NS_2018_01_030
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Alois Herger und Franziska M. Beck bewundern<br />
die Arbeit ihres Kollegen Roman Brunschwiler,<br />
der mit dem »Schmuck des großen<br />
Appenzellers« in der Ausstellung »Statements<br />
in Stein« in Bern beeindruckte.<br />
Fotos: Christiane Weishaupt<br />
Statements in Stein<br />
Mit der Ausstellung »Statements in Stein« warben Schweizer Bildhauer und<br />
Steinmetze überzeugend für ihren Beruf. Im Foyer der Berner Schule für Gestaltung<br />
präsentierten sie der Öffentlichkeit vom 21. Oktober bis 17. November 2<strong>01</strong>7<br />
22 Skulpturen. Zwei erhielten den Preis »affenzünftig«.<br />
Wie hat er das bloß gemacht?«<br />
Alois Herger und Franziska<br />
M. Beck knien vor der<br />
Arbeit ihres Kollegen. Mit seinem Ohrring<br />
aus Marmor hat der Bildhauer Roman<br />
Brunschwiler für die Ausstellung »Statements<br />
in Stein« ein wahres Schmuck -<br />
stück geschaffen – über drei Meter lang<br />
und 300 kg schwer. Das Werk trägt den<br />
hintersinnigen Titel »Schmuck des großen<br />
Appenzellers«. Appenzell Inner -<br />
rhoden und Appenzell Außerrhoden<br />
gehören zwar zu den kleinsten Kantonen<br />
der Schweiz, sind politisch aber stimmgewichtig.<br />
Brunschwiler lebt in Gossau<br />
im benachbarten Kanton St. Gallen und<br />
war bei einem Jodelfest vom Ohrgehänge<br />
der Appenzeller dermaßen beeindruckt,<br />
dass er beschloss, das Schmuckstück als<br />
Ausbildungsarbeit in Stein umzusetzen.<br />
Unter Mitwirkung der Lehrlinge Nina<br />
Weber, Jorin Engel, Denis Jäggi und<br />
Nicola Hörler arbeitete Brunschwiler aus<br />
einem ausrangierten Taufbecken eine<br />
Schale als Anhänger. Die Kettenringe<br />
sind aus einem Stück Marmor so gearbeitet,<br />
dass sie voneinander lose sind, in<br />
sich geschlossen und nicht verklebt.<br />
Raffiniert sind sie in die beiden Verbindungsstücke<br />
zwischen Anhänger und<br />
Verschluss eingefügt, und die Betrachter<br />
rätseln, wie das dem Bildhauer wohl<br />
gelungen ist.<br />
Machs na – mach’s nach!<br />
Brunschwilers Schmuckstück ist eine<br />
von 22 Steinskulpturen, die in Bern vom<br />
21. Oktober bis 17. November im Foyer<br />
der Schule für Gestaltung zu sehen<br />
waren. Nach landesweiter Ausschreibung<br />
im Spätherbst 2<strong>01</strong>6 waren<br />
31 Projekte eingereicht worden, von<br />
denen eine Jury 23 Werke auswählte.<br />
Eines wurde zum Ausstellungsbeginn<br />
nicht fertig. Die Schule mit Standorten<br />
in Bern und Biel veranstaltete<br />
die Ausstellung in Zusammenarbeit mit<br />
dem Verband Schweizer Bildhauer- und<br />
Steinmetz meis ter VSBS und mit finanzieller<br />
und ideeller Unterstützung der<br />
Zunftgesellschaft zum Affen. »Die Steinbildhauer<br />
liegen uns ganz besonders am<br />
Herzen«, betont Schulleiterin Christina<br />
Opper. An ihrer Schule und an der<br />
Schule für Gestaltung in St. Gallen<br />
erhalten Steinmetze<br />
und<br />
Mit mehr als 3 m Länge<br />
war Roman Brunsch -<br />
wilers Ohrschmuck aus<br />
Marmor das größte<br />
Ausstellungsobjekt.<br />
30 Naturstein <strong>01</strong> | 18
AUS- & WEITERBILDUNG<br />
Ruben Pfanner erhielt für seine original -<br />
getreue Kopie von »Mama’s Rucksack« in<br />
CARRARA MARMOR den Nachwuchspreis.<br />
Foto: Lilian H. Zürcher<br />
Bildhauer in der Schweiz die überbetriebliche<br />
Ausbildung. Allerdings sinken<br />
die Lehrlingszahlen und immer weniger<br />
Betriebe bilden aus. Im Oktober 2<strong>01</strong>7<br />
wurden in der deutschsprachigen<br />
Schweiz 26 Steinbildhauer, 27 Steinmetze<br />
und elf Steinwerker ausgebildet.<br />
An einer Revision der Ausbildung in den<br />
Steinberufen wird unter Beteiligung der<br />
Schweizer Steinverbände VSBS, NVS,<br />
ARMP und SVN seit Monaten gearbeitet<br />
(siehe Kurzinfo). »Uns ist wichtig, das<br />
Berufsbild aufzuzeigen und das Image zu<br />
verbessern«, präzisierte Opper kurz vor<br />
Ausstellungsbeginn. Matthias Vatter,<br />
Vizepräsident der Zunftgesellschaft zum<br />
Affen, wies auf die Verbindung von Tradition<br />
und Innovation im Steinbildhauerhandwerk<br />
hin. »Die Ausstellung zeigt,<br />
dass Steinbildhauerei ein altes, aber kein<br />
verknöchertes Handwerk ist«, fasste<br />
Franziska M. Beck zusammen. In den<br />
ausgestellten Werken zeige sich der<br />
künstlerische Aspekt des Handwerks.<br />
»Der Schritt zur Kunst ist gar nicht so<br />
groß«, findet Beck.<br />
»Handlanger« in Kalkstein NERO MAR -<br />
QUINA von Robin Sager<br />
Die Steinbildhauerin gehört mit Alois<br />
Herger und Lilian H. Zürcher zu den<br />
Organisatoren der Ausstellung. Zürcher<br />
ist Präsidentin des Regionalverbands<br />
Aare im VSBS und beteiligte sich außer<br />
Konkurrenz mit einem Triptychon aus<br />
gelbem Sandstein an der Ausstellung.<br />
In drei Findlinge meißelte sie die am<br />
Berner Münster in Stein gehauene Devise<br />
»machs na« – mach’s nach – in unterschiedlicher<br />
Typografie als Ausdruck von<br />
Kreativität verschiedener Epochen.<br />
»Machs na ist für mich ein sehr aktuelles<br />
Statement in Stein«, so Zürcher. »Für<br />
mich ist es eine Aufforderung, weiter mit<br />
Stein zu arbeiten und den Nachwuchs<br />
dafür zu begeistern.«<br />
Mama’s Rucksack in Marmor<br />
Sieben der 22 gezeigten Werke stammten<br />
von Lehrlingen aus<br />
unterschiedlichen<br />
Aus-<br />
KURZINFO<br />
Neuer Verein<br />
»Bildung Naturstein«<br />
Am 26. Oktober 2<strong>01</strong>7 wurde in Bern<br />
der Verein »Bildung Naturstein«<br />
gegründet. Trägerverbände sind der<br />
Naturstein-Verband Schweiz NVS<br />
(85 Mitglieder), die Association<br />
Romande des Métiers de la Pierre<br />
ARMP (31 Mitglieder) und der Steinmetzverband<br />
Nordwestschweiz SVN<br />
(25 Mitglieder). Präsident des Vereins<br />
ist Stefan Mesmer, Geschäftsführer<br />
Jürg Depierraz. Ziel des Vereins ist die<br />
gemeinsame Ausbildung in den Berufen<br />
Steinmetz, Steinbildhauer, Steinwerker<br />
und Marmorist. Sinkende Lehrlingszahlen<br />
und die Finanzierung der<br />
Ausbildung, machen eine Zusammenarbeit<br />
der Verbände notwendig. In den<br />
vier Steinberufen werden in der<br />
deutschsprachigen Schweiz derzeit<br />
64 Lehrlinge ausgebildet, in der<br />
Romandie 19. Dem Verein nicht beigetreten<br />
ist der Verband Schweizer Bildhauer-<br />
und Steinmetzmeister VSBS<br />
(102 Mitglieder). Grund ist die vom<br />
Verein vorgesehene Ausbildung nach<br />
Schwerpunkten. Der VSBS befürchtet<br />
dadurch eine Reduzierung der Ausbildungsinhalte<br />
auf Kosten der Gestaltung<br />
und die Gefährdung der Berufs -<br />
bilder Steinmetz und Steinbildhauer.<br />
Im Vorfeld der Vereinsgründung hatten<br />
sich Mitglieder des VSBS auf einer<br />
außerordentlichen Generalversammlung<br />
mit großer Mehrheit dafür ausgesprochen,<br />
die Lehrlinge aller vier Berufe<br />
zunächst zwei Jahre gemeinsam<br />
auszubilden und anschließend indivi -<br />
duell in Fachrichtungen. Dieser Vorschlag<br />
konnte sich<br />
jedoch bei den<br />
Vereinsgründern<br />
nicht durchsetzen.<br />
Mit der gemein -<br />
samen Ausbildung nach<br />
Schwerpunkten hofft der<br />
Verein, Synergien zu nutzen und<br />
die Klassengrößen in den überbetrieb -<br />
lichen Kursen zu erhalten bzw. zu<br />
erhöhen. Der Verein wird durch<br />
Bundesmittel bezuschusst.<br />
(wei)<br />
Naturstein <strong>01</strong> | 18 31
KURZINFO<br />
Zunft zum Affen<br />
Mit der Ausstellung von 22 Werken aus Stein setzten Schule, Verband und Zunft als<br />
Veranstalter ein Statement für die Zukunft der gestaltenden Steinberufe. Von links:<br />
Franziska M. Beck, Juliane Wolski, Alois Herger, Alice Henkes, Christina Opper,<br />
Matthias Vatter und Lilian H. Zürcher<br />
Patrick Harters »gehöhlter Stein« erhielt<br />
den mit 1000 Franken dotierten Preis<br />
»affenzünftig«.<br />
Gregor Weder formte »Nahordnung« aus<br />
BARDIGLIO MARMOR.<br />
Affenskulptur am Sitz der Zunft -<br />
gesellschaft<br />
Die Zunft zum Affen gehört zu den<br />
ältesten Handwerkervereinigungen<br />
der Stadt Bern und gilt als Vorgängerorganisation<br />
des Verbands Schweizer<br />
Bildhauer- und Steinmetzmeister<br />
(VSBS). Im Jahr 1321 schlossen sich<br />
Steinmetze, Steinhauer, Maurer und<br />
Steinbrecher zu einer Bruderschaft<br />
zusammen, um Standesregeln festzulegen<br />
und in Not geratene Mitglieder<br />
zu unterstützen. Aus der Bruderschaft<br />
entwickelte sich die heutige Zunft -<br />
gesellschaft zum Affen mit aktuell<br />
875 Mitgliedern. Als öffentlich-recht -<br />
liche Körperschaft engagiert sie sich<br />
für die Förderung des Steinhandwerks<br />
und sozialfürsorgerisch gegenüber<br />
ihren Mitgliedern. Die Affenskulptur<br />
am Zunfthaus in der Kramgasse in der<br />
Berner Altstadt ist sichtbares Zeichen<br />
des Sitzes der Zunft.<br />
(wei)<br />
Ausstellende:<br />
Mach’s nach! – Eine Aufforderung in Sandstein<br />
von Lilian H. Zürcher.<br />
Statement von Beat Veyre in MITHOLZER<br />
KIESELKALK: »Stein – ein Gedicht«<br />
Sven Berger, Horst Bohnet, Roman<br />
Brunschwiler, Irma Bucher, Simone<br />
Gerber/Adrian Rodriguez/Tim<br />
Schneuwly, Roland Graf, Roman<br />
Greub, Patrick Harter, Daniel Isler,<br />
Silja Keller, Amira Loner, Hubert<br />
Müller, Ruben Pfanner, Roland<br />
Rufibach, Robin Sager, Esther<br />
Schmelcher, Bertha Shortiss, Lucia<br />
Strub, Anna Veyre, Beat Veyre,<br />
Gregor Weder, Barbara Willax,<br />
Lillian H. Zürcher<br />
32 Naturstein <strong>01</strong> | 18
AUS- & WEITERBILDUNG<br />
bildungsjahren. Alois Herger, der an der<br />
Schule für Gestaltung in St. Gallen unterrichtet,<br />
freute sich besonders über die<br />
Beteiligung der Auszubildenden an der<br />
Ausstellung und über die Qualität der<br />
Werke, darunter Robin Sagers »Hand-<br />
langer« aus NERO MARQUINA und die<br />
dreiteilige Arbeit von Esther Schmelcher<br />
mit dem Titel »Auf schmalen Schultern«.<br />
»Mama’s Ruck sack« von Ruben Pfanner<br />
beeindruckte die Jury besonders. Der<br />
27-Jährige »konservierte« den ledernen<br />
Ruck sack seiner Mutter in CARRARA<br />
MARMOR absolut naturgetreu. Für diese<br />
handwerkliche Perfektion erhielt Pfanner<br />
den vom Regionalverband Aare mit<br />
500 Franken dotierten Nachwuchspreis.<br />
Gewinner des im Rahmen der Ausstellung<br />
verliehenen und von der Zunft zum Affen<br />
mit 1.000 Franken dotierten Hauptpreises<br />
ist Patrick Harter aus Bern. Sein »gehöhlter<br />
Stein« überzeugte die Jury durch sein<br />
spannungsreiches Wechselspiel zwischen<br />
massivem Material und fragiler Anmutung.<br />
Der 39-Jährige höhlte einen im<br />
Durchmesser rund einen Meter großen<br />
Findling aus GOMSER GRANIT bis auf<br />
wenige Zentimeter aus. Während die<br />
Außenhaut die raue Oberfläche des<br />
Granits in ihrer Ursprünglichkeit zeigt,<br />
verbirgt sich hinter der klaffenden Öffnung<br />
ein dunkler Hohlraum mit glatter Innenwand.<br />
Patrick Harter ist freischaffender<br />
Künstler. Nach seiner Ausbildung zum<br />
Steinbildhauer studierte er am Institut für<br />
sagt Alice Henkes, Kunstkritikerin aus<br />
Biel, die mit Chris tina Opper, Franziska<br />
M. Beck, Alois Herger und Matthias<br />
Vatter unter dem Vorsitz von Lilian H.<br />
Zürcher juriert hat. Auch der »Schmuck<br />
des großen Appenzellers« von Roman<br />
Brunschwiler traf bei der Jury auf positives<br />
Echo. Bei der Bewertung der Arbeiten<br />
achtete die Jury vor allem auf Professionalität,<br />
individuelle Gestaltung und<br />
die Überzeugungskraft der Idee.<br />
»Steinbildhauerei ist ein altes,<br />
aber kein verknöchertes Handwerk.«<br />
Bildhauerin Franziska M. Beck<br />
Überreicht wurden die Preise auf der<br />
Vernissage am 20. Oktober vor rund<br />
250 Gästen. Die Laudatio hielt Felicity<br />
Lunn, Direk torin des Centre Pasquart<br />
in Biel.<br />
Kunst an der Hochschule für Gestaltung<br />
und Kunst in Basel. 2<strong>01</strong>0 schloss er sein<br />
Studium mit dem Master of Art/Fine Art<br />
ab. Besonders gut gefiel der Jury außerdem<br />
die schlanke, 170 cm hohe Skulptur<br />
aus Diabas der Steinbildhauerin Bertha<br />
Shortiss aus Altdorf im Kanton Uri.<br />
»Der Lauf der Dinge« – so der Titel des<br />
abstrakten Werkes – spielt mit Gegen -<br />
sätzen. »Es ist der Kontrast von Leichtigkeit<br />
und hartem Stein, von geschliffener<br />
und rauer Oberfläche, von Bewegung im<br />
starren Material, das hier so fasziniert«,<br />
Christiane<br />
Weishaupt<br />
Christiane Weishaupt<br />
ist diplomierte Journalistin. Für Naturstein<br />
arbeitet sie seit 1991.<br />
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