Frohe Weihnachten Demmin
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Seite 2 <strong>Frohe</strong>s Fest<br />
Montag/Dienstag, 24./25. Dezember 2018<br />
Wir wünschen frohe <strong>Weihnachten</strong>!<br />
Endlich ist es soweit. Der Weihnachtsbaum wird ins warme Zimmer geholt<br />
und mit bunten Kugeln, Strohsternen und Kerzen geschmückt. Die von den<br />
Kindern heiß ersehnten Geschenke liegen bereit. Es duftet nach Plätzchen<br />
und Kaffee. Der Tisch ist gedeckt für das große Treffen mit der Familie. Für<br />
viele Menschen ist <strong>Weihnachten</strong> die schönste Zeit im Jahr, endlich mal Zeit<br />
für die Lieben, den Alltagsstress für ein paar Tage aussperren. Was das Fest<br />
für sie ganz besonders macht, haben viele Leser für die Weihnachtszeitung<br />
aufgeschrieben. Mehr als 50 Leser haben in ihren Erinnerungen gekramt<br />
und auf vielen Dutzend Seiten ihre Geschichten festgehalten, die zum<br />
Schmunzeln, zum Mitfreuen und manchmal auch zum Weinen bringen.<br />
Vielen Dank dafür, dass Sie, liebe Leser, alljährlich diesen Schatz an<br />
Erinnerungen mit uns teilen. Wir wünschen Ihnen wunderschöne Festtage!<br />
Warum der Weihnachtsmann<br />
Handschuhe braucht<br />
Lesergeschichte<br />
von Renate Noack<br />
aus Waren<br />
Mit meiner Weihnachtsgeschichte<br />
möchte ich dem<br />
„Weihnachtsmann“ helfen.<br />
Ich war fünf oder sechs Jahre<br />
alt, als ich den Weihnachtsmann<br />
erkannte. Meine Eltern,<br />
mein Bruder und<br />
ich, waren mit einer<br />
anderen Familie, die<br />
mit uns in einem<br />
Mehrfamilienhaus<br />
wohnte, oft zusammen.<br />
Ich möchte dieser Familie<br />
den Namen „Schulz“ geben.<br />
Wir hatten schon öfter<br />
zusammen den Heiligabend<br />
verbracht. Es kam auch jedes<br />
Mal der Weihnachtsmann<br />
und brachte die Geschenke.<br />
An diesem Heiligabend kam<br />
er wieder, und wir mussten<br />
ein Gedicht aufsagen, bevor<br />
wir unsere Geschenke bekamen.<br />
Als alles vorbei war und<br />
unsere Bekannten gegangen<br />
waren, sagte ich zu meiner<br />
Mutter: „Mutti, weißt du, was<br />
mir aufgefallen ist, der Weihnachtsmann<br />
hatte Hände wie<br />
Herr Schulz.“<br />
Meine Eltern sahen<br />
sich an und fingen an<br />
zu lachen, sie gaben<br />
es mir gegenüber<br />
dann zu, dass es wirklich<br />
Herr Schulz war.<br />
Als Ergebnis möchte ich<br />
dem Weihnachtsmann empfehlen,<br />
sich immer Handschuhe<br />
anzuziehen‚ während<br />
er Geschenke verteilt, denn<br />
Kinder können sehr aufmerksam<br />
sein.<br />
Selbst gemalte Weihnachtskarten wie diese verschickt Eva Marie Gurske aus Neustrelitz jedes Jahr zum Fest an Freunde und Verwandte.<br />
Zeit der Bräuche und Überraschungen<br />
Lesergeschichte<br />
von Eva Marie Gurske<br />
aus Neustrelitz<br />
Als jungverheiratete Pastorsleute<br />
lebten wir seit dem<br />
Frühjahr 1955 schon ein dreiviertel<br />
Jahr im Dorf. Nun war<br />
es Neujahrsmorgen, und ich<br />
machte mich in der Küche<br />
zu schaffen. Da klopfte es an<br />
der Tür zum Hinterflur. Die<br />
alte Frau Bröker stand da mit<br />
einer großen Henkeltasche.<br />
Kalt war es draußen, und<br />
sie sah ganz verklamt aus. Ich<br />
setzte ihr einen Stuhl dicht<br />
an meine Kochmaschine, wo<br />
sie geradezu auftaute und zu<br />
schnüffeln begann, was wohl<br />
in meinen Kochtöpfen brodelte.<br />
„Hab‘ ich mir doch gedacht,<br />
Sie haben kein Sauerkraut<br />
auf dem Feuer, darum<br />
bring ich Ihnen hier was.<br />
Gar nicht von meinem, das<br />
ich im Herbst eingestampft<br />
habe, das ist mir alle geworden.<br />
Aber meine Nachbarin<br />
konnte mir noch etwas abgeben.<br />
Nun man schnell in den<br />
Topf damit, dann ist es fertig,<br />
wenn Ihr Mann nach Hause<br />
kommt!“<br />
Verwundert fragte ich,<br />
weshalb das denn so wichtig<br />
sei. „Das wissen Sie nicht?<br />
Am Neujahrstag muss man<br />
doch Sauerkraut essen“,<br />
klärte mich mein Besuch auf,<br />
„dass einem durchs Jahr das<br />
Geld im Portemonnaie nicht<br />
ausgeht. Das darf man nicht<br />
vergessen!“<br />
Ich bedankte mich sehr bei<br />
der freundlichen alten Frau,<br />
die es so gut mit uns meinte<br />
und sagte, dass ich nun etwas<br />
Wichtiges hinzugelernt habe.<br />
Frau Bröker schmunzelte zufrieden<br />
und holte noch eine<br />
Tüte voll selbst gebackener<br />
Silvesterpfannkuchen aus<br />
ihrer großen Tasche. 0h, wie<br />
freute ich mich darüber in<br />
jener, was das Essen anging,<br />
noch so schlechten Zeit!<br />
Und von da an spann sich<br />
ein Faden zwischen der alten<br />
Bäuerin und mir, der noch<br />
sehr jungen Pastorsfrau,<br />
der nicht abgerissen ist. Bis<br />
heute, wo ich selber alt bin,<br />
und sie schon lange nicht<br />
mehr lebt.<br />
Warten auf ein ganz besonderes Christkind<br />
Lesergeschichte<br />
von Undine Bruch<br />
aus Anklam<br />
In unserer Familie war und<br />
ist <strong>Weihnachten</strong> immer das<br />
wichtigste Fest im Jahr. Am<br />
ersten Weihnachtsfeiertag<br />
war immer gemeinsames<br />
Kaffeetrinken bei meinen Eltern.<br />
Nach dem Kaffee wurde<br />
gemeinsam gesungen,<br />
Gedichte aufgesagt und eine<br />
Geschichte vorgelesen. Das<br />
fanden besonders die Kinder<br />
immer schön.<br />
So war es jedes Jahr –<br />
außer <strong>Weihnachten</strong> 2001.<br />
2001 war alles anders. Mein<br />
Mann und ich erwarteten ein<br />
Kind, unseren vierten Sohn.<br />
Termin 25. Dezember. Wir<br />
hofften allerdings, dass er<br />
etwas früher kommen würde.<br />
Den Gefallen hatte er<br />
uns nicht getan. Nicht mal<br />
den 6. Dezember fand er gut.<br />
Er wollte einfach nicht eher<br />
kommen. Vielleicht lag es daran,<br />
dass der Dezember sehr<br />
kalt war. Eigentlich schon<br />
ziemlich eisig, und in Mamis<br />
Bauch war es mollig warm.<br />
Die Vorbereitungen für das<br />
Fest liefen. Im Gefrierschrank<br />
waren zwei Enten für den ersten<br />
und ein großer Schmorbraten<br />
für den zweiten Festtag<br />
eingefroren. So wie in<br />
jedem Jahr, Tradition also.<br />
Der 24. Dezember kam.<br />
Dem kleinen Mann sagte<br />
ich, er möchte bitte die Bescherung<br />
abwarten. Denn es<br />
waren ja noch die drei großen<br />
Brüder da. Die wollten eine<br />
schöne Bescherung haben.<br />
Mein Mann und ich bereiteten<br />
alles schön vor. Mein<br />
Mann war für das Essen zuständig.<br />
Es gab Kartoffelsalat<br />
und Schaschlik. Für unseren<br />
„noch“ jüngsten Sohn gab<br />
es Pommes mit Nuggets. Ich<br />
bereitete das Weihnachtszimmer<br />
vor. Legte die Geschenke<br />
hin und machte für jeden den<br />
Weihnachtsteller fertig. Alles<br />
wurde mit viel Liebe vorbereitet.<br />
Die Bescherung kam,<br />
alle waren glücklich und<br />
zufrieden.<br />
Die Abendbrotzeit kam<br />
und ich hatte gar keinen<br />
Hunger. Mein Kind machte<br />
sich bemerkbar. Tja, ich hatte<br />
nur gesagt, er möchte die Bescherung<br />
abwarten und das<br />
hat er getan. Allerdings zog<br />
sich alles bis zum nächsten<br />
Morgen hin. Mein Mann war<br />
so aufgeregt, beim Anrufen,<br />
um den Krankenwagen zu<br />
bestellen, wusste er nicht<br />
mal mein Geburtsdatum. Die<br />
Ärztin und der Fahrer waren<br />
total nett, obwohl sie es ziemlich<br />
schwer hatten durchzukommen.<br />
Denn es lag hoch<br />
Schnee. Im Krankenhaus<br />
sind wir gut angekommen<br />
und liebevoll aufgenommen<br />
worden. Die Hebamme hoffte<br />
auf eine schnelle Geburt,<br />
denn zu Hause wartete ihr<br />
Gänsebraten.<br />
Mein Mann machte es<br />
sich im Schaukelstuhl bequem<br />
und durchstöberte die<br />
Zeitung. Er fand es sehr gemütlich.<br />
Ich dachte mir, na<br />
toll. Ich habe die Schmerzen<br />
und er hat die Gemütlichkeit.<br />
Nach vierzehn Stunden in<br />
den Wehen war unser kleiner<br />
Schatz endlich da. Meinem<br />
Mann kullerten Freudentränen<br />
übers Gesicht.<br />
Unser kleiner Mann kam<br />
kerngesund zur Welt. Als er<br />
im Wärmebettchen lag, und<br />
die Hebamme ihn schick<br />
machte, guckte er sich schon<br />
mal neugierig um. Was er<br />
im Übrigen heute noch so<br />
macht. Als dann noch die<br />
Hebamme zu uns sagte „Das<br />
ist doch mal ein süßes Baby“,<br />
waren wir stolz wie Bolle.<br />
Mein Mann musste nun<br />
schnell nach Hause. Vorher<br />
ging er noch zu meinen Eltern,<br />
um Bescheid zu sagen.<br />
Zu Hause wartete unser Florian.<br />
Er wusste ja nicht, wo<br />
Mami und Papi waren. Die<br />
großen Brüder haben noch<br />
geschlafen. Er freute sich<br />
aber um so mehr, dass er jetzt<br />
einen kleinen Bruder hatte.<br />
Ich verbrachte die Weihnachtstage<br />
im Krankenhaus.<br />
Das erste Mal war ich nicht<br />
bei der gemeinsamen Familienfeier.<br />
Meine Familie<br />
musste nun die beiden Enten<br />
alleine essen, und ich bekam<br />
im Krankenhaus Entenkeule<br />
mit Rotkohl und Klöße.<br />
Das war aber alles nicht<br />
so schlimm, denn wir hatten<br />
unser schönstes Weihnachtsgeschenk<br />
am 25. Dezember<br />
bekommen. Unseren Sohn<br />
Lukas Horst Wilhelm, 54<br />
Zentimeter groß und 3440<br />
Gramm schwer. Besonderes<br />
Kennzeichen: ein Muttermal<br />
über seinem Auge. Das<br />
war wirklich ein tolles Weihnachtsfest!<br />
Hübsch und nostalgisch, aber nicht immer standfest: Gusseiserne<br />
Tannenbaumständer waren früher üblich. <br />
Foto: Jens Wolf<br />
Eine ärgerliche Bescherung im geschmückten Wohnzimmer<br />
Lesergeschichte<br />
von Ingrid Adler<br />
aus Neubrandenburg<br />
Wie jedes Jahr zum Weihnachtsfest<br />
wurde in den<br />
1970er Jahren eine gut gewachsene<br />
Fichte beim Händler<br />
gekauft. Aus dem Keller<br />
hervorgeholt der grüne Weihnachtsbaumständer<br />
aus Gusseisen<br />
mit seinen Schrauben<br />
zum Festziehen des Fichtenstammes<br />
und ein viereckiger<br />
Hocker. Zuerst wurden<br />
die elektrischen Kerzen am<br />
Weihnachtsbaum befestigt<br />
und liebevoll mit vielen alten,<br />
bunten Kugeln geschmückt.<br />
Das silbrige Lametta wurde<br />
einzeln über die grünen Zweige<br />
gelegt. Als krönender Abschluss<br />
kam die alte silberne<br />
Tannenbaumspitze mit den<br />
vielen kleinen Glöckchen<br />
oben drauf. Eine Weihnachtstischdecke<br />
schmückte den<br />
Hocker. Der Baum funkelte<br />
nun in seiner Schönheit.<br />
Viel Wert wurde darauf<br />
gelegt, wo der Weihnachtsbaum<br />
stehen soll. Er musste<br />
ein Blickfang im Wohnzimmer<br />
und für die Leute, die am<br />
Fenster vorbeigingen, sein.<br />
Zum Fest bei Freunden<br />
eingeladen, verbrachte ich<br />
den Abend in gemütlicher<br />
Runde. Dann ging es zurück<br />
nach Hause. Im Wohnzimmer<br />
die „Bescherung“. Der<br />
Weihnachtsbaum lag auf<br />
dem Fußboden. Obwohl der<br />
Teppich einiges abgehalten<br />
hatte, waren viele schöne<br />
Kugeln kaputt, das Lametta<br />
hing wirr an den eingeknickten<br />
Zweigen.<br />
Niederschmetternd dieser<br />
Anblick. Der größte Schaden<br />
war die wunderschöne Tannenbaumspitze<br />
– alles entzwei.<br />
Tannenbaumspitzen<br />
waren damals Mangel- oder<br />
Bück-dich-Waren.<br />
Heute habe ich keine Probleme<br />
mehr mit den Kugeln<br />
und den Spitzen. Sollte mir<br />
noch einmal so etwas passieren,<br />
habe ich vorgesorgt. Für<br />
jede Farbe der Weihnachtskugeln<br />
(silber, gold, rot, bunt,<br />
lila) habe ich auch die passende<br />
Tannenbaumspitze parat.<br />
Jetzt, wo alles vorrätig ist,<br />
und die Tannenbaumständer<br />
immer besser und standfester<br />
werden, gab es nie mehr so<br />
eine „Bescherung“.<br />
DZ