VSAO JOURNAL Nr. 6 - Dezember 2018
Wunder - Kardiologie Bluthochdruck Massnahmen zur Kostendämpfung
Wunder -
Kardiologie
Bluthochdruck
Massnahmen zur Kostendämpfung
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Nr. 6 Dezember 2018
Verband Schweizerischer Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte
Association suisse des médecins-assistant(e)s et chef(fe)s de clinique
Associazione svizzera dei medici assistenti e capiclinica
VSAO JOURNAL
Wunder
• Kardiologie
• Bluthochdruck
• Massnahmen zur
Kostendämpfung
INHALT
Titelbild: aebi, grafik & illustration, bern
EDITORIAL
5 Wunder über Wunder
POLITIK
7 Gesundheitspolitik
Das Ostergeschenk ist ausgepackt
10 ZV – «Nur mit dem VSAO»
WEITERBILDUNG /
ARBEITSBEDINGUNGEN
12 Orientierungshilfe im Dschungel der
Arztberufe
15 Auf den Punkt gebracht:
Die gute Frau Doktor
16 Lesen lernen: Gutes Mittelmass
17 Gut betreut zum Ziel
VSAO
22 Sektion Aargau
23 Sektion Basel
24 Sektion Bern
25 Sektion Zentralschweiz
26 Sektion Zürich/Schaffhausen
27 VSAO-Rechtsberatung
29 VSAO-Inside
FOKUS WUNDER
30 Wie Wunder gemacht werden
32 Gras wächst nicht schneller, wenn man
daran zieht
34 Das Flüstern des Apfelbaumes
36 Wunder gibt es nicht, oder?
37 Die Top Seven der Antike
39 Corriger la nature
PERSPEKTIVEN
42 Fachserie – Aktuelles aus der Kardiologie:
extrakorporale Herzunterstützungssysteme:
Provisorium oder definitive Lösung
45 Leserbrief
46 Aus der «Therapeutischen Umschau»:
Kardiovaskuläre Risikostratifizierung bei
arterieller Hypertonie und therapeutische
Implikationen
53 Das erlesene Objekt: Als das Heldentum
in Rauch aufging
MEDISERVICE VSAO-ASMAC
55 Briefkasten
57 Partnervermittlung fürs Jobsharing
VORSORGESTIFTUNG VSAO
59 Freiwilliger Einkauf in die Pensionskasse
62 Impressum
Vertrauen
CH-3860 Meiringen
Telefon +41 33 972 81 11
www.privatklinik-meiringen.ch
Ein Unternehmen der Michel Gruppe
Ärztliche Leitung:
Prof. Dr. med. Thomas J. Müller
Wo Patienten auch Gäste sind.
Nr. 6 Dezember 2018
VSAO JOURNAL ASMAC
3
STS 0292
INNO
VATION
Viollier Preis 2019
Engagement fordern,
um Wissenschaft zu fördern
Unter dem Patronat der Schweizerischen Gesellschaft
für Allgemeine Innere Medizin SGAIM schreibt Viollier
einen Preis aus.
Der Preis ist mit CHF 10’000.– dotiert und wird am
Frühjahrskongress der SGAIM 2019 überreicht.
Die eingereichte Originalpublikation soll sich auf experimentelle
oder klinische Forschungsarbeiten mit labormedi
zinischer Relevanz beziehen.
Einsendeschluss: 22.02.2019
Preisträger
2018 PD PhD Nicolas Bonnet | 2017 Dr. med. Bettina Felicitas
Winzeler | 2016 PD Dr. med. Dr. phil. Michael Nagler | 2015
Prof. Dr. med. Daiana Stolz | 2014 PD Dr. med. Jens Kuhle |
2013 Prof. Dr. med. Pierre Fontana | 2012 PD Dr. Alexandre
Harari 2011 | Dr. Thomas von Känel | 2010 Prof. Dr. med.
Gilbert Greub | 2009 Prof. Dr. med. Tobias Reichlin | 2008 PD
Dr. med. Lukas A. Altwegg | 2007 Dr. Patrice François | 2006
PD Dr. med. Spasenija Savic | 2005 Prof. Dr. med. Mirjam
Christ-Crain | 2004 Prof. Dr. med. Christian Müller | 2003 Prof.
Dr. med. Kaspar Berneis
viollier.ch/viollier-preis
EDITORIAL
Foto: Severin Novacki
Catherine Aeschbacher
Chefredaktorin VSAO-Journal
Wunder über Wunder
Glauben Sie an Wunder? Ja? Nein? Vielleicht? Ganz egal wie
die Antwort ausfällt: Selbst die hartgesottensten Skeptiker haben
wohl schon Situationen erlebt, in denen sie auf ein Wunder
gehofft haben. Im Fokusteil befassen wir uns mit Wundern
aller Art, mit göttlichen, solchen aus Menschenhand und von
der Natur erschaffenen. Und wir haben einen Onkologen und
eine Gynäkologin gefragt, ob sie in ihrem Berufsleben je ein
Wunder erlebt haben.
Im Frühjahr hatte der Bundesrat ein Überraschungspaket geschnürt,
nun hat er es geöffnet, und die Überraschung hält
sich in Grenzen. Kern war der Bericht der Expertengruppe
Diener zu kostendämpfenden Massnahmen im Gesundheitswesen.
Das Gremium unterbreitete 38 Vorschläge. In vielen
Fällen geht der Bundesrat in seinem Paket darauf ein, zu einem
geringeren Teil unterbreitet er zusätzliche Vorschläge.
Wie sich der VSAO dazu stellt, ist im Politikteil nachzulesen.
Dort orientieren wir Sie auch über die Ergebnisse der Herbstsitzung
des Zentralvorstands VSAO und der Delegiertenversammlung
von MEDISERVICE.
Am 3. November fand in Bern der zwölfte MEDIfuture-Kongress
vor vollbesetzten Reihen statt. Medizinstudierende sowie
junge Ärztinnen und Ärzte konnten sich nicht nur über mögliche
Berufsziele und den Weg dorthin informieren. Eine Anwältin
referierte zum Thema maximale Arbeitszeiten und
Überzeitenregelung, und Fachleute aus der Personalabteilung
der Solothurner Spitäler erklärten, wie man sich heute richtig
bewirbt. Mehr zu MEDIfuture 2018 findet sich in der Rubrik
«Weiterbildung/Arbeitsbedingungen».
Seit 2014 bereichert die Medizinhistorikerin Iris Ritzmann mit
ihrer Kolumne «Das erlesene Objekt» unser Journal. Mit dieser
Ausgabe beendet sie diese Reihe. Wir danken Iris Ritzmann an
dieser Stelle für all die speziellen, interessanten, teils wunderbaren,
teils wunderlichen Objekte, die sie in den vergangenen
fünf Jahren gesucht und vorgestellt hat.
Die Redaktion des VSAO-Journals dankt an dieser Stelle auch
Ihnen, verehrte Leserinnen und Leser, für Ihr Interesse und
wünscht Ihnen wunderbare Festtage und ein ebenso wunderbares
neues Jahr!
Nr. 6 Dezember 2018
VSAO JOURNAL ASMAC
5
An ESC Update Meeting, Davos, 16 – 20 February 2019
23 rd International Postgraduate Course on Cardiovascular Disease
Main Topics
Inflammation and atherosclerosis • Risk factors • Lifestyle modification • Diabetes and the heart •
Hypertension • Sports cardiology • Lipid management • Cardiac imaging • Adult congenital heart disease •
Coronary artery disease • Acute coronary syndromes • Cardiomyopathies • Cardio-oncology •
Atrial fibrillation • Ventricular arrhythmias • Pulmonary hypertension • Valve disease • Heart failure
Features
State of the art lectures • Clinical decision seminars • Video live presentations •
Meet the expert sessions • Poster sessions • Webcasts
Course Directors
Thomas F. Lüscher, M. D. Bertram Pitt, M. D.
Professor of Cardiology
Professor of Medicine Emeritus
Royal Brompton & Harefield, London University of Michigan, Ann Arbor, USA
Organisation
On behalf of Zurich Heart House:
Medworld AG
CH-6312 Steinhausen
Phone +41 41 478 23 00
registration@medworld.ch
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POLITIK
GESUNDHEITSPOLITIK
Das Ostergeschenk ist ausgepackt
Vor Ostern hat der Bundesrat sein erstes Massnahmenpaket gegen die wachsenden Gesundheitskosten
vorgestellt – mit Schlagworten und noch schön verschnürt. Für den Herbst war der
definitive Inhalt samt Vernehmlassung angekündigt. Fazit des VSAO nach dem Auspacken: Etliches
geht in die richtige Richtung, manches mündet in Sackgassen.
Marcel Marti, Leiter Politik und Kommunikation / stv. Geschäftsführer VSAO
Geschenke machen immer dann besonders
Freude, wenn man nicht mit ihnen
rechnet. Oder wenn sie in Aussicht stehen,
aber man keine Ahnung hat, was einen
erwartet. In beiderlei Hinsicht fehlt dem
Osterpaket aus dem Bundeshaus der Überraschungseffekt.
Drin ist, was nach Ankündigung
drin sein sollte. Weitgehend
jedenfalls.
Ihren Anfang nahm die Vorlage mit dem
Bericht einer Expertengruppe unter der
Leitung der früheren Ständerätin und alt
Regierungsrätin Verena Diener (GLP/ZH).
Das Gremium empfahl 38 Massnahmen
zur Umsetzung. Zum grösseren Teil geht
der Bundesrat in seinem Paket darauf ein,
zum kleineren beinhaltet es zusätzliche
Vorschläge.
Ja oder ja, aber
Der Geschäftsausschuss des VSAO hat die
Vorschläge in der Vernehmlassung auf
Herz und Nieren geprüft. «Konstruktiv
und differenziert», unterstreicht Verbandspräsidentin
Anja Zyska, «was wir
angesichts der kritischen Stimmung in
der Politik gegenüber den Ärzten als wichtiger
denn je erachten. Unser Berufsstand
braucht im Bundeshaus nämlich ebenso
ein offenes Ohr – momentan zum Beispiel
bei der Revision des ambulanten Tarifs
und der Zulassungssteuerung.» Mehrheitlich
sei der Verband mit der Bundesratsvorlage
einverstanden, «zum Teil mit
Vorbehalten», fasst Zyska die Diskussion
zusammen. Im Einzelnen:
• Experimentierartikel
(Massnahme 2 im Expertenbericht)
Ermöglicht thematisch, zeitlich und
räumlich begrenzte Pilotprojekte, die
über das Bundesgesetz über die
Krankenversicherung (KVG) hinausgehen.
Aus Sicht des VSAO eine grundsätzlich
löbliche Idee. Allerdings fordert er, dass
die Kompetenzen für solche Versuche
nicht einseitig beim Bundesrat liegen.
Leistungserbringer, Versicherer und
Kantone sollen als gleichberechtigte
Partner mitwirken können. Und: Es
darf nicht nur um die Kosten gehen. Die
medizinische Sicht, das heisst die Qualität
und damit der Nutzen für die Patienten,
muss Gewicht haben.
• Nationale Tariforganisation
(Massnahme 34 im Expertenbericht)
Für den ambulanten Bereich, analog
zur heutigen Lösung im stationären
(SwissDRG). Besetzung: paritätisch
mit den Tarifpartnern. Ziel:
bestehende Blockaden lösen.
Der VSAO unterstützt den Vorschlag,
sofern die Struktur- und Organisationsautonomie
der Tarifpartner gewährleistet
bleibt (analog SwissDRG). Zudem
soll der Bundesrat den Tarif auf Vorschlag
der neuen Organisation weiterhin
nur genehmigen.
• Tarifstruktur aktuell halten
(Massnahme 25 im Expertenbericht)
Die Tarifpartner/die neue Tariforganisation
(siehe oben) muss dazu
dem Bundesrat auch für den ambulanten
Bereich Daten liefern. Verstösse
können bestraft werden. Ziel:
das Leistungswachstum begrenzen.
Eine regelmässige Überprüfung und
Anpassung der Tarife ist zu begrüssen.
Doch in seiner jetzigen Form stellt der
Vorschlag die Autonomie der Tarifpartner
in Frage. Denn neu würde der Bundesrat
die Daten auch bekommen,
wenn es nicht um eine Tarifgenehmigung
geht. Dadurch könnte er die Tarife
unabhängig von Tarifverhandlungen
selbst festlegen. Deshalb sollten die
Daten zunächst an die neue Tariforganisation
gehen. Der Bundesrat erhält sie
wie bisher, sobald die Anpassung durch
die Tarifpartner erfolgt ist. Jährliche
Änderungen dürften freilich kaum realisierbar
sein.
Gegen die Demontage des Arbeitsgesetzes
Im März 2016 haben die Ständeräte Konrad Graber (CVP/LU) und Karin Keller-Sutter (FDP/SG) zwei
parlamentarische Initiativen zum Arbeitsgesetz eingereicht. Beim Vorstoss Graber kann der Arbeitgeber
für bestimmte Kategorien von Erwerbstätigen ein Jahresarbeitszeitmodell einführen, im Fall Keller-
Sutter wird der Verzicht auf die Erfassung der Arbeits- und Ruhezeit möglich. Beide Initiativen wollen
somit den Arbeitnehmerschutz abbauen. Sie würden Hunderttausende Personen betreffen, was selbst
die in den Dossiers federführende Kommission für Wirtschaft und Abgaben des Ständerats (WAK-S)
einräumt. Der VSAO hat sich in der Vernehmlassung entschieden gegen die beiden Vorlagen ausgesprochen
und angekündigt, die Unterstützung eines Referendums zu prüfen.
Mehr zum Thema: www2.vsao.ch, Stellungnahmen/ Positionen
• Pauschalen im ambulanten Bereich
(Massnahme 15 im Expertenbericht)
Basierend auf einer gesamtschweizerisch
vereinbarten einheitlichen
Tarifstruktur (wie bei den Einzelleistungstarifen).
Der Bundesrat
kann bei Uneinigkeit der Tarifpartner
eingreifen.
Grundlage jeder Pauschale muss ein
sachgerechter und betriebswirtschaftlich
korrekter Einzelleistungstarif
sein. Ist dies erfüllt, stimmt der VSAO
zu.
Nr. 6 Dezember 2018
VSAO JOURNAL ASMAC
7
POLITIK
Das Schweizer Gesundheitswesen ist ein komplexes System. Wer an einem Rädchen dreht, muss mit Risiken und
Nebenwirkungen an anderer Stelle rechnen. Das zeigt sich beim Blick ins erste Massnahmenpaket zur Kostendämpfung.
(© Kapley/fotolia.com)
• Rechnungskopie für Versicherte
(NEU) Die Patientinnen und Patienten
erhalten immer (auch bei
Spitalaufenthalten) eine Rechnungskopie.
Bei Unterlassung drohen den
Leistungserbringern Sanktionen.
Für den VSAO eine Selbstverständlichkeit.
• Rechnungskontrolle stärken
(Massnahme 9 im Expertenbericht)
Der Bund verstärkt die Aufsicht über
die Versicherer. Sollte dies nicht fruchten,
könnte eine unabhängige Rechnungskontrollbehörde
zum Thema
werden (Massnahme 35).
Es macht Sinn, die Kontrollen zu vereinheitlichen
und weiter zu professionalisieren.
Solche Bemühungen dürfen
indes nicht in mehr Bürokratie und
Kosten münden.
So nicht
Ablehnend äussert sich der Verband hingegen
zu den drei übrigen Vorschlägen:
Noch mehr «Medizin statt
Bürokratie!»
Mit der Lancierung der Website www.medizin-statt-bürokratie.ch
fiel im September der Startschuss für die zweite Kampagnenwelle.
Deren bisheriger Höhepunkt war ein Anlass im Bundeshaus, an
dem bestehende Kontakte mit den Parlamentariern vertieft und
zahlreiche neue geknüpft wurden. Doch die Welle ist noch nicht
abgeebbt: Es geht weiter, und gefragt sind nach wie vor Beispiele,
die zeigen, mit welchen Ideen Spitäler das Kampagnenmotto umsetzen
(Rückmeldungen via Website oder an marti@vsao.ch).
• Massnahmen der Tarifpartner
zur Steuerung der Kosten (NEU)
Dahinter steht die parlamentarische
Initiative «Steuerung der Kosten im
KVG durch die Vertragspartner» der
Kommission für soziale Sicherheit
und Gesundheit des Nationalrats
(SGK-N). Sie sieht vor, dass Leistungserbringer
und Versicherer vertraglich
Massnahmen zur Kostensteuerung
vereinbaren. Unberechtigte
Erhöhungen der Mengen und
Kosten hätten Rückvergütungen
durch die Leistungserbringer zur
Folge. Scheitern die Vereinbarungen,
kann der Bundesrat eingreifen.
Der Nationalrat hat die Initiative
im Frühling 2018 mit 97:91
Stimmen verworfen. Damit ist sie
im Parlament erledigt. Trotzdem
hat sie der Bundesrat in seine Vorlage
aufgenommen.
In diesem Fall sagt der VSAO klar Nein.
Bei Lichte besehen geht es um die Einführung
degressiver Tarife und/oder
jährlicher Globalbudgets.
• Referenzpreissystem bei Arzneimitteln
(Massnahme 22 im
Expertenbericht) Für wirkstoffgleiche
Arzneimittel mit abgelaufenem Patent
soll ein maximaler Referenzpreis
gelten. Dies dann, wenn wenigstens
drei solche Medikamente
auf der Spezialitätenliste stehen. Ziel:
die Abgabe von Generika und patentabgelaufenen
Originalpräparaten
fördern.
Und nochmals Nein: Der VSAO befürchtet
Versorgungsengpässe und eine Gefährdung
der Patientensicherheit.
8 VSAO JOURNAL ASMAC Nr. 6 Dezember 2018
POLITIK
• Beschwerderecht der Versicherungen
gegenüber den Kantonen
(NEU) Versicherungen sollen
gegen Beschlüsse der Kantonsregierungen
zur Planung und Liste der
Spitäler, Geburtshäuser und Pflegeheime
Beschwerde erheben können.
Nicht einverstanden. Die Macht der
Krankenversicherungen würde damit
weiter ausgebaut, und ihr Veto hätte
Planungsunsicherheiten bei den Kantonen
und Spitälern zur Folge. Mit unbekannten
Auswirkungen auf die Versorgung
der Patienten, denen keine
Beschwerdemöglichkeit zur Verfügung
steht.
Zulassungssteuerung: Das Gesagte gilt
Auch in der laufenden Wintersession liefert die Zulassungssteuerung Gesprächsstoff. Zwar herrscht
Einigkeit darüber, die aktuelle Beschränkung bis Mitte 2021 zu verlängern. Alles andere aber ist noch
in der Schwebe, vor allem der Forderungskatalog der nationalrätlichen Gesundheitskommission (SGK-N).
Auf festem Boden mit der FMH an seiner Seite steht dagegen der VSAO. Er betreibt weiter Lobbying für
seine von der SGK-N verwässerten Kernforderungen:
• Für die Zulassung zur selbständigen Tätigkeit soll es wie bisher mindestens drei Jahre Tätigkeit an
einer anerkannten Weiterbildungsstätte brauchen – neu aber zusätzlich in der für die Zulassung
beantragten Fachdisziplin.
• Die in der Tätigkeitsregion erforderliche Sprachkompetenz muss mit einer Sprachprüfung in der
Schweiz nachgewiesen werden, und zwar vor Berufsantritt. Für Personen mit Schweizer Maturität
oder Staatsexamen in der Amtssprache der Tätigkeitsregion entfällt die Prüfung.
Mehr zum Thema: www2.vsao.ch, Gesundheitspolitik/Zulassungssteuerung
Abgerechnet wird später
Bleibt die Frage, was das Ideenpaket am
Ende punkto Kostendämpfung bringt. Der
Bundesrat ist in seinem erläuternden Bericht
ehrlich: «Die finanziellen Auswirkungen
eines grossen Teils der Massnahmen
können nicht genau quantifiziert
werden (…).» Was hingegen
feststeht: Bis spätestens Ende 2019 geht ein
zweites Massnahmenpaket in die Vernehmlassung.
Schwerpunkte sind dann
die Bereiche Arzneimittel, angemessene
Versorgung und Transparenz. Der VSAO
ist schon heute gespannt aufs Auspacken
…
■
Mehr zum Thema:
www2.vsao.ch
Stellungnahmen/Positionen
www.bag.admin.ch
Versicherungen/Krankenversicherung/
Laufende Revisionsprojekte/KVG-Revision:
Massnahmen zur Kostendämpfung
– Paket 1
Nr. 6 Dezember 2018
VSAO JOURNAL ASMAC
9
POLITIK
«Nur mit dem VSAO»
Die Themen ähnelten sich, die Gesichter waren grösstenteils vertraut, nicht aber die
Umgebung: Zum ersten Mal fand die Herbstsitzung des Zentralvorstands (ZV) in den neuen
Räumlichkeiten des Zentralsekretariats statt. Im Mittelpunkt der Beratungen standen am
24. November in Bern Diskussionen und Entscheidungen über das weitere Vorgehen bei
einzelnen Strategiemassnahmen.
Catherine Aeschbacher, Chefredaktorin VSAO-Journal. Bilder: Severin Nowacki.
Was in der Strategie 2017 zu Papier gebracht
wurde, erwächst allmählich zum
Leben: Das Projekt Teilzeitarbeit etwa oder
die Entwicklung eines Kommunikationskonzepts.
Zentral ist bei all diesen Projekten,
dass die jungen Ärztinnen und Ärzte
einen direkten Mehrwert erfahren
Das WIR-Gefühl stärken
Kurz vor dem Abschluss steht das Kommunikationskonzept.
Marcel Marti, Verantwortlicher
Politik und Kommunikation,
stellte es vor und erläuterte die Zielsetzungen.
Im Wesentlichen strebt die Kommunikation
zwei Ziele an: Unter dem Schlagwort
«Nur mit dem VSAO» wird die Absicht
zusammengefasst, dass der Verband bei
seinen Kernthemen als unentbehrlich
wahrgenommen wird, sowohl bei den andern
Akteuren wie und vor allem auch bei
den Mitgliedern. Zudem soll das WIR-
Gefühl gestärkt werden: Die Mitglieder
sollen sich mit dem Verband identifizieren;
der Dachverband und die Sektionen
sollen vermehrt zusammenrücken, ebenso
die Sektionen untereinander. Die Forderung,
dass man bei wichtigen Geschäften
vermehrt mit einer Stimme sprechen
solle, sorgte für Stirnrunzeln bei einzelnen
Sektionsvertretern. Es gehe nicht um
Gleichschaltung, sondern um Koordination,
stellte Simon Stettler, Geschäftsführer
des Berufsverbands, richtig. Beabsichtigt
ist eine «Vielfalt in der Einheit». In
erster Linie wird eine Vereinheitlichung
und Verjüngung des Auftritts, beispielsweise
auch eine Präsenz in den sozialen
Medien angestrebt.
Einen Schritt in diese Richtung macht die
Sektion Zürich, welche eine neue Online-
Plattform für Mitglieder lanciert. Das
aufwändige Projekt soll im Februar 2019
starten und einen geschlossenen Raum
bieten, in dem nebst allen möglichen arbeits-
und sachbezogenen Informationen
auch Platz für Austausch und leichtere
Kost ist. Zum Einsatz kommen sämtliche
digitalen Kommunikationsformen. Damit
nicht nur die Mitglieder der Sektion Zürich
diese Plattform nutzen können, gab
der ZV einem Antrag der Zürcher für einen
Datenaustausch zwecks Überprüfung der
Mitgliedschaft statt. Die technischen Details
werden hinsichtlich des Datenschutzes
noch ausgearbeitet.
Vertrautes Procedere, neue Umgebung: Die erste Zentralvorstandssitzung
am Bollwerk 10 in Bern.
Blaupausen und Vorbilder
Das Rad neu zu erfinden ist nicht nur
aufwändig, sondern schlicht sinnlos. Gute
Lösungen zu kopieren oder so zu modifizieren,
dass sie auf die eigenen Gegebenheiten
angepasst werden können, erspart
folglich viel Mühe und Arbeit. Das ist der
Grundgedanke, auf dem das Konzept
«Bauplan Teilzeitklinik» fusst. Um die
Schaffung von Teilzeitarbeit in den Kliniken
zu fördern, sollen erfolgreiche, bereits
existierende Modelle quasi als «Blaupausen»
andern Kliniken zur Verfügung gestellt
werden. Entscheidendes Kriterium ist
dabei natürlich, dass die Kliniken, was
Aufgabe und Organisation angeht, vergleichbar
sind. Zum einen können die
Verantwortlichen auf diese Weise sehen,
dass Teilzeit andernorts funktioniert und
dem oft gehörten Vorurteil «das geht bei
uns nicht» wird die Grundlage entzogen.
Zum andern kann so relativ rasch eine
Neuerung eingeführt werden, die nicht
nur den Bedürfnissen der jungen Ärzteschaft
entspricht. Zunehmend geraten
Kliniken bei der Personalsuche ins Hintertreffen,
wenn sie keine modernen Arbeitszeitmodelle
anbieten.
Die Förderung von Teilzeit gehört zu den
Strategiemassnahmen des VSAO. Das
Konzept «Bauplan Teilzeitklinik» überzeugte
die ZV-Delegierten und sie stimmten
der Umsetzung zu, welche im kommenden
Frühjahr beginnen soll.
Unerlässliches Instrument bei allen Massnahmen
im Bereich Arbeitsbedingungen
ist die Dienstplanberatung. Die bislang
wohl erfolgreichste Dienstleistung des
VSAO geniesst gleichermassen hohes Ansehen
bei den Sektionen und den Spitälern.
Da die Nachfrage sehr gross ist, droht
die Dienstplanberatung Opfer des eigenen
Erfolgs zu werden. In einem Workshop
sollen alle Fragen rund um diese Dienstleistung
erörtert und die künftige Marschrichtung
bestimmt werden.
10 VSAO JOURNAL ASMAC Nr. 6 Dezember 2018
POLITIK
Die Kommunikation funktioniert: VSAO-Präsidentin Anja Zyska (Mitte), Patrizia Kündig (Vizepräsidentin) und
Angelo Barrile (Vizepräsident) im Austausch mit den ZV-Delegierten.
Neu im
Geschäftsausschuss
Helen Manser
Mitglied der Geschäftsleitung der
Sektion Zürich
Assistenzärztin bei sihldoc4kids,
Praxis für Kinder- und Jugendmedizin
Vorbilder und Blaupausen sind ebenso
gefragt, wenn es um den Kampf gegen die
überbordende Bürokratie geht. Die Kampagne
«Medizin statt Bürokratie!» läuft
weiter: Im September wurde im Bundeshaus
ein erfolgreicher Anlass für Parlamentarierinnen
und Parlamentarier
durchgeführt. Insbesondere die anwesenden
Assistenzärzte, die den Politikern aller
Couleur einen Einblick in ihre tägliche
Arbeit gaben, öffneten vielen die Augen
und wurden zu Sympathieträgern. Die
Kontakte zu den damals anwesenden National-
und Ständeräten werden nun vertieft.
Zugleich soll die Kampagne aber
vermehrt in die und von den Sektionen
getragen werden. Sie alle sind aufgerufen,
vorbildliche Massnahmen zum Abbau des
bürokratischen Überhangs zu melden.
Diese sollen dann für andere Kliniken
wiederum als Blaupausen dienen. Im Weiteren
soll auch die Spitalrose 2019 an ein
Spital oder eine Klinik vergeben werden,
welche sich auf diesem Gebiet speziell verdient
gemacht hat.
Die ZV-Delegierten wählten einstimmig
eine neue Vertreterin in den Geschäftsausschuss
(GA). Mit Helen Manser, Vorstandsmitglied
der Sektion Zürich, zieht nicht
nur ein mit der lokalen Verbandsarbeit
bestens vertrautes Mitglied in das nationale
Exekutivgremium ein. Da Helen seit
zwei Jahren regelmässig als Gast an den
Sitzungen des GA teilnimmt, ist ihr dessen
Arbeit bereits geläufig (s. Kasten). Schliesslich
bestimmte der ZV noch neue ordentliche
und Ersatzdelegierte für die Ärztekammer.
Anpassung
an Realität nötig
Gesetzesänderungen oder gesellschaftliche
Entwicklungen machen Anpassungen
nötig. Das betrifft zum Beispiel die VSAO
Stiftung für Selbständigerwerbende. Seit
Kurzem kann eine neue Form der Kadervorsorge
(sog. 1e-Vorsorgelösung) angeboten
werden. Heinz Wullschläger, Geschäftsführer
der VSAO Stiftung für Selbständigerwerbende,
machte deutlich, dass
auch seine Stiftung diesen Zug nicht
verpassen will. Ungefähr 25 Prozent der
bei der Stiftung Versicherten könnten von
einer solchen Möglichkeit Gebrauch machen.
Angestrebt wird nicht die Gründung
einer weiteren VSAO-Stiftung, sondern ein
Anschluss an einen bereits bestehenden
Anbieter. Momentan wird eine entsprechende
Lösung ausgearbeitet. Da der Zentralvorstand
im kommenden April darüber
beschliessen muss, werden Vertreter
des Zentralsekretariats und der Sektionen
in der Arbeitsgruppe Einsitz nehmen.
Ja zur Statutenänderung
Auf gesellschaftlichen Veränderungen
beruhte das wichtigste Traktandum, über
welches an der Delegiertenversammlung
von MEDISERVICE VSAO-ASMAC zu beschliessen
war. Da zunehmend mehr Mitglieder
der Dienstleistungsorganisation in
Gruppenpraxen arbeiten, wurde eine Änderung
bei den Mitgliederkategorien und
somit der Statuten nötig. Die Delegierten
stimmten dieser Anpassung ebenso einstimmig
zu wie dem Budget und der Vereinfachung
der Struktur bei Budget und
Reporting. Die Delegiertenversammlung,
welche wie üblich in die Sitzung des Zentralvorstands
eingeschoben wurde, stand
erstmals unter der Leitung des neuen Präsidenten
Daniel Schröpfer, für den es nach
Jahren als VSAO-Präsident ein Heimspiel
war.
■
Nr. 6 Dezember 2018
VSAO JOURNAL ASMAC
11
WEITERBILDUNG / ARBEITSBEDINGUNGEN
Orientierungshilfe im Dschungel
der Arztberufe
Spital oder Praxis? Das war früher die grosse Frage. Heute ist das Betätigungsfeld für Ärzte so
breit gefächert, dass eine vertiefte Beschäftigung mit den Jobmöglichkeiten und Karrierewegen
ratsam ist. Dafür gibt es den MEDIfuture-Kongress. Gestandene Fachärztinnen und Fachärzte
berichteten über ihre beruflichen Erfahrungen und gaben den über 300 Jungärzten wertvolle
Tipps für den Berufsweg.
Dr. med. Alan Niederer, Wissenschaftsredaktor NZZ. Bilder: Micha Riechsteiner.
Du bist Arzt? Dann brauchst du dir wenigstens
keine Sorgen um die Zukunft zu machen.
So denken viele. Arbeitslosigkeit
scheint nahezu ein Ding der Unmöglichkeit,
das Einkommen ist je nach Gebiet
und Tätigkeit ansehnlich. Für Medizinstudenten
und Jungärzte könnte die Wahl des
Fachgebiets und der Arbeitssituation also
relativ klar sein. Doch der Verdienst ist bei
der Berufswahl nur eines von vielen Kriterien.
Aus Studien weiss man zudem, dass
gerade zu Beginn der Karriere die meisten
Mediziner mehr von idealistischen denn
materiellen Motiven getrieben sind.
Was also wählen? Und wenn ich schon
weiss, was ich werden will: Wie erreiche
ich mein Ziel am besten? Zu solchen Fragen
gab auch die zwölfte Ausgabe des
beliebten MEDIfuture-Kongresses wiederum
viele nützliche Inputs. Organisiert
vom VSAO und der Dienstleistungsorganisation
MEDISERVICE, fand die Veranstaltung
am 3. November im Stade de Suisse
in Bern vor vollbesetzten Reihen statt.
Durch den Tag führte der Journalist Daniel
Lüthi, der mit seiner kompetenten
und unterhaltsamen Moderation viel zum
Gelingen des Anlasses beitrug.
Christoph Hänggeli vom Schweizerischen
Institut für ärztliche Weiter- und Fortbildung
(SIWF) sprach über die Anforderungen
auf dem Weg zum Facharzttitel. «Eine
gute Planung ist die halbe Miete», sagte
Hänggeli. Dabei gelte es zu beachten, dass
fast alle der 45 Facharzttitel heute auch in
Teilzeit erreicht werden könnten. Das minimale
Pensum betrage allerdings 50
Prozent und die kürzeste Weiterbildungsperiode
sechs Monate. Ausnahmen könnten
wegen des Gebots der Rechtsgleichheit
kaum je gewährt werden.
Laut dem Weiterbildungsspezialisten werden
Auslandaufenthalte grosszügig an die
geforderte Zeit angerechnet. Die Einsätze
müssten aber in anerkannten Institutionen
stattfinden. «Es ist sinnvoll, diese
Frage frühzeitig zu klären», betonte
Hänggeli. Für die anerkannten Weiterbildungsstätten
in der Schweiz verwies er auf
die Website des SIWF.
Herzblut ist gefragt
Um den Facharzttiteln ein Gesicht zu geben,
wurden einige näher vorgestellt. Sven
Streit präsentierte den beliebtesten Titel
überhaupt, jenen für allgemeine innere
Medizin, der für den Beruf des Hausarztes
prädestiniert. Die entsprechende Fachgesellschaft
zählt rund 7000 Mitglieder. Er
sei froh, dass das Berufsziel Hausarzt wieder
attraktiv sei, sagte Streit. In seiner
Studienzeit habe man sich das nur zugeflüstert,
denn die grosse Mehrheit habe
sich für ein Spezialgebiet interessiert, das
mehr Prestige versprochen habe. Arthur
Helbling stellte die Schweizerische Gesellschaft
für Allergologie und Immunologie
und den entsprechenden Facharzttitel vor.
Den Jungärzten riet er: «Bei der Wahl des
Titels sollte uns nicht das Geld regieren.»
Es brauche vor allem Herzblut.
Stefan Bützberger berichtete über seine
Begeisterung für die physikalische Medizin
und Rehabilitation. Alexander Minzer
hob die Bedeutung der psychosomatischen
Medizin hervor, die mehr sei als
«nichts». Er spielte damit auf die Beurteilung
vieler Berufskollegen an, die, wenn
sie für die vorgebrachten Beschwerden
keine organische Ursache fänden, dem
Patienten lapidar sagen: «Es isch nüt.» Im
Gegensatz zu den anderen Fachgebieten
kann für die psychosomatische Medizin
kein Facharzttitel, sondern ein Fähigkeitsausweis
erlangt werden.
Den Weg zum Facharzttitel ebnet eine gute Planung: Christoph Hänggeli
vom SIWF orientiert über die wichtigsten Grundsätze.
Herzblut und Begeisterung: Davon war an
diesem Samstag viel die Rede. Und von
ärztlichen Vorbildern. Ein solches ist die
Gynäkologin Franziska Maurer Marti
zweifellos. Sie hat nicht nur in der Medizin
Karriere gemacht, sondern auch erfolgreich
Beruf und Familie unter einen Hut
gebracht. Zudem hat sie auch heute noch
sichtlich Spass an ihrem Beruf.
12 VSAO JOURNAL ASMAC Nr. 6 Dezember 2018
WEITERBILDUNG / ARBEITSBEDINGUNGEN
Hausärztin oder Herzchirurg? Ein interessiertes Publikum hörte zu, fragte
nach und diskutierte mit.
In einem witzigen Vortrag erzählte sie, wie
sie als Kind der 68er-Generation aufwuchs
und den gesellschaftlichen und
politischen Umbruch jener Zeit miterlebte.
Als durchsetzungsstarke und kommunikative
Persönlichkeit hat sie später ihren
Weg von der Assistenzärztin zur Chefärztin
der Frauenklinik am Bürgerspital
Solothurn gemacht. Bis es so weit war,
musste die frühere Chefärztin in Grenchen
aber erst noch die beiden Frauenkliniken
und damit zwei Kulturen zusammenführen.
Es sei nicht immer einfach gewesen, resümierte
Maurer Marti ohne Nostalgie. Als
Oberärztin habe sie «gelitten, geheult und
geflucht, aber auch viel gelernt», zum
Beispiel Verantwortung zu übernehmen.
Und später, in der Chefetage, habe sie «das
Schwimmen im Haifischbecken gelernt».
Was ist ihr Fazit? Man müsse sich im Beruf
entscheiden, denn «alles geht nicht». Ihre
Schwerpunkte sind die Klinikführung,
eine qualitativ hochstehende Medizin für
die Patientinnen – und das eigene Familienleben.
«Für Forschung bleibt da keine
Zeit», sagte die Gynäkologin.
alle es von mir erwarten?» Er wollte es
selber. Inzwischen hat er die väterliche
Praxis zu einer Gemeinschaftspraxis umgebaut.
An seiner Tätigkeit schätzt er nicht
nur das breite medizinische Spektrum,
das für Abwechslung sorge. Er ist auch
gerne die Vertrauensperson für seine Patienten.
Im Gegensatz zu den Spitalärzten
habe er auch mehr Zeit für die Patienten,
da der administrative Aufwand in der Praxis
geringer sei. Und Negativpunkte? Als
Hausarzt fühle er sich gelegentlich «aussen
vor», weil viele wichtige Entscheide für
die Patienten im Spital gefällt würden.
Um Einfluss ging es auch im Referat von
Marcel Marti, stellvertretender VSAO-Geschäftsführer,
und Nationalrat Angelo
Barrile, Co-Vizepräsident VSAO. Sie sprachen
davon, wie man VSAO-Themen wie
ärztliche Weiterbildung, Arbeitsbedingungen
oder Gesundheitspolitik in die Bundespolitik
einbringt. Aktuell läuft zum
Beispiel die Kampagne «Medizin statt
Bürokratie». Damit soll der Entwicklung
begegnet werden, dass Assistenzärzte heute
nur noch ein Drittel ihrer Arbeitszeit für
den Patienten einsetzen können.
Barrile sprach auch über die «Grosswetterlage»
unter der Bundeshauskuppel.
Viele Politiker hätten zwar Sympathien für
die jungen Ärzte, sagte er. Doch es dominiere
derzeit «die andere Seite». Damit
Nr. 6 Dezember 2018
Breite statt Tiefe
Wer als Kongressteilnehmer nicht die
fachliche Spezialisierung, sondern die
medizinische Breite suchte, fand im Sempacher
Hausarzt Cyrill Bühlmann ein
passendes Beispiel. Aus einer Ärztefamilie
stammend – schon der Vater war Hausarzt
in Sempach –, habe er seit Kindertagen
zu hören bekommen, er werde Arzt. Sogar
seine Lehrerin in der Primarschule habe
gesagt: «Du bist noch nicht Arzt, also
schreib bitte schöner!»
Bühlmann fragte sich: «Will ich wirklich
Medizin studieren, oder mache ich es, weil
VSAO JOURNAL ASMAC
13
WEITERBILDUNG / ARBEITSBEDINGUNGEN
buhlten auch Privatkliniken sowie Dienstleister
für Ärztebedarf, Standesorganisationen
und Pharmaunternehmen um die
jungen Talente. «Starten Sie bei uns Ihre
ärztliche Laufbahn», stand am Stand des
Inselspitals. Noch selbstbewusster verkündete
das Universitätsspital Zürich: «Wir
schreiben Medizingeschichte, die andere
lesen.»
Junge Ärztinnen und Ärzte sind begehrt: Kliniken und NGOs buhlen ebenso
um ihre Aufmerksamkeit wie Fachgesellschaften oder Dienstleister aller Art.
meinte er, dass viele Politiker die Ärzteschaft
als egoistisch wahrnehmen, sie
würde nur dann laut werden, wenn es um
ihr Einkommen gehe. Zur aktuellen
Lohnstudie des Bundes sagte Barrile, dass
dabei die Assistenzärzte nicht berücksichtigt
worden seien; mit ihnen wäre das
mittlere Einkommen deutlich tiefer ausgefallen.
Neben gestandenen Ärztinnen und Ärzten
sprachen auch andere Berufsleute zu den
Jungärzten. Eine Anwältin referierte zum
Thema maximale Arbeitszeiten und Überzeitenregelung
und Fachleute aus der
Personalabteilung der Solothurner Spitäler
erklärten, wie man sich heute richtig
bewirbt: Welche Nebenbeschäftigungen
und Erfahrungen interessieren Chefärzte
und HR-Spezialisten und was lässt man
lieber weg?
Kein Schwarz und Weiss
Ernst Herzig vom Pharmaunternehmen
Mundipharma griff mit seinem Thema
«Zusammenarbeit Ärzteschaft und Pharmaindustrie
– Chancen und Gefahren»
das heikelste Thema des Tages auf. Im
An dieser Stelle danken wir allen Sponsoren und Ausstellern,
namentlich Mundipharma, ganz herzlich für
ihre Unterstützung. Ebenso danken wir den Referentinnen
und Referenten. Ohne sie wäre MEDIfuture 2018
nicht zustande gekommen. Der nächste MEDIfuture-
Kongress findet am 2. November 2019 wiederum im
Stade de Suisse in Bern statt.
Gespräch mit einem Hausarzt erklärte der
Verkaufschef das Geschäftsmodell der
Pharmabranche. Dass dieses Modell in
früheren Zeiten für einige Skandale sorgte,
weil die Industrie mit ethisch heiklen
Mitteln wie Direktzahlungen und Einladungen
zu Luxusreisen ihren Einfluss auf
die Ärzteschaft vergrösserte, blendete der
Pharmavertreter nicht aus.
«Diese Zeiten sind aber vorbei», betonte
Herzig. Heute sei die professionelle Zusammenarbeit
durch Gesetze (HMG, KVG) und
Richtlinien (SAMW, Kodex der Industrie)
«zwei- bis dreifach abgesichert». Sein Gesprächspartner,
der Hausarzt, sagte, dass
er in seiner Einzelpraxis fünf bis zehn Mal
im Jahr einen Ärztebesucher empfange
und diesen Kontakt schätze. Von der Industrie
erwarte er aber, dass sie respektiere,
dass Ärzte unabhängig entscheiden
wollen, welche Medikamente sie ihren
Patienten verschreiben.
Dass es in der Zusammenarbeit zwischen
Ärzteschaft und Pharmaindustrie kein
einfaches Schwarz und Weiss gibt, machte
Herzig anhand eines weiteren heissen
Politikums deutlich: der gesponserten
Weiterbildung. Obwohl viele Mediziner der
Meinung seien, die Pharmaindustrie nehme
zu viel Einfluss auf die ärztliche Weiterbildung,
sei die Mehrheit nicht bereit,
diese aus dem eigenen Sack zu zahlen.
Herzigs Kommentar: «Unabhängigkeit
hat seinen Preis.»
Wie heiss begehrt der ärztliche Nachwuchs
ist, zeigte sich auch in der Kongressausstellung,
die über 40 Stände umfasste.
Neben Kantons- und Universitätsspitälern
Einsatz und Begeisterung
Spannend war auch das Gespräch mit
dem bekannten Herzchirurgen Thierry
Carrel. Ursprünglich habe er einen Bauernhof,
eine grosse Familie und Tiere
haben wollen, sagte er. Es sei dann alles
etwas anders gekommen. Seine Lehrer am
Spital hätten ihn für die Herzchirurgie
begeistert. Carrels Fazit: «Man muss die
Freiheit haben, Umwege zu machen.»
Auch der Starchirurg äusserte sich kritisch
über die Zunahme der administrativen
Aufgaben im Spital: «Krankenkassen und
Politik wollen immer genauer wissen, was
wir machen und warum.» Vor der Kostendiskussion
müsse aber die Diskussion um
die Qualität geführt werden, betonte Carrel.
Andere Dinge haben sich seiner Meinung
nach aber auch zum Besseren entwickelt.
So begrüsste der Chirurg ausdrücklich
die heutigen Arbeitszeiten.
«Früher waren sie unsinnig, krankhaft.»
Auf welche Eigenschaften schaut er bei
seinen Assistenzärzten? «Wir geben ihnen
ein Jahr Beobachtungszeit», sagte Carrel.
Dabei schaue er vor allem auf die Motivation
und die Faszination für das Fachgebiet.
Natürlich brauche es auch etwas
manuelles Geschick und ein gutes dreidimensionales
Vorstellungsvermögen.
«Denn ohne Blut wird das Herz zu einem
Sack.» Da könne die Orientierung schwierig
sein.
Frauke Jochims gewährte einen ebenso
faszinierenden wie aufwühlenden Einblick
in die Arbeit bei Médecins Sans Frontières
(MSF). Sie ist seit 1999 bei der medizinischen
Notfallorganisation dabei
und hat schon viele Einsätze als Feldärztin
und Tbc-Spezialistin absolviert. Wie
sie erzählte, wurde MSF 1971 als Antwort
auf die Schrecken des Biafra-Kriegs in
Nigeria von 20 jungen Männern gegründet.
Die unabhängige und unparteiische
Organisation sollte ein Sprachrohr für
Menschen in Not sein. Heute zählt sie über
45 000 Mitarbeiter und ist in 73 Ländern
tätig.
■
14 VSAO JOURNAL ASMAC Nr. 6 Dezember 2018
WEITERBILDUNG / ARBEITSBEDINGUNGEN
Auf den PUNKT gebracht
Die gute Frau Doktor
Was macht eine gute Ärztin aus? Theoretisches
Wissen? Natürlich, das ist notwendig.
Allerdings müssen wir bei der heutigen
Masse an Wissen vor allem wissen, wo
nachschauen. Manuelles Geschick? Kann
nie schaden. Erfahrung? Stets von Vorteil.
Doch letztlich behandeln wir Patienten;
Menschen, die uns Vertrauen schenken
(müssen) und sich Hilfe von uns erhoffen.
Deshalb, glaube ich, ist Empathie ganz
entscheidend.
Die Schwierigkeit dabei ist, dass all die
anderen Punkte wesentlich einfacher zu
vermitteln, zu erwerben und zu messen
sind.
Die Medizin wird immer moderner, technischer,
schneller, präziser. Man kann
Patrizia Kündig, Vizepräsidentin VSAO
heute fast immer «noch etwas machen»;
die Möglichkeiten, scheint mir manchmal,
sind fast unbegrenzt. Früher musste
man Patienten bald einmal sagen, dass
ihnen die Medizin nicht mehr helfen könne.
Man musste sich mit ihren Leiden
auseinandersetzen, ihnen diese erklären,
ihnen vielleicht im Umgang mit den
Krankheiten helfen und menschlich beistehen.
Heute bietet man ihnen einfach
die nächste Therapie oder Operation an
oder überweist sie an den nächsten Spezialisten.
Das Menschliche, die Bedürfnisse
der Kranken, ihr Umgang mit der Situation
treten dabei teilweise in den Hintergrund.
Meist schätzen es die Patienten, wenn
man sich etwas Zeit für sie persönlich
nimmt, mal einen Moment nicht über die
nächste medizinische Prozedur spricht,
Anteilnahme zeigt. Doch wie vermittelt
man das den Assistenzärztinnen und
-ärzten? Wo hat Empathie Platz in der
Weiterbildung? Mit dem Bestreben, die
Aus- und Weiterbildung noch moderner,
objektiver und vergleichbarer zu gestalten,
werden Evaluationsformate wie OSCE,
DOCE, Mini-CEX, DOPS und dergleichen
etabliert. Prüfungen finden mit Schauspielern
statt, welche die Kranken mimen.
Dabei verliert aber das Menschliche, das
eben oft unstrukturiert, wenig objektiv
und nicht planbar ist, zunehmend an Bedeutung.
Auch Untersuchungen belegen,
dass Expertise und Kommunikationskompetenz
schwierig in Checklisten abzubilden
sind. Entsprechend kontrovers
diskutiert wird die Beurteilung dieser Fähigkeiten
im Bereich der Medical Education.
Trotzdem wünsche ich mir nicht das
Schreibmaschinenzeitalter zurück. Genauso
wie der Computer und moderne
Kommunikationsmittel ihre Vorteile haben,
haben auch die neuen Hilfsmittel für
Evaluationen ihre guten Seiten. Analog
zur Forderung des VSAO «Medizin statt
Bürokratie!» plädiere ich jedoch dafür,
dem Menschlichen gelegentlich etwas
mehr Raum zu geben (vielleicht nach
dem Motto «Empathie statt Checklisten!»).
Schauen wir unseren Patienten
doch ab und zu in die Augen, versuchen
wir, sie als Ganzes zu sehen und ihnen das
Gefühl von Sicherheit und Aufgehobensein
zu vermitteln. Anstatt nur abzuhaken,
ob der Assistenzarzt alle Symptome
erfragt hat und die Medikamentenliste
vollständig ist, könnte man auch den Umgang
(so wenig greifbar und konkret zu
definieren dieser Begriff ist) mit den Kranken
beurteilen. Schliesslich sind wir Ärztinnen
und Ärzte und nicht Manager von
Laborwerten und Röntgenbildern. Und
gut sein sollte für uns eben mehr heissen
als checken und verwalten. ■
Nr. 6 Dezember 2018
VSAO JOURNAL ASMAC
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WEITERBILDUNG / ARBEITSBEDINGUNGEN
A B C D E F ...
a b c d e f ...
LESEN LERNEN
Gutes Mittelmass
Lukas Staub, klinischer Epidemiologe, Redaktionsmitglied des VSAO-Journals
Zur Beschreibung von quantitativen Daten
verwenden wir statistische Masszahlen,
welche die Lage und Streuung der Daten
darstellen. Die zwei wichtigsten Masszahlen
der mittleren Lage sind der Mittelwert
(engl. mean) und Median (median).
Der Mittelwert ist der Durchschnitt
(arithmetisches Mittel) der Daten, also die
Summe aller beobachteten Werte dividiert
durch die Anzahl der Beobachtungen.
Der Median, auch Zentralwert genannt,
ist der Rangmittelpunkt der nach Grösse
geordneten beobachteten Werte. Falls eine
gerade Anzahl Beobachtungen vorliegt,
werden die zwei der Mitte am nächsten
liegenden Werte gemittelt (siehe Beispiel 2
in der Tabelle).
In guten Publikationen werden beide
Masszahlen präsentiert, da deren Vergleich
sehr informativ sein kann. Der
Mittelwert wird von einzelnen Werten beeinflusst,
die deutlich höher (oder niedriger)
als der Rest der Daten liegen.
Der Median hingegen ist gegenüber solchen
Ausreissern robust. Sind der Mittelwert
und Median gleich, liegt vermutlich
eine symmetrische Verteilung vor (z.B.
eine Normalverteilung, Beispiel 1); sind sie
unterschiedlich, ist von einer schiefen
Verteilung auszugehen (Beispiel 2). ■
Mittelwert
Median
Definition Arithmetisches Mittel der Daten Zentralwert, der die Daten in die obere und
untere Hälfte unterteilt
Eigenschaften
Fasst alle beobachteten Werte rechnerisch
zusammen
Gibt einen typischen Wert im Zentrum der
Verteilung wieder
Beispiel 1:
Symmetrische Verteilung
Daten: 2, 3, 3, 5, 8, 10, 11
Mittelwert = 6
Daten: 2, 3, 3, 5, 8, 10, 11
Median = 5
Beispiel 2:
schiefe Verteilung
Daten: 2, 2, 3, 3, 5, 7, 8, 130
Mittelwert = 20
Daten: 2, 2, 3, 3, 5, 7, 8, 130
Median = 4
Feedback-Pool
(D)ein kleiner, aber wertvoller
Beitrag für eine gute
Weiter- und Fortbildung
Um im Bereich der ärztlichen Weiter- und Fortbildung Meinungen
unserer Mitglieder zu einem Thema einholen zu
können, wurde der Feedback-Pool eingerichtet.
Macht mit, und helft dem VSAO damit, den Horizont im Ressort
Weiterbildung etwas zu erweitern und Überlegungen
breiter abzustützen.
Weitere Infos unter www.vsao.ch und Anmeldung per E-Mail
an ribeaud@vsao.ch.
Deine Erfahrung zählt!
Visitationen bilden ein Element für das Überprüfen und Sicherstellen
der Weiterbildungsqualität an einer Weiterbildungsstätte.
Ein Visitationsteam, bestehend aus Vertretern des
SIWF, der entsprechenden Fachgesellschaft und des VSAO,
besucht die Klinik; vor Ort können die Umsetzung des Weiterbildungskonzeptes
und die Verhältnisse überprüft werden. Ziel
ist es, im Sinne einer positiv-konstruktiven Rückmeldung
mögliche Verbesserungspotenziale zu erkennen und zu nutzen.
Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte, die gerne für den
VSAO Visitationen begleiten möchten, melden sich bei Sabrina
Ribeaud, unserer Sachbearbeiterin für Weiterbildung/Visitationen
im VSAO (ribeaud@vsao.ch).
16 VSAO JOURNAL ASMAC Nr. 6 Dezember 2018
WEITERBILDUNG / ARBEITSBEDINGUNGEN
Gut betreut zum Ziel
Den Weiterbildungsgang Allgemeine Innere Medizin (AIM) in klare Bahnen lenken will das neue
Berner Curriculum. Assistenzärztinnen und -ärzte, welche dieses Programm absolvieren, profitieren
von einem langjährigen Mentoring und einer individuellen Karriereberatung. Ob künftiger Spitalinternist
oder angehende Hausärztin – allen stehen erfahrene Mentorinnen und Mentoren zur Seite.
Cornelia Biner, Beatrice Diallo, Patricia Baud, Christine Roten, Kristina Tänzler,
Fachärztinnen für Allgemeine Innere Medizin und Mentorinnen des Berner Curriculums für Allgemeine Innere Medizin
Unser Gesundheitssystem braucht Generalisten,
besonders angesichts des Mangels
an Hausärzten und Spitalinternisten.
Zwar ist die Weiterbildung zum
Facharzttitel für Allgemeine Innere
Medizin (AIM) sehr flexibel und kann
in vielen Weiterbildungsstätten absolviert
werden, gleichzeitig ist sie aber mit
einer durchschnittlichen Weiterbildungsdauer
von acht bis neun Jahren
häufig auch unkoordiniert und fragmentiert.
Deswegen sind ein longitudinales
Mentoring und eine individuelle
Karriereberatung besonders wichtig. Im
Mai 2018 startete das Berner Curriculum
für Allgemeine Innere Medizin (BECAIM)
in Zusammenarbeit zwischen dem Universitätsspital
und den Landspitälern der
Insel Gruppe AG sowie dem Berner Institut
für Hausarztmedizin (BIHAM). Mit
136 Rotationsplätzen in 25 Fachgebieten
ist es das grösste Curriculum für Assistenzärzte
auf dem Weg zum Facharzt für
AIM in der Schweiz. Das Interesse und
die Anzahl Bewerber sind steigend, und
es stellen sich bei Bewerbungs- und Mentoringgesprächen
verschiedene Fragen,
die an dieser Stelle beantwortet werden
sollen.
Ziele und Beschreibung
Was ist das BECAIM und welche Ziele
hat es?
Das Berner Curriculum AIM umfasst eine
vollständige und strukturierte bis fünfjährige
Weiterbildung zum Facharzt für Allgemeine
Innere Medizin gemäss aktuellem
Weiterbildungsprogramm. Es ist
zweistufig aufgebaut und flexibel und
passt sich somit an persönliche Weiterbildungsziele
wie auch an private und familiäre
Bedürfnisse an. Generalisten werden
auf ihrem Weg zum Facharzttitel von erfahrenen
Mentorinnen und Mentoren
langfristig begleitet und bei ihrer Karriereplanung
unterstützt.
Welche Vorteile hat die Teilnahme für
mich?
• Durch die Aufnahme in das BECAIM
erhalten die Kandidaten folgendes Angebot:
• Exklusive Karriereberatung und -planung
aus einer Hand bis zum Facharzttitel AIM
• Strukturierte Ausarbeitung der Weiterbildung
nach den Wünschen der Kandidaten
• Persönliche Mentoringgespräche durch
erfahrene Fachärzte des BIHAM und
der KAIM
• Zugang zu attraktiven Rotationstellen
ambulant und stationär (am BIHAM
und an der KAIM)
• Zugang zu wertvollen theoretischen
und praktischen Weiterbildungen
• Karriereoptionen und Begleitung ins
Berufsleben (Praxis oder Spital) durch
Mentorinnen und Mentoren auch nach
Erreichung des Facharzttitels
Voraussetzungen:
Wer kann sich bewerben?
Das BECAIM steht allen Assistenzärztinnen
und -ärzten mit dem Weiterbildungsziel
AIM offen, unabhängig von ihrem
Weiterbildungsstand. Sowohl Mediziner
ab Staatsexamen wie auch Assistenzärzte
mit beruflicher Vorerfahrung können daran
teilnehmen.
Muss ich meinen Wohnsitz im Kanton
Bern haben, um mich zu bewerben?
Nein. Eine Bewerbung ist auch von ausser-
Aufbau des Berner Curriculum für Allgemeine Innere Medizin AIM
1. JAHR
Allgemeine Innere
Medizin, Landspital
Münsingen, Riggisberg,
Aarberg*
4./5. JAHR
CURRICULUM
HAUSARZT/-ÄRZTIN
– Praxisassistenz
– HNO, Dermatologie, Psychiatrie,
Pädiatrie, Nephrologie, Notfall
– Ambulante Onkologie, Hämatologie,
Kardiologie, Diabetologie
– Chirurgie
– Forschung
– Sonografie
STUDIUM MEDIZINISCHE FAKULTÄT BERN
(oder andere Uni)
BASISWEITERBILDUNG
2. JAHR
Stationäre Allgemeine
Innere Medizin, Universitätsklinik
für Allgemeine
Innere Medizin, Inselspital*
*oder anderes Spital
3. JAHR
Notfallzentrum Inselspital/Medizinische
Poliklinik/Praxisassistenz
4./5. JAHR
CURRICULUM
SPITALINTERNIST/-IN
– Intensivstation
– Bettenstationen Onkologie,
Palliativmedizin, Pneumologie,
Kardiologie, Neurologie,
Nephrologie
– Polikliniken Hepatologie, Infektiologie
– Forschung
– Sonografie
FACHARZT/-ÄRZTIN ALLGEMEINE INNERE MEDIZIN AIM
Praxisübernahme, Oberarztfunktion, Akademische Karriere (Forschung, Lehre)
Nr. 6 Dezember 2018
VSAO JOURNAL ASMAC
17
WEITERBILDUNG / ARBEITSBEDINGUNGEN
halb des Kantons Bern möglich. Jedoch
sind die Partnerspitäler des BECAIM alle
innerhalb des Kantons Bern.
Welche Vorerfahrung muss ich mitbringen,
um mich bewerben zu können?
Ein Einstieg ist jederzeit möglich, auch
nach begonnener Weiterbildung. Auch
schon während des Medizinstudiums
können die Kandidaten vom Mentoring
z.B. für die Planung der ersten Stellen
profitieren.
Kann ich mich bewerben, wenn ich
meine Weiterbildung in einem anderen
Fach begonnen habe?
Ja, es sind auch Assistenzärzte nach ihrer
bereits begonnenen Weiterbildung willkommen.
Je nach Vorerfahrung kann
diese angerechnet werden für die Weiterbildung
gemäss Weiterbildungsprogramm
SIWF. Bei Vorerfahrung in einem Spital
ausserhalb der Inselgruppe oder in einem
anderen Fach wird das Curriculum individuell
angepasst, je nach Weiterbildungsstand.
Welche Fristen muss ich für die Bewerbung
einhalten?
Es gibt keine Frist für die Bewerbung am
Curriculum selber, die Anmeldung kann
jederzeit erfolgen. Eine Bewerbung in den
einzelnen Spitälern muss jedoch separat
und zusätzlich erfolgen, idealerweise
gleichzeitig mit der Bewerbung fürs Curriculum.
Mit welchen Spitälern arbeitet das
BECAIM zusammen?
Die Anstellungen im Rahmen des Berner
Curriculums erfolgen mittels spezifischer
Arbeitsverträge zu den jeweiligen Rotationsstellen.
Die primären Partnerspitäler
des Curriculums sind:
• die Landspitäler der Inselgruppe AG,
d.h. die Spitäler Aarberg, Münsingen
und Riggisberg
• die Universitätsklinik für Allgemeine
Innere Medizin, House-Staff.
Weiter bietet das Curriculum durch das
BIHAM z.T. auch Rotationsstellen an anderen
Spitälern an.
Wann muss man sich definitiv entscheiden,
ob man das Ziel Hausarzt
oder Spitalinternist wählt?
Sobald dies in der Karriereplanung klar
ist: Je früher, desto besser, so kann die
Planung des Curriculums individuell angepasst
werden und ein allfälliger Wechsel
zu einem zum Karriereziel passenden
Mentor erfolgen.
Verpflichtungen
Welche Verpflichtungen gehe ich bei der
Teilnahme am BECAIM ein?
Die Kandidaten verpflichten sich mit der
Teilnahme am BECAIM, regelmässig
• an Mentoringgesprächen und
Teachings teilzunehmen,
• an Evaluationen (per E-Mail/Brief)
teilzunehmen,
• gemeinsam vereinbarte Rotationsstellen
anzutreten.
Was passiert, wenn ich das Curriculum
vorzeitig abbreche?
Ein Ausstieg ist grundsätzlich möglich
unter Einhaltung der vereinbarten Kündigungsfristen
des Arbeitsvertrages. Die
Anrechnung an die Facharztweiterbildung
erfolgt entsprechend den SIWF-Regelungen.
Betreuung
Wer betreut mich während des BECAIM?
Die Kandidaten erhalten entsprechend
ihrem Karriereziel einen fixen ärztlichen
Mentor zugeteilt. In regelmässigen Gesprächen
wird eine Standortbestimmung
durchgeführt und die weitere Rotationsplanung
gemäss Wünschen und Möglichkeiten
definiert. Die Mentoren kennen die
Bedingungen zur Erlangung des Facharzttitels
Allgemeine Innere Medizin und
können die Kandidaten optimal darauf
vorbereiten. Ausserdem engagieren sich
die Mentoren für die Vereinbarkeit von
Beruf und Familie.
Wer hilft mir bei der Planung meiner
Weiterbildung im BECAIM?
Der zuständige Mentor, welcher je nach
Angabe des Karriereziels zugeteilt wird.
Was beinhaltet das Mentoring?
Ein persönliches und aktives Mentoring
durch im Spital oder in der Hausarztpraxis
tätige Generalisten begleitet die Teilnehmer
durch das ganze Curriculum.
Zusammen mit dem Mentor wird die aktuelle
Situation des Kandidaten analysiert
und mit ihm zusammen definiert, was die
nächsten Schritte in seiner Weiterbildungsplanung
sind.
Arbeitspensum/
Unterbrüche
Gibt es die Möglichkeit, Teilzeit zu
arbeiten?
Teilzeitstellen und Jobsharings sind
möglich. Das Mindestpensum beträgt
aber 50 Prozent. Die beiden Tracks (die
dreijährige Basisweiterbildung AIM sowie
die zweijährige Aufbauweiterbildung)
sind flexibel, modular und durchlässig
gestaltet und ermöglichen eine weitestgehend
individuell angepasste Weiterbildung.
Welche Fächer
bietet das Berner
Curriculum AIM?
• Allgemeine Innere Medizin
(Poliklinik)
• Allgemeine Innere Medizin
(stationär)
• Angiologie
• Chirurgie
• Dermatologie
• Endokrinologie
• Gastroenterologie/Hepatologie
(stationär)
• Hämatologie
• Hepatologie (Ambulatorium)
• Herzgefässchirurgie
• HNO
• Infektiologie
• Intensivmedizin
• Kardiologie inkl. Rehabilitation
• Klinische Forschung
• Klinische Pharmakologie
• Nephrologie (Ambulatorium)
• Nephrologie (Bettenstation)
• Neurologie inkl. Notfall
• Notfallmedizin
• Onkologie (Ambulatorium)
• Onkologie (stationär)
• Orthopädie
• Pädiatrie (Notfall)
• Palliativmedizin
• Pneumologie
• Praxisassistenz
• Psychiatrie
• Radiologie (Ultraschall)
• Rheumatologie (Ambulatorium)
• Rheumatologie (stationär)
• Viszeralchirurgie
18 VSAO JOURNAL ASMAC Nr. 6 Dezember 2018
WEITERBILDUNG / ARBEITSBEDINGUNGEN
Ist es möglich, das BECAIM zu unterbrechen
und wieder einzusteigen? (z.B. bei
Mutterschaft, unbezahltem Urlaub etc.)
Ja, das ist möglich, wobei man auch weiterhin
vom Mentoringangebot profitieren
darf.
Rotationen/Inhalte
Welche Rotationsstellen kann ich wählen?
In der Tabelle 1 sind die aktuellen Rotationsstellen
aufgelistet. Mit HA sind Rotationen
gekennzeichnet, die primär für
Hausärzte, mit SI die, welche vor allem für
Spitalinternisten interessant sind. Man
kann diese grundsätzlich frei kombinieren.
Pro Disziplin wird max. 1 Jahr klinische
Weiterbildung anerkannt (s. auch
Weiterbildungsprogramm AIM Kap 2.3).
Es ist zudem möglich, eine Praxisassistenz
bei einem Pädiater zu machen. Zu
beachten ist hierbei, dass eine nicht internistische
Praxisassistenz nur bis zur im
Weiterbildungsprogramm AIM angegebenen
Höchstdauer des jeweiligen Fachgebiets
anrechenbar ist.
Kann ich die Rotationsstellen selber
wählen?
Man kann die Rotationsstellen grundsätzlich
frei wählen, es gibt keine Pflichtrotationen.
Der Fokus bei der Wahl liegt beim
persönlichen Interesse oder Karriereziel.
In der Basisweiterbildung kann zwischen
300 stationären Weiterbildungsstätten
AIM und 1200 Praxisrotationen gewählt
werden.
Welche Rotationen machen am meisten
Sinn?
Die Wahl der Rotationen ist abhängig von
eigenen Vorlieben und Fähigkeiten sowie
davon, was man künftig in der Praxis
anbieten möchte oder worauf man sich als
Spitalinternist spezialisieren möchte.
Wie verläuft die Stellenauswahl für die
Rotationsstellen?
Interessiert sich ein Kandidat für eine Rotationsstelle,
muss der ordentliche Bewerbungsprozess
eingehalten werden. Durch
die Teilnahme am BECAIM ist kein Anspruch
auf eine Rotationsstelle begründet.
Die Entscheidung, ob man die Stelle erhält,
liegt beim entsprechenden Chefarzt oder
verantwortlichen Planer, und ist abhängig
von der Verfügbarkeit der Stellen. Aus diesem
Grund ist eine langfristige Planung sinnvoll.
Die Mentoren haben die Möglichkeit, ein
entsprechendes Empfehlungsschreiben zuhanden
des Chefarztes zu machen.
Zu welchem Zeitpunkt in der Weiterbildung
sollte die Weiterbildung in einem
Kategorie-A-Spital absolviert werden?
An welchen Spitälern kann ich dies absolvieren?
Es macht Sinn, das A-Jahr nicht zu Beginn
der Weiterbildungszeit zu planen,
sondern dann, wenn man mindestens ein
Jahr klinische Erfahrung in Allgemeiner
Innerer Medizin mitbringt.
AllGEMEInE
InnERE MEDIZIn
30. Jan. – 2. Feb. 2019, Basel
22. – 25. Mai 2019, Zürich
32 h
Update Refresher
CHIRURGIE
17. – 18. Januar 2019, Zürich
16 h
GYnäKoloGIE
16. – 18. Mai 2019, Zürich
21 h
InnERE
MEDIZIn
18. – 22. Juni 2019, Zürich
40 h
AnästHEsIoloGIE
UnD IntEnsIVMEDIZIn
20. – 21. Mai 2019, Zürich
14 h
PsYCHIAtRIE UnD
PsYCHotHERAPIE
13. – 15. Juni 2019, Zürich
21 h
Veranstaltungsorte
Technopark Zürich | Novotel Zürich City West |
UniversitätsSpital Zürich | Congress Center Basel
Information / Anmeldung
Tel.: 041 567 29 80 | Fax: 041 567 29 81
info@fomf.ch | www.fomf.ch
WEITERBILDUNG / ARBEITSBEDINGUNGEN
Skills Training (© Pascal Gugler, Insel Gruppe)
Praxisassistenz
Welcher Zeitpunkt ist günstig für eine
Praxisassistenz?
Das ist vor allem typabhängig, grundsätzlich
gibt es keinen falschen Zeitpunkt. Je
nach Weiterbildungsstand stehen andere
Dinge im Zentrum. Für eine frühe PA
spricht, dass man frühzeitig sieht, wohin
man zielt, was die Arbeit eines Hausarztes
ist, und was man dafür können muss, sodass
die darauffolgenden Weiterbildungsjahre
besser diesem Ziele dienen. Für einen
eher späten Zeitpunkt spricht, dass man
dann schon mehr klinische Erfahrung
hat, evtl. selbständiger arbeiten kann und
mehr den Blick fürs Ganze hat, also nebst
der Medizin auch z.B. für das Betriebliche.
Wie viel Praxisassistenz kann ich mir
für meine Weiterbildungszeit anrechnen
lassen?
Lehrpraktiker haben üblicherweise eine
Weiterbildungsanerkennung für ein Jahr,
d.h. pro Praxis ein Jahr, insgesamt können
theoretisch alle drei nicht stationären
Weiterbildungsjahre in Praxen (also in
drei verschiedenen) absolviert werden.
Wie gestaltet sich normalerweise die
Arbeit während einer Praxisassistenz?
Das ist sehr individuell, je nach Persönlichkeit
und Weiterbildungsstand erfolgt
die Mitarbeit in der Praxis rasch sehr selbständig,
oder eine intensive Supervisionsphase
dauert länger. Grundsätzlich gilt
immer: Fragen, fragen! Die Dauer einer
Konsultation beträgt üblicherweise für
Assistenzärzte 30 Min./Patient. Auch das
kann individuell angepasst werden.
Wissenschaft
Gibt es die Möglichkeit, während des
BECAIM wissenschaftlich tätig zu sein?
Da wie in diversen anderen Fachgebieten
auch in der AIM ein akademischer Nachwuchsmangel
existiert, bietet das BECAIM
ein Maximum an Forschungsmöglichkeiten
im Bereich der stationären und der
ambulanten AIM und am BIHAM an,
wobei der Fokus klar auf der patientenzentrierten
klinischen Forschung liegt.
Die Forschungstätigkeit wird begleitet von
einem akademischen Mentoring und Training
(z.B. Verfassen von wissenschaftlichen
Artikeln, erfolgreiches Verfassen von
Forschungsprotokollen). Bei entsprechendem
Wunsch und entsprechender Eignung
folgt ein Forschungsaufenthalt an einer
nordamerikanischen Spitzenuniversität,
welcher auch den Besuch eines Masterprogramms
in Clinical Research beinhaltet.
Alternativ kann an der Universität Bern
oder im Ausland der Titel eines Master of
Medical Education erworben werden.
Kann ich eine akademische Karriere
während des BECAIM beginnen?
Ja, es gibt verschiedene Möglichkeiten für
akademische Tätigkeiten innerhalb des
BECAIM. Bei Interesse sollte dies mit dem
Mentor besprochen werden.
Weiter- und Fortbildung
Welche internen Weiterbildungsmöglichkeiten
habe ich während des
BECAIM?
In der Universitätsklinik für Allgemeine
Innere Medizin (KAIM) werden regelmässig
sogenannte Skills Trainings angeboten,
bei denen an Modellen sämtliche
Punktionen geübt werden können. Auf
den Bettenstationen werden regelmässig
(je nach Patientenaufkommen) Punktionen
durchgeführt, welche auch auf einem
Testatblatt aufgelistet werden. Mithilfe
dieses Testatblatts kann der Mentor
sehen, wo noch Unterstützungsbedarf
besteht.
Die internen Weiterbildungen in der KAIM
bestehen aus einem wöchentlich stattfindenden
Curriculum, Journal Club und
Skills Training. Zusätzlich gibt es zweimal
wöchentlich eine Teaching Session
mit breit gefächertem Kurzteaching durch
einen Kaderarzt.
Auf den Bettenstationen können selbständig
Sonografien durchgeführt werden,
eine entsprechende Supervision ist in
naher Zukunft möglich. Es wird auch
eine spezifische zwei- bzw. dreimonatige
Sono-Rotation auf der Radiologie angeboten.
Wie und welche externen Weiterbildungen
werden im Rahmen des BECAIM
unterstützt?
In der KAIM hat jeder Assistenzarzt Anspruch
auf drei Weiterbildungstage/Jahr,
bei den anderen Spitälern kann diese Regelung
evtl. leicht abweichen. Eine finanzielle
Unterstützung kann auf Antrag
bewilligt werden.
Wo erhalte ich detaillierte Informationen
zum BECAIM?
Informationen sind auf unserer Website
www.bernercurriculum-aim.ch ersichtlich.
Weitere Auskünfte erhalten die Kandidaten
bei persönlichen Gesprächen mit
unseren Mentoren (Kontakt via info@
bernercurriculum-aim.ch oder mittels
Kontaktformular).
Wie und wo kann ich mich fürs BCEAIM
bewerben?
Eine Bewerbung ist jederzeit via Kontaktformular
oder E-Mail möglich. Nach Prüfung
der Unterlagen werden die Bewerber
von unseren Mentoren oder einer Sekretärin
kontaktiert.
■
20 VSAO JOURNAL ASMAC Nr. 6 Dezember 2018
Das Risiko bleibt.
Trotz präventiver Sekundärmassnahmen erleidet
1 von 10 Patienten mit KHK *
innerhalb von 2 Jahren ein weiteres Ereignis. 1
*KHK: Koronäre Herzkrankheiten
Referenz: 1. Bhatt, D. et al.: Patients With Prior Mycordial Infarction, Stroke or Symptomatic
Peripheral Arterial Disease in the CHARISMA Trial (2007). J Am Coll Cardiol 2007; 49:1982-8.
Bayer (Schweiz) AG, Grubenstrasse 6, 8045 Zürich
L.CH.MKT.PM.10.2018.0434-DE/FR/IT
VSAO
SEKTION AARGAU
Zeiterfassung
Im Umgang mit Spitälern erleben wir als
Sektion teilweise Situationen, bei denen
man nur staunen kann, wie mit Mitarbeitern
umgegangen wird. Als Beispiel ist
wiederum eine anonymisierte Korrespondenz
einer Assistenzärztin mit einer Rehabilitationsklinik
im Kanton Aargau
abgebildet. Die Assistenzärztin wandte
sich an die Personalabteilung mit der
Bitte, ihr die Zeitausweise ihrer Anstellungsperiode
zuzustellen. Obwohl die
Personalabteilung hierfür natürlich zuständig
ist, wurde die Anfragerin konsequent
abgewimmelt und an die Klinik
verwiesen. Dort wiederum erhielt sie über
Monate keinerlei Rückmeldung auf ihr
Anliegen. Erst durch ihr Mail an den CEO
mit Kopie an die Sektion wurde ihr postwendend
geantwortet – von der Personalabteilung.
Darüber können wir nur den
Kopf schütteln.
Die Korrespondenz zeigt, dass es sich
lohnt, immer stets sachlich und ohne Angriffe,
aber konsequent und beharrlich ein
berechtigtes Anliegen einzufordern. Bei
Bedarf kann der Einbezug der Sektion
sinnvoll sein und Wunder wirken.
Der Arbeitgeber ist verpflichtet, die Arbeitszeiten
der Angestellten korrekt und vollständig
dokumentieren zu lassen. Er muss
dafür geeignete Instrumente zur Verfügung
stellen. Der Arbeitnehmer muss seinerseits
die korrekten Zeiten deklarieren.
Die Zeitausweise müssen den Arbeitnehmern
ausgehändigt und vom Spital aufbewahrt
werden. Im Idealfall geschieht
dies monatlich durch die Abgabe der Zeitausweise
an die Mitarbeiter. Die Zeitausweise
sollten vom Mitarbeiter jeweils gut
geprüft werden und bei Unstimmigkeiten
korrigiert werden lassen. Einmal genehmigte
Arbeitszeiten können nachträglich
nicht mehr in Frage gestellt werden. Zu
empfehlen ist es, die Zeitausweise konsequent
zu sammeln und aufzubewahren,
damit später im Bedarfsfall auf diese zurückgegriffen
werden kann. Forderungen
aus dem Anstellungsverhältnis verjähren
nach fünf Jahren. Umso wichtiger ist es,
gut dokumentiert zu sein. ■
Philipp Rahm,
Co-Präsident Sektion Aargau
Von: AA
An: via Spital an HR
Betreff: Anfrage Zeitausweis
Sehr geehrte Frau XX
Bis im Mai 2017 war ich als Assistenzärztin
in der KK angestellt. Für die damalige
Anstellungsperiode fehlen mir
die Zeitausweise, da wir diese jeweils
nicht automatisch bekamen.
Gerne hätte ich Sie gebeten, mir den Zeitausweis
für die gesamte Anstellungszeit
per Post oder elektronisch zuzustellen.
Besten Dank
Freundliche Grüsse
AA
Von: HR
An: AA
Betreff: Anfrage Zeitausweis
Guten Tag Frau AA
Was für einen Zeitausweis meinen Sie?
Wenn es um die Arbeitszeiten geht, bitte
ich Sie, sich an Ihren Vorgesetzten zu
wenden. Er kann Ihnen sicher einen
PEP-Auszug zukommen lassen.
Freundliche Grüsse
XX
Fachspezialistin Human Resources
Von: AA
An: HR
Betreff: Anfrage Zeitausweis
Sehr geehrte Frau XX
Danke für Ihre rasche Rückmeldung.
Ja genau, die PEP-Zeitausweise für die
Anstellungsperiode. Wenn Sie mir diese
organisieren und zustellen könnten,
wäre ich Ihnen dankbar. Ich gehe davon
aus, dass Sie bzw. das HR diese haben
wird.
Freundliche Grüsse
AA
Von: HR
An: AA
Betreff: Anfrage Zeitausweis
Ich bitte Sie, sich an Ihren ehemaligen
Vorgesetzten zu wenden.
Freundliche Grüsse
XX
Fachspezialistin Human Resources
Von: AA
An: HR
Cc: HR-Leitung; Chefarzt
Betreff: Anfrage Zeitausweis
Sehr geehrte Frau XX
Ich gelangte mit einem einfachen Anliegen
an Sie als Fachspezialistin des HR.
Ohne nachvollziehbaren Grund verwiesen
Sie mich auf meinen ehemaligen
Vorgesetzten Dr. CA. Meine Anfrage hat
aber nichts mit ihm, sondern mit meinem
Anstellungsverhältnis in der KK zu
tun. Ich bitte Sie, mir die Zeitausweise
zuzustellen.
Freundliche Grüsse
AA
Von: HR
An: AA
Guten Tag Frau AA
Der Vorgesetzte ist für die Zeiterfassung
zuständig, nicht das HR. Ich bitte Sie
deshalb nochmals, sich an Ihren ehemaligen
Vorgesetzten zu wenden.
Freundliche Grüsse
XX
Fachspezialistin Human Resources
Von: AA
An: CA
Cc: HR-Fachspezialistin, HR-Leitung
Betreff: Anfrage Zeitausweis
Sehr geehrter Herr Dr. CA
Von Seiten HR verweist man mich bezüglich
meines Anliegens an Sie (siehe
Mailverlauf). Wenn Sie veranlassen
könnten, dass man mir die Zeit-Dokumente
zustellt, wäre ich Ihnen dankbar.
Warum das Zustellen nicht seitens HR
erfolgen kann, ist für mich nicht nachvollziehbar.
Freundliche Grüsse
AA
Von: AA
An: CA
Betreff: Anfrage Zeitausweis
Sehr geehrter Herr Dr. CA
Da ich bisher keine Rückmeldung bekommen
habe, bin ich unsicher, ob Sie
mein Mail auch wirklich erreicht hat.
22 VSAO JOURNAL ASMAC Nr. 6 Dezember 2018
VSAO
Könnten Sie mir bitte die Dokumente
zustellen lassen?
Freundliche Grüsse
AA
Von: AA
An: CA
Cc: HR-Leitung, HR-Fachspezialistin
Betreff: Anfrage Zeitausweis
Sehr geehrter Herr Dr. CA
Auf meine beiden bisherigen Mails vom
30.07.2018 und 26.08.2018 habe ich von
Ihnen bisher keine Rückmeldung erhalten.
Frau XX vom HR hat mich jedoch
explizit an Sie verwiesen und erklärt, Sie
seien für mein Anliegen zuständig. Ich
bitte Sie, mir bis in einer Woche (spätestens
bis zum 23. September 2018) eine
Rückmeldung zu geben und mir die Zustellung
der Dokumente zu veranlassen.
Freundliche Grüsse
AA
Von: AA
An: CEO
Cc: HR; CA; Co-Präsident Sektion Aargau
Betreff: Anfrage Zeitausweis
Sehr geehrte Frau CEO
Seit zwei Monaten versuche ich, bezüglich
meiner Anstellung auf der KK, wo
ich bis Mai 2017 angestellt war, Zeitausweise
zu bekommen. Vom HR verwies
man mich an Dr. CA – er sei dafür zuständig.
Trotz wiederholter Nachfrage
bekomme ich aber auch von ihm keine
Rückmeldung. Daher bitte ich nun Sie,
mir diese zustellen zu lassen. Die Kopie
geht auch an unseren VSAO-Verbandsvertreter.
Ich bitte Sie um Eingangsbestätigung
und Mitteilung, bis wann ich diese bekommen
werde.
Freundliche Grüsse
AA
Von: HR-Teamleitung
An: AA
Cc: CA, CEO, HR-Fachspezialistin, HR-
Leitung
Betreff: Anfrage Zeitausweis
Sehr geehrte Frau AA
Besten Dank für Ihre Nachrichten bezüglich
der Thematik rund um Ihre
Zeitwirtschaft.
In der Beilage lassen wir Ihnen die Jahresplan-Übersicht
2016 und 2017 zukommen.
Gerne sind wir bereit, Ihnen
die detaillierte Ausgangslage im Zeitwirtschaftssystem
persönlich oder am
Telefon aufzuzeigen. Diesbezüglich dürfen
Sie gerne mit mir Kontakt aufnehmen,
sollte Bedarf gegeben sein.
Besten Dank für Ihre Kenntnisnahe und
bei weiteren Fragen stehen wir Ihnen
gerne zur Verfügung.
Freundliche Grüsse
HR
Teamleitung Human Resources
SEKTION BASEL
Dieses ständige
Lohnbashing …
Zwar stehen die Verhandlungen für einen
neuen Gesamtarbeitsvertrag (GAV), geschuldet
der geplanten Spitalfusion vom
Kantonsspital Baselland mit seinen
Standorten Liestal, Bruderholz und Laufen
und vom Universitätsspital Basel zum
Universitätsspital Nordwest AG, aktuell
nach wie vor im Mittelpunkt der Tätigkeiten
der Geschäftsleitung des VSAO Basel.
Doch ein beherrschendes Thema sind die
anhaltenden Diskussionen um die Löhne
auch bei uns. Und sie treiben nach unserer
Ansicht immer seltsamere Blüten.
Vor allem die jüngste Kampagne aus dem
Bundesamt für Gesundheit (BAG) Ende
Oktober mit der Aussage, dass sich der
mittlere Lohn für Ärzte und Ärztinnen in
der Schweiz auf über 250 000 Franken pro
Jahr belaufe, werten der Vorstand und die
Geschäftsleitung des VSAO wie viele andere
als unverfroren, als Kommunikation
mit dem Zweihänder, zumal offenbar die
Saläre von Abertausenden von Assistenzärzten
in dieser Statistik nicht erfasst sind.
Kurzum, für das anhaltende Lohnbashing
ist nach unserer Meinung Bundesbern
mitverantwortlich.
Der VSAO Basel sah sich aus diesem Grund
motiviert, den regionalen Medien eine
Stellungnahme zur BAG-Statistik zuzustellen,
mit dem Ziel, die Zahlen aus dem
Bundesamt einzuordnen und vor allem
zu relativieren. So veröffentlichte der VSAO
im Sinn einer grösseren Transparenz die
Minimallöhne, die Assistenz- und Oberärzten
je nach Dienstalter zustehen.
Allerdings erlebt auch der VSAO Basel einmal
mehr, dass die von den Medien breit
gestreute Meinung, wonach die Arztgehälter
Hauptursache der hohen Gesundheitskosten
seien, mit normalem Kommunikationsaufwand
kaum richtigzustellen ist.
Vielmehr besteht die Wahrnehmung, dass
– mit einigen Ausnahmen – viele Medien
solche sich wiederholenden Aussagen aus
offiziellem Haus (u.a. BAG oder Bundesrat
Alain Berset) relativ unkritisch übernehmen
und zum Bespiel die Methodik von
Umfragen nicht näher unter die Lupe
nehmen. Die Ärzteschaft zu kritisieren
und in Lohnfragen quasi in Sippenhaft
zu nehmen, obschon es offensichtlich ist,
dass einige krasse Ausreisser nach oben
das Gesamtbild verschärfen, ist für einen
Teil der Medien auf der Jagd nach schnellen
und vor allem einfachen Schlagzeilen
der bevorzugte Weg und nicht eine vertiefte
Überprüfung von Statistiken und Aussagen.
Stellvertretend für diesen Vorwurf sei ein
Kommentar zum Thema in der «Basellandschaftlichen
Zeitung», einem Kopfblatt
der «Aargauer Zeitung», erwähnt, dass
Assistenzärzte als Auszubildende zu betrachten
seien. Damit hätte der Kommentator
gewiss nicht einfach unrecht gehabt,
wenn er diese Berufsgruppe vielleicht etwas
respektvoller als «auch Auszubildende»
bezeichnet hätte, statt sie eins zu eins und
wortwörtlich auf der Stufe von «Lehrlingen
und Praktikanten» anzusiedeln.
Der VSAO Basel hält es für wichtig, sich
unter dem Lead des gesamtschweizerischen
Verbandes und in Zusammenarbeit
mit allen Sektionen zu engagieren, um
Nr. 6 Dezember 2018
VSAO JOURNAL ASMAC
23
VSAO
die Kommunikationshoheit (auch) über
diesen thematischen Dauerbrenner nicht
einfach der Politik und der Verwaltung zu
überlassen, sondern von der ärztlichen
Belegschaft und damit von der Basis Gegensteuer
zu geben.
■
Josef Zindel,
Öffentlichkeitsbeauftragter
der Sektion Basel
SEKTION BERN
Porträt
VSAO Bern
Der VSAO Bern hat aktuell 3504 Mitglieder
und setzt sich mit dem engagierten
Vorstand für die Anliegen der Assistenzärztinnen
und -ärzte und Oberärztinnen
und -ärzte ein. Die Geschäftsstelle
wird von Janine Junker geführt und steht
den Mitgliedern für Fragen und Anliegen
sehr gerne zur Verfügung.
Sie erreichen uns per Mail (junker@vsaobern.ch)
oder Telefon (031 381 39 39). Auf
unserer Website vsao-bern.ch sind viele
Informationen verfügbar und wir vernetzten
uns auf Facebook (VSAO Bern). Zudem
findet jährlich eine ordentliche Mitgliederversammlung
statt – die nächste am
Donnerstag, 25. April 2019, um 19 Uhr
im Restaurant Tramdepot in Bern. Neu-
Interessierte sind herzlich willkommen!
■
Janine Junker,
Geschäftsführerin VSAO Bern
Nora Bienz
Präsidentin
Miriam Grädel
Vize-Präsidium
Marius Grädel-Suter
Vize-Präsidium
Benjamin Hess
Vize-Präsidium
Gerhard Hauser
Stellvertretung
Janine Junker
Geschäftsführung
David Schreier
Kernvorstand
Valentine Mercier
Kernvorstand
Helene Mellerowicz
Kernvorstand
Anna Meister
Kernvorstand
Gerlinde Heil
Kernvorstand
Katharina Stegmayer
Erweiterter Vorstand
Dario Häberli
Erweiterter Vorstand
Nicolas Clément
Erweiterter Vorstand
Anne Lafranchi
Erweiterter Vorstand
Luzia Gisler
Erweiterter Vorstand
Kristina Tänzler
Erweiterter Vorstand
www.vsao-bern.ch
collage_2018_de-fr.indd 1 12.11.18 10:43
24 VSAO JOURNAL ASMAC Nr. 6 Dezember 2018
VSAO
SEKTION ZENTRALSCHWEIZ
Grosse Ziele
erreicht, neue
warten
Das grösste Projekt der
letzten Jahre ist beinahe
abgeschlossen: Die
Umsetzung des Arbeitsgesetzes
für alle Angestellten,
d.h. auch der
OA, am Kantonsspital
Luzern. Viele Kliniken
haben die Gelegenheit
genutzt und die Dienstpläne
nicht nur auf
dem Papier «arbeitsgesetztauglich»
gemacht,
sondern auch im Hinblick
auf Effizienz und
Bedürfnisse der AA und
OA überprüft. Von Anfang
an hatten wir
nebst dem Vermeiden
von Lohnkürzungen ein Hauptziel: Die
Arbeitszeit soll vor allem im administrativen
Bereich und bei ineffizienten «Präsenzzeiten»
gesenkt werden, aber nicht
bei der Weiterbildung und den interessanten
Anteilen der ärztlichen Tätigkeiten.
Grosser Dank gleich an dieser Stelle auch
an Philipp Rahm und sein Team des
Dienstplanprojekts des VSAO Schweiz.
Parallel dazu waren wir in den letzten
Jahren quer durch die Innerschweiz tätig
und waren mindestens einmal wegen
Überzeitentschädigungen, Lohnverhandlungen,
Arbeitsgesetzeinführungen, Weiterbildungsqualität
usw. in den Kantonen
NW, OW, SZ, GL, ZG und mehrfach im
Kanton LU unterwegs. Fast immer haben
wir auf dem Verhandlungsweg und in
enger Zusammenarbeit mit den Betroffenen
gute Lösungen gefunden. Und die
nächsten Projekte stehen schon an: Weiterbildungsqualität,
Einhalten des Arbeitsgesetzes,
Vermeiden von Kürzungen
der Weiterbildungsfinanzierung, Förderung
von Teilzeitstellen, Abfedern von
Sparmassnahmen, Spitalhochzeiten …
Bei all diesen Themen ist es wichtig, junge
Kolleginnen und Kollegen im Vorstand
zu haben, die ihre Anliegen einbringen.
Nächste Gelegenheit dafür ist unsere Mitgliederversammlung
Anfang Februar
2019 oder jederzeit im Vorstand. Erfahrungsgemäss
verteilt sich die Arbeitslast
besser auf mehreren Schultern, und als
Berufsverband ist es sinnvoll, dass Betroffene
mitbestimmen, worauf die Schwerpunkte
gelegt werden sollen. So wie die
politische (und finanzielle) Situation in
den Innerschweizer Kantonen aktuell
aussieht, wird zudem ein Stillstand der
Bemühungen unweigerlich zu Rückschritten
bei den Arbeitsbedingungen und
Löhnen führen.
Hast Du gute Ideen, was man verbessern
könnte? Weisst Du, wo es immer wieder
klemmt? Bist Du unglücklich über die
Arbeitsbedingungen oder umgekehrt so
glücklich, dass Du Dein Wissen gerne weitergeben
würdest? Arbeitest Du in einem
der Spitäler der Zentralschweiz? Ich freue
mich auf viele Kolleginnen und Kollegen,
die sich bei mir oder der Geschäftsstelle
melden. Die Einladung für die Mitgliederversammlung
folgt im neuen Jahr, wie
immer per Mail an die Mitglieder unserer
Sektion.
■
Regula Wiesmann,
Präsidentin Sektion Zentralschweiz
COACHING
Arztberuf & Familie / Privatleben
Telefonische Beratung:
044 462 71 23 • info@und-online.ch
Wie bringe ich Familie, Freizeit und Beruf unter einen Hut? Wie steige ich nach der Babypause wieder ein? Wie
meistere ich die täglichen Herausforderungen? Antworten und Lösungsvorschläge auf diese und weitere Fragen
bietet der VSAO seinen Mitgliedern im Rahmen eines kostenlosen Coachings an. Die Beratung erfolgt telefonisch
durch die Fachstelle UND.
Erfahren Sie mehr über dieses Beratungsangebot des VSAO auf unserer Website www2.vsao.ch unter der Rubrik
Arztberuf & Familie / Privatleben.
Nr. 6 Dezember 2018
VSAO JOURNAL ASMAC
25
VSAO
SEKTION ZÜRICH /
SCHAFFHAUSEN
Ende der
Diskriminierung
von schwangeren
Ärztinnen?
Schon länger besteht das Problem, dass
schwangere Ärztinnen im Rahmen ihrer
unfreiwillig befristeten Anstellung im Fall
einer Schwangerschaft/Mutterschaft diskriminiert
werden und der Willkür ihrer
Vorgesetzten ausgeliefert sind. Betroffen
sind vor allem Assistenzärztinnen. Im Kanton
Zürich werden aber teilweise sogar noch
Oberärztinnen befristet angestellt. Die hin
und wieder gehörte Behauptung, die Assistenzärztinnen
und -ärzte seien seit jeher
mit gutem Grund, nämlich der Weiterbildung
wegen, befristet angestellt worden,
trifft jedenfalls für den Kanton Zürich nicht
zu. Vielmehr wurden bis ins Jahr 2000 auch
Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte
durchwegs unbefristet angestellt.
Die Befristung von Anstellungen kann
sich in Fällen von Krankheit oder Schwangerschaft/Mutterschaft
für die Mitarbeitenden
einschneidend negativ auswirken,
weil etwa Lohnfortzahlung und bezahlter
Mutterschaftsurlaub mit dem Ende der
Anstellung dahinfallen. Von der Beendigung
der Lohnfortzahlungspflicht bei
Krankheit und Unfall sind beide Geschlechter
gleichermassen betroffen. Dieses
Risiko kann immerhin mit einer privaten
Versicherung individuell abgesichert
werden. Hingegen verlieren befristet angestellte
Ärztinnen im Zusammenhang mit
Familienplanung, Schwangerschaft und
Mutterschaft nicht selten den ganzen oder
einen Teil des Mutterschaftsurlaubs. Zwar
gelten die befristeten Anstellungen für
beide Geschlechter, doch wirken sie sich
für Ärztinnen (noch) nachteiliger aus als
für Ärzte. Es ist deshalb davon auszugehen,
dass eine nach Gleichstellungsgesetz
verbotene Diskriminierung vorliegt (Art.
3 GlG). Dabei handelt es sich um eine indirekte
Diskriminierung, da die im Vergleich
zum übrigen Personal eines Spitals
oder einer Institution ungleiche Behandlung
zwar an ein neutrales Merkmal, d.h.
an die Weiterbildung, geknüpft wird, diese
Anknüpfung die Frauen jedoch überproportional
benachteiligt.
Dank des konkreten Falls einer schwangeren
Ärztin am Stadtspital Triemli, welche
am Ende ihrer befristeten Anstellung
geboren hatte und nicht bereit war, auf
ihre Mutterschaftsentschädigung zu verzichten,
konnte der VSAO ZÜRICH eine
Einschätzung der Rechtslage durch die
Fachstelle für Gleichstellung der Stadt
Zürich und auch durch jene des Kantons
Zürich erlangen, welche beide die indirekte
Diskriminierung als erfüllt erachteten.
Diese Diskriminierung könnte mit dem
generellen Verzicht auf befristete Anstellungen
beseitigt werden. Mindestens aber
sind befristete Arbeitsverhältnisse von
Ärztinnen, welche zum Zeitpunkt der Beendigung
des Arbeitsverhältnisses
schwanger oder im Mutterschaftsurlaub
sind, automatisch bis zum Ende des Mutterschaftsurlaubs
zu verlängern. Der neue
Stadtrat des Gesundheits- und Umweltdepartements
der Stadt Zürich hat die sofortige
Beseitigung dieser Diskriminierung
angeordnet. Somit kommen nebst der
besagten Ärztin nun alle bei der Stadt Zürich
beschäftigten schwangeren Ärztinnen
in den Genuss von 16 Wochen voll bezahlten
Mutterschaftsurlaubs.
Der VSAO ZÜRICH wird nun auch die übrigen
Spitäler im Kanton Zürich freundlich
dazu anhalten, ihre Reglemente und
Verträge entsprechend anzupassen, um
diese Diskriminierung zu beseitigen.
Ansonsten, liebe Mitglieder, werden wir
euer Recht auf dem Rechtsweg durchsetzen!
■
Jana Siroka (Präsidentin) und
Susanne Hasse (Geschäftsführerin)
Kitaplatz gesucht – der VSAO hilft
Wenn Sie einen Betreuungsplatz für Ihr Kind suchen, denken Sie daran: Seit 2011 unterstützt
Ihr Verband Sie bei dieser zeitaufwendigen Aufgabe. Eine Anfrage mittels Online-Formular beim VSAO genügt und Sie
erhalten Informationen zu verfügbaren Plätzen in Ihrer Wunschregion und die entsprechenden Kontaktdaten
der Tagesstätten. Weitere wichtige Informationen und das Formular finden Sie unter der neuen Rubrik Arztberuf und Familie
auf der VSAO-Homepage www.vsao.ch.
26 VSAO JOURNAL ASMAC Nr. 6 Dezember 2018
VSAO
§
Rechtsberatung
Susanne Hasse, Rechtsanwältin SHlegal,
Geschäftsführerin VSAO ZÜRICH
Eine Assistentenvertreterin
eines Zürcher Spitals will
vom VSAO ZÜRICH wissen,
ob Ärztinnen und Ärzte
streiken dürfen. Seit gefühlter
Ewigkeit seien sie
notorisch unterbesetzt,
weshalb die gesetzlichen
Arbeitszeiten nicht eingehalten
werden könnten. Es
zeichne sich einfach kein
Wandel ab, und nun hätten
sie langsam die Nase voll.
Das Streikrecht ist ein unter bestimmten
Voraussetzungen in der Bundesverfassung
garantiertes Grundrecht (Art. 28
BV). Der Streik ist gemäss bundesgerichtlicher
Rechtsprechung die «kollektive
Verweigerung der geschuldeten Arbeitsleistung
zum Zwecke der Durchsetzung
der Forderung nach bestimmten Arbeitsbedingungen
gegenüber einem oder
mehreren Arbeitgebern». Ein Streik zur
Durchsetzung politischer Ziele, z.B. die
Änderung des Arbeitsgesetzes, wäre unzulässig.
Weiter verweist der Verfassungsartikel
auch darauf, dass die Pflicht zur
Wahrung des Arbeitsfriedens oder zur
Durchführung von Schlichtungsverhandlungen
vorgehen muss. Insbesondere
trifft dies dann zu, wenn ein Gesamtarbeitsvertrag
abgeschlossen wurde,
weshalb die Friedenspflicht nach Art.
357a OR zu wahren ist (GAV für Assistenzärztinnen
und -ärzte, welcher im
Kanton ZH noch für die vier kantonalen
Spitäler gilt), oder die Parteien vereinbart
haben, ein Schlichtungsverfahren
durchzuführen.
Der Streik als Kampfmassnahme (wie der
Zürcher Bleistiftstreik 1998) ist somit nur
als letztes Mittel, als Ultima Ratio, erlaubt,
wenn sich der Arbeitgeber Verhandlungen
verschliesst oder diese zu keinem Ergebnis
führen. Denn bei Streik droht dem Arbeitgeber
wirtschaftliche Schädigung.
Gemäss Bundesverfassung kann bestimmten
Personenkategorien per Gesetz
der Streik ganz verboten werden. So erwähnt
das Bundespersonalgesetz die Möglichkeit,
zur Wahrung der Staatssicherheit,
von wichtigen Interessen in auswärtigen
Angelegenheiten oder zur Sicherstellung
der Landesversorgung das Streikrecht
zu beschränken oder aufzuheben. Das
Personalgesetz des Kantons Zürich sowie
die Personalrechtverordnung der Stadt
Zürich äussern sich hingegen nicht zum
Streikrecht. In Zürich ist man aber der
Ansicht, dass, gestützt auf die in den Personalgesetzen
verankerte Treuepflicht, für
gewisse Personalkategorien der Streik
verboten bzw. beschränkt werden darf,
etwa der unbedingt notwendigen Spitalversorgung.
Mit anderen Worten: Sofern der Notfalldienst
in einem Spital sichergestellt ist
und die Assistenzärzte nicht der Friedenspflicht
des GAV unterstellt sind, dürften
sie kollektiv organisiert für ihre Forderung
nach rechtmässigen Arbeitsbedingungen
streiken. Dies aber erst, wenn mit
dem Arbeitgeber Verhandlungen aufgenommen
wurden und diese zu keinen
Ergebnissen führten. Da sich für solche
Verhandlungen Assistenzärzte aus Karrieregründen
meist nicht exponieren wollen,
ist hierfür der VSAO ZÜRICH einzuschalten.
Dieser übernimmt die Vertretung
der Arbeitnehmer in den Verhandlungen
mit dem Arbeitgeber und schaltet,
falls nötig, das Arbeitsinspektorat des
Kantons Zürich ein. In diesem Zusammenhang
ist es sicher auch sinnvoll, als
möglichst rasche Massnahme, die Dienstplanungsabläufe
mit Hilfe der Dienstplanberatung
des VSAO Schweiz zu analysieren
und zu schauen, wie die Planung
mit dem bestehenden Personal wenigstens
optimiert werden kann. ■
Nr. 6 Dezember 2018
VSAO JOURNAL ASMAC
27
Publireportage
IFAS als gefragte Drehscheibe der Gesundheitsbranche
bestätigt
Aussteller lobten die hohe Besucherqualität
Die IFAS, Fachmesse für den Gesundheitsmarkt,
ist weiterhin ein äusserst
beliebter Treffpunkt der Branche. An
der 35. Durchführung in Zürich informierten
sich vom 23. bis 26. Oktober
2018 rund 16’000 Besucher über
Trends und Neuheiten. Damit knüpfte
die IFAS an das erfolgreiche Ergebnis
von 2016 an. Der erstmals
durchgeführte Start-up-Wettbewerb
«IFAS Innovation Challenge» stiess
auf grosses Interesse und kürte das
Jungunternehmen Scewo mit einer
Weltneuheit, einem treppengängigen
Rollstuhl, zum Sieger.
Messeleiter Heinz Salzgeber zieht eine
positive Bilanz: «Eine hohe Besucherqualität,
401 Aussteller, das IFAS
Forum, die Sonderschau ‹Hotellerie
im Gesundheitswesen›, die IFAS
Innovation Challenge und die integrierte
Jobmesse CareFair machten
die IFAS erneut zur wichtigsten
Drehscheibe der Branche.» Die Besucher
schätzten laut der Erhebung
eines unabhängigen Befragungsinstituts
die Fachkompetenz an der
Messe, den Wissenstransfer und die
Networking-Möglichkeiten.
Auch die Aussteller sind mehrheitlich
zufrieden und loben die hohe Besucherqualität.
Stefano Prosia, Leiter
Verkauf der Bigla Care AG, sagt: «Die
IFAS ist die wichtigste Messe für uns.
Dieses Jahr empfingen wir zwar insgesamt
weniger Besucher als an der IFAS
2016, dafür qualitativ bessere.» Ein
ähnliches Fazit zieht Rolf Häller, CEO
und Geschäftsleiter von medi-lan:
«Die Qualität der Kontakte war so gut
wie noch nie. Es gibt in der Schweiz
keine vergleichbare Veranstaltung.»
Mit Raupen die Treppe hoch
Zu den Höhepunkten der Messe zählte
die IFAS Innovation Challenge. Im
Finale standen 14 Jungunternehmen.
Sie hatten sich im Vorfeld gegen rund
50 weitere Bewerber durchgesetzt
und durften an der IFAS ihre Innovationen
präsentieren. Am zweitletzten
Messetag verkündete Nik Hartmann
die Sieger: Das Start-up Scewo holte
sich den mit 10‘000 Schweizer Franken
dotierten Fachjury-Preis. Das
Jungunternehmen aus dem Technopark
Winterthur beeindruckte die Jury
mit ihrem treppengängigen Rollstuhl
«Bro» – eine Weltneuheit. Er
vereint sportliches Design mit Funktionalität.
Sein grösster Trumpf: Dank
zweier ausfahrbarer Raupen überwindet
er Treppenstufen zuverlässig.
Steuern lässt sich der Rollstuhl über
einen Joystick und eine App. Ende
2019 sollen die ersten Auslieferungen
erfolgen.
Sicherheit im Gesundheitswesen
Zu den bewährten Veranstaltungen
der Messe zählte das IFAS Forum.
Es stand unter dem Motto «Sicher
in die Zukunft». In Referaten
und Diskussionsrunden erläuterten
Experten Themen wie Informatik in
der Praxis, Versorgungssicherheit
durch interprofessionelle Netzwerke
oder künstliche Intelligenz als Helfer
für die Mediziner. «Die interessanten
und vielfältig gewählten Themen haben
zahlreiche Besucher angezogen»,
resümiert der Messeleiter.
An der Sonderschau «Hotellerie im
Gesundheitswesen» zeigten zehn
Aussteller, wie für Menschen im Alter
oder mit Krankheit Lebens- und
Wohnqualität auch in Zukunft sichergestellt
werden kann. Interessante
und praxiserprobte Lösungen dazu
wurden in der Sonderschau wie auch
im Forum präsentiert.
Nächste IFAS 2020
«Die erfolgreiche IFAS 2018 bestätigt,
dass die Messe für die Gesundheitsbranche
– gerade auch in Zeiten
zunehmender Digitalisierung – weiterhin
sehr gefragt ist», freut sich
Salzgeber. Und er kündet bereits die
nächste Durchführung an: Vom 20.
bis 23. Oktober 2020 wird die 36. IFAS
stattfinden. Geplant ist unter anderem
eine Weiterentwicklung der IFAS
Innovation Challenge.
Exhibit & More AG
www.ifas-messe.ch
T +41 (0)44 806 33 77
VSAO
-INSIDE
Verband Schweizerischer Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte
Association suisse des médecins-assistant(e)s et chef(fe)s de clinique
Associazione svizzera dei medici assistenti e capiclinica
Sergio Sesia
Wohnort: Huningue
Im VSAO seit: 2013
Der VSAO für Dich in Kürze:
Gemeinschaft, Vertretung
ärztlicher Interessen, Gesundheitspolitik
Beruf oder Berufung? Wer mit Sergio
Sesia spricht, merkt: Bei ihm ist der Arztberuf
Berufung. Zunächst brauchte es
aber einen Umweg. «Mediziner war zwar
immer mein Traumberuf. Die Ausbildung
musste ich mir jedoch selbst finanzieren.
Nach einigen Jahren bei der Bank für
Handel und Industrie in Berlin hatte ich
genug gespart, um auf dem zweiten Bildungsweg
das Studium zu beginnen.»
Dieses absolvierte er in Berlin, Mailand
und Nancy, wo er 2002 als Assistenzarzt
in der Allgemeinchirurgie seine praktische
Tätigkeit aufnahm. Im Folgejahr
setzte er seine Ausbildung in Liestal fort,
2005 wechselte er in die Kinderchirurgie
in Basel (Bruderholz). Dort wirkte er ab
2011 als Oberarzt. Seit 2017 ist er stellvertretender
Oberarzt in der Thorax-Chirurgie
des Berner Inselspitals. Spezialgebiet:
Thoraxwand-Deformitäten, das Thema
seiner laufenden Habilitation.
Beruf oder Berufung? Wer mit Sergio Sesia
spricht, merkt auch: Der Arztberuf kann
nicht nur Berufung sein. «Privatleben,
Forschung und Klinikalltag unter einen
Hut zu bekommen, erwies sich für mich
als schwierig. Etwas kommt immer zu
kurz – meine vier Kinder und meine Frau
wissen, wovon ich rede.» Als er mit dem
VSAO Basel in Berührung kam, erkannte
der Familienvater, «wie wichtig es ist, dass
wir Ärztinnen und Ärzte uns gesundheitspolitisch
einbringen, damit unsere Arbeitsbedingungen
nicht einfach von Dritten
bestimmt werden». Deshalb wurde er
2013 Vorstandsmitglied und Co-Präsident
der Sektion. Vor einem Jahr wählte ihn
dann der Zentralvorstand in den Geschäftsausschuss
des Dachverbands. In
diesem Gremium widmet er sich besonders
den Themen E-Health und Qualität.
Doch Dreh- und Angelpunkt seines Engagements
bleiben die Arbeitsbedingungen.
Der 48-Jährige wünscht sich, dass alle
Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte
in der Schweiz dem VSAO angehören. So
könnte der Verband mit noch mehr Gewicht
für ihre Anliegen kämpfen. Denn es
gehe nicht an, dass ihm eine Spitalverwaltung
sage, «junge Ärzte brauchen keine
unbefristeten Arbeitsverträge, die lernen
ja noch – und schliesslich ist Arztsein eine
Berufung und kein Beruf»!
Nochmals: Beruf oder Berufung? Für
Sergio Sesia gibt es kein Oder: «Es gilt,
mit der Bereitschaft zu Kompromissen
die Arbeitsabläufe im Spital zu optimieren
und die Bürokratie auf ein Minimum
zu reduzieren. Dadurch können sich die
Ärzte auf ihre Patienten konzentrieren
und Familie und Berufung besser vereinbaren.»
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Nr. 6 Dezember 2018
VSAO JOURNAL ASMAC
29
FOKUS WUNDER
Wie Wunder gemacht werden
Jedes Jahr pilgern mehrere Millionen Menschen nach Lourdes, Fátima, Medjugorje und
Częstochowa – alles bedeutende Wallfahrtsorte, an denen die Muttergottes erschienen sein
soll. Diese Form der Volksfrömmigkeit stellt eine Herausforderung für die katholische
Glaubens- und Kirchenlehre dar. Nach welchen Mustern verlaufen Marienerscheinungen?
Und wer bestimmt, wann es sich um ein «echtes Wunder» handelt?
Prof. Dr. Michaela Schäuble, Professorin für Sozialanthropologie an der Universität Bern
Nachdem im Jahr 1858 dem vierzehnjährigen
Hirtenmädchen Bernadette Soubirous
dort die Muttergottes erschienen sein
soll, entwickelte sich die verschlafene südwestfranzösische
Kleinstadt Lourdes
schnell zu einem internationalen Wallfahrtsort
und wurde zum Schauplatz eines
«modernen Spektakels». Auf der extra für
diesen Zweck verlegten und ausgebauten
Eisenbahnstrecke reisten schon bald Hunderttausende
in die Pyrenäen; in den Zügen
gab es neu entwickelte Abteile für Kranke,
die auf Bahren nach Lourdes transportiert
wurden, nachdem Berichte von spontanen
Wunderheilungen in den neu aufkommenden
Massenmedien kursierten.
Der Erscheinungsort wurde architektonisch
modern und barrierefreier ausgebaut,
zahlreiche neue Hotels und Restaurants
entstanden. Zudem wurden Geschäfte
für religiöse Paraphernalien (wie Rosenkränze,
Medaillons, Abzeichen oder
Kerzen) und ein Unterhaltungsangebot
geschaffen, was die Pilgerfahrt zu einer
frühen Form des modernen Massentourismus
werden liess. Durch die publikumswirksam
inszenierten Rekonstruktionen
der Visionen von Bernadette konnten die
Pilger zu Zuschauern einer religiö sen Offenbarung
werden und an dem Wundernarrativ
teilhaben. In den Folgejahren gab
es so viele Berichte von spontanen Wunderheilungen,
dass in Lourdes ein eigenes
medizinisches Büro eingerichtet wurde.
Von den dort registrierten 6000 Heilungen
hat die römisch-katholische Kirche bislang
rund 2000 als medizinisch unerklärlich
eingestuft und 69 davon als Wunder
anerkannt. In diesem Jahr, am 11. Feb ruar
2018, erkannte die Kirche offi ziell die
70. Wunderheilung an.
Ähnliche Muster
Lourdes ist in vielerlei Hinsicht paradigmatisch,
und die meisten Marienerscheinungen
seit dem 19. Jahrhundert laufen
nach einem ähnlichen Muster ab: So erscheint
die Muttergottes in der Regel in
ländlichen, abgelegenen Regionen und
zeigt sich hauptsächlich nicht privilegierten
Personen; sehr häufig ist es ein junges
Mädchen oder eine Gruppe von Hirtenkindern,
die von einem visionären Erlebnis
berichten. Auch das, was geschildert wird,
ist bemerkenswert ähnlich: Physisch wird
Maria als junge, schöne Frau beschrieben,
die einen langen blauen oder weissen Mantel
trägt und deren Haupt von einem Sternenkranz
oder einem leuchtenden Schein
umgeben ist. Ihre Stimme ist deutlich zu
hören und sie spricht in der jeweiligen Landessprache.
Manchmal berichten Seherinnen
und Seher auch von einem Rosenduft,
der die Muttergottes umgebe. An den meisten
Marienerscheinungsorten entspringen
im Nachhinein Quellen, denen eine heilkräftige
Wirkung nachgesagt wird – so
eben auch in Lourdes.
Auch was den Zeitpunkt der Erscheinungen
betrifft, lässt sich ein klares Muster
erkennen: Gesamtgesellschaftlich relevante
Visionen ereignen sich vor allem in Zeiten
politischer Bedrohungs- und Krisensituationen.
Eine signifikante Häufung gibt
es zum Beispiel im Ersten Weltkrieg, dem
Krisenjahr 1933, oder während des Kalten
Krieges (Scheer 2006). Aus diesem Grund
sind auch die Botschaften der Muttergottes
ähnlich: Sie warnt vor dem drohenden
Untergang der Welt, ruft zu Umkehr und
Busse auf und verspricht, bei ihrem Sohn
Fürbitte für die Menschheit zu leisten, um
die bevorstehende Apokalypse abzuwenden
und Frieden zu stiften. Die Muttergottes
wird deshalb auch oft als Friedensfürstin
bezeichnet, selbst wenn ihr Erscheinen
und ihre Botschaften schwelende Konflikte
in der Vergangenheit erst recht entfachten
oder eskalieren liessen.
Hoffen auf eine Wunderheilung: Pilger in Lourdes. (© mimohe/shutterstock.com)
Vor Ort und in Rom
Ob eine Erscheinung lokal begrenzt bleibt
oder sich ein Ort zu einer internationalen
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FOKUS WUNDER
Prüfsiegel für Wunder
Das Verfahren sieht vor, dass nach Berichten
einer vermeintlichen Erscheinung
zuerst eine lokale Untersuchungskommission
vor Ort eingesetzt wird, der beispielsweise
Theologen, Historiker und Psychologen
angehören. Diese Kommission prüft
die geistige Verfassung und Zuverlässigkeit
der Seherpersonen und klärt ab, ob die
Botschaft mit den Lehren der Kirche übereinstimmt.
Die entscheidungsbefugte Diözese
beurteilt daraufhin die Ereignisse
entweder als:
a) «Constat de supernaturalitate» («Die
Übernatürlichkeit steht fest»). Dieses
Urteil erging beispielsweise für Lourdes
und die Privatoffenbarung von Bernadette
Soubirous wurde als echt anerkannt.
b) «Constat de non supernaturalitate»
(«Die Nichtübernatürlichkeit steht
fest»). Mit diesem Urteil wird die Echtheit
einer Vision oder Offenbarung
abgelehnt.
c) «Non constat de supernaturalitate»
(«Die Übernatürlichkeit steht nicht
fest»). So ist im Fall von Medjugorje beispielsweise
dieses dritte, neutrale Urteil
ergangen, das besagt, dass die Kirche
noch kein endgültiges Urteil gesprochen
hat. Die Wallfahrt ins herzegowinische
Medjugorje und die dortige Marienverehrung
werden also vom Vatikan geduldet,
die Auslegung der Botschaft wird
dem dort zuständigen Franziskanerorden
und der Diözese überlassen, solange
sie mit der Doktrin der römischkatholischen
Kirche konform ist.
Bernadette Soubirous, einem einfachen Bauernmädchen aus Lourdes,
erscheint die Maria. (© GoneWithTheWind/fotolia.com)
Wallfahrtsdestination wandelt, hängt von
verschiedenen Faktoren wie beispielsweise
der Erreichbarkeit des Ortes, der Glaubwürdigkeit
der Seher, der Massentauglichkeit
oder der politischen Manipulierbarkeit
der Verkündungsbotschaft ab. Von zentraler
Wichtigkeit ist aber immer die «Verwaltung»
der Erscheinung durch den lokalen
Klerus und die Einschätzung der Vorkommnisse
durch kirchliche Autoritäten.
Die römisch-katholische Kirche behandelt
Marienerscheinungen als so genannte
«Privatoffenbarungen», und generell gilt,
dass kein Wunder, keine Vision oder Offenbarung
ohne Approbation des zuständigen
Bischofs zugelassen werden darf.
Im Vatikan ist die Heilige Kongregation
für die Glaubenslehre – ein Zusammenschluss
aus 26 Mitgliedern, bestehend aus
Kardinälen, Erzbischöfen und Bischöfen,
die vom Papst für jeweils fünf Jahre berufen
werden – für solche Fälle zuständig.
Diese Glaubenskongregation hat einen
Normenkatalog für das «Verfahren zur
Beurteilung mutmasslicher Erscheinungen
und Offenbarungen» erlassen, der
jeweils die «moralische Gewissheit oder
wenigstens grosse Wahrscheinlichkeit
über die Wirklichkeit des Ereignisses» und
die «Wahrheit und Irrtumslosigkeit der
theologischen und geistlichen Lehre» feststellen
soll. (http://www.vatican.va/roman_curia/congregations/cfaith/
documents/rc_con_cfaith_doc_1
9780225_norme-apparizioni_ge.html)
Dieses Votum wird dann jeweils an die
vatikanische Glaubenskongregation weitergeleitet,
die es abermals prüft und eine
offizielle Erklärung oder ein Dekret erlässt.
Objektive Kriterien für die Feststellung
eines Wunders wird es ebenso wenig geben
können wie faktische Beweise für eine
Marienerscheinung. Wissenschaftlich wie
theologisch entzieht sich das Phänomen
also letztlich der Erklärbarkeit, auch
wenn einzelne Umstände – wie etwa politische,
historische, ökonomische oder
soziokulturelle Hintergründe – analysiert
werden können. Aus sozialanthropologischer
Perspektive wird nicht die Authentizität
einer Erscheinung geprüft oder beurteilt,
sondern als körperlich und mit den
Sinnen erfahrbare Begegnung von Gläubigen
mit dem Göttlichen verstanden und
untersucht.
■
Literatur:
Scheer, Monique, Rosenkranz und Kriegsvisionen.
Marienerscheinungskulte im
20. Jahrhundert. TVV: Tübingen 2006.
Nr. 6 Dezember 2018
VSAO JOURNAL ASMAC
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FOKUS WUNDER
Gras wächst nicht schneller,
wenn man daran zieht
Ein Achtjähriger besucht die Universität, eine Fünfjährige verblüfft mit ihrem virtuosen Klavierspiel.
Wunderkinder sind nichts Neues; nicht nur Mozart, auch Marie Curie oder der Philosoph Gottfried
Wilhelm Leibniz zeigten ihre aussergewöhnlichen Fähigkeiten bereits sehr früh. Woran aber erkennt
man Wunderkinder? Und was ist wirklich Talent und was das Resultat elterlichen Drills?
Gerhard Müller, Direktor Konservatorium Bern
Goethe war bereits 72 Jahre alt, als er im
Jahr 1821 von einem 12-jährigen Jungen
aus Berlin Besuch bekam. Über zwei
Stunden spielte dieser dem Dichterfürsten
und seinen Gästen vor, vor allem Fugen
von Bach. Anschliessend improvisierte er
über eigene Stücke und spielte zur Verblüffung
der Anwesenden aus Originalmanuskripten
Werke von Mozart und Beethoven
makellos vom Blatt. Der junge Felix Mendelssohn
war nicht zum ersten Mal in
Weimar. Bereits vier Jahre davor hatte er
sich mit Goethe getroffen. Viel früher kam
es zu einer Begegnung zwischen Goethe,
er war selbst gerade vierzehn, und dem
jungen Mozart. Wer ihn mehr beeindruckte,
belegt folgende Aussage, die er gegenüber
Carl Friedrich Zelter, dem strengen
Berliner Musiklehrer Mendelssohns,
machte: «Was dein Schüler jetzt schon
leistet», so Goethe, «mag sich zum damaligen
Mozart verhalten wie die ausgebildete
Sprache eines Erwachsenen zum Lallen
eines Kindes.» Beide haben, wie wir wissen,
unvergängliche Werke geschaffen
und beide werden als Wunderkinder gehandelt.
Wunderkinderboom
Wunderkinder gibt es auch heute viele:
Ein Sechsjähriger aus den USA spricht
fliessend acht Sprachen, darunter Hindi
und Chinesisch, löst Mathematikaufgaben
von Siebtklässlern und lernt leidenschaftlich
Primzahlen auswendig. Ein
achtjähriger Holländer hat soeben die
Matura bestanden. Noch weiss er nicht, ob
er Mathematik oder Ingenieurwissenschaft
studieren wird. Der Studienplan
steht aber schon fest: ein Jahr für den Bachelor,
ein Jahr für den Master und die
Dissertation. Eine 13-jährige Geigerin
komponiert Opern im Stil des ausgehenden
18. Jahrhunderts. Spezielle Begabungen
gibt es demnach in den verschiedensten
Ausprägungen. Und es hat sie schon
immer gegeben. Christian Heinrich Heineken
wurde nur vier Jahre alt. Er wurde
1721 in Lübeck geboren und soll bereits
als Zweijähriger Latein und Französisch
beherrscht haben. Mit drei Jahren verfasste
er eine Geschichte Dänemarks. Immanuel
Kant nannte ihn ein «frühkluges
Wunderkind von ephemerischer Existenz»
und prägte damit einen Begriff, der
bis heute vor allem im Bereich der Musik
teilweise inflationär in Gebrauch ist.
Was aber ist eigentlich ein Wunderkind?
Wo ist der Unterschied zu einer Hochbe-
Begegnung zweier Giganten: Mendelssohn spielt für Goethe.
(Moritz Oppenheim, 1864; © wikipedia)
32 VSAO JOURNAL ASMAC Nr. 6 Dezember 2018
FOKUS WUNDER
gabung? Wie manifestiert sich eine Hochbegabung
und welchen Einfluss hat das
elterliche Umfeld? Wo geht sie einher mit
gesundheitlichen und sozialen Beeinträchtigungen?
Wo handelt es sich um
eine seltene «Inselbegabung», um das
sogenannte Savant-Syndrom? Wo ist die
Grenze zwischen Genie und Wahnsinn?
Und wo beginnt das eigentliche Wunder?
Abgrenzungen sind schwierig und letztlich
subjektiv.
Konsi Bern:
Zahlen und Fakten
Das Konservatorium Bern zählt zu den bedeutendsten
Einrichtungen seiner Art in der Schweiz.
Derzeit werden 2800 Kinder, Jugendliche und Erwachsene
in über 3000 Fachbelegungen von rund 120 Lehrkräften
unterrichtet.
Vermittelt wird ein äusserst breites Instrumentenspektrum,
das vom Schwyzerörgeli bis zum Barockcello reicht.
Ensembles, Orchester und Bands gehören ebenso zum
Angebot wie Kurse für Kleinkinder. Auch für erwachsene
Schülerinnen und Schüler ist das Angebot breit und vielgestaltig.
Informationen dazu gibt eine Broschüre, die
auf www.konsibern.ch aufgeschaltet ist.
Spielen für die Mächtigen: Alma Deutscher mit Sebastian Kurz und Wladimir
Putin. (© www.kremlin.ru.)
Das programmierte
Wunder
Derzeit wird auch die 13-jährige Alma
Deutscher aus London in den Feuilletons
als Wunderkind gehandelt. Ohne Zweifel
ist das Mädchen sehr begabt. An Wunder
mag man indes nicht so recht glauben.
Ihre Ausbildung gleicht einem Masterplan:
Klavierunterricht mit zwei Jahren,
Geigenunterricht mit drei, Homeschooling
ist angesagt, sie wird gefüttert mit Kompositionstechniken
des 18. Jahrhunderts,
schreibt Sonaten, Sinfonien und Opern im
Stil der alten Meister. Moderne Musik ist
für sie «Krach, der in den Ohren wehtut».
Pop oder Jazz hat sie überhaupt noch nie
gehört. Dabei wird sie immer wieder mit
dem jungen Mozart verglichen. Ein Vergleich,
der auch deshalb hinkt, weil Mozart
sich bereits als Kind mit der Musik
seiner Zeit auseinandersetzte. Seltsamerweise
wird das Beispiel Mozart auf der
ganzen Welt als Argument gebraucht, um
Kinder von klein auf zu drillen, sehr oft
weit über die Grenzen des Erträglichen
hinaus. Hat nicht Mozarts Vater das genauso
gemacht? Kinder werden oft missbraucht
für die Projektionen und unerfüllten
Wünsche der Eltern und Lehrpersonen,
Konzertagenturen wittern dabei
ein Geschäft und das Publikum ergötzt
sich an zugegeben manchmal sehr erstaunlichen
Leistungen. Was dabei in aller
Regel zu kurz kommt, ist die Persönlichkeitsentwicklung.
Dabei braucht es, wenn
die klassische Musik überhaupt eine Zukunft
haben soll, genau das: Persönlichkeit.
Und die ist nicht durch noch so viel
Drill zu haben. Dafür gibt es reihenweise
Beispiele von angeblichen Wunderkindern,
die in jungen Jahren grosse Erfolge
feierten, danach aber auf oft tragische
Weise im Meer der Mittelmässigkeit versanken.
Dennoch stehen die nächsten
Wunderkinder bereits Schlange.
Kreativ statt gedrillt
Einige schaffen es dennoch, die Karriere
fortzusetzen. Man fragt besser nicht, zu
welchem Preis. Zu selten sind die Beispiele,
die von sich selbst sagen, sie seien
glückliche Wunderkinder gewesen. Anne-
Sophie Mutter gehört nach eigener Aussage
dazu. Wer hingegen die Biografie von
Lang Lang gelesen hat, ahnt, welche Abgründe
sich hinter der polierten Oberfläche
auftun. Interessant ist zudem, dass es
sich im Bereich der (klassischen) Musik
meist nur um Interpreten handelt. Das
Schöpferische, das gerade Mozart und
Mendelssohn auszeichnet, zeigt sich
höchstens in kompositorisch epigonalen
Stilkopien. Selbstbestimmt geht anders.
Wie, das hat der junge Mendelssohn vorgemacht.
Er, der in keinem Musikerhaushalt
aufgewachsen ist, der sich für alle
möglichen Formen der Kunst interessierte,
der (wie übrigens seine mindestens so
begabte Schwester Fanny auch) zudem
ein Sprachgenie war, wurde in einem kulturaffinen
Umfeld bestmöglich gefördert.
Felix Mendelssohn ging schon sehr früh
eigene Wege und setzte sich bald schon
gegen das strenge Regime seines Lehrers
Zelter zur Wehr. Der vielen Kontrapunktübungen
überdrüssig brach es nach einer
ersten Schaffenskrise aus ihm heraus: Als
16-Jähriger schrieb er mit dem Oktett und
kurz darauf mit dem Sommernachtstraum
Werke, die bis heute zu den schönsten
und bedeutendsten der Romantik
zählen.
«Gras wächst nicht schneller, wenn man
daran zieht» sagt ein afrikanisches
Sprichwort. Wie wahr! Pflanzen gedeihen
aber je nach Umgebung, Licht, Wärme,
Boden und Dünger unterschiedlich.
Schnelles Wachstum allein ist kein Garant
für die Qualität. Am Konservatorium Bern
beschäftigen wir uns seit Generationen
mit musikalischer Erziehung. Unter unseren
Schülerinnen und Schülern finden
sich Begabungen aller Art, einige würden
andernorts vielleicht auch als Wunderkind
bezeichnet werden. Unabhängig von
Talent und Begabung entdeckt man bei
genauerem Hinsehen in jedem Kind wunderbare
Anlagen. Diese den individuellen
Möglichkeiten und Bedürfnissen entsprechend
zu entwickeln und zu fördern, ist
unser Auftrag. Wir erfüllen ihn mit Sorgfalt
und Leidenschaft, aber auch mit der
gebotenen Demut.
■
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VSAO JOURNAL ASMAC
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FOKUS WUNDER
Spatzen eilen ebenfalls zu Hilfe, wenn Schädlinge einen Baum befallen. (© Natalia Bachkova/ Shutterstock)
Das Flüstern des Apfelbaumes
Je mehr wir über Tiere wissen, desto grösser wird unser Staunen über ihre Fähigkeiten. Pflanzen
hingegen gelten oft als eine Art «Bioautomaten», deren einziges Kunststück die Photosynthese ist.
Neuere Forschungen lassen Pflanzen jedoch in einem ganz andern Licht erscheinen. Ihre unterschiedlichen
Kommunikationsformen oder ihre Möglichkeit, Tauschhandel zu betreiben, grenzen
ans Wunderbare.
Florianne Koechlin, Biologin und Autorin
Der älteste Apfelbaum der Schweiz steht in
einem Pfarreigarten in Interlaken und ist
fast 150 Jahre alt. Seit Beginn seines Lebens
bedrohen ihn Tausende Generationen von
Insekten, Bakterien, Viren, Tieren oder
Pilzen – ohne Erfolg. Stürme, Winde,
Kälteeinbrüche, Hitzesommer, Überflutungen
– der Apfelbaum überlebte, und zwar
an Ort und Stelle. Der Baum konnte bei
Gefahr nicht einfach fliehen wie Tiere und
Menschen. Um so erfolgreich zu überleben,
braucht der Baum vor allem ein ausgeprägtes
Kommunikationsvermögen: die
Fähigkeit zum Beispiel, unterschiedlichste
Verbündete anzulocken. Das denken heute
viele Wissenschaftlerinnen und Forscher.
«Dialekte»
Wird ein Apfelbaum von den gefrässigen
Raupen des Kleinen Frostspanners (Operophthera
brumata L.) heimgesucht, lockt
er mit einem Duftstoffcocktail Kohlmeisen
an. Diese riechen das SOS-Signal des befallenen
Apfelbaums und machen so gezielt
eine reichhaltige Raupenbeute. Wird
der Apfelbaum hingegen von Obstbaumspinnmilben
(Panonychus ulmi Koch)
angegriffen, sendet er ein etwas anderes
Duftstoffgemisch aus, mit dem er Raubmilben
(Amblyseius andersoni Chant) –
natürliche Feinde der Spinnmilben – anzieht.
Doch wie merkt der Apfelbaum, wer
an ihm frisst? Die Antwort lautet: Er erkennt
es am Speichel, der durch die Bisswunde
ins Blattinnere tropft. Forschungen
an andern Pflanzen (z.B. an Tomaten,
Limabohnen oder Tabakpflanzen) haben
ergeben, dass die Gewächse an den chemischen
Verbindungen des Insektenspeichels
erkennen, um wen es sich gerade handelt.
Dann ruft die Pflanze mit Duftstoffen den
geeigneten Bodyguard herbei, je nachdem,
wer an ihr frisst – ein grossartiges Kommunikationskunststück!
Alle Bäume, alle Pflanzen kommunizieren
mit Duftstoffen. Mit Duftstoffen senden
sie SOS-Signale aus, locken gezielt
Nützlinge an, warnen sich gegenseitig vor
einer kommenden Gefahr und koordinieren
sogar ihr Verhalten. Bis heute konnten
bei 900 Pflanzenfamilien rund 2000
«Duftstoffvokabeln» identifiziert werden.
Es gibt einen Grundstock von fünf bis zehn
chemischen Duftstoffsignalen, der allen
Pflanzen gemein ist. Jede Pflanze kann
zusätzlich eine grosse Zahl von verschiedenen
Duftstoffmixturen herstellen. Es
scheint also eine pflanzliche Grundsprache
zu geben und dazu kommen viele
«Dialekte», die für jede Pflanzenart charakteristisch
ist. Die «Dialekte» ergeben
sich durch leicht unterschiedliche Rezepturen
der chemischen Duftmoleküle.
Unterirdischer Marktplatz
Ein Wald besteht oberirdisch gesehen aus
einzelnen Bäumen – Buchen, Eichen, Fichten
oder Erlen. Unterirdisch ist der Wald zu
einem einzigen, hochdynamischen und
komplexen Ganzen verbunden. Dieses
34 VSAO JOURNAL ASMAC Nr. 6 Dezember 2018
FOKUS WUNDER
Netzsystem aus Baumwurzeln und Pilzfäden
nennt man Mykorrhiza, was auf Griechisch
Pilzwurzel heisst. Die meisten Waldbäume
und viele Pilze, zu denen auch
Steinpilze, Eierschwämme oder Röhrlinge
gehören, sind Teil von diesem Netz, das in
der wissenschaftlichen Literatur WWW genannt
wird: das Wood Wide Web.
Die meisten Krautpflanzen, viele Sträucher
und Bäume (auch unser Apfelbaum)
bilden ebenfalls unterirdische Mykorrhizanetze
mit einer andern Gruppe von
Pilzen. Interessant ist nun, dass Pflanzen
über das gemeinsame Netz im Boden
auch Nährstoffe und Informationen untereinander
austauschen.
In geeigneten Mischkulturen, wie sie früher
in Landwirtschaft und Gartenbau
gang und gäbe waren, bilden die Pflanzen
unter dem Boden mit dem Mykorrhizageflecht
eine Art dynamischen Marktplatz,
in dem jede Pflanze überschüssige Nährstoffe
abgeben und gegen solche eintauschen
kann, die sie gerade dringend benötigt.
Klee zum Beispiel kann Stickstoff
in das Netz liefern. Pflanzen mit langen
Wurzeln wiederum, wie Sträucher und
Bäume, können bei Trockenheit aus der
Tiefe Wasser holen und an das gemeinsame
Mykorrhizanetz abgeben. Es handelt
sich um eine grosse, unterirdisch verbundene
Lebensgemeinschaft.
Erste Versuche zeigen, dass Pflanzen über
dieses Netz auch Informationen untereinander
austauschen, sich zum Beispiel vor
einer kommenden Gefahr warnen. Das
Mykorrhizanetz funktioniert also auch
wie ein unterirdisches Internet der Pflanzengemeinschaften,
in noch ungeahntem
Ausmass.
Doch Pflanzen können sich über das Mykorrhizanetz
auch konkurrenzieren, wie
dieses Beispiel zeigt: Eine Forschergruppe
der Freien Universität Berlin setzte eine
Tagetes neben einen Gartensalat. Die
Pflanzen waren nur durch Mykorrhizanetze
miteinander verbunden. Der Gartensalat
gedieh deutlich schlechter, als
wenn er ohne Tagetes aufgewachsen
wäre. Die Gruppe wies nach, dass die Tagetes
pflanzentoxische Stoffe, sogenannte
Thiophene, aus den Wurzeln ausschied
und über das gemeinsame Mykorrhizanetz
in ihre Umgebung aussandte. Das
hinderte den benachbarten Gartensalat
am Wachsen.
Gemeinsame Wurzeln
Solche neuen wissenschaftlichen Befunde
stellen unsern Apfelbaum in ein neues
Licht. Galten Bäume und Pflanzen in der
Wissenschaft bisher als mehr oder weniger
isolierte «Objekte», die einfach Wasser und
Nährstoffe aufnehmen, Photosynthese
betreiben und Früchte produzieren, also
als fein tarierte «Bioautomaten», die ihren
genetischen Programmen folgen, so erscheinen
sie heute als aktive, kommunikative
und stark vernetzte Lebewesen.
Es ist unbestritten: Pflanzen sind ganz
anders als wir. Doch je mehr wir uns der
Zellebene nähern, desto mehr Ähnlichkeiten
treten auf. Pflanzenzellen kommunizieren
mit Signalstoffen und elektrischen
Signalen wie Tierzellen auch. Pflanzen
haben eine Art Immunsystem und ihre
Wurzeln können auf geheimnisvolle Art
zwischen «Selbst» und «Nichtselbst» unterscheiden.
Das ist vielleicht gar nicht so
erstaunlich, wenn wir an die Evolution
denken. Pflanzen, Tiere und Menschen
haben als gemeinsame Vorfahren die Einzeller,
die sich über drei Milliarden Jahre
entwickelt haben. Aus diesen interagierenden
einzelligen Lebewesen entwickelten
sich in den letzten 300 bis 400 Millionen
Jahren Pflanzen und Tiere parallel in eine
andere Richtung weiter. Wir sind also mit
Pflanzen verwandt.
Unsere Ähnlichkeiten auf der Zellebene
sind in unserer gemeinsamen Geschichte
begründet. Auf den darüber liegenden
Ebenen – auf der Ebene des Gewebes, erst
recht auf der Ebene der einzelnen Lebewesen
– unterscheiden sich Pflanzen und
Tiere radikal. Der Punkt ist aber: Beide
haben im Laufe der Evolution eine grosse
Flexibilität erreicht, um sich an eine sich
ständig verändernde Umwelt anpassen zu
können.
Dank seiner stupenden Flexibiliät, dank
seiner hochentwickelten Kommunikations-
und Vernetzungsfähigkeiten konnte
der Apfelbaum fast 150 Jahre allen
Frassfeinden und allen Wetterkapriolen
trotzen. Er wusste auch immer, wann er
blühen sollte, wie seine Blätter dem Schatten
ausweichen konnten, wie er Bienen
und andere Bestäuber anziehen konnte
oder wie stark der Wind an ihm rüttelte.
Sonst wäre er längst untergegangen. ■
www.blauen-institut.ch
Soeben erschienen: Was Erbsen hören
und wofür Kühe um die Wette laufen
(Lenos Verlag, 2018) und
Schwatzhafte Tomate, wehrhafter Tabak
(Lenos-Verlag, 2016)
Unsichtbar, aber hochdynamisch: das Wood Wide Web. (© Günter Albers/Shutterstock)
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VSAO JOURNAL ASMAC
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FOKUS WUNDER
Wunder gibt es nicht, oder?
Beim Wort Wunderheilung runzeln wohl die meisten von uns die Stirn. Diese Geschichten gehören
wahrscheinlich eher ins Reich der Mythen und Legenden als in den klinischen Alltag. Dennoch
haben wir Stephanie von Orelli, Chefärztin der Frauenklinik Triemli, und den emeritierten Professor
für Onkologie Thomas Cerny gefragt, ob sie in ihrem Berufsleben je so etwas wie ein Wunder erlebt
haben. Hier ihre Antworten.
Frau von Orelli, haben Sie
jemals ein Wunder erlebt?
Ja, für mich und die Patientin war das
wirklich ein Wunder, es geschah so:
Frau S. kam in meine Sprechstunde, sie
war wider Erwarten von einem neuen Partner
mit 46 Jahren schwanger geworden. Sie
ist eine jünger wirkende Frau, sehr sportlich,
also in guter körperlicher Verfassung.
Alle pränatalen Tests waren unauffällig,
und trotzdem hatte ich immer ein etwas
ungutes Gefühl. Weitere Kontrollen fielen
ebenfalls unauffällig aus, das Paar freute
sich sehr auf das Kind.
Eines Morgens war ich wie üblich um
7 Uhr im Büro, ein Oberarzt rief mich an,
da er mich gesehen hatte. Er berichtete,
Frau S. sei im Gebärsaal, sie blute stark,
sei in der 33. Schwangerschaftswoche und
er könne im Ultraschall keine kindliche
Herzaktion mehr sehen. Ich rannte in den
Gebärsaal und sah es mit eigenen Augen:
Das Herz macht nur noch ganz feine Bewegungen,
fast nicht sichtbar; bewegt
hatte sich das Kind schon länger nicht
mehr. Aus einem Bauchgefühl heraus und
in Absprache mit der Patientin haben wir
einen Notfallkaiserschnitt ausgelöst, zwölf
Minuten später war das Kind da und wurde
von den Neonatologinnen reanimiert.
Es kam alles gut, das Mädchen ist inzwischen
acht Jahre alt und vollkommen
gesund. Im Nachhinein habe ich mich
wiederholt gefragt, was mir damals diesen
starken Impuls zum Handeln gegeben
hatte. Es hätte ebenso wirklich schief gehen
können, und das Mädchen hätte
durch den Sauerstoffmangel schwerste
Behinderungen davontragen können.
Aber eben, es war ein Wunder.
Herr Cerny, haben Sie jemals
ein Wunder erlebt?
Nein, etwas ausserhalb jeder Erwartung
habe ich nicht erlebt. Es gab Fälle von
Lymphomen mit spontaner Regression
über Jahre. So etwas kennen wir letztlich
jedoch gut, selbst wenn die Patienten einen
solchen Verlauf wie ein Geschenk oder
Wunder erleben. Allerdings ist die Krankheit
meistens nicht wirklich weg, sondern
kommt wieder, auch wenn sie oft viele
Jahre («watch and wait») nicht behandelt
werden muss.
Dann gab es mehrere Fälle von Patienten
mit metastasiertem Nierenzellkarzinom,
welche z.B. nach einer Pneumonie eine
eindrückliche Regression ihrer Metastasen
erfuhren. Daran erinnere ich mich
nicht zuletzt deshalb so gut, weil es so
verblüffend ist, im Röntgenbild die Metastasen
mit der Pneumonie schrumpfen zu
sehen. Die Pneumonie löst aber physiologisch
eine Zytokinschwemme aus, welche
ebenso gegen diese Metastasen wirken
kann, wie z.B. das dafür zugelassene Interferon.
Neu ist ein immunologisch ausgelöstes
kollaterales Phänomen wie z.B.
auch der abskopale Effekt bei lokaler Bestrahlung
also nicht. Bereits der russische
Schriftsteller und Arzt Anton Tschechow
soll über solche Fälle berichtet haben. Alle
diese «Wunder» lassen sich folglich erklären;
völlig unerklärbare Fälle kenne ich
persönlich keine.
■
Beratungspartner von
MEDISERVICE VSAO-ASMAC
Mit unseren Beratungspartnern stehen wir für Qualität, Unabhängigkeit und kompetente
Beratung ein. Beachten Sie, dass nur folgende Partner offiziell für uns arbeiten:
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Publikation2018
FOKUSSIERT
KOMPETENT
TRANSPARENT
36 VSAO JOURNAL ASMAC Nr. 6 Dezember 2018
FOKUS WUNDER
Die Top Seven der Antike
Tourismus ist nichts Neues. Bereits in vorchristlicher Zeit interessierte man sich dafür, was es in
der «bewohnten Welt» zu sehen gibt. So entstand der erste Reiseführer, der die sieben herausragendsten
Sehenswürdigkeiten aufführte, die sogenannten sieben Weltwunder. Beurteilt wurde
neben schierer Grösse und Schönheit vor allem die technische Leistung, die hinter den Bauten stand.
Catherine Aeschbacher, Chefredaktorin VSAO-Journal
Die sieben Bundesräte aufzuzählen, fällt
einem halbwegs politisch Interessierten
wohl nicht so schwer. Bei den sieben Weltwundern
wird es schon etwas schwieriger:
Die Cheops-Pyramide von Gizeh, die Hängenden
Gärten von Babylon, der Koloss
von Rhodos sind vermutlich geläufig; das
Grab des Mausolos II. zu Halikarnassos,
die Zeusstatute in Olympia, der Artemistempel
in Ephesos sowie der Leuchtturm
auf der Insel Pharos vor Alexandria sind
hingegen ein wenig in den Hintergrund
gerückt. Im zweiten Jahrhundert v. Chr.
galten diese sieben Bauwerke als die
schönsten und beeindruckendsten der
damals bekannten Welt. Erstellt hat die
Liste der phönizische Schriftsteller Antipatros
von Sidon, der Mitte des zweiten
Jahrhunderts v. Chr. den ersten überlieferten
Reiseführer verfasste. Die Bezeichnung
Weltwunder benutzte er nicht, genauso
wenig erstellte er innerhalb seiner
Auswahl eine Rangliste. Ursprünglich
führte er anstelle des Leuchtturms von
Pharos die Stadtmauern von Babylon auf,
da diese jedoch zerstört wurden, passte
Gregor von Tours im 6. Jahrhundert die
Liste kurzerhand an.
Beeindruckt waren Antipatros und seine
Zeitgenossen von der Schönheit, aber vor
allem auch von der Grösse der Bauwerke
und von den technischen Meisterleistungen,
die diese Dimensionen möglich gemacht
hatten. Das 50 Meter hohe Mausoleum
von Halikarnassos war nicht nur ein
gelungener Stilmix aus griechischen,
ägyptischen und persischen Elementen,
sondern der erste zweigeschossige Monumentalbau
der griechischen Architektur.
Der Koloss von Rhodos soll beinahe 36 Meter
hoch gewesen sein und zwölf Tonnen
gewogen haben. Der riesige Artemistempel
ruhte auf 117 Säulen von je ca. 18 Metern
Höhe und bis zu seiner Fertigstellung vergingen
120 Jahre. Nur gerade 20 Jahre
dauerte hingegen der Bau der Cheops-Pyramide,
dem neben der chinesischen Mauer
grössten je erstellten Bauwerk.
Vergängliche Grösse
Ausser dem ältesten Weltwunder, den Pyramiden,
sind alle andern heute entweder
gänzlich verschwunden oder höchstens
noch stückweise erhalten. Naturkatastrophen
oder menschliche Zerstörungswut
haben für ihr Ende gesorgt. Ironischerweise
traf es das jüngste Bauwerk zuerst: Der
Koloss von Rhodos wurde nur 66 Jahre
nach seiner Erstellung von einem Erdbe-
Die sieben Weltwunder der Antike, mehr oder weniger phantasievoll umgesetzt (© ArtMari/shutterstock.com)
Nr. 6 Dezember 2018
VSAO JOURNAL ASMAC
37
FOKUS WUNDER
Die 2007 erkorenen, nicht ganz umstrittenen neuen Weltwunder (© Angelica Ermakova/shutterstock.com)
ben zerstört. Seine Überreste lagen aber
rund 700 Jahre herum und konnten bestaunt
werden. Als die Araber Rhodos eroberten,
verkaufen sie die Bronzeteile, die
danach eingeschmolzen wurden. Ebenso
spurlos verschwunden sind die Hängenden
Gärten von Babylon oder die Zeusstaute
von Olympia. Ausgrabungen und erhaltene
Artefakte zeugen noch heute von den andern
Wundern. Und mindestens zwei haben
auch sprachliche Spuren hinterlassen:
Die Bezeichnung Mausoleum für prunkvolle
Gräber geht auf den König Mausolos
II. zurück, das italienische bzw. französische
Wort für Leuchtturm («faro» bzw.
«phare») erinnert an die Alexandria vorgelagerte
Insel Pharos, auf der der höchste
jemals errichtete Leuchtturm stand.
Neue Listen, neue Wunder
Antipatros war nicht der einzige, der Listen
von Sehenswürdigkeiten erstellte. Bereits
in der Antike erwuchs ihm Konkurrenz.
Aufgelistet wurde etwas das Kapitol in
Rom oder der Altar der Göttin Artemis auf
Delos. Die Listen wurden je nach Weltgegend
und Zeitalter angepasst. So zählten
zeitweise die gesamt Stadt Rom, die Hagia
Sophia und selbst die Arche Noah zu den
Weltwundern.
2001 gründete der Schweizer Bernhard
Weber die New7Wonders Foundation mit
dem Ziel, das kulturelle Erbe sowie die
Naturwunder weltweit ins Bewusstsein zu
rücken. Inspiriert von Pierre de Coubertin,
der Ende des 19. Jahrhunderts die Olympischen
Spiele wieder aufleben liess, sollte
eine neue Liste der sieben Weltwunder
erstellt werden. Diesmal jedoch in einem
demokratischen Verfahren, an dem theoretisch
jeder Mensch teilnehmen konnte.
Aus den eingegangenen Vorschlägen erstellte
ein Expertenteam eine 21 Bauten
umfassende Shortlist. Am 7. 7. 2007 wählten
ca. 100 Millionen Menschen die sieben
neuen Weltwunder, nämlich: die Mayapyramide
Chichén Itzá in Yucatan, die
Chinesische Mauer, die Christusstatue in
Rio, das Kolosseum in Rom, die Inkastadt
Machu Picchu in Peru, die Felsenstadt
Petra in Jordanien sowie das Taj Mahal in
Indien. Nachdem es zu Unstimmigkeiten
wegen Einflussnahme auf den Abstimmungsprozess
gekommen war, zog die
UNESCO ihre anfängliche Unterstützung
zurück. Folglich haben die neuen Weltwunder
kein «amtliches Siegel», was sie
letztlich mit jenen auf Antipatros’ Liste
verbindet. Unverändert ist auch die Freude
am Erstellen von Listen, weshalb immer
wieder neue Weltwunder aller Art erkoren
werden.
■
38 VSAO JOURNAL ASMAC Nr. 6 Dezember 2018
FOKUS WUNDER
Corriger la nature
Seit der Antike streben Menschen danach, ihr von der Natur gegebenes Äusseres zu verbessern.
Im 19. Jahrhundert wurde dies erstmals auf chirurgischem Weg getan. Heute hat sich die ästhetische
Chirurgie weltweit etabliert. Wunder kann auch sie nicht vollbringen, aber oft eine Verbesserung.
Die Kunst besteht jedoch nicht zuletzt darin, Patienten die Grenzen des Machbaren aufzuzeigen.
Rosmarie Adelsberger, Fachärztin für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie, Klinik Pyramide am See, Zürich
Ein bisschen schöner geht immer. Der
Mensch strebt seit jeher danach, sein
Äusseres zu verbessern. Archäologen machen
immer wieder Entdeckungen, die
vom Schönheitssinn unserer Vorfahren
erzählen. Bereits im antiken Ägypten dienten
nebst Schminke, Duftölen, Bädern und
Salben Perücken nicht nur dazu, schön
und gesund auszusehen, sondern um den
gesellschaftlichen Stand zu betonen. Im
römischen Reich schminkten sich die
Frauen nicht nur, sie lackierten sich auch
Finger- und Zehennägel und epilierten
unerwünschte Körperhaare.
Goldener Schnitt
Doch was ist Schönheit? Was der Mensch
als schön empfindet, ist sicherlich den
Lebensumständen und der Mode der aktuellen
Epoche unterworfen. Schönheit
ist jedoch nicht nur eine Frage von dick
und dünn, klein oder gross, sondern eine
Frage der Proportionen, der Symmetrie
und wie sich einzelne Teile zu einem vollendeten
Ganzen vereinigen: dem berühmten
Goldenen Schnitt. Darin waren
sich bereits die Philosophen der Antike
einig.
Schönheit signalisiert bei der Frau Gesundheit,
gute Gene und Fruchtbarkeit.
Bei der Beurteilung der männlichen Attraktivität
fällt neben der Schönheit auch
der verfügbaren Macht ein wichtiger Stellenwert
zu. Napoleon beispielsweise lagen
die Frauen zu Füsse, trotz seines eher
unvorteilhaften Äusseren. Auch im Tierreich
spielt die Schönheit eine enorme
Rolle. Dies zeigte beispielsweise ein Experiment
mit Hahnenschweif-Widas-Vögeln
in Afrika. Je grösser der Schweif des Männchens,
desto mehr Interesse haben die
Weibchen an ihm und desto grösser ist die
Anzahl seiner Nachkommen. Im Experiment
wurden die grössten Schweife gestutzt
(für die Vögel ein schmerzloses
Unterfangen) und die Federn denjenigen
Männchen angeklebt, welche bis dahin
eher uninteressant für die Weibchen waren.
Plötzlich hatten die Weibchen mehr
Interesse an diesen Vögeln und die ehemaligen
Prachtkerle blieben unbeachtet.
Aktive Verbesserung
Wir Menschen sind jedoch die einzige Spezies,
die ihre Schönheit aktiv verändern
kann, weshalb wir dies auch tun. D.h.,
sind die Möglichkeiten zu Verbesserung
der eigenen Schönheit vorhanden, werden
diese auch genutzt.
Die erste Operation, welche nur zwecks
Verbesserung der Schönheit durchgeführt
wurde, war eine Otopexie. Vorgenommen
wurde sie durch den deutschen Chirurgen
Jacques Joseph 1896 in Berlin an einem
Kind. Dieses wurde wegen seiner abstehenden
Ohren von anderen Kindern so
gehänselt, dass die Mutter um eine ästhetische
Korrektur bat.
Im Folgenden haben der medizinische
Fortschritt, die immer sicher werdenden
Anästhesieverfahren und die Zunahme
des Wohlstandes den Stellenwert der Ästhetischen
Chirurgie wesentlich erhöht.
Die Menschen sind immer weniger dazu
bereit, das eigene Aussehen als Schicksal
hinzunehmen.
In den 80er und 90er Jahren erlebte die
Ästhetische Chirurgie einen weiteren Auftrieb,
da die Menschen so aussehen wollten,
wie berühmte Schauspieler oder Models.
In den 2000er Jahren waren es die
Reality-TV-Shows und heutzutage sind es
die sozialen Medien, welche die Akzeptanz
und Nachfrage nach ästhetischen Behandlungen
und Operationen weiter steigen
lassen.
Brust, Fett, Augenlid
Die Top 5 der ästhetischen Operationen
weltweit haben sich in den letzten acht
Jahren nicht verändert. Zu ihnen gehören
nach wie vor die Mammaaugmentationsplastik,
Liposuktion, Blepharoplastik,
Rhinoplastik und Abdominoplastik. Lediglich
die Reihenfolge hat sich in diesem
Zeitraum immer wieder leicht geändert.
So stand 2010 und 2011 die Liposuktion
an erster Stelle, 2013 die Mammaaugmentationsplastik,
2014 die Blepharoplastik
und seit 2015 unbestritten wieder die
Mammaaugmentationsplastik.
Der weltweit grösste Zuwachs mit +45
Prozent an Operationen zeigt aktuell die
Labienkorrektur. Das ist der am schnells-
Top 5 ästhetischen Operationen weltweit 2016
Nr. 6 Dezember 2018
VSAO JOURNAL ASMAC
39
FOKUS WUNDER
ten wachsende OP-Trend. Weitere zunehmende
Trends sind
• beim Lower Body Lift (Bauch-, untere
Rücken-, Oberschenkelstraffungen)
mit +29 Prozent,
• beim Upper Body Lift (obere Rücken-,
Brust-, Armstraffung) +22 Prozent,
• bei der Mammaaugmentation mit
Eigenfett +22 Prozent
• und beim Gesässlift mit +20 Prozent
zu erkennen.
Top 5 Trends von ästhetischen Operationen weltweit 2016
Griechenland an der
Spitze
Die Top 5 der Länder mit den meisten
durchgeführten ästhetischen Operationen
2016 waren: 1. USA 2. Brasilien 3. Japan
4. Italien 5. Mexiko
Etwas anders sieht die Statistik aus, wenn
man nicht absolute Zahlen, sondern die
am meisten durchgeführten ästhetischen
Operationen pro 10 000 Einwohner betrachtet:
Hier liegt Griechenland weit vorne,
gefolgt von Belgien, Italien und dem
Libanon. Die USA schaffen es in dieser
Statistik lediglich auf Platz 5. Speziell
Griechenland auf Platz eins zeigt deutlich,
dass auch in Krisenzeiten das Geschäft
mit der Schönheit florieren kann.
Top 5 Länder mit den meisten ästhetischen Operationen
Schweiz auf Rang 7
Im Gegensatz zu den oben genannten
Ländern gibt es in der Schweiz leider kein
zentrales Register für ästhetische Operationen
oder Behandlungen. Schätzungen
ergeben jedoch, dass die Schweiz bei den
ästhetischen Operationen pro 10 000 Einwohner
an 7. Stelle stehen würde, und
dass die am meisten durgeführte Operation
die Liposuktion ist.
Die am häufigsten durchgeführten ästhetischen
Operationen in der Klinik Pyramide
am See 2017/2018 sind:
1. Mamma-Operation (Vergrösserung,
Verkleinerung, Straffung)
2. Blepharoplastik
3. Liposuktion
4. Rhinoplastik
5. Abdominoplastik
6. Face-Neck-Lift
7. Otopexie
8. Labienkorrektur
Top 5 Länder mit den meisten ästhetischen Operationen
pro 10 000 Einwohner
Das durchschnittliche Alter aller Patienten
liegt bei 40,3 Jahren. Das durchschnittliche
40 VSAO JOURNAL ASMAC Nr. 6 Dezember 2018
FOKUS WUNDER
Alter der weiblichen Patienten liegt bei 39,8
Jahren, während es bei den männlichen
Patienten bei 47,6 Jahren liegt. Der Männeranteil
ist im weltweiten Vergleich mit
5,5% (noch) eher niedrig. Die Top-5-Operationen
bei den Männern weicht von der
oben aufgeführten Rangliste ab: 1. Blepharoplastik,
2. Liposuktion, 3. Otopexie,
4. Rhinoplastik, 5. Abdominoplastik.
Botulin und Hyaluron
Neben den chirurgischen Eingriffen nehmen
nicht- und minimalinvasive Behandlungen
wie Faltenbehandlung mit
Botulinumtoxin oder Hyaluronsäure jährlich
weiter zu. In den USA wurde eine
enorme Zunahme von 40,6 Prozent zwischen
2012 und 2017 festgestellt.
Die häufigsten ästhetischen Operationen in der Klinik Pyramide am See,
Zürich 2017/2018 (*Mammaaugmentation und -reduktion, Mastopexien)
Die am häufigsten durchgeführten
nicht- und minimalinvasiven Behandlungen
in der Klinik Pyramide am See
2017/2018 sind:
• Faltenbehandlung mit
Botulinumtoxin A
• Faltenbehandlungen mit
Hyaluronsäure
• Skin Rejuvenation mit Laser
• Skin Rejuvenation oder Förderung
des Haarwachstums mit Platelet Rich
Plasma
• Haartransplantation
Zeigen, was möglich ist
Neben dem eigentlichen Eingriff besteht
eine weitere wichtige Aufgabe des plastisch-ästhetischen
Chirurgen darin, dem
Patienten die Möglichkeiten, Risiken und
Grenzen von ästhetischen Eingriffen und
deren Resultaten zu erklären. Es ist bei
weitem nicht alles durch eine Operation
lösbar. Vieles muss der Patient auch weiterhin
als naturgegeben akzeptieren.
Auch in der Ästhetischen Chirurgie gilt
manchmal «weniger ist mehr». Die
grosse Kunst eines guten plastisch-ästhetischen
Chirurgen besteht darin, diese
Balance zu finden und sie den Patienten
verständlich zu machen. Auf keinen Fall
sollten ästhetische Operationen dazu
führen, dass die Menschen künstlich
aussehen.
■
Top 5 ästhetischen Operationen bei Männern
in der Klinik Pyramide am See, Zürich 2017/2018
Nr. 6 Dezember 2018
Quellen: ISAPS, ASAPS, Watson, Klinik
Pyramide am See
Top 5 ästhetische nicht- oder minimalinvasive Behandlungen
in der Klinik Pyramide am See, Zürich 2017/2018
VSAO JOURNAL ASMAC
41
PERSPEKTIVEN
FACHSERIE: AKTUELLES AUS DER KARDIOLOGIE: EXTRAKORPORALE HERZUNTERSTÜTZUNGSSYSTEME
Provisorium oder definitive Lösung
In der Schweiz könnten ca. 5000 Patienten mit einer hochgradigen Herzinsuffizienz von einem Spenderherz
profitieren. Vorhanden sind alljährlich 30 bis 40 Organe. Zur Überbrückung oder als dauerhafte
Lösung dienen extrakorporale Herzunterstützungssysteme. Künftig wird nicht nur eine weitere
Miniaturisierung dieser Systeme erwartet, sondern auch eine «kabellose» Antriebssteuerung.
David Reineke und Thierry Carrel, Universitätsklinik für Herz- und Gefässchirurgie, Schweizer Herz- und Gefässzentrum,
Inselspital Bern
Weltweit leiden etwa 25 Millionen Menschen
an einer Herzinsuffizienz; die Prävalenz
hat in den letzten 20 Jahren, nicht
zuletzt wegen der höheren Lebenserwartung
der Bevölkerung, vor allem in der
westlichen Welt, zugenommen. Eine optimierte
medikamentöse Therapie bleibt die
anzustrebende Behandlung der Herzinsuffizienz,
währendem die Herztransplantation
heute noch die beste Option für die
Behandlung der terminalen Herzinsuffizienz
darstellt, wenn sämtliche konservative
Möglichkeiten ausgeschöpft sind.
In der Schweiz leben schätzungsweise
circa 200 000 Menschen mit einer Herzinsuffizienz.
Davon sind ca. 2–3 Prozent
in der funktionellen Klasse NYHA III bis
IV (ca. 5000 Patienten). Jährlich stehen
schweizweit zwischen 30 und 40 Spenderherzen
für diese Patientengruppe zur
Verfügung. Ist eine Herztransplantation
aufgrund der strikten Auswahlkriterien
oder der oftmals langen Wartezeit nicht
zeitgerecht durchführbar, können Unterstützungssysteme
Abhilfe schaffen.
Unterstützungssysteme
Seit über 40 Jahren wird versucht, die Leistung
des Herzens durch extra- oder intrakorporale
Pumpsysteme zu unterstützen
oder vollständig zu ersetzen. Ein kompletter
anatomischer Ersatz (klassisches
Kunstherz) wird nur in den seltensten
Fällen durchgeführt und hat sich bis heute
nicht durchgesetzt. In der Regel werden
die eingesetzten Systeme am im Körper
belassenen Herzen angeschlossen.
Die Behandlungsstrategie richtet sich vor
allem nach Alter und Zustand des Patienten.
Folgende Strategien werden heute –
in der Reihenfolge ihrer Häufigkeit – verfolgt:
––
Überbrückung zur Transplantation
(bridge to transplant)
––
Endgültige Therapie (destination therapy)
––
Überbrückung bis zur Erholung (bridge
to recovery)
––
Überbrückung bis zu einer Entscheidung
(bridge to decision).
Es wird auch zwischen kurz- und langfristiger
Unterstützung unterschieden. Bei
der kurzfristigen Überbrückung werden
meistens beide Herzkammern vollständig
entlastet, um so eine rasche Erholung des
Herzens zu erwirken. Manchmal aber
auch, um Zeit zu gewinnen, bis eine Entscheidung
möglich ist, zum Beispiel nach
einer Reanimationssituation mit unklarer
Neurologie oder nach einer herkömmlichen
Herzoperation bei schwerst eingeschränkter
Pumpleistung des Herzens
(bridge to decision). Eine Entlassung nach
Hause ist in diesen Fällen in der Regel
nicht möglich.
Linksventrikuläres implantierbares Unterstützungssystem
Zur langfristigen Überbrückung (Monate
oder Jahre) haben die im Körper liegende
Ein-Kammer-Systeme die früheren
ausserhalb des Körpers liegenden pneumatischen
Systeme weitgehend ersetzt. Es
handelt sich dabei um kleine künstliche
Pumpsysteme, die zum Beispiel mit einer
Art Schraube (ähnlich wie eine Schiffsschraube)
angetrieben werden.
Die Energie wird über ein Versorgungskabel
vermittelt und die Batterie wird ausserhalb
des Körpers mitgetragen. Es muss
also dauerhaft ein Kabel aus dem Körper
ausgeleitet werden. Die Pflege dieser Kabel
ist sehr wichtig, um Infekte zu verhindern.
Mittlerweile wurden diese Systeme miniaturisiert,
sodass sie auch bei Kindern
eingesetzt werden können.
42 VSAO JOURNAL ASMAC Nr. 6 Dezember 2018
PERSPEKTIVEN
sind zu erwarten. Die Kombination von
elektromagnetischen und hydrodynamisch
gelagerten Turbinen ermöglicht die
Entwicklung extrem kleiner und hochtouriger
Aggregate für die partielle oder komplette
Herzunterstützung. Der nächste
Entwicklungsschritt wird die «kabellose»
Antriebssteuerung (TET = transkutanes
Energietransformer-System) sein, der die
infektionsgefährdete Austrittsstelle des
Steuerungskabels überflüssig machen
wird.
Miniaturisierte Herzunterstützungssysteme, Systeme der Zukunft
INTERMACS-Kriterien und Implantationszeitpunkt
Zuweisung und Zeitpunkt
der Implantation
Gemäss den Leitlinien der European Society
of Cardiology (ESC) 2017 entspricht
die Implantation eines Kunstherzens bei
einem hochselektiven Patientengut, welches
für die Herztransplantation geeignet
ist, einer Klasse-IB-Empfehlung.
Dabei handelt es sich um Patienten, die
unter einer schweren symptomatischen
Herzinsuffizienz leiden, bei denen sämtliche
konventionellen chirurgischen, medikamentösen
und elektrophysiologischen
Massnahmen ausgeschöpft sind und die
Wartezeit für ein Spenderherz zu lang ist
(bridge to transplantation) respektive zuerst
der Zustand der Transplantierbarkeit
erreicht werden muss (bridge to candidacy).
Die Kunstherzimplantation bei einem
ähnlichen Patientengut, welches sich aber
nicht für eine Herztransplantation eignet,
entspricht einer Klasse-IIA-Empfehlung
(destination therapy).
Die Implantation muss erfolgen, bevor
irreversible Nieren-, Leber- oder Lungenschäden
entstanden sind. Eine grosse
Entscheidungshilfe sind die INTERMACS-
Kriterien, nach welchen der Krankheitsgrad
des Patienten eingeschätzt wird und
so der optimale Zeitpunkt für die Implantation
eines Herzunterstützungssystems
abgeleitet werden kann.
Die guten Erfahrungen vor allem mit den
vollständig implantierbaren linksventrikulären
Unterstützungssystemen haben
dazu geführt, dass diese Systeme bei dafür
geeigneten Patienten, die aufgrund des
Alters oder der Summe der Nebenerkrankungen
für eine Herztransplantation
nicht mehr infrage kommen, als Dauerlösung
(sogenannte Destinationsbehandlung),
also mit dem Ziel einer Herzunterstützung
von ≥ 5 Jahren, eingesetzt werden
können.
Zukunft
Eine weitere Miniaturisierung der Pumpen
sowie auch eine Verkleinerung und
Vereinfachung der Steuerungskonsolen
Neben dem idealen Zeitpunkt der Implantation
ist die rechtzeitige Zuweisung durch
Hausärzte und niedergelassene Kardiologen
an ein erfahrenes Herzinsuffizienzteam
entscheidend. Dieses Team muss
nach Implantation eines Unterstützungssystems
in regelmässigen Abständen die
Einstellungen überprüfen, die Blutgerinnung
anpassen und engmaschige Wundkontrollen
vor allem im Bereich des Ver-
Nr. 6 Dezember 2018
VSAO JOURNAL ASMAC
43
PERSPEKTIVEN
www.swisstransplant.org Grafik 4.2. | Stand 3/18
Herztransplantationen und Warteliste | 2017
Herztransplantationen und Warteliste
160
1481
140
120
100
80
60
40
20
0
2009
2011
2013
2015
2017
2017
40/112
1
Die Zahlen setzen sich zusammen aus
der Anzahl Patienten auf der Warteliste
(Stand 31. Dezember 2016) plus
der Anzahl Patienten, welche 2017
neu gelistet wurden.
2
davon im Urgent-Status
Warteliste
Warteliste
Transplantationen
Transplantationen
1
Zahlen setzen sich zusammen aus der Anzahl Patienten auf der Warteliste (Stand 31. Dezember 2016)
Herztransplantationszahlen und Patienten auf der Warteliste in der Schweiz (Quelle Swisstransplant, Jahresbericht 2017)
plus der Anzahl Patienten, welche 2017 neu gelistet wurden.
2
davon im Urgent-Status
www.swisstransplant.org
sorgungs- und Steuerungskabels durchführen.
Nicht frühzeitig erkannte Probleme
können weitreichende Folgen nach
sich ziehen.
Während Patienten mit anderen schweren
Organstörungen oder Krebsleiden
dem spezialisierten Zentrum häufig
frühzeitig vorgestellt werden, scheint es
leider nach wie vor nicht selbstverständlich,
Patienten mit Grafik einer 4.1. fortgeschrittenen
Herzinsuffizienz, die in ihrer Morta-
| Stand 3/18
lität und Morbidität einem metastasierenden
Tumor in nichts nachkommt, einem
spezialisierten Team zuzuweisen. Es
muss verhindert werden, dass sich Folgeschäden
wie eine begleitende Niereninsuffizienz
(kardiorenales Syndrom), eine
pulmonal-arterielle Hypertonie oder eine
kardiale Kachexie bilden.
Zukunft der
Herztransplantation
Seit Jahren besteht in der Schweiz, aber
auch in anderen europäischen Ländern
ein Mangel an Spenderorganen. Die Anzahl
von 30 bis 40 Herztransplantationen
pro Jahr ist, im Vergleich zu den 80 bis 100
Patienten, die auf der Warteliste stehen,
zu niedrig.
Die gespendeten Organe bleiben (dies gilt
besonders für Deutschland) oft nur den
dringlichen Fällen vorbehalten. Da sowohl
die Qualität der gespendeten Organe
bei geringer Auswahl eher schlechter wird
und die Empfänger (durch ihre Hochdringlichkeitsstufe
bedingt) meistens sehr
krank sind, sind die Ergebnisse der Transplantation
nicht zu verbessern. In den
letzten Jahren ist das Ein-Jahres-Überleben
deswegen unter den kritischen Wert
von 80 Prozent gesunken.
Obwohl die Herztransplantation weiterhin
eine wichtige Rolle in der Behandlung der
terminalen Herzinsuffizienz spielt, wird
die Kunstherztherapie vor allem als Destinationstherapie
an Bedeutung zunehmen.
Und zieht man in Betracht, dass die
Überlebensdaten in der Kunstherztherapie
bei 1, 3 und 5 Jahren liegen, so sind diese
jenen nach Herztransplantation weitgehend
ebenbürtig.
■
Überleben nach Herztransplantation (Deutsche Stiftung für Organspende)
Empfohlene Literatur
Parameshwar J, Hogg R, Rushton S, Taylor R,
Shaw S, Mehew J, Simon A, MacGowan GA,
Dalzell JR, Al Attar N, Venkateswaran R, Lim
44 VSAO JOURNAL ASMAC Nr. 6 Dezember 2018
PERSPEKTIVEN
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survival and therapeutic outcome in the UK
bridge to transplant left ventricular assist
device population. Heart. 2018, pii:
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Koval C. VAD infection during bridge-to-transplant,
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Buchholz S, Guenther SPW, Michel S, Schramm
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Stevenson L, Pagani F, Young J, et al. Intermacs profiles
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Takeda K, Takayama H, Kalesan B et al. Longterm
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left ventricular assist device support. J Thorac
Cardiovasc Surg 2014; 148: 1606–14.
LESERBRIEF
Für eine
bessere Welt
Für eine bessere Welt investieren Medizinstudierende
und junge Ärztinnen und
Ärzte eine sehr lange Zeit ihres Lebens in
ihre Aus- und Weiterbildung, nehmen
diverse Mühen und Strapazen auf sich für
einen der schönsten Berufe dieser Welt
und um ihre Patienten bestmöglich beraten
und versorgen zu können. Im Zentrum
stehen das Mitgefühl und der individuelle
Mensch.
Wie alle Menschen bewegen wir uns in
einer immer komplexeren Welt und für
übergeordnete oder gar politische Dinge
fehlt uns oft schlicht die Zeit. Das ging mir
in jüngeren Jahren genauso.
Für eine bessere Welt und aus aktuellem
Anlass möchte ich Euch alle einladen,
Mitglied bei den ÄrztInnen für soziale
Verantwortung/zur Verhütung des Atomkrieges
IPPNW Schweiz zu werden.
Die Organisation erhielt 1985 den Friedensnobelpreis
und ihre Tochterorganisation
ICAN den gleichen Preis 2017 für den
Versuch, im Rahmen der UNO und mithilfe
von bisher 122 Nationen einen globalen
Atomwaffenverbots-Vertrag durchzusetzen.
Dieser Einsatz verdient unsere Unterstützung,
insbesondere da der Bundesrat diesen
Vertrag aktuell nicht ratifizieren will.
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Alternativlos aus unserer Sicht – ist nur
der Gewaltverzicht.
Dr. med. Paul Steinmann, Augenarzt
Worb, Mitglied IPPNW Schweiz
& friedenskraft.ch
Nr. 6 Dezember 2018
VSAO JOURNAL ASMAC
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PERSPEKTIVEN
AUS DER «THERAPEUTISCHEN UMSCHAU»
Kardiovaskuläre Risikostratifizierung
bei arterieller Hypertonie
und therapeutische Implikationen
Für eine zielgerichtete Prävention kardiovaskulärer Ereignisse bzw. Komplika tionen ist es wichtig,
die individuellen kardiovaskulären Risikofaktoren und eventuell bereits vorhandene subklinische
oder klinische Endorganschäden zu erfassen und hierüber das individuelle Risiko des Patienten
adäquat abzuschätzen. Die Kenntnis des individuellen Risikos bildet die Grundlage für die patientenzentrierte
nicht-medikamentöse und medikamentöse Therapie und damit eine optimale Senkung
des kardiovaskulären Risikos. In diesem Artikel werden die wichtigsten Neuerungen der Guidelines
zusammengefasst und die Bedeutung von einfachen diagnostischen Tools für die Durchführung der
kardiovaskulären Risikostratifikation bei hypertensiven Patienten aufgezeigt.
Medizinische Universitätsklinik, Kantonsspital Baselland, Liestal
Anja Handschin, Katja Henny-Fullin, Daniel Buess, Thomas Dieterle
* Der Artikel erschien ursprünglich in der «Therapeutischen
Umschau» 2015; 72 (6): 361–368.
MEDISERVICE VSAO-Mitglieder können die «Therapeutische
Umschau» zu äusserst günstigen Konditionen
abonnieren. Details siehe unter www.hogrefe.ch/
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Einleitung
Die arterielle Hypertonie ist weltweit der
wichtigste Risikofaktor für einen frühzeitigen
Tod und mit einer erhöhten kardiovaskulären
Morbidität und Mortalität assoziiert
[1 – 3]. Trotz guter Behandlungsmöglichkeiten
ist jedoch eine Vielzahl der
Hypertoniker ungenügend eingestellt und
das Therapiemanagement stellt oft eine
grosse Herausforderung dar. So stellt sich
beispielsweise die Frage, ob eine 40-jährige
rauchende und übergewichtige Patientin
mit Blutdruck werten von 150/90
mmHg gleich behandelt werden soll wie
ein 60-jähriger normalgewichtiger Nicht-
Raucher mit identischen Blutdruckwerte,
aber einer leichten Niereninsuffizienz
(GFR 55 ml/min/1.73 m 2 ) und positiver
kardiovaskulärer Familienanamnese.
Wann sind Lifestylemodifikationen genügend?
Wann und wie schnell muss eine
medikamentöse antihypertensive Therapie
eingeleitet werden und welche medikamentöse
Therapie ist zu empfehlen?
Die beiden Beispiele illustrieren, dass ein
erhöhter Blutdruck (BD) nicht gleich einem
erhöhten Blutdruck ist. Entsprechend
wird in den aktuellen Richtlinien zur Diagnostik
und Therapie der arteriellen Hypertonie
auch empfohlen, die Wahl der therapeutischen
Strategie nicht alleine an den
absoluten Blutdruckwerten, sondern gezielt
am initialen kardiovaskulären Risiko auszurichten,
da die Wahrscheinlichkeit kardialer
oder zerebrovaskulärer Komplikationen
stark von der Anzahl und Kombination
existierender kardiovaskulärer Risikofaktoren
und gegebenenfalls schon bestehender
Endorganschäden abhängt.
Einführung in die
Guidelines
1999 wurden durch die Weltgesundheitsorganisation
(WHO) erstmals Guidelines
für Hypertoniker erarbeitet, welche eine
ausführliche kardiovaskuläre Risikostratifizierung
empfahlen [4]. Die kardiovaskuläre
Risikostratifizierung wurde auch
Tabelle 1: Gradierung der Hypertonie [8]
in die Leitlinien der European Society of
Hypertension und European Society of
Cardiology (ESH/ESC) [5] implementiert,
im Laufe der Jahre weiter angepasst und
in nationale Richtlinien umgesetzt. Diese
sollen praktizierende Ärzte in der Wahl des
therapeutischen Vorgehens, abhängig
vom kardiovaskulären Risiko, unterstützen.
Kardiovaskuläre
Risikostratifizierung
Ein exakter Schwellenwert des Blutdrucks,
ab dem ein erhöhtes kardiovaskuläres
Risiko vorliegt, kann nicht definiert werden.
Vielmehr stellt der Blutdruck hinsichtlich
kardiovaskulärem Risiko ein
Kontinuum dar [6].
In der Praxis ist die Hypertonie für
Erwachsene jeden Alters definiert als systolischer
Blutdruck ≥ 140 mmHg und/
oder diastolischer Blutdruck ≥ 90 mmHg.
Klasse Systolisch (mmHg) Diastolisch (mmHg)
Optimaler Blutdruck < 120 < 80
Normaler Blutdruck 120 – 129 80 – 84
Hochnormaler Blutdruck 130 – 139 85 – 89
Hypertonie Grad 1 140 – 159 90 – 99
Hypertonie Grad 2 160 – 179 100 – 109
Hypertonie Grad 3 ≥ 180 ≥ 110
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PERSPEKTIVEN
Art der BD-Messung Systolisch (mmHg) Diastolisch (mmHg)
Praxis/Klinik ≥ 140 ≥ 90
24-Stunden BD
Tag
Nacht
≥ 130
≥ 135
≥ 120
≥ 80
≥ 85
≥ 70
Heimmessung ≥ 135 ≥ 85
Tabelle 2: Grenzwerte für die Diagnose einer arteriellen Hypertonie nach
Blutdruckmessmethode [8]
Des Weiteren wird eine Einteilung in die
Hypertoniegrade 1 – 3 vorgenommen (siehe
Tab. 1). Zur Dia gnosestellung ist ein
Minimum von zwei Messungen zu unterschiedlichen
Zeitpunkten notwendig. Dabei
ist, zumindest initial, auch seitenvergleichend
zu messen. Neben dieser sogenannten
Praxisblutdruckmessung hat die
24-Stunden-Blutdruckmessung in der
Diagnostik und dem Monitoring der Hypertonie
in den letzten Jahren einen grossen
Stellenwert erlangt. Wie die 24-h-
Blutdruckmessung ermöglicht auch die
Heim-Blutdruckmessung häufige Messungen
und korreliert, wie die 24-Stunden-Blutdruckmessung,
verglichen mit
der Praxisblutdruckmessung, besser mit
Hypertonie-assoziierten Endorganschäden,
erfordert aber eine gute Patientenschulung
[7]. Nachteilig gegenüber der
24-h-Blutdruckmessung ist die fehlende
Möglichkeit nächtlicher Blutdruckmessungen.
Diese können beispielsweise bei
fehlendem nächtlichem Blutdruckabfall
Hinweise auf ein obstruktives Schlafapnoe-Syndrom
geben. Ein Zusammenspiel
der verschiedenen Blutdruck-Messmethoden
ermöglicht eine optimale Behandlung
des Patienten.
Neben der Höhe des Blutdrucks fliessen
weitere kardiovaskuläre Risikofak toren wie
z. B. Rauchen, Dyslipidämie (ins besondere
Cholesterin > 4.9 mmol/L), Übergewicht,
männliches Geschlecht, Alter ≥ 55 bei
Männern und ≥ 65 bei Frauen, eine positive
kardiovaskuläre Familienanamnese
und erhöhte Blutglukosewerte in die Risikostratifizierung
ein (siehe Tab. 3).
In vielen Berechnungen des kardiovaskulären
Risikos wie beispielsweise nach Systematic
Coronary Risk Evaluation
(SCORE) [9], Prospective Cardiovascular
Münster (PROCAM) [10] und Framingham
[11] werden Endorganschäden nicht
berücksichtigt, obwohl subklinische Endorganschäden
das kardiovaskuläre Risiko
signifikant beeinflussen [12, 13]. Die
wichtigsten Zeichen allfälliger Endorganschäden,
nach denen gesucht werden
sollte, sind die linksventrikuläre Herzhypertrophie
(LVH), die Mikroalbuminurie,
die Niereninsuffizienz und atherosklerotische
Gefässplaques (siehe Tab. 3).
Zu den manifesten kardiovaskulären Endorganschäden
gehören Begleiterkrankungen
wie Herzkrankheiten (KHK, Herzinsuffizienz,
Status nach Myokardinfarkt
oder Revaskularisa tion), zerebrovaskuläre
Erkrankungen (Hirnschlag, Transitorische
ischämische Attacke), peripher arterielle
Verschlusskrankheit (PAVK), schwere
Nephropathie und die schwere Retinopathie
(siehe Tab. 3).
Zusammen mit dem Hypertoniegrad
kann unter Berücksichtigung aller genannten
Faktoren, beruhend auf Daten
der Framingham Heart Study, das 10-Jahres-Risiko
für kardiale und zerebrovaskuläre
Ereignisse genauer ermittelt werden
[11]. Das Risiko wird in vier Klassen (tiefes,
moderates, hohes und sehr hohes
Risiko) eingeteilt (siehe Tab. 4).
Risikostratifizierung:
Must haves und Nice
to haves
Die oben erwähnten kardiovaskulären
Risikofaktoren sollten bei allen Patienten
erfasst werden. Dazu ist eine ausführliche
Anamnese inklusive der kardiovaskulären
Familienanamnese und Raucheranamnese,
ein klinischer Status einschliesslich
Blutdruckmessung, Körpergrösse, Gewicht,
Bauchumfang und eine laborchemische
Untersuchung mit dem Lipidstatus
und der Plasma-Glukose die optimale
Basis. Bei allen Patienten, vor allem bei
denen, die aufgrund der erhobenen Befunde
nicht bereits zu einer Hochrisikogruppe
gehören, sollte zusätzlich nach
subklinischen End organschäden gesucht
werden. Dabei sind Überlegungen zur Kosteneffizienz,
Verfügbarkeit und zum kardiovaskulär
prädiktiven Wert essentiell.
Als Mindestabklärung bezüglich der subklinischen
Endorganschäden wird aktuell
die laborchemische Messung des Kreatinins
zur Errechnung der GFR und der
Nachweis bzw. Ausschluss einer Mikroalbuminurie
zur Abklärung eines möglichen
subklinischen Nierenschadens empfohlen.
Ausserdem sollte bei jedem Pa tienten
ein Elektrokardiogramm (EKG) unter
Anderem zur Suche einer LVH durchgeführt
werden. Die genannten Untersuchungen
sind kosteneffizient, gut verfügbar
und reproduzierbar. Eine echokardiographische
Suche nach LVH oder sonstigen
strukturellen Änderungen sollte im
Falle einer Reevaluation des kardiovaskulären
Risikos, zur Diagnosebestätigung
eines auffälligen Befundes im EKG oder
bei Verdacht auf eine koronare Herzkrankheit
durchgeführt werden. Einige
weitere Untersuchungen zur Suche nach
Endorganschäden zeigen eine niedrigere
Kosten-Effektivität, eine geringere klinische
Relevanz oder schlechtere Verfügbarkeit
und sind deshalb nicht immer erforderlich,
so zum Beispiel der sonographische
Nachweis von atherosklerotischen
Plaques, die sonographische Messung der
Karotis-femoralen Pulswellengeschwindigkeit
und der Knöchel-Arm-Index. Neben
der Suche nach Endorganschäden
sollte in jedem Fall eine pathologische
Glukosetoleranz bzw. ein Diabetes mellitus
gesucht werden.
Therapeutische
Implikationen
Eine sorgfältige Risikostratifizierung, wie
oben beschrieben, hilft Patienten ganzheitlich
zu erfassen und dadurch ein individuell
angepasstes Therapieschema zu
erarbeiten.
Generell sind bei Hypertonikern Zielblutdruckwerte
< 140/90 mmHg anzustreben.
Nach neuesten Erkenntnissen gilt
auch bei Diabetikern der systo lische Zielblutdruckwert
< 140 mmHg, der diastolische
Grenzwert wurde für Diabetiker
bei < 85 mmHg festgelegt [14]. Eine striktere
Einstellung auf Werte unter
130 mmHg systolisch kann ausnahmsweise
bei Patienten mit ausgeprägter Proteinurie
erwogen werden [15].
Basis jeder antihypertensiven Therapie
sind die sogenannten Lifestyle-Modifikationen,
welche in Tabelle 5 zusammengefasst
sind.
Ist die Indikation für eine medikamentöse
Therapie gegeben (s. Tab. 4), stellt sich
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PERSPEKTIVEN
Kardiovaskuläre Risikofaktoren
Schweregrad der arteriellen Hypertonie (siehe Definition): ≥ 140/90 mmHg
Männliches Geschlecht
Alter (Männer ≥ 55 Jahre; Frauen ≥ 65 Jahre)
Rauchen
Dyslipidämie
• Gesamtcholesterin > 4.9 mmol/L (190 mg/dL), und/oder
• LDL-Cholesterin > 3.0 mmol/L (115 mg/dL), und/oder
• HDL-Cholesterin: Männer < 1.0 (40 mg/dL), Frauen < 1.2 mmol/L (46 mg/dL), und/oder
• Triglyceride > 1.7 mmol/L (150 mg/dL)
Nüchternblutzucker 5.6 – 6.9 mmol/L (102 – 125 mg/dL)
Pathologischer Glukosetoleranztest
Adipositas [BMI ≥ 30 kg/m2]
Abdominale Adipositas (Bauchumfang: Männer ≥ 102 cm, Frauen ≥ 88 cm)
Positive kardiovaskuläre Familienanamnese (Männer < 55 Jahre, Frauen < 65 Jahre)
Diabetes Mellitus
• Nüchternblutzucker ≥ 7.0 mmol/L (126 mg/dL) in zwei unterschiedlichen Messungen und/oder
• HbA1c > 7 % (53 mmol/mol) und/oder
• Postprandialer Blutzucker > 11.0 mmol/L (198 mg/dL)
Subklinische Organschäden
Linksventrikuläre Hypertrophie (LVH)
• Elektrokardiogramm (EKG): (Sokolow-Lyon-Index: > 3.5 mV; Cornell-Produkt > 244 mV*ms),
und/oder
• Echokardiographie: [LVM-Index: Männer > 115 g/m2, Frauen > 95 g/m2]
Chronisches Nierenversagen
• Verminderte glomeruläre Filtrationsrate (GFR) 30 – 60 ml/min/1.73 m2 KOF
(Geschätzt nach Cockroft-Gault oder MDRD)
• Mikroalbuminurie (30 – 300 mg/24 h) oder pathologischer Albumin/Kreatinin-Quotient
≥ 2.26 mg/mmol oder Uristix ≥ 2++
Gefäße
• Verdickung der Arteria carotis (Intima-Media-Dicke > 0.9 mm) oder atherosklerotische Plaques
• Karotis-Femoralis-Pulswellengeschwindigkeit > 10 m/s
• Knöchel-Arm-Index (ABI) < 0.9
Blutdruckamplitude (bei Älteren) ≥ 60 mmHg
Manifeste, Hypertonie-assoziierte Erkrankungen; chronische Niereninsuffizienz
Zerebrovaskuläre Erkrankungen: Hirnschlag (ischämisch oder hämorrhagisch), TIA
Kardiopathie: Myokardinfarkt; Angina pectoris; koronare Revaskularisation; Herzinfarkt
Peripher arterielle Verschlusskrankheit (PAVK)
Schwere Niereninsuffizienz: GFR < 30 ml/min/1.73 m2; Proteinurie (> 300 mg/24 h)
Fortgeschrittene Retinopathie Stadium 3 und 4 (multiple Blutungen, weiche Exsudate, Papillenödem)
Tabelle 3: Kardiovaskuläre Risikostratifizierung [8]
BMI: Body Mass Index; HDL: High Density Lipoprotein, KOF: Körperoberfläche; LDL: Low Density Lipoprotein; LVM: Linksventrikuläre Masse; MDRD:
Modification of Diet in Renal Disease
die Frage nach der Wirkstoffwahl. Dabei
helfen die in der Risikostratifizierung erhobenen
Daten. Je nach Komorbiditäten
ist der Einsatz bestimmter Wirkstoffgruppen
zu bevorzugen bzw. sollte vorsichtig
erfolgen oder ist sogar kontraindiziert. Die
Tabellen 6 und 7 fassen die wichtigsten
Aspekte zusammen.
Mono- oder
Kombinationstherapie
Bei der Initiierung einer medikamentösen
antihypertensiven Therapie sollte je nach
Risikohöhe mit einer Mono- (niedriges bis
moderates Risiko) bzw. Kombinationstherapie
(hohes bis sehr hohes Risiko) begonnen
werden. Bei sehr hohen Blutdruckwerten
ist auch bei moderatem oder
niedrigem Risiko der direkte Einsatz einer
Kombinationstherapie gerechtfertigt [16].
Durch diese Strategie werden nur die Patienten
mit einer Monotherapie behandelt,
bei denen auch Aussicht auf Erfolg besteht.
Dies ist von fundamentaler Wichtigkeit,
da jeder nötige Therapiewechsel
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PERSPEKTIVEN
Hochnormal Grad1 Grad2 Grad3
SBP130139
oder
DBP8589
SBP140159
oder
DBP9099
SBP160179
oder
DBP100109
SBP≥180
oder
DBP≥110
KeineRisikofaktoren
KeineTherapiederAHT
Lebensstiländerungen für
einigeMonate,
dannauchmedikamentöse
TherapiederAHT
Lebensstiländerungen für
einigeWochen,
dannauchmedikamentöse
TherapiederAHT
Sofortigemedikamentöse
TherapiederAHT
und
Lebensstiländerungen
12Risikofaktoren
Lebensstiländerungen
Keinemedikamentöse
TherapiederAHT
Lebensstiländerungen für
einigeWochen,
dannauchmedikamentöse
TherapiederAHT
Lebensstiländerungen für
einigeWochen,
dannauchmedikamentöse
TherapiederAHT
Sofortigemedikamentöse
TherapiederAHT
und
Lebensstiländerungen
≥3Risikofaktoren
Lebensstiländerungen
Keinemedikamentöse
TherapiederAHT
Lebensstiländerungen für
einigeWochen,
dannauchmedikamentöse
TherapiederAHT
Medikamentöse Therapie
derAHT
und
Lebensstiländerungen
Sofortigemedikamentöse
TherapiederAHT
und
Lebensstiländerungen
Subklinische
Endorganschäden,
Diabetesmellitus
Lebensstiländerungen
Keinemedikamentöse
TherapiederAHT
Medikamentöse Therapie
derAHT
und
Lebensstiländerungen
Medikamentöse Therapie
derAHT
und
Lebensstiländerungen
Sofortigemedikamentöse
TherapiederAHT
und
Lebensstiländerungen
Klinischmanifeste
Endorganschäden
Lebensstiländerungen
Keinemedikamentöse
TherapiederAHT
Medikamentöse Therapie
derAHT
und
Lebensstiländerungen
Medikamentöse Therapie
derAHT
und
Lebensstiländerungen
Sofortigemedikamentöse
TherapiederAHT
und
Lebensstiländerungen
Kardiovaskuläres10JahresRisiko:
NiedrigesRisiko
30%
und -ausbau die Adherence der Patienten
beeinträchtigen kann. Mangelnde Adherence
ist bei der Behandlung von Bluthochdruck
ein bekanntes und grosses
Problem, dem wenn immer möglich,
Rechnung getragen werden sollte. Der
Nachteil einer direkt initiierten Kombinationstherapie
besteht natürlich darin, dass
für den behandelnden Arzt nicht ersichtlich
ist, welcher Wirkstoff bei bestimmten
Patienten den grössten Benefit bringt bzw.
nicht wirksam ist, was im Krankheitsverlauf
wiederum zu Therapie- und Dosierungswechseln
führen kann.
Auch bei der Kombinationstherapie kann
die Wirkstoffwahl durch obenstehende
Salzrestriktion
Reduzierter Alkoholkonsum
Diätetische Massnahmen
Gewichtsreduktion
Körperliche Aktivität
Rauchstopp
Tabelle 5: Lifestyle-Massnahmen bei
Patienten mit arterieller Hypertonie
[8]
Tabellen vereinfacht werden. Welche
Kombination gewählt wird, stellt aber eine
weitere Herausforderung dar. Grundsätzlich
können die Wirkstoffgruppen Diuretika,
ACE-Hemmer, ATII-Blocker (Sartane)
und Kalziumantagonisten frei miteinander
kombiniert werden. Eine wichtige
Ausnahme stellt die Kombination von
Renin-Angiotensin-System (RAS)-Blockern
(z. B. Sartane und ACE-Hemmer)
dar. Diese sollte wenn immer möglich
vermieden werden, da ein deutlich erhöhtes
Auftreten von Nierenschäden festgestellt
werden konnte [17]. Verschiedene
grosse Studien zeigten mögliche Vorteile
der Kombination eines ACE-Hemmers mit
einem Kalziuman tagonisten auf, diesbezüglich
sind aber weitere Studien nötig.
Betablocker bleiben in den aktuellen Leitlinien
etwas aussen vor, haben jedoch
aufgrund ihrer Bedeutung in der Herzinsuffizienztherapie
trotzdem eine massgebliche
Rolle im Management von Patien
ten mit arterieller Hypertonie.
Bezüglich der Adherence konnte eindeutig
festgestellt werden, dass die Kombination
mehrerer Wirkstoffe in einer Pille
Vorteile bringt [18]. In der Folge sind
nebst den bereits gut etablierten Zweierkombinationen
zudem Präparate in Dreierkombination
auf dem Markt erhältlich.
Dabei wird fast ausschliesslich auf die
Kombination von RAS-Blockern mit Kalziumantagonisten
und Diuretika gesetzt,
was bereits bei der Therapieinitiierung
eine Favorisierung dieser Wirkstoffgruppen
nahelegt.
Therapie assoziierter
Risikofaktoren
Neben den Lifestyle-Modifikationen und
der medikamentösen antihypertensiven
Therapie sollten auch die Risikofaktoren
behandelt werden. Bei Hypertonikern mit
erhöhten Choles terinwerten und/oder
niedrigem HDL besteht ein erhöhtes kardiovaskuläres
Risiko [19, 20]. In verschiedenen
Studien konnte die Effektivität der
Statine in der Prävention von kardiovaskulären
Ereignissen bei hypertensiven
Patienten gezeigt werden, weswegen der
Gebrauch von Statinen in hypertensiven
Patienten mit einem hohen oder sehr hohen
kardiovaskulären Risiko unabhängig
von den Lipidwerten empfohlen wird [21,
22]. Des Weiteren hat Aspirin einen festen
Platz in der Sekundärprävention bei Hypertonikern
mit Status nach Myokardinfarkt
[23]. Ausserdem ist die Behandlung
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PERSPEKTIVEN
Zustand
Asymptomatischer Endorganschaden
Linksventrikuläre Hypertrophie
Asymptomatische Atherosklerose
Mikroalbuminurie
Chronische Niereninsuffizienz
(GFR 30 – 59 ml/min/1,73 m 2 KOF)
Klinische kardiovaskuläre oder renale Erkrankung
Status nach Schlaganfall
Status nach Myokardinfarkt
Angina pectoris
Herzinsuffizienz
Aortenaneurysma
Vorhofflimmern, Prävention
Vorhofflimmern, Frequenzkontrolle
Chronische Nierenerkrankung (< 30 ml/min/1,73 m2 KOF)/
Proteinurie
Periphere arterielle Verschlusskrankheit
Andere
Isoliert systolische Hypertonie (ältere Patienten)
Metabolisches Syndrom
Diabetes mellitus
Schwangerschaft
Schwarze
Wirkstoffgruppe
ACE-Hemmer, Kalziumantagonist, ARB
Kalziumantagonist, ACE-Hemmer
ACE-Hemmer, ARB
ACE-Hemmer, ARB
Tabelle 6: Endorganschäden und empfohlene medikamentöse Therapie [8]
ACE: Angiotensin-konvertierendes Enzym; ARB: Angiotensin-Rezeptor-Blocker; DHP: Dihydropyridin
Jedes wirksame Antihypertensivum, bevorzugt ACE-Hemmer
Betablocker, ACE-Hemmer, ARB
Betablocker, Kalziumantagonist
Diuretikum, Betablocker, ACE-Hemmer, ARB,
Mineralokortikoidrezeptorantagonist
Betablocker
Zu erwägen: ARB, ACE-Hemmer, Betablocker oder
Mineralokortikoidrezeptorantagonist
Betablocker, Nicht-DHP-Kalziumantagonist
ACE-Hemmer, ARB
ACE-Hemmer, Kalziumantagonist
Diuretikum, Kalziumantagonist
ACE-Hemmer, ARB, Kalziumantagonist
ACE-Hemmer, ARB
Methyldopa, Betablocker, Kalziumantagonist
Diuretikum, Kalziumantagonist
einer Hypergly kämie bei Hypertonikern
mit Diabetes Mellitus wichtig, um kardiovaskuläre
Ereignisse zu reduzieren [24,
25].
Spezielle
Patientengruppen
Da die arterielle Hypertonie ein
weitverbreitetes Krankheitsbild ist, sind oft
spezielle Patientengruppen (Schwangere,
Jugendliche, Diabetiker usw.) betroffen,
die ein angepasstes Management erfordern.
Besonders erwähnenswert scheinen
Modifika tionen, die bei betagten Menschen
beachtet werden sollten und in einem
weiteren Artikel in dieser Ausgabe der
«Therapeutischen Umschau» ausführlich
behandelt werden.
■
Korrespondenzadresse
PD Dr. med. Thomas Dieterle
Medizinische Universitätsklinik
Kantonsspital Baselland
Rheinstrasse 26
4410 Liestal
thomas.dieterle@ksbl.ch
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50 VSAO JOURNAL ASMAC Nr. 6 Dezember 2018
PERSPEKTIVEN
Wirkstoff absolute KI relative KI
Diuretika (Thiazide) Gicht Metabolisches Syndrom
Glukoseintoleranz
Schwangerschaft
Hyperkalzämie
Hypokaliämie
Betablocker
Asthma
AV-Block Grad 2
AV-Block Grad 3
Metabolisches Syndrom
Glukoseintoleranz
Athleten und sportlich aktive
Patienten
Chronisch obstruktive Atemwegserkrankung
(ausser für vasodilatatorische
Betablocker)
Kalziumantagonisten
(Dihydropyridine)
Kalziumantagonisten (Verapamil,
Diltiazem)
ACE-Hemmer
Angiotensin-Rezeptor-Blocker
Mineralokortikoidrezeptorantagonisten
AV-Block Grad 2
AV-Block Grad 3
Trifaszikulärer Block
Hochgradige LV-Dysfunktion
Herzinsuffizienz
Schwangerschaft
Angioneurotisches Ödem
Hyperkaliämie
Bilaterale Nierenarterienstenose
Schwangerschaft
Hyperkaliämie
Bilaterale Nierenarterienstenose
Akute oder schwere Niereninsuffizienz (GFR < 30 ml/min)
Hyperkaliämie
Tabelle 7: Kontraindikationen bei antihypertensiver Therapie [8]
ACE: Angiotensin-konvertierendes Enzym; AV-Block: Atrioventrikulärer Block
Tachyarrhythmie
Herzinsuffizienz
Frauen im gebärfähigen Alter
Frauen im gebärfähigen Alter
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21. Sever PS, Poulter NR, Dahlof B, et al. Antihypertensive
therapy and the benefits of
atorvastatin in the Anglo-Scandinavian
Cardiac Outcomes Trial: lipid-lowering arm
Nr. 6 Dezember 2018
VSAO JOURNAL ASMAC
51
PERSPEKTIVEN
extension. Journal of hypertension 2009; 27:
947 – 54.
22. Ridker PM, Danielson E, Fonseca FA, et al.
Rosuvastatin to prevent vascular events in
men and women with elevated C-reactive
protein. The New England journal of medicine
2008; 359: 2195 – 207.
23. Antithrombotic Trialists Collaboration. Aspirin
in the primary and secondary prevention
of vascular disease: collaborative meta-analysis
of individual participant data from randomised
trials. Lancet 2009; 373: 1849 – 60.
24. Nathan DM, Cleary PA, Backlund JY, et al.
Intensive diabetes treatment and cardiovascular
disease in patients with type 1 diabetes.
The New England journal of medicine 2005;
353: 2643 – 53.
25. Ray KK, Seshasai SR, Wijesuriya S, et al. Effect
of intensive control of glucose on cardiovascular
outcomes and death in patients with diabetes
mellitus: a meta-analysis of randomised
controlled trials. Lancet 2009; 373: 1765 – 72.
Cardiovascular risk stratification and therapeutic
implications in arterial hypertension
To improve the prevention of cardiovascular complications and events in hypertensive
patients, it is of major importance to estimate the patient’s individual risk for
cardiovascular events. Antihypertensive treatment should not only be based on blood
pressure values anymore, but also on the patient’s comorbidities and risk profile. Risk
stratification takes into account cardiovascular risk factors, diabetes, asymptomatic
organ damage and established cardiovascular or renal disease. The most important
markers for asymptomatic organ damage which should be searched for are microalbuminuria
and LVH.
Current guidelines emphasize the importance of the adaption and selection of
treatment according to asymptomatic and established organ damage and provide
assistance for treatment decisions. They focus also on the different non-pharmacological
therapy options and lifestyle modifications. The goal of this article is to
summarize the most important innovations and to point out the importance of
simple tools for the implementation of cardiovascular risk stratification in hypertensive
patients.
52 VSAO JOURNAL ASMAC Nr. 6 Dezember 2018
PERSPEKTIVEN
D as erleseneObjekt
Als das Heldentum in Rauch
aufging
Prof. Iris Ritzmann, Medizinhistorikerin in Zürich
«Diese Schachtel wurde gefüllt und gestiftet
von den teilnehmenden Kriegereltern
Dir, dem tapfern Vaterlandsverteidiger».
So steht es auf einem vorgefertigten und
handschriftlich ergänzten Kärtchen, das
sich noch immer im leeren Blechkästchen
befindet. 50 edle Orientzigaretten lagen
einst darin. Mit Beginn des Ersten Weltkriegs
brachte die Dresdener Zigarettenfabrik
Laferme eine neue Marke auf den
Markt, die «Deutsche Helden Zigarette».
Nicht nur der Markenname, auch die
Frakturschrift und das Behältnis sollten
im zurückhaltenden und edlen Design
national wirken.
Der Besitzer des Kästchens war Walter
Lutz, ein Maschinentechniker aus dem
wunderschönen Städtchen Esslingen am
Neckar. Er hatte sich gleich zu Beginn des
Kriegs als Freiwilliger gemeldet, wenige
Wochen nach seinem 19. Geburtstag. Das
Geschenk seiner Eltern erreichte ihn während
der ersten Flandernschlacht im
Herbst 1914.
Für die Hersteller von Zigaretten und
Schnaps, Seife und Schokolade entpuppte
sich der Versand von «Liebesgaben» als
wahrer Verkaufsschlager. Zwischen 1914
und 1918 versandte die Post durchschnittlich
16 Millionen Postsachen pro Tag. Sie
lesen richtig: pro Tag!
Hundert Jahre ist es her, seit der grosse
Krieg mit seinen entsetzlich hohen Verlusten
endlich zu Ende war. Lutz wurde im
Dezember 1918 mit 55 Mark Entlassungsund
Marschgeld entlassen. Im Gegensatz
zu Millionen anderen jungen Männer
kehrte der tapfere Vaterlandsverteidiger zu
seinen Eltern zurück. Die «Deutschen
Helden Zigaretten» waren ausgeraucht.
Während der vergangenen vier Jahre stellte
das Stadtmuseum Esslingen in Süddeutschland
Monat für Monat ein neues
Relikt aus dem Ersten Weltkrieg vor. Momentan
können diese 48 sorgfältig ausgesuchten
Gegenstände nochmals in einer
Gesamtschau unter dem Titel «Heimatfront
und Zeitenwende» bestaunt werden,
auch die leere Zigarettendose. ■
1914–1918. Esslingen und der Erste Weltkrieg.
Heimatfront und Zeitenwende
9. November 2018 bis 3. März 2019
Stadtmuseum im Gelben Haus, Hafenmarkt 7, 73728 Esslingen am Neckar
Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag 14–18 Uhr
Sonn- und Feiertag 11–18 Uhr
Nr. 6 Dezember 2018
VSAO JOURNAL ASMAC
53
Unsere Angebote – Ihre Vorteile
MEDISERVICE VSAO-ASMAC hat mit folgenden Unternehmen Zusammenarbeitsverträge
abgeschlossen und kann deren Versicherungslösungen anbieten:
Allianz Suisse
• Motorfahrzeugversicherung
• Hausrat- und Privathaftpflichtversicherung
• Berufs- und Betriebshaftpflichtversicherung
• Geschäftsversicherung
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• Technische Versicherung
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• Unfallversicherung UVG
• UVG-Zusatzversicherung
Helvetia
• Berufs- und Betriebshaftpflichtversicherung
• Geschäftsversicherung
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ZURICH
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• Gebäudeversicherung
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Visana
• Unfallversicherung UVG
• UVG-Zusatzversicherung
• Krankentaggeldversicherung
AXA-ARAG
• Rechtsschutzversicherung (Privat-, Verkehrs- und Berufsrechtsschutz)
Innova
• Krankentaggeldversicherung
Schweizerische Ärzte-Krankenkasse
• Krankentaggeldversicherung / Invaliditäts-Taggeld
Assura · Concordia · Sanitas · Swica · Visana
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Versicherung der Schweizer Ärzte Genossenschaft
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den Vorteilen und Rabatten.
Falls Sie bereits eine Versicherung bei einer der oben genannten Versicherungen besitzen,
dann prüfen Sie einen Übertritt in unsere Kollektivverträge. Wir unterstützen Sie gerne dabei.
Für Auskünfte wenden Sie sich bitte an:
MEDISERVICE VSAO-ASMAC
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54 VSAO JOURNAL ASMAC Nr. 6 Dezember 2018
MEDISERVICE VSAO-ASMAC
BRIEFKASTEN
Schaden am Arbeitsplatz – wer haftet?
Auf den Strassen herrscht dichter Verkehr. Dr. Z. ist auf dem Rückweg
von einem Patientenbesuch. Eine Unaufmerksamkeit von Dr. Z. führt
zum Auffahrunfall mit dem Firmenfahrzeug der Gemeinschaftspraxis.
Zum Glück ist nichts Schlimmes passiert und die Haftpflichtversicherung
der Praxis übernimmt den aus dem Verkehrsunfall entstandenen
Sachschaden. Allerdings hat die Gemeinschaftspraxis einen Selbstbehalt
von CHF 1000.– zu bezahlen. Wer muss diesen tragen? Kann die
Gemeinschaftspraxis den Arbeitnehmer für den Verkehrsunfall haftbar
machen und eine Verrechnung mit Dr. Z.s Lohn vornehmen?
In der Schweiz hält Art. 321e OR klar fest, dass der Arbeitnehmer für den Schaden verantwortlich
ist, den er dem Arbeitgeber absichtlich oder fahrlässig zufügt. Persönlich
haftet der Arbeitnehmer somit grundsätzlich für jeden Schaden, unabhängig davon,
warum und wie er ihn verursacht hat.
Allerdings muss der Arbeitnehmer nicht immer den vollen Schaden übernehmen. Welche
Kosten dem Arbeitnehmer auferlegt werden können, ist, wie so oft bei juristischen
Fragen, vom konkreten Einzelfall abhängig.
Lea Halter, Key Account Manager,
Worksite/Affinity, Allianz Suisse
Arbeitnehmerhaftung: leichte oder grobe Fahrlässigkeit?
Zur Beurteilung findet zunächst eine grobe Einteilung aufgrund des Verhaltens des
Arbeitnehmers statt.
Beachtet der Arbeitnehmer etwas nicht, was er bei genauerem Überlegen eigentlich hätte
beachten müssen, liegt leichte Fahrlässigkeit vor. In diesem Fall kann der entstandene
Schaden höchstens in symbolischem Umfang auf den Arbeitnehmer überwälzt werden.
Lässt der Arbeitnehmer dagegen elementare Vorsichtspflichten ausser Acht, welche jeder
vernünftige Mensch in seiner Lage bedacht hätte (grobe Fahrlässigkeit), oder verursacht
er den Schaden gar absichtlich, haftet er in vollem Umfang.
Bei sämtlichen Fällen, in denen weder leichte noch grobe Fahrlässigkeit vorliegt, liegt
die Haftung irgendwo dazwischen (mittlere Fahrlässigkeit). Als Faustregel gilt dabei,
dass bei leichter und mittlerer Fahrlässigkeit Schäden im Umfang von höchstens einem
Monatslohn vom Arbeitnehmer eingefordert werden können.
Haftung von Arbeitnehmern: individuelle Faktoren
In einem zweiten Schritt müssen dann zusätzliche Faktoren wie z.B. das allgemeine
Berufsrisiko, der Bildungsgrad, die Fachkenntnisse und die konkreten Eigenschaften
des Arbeitnehmers, aber auch der Umstand, ob und wie der Arbeitnehmer vom Arbeitgeber
instruiert und überwacht worden ist und wie hoch sein Lohn ist, berücksichtigt
werden. Es spielt also insbesondere eine Rolle, welchen Beruf, was für eine Ausbildung
und welche Fachkenntnisse der Arbeitnehmer hat. Die Berücksichtigung dieser individuellen
Faktoren kann dazu führen, dass dem Arbeitnehmer keine oder nur sehr geringe
Kosten auferlegt werden können.
In unserem Beispiel muss Dr. Z. somit dann keine Kosten übernehmen, wenn er z.B. die
Geschwindigkeit um lediglich 5 km/h überschreitet oder ihm ein anderer, kleinerer und
entschuldbarer Fahrfehler unterläuft (leichte Fahrlässigkeit) und er ein langjähriger,
zuverlässiger Mitarbeiter ist. Schreibt er dagegen während der Fahrt eine SMS oder fährt
er gar alkoholisiert, muss er den vollen Selbstbehalt tragen, da eine grobe Fahrlässigkeit
vorliegt. Würde Dr. Z. allerdings einen weit unterdurchschnittlichen Lohn verdienen,
würde dies berücksichtigt und er müsste allenfalls trotz grober Fahrlässigkeit nur einen
Teil des Schadens bezahlen.
Will die Gemeinschaftspraxis den Selbstbehalt oder einen Teil davon von Dr. Z. einfordern,
ist es wichtig, dass sie dies gleich bei der nächsten Lohnzahlung tut. Wird der Lohn
nämlich ohne Vermerk oder Abzug vollumfänglich weiterbezahlt, kann angenommen
werden, dass die Gemeinschaftspraxis auf eine Forderung verzichtet. Eine nachträgliche
Einforderung ist dann unter Umständen nicht mehr möglich, insbesondere dann nicht,
wenn das Arbeitsverhältnis in der Zwischenzeit beendet worden ist oder die allgemeine
Verjährungsfrist von zehn Jahren eingetreten ist.
Weiter muss beachtet werden, dass der Arbeitgeber vor allem bei grösseren Schäden, die
durch den Arbeitnehmer verursacht wurden, nicht den vollen Lohn einbehalten darf.
Nr. 6 Dezember 2018
VSAO JOURNAL ASMAC
55
MEDISERVICE VSAO-ASMAC
Gemäss den gesetzlichen Bestimmungen
muss dem Arbeitnehmer immer mindestens
das Existenzminimum ausbezahlt
werden. In einem solchen Fall ist es sinnvoll,
dem Arbeitnehmer die Berechnung des
Schadens sowie die geplanten künftigen
Lohnabzüge sofort schriftlich mitzuteilen.
Da die Arbeitnehmerhaftung stark von
den konkreten Umständen abhängig ist
und die Gerichte im Streitfall einen grossen
Entscheidungsspielraum haben, lohnt
es sich vor allem bei höheren Schäden,
rechtzeitig eine juristische Beratung in
Anspruch zu nehmen, um keine Rechte
zu verlieren.
Im Übrigen sei darauf hingewiesen, dass
Vereinbarungen, welche eine pauschale
Haftung des Arbeitnehmers begründen,
unzulässig sind. Eine Diskussion über die
Arbeitnehmerhaftung kann also nicht auf
diese Art umgangen werden. ■
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zusammen. Ihr Mehrwert als Mitglied bei MEDISERVICE VSAO-ASMAC sind vorteilhafte
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56 VSAO JOURNAL ASMAC Nr. 6 Dezember 2018
MEDISERVICE VSAO-ASMAC
Partnervermittlung fürs Jobsharing
Ein Drittel aller Schweizer Ärztinnen und Ärzte würden gerne Teilzeit arbeiten. Dennoch bieten
noch zu wenige Spitäler Teilzeitstellen an. Jobsharing bietet eine Lösung, bei der Arbeitnehmer und
Spitäler profitieren. Auf der Suche nach einem geeigneten Jobsharingpartner hilft die Plattform
Doppeldoc.
Salome Kisker, Mitbegründerin von Doppeldoc
Das eigene Bedürfnis nach einer besseren
Work-Life-Balance, nach mehr Zeit für die
Familie waren gute Gründe und Ansporn
für Salome Kisker, die Plattform Doppeldoc,
Jobsharing-Partner für Ärztinnen
und Ärzte, zu gründen. Unterstützung
erhielt die Ärztin und zweifache Mutter
dabei von ihrem Bruder Jakob Kisker. Gemeinsam
mit Leila Eppenberger bringen
die beiden heute Ärzte und Ärztinnen zusammen,
die auf der Suche nach einem
Partner für Jobsharing sind, und arbeiten
mit fortschrittlichen Spitälern.
Ausschlaggebend für die Zukunft ist es,
die Bedenken gegenüber Jobsharing und
Teilzeitarbeit abzubauen und im Gegenzug
die vielen Vorteile neuzeitlicher Arbeitsmodelle
zu erkennen. Vor allem
Männer sollen motiviert werden, im Jobsharing
zu arbeiten. Um weiterhin die
besten Ärztinnen und Ärzte gewinnen zu
können, müssen sich Arbeitgeber den demografischen
Veränderungen anpassen.
Erfolgreiches Jobsharing
Dass das Modell unübersehbare Vorteile
hat, zeigen zunehmend mehr Beispiele.
Hier sei nur eines erwähnt: Zwei Assistenzärztinnen
waren in einer Vollzeitstelle auf
der Inneren Medizin am Kantonsspital
Chur und mit je einem eigenen Vertrag zu
55 Prozent angestellt. Sie haben wochenweise
gearbeitet, so dass sie abwechselnd
bei den Chefarztvisiten anwesend waren
und auch das Weiterbildungsprogramm
optimal nutzen konnten. Vor dem wöchentlichen
Wechsel waren sie je einen
Nachmittag gleichzeitig im Spital. So
konnten sie sich austauschen und die
Übernahme der stationären Patienten
vorbereiten. Dank Jobsharing konnten
Familie und Beruf gut vereinbart werden.
Was bietet Doppeldoc?
Möchten Sie einen bestimmten Facharzttitel
machen, bei dem Teilzeitarbeit bisher
unmöglich erschien? Registrieren Sie sich
bei doppeldoc.ch, laden Sie ein Inserat
hoch und finden Sie schnellstmöglich
eine/n Wunschpartner/in.
Zusätzlich bietet die Plattform Informationen
rund ums Jobsharing (Erfahrungsberichte,
juristische Hilfe beim Arbeitsvertrag
etc.). Natürlich können auch Arbeitgeber
Jobsharinginserate aufschalten. Beispielsweise
wenn sich kurzfristig ein Jobsharingpaar
auflöst oder wenn der Arbeitgeber
durch das Angebot an alternativen Jobmöglichkeiten
positiv auf sich aufmerksam
machen will. Doppeldoc soll eine
Community sein, die wirkungsvoll ist.
Was sind die am
häufigsten gestellten
Fragen zu Doppeldoc?
In meiner Region/Spezialisierung gibt
es keine Partner. Was soll ich tun?
Wenn dies möglich ist, könntest Du deine
Wunschstelle annehmen und Deinen Chef
fragen, ob Jobsharing möglich ist. Vielleicht
gibt es im Team jemanden, der
gerne vorübergehend Teilzeit arbeiten
möchte.
Worauf muss ich bei der Jobsharing-
Partnerwahl achten?
In erster Linie muss die Chemie zwischen
Euch stimmen. Ihr müsst Euch gut ergänzen
können, die Arbeit des anderen wertschätzen
und Euch gegenseitig unterstützen.
Ein zu grosser Unterschied des Weiterbildungsstandes
könnte schwierig sein.
Wie wird Doppeldoc finanziert?
Doppeldoc wird von Sponsoren getragen.
Wir freuen uns aber über jede Spende.
Falls Du uns unterstützen willst, melde
Dich bei mir (salome@doppeldoc.ch).
Hilf mit, Doppeldoc noch bekannter zu
machen, und empfehle unsere Seite Deinen
Arbeitskollegen! ■
Anregungen oder Feedback gerne an:
salome@doppeldoc.ch
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Doppeldoc hilft, Jobsharing-Partnerschaften zu vermitteln.
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Neu am Start
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VICE VSAO-ASMAC in loser Folge Startups,
deren Ideen und Ziele überzeugen
und die deshalb von MEDISERVICE
unterstützt werden.
Nr. 6 Dezember 2018
VSAO JOURNAL ASMAC
57
Wir beraten Ärztinnen und Ärzte, weil wir sie gut verstehen.
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Sach- und Vermögensversicherung und Unfallversicherung.
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VORSORGESTIFTUNG VSAO
Freiwilliger Einkauf
in die Pensionskasse
Personen, welche aktiv versichert sind oder eine Invalidenrente beziehen, können sich bis zu den
maximal reglementarischen Altersleistungen einkaufen. Mit einem Einkauf werden das Alterssparkapital
und die daraus resultierende Altersrente erhöht.
Christoph Rytz, Leiter der Geschäftsstelle Vorsorgestiftung VSAO
Liebe Versicherte
Die Höhe des künftigen Alterssparkapitals
und der daraus resultierenden Altersrente
hängt unter anderem von der Lohnhöhe,
der Beitragshöhe, der Verzinsung des Kapitals,
der eingebrachten Freizügigkeitsleistungen
und von freiwilligen Einlagen
(reglementarische Einkäufe) ab. Der Einkauf
ist definitiv, dauernd und unwiderruflich
der Vorsorge gewidmet und kann
nicht zurückbezahlt werden. Nachstehend
informieren wir Sie über den Zweck, die
Einschränkungen, welche es zu beachten
gilt, die Berechnungsart und das administrative
Vorgehen bei einem Einkauf bei
der Vorsorgestiftung VSAO.
Was wird mit einem
Einkauf bezweckt?
––
Erhöhung des künftigen Alterssparkapitals,
d.h. höhere Altersrente bei der
Pensionierung
––
Lücken im Sparprozess wegen fehlenden
Beitragsjahren auffüllen
––
Steuerbegünstigung nutzen
Was gibt es für
Einschränkungen?
––
Wurde ein Vorbezug für Wohneigentum
getätigt, können Einkäufe erst abgewickelt
werden, wenn der Vorbezug vollständig
zurückbezahlt worden ist.
––
Bei einem Zuzug aus dem Ausland beschränkt
sich die maximale Einkaufssumme
auf 20 Prozent des versicherten
Lohnes innerhalb der ersten fünf Jahre
nach dem Zuzug, sofern die versicherte
Person zuvor nie einer Vorsorgeeinrichtung
angehört hat.
––
Guthaben aus der Säule 3a werden an
die Einkaufssumme angerechnet,
wenn sie das grösstmögliche 3a-Guthaben
gemäss Tabelle vom Bundesamt
für Sozialversicherungen überschreiten.
Die Vorsorgestiftung VSAO übernimmt
die Überprüfung.
––
Sämtliche Freizügigkeitsleistungen von
Freizügigkeitskonten und Freizügigkeitspolicen
müssen eingebracht werden.
Ist eine Einbringung nicht möglich,
werden die nicht eingebrachten
Guthaben an die Einkaufssumme angerechnet.
––
Bestehen mehrere Vorsorgeverhältnisse
und überschreitet die Summe aller
AHV-pflichtigen Löhne und Einkommen
das Zehnfache des oberen Grenzbetrages
nach Art. 8 Abs. 1 BVG (zurzeit
CHF 846 000), ist die Vorsorgestiftung
VSAO entsprechend zu informieren.
Was gibt es weiter zu
beachten?
––
Einkäufe inklusive Zinsen sind während
dreier Jahre für Kapitalbezüge
(Vorbezug Wohneigentum, Kapitalbezug
bei Pensionierung, Barauszahlung
infolge Verlassen der Schweiz und Barauszahlung
infolge Aufnahme einer
selbstständigen Erwerbstätigkeit) gesperrt.
––
Einkäufe sowie Wiedereinkäufe infolge
Scheidung können in der Regel vom
steuerpflichtigen Einkommen in Abzug
gebracht werden.
––
Der Steuervorteil nach einem Einkauf
wird rückwirkend von der Steuerbehörde
nicht mehr zugestanden, wenn innerhalb
von drei Kalenderjahren nach
Einzahlung des Einkaufs ein Kapitalbezug
geltend gemacht wird.
––
Ein getätigter Einkauf kann von der
Vorsorgestiftung VSAO nicht zurückbezahlt
werden.
––
Wiedereinkäufe infolge Ehescheidung
gelten nicht als Einkäufe.
––
Übertragungen von Geldern aus der
Säule 3a in die Vorsorgestiftung VSAO
gelten nicht als Einkäufe.
––
Der Einkauf wird vollumfänglich dem
überobligatorischen Teil des Alterssparkapitals
gutgeschrieben.
Wir empfehlen, dass zuerst der maximale
Betrag in die Säule 3a einbezahlt wird,
bevor ein Einkauf getätigt wird.
Wie berechnet sich
die maximal mögliche
Einkaufssumme?
Bei der Berechnung der maximal möglichen
Einkaufssumme spielen das Alter,
der versicherte Lohn und das vorhandene
Alterssparkapital per 31. Dezember des
Berechnungsjahres eine Rolle.
Das Alter entspricht einem Prozentsatz1,
welcher mit dem versicherten Lohn2 multipliziert
wird (siehe Anhang 1 des gültigen
Stiftungsreglements). Von der davon
errechneten Summe3 wird das vorhandene
Alterssparkapital per 31. Dezember des
Berechnungsjahres4 in Abzug gebracht.
Ergibt diese Berechnung eine Summe5
grösser als ein Franken, kann ein Einkauf
getätigt werden.
Berechnungsbeispiel für eine
45-jährige Person:
295% 1 × CHF 10 000 2 = CHF 295 000 3
./. CHF 250 000 4
= CHF 45 000 5
Sie möchten einen Einkauf tätigen?
So gehen Sie vor:
––
Das Antragsformular für den Einkauf
kann telefonisch oder per E-Mail, bei
der Vorsorgestiftung VSAO (www.vorsorgestiftung-vsao.ch)
angefordert werden.
Das Formular ist zwingend auszufüllen.
––
Nach Erhalt des ausgefüllten und unterzeichneten
Antragsformulars (Selbstdeklaration)
wird der versicherten Per
Nr. 6 Dezember 2018
VSAO JOURNAL ASMAC
59
• Geriatrie/Depressionen
• TripAdvisor für Ärztejobs
Nr. 1 Februar 2018
Verband Schweizerischer Assistenz- und Oberärztinnen und -ärzte
VSAO JOURNAL
Associazione svizzera dei medici assistenti e capiclinica
Association suisse des médecins-assistant(e)s et chef(fe)s de clinique
Nachwuchs
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Publikation2018
60 VSAO JOURNAL ASMAC Nr. 6 Dezember 2018
VORSORGESTIFTUNG VSAO
son die Einkaufsberechnung inklusiv
Einzahlungsschein zugestellt. Der in
der Berechnung aufgeführte Betrag entspricht
der maximalen Einkaufssumme.
Ist diese Summe sehr hoch, kann
es aus steuertechnischer Sicht Sinn
machen, die Einkäufe über mehrere
Jahre hinweg zu verteilen.
Wichtig: Einkäufe für das Jahr
2018 müssen bis spätestens am
21. Dezember 2018 auf das Konto
der Vorsorgestiftung VSAO einbezahlt
worden sein.
Damit wir unsere Adressdatenbank «à
jour» halten können, bitten wir alle versicherten
Personen, uns immer die aktuelle
Wohnadresse unter http://adresse.
vorsorgestiftung-vsao.ch mitzuteilen. ■
Ich wünsche Ihnen schöne Festtage
und einen guten Start in
das Jahr 2019.
© Ron Haviv / VII
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So sind wir beim Rotkreuzdienst SRK.
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Nr. 6 Dezember 2018
VSAO JOURNAL ASMAC
61
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Redaktion
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Jost, Lukas Staub, Anna Wang, Sophie Yammine
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Angelo Barrile (Vizepräsident), Nora
Bienz, Christoph Bosshard, Michel Clément, Karin
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Manser, Gert Printzen, Miodrag Savic, Sergio Sesia,
Hervé Spechbach, Robin Walter (swimsa)
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ZH/SH
VSAO ZÜRICH/SCHAFFHAUSEN, Rechtsanwältin Susanne Hasse,
Rämistrasse 31, Postfach 160, 8024 Zürich, Tel. 044 941 46 78, info@vsao-zh.ch
62 VSAO JOURNAL ASMAC Nr. 6 Dezember 2018
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Polymed – der führende Komplettanbieter
für eine erfolgreiche Arztpraxis. Seit 1968.
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unterstützen Sie in Ihrer täglichen Praxisarbeit.
Bei Polymed erhalten Sie alles, was Sie für Ihre
Praxis benötigen:
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RUNDuMsSCHUTZ
FÜR ÄRZTINnEN UND
ÄRZtE AM STEUeR
Hausbesuche, Notfalltransporte, Arbeitswege: Als MedizinerIn benötigen Sie beim
Autofahren besonderen Schutz. MediDRIVE – die individuelle Motorfahrzeugversicherung
der Allianz und des MEDISERVICE VSAO-ASMAC – schützt Ihre berufliche Mobilität mit
einem bedarfsgerechten Leistungspaket.
MediDRIVE: All-inclusive-Schutz nach Mass
Mit MediDRIVE sind Sie während beruflichen Einsätzen am Steuer bestens gesichert. Kommt es
während einer Dienstfahrt zu einem Schaden, hat dies keinen Einfluss auf Ihre Bonusrückstufung;
auch ein Selbstbehalt wird nicht fällig. Sogar bei Grobfahrlässigkeit oder Führerscheinentzug
haftet Ihre Fahrzeugversicherung. Daneben bezahlt MediDRIVE die Reinigung Ihres Autos, sollte
diese nach einem Einsatz nötig sein.
Umsichtig fahren zahlt sich aus
Sie wissen, was die Folgen eines Verkehrsunfalles sein können. Vorsichtig fahren lohnt sich deshalb
doppelt: das bringt Ihnen ganz konkrete Vorteile: Bei Schadenfreiheit reduziert sich Ihre Prämie im
Jahresrhythmus. Das heisst, Ihr Bonus kann bis auf komfortable 70 Prozent steigen, sowohl für Haftpflicht
als auch für Vollkasko.
Ihre Deckung auf einen Blick
Haftpflicht/Kasko bei Unfällen auf dem Arbeitsweg, bei Hausbesuchen oder Notfalltransporten
Bonusschutz bei Dienstfahrten
Keine Leistungskürzung und kein Regress bei Grobfahrlässigkeit
Kein Selbstbehalt bei Dienstfahrten
Diebstahlversicherung des ärztlichen Notfallkoffers
24-Stunden-Pannenhilfe
Gerne beraten wir Sie umfassend und persönlich, damit Sie sich im entscheidenden Moment
voll auf die Leistungen der Allianz verlassen können – informieren Sie sich jetzt über unsere
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