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Doppelseiter Shri Tobi NR 16

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Neue Reihe <strong>16</strong>


Der Sinn jeder spirituellen Übung,<br />

ist ihr völliges Scheitern vor Gott.<br />

<strong>Tobi</strong>s Beiträge vom<br />

15. Januar 2019 bis 1. Februar 2019


SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />

Mich erstaunt derzeit, dass mir jeden Morgen<br />

wieder etwas einfällt.<br />

Meist gehe ich mit dem Gefühl ins Bett... „und nun<br />

ist endgültig alles gesagt“... und am Morgen fällt mir<br />

dann wieder was neues ein, was ich noch schnell hinzufüge...<br />

da es so noch nicht gesagt wurde.<br />

Manchmal ist mir das selbst peinlich. Eine Serie,<br />

die einerseits in mir immer wieder als „fertig“ deklariert<br />

wird, um andererseits am nächsten Morgen<br />

gleich nachgebessert zu werden.<br />

Immer fertig, doch nie am Ende?<br />

Ja, eigentlich ist jetzt alles gesagt. Jetzt. Und<br />

wie das so ist, jede Wahrheit hat ihr persönliches<br />

Verfallsdatum.<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />

Staubregen,<br />

kühlend zerplatzende Champagnerbläschen in<br />

meinem Gesicht,<br />

ein alles verschlingendes Grau - ist es Nacht, ist es<br />

Licht?<br />

Ein Vogel starrt aus dem Nicht ins Nicht.<br />

Der vertraute Ton von Sohle auf nassem Asphalt,<br />

die Beine tragen, ihr Schritt, der hallt.<br />

Ein Gehen um des Gehens Willen, ohne Zukunft,<br />

ohne Sicht.<br />

Ein Wetter um des Wetters Willen - Winter, dir dies<br />

Gedicht.<br />

* * *<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />

Könnte der Mensch wirklich in die Zukunft<br />

schauen, jenseits einer durch das Verständnis<br />

generierten Erwartung,<br />

würde allen Fußballfans plötzlich langweilig. Jeder<br />

kennt das Ergebnis schon vor dem Spiel.<br />

Wettbüros würden Pleite gehen... und es würden nur<br />

noch Straftaten verübt, die nicht aufgedeckt werden.<br />

Die Polizei wüsste schon vor Schichtbeginn, wen sie<br />

heute alles verhaftet - und wann.<br />

Und jeder wüsste sein genaues Todesdatum und die<br />

Umstände.<br />

Ich meine, dass es letztlich unmöglich ist, in die<br />

Zukunft zu schauen. Das Universum mag noch berechenbar<br />

sein, wo es den reinen Naturgesetzen gehorcht,<br />

doch bringt die Persönlichkeit, die sich so<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />

sehr ihrer Ratio erfreut, eine unberechenbar irrationale<br />

Komponente ins Geschehen, die die Wirkung der<br />

Naturkräfte mitbestimmt.<br />

Jedes Subjekt, jede subjektive Perspektive, die mit<br />

ihrem Körper im Geschehen interagiert, bringt ein unberechenbare<br />

Unbekannte in die Formel der Zukunft.<br />

Jeder Furz verfälscht den reinen Rechenweg...<br />

...und jedes Verständnis hat sich bisher noch verrechnet,<br />

ging es um die Zukunft. Natürlich gibt es einen<br />

Prognosehorizont, in dem Simulationen der Zukunft<br />

durchaus tauglich sind, wenn auch keine Garantie.<br />

Doch insgesamt ist das Leben viel zu komplex, als<br />

dass jemand Angst haben müsste, irgend jemand<br />

wüsste über die Zukunft.<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />

Die berechnet sich permanent selbst - und in dieser<br />

Rechnung ist jedes Atom eine Größe in dieser<br />

Interaktion... und jeder Furz, der einem Gehirn entweicht.<br />

Das soll mal jemand berechnen.<br />

* * *<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />

Wir können nicht in die Zukunft schauen, da es<br />

Zukunft und Vergangenheit nur im Verständnis<br />

gibt.<br />

Im Verständnis, das zur Erinnerung fähig ist, gibt<br />

es so etwas wie Raum und Zeit als Ordnungsprinzip<br />

dieses Ereignisses.<br />

Doch in der realen Welt, der Welt der Materie, gibt<br />

es keine Zukunft und keine Vergangenheit.<br />

Das, was wir als Verständnis in Vergangenheit,<br />

Gegenwart und Zukunft unterscheiden, ist real dasselbe<br />

in der absoluten Gegenwart seiner selbst (Hier):<br />

das Selbst.<br />

Die Welt verändert sich zwar, doch ist diese<br />

Veränderung für die Welt direkt nicht wahrnehm-<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />

bar. Alles bildet und bleibt real die Gesamtmasse des<br />

Hier.<br />

Erst durch das Verständnis ist Veränderung wahrnehmbar,<br />

warum? Durch die verschiedenen Formen<br />

des Gedächtnisses.<br />

Es speichert das Geschehen ab und vergleicht<br />

dann damit die Gegenwart. Doch existiert diese<br />

Vergangenheit nur als Erinnerung. Rein real, stofflich,<br />

gibt es nur die brodelnde Gegenwart... die Stille...<br />

...und ihr Rausch der Fülle ist über den Kunstkniff<br />

Gedächtnis sichtbar.<br />

Ramana: „Das Verständnis ist das Instrument des<br />

Selbst die Vielfalt zu erforschen“...<br />

...und das geht nicht ohne Persönlichkeit... und die<br />

Zukunft ist das Brodeln des Selbst in sich selbst...<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />

doch hat es immer nur eine wahre Gestalt: die, die<br />

gerade ist... und sie beinhaltet REAL alle Zukunft<br />

und alle Vergangenheit... aber nicht als Inhalt, sondern<br />

als das Wesen jedes Inhaltes...<br />

...das Selbst.<br />

* * *<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />

Ich mündet in - und ich bildet die Gesamtmasse des<br />

Selbst.<br />

Ich ist, relativ gesehen, so schwer wie dieses<br />

Universum, absolut gesehen, wiegt ich gar nichts...<br />

und wird hier „körperlich“ als „die Feder der Ewigkeit“<br />

„umschrieben“ ... einmal, weil sie alles „schreibt“<br />

(auch diesen Text, letztlich, egal über wie viele von<br />

sich selbst eingebildete Täterinstanzen, gg ) und eigentlich<br />

selbst im Wesen von aller Schöpfung „unbeschwert“<br />

bleibt.<br />

Der eigentliche Täter gleicht so einem Nichts, das<br />

unbeschwert seiner Taten vor sich hin schöpft und<br />

geht damit gleichzeitig in der Gesamtmasse der<br />

Schöpfung auf.<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />

Reiße ich dem Täter gleichsam alle Kleider vom<br />

Leibe, entflieht er, gg ), dann ins Nichts und war<br />

nicht mehr gesehen - nein, er fällt ins Alles und steckt<br />

in jedem Furz.<br />

Und nun darf man sich streiten, wem er gehört und<br />

nicht gehört, wer ihm gehorcht und wer nicht... alles<br />

der mysteriöse „Täter“, der im Menschen zum „Täter“<br />

wird, aber ansonsten Tat ist.<br />

Täter und Tat sind nicht verschieden.<br />

Wie in jeder Ehe, früher oder später, kommt es<br />

zur Scheidung, also der Entkleidung des Ich, bis der<br />

Partner weg ist... anders gesagt, bis ich sehe, dass es<br />

gar keinen Partner (wie erst gedacht) gibt.<br />

Dann, nach der Scheidungstragödie, gibt es die<br />

nächste Hochzeit. In der ist der Körper dann eigent-<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />

lich „alles“, auch wenn die natürlichen und sozialen<br />

Definitionsgrenzen weiter bestehen.<br />

Wenn mein Körper letztlich „alles“ ist, entspannt<br />

sich auch die Beziehung zu „Gewinn und Verlust“ -<br />

und Gewinn-Verlust-Rechnungen etwas... warum?<br />

Die Hälfte der Dramatik fällt weg.<br />

Der eine mag es bedauern, der andere darüber frohlocken,<br />

Ich ist und bleibt der Regent, aber im Wesen,<br />

aller relativen Knechtschaft zum Trotz, im Wesen<br />

auch immer du selbst.<br />

Es gibt nichts zu verlieren, nichts zu verpassen, aber<br />

auch keine Sicherheit als Mensch.<br />

Ich ist halt das,. was all die Zweiten (scheinbar<br />

Zweiten), die es erschafft, auch alle wieder frisst.<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />

Eine gefräßige Bestie wie auch eine sehr gebärfreudige<br />

Göttin.<br />

Ja, sie weiß um dich, um mich... denn „sie“ ist Ich.<br />

* * *<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />

Das Selbst, das ich im Wesen bin (du bist) ist<br />

ganz REAL jederzeit hier, wenn auch nicht<br />

als Gestalt und schaut durch diesen Körper in das<br />

Ereignis (in sich selbst).<br />

Und dieses Hier, aus dem du selbst (als das Selbst)<br />

schaust ist absolut, nicht Gegenstand relativer Orte in<br />

der Raumzeit, die der Körper vermittelt.<br />

Hier bis du immer außerhalb der Raumzeit, als das<br />

alle Raumzeit umfassende: die Ewigkeit. Das Selbst.<br />

Da ich unmittelbar hier schon immer die Ewigkeit<br />

bin, kann ich mich auch unmittelbar hier als die<br />

Ewigkeit... erkennen.<br />

Was sie ist, weiß ich nicht und dass sie ist, weiß sie<br />

selbst.<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />

Manche sagen ja, man hätte vom Erwachen persönlich<br />

nichts, und in gewisser Hinsicht stimmt<br />

das auch, andererseits für was Erwachen dann anstreben?<br />

Ich persönlich empfinde vom Erwachen einen sehr<br />

großen persönlichen Nutzen, da sich eine sehr intime<br />

Beziehung klärt, die zu mir selbst.<br />

Es geht da nicht primär um Nutzen im menschlichen<br />

Sinne. Es geht um persönlichen Nutzen. Wem nutzt<br />

es, wenn ich für mich die Identitätsfrage stelle? Mir<br />

selbst.<br />

Gerade die Fähigkeit, mich immer tiefer ins Leben<br />

entspannen zu können, persönlich, ist ein sehr große<br />

Wohltat - ganz persönlich.<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />

Eine entkrampftere Beziehung zu mir selbst ist eine<br />

große Wohltat - für wen? Mich selbst, als Mensch:<br />

ganz persönlich.<br />

Erwachen kann dem Menschen großen Segen geben,<br />

kann... muss nicht.<br />

Anders gesehen ist Erwachen auch das, was sich im<br />

Leben als einziges wirklich anzustreben lohnt...<br />

...das ist die andere Seite zu: man hat von Erwachen<br />

persönlich nichts.<br />

* * *<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />

In den höheren Formen des Yoga gibt es kein äußeres<br />

Programm mehr, da er nichts in der Gestalt<br />

mehr anstrebt.<br />

Ein äußeres Programm steht dem höheren Yoga<br />

eher im Wege, denn es bietet dem Verständnis eine<br />

Schlafmöglichkeit.<br />

Es gibt nur noch eine innere Haltung... die<br />

Aufmerksamkeit, die sich auf sich selbst richtet, und<br />

diese innere Haltung kann in jeder äußeren Haltung<br />

ausgeführt werden, auf dem Klo, im Kopfstand, beim<br />

Essen.<br />

Im Mittelpunkt steht also die „innere Yogastellung“<br />

- und ich lasse dann diese für das äußere Programm<br />

sorgen... anders gesagt: es sorgt um sich selbst.<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />

Das hängt halt dann auch davon ab, wie konsequent<br />

die „innere Haltung“ geübt wird...<br />

...das Programm passt sich an die innere Haltung<br />

an... ganz automatisch.<br />

* * *<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />

Es ist viele Jahre her, da verglich John Sherman<br />

einmal den „Glauben nur dieses Leben zu sein“<br />

(Trennungsgedanke oder „Ego“) mit einem Virus.<br />

Und so verhalten sich Gedanken im Grunde biologisch<br />

gesehen: wie Viren. Sie gibt es zwar, aber zum<br />

Leben erwachen sie nur in einem Wirt.<br />

Der Glaube, nur dieses Leben zu sein, hat mit dem<br />

geistigen Immunsystem der Persönlichkeit zu tun...<br />

es gibt ein körperliches und geistiges (Verständnis)<br />

Immunsystem.<br />

Auch der aufkommende Neonationalismus ist eine<br />

Reaktion des geistigen Immunsystems... zumindest<br />

führt dieser Vergleich vielleicht zu einem tieferen<br />

Verständnis über das sogenannte „Ego“. Warum<br />

kam es ins Leben? Vor was will es die Persönlichkeit<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />

schützen? Es gehört zum Immunsystem des<br />

Verständnisses. Dieses Immunsystem hat ja auch gewichtige<br />

Schutzfunktionen für die Persönlichkeit.<br />

Andererseits kann es sich auch verrennen, als<br />

Autoimmunreaktion.<br />

Vielleicht ist der Trennungsgedanke, seine<br />

Funktion, Notwenigkeit - und seine „Erkrankung“<br />

(Autoimmunreaktion), wo er sich dann mehr eher gegen<br />

die Persönlichkeit richtet, als sie unterstützt, einfach<br />

nicht richtig erforscht.<br />

Das ist jetzt fast ein Sakrileg, wenn ich schreibe,<br />

dass ich nicht ausschließe, dass es eines Tages eine<br />

Pille gibt, die Erwachen unterstützt... auf der körperlichen<br />

Ebene. Über das körperliche Immunsystem<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />

das geistige mit neu konfiguriert. Und das Erwachen<br />

unterstützt.<br />

Daher erscheint mir derzeit alles interessant, was<br />

das körperliche Immunsystem modifiziert, dazu<br />

gehört Fasten, D3, Sport... vielleicht gibt es einen<br />

Ansatzpunkt auf der körperlichen Ebene. Geist und<br />

Körper sind ja nicht getrennt.<br />

* * *<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />

Für mich spricht vieles dafür, dass Atman Vichara<br />

auch auf den Körper wirkt.<br />

Wäre das Thema mehr im Mainstream, könnte ich<br />

mir zum Beispiel eine Reihenuntersuchung vorstellen,<br />

in der über z.B. 2 Jahre beobachtet wird, was sich<br />

bei extremen „Atman Vichara“- Gaben messbar im<br />

Körper verändert.<br />

Und über diese, sofern es sie gibt, messbaren<br />

Veränderung in der Körperchemie, könnte man<br />

vielleicht eine „Wunderpille“ entwickeln, die diese<br />

Richtung der Veränderung unterstützt.<br />

„<strong>Shri</strong> <strong>Tobi</strong>s Erwachenspille“ ... damit ich als weiterer<br />

Kurpfuscher in die Geschichte der Menschheit eingehen<br />

kann - den Teil, über den man lieber schweigt.<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />

Ich fand die Erkenntnis der alles umfassenden Natur<br />

des Ich persönlich als recht hilfreich. Ein Großteil<br />

aller Diskussionen wird dadurch im Wesen überflüssig:<br />

der ganze „entweder - oder“-Kram: Mülleimer.<br />

Der ganze „innen - außen“-Kram: Mülleimer. Der<br />

ganze „richtig - falsch“-Kram: Mülleimer...<br />

...ja, alle Aussage, die das Selbst auf etwas beschränken<br />

oder als etwas festes definieren will, fällt in den<br />

Mülleimer des alles umfassenden Ich.<br />

Wer Ich in einer Gestalt oder einer Aussage greifen<br />

will, greift nach einem Schatten im Ich, während<br />

Ich über allem als allumfassendes Licht<br />

still und klar scheint - unberührt aller relativen<br />

Ausdrucksformen:<br />

Ich bin.<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />

Alle Stimmen, die Ich greifen oder fassen wollen,<br />

in seiner Natur, sind im Wesen hilfloses<br />

Gestammel im Lichte des Ich.<br />

Atman Vichara ist so, die Aufmerksamkeit vom<br />

„Gestammel über das Ich“ auf das Licht selbst zu lenken:<br />

Ich.<br />

Das, worum das ganze Gestammel, auch meines<br />

kreist und vergreist.<br />

Ich ist immer hier, mit und ohne Stammler, mit und<br />

ohne Stammelgemeinde. Und um die Hilflosigkeit<br />

des Gestammels zu sehen, muss ich halt das anschauen,<br />

über das gestammelt wird: Ich.<br />

Und Ich ist immer hier, immer... und Gestammel<br />

kommt und geht in seinem/meinem/deinem Licht.<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />

Schon die letzten drei Jahre verändert sich in mir<br />

alles so schnell, dass ich gar nicht dazukomme,<br />

das Konzept einer möglichen „Lehre“ zu vollenden,<br />

da das Konzept in der Regel schneller stirbt, als es<br />

zur Reife gelangt.<br />

Es ist für Konzepte zu schnell, derzeit.<br />

In mir dominiert nur noch eine Fähigkeit. Für mich<br />

alles in der Luft zu zerreißen. Eigentlich bin ich - so<br />

ganz für mich - ein Monster.<br />

Ein bösartiges Monster, das die Startseite durchgeht,<br />

alles zerreißt, was an Weisheiten dargeboten wird,<br />

sich genüsslich an seinem Blutbad weidet...<br />

...Ab und zu kommt etwas von Ramana oder<br />

Nisargadatta... mit dem ich in Resonanz trete, meinen<br />

gedanklichen Lippen ein „ja“ entlockt. Doch an-<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />

sonsten, so ganz für mich, sind alle Konzepte und<br />

Weisheiten, leider auch die meisten meiner eigenen,<br />

ein Fraß des gefräßigen Monsters des Nichtwissen<br />

geworden.<br />

Ein Licht, das einerseits alles vernichtet, den<br />

Wahnsinn hinter all den sogenannten Weisheiten zeigt,<br />

andererseits auch alles behütet, trägt und nährt.<br />

Und dann fühle ich mich wie ein Spielverderber, ein<br />

Grüsel... daher behalte ich diese Seite an mir lieber<br />

für mich.<br />

Und die ist zu einem gefräßigen Monster geworden,<br />

das sich im Blutbad geköpfter Wahrheiten und<br />

Weisheiten suhlt... .<br />

Doch ruht es sanft in mir, ein böser Hund, der alles<br />

beißt, nicht einmal vorher bellt... einschliesslich mich<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />

selbst als „Weisheitsverkünder“ - und dann noch auslacht.<br />

* * *<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />

Advaita ist im Grunde<br />

die Wissenschaft über das Ich.<br />

Um mich im Gestrüpp von Konzepten über Ich<br />

zu bewegen, muss ich selbst lernen, das zu sehen,<br />

Ich, um das diese Philosophie kreist.<br />

Was nutzt mir ein Atommodell, kann ich die Materie<br />

nicht identifizieren, weiß also gar nicht, worauf sich<br />

das Modell eigentlich bezieht?<br />

Wie ich gelernt habe, Materie als Materie zu identifizieren,<br />

so muss ich im Grunde erst einmal „Ich“<br />

identifizieren, um als Verständnis das sehen (erkennen)<br />

zu können, was in dieser Philosophie mit Ich<br />

gemeint ist.<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />

Ist Ich im Westen persönlich definiert, definiert der<br />

Advaita Ich in seinem die ganze Wirklichkeit umschließenden<br />

und sie seienden Aspekt. Als das kosmische<br />

Ich, das sich im Menschen als Selbstdefinition<br />

begrenzt.<br />

Diese Begrenzung hat sozial und individuell ihren<br />

Sinn, doch ist sie nicht absolut. Sie ist die relative<br />

Definition einer Ich-Verkörperung in einer relativen<br />

Selbstbeziehung.<br />

Der Advaita spricht nicht von einem anderen Ich, er<br />

spricht vom selben Ich, mit dem jeder über sich - und<br />

damit Ich - spricht: „Ich“.<br />

Dieses „Ich“ ist das Thema... was ist es? Der Advaita<br />

bietet Erklärungen zu Ich, die allesamt nichts anderes<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />

versuchen, als auf die ungetrennte Natur des Ich hinzuweisen...<br />

...wer Ich fühlt, empfindet, ist Ich - und hat im Ich<br />

jederzeit die Möglichkeit, sich auf Ich (sich selbst) zu<br />

besinnen.<br />

Auch wenn das persönliche Ich letztlich Nichts ist,<br />

nichts für sich alleine, ist Ich, bin Ich, im kosmischen<br />

Ich alles.<br />

Und das ist der natürliche Zustand... jenseits jeglicher<br />

künstlichen (also relativen) Abgrenzung...<br />

...Ein Ich, das sie alle ist, nährt, gebiert, tötet, im<br />

Kreis herum schickt, sie selber ist, sich in jedem selbst<br />

ist, gleichzeitig wirklich keiner ist - und worin was<br />

ist zur absoluten Wahrheit wird, ohne mehr als relativ<br />

wahr zu sein...<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />

...manche machen beim Nichts eine Grenze, doch ist<br />

es größer als die Raumzeit...<br />

...das Nichts ist so heimtückisch wie die Weite des<br />

Weltalls. Niemand weiß, was sich in seinen Tiefen alles<br />

verbirgt.<br />

Und wer sich im Nichts in Sicherheit wähnt, der<br />

Gestalt entkommen... dem schickt Maya, die Göttin<br />

der Täuschung, schon in dieser Überzeugung ihren<br />

Schleier hinterher.<br />

Denn wir sind ihre Schleier, wir sind sie selbst - und<br />

wie auch immer dieses Universum gewirkt ist, es hat<br />

eine einzige Ursache: Ich.<br />

Ein mirakulöser Same ohne greifbare Herkunft, ein<br />

mirakulöser Kern meiner selbst, ohne wahre Heimat<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />

in einem bestimmten Ereignis - und doch ist alles<br />

meine Heimat, alles Ich.<br />

Ich, erwache zu dir selbst. Nicht der Geträumte, das<br />

Instrument, du, Ich... erwache. Nicht die Schöpfung,<br />

der Traum: Ich erwache.<br />

Ja, Ich, der Ich nicht weiß, was Ich bin.<br />

Wie kann ich dann zu mir erwachen?<br />

In dem, in dem ich das alles überstrahlende Ich bin,<br />

das in jeder Erscheinung gleich ist.<br />

Und das im Nichtwissen seiner relativen Größe unmittelbar<br />

sich selbst ist, anwesend ist und der erste<br />

und letzte Zeuge ist.<br />

Ein Zeuge für alles, was auch immer geschehen mag,<br />

der immer hier ist, nur scheinbar (an Inhalte geknüpft)<br />

kommt und geht.<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />

Ein Ich, das substanzieller als als Erscheinung ist,<br />

aber als Körper nicht greifbar, da er kein wahres<br />

Gegenüber kennt.<br />

Das Ich, das ewig ist, und in der Vernichtung aller<br />

Ideen sich selbst als das kennt, was „ewig“ ist...<br />

...Das Ich, ohne das nichts ist... und das „weniger“<br />

und „mehr“ als nichts ist.<br />

Bevor nichts war, bin/war/ist Ich.<br />

Kann etwas weniger sein als nichts?<br />

Sein Zeuge.<br />

ICH<br />

* * *<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />

Als ich heute mit meinem Bruder sprach, sagte<br />

er in einem Nebensatz, „die Gesamtenergie im<br />

Universum ist ja Null... angeblich“, und ich stutzte.<br />

Das ist die naturwissenschaftliche Sicht: Die<br />

Gesamtenergie ist Null... also zählt man alles zusammen...<br />

und wir haben dasselbe Problem wie mit dem<br />

Selbst: im Wesen, also gesamthaft gesehen, scheint<br />

es/ ist es „nichts“ zu sein: null, nada, niente.<br />

Das liegt daran, dass unser Verständnis nicht vor die<br />

Schöpfung der Energie schauen kann. Schon sie gibt<br />

es nur „relativ wirklich“. Und was das ist, aus dem die<br />

Energie hervorgeht, kann Verständnis nicht sehen.<br />

Da ist zwar etwas, sogar klar und deutlich, als das<br />

Fundament persönlicher Existenz, aber es fällt durch<br />

alle Filter des Verständnisses.<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />

Das Verständnis kann Raumzeit filtern, örtliche<br />

und räumliche Beziehungen, aber es kann das nicht<br />

filtern, herausfiltern, was gar kein Gegenstand der<br />

Raumzeit ist.<br />

Worauf aber andererseits die Raumzeit ruht, besser<br />

gesagt: in das sie eingebettet ist:<br />

Das Hier, die Ewigkeit.<br />

der „Urfisch“, den das Verständnis nicht greifen<br />

kann... als etwas... doch erkennen kann, als das eigene<br />

Sein.<br />

* * *<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />

Unsere Herkunft ist so rätselhaft, dass ich für mich<br />

keine erfüllendere Tätigkeit als die Betrachtung<br />

meiner Herkunft vorstellen kann.<br />

Natürlich macht alles andere auch Spaß,<br />

Versteinerungen, Kräuter, die Natur, doch ist letztlich<br />

alles von einer völligen Unbekannten regiert: wir<br />

selbst.<br />

Und alleine diesen Glanz des Geheimnisses zu sehen,<br />

was das Leben ist, ist befriedigend... es ist so<br />

offen, so weit, so anders als die beklemmende Enge,<br />

die menschliche Vorstellung gerne ausmalt.<br />

Es ist der Mensch, der sich selbst diese Käfige konstruiert,<br />

die Käfige der Weltanschauung und dann<br />

meint: so ist die Welt... und vergisst, dass es seine<br />

Vorstellung über die Welt ist.<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />

Und so macht sich der Mensch zum Knecht seiner<br />

Vorstellungen. Und in der Weite des Alls lässt man<br />

ihn machen, wozu es ihn treibt... schüttelt vielleicht<br />

den Kopf, auf welchen Wahnespfaden er gerade wieder<br />

in den heiligen Krieg zieht.<br />

Hoch auf dem Ross der edle Ritter des Wahnsinns.<br />

Und die eigene Vorstellung kann ich an der Welt<br />

hinterfragen. Im „Was ist das?“ (Objekt) und im „Wer<br />

bin ich?“ (Subjekt).<br />

Beide Fragen stoßen an dieselbe Grenze: die<br />

Raumzeit. Und beide Fragen sind in der Raumzeit<br />

nicht abschließend beantwortbar. So lange es Zukunft<br />

gibt, gibt es ein permanentes Update auf jede Antwort...<br />

außer einer.<br />

Und die ist nicht in der Raumzeit.<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />

Für mich ist die Natur die Urgewalt der Ästhetik.<br />

Sie ist ein buntes Spiel und jeden Augenblick<br />

rücksichtslos verschwenderisch.<br />

Alles ein Rausch aus Farben, Formen, Gerüchen,<br />

Tönen... eine permanent fließende Symphonie mit<br />

langsam wechselnden Grundtönen und spielerischleicht<br />

dahin fließenden Obertönen, völlig unverbindlich,<br />

nichts erwartend, nur für sich.<br />

Jeder Augenblick enthält mehr, als ich künstlerisch<br />

jemals aufarbeiten könnte. Und das macht den<br />

Künstler in mir immer wieder sprachlos. Da gibt es<br />

nichts zu verbessern, zumindest von mir nicht, gg<br />

Diese Liebe zum Detail, das bis zu den Up- und<br />

Down-Quarks reicht, der Ebene, auf der die Materie<br />

fast nur noch aus Bindungsenergie besteht. Sie ist ja<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />

nicht nur so gut wie nichts, zum größten Teil ist sie<br />

dann auch nur noch Bindungsenergie.<br />

Alles wiederholt sich, einerseits, wie im Rythmus<br />

einer Musik, und trotzdem ist immer alles anders...<br />

nichts gleich. Die Natur würde niemals zwei gleiche<br />

Autos bauen, zwei gleiche Bäume wachsen lassen...<br />

nicht einmal zwei wirklich gleiche Kieselsteine werden<br />

sich finden lassen.<br />

Sie verschwendet sich bis in jedes Detail als für sich<br />

vollständiges Kunstwerk.<br />

Das kann kein Mensch erfinden, das kann er nicht<br />

einmal kopieren. Da steckt ein ästhetisches Feingefühl<br />

in der Balance der Naturkräfte, das mich immer wieder<br />

sprachlos macht, auch darin, wie Dinge kombiniert<br />

werden.<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />

Solche Raffinessen würden mir schon gar nicht einfallen,<br />

aber sie fallen mir auf - und dann sehe ich halt,<br />

wer hier der Meister ist: die Natur.<br />

* * *<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />

Jedes Leben ist ein Gesang<br />

des Selbst über sich selbst.<br />

Das Leben ist so einerseits ein vollständiger<br />

Gesang in sich selbst, in einem völligen individuellen<br />

Gleichgewicht der „Töne“, andererseits immer<br />

auch eine Stimme an einem größeren Gesang, denn<br />

die Gesänge des Selbst sind ineinander verwoben.<br />

Das Selbst singt nicht nur einen Gesang über sich<br />

selbst. Er ist die Ewigkeit und singt unzählige Gesänge,<br />

die sich aus dem Grundraunen erheben und verweben.<br />

Dieses Spektakel ist in meinen Augen noch viel, viel<br />

größer - und in sich undurchschaubarer, als es Buddha<br />

mit seinen Superlativen zu umschreiben versuchte.<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />

Es ist für uns schlichtweg unmöglich, die Größe<br />

abzuschätzen, noch verbindliche Antworten auf die<br />

Frage nach einer Motivation zu haben.<br />

Wir sind die „Erfindung“ eines Erfinders, der<br />

wir im Wesen selbst sind... doch in der Schöpfung<br />

ist Persönlichkeit fragmentiert, schon durch die<br />

Milliarden Jahre alte Kette der Vorfahren.<br />

Schon allein der Gedanke, dass man selbst als<br />

Mensch nur ist, weil alle Vorfahren Nachkommen<br />

hatten... was für ein Wunder ist das?<br />

Wie auch immer, ich stehe vor einem völligen Rätsel,<br />

was das hier - und warum? (Sofern es so etwas wie<br />

ein warum gibt? Wer weiß?) Ja, warum... die Frage<br />

nach der Schöpfung selbst...<br />

...und sie ist völlig offen.<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />

Das „Ego“ ist zwar im spirituellen Umfeld ein beliebtes<br />

Thema, das gerne mit sehr viel Akrobatik<br />

angegangen wird, doch die traurige Tatsache (oder erfreuliche,<br />

je nach Perspektive) ist halt ganz einfach:<br />

es gibt kein Ego.<br />

Natürlich darf und kann ich an das kleine<br />

Schlossgespenst glauben, es bekämpfen, es jagen...<br />

doch es bleibt ein reines Hirnkino. Warum?<br />

Um ein Ego zu bekämpfen, muss ich es erst einmal<br />

erschaffen, als virtuelles Gedanken-Gegenüber-<br />

Wesen meiner selbst.<br />

Wer einerseits sagt: „nichts ist getrennt“ und andererseits<br />

an die Wirklichkeit/ wahre Existenz des Ego<br />

glaubt, hat „nichts ist getrennt“ nicht verstanden.<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />

„Nichts ist getrennt“ heißt schlicht und einfach auf<br />

die Ego-Diskussion übersetzt: „es gibt kein Ego.“<br />

Für was mich an etwas aufhalten, was es real nicht<br />

gibt? Und im Hirn, da kann ich so viel Fürze pflegen,<br />

wie mir beliebt. Doch macht es Sinn, überflüssige<br />

Fürze zu pflegen... und dann noch womöglich unter<br />

der eigenen Einbildung eines „Ego“ zu leiden?<br />

Wer sein Ego bekämpft, kämpft nur mit einem überflüssigen<br />

Spiegelbild seiner selbst. Einem Glauben an<br />

Trennung... ein Glaube an eine Trennung, die es nie<br />

gab, nicht gibt, nie geben wird...<br />

...als als Hirnfurz.<br />

* * *<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />

Nur weil ich Bewusstsein bin,kann ich auf der<br />

Tastatur schreiben, denn im ganzen Universum<br />

gibt es nur Bewusstsein als Täter.<br />

Es ist auch Bewusstsein, das sich als Persönlichkeit<br />

(in seiner Tat) interpretiert.<br />

Niemand und nichts auf der Erde hätte als getrennte<br />

Instanz überhaupt nur die Macht, den kleinen Finger<br />

zu rühren oder einen Furz zu lassen...<br />

...so groß ist die Macht des Bewusstsein und so klein<br />

die des sich getrennt Wähnenden, denn „sie/er“ wähnt<br />

sich nur getrennt.<br />

Im Wesen ist sie/er aber ein Arm des Bewusstsein,<br />

einer der unzähligen Köpfe Krishnas.<br />

Der Mensch wähnt sich gerne als einen dieser Köpfe<br />

und übersieht „seinen“ wahren Leib: das Universum.<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />

Politisch gesehen führt meiner derzeitigen<br />

Ansicht nach, wenig um die „Reform“ des<br />

„Trennungsglaubens“ herum.<br />

Politisch gesehen kam auch Ramana so eigentlich<br />

zur richtigen Zeit, auch mit den „richtigen“ Folgen,<br />

egal wie fragwürdig die sich teilweise relativ darstellen<br />

mögen.<br />

Das ist eher nebensächlich. Das eigentlich „Projekt“,<br />

sofern man überhaupt eines sehen will, ist die<br />

Überwindung des Trennungsglaubens. Religiös gesehen<br />

die Überwindung der Vorstellung, dass es neben<br />

Gott überhaupt noch eine Instanz gäbe: wer glaubt,<br />

dass es noch etwas neben Gott gäbe, hat nicht verstanden,<br />

was Allmacht Gottes ist.<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />

In der Allmacht existiert keine zweite Machtinstanz.<br />

Alles Handeln und Denken, und was auch immer geschehen<br />

mag... Allmacht Gottes.<br />

Der Trennungsgedanke mag evolutionär seine<br />

Berechtigung haben, hat und hatte er sicher, sonst<br />

wäre er nicht entstanden...<br />

...doch für alles, was kam, ist es auch irgendwann<br />

wieder Zeit, zu gehen, gerade brauchen wir eine<br />

grundsätzlich soziale Reform.<br />

Und jeder sinnvollen Reform steht die eingebildete<br />

Trennung von Gott, dem Selbst... im Wege.<br />

Ramana, den ich ja schon als meinen Guru betrachte<br />

(auch wenn das etwas anmaßend ist, ich kannte ihn<br />

ja persönlich nicht, womöglich hätte er mich gleich<br />

rausgeschmissen ) erzählte diese schöne Geschichte<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />

von einem Tempel, an dem die in Stein gemeißelten<br />

Figuren das Dach zu tragen schienen, bildlich... doch<br />

letztlich trägt der Stein sich einfach selbst...<br />

...doch letztlich trägt sich das Leben einfach<br />

selbst...<br />

...und letztlich trägt das Leben (der Stein) vollständig<br />

dich/sich selbst, egal wie das bildlich erscheinen<br />

mag.<br />

Den aus Stein gemeißelten Figuren kann ein Stöhnen<br />

ins Gesicht gemeißelt sein, als müssten sie die Last<br />

des Daches tragen. Doch es trägt nicht die Grimasse,<br />

die stöhnt, sondern das, aus dem sie besteht:<br />

Bewusstsein.<br />

* * *<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />

Irgendwie macht mir das Thema „Programm“ gerade<br />

ziemlich Freude, einfach einmal ausprobieren...<br />

und das weiterverfolgen, was mich anspricht.<br />

Natürlich kann ein Rahmenprogramm die Vichara<br />

unterstüzen, aber es muss eben in eine freudige innere<br />

Fastenhaltung führen und muss dabei zwar pieken,<br />

aber sollte nicht zur Qual werden.<br />

Das Ziel ist ja, dass sich das Geist-Körper-System<br />

einfach beruhigt und dadurch die Selbstbesinnung<br />

kraftvoller möglich ist.<br />

Die Frage ist also, was könnte die Selbstbesinnung<br />

unterstützen? An solchen Programmen arbeiteten ja<br />

alle Klöster der Vergangenheit, egal welcher Tradition,<br />

schon immer.<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />

Und jedes Fasten kommt erst einmal in seine<br />

„Entzugsphase“, die durchlebt werden muss, um in<br />

die heitere Stillephase zu tauchen, die dann für die<br />

Besinnung genutzt werden kann.<br />

Zu solch einem Programm gehört natürlich auch<br />

eine asketische Hütte, eine Fastenhütte, in der man<br />

diese Entzugsphase durchleiden kann: kein Internet,<br />

kein smartphone, keine Bücher, kein Essen, nur Tee<br />

(den man sich in der Hütte auf einem kleinen Ofen<br />

kochen muss - und zum Waschen kaltes Wasser aus<br />

dem Brunnen.<br />

Also so richtig asketisch... und ab und zu darf man<br />

eine Frage stellen... 2 Stück am Tag... sonst muss man<br />

schweigen...<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />

...Aber das sind sicher noch nicht alle Punkte, die<br />

mir zu meinem Horrorprogramm einfallen werden.<br />

* * *<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />

Loslassen<br />

In einem seiner Gesänge singt Milarepa: „ich entspanne<br />

und löse mich und gelange in das Reich<br />

des Selbst.“<br />

Salopper gesagt: „ich lasse los und bin weg.“<br />

„Ich entspanne und löse mich...“ - im Lösen lässt<br />

Milarepa sich selber los... sich selbst in all seinem<br />

Bemühen, auch dem Loslassen. Wenn ich versuche,<br />

loszulassen, halt ich im Wunsch des Loslassens an<br />

mir fest... und stehe mir dabei im Loslassen selbst<br />

auf dem Fuß.<br />

Wie soll ich nun loslassen, wenn ich in jedem Versuch<br />

loszulassen mich eigentlich festhalte?<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />

Ich richte meine Aufmerksamkeit von der<br />

Persönlichkeit weg. entweder nach „außen“, auf<br />

ein Objekt, oder nach „innen“, ins Hier oder „reine<br />

Bewusstsein“.<br />

Wer mit dem Blick nach „innen“ Probleme hat,<br />

dem hilft ein Objekt weiter (der tiefere Sinn aller<br />

Heiligenfiguren), also der Blick nach außen.<br />

Ich schaue auf das Objekt und ziehe meine<br />

Aufmerksamkeit immer wieder vom Denken auf das<br />

Objekt. Das Denken wird die Aufmerksamkeit immer<br />

wieder unmerklich einfangen, was heißt, die<br />

Übung ist erst einmal nicht mehr, als immer wieder<br />

Aufmerksamkeit vom Denken zum Objekt zu richten.<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />

Ich kann zwar nicht aktiv loslassen, obwohl alle<br />

Entspannungsübung loslassen unterstützt, doch<br />

kann ich meine Aufmerksamkeit vom Denken aufs<br />

Selbst richten (und das tue ich auch, starre ich ein<br />

Objekt an, das sinnliche Objekt, nicht die gedankliche<br />

Interpretations- und Geschichte- um- das Objekt<br />

-webende -Denken... nein, nur das stille Objekt, so<br />

wie es in Form und Farbe vor den Körpersinnen steht<br />

(außen).<br />

Dazu relativ „innen“ ist der Persönlichkeitsprozess<br />

und noch weiter innen ist die „Leere“ (Hier, Selbst,<br />

Nichts).<br />

Ob ich es nun weiß, oder nicht, schaue ich nach außen<br />

- in die Stille der Materie - oder schaue ich nach<br />

innen - in die Stille - ich schaue im Wesen in dieselbe<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />

Richtung, nur dass noch die Objekte (materielle Welt)<br />

zu sehen sind.<br />

Das liegt daran, dass es im Selbst kein absolutes (also<br />

„wirkliches“) Innen und Außen gibt. Innen und Außen<br />

sind relative Richtungen, die für die Aufmerksamkeit<br />

absolut nicht existieren.<br />

Aufmerksamkeit ist im Wesen eher ein Stern, der<br />

nach allen Richtungen strahlt - und da es keine wirklichen<br />

Richtungen gibt, auf dieser Ebene, strahlt er<br />

mit seinem Licht immer sich selber an.<br />

Da es hier noch keine Raumzeit gibt, gibt es für das<br />

Selbst weder wahre Distanzen noch wahre Größen,<br />

nicht einmal ein strahlender Stern: nur Licht, Licht,<br />

Licht, das unmittelbar sich selbst reflektiert und darin<br />

wahrnimmt.<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />

Außerhalb der Raumzeit ist in unserem Sinne gar<br />

nichts mehr wahr... außer dem Licht der Ewigkeit, das<br />

sich uns zeigt und entzieht und lockt und verzagen<br />

lässt und probieren lässt,<br />

und unser Problem ist, dass uns etwas bestimmt, was<br />

wir im Wesen sind, das sich nicht in der Raumzeit greifen<br />

lässt. Ihr Netz ist zu grobmaschig und zu kleinmaschig,<br />

denn das Selbst hat keine wahre Größe.<br />

Und ohne eine einzige wahre Größe zu haben ist es<br />

größer als alles, was ich mir vorstellen könnte... doch<br />

reicht eine unendliche Raumzeit nicht, um das Selbst<br />

zu beschreiben.<br />

Die Limitation der Raumzeit selbst, und gäbe es unendlich<br />

viel davon, macht es der Raumzeit unmöglich,<br />

die vollständige Geschichte zu erzählen.<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />

Ich persönlich kann mir dieses Universum nur erklären,<br />

wenn ich Abzweige in der Raumzeit bilde,<br />

was nichts anderes heißt, als dass unsere Raumzeit<br />

eine virtuelle Unterebene zu einer weiteren Raumzeit<br />

ist.<br />

Wie wenn die Ewigkeit von sich selbst Samen bilden<br />

könnte. Unser Universum wäre so nur eine von unzähligen<br />

Raumzeitblasen, die auch hierarchisch gegliedert<br />

sind (virtuelle Unterebenen).<br />

Doch ist letztlich nichts wahrer als das Nichts, das<br />

immer als du selbst anwesend ist, in allem sich selbst<br />

ist und das Selbst ist.<br />

Nicht, weil es so gesagt wird, sondern weil es bei der<br />

Suche als einziges übrig bleibt...<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />

...und das, was übrig bleibt, muss wirklicher als die<br />

Form sein - es muss immer wirklich sein - also auch<br />

genau jetzt.<br />

Was jetzt, unabhängig aller Form, wirklich ist,<br />

ist auch das, was immer wirklich ist... denn in der<br />

Ewigkeit gibt es keine wahren Größen, keine wahren<br />

Distanzen, auch nicht (und deshalb gerade nicht) zu<br />

dir selbst.<br />

Du bist das, was du schon immer bist, dort, wo<br />

du schon immer bist: hier.<br />

* * *<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />

Ich bin mir unschlüssig,wie ich das spirituelle<br />

Thema weiter betreiben will, denn im Grunde gibt<br />

es ja nicht den geringsten Unterschied zwischen der<br />

„spirituellen Welt“ und der Welt, in der wir ganz gewohnt<br />

leben.<br />

Das Verständnis unterscheidet zwischen „profan“<br />

und „spirituell“ auf der Ebene von Bildern über diese<br />

Welt, doch egal, wie dieses Bild aussehen mag, es<br />

kreist immer um diese Welt, um dieses Ereignis.<br />

Diese Welt, und damit wir selbst, sind das Rätsel,<br />

um das alle Erklärungsversuche kreisen, ob nun „profan“<br />

oder „spirituell“...<br />

...hier spielt die Musik, immer genau hier, und hier<br />

entfaltet sich das Mysterium, das nur durch das<br />

Verständnis „klein geglaubt“ ist.<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />

Das Verständnis leidet unter dem eigenen Selbstbild.<br />

Daher ist das Selbstbild der erste und einfachste<br />

Schritt zu einer neuen Begegnung mit dem Leben,<br />

jenseits aller festen Konzepte, jenseits allen Vorgaben,<br />

jenseits von Wollen und Nichtwollen, als Ausdruck<br />

des Flusses des Lebens.<br />

Wenn ich das Gefühl habe, etwas interessantes zum<br />

Thema mitteilen zu können, werde ich das tun... ansonsten<br />

kann man auch fragen. Nur, ob ich dann antworte,<br />

lasse ich mal offen.<br />

* * *<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />

Alles ist Illusion...<br />

...ist leicht gesagt, doch ich sollte bedenken, dass ich<br />

immer über mich spreche.<br />

Über einen anderen Menschen kann ich nur als mein<br />

Bild, das offen sein mag (oder nicht) sprechen - als<br />

den Teil in mir, der sich in ihm wiedererkennt.<br />

Und natürlich sind im blanken Selbst alle nichts und<br />

alles nichts, doch der, der bleibt, ist genau gleich... ich<br />

bin das sogenannte Nichts.<br />

So ist Schöpfung im Angesicht des alles umfassenden<br />

Kernes immer nur relativ wahr - sie ist so<br />

wahr, wie ihr Beobachter. Sie bedingen einander.<br />

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SHRI TOBI • Neue Reihe <strong>16</strong><br />

Damit eine menschliche Persönlichkeit sein kann,<br />

braucht sie einen Hintergrund so groß wie dieses<br />

Universum.<br />

Das ist Schöpfung. Sie als Illusion abzutun, kann<br />

ich, doch mag ich hier bedenken, dass ich als Mensch<br />

vollkommen in ihrer Macht stehe und sie mein persönliches<br />

Schicksal bestimmt.<br />

So ist sie für den Menschen seine relative Wirklichkeit,<br />

der ich persönlich lieber in Demut als in Abwertung<br />

(ist nur Illusion) begegne, denn damit tue ich mir als<br />

Mensch keinen Gefallen...<br />

...* * *<br />

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