Society 365 / 2014
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GROSSBRITANNIEN<br />
THEATER<br />
Die meisten unserer Stücke sind britischen Ursprungs.<br />
Wir haben kein fixes Ensemble sondern<br />
casten die Schauspieler für jedes Stück neu. Meistens<br />
kommen sie aus London, manchmal auch aus<br />
New York. Bei amerikanischen Klassikern nehme<br />
ich Schauspieler aus New York, auch wenn das etwas<br />
teurer ist.<br />
Woher kommen Ihre Schauspieler?<br />
Wir haben nur native speaker, außer wenn die<br />
Rolle es erlaubt, dass ein deutscher Akzent vorkommt.<br />
Wir haben zum Beispiel die österreichische<br />
Schauspielerin Julia Stemberger als Marlene<br />
Dietrich gecastet, wo sie auch in die Rolle passt,<br />
und es hat wunderbar funktioniert.<br />
Haben Sie einen Lieblingsdramatiker?<br />
Das würde ich nicht sagen, ich kann vielen etwas<br />
abgewinnen. Ich bin auf kein Genre fixiert. Es<br />
wird in der Branche oft belächelt, wenn man unterhaltsames<br />
Theater macht. Es wird oft als nicht<br />
künstlerisch hochwertig angesehen, wenn man<br />
lustige Stücke zeigt. Ich bin der Meinung, dass<br />
man das Publikum unterhalten soll. Diese Unterhaltung<br />
kann sehr wohl mit lustigen Stücken passieren.<br />
Aber auch mit nachdenklichen Stücken.<br />
Eine gute Komödie oder Farce zu machen, verlangt<br />
der Produktion mindestens so viel Fertigkeit<br />
ab wie ein ernstes Stück. Meine Mutter hat immer<br />
gesagt „Es ist viel schwieriger, eine Farce gut zu<br />
spielen als eine Tragödie.“<br />
Hatten Sie jemals Ambitionen selbst auf der<br />
Bühne zu stehen?<br />
Es war für mich immer der größte Albtraum<br />
auf der Bühne zu stehen. Ich habe mich in den<br />
letzten zwanzig Jahren daran gewöhnt vor Publikum<br />
zu sprechen. Aber ich habe das Bad im Rampenlicht<br />
nicht so genossen wie meine Mutter, ich<br />
bin eher schüchtern.<br />
»Man soll das<br />
Publikum unterhalten<br />
– mit<br />
lustigen oder<br />
nachdenklichen<br />
Stücken.<br />
«<br />
Julia<br />
Schafranek<br />
INFO<br />
VIENNA’S ENGLISH<br />
THEATRE<br />
Josefsgasse 12<br />
1080 Wien<br />
Tel. +43-(0)1-402 12 60-0<br />
office@englishtheatre.at<br />
www.englishtheatre.at<br />
www.schooltours.at<br />
www.showtime.co.at<br />
Sie haben 5000 Abonnenten, wie erklären Sie<br />
sich diesen Erfolg?<br />
Es ist wirklich viel für so ein kleines Theater.<br />
Die Abonnenten können sich bei uns immer darauf<br />
verlassen, dass die Produktion gut ist. Die<br />
Schauspieler und die Ausstattung sind immer auf<br />
höchstem Niveau. Zusätzlich bekommen wir viel<br />
Lob für unser Abonnementsystem: Bei uns können<br />
die Abonnenten den Termin wählen und sie werden<br />
an die Buchung erinnert oder können noch<br />
umbuchen. Es zahlt sich schon aus, eine gute Serviceleistung<br />
anzubieten, um sich abzuheben. Alle<br />
Menschen sind heutzutage so gestresst und schätzen<br />
es, wenn man Ihnen entgegenkommt.<br />
Welche neuen Inszenierungen kommen?<br />
Als nächstes zeigen wir „Moonlight and Magnolias“.<br />
Das Stück beruht auf wahren Tatsachen und<br />
ist wirklich köstlich. Es ist kontemporär und wurde<br />
vor zehn Jahren in New York uraufgeführt. Ich habe<br />
es dort gesehen und dachte, dass es perfekt für das<br />
Vienna’s English Theatre ist. Seitdem versuchte ich<br />
die Rechte zu bekommen, wir haben jedes Jahr nachgefragt.<br />
Bei manchen Stücken weiß ich einfach, dass<br />
es passt. Nächste Saison zeigen wir „39 Steps“ – wo<br />
ich ebenfalls 15 Jahre versuchte, die Rechte zu bekommen,<br />
denn es ist perfekt für unsere Bühne.<br />
Was sind die School Tours?<br />
Wir haben drei englische und ein französisches<br />
Stück, mit denen wir durch Österreich touren. Wir<br />
versuchen bei der Unter- und Mittelstufe Themen<br />
aufzugreifen, für die sich die Kinder begeistern<br />
und es in eine Geschichte zu verpacken, ohne belehrend<br />
zu wirken. Die Schüler sollen durch den<br />
Besuch der Aufführung motiviert werden. Wir<br />
stellen den Lehrern ein Work Sheet mit Übungen<br />
in verschiedenen Schwierigkeitsgraden zur Verfügung,<br />
damit sie die Schüler auf die Aufführung<br />
vorbereiten können. Die vier Schauspieler sind<br />
durchgehend native speaker, die mit ihrem VW-<br />
Bus durch Österreich fahren und die professionelle<br />
Inszenierung machen. Gespielt wird in Turnsälen,<br />
Rathäusern und dergleichen. Die Tourneen<br />
sind sehr gut geplant und organisiert.<br />
Was ist Ihr jüngstes Projekt?<br />
Vor vier Jahren habe ich eine Schauspielschule<br />
für Kinder gegründet, das Showtime. Meine Tochter<br />
war zu einem Ferienworkshop für Schauspiel,<br />
Tanz und Gesang in England und wir waren beide<br />
so begeistert, dass wir das Konzept auch hier verwirklicht<br />
haben. Showtime ermöglicht den Kindern<br />
und Jugendlichen ihrer Fantasie Ausdruck zu<br />
verleihen und ihre Talente zu entfalten. Der Kurs<br />
findet pro Gruppe einmal wöchentlich für drei<br />
Stunden statt. Wir nehmen alle Kinder auf, die<br />
teilnehmen wollen, egal wie groß ihr Talent ist. Begonnen<br />
wird mit vier Jahren.Wir haben eine Richtung<br />
für native speaker und eine für nicht native<br />
speaker. Für die native speaker ist alles auf Englisch<br />
und für die nicht native speaker ist der Unterricht<br />
auf Deutsch. Durch Gedichte und kleine Szenen<br />
werden sie dann langsam an das Englisch herangeführt.<br />
Am Ende des Kurses hat jeder Kurstag seine<br />
eigene Aufführung. Dieses Jahr haben wir als Stück,<br />
ganz im Sinne von 450 Jahre William Shakespeare,<br />
„A Midsummernight’s Dream“ für unsere 200 Teilnehmer<br />
geschrieben. Was mir so Freude macht, ist<br />
zu sehen, wie sich die Kinder entwickelt haben.<br />
Wir legen Wert darauf, dass sich jeder Teilnehmer<br />
individuell entwickelt. Die Eltern sind begeistert,<br />
weil ihre Kinder selbstbewusster werden und ihr<br />
Englisch sich verbessert.<br />
•<br />
SOCIETY 1_<strong>2014</strong> | 51