antriebstechnik 1-2/2019
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antriebstechnik 1-2/2019
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19174<br />
1-2<br />
Organ der Forschungsvereinigung Antriebstechnik e.V.<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de<br />
Februar <strong>2019</strong><br />
NACHGEFRAGT<br />
Was treibt unsere Branche <strong>2019</strong> an?<br />
FVA Aktuell<br />
C. Kunze über sein erstes Jahr<br />
in der FVA-Geschäftsführung<br />
Elektromotoren<br />
Das richtige Isoliersystem für<br />
umrichtergespeiste Motoren<br />
Komponenten und Software<br />
Dichtungskonzept für fettund<br />
ölgeschmierte Hauptlager
Niemand behauptet, dass in<br />
Zukunft alles leichter wird.<br />
Wir schon!<br />
Unseren Partnern in der Automobilbranche helfen wir mit der Entwicklung<br />
hochfester Werkstoffe: Diese ermöglichen geringere Fahrzeuggewichte bei<br />
hoher Leistungsfähigkeit und Energieeffizienz. So meistern wir gemeinsam<br />
eine der wegweisenden Herausforderungen für die Mobilität der Zukunft –<br />
mit Leichtigkeit.<br />
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EDITORIAL<br />
Geht‘s uns gut?<br />
Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />
unser menschliches Wohlbefinden und unsere Erfolge hängen von<br />
sehr vielen Faktoren ab. Der Wirtschaft eines Landes oder einer<br />
Region geht es genauso. Hier müssen ebenfalls viele Kriterien<br />
zusammenspielen, damit wir wirklich behaupten können, es ginge<br />
uns gut. Aber horchen wir doch einmal in die Körper „Antriebstechnik“<br />
und „Maschinenbau“ hinein. Wir werden feststellen: Alles<br />
läuft wie geschmiert. Auch 2018 konnten wir wieder jede Menge<br />
Umsatzrekorde brechen und auch für <strong>2019</strong> ist die Branche optimistisch<br />
gestimmt – und das trotz zunehmender weltpolitischer<br />
Unwägbarkeiten wie Brexit oder Handelskonflikten.<br />
Aber bleibt das wirklich so? Oder müssen wir uns einmal wieder auf<br />
schwierige Verhältnisse einstellen? Werden die prognostizierten 3 %<br />
Umsatzplus der Antriebstechnik am Ende reichen? In die berühmte<br />
Glaskugel können wir alle nicht schauen, aber für mich steht fest,<br />
dass wir auch zum Jahresende mit viel Stolz auf die Zahlen des<br />
deutschen Maschinenbaus schauen können. Was macht mich da so<br />
sicher? Ganz einfach: Unsere internationale Spitzenstellung, die<br />
Wettbewerbsvorteile unserer Industrie und vor allem der Wandel, in<br />
welchem sie sich aktuell befindet. Mit intelligenten Automatisierungs-<br />
und Antriebslösungen werden wir eine zentrale Rolle bei<br />
smarten und effektiven Produktionsprozessen spielen. Die Konzepte<br />
sind da und werden auf den Weg gebracht. Dort müssen und werden<br />
sie beweisen, dass mit ihnen signifikante Produktivitätszuwächse<br />
erreicht werden können.<br />
Was das noch junge Jahr <strong>2019</strong> für unsere Branche bringt, wollten wir<br />
auch von Experten wissen (ab Seite 12). Wir haben 16 Personen<br />
gefunden, die uns an ihrer Meinung zu Chancen, Veränderungen<br />
und Themen teilhaben lassen. Sie dürfen gespannt sein, in welche<br />
Richtung es geht und wie das Trendometer <strong>2019</strong> für den Maschinenund<br />
Anlagenbau ausschlägt.<br />
KRAFT<br />
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Organ der Forschungsvereinigung Antriebstechnik e.V.<br />
www.<strong>antriebstechnik</strong>.de<br />
Februar <strong>2019</strong><br />
ANT_AG_<strong>2019</strong>_01-02_001 1 24.01.<strong>2019</strong> 12:00:40<br />
INHALT<br />
18<br />
22<br />
34<br />
Eiskaltes Händchen bewiesen: Ein<br />
deutsches Rollringgetriebe schafft es<br />
in die Antarktis<br />
Auf den Millimeter genau: Großwälzlager<br />
für eine der größten Tunnel-Schildbohrmaschinen<br />
Japans<br />
Für mehr Dynamik: Sicherheitsstoßdämpfer<br />
schützen Flächenmotor und<br />
überzeugen durch kompakte Bauform<br />
EDITORIAL<br />
3 Geht‘s uns gut?<br />
MAGAZIN<br />
5 Märkte, Unternehmen, Personalien und Veranstaltungen<br />
FVA-AKTUELL<br />
6 Christian Kunze über sein erstes Jahr in der<br />
FVA-Geschäftsführung und seine Wünsche<br />
8 FVA verleiht den Hans-Winter-Preis an Kai Neikes<br />
10 Aktuelles von der Forschungsvereinigung Antriebstechnik<br />
SPECIAL UNSER ANTRIEB <strong>2019</strong><br />
12 Was treibt unsere Branche im Jahr <strong>2019</strong> an?<br />
GETRIEBE UND GETRIEBEMOTOREN<br />
18 Deutsches Rollringgetriebe schafft es in die Antarktis<br />
STEUERN UND AUTOMATISIEREN<br />
30 Autarke Transporttechnik-Systeme für das Sortieren oder<br />
Verpacken empfindlicher Produkte<br />
KOMPONENTEN UND SOFTWARE<br />
32 Dichtungskonzept für fett- und ölgeschmierte Hauptlager<br />
34 Sicherheitsstoßdämpfer schützen Flächenmotor und<br />
überzeugen durch kompakte Bauform<br />
36 Produkt-Highlights<br />
FORSCHUNG UND ENTWICKLUNG<br />
38 Genetischer Algorithmus zur Auslegung von Lagereglern<br />
RUBRIKEN<br />
23 Impressum<br />
29 Inserentenverzeichnis<br />
20 Neue Schneckengetriebe erfüllen hohe Anforderungen<br />
der Lebensmittelindustrie<br />
19 Produkt-Highlights<br />
19174<br />
1-2<br />
WÄLZ- UND GLEITLAGER<br />
22 Großwälzlager für eine der größten<br />
Tunnel-Schildbohrmaschinen Japans<br />
23 Produkt-Highlights<br />
ELEKTROMOTOREN<br />
24 Antriebssysteme aus einer Hand optimieren die<br />
Isolationsbeanspruchung elektrischer Maschinen<br />
TITEL<br />
Unser Antrieb <strong>2019</strong><br />
NACHGEFRAGT<br />
Was treibt unsere Branche <strong>2019</strong> an?<br />
28 Antriebskonzept macht Winde für Schiffskrane effizient<br />
FVA Aktuell<br />
C. Kunze über sein erstes Jahr<br />
in der FVA-Geschäftsführung<br />
Elektromotoren<br />
Das richtige Isoliersystem für<br />
umrichtergespeiste Motoren<br />
Komponenten und Software<br />
Dichtungskonzept für fettund<br />
ölgeschmierte Hauptlager<br />
29 Produkt-Highlights<br />
Was treibt die Branche in<br />
diesem Jahr an? Welche<br />
Themen dominieren die<br />
Antriebstechnik? Welche<br />
Trends sind zu erwarten?<br />
Wir haben 16 Branchenexperten<br />
nach ihrer<br />
Meinung gefragt. Was sie<br />
persönlich und ihre<br />
Unternehmen bewegt,<br />
lesen Sie ab Seite 12.<br />
4 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2019</strong>
MAGAZIN<br />
Der Sensorhersteller TWK erfindet sich neu<br />
Bereits das 50-jährige Jubiläum<br />
im Jahr 2012 hat bewiesen,<br />
dass TWK ein etabliertes<br />
und krisenfestes Unternehmen<br />
auf dem Markt ist. Auf<br />
Grund der hohen Produkthomogenität<br />
und des digitalen<br />
Wandels muss sich TWK<br />
jedoch der Herausforderung<br />
stellen. Nötig sind eine klare Marktpositionierung und trennscharfe<br />
Wettbewerbsabgrenzung. Aus diesem Grund legen die Geschäftsführer<br />
Dr. Felix Steinebach und Dr. Hannwelm Steinebach den<br />
Fokus nicht nur auf den Ausbau der Fertigungs- und Entwicklungsabteilung,<br />
sondern auch auf den Ausbau der Marketingabteilung.<br />
Neben der Marktpositionierung und Wettbewerbsabgrenzung zielt<br />
TWK mit dem Marken-Relaunch darauf ab, die Kommunikationskanäle<br />
und -medien gemäß dem neuen Leitbild, das auf Basis einer<br />
gemeinsam mit den Mitarbeitern entwickelten Unternehmenskultur<br />
entstand, neu zu definieren. Der neue Markenclaim „Supreme<br />
Sensoring“ wurde aus den Unternehmenswerten abgeleitet.<br />
www.twk.de<br />
JAT beteiligt sich an Ilmenauer Mechatronik<br />
Die Jenaer Antriebstechnik<br />
(JAT) will ihr Produktspektrum<br />
erweitern und neue<br />
Märkte erschließen und hat<br />
dafür eine Beteiligung an der Ilmenauer Mechatronik erworben.<br />
Diese ist Spezialist für die Entwicklung und Optimierung mechatronischer<br />
Antriebssysteme und Bestimmung magnetischer Eigenschaften.<br />
Neben der Entwicklung linearer und rotatorischer Antriebe<br />
für industrielle und automobile Anwendungen verfügt die Ilmenauer<br />
Mechatronik mit einem patentierten Mess- und Prüfverfahren über<br />
eine spezielle Technologie zur sensorlosen Analyse und qualitativen<br />
Bewertung von Magnetaktoren. Mit der Technologieimplementierung<br />
heben sich künftige Produkte der JAT ab. Anwender von<br />
elektromagnetischen Bauteilen und Systemen sollen besonders<br />
in den Bereichen Systemoptimierung und Systemüberwachung<br />
profitieren. Mit dem Know-how der Ilmenauer könnten die<br />
Entwicklungskapazitäten und -kompetenzen gestärkt und ausgebaut<br />
werden, erklärte JAT-Geschäftsführer Stephan Preuß.<br />
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Bonfiglioli übernimmt O&K<br />
Im November 2018 schlossen Bonfiglioli und Carraro den Übernahmeprozess<br />
der O&K Antriebstechnik GmbH ab. Der italienische<br />
Antriebsspezialist Bonfiglioli übernahm für insgesamt 17 Mio. EUR<br />
den restlichen Aktienanteil und ist damit der alleinige Eigentümer<br />
der O&K Antriebstechnik GmbH. Die strategischen Überlegungen<br />
und Kooperationsmechanismen, die hinter der bereits im November<br />
2015 von Bonfiglioli und Carraro gemeinsam<br />
unterzeichneten Vereinbarung, haben den Gesamtumsatz<br />
von O&K Antriebstechnik in den letzten<br />
drei Jahren von 36 Mio. EUR im Jahr 2015<br />
auf voraussichtlich rund 65 Mio. EUR im<br />
Jahr 2018 gesteigert.<br />
www.bonfiglioli.com<br />
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FVA AKTUELL I INTERVIEW<br />
„Ich hab den besten<br />
Job der Welt!“<br />
Christian Kunze über sein erstes Jahr in der<br />
FVA-Geschäftsführung und seine Wünsche<br />
Chefredakteur Dirk Schaar im Gespräch mit Christian Kunze (links)<br />
während der FVA Informationstagung 2018<br />
Er wechselte von der Automobilindustrie in die Forschungsvereinigung Antriebstechnik und<br />
übernahm dort die stellvertretende Geschäftsführung. Nun sprach Chefredakteur Dirk Schaar<br />
mit Dipl.-Ing. Christian Kunze über die ersten Erfahrungen, seine anstehenden Schwerpunkte und<br />
die Trends und Herausforderungen der Antriebstechnik in den nächsten Jahren.<br />
Herr Kunze, Sie sind nun seit etwa einem Jahr im Amt als stellvertretender<br />
Geschäftsführer der FVA. Wie lautet Ihr erstes Fazit?<br />
Für mich war es ein großer Schritt aus der Industrie in die Forschungsvereinigung<br />
zu wechseln, aber auch ein sehr bewusster.<br />
Ich komme aus der Automobilindustrie und wann immer ich dort<br />
etwas mehr über Antriebstechnik wissen wollte, kam ich selten an<br />
der FVA vorbei. Ich bin sozusagen ein Kind der FVA und war auch<br />
seit jeher ein Fan von ihr. Heute darf ich den ganzen Tag mit sehr<br />
interessanten Menschen sprechen, ich darf Forschung begleiten<br />
und den technologischen Wandel mitgestalten. Das ist spannend<br />
und zugleich weltweit einzigartig. Von daher sage ich heute:<br />
Ich hab den besten Job der Welt!<br />
Was hat Sie denn gleich zu Beginn besonders beeindruckt?<br />
Mir ist sofort aufgefallen, mit welcher Leidenschaft alle Beteiligten<br />
an die Themen herangehen. Damit meine ich nicht nur die Menschen,<br />
die in den Instituten die Forschung begleiten dürfen, sondern<br />
es sind auch die vielen Industrievertreter, die ihr Herzblut<br />
investieren. Und es sind letztlich auch die Mitarbeiter in unserer<br />
Geschäftsstelle, die nicht nur einen Job erledigen, sondern auch<br />
ein Kommitment abgeben, um die FVA weiterzuentwickeln. Es ist<br />
pure Leidenschaft, die ich nun jeden Tag erleben darf.<br />
Wo sehen Sie Möglichkeiten die Arbeit der FVA noch zu verbessern<br />
– wo wollen Sie anpacken und Schwerpunkte legen?<br />
Das Schlagwort des Maschinenbaus ist Industrie 4.0. Wir müssen<br />
daher eine FVA 4.0 werden und für die Themen, die in der Industrie<br />
im Moment um sich greifen, ein offenes Ohr haben. Wenn ich<br />
immer in Zahnrädern gedacht habe, dann kenne ich leider auch<br />
nur Zahnräder. Ich muss aber sehen was links und rechts davon<br />
aktuell passiert. Wir müssen also aktiv am Wandel teilhaben und<br />
ihn mitgestalten, neue Themen aufgreifen, das Wissen der FVA als<br />
Content-Hub für die Antriebstechnik positionieren, neue Wege<br />
finden und bestreiten – zusammen mit unseren Partnern und<br />
Mitgliedern. Wir wollen Interessierten nicht mehr nur etwas über<br />
die Zahnflanke erzählen, sondern auch Expertenwissen zu verketteter<br />
und additiver Fertigung, Industrie 4.0, Robotik, Urbanisierung<br />
oder Elektromobilität näherbringen. All diese Themen passieren<br />
bereits in der FVA und in unseren 25 Arbeitskreisen. Und<br />
natürlich wollen wir die Innovation in der Mechanik bewahren,<br />
aber ohne Elektrotechnik und Informatik wird das nicht funktionieren.<br />
Wir sprechen dann letztlich über Antriebssystemtechnik.<br />
Wo sehen Sie denn für sich persönlich ein besonderes Thema für<br />
die kommenden Jahre?<br />
Für mich ist das OPC UA. Hierbei arbeiten wir schon relativ eng<br />
mit den entsprechenden Fachverbänden zusammen und wir<br />
haben ganz gute Ideen, wie wir uns als FVA positionieren können.<br />
Im Vordergrund steht dabei die REXS Schnittstelle zum einfachen<br />
Austausch von Getriebedaten, die aktuell Teil unserer Workbench<br />
geworden ist und sich bereits in einem sehr frühen Stadium zum<br />
anerkannten Branchenstandard entwickelt. REXS als Standardschnittstelle<br />
in der Getriebemodellierung schlägt auch die Brücke<br />
zu OPC UA als Industrie-4.0-Kommunikationsstandard.<br />
Unsere Industrie wird immer digitaler. Der Weg hin zur „Fabrik<br />
der Zukunft“ ist überall erkennbar. Wie reagiert die FVA auf<br />
diese Trends?<br />
Um die digitale Fabrik muss und wird sich die FVA in den<br />
nächsten zehn bis 15 Jahren definitiv kümmern. Der Wandel<br />
passiert jetzt und nicht erst in ein paar Jahren. Wir müssen daher<br />
das Know-how, das wir haben, adäquat verkaufen. Das heißt,<br />
Forschung schneller nutzbar machen und in Softwareprodukte<br />
investieren, die wirklich schlagkräftig sind. Die Zeiten, in denen<br />
man ein Buch oder einen Forschungsbericht von 200 Seiten in ein<br />
paar Tagen durchgearbeitet hat, sind definitiv vorbei. Dazu sind<br />
die Innovationszyklen viel zu kurz. Wir müssen das Wissen daher<br />
schnell und „on spot“ vermittelbar machen. Dazu helfen<br />
Instrumente wie unsere Software, Seminare und internationale<br />
Kongresse.<br />
Wie möchten Sie dann die FVA in Zukunft sehen?<br />
In den nächsten fünf Jahren sollten wir auf jeden Fall den<br />
Content-Hub erschaffen haben. Das wird die FVA zur zentralen<br />
Plattform für Antriebstechnik in Deutschland ausbauen – gut<br />
vernetzt, mit vielen Schnittstellen zu zahlreichen Branchen und<br />
zu möglichst vielen Stakeholdern, zu denen wir Überschneidungen<br />
haben. Weiterhin wünsche ich mir, dass wir unseren<br />
Mit gliederstand halten und es schaffen, unsere Mitglieder so<br />
robust aufzustellen, dass der technologische Wandel ihnen nicht<br />
mit Angst begegnen muss, sondern dass sie gut gerüstet mit<br />
einem prall gefüllten Werkzeugkoffer in die nächsten 20 Jahre<br />
gehen können.<br />
www.fva-net.de<br />
6 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2019</strong>
DIE NEUE PRÄZISIONSKUPPLUNG SCL<br />
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Überall, wo erhöhte Flexibilität gefragt ist:<br />
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FVA AKTUELL I INTERVIEW<br />
„Mehr Effizienz für die<br />
Antriebstechnik“<br />
FVA verleiht den Hans-Winter-Preis an Kai Neikes<br />
ist als bei rein wechselnder Belastung.<br />
Das Nennspannungskonzept zur Bestimmung<br />
der Dauerfestigkeit unter Mittelspannungseinfluss<br />
wurde bezüglich seiner<br />
Treffsicherheit gesteigert. Zugleich<br />
konnte die Berechnung vereinfacht werden.<br />
Um darüber hinaus weitere Festigkeitsreserven<br />
nutzbar zu machen, wurde<br />
eine Methode vorgestellt, welche den<br />
Mittelspannungseinfluss mithilfe elastisch-plastischen<br />
Materialverhaltens<br />
noch genauer berücksichtigt.<br />
Wie tragen Ihre Ergebnisse dazu bei, die<br />
Antriebstechnik in der Praxis effizienter<br />
zu machen?<br />
Der Materialausnutzungsgrad und die<br />
Zuverlässigkeit sind für Firmen der<br />
Antriebstechnik von großer Bedeutung.<br />
Mit den Ergebnissen wird ein Beitrag<br />
dazu geleistet, eben jene Punkte für Wellen<br />
und Achsen deutlich zu verbessern<br />
und damit die Effizienz in der Antriebstechnik<br />
zu steigern.<br />
Im Rahmen der FVA-Infotagung Anfang Dezember 2018<br />
in Würzburg wurde Dipl.-Ing. Kai Neikes vom<br />
Institut für Maschinenelemente und -konstruktion (IMM)<br />
der Technischen Universität Dresden der<br />
19. Hans-Winter-Preis der Forschungsvereinigung<br />
Antriebstechnik e.V. (FVA) verliehen.<br />
Chefredakteur Dirk Schaar wollte wissen,<br />
welchen Stellenwert die Auszeichnung<br />
für den Preisträger hat.<br />
Gibt es bereits konkrete Anwendungen,<br />
in denen Ihre Ergebnisse zum Tragen<br />
kommen?<br />
Die Berechnungsmethoden sind im Abschlussbericht<br />
zum Vorhaben FVA 321 VI<br />
zu finden und selbstverständlich sofort<br />
nutzbar. Dies gilt ebenso für die genauere<br />
Methode mit elastisch-plastischem<br />
Materialverhalten.<br />
Mit dem Normenausschuss für Wellen<br />
und Welle-Nabe-Verbindungen wurde<br />
ein Vorschlag erarbeitet, die Ergebnisse<br />
bezüglich des Nennspannungskonzeptes<br />
in die Norm DIN 743 zu integrieren.<br />
Herr Neikes, was bedeutet für Sie die<br />
Verleihung des Hans-Winter-Preises?<br />
Zur Informationstagung der Forschungsvereinigung<br />
Antriebstechnik e.V. sind die<br />
Experten der Antriebstechnik versammelt,<br />
welche die Vorhaben und Vorträge<br />
bewerten. Eine so positive Resonanz von<br />
ihnen zu bekommen, ist eine große<br />
Auszeichnung und zeigt die Wertschätzung<br />
für die eigene Arbeit. Dafür bin ich<br />
sehr dankbar.<br />
In diesem Jahr wurde der Preis für die<br />
Erforschung des Themas „Mittelspannungseinfluss<br />
bei Wellen und Achsen“<br />
vergeben. Was genau haben Sie<br />
erforscht?<br />
Bereits Wöhler untersuchte den Einfluss<br />
von statischen und dynamischen Belastungen<br />
auf die Festigkeit von Wellen und<br />
Achsen. Schon er wusste, dass bei der<br />
Überlagerung von statischen und dynamischen<br />
Belastungen die Festigkeit geringer<br />
Wo sehen Sie weiteren<br />
Forschungsbedarf?<br />
Die Methode zur Berücksichtigung der<br />
lokalen Spannungen ist vielversprechend,<br />
allerdings ist der Ansatz bisher<br />
nur auf duktile Stähle anwendbar. Die<br />
Unter suchungen zu den einsatzgehärteten<br />
Stählen erlauben bisher nur eine<br />
grobe Abschätzung. Hier wären weitere<br />
Untersuchungen wünschenswert, insbesondere<br />
wegen einsatzgehärteter<br />
Ritzelwellen. z<br />
8 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2019</strong>
MAGAZIN<br />
Strategischer Verbund: Keba wird zum Gesamtlösungsanbieter<br />
01 Gerhard Luftensteiner, CEO<br />
Keba AG, und Hartmut Braun,<br />
Geschäftsführer LTI Motion<br />
01 02<br />
Der Automationsspezialist Keba AG mit Sitz in Österreich übernimmt<br />
die LTI Motion sowie Heinz Fiege GmbH, Anbieter für Antriebslösungen<br />
und Spindeltechnik. Ein entsprechender Vertrag<br />
zwischen der Keba AG und dem Verkäufer, der Körber AG, wurde im<br />
2018 unterzeichnet. „Die Portfolios der beiden Spezialisten ergänzen<br />
sich perfekt“, so Gerhard Luftensteiner, CEO der Keba AG. „Keba<br />
ist Spezialist im Steuerungs- und Sicherheitsbereich sowie in der<br />
Bedienung im industriellen Umfeld, LTI Motion im Bereich der<br />
Servo-Antriebstechnik. Für unsere Kunden ist der große Vorteil,<br />
dass diese Kompetenzen ab sofort gebündelt sind. Sie erhalten<br />
künftig Gesamtlösungen aus einer Hand – von der Bedienung über<br />
die Steuerung und Sicherheitstechnik bis hin zur Antriebstechnik“,<br />
führt Luftensteiner weiter aus.<br />
Eine weitere Neuerung wurde im Rahmen der SPS IPC Drives 2018 in<br />
Nürnberg bekannt. Zur gegenseitigen Ergänzung des Digitalisierungs-<br />
und Automatisierungsportfolios vertiefen der österreichische<br />
Experte und das Elektrotechnikunternehmen Weidmüller ihre Partnerschaft.<br />
Der Fokus liegt dabei auf gemeinsamen Angeboten für die<br />
industrielle Automatisierungstechnik mit Schwerpunkt im Bereich<br />
Maschinen- und Anlagenbau. Zudem wollen beide Firmen die Nutzbarmachung<br />
von künstlicher Intelligenz (KI) in der Automatisierung<br />
fördern. Mit der Kooperation streben Keba und Weidmüller ein abgestimmtes<br />
Auftreten bei Kunden mit Schwerpunkt im Bereich Maschinen-<br />
und Anlagenbau in ihren jeweiligen Märkten an. Dabei werden<br />
sich die Partner relevante Komponenten ihrer Portfolios wechselseitig<br />
zur Verfügung stellen. Keba steuert maßgeblich seine offenen<br />
Softwarelösungen und Teile seiner Steuerungsarchitektur bei,<br />
Weidmüller wird vor allem seine zur SPS IPC Drives 2018 erweiterte<br />
u-mation Produktfamilie und seine innovativen Industrial Analytics-<br />
Angebote in die Zusammenarbeit einbringen. In der Weiterentwicklung<br />
der Produkt-, Lösungs- und Serviceangebote setzen beide<br />
Unternehmen auf eine enge Zusammenarbeit.<br />
www.keba.com<br />
www.lti-motion.com<br />
www.weidmueller.com<br />
02 (v. l. n. r.) Michael Matthesius<br />
(Leiter Division Automation<br />
Products & Solutions Weidmüller<br />
Gruppe), Gerhard Luftensteiner<br />
(CEO Keba AG), Volker Bibelhausen<br />
(Technologievorstand Weidmüller<br />
Gruppe) und Christian Gabriel<br />
(Vice President Automation<br />
Keba AG)<br />
Webseite hilft bei Auswahl der Leitung<br />
Die Webseite www.igus.de/antrieb schafft einen Einstieg in das<br />
Leitungsangebot von Igus: Von der Meterware über die direkt konfektionierte<br />
anschlussfertige Antriebsleitung<br />
mit Stecker bis hin zur Sonderleitung<br />
in Wunschlänge. Die Webseite bietet dem<br />
Anwender einen Überblick rund um die<br />
Antriebstechnik, das Testlabor des Herstellers<br />
und die hauseigene Konfektionierung<br />
der Leitungen. Zusätzlich können kostenlose<br />
Muster oder direkt die passende Leitung<br />
über den Shop bestellt werden. Alle<br />
Leitungen bietet der Hersteller auf Wunsch<br />
direkt geprüft mit Stecker als „Readycable“ an. Das Online-Tool<br />
„Readycable Finder“ hilft bei der Auswahl der Antriebsleitung aus<br />
über 4 200 Typen nach 24 Herstellerstandards,<br />
die anschließend über den Online-<br />
Shop bestellt werden können. Da alle Leitungen<br />
im hauseigenen Testlabor getestet<br />
werden, vergibt Igus eine Garantie von<br />
36 Monaten auf alle Leitungen. Die Daten<br />
aus dem Testlabor gehen auch in den<br />
Lebensdauerrechner ein.<br />
www.igus.de<br />
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<strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2019</strong> 9
FVA AKTUELL<br />
Gelenkwellen-Längenausgleich<br />
Erhöhte Drehmomentdichten behindern reibwertabhängig<br />
die axiale Verschieblichkeit im Längenausgleich einer<br />
Gelenkwelle, woraus signifikante Anschlusskräfte und<br />
-momente resultieren können. Diese Schnittstellenlasten<br />
führen häufig bei den benachbarten Komponenten des<br />
Antriebsstrangs zu vorzeitigen Schäden, da ihre Größe bislang<br />
nur schwer vorher bestimmbar war. So gehen übliche Annahmen<br />
zur Verschiebekraft von zu geringen Werten aus, was<br />
eine Unter dimensionierung der Anschlussteile zur Folge hat.<br />
Ebenso stellen die bisher verwendeten Schmierstoffe und<br />
Beschichtungen im Längenausgleich der Gelenkwelle keine<br />
optimale Lösung dar. Die Standardschmierstoffe versagen<br />
beim Verschleißschutz und die bisher verwendete Beschichtung<br />
kann für höhere Temperaturen nicht eingesetzt werden.<br />
Im Fokus dieses Vorhabens stand daher, alternative am<br />
Markt verfügbare Schmierstoffe und Beschichtungen in dieser<br />
Anwendung zu testen und konkrete Aussagen zu den<br />
tatsächlich auftretenden Reibwerten sowie dem Verschleißverhalten<br />
geben zu können. Ziel war<br />
Forschungsvorhaben dabei, die Reibwerte im Längenausgleich<br />
zu reduzieren, den Verschleiß<br />
FVA 505 II<br />
IGF-Nr. 17142 N<br />
zu verringern und die Einsatztemperatur<br />
zu erhöhen.<br />
Als Ergebnis der umfangreichen Untersuchungen konnte<br />
festgestellt werden, dass einzelne Schmierstoffe eine signifikante<br />
Verbesserung gegenüber der Referenz (Shell Retinax<br />
LX2) ermöglichen. Einerseits konnte der Reibwert unter<br />
betriebsüblicher Torsionsbelastung um ca. 25 Prozent gesenkt<br />
werden. Andererseits konnte mit diesen Schmierstoffen, verglichen<br />
zum Referenzschmierstoff, eine erheblich zuverlässigere<br />
Trennung der Kontaktflächen erreicht werden, wodurch<br />
zuverlässig ein Fressen der Verzahnung verhindert wird.<br />
Durch die gleichzeitige Anwendung von Beschichtungen<br />
kann der Reibwert bis zu 75 Prozent gegenüber dem alleinigen<br />
Einsatz des Referenzschmierstoffs gesenkt werden.<br />
Dabei ist allerdings die bislang gültige Temperaturgrenze der<br />
Referenzbeschichtung aus Polyamid 11 von ca. 70 °C zu<br />
beachten. Mit den untersuchten alternativen Beschichtungen<br />
konnte der Reibwert zwar nur auf 50 Prozent reduziert<br />
werden, dies aber in Verbindung mit einem deutlich<br />
vergrößerten Einsatztemperaturbereich gemäß Herstellerangaben<br />
von bis zu 300 °C. Die Reibwert- und Verschleißuntersuchungen<br />
wurden innerhalb des Projekts aus Vergleichbarkeitsgründen<br />
bei Raumtemperatur (20 °C) gefahren.<br />
Zu den getesteten Schmierstoffen und Beschichtungen<br />
wurden außerdem Prognosegleichungen aufgestellt, mit<br />
denen die Auslegung von Gelenkwellen bezüglich<br />
Anschlusslasten und Lebensdauer bei Nutzung der neuen<br />
Schmierstoffe und Beschichtungen unterstützt werden.<br />
Ebenfalls wurden wichtige Erfahrungen aus den Beschichtungsmustern<br />
für die Gelenkwellenfertiger aber auch die<br />
Beschichter aufbereitet, welche Fehlerbilder bei der<br />
Beschichtung im Längenausgleich auftreten können, welche<br />
Ursachen diese haben und wie diese zu verhindern sind.<br />
Das IGF-Vorhaben 17142 N der Forschungsvereinigung Antriebstechnik<br />
e.V. (FVA) wurde über die AiF im Rahmen des Programms<br />
zur Förderung der Industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF)<br />
vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund<br />
eines Beschlusses des Deutschen Bundestages gefördert.<br />
Autor: Rico Schmelter, Institut für Maschinenwesen,<br />
Technische Universität Clausthal<br />
Kontakt: Forschungsvereinigung Antriebstechnik e.V. (FVA),<br />
Dirk Arnold, Tel.: 069/6603-1632<br />
Größeneinfluss DIN 743<br />
Die Tragfähigkeitsberechnung von Wellen und Achsen nach DIN 743<br />
gibt für die Berechnung der Wechselfestigkeit zwei Vorgehensweisen<br />
an. Demnach ist anzustreben, für den Nachweis ort jeweils die lokale<br />
Bauteil-Wechselfestigkeit einzusetzen, welche ausgehend von Messwerten<br />
(Härtemessungen oder Zugversuchen) berechnet wurde. Ist<br />
diese Bestimmung am konkreten Bauteil (bspw. für die Entwurfsphase)<br />
nicht realisierbar, kann die zweite Methode gewählt werden,<br />
welche den technologischen Größeneinflussfaktor K 1<br />
(d eff<br />
) zugrunde<br />
legt und aus gehend von den Bezugswerten der Zugfestigkeit<br />
(DIN 743-3) die Wechselfestigkeit abschätzt. Insbesondere für<br />
Ver gütungs- und Einsatzstähle sind die genannten<br />
Festigkeitswerte eines Bauteils sehr<br />
stark größenabhängig. Im Zuge des FVA-<br />
Forschungsprojektes 703 I wurde die Übertragbarkeit<br />
der Wechselfestigkeitsberechnung<br />
auf große Bauteildimensionen untersucht. Im Fokus der<br />
Betrachtungen standen die Umrechnungen Härte in Wechselfestigkeit<br />
und Härte in Zugfestigkeit sowie der Gradient der Festigkeit über<br />
den Bauteilquerschnitt. Als Versuchsobjekte dienten dazu vier Wellenwerkstoffe<br />
mit unterschiedlichen Halbzeugdurchmessern bis zu<br />
500 mm. Im weiteren Verlauf des Vorhabens wurde anhand einer<br />
numerisch-analytischen Simulation der technologische Größeneinflussfaktor<br />
K 1<br />
(d eff<br />
) für die unterschiedlichen Werkstoffgruppen präzisiert<br />
und bis Durchmesser 700 mm erweitert. Dabei wurde der Einfluss<br />
der chemischen Zusammensetzung untersucht und der Größeneinflussfaktor<br />
in Abhängigkeit der Härtbarkeit angegeben. Abschließend<br />
erfolgte die Validierung der Simulationsergebnisse mittels der<br />
Härtemesswerte von verschiedenen Halbzeugdurchmessern.<br />
Das IGF-Vorhaben IGF-Nr. 17731 BR der Forschungsvereinigung<br />
Antriebstechnik e.V. (FVA) wurde über die AiF im Rahmen des<br />
Programms zur Förderung der Industriellen Gemeinschaftsforschung<br />
(IGF) vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund<br />
eines Beschlusses des Deutschen Bundestages gefördert.<br />
Autoren: David Bretschneider, Institut für Maschinenelemente und<br />
Maschinenkonstruktion, TU Dresden<br />
Kontakt: Forschungsvereinigung Antriebstechnik e.V. (FVA),<br />
Dirk Arnold, Tel.: 069/6603-1632<br />
Forschungsvereinigung<br />
Antriebstechnik e. V.<br />
Lyoner Str. 18, 60528 Frankfurt<br />
Tel.: 069 / 6603-1515<br />
E-Mail: info@fva-net.de<br />
Internet: www.fva-net.de<br />
Forschungsvorhaben<br />
FVA 703 I<br />
IGF-Nr. 17731 BR<br />
10 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2019</strong>
Schneider Electric kürt neue Europa-Chefin<br />
Schneider Electric hat Dr. Barbara Frei, Zone President der DACH-<br />
Region, zum Executive Vice President Europe Operations ernannt.<br />
Nach Stationen innerhalb des ABB-Konzerns ist die 48-Jährige seit<br />
2016 für den Automatisierungsspezialisten<br />
tätig, anfänglich als Country<br />
President of Germany. In ihrer aktuellen<br />
Position als Zone President für<br />
die DACH-Region verantwortete sie<br />
u. a. die Integration der deutschen,<br />
österreichischen und schweizerischen<br />
Aktivitäten in eine vereinheitlichte<br />
Vertriebsorganisation. Anlässlich ihrer Berufung zum Executive<br />
Vice President Europe Operations Mitte Dezember 2018 sagte die<br />
neue Europa-Chefin: „Ich freue mich darauf, das weitere Wachstum<br />
in Europa voranzutreiben. Eine meiner Zielsetzungen ist es, unser<br />
Unternehmen, unsere Innovationen und den Mehrwert unserer<br />
Lösungen in unseren vier Endmärkten Gebäude, Rechenzentren,<br />
Industrie und Infrastruktur bekannter zu machen.“<br />
www.schneider-electric.de<br />
Nanotec expandiert in Feldkirchen<br />
Mit einem Erweiterungsbau am Stammsitz in Feldkirchen hat<br />
Nanotec Electronic mehr Platz für die Entwicklung von Motoren und<br />
Steuerungen für die Industrieautomatisierung und Medizintechnik<br />
geschaffen. Wie das Unternehmen Mitte Dezember 2018 bekannt<br />
gab, sind auf weiteren 1 400 m 2 Fläche nun die CNC-Fertigung, die<br />
Entwicklung sowie die Verwaltung und eine Kantine untergebracht.<br />
Der Anbau sei nach neuesten Energierichtlinien geplant und zeichne<br />
sich durch ein offenes Raumkonzept und Besprechungsinseln mit<br />
moderner Kommunikationstechnik aus. Im Bestandsgebäude<br />
wurden parallel die Arbeitsflächen für die Montage erweitert.<br />
www.nanotec.de<br />
Stöber fördert junge Techniktalente<br />
Wie lässt sich Energie sinnvoll nutzen oder einsparen? Mit dieser<br />
Frage haben sich zwei Absolventen der Karlsruher Heinrich-<br />
Hertz-Schule im Rahmen ihrer Abschlussarbeit beschäftigt. Unterstützung<br />
erhielten Stefan Hatz<br />
und Markus Liebmann von<br />
Stöber Antriebstechnik aus<br />
Pforzheim. Resultat der<br />
Kooperation ist ein didaktisches<br />
Modell, das am 21. November<br />
2018 offiziell an die<br />
Heinrich-Hertz-Schule übergeben<br />
worden ist und dort<br />
zukünftig im Unterricht Verwendung<br />
finden soll. „Grob<br />
erklärt geht es dabei um eine Motorwelle, an der eine Stahlscheibe<br />
als Schwungmasse angebracht ist“, so Thilo Dauth, Applications<br />
Engineer bei Stöber. „Läuft der Motor, dann rotiert die Masse mit<br />
bis zu 6 000 Umdrehungen in der Minute. Wird der Antrieb<br />
gestoppt, läuft die Scheibe weiter.“ Letztlich sei es den angehenden<br />
Technikern gelungen, den Energieverbrauch des Aufbaus mittels<br />
zwischenkreisgekoppelter Antriebe und einer geschickten<br />
Programmierung deutlich zu reduzieren.<br />
www.stoeber.de<br />
Mit Getriebegattung in den<br />
„Kreis der Besten“<br />
MAGAZIN<br />
Wittenstein gehört mit seiner Getriebegattung Galaxie zum „Kreis<br />
der Besten“ beim Deutschen Zukunftspreis 2018. Mit dem Preis<br />
zeichnet der Bundespräsident besondere Innovationen aus. Bei<br />
Galaxie handelt es<br />
sich um Zahngetriebe,<br />
die sich<br />
radikal von den<br />
herkömmlichen<br />
Varianten unterscheiden.<br />
Sie erreichen<br />
eine deutliche<br />
Steigerung<br />
aller Leistungsmerkmale<br />
bei<br />
einem wesentlich<br />
geringeren Bedarf<br />
an Energie und Material. Thomas Bayer (Bild links), Leiter des<br />
Innovation Lab von Wittenstein, stellte die Getriebe Bundespräsident<br />
Frank-Walter Steinmeier (Mitte) in Berlin vor. Wittenstein<br />
war einer von drei Nominierten neben einem Forscherteam aus<br />
dem Bereich Energiewirtschaft mit einem flüssigen Wasserstoffspeicher<br />
und dem Unternehmen AiCuris Anti-infective Cures, das<br />
ein Virenschutzmedikament entwickelt hat, das neue Perspektiven<br />
für die Knochenmarktransplantation eröffnet. Letzteres wurde<br />
mit dem Preis ausgezeichnet. Die Preisverleihung wurde vom<br />
ZDF übertragen.<br />
www.wittenstein.de<br />
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UNSER ANTRIEB <strong>2019</strong> I NACHGEFRAGT<br />
Was treibt unsere Branche<br />
im Jahr <strong>2019</strong> an?<br />
„Mit intelligenter Antriebstechnik den Wandel erfolgreich gestalten“<br />
Die deutsche Antriebstechnik startet optimistisch in das Jahr <strong>2019</strong>. Wir rechnen mit einem Plus von<br />
3 % – trotz zunehmender weltpolitischer Unwägbarkeiten rund um den Brexit und die Handelskonflikte.<br />
Unsere Branche befindet sich in einem tiefgreifenden und rasanten Wandel, angetrieben durch<br />
Digitalisierung, Elektrifizierung, Autonomisierung und Dekarbonisierung. Auch die Künstliche Intelligenz<br />
hält zunehmend Einzug in die Antriebstechnik. Dieser Wandel bietet Chancen, die internationale<br />
Spitzenstellung mit einer intelligenten Antriebstechnik und smarten Lösungen „Made in Germany“<br />
weiter auszubauen. Dafür sind die Unternehmen der Antriebstechnik hervorragend aufgestellt. Denn für<br />
Industrie-4.0-Anwendungen und -Prozesse bilden intelligente Antriebskomponenten und Antriebslösungen<br />
wichtige Möglichmacher für smarte und effiziente Produktionsprozesse, vernetzte Services und<br />
zukunftsweisende Geschäftsmodelle wie Predictive Maintenance. Unseren Unternehmen kommt bei der<br />
Digitalisierung deshalb eine internationale Führungsrolle zu, die es für neue Geschäftsmöglichkeiten zu nutzen gilt.<br />
Denn intelligente Antriebstechnik macht eine intelligente Produktion erst möglich und sichert die Zukunft der Branche.<br />
Hartmut Rauen, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des VDMA<br />
und Geschäftsführer des VDMA-Fachverbandes Antriebstechnik<br />
„Individuell bringt Vorteile“<br />
uch in <strong>2019</strong> sieht Rodriguez nach wie vor einen Trend zu kundenspezifischen Systemlösungen.<br />
A Durch diese sogenannten Value Added Products (VAP) ergeben sich für Anwender einige Vorteile:<br />
Die individuell konzipierten Produkte erfüllen alle Anforderungen der Kunden und ermöglichen die<br />
Einsparung von Umbauteilen sowie die Reduzierung der Montagezeiten. Gleichzeitig lassen sich die<br />
Kosten für Entwicklung, Beschaffung und Administration deutlich reduzieren. Das ist immer dann<br />
besonders von Vorteil, wenn nur kleine Stückzahlen benötigt werden – hier lohnt es sich für die<br />
Kunden oftmals nicht, individuelle Lösungen selbst zu konstruieren und zu produzieren. Deshalb<br />
realisiert Rodriguez auch Losgrößen von 1 bis 10 Stück. Möglich wird das durch das nötige Know-how<br />
und moderne Fertigungsanlagen.<br />
Gunther Schulz, Geschäftsführender Gesellschafter, Rodriguez GmbH<br />
„Weiter in Richtung Fabrik der Zukunft“<br />
In diesem Jahr wird sich die Vernetzung von Maschinen und Anlagen noch weiter beschleunigen und<br />
damit den Weg zur Fabrik der Zukunft ebnen. OPC UA mit der Echtzeit-Erweiterung TSN setzt sich<br />
aktuell als offener Standard durch, der herstellerübergreifend Komponenten, Maschinen und IT verbindet.<br />
Mit der Vernetzung können Maschinenhersteller und Endanwender ihren Wertstrom durchgängig<br />
digitalisieren: Von der Produktentwicklung über die Fertigungsplanung und Simulation bis zur automatischen<br />
Erzeugung von Maschinenprogrammen. Auch <strong>2019</strong> wird sich in den meisten Industrien der Trend<br />
zu immer kleineren Losgrößen fortsetzen und Fertigungsleiter werden eine maximale Flexibilität in ihren<br />
Werken anstreben. Zunehmend werden sich schaltschranklose Maschinen durchsetzen, die drahtlos<br />
Informationen austauschen und sich schnell zu neuen Linien zusammenstellen lassen. Diese Flexibilität<br />
wird in den nächsten Jahren ganz neue digitale Geschäftsmodelle ermöglichen. Anwender werden<br />
zukünftig nicht mehr Maschinen, sondern wertschöpfende Arbeitsschritte kaufen. Sie bezahlen dann nach dem Prinzip „pay per<br />
value“ oder einer garantierten Verfügbarkeit „pay per availability“. Erste Anwendungen in diesem Feld laufen bereits an.<br />
Dr. Heiner Lang, Leiter Business Unit Automation & Electrification Solutions, Bosch Rexroth AG<br />
12 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2019</strong>
NACHGEFRAGT I UNSER ANTRIEB <strong>2019</strong><br />
„Intelligente Produkte schaffen“<br />
Mechatronische Antriebssysteme, die Informationen eigenständig erfassen und kommunizieren<br />
können, sind schon jetzt eine wesentliche Voraussetzung für die Umsetzung von Industrie 4.0. Ihre<br />
Bedeutung wird weiter zunehmen, denn als smarte Komponenten mit dezentraler Intelligenz werden sie<br />
in der Produktion der Zukunft Maschinen und ganze Fertigungslinien in die Lage versetzen, sich selbstständig<br />
zu optimieren. Es wird daher in <strong>2019</strong> in der elektrischen Antriebstechnik insgesamt eine<br />
verstärkte Motivation – aber auch Notwendigkeit – geben, intelligente Produkte zu schaffen, die<br />
ihrerseits eine Netzwerkfähigkeit innerhalb von Maschinen und über gesamte Wertschöpfungsketten<br />
ermöglichen. Smarte elektrische Antriebssysteme werden sich als zentrale Bausteine digitalisierter<br />
Maschinen und Anlagen etablieren, wodurch diese wechselnden Anforderungen schnell und wirtschaftlich<br />
effizient gerecht werden können – Stichwort Losgröße 1. Der Umfang von Selbstdiagnosefunktionen<br />
smarter Servosysteme wird zunehmen und nicht nur die Verfügbarkeit beim Betreiber verbessern, sondern auch als Input in die<br />
Entwicklung neuer Produkte und vor allem auch neuer digitaler Geschäftsmodelle an Hersteller wie Wittenstein zurückfließen.<br />
Patrick Hantschel, Leiter Digitalization Center, Wittenstein SE<br />
„Die Anforderung lautet Einfachheit“<br />
Auch im Jahr <strong>2019</strong> wird die Digitalisierung der wichtigste Trend bleiben. Diese hat enormen<br />
Einfluss auf alle Bereiche der Technik, so auch auf die Antriebstechnik. Alles wird vernetzter,<br />
schneller und einfacher, und zwar über den gesamten Lebenszyklus hinweg – vom Maschinendesign,<br />
dem Engineering und Inbetriebnahme über die Überwachung industrieller Prozesse bis<br />
hin zum Service mit Ersatzteilgeschäft und Wartung. Unsere Branche steht vor der Herausforderung,<br />
die Fertigungsprozesse weiter zu digitalisieren für mehr Flexibilität, Effizienz und Leistung.<br />
Dabei findet die Differenzierung nicht mehr über das Produkt statt; das Angebot aus Hardware,<br />
Software und Dienstleistungen wächst mehr und mehr zusammen. Die klare Anforderung lautet<br />
Einfachheit, so wie man es bereits aus dem Consumer-Bereich kennt. Wir bei ABB setzen dabei<br />
auch <strong>2019</strong> auf Nähe zu den Kunden. Wir wollen deren Prozesse verstehen und mit ihnen<br />
diskutieren, welchen individuellen Nutzen wir bieten können. Durch Zuhören und gemeinsame Entwicklungen streben<br />
wir zweierlei an: Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit sowie eine Win-Win-Situationen für alle Beteiligten.<br />
Stefan Flöck, Lead Division Manager Robotik und Antriebe, ABB Automation Products GmbH<br />
„Bedarf an Support steigt“<br />
Deutschland ist ein Hochlohnland und es herrscht massiver Fachkräftemangel. Die Workforce ist<br />
knapp und limitiert. Das wird die Automatisierung auch <strong>2019</strong> weiter vorantreiben – und zwar in<br />
allen Bereichen. Wir rechnen damit, dass auch konservative Branchen wie die Bauindustrie, die Landwirtschaft<br />
und der Pflegesektor hier verstärkt tätig werden und ihre Applikationen und Prozesse zunehmend<br />
automatisieren. Insbesondere einfache Handhabungsaufgaben werden künftig vermehrt von automatisierten<br />
Systemen übernommen. Der Trend geht klar von Hydraulik hin zu elektromechanischen Systemen.<br />
Auf Produktebene rücken die Kundenbedürfnisse noch stärker in den Fokus. Hier setzen sich vor allem<br />
zwei Entwicklungen fort: leichtere Handhabung und mehr Intelligenz. Stichworte sind unter anderem<br />
Industrie 4.0, Predictive Maintenance und die Integration von Sensorik. Zudem werden die Applikationen<br />
immer komplexer, die Produktpaletten umfangreicher und die Entwicklungszyklen kürzer. Die Folge:<br />
Der Bedarf an Support im Engineering-Bereich steigt stetig, auch vor dem Hintergrund der wachsenden Nachfrage nach Customising-Lösungen.<br />
Da sind die Unternehmen gefragt, ihren Service und ihre Beratung entsprechend auszubauen.<br />
Daniel Obladen, Head of Sales General Industries, Nabtesco Precision Europe GmbH<br />
<strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2019</strong> 13
UNSER ANTRIEB <strong>2019</strong> I NACHGEFRAGT<br />
„Weiter im Zeichen von Industrie 4.0“<br />
<strong>2019</strong> steht weiterhin im Zeichen von Industrie 4.0. Der Fokus wird in diesem Jahr jedoch darin<br />
liegen, vom Konzept in die Praxisanwendung – in der Fertigung und im Lager – überzugehen.<br />
Für die Anwender steht dabei die Schaffung eines echten Mehrwerts im Sinne einer Effizienzsteigerung<br />
im Mittelpunkt. Sensoren sind hierfür wichtige Weichensteller und die Sensor<br />
Intelligence liefert die Basis für zukunftsfähige Automatisierungslösungen. Gleichzeitig<br />
können wir so Engpässe bei Kompetenzen und Fachkräften ausgleichen. Mit neuen Technologien,<br />
wie Künstlicher Intelligenz, können Sensoren noch spezifischere Aufgaben erledigen, die<br />
zuvor nicht denkbar waren. So können hoch anspruchsvolle Automatisierungsanwendungen<br />
direkt in der Fertigung gelöst werden. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Bedeutung der<br />
Datensicherheit. Diese verstärkt den Trend zu Anwendungen, die durch Edge Computing<br />
innerhalb oder in der Nähe des Sensors realisiert werden. <strong>2019</strong> ist das Jahr der pragmatischen, praxisnahen Indus trie-<br />
4.0-basierten Lösungen, die durch Frameworks wie AppSpace von Sick implementiert werden. Sensor Intelligence ist<br />
nach wie vor der Schlüsselfaktor für Industrie 4.0.<br />
Dr. Mats Gökstorp, Vorstand für den Bereich Sales & Service, Sick AG<br />
„Bequem zurücklehnen“<br />
Convenience schickt sich – nicht nur in der Profiküche, oder am eigenen Herd, sondern<br />
zunehmend auch im Bereich der Antriebslösungen. Statt sich zeitraubend mit der Auswahl<br />
der Grundkomponenten zu befassen, soll der Convenience-Partner die detailreiche Arbeit<br />
übernehmen. Damit können sich zum Beispiel Maschinenbauer auf ihre Kernkompetenzen<br />
fokussieren, anstatt sich mit der Abstimmung von Einzelkomponenten zu befassen. Dabei<br />
werden die angeforderten Kreationen immer individueller. An diesem Trend zu einem Höchstmaß<br />
an kundenindividuellem Engineering bei gleichzeitiger Steigerung der Kundenzufriedenheit<br />
durch Vereinfachung orientiert sich Sumitomo Drive Technologies. Diese Dynamik quittieren<br />
wir unter anderem mit der Akquise des Motoren- und Reglerherstellers Lafert. Der Markt<br />
hat Geschmack gefunden an kompletten und individuell abgestimmten Antriebsachsen – ohne<br />
sich dabei das konzeptionelle Zepter aus der Hand nehmen zu lassen. Dem Convenience-Gedanken folgend, müssen<br />
Partner für Antriebslösungen die eigene Komfortzone noch weiter vergrößern und zukunftsweisende Ideen und<br />
Geschäftsmodelle im Maschinenbau kreieren. Die Digitalisierung wird ihrerseits die vernetzte Arbeit verändern und<br />
zum Beispiel die Tür für Zustandsüberwachungen und Produktionsoptimierungen weit öffnen.<br />
Nils Zieglgänsberger, Bereichsleiter Business Development GM & MCD, Sumitomo Drive Technologies<br />
„Wir sind uns der Risiken bewusst“<br />
Für <strong>2019</strong> erwarten wir für den Maschinenbau global eine nachlassende wirtschaftliche<br />
Dynamik. Eine zentrale Rolle spielen dabei die großen derzeitigen Risikofaktoren, zum<br />
Beispiel der Brexit, die Entwicklungen in den USA und die zunehmenden weltweiten Handelskonflikte.<br />
Der heimische Markt birgt dabei insgesamt weniger Risiken, dennoch werden diese<br />
einen großen Einfluss ausüben. Insgesamt erwarten wir noch immer ein leichtes Plus in der<br />
Maschinenbauindustrie, sind uns aber der signifikanten Risiken bewusst, die der Markt in<br />
<strong>2019</strong> hat. Bei R+W werden wir unsere Modernisierungsstrategie <strong>2019</strong> fortsetzen und unter<br />
anderem ein komplett neues Büro- und Produktionsgebäude errichten. Viele Projekte im<br />
Hinblick auf Produktentwicklung, Lean Management, Modernisierung des Lagersystems und<br />
Leadmanagement wurden bereits gestartet und laufen in das Jahr <strong>2019</strong> hinein. Als Technologieführer<br />
und Marktführer im Bereich der Metallbalgkupplungen in Deutschland ist es für uns wichtig, hier die<br />
entsprechenden Maßnahmen umzusetzen, um langfristig unsere Wettbewerbsposition behaupten und ausbauen<br />
zu können.<br />
Steffen Herter, Geschäftsführer, R+W Antriebselemente GmbH<br />
14 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2019</strong>
NACHGEFRAGT I UNSER ANTRIEB <strong>2019</strong><br />
„Digitalisierung und Energieeffizienz“<br />
Ich sehe für <strong>2019</strong> vor allem drei große Trends in der Antriebstechnik. Da wäre zunächst die<br />
Digitalisierung: Hier wird Condition Monitoring für Predictive Maintenance das zentrale<br />
Thema sein, was die Erfassung der Motordaten und deren Auswertung zum Zweck der<br />
Minimierung von Stillstandzeiten und Betriebskosten durch vorbeugende Wartungsmaßnahmen<br />
umfasst. Unsere Motor Scan-Lösung bietet hierfür alle Möglichkeiten und wird kontinuierlich<br />
weiterentwickelt. Dann die Energieeffizienz: Energieverbrauch und CO 2<br />
-Ausstoß sind<br />
weiter ein Thema. Hier gibt es vor allem zwei Lösungswege: Energiesparende Antriebssysteme<br />
aus Frequenzumrichter und Standard-Asynchronmotoren in Energieeffizienzklasse IE3 oder<br />
IE4 mit Aluminiumrotor sowie die deutlich kostenintensiveren Synchronmotoren für besonders<br />
dynamische Prozesse, wo es um Anforderungen mit sehr großen Regelbereichen und<br />
-genauigkeiten geht. Gerade in energieintensiven Anwendungen werden sich die Standard-IE4-Motoren aufgrund<br />
ihrer Selbstanlauffähigkeit weiterhin durchsetzen. Zuletzt überträgt sich der Effizienzgedanke zunehmend auch auf<br />
Sonderanwendungen: Wir stellen fest, dass der Markt hier schneller reagiert als die Vorschriften. So fordern mehr und<br />
mehr Anwender von Motoren, die bislang nicht unter die EU-Energiesparvorschriften fallen, Antriebssysteme mit<br />
höchsten Wirkungsgraden. Bereits heute bieten wir, obwohl nicht gefordert, Motoren für den Schiffbau, ATEX-Motoren<br />
sowie Rauchgasmotoren bis Wirkungsgradklasse IE4 in konventioneller Asynchronbauweise an. Hier sehe ich<br />
großes Potenzial für die Zukunft.<br />
Detlef Wortmann, Manager Low Voltage Motors, WEG Germany GmbH<br />
„Die Stunde der Automatisierung“<br />
Wenn wir die Großwetterlage betrachten, müssen wir uns für <strong>2019</strong> auf schwierigere<br />
Verhältnisse einstellen. Die wirtschaftliche Dynamik lässt deutlich nach und die Politik<br />
verstärkt diesen Trend negativ. Meines Erachtens hat die deutsche Industrie in den letzten<br />
Jahren an Produktivität eingebüßt. Die Hochkonjunktur führte zu hohen Kostensteigerungen<br />
und das Verhalten war geprägt von der Einstellung „wir produzieren um jeden Preis“. Damit<br />
blieb der Fokus auf Produktivität leicht auf der Strecke. Eine Abkühlung des Marktes wird jetzt<br />
dazu führen, dass wieder mehr Aufmerksamkeit auf dieses Thema gelenkt werden muss.<br />
Damit schlägt – wieder einmal – die Stunde der Automatisierung. Viele der Konzepte, die wir<br />
im Kontext Industrie 4.0 und Digitalisierung vorangetrieben haben, und die bisher nur<br />
vereinzelt tatsächlich durchgängig implementiert wurden, werden jetzt ihren Weg in die<br />
Produktion finden. Dort müssen sie beweisen, dass mit ihnen signifikante Produktivitätszuwächse erreicht werden<br />
können. Aber auch langjährige Trends wie zum Beispiel energieeffiziente Antriebslösungen oder der Fachkräftemangel<br />
werden uns in den nächsten Jahren weiter beschäftigen.<br />
Frank Maier, Innovationsvorstand, Lenze SE<br />
„Von Netzrückwirkungen bis Industrie 4.0“<br />
Dezentrale und erneuerbare Energiequellen spielen eine zunehmend wichtige Rolle in der Energieerzeugung.<br />
Dieser stetig wachsende Markt stellt neue Ansprüche an den Netzbetrieb und verlangt<br />
nach neuen Konzepten. Ein wesentlicher Aspekt sind dabei die Netzrückwirkungen infolge der taktenden<br />
Arbeitsweise der Umrichter. Hier ist im Zuge der Überarbeitung entsprechender Normen mit erweiterten<br />
Anforderungen zu rechnen, wie etwa der Einführung von Verträglichkeitspegeln im für Umrichter<br />
relevanten Frequenzbereich.<br />
Darüber hinaus setzen innovative Konzepte nicht nur auf eine Reduzierung der Netzrückwirkungen,<br />
etwa durch aktive Filterkonzepte oder Multileveltopologien, sondern auch auf eine Erweiterung der<br />
Funktionalität. Der Umrichter ist damit nicht mehr nur eine einspeisende Quelle, die definierte Gridcodeanforderungen<br />
einhält, sondern er trägt aktiv zur Netzstabilisierung oder Blindleistungskompensation<br />
bei. Natürlich gewinnt auch die Digitalisierung in der Antriebstechnik immer mehr an Bedeutung. Antriebskomponenten werden<br />
über IoT an Cloud-Computing-Plattformen angebunden, um hier zusätzlichen Kundennutzen in Form von Verfügbarkeit, Effizienz<br />
und Performance zu schaffen. Edge-Controller stellen eine lokale Lösung für die Analyse von Antriebsdaten dar. Die Ergebnisse<br />
dieser Analyse können entweder an eine übergeordnete Instanz übertragen oder direkt zum Eingriff im lokalen System genutzt<br />
werden. Der digitale Zwilling, ein digitales Abbild des Antriebs, stellt auf einfachem Weg zusätzliche Informationen über den<br />
Antrieb zur Verfügung.<br />
Henning Höhnert, Leiter Produktmanagement Low Voltage Drives and Motors, Siemens AG<br />
<strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2019</strong> 15
UNSER ANTRIEB <strong>2019</strong> I NACHGEFRAGT<br />
„Hauptmotor der wirtschaftlichen Entwicklung“<br />
Auch im Jahre <strong>2019</strong> wird die deutsche Antriebstechnik wieder ein Hauptmotor der wirtschaftlichen<br />
Entwicklung unserer Economy sein. Anhaltende Kundenfokussierung und eine auf Innovationen<br />
ausgerichtete Unternehmenskultur prägen unsere Branche nachhaltig. Gerade die Megatrends wie<br />
Industrie 4.0 sind ohne die Erfindungen der Antriebstechnik nicht vorstellbar. In <strong>2019</strong> werden wir<br />
verstärkt Produkte sehen, die durch die intelligente Verbindung von mechanischem Know-how mit<br />
abgestimmter Sensorik, Elemente von Industrie 4.0 wie Predictive Maintenance erst wirklich greifbar<br />
machen. Durch die Einbindung der so gewonnenen Daten in die Steuerungsstruktur der Maschinen<br />
werden Maschinen und Aggregatszustände transparent. Angepasste Auslastung und bedarfsgesteuerte<br />
Wartungsintervalle realisierbar. Die Automatisierung wird global immer mehr zunehmen. Auch<br />
sogenannte Billiglohnländer können sich diesem Trend nicht mehr entziehen. Intelligente Lösungen –<br />
gerade auch mit Blick auf die Kosten und den Energieverbrauch – sind hier notwendig. Dadurch werden die Grenzen zwischen<br />
der klassischen Asynchrontechnik und der modernen Servotechnik verschwimmen. Wer hier Lösungen parat hat, welche die<br />
Lücke zwischen beiden Systemansätzen schließt, wird die Nase vorne haben.<br />
Rainer Wegener, Mitglied der Geschäftsleitung, Stöber Antriebstechnik GmbH & Co. KG<br />
„Wir haben vier große Themen“<br />
Für NSK werden in diesem Jahr vier Themen die Antriebstechnik dominieren: Industrie 4.0,<br />
Energieeffizienz, Predictive Maintenance und Lebenszykluskosten. In den Fertigungswerken<br />
werden wir konsequent die Grundsätze der Digitalisierung im Kontext von Industrie 4.0<br />
anwenden. Ziel ist es, robotergestützt und hoch flexibel bei minimalen Rüst- und Vorlaufzeiten<br />
auch kleinere Serien von Antriebskomponenten zu fertigen. Viele Kunden fragen nach Lösungen<br />
für Predictive Maintenance. Hier stehen Wälzlager mit integrierter Sensorik zur Verfügung, die<br />
online ihren Betriebszustand überwachen. Auf der Basis dieser Daten lässt sich die Lebensdauer<br />
des individuellen Lagers bestimmen. Wir erwarten für die kommenden Monate viele Projekte<br />
mit diesen Systemen. Neue Wälzlagerbaureihen leisten zudem einen Beitrag zur Energieeffizienz<br />
elektrischer Antriebe. Hier gibt es diverse Stellschrauben zur Optimierung: Werkstoffauswahl,<br />
Wärmebehandlung, Oberflächen und Beschichtungen sowie die Fettauswahl. Mit diesen Maßnahmen kann man<br />
die interne Reibung von Wälzlagern um bis zu 80 % verringern. Aber auch das Thema Kosten und Preise wird uns weiter<br />
umtreiben. Wir werden immer wieder darauf hinweisen, dass Anwender bei der Auswahl von Wälz lagern und Linearantrieben<br />
nicht nur auf die Preisschilder schauen, sondern die Lebenszykluskosten berücksichtigen sollten. Die Anwender<br />
sind für dieses Thema sensibilisiert, weil die Anforderungen an Produktivität und Verfügbarkeit steigen. Deshalb<br />
muss ein Ausfall von Antriebskomponenten vermieden werden.<br />
Günter Winkler-Gonze, Managing Director, European Industrial Business Unit, NSK Europe Ltd.<br />
„Antriebe, wo sie benötigt werden“<br />
Der Trend zur Dezentralisierung wird sich weiter verstärken, das heißt, dass es statt eines<br />
großen Motors mehrere kleine, kompakte Antriebe gibt. Diese werden an den Stellen<br />
eingesetzt, wo sie wirklich benötigt werden. Die Komponenten können dank IIoT miteinander<br />
kommunizieren und ermöglichen so eine Vernetzung vom Leitrechner bis zur Aktor-Sensorebene.<br />
Damit steigen aber auch die Anforderungen an die Antriebe, was deren Leistungsdichte,<br />
Kompaktheit, Regelbarkeit oder Energieeffizienz betrifft. Auch benötigen viele<br />
batteriegetriebene Anwendungen kompakte Motoren mit einem geringen Gewicht.<br />
Vereinfacht gesagt, geht der Trend also weiter in Richtung Kleinmotoren mit integrierter<br />
Elektronik. Einen weiteren Trend sehen wir dank zunehmender Vernetzung in der Digitalisierung.<br />
Sensoren im Motor können heute schon viele Parameter erfassen, die in Echtzeit dem<br />
übergeordneten System ausgespielt werden können. So können Zustände wie Lage, Temperatur, Geschwindigkeitsinformationen,<br />
Drehmomente und Stromwerte gemessen bzw. berechnet werden und als Analysegrundlage dienen.<br />
Damit kann zum Beispiel das übergeordnete System besser eingestellt oder Störungen vorzeitig erkannt werden.<br />
Johannes Moosmann, Geschäftsbereichsleiter Industrielle Antriebstechnik, ebm-Papst St. Georgen GmbH & Co. KG<br />
16 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2019</strong>
NACHGEFRAGT I UNSER ANTRIEB <strong>2019</strong><br />
Trendometer <strong>2019</strong> für den Maschinen- und Anlagenbau<br />
Was sind die angesagten Themen im Maschinen- und Anlagenbau sowie der Automatisierung im<br />
Jahr <strong>2019</strong>? Branchenexperte Dr. Mathias Döbele, Leiter Maschinen- und Anlagenbau bei Dr. Wieselhuber<br />
& Partner, wagt eine Prognose: Welche Trends scheuchen die Player aus ihrer Komfortzone,<br />
welchen „Impact“ haben sie auf die Branche?<br />
Dr. Mathias Döbele, Leiter<br />
Maschinen- und Anlagenbau,<br />
Dr. Wieselhuber & Partner<br />
Künstliche Intelligenz (KI) – Tempo ist angesagt! – Impact 10<br />
Neue Technologien verändern die Wirtschaft und die Unternehmen grundlegend – KI ist ein elementarer<br />
Bestandteil. Der größte Hemmschuh in den Unternehmen, die damit verbundenen Chancen zu<br />
nutzen: Das Management – vor allem im Mittelstand – traut sich zu wenig an die neuen Themen<br />
heran. Eine entsprechende Unternehmensstrategie? Auch am Horizont bei den wenigsten Unternehmen<br />
auszumachen. Da USA und China beständig an ihrem Wettbewerbsvorteil für die Zukunft feilen,<br />
ist <strong>2019</strong> Handeln angesagt: Erste Implementierungen sind notwendig, um Erfahrungen mit der<br />
neuen Disziplin zu sammeln.<br />
Operative Überlastung – Unternehmensorganisation in den Fokus! – Impact 9<br />
Die Auftragsbücher sind zum Bersten voll – und viele Unternehmen der Branche versinken im<br />
operativen Geschäft. Zeit für Gedanken über die Zukunft? Gibt es nicht. Doch auf Grund tektonischer<br />
Verschiebungen in internationalen Märkten, getrieben durch die Digitalisierung, ist es in Sachen<br />
Unternehmensorganisation eigentlich 5 vor 12. Zum einen sollten sich die Maschinenbauer und<br />
Automatisierer möglichst agil aufstellen, um den laufend ändernden Anforderungen flexibel und<br />
schnell gerecht zu werden und sich so unternehmerische Freiheiten zu verschaffen. Zum anderen<br />
müssen sie neue Geschäftsmodelle, beeinflusst durch Plattformökonomien, mit auf den Radar<br />
nehmen. Eine strategisch geplante internationale Ausrichtung des Geschäfts – insbesondere mit Blick<br />
auf Asien – ist ebenso wichtig.<br />
Komplexität – die Kehrseite von Individualisierung & Co. – Impact 6<br />
Die Konsequenz von Losgröße 1 und zunehmender Individualisierung im Rahmen der Digitalisierung?<br />
Die interne Komplexität in Unternehmen wird durch eine schier grenzenlose Variantenvielfalt enorm<br />
aufgebläht. Umso wichtiger wird es, die Prozesse vom Verkauf über die Entwicklung bis zum Verkauf<br />
komplett zu Überblicken und ein intelligentes Komplexitätsmanagement in Angriff zu nehmen.<br />
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<strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2019</strong> 17
GETRIEBE UND GETRIEBEMOTOREN<br />
Eiskaltes Händchen bewiesen<br />
Deutsches Rollringgetriebe schafft es in die Antarktis<br />
Extremer Einsatz: Die glazialen Bewegungen im Eis werden genauestens erforscht. Mit von der Partie: bewährte Uhing-Technik aus Kiel<br />
Für das internationale Arktis-Forschungsprojekt Beamish muss gebohrt werden –<br />
und das mindestens zwei Kilometer tief in die arktische Erde hinein. Damit das<br />
gelingt, kommt ein Rollringgetriebe von Uhing zum Einsatz. Sie widerstehen nicht<br />
nur der Kälte, sondern bringen jede Menge weiterer Vorteile mit sich.<br />
Wolfgang Weber ist Geschäftsführer<br />
der Joachim Uhing GmbH &<br />
Co. KG in Flintbek<br />
A<br />
uf glatter Welle in eisiger Kälte.<br />
Das internationale Forschungsprojekt<br />
Beamish erforscht das bisherige Verhalten<br />
des westantarktischen Eisschildes sowie<br />
den Fluss der schnellen „Eisströme“, die es<br />
entwässern. Dazu sind Messungen an der<br />
Eisoberfläche aber auch Bohrungen ins<br />
Bett des Rutford Ice Stream notwendig. Das<br />
Eis des Rutford Ice Stream ist weit über<br />
zwei Kilometer dick und das Bohren direkt<br />
bis zum Grund eine große Herausforderung.<br />
Hierfür wird eine große Warmwasser-<br />
Bohrmaschine verwendet, die bis zu zwei<br />
Tage braucht, um bis in so große Tiefen<br />
einzuschmelzen. Die Maschine wurde<br />
eigens für diesen Einsatz gebaut. Die größten<br />
Teile liegen mit einem Gewicht von bis<br />
zu sieben Tonnen auf dem Eis. Der giganti-<br />
sche Spezial-Bohrer, der auf freiem Eis im<br />
Einsatz ist, muss auch bei – 30 °C einwandfrei<br />
funktionieren sowie Schneetreiben<br />
und anderen widrigen Wetterbedingungen<br />
trotzen, um den Polarforschern gute Arbeit<br />
zu ermöglichen. Die Antarktis und Grönland<br />
haben das Potenzial, einen irreversiblen<br />
Anstieg des Meeresspiegels auszulösen,<br />
der noch viele Jahrhunderte andauern<br />
könnte. Daher sind aktuelle Ergebnisse aus<br />
exakten Messungen für die Forschung von<br />
enormer Bedeutung.<br />
Und hier kommen die Vorteile des Uhing<br />
Rollringgetriebes zum Tragen. Das Standardgetriebe<br />
ohne Sonderausführungen<br />
wird in der Aufwickel-/Abwickel-Einheit für<br />
die 2 km lange Heißwasserleitung eingesetzt.<br />
Die glatte Welle mit mechanischem<br />
Abstreifer erlaubt den Forschenden die einfache<br />
Bedienung der Anlage. Und das bei<br />
geringem Wartungsaufwand. Zum Vergleich:<br />
Schraubenspindeln oder Ketten<br />
hätten bei diesen extremen Umgebungsbedingungen<br />
größere Probleme. Rollringgetriebe<br />
sind Kraftschlussgetriebe, welche<br />
die konstante Drehbewegung einer glatten<br />
Welle in eine hin- und hergehende Bewegung<br />
umwandeln. Weitere Vorteile des<br />
Uhing Rollringprinzips im Eis: hohe Dynamik<br />
in den Umschaltpunkten und höchster<br />
Wirkungsgrad durch vollständige Wälzlagerung<br />
von Getriebe und Nutzlast.<br />
Fotos: Paul Anker/British Antarctic Survey<br />
www.uhing.com<br />
18 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2019</strong>
Modulare Antriebsplattform für optimale<br />
Antriebslösungen<br />
Mit bMotion stellt Bühler Motor eine neu entwickelte, optimal auf die Kundenbedürfnisse<br />
abgestimmte modulare Antriebsplattform vor. Diese ist weit mehr als nur ein<br />
Baukasten aus DC-Motoren, Getrieben, Encodern und Bremsen. Sie zeichnet sich<br />
durch Produktvielfalt, einfache Kombinierbarkeit sowie eine hohe Anzahl vordefinierter<br />
Varianten aus. Für besondere Marktanforderungen stehen bereits spezifische, vorvalidierte<br />
Kombinationen<br />
zur<br />
Verfügung.<br />
Zusammen mit<br />
festen Durchlaufzeiten<br />
für Muster-,<br />
Vorserien- und<br />
Serienteilen, sowie<br />
fachkundigem,<br />
applikationsspezifischem<br />
Support<br />
sollen bMotion-<br />
Antriebe einen<br />
deutlichen Mehrwert<br />
für den<br />
Kunden generieren.<br />
Dieser zeigt sich<br />
bereits in der Entwicklungsphase des Kunden durch die Bandbreite an Lösungen.<br />
Verschiedene Antriebe des Kundensystems können aus einer Hand bezogen werden.<br />
Die Antriebe sind vordefiniert und für verschiedene Markt anforderungen spezifiziert.<br />
Beispielsweise sind Antriebe mit niedrigem Rücktreib moment für Türen in der<br />
Gebäudeautomation ebenso verfügbar wie Antriebe mit ausgezeichneter Robustheit<br />
und hoher Umweltbeständigkeit für die Agrartechnik.<br />
www.buehlermotor.de<br />
Getriebemotoren gehen online<br />
Durch die Kombination von TorqueControl4.0 von Bauer Gear Motor und einem<br />
netzbetriebenen Getriebemotor entsteht eine Industrie-4.0-Komponente. Durch die<br />
Anbindung von TorqueControl4.0 über IO-Link kann der Getriebemotor ohne zusätzliche<br />
Komponenten in die Maschinensteuerung integriert werden. Die Lösung bietet<br />
eine Sanftanlauffunktion<br />
und eine<br />
Überlastkupplung<br />
sowie die Möglichkeit<br />
zur Erhebung<br />
von Betriebsdaten<br />
und deren Weiterleitung<br />
zur Überwachung.<br />
Sie führt<br />
zur Beurteilung,<br />
Anzeige und<br />
Meldung des Drehmomentverlaufs<br />
eines Prozesses<br />
schnelle und<br />
genaue Messungen<br />
von sowohl Strom<br />
als auch Spannung<br />
durch. Darüber hinaus kann TorqueControl4.0 durch die kontinuierliche Lastpunktüberwachung<br />
die Magnetisierung des Motors durch die Anpassung der Spannung<br />
ändern. Die Lösung eignet sich für Anwendungen zum Materialtransport, Intralogistik<br />
oder Verfahren, die ein Anlaufen unter Last und eine schonende Leistungsabgabe und<br />
kontinuierliche Datenerfassung erfordern.<br />
www.bauergears.com<br />
[<br />
]<br />
... was man kaum sieht
Hygienisch antreiben<br />
Neue Schneckengetriebe erfüllen hohe Anforderungen<br />
der Lebensmittelindustrie<br />
Canan Baglar, Marketing & Vertrieb, und<br />
Olliver Heinlin, Geschäftsleitung, beide bei<br />
der Cavex GmbH & Co. KG in Ofterdingen<br />
Besonders in der Nahrungs- und<br />
Lebensmittelindustrie sowie im<br />
pharmazeutischen und<br />
biotechnischen Umfeld spielen<br />
hygienische Anforderungen eine<br />
bedeutende Rolle. Die technischen<br />
Anlagen für diese Bereiche<br />
unterliegen demnach strengen<br />
Richtlinien – auch Getriebe. Für<br />
namhafte Anlagenhersteller in<br />
diesen Branchen stellt die<br />
Lieferantenwahl deshalb eine<br />
Herausforderung dar.<br />
Die Hof Sonderanlagenbau GmbH ist seit<br />
über 30 Jahren Spezialist in der Herstellung<br />
von individuellen Gefriertrocknungsanlagen,<br />
Be- und Entladesystemen sowie<br />
Einfrier- und Auftaugeräten für die pharmazeutische<br />
und biotechnische Industrie. Eine<br />
tägliche Herausforderung des Unternehmens<br />
ist die ständige Weiterentwicklung<br />
von maßgeschneiderten Anlagen für die<br />
individuellen Kundenbedürfnisse. Heute<br />
für das Morgen zu planen und entwickeln<br />
ist ein Anspruch, der Hof als Unternehmen<br />
prägt und den Anlagen einen innovativen<br />
Charakter verleiht. Die Innovationskraft<br />
von Hof spiegelt sich auch in der Auswahl<br />
von Lieferanten wider und führt zu einem<br />
hochwertigen Endergebnis in den Anlagen.<br />
Die Qualität jeder einzelnen Komponente,<br />
welche in die Anlagen eingebaut wird, ist<br />
deshalb bis ins kleinste Detail durchdacht.<br />
Sicherer Transport<br />
Für die Be- und Entladesysteme sowie für<br />
das Hof smartVTS (Vial Transfer System)<br />
konnte mithilfe der Getriebe von Cavex im<br />
Hygienic-Design ein maß geschneidertes<br />
Antriebskonzept erarbeitet werden. Die Kerneigenschaft<br />
dieser beiden Anlagen ist der<br />
sichere und integrierte Transport von pharmazeutischen<br />
Produkten und Primärpackmitteln.<br />
Durch das neue Konzept von Cavex<br />
optimierte die Firma Hof ihre Anlagen vor<br />
allem in Punkto Hygiene. „Um den hohen<br />
Anforderungen in der Pharmaindustrie gerecht<br />
zu werden, ist ein flexibler Partner notwendig.<br />
Diesen hat Hof mit der Cavex im<br />
Bereich Edelstahl getriebe gefunden. Durch<br />
die enge Zusammenarbeit konnte ein Getriebe<br />
entwickelt werden, welches alle Anforderungen<br />
in Sachen Material, Hygienic-<br />
Design und Dokumentation erfüllt.“ Damit<br />
unterstreicht Hof die erfolgreiche Zusammenarbeit,<br />
die seit 2016 besteht.<br />
Reinigungsfreundlichkeit steigern<br />
Der Bedarf nach hochwertigen Anlagen im<br />
pharmazeutischen und biotechnologischen<br />
Bereich steigt und damit auch die individuellen<br />
Anforderungen der Kunden. Neuentwicklungen<br />
sind unabdingbar und müssen<br />
nach den spezifischen Herausforderungen<br />
konzipiert und realisiert werden. Hierbei<br />
sind Zuverlässigkeit und Qualität wichtige<br />
Parameter, welche vor allem für die Edelstahlkomponenten<br />
eine Voraussetzung<br />
darstellen. Cavex-Getriebe kommen an den<br />
Förderbändern für den Transport von pharmazeutischen<br />
Produkten und Primärpackmitteln<br />
in den Be- und Entladesystemen von Hof<br />
zum Einsatz. Während die Förderbänder bisher<br />
mit standardmäßigen Getrieben ausgestattet<br />
waren, welche aus hygienischen Gründen<br />
mit einer Schutz abdeckung bzw. Einhausung<br />
versehen wurden, bevorzugt Hof<br />
heute das neue Cavex-Konzept. Die Probleme<br />
der aufwändigen Einhausungen sind gravierend:<br />
Die zu reinigenden Flächen sind oft<br />
sehr groß und folglich zeitaufwändig, ebenso<br />
ist eine verdeckte Schmutz- und Feuchtigkeitsbildung<br />
möglich und nicht zuletzt wird<br />
die Lebensdauer des Antriebs durch die entstehende<br />
Stauwärme, die sich unter der<br />
Einhausung bildet, beeinträchtigt. Mit den<br />
Cavex-Getrieben im Hygienic-Design konnten<br />
alle Nachteile beseitigt werden. Dabei<br />
wurden Vorgaben hinsichtlich Werkstoffeigenschaften,<br />
FDA-Konformität und technische<br />
Spezifikationen konsequent umgesetzt.<br />
Mit einer lebensmitteltauglichen und korrosionsbeständigen<br />
Oberfläche kann das Getriebe<br />
direkt am Förderband angebracht<br />
werden, womit die Reinigungsfreundlichkeit<br />
deutlich steigt. Neben der geringen Rauheit<br />
von R a<br />
= 0,8 bietet auch das durchdachte<br />
Design des Getriebes einen Mehrwert für die<br />
hygienischen Anforderungen. Denn aufgrund<br />
der Rundungen im Gehäusedesign<br />
erfolgt der Wasserablauf von den Oberflächen<br />
selbstständig. Wie bei allen Cavex<br />
Getrieben kommt auch bei den Edelstahlversionen<br />
die Schneckenverzahnung zum<br />
Einsatz. Die Verzahnungsgeometrie weist<br />
eine hohe Zuverlässigkeit und Langlebigkeit<br />
auf. Im Vergleich zu anderen Schneckengetrieben<br />
sind höhere Wirkungsgrade möglich.<br />
Fotos: Cavex<br />
www.cavex-gmbh.de<br />
20 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2019</strong>
GETRIEBE UND GETRIEBEMOTOREN<br />
Getriebemotoren für Drehmomente bis 18 000 Nm<br />
WEG hat sein Getriebemotorenprogramm WG20 mit Stirnrad-, Flach- und Kegelstirnradgetrieben<br />
für Nennmomente bis 18 000 Nm erweitert. Die Getriebe in je drei<br />
Baugrößen lassen sich mit Anbaumotoren des Herstellers bis 75 kW und bis Energieeffizienzklasse<br />
IE4 zu Getriebemotoren mit hoher Leistungsdichte kombinieren. Sie<br />
eignen sich für anspruchsvolle Anwendungen z. B. in Stahlwerken, im Energiesektor<br />
oder im Bergbau. Die Getriebemotoren<br />
sind weltweit einsetzbar, da sie mit<br />
motor interner Spannungsumschaltung<br />
nahezu alle Spannungen abdecken und<br />
z. B. mit Frequenzumrichter auch bei 100<br />
bzw. 120 Hz betrieben werden können.<br />
Die Block gehäuse aus Grauguss sind<br />
besonders verwindungssteif. Mit glatten<br />
Oberflächen sind sie einfach zu reinigen,<br />
sodass sich die Getriebemotoren auch für<br />
Anwendungen mit hohem Reinigungsbedarf eignen. Die Getriebe sind in einem<br />
großen Untersetzungsbereich zwei- bzw. dreistufig ausgeführt. Hierdurch fallen die<br />
Verluste gering aus.<br />
www.weg.net<br />
Verlässliche Getriebemotoren für das<br />
Craft-Beer-Segment<br />
Als Auftragsbrauerei produziert Octopi Brewing eine Vielzahl verschiedener<br />
Biersorten und verarbeitet in der Regel rund 1 000 bis 2 000 kg Getreide für einen Sud.<br />
Für anspruchsvolle Aufgaben im Brauprozess wählte das Unternehmen Maschinen<br />
mit zuverlässiger und energieeffizienter Antriebstechnik aus und setzt einen<br />
Nord-Flachgetriebemotor am Rührwerk im Maischbottich sowie einen Nord-<br />
Kegelradgetriebemotor am Läuterbottich-Hackwerk ein. Beide sind mit einem 3,7 kW<br />
starken Motor ausgestattet. Die leistungsstarken Antriebe garantieren störungsfreie<br />
Abläufe sowie einen reibungslosen Betrieb. Nord besitzt umfangreiches Know-how<br />
im Bereich der Getränkeindustrie und bietet branchenoptimierte Antriebsprodukte<br />
für sämtliche Aufgaben in der Produktion, z. B. pumpen, mischen, rühren, Klimaund<br />
Lüftungstechnik, bewegen und positionieren, dosieren, füllen, verpacken,<br />
fördern und lagern. Die robusten, langlebigen und kosteneffizienten Getriebe,<br />
Motoren und Antriebselektronik sind in einer großen Bandbreite an Übersetzungen<br />
und mit verstärkter Lagerung verfügbar.<br />
www.nord.com<br />
[GESCHLOSSENLEBE<br />
NSMITTELKONFORM ]<br />
was man kaum sieht<br />
Flink angepasst: Servo-Planetengetriebe<br />
aus dem Baukasten<br />
SEW hat ein Baukastensystem für Servo-Planetengetriebe vorgestellt, das hochpräzise<br />
Ergebnisse verspricht. Das PxG ermöglicht die individuelle Anpassung der<br />
Getriebe an spezifische Anforderungen der Applikation. Ein Verdrehspiel von einer<br />
oder drei Winkel minute(n) in der spielreduzierten Ausführung, kennzeichnen die<br />
schrägverzahnten Getriebe der Baureihen P5.G bis P7.G. Sechs Baugrößen decken<br />
den Drehmomentbereich von 20 bis 6 500 Nm ab. Die Ausführungen mit Vollwelle,<br />
Vielkeilverzahnung oder Flanschblock sollen die flexible Anbindung weiterer<br />
Antriebselemente ermöglichen. Adapter vereinfachen den Anbau von Servomotoren<br />
unterschiedlicher Baugrößen. Die Konstruktion ermöglicht<br />
ferner die Austauschbarkeit von Einzelelementen im<br />
Getriebe. Eine verlängerte Lebensdauer des Servo-<br />
Planetengetriebes soll mit dem Wellendichtring<br />
„Premium Sine Seal“ in Kombination mit dem<br />
SEW-GearOil erzielt werden können.<br />
DER BRECOprotect<br />
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Ihrer Anlage.<br />
Das ist Bewegung.<br />
www.sew-eurodrive.de
WÄLZ- UND GLEITLAGER<br />
Auf den<br />
Millimeter<br />
genau<br />
Großwälzlager für eine<br />
der größten Tunnel-Schildbohrmaschinen<br />
Japans<br />
Jaap Ten Kate ist Senior Marketing<br />
Group Manager bei JTEKT Europe<br />
Bearings B.V. in Almere, Niederlande<br />
Um die Infrastruktur Japans weiter auszubauen, werden immer mehr Tunnel<br />
gebaut, die zum Beispiel einen wichtigen Teil einer Tokioter Ringstraße<br />
ausmachen. Riesige Tunnelbohrmaschinen kommen hier zum<br />
Einsatz. Aber ohne entsprechend robuste und präzise<br />
Großwälzlager, wäre kein effizienter Bau möglich.<br />
Nun helfen Lager von JTEKT dabei.<br />
Das Großwälzlager von JTEKT wird unter<br />
der Marke Koyo mit dem Motto „Key of<br />
your operation“ vertrieben und für Bauarbeiten<br />
an der 16,2 km langen äußeren<br />
Ringstraße von Tokio bis zu den Schnellstraßen<br />
Kan-Etsu und Tomei in die Tunnel-<br />
Schildbohrmaschine eingebaut. Das in dieser<br />
Schildbohrmaschine verwendete Bohrschild<br />
mit 16,1 m Durchmesser ist das größte<br />
in Japan und noch größer als das rund 14 m<br />
große Schild, das beim Bau der Tokyo Bay<br />
Aqua-Linie (wurde im Jahr 1997 eröffnet)<br />
zum Einsatz kam. JTEKT entwickelte damit<br />
Japans größtes Großwälzlager mit 7,7 m<br />
Durchmesser zum Abstützen der Rotation<br />
dieses großen Bohrschildes. Das Bohrschild<br />
dient zum Eingraben in den Boden und<br />
Fräsen durch hartes Gestein, daher beeinflusst<br />
seine Leistung erheblich die Effizienz<br />
von Tunnelbohrarbeiten.<br />
Das neu entwickelte Drehkranzlager hat<br />
einen Durchmesser von 7,7 m. Trotz dieser<br />
Abmessungen wird durch spezielle Poliertechnologien<br />
ein Rundlauf mit nur 0,1 mm<br />
erreicht und somit die Drehgenauigkeit des<br />
Messerschildes deutlich verbessert. Die<br />
Qualität des neuen Lagers wird von Anwendern<br />
aufgrund optimaler Werkstoffe und<br />
Wärmebehandlungstechnologie<br />
hochgradig geschätzt.<br />
Dies gewährleistet<br />
ausreichende Haltbarkeit und<br />
Zuverlässigkeit für längere Bauarbeiten,<br />
bei denen sich ein Teileaustausch<br />
schwierig gestaltet.<br />
Hohe Rundlaufgenauigkeit<br />
Aufgrund von Japans engen Straßen werden<br />
Schildbohrmaschinen i. d. R. in einzelnen<br />
Segmenten zu den jeweiligen Tunnelbohrstellen<br />
transportiert. Auch für den<br />
Tunnel des Tokioter Außenrings wurde das<br />
Großwälzlager in vier Segmenten angeliefert<br />
und vor Ort zusammengebaut. Im Vergleich<br />
zu einteiligen Schildbohrmaschinen<br />
gestaltet sich das maschinelle Bearbeiten<br />
von Maschinen mit mehrteiliger Konstruktion<br />
vor allem wegen Problemen, wie Verziehkontrolle<br />
während der Wärmebehandlung,<br />
viel schwieriger.<br />
JTEKT wurde zur Teilnahme an diesem<br />
Projekt ausgewählt, da das Unternehmen für<br />
seine Erfolgsbilanz beim Liefern von Wälzlagern<br />
für Schildbohrmaschinen und die hohe<br />
Das neu entwickelte Drehkranzlager hat<br />
einen Durchmesser von 7,7 m und erreicht einen<br />
Rundlauf mit nur 0,1 mm<br />
technologische Meisterschaft durch das<br />
Sammeln jahrelanger Erfahrungen anerkannt<br />
ist und als einziger japanischer Händler<br />
Großwälzlager in mehrteiliger Konstruktion<br />
fertigen kann. Die Nachfrage nach Tunnelbohrarbeiten<br />
in Japan steigt weiter und<br />
wird auch in Zukunft in Bereichen wie Eisenbahn-<br />
und Straßen infrastruktur zunehmen.<br />
Als einziger Hersteller von Großwälzlagern<br />
arbeitet JTEKT auch weiterhin an der<br />
Produktweiterentwicklung und trägt damit<br />
zum Ausbau der Infrastruktur sowohl in<br />
Japan und anderen Ländern bei.<br />
Fotos: Koyo<br />
www.koyo.eu<br />
22 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2019</strong>
WÄLZ- UND GLEITLAGER<br />
Schrägkugellager mit hohen Tragzahlen<br />
Die Schrägkugellager BEAW von NSK in High Capacity-Ausführung<br />
haben größere Wälzkörper und einen gepressten Stahlkäfig.<br />
Sie ersetzen die Serie 7312BW-7316BW. Von der Vorgängerbaureihe<br />
unterscheiden sie sich durch eine um den Faktor 1,2 bis 1,6<br />
gesteigerte Gebrauchsdauer.<br />
Typische Anwendungsgebiete sind<br />
Pumpen und Kompressoren sowie<br />
die Lagerungen der Kugelgewindetriebe<br />
von elektrischen Kunststoff-<br />
Spritzgießmaschinen. Zu den<br />
Konstruktionsmerkmalen gehören<br />
größere Borddurchmesser an<br />
beiden Seiten der Außenringe. Die Schulterdurchmesser der<br />
Innenringe sind geringer als bei der Vorgängerbaureihe. Das führt<br />
zu einem größeren Freiraum zwischen Innenring und Käfig – mit<br />
der Folge, dass der Ölfluss durch das Lager verbessert wird. Die<br />
Durchflussgeschwindigkeit des Schmierstoffs erhöht sich dadurch<br />
um 40 Prozent. Das verbessert die Schmierung des Lagers. Die<br />
Baureihe ist in gepaarter Ausführung mit fünf Bohrungsdurchmessern<br />
von 60 bis 80 mm verfügbar.<br />
www.nskeurope.de<br />
Drehfreudig in schmutziger Umgebung<br />
Zum Lagern schnell drehender Wellen in stark von Staub und<br />
anderen Verunreinigungen belasteten Umgebungen<br />
eignen sich die einreihigen Schrägkugellager der<br />
Reihe 7200 von Nachi. Durch ihre Laufbahngeometrien<br />
in Innen- und Außenring nehmen diese<br />
Wälzlager nicht nur radiale, sondern in einer<br />
Richtung auch größere axiale sowie<br />
zwischen radial und axial unter beliebigen<br />
Winkeln angreifende Kräfte auf. Ein<br />
wesentlicher Vorteil dieser Schrägkugellager<br />
ist die reibungsarme, ein- oder beidseitige<br />
Abdichtung. Damit sind sie gegen feinen,<br />
aggressiven Staub und andere Verschmutzungen geschützt.<br />
Deshalb eignen sie sich besonders zum Einsatz in Kompressoren,<br />
Axiallüftern, Elektromotoren und Generatoren. Damit die Schrägkugellager<br />
axiale Kräfte aus beiden Richtungen aufnehmen<br />
können, werden sie paarweise angeordnet, und zwar in O- oder<br />
X-Anordnung. Für besonders hohe Genauigkeit und minimales<br />
Lagerspiel sind paarweise abgestimmte Schrägkugellager<br />
erhältlich.<br />
www.nachi.de<br />
Variantenreiche Serie einreihiger Zylinderrollenlager<br />
Zur Herstellung seiner einreihigen Zylinderrollenlager verwendet<br />
die NKE Austria GmbH reinsten Wälzlagerstahl, was eine lange<br />
Lebensdauer gewährleistet. Zudem verringert die hohe Oberflächengüte<br />
der Laufflächen die Betriebstemperatur und reduziert<br />
Verschleiß. Weiterhin hat NKE die Geometrie von Laufbahn und<br />
Rollen optimiert, um die Tragfähigkeit der Lager zu erhöhen.<br />
Mithilfe einer modifizierten Käfigkonstruktion konnte zudem die<br />
Schmierfilmbildung verbessert werden. Kennzeichnend für die Serie<br />
ist ihre große Variantenvielfalt: über 3 000 Typen werden in Steyr mit<br />
kurzen Vorlaufzeiten nach Kundenwunsch gefertigt. Neben den<br />
technischen Vorteilen zeichnen sich die Zylinderrollenlager durch<br />
ein hohes Maß an Wirtschaftlichkeit und Betriebssicherheit aus.<br />
www.nke.at<br />
IMPRESSUM<br />
erscheint <strong>2019</strong> im 58. Jahrgang, ISSN 0722-8546<br />
Redaktion<br />
Leitender Chefredakteur/Chefredakteur:<br />
Dipl.-Ing. (FH) Dirk Schaar,<br />
Tel.: 06131/992-345, E-Mail: d.schaar@vfmz.de<br />
(verantwortlich für den redaktionellen Inhalt)<br />
Redakteure: Holger Seybold, Tel.: 06131/992-254,<br />
E-Mail: h.seybold@vfmz.de<br />
Svenja Stenner, Tel.: 06131/992-302,<br />
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Redaktionsassistenz: Angelina Haas,<br />
Tel.: 06131/992-361, E-Mail: a.haas@vfmz.de,<br />
Doris Buchenau, Melanie Lerch, Petra Weidt, Ulla Winter<br />
(Redaktionsadresse siehe Verlag)<br />
Gestaltung<br />
Anette Fröder, Sonja Daniel, Anna Schätzlein,<br />
Mario Wüst<br />
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Anzeigen<br />
Oliver Jennen, Tel.: 06131/992-262,<br />
E-Mail: o.jennen@vfmz.de<br />
Andreas Zepig, Tel.: 06131/992-206,<br />
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<strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2019</strong> 23
ELEKTROMOTOREN<br />
Die richtige Auswahl von Isoliersystemen<br />
für umrichtergespeiste Motoren<br />
Antriebssysteme aus einer Hand optimieren die Isolationsbeanspruchung elektrischer Maschinen<br />
D<br />
ie Integration von Umrichtertechnik<br />
ergibt eine Vielzahl neuer Freiheitsgrade<br />
in der Projektierung von Antriebssystemen.<br />
Durch eine konsequente Optimierung und<br />
Abstimmung der Systemkomponenten ist die<br />
VEM-Gruppe nun in der Lage, die optimale<br />
Antriebslösung für alle Kundenwünsche<br />
unter dem Namen VEMoDRIVE zu liefern.<br />
Die sich aus dem Zusammenspiel von Motor<br />
und Umrichter ergebenden Anforderungen<br />
an die Motorisolierung werden in dem<br />
folgenden Beitrag vorgestellt. Im Anschluss<br />
werden Lösungswege aufgezeigt, um herauszufinden,<br />
ob eine Isolierung den durch einen<br />
Dr.-Ing. Michael Sprenger ist Entwicklungs- und<br />
Projektingenieur Antriebssysteme und Dr.-Ing.<br />
Henri Arnold ist Leiter Technik Antriebssysteme<br />
und Dr.-Ing. Jörg Schützhold ist Entwicklungsund<br />
Projektingenieur Antriebssysteme, alle bei der<br />
VEM Sachsenwerk GmbH in Dresden<br />
Umrichter hervorgerufenen Anforderungen<br />
Stand hält. Dabei werden in diesem Artikel<br />
nur teilentladungsfreie Isoliersysteme<br />
betrachtet (Typ 1 nach DIN EN 60034-18-41).<br />
Einflussfaktoren auf die Impulsbelastung<br />
des Isoliersystems<br />
Betrachtet man die Ausgangsspannung eines<br />
Frequenzumrichters (FU), so fällt auf, dass<br />
die Spannung als Folge von Rechteckimpulsen<br />
mit einem bestimmten Spannungsanstieg<br />
∆u/∆t, einem Endwert im eingeschwungenen<br />
Zustand U a<br />
und einer Wiederholrate<br />
(Pulsfrequenz) f P<br />
ausgegeben wird. Diese<br />
Spannungsform, wie in Bild 01 dargestellt,<br />
stellt andere Anforderungen an das Isoliersystem<br />
als eine rein sinusförmige Spannung.<br />
Im folgenden Abschnitt werden die Auswirkungen<br />
impulsförmiger Spannungen auf<br />
die Isolierung dargestellt.<br />
Aufbau des Isoliersystems<br />
Betrachtet man das Wicklungssystem einer<br />
Drehfeldmaschine unter Prüfbedingungen,<br />
ergibt sich das in Bild 02 gezeigte Ersatzschaltbild.<br />
Daraus resultieren auch die<br />
grundlegenden Isolierungen einer Wicklung:<br />
1. Phasenisolierung / Wickelkopfisolierung<br />
(U PP<br />
)<br />
2. Isolierung Phase-Erde (U PE<br />
)<br />
3. Windungsisolierung (U W<br />
)<br />
Der schematische Aufbau eines Isoliersystems<br />
ist in Bild 03 dargestellt. Diese<br />
Isolierungen werden, abhängig von der<br />
Spannungsform, unterschiedlich stark<br />
beansprucht.<br />
Einfluss des Spannungsanstieges<br />
Eine niederfrequente, sinusförmige Spannung<br />
U PE<br />
würde sich gleichmäßig über alle<br />
24 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2019</strong>
ELEKTROMOTOREN<br />
Die VEM-Gruppe konzipiert<br />
und produziert elektrische<br />
Antriebsysteme, Spezialmotoren und<br />
Sondermaschinen mit einem<br />
Leistungsspektrum von 60 Watt bis<br />
60 Megawatt sowie Komponenten<br />
der Antriebstechnik und<br />
Energieerzeugung. Entsprechend<br />
ihrer Profilierung zum<br />
Systemanbieter bietet die<br />
VEM-Gruppe unter der Bezeichnung<br />
VEMoDRIVE komplette Antriebsysteme<br />
an. Kunden können damit<br />
Motor, Umrichter, Transformator<br />
sowie Anlagensteuerung aus einer<br />
Hand erhalten, und das alles<br />
„Made in Germany“.<br />
01<br />
Ausgangsspannung<br />
02<br />
U PP<br />
U a<br />
0<br />
–U a<br />
0<br />
Die gepulste Ausgangsspannung eines<br />
Frequenzumrichters stellt andere<br />
Anforderungen an das Isoliersystem<br />
als rein sinusförmige Spannungen<br />
Δt<br />
Δu<br />
π<br />
Phasenwinkel<br />
U PE<br />
1/f P<br />
Definitionen der Spannungen an einem<br />
dreiphasigen Wicklungssystem<br />
2π<br />
U W<br />
Windungen n verteilen, sodass sich eine benötigte<br />
Spannungsfestigkeit der Windungsisolation<br />
von U W<br />
≈ U PE<br />
/n ergäbe. Praktisch<br />
ist jedoch bei der im Normmotorenbereich<br />
üblichen Träufelwicklung mit lackisolierten<br />
Runddrähten von einer ungeordneten Lage<br />
der Leiter innerhalb der Nut auszugehen.<br />
Eingangs- und Ausgangswindung einer<br />
Spule können nebeneinander liegen,<br />
sodass hier nur von U W<br />
< U PE<br />
ausgegangen<br />
werden kann. Der konkrete Wert ist abhängig<br />
von der Wicklungsausführung, insbesondere<br />
von der Lochzahl q sowie der Anzahl<br />
in Reihe geschalteter Spulengruppen.<br />
Durch den schnellen Spannungsanstieg<br />
∆u/∆t ergeben sich, im Vergleich zu einer<br />
sinusförmigen Spannung mit 50 Hz Grundfrequenz,<br />
sehr hochfrequente Anteile. Zur<br />
Bestimmung des Einflusses dieser Frequenzanteile<br />
wird das Hochfrequenzersatzschaltbild<br />
in Bild 04 betrachtet.<br />
Aufgrund der Permittivität des Isoliermaterials<br />
bilden sich Kapazitäten zwischen<br />
den Leitern und Erde bzw. zwischen den<br />
Leitern. Die stellen für hochfrequente Impulse<br />
einen Kurzschluss dar. Daraus ergibt<br />
sich, dass eine steile Spannungsflanke<br />
nahezu vollständig über den ersten Windungen<br />
abfällt und damit die Windungsisolierung<br />
stärker beansprucht als eine niederfrequente,<br />
sinusförmige Spannung. Im<br />
Extremfall ist die Spannung über der ersten<br />
Windung U W1<br />
≈ U PE<br />
. Eine Abschätzung der<br />
Spannungsverteilung gibt die Norm<br />
DIN EN 60034-18-41. Darin wird der Anteil<br />
des Impulses, der die Win dungsisolation beansprucht,<br />
in Abhängigkeit der Spannungsanstiegszeit<br />
∆t ange geben. Bild 05 zeigt den<br />
beschriebenen Zusammenhang.<br />
Bei Einsatz moderner Frequenzumrichter<br />
mit Spannungsanstiegszeiten im Bereich<br />
von ca. 100 ns zeigt sich, dass die Win-<br />
03<br />
3<br />
c<br />
Isoliersysteme elektrischer Maschinen<br />
a – Phasenisolierung<br />
b – Isolierung Phase-Erde<br />
c – Windungsisolierung<br />
2<br />
1<br />
1 – Phase-Phase<br />
2 – Phase-Erde<br />
3 – Windung-Windung<br />
dungsisolation mit 80 % des Spitzenwertes<br />
eines Spannungssprungs beansprucht wird.<br />
Durch die Entwicklung hin zu schneller<br />
schaltenden Halbleiterbauelementen auf<br />
Basis von z. B. Siliziumkarbid (SiC) oder<br />
Galliumnitrit (GaN) werden diese Bean-<br />
<strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2019</strong> 25<br />
b<br />
a
ELEKTROMOTOREN<br />
spruchungen über alle Leistungsbereiche<br />
hinweg steigen, was bei der Isolationskoordination<br />
bzw. Filterdimensionierung umrichterbetriebener<br />
Motoren berücksichtigt<br />
werden muss.<br />
Einfluss der Kabel- und<br />
Motorimpedanzen<br />
Aufgrund verschiedener Impedanzen der<br />
Kabel und des Motors ergeben sich<br />
Re flexionen und, je nach Impedanzverhältnis,<br />
entsprechende Überspannungen. Diese<br />
lassen sich mithilfe der Leitungstheorie<br />
und deren Abbildung in IEC/TS 61800-8<br />
berechnen. Zur Veranschaulichung dient<br />
Bild 06. An den Ausgangsklemmen des<br />
Umrichters werden die in Bild 01 gezeigten<br />
Spannungen angelegt. Diese Impulse<br />
breiten sich auf dem Kabel als Wanderwelle<br />
aus, bis sie schließlich am Motor<br />
ankommen. Mit der charakteristischen<br />
Induktivität L 0<br />
und der charakteristischen<br />
Kapazität C 0<br />
des Kabels lässt sich dessen<br />
Wellenwiderstand<br />
berechnen. Dieser Wert ist nur vom verwendeten<br />
Kabeltyp und dessen Verlegeart,<br />
nicht aber von dessen Länge abhängig.<br />
Trifft die Welle auf den Motor, kommt es je<br />
nach Impedanz des Motors Z m<br />
zu möglichen<br />
Reflexionen. Der Wellenanteil,<br />
welcher reflektiert wird, ergibt sich zu<br />
.<br />
Einfluss der Kabellänge<br />
Abhängig von Zeit des Spannungsanstieges<br />
Δt und der Ausbreitungsgeschwindigkeit<br />
Anstiegszeit ∆t 100 ns 2 000 ns<br />
Ausbreitungsgeschwindigkeit<br />
200 000 km/s<br />
v<br />
Kritische Kabellänge l cr<br />
10 m 200 m<br />
Tabelle 01: Kritische Kabellängen in<br />
Abhängigkeit der Spannungsanstiegszeit<br />
Nennleistung des Motors Reflexionsfaktor Γ<br />
P n<br />
in kW<br />
< 3,7 0,95<br />
90 0,82<br />
355 0,6<br />
Tabelle 02: Reflexionsfakten für verschiedene<br />
Nennleistungen (IEC/TS 61800-8)<br />
der Welle auf der Leitung v ergibt sich eine<br />
kritische Kabellänge<br />
.<br />
Unterhalb dieser Länge wird nur ein Teil<br />
des Spannungsimpulses reflektiert und abhängig<br />
von der Kabellänge l k<br />
ergibt sich eine<br />
Überspannung an den Motorklemmen von<br />
.<br />
Ist das Kabel länger als die kritische Kabellänge,<br />
wird der Spannungsimpuls vollständig<br />
reflektiert, woraus sich eine Spannung<br />
an den Motorklemmen von<br />
ergibt. Oberhalb der kritischen Kabellänge<br />
ist die Überspannung an den Motorklemmen<br />
unabhängig von der Länge des Kabels.<br />
In Tabelle 01 sind zwei Beispiele für kritische<br />
Kabellängen angegeben. Dabei wird<br />
von einem ungefilterten und einem gefilterten<br />
Spannungsimpuls eines typischen<br />
IGBT-Stromrichters mit einer Anstiegszeit<br />
∆t = 100 ns bzw. ∆t = 2 000 ns ausgegangen.<br />
Die Ausbreitungsgeschwindigkeit wird mit<br />
2/3 der Lichtgeschwindigkeit angenommen.<br />
Es ist ersichtlich, dass bei ungefilterten<br />
Ausgangsspannungen nahezu immer von<br />
einer überkritischen Kabellänge und damit<br />
vollständiger Reflexion ausgegangen werden<br />
kann. Durch den Einsatz von Filtern,<br />
wie z. B. Drosseln oder du/dt-Filtern, kann<br />
die Kabellänge deutlich vergrößert werden,<br />
bevor es zu den maximalen Überspannungen<br />
an den Motorklemmen kommt.<br />
Berechnung der Isolationsfestigkeit<br />
bei Umrichterspeisung<br />
Bei netzgespeisten Motoren mit sinusförmiger<br />
Spannungsbelastung ergibt sich eine<br />
klare Strategie bezüglich der Isolationsprüfung.<br />
Vereinfacht betrachtet, wird die Wicklung<br />
mit einer höheren Spannung geprüft,<br />
als im regulären Betrieb auftritt. Wird die<br />
Prüfung bestanden, kann davon ausgegangen<br />
werden, dass die Wicklung der Prüfspannung<br />
abzüglich einiger Sicherheitsfaktoren,<br />
z. B. durch Erwärmung und Alterung,<br />
dauerhaft standhält.<br />
Im Gegensatz dazu gibt es bei gepulsten<br />
Umrichterausgangsspannungen eine Reihe<br />
Parameter, die nicht bekannt bzw. variabel<br />
sind. Wie bereits beschrieben, haben bei<br />
impulsförmiger Spannungsbelastung<br />
n die Zwischenkreisspannung,<br />
n die Spannungsanstiegsgeschwindigkeit,<br />
n das Ausgangsfilter,<br />
n die Kabelimpedanz,<br />
n die Motorimpedanz und<br />
n die Kabellänge<br />
einen Einfluss darauf, wie hoch die Spannungsbelastung<br />
im Betrieb wirklich ist.<br />
Diese Faktoren lassen sich bei der Auswahl<br />
eines Motors nur bedingt abschätzen.<br />
Eine Möglichkeit ist, eine Worst-case<br />
Abschätzung durchzuführen. Dies führt<br />
jedoch dazu, dass nur verstärkte und entsprechend<br />
teure Isoliersysteme eingesetzt<br />
werden könnten. Die Felderfahrung zeigt<br />
jedoch, dass auch Motoren mit einfacheren<br />
und günstigeren Isolierungen dem Umrichterbetrieb<br />
über Jahre standhalten.<br />
Um diese Erfahrungen auch quantitativ<br />
widerzuspiegeln und bei der Auswahl von<br />
Antriebssystemen anzuwenden, wurde bei<br />
VEM ein Berechnungsverfahren entwickelt,<br />
welches sich an den Normen für drehende<br />
elektrische Maschinen DIN EN 60034-18-41<br />
und drehzahlvariable Antriebssysteme<br />
IEC/TS 61800-8 orientiert. Damit ist VEM in<br />
der Lage, auch bei schlecht bekannten<br />
Einsatzbedingungen die Isolationsfestigkeit<br />
der Motoren zu gewährleisten.<br />
Bestimmung der im Betrieb<br />
auftretenden Spannungsbelastung<br />
Wie oben beschrieben, hat eine impulsförmige<br />
Spannung hauptsächlich Einfluss<br />
auf die Windungsisolation. Bei einem Zweipunktstromrichter<br />
mit Spannungszwischenkreis<br />
ist der Spitzenwert der Ausgangsspannung<br />
gleich der Zwischenkreisspannung<br />
U ZK<br />
. Mit der verketteten Netzspannung U Netz<br />
(inklusive der positiven Spannungstoleranz)<br />
ergibt sich bei ungesteuerten Netzgleichrichtern<br />
und Antrieben ohne Bremsbetrieb<br />
Durch die unterschiedlichen Impedanzen<br />
von Kabel und Motor ergeben sich entsprechende<br />
Überspannungen durch Reflexion.<br />
Wie bereits gezeigt, tritt die vollständige Reflexion<br />
bei üblichen Umrichtern ohne Filter<br />
bereits bei Kabellängen ab 10 m auf. Daher<br />
wird im Folgenden von einer überkritischen<br />
Kabellänge ausgegangen. Um den Reflexionsfaktor<br />
Γ genau zu bestimmen, ist die<br />
Kenntnis der Kabel- und Motorimpedanz<br />
notwendig. Diese Parameter sind jedoch im<br />
Allgemeinen nicht bekannt. Die IEC/TS<br />
61800-8 gibt hierfür jedoch die in Tabelle<br />
02 aufgelisteten Reflexionsfaktoren in<br />
Abhängigkeit der Nennleistung des Motors.<br />
Damit ist es möglich, die Spannung an den<br />
26 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2019</strong>
ELEKTROMOTOREN<br />
Klemmen des Motors<br />
abzuschätzen.<br />
Um eine Vergleichbarkeit der tatsächlichen<br />
Spannungsbelastung mit der zulässigen<br />
Spannung am Motor sicherzustellen, werden<br />
beide Spannungen auf einen Ersatzimpuls<br />
mit 300 ns Anstiegszeit mittels des Verhältnisses<br />
in Bild 05 umgerechnet (Faktor 0,7).<br />
Diese Anstiegszeit resultiert aus den in DIN<br />
EN 60034-18-41 angegebenen Werten für<br />
Impulsprüfspannungen. Damit ergibt sich<br />
die auf 300 ns bezogene Spannungsbelastung<br />
.<br />
Mit diesem vereinfachten Vorgehen lässt<br />
sich die Spannungsbelastung (auf Prüfbedingung<br />
normiert) aus der Netzspannung<br />
U Netz<br />
, der Nennleistung des Motors P n<br />
und<br />
der Spannungsanstiegszeit Δt des Frequenzumrichters<br />
ermitteln.<br />
Bestimmung der zulässigen<br />
Spannungsbelastung im Betrieb<br />
Ausgangspunkt für die maximal zulässige<br />
Spannung ist die Teilentladungsprüfung mit<br />
Impulserregung nach DIN EN 60034-18-41<br />
bzw. IEC/TS 61934. Hieraus ergibt sich eine<br />
Prüfspannung U Prüf<br />
. Diese gibt<br />
den Spitzenwert der impulsförmigen<br />
Spannung an, bei der Teilentladungen<br />
beginnen (engl.: partial discharge inception<br />
voltage (PDIV)).<br />
Diese Prüfung wird mit einem genormten<br />
Impuls (siehe DIN EN 60034-18-41<br />
Anhang B) bei einer Spannungsanstiegszeit<br />
von ca. 300 ns durchgeführt.<br />
Ausgehend von diesem Messwert wird<br />
über Sicherheitsfaktoren, die auf Erfahrungswerten<br />
basieren, Rückschluss auf die<br />
dauerhaft zulässige Betriebsspannung<br />
gezogen. Dabei wird zunächst von der PDIV<br />
auf die Teilentladungsaussetzspannung<br />
(engl.: partial discharge extinction voltage<br />
(PDEV)) geschlossen. Die PDIV liegt dabei<br />
ca. 25 % über der PDEV. Unterhalb der<br />
PDEV wird davon ausgegangen, dass unter<br />
Prüfbedingungen keine Teilentladungen<br />
stattfinden. Mit dem Teilentladungssicherheitsfaktor<br />
F PD<br />
= 1,25 ergibt sich<br />
.<br />
Die Prüfung findet bei einer Temperatur<br />
von 25 °C statt. Im Betrieb wird die Isolierung<br />
aufgrund der Verluste der Maschine<br />
entsprechend warm. Dies führt zu einer<br />
Verminderung der Isolationsfestigkeit.<br />
Überschlägig wird davon ausgegangen,<br />
dass eine Erwärmung der Wicklungstemperatur<br />
ϑ W<br />
von 25 auf 155 °C eine Verringerung<br />
der PDIV und damit auch der PDEV um<br />
ca. 25 % zur Folge hat. Aus IEC/TS 60034-25<br />
ergibt sich der Temperatur-Sicherheitsfaktor<br />
.<br />
Neben der unmittelbaren Verringerung der<br />
Isolationsfähigkeit erhöht sich durch die<br />
Erwärmung auch die Alterungsgeschwindigkeit.<br />
Dies führt zu einer zusätzlichen<br />
dauerhaften Verminderung der Spannungsfestigkeit.<br />
Aus DIN EN 60034-18-41 ergibt<br />
sich der Alterungs-Sicherheitsfaktor<br />
Fasst man diese Einzelfaktoren zu einem<br />
Gesamt-Sicherheitsfaktor<br />
zusammen, ergibt sich die zulässige<br />
Impulsspannung im Betrieb<br />
Fazit<br />
.<br />
Dieser Artikel liefert einen Beitrag zur Auswahl<br />
von Isoliersystemen für umrichtergespeiste<br />
Motoren, welche auf die tatsächlichen<br />
Anforderungen abgestimmt und<br />
damit kostenoptimal dimensioniert sind.<br />
Dabei wird anhand geltender Normen eine<br />
Berechnungsmethode vorgestellt, mit der<br />
auch bei unbekannten Anforderungen an<br />
das System eine Abschätzung getroffen<br />
werden kann, die deutlich günstiger ist, als<br />
der Worst-case.<br />
Besonders interessant ist, dass die Kabellänge<br />
einen relativ geringen Einfluss auf die<br />
Spannungsbelastung hat, da die kritische<br />
Kabellänge oft bereits ab 10 m erreicht wird.<br />
Somit kann beim Großteil der Antriebssysteme<br />
von überkritischer Kabellänge ausgegangen<br />
werden. Im Gegensatz dazu<br />
haben die Temperatur und damit auch die<br />
Alterung der Wicklungsisolierung im<br />
Betrieb einen sehr hohen Einfluss auf die<br />
Isolationsfestigkeit. Bereits eine geringe<br />
Absenkung der Wicklungstemperatur führt<br />
zu deutlich höherer Spannungsbelastbarkeit<br />
und geringerer Alterung. Es ist zu vermuten,<br />
dass die Luftfeuchte einen ähnlichen Effekt<br />
hat wie die Wicklungstemperatur.<br />
Dies deckt sich auch mit den praktischen<br />
Beobachtungen, dass Maschinen am<br />
Umrichter deutlich länger halten als<br />
vorher gesagt, da diese meist nicht dauerhaft<br />
zu 100 % ausgenutzt werden und damit<br />
die Wicklung entsprechend kühler ist.<br />
.<br />
04<br />
U PE<br />
U W1<br />
U W2<br />
U Wn<br />
05<br />
ΔU W<br />
/ ΔU PE<br />
06<br />
1,00<br />
0,50<br />
Hochfrequenzersatzschaltbild des<br />
Wicklungssystems<br />
Beanspruchung der Windungsisolation<br />
bei schnellen Spannungsanstiegen<br />
(DIN EN 60034 18 41)<br />
0,00<br />
50 500 5000<br />
Δt in ns<br />
Darstellung der unterschiedlichen<br />
Impedanzen<br />
Umrichter Filter Kabel<br />
L 0<br />
C 0<br />
Motor<br />
Z m<br />
Des Weiteren kann das Isoliersystem durch<br />
den Einsatz von<br />
n Ausgangsdrosseln,<br />
n einer Überspannungsrückführung oder<br />
n Sinusfiltern<br />
entlastet werden. Dadurch können auch<br />
Motoren mit günstigerem Isoliersystem<br />
oder ältere, bereits bestehende Motoren mit<br />
einem Umrichter ausgerüstet werden. Dabei<br />
ist die Überspannungsrückführung eine<br />
Besonderheit der VEMoDRIVE-Umrichter,<br />
welche eine flexible und kostengünstige<br />
Variante des du/dt-Filters darstellt.<br />
Die Antriebssysteme von VEM werden<br />
somit im gesamten Spannungs- und Leistungsbereich<br />
optimal aufeinander abgestimmt.<br />
Durch die Berechnung und Auswahl<br />
aller Komponenten des Antriebssystems aus<br />
einer Hand kann der Energieverbrauch auch<br />
bei Umrichterbetrieb bestimmt bzw. minimiert<br />
werden. Gleichzeitig wird auch das<br />
Isoliersystem an die tatsächliche Beanspruchung<br />
angepasst und optimal ausgelegt.<br />
Fotos: Aufmacher: René Jungnickel;<br />
sonst.: VEM Sachsenwerk<br />
www.vem-group.com<br />
<strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2019</strong> 27
ELEKTROMOTOREN<br />
Wenn’s eng wird<br />
Neues Antriebskonzept macht Winde für Schiffskrane effizient<br />
Da es in Schiffskranen häufig eng zugeht, müssen speziell Antriebe, die in den<br />
Kranen verbaut werden, kompakt gestaltet werden. Die Anforderungen an<br />
die Zuverlässigkeit und die Servicefreundlichkeit sind außerordentlich hoch.<br />
Beim Ausfall entstehen ansonsten teure Liegezeiten der Schiffe.<br />
Holger Graf ist Branchenmanager<br />
Marine-Technologie und Energie bei<br />
der Zollern GmbH & Co. KG in<br />
Herbertingen<br />
E<br />
in Vorteil elektrisch angetriebener Seilwinden<br />
ist die Energieeffizienz aufgrund<br />
eines höheren Wirkungsgrads und<br />
der besseren Leistungsdichte gegenüber<br />
hydraulisch angetriebenen Systemen. Im<br />
Havariefall besteht außerdem kein Emissionsrisiko,<br />
z. B. durch austretendes Hydrauliköl.<br />
Elektrisch angetriebene Seilwinden<br />
mit moderner Steuerungs- und Regelungstechnik<br />
können auch deutlich einfacher in<br />
automatisierte Anlagen integriert werden.<br />
Die neu entwickelte Elektro-Winde von<br />
Zollern erfüllt die besonderen Ansprüche<br />
der maritimen Industrie. Sie ist kompakt<br />
im Aufbau, energieeffizient und wartungsarm.<br />
Für einen reibungslosen Betrieb sorgen<br />
die servicefreundliche Konstruktion<br />
der elektrisch angetriebenen Winde und<br />
die damit verbundene leichte Zugänglichkeit<br />
im Reparaturfall oder beim Tausch von<br />
Verschleißteilen.<br />
Der Prototyp der Winde entstand aus einer<br />
Kundenforderung im Schiffskranbereich.<br />
Es galt, innerhalb<br />
eines eng definierten Bauraumes eine Seilwinde<br />
mit einem völlig neuen Antriebskonzept<br />
zu integrieren. Die Hauptmodule sind<br />
ein mehrstufiges Planeteneinschubgetriebe,<br />
welches innerhalb der Seiltrommel verbaut<br />
ist sowie ein platzsparend koaxial angebauter<br />
Drehstrom-Synchronmotor mit integrierter<br />
Haltebremse. Der Motor zeichnet<br />
sich durch seine, im Vergleich zu einem<br />
Drehstrom-Asynchronmotor, kompakte<br />
Bauweise aus. Er bietet zudem einen sehr<br />
hohen Wirkungsgrad. In den für den Windenbetrieb<br />
relevanten Betriebspunkten<br />
werden Wirkungsgrade von bis zu 97 % erreicht.<br />
Die servicefreundliche, hydraulisch<br />
betätigte Haltebremse ist im Motor integriert<br />
und kann im Reparaturfall ohne Demontage<br />
des Motors oder der Seilwinde getauscht<br />
werden. Diese Haltebremse wird mit<br />
einem kompakten Hydraulikaggregat betrieben.<br />
Die gesamte Winde ist eine kompakte<br />
Einheit von Seilwinde und Antriebsmotor.<br />
Beide sind hinsichtlich Drehzahlbandbreite<br />
aufeinander abgestimmt. Der<br />
Wegfall des Kegelradgetriebes ermöglicht<br />
eine weitere Wirkungsgradverbesserung des<br />
Gesamtsystems und erhöht dessen technische<br />
Sicherheit. Die kostenintensive Ölumlaufkühlung<br />
des Kegelradgetriebes entfällt.<br />
Im Vergleich zu Planetengetrieben haben<br />
Kegelradgetriebe außerdem eine deutlich<br />
niedrigere zulässige Maximaldrehzahl.<br />
Der Zollern Drehstrom-Synchronmotor ist<br />
mit Permanentmagneten ausgeführt. Er besteht<br />
im Wesentlichen aus Rotor, Stator,<br />
Haltebremse und Gehäuse. Der Rotor ist<br />
mit Permanentmagneten bestückt. Die Magnete<br />
bestehen aus einer Neodym-Eisen-<br />
Bor Legierung, die sehr korrosionsstabil ist.<br />
Diese Legierung ermöglicht die größte<br />
Energiedichte unter den Permanentmagneten.<br />
Der Werkstoff des Rotorblechpakets ist<br />
M270-50A. Dieser zeichnet sich durch geringe<br />
Ummagnetisierungsverluste bei ausgezeichneter<br />
Stanzbarkeit und hoher Korrosionsbeständigkeit<br />
aus.<br />
Das Statorpaket ist in das Statorgehäuse<br />
eingeschrumpft. Dadurch werden ein fester<br />
Sitz und eine gute Wärmeleitfähigkeit erreicht.<br />
Das Gehäuse hat eine Wassermantelkühlung,<br />
die auch mit der Getriebekühlung<br />
kombiniert werden kann. Der Stator ist mit<br />
einer Epoxid-Vergussmasse vollvergossen, um<br />
eine bessere Wärmeabfuhr zu ermöglichen.<br />
Die neue Elektro-Winde eignet sich überall<br />
dort, wo enger Bauraum gegeben ist, hohe<br />
Anforderungen an Produktlebensdauer und<br />
Wartungsfreundlichkeit gestellt werden und<br />
geringe laufende Unterhaltungskosten gefragt<br />
sind.<br />
Fotos: Aufmacher: Fotolia; Einklinker: Zollern<br />
www.zollern.com
ELEKTROMOTOREN<br />
Schrittmotorenmodul spart Energie und<br />
steigert Leistung<br />
B&R ergänzt die X20-Serie mit dem Modul X20SM1436-1 zur<br />
direkten Ansteuerung von Schrittmotoren. Mit ihm können<br />
Schrittmotoren mit Betriebsspannungen von 18 bis 60 VDC bei<br />
Nennströmen bis 2,5 A betrieben werden. Mit der Current-<br />
Reduction-Funktion ist eine<br />
sensorlose, lastabhängige<br />
Stromregelung integriert,<br />
welche die Leistung des Moduls<br />
steigert. Das Modul regelt je<br />
nach Betriebssituation und Last<br />
den Strom nach unten. Dadurch<br />
sind Energieeinsparungen von<br />
bis zu 75 Prozent möglich. Auch<br />
die Verlustleistung und die<br />
Wärmeentwicklung im Modul<br />
werden durch die Funktion<br />
reduziert. Gleichzeitig wird die<br />
Laufruhe des Schrittmotors<br />
verbessert. Zum Eigenschutz verfügt das Modul über eine<br />
Einschaltstrombegrenzung und einen kurzschluss- sowie<br />
überlastsicheren Motorausgang. Das Modul verfügt über vier<br />
digitale 24-VDC-Eingänge. Drei davon können als ABR-Encodereingänge<br />
mit einer Eingangsfrequenz von 50 kHz bei Vierfach-<br />
Auswertung konfiguriert werden.<br />
www.br-automation.com<br />
Flinke Programmierung und<br />
Inbetriebnahme<br />
Nach Einführung der ServoStep-Motoren stellt JVL Industri<br />
Elektronik A/S Add-ons bereit, welche die Einrichtung und<br />
Pro grammierung in der Studio 500-Software von Rockwell<br />
Automation vereinfachen und beschleunigen sollen. Die<br />
ServoStep-Motoren werden als kompakte All-in-one-Lösung<br />
angeboten, die kein zusätzliches Getriebe benötigt. Wie das<br />
Unternehmen<br />
mitteilt, bietet<br />
die Produktfamilie<br />
zudem<br />
eine<br />
Stromregelung,<br />
die den<br />
Energieverbrauch<br />
reduziert und Überhitzung ausschließt. Laufruhe wird<br />
durch eine Schrittauflösung von 409 600 Umdrehungen erreicht.<br />
Der Drehzahlbereich von 0 bis 3 000 min -1 kann in Stufen von<br />
0,01 min -1 geregelt werden. Die Motoren haben acht programmierbare<br />
Ein- und Ausgänge, von denen jeder als digitaler<br />
Eingang, digitaler Ausgang oder analoger Eingang eingerichtet<br />
werden kann. Sie sind mit EtherNet/IP-Schnittstelle ausgestattet<br />
und werden optional mit STO (Safe Torque Off) angeboten.<br />
Laut JVL ist eine Inbetriebnahme innerhalb von fünf Minuten<br />
möglich.<br />
www.jvldrives.de<br />
0001421380_000001.pdf - 07.01.2015<br />
Modifiziertes Baukastensystem für<br />
42-mm-Antriebe<br />
Ebm-Papst hat seinen ECI-42-<br />
Baukasten überarbeitet. Die<br />
konfigurierbaren Antriebe mit<br />
42 mm Durchmesser und Schutzart<br />
IP54 werden nun auch mit magnetischen<br />
Inkrementalgebern<br />
(Auflösung 12 Bit) und industrietauglichen<br />
Steckern für den<br />
einfachen elektrischen Anschluss angeboten. Der radiale Winkelstecker<br />
mit Bajonettverschluss ist drehbar und rastet automatisch<br />
ein. Für platzkritische Anwendungen steht ein axiales Steckermodul<br />
zur Verfügung. Der Innenläufermotor erreicht Leistungen<br />
von rund 45 bzw. 90 W bei 110 bzw. 220 mNm Nenndrehmoment<br />
und 4 000 min -1 Nenndrehzahl. Die Motoren gibt es in industrieüblicher<br />
24- und 48-V-DC-Ausführung. Die Antriebe lassen sich<br />
über das Online-Portal idt-config.ebmpapst.com konfigurieren und<br />
bestellen. Ab dem Frühjahr sind diese voraussichtlich innerhalb<br />
von 48 Stunden versandfertig.<br />
Gewalzte<br />
Ringe<br />
Zylindrisch oder profiliert.<br />
Außendurchmesser von 150 - 2000 mm,<br />
Gewicht von 3 kg - 1500 kg.<br />
Werkstoffe: Bau-, Edelbau- und Wälzlagerstähle,<br />
Werkzeugstähle, Rostfrei-Qualitäten, Nickelbasisund<br />
Titanlegierungen.<br />
www.ebmpapst.com<br />
Inserentenverzeichnis Heft 1-2/<strong>2019</strong><br />
BRECO Antriebstechnik,<br />
Porta Westfalica...................................19, 21<br />
GATES EUROPE,<br />
Erembodegem (Belgien)......................4. US<br />
Georgsmarienhütte GmbH,<br />
Georgsmarienhütte..............................2. US<br />
igus®, Köln.....................................................17<br />
LQ Mechatronik-Systeme,<br />
Besigheim......................................................31<br />
Mayr, Mauerstetten..................................... 9<br />
NACHI EUROPE, Krefeld.............................. 5<br />
Platestahl Umformtechnik,<br />
Lüdenscheid..................................................29<br />
R+W Antriebselemente, Klingenberg.... 7<br />
SycoTec, Leutkirch.......................................11<br />
TOX PRESSOTECHNIK, Weingarten......... 3<br />
untitled exhibitions, Stuttgart...............37<br />
Gewalzte Ringe • Blankstahl<br />
Platestahl Umformtechnik GmbH<br />
Platehofstraße 1 - 58513 Lüdenscheid - Germany<br />
Tel.: 02351 439-0 - info@platestahl.com<br />
Fax: 02351 439-355 - www.platestahl.com<br />
Wir laden Sie ein: Hannover Messe 01.-05.04.<strong>2019</strong> Halle/Stand 4 C 41<br />
<strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2019</strong> 29<br />
Platestahl.indd 1 06.12.2018 17:58:29
STEUERN UND AUTOMATISIEREN<br />
Einen Schritt voraus<br />
Autarke Transporttechnik-Systeme für das Sortieren oder<br />
Verpacken empfindlicher Produkte<br />
Um die Produktivität und Flexibilität von Fertigungs- und<br />
Verpackungsstraßen zu steigern, setzen immer mehr Unternehmen,<br />
zum Beispiel aus der Lebensmittel- oder Automobilbranche, auf autarke<br />
Transporttechnik-Systeme. Ausgestattet mit linearen Synchronmovern<br />
(LSM) und softwarebasierten Algorithmen ermöglichen sie einen<br />
schnellen und kostengünstigen Produkt- oder Verpackungswechsel.<br />
Wo unter anderem das MagneMotion-System von Rockwell Automation<br />
zum Einsatz kommt, erfahren Sie in diesem Artikel.<br />
S<br />
eit einigen Jahren unterstützen automatisierte<br />
Transportsysteme die Fertigungs-<br />
und Verpackungsstraßen herstellender<br />
Unternehmen intensiv dabei ihre Produktionsabläufe<br />
zu optimieren. Allerdings<br />
bieten diese Systeme oft nicht die nötige<br />
Flexibilität, um eine schnelle Umrüstung<br />
zwischen Produktchargen durchzuführen.<br />
In vielen Fällen muss der Bediener die<br />
Maschine anhalten, umrüsten und die<br />
Produktion neu anlaufen lassen. Da es bei<br />
diesen manuellen oder halbautomatischen<br />
Umstellungsvorgängen zu Ausfallzeiten<br />
kommt, ist es kostenintensiv und zeitaufwändig,<br />
personalisierte Produkte oder die<br />
Produktion kleinerer Mengen anzubieten.<br />
Genau dieses Angebot kann jedoch einen<br />
wichtigen Beitrag zur Differenzierung in<br />
einem hart umkämpften Markt leisten.<br />
Manche Hersteller von Keksen bieten<br />
bspw. für ein und dasselbe Produkt mehrere<br />
Packungstypen an. Das kann von zwei<br />
Keksen in einer kleinen Snack-Packung bis<br />
zu 48 Keksen oder mehr in einer Familienpackung<br />
reichen.<br />
Mit einem rein mechanischen Drehfördersystem<br />
mit Ketten, Riemen und Getrieben<br />
ist diese Flexibilität nur schwer zu erreichen,<br />
ganz zu schweigen von der Zeit und dem<br />
Aufwand ein solches System zu warten.<br />
Daher hat die Einführung von au tarken<br />
Transporttechnik-Systemen – basierend auf<br />
einer Technologie mit linearen Synchronmovern<br />
(LSM) – eine grundlegende<br />
Ver änderung bei Motion-Anwendungen<br />
ein geleitet. Diese Systeme verfügen über<br />
Ulrich Arlt ist EMEA Product Manager Motion<br />
Control bei Rockwell Automation in Düsseldorf<br />
hochentwickelte, softwarebasierte Algorithmen,<br />
die es den Unternehmen ermöglichen,<br />
Produkt- oder Verpackungswechsel<br />
schneller und kostengünstiger durchzuführen.<br />
Anstatt die Maschine anzuhalten und<br />
umzurüsten, muss der Bediener nur ein<br />
Programm ändern oder durch ein anderes<br />
ersetzen. Es ent stehen also lediglich kurze<br />
oder gar keine Ausfallzeiten. Allein dadurch<br />
lässt sich die Produktivität steigern.<br />
Flexibilität für<br />
Automobil hersteller<br />
Das Robotik-Unternehmen Kuka ist ein<br />
gutes Beispiel dafür, wie die LSM-Technologie<br />
die Produktivität und Flexibilität steigern<br />
kann. Das Kuka-Fördersystem Pulse<br />
für Fertigungsstraßen im Karosseriebau<br />
basiert auf dem MagneMotion-System von<br />
Rockwell Automation und transportiert die<br />
Komponenten durch jede Robotik-Station.<br />
Die Fertigungsstraße ist 45 % schneller als<br />
ein rein mechanisches Transportsystem,<br />
was den Automobilherstellern eine Durchsatzsteigerung<br />
ermöglicht. Da weniger<br />
bewegliche Teile vorhanden sind, wurden<br />
die durch Wartungsarbeiten bedingten<br />
Ausfallzeiten verkürzt, der mittlere Ausfallabstand<br />
(MTBF) hingegen deutlich<br />
vergrößert. Wichtig ist außerdem, dass Veränderungen<br />
der Komponenten für unterschiedliche<br />
Fahrzeugmodelle mit minimaler<br />
Ausfallzeit durchgeführt werden können.<br />
Geschwindigkeit liefert<br />
Wettbewerbsvorteil<br />
Ein weiteres Beispiel, wie MagneMotion zur<br />
Steigerung der Flexibilität und Produktivität<br />
beiträgt, ist das Verarbeitungssystem für<br />
Proben bei Arup Laboratories, einem<br />
kli nischen Labor für Pathologie und Teil der<br />
Universität von Utah in den USA. Bei Arup<br />
wurde das System MagneMover Lite von<br />
Rockwell Automation implementiert, um<br />
Teströhrchen mit Blut- oder anderen Proben<br />
zu transportieren und diese für Ärzte<br />
und Krankenhäuser zu analysieren. Durch<br />
die LSM-Technologie werden die Reagenzgläser<br />
in magnetischen Vehikeln schnell<br />
und mit hoher Genauigkeit zu bestimmten<br />
Zielen transportiert, wobei fast keine<br />
beweglichen Teile zum Einsatz kommen.<br />
Das System von Arup verknüpft den<br />
Barcode der Probe mit der eindeutigen ID<br />
des Ve hikels, das das Reagenzglas befördert.<br />
Je nachdem, welcher Test für die Probe<br />
beauftragt wurde, wird das Vehikel dann zu<br />
unterschiedlichen Zielen geleitet. Die sich<br />
bewegenden Behälter werden ständig von<br />
einem Motor zum nächsten gezogen, sodass<br />
die Vehikel mit den Reagenzgläsern sozusagen<br />
über die Fertigungsstraße „fliegen“.<br />
Die Höchstgeschwindigkeit des Magne-<br />
Mover-Lite-Systems beträgt 2 m/s und ist<br />
damit neunmal schneller als eine herkömmliche<br />
Förderanlage. Neben den Vorteilen für<br />
Ärzte und Patienten, Proben schneller<br />
analysieren zu können, ist das System auch<br />
für Arup ein wesentliches Alleinstellungsmerkmal,<br />
da es deutlich schneller ist als<br />
andere Förder bänder, die in anderen Automatisierungssystemen<br />
klinischer Laboratorien<br />
auf dem Markt zum Einsatz kommen.<br />
Funktionsweise<br />
Das MagneMover Lite-System basiert auf<br />
einer Reihe miteinander verknüpfter Moto-
STEUERN UND AUTOMATISIEREN<br />
Das MagneMover Lite-System, das bei Arup<br />
Teströhrchen transportiert, ist mit einer<br />
Höchst geschwindigkeit von 2 m/s neunmal<br />
schneller als eine herkömmliche Förderanlage<br />
ren mit darüber liegenden Führungsschienen.<br />
Die Vehikel bestehen aus Kunststoff<br />
und verfügen über eine Anordnung von<br />
Permanentmagneten. Die Motoren erkennen<br />
die Position der Magneten und leiten<br />
diese entlang den Schienen vorwärts oder<br />
rückwärts. Jedes Vehikel lässt sich einzeln<br />
steuern, wodurch eine Sortierung möglich<br />
ist, z. B. die Umleitung in einen anderen<br />
Kanal oder ein anderes System. Das System<br />
vermeidet Engpässe, indem Sensoren auf<br />
jedem Vehikel erkennen, ob sich ein anderes<br />
Vehikel davor befindet und sich nicht<br />
bewegt. In diesem Fall bleibt das Vehikel so<br />
lange stehen, bis der Weg wieder frei ist.<br />
Dadurch wird ein Quetschen oder Zusammendrücken<br />
vermieden. So ist das System<br />
ideal für das Sortieren oder Verpacken<br />
empfindlicher Produkte geeignet, z. B. Flüssigkeiten<br />
in Beuteln oder elektronische<br />
Komponenten für medizinische Geräte. Der<br />
Bediener programmiert das Ziel für jeden<br />
Vehikel- oder Produkttyp sowie die maximale<br />
Geschwindigkeit und Beschleunigung.<br />
Einhaltung von Compliance-<br />
Vorschriften<br />
Das bei Arup eingesetzte System Magne-<br />
Motion Lite ist für Traglasten bis 2 kg ausgelegt,<br />
die größeren Systeme MagneMotion<br />
QuickStick und QuickStick HT sogar für<br />
Traglasten bis 100 kg bzw. 4 500 kg. Die<br />
MagneMotion-Systeme sind außerdem in<br />
der Lage, mehrere unterschiedliche Traglasten<br />
gleichzeitig zu bewältigen, was<br />
weiterhin die Ausfallzeiten verringert und<br />
die Flexibilität erhöht.<br />
Da das MagneMotion-System jedes<br />
Produkt einzeln steuert, erleichtert dies die<br />
Rückverfolgbarkeit innerhalb des Produktionsprozesses.<br />
Davon profitieren vor allem<br />
Unternehmen, die strengen Compliance-<br />
Vorschriften unterliegen, z. B. Unternehmen<br />
im Bereich Life Science, der<br />
Lebensmittel- und Automobilindustrie.<br />
Der Bediener kann jederzeit die Position<br />
eines Produkts überprüfen, und die Compliance-Verantwortlichen<br />
können bestätigen,<br />
dass es korrekt verarbeitet wurde.<br />
Das MagneMotion-System von Rockwell<br />
Automation ist in unterschiedlichen Varianten<br />
verfügbar: Als vollständig individualisierte<br />
und vormontierte Einheit, als einzelne<br />
Komponenten oder als Mischung aus individualisierten<br />
und standardmäßigen Teilen.<br />
Die Hersteller sparen Geld und steigern ihre<br />
Rentabilität dank der Systeme, indem sie<br />
weniger Energie als bei herkömmlichen<br />
mechanischen Förderanlagen brauchen.<br />
Zudem benötigen die Maschinen im Fertigungsbereich<br />
weniger Platz und erfordern<br />
weniger Wartungsarbeiten – Merkmale, die<br />
auch für OEMs interessant sind. Hierzu<br />
kommen um bis zu 50 % oder mehr erhöhte<br />
Durchsatzgeschwindigkeiten, sodass diese<br />
Technologie dazu beiträgt, die Zukunft der<br />
intelligenten Fertigung neu zu definieren.<br />
www.rockwellautomation.de<br />
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elektromechanische Ausrüstungen<br />
im Maschinen- und Anlagenbau.<br />
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KOMPONENTEN UND SOFTWARE<br />
Clevere Lippe<br />
Dichtungskonzept für fett- und<br />
ölgeschmierte Hauptlager<br />
Windkraftanlagen sind extremen<br />
Belastungen ausgesetzt und stellen<br />
hohe Anforderungen an sämtliche<br />
Bauteile. Eine große Herausforderung,<br />
insbesondere für die Dichtungen des<br />
Hauptlagers der Rotorwelle. Für den<br />
langlebigen und sicheren Einsatz<br />
unter diesen Bedingungen wurden<br />
Dichtungskonzepte für fett- oder<br />
ölgeschmierte Hauptlager<br />
entwickelt.<br />
Dr. Kristian Müller-Niehuus ist Director<br />
Engineering Heavy Industry bei Freudenberg<br />
Sealing Technologies GmbH in Hamburg<br />
A<br />
bgestimmt auf die spezifischen Anforderungen<br />
der jeweiligen Windkraftanlage,<br />
insbesondere auch im Hinblick auf<br />
den zur Verfügung stehenden Einbauraum,<br />
bestehen die einzelnen Dichtungslösungen<br />
von Freudenberg Sealing Technologies aus<br />
einer oder mehreren Dichtungskomponenten.<br />
Die Entwicklung für den herausforderndsten<br />
Bereich, die Abdichtung des<br />
Hauptlagers, ist die Einzeldichtung Merkel<br />
Radiamatic R 55. Es ist ein Wellendichtring<br />
für große Durchmesser bis zu 3,5 m zur Abdichtung<br />
fettgeschmierter Lager. Er basiert<br />
auf dem Typ R 35, der sich bereits seit<br />
20 Jahren im Einsatz bewährt hat. Die Weiterentwicklung<br />
mit der Typenbezeichnung<br />
R 55 ist zusätzlich mit einer integrierten,<br />
funktional entkoppelten Abweiserlippe ausgestattet<br />
und somit für kompakte Einbauräume<br />
geeignet. Die ergänzende Abweiserlippe<br />
schützt vor Umwelteinflüssen und<br />
Verunreinigungen und sorgt dafür, dass<br />
die eigentliche Dichtlippe des Radialwellendichtrings<br />
ungestört die primäre Dichtfunktion<br />
übernehmen kann: Den wirkungsvollen<br />
Schutz gegen Austritt von Schmier-<br />
mittel aus dem Bereich des Hauptlagers<br />
über viele Jahre Betriebsdauer. Technisches<br />
Highlight ist die geringe Wechselwirkung<br />
von Dicht- und Abstreiferlippe selbst bei<br />
außermittigem Lauf der Welle von bis zu<br />
± 1,6 mm. Damit liegen die Vorteile auf<br />
der Hand: Verlässliche Dichtfunktion und<br />
Verzicht auf den Einsatz und somit den<br />
Bauraum für eine zweite Dichtung, die<br />
üblicherweise die Primärdichtung und das<br />
Hauptlager vor Verunreinigungen schützt.<br />
Klassische Trennung bei<br />
Fettschmierung<br />
Die Aufteilung der Aufgaben eines Dichtsystems<br />
auf einzelne Elemente, die sich ausschließlich<br />
auf die ihnen zugewiesene Funktion<br />
konzentrieren können, ist bei vorhandenem<br />
Platz im Einbauraum die optimalste<br />
Dichtungslösung. Somit kommt neben dem<br />
Radialwellendichtring Merkel Radiamatic<br />
R 35 im Rahmen der FST-Systemlösungen<br />
der Abweiser Merkel Enviromatic EA zum<br />
Einsatz. Mit seiner klar definierten, robusten<br />
Abweiserlippe wirkt er in axialer Richtung.<br />
32 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2019</strong>
KOMPONENTEN UND SOFTWARE<br />
Er kann einen Wellenversatz von bis zu<br />
± 4 mm ausgleichen, wobei seine Lippenkante<br />
immer linienförmig in Berührung<br />
mit der Gegenlauffläche bleibt – ein<br />
Vorteil im Vergleich zu den sonst eingesetzten<br />
Standard V-Ringen, die mit ihrer<br />
lappenähnlichen Dichtlippe eher einen<br />
undefinierten Dienst leisten.<br />
Ölschmierung für maximale<br />
Performance<br />
03 Der R55 hat eine zusätzliche, integrierte,<br />
funktional entkoppelte Abweiserlippe ...<br />
01 Merkel Radiamatic<br />
R55: Wellendichtring für<br />
Durchmesser bis zu 3,5 m<br />
Im anspruchsvollen Getriebebau üblich, in<br />
der Windkraft im Kommen: Ölgeschmierte<br />
Lager und Komponenten. Die Vorteile sind<br />
offensichtlich: Das flüssige Schmiermittel<br />
kann kontrolliert an den Ort des Geschehens<br />
gebracht werden und lässt sich bei<br />
Bedarf kühlen oder reinigen. Für die hochbelasteten,<br />
teuren Rollenlager die bestmögliche<br />
Voraussetzung für einen langen,<br />
wartungsarmen Einsatz. Die Abdichtung<br />
solcher Lager ist ebenfalls Teil der<br />
Freudenberg Systemlösungen. Für einen<br />
verlässlichen Schutz gegen Austritt von<br />
Schmieröl ist i. d. R. die Doppelanordnung<br />
zweier Radialwellendichtringe sinnvoll. Die<br />
zweite, äußere Dichtung hat eine reine<br />
Back-up-Funk tion. Schmiermittel, üblicherweise<br />
Fett, von Zeit zu Zeit über eine<br />
zusätzliche Schmiernut nachgepumpt, gewährleistet,<br />
dass die Dichtung im normalen<br />
Betrieb nicht trocken läuft und vorzeitig<br />
verschleißt. Wie bei allen Dichtsystemen<br />
unter rauen Umgebungsbedingungen<br />
üblich, müssen sowohl das Lager als auch<br />
das Dichtsystem vor Verunreinigungen von<br />
außen geschützt werden. Idealerweise<br />
kommt auch hier der Abweiser Merkel Enviromatic<br />
EA zum Einsatz, ein langlebiger und<br />
verlässlicher Schutz. Bei beengten Platzverhältnissen<br />
lässt sich alternativ der Merkel<br />
Radiamatic R 55 mit integrierter Abweiserlippe<br />
als Sekundärdichtung einsetzen.<br />
Passender Werkstoff-Partner<br />
Die Entwicklung einer geeigneten Dichtungsgeometrie<br />
ist nur die halbe Miete. Eine<br />
Dichtung überzeugt erst in Kombination<br />
mit dem für die jeweilige Anwendung geeigneten<br />
Werkstoff. Die Materialentwickler von<br />
Freudenberg arbeiten kontinuierlich daran,<br />
Werkstoffe an die hohen Anforderungen<br />
von Windkraftanlagen hinsichtlich Abriebfestigkeit,<br />
Funktionssicherheit und Lebensdauer<br />
anzupassen. Mit der Ventoguard-<br />
Familie – Werkstoffe auf Basis von Nitril-<br />
Butadien-Kautschuk (NBR), Fluorkarbin-<br />
Kautschuk (FKM), Ethylen-Propylen-Dien-<br />
04 ... die das Hauptlager wirkungsvoll gegen<br />
Verunreinigungen und Umwelteinflüssen schützt<br />
02 Die Neuentwicklung<br />
R 55 weist eine geringe<br />
Wechselwirkung von<br />
Dicht- und Abstreiferlippe,<br />
selbst bei außermittigem<br />
Lauf der Welle, auf<br />
Kautschuk (EPDM) und hydriertem Acrylnitrilbutadien-Kautschuk<br />
(HNBR) – stehen<br />
verlässliche Hochleistungs-Werkstoffe als<br />
Idealpartner für die Windindustrie zur Verfügung.<br />
Der Typ Ventoguard 467, ein HNBR, ist<br />
bspw. für Temperaturen von – 40 bis + 80 °C<br />
geeignet. Gleichzeitig überzeugt dieser Werkstoff<br />
durch maximale Verschleißfestigkeit<br />
und vor allem durch seine Beständigkeit<br />
gegen UV-Licht und Ozon. Das sind wichtige<br />
Voraussetzungen, um die in der Windkraft<br />
geforderte Lebensdauer von bis zu 20 Jahren<br />
erfüllen zu können. Daher kommt bei Dichtungen,<br />
wie der Merkel Radiamatic R 35/R 55<br />
oder beim Enviromatic Abweiser dieser<br />
leistungsfähige Werkstoff zum Einsatz.<br />
Material- und Designkompetenz<br />
Praxistests sind bei Dichtungen dieser<br />
Baugrößen nur begrenzt möglich und können<br />
zudem die geforderte lange Lebensdauer<br />
nicht abbilden. Aus diesem Grund<br />
hat Freudenberg computergestützte Testverfahren<br />
entwickelt, mithilfe derer sich<br />
tatsächliche Belastungen auf Lager und<br />
Dichtungen verlässlich simulieren lassen.<br />
Das Computer Aided Engineering (CAE)<br />
ermöglicht es auf Basis der Werkstoffdaten<br />
und Testergebnisse Dichtungslösungen zu<br />
entwickeln, die auf die jeweilige Anwendung<br />
optimiert sind. Damit können Dichtungen<br />
exakt auf kundenspezifische Anforderungen<br />
ausgerichtet werden. Hierfür<br />
arbeitet das Entwicklerteam während der Designphase<br />
eng mit dem Kunden zusammen.<br />
Fotos: Freudenberg Sealing Technologies<br />
www.fst.com<br />
<strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2019</strong> 33
KOMPONENTEN UND SOFTWARE<br />
Für mehr Dynamik<br />
Sicherheitsstoßdämpfer schützen Flächenmotor<br />
Vier Sicherheitsstoßdämpfer von ACE schützen die Endlagen eines direkt<br />
angetriebenen Flächenmotors, der am Institut für Fertigungstechnik und<br />
Werkzeugmaschinen (IFW) im produktionstechnischen Zentrum der<br />
Leibniz Universität Hannover entwickelt wurde. Das neue Konzept des<br />
Hochschulteams ist interessant für hochdynamische Maschinen und kann<br />
unter anderem die Produktivität von Werkzeugmaschinen steigern.<br />
Aufprallkopf<br />
Kolbenstange<br />
Das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft<br />
(DFG) seit 2010 geförderte<br />
Projekt dient der grundlegenden Erforschung<br />
eines zweiachsigen direkt angetriebenen<br />
Mehrkoordinatensystems unter besonderer<br />
Einsatzfähigkeit in Werkzeugmaschinen.<br />
Darüber hinaus hat das IFW-Team neben<br />
der intensiven Arbeit an dem Motor Augenmerk<br />
auf den Schutz der Endlagen ihres<br />
Systems gelegt. Wie die Ingenieurwissenschaftler<br />
Jan Friederichs und Jonathan<br />
Fuchs der Universität Hannover berichten,<br />
galt es vor allem in der Entwicklungsphase,<br />
den Prototypen bestmöglich zu schützen,<br />
um z. B. Zeit wegen unnötiger Ausfälle zu<br />
vermeiden und keine Verzögerungen des<br />
Projektes zu riskieren.<br />
Friederichs und Fuchs haben gemeinsam<br />
mit weiteren wissenschaftlichen Mitarbeitern<br />
und ihrem Professor in der Vergangenheit<br />
gute Erfahrungen mit den Maschinenelementen<br />
von ACE Stoßdämpfer gemacht.<br />
Die Ingenieure sowie weitere Forscher benutzen<br />
mehrfach die von ACE im Internet<br />
im Menü Berechnungen angebotenen Tools,<br />
www.ace-ace.de/de/berechnungen.html,<br />
mit deren Hilfe sie u. a. die Praktikabilität<br />
neuer Ideen hinsichtlich der Dimensionierung<br />
von verbauten Sicherheitsdämpfern<br />
überprüfen. Dazu müssen<br />
z. B. die bewegte Masse, die Aufprallgeschwindigkeit<br />
der Massen bzw.<br />
die Stoßdämpfer und zusätzlich<br />
wirkende Antriebskräfte, Antriebsleistungen<br />
oder Antriebsmomente<br />
berücksichtigt werden. Bei der<br />
Ermittlung der geeigneten Lösung<br />
wurde davon ausgegangen,<br />
Festanschlag<br />
Dichtungspaket<br />
Führungslager<br />
Membranspeicher<br />
Kolben<br />
Kolbenring<br />
Außenkörper<br />
Druckhülse mit Drosselbohrungen<br />
massiver Körper ohne Sicherungsring<br />
01 Sicherheitsstoßdämpfer der<br />
Produktfamilie SCS33 bis 64<br />
34 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2019</strong>
KOMPONENTEN UND SOFTWARE<br />
dass im Fall der Fälle eine bewegte Masse<br />
von 10 kg mit einer Geschwindigkeit von<br />
4 m/s bei einer Antriebskraft von 500 N auf<br />
den jeweiligen Stoßdämpfer auffährt. Die<br />
Kombination von kinetischer und Antriebsenergie<br />
ergab eine Gesamtenergie bzw.<br />
einen Hub von 104,5 Nm. Aufgrund der<br />
erhobenen Daten und unter Berücksichtigung<br />
der Tatsache, dass bei Weiterentwicklungen<br />
nicht ständig neue Dämpfer verbaut<br />
werden sollten, entschied man sich dazu,<br />
vier Sicherheitsstoßdämpfer des Typs<br />
SCS33-EUD zu verbauen.<br />
Abbau kinetischer Energie<br />
Die Sicherheitsstoßdämpfer der Baureihe<br />
SCS33 bis 64 zeichnen sich u. a. durch eine<br />
optimale Dämpfungstechnik, ein gehärtetes<br />
Führungslager und ein durchgehendes<br />
Gewinde aus. Diese Dämpferfamilie ist speziell<br />
für den Notstopp-Einsatz konzipiert<br />
und kann durch ihre kompakte Bauform in<br />
den Größen M33 x 1,5 bis M64 x 2 vielseitig<br />
eingesetzt werden, z. B. in Portal-, Förderanlagen<br />
oder Bestückungsautomaten.<br />
Material und Technik der selbsteinstellenden<br />
Maschinenelemente erlauben 1 000 Lastwechsel.<br />
Der Stoßdämpferkörper, Kolbenstange,<br />
Kopf und Zubehör bestehen dabei<br />
aus unterschiedlich bearbeitetem Stahl, die<br />
Druckfeder ist verzinkt oder kunststoffbeschichtet.<br />
Die maximale Lebensdauer<br />
wird erreicht, wenn die Umgebungstemperatur<br />
Werte von – 12 bis + 70 °C nicht überbzw.<br />
unterschreitet. Wird ein Austausch der<br />
Dämpfer nötig, ist dieser aufgrund einer<br />
Vielzahl an Zubehör und Anschlussteilen<br />
einfach zu vollziehen. Kombiniert mit der<br />
kompakten Bauform ist auch die nachträgliche<br />
Integration in bestehende Projekte problemlos<br />
möglich. Die beim Flächen motor<br />
eingesetzten Modelle sind bei einem maximalen<br />
Hub von 50 mm ohne Fest anschlag in<br />
der Lage, 620 Nm/Hub auf zunehmen. Der<br />
Hersteller verfügt neben diesen Varianten<br />
auch über weiter optimierte Dämpfer: Bei<br />
diesen Dämpfern erhöht sich die Kraftaufnahme<br />
um noch einmal mehr als 50 % auf<br />
950 Nm/Hub. Dann verringert sich die<br />
Lebensdauer jedoch auf maximal fünf Hübe.<br />
Flächenmotor erzielt große<br />
Kraftdichte<br />
Das Besondere an dem auf dem Prinzip der<br />
permanentmagneterregten synchronen<br />
Linearmotoren basierenden Flächenmotor<br />
ist die hohe Vorschubkraft. Damit ist diese<br />
Lösung vor allem bisherigen planaren<br />
Antriebskonzepten überlegen. Diese setzen<br />
zumeist auf das Reluktanzprinzip zur<br />
Erzeugung der Vorschubkräfte in einer<br />
Ebene. Prinzipbedingt erzeugen solche<br />
Motoren nur relativ geringe Vorschubkräfte.<br />
Der im IFW entwickelte Motor besticht<br />
außerdem durch die neuartige Kreuzwickeltechnologie.<br />
Dabei werden die Wicklungen<br />
für die einzelnen Vorschubrichtungen<br />
senkrecht zueinander gestapelt. Da die<br />
beiden Wicklungssysteme sich nur geringfügig<br />
gegenseitig beeinflussen, ermöglicht<br />
dies die Nutzung standardisierter Achsregler.<br />
Durch den Einsatz von schachbrettartig<br />
angeordneten Permanentmagneten erreicht<br />
der Flächenmotor eine große Kraftdichte<br />
und kann daher für hoch dynamische Werkzeugmaschinen<br />
eingesetzt werden.<br />
Optimiert wurde der Motor außerdem im<br />
Hinblick auf die für Lineardirektantriebe<br />
typischen Störkräfte. Mithilfe einer Methode<br />
zur Berechnung der optimalen Geometrie<br />
des Motors lassen sich Rastkräfte und Vorschubkraftwelligkeiten<br />
reduzieren. Zusätzlich<br />
erreichte man so eine Erhöhung der<br />
Vorschubkraft. Da bei der Bearbeitung<br />
eines Werkstückes zusätzlich dynamische<br />
Kräfte auf den Antrieb einwirken, untersuchte<br />
das IFW u. a. das Verhalten beim<br />
Fräsen von Kreisbahnen und Taschen in<br />
Aluminium-Werkstücken und damit den<br />
Einfluss von Kräften auf das Positionierverhalten<br />
während eines Bearbeitungsprozesses.<br />
Dadurch ergab sich die Möglichkeit<br />
einer prozessnahen Analyse des<br />
Antriebsverhaltens in Wechselwirkung mit<br />
dem Fertigungsprozess.<br />
Die Übertragung der gewonnen Erkenntnisse<br />
auf weitere Baugrößen steht im Mittelpunkt<br />
der Aktivitäten von Fuchs und dem<br />
Team, das einen größeren, aus 16 Prototypmodulen<br />
aufgebauten Flächenmotor konzipiert<br />
und aufgrund der Unterstützung<br />
durch die DFG hat fertigen lassen. Durch<br />
die entwickelte Modularität des Motors<br />
lassen sich je nach industrieller Anforderung<br />
auch unterschiedliche Baugrößen<br />
des Flächenmotors realisieren. Der neue<br />
Flächenmotor soll Spitzenkräfte bis zu<br />
4 800 N und Nennkräfte um 2 400 N je Achse<br />
erzeugen. Kombiniert mit dem Permanentmagnetfeld,<br />
können individuelle Verfahrwege<br />
unabhängig von der Baugröße des<br />
Flächenmotors erreicht werden.<br />
Fotos: ACE Stoßdämpfer GmbH; IFW, Leibniz<br />
Universität Hannover<br />
www.ace-ace.de<br />
Dipl.-Ing. Jonathan Fuchs ist Abteilungsleiter<br />
Komponenten und Überwachungssysteme am<br />
Institut für Fertigungstechnik und Werkzeugmaschinen<br />
im produktionstechnischen Zentrum<br />
der Leibniz Universität Hannover und<br />
Robert Timmerberg, M.A., ist Fachjournalist<br />
(DFJV) und Mitinhaber der plus2 GmbH,<br />
Presse- und Werbeagentur, mit Niederlassungen<br />
in Düsseldorf und in Wermelskirchen bei Köln<br />
02 Flächenmotor mit Kreuztischführung und Hybridkinematik für Fräsversuche<br />
03 Flächenmotor mit Sekundärteilmagneten<br />
Werkstück<br />
X-Schlitten<br />
Z-Schlitten<br />
Z-Stoßdämpfer<br />
Kraftsensor<br />
Führungen<br />
X-Stoßdämpfer<br />
<strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2019</strong> 35
KOMPONENTEN UND SOFTWARE<br />
Das passende Kabel für bewegte<br />
Anwendungen finden<br />
Auf der Suche nach hochflexiblen Antriebsleitungen in bewegten<br />
Anwendungen bietet Igus mit dem Readycable-Produktfinder ein<br />
Online-Tool, das hilft, die technisch beste und kostengünstigste<br />
Lösung aus über 4 200 Leitungstypen zu finden. Der Anwender<br />
gibt die Igus- oder Artikelnummer des Herstellers ein oder wählt<br />
den Antriebsherstellernamen aus dem Menü aus. Anschließend<br />
kann er den<br />
benötigten<br />
Leitungstyp<br />
anklicken und<br />
der Produktfinder<br />
listet alle<br />
passenden<br />
Antriebsleitungen<br />
auf.<br />
Die Übersicht<br />
erfasst die<br />
verschiedenen<br />
Leitungsqualitäten,<br />
ob PUR-, PVC- oder TPE-Außenmantel, inklusive ihrer<br />
wichtigsten Eigenschaften wie Biegeradius und Verfahrwege. Der<br />
neue Lebensdauerrechner sagt nach Eingabe verschiedener<br />
Parameter die Haltbarkeit der Leitung in der E-Kette voraus. Der<br />
Preis wird ebenfalls angezeigt. Mit einem weiteren Klick kann der<br />
ausgewählte Artikel in den Warenkorb übernommen werden.<br />
Die entsprechende Antriebsleitung wird in Wunschlänge, auf<br />
den Zentimeter genau geliefert – ab 24 Stunden und ohne<br />
Zuschlag ab Losgröße 1.<br />
www.igus.de<br />
Getriebemotoren schnell<br />
online finden<br />
Mit dem Online-Tool „Antriebsauslegung“ von SEW Eurodrive<br />
können Anwender schnell prüfen, welche Getriebemotoren für<br />
ihren Einsatzfall geeignet sind und wie sich geänderte Applikationsdaten<br />
auswirken. Schon mit wenigen Daten und Angaben zur<br />
Applikation erhalten die Anwender passende Antriebsempfehlungen.<br />
Die Webanwendung dient der ersten Orientierung,<br />
welcher Getriebemotor für den betreffenden Einsatzfall der<br />
passende sein kann. Sie ermöglicht die erste Auslegung, um ein<br />
Gefühl für die benötigte Größe zu bekommen. Und schließlich<br />
kann überprüft werden, wie sich geänderte Applikationsdaten auf<br />
die Belastung der Antriebstechnik auswirken. Zur detaillierten<br />
Beratung kann in jedem Schritt das Fachwissen eines Experten<br />
hinzugezogen werden. Die Online-Produktauslegung basiert auf<br />
der Kundenapplikation. Sie umfasst eine Auswahl klassischer<br />
Applikationen wie Hubwerk, Fahrwagen, Drehtisch, Rollenbahn,<br />
Kettenförderer und Gutförderer im Bereich der Intralogistik.<br />
www.sew-eurodrive.de<br />
Antriebslösungen online konfigurieren<br />
Im Kundenportal www.mynord.com von Nord Drivesystems kann<br />
jeder selbst seine Antriebslösung online konfigurieren und<br />
bestellen. Such- und Sortierfunktionen, wie z. B. Motorleistung,<br />
Abtriebsdrehzahl und Abtriebsdrehmoment unterstützen die<br />
Auswahl. Über<br />
eine Plausibilitätsprüfung<br />
zeigt der<br />
Produktkonfigurator<br />
nur die<br />
Optionen an, die<br />
zu den bereits<br />
angegebenen<br />
Wünschen passen.<br />
Auch die Online-<br />
Konfiguration und<br />
Konformitätsprüfung<br />
von<br />
Atex-Getriebemotoren<br />
ist möglich. Zudem können auch dezentrale Antriebstechnik<br />
oder Schaltschrankumrichter konfiguriert werden. Alle<br />
Konfigurationsschritte werden auf einer einzigen Seite durchgeführt.<br />
Alle schon eingegebenen Spezifikationen sowie die noch zu<br />
wählenden Merkmale werden in einer Box am Fensterrand<br />
angezeigt. Außerdem lassen sich 3D-Modelle, Umrisszeichnungen<br />
und Maßbilder der konfigurierten Antriebslösung<br />
generieren. Die erstellten CAD-Daten können heruntergeladen<br />
und in ein CAD-Programm integriert werden.<br />
www.nord.com<br />
Neues Inbetriebnahme- und Servicetool<br />
für Experten und Einsteiger<br />
Mit „driveStudio“ stellt ebm-Papst eine Software vor, mit deren<br />
Hilfe sich die GreenTech EC-Antriebe mit der integrierten<br />
K4-Regelelektronik noch einfach auf spezifische Anforderungen<br />
anpassen lassen. Die Applikation soll sich sowohl für erfahrene<br />
Applikationsingenieure als auch für Anwender mit geringeren<br />
Programmierkenntnissen eignen. Im einfachsten Level „Demo“<br />
genügen wenige Klicks, um den Antrieb im Drehzahl-, Drehmoment-<br />
oder Positioniermodus<br />
zu starten<br />
und sich die aktuellen<br />
Werte anzeigen zu<br />
lassen. Im Parametrier-Level<br />
kann<br />
der Anwender die<br />
Standardeinstellungen<br />
des Antriebs<br />
in logischer Reihenfolge<br />
menügeführt<br />
verändern. In der Programmiersprache „C“ werden erfahrene<br />
Anwender in die Lage versetzt, im Scripting-Level z. B. beliebige<br />
Fahrsequenzen frei programmieren zu können, etwa für Testläufe.<br />
Das neue Inbetriebnahme- und Service-Tool läuft auf allen PCs<br />
mit Windows-Betriebssystem und steht zum kostenlosen<br />
Download unter folgendem Link bereit: www.ebmpapst.com/<br />
drivestudio<br />
www.ebmpapst.com<br />
36 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2019</strong>
Komfortabel bedienbares Schmiersystem<br />
Perma-Tec hat sein elektromechanisches<br />
Schmiersystem Perma Star Vario optimiert.<br />
Dieses stellt die korrekte Schmierung von<br />
Elektromotoren, Förderbändern, Pumpen,<br />
Lüftern und Ventilatoren auch bei oft<br />
wechselnden Temperaturen, hohem<br />
Gegendruck oder Verschmutzungen an der<br />
Schmierstelle sicher. Das System besteht aus<br />
einer mit Schmierfett oder -öl befüllten<br />
LC-Einheit, einem Batterieset und einer<br />
wiederverwendbaren Antriebseinheit. Alle Daten zur Anwendung, z. B. die Einstellung<br />
der Spendezeit, lassen sich per LCD und Drucktaster vornehmen. Sobald die<br />
Antriebseinheit per Hand auf die LC-Einheit geschraubt wird, ist das System<br />
einsatzbereit. Das Schmiersystem spendet im laufenden Prozess bei – 20 bis + 60 °C<br />
sicher und zuverlässig Schmierstoff. Durch einen Druckaufbau von 6 bar ist es<br />
möglich, Schlauchleitungen bis 5 m Länge zu verwenden. So können Schmierpunkte<br />
aus Gefahrenbereichen ausgelagert werden. Die richtige Schmierung kann<br />
der Anwender mit der Software Perma Select wählen.<br />
www.perma-tec.com<br />
Optimiert für den Schleppketteneinsatz<br />
Die OCT-Hybridleitungen von Lütze eignen sich für Servoantriebe im Maschinen- und<br />
Anlagenbau sowie in der Transport- und Fördertechnik. Die Leitungen werden mit<br />
einem PUR-Mantel und einer speziellen Polyolefin Aderisolation ausgestattet und sind<br />
damit geeignet für den Einsatz in der Schleppkette. Weiterhin sind die Leitungen<br />
geeignet für den Betrieb unter rauen Betriebsbedingungen, z. B. unter extremen<br />
Temperaturschwankungen und bei der Verwendung von aggressiven Kühl- und<br />
Schmiermitteln. Die Leitungen sind mit unterschiedlichen Aderzahlen und Querschnitten<br />
verfügbar. Erhältlich sind sie zudem ab Losgröße 1. Maximale Leitungslängen<br />
nach Beckhoff-Standard mit Motordrossel sind<br />
von 50 bis 100 m reali-sierbar. Die Hybridleitungen<br />
in One-Cable-Technology bieten mit<br />
7,5 x D eine hohe Wechselbiegefestigkeit für den<br />
langfristigen und ausfallsicheren Einsatz in der<br />
Schleppkette. Das für den Dauereinsatz<br />
optimierte Abschirmgeflecht bietet eine hohe<br />
aktive und passive Störsicherheit.<br />
www.luetze.de<br />
Zahnriemen unkompliziert verbinden<br />
Der oftmals schwierige Zugang zu Zahnriemen in komplexen Maschinen und<br />
Anlagen sowie die unterschiedlichen Abmessungen in Fertigungslinien machen<br />
einen Austausch von Zahnriemen häufig zu einer umständlichen und zeitintensiven<br />
Prozedur. Mit der Fingerstanze AF-151 von Habasit lassen sich HabaSync-<br />
Zahnriemen vor Ort auf die passende Länge bringen. Mit der ebenfalls portablen<br />
Endverbindungs-Heizpresse PF-151TB lassen sich die Riemen anschließend direkt<br />
in der Anlage verbinden. Bei synchronen Transportanwendungen in Anlagen mit<br />
mehreren Linien oder schwer zugänglichen Riemen vereinfachen die mechanischen<br />
Endverbindungen Hinge Joint, Pin Joint und PA Hinge den Wechsel. Auch<br />
Zahnriemen mit Beschichtungen lassen sich<br />
damit verbinden. Alle Zähne bleiben vollständig<br />
und lückenlos erhalten. Hinge Joint ist eine<br />
stabile Scharnierverbindung und vollständig in<br />
den Zahnriemen integriert. Lediglich im Bereich<br />
der Verbindung ist ein schmaler Schnitt auf<br />
Zahn- und Transportseite sichtbar.<br />
www.habasit.com
Regleroptimierung<br />
Anforderungen<br />
Genetischer Algorithmus zur<br />
Auslegung von Lagereglern<br />
r n i<br />
Geschwindigkeits-<br />
Lageregelkreis<br />
Die Lageregelung von Werkzeugmaschinen hat<br />
den Zweck, dass Anforderungen an das<br />
Positionierverhalten der Vorschubachsen<br />
sichergestellt sind. Im folgenden Beitrag wird eine<br />
Methode vorgestellt, um den Lageregelkreis<br />
optimal für die maschinenspezifischen<br />
Anforderungen auszulegen. Hierzu werden<br />
Kenngrößen zur Beschreibung der Anforderungen<br />
definiert und in ein Optimierungsproblem<br />
überführt. Mittels eines Genetischen Algorithmus<br />
wird das Optimierungsproblem gelöst und<br />
optimale Reglerparameter werden bestimmt.<br />
Thomas Berners, M.Sc., ist Mitarbeiter des Werkzeugmaschinenlabors WZL,<br />
Dr.-Ing. Dipl.-Wirt.-Ing. Alexander Epple ist Oberingenieur des Werkzeugmaschinenlabors<br />
WZL und Prof. Dr.-Ing. Christian Brecher ist Inhaber des<br />
Lehrstuhls für Werkzeugmaschinen und Mitglied des Direktoriums des<br />
Werkzeugmaschinenlabors WZL, alle an der RWTH Aachen<br />
Die Wahl geeigneter Reglerparameter ist eine zentrale Herausforderung<br />
während der Inbetriebnahme von Produktionsmaschinen.<br />
Insbesondere bei Werkzeugmaschinen, welche eine hohe Positioniergenauigkeit<br />
bei gleichzeitig hoher Positionierdynamik erwarten<br />
lassen, sind strikte Anforderungen des Schwingungsverhaltens<br />
zu erfüllen. Während der Inbetriebnahme werden die Parameter<br />
des Geschwindigkeits- und Lageregelkreises (Bild 01) derart gewählt,<br />
dass im Zeit- und Frequenzbereich ein anforderungsspezifisches<br />
Maschinenverhalten sichergestellt ist. Berücksichtigt werden<br />
muss dabei das positionsabhängige Verhalten der Achse, welches<br />
aus einem nichtlinearen Übertragungsverhalten der einzelnen Antriebskomponenten<br />
resultiert. So weisen die häufig eingesetzten<br />
Kugelgewindetriebe, die eine Rotationsbewegung in eine Translationsbewegung<br />
umsetzen, eine positionsabhängige Steifigkeit abhängig<br />
von der Lagerung auf. In der oft anzutreffenden Fest-Los-<br />
Lagerung kann deshalb eine deutlich höhere Steifigkeit gemessen<br />
werden, wenn der Maschinentisch sich in der Nähe des Festlagers<br />
befindet als in der Nähe des Loslagers. Dieser Umstand wirkt sich<br />
direkt auf den Lageregelkreis aus, wobei wiederum am Festlager<br />
eine geringere Resonanzamplitude messbar ist als am Loslager. Der<br />
Lageregler wird herkömmlicherweise für alle eventuellen Bewegungen<br />
ausgelegt, sodass dieser konservativ für den schlechtesten<br />
Fall parametriert wird. Zusätzlich werden bei mehreren zusammen<br />
interpolierten Achsen die Lageregler aller Achsen entsprechend der<br />
dynamisch schlechtesten Achse eingestellt. In Werkzeugmaschinen<br />
werden im Allgemeinen P-Regler für die Lageregelung eingesetzt,<br />
sodass bei der Inbetriebnahme mehrerer Achsen der kleinste ermittelte<br />
Proportionalwert für alle Achsen übernommen wird. Der<br />
38 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2019</strong>
Regelgröße<br />
REGELUNGSTECHNIK<br />
Proportionalwert wird dabei u. a. durch die Messung von Sprungantworten<br />
ermittelt, wobei der Proportionalwert solange verringert<br />
wird bis kein Überschwingen mehr messbar ist [WECK06].<br />
Ein Nachteil bei diesem Vorgehen ist, dass die spätere Verwendung<br />
der Achse oft nur oberflächlich betrachtet wird. So wird nicht<br />
berücksichtigt, dass für manche Anwendungen eine hohe Störunempfindlichkeit<br />
oder eine spezifische Resonanzfrequenz wichtiger<br />
sind als eine überschwingungsfreie Sprungantwort. Im Folgenden<br />
wird deshalb eine Methode basierend auf einem Genetischen<br />
Algorithmus vorgestellt, die eine optimale Auslegung der<br />
Reglerparameter hinsichtlich der späteren Verwendung der Vorschubachse<br />
erlaubt. Grundlage der Methode ist ein Katalog von<br />
Kenngrößen, welche maschinenspezifische Anforderungen hinsichtlich<br />
der tatsächlichen Verwendung der Maschine wiedergeben.<br />
Die maschinenspezifischen Anforderungen werden zur<br />
Reglerauslegung in eine Zielfunktion übertragen. Die Zielfunktion<br />
bildet die Grundlage eines Optimierungsproblems und ermöglicht<br />
eine optimale Parameterwahl.<br />
01<br />
Vereinfachter Wirkungsplan und Aufbau des Lageregelkreises<br />
von Werkzeugmaschinen, nach [BREC16]<br />
K L<br />
K P<br />
, T np<br />
r n i<br />
Servomotor<br />
Kugelgewindetrieb<br />
Geschwindigkeits-<br />
Lageregelkreis y<br />
Drehgeber<br />
Linearführungen<br />
Getriebe<br />
Maschinentisch<br />
Linearmaßstab<br />
Maschinenbett<br />
Anforderungen an die Regelung<br />
02<br />
Kenngrößen der Sprungantwort<br />
Hinsichtlich der Anforderungen an den Lageregelkreis von Werkzeugmaschinen<br />
kann zwischen zwei Kategorien unterschieden<br />
werden. Zum einen Kenngrößen im Zeitbereich, die sich auf das<br />
zeitliche Verhalten der Vorschubachse beziehen, und zum anderen<br />
Anforderungen im Frequenzbereich, die eine Betrachtung von Frequenzgängen<br />
voraussetzen. Die gleichzeitige Definition von Kenngrößen<br />
im Zeit- und Frequenzbereich ermöglicht in der folgenden<br />
Parameteroptimierung Maschinenverhalten hinsichtlich beider<br />
Bereiche zu berücksichtigen. Nur so ist es möglich eine bestimmte<br />
Resonanzamplitude und eine spezifische Einschwingzeit zu fordern<br />
und die Lageregler dementsprechend zu bestimmen. Hinsichtlich<br />
des Zeitbereichs sollen hier vier Kenngrößen eingeführt<br />
werden (Bild 02):<br />
n Überschwingweite h: Die Überschwingweite gibt bei einer Sprungantwort<br />
den maximalen Wert an, den die Regelgröße oberhalb<br />
des Sollwerts erreicht.<br />
n Positionierzeit T 95 %<br />
: Als Positionierzeit wird die Zeit definiert bei<br />
der die Regelgröße letztmalig 95 % des Sollwerts erreicht.<br />
n Überschwingfrequenzen f: Die Überschwingfrequenzen sind die<br />
Schwingungsfrequenzen, welche auftreten sobald die Regelgröße<br />
erstmalig den Sollwert erreicht. Im Falle einer Sprunganregung<br />
entsprechen diese den Eigenfrequenzen der Vorschubachse und<br />
können mittels Fourier-Transformation ermittelt werden. In den<br />
meisten Anwendungsfällen genügt es die dominante Überschwingfrequenz<br />
f dom<br />
zu betrachten.<br />
n Konturabweichung Υ: Mit der Konturabweichung kann die Abweichung<br />
zwischen dem Sollwert r und der Regelgröße y über der<br />
Zeit bewertet werden. Die Konturabweichung ist dazu definiert<br />
als die Summe des betragsmäßigen Schleppfehlers innerhalb<br />
eines betrachteten Zeitraums:<br />
Die Definition der Kenngrößen im Frequenzbereich soll im Folgenden<br />
in Anlehnung an die S/KS/T-Darstellung (siehe Bild 03) des<br />
geschlossenen Regelkreises erfolgen [SKOG05]. Hierzu wird der<br />
Regelkreis auf drei Ausgänge erweitert, die eine Aussage über das<br />
f<br />
γ<br />
h<br />
y<br />
r<br />
T 95 %<br />
Frequenzverhalten erlauben:<br />
n Sensitivitätsfunktion S: Der Störgrößeneinfluss auf den Regelkreis<br />
kann mit der Sensitivitätsfunktion<br />
bewertet werden. Zur Reduktion der Störunempfindlichkeit ist der<br />
Regler so zu wählen, dass der maximale Singulärwert σ max<br />
(im SISO-<br />
Fall gleichbedeutend mit der maximalen Amplitudenverstärkung<br />
im Frequenzgang) möglichst klein ist. Zusätzlich kann die Sensitivitätsfunktion<br />
mit einer frequenzabhängigen Funktion w p<br />
gewichtet<br />
werden, sodass bestimmte Frequenzbereiche weniger Einfluss in<br />
die Kenngröße erhalten.<br />
n Stellgrößenaktivität KS: Zur Bewertung der Stellgrößenaktivität<br />
bzw. dem Aufwand der vom Regler betrieben werden muss, um<br />
das Streckenverhalten zu erzielen, kann die Übertragungsfunktion<br />
± 5 %<br />
Zeit<br />
<strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2019</strong> 39
herangezogen werden. Für einen geringen Aufwand durch den<br />
Regler ist ein kleiner maximaler Singulärwert der Stellgrößenaktivität<br />
anzustreben. Wie bei der Sensitivitätsfunktion kann auch hier<br />
eine Gewichtungsfunktion w KS<br />
definiert werden, welche einen bestimmten<br />
Frequenzbereich speziell gewichtet.<br />
n Komplementäre Sensitivitätsfunktion T: Die komplementäre Sensitivitätsfunktion<br />
entspricht dem Führungsfrequenzgang des geschlossenen<br />
Lageregelkreises in der S/KS/T-Darstellung.<br />
Ist ein gutes Führungsverhalten im gesamten Frequenzbereich gewünscht,<br />
so sollten der maximale und minimale Singulärwert nahe<br />
eins angestrebt werden.<br />
w T<br />
entspricht hierbei wiederum einer Gewichtsfunktion hinsichtlich<br />
spezieller Frequenzbereiche.<br />
Im Falle eines varianten Streckenverhaltens – z. B. durch die<br />
oben beschriebene Positionsabhängigkeit der Steifigkeit der Kugelgewindetriebe<br />
– ist der jeweils größte Wert jeder Kenngröße im<br />
Arbeitsbereich heranzuziehen. Hierbei ist zu beachten, dass je<br />
nach Kenngröße an unterschiedlichen Positionen der jeweils<br />
größte Wert auftreten kann. Ist darüber hinaus ein Unsicherheitsmodell<br />
und eine nominelle Übertragungsfunktion (vergleichbar<br />
einem Mittelwert aller möglichen Übertragungsfunktionen der<br />
Regelstrecke) bekannt, kann die Robustheit linearer Regelungen<br />
durch einen strukturierten Singulärwert bewertet werden. Hierbei<br />
wird zwischen robuster Stabilität und robuster Performance unterschieden,<br />
wobei die robuste Stabilität angibt, ob der Regler für alle<br />
Variationen der Regelstrecke ein stabiles Verhalten erzeugt. Die<br />
robuste Performance bezieht zusätzlich Störgrößenspezifikationen<br />
ein, die im Allgemeinen die robuste Stabilität miteinschließt. Für<br />
beide gilt, dass die Robustheit hinsichtlich des Unsicherheitsmodells<br />
gegeben ist, falls ein strukturierter Singulärwert kleiner<br />
eins erreicht ist:<br />
Für eine tiefere Auseinandersetzung mit den Eigenschaften und der<br />
Berechnung des strukturierten Singulärwerts sei auf [SKOG05;<br />
RAIS94] verwiesen. Als Kenngröße hinsichtlich der robusten Performance<br />
kann die Funktion φ definiert werden:<br />
Die Funktion φ gibt folglich den strukturierten Singulärwert aus,<br />
falls dieser größer als eins ist und keine robuste Performance<br />
sichergestellt ist. Im umgekehrten Fall, in dem robuste Performance<br />
sichergestellt ist, wird die Funktion zu null, da von<br />
einer weiteren Bewertung bereits erfüllter Anforderungen abgesehen<br />
wird.<br />
Die Kenngrößen sollen die Anforderungen an den Lageregelkreis<br />
wiedergeben, wobei die beschriebenen Kenngrößen nur eine Basis<br />
geben können, welche für spezifische Anwendungen variiert oder<br />
ergänzt werden muss. Aus den gewählten Kenngrößen wird eine<br />
Zielfunktion J definiert, in der die verwendeten Kenngrößen addiert<br />
werden. Im Falle mehrerer miteinander interpolierter Achsen werden<br />
die Kenngrößen aller Achsen summiert.<br />
Aufgrund der Übersichtlichkeit sind in der Zielfunktion in Gleichung<br />
(8) keine Skalierungs-/Gewichtungsfaktoren einbezogen<br />
worden. Um einzelnen Kenngrößen einen größeren Einfluss in das<br />
Ergebnis der Zielfunktion und damit eine größere Relevanz im<br />
Optimierungsproblem zu geben, bietet sich eine kenngrößenspezifische<br />
Gewichtung an. So kann bspw. der Überschwingweite eine<br />
größere Gewichtung als der Störempfindlichkeit zugesprochen<br />
werden. Falls eine gleich große Gewichtung aller Kenngrößen gefordert<br />
ist, so können diese auf einen einheitlichen Zahlenwert skaliert<br />
werden. Ist z. B. eine Überschwingweite von 10 µm und eine<br />
Positionierzeit von 0,1 s zu erwarten, kann die Überschwingweite<br />
mit 100 und die Positionierzeit mit 10 multipliziert auf einen Zahlenwert<br />
von eins skaliert werden.<br />
Eine Zielfunktion mit allen eingeführten Kenngrößen wie in Gleichung<br />
(8) ist meist nicht zielführend, da oft wenige Kenngrößen<br />
genügen, um die Anforderungen an das Maschinenverhalten zu<br />
beschreiben. Ebenso ist zu prüfen, ob Kenngrößen sich widersprechen,<br />
wie bei einer möglichst geringen Stellgrößenaktivität<br />
aber gutem Führungsverhalten. Die Zielfunktion ist somit immer<br />
hinsichtlich des spezifischen Anwendungsfalls zu betrachten.<br />
Parameteroptimierung mittels<br />
Genetischer Algorithmen<br />
Für die Parameteroptimierung wird ein Genetischer Algorithmus<br />
verwendet, der dem biologischen Mechanismus des Überlebens<br />
des Stärksten und den natürlichen Mechanismen der Fortpflanzung<br />
nachempfunden ist [KRAM09], siehe Bild 04.<br />
Der Algorithmus betrachtet dabei Individuen, welche jeweils<br />
eine mögliche Lösung des Optimierungsproblems darstellen. Die<br />
Gesamtheit der in jedem Optimierungsschritt betrachteten Individuen<br />
wird als Population bezeichnet. Die einzelnen Optimierungsschritte<br />
können – übertragen auf die Biologie – als Generationen<br />
interpretiert werden. Jedes Individuum innerhalb der Population<br />
einer Generation hat als Eigenschaft eine Variablenkombination.<br />
Diese Variablen entsprechen den Variablen der Zielfunktion des<br />
Optimierungsproblems, wobei sich die Fitness des jeweiligen Individuums<br />
über den Wert der Zielfunktion bestimmt. Gemäß der<br />
natürlichen Selektion überleben nur die Individuen mit den besten<br />
Fitnesswerten, was bezogen auf den Algorithmus ein Überleben der<br />
Individuen mit den besten Werten der Zielfunktion entspricht. Diese<br />
Individuen werden direkt in die nächste Generation und damit in<br />
den nächsten Optimierungsschritt übertragen. Alle anderen Individuen<br />
werden in der nächsten Generation nicht berücksichtigt und<br />
„sterben“ nach einem Optimierungsschritt. Zusätzlich zu den<br />
stärksten Individuen wird mittels Mutation und Rekombination<br />
eine neue Generation mit möglichen Lösungskandidaten des Optimierungsproblems<br />
bestimmt. Sowohl für die Mutation wie auch für<br />
die Rekombination werden Individuen anhand der Fitnesswerte<br />
ausgewählt, welche die Grundlage der Individuen der nächsten<br />
Generation bilden. Im Rahmen der Mutation werden Variablenkombination<br />
einzelner Individuen zufällig verändert, sodass ein<br />
mutiertes Individuum in die nächste Generation übergeht. Bei der<br />
Rekombination werden die Variablenkombinationen zweier Individuen<br />
kombiniert, wodurch wiederum ein neues Individuum für die<br />
nächste Generation entsteht.<br />
40 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2019</strong>
„Eltern“<br />
„Nachkommen“<br />
REGELUNGSTECHNIK<br />
Der schrittweise Ablauf eines Algorithmuses nach [MATH17] ist in<br />
der Tabelle dargestellt. Zur Initialisierung des Algorithmus wird zuerst<br />
eine Population mit einer Anzahl von α Individuen mit zufälligen<br />
Variablenkombinationen erzeugt. Ausgehend dieser ersten<br />
Population werden zu Beginn eines jeden Optimierungsschrittes<br />
die Fitnesswerte der einzelnen Individuen der aktuellen Population<br />
bestimmt. Anhand der Fitnesswerte werden eine Anzahl von β Individuen<br />
ausgewählt, die als fortpflanzende Individuen zur Rekombination<br />
und Mutation verwendet werden. Ebenfalls anhand<br />
der Fitnesswerte werden γ Individuen mit den besten Fitnesswerten<br />
ausgewählt (sog. Eliten), um direkt in die Population der nächsten<br />
Generation überzugehen. Zu beachten ist dabei, dass die Anzahl γ<br />
der Eliten deutlich kleiner als die Anzahl β der fortpflanzenden<br />
Individuen ist. Nach der Wahl der Eliten werden δ Individuen durch<br />
Rekombination aus den fortpflanzenden Individuen erzeugt und<br />
der Population der nächsten Generation hinzugefügt. Anschließend<br />
wird die kommende Generation durch Mutation weiterer<br />
Individuen aufgefüllt, sodass diese wieder eine Anzahl von α Individuen<br />
beinhaltet. Jeder Optimierungsschritt wird durch das Ersetzen<br />
der aktuellen Population durch die Population der kommenden<br />
Generation abgeschlossen. Die Optimierungsschritte werden<br />
solange ausgeführt bis eine Abbruchbedingung erfüllt ist. Eine<br />
sinnvolle Abbruchbedingung ist z. B. eine bestimmte Anzahl an<br />
Individuen mit Fitnesswerten innerhalb eines Bereichs und/oder<br />
eine gegen null strebende Änderungsrate des Fitnesswerts des<br />
stärksten Individuums.<br />
Der Vorteil des beschriebenen Genetischen Algorithmuses ist die<br />
universelle Einsatzfähigkeit, da der Algorithmus nicht auf stetige<br />
oder differenzierbare Funktionen angewiesen ist. Ein weiterer Vorteil<br />
liegt in der einfachen Parallelisierbarkeit des Algorithmuses, da<br />
die meist zeitaufwändige Berechnung der Zielfunktion/Fitnesswerte<br />
parallel auf mehrere CPU-Kerne verteilt werden kann. Nicht unerwähnt<br />
bleibt jedoch auch der Nachteil, dass besonders bei wenig<br />
rechenintensiven Zielfunktionen der Algorithmus aufgrund der<br />
Populationsgröße und dem damit verbundenen Rechenaufwand<br />
langsamer konvergiert als andere Optimierungsverfahren wie<br />
bspw. das klassische Newton-Verfahren.<br />
03<br />
r<br />
d<br />
04<br />
S/KS/T-Darstellung des Lageregelkreises<br />
K<br />
Funktionsweise von Genetischen Algorithmen<br />
Fitness<br />
Parameterkombination<br />
Überleben<br />
der Besten Rekombination Mutation<br />
w P<br />
w KS<br />
G m<br />
w T<br />
w P<br />
Sr<br />
w KS<br />
KSr<br />
w T<br />
Tr<br />
Beispielhafte Auslegung eines Lagereglers<br />
Im Folgenden wird eine beispielhafte Auslegung der Lageregelung<br />
einer Werkzeugmaschine mittels Genetischem Algorithmus<br />
vorgestellt. Zur Auslegung wird das Verhalten von zwei Achsen<br />
(x- und y-Achse) betrachtet, wobei ein Modell der Streckendynamik<br />
durch eine frühere Modellbildung bekannt ist [BERN17]. Das<br />
Modell der Streckendynamik wurde durch Systemidentifikation<br />
auf der Grundlage von gemessenen Führungsfrequenzgängen an<br />
verschiedenen Positionen erstellt. Hierzu wurde aus den Führungsfrequenzgängen<br />
jeweils eine Übertragungsfunktion ermittelt<br />
und anschließend eine nominelle Übertragungsfunktion<br />
berechnet, die einen gemittelten Führungsfrequenzgang wiedergibt.<br />
Die Abweichungen zwischen nomineller Übertragungsfunktion<br />
und den Übertragungsfunktionen an den Messpunkten der<br />
Führungsfrequenzgänge bilden die Grundlage eines Unsicherheitsmodells.<br />
Das Unsicherheitsmodell gibt in Kombination mit<br />
der nominellen Übertragungsfunktion das mögliche Streckenverhalten<br />
auch zwischen den Messpunkten wieder. Auf dieser<br />
Grundlage soll im Folgenden die Auslegung der P-Regler hinsichtlich<br />
der Konturabweichung zwischen den beiden Achsen,<br />
der Überschwingweiten und der robusten Performance der Regler<br />
veranschaulicht werden. Die sich für das Beispiel ergebende<br />
Kostenfunktion ist somit:<br />
Start<br />
Initialisiere die Population P mit α zufälligen Individuen x;<br />
Repeat<br />
Bestimme die Fitness der einzelnen Individuen J(x i<br />
);<br />
Selektiere β Eltern aus P anhand der Fitness;<br />
Füge γ Individuen mit der besten Fitness zur Population P‘ hinzu;<br />
For i = 1 To δ<br />
Erzeuge Individuum x i<br />
durch Rekombination;<br />
Füge x i<br />
zur Population P‘ hinzu;<br />
Next<br />
For j = 1 To α – γ – δ<br />
Erzeuge x j<br />
durch Mutation;<br />
Füge x j<br />
zur Population P‘ hinzu;<br />
Next<br />
Ersetze P durch P‘;<br />
Until Abbruchbedingung<br />
End<br />
Schrittweiser Ablauf eines Algorithmuses nach [MATH17]<br />
<strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2019</strong> 41
Proportionalwert Y-Achse [m/mm*min]<br />
Position [mm]<br />
05<br />
Konvergenz der Generationen des Genetischen<br />
Algorithmuses<br />
06<br />
Sprungantworten der optimierten Regelkreise<br />
2.5<br />
Isarithmen<br />
der Zielfunktion<br />
1. Generation<br />
10. Generation<br />
20. Generation<br />
40. Generation<br />
1<br />
0.95<br />
2<br />
0.8<br />
1.5<br />
0.6<br />
1<br />
0.4<br />
Sollwert<br />
X-Achse: X-400 Y650<br />
X-Achse: X400 Y50<br />
Y-Achse: X-400 Y650<br />
Y-Achse: X400 Y50<br />
0.2<br />
0.5<br />
0<br />
0.5 1 1.5 2 2.5<br />
Proportionalwert X-Achse [m/mm*min]<br />
0 0.05 0.1 0.15 0.2 0.25<br />
Zeit [s]<br />
Hierbei gibt der Index x bzw. y die jeweilige Achse an. Für Konturabweichung<br />
wird ein Sollwertsprung als Sollwert für beide Achsen<br />
angenommen. Alle Kenngrößen werden zudem auf den Zahlenwert<br />
eins skaliert, sodass alle Kenngrößen zu näherungsweise gleichen<br />
Teilen in die Zielfunktion eingehen.<br />
In Bild 05 sind die Variablenkombinationen (Werte der P-Regler<br />
der beiden Achsen) der einzelnen Individuen für unterschiedliche<br />
Generationen dargestellt, wobei zusätzlich als Isarithmen die<br />
Resultate der Zielfunktion hinterlegt sind. Zu Beginn sind die<br />
Variablenkombinationen zufällig über den gesamten Wertebereich<br />
verteilt. Mit zunehmenden Generationen ist eine Konvergenz<br />
zum minimalen Wert der Zielfunktion deutlich zu erkennen, wobei<br />
bereits nach 20 Generationen eine Konzentration der Individuen<br />
um das Minimum festzustellen ist. Nach 40 Generationen stoppt<br />
der Algorithmus aufgrund der Abbruchbedingung, die mittels der<br />
Änderungsrate in den Fitnesswerten der Elternindividuen festgelegt<br />
wurde.<br />
Das Ergebnis der Optimierung ist in Bild 06 in der Form von<br />
gemessenen Sprungantworten an der realen Maschine dargestellt.<br />
Festzustellen ist, dass beide Achsen kein Überschwingen zeigen.<br />
Hinsichtlich der Positionierzeit konnte für die y-Achse ein positionsunabhängiger<br />
Wert von 0,113 s erreicht werden. Bei der x-Achse<br />
ist mit den Werten 0,126 und 0,138 s eine Positionsabhängigkeit<br />
feststellbar. Hinsichtlich der strukturierten Singulärwerte konnte<br />
ein Wert von 0,97 für die x-Achse und 0,96 für die y-Achse erzielt<br />
werden, womit die robuste Performance beider Achsen sichergestellt<br />
ist.<br />
Das hier gezeigte Beispiel einer Optimierung zweier P-Reglern<br />
einer Werkzeugmaschine zeigt das Potenzial des Genetischen Algorithmuses<br />
auf der Basis von summierten Kenngrößen der Streckendynamik.<br />
Hierbei ist die Struktur des Reglers und des Streckenmodells<br />
nicht von Bedeutung, sodass der Optimierungsalgorithmus<br />
für beliebige Streckenmodelle und zur Optimierung beliebiger<br />
Regler eingesetzt werden kann.<br />
dazu Kenngrößen zur Beschreibung der Anforderungen, die mittels<br />
einer Zielfunktion in der Optimierung berücksichtigt werden. Zur<br />
Optimierung wird ein Genetischer Algorithmus mit dem Vorteil<br />
der Strukturunabhängigkeit verwendet. So ist der Optimierungsalgorithmus<br />
vollständig unabhängig von der internen Struktur des<br />
Reglers und des Maschinenmodells.<br />
Für den herkömmlichen Lageregelkreis von Werkzeugmaschinen<br />
wurden in einem Beispiel die proportionalen Lageregler von zwei<br />
Achsen hinsichtlich Konturabweichung, Überschwingweite und robuster<br />
Performance ausgelegt. In zukünftigen Forschungsaktivitäten<br />
sollen moderne Regler nach dem Prinzip der modellprädiktiven<br />
Regelung, Regelkreissynthese oder H∞-Regelung auf die Werkzeugmaschine<br />
übertragen werden. Die in diesem Beitrag vorgestellte<br />
Methode bietet in diesem Kontext ein Werkzeug zur Auslegung der<br />
modernen Regler.<br />
Literaturverzeichnis:<br />
[BERN17] Berners, T.; Kehne, S.; Epple, A.; Brecher, C.: H∞ position control for<br />
machine tool feed drives. In: 7. WGP-Jahreskongress, 2017<br />
[BREC16] Brecher, C.; Berners, T.; Obdenbusch, M.: Plattformunabhängige<br />
NC-Kernerweiterung. Modellgetriebene Softwareentwicklung am Beispiel<br />
Lageregelung von Vorschubantrieben. In: wt Werkstattstechnik online. 106. Jg.,<br />
2016, Nr. 5, S. 320–324<br />
[KRAM09] Kramer, O.: Computational Intelligence. Berlin Heidelberg: Springer<br />
Verlag, 2009<br />
[MATH17] MathWorks: Global Optimization Toolbox: User’s Guide.<br />
Firmenschrift, 2017<br />
[RAIS94] Raisch, J.: Mehrgrößenregelung im Frequenzbereich. München:<br />
Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 1994<br />
[SKOG05] Skogestad, S.; Postlethwaite, I.: Multivariable Feedback Control.<br />
Analysis and Design. 2. Aufl. Chichester, New York, Brisbane, Toronto, Singapore:<br />
Wiley-Interscience, 2005<br />
[WECK06] Weck, M.: Werkzeugmaschinen 3. Berlin, Heidelberg: Springer Verlag, 2006<br />
Fazit und Ausblick<br />
In diesem Beitrag wurde eine Methode vorgestellt, die es ermöglicht<br />
die Lageregler von Werkzeugmaschinen optimal an die jeweiligen<br />
Anforderungen der Maschine anzupassen. Die Methode nutzt<br />
Förderhinweis<br />
Das Projekt wurde gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft<br />
(DFG) – Projektnummer: 394205384.<br />
42 <strong>antriebstechnik</strong> 1-2/<strong>2019</strong>
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