Stadt-Anzeiger 645
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Seite 8<br />
I.H.G. -<br />
In Horn gemeinsam e.V.<br />
Liebe Horn-Bad Meinberger,<br />
auch 2018 haben wir wieder mit Hilfe vieler<br />
ehrenamtlicher Helfer und Sponsoren und<br />
der <strong>Stadt</strong> Horn-Bad Meinberg eine ganze<br />
Reihe besonderer Veranstaltungen umgesetzt.<br />
Hier sind die Termine für Veranstaltungen 2019:<br />
Frühlingsfest mit Gewerbeschau "Heimspiel":<br />
14. April 2019 mit<br />
VERKAUFSOFFENEM SONNTAG<br />
Lange Kulturnacht: 5. Juli 2019<br />
Hörnchenfest: 29. September 2019<br />
mit VERKAUFSOFFENEM SONNTAG<br />
Kläschen mit Bardentreffen mit mittelalterlichem<br />
Burgmarkt vom 8. - 10. November 2019<br />
VERKAUFSOFFENER SONNTAG<br />
Für alle diese Aufgaben, die zur Attraktivität<br />
Horns beitragen. brauchen wir Ihre Unterstützung.<br />
Wenn Sie uns bei diesen Aufgaben<br />
ehrenamtlich unterstützen wollen oder wenn<br />
Sie als Sponsor Geld geben wollen, wenden<br />
Sie sich bitte an Herrn Runte, Tel. 05234-5095.<br />
Gemeinsam für ein<br />
attraktivesHorn.<br />
IN<br />
ORN<br />
e.V.<br />
EMEINSAM<br />
H<br />
G<br />
Kampstraße 10 - 32805 Horn-Bad Meinberg<br />
Tel. 05234-5095 oder 2028-10<br />
Email: info@bardensprung.de<br />
Internet: www.bardensprung.de<br />
Facebook: In Horn Gemeinsam<br />
Inschriften zeugen von der Frömmigkeit der<br />
früheren Bewohner.<br />
Kotzenbergscher Hof: Restauratorin gab einen Einblick in ihre Erkenntnisse und Entdeckungen<br />
Ein Schatz mit Geschichte<br />
Wie ein Buch mit vielen Rätseln stellt sich der ehemalige Kotzenbergsche<br />
Hof am Marktplatz für Restauratoren dar. Antje Döring<br />
ist Diplom-Restauratorin und nahm das Innen- und Außenleben<br />
des „stadtbildprägenden“ Baus genau unter die Lupe. Dem Ausschuss<br />
für Verkehrsinfrastruktur und Sanierung offenbarte sie<br />
etliche „Schätze“ des Gebäudes, das in den nächsten Jahren als<br />
Bürgerzentrum umgebaut werden soll. „Wenn man alle Erkenntnisse<br />
aus der Bau- und Besitzergeschichte, der Bauforschung, der<br />
restauratorischen Sondierung, etc. zusammenfassen würde, dann<br />
könnte man ein Buch schreiben, das mindestens genauso umfangreich<br />
ist, wie das über die <strong>Stadt</strong>geschichte“. Die <strong>Stadt</strong>geschichte<br />
Horn hat übrigens 624 Seiten. „Daran kann man sehen, was für<br />
einen Schatz sie hier in Horn haben“, sagte sie.<br />
Die früheren<br />
Eigentümer<br />
Das Gebäude erzählt also von einer<br />
langen und sehr ereignisreichen<br />
Geschichte: die als Sitz der Familie<br />
Kotzenberg – über mehrere Generationen,<br />
die der langen Nutzung<br />
als Gasthaus und Hotel unter den<br />
Namen „Teutoburger Hof“ und „Hotel<br />
Vialon“ sowie die als Wohnhaus<br />
verschiedener anderer Bewohner, wie<br />
z.B. dem Bürgermeister Neubourg<br />
oder dem Kaufmann Salomon Blank.<br />
Im Hinblick auf die baulichen Veränderungen<br />
sind zwar zum Teil gravierende<br />
statische und bauphysikalische<br />
Fehler einzuräumen, doch zeugen die<br />
erhaltenen Raumgestaltungen und<br />
die Bauzier von einem sehr hohen<br />
Qualitäts- und Repräsentationsbewusstsein.<br />
Sensibel für die<br />
Geschichte<br />
Es wird einen Kompromiss geben<br />
zwischen Erhalt der Substanz<br />
und Nutzung des Denkmals, sagte<br />
Bauamtsleiter Martin Heim. Die<br />
Architekten, die sich im Rahmen des<br />
gerade angelaufenen Architektenwettbewerbs<br />
mit der Gestaltung des<br />
neuen Bürgerzentrums beschäftigen,<br />
sollen sensibel mit der Geschichte<br />
des Hauses umgehen. Die Nutzung<br />
des Kotzenbergschen Hofes dürfe<br />
nicht daran scheitern, dass Tapeten<br />
vor Ort erhalten werden, sagte<br />
Heim. Deshalb sitzt das Amt für<br />
Denkmalpflege mit am Tisch, wenn<br />
über die Vorschläge der Architekten<br />
beraten werde. Für diese Planungen<br />
ist das vom Büro x:traplan erstellte<br />
Aufmaß wichtig. Niels Döring vom<br />
Planungsbüro gab Einblicke in ein<br />
3-D-Modell, das mit Hilfe eines sogenannten<br />
Punktwolken-Laserscanner<br />
und aufwändiger Nachbearbeitung<br />
am Computer erstellt wurde. „Das<br />
digitale Gebäudemodell haben alle<br />
Teilnehmer des Architektenwettbewerbes<br />
bekommen“, sagte Niels Döring.<br />
Eine Herausforderung kommt<br />
auf die Planer zu: Es soll barrierefrei<br />
sein. Die Planer ermittelten in dem<br />
Gebäude allerdings 20 bis 30 verschiedene<br />
Höhenniveaus.<br />
Schatz mit Schäden<br />
Vorab die schlechten Nachrichten.<br />
Der „Schatz“ hat gelitten. Bereits<br />
beim Hotelumbau 1887 ist viel<br />
Historisches verlorengegangen.<br />
Bei Vorarbeiten zur Sanierung vor<br />
einigen Jahren wurden durch Ronald<br />
Kotzenberg große Teile der<br />
Holzdecke (20. Jh.) im Saal ohne<br />
Genehmigung des Denkmalamtes<br />
herausgerissen und damit historische<br />
Substanz zerstört. In früheren Sanierungsphasen<br />
erfolgten unsachgemäß<br />
Das Haus wurde immer wieder umgebaut und<br />
vergrößert.<br />
ausgeführte Steinergänzungen. Auf<br />
der Fassade befindet sich ein sehr fester<br />
und dickschichtiger Zementputz,<br />
der im Zusammenspiel mit dem zu<br />
dichten Dispersionsanstrich negative<br />
Auswirkungen auf die Bausubstanz<br />
hat. Zum Beispiel zerstören die<br />
aus dem Zementputz stammenden<br />
Salze in Verbindung mit Wasser die<br />
Sandsteine des Mauerwerks. In der<br />
Küche wurde ein Befall festgestellt.<br />
Ob es sich „nur“ um Pilze oder gar um<br />
den Echten Hausschwamm handelt,<br />
sollen jetzt Experten klären.<br />
Spuren einer<br />
400-jährigen Geschichte<br />
Dann zeigte die Restauratorin<br />
Entdeckungen, die sie zum Teil mit<br />
dem Hubsteiger gemacht hat. Bekannt<br />
ist das Eingangsportal auf der<br />
Westfassade (Marktplatz) mit seiner<br />
frühbarocken Knorpel- und Ohrmuschelornamentik.<br />
Die ältesten und<br />
sehr kunstvolle Elemente sind an der<br />
sogenannten Utlucht mit Wappenfries<br />
zu finden. Sie sind vermutlich<br />
in die Zeit der ersten Bauphase (um<br />
1616) nach Erwerb durch die frühesten<br />
bekannten Besitzer einzuordnen.<br />
Die Wappentafeln mit Kartuschen<br />
sowie Roll- und Beschlagwerkornamentik<br />
sind Zierelemente der<br />
Renaissance. Genauer hinschauen<br />
muss man bei den Ecksäulen der<br />
Utlucht. Sie könnten die Gesichter<br />
des Johann Hermann Kotzenberg und<br />
seiner ersten Gemahlin Margarete<br />
von Exter zeigen. Die Südfassade<br />
neben dem 2010 abgerissenen Ostflügel<br />
zeige eine andere Baustilistik,<br />
so Antje Döring. Ein Teil der Fenster<br />
des Westflügels könnte noch aus 1616<br />
oder 1679/1681 stammen. Im Inneren<br />
Antje Döring ist Diplom-Restauratorin aus Detmold und u.a. auf Architektur-<br />
und Raumfassungen, Wandmalerei, gefasste Skulpturen, Altäre,<br />
Tafelgemälde, Vergoldungen, Versilberungen, Farbkonzepte, Farb- und<br />
Materialberatung, Farbfassungen und Malerei spezialisiert. Für die<br />
<strong>Stadt</strong> Horn-Bad Meinberg untersuchte sie das Gebäude. Foto: privat<br />
fiel ihr u.a. ein Taustab-Balken auf. Er<br />
gehört wohl zu den ältesten Balken<br />
und könnte noch aus dem Vorgängerbau<br />
bzw. aus der 1. Bauphase<br />
(1616) stammen. Ursprünglich war<br />
er in Oxidrot gefasst und beschnitzt.<br />
Daneben gibt es seltene Schwarzfassungen<br />
auf Putz, Lehm- und<br />
Kalkputze mit Tierhaaren und farbige<br />
historische Raumgestaltungen. Reste<br />
eines historischen Steinplattenbelags<br />
markieren das ursprüngliche Bodenniveau<br />
und könnten durch ein Glassichtfenster<br />
im Fußboden nach der<br />
Renovierung und Sanierung sichtbar<br />
gemacht werden. Das berühmte<br />
Jagdzimmer ist wohl mindestens drei<br />
Mal in der Geschichte des Hauses<br />
umgezogen, wie Fotos belegen. Vor<br />
allem im ersten Obergeschoss fand<br />
Antje Döring Fragmente historischer<br />
Tapeten. Insgesamt zählte sie ca. 60<br />
verschiedene Tapeten, darunter wertvolle<br />
Bordüren auf Textilgewebe.<br />
Im großen Saal war unter der Kassettendecke<br />
eine noch ältere Decke<br />
mit Schablonenmalereien.<br />
Sinnsprüche zuhauf<br />
Dieses Gebäude hat Menschen zu<br />
allen Zeiten zu denken gegeben.<br />
Und sie hinterließen Inschriften als<br />
Zeichen tiefer Frömmigkeit. Am<br />
Eingangsportal ist auf lateinisch der<br />
Psalm 121.2 zu lesen: „Meine Hilfe<br />
Einzelne Balken könnten noch aus der Gründungszeit<br />
des Gebäudes stammen.<br />
Blick auf den Kotzenbergschen Hof aus dem Ratssaal. Das Haus erzählt viele Geschichten. Foto: M. Hütte<br />
kommt vom Herrn, der Himmel und<br />
Erde erschaffen hat.“ Auf einem<br />
Kamin im Erdgeschoss steht neben<br />
einem Relief mit Lorbeerzweigen<br />
und Familienwappen der Kotzenbergs<br />
die Inschrift: „Alles erringst Du<br />
fürwahr durch beharrliches Mühen,<br />
und nichts ist dem unerreichbar, der<br />
treu bleibt beim begonnenen Werk.“<br />
Links des Wappens am Kaminsturz<br />
steht: „Es ist der Beweis für einen<br />
wahrhaft bedeutenden Geist, wenn<br />
einer sich aus Liebe zur Tüchtigkeit<br />
aus seinem Vaterland fortziehen<br />
lässt.“ Rechts neben dem Wappen<br />
steht: „Gegenwärtiges Glück genießt<br />
nur wahrhaft der, der sich vergangener<br />
Widrigkeiten entsinnt.“<br />
Was bringt die Zukunft?<br />
Man darf gespannt sein auf die<br />
Lösungen der 15 Architekturbüros<br />
aus ganz Deutschland: am 28. Februar<br />
2019 beurteilt das Preisgericht,<br />
wie gut die Teilnehmer das vorgesehene<br />
Raumprogramm (Rats- und<br />
Veranstaltungssaal, Standesamt,<br />
Bürgerberatung, Integrationscafé,<br />
Ehrenamtsbüro und <strong>Stadt</strong>werke-<br />
Servicepoint) in das historische<br />
Gebäude integrieren. Die Arbeiten<br />
werden im Anschluss an die Prämierung<br />
der Öffentlichkeit präsentiert.<br />
Text: Manfred Hütte,<br />
Ergänzungen von Antje Döring