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Leseprobe: Bis zur totalen Erschöpfung - Coming Soon

Von Christoph Polder - In 6 Schritten aus dem Burnout. Nach dem bereits vor der Veröffentlichung dieses Buches mehrere Klagen bei mir eingingen, war ich gezwungen dieses „heiße Werk“ komplett neu zu schreiben. Doch in wenigen Monaten schon wird auch dieser Ratgeber im Handel erhältlich sein.

Von Christoph Polder - In 6 Schritten aus dem Burnout. Nach dem bereits vor der Veröffentlichung dieses Buches mehrere Klagen bei mir eingingen, war ich gezwungen dieses „heiße Werk“ komplett neu zu schreiben.

Doch in wenigen Monaten schon wird auch dieser Ratgeber im Handel erhältlich sein.

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Wenn der Berufsverkehr zum Indikator<br />

von Zorn wird<br />

Wenn ich mal nicht in irgendwelchen<br />

Hotels in irgendwelchen Ländern war, fuhr<br />

ich morgens durch den dichtesten<br />

Berufsverkehr Berlins. Für nur 13km,<br />

benötigte eine gute Stunde. Genervt kam<br />

ich ins Büro und begrüßte die Kollegen<br />

nicht mit einem fröhlichen „guten<br />

Morgeeeen!“ sondern mit einem finster<br />

drein blickenden Gesicht und einem<br />

gegrummelten „Morgn“. Die Tage im Büro<br />

fing ich gestresst und unter Hochspannung<br />

an. Beendet hatte ich sie übermüdet und<br />

zornig.<br />

Eines Freitagmorgens, ich stand gerade<br />

mitten in Berlin an einem Stauende, blickte<br />

ich in den Rückspiegel und sah, wie ein


Auto auf mich <strong>zur</strong>aste. Mit Lichthupe fuhr<br />

der Fahrer auf mich zu, brüllte laut und<br />

hupte wie ein verrückter. Ganze fünf<br />

Minuten lang, tobte, blinkte und hupte<br />

mich dieser wütende Mann an. Ich<br />

überlegte eine ganze Weile, was ich falsch<br />

gemacht haben könnte, oder wohin ich<br />

ausweichen sollte. Doch es gab keine<br />

Ausweichmöglichkeit, schließlich befand<br />

ich mich, wie viele tausend andere auch, in<br />

einem Stau!<br />

Ich versuchte, trotz des Terrors in meinem<br />

Rückspiegel, ruhig zu bleiben. Es viel mir<br />

verdammt schwer, aber ich konnte mich<br />

beherrschen. Wie kann man denn so zornig<br />

sein, dass man morgens schon so einen Terror<br />

veranstaltet. Na der muss Probleme haben…<br />

Angespannt saß ich an meinem<br />

Schreibtisch und erledigte wie besessen<br />

meine Projektarbeit. Am Nachmittag,


während ich gerade meine 30ste E-Mail<br />

beantwortete, poppte eine Erinnerung in<br />

meinem Bildschirm auf. ‚Fußballstadion<br />

mit Manuel heute 20:30 Uhr‘. Ha, das hätte<br />

ich ja fast vergessen. Gut, dass meine<br />

Selbstorganisation so gut funktioniert. Ich<br />

schrieb noch schnell ein paar E-Mails,<br />

erledigte die wichtigsten Telefonate und<br />

machte meine freitägliche Ablage zu Ende,<br />

denn Ordnung musste schließlich sein.<br />

Gegen 18:00 Uhr beschloss ich, aus<br />

besonderem Anlass, mal früher Feierabend<br />

zu machen, denn dass mich mein Freund<br />

Manuel aus Bayern in Berlin besuchte, kam<br />

lokationsbedingt nicht so häufig vor. Ich<br />

ging ins Büro meines Chefs, um mich ins<br />

Wochenende zu verabschieden. Doch an<br />

Stelle des erwarteten ‚viel Spaß im Stadion‘,<br />

quakte mich mein Chef mit Projektthemen<br />

zu und faselte irgendwas von ‚geistiger<br />

Onanie im Wolkenkukuksland‘ daher. Ich


versuchte ihn zu unterbrechen, um ihm<br />

verständlich zu machen, dass ich dringend<br />

losmüsste, da ich Tickets fürs Stadion<br />

hatte. Doch ich hatte keine Chance. Jeden<br />

Satz den ich begann, beendete er und kam<br />

von einem Thema ins nächste. <strong>Bis</strong> 20:00<br />

Uhr hielt mich mein Chef im Büro und ließ<br />

mich nicht gehen. Nachdem das<br />

Smartphone in meiner Tasche zum 12. Mal<br />

vibrierte, griff ich danach, hielt es meinem<br />

Chef vor das Gesicht. „Ich habe einen<br />

dringenden Termin mit einem Klienten.<br />

Ich muss los!“<br />

Wie vom Blitz getroffen rannte ich aus dem<br />

Büro über dem Parkplatz, während ich<br />

Manuel am Ohr hatte. „Ich bin gleich da.<br />

Entschuldigung aber mein Chef…! Ich<br />

beeile mich.“ So schnelle es nur ging, raste<br />

ich in Richtung Stadion. Während der<br />

Fahrt noch schnell die Zähne geputzt und


eine letzte E-Mail versendet. Dann Stau!<br />

Was soll das denn jetzt? So eine verdammte<br />

Scheiße! Weg da! Aus dem Weg, ich muss ins<br />

Stadion! Außerdem wartet mein Freund vor dem<br />

Eingang auf mich! Für so einen Blödsinn habe ich<br />

jetzt keine Zeit. Ich fuhr auf dem<br />

Standstreifen einige hundert Meter an den<br />

stehenden Autos vorbei, bis einer nach<br />

rechts ausscherte um mich zu blockieren.<br />

„Hau ab! Ich muss da durch!“ Mit<br />

Lichthupe und Gebrüll, versuchte ich ihn<br />

zum wegfahren zu bewegen. Doch keine<br />

Chance. Ich stieg aus und schlug solange<br />

gegen dessen Scheibe, bis er das Fenster<br />

öffnete. „Haben Sie sie nicht mehr alle?<br />

Was soll der Mist. Lassen Sie mich vorbei,<br />

ich muss ins Stadion. Anpfiff ist in zehn<br />

Minuten!“ „Ick finde Du solltest ma ne<br />

Valium nehmen, wa!“ antwortete er mir mit<br />

stoischer Ruhe und Berliner Akzent, bevor<br />

er wieder das Fenster schloss.


Analyse:<br />

Konnte ich mich am Morgen desselben<br />

Tages noch beherrschen, so konnte ich es<br />

am Abend schon nicht mehr.<br />

Warum war das so? Nun, eine gewisse<br />

Belastungsgrenze hat jeder. Der eine ist<br />

schon nach 4 Stunden Arbeit gereizt, der<br />

andere nach 12 Stunden und wieder andere<br />

haben die Ruhe weg. Ich hatte meine<br />

Belastungsgrenze, ohne es gemerkt zu<br />

haben, schon lange überschritten. Seit<br />

Monaten schon arbeitet ich viel zu viel.<br />

Hatte Stress mit meinem Chef, den<br />

Kollegen und in meinem Privatleben. Von<br />

einem normalen Leben mit einer 40<br />

Stundenwoche, Familie, Freunden und<br />

Spaß, war ich weit entfernt. 60 Stunden pro<br />

Woche Minimum, 2 Stunden Stau jeden<br />

Morgen und der Masterstudiengang<br />

forderten nun langsam ihren Tribut!


Morgens und abends eine Stunde<br />

im Stau zu stehen bedeutet, dass ich<br />

44 Stunden im Monat auf der Straße<br />

verbrachte. Und das natürlich ohne<br />

Bezahlung. Das wiederum bedeutet,<br />

dass ich eine gute Woche im Monat<br />

an Freizeit in meinen Job<br />

investierte.<br />

Überlegen Sie bitte, ob Ihnen der<br />

Job und das Gehalt so viel Wert ist,<br />

dass Sie und Ihre Familie auf so viel<br />

Freizeit verzichten wollen.<br />

Die Überstunden sind hierbei noch<br />

nicht einmal eingerechnet.

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