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Alois Herger und Franziska M. Beck bewundern<br />

die Arbeit ihres Kollegen Roman Brunschwiler,<br />

der mit dem »Schmuck des großen<br />

Appenzellers« in der Ausstellung »Statements<br />

in Stein« in Bern beeindruckte.<br />

Fotos: Christiane Weishaupt<br />

Statements in Stein<br />

Mit der Ausstellung »Statements in Stein« warben Schweizer Bildhauer und<br />

Steinmetze überzeugend für ihren Beruf. Im Foyer der Berner Schule für Gestaltung<br />

präsentierten sie der Öffentlichkeit vom 21. Oktober bis 17. November 2<strong>01</strong>7<br />

22 Skulpturen. Zwei erhielten den Preis »affenzünftig«.<br />

Wie hat er das bloß gemacht?«<br />

Alois Herger und Franziska<br />

M. Beck knien vor der<br />

Arbeit ihres Kollegen. Mit seinem Ohrring<br />

aus Marmor hat der Bildhauer Roman<br />

Brunschwiler für die Ausstellung »Statements<br />

in Stein« ein wahres Schmuck -<br />

stück geschaffen – über drei Meter lang<br />

und 300 kg schwer. Das Werk trägt den<br />

hintersinnigen Titel »Schmuck des großen<br />

Appenzellers«. Appenzell Inner -<br />

rhoden und Appenzell Außerrhoden<br />

gehören zwar zu den kleinsten Kantonen<br />

der Schweiz, sind politisch aber stimmgewichtig.<br />

Brunschwiler lebt in Gossau<br />

im benachbarten Kanton St. Gallen und<br />

war bei einem Jodelfest vom Ohrgehänge<br />

der Appenzeller dermaßen beeindruckt,<br />

dass er beschloss, das Schmuckstück als<br />

Ausbildungsarbeit in Stein umzusetzen.<br />

Unter Mitwirkung der Lehrlinge Nina<br />

Weber, Jorin Engel, Denis Jäggi und<br />

Nicola Hörler arbeitete Brunschwiler aus<br />

einem ausrangierten Taufbecken eine<br />

Schale als Anhänger. Die Kettenringe<br />

sind aus einem Stück Marmor so gearbeitet,<br />

dass sie voneinander lose sind, in<br />

sich geschlossen und nicht verklebt.<br />

Raffiniert sind sie in die beiden Verbindungsstücke<br />

zwischen Anhänger und<br />

Verschluss eingefügt, und die Betrachter<br />

rätseln, wie das dem Bildhauer wohl<br />

gelungen ist.<br />

Machs na – mach’s nach!<br />

Brunschwilers Schmuckstück ist eine<br />

von 22 Steinskulpturen, die in Bern vom<br />

21. Oktober bis 17. November im Foyer<br />

der Schule für Gestaltung zu sehen<br />

waren. Nach landesweiter Ausschreibung<br />

im Spätherbst 2<strong>01</strong>6 waren<br />

31 Projekte eingereicht worden, von<br />

denen eine Jury 23 Werke auswählte.<br />

Eines wurde zum Ausstellungsbeginn<br />

nicht fertig. Die Schule mit Standorten<br />

in Bern und Biel veranstaltete<br />

die Ausstellung in Zusammenarbeit mit<br />

dem Verband Schweizer Bildhauer- und<br />

Steinmetz meis ter VSBS und mit finanzieller<br />

und ideeller Unterstützung der<br />

Zunftgesellschaft zum Affen. »Die Steinbildhauer<br />

liegen uns ganz besonders am<br />

Herzen«, betont Schulleiterin Christina<br />

Opper. An ihrer Schule und an der<br />

Schule für Gestaltung in St. Gallen<br />

erhalten Steinmetze<br />

und<br />

Mit mehr als 3 m Länge<br />

war Roman Brunsch -<br />

wilers Ohrschmuck aus<br />

Marmor das größte<br />

Ausstellungsobjekt.<br />

30 Naturstein <strong>01</strong> | 18


AUS- & WEITERBILDUNG<br />

Ruben Pfanner erhielt für seine original -<br />

getreue Kopie von »Mama’s Rucksack« in<br />

CARRARA MARMOR den Nachwuchspreis.<br />

Foto: Lilian H. Zürcher<br />

Bildhauer in der Schweiz die überbetriebliche<br />

Ausbildung. Allerdings sinken<br />

die Lehrlingszahlen und immer weniger<br />

Betriebe bilden aus. Im Oktober 2<strong>01</strong>7<br />

wurden in der deutschsprachigen<br />

Schweiz 26 Steinbildhauer, 27 Steinmetze<br />

und elf Steinwerker ausgebildet.<br />

An einer Revision der Ausbildung in den<br />

Steinberufen wird unter Beteiligung der<br />

Schweizer Steinverbände VSBS, NVS,<br />

ARMP und SVN seit Monaten gearbeitet<br />

(siehe Kurzinfo). »Uns ist wichtig, das<br />

Berufsbild aufzuzeigen und das Image zu<br />

verbessern«, präzisierte Opper kurz vor<br />

Ausstellungsbeginn. Matthias Vatter,<br />

Vizepräsident der Zunftgesellschaft zum<br />

Affen, wies auf die Verbindung von Tradition<br />

und Innovation im Steinbildhauerhandwerk<br />

hin. »Die Ausstellung zeigt,<br />

dass Steinbildhauerei ein altes, aber kein<br />

verknöchertes Handwerk ist«, fasste<br />

Franziska M. Beck zusammen. In den<br />

ausgestellten Werken zeige sich der<br />

künstlerische Aspekt des Handwerks.<br />

»Der Schritt zur Kunst ist gar nicht so<br />

groß«, findet Beck.<br />

»Handlanger« in Kalkstein NERO MAR -<br />

QUINA von Robin Sager<br />

Die Steinbildhauerin gehört mit Alois<br />

Herger und Lilian H. Zürcher zu den<br />

Organisatoren der Ausstellung. Zürcher<br />

ist Präsidentin des Regionalverbands<br />

Aare im VSBS und beteiligte sich außer<br />

Konkurrenz mit einem Triptychon aus<br />

gelbem Sandstein an der Ausstellung.<br />

In drei Findlinge meißelte sie die am<br />

Berner Münster in Stein gehauene Devise<br />

»machs na« – mach’s nach – in unterschiedlicher<br />

Typografie als Ausdruck von<br />

Kreativität verschiedener Epochen.<br />

»Machs na ist für mich ein sehr aktuelles<br />

Statement in Stein«, so Zürcher. »Für<br />

mich ist es eine Aufforderung, weiter mit<br />

Stein zu arbeiten und den Nachwuchs<br />

dafür zu begeistern.«<br />

Mama’s Rucksack in Marmor<br />

Sieben der 22 gezeigten Werke stammten<br />

von Lehrlingen aus<br />

unterschiedlichen<br />

Aus-<br />

KURZINFO<br />

Neuer Verein<br />

»Bildung Naturstein«<br />

Am 26. Oktober 2<strong>01</strong>7 wurde in Bern<br />

der Verein »Bildung Naturstein«<br />

gegründet. Trägerverbände sind der<br />

Naturstein-Verband Schweiz NVS<br />

(85 Mitglieder), die Association<br />

Romande des Métiers de la Pierre<br />

ARMP (31 Mitglieder) und der Steinmetzverband<br />

Nordwestschweiz SVN<br />

(25 Mitglieder). Präsident des Vereins<br />

ist Stefan Mesmer, Geschäftsführer<br />

Jürg Depierraz. Ziel des Vereins ist die<br />

gemeinsame Ausbildung in den Berufen<br />

Steinmetz, Steinbildhauer, Steinwerker<br />

und Marmorist. Sinkende Lehrlingszahlen<br />

und die Finanzierung der<br />

Ausbildung, machen eine Zusammenarbeit<br />

der Verbände notwendig. In den<br />

vier Steinberufen werden in der<br />

deutschsprachigen Schweiz derzeit<br />

64 Lehrlinge ausgebildet, in der<br />

Romandie 19. Dem Verein nicht beigetreten<br />

ist der Verband Schweizer Bildhauer-<br />

und Steinmetzmeister VSBS<br />

(102 Mitglieder). Grund ist die vom<br />

Verein vorgesehene Ausbildung nach<br />

Schwerpunkten. Der VSBS befürchtet<br />

dadurch eine Reduzierung der Ausbildungsinhalte<br />

auf Kosten der Gestaltung<br />

und die Gefährdung der Berufs -<br />

bilder Steinmetz und Steinbildhauer.<br />

Im Vorfeld der Vereinsgründung hatten<br />

sich Mitglieder des VSBS auf einer<br />

außerordentlichen Generalversammlung<br />

mit großer Mehrheit dafür ausgesprochen,<br />

die Lehrlinge aller vier Berufe<br />

zunächst zwei Jahre gemeinsam<br />

auszubilden und anschließend indivi -<br />

duell in Fachrichtungen. Dieser Vorschlag<br />

konnte sich<br />

jedoch bei den<br />

Vereinsgründern<br />

nicht durchsetzen.<br />

Mit der gemein -<br />

samen Ausbildung nach<br />

Schwerpunkten hofft der<br />

Verein, Synergien zu nutzen und<br />

die Klassengrößen in den überbetrieb -<br />

lichen Kursen zu erhalten bzw. zu<br />

erhöhen. Der Verein wird durch<br />

Bundesmittel bezuschusst.<br />

(wei)<br />

Naturstein <strong>01</strong> | 18 31


KURZINFO<br />

Zunft zum Affen<br />

Mit der Ausstellung von 22 Werken aus Stein setzten Schule, Verband und Zunft als<br />

Veranstalter ein Statement für die Zukunft der gestaltenden Steinberufe. Von links:<br />

Franziska M. Beck, Juliane Wolski, Alois Herger, Alice Henkes, Christina Opper,<br />

Matthias Vatter und Lilian H. Zürcher<br />

Patrick Harters »gehöhlter Stein« erhielt<br />

den mit 1000 Franken dotierten Preis<br />

»affenzünftig«.<br />

Gregor Weder formte »Nahordnung« aus<br />

BARDIGLIO MARMOR.<br />

Affenskulptur am Sitz der Zunft -<br />

gesellschaft<br />

Die Zunft zum Affen gehört zu den<br />

ältesten Handwerkervereinigungen<br />

der Stadt Bern und gilt als Vorgängerorganisation<br />

des Verbands Schweizer<br />

Bildhauer- und Steinmetzmeister<br />

(VSBS). Im Jahr 1321 schlossen sich<br />

Steinmetze, Steinhauer, Maurer und<br />

Steinbrecher zu einer Bruderschaft<br />

zusammen, um Standesregeln festzulegen<br />

und in Not geratene Mitglieder<br />

zu unterstützen. Aus der Bruderschaft<br />

entwickelte sich die heutige Zunft -<br />

gesellschaft zum Affen mit aktuell<br />

875 Mitgliedern. Als öffentlich-recht -<br />

liche Körperschaft engagiert sie sich<br />

für die Förderung des Steinhandwerks<br />

und sozialfürsorgerisch gegenüber<br />

ihren Mitgliedern. Die Affenskulptur<br />

am Zunfthaus in der Kramgasse in der<br />

Berner Altstadt ist sichtbares Zeichen<br />

des Sitzes der Zunft.<br />

(wei)<br />

Ausstellende:<br />

Mach’s nach! – Eine Aufforderung in Sandstein<br />

von Lilian H. Zürcher.<br />

Statement von Beat Veyre in MITHOLZER<br />

KIESELKALK: »Stein – ein Gedicht«<br />

Sven Berger, Horst Bohnet, Roman<br />

Brunschwiler, Irma Bucher, Simone<br />

Gerber/Adrian Rodriguez/Tim<br />

Schneuwly, Roland Graf, Roman<br />

Greub, Patrick Harter, Daniel Isler,<br />

Silja Keller, Amira Loner, Hubert<br />

Müller, Ruben Pfanner, Roland<br />

Rufibach, Robin Sager, Esther<br />

Schmelcher, Bertha Shortiss, Lucia<br />

Strub, Anna Veyre, Beat Veyre,<br />

Gregor Weder, Barbara Willax,<br />

Lillian H. Zürcher<br />

32 Naturstein <strong>01</strong> | 18


AUS- & WEITERBILDUNG<br />

bildungsjahren. Alois Herger, der an der<br />

Schule für Gestaltung in St. Gallen unterrichtet,<br />

freute sich besonders über die<br />

Beteiligung der Auszubildenden an der<br />

Ausstellung und über die Qualität der<br />

Werke, darunter Robin Sagers »Hand-<br />

langer« aus NERO MARQUINA und die<br />

dreiteilige Arbeit von Esther Schmelcher<br />

mit dem Titel »Auf schmalen Schultern«.<br />

»Mama’s Ruck sack« von Ruben Pfanner<br />

beeindruckte die Jury besonders. Der<br />

27-Jährige »konservierte« den ledernen<br />

Ruck sack seiner Mutter in CARRARA<br />

MARMOR absolut naturgetreu. Für diese<br />

handwerkliche Perfektion erhielt Pfanner<br />

den vom Regionalverband Aare mit<br />

500 Franken dotierten Nachwuchspreis.<br />

Gewinner des im Rahmen der Ausstellung<br />

verliehenen und von der Zunft zum Affen<br />

mit 1.000 Franken dotierten Hauptpreises<br />

ist Patrick Harter aus Bern. Sein »gehöhlter<br />

Stein« überzeugte die Jury durch sein<br />

spannungsreiches Wechselspiel zwischen<br />

massivem Material und fragiler Anmutung.<br />

Der 39-Jährige höhlte einen im<br />

Durchmesser rund einen Meter großen<br />

Findling aus GOMSER GRANIT bis auf<br />

wenige Zentimeter aus. Während die<br />

Außenhaut die raue Oberfläche des<br />

Granits in ihrer Ursprünglichkeit zeigt,<br />

verbirgt sich hinter der klaffenden Öffnung<br />

ein dunkler Hohlraum mit glatter Innenwand.<br />

Patrick Harter ist freischaffender<br />

Künstler. Nach seiner Ausbildung zum<br />

Steinbildhauer studierte er am Institut für<br />

sagt Alice Henkes, Kunstkritikerin aus<br />

Biel, die mit Chris tina Opper, Franziska<br />

M. Beck, Alois Herger und Matthias<br />

Vatter unter dem Vorsitz von Lilian H.<br />

Zürcher juriert hat. Auch der »Schmuck<br />

des großen Appenzellers« von Roman<br />

Brunschwiler traf bei der Jury auf positives<br />

Echo. Bei der Bewertung der Arbeiten<br />

achtete die Jury vor allem auf Professionalität,<br />

individuelle Gestaltung und<br />

die Überzeugungskraft der Idee.<br />

»Steinbildhauerei ist ein altes,<br />

aber kein verknöchertes Handwerk.«<br />

Bildhauerin Franziska M. Beck<br />

Überreicht wurden die Preise auf der<br />

Vernissage am 20. Oktober vor rund<br />

250 Gästen. Die Laudatio hielt Felicity<br />

Lunn, Direk torin des Centre Pasquart<br />

in Biel.<br />

Kunst an der Hochschule für Gestaltung<br />

und Kunst in Basel. 2<strong>01</strong>0 schloss er sein<br />

Studium mit dem Master of Art/Fine Art<br />

ab. Besonders gut gefiel der Jury außerdem<br />

die schlanke, 170 cm hohe Skulptur<br />

aus Diabas der Steinbildhauerin Bertha<br />

Shortiss aus Altdorf im Kanton Uri.<br />

»Der Lauf der Dinge« – so der Titel des<br />

abstrakten Werkes – spielt mit Gegen -<br />

sätzen. »Es ist der Kontrast von Leichtigkeit<br />

und hartem Stein, von geschliffener<br />

und rauer Oberfläche, von Bewegung im<br />

starren Material, das hier so fasziniert«,<br />

Christiane<br />

Weishaupt<br />

Christiane Weishaupt<br />

ist diplomierte Journalistin. Für Naturstein<br />

arbeitet sie seit 1991.<br />

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Naturstein <strong>01</strong> | 18 33

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