Berliner Kurier 12.12.2018
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IMMOBILIEN<br />
Der Wohnungs-Markt<br />
in Ihrem KURIER<br />
Neue Mangel-Rechtsprechung<br />
BERLINER KURIER, Mittwoch, 12. Dezember 2018<br />
Verflixt und zugeschimmelt!<br />
WerSchimmel<br />
in der Wohnung<br />
entdeckt,muss<br />
nicht in Panik<br />
ausbrechen.<br />
Für gesunde<br />
Menschen<br />
besteht kaum<br />
Gefahr,bei<br />
Allergikern<br />
schon.<br />
Foto: Imago<br />
Gericht stärkt Vermieter: Mieter können nicht mehr auf Sanierung klagen<br />
Bedingt durch immer bessere<br />
Dämmmaterialien und dichtere<br />
Fenster hat das Auftreten<br />
von Schimmel in Mietwohnungen<br />
stark zugenommen.<br />
Tritt in einer Wohnung<br />
tatsächlich Schimmel auf,<br />
kann ein Recht auf Mietminderung<br />
bestehen. Doch was<br />
ist, wenn der Schimmel noch<br />
gar nicht da ist, aber aufgrund<br />
der Bausubstanz bald in der<br />
Wohnungein Befall auftreten<br />
kann?<br />
Der Fall: Die betroffenen Wohnungen<br />
sind Eigentum einer<br />
größeren Immobiliengesellschaft<br />
und wurden zwischen<br />
1947 und 1978 gebaut. In den<br />
Mietwohnungen stellten Sachverständige<br />
eine Gefahr der<br />
Schimmelbildung aufgrund der<br />
Bauweise des Gebäudes fest.<br />
Wegen fehlender Dämmung der<br />
Außenwände entstünden Wärmebrücken.<br />
Schimmel wurde<br />
allerdings noch nicht festgestellt.<br />
Die Wohnungen wurden<br />
unter Beachtung der damals geltenden<br />
Bauvorschriften und<br />
technischen Normen errichtet.<br />
Die Mieter machten eine Mietminderung<br />
wegen der bestehenden<br />
Schimmelgefahr geltend<br />
und verlangten von der Immobiliengesellschaft<br />
einen Kostenvorschuss<br />
für die Anbringung<br />
einer Innendämmung.<br />
Das sagt die Rechtsprechung<br />
bisher: Damit Mieter das<br />
Recht haben, weniger Miete zu<br />
zahlen, muss die Wohnung einen<br />
Mangel aufweisen. Bei einer<br />
mit Schimmel befallenen<br />
Wohnung liegt ein solcher<br />
Mangel vor. Das ist unstrittig!<br />
Bisher schuldete der Vermieter<br />
aber immer den technischen<br />
Standard eines Objekts. Das<br />
Landgericht Lübeck ging in seiner<br />
Entscheidung nun aber viel<br />
weiter. Die Mietsache habe<br />
demnach den aktuellen technischen<br />
Standards zu entsprechen.<br />
Denn die Richter waren<br />
im konkreten Fall der Auffassung,<br />
dass bereits ein Mangel<br />
vorliegt, sobald die Gefahr für<br />
eine Schimmelpilzbildung besteht.<br />
Dem Mieter kann das Abwarten,<br />
bis die Wohnung von<br />
Schimmel befallen ist, jedoch<br />
nicht zugemutet werden.<br />
Das aktuelle Urteil: Der BGH<br />
hat jetzt die Rechtsauffassung<br />
des LG Lübeck verworfen. Wärmebrücken<br />
in den Außenwänden<br />
seien weiterhin nicht als<br />
Mangel der Mietwohnung anzusehen,<br />
wenn dieser Zustand mit<br />
den zum Zeitpunkt der Errichtung<br />
des Gebäudes geltenden<br />
Bauvorschriften in Einklang<br />
steht (Az.: VIII ZR 271/17 und<br />
VIII ZR 67/18). Ein Urteil, das<br />
Vermieter aufatmen lässt. Wäre<br />
der BGH der alten Rechtsauffassung<br />
gefolgt, hätte das bedeutet,<br />
dass Mieter von älteren Häusern<br />
zur Minderung berechtigt<br />
sind, sobald auch nur die Gefahr<br />
eines Mangels besteht. Ein solches<br />
Urteil hätte lautARAG Experten<br />
das Potenzial, eine Flut<br />
an Klagen auszulösen und im<br />
Ergebnis hätte das dazu geführt,<br />
dass Vermieter von Altbauten<br />
verpflichtet würden, ihre Häuser<br />
ständig auf den neuesten<br />
Stand der Technik zu bringen.<br />
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