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gie_02_2019

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www.<strong>gie</strong>sserei.eu<br />

Februar<br />

<strong>2019</strong><br />

Die Zeitschrift für Technik, Innovation und Management<br />

2<br />

SINCE 1914<br />

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GIFA in Düsseldorf,<br />

vom 25. - 29. Juni <strong>2019</strong><br />

in Halle 11,<br />

Stand F21 + D24<br />

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Seit 70 Jahren entwickelt Frech passgenaue Innovationen in der<br />

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Ein Grund zum Feiern, aber vor allem ein Grund danke zu sagen:<br />

Danke für Ihre Treue und Ihr Vertrauen.<br />

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Jetzt erleben auf der GIFA:<br />

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Die Entwicklung und Implementierung emissionsfreier Bindemittelsysteme in großseriellen<br />

Fertigungstechniken zur Gussteilerzeugung steht im Fokus moderner Gießereibetriebe. Dabei<br />

überwinden unsere Produktlösungen die ökologischen und ökonomischen Anforderungen<br />

konventioneller und additiver Fertigungsverfahren. Mit der INOTEC TM und INOTEC TM 3D-Technolo<strong>gie</strong><br />

leisten wir unseren Beitrag für grüne und produktive Gießereianwendungen.<br />

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EDITORIAL<br />

Gas geben im GIFA-Jahr<br />

FOTO: DARIUS SOSCHINSKI/BDG<br />

In dieser Ausgabe der GIESSEREI begrüßt Sie ein neues<br />

Gesicht: Ich bin Martin Vogt, Chefredakteur der<br />

GIESSEREI seit 1. Januar <strong>2019</strong> und damit Nachfolger<br />

von Michael Franken.<br />

Die traditionsreiche und hoch angesehene GIESSEREI<br />

zusammen mit meinem hervorragenden Team zu machen<br />

ist für mich zugleich Ehre und Herausforderung.<br />

Mehr als ein Jahrzehnt habe ich in der Focus-Gruppe, im<br />

Focus Magazin wie auch Online, über Automobilthemen<br />

berichtet, anschließend verantwortete ich Special-Interest-Titel<br />

und Fachmagazine, zuletzt das Umweltmagazin<br />

aus dem Hause Springer-VDI.<br />

Natürlich habe ich im Laufe dieser Jahre journalistische<br />

Grundüberzeugungen entwickelt: Beispielsweise, dass<br />

inhaltliche Substanz und gestalterische Gefälligkeit kein Widerspruch sind – und ganz im<br />

Gegenteil erst ihre Kombination aus einer ordentlichen eine sehr gute Fachzeitschrift macht.<br />

„Interessante Themen,<br />

neue Einblicke, eine<br />

konstruktive und gute<br />

Zusammenarbeit. Und<br />

natürlich ganz besonders:<br />

spannende und intensive<br />

Gespräche mit<br />

Ihnen! Darauf freue ich<br />

mich. “<br />

Und die GIESSEREI ist ein starker Titel: Profunde inhaltliche Tiefe und ausführliche Darlegung<br />

in den technisch-wissenschaftlichen Artikeln, die den Schwerpunkt unserer Fachzeitschrift<br />

ausmachen, dazu aktuelle Nachrichten, lebendige und substanzielle Interviews<br />

mit den Entscheidern der Branche und natürlich Reportagen über Unternehmen und<br />

Unternehmer: Mit dieser Mischung an Kerninhalten, flankiert von weiteren Rubriken wie<br />

etwa unserem beliebten Foto des Monats, werden wir Sie auch künftig in jeder Ausgabe<br />

der GIESSEREI überzeugen.<br />

Abschließend zur Überschrift dieses Editorials, die in doppelter Hinsicht gilt, nämlich für<br />

Sie wie für uns. Für Sie, weil Leitmessen erfahrungsgemäß Ereignisse sind, auf die Unternehmen<br />

mit besonderer Intensität hinarbeiten. Die die Sinne schärfen: Wer sind wir, was<br />

können wir besonders gut? Wo sollen unsere Schwerpunkte auf der Messe liegen? Und<br />

auch für uns werden die kommenden Monate besonders intensiv, schließlich wollen wir alle<br />

Themen im Hinblick auf die Messe möglichst umfänglich in den Ausgaben der GIESSEREI<br />

transportieren. Ich verstehe unser Verhältnis zu Ihnen, den Lesern, Abonnenten und Inserenten,<br />

als partnerschaftliches. Unsere Aufgabe ist, zu reportieren, zu recherchieren – aber<br />

auch zu kuratieren, denn die GIESSEREI ist die publizistische Instanz der Branche. In diesem<br />

Sinne ein abschließender Appell: Informieren Sie uns über Ihre Vorhaben, gerade in<br />

diesem intensiven GIFA-Jahr. Mailen Sie uns Ihre Texte und Bilder!<br />

Interessante Themen, neue Einblicke, eine konstruktive und gute Zusammenarbeit. Und<br />

natürlich ganz besonders: spannende und intensive Gespräche mit Ihnen! Darauf freue ich<br />

mich.<br />

Ihr<br />

Martin Vogt, Chefredakteur (E-Mail: martin.vogt@bdguss.de)<br />

GIESSEREI 106 <strong>02</strong>/<strong>2019</strong> 3


INHALT<br />

FOTO: ULRICH ZILLMANN<br />

FOTO: BÜHLER<br />

FOTO: RHEINMETALL<br />

18<br />

Gussteilkennzeichnung<br />

INTERVIEW<br />

Das Fraunhofer IFAM in Bremen arbeitet<br />

an der Gießereitechnik mit Elementen<br />

von Industrie 4.0. Die GIESSEREI spach<br />

hierüber mit Franz-Josef Wöstmann,<br />

Christoph Pille und Thomas Rahn.<br />

32 <br />

Kühlung der Druck<strong>gie</strong>ßform<br />

TECHNOLOGIE & TRENDS<br />

Druck<strong>gie</strong>ßformen können per Mehrphasenimpulsströmung<br />

gekühlt werden.<br />

Hierdurch ist eine präzise Steuerung des<br />

Ener<strong>gie</strong>austrags möglich, insbesondere<br />

bei konturnahen Kühlstrukturen.<br />

66<br />

Neues Gießverfahren<br />

UNTERNEHMEN & MÄRKTE<br />

Mit einem neuen Gießverfahren geht die<br />

KS HUAYU AluTech GmbH an den Markt.<br />

Es wird derzeit bei einem 4-Zylinder-Motor<br />

mit einer übergossenen Buchse aus<br />

Gusseisen mit Lamellengrafit erprobt.<br />

42 <br />

Strukturbauteile<br />

TECHNOLOGIE & TRENDS<br />

Welche Anforderungen stellen<br />

druck gegossene Strukturbauteile,<br />

z. B. für die Elektromobilität,<br />

an die Herstellung moderner<br />

Druck<strong>gie</strong>ßformen?<br />

FOTO: DARIUS SOSCHINSKI/BDG<br />

4 GIESSEREI 106 <strong>02</strong>/<strong>2019</strong>


INTERVIEW<br />

18 Intelligent genug für Industrie 4.0<br />

Franz-Josef Wöstmann, Christoph Pille und Thomas Rahn vom Fraunhofer IFAM<br />

in Bremen im Gespräch mit der GIESSEREI<br />

FORSCHUNG & INNOVATION<br />

22 Digitalisierung der Aufbereitung bentonitgebundener Formstoffe<br />

TECHNOLOGIE & TRENDS<br />

32 Charakterisierung des Ener<strong>gie</strong>austrags einer Mehrphasenimpulsströmung<br />

in Druck<strong>gie</strong>ßformen, Patrick Reichen, Beat Eberle<br />

42 Elektromobilität und druckgegossene Strukturbauteile aus Sicht eines<br />

Werkzeugstahlherstellers, Ingolf Schruff<br />

Ortmann<br />

verbindet –<br />

seit 40 Jahren.<br />

SPEKTRUM<br />

48 Prozessüberwachung vom Modellbau bis zur Serienfertigung von<br />

Sandgussteilen, Nuhr Angermeier<br />

54 Big Data meets Gießerei, Rudolf Wintgens<br />

ESSAY<br />

58 Ansätze Digitaler Logistik in Zeiten von Industrie 4.0, Matthias Parlings<br />

UNTERNEHMEN & MÄRKTE<br />

62 Alu-Strukturguss: Integrierte Entwicklung von Bauteil und Prozess, Klaus Vollrath<br />

66 Maximale Gestaltungsfreiheit, Folke Heyer<br />

BERUF & KARRIERE<br />

68 Auch Umwege führen zum Ziel<br />

Karin Hardtke<br />

GIFA-SPECIAL<br />

73 GIFA <strong>2019</strong> – Teil 2: Chancen durch neue<br />

Technolo<strong>gie</strong>n<br />

74 Der Phönix aus der Schmelze, Gerd Krause<br />

79 GIFA-News<br />

RUBRIKEN<br />

3 Editorial<br />

6 Aktuelles<br />

82 Patente<br />

90 News<br />

98 Medien & Bücher<br />

100 Firmenschriften<br />

101 VDG intern<br />

1<strong>02</strong> Termine<br />

105 Personalien<br />

106 Tagungen<br />

106 Barbara Kolloquium in Aalen<br />

108 Gießerei-Kolloquium in Kassel<br />

114 Barbaratagung an der TU München<br />

116 Stellenmarkt/Kontakte/Sonstiges<br />

117 Inserentenverzeichnis<br />

118 Vorschau/Impressum<br />

• Gießkammern<br />

• Gießbehälter<br />

• Druck<strong>gie</strong>ßverschleißteile<br />

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Branche für höchste Qualitätsund<br />

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AKTUELLES<br />

FOTO: HORST BERNHARD<br />

6 GIESSEREI 106 <strong>02</strong>/<strong>2019</strong>


Foto des<br />

Monats:<br />

Der letzte<br />

Guss!<br />

Nach über hundert Jahren bewegter Firmengeschichte<br />

fertigen die Kollegen der<br />

Heidenheimer Gießerei ein letztes Mal ein<br />

mächtiges Maschinenteil von 80 Tonnen<br />

Gewicht, dann wird es still in den Produktionshallen.<br />

In faszinierenden Bildern und<br />

einfühlsamen Texten beschreibt „Der letzte<br />

Guss“ diesen bewegenden Moment<br />

(mehr in der Rubrik Medien & Bücher).<br />

Hat auch Ihr Unternehmen interessante<br />

Bildmotive? Senden Sie Ihre Bildvorschläge<br />

an: soschinski@bdguss.de oder per<br />

Post an die Bildredaktion, Giesserei,<br />

Hansa allee 203, 40549 Düsseldorf.<br />

GIESSEREI 106 <strong>02</strong>/<strong>2019</strong> 7


AKTUELLES<br />

37-Millionen-Auftrag für Eisen<strong>gie</strong>ßerei<br />

FOTO: ASK CHEMICAL<br />

Die Eisen<strong>gie</strong>ßerei Torgelow fertigt u. a. Rotornaben, Rahmen oder Getriebegehäuse<br />

für Windkraftanlagen. Ein aktueller Großauftrag sorgt für gute Auslastung des Werks<br />

in Vorpommern.<br />

> EISENGIESSEREI TORGELOW: Riesenauftrag<br />

für die Gießerei Torgelow in<br />

Vorpommern. Es geht um Hunderte Windkraftbauteile,<br />

die in den USA zum Einsatz<br />

kommen sollen. Die Eisen<strong>gie</strong>ßerei ist eine<br />

der führenden deutschen Gießereien für<br />

Windradbauteile. Wie Geschäftsführer Peter<br />

Krumhoff Anfang Dezember 2018 in<br />

Torgelow sagte, wird sein Unternehmen<br />

künftig Rotornaben, Maschinenträger und<br />

andere Gussteile im Wert von 37 Mio. Euro<br />

fertigen. Dabei geht es um mehr als<br />

die Hälfte eines Jahresumsatzes. Auftraggeber<br />

sei ein europäischer Konzern, der<br />

Windräder in den Vereinigten Staaten errichten<br />

will, teilte er mit. Für die Planung<br />

der Auslastung des Unternehmens für<br />

<strong>2019</strong> und 2<strong>02</strong>0 sei der Großauftrag sehr<br />

hilfreich, so Krumhoff.<br />

Die Gießerei hat derzeit 310 Mitarbeiter<br />

und 2018 einen Jahresumsatz von<br />

rund 60 Mio. Euro erreicht. Die aktuellen<br />

Handelsbeschränkungen zwischen den<br />

Vereinigten Staaten und China spielen<br />

den Torgelowern in die Karten, denn es<br />

gibt eine Auflage, dass auch Rohstoffe für<br />

Bauteile nicht aus China kommen sollten.<br />

Da es in Europa derzeit nur wenige Unternehmen<br />

gibt, die einen Auftrag in dieser<br />

Größenordnung erfüllen können,<br />

kommt die Eisen<strong>gie</strong>ßerei aus Vorpommern<br />

zum Zug. Die Torgelower Gießerei<br />

hat das Geschäft mit Windkraftteilen<br />

2003 neu gestartet und seither kräftig<br />

modernisiert. Die Spezialisierung auf<br />

schwere Windkraftteile hatte ein hohes<br />

Wachstum hervorgerufen. Zeitweise beschäftigte<br />

die Gießerei bis zu 900 Mitarbeiter<br />

und erreichte mehr als 100 Mio.<br />

Euro Jahresumsatz.<br />

Die schweren Gussteile für den Auftrag<br />

sollen in Deutschland und Dänemark<br />

zu fertigen Maschinenteilen vormontiert<br />

und anschließend nach Nordamerika verschifft<br />

werden.<br />

Verkaufszahlen weltweit leicht rückläufig<br />

> AUDI: Der Ingolstädter Autobauer Audi<br />

hat 2018 weltweit rund 1 812 500 Automobile<br />

an Kunden übergeben, das sind<br />

3,5 % weniger als im Vorjahr. In Europa<br />

gingen die Verkäufe in den vergangenen<br />

zwölf Monaten um 13,6 % zurück. Auf dem<br />

Heimatkontinent hatte Audi unter anderem<br />

mit wichtigen Modellwechseln bei A1,<br />

A6, A7 und Q3 seit Jahresbeginn fast ein<br />

Drittel seiner Auslieferungen ausgetauscht.<br />

In China bestätigten die Ingolstädter<br />

ihre Position als erfolgreichste<br />

Premiummarke bereits das 30. Jahr in<br />

Folge. In Nordamerika schloss das Unternehmen<br />

auf dem Niveau des Vorjahres<br />

ab (-0,9 %). Im Dezember entschieden<br />

sich weltweit rund 154 550 Kunden für<br />

einen Audi, minus 14,3 %.<br />

„2018 ist, wie erwartet, sehr anspruchsvoll<br />

verlaufen mit der größten Modell-<br />

und Technolo<strong>gie</strong>-Offensive der Audi-<br />

Geschichte – parallel zur Umstellung auf<br />

den neuen WLTP-Prüfzyklus“, sagte Bram<br />

Schot, Vorstandsvorsitzender und kommissarischer<br />

Vorstand für Vertrieb und<br />

Eines der neuesten Modelle von Audi ist die zweite Generation des Audi Q3. Der SUV ist<br />

Ende 2018 in den Handel gekommen.<br />

Marketing der AUDI AG. „Die positive Resonanz<br />

auf unsere neuesten Modelle beweist<br />

die Stärke unserer Marke, gleichzeitig<br />

bereiten wir uns auf die neuen Herausforderungen<br />

in diesem Jahr vor“,<br />

ergänzte er.<br />

www.audi.de<br />

FOTO: AUDI<br />

8 GIESSEREI 106 <strong>02</strong>/<strong>2019</strong>


ZF Supplier Award geht an<br />

saarländischen Automobil<strong>gie</strong>ßer<br />

Wolf-Henning Scheider, Vorstandsvorsitzender ZF, Christian Wolf, Vice President Global<br />

Commodity Castings (SPC) ZF Global Commodity, Christopher Pajak, Strategische Unternehmensentwicklung<br />

VOIT, Hendrik Otterbach, CFO VOIT, Christoph Langehenke,<br />

CTO VOIT, Wilhelm Rehm, Vorstandsmitglied ZF (v. l. n. r.).<br />

> VOIT: Insgesamt sieben Unternehmen<br />

aus Europa, Asien und Nordamerika, darunter<br />

die saarländische VOIT Automotive,<br />

sind die Sieger der ZF Supplier Awards<br />

2018. Sie wurden im Dezember 2018 in<br />

den vier Kategorien Digitalisierung, Innovation,<br />

Produktionsmaterial und Nicht-<br />

Produktionsmaterial für ihre exzellenten<br />

Leistungen ausgezeichnet.<br />

Übergeben wurden die Preise von<br />

Wolf-Henning Scheider, Vorsitzender des<br />

Vorstands der ZF Friedrichshafen AG, im<br />

Rahmen des ZF Global Supplier Summit,<br />

der vor allem im Zeichen der Digitalisierung<br />

stand. Gemeinsam mit einem asiatischen<br />

Stahlunternehmen und der Shell<br />

Deutschland Schmierstoff verdiente sich<br />

VOIT die Auszeichnung in der Kategorie<br />

„Produktionsmaterial“. Die in St. Ingbert<br />

ansässige VOIT Automotive mit ihren Sparten<br />

Aluminium-Druckguss und Umformtechnik<br />

beliefert ZF seit 1995 mit Getriebekomponenten,<br />

z.B. für das sehr erfolgreiche<br />

8-Gang-Automatikgetriebe von ZF.<br />

VOIT ist für ZF nicht nur ein starker<br />

Lieferant für Getriebeinnenteile. Ausgezeichnet<br />

wurde das Unternehmen gleichermaßen<br />

auch als strategischer Partner<br />

für das erfolgreiche Management und<br />

seine unermüdliche Arbeit zur Verbesserung<br />

der Kostenposition des gemeinsamen<br />

Joint Ventures. Seit Januar 2017 betreiben<br />

ZF und VOIT gemeinsam die französische<br />

Fonderie Lorraine, unter<br />

Mehrheitsbeteiligung und Technolo<strong>gie</strong>führerschaft<br />

der VOIT Automotive.<br />

„VOIT hat die Umwandlung des Werks<br />

Fonderie Lorraine von einem produktionsorientierten<br />

ZF-Werk in ein markt- und<br />

kostenorientiertes Unternehmen nachdrücklich<br />

geformt. In unserer Kunden-Lieferanten-<br />

Beziehung unterstützt VOIT das<br />

Bedürfnis von ZF nach Kostenwettbewerbsfähigkeit<br />

und innovativen Lösungen.“,<br />

so der Laudator Christian Wolf, Vice<br />

President Global Commodity Castings<br />

(SPC) ZF Global Commodity. „Als Industrial<br />

Leader der Fonderie Lorraine in Frankreich<br />

und mit der jüngsten Entscheidung,<br />

den Produktionsstandort Polen erneut<br />

auszuweiten, wurde ein wichtiger strategischer<br />

Schritt in Richtung Kostenführerschaft<br />

getan und der globalen Produktions-Footprint<br />

von ZF gestärkt.“, so ZF.<br />

„Wir sind sehr stolz auf diese Auszeichnung,<br />

die wir in der Unternehmensgruppe<br />

gemeinsam erreicht haben. Die<br />

Kollegen an allen Standorten arbeiten<br />

tagtäglich sehr hart daran, in diesem<br />

schwierigen Markt unsere Produkte in<br />

erstklassiger Qualität zu wettbewerbsgerechten<br />

Preisen anbieten zu können. Unsere<br />

Powertrain-Komponenten für Fahrzeuge<br />

mit Verbrennungsmotor, Hybride<br />

und elektrische Antriebe sowie für Fahrerassistenzsysteme<br />

werden Dank unserer<br />

Kunden, den großen OEM und Zulieferern<br />

weltweit nicht ohne Grund in über<br />

250 Fahrzeugtypen und über 40 Fahrzeugmarken<br />

verbaut. Wir bedanken uns<br />

daher sehr herzlich bei unserem Schlüsselkunden<br />

ZF für diese wichtige Würdigung<br />

und Auszeichnung.“, so Hendrik Otterbach,<br />

CFO der VOIT Automotive.<br />

www.voit.de<br />

FOTO: ZF<br />

Prüfgeräte der neusten Generation geliefert<br />

BDG SERVICE GMBH: Die Simpson<br />

Technolo<strong>gie</strong>s GmbH mit Sitz in Euskirchen<br />

hat das Formstofflabor der BDG-Service<br />

GmbH in Düsseldorf mit einem kompletten<br />

Satz Formstoff-Prüfgeräten der neuesten<br />

Generation ausgestattet.<br />

Die überwiegend vollautomatischen<br />

Geräte für nahezu alle Prüfungen an Formund<br />

Kernsanden ergänzen neuerdings die<br />

Untersuchungsmöglichkeiten des BDG-<br />

Formstofflabors.<br />

Mit dem digitalen Universal-Festigkeitsprüfgerät<br />

können u. a. Druck- und<br />

Scherfestigkeit bestimmt werden, mit<br />

dem ebenfalls digitalen Gasdurchlässigkeitsgerät<br />

kann die Gasdurchlässigkeit,<br />

eines der wesentlichen Merkmale von<br />

Gießereisanden, ermittelt werden. Zur Ermittlung<br />

von Korngröße- und -verteilung<br />

wurde ein moderner Siebturm geliefert.<br />

Außerdem steht nun auch ein Minilab-<br />

Universal-Prüfgerät zur Verfügung.<br />

Vervollständigt wird die Ausstattung<br />

durch einen Laborkollergang für Formsande,<br />

einen Laborsandmischer für Kernsande<br />

und einen klassischen Rammapparat<br />

für die konventionelle Prüfkörperherstellung.<br />

Die Prüfmaschinen sollen im Regelbetrieb<br />

des Labors, das jährlich eine große<br />

Anzahl von Formsanden unterschiedlichster<br />

Qualität und Zusammensetzung<br />

prüft, ihre Eignung für den Labor-Dauerbetrieb<br />

beweisen. Nach erfolgreicher Inbetriebnahme<br />

und Einweisung der Mitarbeiter<br />

sind die Geräte nun im Dauereinsatz.<br />

Durch die Digitalisierung erfolgt eine<br />

Datenerfassung. Fundierte Vergleiche werden<br />

künftig hierüber Auskunft geben.<br />

www.bdg-service.de<br />

GIESSEREI 106 <strong>02</strong>/<strong>2019</strong> 9


AKTUELLES<br />

Roboter programmieren ohne Entwicklerkenntnisse<br />

IHR PARTNER IN DER GIESSEREI<br />

drag&bot wurde am Fraunhofer IPA in<br />

Stuttgart entwickelt. Die Programmierung<br />

soll so einfach wie die Bedienung<br />

eines Smartphones sein.<br />

> INDUSTRIEROBOTER: Das Stuttgarter<br />

Start-up drag&bot ermöglicht mit der<br />

gleichnamigen Software die Programmierung<br />

von Industrierobotern ohne Entwicklerkenntnisse.<br />

Das Spin-Off des Fraunhofer<br />

IPA in Stuttgart hat nun eine Finanzierung<br />

für die Weiterentwicklung der<br />

Software erhalten.<br />

Eines der größten Hindernisse für die<br />

Anschaffung von Industrierobotern im<br />

produzierenden Mittelstand sind – neben<br />

den hohen Investitionskosten – meist die<br />

fehlenden Fachkräfte für die Inbetriebnahme<br />

und Programmierung von Robotern.<br />

Das Unternehmen drag&bot hat am<br />

Fraunhofer IPA, einer der weltweit führenden<br />

Forschungseinrichtungen im Bereich<br />

Produktionstechnik und Automatisierung,<br />

ein Betriebssystem für Industrieroboter<br />

entwickelt, mit dem sich via<br />

Drag-and-Drop aus verschiedenen Bausteinen<br />

Roboterprogramme zusammensetzen<br />

lassen. „Mit drag&bot wird die Roboterprogrammierung<br />

so einfach wie die<br />

Bedienung eines Smartphones“, erklärt<br />

Martin Naumann, Gründer und Geschäftsführer<br />

von drag&bot. Für die weitere Entwicklung<br />

der Software hat das Start-up<br />

nun eine Finanzierung im niedrigen siebenstelligen<br />

Bereich erhalten. „Wir sehen<br />

in drag&bot eine große Chance, Roboter<br />

für neue Anwendungsbereiche in der Industrie<br />

zugänglich zu machen und damit<br />

einen wesentlichen Schritt in der Digitalisierung<br />

der industriellen Fertigung voranzukommen“,<br />

erklärt Heinrich Gröller, die gewünschte Position, das Bewegungs-<br />

oder über die Navigation im System an<br />

Partner bei Speedinvest, das zu den strategischen<br />

Partnern von drag&bot gehört. zard anschließend automatisch. Die häumuster<br />

erkennt und übernimmt der Wi-<br />

Roboterprogrammierung so einfach figsten Tätigkeiten von Robotern mit<br />

wie die Bedienung eines Smartphones – drag&bot sind das Handling von Teilen,<br />

das ist drag&bot. Mit der intuitiven Software<br />

können Industrieroboter ohne IT- Be- oder Entladen von Maschinen.<br />

die Palettierung von Werkstücken und das<br />

Know-how instruiert werden. Die Funktionsabläufe<br />

werden zunächst in der beispielsweise Schrauben, Klipsen von<br />

Auch komplexere Anwendungen wie<br />

Cloud-Lösung nach dem Drag-and-Drop- Kabeln oder das Fügen von Zahnrädern<br />

Prinzip zusammengefügt. Bei der Parametrisierung<br />

der einzelnen Funktionsblömodulen<br />

problemlos möglich. Für Robo-<br />

sind mit den bereits verfügbaren Zusatzcke<br />

unterstützen verschiedene Bedien- terapplikationen, die eine intelligente<br />

und Eingabehilfen, sogenannte Wizards. Bildverarbeitung benötigen, stehen<br />

Der Nutzer führt zum Beispiel den Roboterarm<br />

per Handführung, Teach Pendant und etablierten Software-Produkten<br />

Schnittstellen zu gängigen Smartcams<br />

100<br />

zur<br />

Verfügung. Eine der größten Stärken von<br />

drag&bot ist es, dass 95auch Kunden und<br />

Partner selbst die Software dynamisch<br />

erweitern und so an ihre 75 Anforderungen<br />

anpassen können. Die programmierten<br />

Funktionsabläufe können auf Wunsch<br />

über die Cloud mit anderen Mitarbeitern<br />

25<br />

und Produktionsstandorten geteilt werden.<br />

Die Software funktioniert 5 unabhängig<br />

von der jeweiligen Roboter-Hard-<br />

www.kuettner.com<br />

0<br />

ware und unterstützt derzeit unter anderem<br />

ABB, Kuka, Fanuc, Denso und<br />

Universal Robots – an weiteren Kompatibilitäten<br />

wird bereits gearbeitet. Aktuell<br />

werden noch 40 Prozent aller Industrieroboter<br />

weltweit von der Automobilindustrie<br />

bestellt, die sie vorwiegend für die<br />

Automatisierung in der Linienfertigung<br />

einsetzt. Kleine und mittlere Unternehmen<br />

müssen, damit sich die Anschaffung<br />

lohnt, den Industrieroboter flexibler einsetzen<br />

können. Mit der Roboterprogrammierung<br />

von drag&bot können Automatisierungslösungen<br />

ohne spezifisches<br />

Fachwissen und in deutlich kürzerer Zeit<br />

an die individuellen Bedürfnisse von produzierenden<br />

Unternehmen angepasst<br />

werden. Damit wird es möglich, dass Roboterzellen<br />

beispielsweise am Nachmittag<br />

eine andere Tätigkeit ausführen als<br />

noch am Morgen.<br />

www.dragandbot.com/de<br />

FOTO: DRAG&BOT


Erfolgreiche Absolventen<br />

> VDG-ZUSATZSTUDIUM: Das 17.<br />

VDG-Zusatzstudium ist am 23. November<br />

2018 mit der Übergabe der Zertifikate<br />

zum Gießerei-Fachingenieur (VDG) und<br />

der Prüfungszeugnisse von den Teilnehmern<br />

erfolgreich abgeschlossen worden.<br />

Nach dem Grundmodul und den ersten<br />

vier einwöchigen Modulen an den <strong>gie</strong>ßereitechnischen<br />

Instituten der RWTH Aachen,<br />

Hochschule Aalen, TU Clausthal und<br />

der Bergakademie Freiberg fand die fünfte<br />

und letzte Studienwoche traditionell<br />

im Haus der Gießerei-Industrie in Düsseldorf<br />

statt. Neben der schriftlichen Abschlussprüfung<br />

beinhaltete dieses letzte<br />

Modul, insbesondere Vorlesungen aus<br />

den Bereichen FMEA-, Umwelt- und Qualitätsmanagement.<br />

Ferner wurden in Kolloquien<br />

nochmals die zuvor erarbeiteten<br />

schriftlichen Ausarbeitungen vertieft, um<br />

den erfolgreichen Wissenstransfer, verbunden<br />

mit der betrieblichen Praxis, sicherzustellen.<br />

Den Teilnehmern, die das<br />

VDG-Zusatzstudium Gießereitechnik innerhalb<br />

eines Jahres berufsbegleitend<br />

absolviert haben und bereits über ein<br />

Ingenieur-Diplom verfügen, wurde mit<br />

Die Absolventen des 17. VDG-Zusatzstudiums mit VDG-Studiengangleiter Prof. Lothar<br />

Kallien im Haus der Gießerei-Industrie in Düsseldorf.<br />

dem erfolgreichen Abschluss des Zusatzstudiums<br />

der Titel des Gießerei-Fachingenieurs<br />

(VDG) verliehen.<br />

Das 19. VDG-Zusatzstudium <strong>2019</strong> /<br />

2<strong>02</strong>0 startet die VDG-Akademie mit dem<br />

Grundmodul im Juli <strong>2019</strong> und der ersten<br />

Studienwoche im September <strong>2019</strong> am<br />

Gießerei-Institut der RWTH Aachen.<br />

www.vdg-akademie.de<br />

FOTO: VDG-AKADEMIE<br />

Marktstellung in Indien gestärkt<br />

> HA-GRUPPE: Die Hüttenes-Albertus<br />

Chemische Werke GmbH (HA), Düsseldorf,<br />

hat ihre Beteiligung an dem langjährigen<br />

indischen Joint Venture Gargi Hüttenes-<br />

Albertus Private Limited (Gargi HA) von<br />

40 % auf 74 % erhöht. Mit einem Anteil von<br />

26 % bleibt die Familie Kapur ein starker<br />

Minderheitsgesellschafter und weiterhin in<br />

der Geschäftsführung von Gargi HA aktiv.<br />

Gargi HA als Gemeinschaftsunternehmen<br />

zwischen der Familie Kapur und HA<br />

besteht seit 1988. Ziel der Partnerschaft<br />

von Gargi HA und HA ist es, sich auf dem<br />

indischen Subkontinent mit allen Produkten<br />

und Dienstleistungen, die für fortschrittliche<br />

und effiziente Gießprozesse<br />

erforderlich sind, als zuverlässiger und<br />

innovativer Partner in der dortigen Gießereibranche<br />

zu etablieren.<br />

Gargi HA beliefert die indischen Gießereien<br />

mit maßgeschneiderten Harzen<br />

und Beschichtungen. Die Produktionsstätten<br />

auf neuestem Stand der Technik sind<br />

in Nerul und Khopoli im Westen des Landes<br />

angesiedelt. Um den steigenden Qualitätsansprüchen<br />

der Kunden gerecht zu werden,<br />

arbeiten die hoch qualifizierten technischen<br />

Mitarbeiter des Unternehmens mit<br />

Hochdruck an der fortlaufenden Verbesserung<br />

der Produkte und Dienstleistungen.<br />

Mit der Erhöhung der Beteiligung unternimmt<br />

HA einen wichtigen strategischen<br />

Schritt. Denn mit einem Wachstum von<br />

über 50 % in den vergangenen zehn Jahren<br />

ist Indien der zweitgrößte Gießereimarkt<br />

der Welt. „Unsere Strate<strong>gie</strong> ist es, unsere<br />

Präsenz in Indien zu verstärken, um den<br />

Marktanteil unserer Gruppe in der Region<br />

weiter auszubauen“, sagt Dr. Carsten Kuhlgatz.<br />

„Wir sind sicher, dass unser Unternehmen<br />

weiter wachsen wird – vor allem<br />

durch die vollständige Integration von Gargi<br />

HA in die HA-Gruppe mit ihrer weltweit<br />

bekannten hochmodernen Technolo<strong>gie</strong>“,<br />

so HA-CFO Christoph Koch<br />

Mit seinem ausgedehnten Netzwerk<br />

und der Kenntnis des lokalen Marktes einerseits<br />

sowie der Rückendeckung durch<br />

die führende Technolo<strong>gie</strong>n des Global Player<br />

HA auf der anderen Seite qualifiziert<br />

sich das Unternehmen als kompetenter<br />

Gießereipartner Indiens. Mit den modernen<br />

Forschungs- und Entwicklungszentren<br />

der HA-Gruppe und dem kürzlich errichteten<br />

HA Center of Competence ist das<br />

Unternehmen zukunftssicher aufgestellt<br />

– mit fortschrittlichen <strong>gie</strong>ßereitechnischen<br />

Produkten und Serviceleistungen für jede<br />

Phase des Gießprozesses. „Wir haben unsere<br />

Partner in Deutschland schon immer<br />

sehr geschätzt – wegen ihrer Werte, ihrer<br />

technologischen Kompetenz und ihrer Vision,<br />

Gießereien weltweit zu Erfolg und<br />

Wettbewerbsfähigkeit zu verhelfen“, sagt<br />

Vinod Kapur, Executive Chairman von Gargi<br />

HA. Vinod Kapur sowie Geschäftsführerin<br />

Vicky Kapur übergeben nun die Leitung<br />

von Gargi HA an die neue Generation:<br />

Während Gaurav und Varun Kapur erweiterte<br />

Managementaufgaben übernehmen,<br />

bringen Vinod und Vicky Kapur ihre Erfahrung<br />

und Beratung weiterhin in den Verwaltungsrat<br />

von Gargi HA ein.<br />

Gaurav Kapur freut sich auf die verstärkte<br />

Partnerschaft mit HA und neue<br />

Aufgaben: „Die Freundschaft und die Gemeinschaft<br />

mit unseren Partnern hat mein<br />

ganzes Leben geprägt“, sagt er. „Auch<br />

wenn wir unterschiedlichen Kulturkreisen<br />

entstammen, teilen wir doch dieselben<br />

Werte und Ziele und ein aufrichtiges gegenseitiges<br />

Vertrauen. Ich bin stolz auf<br />

meine Zugehörigkeit zur HA-Familie und<br />

werde auf jeden Fall mein Bestes geben,<br />

um unsere gemeinsame Zukunft erfolgreich<br />

zu gestalten.“<br />

www.huettenes-albertus.com<br />

GIESSEREI 106 <strong>02</strong>/<strong>2019</strong> 11


AKTUELLES<br />

Aluminium<strong>gie</strong>ßerei strukturiert sich neu<br />

> AGVS: Fast 50 Jahre hat er bei dem<br />

Unternehmen gearbeitet, ist mit der Aluminium<br />

Gießerei Villingen durch gute und<br />

schlechte Zeiten gegangen: Hans Mack,<br />

langjähriger Geschäftsführer der Aluminium<br />

Werke GmbH Villingen (AGVS), ist<br />

in den Ruhestand gegangen. Der 65-Jährige<br />

hat sich Ende 2018 aus der Geschäfts<br />

führung zurückgezogen, fun<strong>gie</strong>rt<br />

aber weiter als Gesellschafter und Beiratsvorsitzender.<br />

An der Spitze des Unternehmens<br />

stehen jetzt Uwe Klier und<br />

Helmut Züfle. Klier war bereits als Geschäftsführer<br />

tätig, Helmut Züfle ist nun<br />

aufgerückt.<br />

Mack hatte seinen Rückzug bereits<br />

seit geraumer Zeit vorbereitet, schreibt<br />

der Schwarzwälder Bote in seiner Ausgabe<br />

vom 21. Januar <strong>2019</strong>. Im März<br />

2018 habe die Süd Beteiligungen GmbH<br />

(SüdBG) mit Sitz in Stuttgart im Zuge der<br />

Nachfolgeregelung und zur Begleitung<br />

des weiteren Wachstums einen Minderheitsanteil<br />

an der AGVS Holding GmbH<br />

Villingen-Schwenningen erworben. Mit<br />

der SüdBG habe die Aluminium<strong>gie</strong>ßerei<br />

nun einen Eigenkapitalpartner an der Seite,<br />

der sich auf die langfristige Begleitung<br />

von Unternehmensnachfolgen spezialisiert<br />

habe, heißt es weiter. Zugleich solle<br />

das künftige Wachstum durch das<br />

Netzwerk der SüdBG gestärkt werden.<br />

Dieser Prozess sei inzwischen erfolgreich<br />

abgeschlossen worden, erklärte Hans<br />

Mack. Das Unternehmen sei stabil aufgestellt.<br />

www.agvs.de<br />

AGVS-Geschäftsführer Hans Mack ist<br />

in den Ruhestand gegangen<br />

FOTO: PRIVAT<br />

Produktportfolio wird um den Bereich „Stahl“ erweitert<br />

> DVS MEDIA: Mit der neuen Fachzeitschrift<br />

„Stahl + Technik“ und umfassenden,<br />

begleitenden digitalen Medien erweitert<br />

der Verlagspartner der GIESSEREI<br />

Medien, die DVS Media GmbH, ab Mitte<br />

Februar <strong>2019</strong> ihr Verlagsportfolio um den<br />

Themenbereich „Stahl“. Diese Entscheidung<br />

wurde im Rahmen eines Strate<strong>gie</strong>gespräches<br />

getroffen, bei dem der Verlag<br />

mit wichtigen Unternehmensvertretern<br />

der Stahlbranche über mögliche neue Medienkonzepte<br />

diskutierte.<br />

Als renommierter Fachverlag verfügt<br />

DVS Media über jahrzehntelange Erfahrungen<br />

im Printbereich, die in den vergangenen<br />

Jahren um zahlreiche digitale<br />

Angebote ergänzt wurden. Damit bietet<br />

der Verlag Kunden wie Partnern überzeugende<br />

Lösungen im Print-, Online- und<br />

Mobile-Sektor ‒ für die führenden Unternehmen<br />

der Stahlbranche ein aussagekräftiges<br />

Argument, um DVS Media ein<br />

positives Signal für die Umsetzung der<br />

neuen Medienkonzepte zu geben.<br />

Die monatlich erscheinende Zeitschrift<br />

„Stahl + Technik“ sowie deren<br />

englischsprachigem Pendant „Steel +<br />

Wir freuen uns auf Ihren Besuch!<br />

GIFA HALLE 17 STAND B18<br />

12 GIESSEREI 106 <strong>02</strong>/<strong>2019</strong><br />

Die DVS Media GmbH expandiert: Nach der Vereinbarung über die Verlagspartnerschaft mit<br />

den GIESSEREI Medien wird jetzt auch der Bereich Stahl in das Verlagsportfolio integriert.<br />

100<br />

technology“, das zunächst mit vier, ab<br />

2<strong>02</strong>0 mit sechs Ausgaben pro Jahr vor<br />

allem internationale Themen aufgreifen<br />

wird, werden inhaltlich von einem erfahrenen<br />

Redaktionsteam um Arnt Hannewald<br />

umgesetzt. Für die 95 Produktion, Marketing<br />

und den Vertrieb nutzt die DVS<br />

Media GmbH ihre etablierten 75 Verlagskanäle.<br />

Im digitalen Bereich werden eine<br />

App und eine redaktionelle Onlineplattform<br />

das Thema „Stahl“ für neue Zielgruppen<br />

erschließen. Die Unternehmen<br />

der Branche wiederum haben dadurch<br />

25<br />

5<br />

0<br />

die Möglichkeit, ihre Produkte bzw.<br />

Dienstleistungen digital und sogar interaktiv<br />

zu bewerben.<br />

www.homeofsteel.de<br />

Möchten Sie, dass wir Ihre Presseinformationen<br />

für unsere Rubrik Aktuelles<br />

berücksichtigen?<br />

Dann schicken Sie Ihre Meldungen bitte<br />

an: redaktion@bdguss.de<br />

FOTO: DVS MEDIA


Neue Generation der erfolgreichsten Roboterserie<br />

> KUKA: Der Augsburger Automatisierungsspezialist<br />

KUKA hat seine bisher<br />

meistverkaufte Produktserie KR Quantec<br />

neu aufgelegt. Der neue Roboter kann seit<br />

Januar bestellt werden, erste Auslieferungen<br />

sind für April <strong>2019</strong> geplant. Die Serie<br />

wurde unter anderem im Hinblick auf Performance,<br />

Wirtschaftlichkeit und Flexibilität<br />

optimiert und verfügt im Bereich der<br />

hohen Traglastklasse weiter über das<br />

größte Traglast- und Reichweiten-Portfolio<br />

auf dem Markt.<br />

Der Roboter für hohe Traglasten ist<br />

der KUKA Verkaufsschlager. Über<br />

100 000 Roboter dieser Serie wurden seit<br />

der Markteinführung im Jahr 2010 ausgeliefert.<br />

Grund dafür ist neben der hohen<br />

Zuverlässigkeit auch das breite Anwendungsspektrum<br />

des Allrounders. Die Roboter<br />

sind mit einer Traglast von 120 bis<br />

300 kg für Einsätze in nahezu allen Marktsegmenten<br />

ausgelegt, zum Beispiel für die<br />

Automobilbranche, das Gießereiwesen,<br />

den Medical-Bereich oder für Bearbeitungs-<br />

und Handlingaufgaben.<br />

„Bei der neuen Generation flossen unsere<br />

Erfahrungen der dynamischen Automatisierungsbranche<br />

ein. Das Ergebnis<br />

ist eine zuverlässige, vielseitige und effiziente<br />

Lösung von höchster Qualität für<br />

die Produktionslandschaft von morgen.<br />

Mit diesem Roboter investieren Kunden<br />

bereits heute in die Zukunft ihrer Fertigung“,<br />

sagt Wolfgang Bildl, verantwortlicher<br />

Produktmanager.<br />

Das Portfolio der neuen KR Quantec-<br />

Generation wurde optimiert. Durch einen<br />

schlankeren Baukasten werden auch die<br />

Lieferzeiten deutlich reduziert. „Gleichzeitig<br />

können wir unseren Kunden passgenaue,<br />

flexible Roboter anbieten, die eine<br />

sichere Investition in die Zukunft darstellen<br />

– unter anderem durch die<br />

Möglichkeit zur Traglasthochrüstung im<br />

Feld, die hohe Variabilität durch Sondervarianten<br />

im Portfolio oder technische<br />

Optimierungen wie verkürzte Anhaltewege<br />

oder einen optimierten Arbeitsbereich“,<br />

sagt Wolfgang Bildl.<br />

Die überarbeitete Bauweise kann Kosten<br />

sparen, da bisherige Wartungsmaßnahmen<br />

teilweise entfallen. Der KR Quantec<br />

ist in Zukunft auch pflegeleichter: Für<br />

noch geringere Stillstandzeiten und minimalen<br />

Wartungsaufwand ist durch ein<br />

neues Kabel- und Ener<strong>gie</strong>zuführungskonzept<br />

sowie eine reduzierte Anzahl von Ersatzteilen<br />

gesorgt – Stichwort optimierter<br />

Baukasten. Der Industrieroboter steht also<br />

für eine noch höhere Verfügbarkeit und<br />

schnellere Inbetriebnahme.<br />

Die neue Generation des Industrieroboters<br />

ist für zusätzliche Bewegungsmodi,<br />

die sogenannten „Motion Modes“, vorbereitet.<br />

Dabei handelt es sich um Software-Add-ons,<br />

die für bestimmte<br />

Anwendungsfälle eine optimale Bewegung<br />

des Roboters gewährleisten. Der<br />

„Path Mode“ ermöglicht beispielsweise<br />

ein Bahnfahren mit höherer Genauigkeit<br />

Die neue Generation des KR Quantec wurde<br />

in Hinblick auf Performance, Wirtschaftlichkeit<br />

und Flexibilität optimiert.<br />

und Präzision, der „Dynamic Mode“ eine<br />

höhere Geschwindigkeit und damit eine<br />

reduzierte Taktzeit an Engpässen in Produktionslinien.<br />

Die Motion Modes steuern dynamisch<br />

die Bewegung des Roboters und erweitern<br />

dessen Eigenschaften. Damit wird softwarebasiert<br />

die ideale Prozessqualität<br />

gewährleistet. Die ersten Motion Modes<br />

sollen im zweiten Halbjahr <strong>2019</strong> zur Verfügung<br />

stehen und können einfach über<br />

die Robotersteuerung aufgespielt werden.<br />

www.kuka.com<br />

FOTO: KUKA<br />

Sicherheitscheck für den deutschen Mittelstand<br />

> CYBERSICHERHEIT: Mittelständische<br />

Unternehmer unterschätzen massiv das<br />

Risiko, selbst Opfer einer Hackerattacke<br />

zu werden. Zwar halten knapp drei Viertel<br />

der mittelständischen Betriebe das Risiko<br />

von Cyberangriffen für hoch bis sehr<br />

hoch. Doch wenn es um den eigenen Betrieb<br />

geht, sinkt das Risikobewusstsein<br />

auf ein Drittel, wie eine Forsa-Umfrage<br />

zeigt, die unter https://bit.ly/2IpnUE3<br />

abgerufen werden kann.<br />

Wie gut sie tatsächlich gegen Datenklau<br />

und Erpressung übers Internet geschützt<br />

sind, können Unternehmer ab sofort<br />

mit dem neuen Cyber-Sicherheitscheck<br />

der deutschen Versicherer<br />

herausfinden. Der Cyber-Sicherheitscheck<br />

stellt ihnen die wichtigsten Fragen rund<br />

um die IT-Sicherheit: Sind die Passwörter<br />

sicher? Wer darf auf welche Daten zugreifen?<br />

Wie oft werden Sicherheitskopien erstellt?<br />

So deckt der Fragebogen Schwachstellen<br />

auf und gibt Hinweise, wo und wie<br />

die IT-Sicherheit verbessert werden kann.<br />

„Hackerangriffe gibt es, aber mich<br />

wird es schon nicht treffen – das ist ein<br />

Satz, den wir von Unternehmen immer<br />

wieder hören“, sagt Peter Graß, IT-Sicherheitsexperte<br />

beim Gesamtverband der<br />

Deutschen Versicherungswirtschaft<br />

(GDV). Ein fataler Trugschluss, wie er<br />

weiß. „Cyberkriminelle sind in erster Linie<br />

eines: Kriminelle. Ihnen ist egal, wie groß<br />

das Unternehmen ist, ihnen geht es um<br />

die Beute.“ Und die kann bei Mittelständlern,<br />

die sensible Daten verarbeiten, mindestens<br />

so lukrativ sein wie bei Großunternehmen.<br />

Hier setzt der Cyber-Sicherheitscheck<br />

an: Für eine erste Bewertung kommt er<br />

mit nur zehn Fragen aus. Danach passt<br />

er sich dem individuellen Risiko an. Wenn<br />

ein Unternehmen etwa mit sensiblen Daten<br />

umgeht, vernetzt produziert oder Online-Handel<br />

betreibt, stellt der Cyber-Sicherheitscheck<br />

entsprechende Zusatzfragen<br />

mit höheren Anforderungen an die<br />

IT-Sicherheit.<br />

Alle Ergebnisse des Cyber-Sicherheitschecks<br />

können mit einem Passwort geschützt<br />

und jederzeit wieder aufgerufen<br />

werden. Wer seinen persönlichen Link<br />

zusammen mit seinem Passwort weitergibt,<br />

kann seine Antworten und Hinweise<br />

auch an IT-Dienstleister oder Cyber-Versicherer<br />

senden. Ihnen helfen die Angaben,<br />

bestehende Sicherheitslücken zu<br />

schließen und das individuelle Cyberrisiko<br />

zu bewerten.<br />

Der Cyber-Sicherheitscheck kann online<br />

durchgeführt werden unter:<br />

http://cybercheck.gdv.de<br />

GIESSEREI 106 <strong>02</strong>/<strong>2019</strong> 13


AKTUELLES<br />

Gießereilabor erhält neue Zinkdruck<strong>gie</strong>ßmaschine<br />

> HS AALEN: Trotz Eis und Schneeglätte<br />

wurde am 18. Januar <strong>2019</strong> eine neue,<br />

tonnenschwere Zinkdruck<strong>gie</strong>ßmaschine<br />

an der Hochschule Aalen angeliefert. Die<br />

neue Druck<strong>gie</strong>ßanlage mit 125 t Schließkraft<br />

der Firma Oskar Frech aus Schorndorf<br />

ersetzt eine mehr als 30 Jahre alte<br />

Maschine.<br />

Das Gießereilabor unter Prof. Lothar<br />

Kallien arbeitet seit langem an der Erforschung<br />

des Druck<strong>gie</strong>ßprozesses. Darüber<br />

hinaus steht die Entwicklung neuer Le<strong>gie</strong>rungen<br />

mit verbesserten Kriecheigenschaften<br />

im Vordergrund.<br />

Zink findet sich auch überall in unserem<br />

Alltag wieder. Neben Stahlarchitektur,<br />

die durch Feuerverzinken langlebig<br />

gegen Rost geschützt ist, oder dem bekannten<br />

Einsatz von Zink im Automobilbau<br />

als Gurtsicherheitssystem, begegnet<br />

uns Zink als Wasserhahn, Duschbrause,<br />

Nassrasierer, in Cremes und Kosmetik<br />

sowie als Teil der Kleidung – etwa als<br />

Jeans-Hosenknopf oder Reißverschluss.<br />

Auch Gehäuse für Lampen, Computer und<br />

Handys, Tür- und Schrankscharniere oder<br />

Fenstergriffe sind häufig aus Zink. Darüber<br />

hinaus ist Zink ein lebenswichtiges<br />

Zinkdruck<strong>gie</strong>ßmaschine bei der Anlieferung. Mit dabei Thomas Weidler, Daniel Schwarz,<br />

Marcel Becker, Otto Bäuerle, Prof. Lothar Kallien und Dr. Frank Goodwin von der International<br />

Zinc Association (v. l. n. r.).<br />

Spurenelement, es aktiviert Hormone,<br />

stabilisiert die Zellmembran, beeinflusst<br />

das Wachstum und ist wichtig für Nerven,<br />

Augen, Haut, Wundheilung und für das<br />

Immunsystem.<br />

<br />

www.hs-aalen.de/gta<br />

FOTO: LOTHAR KALLIEN<br />

Wechsel in der Geschäftsführung<br />

> KEMPER: Christian Küster ist seit Anfang<br />

des Jahres Mitglied der Geschäftsführung<br />

der Gebr. Kemper GmbH + Co.<br />

KG in Olpe. Eingebunden in eine zukunftsorientierte<br />

Neuorganisation zeichnet<br />

Küster für den Geschäftsbereich<br />

„Zentrale Dienste“ (Rechnungswesen &<br />

Steuern, HR, Controlling, Einkauf sowie<br />

IT) verantwortlich. Er übernimmt die Position<br />

von Winfried Fischer, der nach über<br />

50-jähriger Firmenzugehörigkeit in den<br />

Ruhestand geht.<br />

Christian Küster trat Anfang 2016 in<br />

das Olper Familienunternehmen als Kaufmännischer<br />

Leiter ein. Aufgewachsen in<br />

Olpe, absolvierte er ein BWL-Studium an<br />

den Universitäten Siegen und Köln. Danach<br />

war er zehn Jahre lang bei PricewaterhouseCoopers<br />

in Düsseldorf tätig, davon<br />

fünf Jahre als Wirtschaftsprüfer und<br />

Steuerberater. Zuletzt arbeitete Küster in<br />

gleicher Funktion bei der Attendorner<br />

Treuhand GmbH, bevor er zum Olper Traditionsunternehmen<br />

wechselte.<br />

Winfried Fischer wird Kemper nicht<br />

ganz den Rücken kehren. „Nach über<br />

Winfried Fischer hat zum 1.1.<strong>2019</strong> den Staffelstab an Christian Küster (r.)<br />

weitergegeben.<br />

50-jähriger Tätigkeit geht es für mich nun<br />

in den Unruhestand“, schmunzelt er. Bereits<br />

im Januar bezieht Fischer sein neues<br />

Büro in der Martinstraße. Von dort wird<br />

er das „Kemper-Family-Office“ führen und<br />

als Berater für Gesellschafter-Angelegenheiten<br />

fun<strong>gie</strong>ren.<br />

www.kemper-olpe.de<br />

FOTO: KEMPER<br />

14 GIESSEREI 106 <strong>02</strong>/<strong>2019</strong>


Drei Fragen an...<br />

FOTO: MATTHIES DRUCKGUSS<br />

Marco Matthies, seit Anfang des Jahres Geschäftsführender Gesellschafter von<br />

Matthies Druckguss in Rendsburg. Der 38-jährige (rechts im Bild) hat die Nachfolge<br />

seines Vaters Jörn Matthies angetreten, der das Unternehmen über 40 Jahre lang geleitet<br />

hat. Seit 2008 ist Marco Matthies bereits Betriebsleiter der Druck<strong>gie</strong>ßerei.<br />

Herr Matthies, was wollen Sie bei der<br />

Gestaltung der Zukunft des Unternehmens<br />

anders machen als Ihr Vater?<br />

Welche Vision haben Sie?<br />

Ich habe andere Vorstellungen, aber der<br />

Erfolg meines Vaters, das Unternehmen<br />

mit Gradlinigkeit, Weitblick, Mut und<br />

Standfestigkeit über 40 Jahre am Markt<br />

zu halten, spricht für sich. Ich frage mich,<br />

wo es in den nächsten Jahren hingeht.<br />

Auch wenn Matthies Druckguss selber<br />

keine Bauteile für Automobile fertigt, stellt<br />

sich doch die Frage, welche Chancen die<br />

Industrie hat, wenn der Verbrennungsmotor<br />

nicht mehr gebaut wird. Für unser Unternehmen<br />

plane ich, noch direkter an<br />

den Kunden heranzutreten und ihm weitere<br />

Arbeit abzunehmen, etwa bei der<br />

technischen Entwicklung der metallischen<br />

Form. Ich beobachte auch die Entwicklung<br />

der additiven Fertigung und ihr<br />

Potenzial bei der Prototypen- und Vorserienentwicklung<br />

genauestens.<br />

Sie setzen Aluminium-, Zink- und Messingle<strong>gie</strong>rungen<br />

ein – eine ungewöhnliche<br />

Vielfalt an Werkstoffen, deren<br />

Verarbeitung Sie ja auch beherrschen<br />

müssen. Wie schaffen Sie das?<br />

Diese große Werkstoffvielfalt haben wir<br />

schon immer beherrscht. Allerdings haben<br />

wir auch keinen großen zentralisierten<br />

Schmelzbetrieb, wie in größeren<br />

Druck<strong>gie</strong>ßereien, das macht uns flexibler.<br />

Wir betreiben an jeder Gießzelle dezentral<br />

einen Schmelz- und Warmhalteofen.<br />

Per Tiegel wird die Schmelze dann automatisiert<br />

für jeden Schuss in die Zelle<br />

transportiert. Unser flexibles Werkstoff-<br />

Handling würde auch erschwert, wenn wir<br />

Gießen und Entgraten in einem verketteten<br />

Prozess durchführen würden. Das<br />

Schnittentgraten findet bei uns aber in<br />

einer anderen Abteilung statt.<br />

Sie haben die additive Fertigung erwähnt.<br />

Inwieweit können Sie sich vorstellen,<br />

sie in Ihrem Unternehmen einzusetzen?<br />

Es geht mir weniger darum, mit direkter<br />

additiver Fertigung billigere Druck<strong>gie</strong>ßformen<br />

herzustellen, sondern vielmehr bessere<br />

Formen mit höheren Standzeiten,<br />

raffinierten Kühlkanälen und größerer Gestaltungsfreiheit<br />

zu drucken. Ich kann mir<br />

auch vorstellen, künftig mit Kunden zusammenzuarbeiten,<br />

die ein Gussteil übernommen<br />

haben, für welches es keine Konstruktionszeichnung<br />

gibt. Von dem Teil<br />

könnten wir dann einen 3-D-Scan machen,<br />

es vermessen und mit Hilfe dieser<br />

Daten fertigen.<br />

www.druck<strong>gie</strong>sser.com<br />

Eine ausführliche Reportage über Matthies<br />

Druckguss und die Nachfolge im Unternehmen<br />

erscheint in der kommenden Ausgabe<br />

der GIESSEREI.<br />

Durchwachsene Nachfrage nach Guss<br />

> KONJUNKTUR: Die Auftragseingänge<br />

im Verarbeitenden Gewerbe haben sich<br />

im November 2018 gegenüber dem Vormonat<br />

um 1 % verringert. Bei den Aufträgen<br />

aus dem Inland und aus Ländern außerhalb<br />

des Euroraums kam es zu Zuwächsen<br />

um 2,4 bzw. 2,3 %. Die<br />

Bestellungen aus dem Euroraum sind hingegen<br />

nach einem kräftigen Aufwuchs um<br />

7,4 % im Vormonat kräftig um 11,6 % gesunken.<br />

Bei den Gusswerkstoffen fiel die Nachfrage<br />

bei den Eisen<strong>gie</strong>ßereien und den<br />

Buntmetall<strong>gie</strong>ßereien sowohl im Vergleich<br />

zum Oktober 2018 als auch in der vorläufigen<br />

Jahresbilanz positiv aus. Demgegenüber<br />

verbuchten die Stahl<strong>gie</strong>ßereien im<br />

November 2018 rückläufige Bestellungen.<br />

Unverändert zeigt sich der Ordereingang<br />

im Stahlguss mit hohen Schwankungen<br />

unberechenbar. Auch die Leichtmetall<strong>gie</strong>ßereien<br />

meldeten für November im Vergleich<br />

zum Oktober ein niedrigeres Auftragsvolumen.<br />

Die Gründe sind leider<br />

sattsam bekannt: Die WLTP-Auswirkungen<br />

sind noch nicht ausgestanden.<br />

www.bdguss.de<br />

GIESSEREI 106 <strong>02</strong>/<strong>2019</strong> 15


Wissen Online<br />

FOTO: MAkSIM PASkO - FOTOlIA<br />

kRAS99 - FOTOlIA, AG vISUEll - FOTOlIA<br />

Interviews<br />

Fachberichte<br />

Aktuelles


GIESSEREI Online<br />

AKTUELL<br />

im world wide web<br />

l Aktuelle Meldungen aus der Gießereibranche<br />

l Umfassende Analysen, präzise Informationen<br />

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l Aktuelle Termine und viele Topinformationen<br />

ab sofort unter:<br />

www.<strong>gie</strong>sserei.eu<br />

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Hier kommuniziert die Gießereibranche<br />

Der Webauftritt der GIESSEREI bietet einzigartige Einblicke<br />

in die Welt des Metall<strong>gie</strong>ßens – spannend und kompetent aufbereitet.<br />

Wir zeigen, wie die Gießereibranche tickt!<br />

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18 GIESSEREI 106 <strong>02</strong>/<strong>2019</strong>


Intelligent genug für Industrie 4.0<br />

INTERVIEW<br />

Die Fraunhofer IFAM-Forschungseinrichtung in Bremen arbeitet derzeit an der Verknüpfung<br />

der Gießereitechnik mit Elementen von Industrie 4.0 – genauer an der Gussteilkennzeichnung<br />

und der Sensorintegration. Zugleich steht die Ausgründung eines neuen<br />

Unternehmens zur Vermarktung der sogenannten Casttronics-Technolo<strong>gie</strong> unmittelbar<br />

bevor. Christoph Pille, Stellv. Abteilungsleiter, Thomas Rahn, Projektleiter, und Franz-<br />

Josef Wöstmann, Abteilungsleiter Gießereitechnolo<strong>gie</strong> und Leichtbau, beantworteten der<br />

GIESSEREI hierzu einige Fragen.<br />

Welche konkreten Anwendungen sehen Sie?<br />

Wöstmann: Zunächst einmal Plagiatsschutz, eine robustere<br />

Bauteilkennzeichnung bei Bauteilen mit einer hohen Marge und<br />

bei sicherheitsrelevanten Bauteilen. Das ist der Anwendungsfall,<br />

der von den Kunden aktuell am stärksten nachgefragt und auch<br />

am leichtesten verstanden wird. Aber im Weiteren geht es um<br />

den Plagiatsschutz und Verfolgung über die gesamte Supply<br />

Chain, vom Herstellungsprozess bis hin zum Recycling inkl. Datenauswertung<br />

zur Qualitätssicherung und Entwicklung neuer<br />

Geschäftsmodelle.<br />

FOTOS: ULRICH ZILLMANN<br />

Franz-Josef Wöstmann ist Abteilungsleiter für Gießereitechnolo<strong>gie</strong><br />

und Leichtbau beim Fraunhofer IFAM<br />

Herr Pille, Herr Rahn, Herr Wöstmann, die an Ihrem Institut<br />

entwickelte sogenannte Casttronics-Technolo<strong>gie</strong> zum direkten<br />

Ein<strong>gie</strong>ßen von RFID-Transpondern im Aluminium-<br />

Druck<strong>gie</strong>ßverfahren wollen Sie in einer Ausgründung vermarkten.<br />

Was genau wird das Unternehmen machen?<br />

Wöstmann: Die Ausgründung verfolgt die wirtschaftliche Serienproduktion<br />

des Halbzeugs, also des ein<strong>gie</strong>ßbaren RFID-Transponders<br />

mitsamt der thermischen Schutzkapselung, ergänzt um eine<br />

Softwarelösung (vgl. GIESSEREI 7/2017, Anm. d. Red.). Dazu<br />

zählt Daten auslesen, Daten verwalten, Daten analysieren und<br />

Daten-Management. Wo das direkte Ein<strong>gie</strong>ßen des RFID-Transponders<br />

aus thermischen oder geometrischen Gründen derzeit<br />

nicht möglich ist, wird es eine Lösung geben, den Transponder<br />

auch nachträglich mit dem Bauteil zu verheiraten. Damit wird<br />

auch eine Lösung für Bauteile mit Wärmebehandlung sowie Bauteile<br />

aus Gusseisen oder Stahlguss und auch für nicht <strong>gie</strong>ßtechnisch<br />

hergestellte Bauteile angeboten. Für Druckgussteile wie<br />

z.B. Strukturguss gibt es bereits fertige Lösungen, den RFID in<br />

die Struktur des Bauteils passend einzu<strong>gie</strong>ßen.<br />

Welche Anfragen kommen aus dem Markt?<br />

Pille: Das Unternehmen wird in einigen Wochen an den Start<br />

gehen. Wir bekommen heute schon jeden Tag Anfragen von<br />

Gießereien, von Zulieferern und von OEMs. Die Unternehmen<br />

wollen wissen, wie sie ihre Gussteile digitalisieren können, welche<br />

Vorteile ihnen das Verfahren bietet und was das Fraunhofer<br />

IFAM hierzu an Technolo<strong>gie</strong> anbieten kann.<br />

Was ist das Innovative an Ihrer Lösung?<br />

Rahn: Der integrierte RFID bedeutet zuerst mal Langlebigkeit.<br />

Eine derzeit übliche, optische Kennzeichnung wird über kurz<br />

oder lang verloren gehen, wird überlackiert, korrodiert oder<br />

beschädigt. Der eingegossene Transponder begleitet das Gussteil<br />

sein ganzes Leben lang. Damit lassen sich auch die nachgelagerten<br />

Prozesse aktiv abfragen, beispielsweise um zu verfolgen<br />

wie das Bauteil gewartet wird, was genau mit ihm passiert.<br />

Das geht mit den aktuellen optischen Markierungssystemen<br />

wie Barcode oder DataMatrix-Code nicht immer sicher.<br />

Wöstmann: Das Entscheidende ist die dahinterstehende Software<br />

und damit das Potenzial an zusätzlicher Wertschöpfung<br />

auf Basis der Schnittstelle zwischen Hardware und Software.<br />

Das Ziel sind neue Industrie 4.0 Lösungen.<br />

Können Sie das näher ausführen?<br />

Wöstmann: Der Anwender bekommt die Hardware und Software-Lösungen<br />

für die Datenbank für Bauteilverfolgung, die<br />

Qualitätssicherung sowie das Auswerten von Daten. An der<br />

Stelle wird es wirklich interessant, da ich aus den Daten zusätzliche<br />

Möglichkeiten generieren kann. Gießereien haben<br />

eine Vielzahl von Daten in der Produktion, die sie gar nicht<br />

nutzen. Ein aktuelles Thema ist, diese Daten so zu verwenden,<br />

dass ich meinen Prozess verbessern kann: Qualitätsüberwachung<br />

für das Bauteil und für die Produktionsaggregate, bedarfsgerechte<br />

Wartung umsetzen und eine rückwirkende Qualitätssicherung,<br />

was heute so nicht möglich ist. Und ich kann<br />

auf meine Prozesse zurückschließen und diese verbessern.<br />

Wenn man das weiterverfolgt, dann gibt es noch eine ganze<br />

Reihe weiterer Anwendungen, die man aus den Daten generieren<br />

kann, wie zum Beispiel das Erkennen einer Drift in einzelnen<br />

Prozessparametern und dem automatischen Anpassen<br />

der Prozessparameter. Das ist für mich Industrie 4.0, vernetzte,<br />

selbststeuernde und adaptive Prozesse über die gesamte<br />

Wertschöpfungskette. Damit lässt sich die Effizienz in den Gießereien<br />

weiter steigern.<br />

GIESSEREI 106 <strong>02</strong>/<strong>2019</strong> 19


INTERVIEW<br />

Christoph Pille ist Stellv. Abteilungsleiter des Instituts in Bremen.<br />

Aus den gewonnenen Daten lassen sich neue Geschäftsmodelle<br />

entwickeln. Welche Industrie-4.0-Lösungen sind<br />

denkbar, worin bestehen die Herausforderungen?<br />

Wöstmann: Die meisten Gießer haben zu sehr die Produktion<br />

im Fokus. Wenn man Industrie 4.0 als Basis für weitere, neue<br />

Aktivitäten nutzen will, dann muss man von diesem Grundgedanken<br />

wegkommen. Industrie 4.0 heißt Digitalisierung. Die<br />

Franzosen sprechen, was es noch besser ausdrückt, auch von<br />

„Dematerialisation“. Sehr treffend. Mit der Digitalisierung eröffnet<br />

sich die Chance mit den Daten zu den Bauteilen Geld zu<br />

verdienen und die Wertschöpfungskette zu verlängern.<br />

Die Wertschöpfung steckt nicht mehr im Bauteil, sondern<br />

in seinen Daten, mit denen ich zu neuen Dienstleistungen<br />

komme?<br />

Wöstmann: Das ist der wesentliche Punkt. Ich muss die Daten<br />

verstehen und für neue Geschäftsmodelle einsetzen. Und das<br />

ist leider der Trugschluss der meisten Gießer, sie denken immer<br />

noch in der Materie, im Gussteil. Erfolg wird in den nächsten<br />

Jahren aber nicht mehr über die Kilos erzielt, sondern über die<br />

Funktion.<br />

Gießer beschränken sich beim Thema Industrie 4.0 zu sehr<br />

auf Prozessoptimierung?<br />

Wöstmann: Eindeutig ja. Solange ich mich aber nur im Bereich<br />

der Verbesserung der Prozessabläufe bewege, habe ich vielleicht<br />

ein oder zwei Jahre Luft gewonnen, weil ich aus der höheren<br />

Qualität und dem geringeren Ausschuss noch das letzte<br />

kleine Quäntchen an höherer Marge für mich selbst rausziehe.<br />

Aber auch hier wird die Konkurrenz nachziehen. Nur wenn ich<br />

aus den Daten auch weitere der Produktion nachgelagerte Funktionen/Nutzervorteile<br />

einbringen kann, kann ich mich vom Markt<br />

absetzen.<br />

Wöstmann: Ja, es geht nicht nur darum, die Produktion des<br />

eigentlichen Bauteils zu optimieren, sondern die Schnittstelle<br />

zum Kunden zu entwickeln. Wenn ich die habe, dann habe ich<br />

eine Plattform für neue Dienstleistungen und alle, die produzieren,<br />

sind davon abhängig. Wenn ich den Input vom Kunden<br />

habe, dann kann ich ganz andere Leistungen anbieten in Richtung<br />

Flexibilität, Variantenvielfalt, kundenindividuelle Massenproduktion.<br />

Weitergedacht kann ich jetzt anfangen Systeme<br />

anzubieten und nicht nur Kilos zu verkaufen. An der Stelle wird<br />

es auch mit dem RFID-Transponder interessant. Der Transponder<br />

kann mit anderen Bauteilen kommunizieren und lässt sich<br />

auslesen, ich weiß jederzeit, wo er wann ist. Das Bauteil kann<br />

beispielsweise beim aktiven Plagiatschutz selbst entscheiden,<br />

gehe ich in Dienst oder gehe ich nicht in Dienst, weil z. B. ein<br />

Ersatzteil kein Originalteil ist. Das ist zum Beispiel die Sicherung<br />

des Aftersalesgeschäftes.<br />

Was können Sie sich konkret vorstellen?<br />

Wöstmann: Beispielsweise komplette digitalisierte Logistikketten<br />

mit dem Entfall von Positionen, wie ich sie heute habe.<br />

Bei der Ersatzteilversorgung etwa die Reduktion von Lagerkapazitäten.<br />

Wenn ich an die Gießer im Automotive-Bereich denke,<br />

dann lässt sich dort direkt aus dem Markt ablesen, wann<br />

welche Bauteile irgendwo in der Werkstatt sind. Ich bekomme<br />

im Prinzip sogar mit, wenn das Auto in die Werkstatt einfährt<br />

und kann auslesen, wann welche Bauteile ausgetauscht werden<br />

und welche Komponenten bearbeitet werden müssen. Da kann<br />

ich dem Kunden, dem Autohersteller, einen Mehrwert mitgeben,<br />

denn der braucht sich um die Ersatzteillieferung nicht<br />

mehr zu kümmern.<br />

Wer kann die Plattform betreiben, auch der Gießer selbst?<br />

Wöstmann: Definitiv ja.<br />

Wenn wir jetzt wieder einen Schritt zurückgehen, dann<br />

wird der erste Schritt des neuen Unternehmens sein, den<br />

ein<strong>gie</strong>ßbaren Transponder mit dem zugehörigen Prozesswissen<br />

zu vermarkten. Haben Sie darüber hinaus auch weitere<br />

Elektronikbauteile als Ein<strong>gie</strong>ßlösung im Köcher?<br />

Pille: Kommunikation und die Kennzeichnung mit Datenspeicher<br />

ist das eine. Das zweite ist, wie verpasse ich einem Bauteil „Nerven“.<br />

Die nächsten Anwendungen werden integrierte Sensorlösungen<br />

sein. Das Bauteil selbst soll merken, in welchem Zustand<br />

es aktuell ist. Ein dominierendes Thema ist hier das autonome<br />

Fahren. Wenn ich selbst nicht mehr am Steuer sitze, ich selbst<br />

Unter Industrie 4.0 verstehen Sie neue Dienstleistungen?<br />

Wöstmann: Nichts anderes. Die neuen Digitaltechniken für mehr<br />

als die klassische Prozessoptimierung nutzen. Das, was wir<br />

heute nicht machen, ist mit Industrie 4.0 auch wirklich umzusetzen.<br />

Industrie 4.0 und Digitalisierung beginnt bei der Zusammenarbeit<br />

mit dem Kunden. Mit dem Kunden muss ich sehr viel<br />

enger zusammenkommen, und zwar schon vor der eigentlichen<br />

Produktion.<br />

Als Erstes muss also ein digitaler Kanal zum Kunden aufgebaut<br />

werden?<br />

Thomas Rahn hat als Projektleiter die Entwicklung des Casttronics-<br />

Verfahrens begleitet.<br />

20 GIESSEREI 106 <strong>02</strong>/<strong>2019</strong>


wollten. Nur, was habe ich damit gewonnen, wenn die Daten nur<br />

auf dem Bauteil liegen, nicht aber in meiner zentralen Datenbank?<br />

Dann habe ich die Daten erhoben, und kann sie doch nicht auswerten.<br />

Das Ergebnis wäre ein teurerer Transponder und im<br />

schlimmsten Fall keinerlei Redundanz, wenn ich die Daten nicht<br />

anderswo abspeichere. Damit wäre die Technolo<strong>gie</strong> ad absurdum<br />

geführt.<br />

Druckgussteil mit eingegossenem RFID-Chip.<br />

also nicht mehr Herr bin über mein eigenes Fahrzeug, bekomme<br />

ich auch kein Feedback mehr von meinem Auto. Hat das Fahrwerk<br />

beispielsweise einen Schaden erlitten, weil der Wagen zu<br />

schnell über einen Bordstein gefahren ist oder sonstigen Missbrauchslasten<br />

unterlag, dann merke ich das nicht mehr. Das ist<br />

ein Problem. Das Fahrzeug muss das zukünftig selbst merken<br />

können, d. h., die Anforderung nach mehr Sensorierung im Fahrzeug<br />

wird in Zukunft mit Sicherheit deutlich steigen. Insbesondere<br />

wenn das Fahrzeug einen Schaden hat, der die Fahrsicherheit<br />

gefährdet und daher maximal in der Notlaufeigenschaft betrieben<br />

werden darf, damit es den Weg zur nächsten Werkstatt<br />

schafft, dann muss das mindestens das eigene Fahrzeug wissen.<br />

Im Zeitalter des kollektiv autonomen Fahrens aber auch die Fahrzeuge,<br />

die hinter diesem Wagen fahren.<br />

Wo sind die Grenzen der Technolo<strong>gie</strong>? Könnten Sie auch<br />

Mikroprozessoren ein<strong>gie</strong>ßen?<br />

Pille: Erst kürzlich wurden wir darauf angesprochen, ob das<br />

technologisch geht. Aktuell beherrschen wir es noch nicht. Daran<br />

müssen wir noch arbeiten, ein Mikroprozessor ist ein elektronisch<br />

aufwendigeres System als ein RFID-Transponder. Aber<br />

da stellt sich auch die Frage, ob das wirklich sinnvoll ist.<br />

Also keine Bauteile mit möglichst viel Intelligenz?<br />

Wöstmann: Soviel Intelligenz wie notwendig, aber immer noch<br />

so günstig und vor allem zuverlässig wie möglich. Je mehr ich an<br />

komplexen Systemen integriere, desto fehleranfälliger wird das<br />

System. Die Frage ist immer auch: Wie sieht es mit Reparaturkonzepten<br />

und der Wirtschaftlichkeit aus? Integration machen<br />

wir nur vor dem Hintergrund, dass sie möglichst einfach und<br />

möglichst robust erfolgen soll, auf das notwendigste im Endeffekt<br />

beschränkt. Das gilt auch für den Transponder. Der Transponder<br />

dient für die individuelle Kennzeichnung und Identifizierung.<br />

Wenn das gegeben ist, dann kann ich über ein separates<br />

Softwaresystem im Prinzip alle Daten damit ablegen und automatisch<br />

zuordnen. Und diese Schnittstelle ist eben das eigentlich<br />

interessante. Ich kann auch einen Transponder nehmen, auf dem<br />

ich die Daten speichern kann. Wir haben auch schon Kunden<br />

gehabt, die alle Prozessparameter auf dem Bauteil speichern<br />

Das Bauteil kommuniziert mit der IT, die eigentliche Intelligenz<br />

aber steckt in der Software der Datenbank bzw. der<br />

Cloud?<br />

Pille: Genau. Plakativ dargestellt, wir werden wohl kaum jede<br />

Schraube in einem Pkw mit Sensorfunktionen ausstatten, das<br />

wird der Nutzen nicht hergeben. Bei einem E-Motorengehäuse<br />

kann ich mir das sehr gut vorstellen. Da sind die Daten relevant<br />

und wichtig. Unter welchen Betriebsbedingungen befindet sich<br />

das Gehäuse, welchen Verformungen unterliegt es. Da wird es<br />

interessant. Wo es aus meiner Sicht geradezu kriegsentscheidend<br />

wird, ist das ganze Thema Fahrwerk bei Leichtbau und<br />

zukünftigen Fahrzeugkonzepten. Wenn ich über ein Achssystem<br />

im Pkw nachdenke mit den verschiedenen Lenkern, dann sind<br />

das alles sicherheitsrelevante Bauteile. Sind diese Bauteile geschädigt,<br />

dann sollte man darüber in Kenntnis sein.<br />

Der Sensor im Fahrwerk würde an den Bordcomputer melden<br />

und der an das übergeordnete IT-System in der Cloud,<br />

von wo aus der Bordcomputer dann die Information erhalten<br />

würde: stehen bleiben oder in die Werkstatt?<br />

Die eingegossenen Transponder sind extrem langlebig und begleiten<br />

das Gussteil das ganze Produktleben lang. Thomas Rahn zufolge<br />

können Barcodes oder Data Matrix Codes hier nicht mithalten.<br />

Wöstmann: Entsprechend der Eskalationsstufe. Das Zweite dabei<br />

ist, ich muss dann nicht mehr mit mehrfacher Sicherheit<br />

konstruieren. Ich kann das Bauteil bedarfsgerecht auslegen und<br />

einen eventuellen Überlastfall sofort detektieren. Damit wird<br />

für den Leichtbau eine neue Option eröffnet.<br />

Wer liefert das IT-System?<br />

Das könnte der Gießer sein, der Automobilhersteller, ein Zulieferer<br />

oder ein neuer Dienstleister wie unsere Ausgründung.<br />

Das Interview führte Gerd Krause, Mediakonzept, Düsseldorf<br />

Dipl.-Wi.-Ing. Christoph Pille, Stellv. Abteilungsleiter, Dipl.-Wi.-Ing.<br />

Thomas Rahn, Projektleiter, Dipl.-Ing. Franz-Josef Wöstmann MBA,<br />

Abteilungsleiter Gießereitechnolo<strong>gie</strong> und Leichtbau, Fraunhofer<br />

IFAM, Bremen<br />

GIESSEREI 106 <strong>02</strong>/<strong>2019</strong> 21


Big Data meets<br />

Gießerei<br />

Wie die Digitalisierung Gießereiprozesse optimieren kann, zeigt<br />

die neue Kernmacherei Inacore in Ergoldsbach. Bei dem Joint-<br />

Venture von Laempe Mössner Sinto und der R. Scheuchl GmbH<br />

ist die 100-prozentige Teileverfolgung und Datentransparenz<br />

aller Maschinen und Anlagen gegeben.<br />

Wie Datenanalyse und Künstliche Intelligenz helfen, etablierte<br />

Industrieprozesse zu optimieren<br />

FOTOS:INACORE<br />

VON RUDOLF WINTGENS, BARLEBEN<br />

Rund 400 Gießereibetriebe mit etwa<br />

80 000 Beschäftigten* gibt es in<br />

Deutschland. Die Traditionsbranche<br />

gehört zwar nicht zur New Economy,<br />

ist aber systemrelevant für den Produktionsstandort<br />

Deutschland. Wie die gesamte<br />

Industrie steht auch die Gießerei-<br />

Industrie vor einem elementaren Wandel.<br />

Die Herausforderungen sind unter anderem<br />

Ressourceneffizienz, veränderte Anforderungen<br />

der Automobilindustrie und<br />

nicht zuletzt die Digitalisierung. Die beiden<br />

erstgenannten Punkte werden häufig<br />

bereits von Kunden der Gießereien, also<br />

mehrheitlich der Automobilindustrie,<br />

nachgefragt. Das heißt, es gibt meist konkrete<br />

Anforderungen und Vorstellungen,<br />

wie Ergebnisse aussehen sollen. Die Gießereien<br />

können sich demnach auf die Suche<br />

nach Lösungen machen und Prozesse<br />

verbessern. Beim letzten Punkt, der<br />

Digitalisierung, ist es nicht ganz so einfach.<br />

Ein Blick über den Atlantik, ins Silicon<br />

Valley etwa, zeigt zwar, wohin die Reise<br />

geht. Aber welche konkreten Anwendungsfelder<br />

„Industrie 4.0“ oder „Machine<br />

Learning“ im Gießereiprozess haben,<br />

muss sich erst noch herausstellen. Definitiv<br />

klar fällt die Bestandsaufnahme aus:<br />

Die Gießerei-Industrie hinkt im Bereich<br />

der Digitalisierung anderen Industrien<br />

weit hinterher. Um diesen Rückstand aufzuholen,<br />

beteiligte sich Laempe Mössner<br />

Sinto, Barleben, Anfang 2017 am Nürtinger<br />

Start-up pragmatic industries und<br />

gründete gemeinsam mit der R. Scheuchl<br />

GmbH das Joint Venture Inacore GmbH<br />

(Siehe Unternehmensreportage in Heft<br />

1-<strong>2019</strong>).<br />

Sind Daten das „Öl des<br />

21. Jahrhunderts“?<br />

Elementar mit der Digitalisierung einher<br />

geht die Entwicklung, dass wir im Zeitalter<br />

der Daten leben. Die Vielfalt, die Menge<br />

und die Qualität der vorhandenen und<br />

erfassten Daten ist schon jetzt nur schwer<br />

zu fassen. Die Laempe Mössner Sinto<br />

GmbH, pragmatic industries und die<br />

R. Scheuchl GmbH haben sich in vielen<br />

54 GIESSEREI 106 <strong>02</strong>/<strong>2019</strong><br />

*Betriebe über 50 Beschäftigte


SPEKTRUM<br />

Bild 1: Klimalager Temperaturüberwachung: Sandkerne brauchen eine bestimmte Temperatur und Luftfeuchte als Idealumgebung.<br />

Mit einer permanenten Überwachung und Steuerung der klimatischen Bedingungen im Sandkern-Lager (hier im Bild bei Inacore)<br />

wird eine wichtige Grundlage für gleichbleibend hohe Kernqualität geschaffen.<br />

Gesprächen der Frage genähert, was die<br />

Digitalisierung in der Gießerei bedeutet.<br />

In Bezug auf Daten wurde die Frage erörtert,<br />

was die Daten bringen sollen,<br />

schließlich geht es um komplexes Prozesswissen<br />

und Erfahrungen. Darüber hinaus<br />

war eine weitere bedeutsame Frage<br />

der Gespräche, wozu die Digitalisierung<br />

überhaupt erforderlich ist?<br />

Die einfache Antwort lautete übereinstimmend:<br />

Digitalisierung verschafft Zeit<br />

und Transparenz. Auf diese Weise können<br />

Unternehmen Kostensenkungspotenziale<br />

(z. B. Reduzierung administrativer Tätigkeiten,<br />

Senkung der Einzelbauteilkosten)<br />

erkennen und nächste Schritte einleiten.<br />

Darüber hinaus können Möglichkeiten zur<br />

Produktionsoptimierung und der systematischen<br />

Fehleranalyse erkannt und umgesetzt<br />

werden. Gerade in der Kernmacherei<br />

– das ist das Feld, in dem wir uns<br />

vor allem bewegen – gibt es Situationen,<br />

in denen bei augenscheinlich gleichen Bedingungen<br />

unterschiedliche Kernqualitäten<br />

produziert werden. Dieser Teilvorgang<br />

im komplexen Gießereiprozess unterliegt<br />

einer großen Vielfalt von Einflussgrößen.<br />

Als besonderer Schwierigkeitsgrad stellt<br />

sich vor allem heraus, dass einige dieser<br />

Einflussgrößen immer noch unbekannt<br />

sind und einige der bekannten Einflussgrößen<br />

nicht unmittelbar beeinflussbar<br />

sind. Jedem Fachmann sind Aussagen wie<br />

„Bis gerade eben hat die Produktion dieses<br />

Kerns problemlos funktioniert, jetzt<br />

plötzlich kommt kein guter Kern mehr aus<br />

der Büchse – und wir haben nichts geändert“<br />

(leider!) geläufig.<br />

Dieses Symptom ist in der betrieblichen<br />

Praxis also eine Tatsache. Ist die<br />

Fehlerursache nicht offensichtlich bzw.<br />

bekannt, dann basieren Ursachenfindung<br />

und Problembehebung meist auf dem Erfahrungsschatz<br />

der Mitarbeiter und sind<br />

nur bedingt strukturiert. Die Dokumentation<br />

der Schritte zur Fehlerbehebung wird<br />

oft vernachlässigt, so dass eine Reproduzierbarkeit<br />

von Ursache, Maßnahme und<br />

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SPEKTRUM<br />

Bild 2: Coreboard Übersicht: Eine wichtige Kennziffer in der Kernmacherei ist die OEE, die Gesamtanlageneffektivität. Mit einer<br />

Dashboard-Lösung kann die OEE (hier im Bild bei Inacore) bei Kernschießmaschinen sowie weitere Kennziffern, wie beispielsweise<br />

deren Ener<strong>gie</strong>verbrauch jederzeit nachvollzogen werden.<br />

Ergebnis nur selten gegeben ist. Häufig<br />

kommt man nach einer Reihe von Maßnahmen<br />

wieder beim Ausgangsparametersatz<br />

an, die Produktion läuft wieder,<br />

und keiner weiß, wieso.<br />

Ein Etappenziel: Mit Digitalisierung<br />

Prozesstransparenz herstellen<br />

In einem ersten Schritt gilt es zu klären,<br />

wie die Digitalisierung dabei helfen kann,<br />

diese Prozesse besser zu verstehen und<br />

eine Prozesstransparenz herzustellen.<br />

Bei der Kernherstellung laufen eine Vielzahl<br />

physikalischer und chemischer Prozesse<br />

gleichzeitig ab. Durch ein Monitoring<br />

möglichst vieler Parameter, die diese Prozesse<br />

beeinflussen, wird es möglich, Rückschlüsse<br />

zu ziehen, welche Parameteränderungen<br />

und Kombinationen von Parameterveränderungen<br />

den Gesamtprozess<br />

negativ beeinflussen können. Zunächst<br />

wird der Gießereiprozess live dargestellt.<br />

Das heißt, der Produktionsprozess kann<br />

während der Produktion beobachtet werden,<br />

sodass jegliche Änderung im Ablauf<br />

sofort sicht- und nachvollziehbar wird. Auf<br />

diese Weise kann bei kritischen Werten<br />

sofort Alarm geschlagen werden. Dadurch<br />

können wiederum die Datensätze (z. B. verschiedener<br />

Maschinen) miteinander verknüpft<br />

und im nächsten Schritt historische<br />

Daten analysiert werden. Genau diese<br />

Schritte werden aktuell bei Inacore umgesetzt,<br />

dem Joint-Venture zwischen Laempe<br />

Mössner Sinto und der R. Scheuchl GmbH<br />

aus Ortenburg. Diese moderne Kernmacherei,<br />

die von Ergoldsbach bei Landshut<br />

Kerne für die Leichtmetall<strong>gie</strong>ßerei von<br />

BMW liefert, bietet schon jetzt eine<br />

100-prozentige Teileverfolgung sowie die<br />

100-prozentige Datentransparenz aller Maschinen<br />

und Anlagen. Dazu gehört beispielsweise<br />

auch die komplette Vernetzung<br />

mit dem BMW-Lager. Als nächsten Schritt<br />

plant Inacore die Realisierung des automatisierten<br />

Lagers mittels fahrerlosem Transportsystem<br />

und automatischer Ein- und<br />

Auslagerung. Weitere Schritte im Sinne<br />

einer ganzheitlichen Digitalisierungsstrate<strong>gie</strong><br />

sollen bei der Inacore folgen.<br />

Das übergeordnete Ziel: Steigerung<br />

der OEE mit Digitalisierung<br />

Die große Frage in der Praxis lautet: Wie<br />

kann durch Digitalisierung und Prozesstransparenz<br />

die Effizienz gesteigert werden?<br />

Viele Gießereileiter kennen die strengen<br />

Vorgaben des Managements, und<br />

viele von ihnen standen auch schon einmal<br />

vor dem Problem, dass die Gesamtanlageneffektivität<br />

(Overall Equipment<br />

Effectiveness – OEE) im Vergleich zur Vorwoche<br />

deutlich gesunken ist, und man<br />

sich zunächst nicht erklären konnte, was<br />

sich verändert hat. Eine permanente Analyse<br />

der Anlagendaten kann helfen, den<br />

OEE permanent zu berechnen und hinsichtlich<br />

Qualität, Leistung und Verfügbarkeit<br />

aufzuschlüsseln. Dadurch wird es<br />

möglich, sehr schnell herauszufinden, was<br />

sich geändert hat und in welche Richtung<br />

die Analyse zu vertiefen ist. Konkret heißt<br />

das, dass durch die Digitalisierung nachvollziehbar<br />

wird, wer was wann wieso verändert<br />

hat und welche Folgen das hatte.<br />

Zusammenspiel von Technolo<strong>gie</strong><br />

und Mensch als Schlüssel<br />

Neben den reinen Daten sind bei der Wissensbasis<br />

Technologen und erfahrene<br />

Bediener zu berücksichtigen, die viel Erfahrung<br />

sowie ein gutes Gespür und das<br />

sprichwörtliche Bauchgefühl für bestimmte<br />

Fehler und deren Behebung haben. Das<br />

Ziel einer vernünftigen Digitalisierungsstrate<strong>gie</strong><br />

muss es sein, dieses Gespür und<br />

die Erfahrungen in die Auswertung einzubeziehen<br />

und so in der Breite nutzbar zu<br />

machen. Dadurch kann die gesamte Kernmacherei<br />

optimal rea<strong>gie</strong>ren und auf das<br />

Wissen und das Können allgemein(er) zugreifen<br />

und darüber verfügen. Dafür wird<br />

Künstliche Intelligenz genutzt, sodass optimale<br />

Verhaltensweisen vorhergesagt<br />

werden können. Parallel zur Optimierung<br />

der Prozesse im Hinblick auf den OEE gilt<br />

es, die Kosten transparent zu machen und<br />

Einsparpotenziale aufzudecken. Durch die<br />

Digitalisierung entstehen mannigfaltige<br />

56 GIESSEREI 106 <strong>02</strong>/<strong>2019</strong>


Bild 3: Coreboard Produktion: Einer der wichtigsten Parameter für die OEE ist die Übersicht über die Kernproduktion. Mit dem Coreboard<br />

(hier im Testbetrieb bei Inacore) kann die Anzahl der geschossenen Kerne pro Maschine jederzeit nachvollzogen werden.<br />

Möglichkeiten, den Einsatz von Maschinen,<br />

Werkzeugen oder Personal detailliert<br />

zu dokumentieren und auszuwerten.<br />

Ein bedeutsamer „quick win“:<br />

Stromverbrauch durch Monitoring<br />

senken<br />

Ein gutes Beispiel hierfür ist der Stromverbrauch.<br />

Basierend auf einem detaillierten<br />

Monitoring des Gesamt-Strombedarfs<br />

sowie des Bedarfs der individuellen Anlagen<br />

können Potenziale aufgedeckt und<br />

bewertet werden. Im Ergebnis können Anund<br />

Abschaltlogiken sowie Stromspitzenpuffer<br />

entwickelt werden, sodass signifikante<br />

Einsparungen ohne negative Nebeneffekte<br />

realisierbar sind. Neben der<br />

Einsparung von Kosten ergibt sich hier ein<br />

weiterer positiver Effekt, da inzwischen<br />

auch auf Gießereien ein nicht unerheblicher<br />

Druck lastet, Ener<strong>gie</strong> zu sparen.<br />

Ein zweites Beispiel sind die Produktionsmengen.<br />

Basierend auf einem detaillierten<br />

Echtzeit-Monitoring der Produktionsmengen/Maschinenzyklen<br />

je Stunde<br />

können Produktivitätspotenziale sichtbar<br />

gemacht werden – im Speziellen bei einer<br />

weiteren automatischen Datenverkettung<br />

zum OEE. Daraus lassen sich optimierte<br />

Maschinenbelegungen ermitteln und das<br />

Potenzial zur Einsparung einer Maschine<br />

oder einer anderen (optimaleren) Verwendung<br />

erkennen. Man kann also sehen, warum<br />

man nicht auf die geplanten Produktionsmengen<br />

kommt – ob zu viel Ausschuss,<br />

eine falsche Maschinenauslastung<br />

oder andere organisatorische Mängel wie<br />

Probleme in der Logistik oder die Arbeitsplatzgestaltung<br />

zum Flaschenhals werden.<br />

Ein Ergebnis der Analyse könnte z. B.<br />

sein, dass neue Kernregale beschafft werden<br />

müssen. Denn durch den Mangel an<br />

Kernregalen, in denen die Kerne abgelegt<br />

werden müssen, können neue Kerne nicht<br />

aus den Maschinen entnommen und daher<br />

keine weiteren Kerne produziert werden.<br />

Die Produktion steht still und verursacht<br />

dennoch weiter Kosten.<br />

Fazit: Kernmacherei 4.0<br />

beginnt mit einem echtzeitfähigen<br />

Maschinenmanagersystem<br />

Die Digitalisierung und die Möglichkeiten<br />

des „Internet of Things“ werden die Prozesse<br />

in der Gießerei nachhaltig verändern.<br />

In die nahe Zukunft geblickt ist es<br />

denkbar, dass Geräte mit ihren Bedienern<br />

auf intelligente Art „kommunizieren“, zum<br />

Beispiel, um konkrete Vorhersagen zu<br />

treffen. Es könnten intelligente Werkzeuge<br />

mit Sensorien und einer Schnittstelle<br />

zur Kernschießmaschine entstehen. Auf<br />

die Kernherstellung bezogen kann so die<br />

Erhöhung der Gesamtanlageneffektivität<br />

(OEE) und damit die Senkung der Einzelbauteilkosten<br />

von Kernen erreicht werden.<br />

Diese Ziele lassen sich nur realisieren,<br />

wenn die Prozesstransparenz, gerade<br />

auch in der Kernherstellung, in einem<br />

ersten Schritt erhöht wird.<br />

Aktuell orientiert sich die Prozessführung<br />

bei der Kernherstellung zum einen<br />

am Erfahrungswissen der Technologen<br />

und Maschinenbediener und zum anderen<br />

an idealisiertem Prozesswissen. Das bildet<br />

die komplexen physikalischen und<br />

chemischen Prozesse jedoch nur eingeschränkt<br />

ab und lässt einflussnehmende<br />

Faktoren wie Umweltbedingungen außer<br />

Acht. Um diesen und weiteren Problemstellungen<br />

zu begegnen, ergeben sich<br />

durch das Aufkommen von Methoden zur<br />

Verarbeitung großer Datenmengen (Big<br />

Data) sowie den Einsatz von künstlicher<br />

Intelligenz (KI) ganz neue Ansätze. Vorrangig<br />

ist daher die Entwicklung eines<br />

maßgeschneiderten, echtzeitfähigen Maschinenmanagersystems<br />

zur komplexen<br />

Zustandsüberwachung (Erkennung und<br />

Informationsanalyse über den Verschleißzustand<br />

und anschließender Fehlermeldung<br />

einzelner Bauteile/Funktionsgruppen)<br />

und zur intelligenten Steuerung von<br />

Kernschießmaschinen. Damit ist der erste<br />

Schritt zur Realisierung der „Kernmacherei<br />

4.0“ getan.<br />

Rudolf Wintgens, Geschäftsführer der<br />

Laempe Mössner Sinto GmbH; Julian<br />

Feinauer, Geschäftsführer und Gründer der<br />

pragmatic industries GmbH<br />

www.laempe.com<br />

GIESSEREI 106 <strong>02</strong>/<strong>2019</strong> 57


BERUF & KARRIERE<br />

68 GIESSEREI 106 <strong>02</strong>/<strong>2019</strong>


Ein Gießerei-Ingenieur in seinem Element: Jörg Höppner<br />

ist auch nach 13 Jahren noch mit Begeisterung bei der<br />

Sache. Als Leiter der operativen Fertigungsbetreuung<br />

gibt es täglich neue Herausforderungen zu meistern,<br />

ganz nach Höppners Geschmack.<br />

Auch Umwege führen zum Ziel<br />

Jörg Höppner entschied sich erst mit Ende zwanzig für ein Bachelor-Studium an der<br />

TU Bergakademie Freiberg. Eine goldrichtige Entscheidung, wie er heute sagt: Seit Mitte<br />

2005 arbeitet der Gießerei-Ingenieur nun bei der thüringischen Eisen<strong>gie</strong>ßerei Meuselwitz<br />

Guss GmbH und ist Leiter der Operativen Fertigungsbetreuung. Die Anforderungen an<br />

seine Arbeit haben sich zwar stetig verändert – seine Begeisterung für das Gießen ist<br />

geblieben. Der Artikel ist der zweite Teil einer GIESSEREI-Serie über den Werdegang<br />

ehemaliger Gießereitechnik-Absolventen.<br />

VON KARIN HARDTKE, RATINGEN<br />

FOTOS: MARIO JAHN<br />

Wenn Jörg Höppner über die hiesige<br />

Gießerei, einen bevorstehenden<br />

Abguss oder über ein<br />

komplett neues Gussteil spricht, dann ist<br />

er kaum zu bremsen. Die Informationen<br />

sprudeln nur so aus ihm heraus und ein<br />

Blick in sein Gesicht genügt, dann ist klar:<br />

Höppner ist ein Gießereienthusiast durch<br />

und durch. Gießen ist sein Metier und<br />

auch nach 13 Jahren ist von der anfänglichen<br />

Leidenschaft zum flüssigen Metall<br />

nichts, aber auch rein gar nichts verloren<br />

gegangen. Und auch optisch habe er sich<br />

in dieser Zeit kaum verändert, scherzt der<br />

mittlerweile 45-Jährige. Höppner ist Leiter<br />

der Operativen Fertigungsbetreuung und<br />

als solcher verantwortlich für den reibungslosen<br />

Ablauf des Drei-Schicht-Betriebs.<br />

Dazu gehört unter anderem auch<br />

die Probenfertigung. Zudem ist er stellvertretender<br />

Ansprechpartner für die Ausbildung<br />

angehender Gießereimechaniker.<br />

Und dass es in der Gießerei rund läuft,<br />

das ist auch am heutigen Tag wieder extrem<br />

wichtig. Gegen Mittag soll ein 25<br />

Tonnen schweres, kernintensives Maschinenbett<br />

mit unterschiedlichsten Wandstärken<br />

gegossen werden. Und obwohl das ja<br />

nicht Höppners erster Abguss ist, spürt<br />

man bei ihm eine gewisse Anspannung.<br />

„Die Herstellung von tonnenschweren<br />

Gussteilen mit ihren teilweise sehr filigranen<br />

Formen und Kernen ist für mich auch<br />

heute noch etwas Besonderes. Aber es ist<br />

Bild 1: Nichts für schwache Nerven – die Anspannung steigt: In wenigen Augenblicken<br />

wird das flüssige Eisen in die vorbereitete Form fließen und schließlich zu einem tonnenschweren<br />

Maschinenbett werden.<br />

immer auch eine Herausforderung, denn<br />

es kann natürlich auch mal etwas schieflaufen.<br />

Dann muss man handeln.“ (Bild 1)<br />

Computersimulation hin oder her: Sie sei<br />

zwar ein wichtiges Hilfsmittel im Vorfeld<br />

der Planung, aber auf der anderen Seite<br />

eben auch ein theoretischer Idealzustand,<br />

der von der Rückkopplung aus der Praxis<br />

lebt. „Man kann nie hundertprozentig sicher<br />

sein, dass alle Parameter beim Abguss<br />

innerhalb der vorgegebenen Toleranzen<br />

bleiben, ein Restrisiko bleibt und es<br />

gilt, mit Bedacht zu a<strong>gie</strong>ren. Der Gießereibetrieb<br />

ist im Endeffekt immer noch ein<br />

technisch-basierter Handwerksbetrieb und<br />

der Faktor Mensch spielt dabei eine große<br />

Rolle“, stellt Höppner klar. Aber gerade<br />

das mache ja erst den Reiz an seiner Arbeit<br />

aus. Und so marschiert der Gießerei-Ingenieur<br />

schnellen Schrittes in Richtung Abguss,<br />

bedient auf seinem Weg dorthin mal<br />

eben einen Gabelstapler und wechselt hier<br />

und da mit einem Mitarbeiter ein paar Worte<br />

zur Abstimmung des bevorstehenden<br />

GIESSEREI 106 <strong>02</strong>/<strong>2019</strong> 69


BERUF & KARRIERE<br />

Abgusses. Drei Schichtverantwortliche<br />

und zusätzlich zwei Mitarbeiter, die sich<br />

in der Meisterausbildung befinden, hat<br />

Höppner in seinem Team. Deren Arbeit<br />

gilt es aufeinander abzustimmen. Eine Aufgabe,<br />

die nicht immer ohne Reibungsverluste<br />

vonstattengehe, wie Höppner einräumt.<br />

Das sei aber völlig normal – wichtig<br />

sei es eben, immer bei der Sache zu<br />

bleiben und stets das Wesentliche nicht<br />

aus den Augen zu verlieren.<br />

Wirtschaftsingenieur mit<br />

anschließendem Gießereistudium –<br />

eine perfekte Kombination<br />

Bild 2: Mit Blaumann,<br />

Schutzhelm<br />

und Sicherheitsbrille:<br />

Höppner ist<br />

ein Mann der Praxis<br />

und diese drei Utensilien<br />

gehören zur<br />

Standardausrüstung<br />

im Arbeitsschutz<br />

und sind<br />

Voraussetzung beim<br />

Aufenthalt vor Ort.<br />

dent.“ In den Semesterferien arbeitet der<br />

angehende Gießerei-Ingenieur regelmäßig<br />

in der Gießerei, sammelt Erfahrungen in<br />

verschiedenen Bereichen und fängt<br />

schließlich Mitte 2005 als Arbeitsvorbereiter<br />

an (Bild 2).<br />

Mit Windener<strong>gie</strong>-Know-how und<br />

historisch gewachsenem Maschinenbau<br />

für die Zukunft gerüstet<br />

Die Meuselwitz Guss Eisen<strong>gie</strong>ßerei GmbH<br />

ist Teil der DIHAG Gruppe in Essen, einer<br />

Seinen Traumjob fand Höppner erst im<br />

zweiten Anlauf. Nach Abitur und Wehrdienst<br />

studierte er zunächst Wirtschaftsingenieurwesen<br />

an der Westsächsischen<br />

Hochschule in Zwickau. Seine erste Anstellung<br />

entwickelte sich allerdings anders<br />

als erhofft und so war der junge Ingenieur<br />

gezwungen, sich nach beruflichen<br />

Alternativen umzuschauen. Höppner<br />

stammt aus der Nähe von Meuselwitz,<br />

bereits sein Vater arbeitete in der namensgleichen<br />

Gießerei und so absolviert<br />

Jörg Höppner dort schließlich ein Praktikum.<br />

Seinen Vorgesetzten fällt er sofort<br />

positiv auf. Da die Gießerei zu dieser Zeit<br />

– Anfang der 2000er-Jahre – verstärkt fähige<br />

Mitarbeiter sucht, überlegt man gemeinsam,<br />

wie sich eine qualifizierte Berufsperspektive<br />

für den jungen Wirtschaftsingenieur<br />

gestalten lässt. Die<br />

Entscheidung fällt schließlich auf ein Bachelor-Studium<br />

an der TU Bergakademie<br />

Freiberg. Dort kann er sich im Wesentlichen<br />

auf den Schwerpunkt Gießereitechnik<br />

konzentrieren, da das meiste Grundlagenwissen<br />

bereits während seines ersten<br />

Studiums vermittelt wurde. Das hat<br />

vieles erleichtert, so Höppner. Und als<br />

Senior unter den Studenten habe er den<br />

Unterricht sichtlich belebt, scherzt er weiter.<br />

„Ich habe halt häufiger nachgehakt<br />

und hinterfragt als manch jüngerer Studer<br />

größten europäischen Gießerei-Gruppen,<br />

die sich aktuell in einer Phase der<br />

Neuausrichtung befindet. Seit der Privatisierung<br />

im Jahr 1992 hat sich das Unternehmen<br />

sukzessive zu einem Spezialisten<br />

für Groß- und Schwergussteile aus<br />

Grau- und Sphäroguss weiterentwickelt.<br />

Gegossen wird in einem Gewichtsbereich<br />

von ca. 250 Kilogramm bis derzeit 85 Tonnen.<br />

Gussteilegrößen von bis zu 7 Meter<br />

Durchmesser, 20 Meter Länge und 6 Meter<br />

Höhe lassen sich realisieren. Bis vor<br />

einigen Jahren wurde ein Großteil des Umsatzes<br />

mit Gussteilen für Windkraftanlagen<br />

erwirtschaftet. Doch das zunehmend<br />

dynamische Marktumfeld ist auch an der<br />

thüringischen Gießerei nicht spurlos vorübergegangen.<br />

Der massive Absatzrückgang<br />

bei den Produzenten von Windkraftanlagen<br />

schlug voll auf die Gießerei durch;<br />

die jährliche Gussproduktion in diesem<br />

Segment fiel in wenigen Jahren um fast<br />

zwei Drittel. Doch der Gießerei gelang es<br />

Bild 3: Die Gießerei hat in den vergangenen<br />

Jahren ihre Produktion neu ausgerichtet:<br />

innovative Wege mit der Windkraft<br />

bis hin zu großen Maschinenbaukom<br />

ponenten.<br />

70 GIESSEREI 106 <strong>02</strong>/<strong>2019</strong>


nach und nach, in neue Geschäftsfelder<br />

vorzustoßen. Mittlerweile ist der Umstieg<br />

auf die Produktion von Gussteilen für den<br />

Maschinenbau sowie den Pressen- und<br />

Mühlenbau auf einem guten Weg. Jörg<br />

Höppner sieht diese Veränderungen ganz<br />

pragmatisch: „Das ist halt der Markt. Entweder<br />

man versteht ihn und macht das<br />

Beste daraus oder man versteht es nie.“<br />

Höppner jedenfalls versteht „Es“ und die<br />

Herausforderungen, die der Wandel mit<br />

sich bringt, jeden Tag aufs Neue für sich<br />

zu nutzen. Gussteile für Windkraftanlagen<br />

seien, bei geeignetem Seriencharakter,<br />

recht zügig herzustellen, erklärt der Gießerei-Ingenieur.<br />

Gussteile für den Maschinenbau<br />

hingegen seien da schon um einiges<br />

anspruchsvoller und zeitintensiver.<br />

Von der Zeichnung über die Machbarkeitsstudie<br />

bis hin zum verkaufsfähigen Produkt<br />

– viele Prozesse und Abläufe musste<br />

die Gießerei neu aufsetzen. „Es macht<br />

mich stolz zu sehen, wie gut alle Abteilungen<br />

zusammenarbeiten und wie enga<strong>gie</strong>rt<br />

die Mitarbeiter mitziehen. Die Anforderungen<br />

an ihre Arbeit, vor allem aufgrund<br />

der Dimensionsunterschiede<br />

innerhalb der angebotenen Produktpalette,<br />

haben sich ja schließlich auch verändert.“<br />

(Bild 3)<br />

Auch in Sachen Nachwuchsgewinnung<br />

sowie in der Ausbildung der Gießereimechaniker<br />

ist Höppner aktiv. Früher mehr<br />

als heute, sagt er, da er inzwischen personelle<br />

Unterstützung bekommen habe.<br />

An weiterführenden Schulen findet man<br />

ihn mittlerweile eher selten, aber wenn<br />

eine Schulklasse zu einer Betriebsbesichtigung<br />

anrückt, dann reißt Höppner die<br />

Jugendlichen mit seiner Begeisterung für<br />

die Gießerei jedes Mal mit, erzählt Gießereileiter<br />

Pierre Kirstein und lacht. Und<br />

hin und wieder kommt es vor, dass man<br />

Jörg Höppner anschließend bei einem<br />

Plausch mit einem der Lehrer vorfindet,<br />

die den Gießerei-Ingenieur noch aus seiner<br />

Schulzeit kennen. „Jörg Höppner hat<br />

die Fähigkeit, auf Menschen zuzugehen<br />

und sie mitzuziehen. Das schätze ich neben<br />

seinem Fachwissen und seinem lösungsorientierten<br />

Denken sehr an ihm“,<br />

betont Kirstein. Und auch der Umstand,<br />

dass der viel beschäftigte Gießerei-Ingenieur<br />

bekennender Pink-Floyd-Fan ist –<br />

„die guten alten Songs“ – kann beim Umgang<br />

gerade mit den älteren Kollegen, die<br />

mit dieser Musik groß geworden sind, sicherlich<br />

nicht schaden.<br />

Auf innovativen Wegen: Mehr als<br />

200 neue Gussteile in kürzester Zeit<br />

Stolz sind Jörg Höppner und Gießereileiter<br />

Pierre Kirstein auch auf eine weitere Tatsache:<br />

In diesem Jahr wurden bereits mehr<br />

als 200 komplett neue Gussteile gegossen<br />

– vom Leicht- bis zum Schwergewicht.<br />

„Stand heute bedeutet das quasi mehr als<br />

ein neues Gussteil pro Tag“, sagt Pierre<br />

Kirstein und Jörg Höppner ergänzt: „Bei<br />

jedem Teil müssen ja sämtliche Kausalketten<br />

erneut abgearbeitet werden. Das<br />

ist eine Herausforderung.“ Im Endeffekt<br />

laufe es meistens auf einen Kompromiss<br />

zwischen den technischen Möglichkeiten<br />

und dem Kostenrahmen hinaus. Hierbei<br />

kommt dem studierten Wirtschaftsingenieur<br />

immer wieder auch sein betriebswirtschaftliches<br />

Know-how zugute. Aber<br />

der bodenständige Jörg Höppner schätzt<br />

auch Herausforderungen der ganz anderen<br />

Art: die Restauration der Bockwindmühle<br />

im thüringischen Lumpzig beispielsweise.<br />

Die Windmühle aus dem Jahr 1732<br />

wurde bei einem Sturm Anfang 2018 stark<br />

beschädigt. Der Verein, der sich um die<br />

Bild 4: Die Gießerei wagt sich an immer<br />

neue und schwerere Gussteile heran.<br />

Über 100 Tonnen Flüssigeisen werden<br />

es in Kürze sein. Hier ist der Abguss des<br />

o.g. Maschinenbettes zu sehen.<br />

alte Windmühle kümmert, fragte bei der<br />

Gießerei an, ob die nicht einen neuen<br />

Gusswellenkopf für die beschädigte Mühle<br />

<strong>gie</strong>ßen könnte. Die Gießerei kann und<br />

nun ist Jörg Höppner mittendrin, das Windmühlen-Projekt<br />

gemeinsam mit seinem<br />

Ausbilderkollegen Manuel Mälzer in die<br />

Tat umzusetzen. Doch damit nicht genug:<br />

In der kommenden Woche steht ein weiteres<br />

Highlight an: Der Abguss des<br />

schwersten Gussteils, das die Gießerei<br />

jemals gegossen hat – über 100 Tonnen<br />

Flüssigeisen für ein Großgussteil (Bild 4).<br />

Eine logistische und organisatorische Herausforderung.<br />

„Hier wird es nie langweilig“,<br />

lacht Höppner und wirkt trotz seiner<br />

45 Jahre fast ein wenig lausbübisch. 22<br />

Jahre seien es noch bis zur Rente – Zeit<br />

genug, um in der Gießerei noch so einiges<br />

zu bewegen. Ob neue Produktionsausrichtungen,<br />

steigende Anforderungen an die<br />

Gussteile, verstärkter Arbeits- und Umweltschutz<br />

oder ein effizientes Ener<strong>gie</strong>management<br />

– an Aufgaben mangelt es<br />

jedenfalls nicht. Gut so, meint Höppner.<br />

www.meuselwitz-guss.de<br />

AAGM Aalener<br />

Gießereimaschinen GmbH<br />

Gewerbehof 28 · D-73441 Bopfingen<br />

Tel. + 49 (0) 73 62 / 95 60 37-0<br />

Fax. + 49 (0) 73 62 / 95 60 37-10<br />

E-Mail: info@aagm.de · Web: www.aagm.de<br />

Besuchen Sie uns auf der GIFA <strong>2019</strong> - Halle 12 - Stand A40<br />

GIESSEREI 106 <strong>02</strong>/<strong>2019</strong> 71


MEDIEN & BÜCHER<br />

Die Glocken<strong>gie</strong>ßer aus Sinn<br />

Pro7-Sendung Galileo porträtiert die Gießerei Rincker<br />

Haben auch Sie interessante Videos<br />

zum Thema Gießereitechnik im Internet<br />

gefunden? Senden Sie Ihre Videovorschläge<br />

an: redaktion@bdguss.de<br />

Noch ein letztes Mal abschlacken, dann startet der Abguss der Glocke. Ein Erlebnis, an dem in Sinn auch Priester und Nonnen teilnehmen.<br />

Moderator Abdallah präsentiert den Beruf<br />

des Glocken<strong>gie</strong>ßers in der Sendung Galileo.<br />

Christian Rincker führt mit einer Stirnkamera<br />

ausgestattet durch die Glocken<strong>gie</strong>ßerei.<br />

Der Guss ist gelungen – der Ton stimmt.<br />

Christian Rincker neben der fertigen Glocke.<br />

SCREENSHOTS: PRO 7<br />

Die Glocken<strong>gie</strong>ßer Rincker sind bereits<br />

seit 1590 bekannt. Ihr Handwerk ist eine<br />

Tradition, deren Anfang bis tief ins<br />

Mittelalter hinein reicht und auch heute<br />

noch u. a. im hessischen Sinn praktiziert<br />

wird. In der Sendung Galileo auf<br />

Pro7 stehen die fünf wichtigsten Arbeitsgegenstände<br />

eines Glocken<strong>gie</strong>ßers<br />

im Fokus – und mit ihnen der anspruchsvolle<br />

Gießereiprozess zur Herstellung<br />

der Musikinstrumente.<br />

Den Produktionsprozess einer Glocke<br />

präsentiert Christian Rincker, ausgebildeter<br />

Metall- und Glocken<strong>gie</strong>ßer und<br />

jüngster Vertreter des mindestens 14 Generationen<br />

alten Gießergeschlechts. Die<br />

Galileo-Redaktion stattet Rincker mit einer<br />

Stirnkamera aus und ist so ganz nah<br />

dabei, wenn z. B. die Form entsteht oder<br />

– aus heutiger Sicht kurios – ein Fichtenstamm<br />

zur Entgasung der Schmelze eingesetzt<br />

wird.<br />

Beim Abguss in Sinn sind Priester und Nonnen<br />

zugegen, die die Glocke weihen und<br />

den Abguss zu einem erhabenen Moment<br />

machen. 15 Minute ab<strong>gie</strong>ßen – zwei Wochen<br />

abkühlen. Danach ist noch das Auspacken,<br />

Bearbeiten und Stimmen des Instruments<br />

in dem 9-Minuten-Beitrag zu sehen.<br />

In den „heiligen“ Werkshallen in Sinn<br />

entstehen 40 Glocken pro Jahr.<br />

Um die Glocken<strong>gie</strong>ßerei Rincker geht es auch<br />

in einem Arti kel in der kommenden Ausgabe.<br />

QR-CODE/Link:<br />

Galileo-Sendung von<br />

Pro7 auf YouTube:<br />

https://bit.ly/2RUS3Qk<br />

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