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Berliner Kurier 19.02.2019

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*<br />

HINTERGRUND<br />

Eine Stadt im<br />

Mietenstreit<br />

Neubau? Ankauf vonprivaten<br />

Wohnungen zugunsten<br />

städtischer Wohnungsbaugesellschaften?<br />

Seit einigen Jahren<br />

streitet die <strong>Berliner</strong> Politik<br />

darüber,wie der rasante<br />

Anstieg der Mieten in der<br />

Hauptstadt gestoppt<br />

werden kann. Parallel<br />

dazu startet im April ein<br />

Volksbegehren zur<br />

Enteignung der Immobilienriesen.<br />

Ein Königsweg<br />

ist nicht in Sicht.<br />

Regierungschef in Nöten.<br />

Michael Müller droht ein<br />

handfester Krach in der<br />

Koalition.<br />

Müller gegen Zerschlagung vonImmobilien-Riesen<br />

Enteignungen:<br />

Rote Karte aus dem<br />

Roten Rathaus<br />

Regierender Bürgermeister lehnt Vermieter-Vergesellschaftung ab. Doch Linke und Grüne halten dagegen<br />

Von<br />

ULRICH PAUL<br />

und<br />

ELMAR SCHÜTZE<br />

Große Immobilienunternehmen<br />

enteignen oder<br />

nicht? Nach langer Unklarheit<br />

hat sich jetzt auch Michael<br />

Müller in die Debatte eingeschaltet,<br />

die die Stadt seit<br />

Monaten bewegt. „Das ist nicht<br />

mein Weg und meine Politik“,<br />

sagt der Regierende Bürgermeister<br />

(SPD). In einem Gespräch<br />

mit der „Frankfurter<br />

Allgemeinen Zeitung“ (FAZ)<br />

weist Müller außerdem darauf<br />

hin, dass eine solche Debatte<br />

über Enteignung „den Mietern<br />

jetzt überhaupt nicht hilft“.<br />

Mit seinem Beitrag mischt<br />

Michael Müller kräftig in einer<br />

Debatte mit, die seit Wochen<br />

hoch emotional geführt wird.<br />

Dabei fallen auch Kampfbegriffe<br />

wie Ideologie, Investorenfeindlichkeit<br />

und Sozialismus –<br />

und das in einer Stadt, die wie<br />

kaum eine andere unter der<br />

jahrzehntelangen Spaltung gelitten<br />

hat.<br />

In zwei Monaten will die Initiative<br />

„Deutsche Wohnen &<br />

Co enteignen“ mit der Unterschriftensammlung<br />

für das<br />

Vorhaben beginnen, Immobilienunternehmen<br />

mit 3000 und<br />

mehr Wohnungen zu enteignen.<br />

Zunächst erforderlich sind<br />

20000 Unterschriften. Für einen<br />

Volksentscheid bräuchte<br />

sie danach innerhalb von vier<br />

Monaten sieben Prozent der<br />

Stimmberechtigten, die das Anliegen<br />

unterstützen. Das waren<br />

im Streit über den Weiterbetrieb<br />

des Flughafens Tegel zuletzt<br />

etwa 174000 <strong>Berliner</strong>.<br />

Sollte die Stimmung in den<br />

nächsten Monaten nicht kippen,<br />

stehen die Chance der Initiative<br />

gut, die Zahl zu erreichen.<br />

In der jüngsten Umfrage<br />

des Meinungsforschungsinstituts<br />

Forsa im Auftrag der <strong>Berliner</strong><br />

Zeitung sprachen sich 44<br />

Prozent für eine Enteignung<br />

aus. 39 Prozent waren dagegen,<br />

der Rest enthielt sich.<br />

Die derzeit in den Umfragen<br />

stärkste Fraktion der rot-rotgrünen<br />

Koalition, die Linke, hat<br />

das imageträchtige Thema<br />

längst erkannt und unterstützt<br />

die Initiative per Parteitagsbeschluss.<br />

Die zweitstärkste Fraktion,<br />

die der Grünen, liebäugelt<br />

zumindest mit Enteignung.<br />

Und der Regierende Bürgermeister,<br />

gleichzeitig Vorsitzender<br />

der SPD, sagte dazu bisher:<br />

nichts.<br />

Oder besser: fast nichts. Am<br />

11. Januar, bei seiner Presse-

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