezeichneten<br />
Note von 2,0. Dies geht aus der aktuellsten<br />
Umfrage unter den IHK-Mitgliedsunternehmen<br />
hervor. Gestützt wird diese Zufrieden-<br />
Eine Wohlfühl-Küche war einer der Wünsche der<br />
Mitarbeiter. Fotos: Volkmar Könneke, Fa. Maurer<br />
30
unternehmen [!] Ausgabe 65 | <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong><br />
[verantworten]<br />
heit und Verbundenheit mit dem Standort<br />
zum einen dadurch, dass nahezu jeder dritte<br />
Betrieb in den vergangenen drei Jahren vor<br />
Ort flächenmäßig expandierte. Fast ebenso<br />
viele <strong>Unternehmen</strong> beabsichtigen, sich hier<br />
in den kommenden drei Jahren flächenmäßig<br />
zu erweitern. Auch würden laut der Umfrage<br />
82 Prozent der Betriebe den Standort Ulm anderen<br />
<strong>Unternehmen</strong> bei Ansiedlungsüberlegungen<br />
empfehlen.<br />
FIRMEN SIND STANDORTTREU<br />
Darüber freut sich auch Simon Pflüger, Leiter<br />
Standortpolitik der IHK Ulm. „Sollte eine Firma<br />
aufgrund von Erweiterung einen neuen<br />
Standort suchen<br />
müssen, wird sie<br />
sich erst einmal in<br />
der näheren Umgebung<br />
und in der<br />
eigenen Kommune<br />
umsehen“, sagt<br />
Pflüger. Richtige<br />
Simon Pflüger, Leiter<br />
Standortpolitik, IHK Ulm.<br />
Betriebsverlagerungen<br />
sind ihm<br />
nur wenige bekannt.<br />
„Sicher ist<br />
jedoch“, so Pflüger,<br />
„dass <strong>Unternehmen</strong><br />
in der Regel sehr standorttreu sind. Vor<br />
allem Familienbetriebe fühlen sich ihrer Heimatgemeinde<br />
verbunden“.<br />
Firmenchef Steffen Maurer stand jedoch vor<br />
der Frage: Wohin mit den mittlerweile 15 Mitarbeitern?<br />
Eine Verlagerung des Standortes<br />
ins nahe an der Autobahn gelegene Gewerbegebiet<br />
Ulm-Nord kam für ihn nicht in Frage.<br />
Die Grundstückspreise liegen hier zwischen<br />
Raus aufs Land<br />
Auf dem Land, aber schick und modern: der Firmensitz von Maurer.<br />
Die Maurer Veranstaltungstechnik<br />
GmbH nahm für den Umzug nach Dietingen<br />
auch die Unterstützung des Landes<br />
Baden-Württemberg in Anspruch. Das<br />
Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum<br />
(ELR) fördert Mittelständler, die in ländlich<br />
geprägten Orten investieren, mit<br />
günstigen Finanzierungsmöglichkeiten.<br />
Mit der Strukturförderung soll die Lebensqualität<br />
auch in den Randzonen der<br />
100 und 125 Euro pro Quadratmeter, inklusive<br />
Erschließungs- und Entwässerungsbeträge.<br />
Steffen Maurer zog dies nur kurz in Erwägung.<br />
Er setzte auf sein Bauchgefühl: „Ich<br />
wollte nicht die Enge eines Gewerbegebietes<br />
mit dem Trubel und der Hektik des nächstgelegenen<br />
Gebietes eintauschen. Hinzu kam die<br />
Verdichtungsräume erhalten und verbessert<br />
werden. Deshalb fördert die Landesregierung<br />
Projekte, die zum Erhalt der dezentralen<br />
Wirtschaftsstruktur sowie zur<br />
Sicherung und Schaffung von zukunftsfähigen<br />
Arbeitsplätzen beitragen. Die Vorauswahl<br />
übernimmt das Ministerium für<br />
Ländlichen Raum und Verbraucherschutz.<br />
Ausgereicht werden die Förderkredite<br />
durch die landeseigende L-Bank. LOE<br />
Atmosphäre des Autobahn-Standorts. Hier<br />
hätte mein neues Firmengebäude mit angedachter<br />
Wohlfühl-Atmosphäre für die Mitarbeiter<br />
nicht das passende Flair erhalten. Denn<br />
schließlich wirkt sich der Standort auf die<br />
Kultur nach innen, wie auch auf die Darstellung<br />
nach außen aus.“<br />
31
[verantworten] Ausgabe 65 | <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong> unternehmen [!]<br />
Ob Küche, Büroarbeitsplätze, Halle oder Lager: Bei Planung und Bau des neuen Maurer-Firmensitzes<br />
wurden die Wünsche der Mitarbeiter berücksichtigt.<br />
Aber wohin dann? Schnell reifte in ihm der<br />
Gedanke seine Firma genau in den Ort zu verlegen,<br />
in dem er aufgewachsen ist. Diese Idee<br />
ließ ihn fortan nicht mehr los, so dass der Unternehmer<br />
bei der Gemeinde Dietingen den<br />
Antrag auf ein neues Gewerbe-Mischgebiet<br />
stellte. Er wurde genehmigt.<br />
UMZUG IN ZEHN STUNDEN<br />
Genau hier in dieser schwäbischen Idylle liegt<br />
das <strong>Unternehmen</strong> nun genau richtig, denn<br />
Maurer setzt das Wort Nachhaltigkeit mit seiner<br />
schwäbischen Lebenseinstellung gleich.<br />
„Für mich geht es dabei um den bewussten<br />
Umgang mit Mitmenschen, Ressourcen, Umwelt<br />
und Zeit“, erläutert der Firmenchef, der<br />
das neue Gebäude von seinem Architekten<br />
komplett in Holzbauweise planen ließ. Die<br />
Dachbegrünung dient nicht nur zur Dämmung,<br />
sondern zudem als Lebensraum für<br />
Insekten, die 1<strong>50</strong>0 Quadratmeter große Halle<br />
wird durch die Holzschnitzelanlage des Nachbarn<br />
beheizt.<br />
Steffen Maurer wusste, dass die Verlegung des<br />
Gesellschaftssitzes oder die Änderung der Geschäftsanschrift<br />
immer mit einer Vielzahl<br />
von Formalien verbunden ist, diverse Stellen<br />
müssen über den Umzug benachrichtigt und<br />
eine Reihe gesetzlicher Vorschriften beachtet<br />
werden. Ohne einen exakten Plan geht nichts:<br />
„Entscheidend ist, dass man alle relevanten<br />
Schritte rechtzeitig einleitet.“<br />
Checklisten, die dazu beitragen sollen, dass<br />
ein Gewerbeumzug reibungslos über die Bühne<br />
gehen kann, findet man auch im Internet<br />
zuhauf. Hier geht es unter anderem darum,<br />
den Eintrag im Handelsregister rechtzeitig ändern<br />
zu lassen sowie frühzeitig Angebote von<br />
Handwerkern einzuholen. Und: So ein Umzug<br />
ist auch eine gute Gelegenheit zu prüfen, ob<br />
die EDV- und Telefonanlage noch zeitgemäß<br />
ist oder ob aufgerüstet werden muss. Zudem<br />
ist zu überlegen, ob die alte Arbeitsplatzanordnung<br />
überdacht werden sollte. Ratsam ist<br />
es, auch die Wünsche der Mitarbeiter zu erfragen<br />
und in die Planung einfließen zu lassen.<br />
GARTEN FÜRS FEIERABENDBIER<br />
Für Steffen Maurer ist dies einer der wesentlichsten<br />
Punkte eines Umzuges. Er übernimmt<br />
mit seinem neuen Betriebssitz nicht<br />
nur Verantwortung für die Umwelt, sondern<br />
in großem Maße auch für das Wohlergehen<br />
der kompletten Belegschaft. Damit seine Belegschaft<br />
gerne an den neuen Firmensitz umzieht,<br />
hatte er sein Team von Anfang an in die<br />
Konzeption des Standortwechsels miteinbezogen:<br />
„Nur wenn sich die Mitarbeiter wohlfühlen,<br />
bleiben sie auch dem <strong>Unternehmen</strong><br />
treu“, erzählt Maurer.<br />
Lange tüftelten sie in Workshops am neuen<br />
Standort, überlegten, welcher Platz optimal<br />
für die Werkstatt oder für die bei Maurer so<br />
wichtige Umschlagszone ist oder wie die Büros<br />
im Verwaltungstrakt am besten angeordnet<br />
werden. Dies ging bis zur richtigen Positionierung<br />
von Steckdosen. Aber auch die<br />
Frage, wie das tägliche Essen organisiert wird<br />
und wie eine „Gemeinschafts-Wohlfühlküche“<br />
sowie ein Biergarten fürs Feierabendbier<br />
dazu passen, erzählt Maurer.<br />
Drei Jahre vergingen zwischen der ersten Idee<br />
und der tatsächlichen Verlagerung. Im <strong>Dezember</strong><br />
2015 zog die Maurer Veranstaltungstechnik<br />
GmbH um – in nur zehn Stunden. Ein<br />
Team blieb im alten Lager, ein Team nahm die<br />
akribisch beschrifteten Umzugskartons am<br />
neuen Firmensitz in Empfang. Seit dieser Zeit<br />
haben die nun 25 festen Mitarbeiter freie<br />
Sicht auf umliegende Wälder und Wiesen sowie<br />
galoppierende Pferde. Auf einer eigens<br />
gepachteten Firmenwiese direkt neben der<br />
Firma weidet eine Ziegenherde. Denn nach<br />
der Nutzungsgenehmigung der rund 6.<strong>50</strong>0<br />
Quadratmeter großen Industriefläche verpflichtete<br />
sich Maurer eine entsprechende<br />
Ausgleichsfläche zu schaffen. Die zusätzliche<br />
Ansiedlung zweier Bienenvölker versteht<br />
sich für ihn, als nachhaltig orientierten Menschen<br />
von selbst.<br />
Der Umzug war für Maurer aus mehreren<br />
Gründen ein wichtiger Meilenstein in seiner<br />
noch jungen Firmengeschichte. Neben den<br />
Aspekten Marketing und Kommunikation,<br />
die vom kommenden Jahr an ausgebaut werden,<br />
dient das neue Gebäude als Visitenkarte<br />
des Betriebes und ist Teil der <strong>Unternehmen</strong>sstrategie.<br />
Für sein Team und ihn war die Konzeption der<br />
Betriebsverlagerung eine unschätzbar große<br />
Möglichkeit, alle Geschäftsabläufe einmal<br />
komplett auf den Prüfstand zu stellen: „Auf<br />
diese Weise konnten wir eine Vielzahl an Prozessen<br />
und Wegen deutlich verbessern und<br />
neue Werte schaffen.“ Dazu gehört unter anderem<br />
auch, dass das Rangieren der schwarzen<br />
Sattelzüge zu einem leichten Spiel geworden<br />
ist. [!] <br />
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[namen & nachrichten] Ausgabe 65 | <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong> unternehmen [!]<br />
Malen nach<br />
Zahlen im<br />
XXL-Format<br />
1<strong>50</strong> Farb-Töpfchen, 2,5 Kilo Gewicht<br />
und drei Meter Vliespapier:<br />
So lauten die Superlative<br />
des größten „Malen nach<br />
Zahlen“-Sets in der Geschichte<br />
der Ravensburger AG. Mithilfe<br />
von vorgemischten Farben und<br />
nummerierten Feldern entsteht<br />
nach und nach ein Bild.<br />
„Leuchtendes New York“ lautet<br />
der Titel des neuesten Beschäftigungs-Produktes.<br />
Empfohlen<br />
wird es für Freizeitkünstler ab<br />
14 Jahren. Die Ravensburger AG<br />
erwirtschaftete zuletzt mit 2133<br />
Mitarbeiter einen Jahresumsatz<br />
von 471 Millionen Euro.<br />
ZF liefert E-Busse<br />
verstärkt an<br />
US-Metropolen<br />
Die ZF Friedrichshafen AG baut<br />
ihr Geschäft mit emissionsfreien<br />
Produkten aus: Bis 2020 will<br />
das <strong>Unternehmen</strong> 100 Busse der<br />
Modellreihe Xcelsior Charge an<br />
Nahverkehrsgesellschaften in<br />
den USA ausliefern. Darunter<br />
sind Los Angeles, Seattle und<br />
Boston. In London sollen 31 der<br />
roten Doppeldecker-Busse<br />
künftig mit Elektroportalachsen<br />
der ZF unterwegs sein. Der<br />
Konzern ist mit 146.000 Mitarbeitern<br />
an rund 230 Standorten<br />
in nahezu 40 Ländern vertreten.<br />
Der Umsatz im Jahr 2017 betrug<br />
36,4 Milliarden Euro.<br />
Weingarten<br />
hat Platz im<br />
Syrlin-Quartier<br />
Mehrere hundert Quadratmeter<br />
des auf dem ehemaligen Areal<br />
des Autohauses BMW Auer<br />
entstandenen „Syrlin-Quartier<br />
Weingarten“ zwischen Ravensburg<br />
und Weingarten sind derzeit<br />
vakant. Fest steht, dass auf<br />
Foto: Getty Images<br />
MTU beliefert Sunseeker<br />
Bis Ende 2020 läuft der neue Rahmenvertrag, den Rolls-Royce<br />
und der britische Luxusyacht-Hersteller Sunseeker geschlossen<br />
haben. Die MTU Friedrichshafen ist das Kernunternehmen<br />
von Rolls-Royce Power-Systems und liefert an Sunseeker seit<br />
Jahren Motoren fürs bis zu 47 Meter lange Yachten.<br />
den insgesamt 6.100 Quadratmetern<br />
Mietfläche von 2019 an<br />
ein auf Femto-Laser-Technik<br />
spezialisiertes Augenzentrum,<br />
ein kombiniertes Fitness- und<br />
Physiotherapeuten- sowie ein<br />
Küchenstudio eröffnen werden.<br />
Generalunternehmer des Gebäudes<br />
ist die 270 Mitarbeiter<br />
große Georg Reisch GmbH &<br />
Co. KG aus Bad Saulgau..<br />
Showroom<br />
und Kurse für<br />
Hobbybrauer<br />
Braukurse, Bierseminare und eine<br />
Brauakademie – die Hopfen<br />
und mehr GmbH aus Neukirch<br />
bei Tettnang hat viel vor. Ende<br />
Oktober eröffnete sie einen<br />
neuen Showroom, in dem Besucher<br />
und Kunden der Verkaufsplattform<br />
www.hobbybrauerversand.de<br />
Produkte live<br />
erleben können. Der Online-<br />
Shop bietet Zubehör fürs heimische<br />
Bierbrauen. Am Standort<br />
Neukirch beschäftigt das <strong>Unternehmen</strong><br />
25 Mitarbeiter.<br />
Jörg Reithmeier<br />
wird Hymer<br />
2019 verlassen<br />
Jörg Reithmeier wird im September<br />
2019 den Vorstand der<br />
Hymer-Gruppe aus persönlichen<br />
Gründen verlassen. Reithmeier<br />
war 2011 als Vertriebschef<br />
zu dem <strong>Unternehmen</strong><br />
gekommen. Seit 2015 ist er Mitglied<br />
im Vorstand. Der Reisemobil-Hersteller<br />
Hymer,<br />
der jüngst<br />
vom US-<br />
Konzern<br />
Thor übernommen<br />
Steigt im Herbst<br />
freiwillig aus: Jörg<br />
Reithmeier.<br />
worden ist,<br />
erwirtschaftete<br />
zuletzt<br />
mit 7300<br />
Mitarbeitern<br />
einen Umsatz von 2,5 Milliarden<br />
Euro.<br />
Vom Bodensee<br />
nach Hamburg<br />
und London<br />
Von 14. Januar 2019 an wird die<br />
Strecke nach Hamburg mit<br />
zwei Flügen pro Tag neu ins<br />
Programm der Flughafen Friedrichshafen<br />
GmbH aufgenommen.<br />
British Airways und easyJet<br />
bieten im Winter-Flugplan<br />
Flüge nach London an, die Low-<br />
Cost-Fluglinie sogar schon ab<br />
29 Euro one way. Die Flughafen<br />
Friedrichshafen GmbH verzeichnet<br />
pro Jahr rund 600.000<br />
Fluggäste.<br />
Fontin darf<br />
Kraftwerk an der<br />
Iller bauen<br />
An der Iller bei Dietenheim<br />
(Alb-Donau-Kreis) darf ein neues<br />
Wasserkraftwerk gebaut werden.<br />
Das Verwaltungsgericht<br />
Sigmaringen wies die Klage des<br />
Bundes Naturschutz (BN) in<br />
Bayern ab. (Az. 10 K 118/17).<br />
Der Investor Fontin & Company<br />
plant nun den Baustart für<br />
den Herbst 2019. Turbine und<br />
Generator kommen unter die<br />
Wasseroberfläche in einen<br />
Schacht im Flussbett, um die Fische<br />
zu schützen. [!] RIZ<br />
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[rubrik] Ausgabe 65 | <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong> unternehmen [!]<br />
Zwischen den Pflegekräften der Mukki GmbH und deren jungen Patienten entsteht oft eine innige Beziehung. <br />
Foto: Matthias Kessler<br />
Intensive Hilfe für Kinder<br />
Die Idee zum spezialisierten Pflegedienst entstand auch aus Frust über die Arbeitsbedingungen im Krankenhaus. Neun<br />
Jahre später beschäftigt die Mukki GmbH 100 Mitarbeiter und gehört zu den zehn besten jungen Firmen im Südwesten.<br />
Mukki ist das Resultat von latenter Unzufriedenheit,<br />
unterschiedlichen<br />
Vorstellungen und der Ahnung, dass<br />
sich die Arbeitsbedingungen eher weiter verschlechtern<br />
würden. Hinzu kamen das richtige<br />
Timing für den Absprung und ein guter<br />
Plan. Und natürlich das nötiges Quantum Risikobereitschaft,<br />
welches beim Gründen immer<br />
nötig ist. Heraus kam dabei ein auf die<br />
technologieabhängige ambulante Pflege von<br />
Kindern spezialisierter Pflegedienst. Mukki<br />
ist das Kürzel für „Mobile Ulmer Kinder Kranken-<br />
und Intensivpflege“ und hat sich längst<br />
etabliert.<br />
„Ich habe den Absprung noch rechtzeitig geschafft“,<br />
erzählt Geschäftsführer Heribert Karrer<br />
rückblickend. 20 Jahre hatte der 57-Jährige<br />
an einer Klinik in der Region in der Intensivpflege<br />
gearbeitet, dann an anderer Stelle für<br />
ein Jahr die Pflegedienstleitung inne. Die Arbeit<br />
sei immer mehr verdichtet worden, die<br />
Zeit, „Menschen zu begleiten“, immer mehr<br />
geschwunden. Hinzu kam nach Karrers Worten<br />
eine nicht gerade üppige Bezahlung, und<br />
das bei relativ hoher Verantwortung. In dieser<br />
Zeit reifte der Entschluss, selbst etwas auf die<br />
Beine zu stellen. Zusammen mit Annegret<br />
Holzwarth und Barbara Rittmeyer, zwei Kinderkrankenschwestern<br />
und Kolleginnen,<br />
wagte er im Jahr 2009 den Schritt in die Selbstständigkeit.<br />
ENGE PERSÖNLICHE BINDUNG<br />
Bereits vom Start weg beschäftigte die Pflegefirma<br />
zehn Mitarbeiter. Das Risiko, das damit<br />
verbunden war, bezeichnet Karrer dennoch<br />
als „überschaubar“. Denn einen Kundenstamm<br />
musste sich Mukki nicht erst noch<br />
aufbauen – er wurde von den Beschäftigten<br />
vielmehr mitgebracht. Darin kommt die Besonderheit<br />
zum Ausdruck, dass üblicherweise<br />
zwischen dem Klientel und den Pflegekräften<br />
36
unternehmen [!] Ausgabe 65 | <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong><br />
[gründen]<br />
selbst eine sehr enge persönliche Bindung besteht.<br />
Unter welchem „Dach“ diese beschäftigt<br />
sind, spielt da nur eine nachrangige Rolle, erzählt<br />
Karrer<br />
Mit den zehn Kräften hatte das junge <strong>Unternehmen</strong><br />
die erste Hürde also locker übersprungen.<br />
Nötig wären lediglich drei gewesen.<br />
Den „Sozialfachwirt“, zweite<br />
Voraussetzung zur Gründung eines privaten<br />
Pflegedienstes, hatte Karrer zuvor bereits an<br />
den Ulmer Valckenburgschule erworben. Für<br />
die nötige Liquidität sorgte ein Gründer-Kredit.<br />
Eine aktive Akquise sei nicht nötig gewesen,<br />
vieles laufe durch Mund-zu-Mund-Propaganda,<br />
„wir werden in der Regel von den<br />
Eltern ausgesucht“. Danach gelte es, mit den<br />
Krankenkassen über die Stundensätze zu verhandeln,<br />
erklärt der Mukki-Geschäftsführer.<br />
SOZIALSTATION ÜBERNOMMEN<br />
Es könnte also das perfekte Firmenglück sein.<br />
Könnte. Wären da nicht die Probleme, wie sie<br />
branchenüblich sind und auch um Mukki keinen<br />
Bogen machen. Qualifiziertes Personal zu<br />
finden sei schwierig. Dies sei sogar das allergrößte<br />
Hemmnis, um weiter wachsen zu können,<br />
sagt Karrer. Dabei locke Mukki nicht nur<br />
mit guten Zulagen und mit einer gelebten<br />
Firmenphilosophie aus vielen „weichen Faktoren“,<br />
mit denen sich der Pflegedienst von<br />
anderen Anbietern abhebe. Eine gewisse Fluktuation<br />
könne aber auch dies nicht verhindern.<br />
Immer wieder wechselten Kräfte etwa<br />
in den Ausbildungsbereich.<br />
100 Mitarbeiter beschäftigt Mukki derzeit, davon<br />
80 Prozent Festangestellte, die restlichen<br />
als geringfügig Beschäftigte. Dazu trug auch<br />
bei, dass 2013 der Kinderbereich einer Sozialstation<br />
in Weingarten übernommen werden<br />
konnte, eine Ausnahme in der noch jungen<br />
Firmengeschichte. Solche Gelegenheiten gebe<br />
es immer wieder, man setze aber bewusst<br />
„auf ein organisches Wachstum“. Umgekehrt<br />
kämen regelmäßig Anfragen, ob die Firma<br />
nicht selbst übernommen werden wolle.<br />
Unter den Top-10 im Land<br />
Sie bilden das Führungsteam der Mukki GmbH: Barbara Rittmeyer (links), Annegret Holzwarth<br />
und Heribert Karrer. <br />
Foto: L-Bank / Martin Wagenhan<br />
Beim dem vom Land und der L-Bank<br />
verliehenen Landespreis für junge <strong>Unternehmen</strong><br />
kam die Mukki GmbH mit neun<br />
weiteren Firmen ins Finale. Der Pflegedienst<br />
wurde vor neun Jahren gegründet<br />
und hat seinen Firmensitz in Ulm. Vor<br />
fünf Jahren expandierte Mukki nach<br />
Oberschwaben und ist seitdem in Weingarten<br />
vertreten. Bei der Preisverleihung<br />
Anfang November im Stuttgarter Neuen<br />
Weiteres Wachstum sei möglich, der „Markt“<br />
sei vorhanden. Nur: Die nötigen Kräfte fehlten.<br />
So sei Mukki in einer Situation, auch Aufträge<br />
ablehnen zu müssen. Da der Pflegedienst<br />
auf Kinder spezialisiert sei, kämen dafür auch<br />
längst nicht alle ausgebildeten Pflegekräfte in<br />
Frage. „Man braucht dafür schon eine besondere<br />
Sensibilität“, erklärt Karrer – von der besonderen<br />
fachlichen Ausrichtung mal ganz<br />
abgesehen: „Mit kranken Kindern zu arbeiten,<br />
ist schon was ganz Eigenes.“ Trotzdem gibt es<br />
Expansionspläne. Wie der Geschäftsführer<br />
Schloss erklärte Ministerpräsident Winfried<br />
Kretschmann, die Preisträger machten<br />
anderen <strong>Unternehmen</strong> Mut. Für den<br />
Preis hatten sich 375 <strong>Unternehmen</strong> beworben.<br />
„Trotz Vollbeschäftigung ist von<br />
Gründungsmüdigkeit keine Spur“, sagte<br />
L-Bank-Vorstand Axel Nawrath. Dies spiegele<br />
sich auch in der Gründungsförderung<br />
wider, bei der sein Institut Jahr für<br />
Jahr Rekordbeträge erreiche. THV<br />
erläutert, habe er dabei jenes Klientel im Auge,<br />
das ins Erwachsenenalter reinwächst und<br />
nach Lösungen für ein möglichst selbstbestimmtes<br />
Leben sucht. Karrer schwebt die<br />
Gründung von Wohngemeinschaften vor.<br />
Erste Gespräche würden derzeit geführt, mit<br />
den Kassen ebenso wie mit der Stadt Ulm.<br />
„Mit einem zweiten geschäftlichen Standbein<br />
wären wir etwas breiter aufgestellt.“ Dafür<br />
wäre Mukki nach seinen Worten auch bereit,<br />
selbst als Bauherr aufzutreten. [!]<br />
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[finanzieren] Ausgabe 65 | <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong> unternehmen [!]<br />
Mit Sicherheit mehr Rendite<br />
Viele Unternehmer und Betriebe haben in den vergangenen Jahren gut verdient. Angesichts der niedrigen Zinsen macht<br />
es keinen Sinn, das Geld auf dem Festgeldkonto zu parken. Tipps für ein erfolgreiches Vermögensmanagement.<br />
An den Finanzmärkten hat sich die<br />
Stimmung in den vergangenen Wochen<br />
zunehmend verschlechtert. Hüben<br />
und drüben des Atlantiks wachsen die<br />
Sorgen über eine schwächere Konjunktur.<br />
Das Schreckensszenario eines unkontrollierten<br />
Brexits macht weiter die Runde und der<br />
schwelende Handelskonflikt zwischen den<br />
USA und China hält die Nervosität vieler Investoren<br />
hoch. All das drückt auf die Kurse.<br />
Dazu kommt, dass die US-Notenbank Fed weiter<br />
unbeirrt an ihrem strafferen geldpolitischen<br />
Kurs festhält und ihre Leitzinsen weiter<br />
erhöhen will.<br />
Dass die Lage durchaus ernst ist, hat die Bundesbank<br />
vor kurzem<br />
klar gemacht.<br />
Bei der Vorlage ihres<br />
Finanzstabilitätsberichts<br />
<strong>2018</strong><br />
Mitte November<br />
haben die Bundesbanker<br />
vor den<br />
wachsenden Gefahren<br />
für das<br />
deutsche Finanzsystem,<br />
aber auch<br />
für <strong>Unternehmen</strong><br />
durch den langen<br />
Bundesbank-Vizepräsidentin<br />
Claudia Buch.<br />
Konjunkturaufschwung und anhaltender Minizinsen<br />
gewarnt. „Jetzt ist es daher an der<br />
Zeit, stärkere Abwehrkräfte und Puffer für<br />
schlechtere Zeiten aufzubauen“, sagte Bundesbank-Vizepräsidentin<br />
Claudia Buch.<br />
Illustration: Getty Images/Ikon Images<br />
PUFFER FÜR SCHLECHTE ZEITEN<br />
Die finanziellen Mittel für einen solchen „Puffer“<br />
sind bei vielen <strong>Unternehmen</strong>, genauso<br />
wie bei ihren Eigentümern vorhanden. Die<br />
meisten Firmen haben in den vergangenen<br />
Jahren gut verdient. Einen Teil der Gewinne<br />
haben die Firmenlenker in die Privatschatulle<br />
Geld, das in Zukunft im <strong>Unternehmen</strong> benötigt<br />
wird, muss bei der Anlage gut abgesichert sein.<br />
38
unternehmen [!] Ausgabe 65 | <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong><br />
[finanzieren]<br />
fließen lassen.<br />
„Wir sehen verstärkt,<br />
dass <strong>Unternehmen</strong><br />
einen hohen<br />
Bestand an<br />
liquiden Mitteln<br />
vor sich herschieben<br />
und sich überlegen,<br />
diesen strategisch<br />
anzulegen,<br />
Andreas Glogger, Inhaber weil sie bei den<br />
von Glogger & Partner. Banken dafür<br />
kaum Zinsen bekommen“,<br />
beobachtet Andreas Glogger, Geschäftsführer<br />
und Inhaber der Glogger & Partner<br />
Vermögensverwaltung GmbH in<br />
Krumbach.<br />
Tages- und Festgeldkonten galten lange Jahre<br />
als Klassiker für das Parken liquider Mittel. Sie<br />
sind vergleichsweise sicher. Das ist wichtig,<br />
vor allem dann, wenn es sich um Firmengelder<br />
handelt, die irgendwann im Betrieb benötigt<br />
werden. Gleichzeitig kann die Anlagedauer<br />
bei klassischen Bankanlagen flexibel an die<br />
unternehmerischen Bedürfnisse angepasst<br />
werden. Doch weil die Zinsen niedrig sind,<br />
werfen diese Anlagen selbst bei längeren Laufzeiten<br />
selten mehr als ein Prozent ab – zumindest<br />
dann, wenn Sicherheit groß geschrieben<br />
wird und das Geld in Deutschland angelegt<br />
werden soll. Bei sehr hohen Beträgen verlangen<br />
einige Geldhäuser wegen der Geldpolitik<br />
der Europäischen Zentralbank sogar Strafzinsen<br />
„Auch im positiven Fall reichen die derzeit<br />
zu erzielenden Sätze aber nicht, um den<br />
realen Wert des Kapitals zu erhalten“, sagt<br />
Glogger. „Rechne ich nominelle Zinsen und<br />
die laufende Inflationsrate von aktuell etwa<br />
2,5 Prozent in Deutschland zusammen, muss<br />
ich auf mindestens auf drei Prozent Rendite<br />
kommen, um den Kapitalerhalt zu gewährleisten<br />
– das ist eine Herausforderung im aktuellen<br />
Marktumfeld.“<br />
Unternehmer sind daher gefordert. Sonst drohen<br />
ihren Finanzreserven, aber auch ihrem<br />
privaten Vermögen empfindliche Werteinbußen.<br />
Wer auf steigende Zinsen in Europa wartet,<br />
wird nach Gloggers Einschätzung lange<br />
warten müssen. „Die Zeiten, in denen Zinspapiere<br />
Renditen von fünf oder sechs Prozent<br />
abgeworfen haben, sind vorbei, weil sich das<br />
kein Staat wegen der hohen Verschuldung<br />
mehr leisten kann. Selbst ein Zinsniveau von<br />
vier Prozent ist – wenn überhaupt– erst in vielen<br />
Jahren zu erwarten.“<br />
PLANVOLL LIQUIDE SEIN<br />
Firmenlenkern mit hohem Cashbestand stellt<br />
sich daher die Frage: Wie kann ich Geld rentabel<br />
anlegen, ohne allzu große Risiken einzugehen<br />
und liquide zu bleiben? „Der Unternehmer<br />
benötigt einen klaren Plan. Ein<br />
Try-and-Error-Ansatz geht häufig schief“, sagt<br />
Anlageprofi Glogger.<br />
„Vermögensanlage darf zudem nicht mit dem<br />
operativen Liquiditätsmanagement verwechselt<br />
werden“, ergänzt Richard Goßner, Portfoliomanager<br />
und Vermögensverwalter bei der<br />
Honorarberatung GSAM + Spee AG in Ulm.<br />
AUSBILDUNGS-<br />
UND STUDIENPLÄTZE<br />
als VIDEO!<br />
39
[finanzieren] Ausgabe 65 | <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong> unternehmen [!]<br />
„Dieses Thema<br />
muss der Unternehmer<br />
oder gegebenenfalls<br />
der Finanzvorstand<br />
abdecken.“<br />
Der Betrieb kann<br />
zudem nicht dauerhaft<br />
die gesamte<br />
freie Liquidität anlegen.<br />
Er braucht<br />
Richard Goßner, Manager<br />
GSAM + Spee AG. weiterhin eine<br />
Notfallreserve, auf<br />
die er kurzfristig zurückgreifen kann, sollte es<br />
– etwa durch Zahlungsausfälle bei Kunden –<br />
zu einem finanziellen Engpass kommen. Der<br />
danach verbleibende Betrag sollte strategisch<br />
aufgeteilt werden. „Zum Beispiel sollte die<br />
Hälfte oder zwei Drittel des Anlagekapitals als<br />
zweite Sicherungsliquidität gehalten werden.<br />
Dieses Geld verteilen wir bei unseren Kunden<br />
auf sichere Anleihen mit unterschiedlichen<br />
Laufzeiten“, umreißt Glogger sein Konzept.<br />
„Der Vorteil ist, dass durch die Fälligkeiten regelmäßig<br />
Liquidität frei wird, die dann entweder<br />
in den Betrieb zurückfließen kann oder sie<br />
wird in anderen Anlagen investiert – wie etwa<br />
am Aktienmarkt, wenn dort die Kurse nach<br />
einem Rücksetzer gerade niedrig sein sollten.“<br />
Nicht nur an die Firma denken<br />
Werte außerhalb des Betriebs sind des Unternehmers bester Freund.<br />
Ein häufiges Thema bei vielen Unternehmern<br />
ist, dass ihre Firma neben vielleicht<br />
einer selbstgenutzten Immobilie der einzige<br />
große Posten auf der Vermögensliste<br />
ist. Soweit es die geschäftliche Lage zulässt,<br />
empfehlen Vermögensverwalter unbedingt<br />
zu diversifizieren und abseits der<br />
Firma eine Vermögensbasis aufzubauen<br />
VIELE DEPOTS OHNE STRUKTUR<br />
Den verbleibenden Teil investiert Glogger in<br />
qualitativ hochwertige Aktien. „Jeder Unternehmer<br />
weiß, dass Investments in die Realwirtschaft<br />
die höchsten Renditechancen bietet<br />
ist. Anders lassen sich die<br />
Herausforderungen im aktuellen Niedrigzinsumfeld<br />
auch gar nicht meistern“, sagt Glogger.<br />
„Dass Aktien Teufelszeug sind, ist Unsinn. In<br />
den vergangenen 100 Jahren haben sie im<br />
Durchschnitt neun Prozent abgeworfen und<br />
in keinem einzelnen Jahrzehnt fiel die Anlagebilanz<br />
negativ aus.“<br />
Auch Portfoliomanager Goßner investiert bis<br />
zu einem Drittel der Gelder seiner <strong>Unternehmen</strong>skunden<br />
in Multi-Asset-Fonds oder direkt<br />
in Aktien. „Wir überwachen diese Anlagen<br />
mit quantitativen Modellen und betreiben<br />
dadurch aktives Risikomanagement. Allerdings<br />
sollte nicht vergessen werden, dass je<br />
länger die Anlagedauer ist, desto geringer fallen<br />
die Wertschwankungen aus.“ Bei Aktien<br />
setzt er auf defensive Titel großer bekannter<br />
Konzerne mit bewährtem Geschäftsmodell<br />
und stabiler Gewinnentwicklung. Dass die<br />
Kurse im Deutschen Aktienindex im laufenden<br />
Jahr den Rückwärtsgang eingelegt haben,<br />
irritiert die beiden Vermögensverwalter nicht.<br />
„Wer in Aktien investiert, sollte dies auf Sicht<br />
von fünf Jahre und länger tun und kurzfristige<br />
Schwankungen aushalten. „Wir halten aber<br />
nicht blindlings an unseren Papieren fest, sondern<br />
nehmen in regelmäßigen Abständen Anpassungen<br />
in Abhängigkeit vom Marktumfeld<br />
vor. Und um in fallenden Märkten zu<br />
bestehen, sichern wir einzelne Depots auch<br />
ganz klassisch ab“, sagt Goßner.<br />
Für seinen Kollegen Glogger sind Aktien nach<br />
den jüngsten Kursrückgängen zudem eher<br />
günstig als teuer. „Viele lassen sich vom immer<br />
noch optisch hohen Punktestand des Dax<br />
blenden und berücksichtigen nicht, die hohen<br />
Gewinne, die die Indexunternehmen in<br />
den vergangenen Jahren geschrieben haben.<br />
Real gesehen ist er heute halb so teuer wie vor<br />
15 Jahren und damit sind viele Aktien eigentlich<br />
ein Schnäppchen.“<br />
Aber auch hier gilt: Wer ohne Strategie in den<br />
Aktienmarkt einsteigt, droht schnell eine unsanfte<br />
Bauchlandung zu machen. „Viele kaufen<br />
Aktien von <strong>Unternehmen</strong>, deren Namen<br />
sie vielleicht gut kennen, deren Bilanzen aber<br />
nicht so gut sind – und die fallen bei einem<br />
Rücksetzer der Kurse am stärksten“, erläutert<br />
– zum Beispiel, indem sie einmal pro Jahr<br />
einen bestimmten festen Betrag aus der<br />
Betrieb rausholen und damit privates<br />
Vermögen aufbauen. „So sind sie im Alter<br />
flexibel und im schlechtesten Fall abgesichert,<br />
sollte der Betrieb in Existenznöte<br />
geraten“, sagt Vermögensverwalter Andreas<br />
Glogger. <br />
TLU<br />
Glogger, der am Anfang oft genug kunterbunt<br />
gemischte Privatdepots bei seinen Kunden<br />
vorfindet, die ohne Struktur sind. Andere Anleger<br />
halten immer noch an Verlustbringern<br />
fest oder sind zu sehr auf den deutschen Markt<br />
konzentriert, weil sie die <strong>Unternehmen</strong> dort<br />
vermeintlich gut kennen. „Der Schlüssel zum<br />
Anlageerfolg ist auf Firmen zu setzen, die extrem<br />
gesunde Bilanzkennzahlen besitzen und<br />
hohes Vermögen besitzen. Dann sind sie quasi<br />
unkaputtbar und überstehen auf schwere<br />
Wirtschaftskrisen relativ schadlos.“<br />
Das erfordert Fachwissen und genaue Analyse.<br />
Aus diesem Grund empfiehlt sich der Rat<br />
von Spezialisten beim Management der Finanzreserven<br />
und des privaten Vermögens.<br />
Die meisten Unternehmer selbst haben dafür<br />
kaum Zeit. Sie sind häufig rund um die Uhr in<br />
ihrem Betrieb gebunden und haben nur temporär<br />
Gelegenheit, sich um die Vermögensanlage<br />
zu kümmern. „Jeder Unternehmer hat<br />
interne Profis etwa für Einkauf oder Entwicklung<br />
oder externe Fachleute wie den Steuerberater“,<br />
sagt Goßner. „So ist der Vermögensmanager<br />
eben der Fachmann für die Verwaltung<br />
von freien Finanzmitteln im Einklang mit der<br />
Bilanz und den Anforderungen des operativen<br />
Geschäfts.“ [!] THOMAS LUTHER<br />
Foto: © psdesign1 / fotolia.com<br />
40
TAGUNG, HOTEL, WIRTSCHAFT,<br />
FEIERN UND EVENTS<br />
Professionell Tagen im Vogelhaus, gemütlich in der Wirtschaft<br />
sitzen, ein kühles Bier im Kastanienbiergarten genießen, und wer<br />
noch gerne länger bei uns bleiben möchte, darf sich in unseren<br />
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[rubrik] Ausgabe 65 | <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong> unternehmen [!]<br />
Aus Sägespänen und Wachsresten bestehen die Ofen-Anzünder, die Alexander Teise und Sabine Stehle produzieren. <br />
Fotos: Dave Stonies<br />
Recycling mit Feuer und Flamme<br />
Für die einen ist es Abfall, für Alexander Teise ein wichtiger Rohstoff: aus Wachsresten und Sägespänen produziert er im<br />
oberschwäbischen Vogt mit Feuer-Flott einen umweltfreundlichen Ofen-Anzünder.<br />
Alexander Teises Rezept für Erfolg hat<br />
genau zwei Zutaten: Sägespäne und<br />
Wachs-Reste. Beides Abfall-Produkte,<br />
die andere loswerden möchten. Für Teise sind<br />
sie bares Geld. Er fertigt daraus ökologische<br />
Ofen-Anzünder: Feuer-Flott.<br />
Die Naturhobelspäne kommen direkt aus<br />
dem Sägewerk. Für die Wachs- und Kerzenreste<br />
hat er sein eigenes Sammelnetz aufgebaut:<br />
Auf den Wertstoffhöfen der Region darf er seine<br />
Tonnen aufstellen. Für die regelmäßige<br />
Leerung muss er selbst sorgen.<br />
Produziert wird in Vogt bei Ravensburg in einem<br />
ehemaligen Baugeschäfts-Anwesen von<br />
1930. Hier wird das Wachs gesiebt, gefiltert,<br />
mit den Spänen vermischt und gepresst. Geschmolzen<br />
wird das Wachs auf holz- und pelletsbetriebenen<br />
Öfen. Alles in Handarbeit.<br />
42
unternehmen [!] Ausgabe 65 | <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong><br />
[machen]<br />
Und das genaue Rezept ist natürlich Betriebsgeheimnis.<br />
ES STINKT UND IST DRECKIG<br />
„Wir bekommen die Rohstoffe umsonst, aber<br />
wir haben ja auch die Arbeit damit. Es stinkt,<br />
es ist dreckig und kann manchmal eine ganz<br />
schöne Schweinerei sein,“ erklärt Teise. Warum<br />
er und Lebensgefährtin Sabine Stehle die<br />
Arbeit trotzdem auf sich nehmen? Weil es ihnen<br />
eine Herzens-Angelegenheit ist. Alexander<br />
Teise ist leidenschaftlicher Müll-Sammler,<br />
könnte man sagen. Regelmäßig sieht man ihn<br />
mit Müllsäcken in der Hand durch Wald und<br />
Wiesen stapfen. „Ich habe schon immer gern<br />
aufgeräumt und Müll getrennt“, gibt er zu.<br />
„Mit Feuer-Flott haben wir auch eine erzieherische<br />
Aufgabe. Nämlich Wachs- und Kerzenreste<br />
nicht einfach wegzuwerfen. Und das Bewusstsein<br />
der Kunden ist da!“ Viele seien froh,<br />
Gesammelt werden die Wachsreste auf Wertstoffhöfen. Produziert wird in Vogt im Landkreis Ravensburg.<br />
Alexander Teise und Sabine Stehle verkaufen die Anzünder dann auf Märkten oder in ihrem Geschäft.<br />
Leben können sie davon allerdings noch nicht.<br />
43
[machen] Ausgabe 65 | <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong> unternehmen [!]<br />
Mit der Oldtimer-Feuerwehr zum Verkauf<br />
Foto: Julia Rizzolo<br />
Ein Feuerwehrauto aus den 70er-Jahren dient als Marktstand für Feuer-Flott.<br />
Rund fünf Tonnen seiner Anzünder verkauft Teise<br />
jedes Jahr. <br />
Foto: Dave Stonies<br />
ihre Wachs-Reste sinnstiftend abgeben zu<br />
können.<br />
„VIEL MURKS PRODUZIERT“<br />
Leben können er und Sabine Stehle nicht von<br />
dem, was die Anzünder abwerfen. Feuer-Flott<br />
ist ein Produkt von Teise Technics. Dies ist<br />
Alexander Teises Baustoffhandel und eigentlicher<br />
Broterwerb. Feuer-Flott macht mittlerweile<br />
rund 20 Prozent seines Geschäfts aus.<br />
Entwickelt hat Teise Feuer-Flott für den Eigenbedarf.<br />
Im ersten Winter wurde noch in<br />
der Verwandtschaft nach Wachs-Resten gesucht.<br />
Mit einem einzigen Markttag fing 2011<br />
alles an. Heute sind es 20 – für mehr ist einfach<br />
keine Zeit.<br />
20 Händler in der Region Oberschwaben/Allgäu<br />
verkaufen seine Anzünder – ohne dass<br />
Teise groß Werbung für sein Produkt machen<br />
musste. „Fast jeder Neukunde wird zum<br />
Stammkunden“, behauptet Teise. Viele fahren<br />
etliche Kilometer um in seinem Hofladen einzukaufen.<br />
„Im Moment können wir uns gegen<br />
das Wachstum kaum wehren, im positiven<br />
Sinn“, sagt er. Das war nicht immer so. In den<br />
Seit 2008 gibt es Feuer-Flott. 2011 verkauften<br />
Alexander Teise und seine<br />
Lebensgefährtin Sabine Stehle ihre Öko-<br />
Anzünder erstmals auf einem Adventsmarkt.<br />
<strong>2018</strong> waren es 20 Markttage. Ein<br />
Opel Blitz-Feuerwehrauto Baujahr 1973<br />
dient als Marktstand: 80 PS, 27.000 Kilometer<br />
und für Teises Zwecke umgebaut.<br />
Eine Tankfüllung reicht für alle Fahrten zu<br />
den Märkten. Viele Kunden wollen nicht<br />
nur Anzünder, sondern auch gleich den<br />
Oldtimer erwerben. Ein Ford Transit Baujahr<br />
1960 ist demnächst bereit für Markteinsätze.<br />
<br />
www.feuerflott.com<br />
ersten zwei, drei Jahren haben er und seine<br />
Lebensgefährtin viel Lehrgeld zahlen müssen<br />
und „viel Murks produziert.“ Heute verkauft<br />
er rund fünf Tonnen seiner Anzünder pro Jahr.<br />
Gerade gingen fünf Paletten nach Frankreich,<br />
eines von sieben europäischen Ländern aus<br />
dem seine Kunden stammen. So kommt er auf<br />
einen Jahres-Umsatz von knapp 40.000 Euro.<br />
Fast alles wird wieder investiert.<br />
Kommt ein Großauftrag, wird rund um die<br />
Uhr geschafft. Zur Not mit Unterstützung der<br />
ganzen Familie. Denn Teises Motto ist: „Es gibt<br />
nichts Schlimmeres als einen Kaufmann, der<br />
nicht liefern kann.“<br />
Ofen-Anzünder gibt es etliche auf dem Markt.<br />
Aber: „Unseres Wissens nach macht das in<br />
Deutschland niemand so wie wir“, sagt Alexander<br />
Teise. „Nämlich aus Recycling-Wachs.<br />
Natürlich gibt es günstigere Anzünder, aber<br />
die brennen nicht so lang.“ 15 bis 20 Minuten<br />
Brenndauer verspricht er und bis auf Asche-<br />
Rückstände eine restlose Verbrennung.<br />
Mittlerweile kommen die Kunden auf den<br />
Märkten nicht nur zum Anzünder kaufen,<br />
sondern auch um Wachs abzugeben. „Manchmal<br />
fahren wir von Märkten mit mehr Ware<br />
zurück als wir hingekommen sind“, sagt Alexander<br />
Teise und lacht. Aus ganz Deutschland<br />
schicken ihm Menschen ihre Reste. Ab 25 Kilo<br />
übernimmt Teise das Porto.<br />
NEUE PRODUKTIONSHALLE<br />
Wenn er selbst auf Tour geht um seine Tonnen<br />
auf den umliegenden Wertstoffhöfen zu leeren,<br />
kommen schnell 1<strong>50</strong> Kilo Wachs zusammen.<br />
„Nach Weihnachten und Ostern ist es<br />
besonders viel“, sagt er. Eine ehrenamtliche<br />
Sammlerin unterstützt den Familien-Betrieb.<br />
Sie bekommt eine Aufwands-Entschädigung,<br />
die sie an ein Kinder-Hospiz spendet.<br />
Für seine kleinen Anzünder hat Alexander<br />
Teise einen großen Traum: Eine neue Produktionshalle.<br />
Mit solarbetriebener Wachsschmelzerei<br />
und Spänebunker. Seine Lebensgefährtin<br />
schmunzelt ein wenig, wenn er von<br />
seinen Plänen erzählt, aber Alexander Teise ist<br />
überzeugt: „Mit dem richtigen Investor könnten<br />
wir daraus einen Millionen-Betrieb machen.“<br />
Für sein Produkt ist er eben Feuer und<br />
Flamme. [!] <br />
JULIA RIZZOLO<br />
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Tek ® . „Sehr pragmatisch zu sein, hilft unseren<br />
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45
[rubrik] Ausgabe 65 | <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong> unternehmen [!]<br />
Foto: BR/ORF/Peter Krivograd/Thomas Leidig<br />
Francine Jordi und Jörg Pilawa moderieren die „Silvestershow“, die bis 2015 noch „Musikantenstadel“ hieß. Millionen Zuschauer werden zusehen.<br />
Musik & Party –<br />
auch aufm Sofa<br />
Silvester ist ein besonderer Tag. Ohne gute Freunde<br />
und Familie geht gar nichts. In unserer Umfrage<br />
wollte Stefan Loeffler von sechs Führungskräften<br />
wissen, wie sie den Jahreswechsel verbringen, was<br />
<strong>2018</strong> schön war und worauf sie sich 2019 freuen.<br />
Karin Woyta, Geschäfts führerin<br />
der Staufen Arbeits- und Beschäftigungsförderung<br />
gGmbH<br />
Waldeckhof in Göppingen freut<br />
sich 2019 auf viele spannende<br />
Begegnungen.<br />
1) Wo und mit wem feiern Sie Silvester?<br />
2) Welche Traditionen (z.B. Bleigießen, Feuerwerk …)<br />
pflegen Sie?<br />
3) Was gibt es für ein Essen?<br />
4) Was war Ihr bislang denkwürdigstes Silvester-Erlebnis?<br />
5) Was war Ihr schönster Moment oder das schönste<br />
Ereignis im ablaufenden Jahr?<br />
6) Worauf freuen Sie sich im kommenden Jahr?<br />
1) Ich feiere seit dem Tode meiner Mutter im Jahre 2014 Silvester bei<br />
meinem inzwischen 90-jährigen Vater und meinem Ex-Mann. Wir<br />
schauen „Opa“ zuliebe Musikantenstadel, schön laut, weil mein Vater<br />
schlecht hört.<br />
2) Bei uns gab es in der Familie keine Traditionen. Wir haben auch nie<br />
Feuerwerke abgebrannt.<br />
3) Das ist inzwischen Tradition. Zuerst gibt es Ackersalat mit Speckwürfelchen<br />
und Nüssen, dann Lachsfilet und zum Nachtisch Eis mit<br />
heißen Himbeeren, wahlweise auch Mousse au Chocolat.<br />
4) Zum Jahreswechsel 2013 auf 2014 habe ich um Mitternacht meine<br />
Eltern besucht. Meine Mutter war da schon sehr krank. Sie nahm<br />
mich in den Arm und sagte mir, wie sehr sie Angst vor dem kommenden<br />
Jahr habe. Jedes Silvester denke ich seither an diesen Moment.<br />
5) Es gab <strong>2018</strong> sehr viele schöne Momente. Aber insgesamt war ich<br />
nach dem ersten Halbjahr, in dem ich einige große, auch internationale<br />
Veranstaltungen durchgeführt hatte, doch mächtig stolz, dass<br />
das alles so prima geklappt hat.<br />
6) Dass es mit den kommenden politischen Änderungen für unser <strong>Unternehmen</strong><br />
vielleicht etwas entspannter wird und unsere Teilnehmer<br />
und Teilnehmerinnen mehr Chancen bekommen. Ich freue<br />
mich auf viele weitere spannende Begegnungen.<br />
46
unternehmen [!] Ausgabe 65 | <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong><br />
[leben]<br />
WIR GESTALTEN<br />
MIT<br />
Denkt beim Jahreswechsel zuallererst an Ihre<br />
verängstigten Haustiere: Stefanie Kremer, Geschäftsführerin<br />
der Bertz GmbH in Göppingen.<br />
1) Silvester hat für mich keine große Bedeutung. Meistens<br />
bin ich mit der Familie zuhause.<br />
2) Außer dem klassischen Anstoßen um Mitternacht eigentlich<br />
keine.<br />
3) Auch hier eher klassisch: Fondue oder Raclette.<br />
4) Denkwürdig ist für mich die alljährliche Knallerei, da sie jedes Mal eine nervenaufreibende<br />
Zumutung für unsere Haustiere ist. Meines Erachtens könnte mit dem sinnlos verpulverten<br />
Geld weitaus besseres angefangen werden.<br />
5) Nach längerer krankheitsbedingter Auszeit wieder zu meiner alten Form zurückgefunden zu<br />
haben.<br />
6) Es steht eine neue berufliche Herausforderung an und ich freue mich, diese endlich angehen<br />
und mit meinen Ideen ausgestalten zu können.<br />
CORPORATE DESIGN<br />
CORPORATE PUBLISHING<br />
WERBEKAMPAGNEN<br />
WEBSITES<br />
FOTOGRAFIE<br />
mediaservice ulm<br />
Frauenstraße 77<br />
89073 Ulm<br />
www.mediaservice-ulm.de<br />
Je nach Lust und Laune tanzt Jessica Kulitz, Präsidentin<br />
der neu gegründete ESTA Extraction Niederlassung in<br />
den USA, in einer Disco ins neue Jahr.<br />
1) Dieses Jahr fahren wir zu guten Freunden nach Wien,<br />
die dieses Jahr – wie wir – ein Kind bekommen haben.<br />
Ich freue mich besonders darauf, dass sich unsere kleinen<br />
Töchter kennenlernen. Zumeist<br />
gehen wir aber in die<br />
Schweiz zum Skifahren.<br />
2) Wir gestalten Silvester immer wieder anders. Jedoch gibt es immer<br />
ein festliches Essen mit gutem Wein – vorzugsweise<br />
nach Empfehlung meines jüngeren Bruders. Mit<br />
deutschen Freunden wurde früher viel Blei gegossen,<br />
gespielt oder Geschichten erzählt.<br />
Bei großer Tanzlust und passender Location<br />
wird entweder in den eigenen vier<br />
Wänden oder in einer Disco weitergefeiert.<br />
3) Meist gibt es traditionelles Raclette oder<br />
Fondue. Bei spanischem Besuch werden um<br />
Mitternacht zu jedem Glockenschlag Trauben<br />
gegessen.<br />
4) Außergewöhnlich war vor vielen Jahren einmal<br />
Silvester mit der kompletten Familie auf der karibischen<br />
Insel Tortola.<br />
5) Die Geburt unserer ersten Tochter Charlotte Victoria.<br />
6) Auf mehr „Quality-Time“ mit der Familie.<br />
Foto: © tankist276 / shutterstock.com<br />
47
[rubrik] Ausgabe 65 | <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong> unternehmen [!]<br />
Foto: © Alex Coan / shutterstock.com<br />
Für Jeanette Lock, Geschäftsführerin<br />
der Lock Antriebstechnik<br />
GmbH in Ertingen, gehört<br />
Austernessen für einen guten<br />
Zweck zum Silvesterfest.<br />
Kein Silvester ohne Freunde!<br />
So sieht das Felix Saier,<br />
Geschäftsführer der Ulmer<br />
Saier GmbH.<br />
1) Mit meiner Familie in unserem Lieblingshotel in Südtirol.<br />
2) Morgens treffen wir uns mit Südtiroler Gärtnern in Bozen zum traditionellen<br />
Austernessen für einen sozialen Zweck. Um Mitternacht<br />
gibt es traditionell ein großes Feuerwerk und anschließend eine tolle<br />
Party. Mittlerweile treffen wir dort schon viele Bekannte von früheren<br />
Silvesterveranstaltungen.<br />
3) Das ist immer eine Überraschung!<br />
4) Der Jahreswechsel 2003/2004, als ich mit unserer ersten Tochter<br />
schwanger war.<br />
5) Die Firmung unserer großen Tochter und die Kommunion unserer<br />
jüngeren Tochter. Stolz zu sein, wie sie sich entwickeln, allerdings<br />
auch zu sehen, wie groß und selbstständig sie schon sind.<br />
6) Auf das Firmenjubiläum der Firma Lock – 175 Jahre ist schon eine<br />
Ansage.<br />
1) Silvester feiere ich mit meiner Familie seit Jahren in unserem Freundeskreis.<br />
Sieben Familien, 25 Personen von acht bis <strong>50</strong> Jahren. Da ist<br />
immer etwas geboten.<br />
2) Wir kochen gemeinsam. Traditionell bereiten die Frauen die Vorspeisen<br />
zu und wir Männer „produzieren“ den Hauptgang. Manchmal<br />
schaffen wir vor dem Jahreswechsel gerade noch das Dessert.<br />
Hinterher gibt es Party mit Laser, Licht und Bass.<br />
3) Die Gastgeber wechseln jährlich und legen ein Länder-Motto fest,<br />
das für alle anderen erst einmal eine Überraschung ist.<br />
4) An unser Nachtrodeln um Mitternacht mit Fackeln und Musik vor<br />
einigen Jahren kann ich mich gut erinnern. Alle sind heil geblieben.<br />
5) Ich habe mich in diesem Jahr sehr gefreut, dass mein ältester Sohn<br />
volljährig geworden ist. Es gab ein großes Fest mit allen, die ihn in<br />
diesen 18 Jahren begleitet haben.<br />
6) Durch den plötzlichen Tod eines engen Freundes, möchte ich mir<br />
2019 bewusst mehr Zeit für mich und meine Familie nehmen. Wenn<br />
es die Gesundheit erlaubt, ist ein Marathonlauf mein großes Ziel.<br />
Oliver Stipar, Regionalgeschäftsführer<br />
der<br />
Industrie- und Handelskammer<br />
Schwaben, freut sich schon<br />
jetzt auf den Pfingsturlaub mit<br />
der Familie.<br />
1) Ein guter Bekannter feiert dieses Jahr an Silvester seinen runden<br />
Geburtstag in Weißenhorn. Dort wohne ich auch mit meiner Frau<br />
und unseren drei Kindern. Sehr praktisch, denn dann brauchen wir<br />
kein Auto.<br />
2) Auf jeden Fall gehört ein schönes Feuerwerk zu einem gelungenen<br />
Silvester. Gerne verbringen wir den Abend mit Gesellschaftsspielen.<br />
3) Dieses Jahr sind wir ja eingeladen und lassen uns gerne überraschen.<br />
4) Vor einigen Jahren war ich zum Jahreswechsel mit meiner Frau und<br />
einem Freund in Chamonix beim Skifahren. Wir haben bei -25 Grad<br />
im Campingbus übernachtet. Eine coole Erfahrung!<br />
5) Wir haben einen Pool in unserem Garten aufgebaut und konnten so<br />
Foto Raketen: © VRD / Fotolia.com<br />
Hintergrundbild: mauritius images<br />
den tollen Sommer in vollen Zügen genießen. Herrlich waren auch<br />
diverse Ausfahrten mit meinem Motorrad in unserer Region.<br />
6) Ich hoffe auf eine ordentliche Menge Pulverschnee zum Skifahren.<br />
Besonders freue ich mich schon jetzt auf unseren Familienurlaub in<br />
den Pfingstferien.<br />
48
unternehmen [!] Ausgabe 65 | <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong><br />
[aus den hochschulen]<br />
Nur jeder fünfte<br />
Betrieb ist<br />
digitalisiert<br />
Kleine und mittlere Betriebe in<br />
der Bodenseeregion hinken in<br />
der Digitalisierung hinterher.<br />
Das zeigt eine Befragung der<br />
Zeppelin Universität sowie der<br />
Hochschulen St.Gallen und<br />
Konstanz. Nur jede fünfte der<br />
115 befragten Firmen sei weitgehend<br />
digitalisiert. Ein Grund<br />
dafür ist neben rechtlichen Fragen<br />
das Fehlen von IT-Fachkräften.Vor<br />
allem bei deren Ausund<br />
Weiterbildung sowie in<br />
Sachen digitale Infrastruktur<br />
wünschen sich die Betriebe Hilfe<br />
von der Landespolitik.<br />
Geislingen ist in<br />
Sachen Recycling<br />
ein Vorbild<br />
Die Hochschule für Wirtschaft<br />
und Umwelt Nürtingen-Geislingen<br />
ist als recyclingpapierfreundlichste<br />
Hochschule<br />
Deutschlands ausgezeichnet<br />
worden. „Wir haben in den vergangenen<br />
Jahren die Umstellung<br />
auf Recyclingpapier konsequent<br />
verfolgt. Schließlich<br />
sind wir als Hochschule für<br />
Wirtschaft und Umwelt sehr<br />
stark in der Nachhaltigkeit aktiv“,<br />
sagt Rektor Andreas Frey.<br />
Die HfWU hat dadurch 2017<br />
mehr als eine Million Liter<br />
Wasser und 200.000 Kilowattstunden<br />
Energie eingespart.<br />
Sorge vor<br />
Manipulation<br />
bleibt groß<br />
Mit 3-D-Drucker und Laser-Cutter tüfteln<br />
Schnell ein Werkstück erstellen, ohne Vorbereitungszeit<br />
und mit wenig Schulungsbedarf –<br />
was bei der klassischen Herstellung von Bauteilen<br />
nahezu undenkbar ist, machen<br />
3-D-Drucker, Laser-Cutter und Co. möglich.<br />
Diese stehen aber noch längst nicht in allen<br />
Deutsche freunden sich langsam<br />
mit der Idee des autonomen<br />
Fahrens an. Das ist das Ergebnis<br />
einer Studie der DHBW<br />
Ravensburg. Von <strong>50</strong>0 befragten<br />
Personen hält mehr als ein Drittel<br />
es für wichtig, dass sich Autohersteller<br />
mit dem Thema beschäftigen.<br />
Mehr als die Hälfte<br />
der Studienteilnehmer hat aber<br />
entweder kein Vertrauen in die<br />
neue Technologie oder Angst<br />
vor Manipulationen.<br />
Hochschule Ulm<br />
und Häussler<br />
helfen Patienten<br />
In Deutschland muss <strong>50</strong> Patienten<br />
pro Jahr in Folge eines Unfalls<br />
der Vorderfuß amputiert<br />
werden. Zu wenige, als dass es<br />
sich für die Industrie lohnt, Produkte<br />
zu entwickeln. Hier setzt<br />
das Projekt Vorfußprothese an,<br />
an dem arbeiten die Hochschule<br />
Ulm und das Sanitätshaus<br />
Häussler (Ulm) seit vier Jahre.<br />
Das Ziel: Patienten Prothesen<br />
für den Sport zur Verfügung zu<br />
stellen. Die Studierenden machen<br />
mit Hilfe moderner Sensorik<br />
Bewegungsanalysen. Aus<br />
den Datensätzen stellt das Sanitätshaus<br />
Prothesen her. Der Ansatz<br />
ist erfolgsversprechend:<br />
Die erste Studienteilnehmerin<br />
hat kürzlich einen 10-Kilometer-Lauf<br />
absolviert.<br />
Unterstützung<br />
für junge<br />
Existenzgründer<br />
Deutschland braucht mehr Unternehmer.<br />
Diese Meinung vertreten<br />
auch die Hochschulen<br />
Albstadt-Sigmaringen, Biberach<br />
und Ravensburg-Weingarten.<br />
Um Studierenden und Absolventen<br />
Existenzgründungen zu<br />
erleichtern, begleitet das Projekt<br />
GROW Jungunternehmer<br />
von der Ideenfindung bis hin<br />
zur Realisierung. Das Wissenschaftsministerium<br />
fördert das<br />
Projekt mit 1,2 Millionen Euro.<br />
Neben dieser Förderung ist laut<br />
Professor Thomas Spägele die<br />
Zusammenarbeit mit der regionalen<br />
Wirtschaft wichtig:<br />
„Gründung fällt leichter, wenn<br />
<strong>Unternehmen</strong>. Um Studierenden und ansässigen<br />
Betrieben trotzdem Zugang zu modernen<br />
Fertigungsverfahren zu ermöglichen, hat die<br />
DHBW Heidenheim nun ein FabLab aufgebaut.<br />
Künftig sollen dort Studierende, Ingenieure<br />
und Unternehmer gemeinsam tüfteln.<br />
man sich in einem größeren<br />
Verbund aufgehoben fühlt“. Infos<br />
unter: www.grow-projekt.de<br />
Burgetsmeier löst<br />
Stefan Roell im<br />
Hochschulrat ab<br />
Martina Burgetsmeier, Geschäftsführerin<br />
der Softwarefirma<br />
Exxcellent<br />
Solutions<br />
ist die<br />
neue Vorsitzende<br />
des<br />
Ulmer Hochschulrates.<br />
Martina Burgetsmaier,<br />
Excellent<br />
Solution .<br />
Sie löst Stefan<br />
Roell ab,<br />
der zum<br />
IHK-Präsidenten<br />
gewählt<br />
wurde. Der Unternehmer<br />
ist aus dem Gremium ausgeschieden,<br />
neu ist unter anderem<br />
Klaus Eder, Chef der Stadtwerke<br />
Ulm/Neu-Ulm GmbH. [!] GYS<br />
49
[namen & nachrichten] Ausgabe 65 | <strong>Dezember</strong> <strong>2018</strong> unternehmen [!]<br />
Le Roux aus<br />
Erbach gewinnt<br />
Agenturpreis<br />
Freut sich über die<br />
Trophäe: Alexandra<br />
Müller.<br />
Die Agentur „le Roux“ hat den<br />
Deutschen Agenturpreis <strong>2018</strong><br />
im Bereich<br />
B2B, Kategorie<br />
Logo-Relaunch,<br />
gewonnen.<br />
Die<br />
Firma aus<br />
Erbach wurde<br />
für den<br />
Relaunch<br />
des Corporate<br />
Designs<br />
seines Kunden<br />
Digital Zeit aus Neu-Ulm<br />
ausgezeichnet. An der Spitze<br />
der Agentur steht Alexandra<br />
Müller, die je nach Bedarf mit<br />
bis zu sechs Kräften arbeitet.<br />
Handtmann<br />
investiert in<br />
Annaberg<br />
Foto: © Maresa Mader<br />
Kretz investiert in Weihnachtszirkus<br />
Einen sechsstelligen Betrag investiert der Zirkus-Unternehmer<br />
Elmar Kretz für eine neue<br />
Zeltplane aus thermoplastischem Gewebe für<br />
seinen Ravensburger Winterzirkus. Alle Ausgänge<br />
bekommen Vordächer, das Zelt selbst<br />
eine zweite Wand. Damit soll unter anderem<br />
Die Handtmann-Gruppe fertigt<br />
vom Jahr 2020 an Batteriequerträger<br />
für Elektroautos aus<br />
Leichtmetallguss an ihrem sächsischen<br />
Standort Annaberg. Der<br />
Grund: Am Stammsitz in Biberach<br />
fehlen Flächen zur Erweiterung.<br />
Die Laufzeit des Auftrags<br />
eines großen deutschen Herstellers<br />
ist auf acht Jahre festgelegt.<br />
Jährlich sollen rund zwei Millionen<br />
Stück hergestellt werden.<br />
Dieser Auftrag stelle den Einstieg<br />
in die Großserienherstellung<br />
für Bauteile der Elektromobilität<br />
dar, sagt Michael<br />
Hagemann, Geschäftsführer<br />
Leichtmetallguss bei Handtmann.<br />
In Annaberg sind 3<strong>50</strong><br />
Mitarbeiter tätig, durch den Auftrag<br />
entstehen 30 neue Stellen.<br />
Beurer schafft<br />
Büros für 100<br />
neue Mitarbeiter<br />
Der Ulmer Gesundheitsproduktehersteller<br />
Beurer wächst<br />
seit Jahren rasant. Aus diesem<br />
Grund baut er für 12 Millionen<br />
Euro ein neues Verwaltungsgebäude<br />
am Stammsitz und<br />
schafft damit Kapazitäten für<br />
100 neue Arbeitsplätze. Beurer<br />
ist Marktführer in Deutschland<br />
für Blutdruckmessgeräte und<br />
Massageprodukte.<br />
30 Millionen Euro<br />
für Ausbau des<br />
Glasfasernetzes<br />
Energie gespart werden. Die Elmar Kretz Entertainment<br />
GmbH (Stiefenhofen) veranstaltet<br />
vom 22. <strong>Dezember</strong> bis zum 6. Januar den 11.<br />
Ravensburger Weihnachtszirkus. Karten für<br />
die Vorstellungen kann man unter der Telefonnummer<br />
0751/29555700 reservieren.<br />
Die Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm<br />
stecken bis zum Jahr 2024 30<br />
Millionen Euro in den flächendeckenden<br />
Ausbau des Glasfasernetzes.<br />
Die SWU-Tochter Telenet<br />
beginnt mit dem<br />
Großprojekt im kommenden<br />
Jahr im Industriegebiet Donautal.<br />
Von 2020 an soll die Innenstadt<br />
in sieben Etappen mit der<br />
superschnellen Internetverbindung<br />
versorgt werden. Ulms<br />
Oberbürgermeister Gunter<br />
Czisch spricht von einer standortpolitischen<br />
Maßnahme, damit<br />
die <strong>Unternehmen</strong> sich fürs<br />
digitale Zeitalter rüsten können.<br />
Sie bekommen einen kostenfreien<br />
Hausanschluss inklusive<br />
20 Meter Zuleitung. [!]<br />
[impressum]<br />
Verlag/Herausgeber<br />
Neue Pressegesellschaft<br />
mbH & Co. KG<br />
Frauenstraße 77, 89073 Ulm<br />
Geschäftsführer:<br />
Thomas Brackvogel<br />
Redaktion<br />
Alexander Bögelein (verantw.)<br />
a.boegelein@swp.de<br />
Anschrift wie Verlag<br />
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Anschrift wie Verlag<br />
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Fotos Marc Hörger (Titel + Titelinterview),<br />
Lars Schwerdtfeger,<br />
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Images, PR, Archiv<br />
Druck<br />
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Telefon 0731 156-515<br />
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Nächste Ausgabe<br />
11. März 2019<br />
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