Die Reihe "Impulse" wird vom Thüringer Institut für ... - Thillm
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1 THEORETISCHER TEIL<br />
1.1 Ausgangspositionen<br />
Der folgende kurze Text kann nicht der Ort sein, das Phänomen der Begabung und<br />
Fragen der Begabungsförderung umfassend zu klären. Ein vertiefender Annäherungsversuch<br />
<strong>wird</strong> in den Anlagen zu diesem Heft mit dem Text "Stärken stärken, individuelles<br />
Lernen fördern" unternommen.<br />
Hier soll es um eine kurze, thesenartige Formulierung unseres Erachtens wichtiger<br />
Ausgangspositionen gehen.<br />
Anlage - Talent - Begabung...<br />
Der Begriff "Begabung" begegnet uns in einer großen Streubreite von Bedeutungen. Er<br />
steht im Kontext zu Begriffen wie Talent, Genie, Intelligenz, Fähigkeit, Kompetenz und<br />
Kreativität, wobei sehr häufig synonyme Verwendungen auftreten. <strong>Die</strong> alltagssprachlich<br />
geprägte Vorstellung von Begabung könnte formuliert werden als "eine das normale<br />
Maß überschreitende allgemeine oder spezifische Leistungsvoraussetzung".<br />
<strong>Die</strong> Rolle des Biologischen ist lange Zeit unterschätzt worden, wobei wir uns hier der<br />
Wertung enthalten wollen, ob dies nur ein Merkmal der DDR-Gesellschaft gewesen ist.<br />
Es ist aber eine gesunde Skepsis angebracht, wenn bestimmte Leistungs- oder Handlungsvoraussetzungen<br />
als "angeboren" bezeichnet werden.<br />
Mitunter scheinen wir in unserem Deuten erstaunlicher Leistungsvoraussetzungen als<br />
"angeboren" aus dem Auge zu verlieren, dass der Mensch nicht nur institutionell organisiert<br />
lernt, sondern dass ein Großteil seiner Leistungsvoraussetzungen, die sich uns<br />
als Talente offenbaren, informell erworben ist.<br />
Bestimmte körperliche Voraussetzungen, die einen Menschen <strong>für</strong> bestimmte Bewegungen<br />
bzw. Sportarten prädestinieren, sind freilich auch genetisch "veranlagt". So<br />
<strong>wird</strong> aus einem Langstreckenläufer wohl eher kein Gewichtheber werden.<br />
Begabungen sind aber eben nicht nur das Resultat des genetisch "Veranlagten", sie<br />
müssen<br />
6<br />
• entdeckt,<br />
• herausgefordert und<br />
• zielgerichtet entwickelt (eben "begabt") werden.<br />
Ausschlaggebend ist das Zusammenspiel innerer und äußerer Entwicklungsbedingungen.<br />
Ein guter Langstreckenläufer <strong>wird</strong> man durch die inneren Voraussetzungen und<br />
deren Weiterentwicklung. Für diese Weiterentwicklung tragen das Individuum selbst<br />
und das soziale System (Familie, Schule, ..., Gesellschaft) die Verantwortung.<br />
Aus dieser Sicht möchten wir <strong>für</strong> unsere Betrachtungen (ohne Anspruch auf Vollständigkeit<br />
und allumfassende Gültigkeit) folgende drei Begriffe unterscheiden:<br />
Anlage: genetisch ("biologisch") bedingte Handlungs- und Leistungsvoraussetzung<br />
Talent: auf der Basis vorhandener Anlagen weitgehend informell weiter entwickelte<br />
und konditionierte Handlungs- und Leistungsvoraussetzung<br />
Begabung: auf der Basis von Anlagen und Talenten zielgerichtet weiter entwickelte<br />
Handlungs- und Leistungsvoraussetzung