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Berliner Kurier 18.01.2019

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14 BERLIN BERLINER KURIER, Freitag, 18. Januar 2019 *<br />

Herr Krieger und sein Schuppen-Ärger<br />

Im Streit um einen zerfallenen Rundlokbau setzt sich der Denkmalschutz gegen den Unternehmer durch<br />

Von<br />

STEFANIE HILDEBRANDT<br />

Pankow – Scherben und goldenes<br />

Konfetti liegen am Boden.<br />

Kalter Wind fegt durch<br />

die zerborstenen Fensterscheiben.<br />

Doch die in der Mitte<br />

der Rotunde aus Stahl Versammelten<br />

lassen sich die<br />

Kälte nicht anmerken. Verwaltungsrichter<br />

Matthias<br />

Schubert hat<br />

zum Vorort-<br />

Termin in einem<br />

der letzten<br />

Rundlokschuppen<br />

Deutschlands<br />

geladen.<br />

Krieger Handels SE gegen das<br />

Land Berlin. Abriss oder denkmalgerechte<br />

Sicherung der<br />

Ruine? Darüber, ob der Möbel-<br />

Unternehmer Kurt Krieger als<br />

Eigentümer des Grundstücks<br />

auf dem alten Ranghierbahnhof<br />

in Pankow das Industriedenkmal<br />

vor weiterem Verfall<br />

bewahren muss, sollte gestern<br />

entschieden werden.<br />

Der Gerichtsstreit mit dem<br />

Land Berlin ist ein Nebenschauplatz<br />

in<br />

der unendlichen<br />

Geschichte<br />

um die<br />

Errichtung<br />

eines<br />

neuen Stadtquartiers mit 2000<br />

Wohnungen, 30 Prozent davon<br />

sozialverträglich, Schulen, Einzelhandel<br />

und Möbelhaus.<br />

In der Grundsatzvereinbarung<br />

für das neue Stadtviertel,<br />

die Ende April 2018 unterzeichnet<br />

wurde, ist der Rundlokschuppen<br />

wohlweislich ausgeklammert,<br />

um das Kerngelände<br />

und dessen Bebauung nicht zu<br />

gefährden. Dennoch muss geklärt<br />

werden, was mit dem einzigartigen<br />

Relikt von 1893 aus<br />

den Hoch-Zeiten der Eisenbahn<br />

geschieht. Abriss, Verfall<br />

oder aufwendige Sicherung<br />

und Sanierung auf blauen<br />

Dunst. Eine<br />

Idee,<br />

wie<br />

Der Rundlokschuppen vonPankow<br />

ist einer der letzten seiner Art.<br />

man das Gebäude nutzen könnte,<br />

fehlt bislang. Die Untere<br />

Denkmalschutzbehörde in<br />

Pankow fordert seit Jahren die<br />

Sicherung des Denkmals vor<br />

weiterem Verfall. Krieger hat<br />

einen Antrag auf Abriss gestellt.<br />

Allein für die Instandhaltung<br />

von Dach, Boden und Fassaden<br />

des Rundlokschuppens müsste<br />

er wohl 10 Millionen Euro investieren.<br />

Unwirtschaftlich, argumentiert<br />

der Investor.<br />

Für das ganze Ensemble aus<br />

großem Rundlokschuppen, einem<br />

ebenfalls geschütztem<br />

Verwaltungsgebäude und einem<br />

kleineren Lokschuppen<br />

direkt an der ICE-Trasse wären<br />

für eine erste Sicherung der<br />

Bausubstanz 2,6 Millionen fällig.<br />

Doch das Gericht entschied<br />

nun, dass zunächst nur der große<br />

Rundlokschuppen und das<br />

Verwaltungsgebäude von Krieger<br />

gesichert werden müssen.<br />

Das dritte Bauwerk läge so nahe<br />

an der ICE-Trasse, dass seine<br />

Erhaltung fraglich sei, so Richter<br />

Matthias Schubert.<br />

Möbel- Unternehmer Kurt Krieger ließ<br />

seinen Anwalt einen Kompromissanbieten:<br />

Der große Schuppen bleibt,die<br />

anderen Gebäude weichen. Doch das<br />

Gericht entschied anders.<br />

Fotos: Camcop Media/Klug, dpa<br />

Luft und Licht –<br />

und vorallem<br />

Regen dringt<br />

durch das Dach<br />

des Rundlokschuppens.<br />

Hier<br />

mussabgedichtet<br />

werden.

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