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Jagd & Natur Ausgabe März 2019 | Vorschau

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Rubrik <strong>Jagd</strong> & Gesellschaft<br />

Wald im Wandel<br />

Schweizer Wald im Wandel<br />

«Die Schweiz wird trockener, heisser, schneeärmer und kämpft künftig mit<br />

heftigeren Niederschlägen.» Das sagen die Klimaszenarien von Meteo-<br />

Schweiz und ETH Zürich voraus. 2018 als das wärmste Jahr seit Messbeginn<br />

wird demnach keine Ausnahme bleiben. 1<br />

Wie werden die Bäume mit der<br />

Trockenheit zurechtkommen und wie der Wald von morgen aussehen?<br />

Foto: Karl-Heinz Volkmar<br />

in klimatische Schwierigkeiten. In den letzten 15 Jahren<br />

hat sich ihr Anteil im Mittelland bereits um über<br />

30 % reduziert. Als Art des borealen Nadelwalds ist<br />

die Fichte an strenge Winter und ganzjährig verfügbare<br />

Feuchtigkeit angepasst. Lange, trockene Sommer<br />

und milde, nasse Winter stellen sie vor grosse<br />

Probleme. Als Flachwurzler sind Fichten zudem besonders<br />

sturmanfällig. Die meisten Fichten vertrocknen<br />

zwar nicht direkt, aber ohne ausreichend Wasser<br />

verlieren sie ihre Fähigkeit, Harz zu bilden und sind<br />

dann Schädlingen wie dem Borkenkäfer ausgeliefert<br />

(siehe auch Seite 18, «Borkenkäfer»). Nach dem trockenen<br />

Sommerhalbjahr 2018 liegen die Schadholzmengen<br />

beim Zwei- bis Dreifachen des Vorjahres.<br />

Die Fichte wird sich im Mittelland in Zukunft nur<br />

noch punktuell halten können, während trockenheitstolerantere<br />

Arten wie die Traubeneiche sie dort<br />

ersetzen werden, prognostiziert Rigling. Auch die<br />

Waldföhre werde in den Zentralalpen von der Eiche<br />

in höhere Lagen verdrängt. Und in vielen Buchenwäldern<br />

sah es bereits Ende Juli 2018 aus wie im Herbst.<br />

So grossflächig wie im vergangenen Jahr habe man<br />

den frühzeitigen Laubfall in der Schweiz noch nicht<br />

beobachtet, so Rigling. Besondere Sorge bereiten<br />

den Forstleuten die Fichtenreinbestände höherer Lagen,<br />

die früher aufgrund des kälteren Klimas noch<br />

vom Borkenkäfer verschont blieben. So könnten die<br />

Fichtenschutzwälder in Davos oder Disentis in Zukunft<br />

grosse Probleme bekommen, wenn die Schadinsekten<br />

mit steigenden Temperaturen die Berge<br />

«hinaufsteigen».<br />

«Die Fichte wird sich im Mittelland<br />

in Zukunft nur noch<br />

punktuell halten können ...»<br />

Der richtige Mix<br />

Der beste Schutz gegen Schädlinge, Stürme und Klimawandel<br />

scheint ein vielfältiger Wald zu sein. Aber<br />

wie genau soll der aussehen? Welche Baumarten<br />

müssen wir jetzt pflanzen und fördern, damit der Wald<br />

auch noch in hundert Jahren all seine wichtigen Funktionen<br />

erfüllen kann? Nehmen wir heimische Rotbu-<br />

Text: Gunther Willinger<br />

1 https://www.ethz.ch/de/news-und-veranstaltungen/eth-news/news/2018/11/klimaszenarien-2018.html<br />

Als sich Andreas Rigling vor 25 Jahren im Rahmen<br />

seiner Doktorarbeit mit der Wirkung von<br />

Trockenheit auf den Wald im Wallis beschäftigte,<br />

wusste er noch nicht, wie schnell das Thema für<br />

die gesamte Schweiz an Bedeutung gewinnen würde.<br />

Rigling leitet heute die Forschungseinheit Walddynamik<br />

an der Eidgenössischen Forschungsanstalt<br />

für Wald, Schnee und Landschaft (WSL). «Ein trockenes<br />

Jahr kann der Wald locker wegstecken, aber in<br />

dieser Häufung wird es für viele Bäume schwer»,<br />

sagt Rigling angesichts zunehmend heisser und trockener<br />

Sommerhalbjahre. Unter anderem waren das<br />

der Jahrhundertsommer 2003, das trockenste jemals<br />

gemessene Frühjahr in 2011, ein heisses und<br />

trockenes 2015 und jetzt der neuerliche Hitzerekord<br />

im Sommerhalbjahr 2018.<br />

Der Wald verändert sich<br />

Insgesamt hat sich die Jahresmitteltemperatur in der<br />

Schweiz seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr<br />

1864 um etwa 1,9 Grad erhöht. Zusammen mit der<br />

weiteren Erwärmung bis Ende des 21. Jahrhunderts<br />

bedeutet das für die Wälder eine Verschiebung der<br />

Vegetationszonen um 500 bis 700 Höhenmeter<br />

nach oben. Insbesondere die Fichte, traditionell der<br />

«Brotbaum» der Forstwirtschaft, kommt zunehmend<br />

Fotos: depositfotos.com<br />

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JAGD & NATUR<br />

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