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6. Jahrgang · Ausgabe 4/20<strong>18</strong><br />
Mensch & Mund<br />
Ganzheitliche ZahnMedizin für interessierte Patienten<br />
Bildquelle: wikipedia/Ryan McGuire<br />
Parodontitis:<br />
Ernähren Sie sich richtig?
Mensch & Mund<br />
Parodontitis<br />
Wie die richtige Ernährung die Behandlung<br />
unterstützen kann<br />
Bildquelle: Wikipedia/ Bengt Nyman<br />
Parodontitis ist weit verbreitet – umso wichtiger ist es, dass Betroffene alles dafür tun,<br />
damit ihre Therapie erfolgreich verläuft. Und wer keine Anzeichen von Parodontitis hat,<br />
sollte dafür sorgen, dass das auch so bleibt. In beiden Fällen spielt unsere Ernährung in<br />
mehrfacher Hinsicht eine wichtige Rolle.<br />
Parodontitis ist eine Volkskrankheit,<br />
denn knapp 53 % der Erwachsenen<br />
in Deutschland sind von einer mittelschweren<br />
Parodontitis betroffen,<br />
gut 20 % sogar von einer schweren Form<br />
der Parodontitis. Noch gravierender ist<br />
die Situation bei Menschen über 65: Hier<br />
leiden fast 40 % unter einer schweren Parodontitis.<br />
Ausgelöst wird die Parodontitis durch Bakterien,<br />
die sich vereinfacht gesagt vor allem<br />
im Zahnbelag ansammeln und dort zunehmend<br />
tiefe Zahnfleischtaschen hervorrufen,<br />
in denen sie sich immer weiter vermehren.<br />
Der Körper reagiert darauf mit einer Immunantwort,<br />
die ohne Behandlung zu einem<br />
Abbau des die Zähne haltenden Bindegewebes<br />
und sogar des Kieferknochens<br />
führt – bis hin zum Zahnverlust.<br />
Eine Therapie ist möglich und in den<br />
meisten Fällen auch erfolgreich – aber sie<br />
ist meist langwierig und zugegebenermaßen<br />
auch durchaus unangenehm für die<br />
betroffenen Patienten. Gleichzeitig verlangt<br />
sie ein hohes Maß an Bereitschaft,<br />
selbst seinen Beitrag zur Behandlung zu<br />
leisten. So ist eine extrem gute Mundhygiene<br />
mit täglicher Reinigung der Zahnzwischenräume<br />
die Voraussetzung für<br />
den Therapieerfolg.<br />
Es lohnt sich, weitere Mittel und Wege zu<br />
nutzen, um die Zeit, den Aufwand und<br />
die Anstrengung bei der Therapie zu reduzieren<br />
– und damit die Behandlung für<br />
den Patienten so angenehm wie möglich<br />
zu gestalten und dauerhaft eine entzündungsfreie<br />
Mundhöhle zu erhalten.<br />
So weisen zahlreiche Studienergebnisse<br />
darauf hin, dass auch der Ernährung<br />
eine wichtige Rolle bei der Begleitung der<br />
Parodontitis-Therapie und bereits bei der<br />
Vorbeugung zukommt.<br />
2 Systemische Orale Medizin · 6. Jahrgang 4/20<strong>18</strong>
Mensch & Mund<br />
Richtige Ernährung<br />
– aber wie?<br />
Eine Parodontitis-bewusste Ernährung<br />
unterscheidet sich nicht wesentlich von<br />
den Empfehlungen, die allgemein für<br />
eine gesunde Ernährung gegeben werden.<br />
So können wir uns im Interesse einer<br />
guten Mundgesundheit getrost auf<br />
die Ursprünge der menschlichen Ernährung<br />
besinnen. Damit ist nicht gemeint,<br />
jetzt dem Trend der Paläoernährung hinterherzulaufen<br />
und zu essen wie in der<br />
Steinzeit. Wohl aber heißt das: Natürlich<br />
erzeugte, wenig verarbeitete, vitalstoffreiche<br />
Kost – idealerweise bio und aus der<br />
Region – ist immer besser als industriell<br />
verarbeitete Fertiggerichte oder Fast<br />
Food.<br />
Wertvolle<br />
Mikronährstoffe<br />
und wo man sie<br />
findet<br />
Diese und die folgenden Tabellen listen<br />
Lebensmittel auf, die besonders<br />
viel der Mikronährstoffe enthalten,<br />
die für die parodontale Gesundheit so<br />
wichtig sind.<br />
Vitamin C:<br />
frischer Fenchel<br />
Sanddorn<br />
Johannisbeeren<br />
Petersilie<br />
frische Brennesseln<br />
frische Paprika<br />
Kiwis<br />
Broccoli<br />
Acerola<br />
Papaya<br />
Grapefruit<br />
Orangen<br />
Zitronen<br />
So kann man wissenschaftlich fundiert<br />
beobachten, dass eine Ernährungsweise<br />
mit vielen einfachen Kohlenhydraten wie<br />
Zucker (Soft Drinks!), gesättigten Fettsäuren<br />
oder gar gehärteten Transfetten<br />
(z. B. Pommes, Frittiertes, fettes Fleisch,<br />
Hamburger, Fertigpizza u. v. m.) mit erhöhten<br />
Entzündungswerten im Blut einhergeht<br />
– was neben zahlreichen anderen<br />
allgemeingesundheitlichen Risiken und<br />
Problemen auch das Entstehen und vor<br />
allem einen schwereren Verlauf einer Parodontitis<br />
begünstigt.<br />
Die genannten Risiko-Lebensmittel sollte<br />
man also tunlichst meiden oder zumindest<br />
so wenig davon zu sich nehmen wie<br />
möglich. Stattdessen sollte man besonders<br />
auf die ausreichende Aufnahme von<br />
Vitamin C, Calcium, Vitamin D und den<br />
wertvollen Omega-3-Fettsäuren über die<br />
Nahrung achten, die allesamt die parodontale<br />
Gesundheit positiv beeinflussen.<br />
Vitamin C<br />
Gerade im Zusammenhang mit Entzündungen<br />
ist Vitamin C im allgemeinen<br />
Bewusstsein – vor allem, wenn es darum<br />
geht, Erkältungen vorzubeugen. Aber<br />
auch bei anderen entzündlichen Erkrankungen<br />
setzen manche Therapien auf Vitamin<br />
C.<br />
Tatsächlich kann die vermehrte Aufnahme<br />
von Vitamin C entzündliche Reaktionen<br />
im Körper im Interesse der Heilung<br />
positiv beeinflussen. Außerdem hat Vitamin<br />
C einen guten Einfluss auf die Kollagensynthese<br />
– und Kollagen ist wichtig,<br />
damit das Zahnbindegewebe seine Haltefunktion<br />
ausüben kann. Damit kann<br />
Mundgesund<br />
mit Ölziehen<br />
Als gute unterstützende Maßnahme<br />
zur Mundgesundheit bewährt sich<br />
das Ölziehen. Diese Methode ist in der<br />
ayurvedischen Medizin schon lange<br />
bekannt und wird bei uns neuerdings<br />
wieder entdeckt. Besonders in Verbindung<br />
mit ätherischen Ölen unterstützt<br />
regelmäßiges morgendliches<br />
Ölziehen die Mundgesundheit. Lesen<br />
Sie dazu unseren ausführlichen Artikel<br />
in „Mensch & Mund“, Ausgabe 2/20<strong>18</strong>.<br />
Tabelle 1: Vitamin C-Gehalte (mg pro 100 g) in ausgewählten Nahrungsmitteln<br />
(Quelle: Henrike Staudte)<br />
Obst Gemüse Wildkräuter<br />
Acerolasaft<br />
Johannisbeeren<br />
Sanddornsaft<br />
Kiwi<br />
Papaya<br />
Orange<br />
Grapefruit<br />
1030<br />
<strong>18</strong>9<br />
266<br />
100<br />
82<br />
50<br />
44<br />
Paprika (roh)<br />
Fenchel (roh)<br />
Broccoli (gegart)<br />
Rosenkohl (gegart)<br />
Grünkohl (gegart)<br />
Sauerkraut<br />
Kartoffel gegart<br />
Vitamin C in zweifacher Hinsicht eine<br />
Parodontitis-Therapie sinnvoll begleiten.<br />
Nun haben wir zwar das ganze Jahr über<br />
Obst und Gemüse reichlich verfügbar<br />
– aber man muss es auch frisch zu sich<br />
nehmen.<br />
Abgesehen von Zitrusfrüchten, die in<br />
Deutschland bekanntermaßen nicht gut<br />
gedeihen, ist saisonales Gemüse immer<br />
zu bevorzugen. Im Dezember also lieber<br />
Äpfel von heimischen Streuobstwiesen<br />
essen als solche von Plantagen am anderen<br />
Ende der Welt; im Februar lieber<br />
Weiß- oder Grünkohl aus heimischem<br />
Anbau als aus Afrika eingeflogene Erdbeeren.<br />
Überhaupt gilt bei Vitamin C wie auch<br />
bei den anderen Mikro-Nährstoffen: Die<br />
Aufnahme aus Nahrungsergänzungsmitteln<br />
ist besser als nichts, aber am besten<br />
sind frische Nahrungsmittel. Sie enthalten<br />
die Vitamine zusammen mit einer<br />
reichen Vielfalt weiterer Stoffe, die die gewünschten<br />
positiven Effekte offensichtlich<br />
begünstigen (Tab. 1).<br />
140<br />
93<br />
61<br />
47<br />
42<br />
20<br />
12<br />
Petersilie<br />
Brennessel<br />
Giersch<br />
Knoblauchrauke<br />
Dill<br />
Kresse<br />
Löwenzahn<br />
166<br />
138<br />
124<br />
92<br />
70<br />
59<br />
49<br />
Systemische Orale Medizin · 6. Jahrgang 4/20<strong>18</strong> 3
Mensch & Mund<br />
Calcium<br />
ist vor allem enthalten in:<br />
Hirse<br />
Mandeln<br />
Sesam<br />
Grünkohl<br />
Broccoli<br />
Sauermilchprodukten (Joghurt,<br />
Kefir)<br />
Parmesan, Emmentaler<br />
Amaranth<br />
Quinoa<br />
Folsäure<br />
ist vor allem enthalten in:<br />
grünen Blattsalaten<br />
grünen Bohnen<br />
Hülsenfrüchten<br />
Sojasprossen<br />
Rinderleber<br />
Nüssen<br />
Eiern<br />
Omega-3-<br />
Fettsäuren<br />
sind vor allem enthalten in:<br />
Walnussöl<br />
Leinöl<br />
Hanföl<br />
Rapsöl<br />
Algen, Algenöl<br />
Garnelen, Krill<br />
Lachs<br />
Hering<br />
Makrelen<br />
Calcium und Vitamin D<br />
Calcium erfüllt als essenzielles Mineral<br />
für die orale Gesundheit gleich mehrere<br />
Funktionen. Einerseits ist es Bestandteil<br />
der Zahnhart- und Knochensubstanz,<br />
andererseits fungiert es als Co-Faktor im<br />
Immunsystem und bei der Muskel- und<br />
Nervenfunktion.<br />
Eine umfangreiche epidemiologische<br />
Studie zeigt, dass eine tägliche Kalziumzufuhr<br />
unter 500 mg das parodontale<br />
Erkrankungsrisiko erhöht. Hierzulande<br />
liegt die Zufuhrempfehlung aktuell bei<br />
1000 mg pro Tag.<br />
Im Zusammenspiel mit Vitamin D beeinflusst<br />
Calcium den Knochenstoffwechsel,<br />
insbesondere auch des Kieferknochens.<br />
Dieser scheint besonders sensibel auf ein<br />
Ungleichgewicht zwischen Mineralisierungs-<br />
und Demineralisierungsprozessen<br />
zu reagieren – insofern ist Parodontitis<br />
oft auch eine Begleiterscheinung von<br />
Osteoporose.<br />
Um dem zu begegnen, empfiehlt sich<br />
eine Optimierung der Calcium- und<br />
Vitamin D-Zufuhr über geeignete Nahrungsmittel,<br />
wie zum Beispiel Milchprodukte,<br />
grünes Gemüse (Broccoli, Grünkohl,<br />
Fenchel), Körnerfrüchte und Nüsse<br />
(Amaranth, Sesam, Mandeln).<br />
Folsäure<br />
Folsäure ist ein wasserlösliches Vitamin,<br />
das dem B-Komplex zugeordnet wird.<br />
Die Zufuhrempfehlung von 400 µg pro<br />
Tag wird oft nicht erreicht. Dabei lohnt es<br />
sich hier, besonders genau hinzuschauen:<br />
In einem Vergleich zeigte sich, dass Parodontitispatienten<br />
über ihre tägliche Ernährung<br />
signifikant weniger Folsäure als<br />
gesunde Personen aufnehmen.<br />
Übrigens führen auch Zahnfleischentzündungen<br />
während der Schwangerschaft<br />
zu erhöhtem Folsäurebedarf. Weil<br />
Folsäure als Co-Faktor bei der DNA-Synthese<br />
fungiert, hängt eine normale Zellteilung<br />
und die Bildung von neuem Gewebe<br />
wesentlich von der Verfügbarkeit<br />
von Folsäure ab. Im Zusammenhang zur<br />
Parodontitis zeigte eine Untersuchung,<br />
dass durch Zugabe von B-Vitaminen inkl.<br />
Folsäure eine bessere Wundheilung nach<br />
einem chirurgischen Eingriff am Parodont<br />
erzielt werden konnte.<br />
Omega-3-Fettsäuren<br />
Im komplexen Zusammenspiel des Parodontitis-Geschehens<br />
im Mundraum<br />
sind speziell die Omega-3-Fettsäuren<br />
(α-Linolensäure, EPA, DHA) an der Bildung<br />
von Stoffen beteiligt, die gegen<br />
Entzündungen agieren, Immunzellen anziehen<br />
und dem Abbau von Knochengewebe<br />
entgegenwirken.<br />
Zwar sind die Effekte einer therapeutischen<br />
Verabreichung von Omega-<br />
3-Fettsäuren an Parodontitispatienten<br />
bisher noch relativ uneinheitlich, aber die<br />
kombinierte Verabreichung mit Aspirin<br />
erscheint erfolgversprechend. In einer<br />
klinischen Studie führte die Gabe von<br />
Omega-3-Fettsäuren (Fischöl mit 900 mg<br />
EPA und DHA) und 81 mg Aspirin nach<br />
sechs Monaten zu einer deutlichen Reduktion<br />
der Taschentiefe und des Attachmentverlusts<br />
bei Parodontitispatienten.<br />
Es empfiehlt sich also, neben dem Verzehr<br />
der im Kasten genannten Fischarten<br />
vor allem Margarine oder Butter<br />
durch Omega-3-reiche Öle zu ersetzen<br />
(s. Abb. 1 u. 2)<br />
4 Systemische Orale Medizin · 6. Jahrgang 4/20<strong>18</strong>
Mensch & Mund<br />
Ább. 1: Auswahl an Pflanzenölen, die reich an der Omega-<br />
3-Fettsäure α-Linolensäure sind (Quelle: Henrike Staudte)<br />
Abb. 2: Auswahl an Ölen und Fetten, die reich an den Omega-<br />
3-Fettsäuren EPA und DHA sind (Quelle: Henrike Staudte)<br />
Immer das Ganze im Blick<br />
behalten<br />
Ein Hinweis sei gestattet: Wie immer ist<br />
der Blick aufs Ganze mehr als die Summe<br />
seiner Teile. Will sagen: Bitte besprechen<br />
Sie diese und weitere Ernährungsthemen<br />
auch mit Ihrer Zahnärztin oder Ihrem<br />
Zahnarzt.<br />
Gerade das für die Patienten oft so<br />
schwierige Thema der Parodontitis verlangt<br />
nach gründlicher und umfassender<br />
Beratung. Die Gesamtsituation Ihrer Gesundheit<br />
ist entscheidend für die wirksame<br />
Aufnahme der wichtigen Ernährungsbestandteile.<br />
Auch Faktoren wie<br />
Rauchen, Alkoholkonsum, Stress oder<br />
andere emotionale Belastungen sind zu<br />
berücksichtigen.<br />
Ausgewogenheit<br />
dient der Gesundheit<br />
Außerdem gilt es, Extreme zu vermeiden.<br />
Denn es wäre fahrlässig, wenn durch<br />
eine einseitige Ernährungsumstellung<br />
plötzlich Defizite an anderer Stelle aufträten.<br />
Ein Beispiel: Wer plötzlich bei<br />
jeder Mahlzeit Grapefruit isst, weil sie<br />
so viel Vitamin C enthalten, und sich danach<br />
sofort die Zähne gründlich putzt,<br />
riskiert Säureschäden am Zahnschmelz.<br />
Auch sollten Sie besprechen, wenn Sie<br />
bestimmte Nahrungsmittel nicht mögen,<br />
nicht vertragen oder nicht richtig kauen<br />
können: Es lassen sich fast immer Alternativen<br />
finden.<br />
Und wie gesagt: Die Empfehlungen für<br />
eine Parodontitis-bewusste Ernährung<br />
gelten uneingeschränkt auch als Tipps für<br />
eine Ernährung, die die Gesamtgesundheit<br />
des Körpers unterstützt.<br />
In diesem Sinne: Guten Appetit, und bleiben<br />
Sie gesund!<br />
Ludwig Fiebig<br />
Die Internationale Gesellschaft für Ganzheitliche<br />
ZahnMedizin (GZM) fördert die<br />
Kooperation zwischen Zahn-Medizin und<br />
Medizin und setzt sich stark für die Realisierung<br />
regionaler Netzwerke ein. Dazu<br />
organisiert und veranstaltet die GZM regelmäßig<br />
internationale Symposien und<br />
Kongresse.<br />
Die GZM fördert intensiv die Erforschung<br />
ergänzender Diagnose- und<br />
Therapiekonzepte und arbeitet aktiv<br />
daran mit.<br />
GZM – Sicherheit durch gezielte<br />
Qualitätsorientierung<br />
Qualifizierte Mitglieder der GZM haben<br />
eine umfangreiche Weiterbildung in<br />
verschiedenen Diagnose- und Therapieverfahren<br />
absolviert und sich einer<br />
Prüfung unterzogen.<br />
Eine Liste der qualifizierten GZM-Mitglieder<br />
nach PLZ-Bereichen finden Sie im Internet<br />
unter: www.gzm.org<br />
Wenn Sie 2,80 € in Briefmarken an die<br />
Geschäftsstelle schicken, erhalten Sie<br />
die Liste gerne auch per Post zugesandt.<br />
Dort sind auch weitere Broschüren zu<br />
verschiedenen Themen sowie Infopakete<br />
erhältlich.<br />
Bitte schreiben Sie an:<br />
Internationale Gesellschaft für<br />
Ganzheitliche ZahnMedizin e. V.<br />
Kloppenheimer Str. 10<br />
68239 Mannheim<br />
Tel.: +49 (0)621 48179730<br />
Fax: +49 (0)621 473949<br />
E-Mail: gzm@gzm.org<br />
www.gzm.org<br />
Systemische Orale Medizin · 6. Jahrgang 4/20<strong>18</strong> 5
Mensch & Mund<br />
Schmerz und Schein<br />
Bildquelle: Wikipedia/Sasha Wolff f<br />
Operationen spülen zwar Geld in die Kassen der Krankenhäuser, Patienten mit chronischen<br />
Schmerzen ist damit jedoch nur selten geholfen. Zu diesem Schluss kommt Prof. Dr. Karin<br />
Meißner von der Hochschule Coburg im Rahmen ihrer neuesten Forschungsarbeit.<br />
Zwei Patienten werden in den OP<br />
gebracht. Beide haben chronische,<br />
also andauernde Schmerzen im<br />
Knie. Gerade bespricht der Arzt<br />
noch mit dem anwesenden medizinischen<br />
Personal das weitere Vorgehen.<br />
Dann zeigt die Narkose Wirkung und<br />
das Skalpell wird angesetzt. Später im<br />
Aufwachraum kommen beide Patienten<br />
wieder zu sich. In ein paar Tagen werden<br />
sie feststellen, dass sich ihre Beschwerden<br />
verbessert haben. Doch es gibt einen Unterschied:<br />
Die eine Person wurde tatsächlich<br />
operiert, die andere nicht.<br />
Die Besserungen nach einer solchen<br />
Schein-Operation sind mit dem Phänomen<br />
des Placebo-Effekts zu vergleichen.<br />
Dabei wird dem Patienten ein Medikament<br />
verabreicht, das eigentlich gar keinen<br />
Arzneistoff enthält. Dennoch fühlt<br />
sich der Erkrankte im Anschluss oft besser,<br />
weil er schlichtweg an die heilende<br />
Wirkung der Medizin glaubt. Genauso<br />
verhält es sich auch hier: Menschen versprechen<br />
sich von einer Operation in der<br />
Regel einen großen Erfolg. Diese positive<br />
Erwartungshaltung kann dazu führen,<br />
dass sich dieser Erfolg tatsächlich einstellt<br />
– auch wenn in Wahrheit gar nicht<br />
operiert wurde. „Solche Placebo-Effekte<br />
sind keine Einbildung, sondern gehen<br />
mit der Ausschüttung von Botenstoffen<br />
im Gehirn einher“, erklärt Prof. Dr. Karin<br />
Meißner. Die studierte Humanmedizinerin<br />
leitet an der Hochschule Coburg den<br />
Master-Studiengang „Gesundheitsförderung“.<br />
In ihrer neuesten Forschungsarbeit<br />
verglich sie gemeinsam mit einem<br />
internationalen Expertenteam die Ergebnisse<br />
verschiedener vorangegangener<br />
Wirksamkeitsstudien, in denen Operationen<br />
gegen Schein-Operationen getestet<br />
wurden.<br />
An den Studien waren insgesamt 2000<br />
Patienten mit unterschiedlichen chronischen<br />
Schmerzen – von Knieschmerzen,<br />
über Rückenprobleme bis hin zu Migräneattacken<br />
– beteiligt. Über die gesamte<br />
Studienlaufzeit sollten sie in Fragebögen<br />
einschätzen, wie stark ihre Symptome<br />
sind und wie sehr sie das tägliche Leben<br />
einschränken. Dabei wusste keiner der<br />
Teilnehmenden, ob er zur Gruppe der<br />
tatsächlich Operierten oder zur Kontrollgruppe<br />
gehörte. Dennoch ähnelten sich<br />
ihre Angaben zum Schmerzempfinden.<br />
„Demnach profitieren die Patienten von<br />
einer tatsächlichen Operation bei chronischen<br />
Schmerzen nicht mehr oder<br />
weniger im direkten Vergleich zu einer<br />
Schein-OP“, schlussfolgert Professorin<br />
Meißner.<br />
Ob damit der Griff zum Skalpell immer<br />
die richtige Wahl ist, stellt das Ergebnis<br />
von Meißner und ihren Kollegen und<br />
Kolleginnen zumindest infrage. Denn<br />
auch wenn Operationen die Symptome<br />
vorübergehend lindern können, bergen<br />
sie stets gewisse Risiken. So rät Professorin<br />
Meißner: „Eine Operation kann<br />
chronische Schmerzen in der Regel nicht<br />
beheben. Vielmehr ist eine ganzheitliche<br />
Betrachtung des Patienten in seinem<br />
privaten und beruflichen Umfeld notwendig,<br />
um die besten Therapieansätze<br />
zu finden. Diese können zum Beispiel<br />
Gespräche, Entspannungstechniken und<br />
Bewegungsförderung beinhalten und<br />
werden üblicherweise von ausgewiesenen<br />
Schmerztherapeuten zusammengestellt.“<br />
Die systematische Übersichtsarbeit von<br />
Prof. Dr. Meißner und ihren Kollegen<br />
und Kolleginnen wurde in der wissenschaftlichen<br />
Fachzeitschrift „Pain Medicine“<br />
international veröffentlicht.<br />
Quelle: idw<br />
6 Systemische Orale Medizin · 6. Jahrgang 4/20<strong>18</strong>
Mensch & Mund<br />
Andrea Freund, Lucia Schmidt<br />
Leber an Milz<br />
Wie wir lernen,<br />
auf die geheimen Signale<br />
unserer Organe zu hören<br />
262 Seiten<br />
Ecowin Verlag<br />
ISBN-13 9783711001658<br />
Wozu brauche ich eigentlich<br />
mein Steißbein – so fängt die<br />
Geschichte an, die die beiden<br />
Autorinnen zu diesem Buch<br />
inspiriert haben. Sie zeigen einen humorvollen<br />
Blick auf unseren Körper mit<br />
neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen<br />
und mit Wissen aus Naturheilverfahren,<br />
traditioneller chinesischer Medizin<br />
(TCM) und Ayurveda.<br />
Geschichten über unsere unbeachteten<br />
Organe eröffnen neue Blickwinkel.<br />
Wussten Sie, dass am Bauchnabel das<br />
ganze Fasziennetz des Körpers wie an<br />
einer Öse aufgehängt ist? Oder dass die<br />
Kniescheibe bei jedem Menschen völlig<br />
individuell ausgeformt ist? Oder dass die<br />
Milz vielfältige Aufgaben im Blutsystem<br />
und im Immunsystem hat oder der Musikantenknochen<br />
am Ellenbogen eigentlich<br />
ein oberflächlich liegender Nerv ist?<br />
Ebenso sind der Blinddarm und die Nasennebenhöhlen<br />
vielschichtiger und<br />
wichtiger als wir im Alltag oftmals glauben.<br />
Es gibt Organe und Körperteile,<br />
die scheinbar nur dazu da sind, uns zu<br />
nerven. Weil die Natur den Menschen<br />
aber klug konstruiert hat, haben auch<br />
Blinddarm, Steißbein und Fingernägel<br />
wichtige Funktionen. Das Buch liest sich<br />
wunderbar. In kurzen Abschnitten wird<br />
uns lustig, spannend und unterhaltsam<br />
ein neuer ganzheitlicher Blick auf unseren<br />
Körper gezeigt, der im Abschnitt von<br />
Ötzi bis Epigenetik den Abschluss findet.<br />
Bei mir wird es als Weihnachtsgeschenk<br />
unbedingt eingesetzt werden. Es ist absolut<br />
empfehlenswert für die ganze Familie.<br />
Christine Albinger-Voigt<br />
Systemische Orale Medizin · 6. Jahrgang 4/20<strong>18</strong> 7
Mensch & Mund<br />
seit <strong>18</strong>92<br />
BIOLOGISCHE<br />
PARODONTITIS-<br />
THERAPIE<br />
für zuhause<br />
Hoffmann´s Gingiva Fit für die häusliche Anwendung ist ein Zahnfleischgel<br />
auf natürlicher Basis für eine sanfte Parodontitistherapie.<br />
Gingiva Fit besteht aus Olivenöl, Rizinusöl und aktivem Sauerstoff.<br />
Es hilft die schädlichen Bakterien zu reduzieren und die Mundflora<br />
in ihr natürliches Gleichgewicht zu überführen.<br />
www.gingivafit.de<br />
Für werdende<br />
Mütter und<br />
Kinder geeignet