Doppelseiter Shri Tobi NR 16
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Neue Reihe <strong>16</strong>
Der Sinn jeder spirituellen Übung,<br />
ist ihr völliges Scheitern vor Gott.<br />
<strong>Tobi</strong>s Beiträge vom<br />
15. Januar 2019 bis 1. Februar 2019
SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />
Mich erstaunt derzeit, dass mir jeden Morgen<br />
wieder etwas einfällt.<br />
Meist gehe ich mit dem Gefühl ins Bett... „und nun<br />
ist endgültig alles gesagt“... und am Morgen fällt mir<br />
dann wieder was neues ein, was ich noch schnell hinzufüge...<br />
da es so noch nicht gesagt wurde.<br />
Manchmal ist mir das selbst peinlich. Eine Serie,<br />
die einerseits in mir immer wieder als „fertig“ deklariert<br />
wird, um andererseits am nächsten Morgen<br />
gleich nachgebessert zu werden.<br />
Immer fertig, doch nie am Ende?<br />
Ja, eigentlich ist jetzt alles gesagt. Jetzt. Und<br />
wie das so ist, jede Wahrheit hat ihr persönliches<br />
Verfallsdatum.<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />
Staubregen,<br />
kühlend zerplatzende Champagnerbläschen in<br />
meinem Gesicht,<br />
ein alles verschlingendes Grau - ist es Nacht, ist es<br />
Licht?<br />
Ein Vogel starrt aus dem Nicht ins Nicht.<br />
Der vertraute Ton von Sohle auf nassem Asphalt,<br />
die Beine tragen, ihr Schritt, der hallt.<br />
Ein Gehen um des Gehens Willen, ohne Zukunft,<br />
ohne Sicht.<br />
Ein Wetter um des Wetters Willen - Winter, dir dies<br />
Gedicht.<br />
* * *<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />
Könnte der Mensch wirklich in die Zukunft<br />
schauen, jenseits einer durch das Verständnis<br />
generierten Erwartung,<br />
würde allen Fußballfans plötzlich langweilig. Jeder<br />
kennt das Ergebnis schon vor dem Spiel.<br />
Wettbüros würden Pleite gehen... und es würden nur<br />
noch Straftaten verübt, die nicht aufgedeckt werden.<br />
Die Polizei wüsste schon vor Schichtbeginn, wen sie<br />
heute alles verhaftet - und wann.<br />
Und jeder wüsste sein genaues Todesdatum und die<br />
Umstände.<br />
Ich meine, dass es letztlich unmöglich ist, in die<br />
Zukunft zu schauen. Das Universum mag noch berechenbar<br />
sein, wo es den reinen Naturgesetzen gehorcht,<br />
doch bringt die Persönlichkeit, die sich so<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />
sehr ihrer Ratio erfreut, eine unberechenbar irrationale<br />
Komponente ins Geschehen, die die Wirkung der<br />
Naturkräfte mitbestimmt.<br />
Jedes Subjekt, jede subjektive Perspektive, die mit<br />
ihrem Körper im Geschehen interagiert, bringt ein unberechenbare<br />
Unbekannte in die Formel der Zukunft.<br />
Jeder Furz verfälscht den reinen Rechenweg...<br />
...und jedes Verständnis hat sich bisher noch verrechnet,<br />
ging es um die Zukunft. Natürlich gibt es einen<br />
Prognosehorizont, in dem Simulationen der Zukunft<br />
durchaus tauglich sind, wenn auch keine Garantie.<br />
Doch insgesamt ist das Leben viel zu komplex, als<br />
dass jemand Angst haben müsste, irgend jemand<br />
wüsste über die Zukunft.<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />
Die berechnet sich permanent selbst - und in dieser<br />
Rechnung ist jedes Atom eine Größe in dieser<br />
Interaktion... und jeder Furz, der einem Gehirn entweicht.<br />
Das soll mal jemand berechnen.<br />
* * *<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />
Wir können nicht in die Zukunft schauen, da es<br />
Zukunft und Vergangenheit nur im Verständnis<br />
gibt.<br />
Im Verständnis, das zur Erinnerung fähig ist, gibt<br />
es so etwas wie Raum und Zeit als Ordnungsprinzip<br />
dieses Ereignisses.<br />
Doch in der realen Welt, der Welt der Materie, gibt<br />
es keine Zukunft und keine Vergangenheit.<br />
Das, was wir als Verständnis in Vergangenheit,<br />
Gegenwart und Zukunft unterscheiden, ist real dasselbe<br />
in der absoluten Gegenwart seiner selbst (Hier):<br />
das Selbst.<br />
Die Welt verändert sich zwar, doch ist diese<br />
Veränderung für die Welt direkt nicht wahrnehm-<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />
bar. Alles bildet und bleibt real die Gesamtmasse des<br />
Hier.<br />
Erst durch das Verständnis ist Veränderung wahrnehmbar,<br />
warum? Durch die verschiedenen Formen<br />
des Gedächtnisses.<br />
Es speichert das Geschehen ab und vergleicht<br />
dann damit die Gegenwart. Doch existiert diese<br />
Vergangenheit nur als Erinnerung. Rein real, stofflich,<br />
gibt es nur die brodelnde Gegenwart... die Stille...<br />
...und ihr Rausch der Fülle ist über den Kunstkniff<br />
Gedächtnis sichtbar.<br />
Ramana: „Das Verständnis ist das Instrument des<br />
Selbst die Vielfalt zu erforschen“...<br />
...und das geht nicht ohne Persönlichkeit... und die<br />
Zukunft ist das Brodeln des Selbst in sich selbst...<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />
doch hat es immer nur eine wahre Gestalt: die, die<br />
gerade ist... und sie beinhaltet REAL alle Zukunft<br />
und alle Vergangenheit... aber nicht als Inhalt, sondern<br />
als das Wesen jedes Inhaltes...<br />
...das Selbst.<br />
* * *<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />
Ich mündet in - und ich bildet die Gesamtmasse des<br />
Selbst.<br />
Ich ist, relativ gesehen, so schwer wie dieses<br />
Universum, absolut gesehen, wiegt ich gar nichts...<br />
und wird hier „körperlich“ als „die Feder der Ewigkeit“<br />
„umschrieben“ ... einmal, weil sie alles „schreibt“<br />
(auch diesen Text, letztlich, egal über wie viele von<br />
sich selbst eingebildete Täterinstanzen, gg ) und eigentlich<br />
selbst im Wesen von aller Schöpfung „unbeschwert“<br />
bleibt.<br />
Der eigentliche Täter gleicht so einem Nichts, das<br />
unbeschwert seiner Taten vor sich hin schöpft und<br />
geht damit gleichzeitig in der Gesamtmasse der<br />
Schöpfung auf.<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />
Reiße ich dem Täter gleichsam alle Kleider vom<br />
Leibe, entflieht er, gg ), dann ins Nichts und war<br />
nicht mehr gesehen - nein, er fällt ins Alles und steckt<br />
in jedem Furz.<br />
Und nun darf man sich streiten, wem er gehört und<br />
nicht gehört, wer ihm gehorcht und wer nicht... alles<br />
der mysteriöse „Täter“, der im Menschen zum „Täter“<br />
wird, aber ansonsten Tat ist.<br />
Täter und Tat sind nicht verschieden.<br />
Wie in jeder Ehe, früher oder später, kommt es<br />
zur Scheidung, also der Entkleidung des Ich, bis der<br />
Partner weg ist... anders gesagt, bis ich sehe, dass es<br />
gar keinen Partner (wie erst gedacht) gibt.<br />
Dann, nach der Scheidungstragödie, gibt es die<br />
nächste Hochzeit. In der ist der Körper dann eigent-<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />
lich „alles“, auch wenn die natürlichen und sozialen<br />
Definitionsgrenzen weiter bestehen.<br />
Wenn mein Körper letztlich „alles“ ist, entspannt<br />
sich auch die Beziehung zu „Gewinn und Verlust“ -<br />
und Gewinn-Verlust-Rechnungen etwas... warum?<br />
Die Hälfte der Dramatik fällt weg.<br />
Der eine mag es bedauern, der andere darüber frohlocken,<br />
Ich ist und bleibt der Regent, aber im Wesen,<br />
aller relativen Knechtschaft zum Trotz, im Wesen<br />
auch immer du selbst.<br />
Es gibt nichts zu verlieren, nichts zu verpassen, aber<br />
auch keine Sicherheit als Mensch.<br />
Ich ist halt das,. was all die Zweiten (scheinbar<br />
Zweiten), die es erschafft, auch alle wieder frisst.<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />
Eine gefräßige Bestie wie auch eine sehr gebärfreudige<br />
Göttin.<br />
Ja, sie weiß um dich, um mich... denn „sie“ ist Ich.<br />
* * *<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />
Das Selbst, das ich im Wesen bin (du bist) ist<br />
ganz REAL jederzeit hier, wenn auch nicht<br />
als Gestalt und schaut durch diesen Körper in das<br />
Ereignis (in sich selbst).<br />
Und dieses Hier, aus dem du selbst (als das Selbst)<br />
schaust ist absolut, nicht Gegenstand relativer Orte in<br />
der Raumzeit, die der Körper vermittelt.<br />
Hier bis du immer außerhalb der Raumzeit, als das<br />
alle Raumzeit umfassende: die Ewigkeit. Das Selbst.<br />
Da ich unmittelbar hier schon immer die Ewigkeit<br />
bin, kann ich mich auch unmittelbar hier als die<br />
Ewigkeit... erkennen.<br />
Was sie ist, weiß ich nicht und dass sie ist, weiß sie<br />
selbst.<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />
Manche sagen ja, man hätte vom Erwachen persönlich<br />
nichts, und in gewisser Hinsicht stimmt<br />
das auch, andererseits für was Erwachen dann anstreben?<br />
Ich persönlich empfinde vom Erwachen einen sehr<br />
großen persönlichen Nutzen, da sich eine sehr intime<br />
Beziehung klärt, die zu mir selbst.<br />
Es geht da nicht primär um Nutzen im menschlichen<br />
Sinne. Es geht um persönlichen Nutzen. Wem nutzt<br />
es, wenn ich für mich die Identitätsfrage stelle? Mir<br />
selbst.<br />
Gerade die Fähigkeit, mich immer tiefer ins Leben<br />
entspannen zu können, persönlich, ist ein sehr große<br />
Wohltat - ganz persönlich.<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />
Eine entkrampftere Beziehung zu mir selbst ist eine<br />
große Wohltat - für wen? Mich selbst, als Mensch:<br />
ganz persönlich.<br />
Erwachen kann dem Menschen großen Segen geben,<br />
kann... muss nicht.<br />
Anders gesehen ist Erwachen auch das, was sich im<br />
Leben als einziges wirklich anzustreben lohnt...<br />
...das ist die andere Seite zu: man hat von Erwachen<br />
persönlich nichts.<br />
* * *<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />
In den höheren Formen des Yoga gibt es kein äußeres<br />
Programm mehr, da er nichts in der Gestalt<br />
mehr anstrebt.<br />
Ein äußeres Programm steht dem höheren Yoga<br />
eher im Wege, denn es bietet dem Verständnis eine<br />
Schlafmöglichkeit.<br />
Es gibt nur noch eine innere Haltung... die<br />
Aufmerksamkeit, die sich auf sich selbst richtet, und<br />
diese innere Haltung kann in jeder äußeren Haltung<br />
ausgeführt werden, auf dem Klo, im Kopfstand, beim<br />
Essen.<br />
Im Mittelpunkt steht also die „innere Yogastellung“<br />
- und ich lasse dann diese für das äußere Programm<br />
sorgen... anders gesagt: es sorgt um sich selbst.<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />
Das hängt halt dann auch davon ab, wie konsequent<br />
die „innere Haltung“ geübt wird...<br />
...das Programm passt sich an die innere Haltung<br />
an... ganz automatisch.<br />
* * *<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />
Es ist viele Jahre her, da verglich John Sherman<br />
einmal den „Glauben nur dieses Leben zu sein“<br />
(Trennungsgedanke oder „Ego“) mit einem Virus.<br />
Und so verhalten sich Gedanken im Grunde biologisch<br />
gesehen: wie Viren. Sie gibt es zwar, aber zum<br />
Leben erwachen sie nur in einem Wirt.<br />
Der Glaube, nur dieses Leben zu sein, hat mit dem<br />
geistigen Immunsystem der Persönlichkeit zu tun...<br />
es gibt ein körperliches und geistiges (Verständnis)<br />
Immunsystem.<br />
Auch der aufkommende Neonationalismus ist eine<br />
Reaktion des geistigen Immunsystems... zumindest<br />
führt dieser Vergleich vielleicht zu einem tieferen<br />
Verständnis über das sogenannte „Ego“. Warum<br />
kam es ins Leben? Vor was will es die Persönlichkeit<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />
schützen? Es gehört zum Immunsystem des<br />
Verständnisses. Dieses Immunsystem hat ja auch gewichtige<br />
Schutzfunktionen für die Persönlichkeit.<br />
Andererseits kann es sich auch verrennen, als<br />
Autoimmunreaktion.<br />
Vielleicht ist der Trennungsgedanke, seine<br />
Funktion, Notwenigkeit - und seine „Erkrankung“<br />
(Autoimmunreaktion), wo er sich dann mehr eher gegen<br />
die Persönlichkeit richtet, als sie unterstützt, einfach<br />
nicht richtig erforscht.<br />
Das ist jetzt fast ein Sakrileg, wenn ich schreibe,<br />
dass ich nicht ausschließe, dass es eines Tages eine<br />
Pille gibt, die Erwachen unterstützt... auf der körperlichen<br />
Ebene. Über das körperliche Immunsystem<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />
das geistige mit neu konfiguriert. Und das Erwachen<br />
unterstützt.<br />
Daher erscheint mir derzeit alles interessant, was<br />
das körperliche Immunsystem modifiziert, dazu<br />
gehört Fasten, D3, Sport... vielleicht gibt es einen<br />
Ansatzpunkt auf der körperlichen Ebene. Geist und<br />
Körper sind ja nicht getrennt.<br />
* * *<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />
Für mich spricht vieles dafür, dass Atman Vichara<br />
auch auf den Körper wirkt.<br />
Wäre das Thema mehr im Mainstream, könnte ich<br />
mir zum Beispiel eine Reihenuntersuchung vorstellen,<br />
in der über z.B. 2 Jahre beobachtet wird, was sich<br />
bei extremen „Atman Vichara“- Gaben messbar im<br />
Körper verändert.<br />
Und über diese, sofern es sie gibt, messbaren<br />
Veränderung in der Körperchemie, könnte man<br />
vielleicht eine „Wunderpille“ entwickeln, die diese<br />
Richtung der Veränderung unterstützt.<br />
„<strong>Shri</strong> <strong>Tobi</strong>s Erwachenspille“ ... damit ich als weiterer<br />
Kurpfuscher in die Geschichte der Menschheit eingehen<br />
kann - den Teil, über den man lieber schweigt.<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />
Ich fand die Erkenntnis der alles umfassenden Natur<br />
des Ich persönlich als recht hilfreich. Ein Großteil<br />
aller Diskussionen wird dadurch im Wesen überflüssig:<br />
der ganze „entweder - oder“-Kram: Mülleimer.<br />
Der ganze „innen - außen“-Kram: Mülleimer. Der<br />
ganze „richtig - falsch“-Kram: Mülleimer...<br />
...ja, alle Aussage, die das Selbst auf etwas beschränken<br />
oder als etwas festes definieren will, fällt in den<br />
Mülleimer des alles umfassenden Ich.<br />
Wer Ich in einer Gestalt oder einer Aussage greifen<br />
will, greift nach einem Schatten im Ich, während<br />
Ich über allem als allumfassendes Licht<br />
still und klar scheint - unberührt aller relativen<br />
Ausdrucksformen:<br />
Ich bin.<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />
Alle Stimmen, die Ich greifen oder fassen wollen,<br />
in seiner Natur, sind im Wesen hilfloses<br />
Gestammel im Lichte des Ich.<br />
Atman Vichara ist so, die Aufmerksamkeit vom<br />
„Gestammel über das Ich“ auf das Licht selbst zu lenken:<br />
Ich.<br />
Das, worum das ganze Gestammel, auch meines<br />
kreist und vergreist.<br />
Ich ist immer hier, mit und ohne Stammler, mit und<br />
ohne Stammelgemeinde. Und um die Hilflosigkeit<br />
des Gestammels zu sehen, muss ich halt das anschauen,<br />
über das gestammelt wird: Ich.<br />
Und Ich ist immer hier, immer... und Gestammel<br />
kommt und geht in seinem/meinem/deinem Licht.<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />
Schon die letzten drei Jahre verändert sich in mir<br />
alles so schnell, dass ich gar nicht dazukomme,<br />
das Konzept einer möglichen „Lehre“ zu vollenden,<br />
da das Konzept in der Regel schneller stirbt, als es<br />
zur Reife gelangt.<br />
Es ist für Konzepte zu schnell, derzeit.<br />
In mir dominiert nur noch eine Fähigkeit. Für mich<br />
alles in der Luft zu zerreißen. Eigentlich bin ich - so<br />
ganz für mich - ein Monster.<br />
Ein bösartiges Monster, das die Startseite durchgeht,<br />
alles zerreißt, was an Weisheiten dargeboten wird,<br />
sich genüsslich an seinem Blutbad weidet...<br />
...Ab und zu kommt etwas von Ramana oder<br />
Nisargadatta... mit dem ich in Resonanz trete, meinen<br />
gedanklichen Lippen ein „ja“ entlockt. Doch an-<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />
sonsten, so ganz für mich, sind alle Konzepte und<br />
Weisheiten, leider auch die meisten meiner eigenen,<br />
ein Fraß des gefräßigen Monsters des Nichtwissen<br />
geworden.<br />
Ein Licht, das einerseits alles vernichtet, den<br />
Wahnsinn hinter all den sogenannten Weisheiten zeigt,<br />
andererseits auch alles behütet, trägt und nährt.<br />
Und dann fühle ich mich wie ein Spielverderber, ein<br />
Grüsel... daher behalte ich diese Seite an mir lieber<br />
für mich.<br />
Und die ist zu einem gefräßigen Monster geworden,<br />
das sich im Blutbad geköpfter Wahrheiten und<br />
Weisheiten suhlt... .<br />
Doch ruht es sanft in mir, ein böser Hund, der alles<br />
beißt, nicht einmal vorher bellt... einschliesslich mich<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />
selbst als „Weisheitsverkünder“ - und dann noch auslacht.<br />
* * *<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />
Advaita ist im Grunde<br />
die Wissenschaft über das Ich.<br />
Um mich im Gestrüpp von Konzepten über Ich<br />
zu bewegen, muss ich selbst lernen, das zu sehen,<br />
Ich, um das diese Philosophie kreist.<br />
Was nutzt mir ein Atommodell, kann ich die Materie<br />
nicht identifizieren, weiß also gar nicht, worauf sich<br />
das Modell eigentlich bezieht?<br />
Wie ich gelernt habe, Materie als Materie zu identifizieren,<br />
so muss ich im Grunde erst einmal „Ich“<br />
identifizieren, um als Verständnis das sehen (erkennen)<br />
zu können, was in dieser Philosophie mit Ich<br />
gemeint ist.<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />
Ist Ich im Westen persönlich definiert, definiert der<br />
Advaita Ich in seinem die ganze Wirklichkeit umschließenden<br />
und sie seienden Aspekt. Als das kosmische<br />
Ich, das sich im Menschen als Selbstdefinition<br />
begrenzt.<br />
Diese Begrenzung hat sozial und individuell ihren<br />
Sinn, doch ist sie nicht absolut. Sie ist die relative<br />
Definition einer Ich-Verkörperung in einer relativen<br />
Selbstbeziehung.<br />
Der Advaita spricht nicht von einem anderen Ich, er<br />
spricht vom selben Ich, mit dem jeder über sich - und<br />
damit Ich - spricht: „Ich“.<br />
Dieses „Ich“ ist das Thema... was ist es? Der Advaita<br />
bietet Erklärungen zu Ich, die allesamt nichts anderes<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />
versuchen, als auf die ungetrennte Natur des Ich hinzuweisen...<br />
...wer Ich fühlt, empfindet, ist Ich - und hat im Ich<br />
jederzeit die Möglichkeit, sich auf Ich (sich selbst) zu<br />
besinnen.<br />
Auch wenn das persönliche Ich letztlich Nichts ist,<br />
nichts für sich alleine, ist Ich, bin Ich, im kosmischen<br />
Ich alles.<br />
Und das ist der natürliche Zustand... jenseits jeglicher<br />
künstlichen (also relativen) Abgrenzung...<br />
...Ein Ich, das sie alle ist, nährt, gebiert, tötet, im<br />
Kreis herum schickt, sie selber ist, sich in jedem selbst<br />
ist, gleichzeitig wirklich keiner ist - und worin was<br />
ist zur absoluten Wahrheit wird, ohne mehr als relativ<br />
wahr zu sein...<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />
...manche machen beim Nichts eine Grenze, doch ist<br />
es größer als die Raumzeit...<br />
...das Nichts ist so heimtückisch wie die Weite des<br />
Weltalls. Niemand weiß, was sich in seinen Tiefen alles<br />
verbirgt.<br />
Und wer sich im Nichts in Sicherheit wähnt, der<br />
Gestalt entkommen... dem schickt Maya, die Göttin<br />
der Täuschung, schon in dieser Überzeugung ihren<br />
Schleier hinterher.<br />
Denn wir sind ihre Schleier, wir sind sie selbst - und<br />
wie auch immer dieses Universum gewirkt ist, es hat<br />
eine einzige Ursache: Ich.<br />
Ein mirakulöser Same ohne greifbare Herkunft, ein<br />
mirakulöser Kern meiner selbst, ohne wahre Heimat<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />
in einem bestimmten Ereignis - und doch ist alles<br />
meine Heimat, alles Ich.<br />
Ich, erwache zu dir selbst. Nicht der Geträumte, das<br />
Instrument, du, Ich... erwache. Nicht die Schöpfung,<br />
der Traum: Ich erwache.<br />
Ja, Ich, der Ich nicht weiß, was Ich bin.<br />
Wie kann ich dann zu mir erwachen?<br />
In dem, in dem ich das alles überstrahlende Ich bin,<br />
das in jeder Erscheinung gleich ist.<br />
Und das im Nichtwissen seiner relativen Größe unmittelbar<br />
sich selbst ist, anwesend ist und der erste<br />
und letzte Zeuge ist.<br />
Ein Zeuge für alles, was auch immer geschehen mag,<br />
der immer hier ist, nur scheinbar (an Inhalte geknüpft)<br />
kommt und geht.<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />
Ein Ich, das substanzieller als als Erscheinung ist,<br />
aber als Körper nicht greifbar, da er kein wahres<br />
Gegenüber kennt.<br />
Das Ich, das ewig ist, und in der Vernichtung aller<br />
Ideen sich selbst als das kennt, was „ewig“ ist...<br />
...Das Ich, ohne das nichts ist... und das „weniger“<br />
und „mehr“ als nichts ist.<br />
Bevor nichts war, bin/war/ist Ich.<br />
Kann etwas weniger sein als nichts?<br />
Sein Zeuge.<br />
ICH<br />
* * *<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />
Als ich heute mit meinem Bruder sprach, sagte<br />
er in einem Nebensatz, „die Gesamtenergie im<br />
Universum ist ja Null... angeblich“, und ich stutzte.<br />
Das ist die naturwissenschaftliche Sicht: Die<br />
Gesamtenergie ist Null... also zählt man alles zusammen...<br />
und wir haben dasselbe Problem wie mit dem<br />
Selbst: im Wesen, also gesamthaft gesehen, scheint<br />
es/ ist es „nichts“ zu sein: null, nada, niente.<br />
Das liegt daran, dass unser Verständnis nicht vor die<br />
Schöpfung der Energie schauen kann. Schon sie gibt<br />
es nur „relativ wirklich“. Und was das ist, aus dem die<br />
Energie hervorgeht, kann Verständnis nicht sehen.<br />
Da ist zwar etwas, sogar klar und deutlich, als das<br />
Fundament persönlicher Existenz, aber es fällt durch<br />
alle Filter des Verständnisses.<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />
Das Verständnis kann Raumzeit filtern, örtliche<br />
und räumliche Beziehungen, aber es kann das nicht<br />
filtern, herausfiltern, was gar kein Gegenstand der<br />
Raumzeit ist.<br />
Worauf aber andererseits die Raumzeit ruht, besser<br />
gesagt: in das sie eingebettet ist:<br />
Das Hier, die Ewigkeit.<br />
der „Urfisch“, den das Verständnis nicht greifen<br />
kann... als etwas... doch erkennen kann, als das eigene<br />
Sein.<br />
* * *<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />
Unsere Herkunft ist so rätselhaft, dass ich für mich<br />
keine erfüllendere Tätigkeit als die Betrachtung<br />
meiner Herkunft vorstellen kann.<br />
Natürlich macht alles andere auch Spaß,<br />
Versteinerungen, Kräuter, die Natur, doch ist letztlich<br />
alles von einer völligen Unbekannten regiert: wir<br />
selbst.<br />
Und alleine diesen Glanz des Geheimnisses zu sehen,<br />
was das Leben ist, ist befriedigend... es ist so<br />
offen, so weit, so anders als die beklemmende Enge,<br />
die menschliche Vorstellung gerne ausmalt.<br />
Es ist der Mensch, der sich selbst diese Käfige konstruiert,<br />
die Käfige der Weltanschauung und dann<br />
meint: so ist die Welt... und vergisst, dass es seine<br />
Vorstellung über die Welt ist.<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />
Und so macht sich der Mensch zum Knecht seiner<br />
Vorstellungen. Und in der Weite des Alls lässt man<br />
ihn machen, wozu es ihn treibt... schüttelt vielleicht<br />
den Kopf, auf welchen Wahnespfaden er gerade wieder<br />
in den heiligen Krieg zieht.<br />
Hoch auf dem Ross der edle Ritter des Wahnsinns.<br />
Und die eigene Vorstellung kann ich an der Welt<br />
hinterfragen. Im „Was ist das?“ (Objekt) und im „Wer<br />
bin ich?“ (Subjekt).<br />
Beide Fragen stoßen an dieselbe Grenze: die<br />
Raumzeit. Und beide Fragen sind in der Raumzeit<br />
nicht abschließend beantwortbar. So lange es Zukunft<br />
gibt, gibt es ein permanentes Update auf jede Antwort...<br />
außer einer.<br />
Und die ist nicht in der Raumzeit.<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />
Für mich ist die Natur die Urgewalt der Ästhetik.<br />
Sie ist ein buntes Spiel und jeden Augenblick<br />
rücksichtslos verschwenderisch.<br />
Alles ein Rausch aus Farben, Formen, Gerüchen,<br />
Tönen... eine permanent fließende Symphonie mit<br />
langsam wechselnden Grundtönen und spielerischleicht<br />
dahin fließenden Obertönen, völlig unverbindlich,<br />
nichts erwartend, nur für sich.<br />
Jeder Augenblick enthält mehr, als ich künstlerisch<br />
jemals aufarbeiten könnte. Und das macht den<br />
Künstler in mir immer wieder sprachlos. Da gibt es<br />
nichts zu verbessern, zumindest von mir nicht, gg<br />
Diese Liebe zum Detail, das bis zu den Up- und<br />
Down-Quarks reicht, der Ebene, auf der die Materie<br />
fast nur noch aus Bindungsenergie besteht. Sie ist ja<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />
nicht nur so gut wie nichts, zum größten Teil ist sie<br />
dann auch nur noch Bindungsenergie.<br />
Alles wiederholt sich, einerseits, wie im Rythmus<br />
einer Musik, und trotzdem ist immer alles anders...<br />
nichts gleich. Die Natur würde niemals zwei gleiche<br />
Autos bauen, zwei gleiche Bäume wachsen lassen...<br />
nicht einmal zwei wirklich gleiche Kieselsteine werden<br />
sich finden lassen.<br />
Sie verschwendet sich bis in jedes Detail als für sich<br />
vollständiges Kunstwerk.<br />
Das kann kein Mensch erfinden, das kann er nicht<br />
einmal kopieren. Da steckt ein ästhetisches Feingefühl<br />
in der Balance der Naturkräfte, das mich immer wieder<br />
sprachlos macht, auch darin, wie Dinge kombiniert<br />
werden.<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />
Solche Raffinessen würden mir schon gar nicht einfallen,<br />
aber sie fallen mir auf - und dann sehe ich halt,<br />
wer hier der Meister ist: die Natur.<br />
* * *<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />
Jedes Leben ist ein Gesang<br />
des Selbst über sich selbst.<br />
Das Leben ist so einerseits ein vollständiger<br />
Gesang in sich selbst, in einem völligen individuellen<br />
Gleichgewicht der „Töne“, andererseits immer<br />
auch eine Stimme an einem größeren Gesang, denn<br />
die Gesänge des Selbst sind ineinander verwoben.<br />
Das Selbst singt nicht nur einen Gesang über sich<br />
selbst. Er ist die Ewigkeit und singt unzählige Gesänge,<br />
die sich aus dem Grundraunen erheben und verweben.<br />
Dieses Spektakel ist in meinen Augen noch viel, viel<br />
größer - und in sich undurchschaubarer, als es Buddha<br />
mit seinen Superlativen zu umschreiben versuchte.<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />
Es ist für uns schlichtweg unmöglich, die Größe<br />
abzuschätzen, noch verbindliche Antworten auf die<br />
Frage nach einer Motivation zu haben.<br />
Wir sind die „Erfindung“ eines Erfinders, der<br />
wir im Wesen selbst sind... doch in der Schöpfung<br />
ist Persönlichkeit fragmentiert, schon durch die<br />
Milliarden Jahre alte Kette der Vorfahren.<br />
Schon allein der Gedanke, dass man selbst als<br />
Mensch nur ist, weil alle Vorfahren Nachkommen<br />
hatten... was für ein Wunder ist das?<br />
Wie auch immer, ich stehe vor einem völligen Rätsel,<br />
was das hier - und warum? (Sofern es so etwas wie<br />
ein warum gibt? Wer weiß?) Ja, warum... die Frage<br />
nach der Schöpfung selbst...<br />
...und sie ist völlig offen.<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />
Das „Ego“ ist zwar im spirituellen Umfeld ein beliebtes<br />
Thema, das gerne mit sehr viel Akrobatik<br />
angegangen wird, doch die traurige Tatsache (oder erfreuliche,<br />
je nach Perspektive) ist halt ganz einfach:<br />
es gibt kein Ego.<br />
Natürlich darf und kann ich an das kleine<br />
Schlossgespenst glauben, es bekämpfen, es jagen...<br />
doch es bleibt ein reines Hirnkino. Warum?<br />
Um ein Ego zu bekämpfen, muss ich es erst einmal<br />
erschaffen, als virtuelles Gedanken-Gegenüber-<br />
Wesen meiner selbst.<br />
Wer einerseits sagt: „nichts ist getrennt“ und andererseits<br />
an die Wirklichkeit/ wahre Existenz des Ego<br />
glaubt, hat „nichts ist getrennt“ nicht verstanden.<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />
„Nichts ist getrennt“ heißt schlicht und einfach auf<br />
die Ego-Diskussion übersetzt: „es gibt kein Ego.“<br />
Für was mich an etwas aufhalten, was es real nicht<br />
gibt? Und im Hirn, da kann ich so viel Fürze pflegen,<br />
wie mir beliebt. Doch macht es Sinn, überflüssige<br />
Fürze zu pflegen... und dann noch womöglich unter<br />
der eigenen Einbildung eines „Ego“ zu leiden?<br />
Wer sein Ego bekämpft, kämpft nur mit einem überflüssigen<br />
Spiegelbild seiner selbst. Einem Glauben an<br />
Trennung... ein Glaube an eine Trennung, die es nie<br />
gab, nicht gibt, nie geben wird...<br />
...als als Hirnfurz.<br />
* * *<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />
Nur weil ich Bewusstsein bin,kann ich auf der<br />
Tastatur schreiben, denn im ganzen Universum<br />
gibt es nur Bewusstsein als Täter.<br />
Es ist auch Bewusstsein, das sich als Persönlichkeit<br />
(in seiner Tat) interpretiert.<br />
Niemand und nichts auf der Erde hätte als getrennte<br />
Instanz überhaupt nur die Macht, den kleinen Finger<br />
zu rühren oder einen Furz zu lassen...<br />
...so groß ist die Macht des Bewusstsein und so klein<br />
die des sich getrennt Wähnenden, denn „sie/er“ wähnt<br />
sich nur getrennt.<br />
Im Wesen ist sie/er aber ein Arm des Bewusstsein,<br />
einer der unzähligen Köpfe Krishnas.<br />
Der Mensch wähnt sich gerne als einen dieser Köpfe<br />
und übersieht „seinen“ wahren Leib: das Universum.<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />
Politisch gesehen führt meiner derzeitigen<br />
Ansicht nach, wenig um die „Reform“ des<br />
„Trennungsglaubens“ herum.<br />
Politisch gesehen kam auch Ramana so eigentlich<br />
zur richtigen Zeit, auch mit den „richtigen“ Folgen,<br />
egal wie fragwürdig die sich teilweise relativ darstellen<br />
mögen.<br />
Das ist eher nebensächlich. Das eigentlich „Projekt“,<br />
sofern man überhaupt eines sehen will, ist die<br />
Überwindung des Trennungsglaubens. Religiös gesehen<br />
die Überwindung der Vorstellung, dass es neben<br />
Gott überhaupt noch eine Instanz gäbe: wer glaubt,<br />
dass es noch etwas neben Gott gäbe, hat nicht verstanden,<br />
was Allmacht Gottes ist.<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />
In der Allmacht existiert keine zweite Machtinstanz.<br />
Alles Handeln und Denken, und was auch immer geschehen<br />
mag... Allmacht Gottes.<br />
Der Trennungsgedanke mag evolutionär seine<br />
Berechtigung haben, hat und hatte er sicher, sonst<br />
wäre er nicht entstanden...<br />
...doch für alles, was kam, ist es auch irgendwann<br />
wieder Zeit, zu gehen, gerade brauchen wir eine<br />
grundsätzlich soziale Reform.<br />
Und jeder sinnvollen Reform steht die eingebildete<br />
Trennung von Gott, dem Selbst... im Wege.<br />
Ramana, den ich ja schon als meinen Guru betrachte<br />
(auch wenn das etwas anmaßend ist, ich kannte ihn<br />
ja persönlich nicht, womöglich hätte er mich gleich<br />
rausgeschmissen ) erzählte diese schöne Geschichte<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />
von einem Tempel, an dem die in Stein gemeißelten<br />
Figuren das Dach zu tragen schienen, bildlich... doch<br />
letztlich trägt der Stein sich einfach selbst...<br />
...doch letztlich trägt sich das Leben einfach<br />
selbst...<br />
...und letztlich trägt das Leben (der Stein) vollständig<br />
dich/sich selbst, egal wie das bildlich erscheinen<br />
mag.<br />
Den aus Stein gemeißelten Figuren kann ein Stöhnen<br />
ins Gesicht gemeißelt sein, als müssten sie die Last<br />
des Daches tragen. Doch es trägt nicht die Grimasse,<br />
die stöhnt, sondern das, aus dem sie besteht:<br />
Bewusstsein.<br />
* * *<br />
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Irgendwie macht mir das Thema „Programm“ gerade<br />
ziemlich Freude, einfach einmal ausprobieren...<br />
und das weiterverfolgen, was mich anspricht.<br />
Natürlich kann ein Rahmenprogramm die Vichara<br />
unterstüzen, aber es muss eben in eine freudige innere<br />
Fastenhaltung führen und muss dabei zwar pieken,<br />
aber sollte nicht zur Qual werden.<br />
Das Ziel ist ja, dass sich das Geist-Körper-System<br />
einfach beruhigt und dadurch die Selbstbesinnung<br />
kraftvoller möglich ist.<br />
Die Frage ist also, was könnte die Selbstbesinnung<br />
unterstützen? An solchen Programmen arbeiteten ja<br />
alle Klöster der Vergangenheit, egal welcher Tradition,<br />
schon immer.<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />
Und jedes Fasten kommt erst einmal in seine<br />
„Entzugsphase“, die durchlebt werden muss, um in<br />
die heitere Stillephase zu tauchen, die dann für die<br />
Besinnung genutzt werden kann.<br />
Zu solch einem Programm gehört natürlich auch<br />
eine asketische Hütte, eine Fastenhütte, in der man<br />
diese Entzugsphase durchleiden kann: kein Internet,<br />
kein smartphone, keine Bücher, kein Essen, nur Tee<br />
(den man sich in der Hütte auf einem kleinen Ofen<br />
kochen muss - und zum Waschen kaltes Wasser aus<br />
dem Brunnen.<br />
Also so richtig asketisch... und ab und zu darf man<br />
eine Frage stellen... 2 Stück am Tag... sonst muss man<br />
schweigen...<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />
...Aber das sind sicher noch nicht alle Punkte, die<br />
mir zu meinem Horrorprogramm einfallen werden.<br />
* * *<br />
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Loslassen<br />
In einem seiner Gesänge singt Milarepa: „ich entspanne<br />
und löse mich und gelange in das Reich<br />
des Selbst.“<br />
Salopper gesagt: „ich lasse los und bin weg.“<br />
„Ich entspanne und löse mich...“ - im Lösen lässt<br />
Milarepa sich selber los... sich selbst in all seinem<br />
Bemühen, auch dem Loslassen. Wenn ich versuche,<br />
loszulassen, halt ich im Wunsch des Loslassens an<br />
mir fest... und stehe mir dabei im Loslassen selbst<br />
auf dem Fuß.<br />
Wie soll ich nun loslassen, wenn ich in jedem Versuch<br />
loszulassen mich eigentlich festhalte?<br />
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Ich richte meine Aufmerksamkeit von der<br />
Persönlichkeit weg. entweder nach „außen“, auf<br />
ein Objekt, oder nach „innen“, ins Hier oder „reine<br />
Bewusstsein“.<br />
Wer mit dem Blick nach „innen“ Probleme hat,<br />
dem hilft ein Objekt weiter (der tiefere Sinn aller<br />
Heiligenfiguren), also der Blick nach außen.<br />
Ich schaue auf das Objekt und ziehe meine<br />
Aufmerksamkeit immer wieder vom Denken auf das<br />
Objekt. Das Denken wird die Aufmerksamkeit immer<br />
wieder unmerklich einfangen, was heißt, die<br />
Übung ist erst einmal nicht mehr, als immer wieder<br />
Aufmerksamkeit vom Denken zum Objekt zu richten.<br />
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Ich kann zwar nicht aktiv loslassen, obwohl alle<br />
Entspannungsübung loslassen unterstützt, doch<br />
kann ich meine Aufmerksamkeit vom Denken aufs<br />
Selbst richten (und das tue ich auch, starre ich ein<br />
Objekt an, das sinnliche Objekt, nicht die gedankliche<br />
Interpretations- und Geschichte- um- das Objekt<br />
-webende -Denken... nein, nur das stille Objekt, so<br />
wie es in Form und Farbe vor den Körpersinnen steht<br />
(außen).<br />
Dazu relativ „innen“ ist der Persönlichkeitsprozess<br />
und noch weiter innen ist die „Leere“ (Hier, Selbst,<br />
Nichts).<br />
Ob ich es nun weiß, oder nicht, schaue ich nach außen<br />
- in die Stille der Materie - oder schaue ich nach<br />
innen - in die Stille - ich schaue im Wesen in dieselbe<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />
Richtung, nur dass noch die Objekte (materielle Welt)<br />
zu sehen sind.<br />
Das liegt daran, dass es im Selbst kein absolutes (also<br />
„wirkliches“) Innen und Außen gibt. Innen und Außen<br />
sind relative Richtungen, die für die Aufmerksamkeit<br />
absolut nicht existieren.<br />
Aufmerksamkeit ist im Wesen eher ein Stern, der<br />
nach allen Richtungen strahlt - und da es keine wirklichen<br />
Richtungen gibt, auf dieser Ebene, strahlt er<br />
mit seinem Licht immer sich selber an.<br />
Da es hier noch keine Raumzeit gibt, gibt es für das<br />
Selbst weder wahre Distanzen noch wahre Größen,<br />
nicht einmal ein strahlender Stern: nur Licht, Licht,<br />
Licht, das unmittelbar sich selbst reflektiert und darin<br />
wahrnimmt.<br />
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Außerhalb der Raumzeit ist in unserem Sinne gar<br />
nichts mehr wahr... außer dem Licht der Ewigkeit, das<br />
sich uns zeigt und entzieht und lockt und verzagen<br />
lässt und probieren lässt,<br />
und unser Problem ist, dass uns etwas bestimmt, was<br />
wir im Wesen sind, das sich nicht in der Raumzeit greifen<br />
lässt. Ihr Netz ist zu grobmaschig und zu kleinmaschig,<br />
denn das Selbst hat keine wahre Größe.<br />
Und ohne eine einzige wahre Größe zu haben ist es<br />
größer als alles, was ich mir vorstellen könnte... doch<br />
reicht eine unendliche Raumzeit nicht, um das Selbst<br />
zu beschreiben.<br />
Die Limitation der Raumzeit selbst, und gäbe es unendlich<br />
viel davon, macht es der Raumzeit unmöglich,<br />
die vollständige Geschichte zu erzählen.<br />
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Ich persönlich kann mir dieses Universum nur erklären,<br />
wenn ich Abzweige in der Raumzeit bilde,<br />
was nichts anderes heißt, als dass unsere Raumzeit<br />
eine virtuelle Unterebene zu einer weiteren Raumzeit<br />
ist.<br />
Wie wenn die Ewigkeit von sich selbst Samen bilden<br />
könnte. Unser Universum wäre so nur eine von unzähligen<br />
Raumzeitblasen, die auch hierarchisch gegliedert<br />
sind (virtuelle Unterebenen).<br />
Doch ist letztlich nichts wahrer als das Nichts, das<br />
immer als du selbst anwesend ist, in allem sich selbst<br />
ist und das Selbst ist.<br />
Nicht, weil es so gesagt wird, sondern weil es bei der<br />
Suche als einziges übrig bleibt...<br />
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...und das, was übrig bleibt, muss wirklicher als die<br />
Form sein - es muss immer wirklich sein - also auch<br />
genau jetzt.<br />
Was jetzt, unabhängig aller Form, wirklich ist,<br />
ist auch das, was immer wirklich ist... denn in der<br />
Ewigkeit gibt es keine wahren Größen, keine wahren<br />
Distanzen, auch nicht (und deshalb gerade nicht) zu<br />
dir selbst.<br />
Du bist das, was du schon immer bist, dort, wo<br />
du schon immer bist: hier.<br />
* * *<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />
Ich bin mir unschlüssig,wie ich das spirituelle<br />
Thema weiter betreiben will, denn im Grunde gibt<br />
es ja nicht den geringsten Unterschied zwischen der<br />
„spirituellen Welt“ und der Welt, in der wir ganz gewohnt<br />
leben.<br />
Das Verständnis unterscheidet zwischen „profan“<br />
und „spirituell“ auf der Ebene von Bildern über diese<br />
Welt, doch egal, wie dieses Bild aussehen mag, es<br />
kreist immer um diese Welt, um dieses Ereignis.<br />
Diese Welt, und damit wir selbst, sind das Rätsel,<br />
um das alle Erklärungsversuche kreisen, ob nun „profan“<br />
oder „spirituell“...<br />
...hier spielt die Musik, immer genau hier, und hier<br />
entfaltet sich das Mysterium, das nur durch das<br />
Verständnis „klein geglaubt“ ist.<br />
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Das Verständnis leidet unter dem eigenen Selbstbild.<br />
Daher ist das Selbstbild der erste und einfachste<br />
Schritt zu einer neuen Begegnung mit dem Leben,<br />
jenseits aller festen Konzepte, jenseits allen Vorgaben,<br />
jenseits von Wollen und Nichtwollen, als Ausdruck<br />
des Flusses des Lebens.<br />
Wenn ich das Gefühl habe, etwas interessantes zum<br />
Thema mitteilen zu können, werde ich das tun... ansonsten<br />
kann man auch fragen. Nur, ob ich dann antworte,<br />
lasse ich mal offen.<br />
* * *<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />
Alles ist Illusion...<br />
...ist leicht gesagt, doch ich sollte bedenken, dass ich<br />
immer über mich spreche.<br />
Über einen anderen Menschen kann ich nur als mein<br />
Bild, das offen sein mag (oder nicht) sprechen - als<br />
den Teil in mir, der sich in ihm wiedererkennt.<br />
Und natürlich sind im blanken Selbst alle nichts und<br />
alles nichts, doch der, der bleibt, ist genau gleich... ich<br />
bin das sogenannte Nichts.<br />
So ist Schöpfung im Angesicht des alles umfassenden<br />
Kernes immer nur relativ wahr - sie ist so<br />
wahr, wie ihr Beobachter. Sie bedingen einander.<br />
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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />
Damit eine menschliche Persönlichkeit sein kann,<br />
braucht sie einen Hintergrund so groß wie dieses<br />
Universum.<br />
Das ist Schöpfung. Sie als Illusion abzutun, kann<br />
ich, doch mag ich hier bedenken, dass ich als Mensch<br />
vollkommen in ihrer Macht stehe und sie mein persönliches<br />
Schicksal bestimmt.<br />
So ist sie für den Menschen seine relative Wirklichkeit,<br />
der ich persönlich lieber in Demut als in Abwertung<br />
(ist nur Illusion) begegne, denn damit tue ich mir als<br />
Mensch keinen Gefallen...<br />
...* * *<br />
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