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Berliner Kurier 30.01.2019

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SEITE3<br />

BERLINER KURIER, Mittwoch, 30. Januar 2019<br />

Foto: Stefan Boness/Imago<br />

g<br />

Bundeswehr: Mehr als<br />

20 000 Jobs unbesetzt<br />

Wehrbeauftragter legt Mängelliste vor.„Bürokratiemonster“, „LabyrinthverzweigterZuständigkeiten“<br />

Berlin – Rund 2500 Eingaben<br />

von Soldaten hat der Wehrbeauftragte<br />

des Bundestags,<br />

Hans-Peter Bartels, 2018 bekommen.<br />

Er hat daraus eine<br />

Mängelliste zusammengestellt<br />

und fordert: Die Bundeswehr<br />

müsse effektiver organisiert<br />

und Probleme müssen<br />

schneller behoben werden.<br />

Die Kritikpunkte im<br />

Einzelnen –eine Auswahl:<br />

▶ Ausgedünnt,veraltet Nicht<br />

besetzt seien 21500 Dienstposten,<br />

wird da kritisiert. Besonders<br />

gesucht sind unter anderem<br />

IT-Spezialisten, Heeresaufklärer,<br />

Fluggerätemechaniker<br />

undMarinetaucher.<br />

Zwar wachse die Zahl der<br />

Soldaten wieder –weil die Bundeswehr<br />

neben den Auslandseinsätzen<br />

auch wieder mehr für<br />

die Bündnisverteidigung in der<br />

Nato eingesetzt werden soll.<br />

Aber dieZahl der neu eingetretenen<br />

Soldaten sei 2018 auf<br />

20000 gesunken und damitauf<br />

den „niedrigsten Stand ihrer<br />

Geschichte“. Undvon den Neuen<br />

hörten ein Fünftel innerhalb<br />

der ersten sechs Monate wieder<br />

auf. Es gebe zwar ein Plus<br />

von 4000 Zeit- und Berufssoldaten.<br />

Aber das liege vor allem<br />

daran, dass bestehende Zeitverträge<br />

verlängert würden.<br />

„So wird die Bundeswehr älter<br />

und immermehr einekompakteBerufsarmee“,kritisiertBartels.<br />

▶ Schlecht ausgerüstet „Das<br />

System der Mangelbewirtschaftung<br />

besteht in allen Bereichen<br />

fort“, kritisiert der<br />

Wehrbeauftragte. „Von einer<br />

materiellen Vollausstattung ist<br />

die Truppe weitentfernt.“Viele<br />

Panzer seien kaum einsatzbereit,<br />

ein großer Teil der U-<br />

Boote defekt, weniger als die<br />

Hälfte der Kampfflugzeuge<br />

flugfähig unddie Munition auf<br />

ein Minimum reduziert, der<br />

Zustand vieler Gebäude beklagenswert.<br />

Wichtige Aufgaben wie die<br />

Schnelle Eingreiftruppe der<br />

Nato könnten nur durch „das<br />

„Nie wieder“ illegale Abtreibungen, Wegmit 219a, fordern Frauen auf einer<br />

Kundgebung vordem Bundestag in Berlin.<br />

massive Hin- und Herleihen<br />

von Ausrüstung“ erfüllt werden.<br />

▶ Zu bürokratisch „Wir verwalten<br />

uns zu Tode“, so zitiert<br />

Bartels die Soldaten. Er selbst<br />

spricht lieber von einem„Bürokratiemonster<br />

Bundeswehr“.<br />

Es gebe ein „Labyrinth verzweigter<br />

Zuständigkeiten“. Für<br />

denJagdbomberTornadoseien<br />

etwa zwölf Dienststellen zuständig.<br />

Esgebe ineffizienten<br />

Personaleinsatz, unnötige<br />

Arbeitsaufträge und sinnlose<br />

Arbeitsschritte.<br />

▶ Affären Für Schlagzeilen<br />

sorgten Ursula von<br />

der Leyens externe Berater<br />

für Digitalisierungsprojekte<br />

oder das<br />

Segelschulschiff<br />

„Gorch Fock“, dessen<br />

Kosten für die Instandsetzung<br />

explodiert<br />

waren.<br />

▶ Sexismus<br />

DieZahl der<br />

gemeldeten<br />

Fälleist um 23 Prozent und damit<br />

deutlich gestiegen – von<br />

235 FällenimJahr 2017auf 288<br />

Fälle im vergangenen Jahr.<br />

Dies könne am gestiegenen<br />

Frauenanteil in der Bundeswehr<br />

liegen und an der größeren<br />

Sensibilität für das Thema,<br />

bemerkt Bartels.<br />

▶ Rechtsextremismus Die<br />

Zahlder gemeldetenrechtsextremen<br />

Vorfälle stieg von 63im<br />

Jahr 2016auf über167 im Jahr<br />

2017 und betrug 170 im Jahr<br />

2018.<br />

Ein schwerwiegender Verdachtsfall<br />

hat dazu geführt,<br />

dass von der Leyen das Geschichtsverständnis<br />

der<br />

Truppe generell in den<br />

Blick nahm. Der neue Traditionserlass<br />

der Bundeswehr<br />

sei „gut und erfüllt<br />

seinen Zweck“ –so<br />

Bartels.<br />

Transparency: Die Welt<br />

ist korrupter geworden<br />

Berlin –Korruption und Bestechung<br />

nehmen einer Umfrage<br />

zufolge in der Wirtschaft<br />

und in öffentlichen<br />

Institutionen in Deutschland<br />

zu. Führungskräfte aus der<br />

internationalen Wirtschaft<br />

stuften die Bundesrepublik<br />

im alljährlichen Korruptionsindex<br />

von Transparency<br />

International (TI) schlechter<br />

ein als im Vorjahr. Deutschland<br />

rutschte deshalb in der<br />

jetzt veröffentlichten Bewertung<br />

leicht ab –liegt aber immer<br />

noch weit über dem<br />

internationalen Durchschnitt.<br />

Im weltweiten Ranking<br />

Hans-Peter Bartels,<br />

SPD,Wehrbeauftragterdes<br />

Bundestages.<br />

kommt die Bundesrepublik<br />

auf Rang elf. Die Skandale der<br />

deutschen Großkonzerne ließen<br />

den Glauben der Menschen<br />

an den Rechtsstaat bröckeln,<br />

so TI-Deutschland-<br />

Chefin Edda Müller.<br />

Der jährlich veröffentlichte<br />

Index misst die in Wirtschaft,<br />

Politik und Verwaltung<br />

wahrgenommene Korruption<br />

im öffentlichen Sektor<br />

in Deutschland und 179<br />

weiteren Ländern.<br />

Am besten schneiden Dänemark,<br />

Neuseeland und<br />

Finnland ab. Die letzten Plätze<br />

belegen der Südsudan, Syrien<br />

sowie Somalia.<br />

Foto: Hannibal Hanschka/dpa<br />

Foto: Mark Duffy/Imago<br />

NACHRICHTEN<br />

Höhere Bahnpreise?<br />

Berlin –Die Forderung des<br />

Verkehrsstaatssekretärs<br />

Enak Ferlemann nach höheren<br />

Bahnfahrpreisen hat viel<br />

Kritik ausgelöst. Jetzt widersprach<br />

das eigene Ministerium<br />

dem Bahnbeauftragten:<br />

Die Bahn bestimme ihre<br />

Preise selbst, hieß es von<br />

Verkehrsminister Andreas<br />

Scheuers Sprecher.<br />

Ölsektor sanktioniert<br />

Caracas –Die USA haben mit<br />

ihren Wirtschaftssanktionen<br />

Venezuelas wichtigste Einnahmequelle<br />

getroffen. Die<br />

Maßnahmen richten sich<br />

gegen den staatlichen Ölkonzern.<br />

US-Firmen dürfen weiter<br />

Öl aus Venezuela kaufen,<br />

die Zahlungen müssen jedoch<br />

auf Sperrkonten fließen.<br />

MaymachtDruck auf EU<br />

London –Das britische<br />

Unterhaus hat sich grundsätzlich<br />

gegen einen Austritt<br />

Großbritanniens aus der<br />

Europäischen Union ohne<br />

ein Brexit-Abkommen ausgesprochen.<br />

Premierministerin<br />

Theresa May will nun den<br />

Brexit-Deal nachverhandeln<br />

–die EU lehnt dies jedoch ab.<br />

Ditib-Imame ausgeladen<br />

Hannover –Niedersachsens<br />

Justizministerium hat die<br />

Zusammenarbeit mit dem<br />

türkischen Moscheeverband<br />

Ditib in der Gefängnisseelsorge<br />

beendet. Dem Verband<br />

gelinge es nicht, sich von<br />

staatlicher Einflussnahme<br />

aus der Türkei zu lösen, begründete<br />

Justizministerin<br />

Barbara Havliza.<br />

Christin darfausreisen<br />

Islamabad –Die vom Vorwurf<br />

der Gotteslästerung<br />

freigesprochene Christin<br />

Asia Bibi kann Pakistan verlassen.<br />

Das Oberste Gericht<br />

Pakistans bestätigte seinen<br />

Freispruch für Bibi und erklärte,<br />

die Argumente des<br />

Einspruchs gegen das Urteil<br />

hätten nicht überzeugt.

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