BLATTWERK AUSGABE No.8 – September bis November 2018
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GEDENKEN<br />
Von Katharina Janoschka<br />
In diesem Jahr gab es viele Gedenkveranstaltungen, 100<br />
Jahre Republik Österreich, 80 Jahre Anschluss an Hitler-Deutschland,<br />
70 Jahre internationale Menschenrechte<br />
für die Republik und 25 Jahre Anerkennung der Roma als<br />
Volksgruppe, um nur einige zu nennen.<br />
Vor 80 Jahren gingen die Demokratie und Menschlichkeit<br />
in Österreich verloren, zehn Jahre später war es an der<br />
Zeit, die Menschenrechte international zu verankern. Der<br />
Schrecken des Nationalsozialismus saß noch tief in den<br />
Knochen.<br />
1993 wurden die Roma nach einem langen Kampf für<br />
Gleichberechtigung endlich als Volksgruppe anerkannt.<br />
Nur zwei Jahre später wurde diese, durch das rassistisch<br />
motivierte Bombenattentat von Oberwart, bei dem vier<br />
junge Roma ums Leben kamen, in Frage gestellt. Es vergingen<br />
wieder viele Jahre, bevor Roma diese Anerkennung<br />
nicht nur auf dem Papier, sondern auch in der Realität zu<br />
spüren bekamen. Es waren schwierige Jahre und einige<br />
liegen mit Sicherheit noch vor uns.<br />
Vor allem haben wir aber in diesem Jahr des dunkelsten<br />
Kapitels unserer Geschichte gedacht und der zahlreichen<br />
Menschen, die von den Nationalsozialisten verfolgt und<br />
ermordet wurden. Das ist gut, es zeigt, dass sich manche<br />
der Geschichte bewusst sind, im positiven wie auch im<br />
negativen Sinne. In diesem Jahr gab es aber auch Aussagen<br />
und Entscheidungen von PolitikerInnen und einem Teil der<br />
Gesellschaft, die an genau jene Zeit erinnern, derer Opfer<br />
wir heute gedenken.<br />
Ich lebe im nördlichen Burgenland, in einem Gebiet, in dem<br />
an jene Menschen, die dieselbe Abstammung haben wie<br />
ich und die aufgrund dieser verfolgt und ermordet wurden,<br />
kaum erinnert wird. Die Roma sind aus dem kollektiven<br />
Gedächtnis verschwunden, auch weil es hier kaum noch<br />
Romafamilien gibt. In vielen Ortschaften gab es Romasiedlungen.<br />
Sesshafte Roma, die Teil der Gesellschaft waren<br />
<strong>–</strong> und trotzdem weiß dies kaum jemand. Es gibt kaum<br />
Gedenkstätten, teilweise wurden die Roma lange aus den<br />
Chroniken verbannt. Es gibt Orte, in denen man sich, aus<br />
Angst vor rassistischen Schmierereien, immer noch nicht<br />
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