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FINE Das Weinmagazin - 04/2018

Themenschwerpunkte der 43. Ausgabe sind unter Anderem: Die großen Taurasi aus der Campania: MASTROBERARDINO Weitere Themen sind: CAHORS Malbec: Schwarzer Wein aus dem Cahors BORDEAUX Château Biac: Das Weingut der Familie Asseily SAUTERNES Vierhundert Jahre Château Lafaurie-Peyraguey CHAMPAGNE Die Grande Cuvée Editions der Maison Krug CHAMPAGNE Wachwechsel bei Dom Pérignon WEIN UND SPEISEN Jürgen Dollase im Restaurant Steirereck in Wien DAS GROSSE DUTZEND San Leonardo, Trentino PRIORAT Der Celler Vall Llach in Porrera SÜDTIROL Hans Terzer und die Kellerei St. Michael-Eppan SÜDTIROL Hand aufs Herz: Die Tenuta Manincor TASTING Zehn Jahre danach: Rieslinge von 2008 DIE PIGOTT KOLUMNE An der schönen heißen Donau FRAUEN IM WEIN Mit eigenem Kopf: Die Quereinsteigerin Liv Vincendeau VINOTHEKEN Die K&U Weinhalle in Nürnberg GENIESSEN Süßes mit Reifem DIE WÜRTZ KOLUMNE Traumweine: Die Großen Gewächse 2017 WEIN UND ZEIT Die erste Saar-Mosel-Weinbaukarte WEINHAMMER Zeitenwende: Das Weinauktionsjahr 2018 MOSEL Nik Weis vom St. Urbans-Hof in Leiwen

Themenschwerpunkte der 43. Ausgabe sind unter Anderem:

Die großen Taurasi aus der Campania: MASTROBERARDINO

Weitere Themen sind:
CAHORS Malbec: Schwarzer Wein aus dem Cahors
BORDEAUX Château Biac: Das Weingut der Familie Asseily
SAUTERNES Vierhundert Jahre Château Lafaurie-Peyraguey
CHAMPAGNE Die Grande Cuvée Editions der Maison Krug
CHAMPAGNE Wachwechsel bei Dom Pérignon
WEIN UND SPEISEN Jürgen Dollase im Restaurant Steirereck in Wien
DAS GROSSE DUTZEND San Leonardo, Trentino
PRIORAT Der Celler Vall Llach in Porrera
SÜDTIROL Hans Terzer und die Kellerei St. Michael-Eppan
SÜDTIROL Hand aufs Herz: Die Tenuta Manincor
TASTING Zehn Jahre danach: Rieslinge von 2008
DIE PIGOTT KOLUMNE An der schönen heißen Donau
FRAUEN IM WEIN Mit eigenem Kopf: Die Quereinsteigerin Liv Vincendeau
VINOTHEKEN Die K&U Weinhalle in Nürnberg
GENIESSEN Süßes mit Reifem
DIE WÜRTZ KOLUMNE Traumweine: Die Großen Gewächse 2017
WEIN UND ZEIT Die erste Saar-Mosel-Weinbaukarte
WEINHAMMER Zeitenwende: Das Weinauktionsjahr 2018
MOSEL Nik Weis vom St. Urbans-Hof in Leiwen

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4| <strong>2018</strong> Deutschland € 15 Österreich € 16,90 Italien € 18,50 Schweiz chf 30,00<br />

4197772 515002 <strong>04</strong><br />

MASTROBERARDINO<br />

DIE GROSSEN TAURASI AUS DER CAMPANIA<br />

Cahors Südtirol Mosel Champagne Priorat<br />

Schwarzer Wein Die Kellerei <strong>Das</strong> Weingut Nik Weis Die neue Assemblage Celler Vall Llach<br />

und schwarze Trüffel St. Michael-Eppan St. Urbans-Hof der Maison Krug in Porrera


Die besten Weingüter der Welt ...<br />

<strong>Das</strong> Gute leben.<br />

DAS WEINCABINETT<br />

Als interessierter Weinliebhaber, der Sie aufgrund dieser Lektüre zu sein scheinen,<br />

sollten Sie einmal das WeinCabinett in der Markthalle Braunschweig oder Krefeld<br />

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der Welt und unsere Sommeliers freuen sich nur darauf, Sie kompetent und<br />

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<strong>FINE</strong><br />

DAS WEINMAGAZIN 4|<strong>2018</strong><br />

CAHORS 12<br />

CHÂTEAU<br />

DU CÈDRE 18<br />

CHÂTEAU<br />

CHAMBERT 22<br />

CLOS<br />

TRIGUEDINA 26<br />

CHÂTEAU BIAC 32<br />

DER AGLIANICO TAURASI VON MASTROBERARDINO 66<br />

9 <strong>FINE</strong> EDITORIAL _________________ Thomas Schröder<br />

12 <strong>FINE</strong> CAHORS ___________________ Malbec: Schwarzer Wein aus dem Cahors<br />

32 <strong>FINE</strong> BORDEAUX ________________ Château Biac: <strong>Das</strong> Weingut der Familie Asseily<br />

40 <strong>FINE</strong> SAUTERNES _______________ Vierhundert Jahre Château Lafaurie-Peyraguey<br />

48 <strong>FINE</strong> CHAMPAGNE ______________ Die Grande Cuvée Editions der Maison Krug<br />

54 <strong>FINE</strong> CHAMPAGNE ______________ Wachwechsel bei Dom Pérignon<br />

58 <strong>FINE</strong> WEIN UND SPEISEN _______ Jürgen Dollase im Restaurant Steirereck in Wien<br />

66 <strong>FINE</strong> TASTING ___________________ Der Aglianico Taurasi von Mastroberardino<br />

CHÂTEAU<br />

LAFAURIE-PEYRAGUEY 40<br />

ST. MICHAEL-EPPAN 82<br />

DOM PÉRIGNON 54 DIE MAISON KRUG 48<br />

MANINCOR 92<br />

ST. URBANS-HOF 136<br />

CELLER VALL LLACH 76<br />

LIV VINCENDEAU 112<br />

72 <strong>FINE</strong> DAS GROSSE DUTZEND ___ San Leonardo, Trentino<br />

76 <strong>FINE</strong> PRIORAT ___________________ Der Celler Vall Llach in Porrera<br />

82 <strong>FINE</strong> SÜDTIROL _________________ Hans Terzer und die Kellerei St. Michael-Eppan<br />

92 <strong>FINE</strong> SÜDTIROL _________________ Hand aufs Herz: Die Tenuta Manincor<br />

102 <strong>FINE</strong> TASTING ___________________ Zehn Jahre danach: Rieslinge von 2008<br />

108 <strong>FINE</strong> DIE PIGOTT KOLUMNE ____ An der schönen heißen Donau<br />

112 <strong>FINE</strong> FRAUEN IM WEIN __________ Mit eigenem Kopf: Die Quereinsteigerin Liv Vincendeau<br />

118 <strong>FINE</strong> VINOTHEKEN ______________ Die K&U Weinhalle in Nürnberg<br />

122 <strong>FINE</strong> GENIESSEN _______________ Süßes mit Reifem<br />

124 <strong>FINE</strong> DIE WÜRTZ KOLUMNE ____ Traumweine: Die Großen Gewächse 2017<br />

126 <strong>FINE</strong> WEIN UND ZEIT ____________ Die erste Saar-Mosel-Weinbaukarte<br />

132 <strong>FINE</strong> WEINHAMMER _____________ Zeitenwende: <strong>Das</strong> Weinauktionsjahr <strong>2018</strong><br />

136 <strong>FINE</strong> MOSEL ____________________ Nik Weis vom St. Urbans-Hof in Leiwen<br />

146 <strong>FINE</strong> ABGANG___________________ Ralf Frenzel<br />

6 <strong>FINE</strong> 4 | <strong>2018</strong> INHALT INHALT <strong>FINE</strong> 4 | <strong>2018</strong> 7


A MASTERPIECE<br />

170 YEARS IN THE MAKING<br />

VEREHRTE LESERIN, LIEBER LESER,<br />

Bitte genießen Sie Glenmorangie verantwortungsvoll. www.massvoll-geniessen.de<br />

der große Gott des Weins hat eine durstige Kehle. Er muss trinken, immer mehr und mehr. Seit Jahren kreisen<br />

darum die Suchscheinwerfer des Marktes über Planet Wein und leuchten noch den exotischsten Winkel in<br />

der Hoffnung aus, dort Ressourcen für An-und Ausbau des nun wirklich in aller Welt beliebten und begehrten<br />

Getränks aufzutun. Nicht ohne Erfolg. Zwar sind es dann meist auch Allerweltsweine, die den Handel beflügeln,<br />

aber nach einer Weile bringen Ehrgeiz und Prestigebedürfnis der Winzer Premiumgewächse hervor, die eine<br />

neue Weinregion adeln können.<br />

In den klassischen Anbaugebieten Europas gibt es freilich so gut wie keine nennenswerten Areale mehr,<br />

wo Neupflanzung im großen Stil möglich und sinnvoll wäre. Dafür folgt man einer anderen, eher gegenteiligen<br />

Methode und belebt alte zurückgebliebene oder aufgegebene Rebfelder neu – nicht um hier Massenweine,<br />

sondern Qualitätsprodukte zu erzeugen. Ein sprechendes Beispiel dafür lieferte schon vor Jahrzehnten das<br />

spanische Priorato, dessen hochwertige, aber vollkommen verwilderte Weinterrassen an den Steilhängen der<br />

gebirgigen Landschaft von einer Handvoll wagemutiger Jungwinzer in zäher, zielstrebiger Arbeit zu neuem<br />

Wuchs kultiviert und die daraus gewonnenen Weine zu spektakulärem Erfolg gebracht wurden, der, so bezeugen<br />

es Rainer Schäfer und Marco Grundt mit ihrer Reportage aus Porrera, bis heute strahlend anhält und die einst<br />

darbende Region weltweit zu Ansehen und zu Wohlstand geführt hat.<br />

Ähnliches ließe sich, unter anderen Vorzeichen, etwa von der Region Languedoc-Roussillon in Frankreichs<br />

Süden sagen, deren riesige Rebflächen über lange Phasen nahezu ausschließlich der Volumenerzeugung dienten,<br />

deren Produzenten, wenn ihre eigenen Mengen oder deren Qualität den Markt nicht befriedigen konnten, auch<br />

mal Zuflucht zu Zusätzen etwa von sizilianischen Weinen nahmen, die von Tankschiffen übers Meer angeliefert<br />

wurden. Nicht, dass aus dem Roussillon heute keine sehr preiswerten Weine mehr kämen, aber mit den Jahren ist<br />

auch hier ein Bewusstsein für Terroir und Sortentypizität gewachsen, das den Weinen längst ein eigenes Image,<br />

eine die Appellation viel präziser bestimmende Identität zuteilwerden ließ. Und längst kommen von hier auch<br />

Kreszenzen, die Herzen und Gaumen kritischer Weinfreunde berühren.<br />

Ein spezielles Exempel für solche Reanimation lässt sich derzeit in Südwestfrankreich verfolgen: Im Cahors,<br />

einer kleinen Weinbaulandschaft um das gleichnamige alte Städtchen am Fluss Lot, hat man sich auf die Bedeutung<br />

einer lange vernachlässigten Rebsorte besonnen, die ihren Ursprung hier hat, deren Rang aber längst anderswo,<br />

in Argentinien nämlich, erkannt und zu weltweitem Ruhm geführt wurde. »Malbec – das sind wir«, skandieren<br />

die Winzer des Cahors jetzt selbstbewusst und widmen ihrer autochthonen Varietät so viel Aufmerksamkeit,<br />

dass ihr »schwarzer Wein« langsam wieder zu einem Qualitätslabel aufsteigt. Christian Volbracht und Johannes<br />

Grau haben drei Weinbauern der gerade wiedererwachten Region besucht.<br />

Ob diese Gewächse freilich jemals in den Olymp der großen und raren Weine gelangen und an den Hotspots<br />

des internationalen Wein-Auktionsgeschäfts in London, Hongkong oder New York gehandelt werden, ist<br />

nicht abzusehen. Immerhin, konstatiert Stefan Pegatzy in seiner das Auf und Ab des weltweiten Versteigerungswesens<br />

beobachtenden Kolumne »Weinhammer«, ist Bewegung, gar eine »Zeitenwende« in der Sache auszumachen.<br />

Wer glaubte, die Vorherrschaft bei spektakulären Zuschlägen würde ein für allemal bei den Granden<br />

des Bordelais liegen, muss sich die Augen reiben: Burgund liegt mit schwindelerregenden Erlösen in diesem<br />

Jahr auf Platz Eins. Und unter den Top Ten findet sich, wer hätte das denn geglaubt, erstmals sogar ein Winzer<br />

aus Deutschland mit seinen hinreißenden Weinen.<br />

Wir können also lernen: Hoffnung ist immer! Und wenn dermaleinst vielleicht Weine aus dem Priorat oder<br />

Cahors solche Höhen erklömmen und durch die Kehle des alldurstigen Weingottes rönnen – dann zöge wohl<br />

ein Lächeln über dessen bacchantisches Antlitz.<br />

WWW.GLENMORANGIE.COM<br />

Thomas Schröder<br />

Chefredakteur<br />

EDITORIAL <strong>FINE</strong> 4 | <strong>2018</strong> 9


Exklusives Anbaugebiet Holsthum bei Bitburg im Naturpark Südeifel<br />

<strong>FINE</strong>AUTOREN<br />

KRISTINE BÄDER Als Winzertochter aus Rhein hessen freut sie sich über die positive Entwicklung dieser Weinregion,<br />

als ehemalige Chefredakteurin des Sommelier Magazins über die der deutschen Weine im Allge meinen.<br />

Darüber hinaus hat die studierte Germanistin eine besondere Beziehung zu den Weinen aus Portugal.<br />

DANIEL DECKERS Die Lage des deutschen Weins ist sein Thema – wenn er nicht gerade als Politik- Redakteur<br />

der Frankfurter Allgemeinen Zeitung über Gott und die Welt, über Lateinamerika oder Rauschgift zur Feder<br />

greift. An der Hochschule Geisenheim lehrt er Geschichte des Weinbaus und -handels. In seinem Buch »Wein.<br />

Geschichte und Genuss« beleuchtet er durch mehr als dreitausend Jahre die Rolle dieses unschätzbaren Kulturguts<br />

als Spiegel der Zeitläufte.<br />

JÜRGEN DOLLASE Kunst, Musik und Philosophie hat er in Düsseldorf und Köln studiert. Er war Rockmusiker<br />

und Maler. Heute ist er der bei weitem einflussreichste Kritiker der kulinarischen Landschaft in Deutschland und<br />

Europa. Vielbeachtet sind seine Bücher über die Kunst des Speisens; zuletzt erschien der Band »Geschmacksschule«<br />

in der Reihe SZ Gourmet Edition (bei Tre Torri). Sein visionäres Kochbuch »Pur, präzise, sinnlich«<br />

widmet sich der Zukunft des Essens.<br />

TILL EHRLICH Der profilierte Weinkritiker und mehrfach ausgezeichnete Journalist hat sich als Autor von<br />

unabhängigen Weinbüchern, kulinarischen Kolumnen und Essays einen Namen gemacht. Er kann Weine, Berge<br />

und gedeckte Tafeln zum Sprechen bringen.<br />

VERLEGER UND HERAUSGEBER<br />

Ralf Frenzel<br />

ralf.frenzel@fine-magazines.de<br />

CHEFREDAKTEUR<br />

Thomas Schröder<br />

thomas.schroeder@fine-magazines.de<br />

REDAKTION<br />

Carola Hauck<br />

ART DIRECTION<br />

Guido Bittner<br />

MITARBEITER DIESER AUSGABE<br />

Kristine Bäder, Dr. Daniel Deckers,<br />

Jürgen Dollase, Till Ehrlich, Ursula<br />

Heinzelmann, Uwe Kauss, Dr. Stefan<br />

Pegatzky, Stuart Pigott, Rainer Schäfer,<br />

Christian Volbracht, Dirk Würtz<br />

Andreas Dick,<br />

Hopfenbauer für Bitburger<br />

So gut kann<br />

Bier schmecken.<br />

URSULA HEINZELMANN Die Gastronomin und gelernte Sommelière schreibt unter anderem für die<br />

Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, für Efflee und Slow Food sowie Bücher zum Thema Essen und<br />

Trinken. <strong>Das</strong> jüngste Buch, »China – Die Küche des Herrn Wu«, (bei Tre Torri) gibt tiefe Einblicke in die vielfältige<br />

Kochkunst der Chinesen.<br />

UWE KAUSS In Weinkellern kennt er sich aus: Der Autor und Journalist schreibt seit zwanzig Jahren über<br />

Wein, etwa für die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung und das Internetportal wein-plus.eu. Daneben hat<br />

er sechzehn Sach- und Kindersachbücher, einen Roman und zwei Theaterstücke publiziert.<br />

FOTOGRAFEN<br />

Guido Bittner, Rui Camilo, Johannes<br />

Grau, Marco Grundt, Christof Herdt,<br />

Marc Volk<br />

VERLAG<br />

Tre Torri Verlag GmbH<br />

Sonnenberger Straße 43<br />

65191 Wiesbaden<br />

www.tretorri.de<br />

Geschäftsführer: Ralf Frenzel<br />

STEFAN PEGATZKY Der promovierte Germanist kam 1999 nach Berlin und erlebte hautnah mit, wie sich<br />

die Metropole von der Bier- zur Weinstadt wandelte. Seit einigen Jahren schreibt er regelmäßig über Wein und<br />

Genuss. In der Tre-Torri-Reihe »Beef!« erschien der Band »Raw. Meisterstücke für Männer«, in der »Gourmet<br />

Edition – Kochlegenden« die Bücher zu Hans Haas und Marc Haeberlin.<br />

STUART PIGOTT In der gehobenen Weinwelt ist er ein Begriff. Seit der 1960 in London geborene studierte<br />

Kunsthistoriker und Maler im Wein, im deutschen Wein zumal, sein Lebensthema fand, hat er sich mit unkonventioneller<br />

Betrachtungsweise in die Ränge der weltweit geachteten Autoren und Kritiker geschrieben. Sein<br />

Buch »Planet Riesling« erschien bei Tre Torri.<br />

RAINER SCHÄFER wuchs in Oberschwaben auf und lebt seit zwanzig Jahren in Hamburg, wo er über die<br />

Dinge schreibt, die er am meisten liebt: Wein, gutes Essen und Fußball, stets neugierig auf schillernde Persönlichkeiten,<br />

überraschende Erlebnisse und unbekannte Genüsse. Als Ko-Autor hat er über »100 Länder, 100 Frauen,<br />

100 Räusche« berichtet.<br />

CHRISTIAN VOLBRACHT Der Journalist, Autor und Antiquar schreibt über Wein und Gastronomie, seit er<br />

für die Deutsche Presse-Agentur in Paris gearbeitet hat. Seine besondere Leidenschaft gehört neben Wein und<br />

gutem Kochen den Pilzen und Trüffeln. Er ist Sammler und Inhaber des Buchantiquariats MykoLibri, als Buchautor<br />

ergründete er das Thema »Trüffeln – Mythos und Wirklichkeit« (bei Tre Torri).<br />

DIRK WÜRTZ ist eigentlich Winzer. Seit <strong>2018</strong> ist er in einer Beteiligungsgesellschaft zuständig für die Wein-<br />

Sparte. In seinem Blog schreibt er seit zehn Jahren über alles rund um den Wein. Er hat das erste Live-Wein-TV-<br />

Format im Internet produziert und mit dem Magazin Stern die Video-Weinschule zu zahlreichen Themen gedreht.<br />

Titel-Foto: Mastroberardino, GUIDO BITTNER<br />

10 <strong>FINE</strong> 4 | <strong>2018</strong> IMPRESSUM<br />

Editorial-Foto: PEKKA NUIKKI<br />

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Judith Völkel<br />

Tre Torri Verlag GmbH<br />

+49 611-57 990<br />

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<strong>FINE</strong> <strong>Das</strong> <strong>Weinmagazin</strong> erscheint<br />

vierteljährlich zum Einzelheft-Preis<br />

von € 15,– (D), € 16,90 (A),<br />

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www.dpv.de<br />

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht<br />

unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Der<br />

Verlag haftet nicht für unverlangt eingereichte<br />

Manuskripte, Dateien, Datenträger und Bilder.<br />

Alle in diesem Magazin veröffentlichten Artikel<br />

sind urheberrechtlich geschützt.<br />

Kennen Sie das Geheimnis des Bitburger Siegelhopfens?<br />

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nur die für uns besten Hopfensorten. Ganz<br />

besonders stolz sind wir auf den Bitburger<br />

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Naturhefe und unserem Tiefenwasser<br />

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MALBEC<br />

SCHWARZER WEIN AUS DEM CAHORS<br />

Erneut ist eine uralte Weinbauregion aus dem Dämmerschlaf erwacht. Die Winzer von Cahors<br />

in Südwestfrankreich haben ihre Identität wiederentdeckt: Malbec – das sind wir! Denn die<br />

Signatur-Rebe Argentiniens hat ihren Ursprung in der früheren Provinz Quercy um die mittelalterliche<br />

Stadt Cahors.<br />

Von CHRISTIAN VOLBRACHT<br />

Initiativ: Eine erste Qualitätsoffensive für die<br />

Region des Malbec ging Ende des 20. Jahrhunderts<br />

von Château Lagrézette aus.<br />

Fotos JOHANNES GRAU<br />

C A H O R S<br />

12 <strong>FINE</strong> 4 | <strong>2018</strong> CAHORS CAHORS <strong>FINE</strong> 4 | <strong>2018</strong> 13


Im blauen Overall steht Pebeyre an einem Metalltisch<br />

und sortiert frische Trüffeln: Ein kleiner Schnitt<br />

mit dem Messerchen zeigt die weiße Maserung der<br />

schwarzen Périgord-Trüffel mit dem lateinichen<br />

Namen Tuber melanosporum. Der Raum ist vom<br />

intensiven Aroma durchdrungen. Die besten und<br />

schönsten Trüffeln werden frisch an Liebhaber und<br />

Restaurants in aller Welt verschickt, die anderen zu<br />

Dosenware verarbeitet.<br />

Für schwarze Edeltrüffeln ist der Februar die<br />

beste Zeit, zu viele werden noch etwas unreif<br />

und auch zu teuer schon im Dezember und zu<br />

Weihnachten gegessen. Am Abend rührt Babette<br />

Pebeyre ihre köstliche Brouillade de Truffes, ein<br />

sahniges Trüffelomelette. »Cahors-Wein mit seinem<br />

kräftigen Tannin passt besonders gut zum etwas<br />

fetten Omelette«, sagt ihr Mann. Dann bereitet er<br />

Truffes sous la Cendre – Trüffeln in der Asche, die in<br />

Speck und Alufolie gewickelt an der Glut des offenen<br />

Kaminfeuers gegart werden. »Schwarze Trüffeln<br />

müssen anders als die weißen aus dem Piemont<br />

immer gegart verzehrt werden«, sagt Pierre-Jean<br />

Peybere. »Es ist einfach dumm, sie roh über Pasta<br />

zu reiben.«<br />

Während es im 20. Jahrhundert mit den Trüffeln<br />

in Frankreich und um Cahors bergab ging, etablierte<br />

sich der Cahors-Wein in der Region – bis er im Jahr<br />

1956 das zweite Desaster erlebte: Starker Frost vernichtete<br />

die Weinberge fast vollständig. Daher sind<br />

heute nur sehr wenige Rebstöcke älter als fünfzig<br />

Jahre. 1971 bekam das Anbaugebiet den Status der<br />

kontrollierten Ursprungsbezeichnung AOC. Seitdem<br />

muss ein Cahors mindestens siebzig Prozent<br />

Malbec enthalten. Der Wein blieb dennoch eine<br />

kleine regionale Spezialität. Mit Ausnahme der<br />

Erzeugnisse einiger weniger Spitzengüter galt er<br />

zu Recht als zu rustikal, zu gerbstoffreich und zu<br />

wenig fruchtig. Ganz anders der leicht zugängliche<br />

Malbec aus Argentinien, dessen Anbaufläche auf<br />

mehr als zwanzigtausend Hektar angewachsen ist.<br />

Eine erste Qualitätsoffensive für die Region<br />

unternahm vor der Jahrtausendwende Alain<br />

Dominique Perrin, der Präsident des Luxuskonzerns<br />

Cartier. Der feinsinnige Gründer der Cartierstiftung<br />

für zeitgenössische Kunst hatte zu Beginn der 1980er<br />

Jahre im Lot das seit einem halben Jahrhundert verlassene<br />

Château Lagrezette erworben, eine im 16.<br />

Jahrhundert erbaute wehrhafte Trutzburg, für die<br />

sich ein paar Jahre zuvor schon das dänische Königspaar<br />

interessiert hatte. Königin Margarethe und ihr<br />

aus Südwestfrankreich stammender und im vergangenen<br />

Februar verstorbener Prinzgemahl Henrik<br />

hatten dann aber doch das noch schöner über dem<br />

Fluss liegende Château de Cayx mit seinen Weinbergen<br />

zu ihrer Frankreich-Residenz erwählt.<br />

Alain Dominique Perrin hatte erst bei der Unterschrift<br />

unter die Kaufurkunde für Château Lagrezette<br />

von seinem Notar erfahren, dass sein schönes Schloss<br />

ehemals auch ein Weingut gewesen war. Er ließ<br />

mit viel Geld nicht nur das Schloss, sondern auch<br />

die Weinberge und Keller restaurieren, wurde zum<br />

Winzer und schuf mit Hilfe des Weinberaters Michel<br />

Rolland in wenigen Jahren einen der besten Cahors-<br />

Weine. Dann schlug er als Präsident des Weinbauverbandes<br />

vor, eine Klassifizierung der Cahors-Weine<br />

bis zum Grand Cru einzuführen. Sein Ansinnen,<br />

schlechte Lagen auf der untersten Terrasse am Fluss<br />

Lot einfach aufzugeben, stieß aber auf so großen<br />

Widerstand bei weniger begüterten Winzern, dass<br />

er 2002 enttäuscht zurücktrat.<br />

Danach zerstritt sich die Winzervereinigung,<br />

und die Preise für ihre Weine stürzten in fünf Jahren<br />

um fünfzig Prozent. Damit kam die Stunde für Jérémy<br />

Arnaud, einen agilen Marketingexperten aus der<br />

Provence, der Politologie, Weinrecht und Weinhandel<br />

studiert hatte. Vor zehn Jahren entwickelte<br />

der heute Dreiundvierzigjährige ein neues Konzept<br />

und eine neue Dynamik für das Cahors. Er lenkte<br />

den Blick der Winzer nach Südamerika und lehrte<br />

sie, nicht neidisch auf den Erfolg des argentinischen<br />

Malbec zu sein, sondern sich daran anzuhängen. Die<br />

neue Strategie – Cahors = Malbec = France – stellte<br />

Cahors als die historische Heimat des Malbec heraus.<br />

<strong>Das</strong> internationale Ansehen des argentinischen<br />

Malbec war in den 1990er Jahren kräftig<br />

gestiegen. Mit Hilfe von Ratgebern aus<br />

Europa hatte man begonnen, Qualitäts- statt Massenweine<br />

zu erzeugen. Französisch-argentinische<br />

Kooperationen wie die von Château Mouton<br />

Rothschild oder das 1999 begonnene Engagement<br />

von Château Cheval Blanc bei Terrazas de los Andes<br />

machten Furore. Jérémy Arnaud organisierte eine<br />

Argentinien-Reise mit Winzern, Händlern und Lokalpolitikern<br />

aus dem Cahors. In Luján de Cuyo in der<br />

Provinz Mendoza konnte er sie überzeugen, einerseits<br />

auf mehr Qualität und andererseits auf eine internationale<br />

Strategie zu setzen. Als neuer Brandname<br />

stand nun Cahors-Malbec auf den Etiketten. Zu den<br />

Internationalen Malbec-Tagen in Cahors wurden<br />

auch argentinische Winzer und Politiker aus Luján<br />

de Cuyo eingeladen. »The French Malbec« trat beim<br />

World Malbec Day der Argentinier und anderen<br />

großen Weinmessen auf. Schon nach wenigen Jahren<br />

zeigte sich der Erfolg: Die Exporte verdoppelten<br />

sich zwischen 2011 und 2016.<br />

Wir sind auf einer Rundfahrt durch das<br />

malerische Tal des Lot. »Dem südamerikanischen<br />

Sonnenwein, dem Vino del sol, stellen wir den<br />

französischen Vin du sol gegenüber, den Wein des<br />

Bodens und des Terroirs«, sagt Jérémy Arnaud. Er<br />

weiß, dass man in Konkurrenz zum fruchtigen Malbec<br />

aus Argentinien langfristig bei Kennern nur mit<br />

strukturreichen Weinen erfolgreich sein kann. Und<br />

da hat Cahors mit seinem vierzig Kilometer langen<br />

Anbaugebiet am Lot viel zu bieten. Im Tal des Flusses<br />

mit seinen fünfzehn Mäandern, den sanften Ebenen<br />

und karstigen Anhöhen gibt es unzählige Kleinlagen.<br />

Wein wird seit jeher am Flussufer angebaut, neben<br />

Tabak, Getreide, Pfirsichen oder Erdbeeren, dann<br />

auf den langsam aufsteigenden flachen Terrassen,<br />

den steilen Hängen mit zerklüfteten felsigen Einschnitten<br />

und auf dem bewaldeten Hochplateau,<br />

den Causses. »<strong>Das</strong> ist hier komplexer als das Barolo-<br />

Gebiet«, meint Arnaud.<br />

Von einem Aussichtspunkt blicken wir auf<br />

eine der großen Schleifen des Lot. Unten liegt eine<br />

Kapelle, in der man der Flussschiffer gedachte, die<br />

in früheren Jahrhunderten beim gefährlichen Transport<br />

der Weine ums Leben gekommen sind. Am Ufer<br />

liegen nur noch wenige Weingärten inmitten der<br />

Felder. Dort entstehen einfachere Weine. Auf den<br />

flachen Terrassen, den Steillagen und auf dem Plateau<br />

in zweihundertfünfzig bis dreihundertfünfzig Metern<br />

Höhe gewinnen die Trauben mit wachsendem Kalkgehalt<br />

und Mineralität mehr Intensität und Komplexität.<br />

Wir fahren an alten und an neu gepflanzten Weingärten<br />

vorbei und an einer mit einem bemoosten<br />

Steinwall geschützten Truffère mit älteren Trüffel-<br />

Eichen.<br />

Inzwischen kommen sogar Weinmacher aus<br />

Argentinien ins Tal des Lot zurück. Ein prominentes<br />

Beispiel ist Hervé Joyaux, ein Weinhändler aus<br />

Bordeaux, den ich zum Trüffelomelette in einem<br />

einfachen Landgasthaus treffe. Zu Beginn der 1990er<br />

Jahre hatte er sich in Argentinien engagiert, um dort<br />

als einer der Ersten besonders hochwertige Malbec-<br />

Weine zu erzeugen. 2017 ging er den umgekehrten<br />

Weg und kaufte zusammen mit einem Partner für<br />

seine Handelsgesellschaft drei Weingüter im Cahors.<br />

Und nun, fünfzehn Jahre nach der ersten<br />

Initiative von Alain Dominique Perrin, steht auch<br />

die Klassifizierung der Cahors-Weine wieder auf der<br />

Diametral: Le Pigeonnier, der Spitzenwein von Château<br />

Lagrézette, ist ein reiner Malbec, der hoch gehandelt wird.<br />

Während der schwarze Wein des Cahors aus der Krise<br />

herausgefunden hat, steckt die schwarze Trüffel der Region<br />

mit verschwindend geringen Erträgen mittendrin.<br />

Tagesordnung. Alle Beteiligten sind sich klar darüber,<br />

dass es sehr lange dauern wird, bis die französischen<br />

Weinbehörden solch einen Schritt vollziehen und<br />

sich die besten Gewächse Crus oder Grand Crus<br />

nennen dürfen. Für den Strategen Jérémy Arnaud<br />

und die Spitzenwinzer geht es deshalb vor allem<br />

darum, Qualität und individuelle Stilistik der Weine<br />

weiter auszubauen, auch ohne neue Rangordnung.<br />

Arnaud gibt historische Studien in Auftrag, lässt<br />

Lagen und Terroirs noch intensiver erforschen. »Es<br />

gilt, den Cahors zu einem der großen Terroir-Weine<br />

der Welt zu machen.« Einige Winzer sind diesem<br />

Ziel schon sehr nahe gekommen.<br />

C A H O R S<br />

16 <strong>FINE</strong> 4 | <strong>2018</strong> CAHORS CAHORS <strong>FINE</strong> 4 | <strong>2018</strong> 17


Jean-Luc Baldès<br />

CLOS<br />

TRIGUEDINA<br />

Im besten Restaurant des Départements Lot, Le Gindreau in Saint-Médard, bereitet<br />

Zwei-Sterne-Koch Pascal Bardet »Perlhuhn-Brust aus Saint-Server, zart nach Belieben<br />

und teuflisch getrüffelt«. Zum Perlhuhn mit der intensiven Trüffelsauce, dem gefüllten<br />

Hals und einem Hühnerlebertörtchen gibt es einen 1999er Cahors Clos Saint Jean<br />

der Familie Jouffreau und den 2007er Probus vom Weingut Triguedina. Da ist sie,<br />

die perfekte Harmonie von schwarzem Wein und schwarzer Trüffel, wie sie sich bei<br />

gereiften Cahors-Weinen einstellt! Der 1999er Clos Saint Jean duftet und schmeckt<br />

nach getrockneten Früchten, Unterholz, Trüffel und Leder. Der 2007er Probus zeigt<br />

eine komplexere Struktur, Aromen von Pflaumen und eine Ahnung von Trüffeln, er<br />

hat reife Tannine und noch einen deutlichen Holzton. Beide Weingüter bewahren<br />

ihre Weine auch zum Altern auf und bieten Jahrgänge bis in die 1970er Jahre an.<br />

Jean-Luc Baldès leitet das Weingut Clos Triguedina in<br />

der siebten Generation; es liegt bei Vire sur Lot, ganz<br />

in der Nähe von Château du Cèdre. Die Temperaturen<br />

sind unter Null Grad gefallen, die Rebhänge, in weiße Eiswatte<br />

gehüllt, leuchten in der Morgensonne. Eine breit geschwungene<br />

Steintreppe führt zu den privaten Räumen des hundertjährigen<br />

zweistöckigen Gutsgebäudes. Nackt steht eine große Akazie<br />

mit ihrer gefurchten Rinde in der Kälte. Im Sommer überschattet<br />

ihr Laub die Terrasse. Die fünfundneunzig Jahre alte<br />

Mutter des Winzers fährt mit ihrem Kleinwagen in die Garage.<br />

1830 pflanzte Vorfahr Etienne Baldès die ersten Reben. Der<br />

Name Triguedina stammt von dem okzitanischen Ausdruck<br />

»me trigo de dina« (Etwa: Ich kann das Essen kaum erwarten).<br />

Denn das Gut war eine Etappe auf der Via Podiensis des Jakobswegs<br />

nach Santiago de Compostela, und die Pilger kamen oft<br />

sehr spät zum Essen. Im Lauf der Zeit dehnte sich der Besitz<br />

C A H O R S<br />

26 <strong>FINE</strong> 4 | <strong>2018</strong> CAHORS CAHORS <strong>FINE</strong> 4 | <strong>2018</strong> 27


Im Farbverlauf: Von dunkel nach hell, von alt<br />

nach jung präsentieren sich die zu kleinen<br />

Pyramiden aufgebauten Flaschen der verschiedenen<br />

Jahrgänge in der Weinboutique<br />

von Château Lafaurie-Peyraguey.<br />

LEUCHTTURM<br />

DER ELEGANZ<br />

VIERHUNDERT JAHRE CHÂTEAU LAFAURIE-PEYRAGUEY<br />

Die goldenen Weine von Sauternes sind eine Besonderheit: Während andernorts<br />

edelsüße Weine in der Regel die schmale Spitze eines Jahrgangs bilden,<br />

setzt man im Süden des Bordelais jedes Jahr alles auf eine Karte. Kein Wunder,<br />

dass die besten Gewächse rar und teuer sind. Einer der bedeutendsten Erzeuger,<br />

Château Lafaurie-Peyraguey, Premier Cru seit 1855, feiert in diesem Jahr seinen<br />

400. Geburtstag. Dank der Investitionen des Schweizer Unternehmers Silvio<br />

Denz erstrahlt es in ganz besonderem Glanz.<br />

Text STEFAN PEGATZKY<br />

Fotos MARCO GRUNDT<br />

40 <strong>FINE</strong> 4 | <strong>2018</strong> SAUTERNES SAUTERNES <strong>FINE</strong> 4 | <strong>2018</strong> 41


EXZELLENZ IN SERIE<br />

MIT DEN GRANDE CUVÉE EDITIONS FEIERT DIE MAISON<br />

KRUG DIE INDIVIDUALITÄT IHRER CHAMPAGNER<br />

Von STEFAN PEGATZKY<br />

Fotos: Krug<br />

Vor einhundertdreiundsiebzig Jahren hatte der in Mainz geborene<br />

Johann-Joseph Krug zum ersten Mal seinen Traum in Flaschen gefüllt:<br />

einen Champagner mit größtmöglichem Ausdruck, als Ergebnis<br />

einer Assemblage der besten Weine eines Jahrgangs mit geeigneten<br />

Reserveweinen. Seither entsteht bei Krug jedes Jahr von neuem ein<br />

einzigartiger Champagner mit dem Ziel, der Vollkommenheit nahezukommen.<br />

Allerdings mussten erst mehr als einhundertsiebzig Jahre<br />

verstreichen, bis das Champagnerhaus die Tragweite dieses Konzepts<br />

vollständig begriff. Seit 2016 wird die Grande Cuvée, das Flaggschiff<br />

des Hauses, jedes Jahr mit einer eigenen Editionsnummer versehen.<br />

Ein Workshop in Le Mesnil-sur-Oger gab einen faszinierenden Einblick<br />

in die Entstehung der jüngsten Edition 173.<br />

48 <strong>FINE</strong> 4 | <strong>2018</strong> CHAMPAGNE CHAMPAGNE <strong>FINE</strong> 4 | <strong>2018</strong> 49


FRAUEN IM WEIN XXXVI<br />

MIT<br />

EIGENEM<br />

KOPF<br />

DIE QUEREINSTEIGERIN LIV VINCENDEAU BRINGT<br />

SCHWUNG IN DIE WEINSZENE VON ANJOU<br />

Von RAINER SCHÄFER<br />

Fotos MARC VOLK<br />

<strong>Das</strong>s Liv Vincendeau an der Loire Besuch von einem<br />

in Wiesbaden ansässigen <strong>Weinmagazin</strong> bekommt,<br />

ist für sie etwas Besonderes. Als Liv Hansen wurde<br />

sie zwar in Darmstadt geboren, ihre Kindheit und<br />

Jugend hat sie aber in Igstadt, direkt vor den Toren<br />

Wiesbadens, verbracht. Ihre Augen strahlen, als sie<br />

zurückdenkt an die Tage in diesem »schönen Dörfchen«<br />

und an die nur wenige Kilometer entfernte<br />

hessische Landeshauptstadt, wo ihre Mutter Ulrike<br />

für die Grünen im Stadtparlament saß. Es dauert nicht<br />

lange, bis sich der hessische Dialekt Bahn bricht, den<br />

Liv Vincendeau seit einigen Jahren nur noch selten<br />

spricht. Sie lacht gern, in grünen Gummistiefeln hüpft<br />

sie umher und rudert mit den Armen. Gutgelaunt<br />

erzählt sie, wie es sie nach Rochefort-sur-Loire verschlagen<br />

hat. Ortstermin bei einer ungewöhnlichen<br />

Winzerin, die schon mit wenigen Jahrgängen über<br />

Anjou und Frankreich hinaus für Aufsehen sorgt.<br />

Die Domäne Vincendeau liegt in Les Lombardières, einer<br />

alten Fischersiedlung, die zur Gemeinde Rochefortsur-Loire<br />

zählt. Die Loire fließt direkt an ihrem Wohnzimmer<br />

vorbei. »Was für ein wunderbarer Platz«, schwärmt Liv<br />

Vincendeau, Jahrgang 1975, als ob sie ihr Glück noch immer nicht<br />

fassen könne. Graureiher steigen auf, stoßen kurze kehlige Laute<br />

aus und lassen sich wieder aufs Wasser niedersinken. Ein paar<br />

Boote liegen am Anleger, nach dem warmen Sommer führt die<br />

Loire nicht allzu viel Wasser. »So nah liegt wohl keine andere<br />

Domaine am Fluss«, sagt die Winzerin. Üblicherweise stehen<br />

die Weingüter weiter oben auf den Hügeln, geschützt vor den<br />

Hochwassern, die immer wieder die Ebene überschwemmen.<br />

Wie zuletzt 2016, als die Straße nach Rochefort gesperrt werden<br />

musste und die Bewohner nur mit Booten ihre Häuser verlassen<br />

konnten. Aber Liv Vincendeau lässt sich nicht so schnell bange<br />

machen. Als sie 2013 beschloss, hierher zu ziehen, nahm sie<br />

»dieses Risiko in Kauf«. Und wenn das Wasser steige, müsse<br />

sie ihre Weinfässer eben aus dem Keller nach oben holen. <strong>Das</strong><br />

ist typisch für sie: Nur mit ihrer Mischung aus Unbekümmertheit,<br />

Begeisterung und Hartnäckigkeit hat sie es innerhalb von<br />

wenigen Jahren geschaff, ihre Domäne aufzubauen, die auch<br />

von Winzer-Stars der Loire wie Nicolas Joly hoch geschätzt wird.<br />

Dabei war lange Zeit eine Karriere in der Wissenschaft vorgezeichnet<br />

und geplant. Nach dem Abitur zog Liv Vincendeau<br />

1994 nach York, in den Nordosten Englands, um Chemie zu<br />

studieren. »Ich wollte die Welt retten«, erklärt sie, »neue<br />

Technologien entwickeln, um die Umwelt zu schonen.« In<br />

112 <strong>FINE</strong> 4 | <strong>2018</strong> FRAUEN IM WEIN FRAUEN IM WEIN <strong>FINE</strong> 4 | <strong>2018</strong> 113


TRADITIO NALIST MIT<br />

WEITBLICK<br />

DER WINZER NIK WEIS VOM ST. URBANS-HOF IN<br />

LEIWEN AN DER MOSEL UND SEINE VIELEN TALENTE<br />

Von RAINER SCHÄFER<br />

Fotos RUI CAMILO<br />

Die Filme und die Unterwasserwelt von Jacques Cousteau hatten es Nik Weis so angetan,<br />

dass er lange Zeit Meeresbiologe werden wollte. Wenn sich der Abenteurer aus Frankreich<br />

in das geheimnisvolle Dunkel gleiten ließ, wäre er am liebsten mit abgetaucht –<br />

gespannt darauf, was sich da unten erkunden ließe. Daraus wurde nichts, aber die Neugier<br />

und die Lust am Entdecken hat er sich bewahrt. Nik Weis ist ambitionierter Hobbytaucher<br />

und auch als Hubschrauberpilot in einem anderen Element unterwegs: »Ganz<br />

nach unten und ganz nach oben, diese Extreme ziehen mich stark an«, sagt er. Aber der<br />

Siebenundvierzigjährige ist in erster Linie Winzer, kaum einer seiner Generation hat das<br />

Image des Moselweins so geprägt und verändert wie er. Seit mehr als zwanzig Jahren ist<br />

er auf vielen Kontinenten als eloquenter Botschafter des Rieslings unterwegs.<br />

136 <strong>FINE</strong> 4 | <strong>2018</strong> MOSEL MOSEL <strong>FINE</strong> 4 | <strong>2018</strong> 137


HARALD WOHLFAHRT BRACHTE 25 JAHRE LANG DIE STERNE ÜBER DER SCHWARZWALDSTUBE IN BAIERSBRONN<br />

ZUM LEUCHTEN. KEIN ANDERER DEUTSCHER SPITZENKOCH ERHIELT DIE HÖCHSTAUSZEICHNUNG MIT 3 GUIDE-<br />

MICHELIN-STERNEN ÜBER EINEN SO LANGEN ZEITRAUM WIE ER. EINDRUCKSVOLL ZEIGEN 35 SEINER BERÜHMTES-<br />

TEN REZEPTE DIE VERWANDLUNG VON GRUNDPRODUKTEN IN KULINARISCHE HÖHEPUNKTE. KURZE BEGLEITENDE<br />

ESSAYS VERDEUTLICHEN DIE CHARAKTERISTISCHEN MERKMALE DER WOHLFAHRT’SCHEN KÜCHE. MIT PRÄZISION<br />

UND FEINGEFÜHL BEWEIST DER PERFEKTIONIST HARALD WOHLFAHRT EINMAL MEHR, DASS ER ZU DEN GRÖSSTEN<br />

KÖCHEN UNSERER ZEIT GEHÖRT.<br />

Im St. Urbans-Hof am Rand von Leiwen an der Moselschleife<br />

wird noch in Fudern gerechnet. Weil die<br />

traditionellen Tausend-Liter-Fässer den Charakter der<br />

Lagen am besten unterstreichen, gibt Nik Weis ihnen<br />

den Vorzug beim Ausbau seiner Weine.<br />

der Mosel und Saar, wo seine Mutter Ida aufgewachsen ist.<br />

Gern erinnert er sich an deren Vater, Johann Peter Mertes<br />

in Kanzem, der seinen Wein in Sonntagskleidung und mit<br />

gestärktem Hemdkragen gefüllt habe, »weil es ein Festtag für<br />

ihn war«. <strong>Das</strong>s der Großvater seinen Beruf mit reichlich Handwerk<br />

und Ethik ausgeübt habe, imponiert ihm. »So verstehe<br />

auch ich meine Arbeit«, sagt Nik Weis, der Traditionalist, der<br />

nach vorn schaut. Mit einer Photovoltaik-Anlage erzeugt er<br />

eigenen Strom, er ist Mitglied bei Fair’n Green, weil er einen<br />

»nachhaltigen Weinbau betreiben und die Umwelt schonen<br />

möchte«. Aber genauso wichtig sei ihm ein<br />

»gerechtes, soziales, gesellschaftliches und<br />

kulturelles Miteinander«.<br />

MIT<br />

ESSAYS ZU<br />

JEDEM REZEPT<br />

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HARDCOVER<br />

€ 39,90 (D)<br />

als die Winzer Bohnen anpflanzen mussten, weil die mehr<br />

Geld einbrachten als der Wein. Als er das erzählt, verweist<br />

er auf Karl Marx, der das Elend der Moselwinzer schon 1840<br />

beschrieben hatte.<br />

Gleich als Jungwinzer hatte Nik Weis eine große Krise zu<br />

bestehen, seither hat er oft genug Weitblick bewiesen, seine<br />

Rieslinge kurbelten als Exportschlager auch die Konjunktur der<br />

Moselweine an. Längst hat er sich einen Namen in der internationalen<br />

Weinwelt gemacht. Er ist ein Mann mit Prinzipien,<br />

aufgeschlossen für Neues, hängt aber auch an den Traditionen<br />

Als Winzer hat Nik Weis eine beeindruckende<br />

Entwicklung genommen:<br />

Jahrelang beschränkte er sich aus<br />

Überzeugung darauf, Rieslinge mit meisterhaft<br />

ausbalancierter Restsüße auszubauen.<br />

»Ich war der Meinung, dass die Mosel das<br />

am besten kann«, sagt er. Inzwischen erzeugt<br />

er auch famose trockne Weine, wie das feinnervige<br />

und mineralisch grundierte Große<br />

Gewächs Layet 2017 aus dem Mehringer<br />

Blattenberg. Obwohl er schon einundzwanzig<br />

Ernten eingebracht hat, sei er immer noch<br />

»am Lernen«. Manches Wissen, das er<br />

bei großen Lehrmeistern wie Joe Heitz in<br />

Kalifornien, Léonard Humbrecht im Elsass<br />

oder Wilhelm Haag an der Mosel erworben<br />

hat, habe er erst nach und nach im ganzen<br />

Ausmaß verstanden. Heute weiß er, dass er<br />

auch mal mitten in der Nacht aufstehen muss,<br />

um bei einem restsüßen Riesling die Gärung<br />

zu unterbrechen. »Da können Minuten entscheidend sein«, sagt<br />

Weis, für den die Umwandlung von Most zu Wein mehr ist als<br />

ein chemischer Prozess: Es sei total verrückt, wie aus einem Saft<br />

mit Kohlensäure ein Riesling mit Tiefgang und intellektuellem<br />

Anspruch entsteht. »Wein ist nicht in allen Aspekten erklärbar,<br />

da schwingt auch sehr viel Mystisches mit.« Im Idealfall sei<br />

der Winzer »der verlängerte Arm der Schöpfung. Wenn etwas<br />

richtig Gutes entsteht, geht über ihm der Himmel auf.« Dann<br />

habe er eine Art Wunder vollbracht, gemeinsam mit der Natur.<br />

Deshalb, sagt Nik Weis, liebe er den Beruf des Winzers so.<br />

DIE KOCHLEGENDE<br />

HARALD WOHLFAHRT<br />

244 Seiten | 22,0 × 28,0 cm<br />

Hardcover<br />

€ 39,90 (D) | € 41,10 (A)<br />

ISBN 978-3-96033-<strong>04</strong>8-6<br />

Tre Torri Verlag GmbH | Sonnenberger Straße 43 | 65191 Wiesbaden | info@tretorri.de | www.tretorri.de<br />

142 <strong>FINE</strong> 4 | <strong>2018</strong> MOSEL


<strong>FINE</strong>ABGANG<br />

WASSER FÜR WEIN<br />

Angeregt durch das zehnjährige Jubiläum der Twin Wineries, einer<br />

Initiative deutscher und israelischer Weingüter zur Förderung des deutschisraelischen<br />

Dialogs, waren wir im Oktober auf Weinreise im Heiligen Land.<br />

Auf der internationalen Weinkarte ist Israel bisher selten in Erscheinung getreten,<br />

doch in der noch jungen Weinszene gibt es jede Menge ambitionierte Projekte:<br />

Man will die Möglichkeiten des Weinmachens ausloten und dem israelischen<br />

Wein ein Gesicht geben.<br />

Für den europäischen Weinbau könnte in nicht allzuferner Zukunft ein weiterer<br />

Aspekt dieser Partnerschaft von Interesse sein. Da in den ariden israelischen<br />

Breiten Landwirtschaft und Weinbau nur unter extrem trocknen und heißen<br />

klimatischen Bedingungen möglich sind, haben Bauern und Winzer inzwischen<br />

einen großen Erfahrungsvorsprung in Sachen Bewässerung, ohne die Weinbau<br />

dort nicht möglich wäre. Dennoch gibt es mittlerweile Winzer, die den Einsatz<br />

von Wasser in den Weinbergen auf ein Minimum reduziert haben und in manchen<br />

Lagen – je nach Standort und Alter der Reben – sogar ganz ohne Bewässerung<br />

auskommen. Schon bei den Junganlagen beginnt die Arbeit, die darauf abzielt,<br />

die Reben widerstandsfähig gegen Trockenheit und Hitze zu machen. Sollten<br />

sich in Deutschland und Europa Wetterextreme wie im Sommer <strong>2018</strong> häufen,<br />

könnten die deutschen Partnerweingüter von der Erfahrung ihrer israelischen<br />

Kollegen in Sachen Weinbergsmanagement profitieren.<br />

<strong>Das</strong> Weinland Israel ist uns also mehr als einen Blick wert. Den wollen wir<br />

in der kommenden Ausgabe gespannt auf dessen Winzer und ihre Weine richten.<br />

Ralf Frenzel<br />

Herausgeber<br />

146 <strong>FINE</strong> 4 | <strong>2018</strong> ABGANG<br />

Fotos: A. Nixdorf

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