Neue Szene Augsburg 2019-03
Das Stadtmagazin für Augsburg und Umgebung
Das Stadtmagazin für Augsburg und Umgebung
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
40<br />
MODE-SPECIAL<br />
Philipp Achatz – Personal Cut<br />
<br />
Ein Streifzug durch<br />
die Stadt mit Kris Koehler<br />
...wenn man es nicht besser wüßte, könnte man glauben, das kleine feine Atelier von Philipp Achatz befände sich in Italien. Mitnichten. Es steht<br />
auf dem Gelände des Silbermannparks. Ein kleiner flacher Atelieranbau der gelben Villa ist das Refugium und das Schaltzentrum des Meisters.<br />
Von Kristina Koehler / Fotos von Nikky Maier<br />
Neugierig auf das Ambiente macht schon der Blick von außen in die Innenräume.<br />
Man sieht durch die weißen Sprossenfenster das Reich eines Herrenausstatters<br />
der besonderen Art. Anzüge, die geordnet mit Kundenblättern versehen<br />
in den offenen Schränken hängen und Anzüge, die noch auf eine Anprobe<br />
mit dem dazugehörigen künftigen Besitzer warten.<br />
Der große Tisch in der Mitte ist ein antikes Stück Möbel aus dem ehemaligen<br />
elterlichen Geschäft, das in dieser Zeit die beste Adresse in <strong>Augsburg</strong> war, in<br />
Punkto Mode und Stil.<br />
Der Tisch ist „das“ Relikt aus dieser Zeit der Familienbande. Nun liegen die<br />
edlen Tuche, Knöpfe und Garne Seite an Seite, sie werden hin-und hergeschoben,<br />
bis die perfekte Symbiose der Materialien ins Auge sticht und Meister<br />
und Kunde zufrieden und übereinstimmend nicken.<br />
Der erste Eindruck ist spannend, denn uns empfängt ein jung wirkender<br />
Endvierziger mit blitzenden Augen und lebhafter Gestik. Das weiße Maßband<br />
(gewissermaßen das Erkennungszeichen der Schneiderzunft) um den<br />
Hals gelegt, fast als wäre es ein Orden. So gesehen ist dies auch ein Orden,<br />
denn einen Menschen zu vermessen, muss gelernt sein. Und das erfordert<br />
genaue Kenntnisse über Schnitttechnik, Anatomie und Schneidergeheimnisse,<br />
die sich erst erschließen, wenn man als Maßschneider genug Erfahrung<br />
gesammelt hat. Das dauert Jahre.<br />
Das Wissen über die Wirkung der zusammengefügten Materialien erfordert<br />
Fingerspitzengefühl und Talent. Doch auch das schüttelt er ganz locker aus<br />
dem Ärmel.<br />
Wenn man mit einem Kunden auf „Tuchfühlung“ geht, ist das eine Sache, die<br />
Vertrauen braucht und keine Angst vor Nähe. Philipp Achatz vermittelt mit<br />
seiner Herzlichkeit und Unbeschwertheit ein Klima des Wohlfühlens. Das<br />
ist unbedingt von Nöten, wenn man zusammen an einer so wichtigen Sache<br />
wie einem besonderen Habit tüftelt.<br />
„Von außen der seriöse Geschäftsanzug aus feinstem Tuch und das Innenfutter<br />
bedruckt mit Motiven eines Comics aus der Gangsterwelt der 50’s“...<br />
lacht er...<br />
Und erzählt mir, dass bei fast allen seinen männlichen Kunden das Innenfutter<br />
schon mal was „bunter“, etwas „außer der Reihe“ sein darf.<br />
„Das ist der Gag“, schmunzelt er. „Der Überraschungseffekt ist toll, wenn aus<br />
dem Sakko durch Zufall sogar ein „Pin up“-Girl aufblitzt und das Gegenüber<br />
dann verwundert schaut.