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Rubrik <strong>Jagd</strong> & Gesellschaft<br />
Wald im Wandel<br />
Schweizer Wald im Wandel<br />
«Die Schweiz wird trockener, heisser, schneeärmer und kämpft künftig mit<br />
heftigeren Niederschlägen.» Das sagen die Klimaszenarien von Meteo-<br />
Schweiz und ETH Zürich voraus. 2018 als das wärmste Jahr seit Messbeginn<br />
wird demnach keine Ausnahme bleiben. 1<br />
Wie werden die Bäume mit der<br />
Trockenheit zurechtkommen und wie der Wald von morgen aussehen?<br />
Foto: Karl-Heinz Volkmar<br />
in klimatische Schwierigkeiten. In den letzten 15 Jahren<br />
hat sich ihr Anteil im Mittelland bereits um über<br />
30 % reduziert. Als Art des borealen Nadelwalds ist<br />
die Fichte an strenge Winter und ganzjährig verfügbare<br />
Feuchtigkeit angepasst. Lange, trockene Sommer<br />
und milde, nasse Winter stellen sie vor grosse<br />
Probleme. Als Flachwurzler sind Fichten zudem besonders<br />
sturmanfällig. Die meisten Fichten vertrocknen<br />
zwar nicht direkt, aber ohne ausreichend Wasser<br />
verlieren sie ihre Fähigkeit, Harz zu bilden und sind<br />
dann Schädlingen wie dem Borkenkäfer ausgeliefert<br />
(siehe auch Seite 18, «Borkenkäfer»). Nach dem trockenen<br />
Sommerhalbjahr 2018 liegen die Schadholzmengen<br />
beim Zwei- bis Dreifachen des Vorjahres.<br />
Die Fichte wird sich im Mittelland in Zukunft nur<br />
noch punktuell halten können, während trockenheitstolerantere<br />
Arten wie die Traubeneiche sie dort<br />
ersetzen werden, prognostiziert Rigling. Auch die<br />
Waldföhre werde in den Zentralalpen von der Eiche<br />
in höhere Lagen verdrängt. Und in vielen Buchenwäldern<br />
sah es bereits Ende Juli 2018 aus wie im Herbst.<br />
So grossflächig wie im vergangenen Jahr habe man<br />
den frühzeitigen Laubfall in der Schweiz noch nicht<br />
beobachtet, so Rigling. Besondere Sorge bereiten<br />
den Forstleuten die Fichtenreinbestände höherer Lagen,<br />
die früher aufgrund des kälteren Klimas noch<br />
vom Borkenkäfer verschont blieben. So könnten die<br />
Fichtenschutzwälder in Davos oder Disentis in Zukunft<br />
grosse Probleme bekommen, wenn die Schadinsekten<br />
mit steigenden Temperaturen die Berge<br />
«hinaufsteigen».<br />
«Die Fichte wird sich im Mittelland<br />
in Zukunft nur noch<br />
punktuell halten können ...»<br />
Der richtige Mix<br />
Der beste Schutz gegen Schädlinge, Stürme und Klimawandel<br />
scheint ein vielfältiger Wald zu sein. Aber<br />
wie genau soll der aussehen? Welche Baumarten<br />
müssen wir jetzt pflanzen und fördern, damit der Wald<br />
auch noch in hundert Jahren all seine wichtigen Funktionen<br />
erfüllen kann? Nehmen wir heimische Rotbu-<br />
Text: Gunther Willinger<br />
1 https://www.ethz.ch/de/news-und-veranstaltungen/eth-news/news/2018/11/klimaszenarien-2018.html<br />
Als sich Andreas Rigling vor 25 Jahren im Rahmen<br />
seiner Doktorarbeit mit der Wirkung von<br />
Trockenheit auf den Wald im Wallis beschäftigte,<br />
wusste er noch nicht, wie schnell das Thema für<br />
die gesamte Schweiz an Bedeutung gewinnen würde.<br />
Rigling leitet heute die Forschungseinheit Walddynamik<br />
an der Eidgenössischen Forschungsanstalt<br />
für Wald, Schnee und Landschaft (WSL). «Ein trockenes<br />
Jahr kann der Wald locker wegstecken, aber in<br />
dieser Häufung wird es für viele Bäume schwer»,<br />
sagt Rigling angesichts zunehmend heisser und trockener<br />
Sommerhalbjahre. Unter anderem waren das<br />
der Jahrhundertsommer 2003, das trockenste jemals<br />
gemessene Frühjahr in 2011, ein heisses und<br />
trockenes 2015 und jetzt der neuerliche Hitzerekord<br />
im Sommerhalbjahr 2018.<br />
Der Wald verändert sich<br />
Insgesamt hat sich die Jahresmitteltemperatur in der<br />
Schweiz seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr<br />
1864 um etwa 1,9 Grad erhöht. Zusammen mit der<br />
weiteren Erwärmung bis Ende des 21. Jahrhunderts<br />
bedeutet das für die Wälder eine Verschiebung der<br />
Vegetationszonen um 500 bis 700 Höhenmeter<br />
nach oben. Insbesondere die Fichte, traditionell der<br />
«Brotbaum» der Forstwirtschaft, kommt zunehmend<br />
Fotos: depositfotos.com<br />
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JAGD & NATUR<br />
JAGD & NATUR<br />
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