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Neue Szene Augsburg 2019-03

Das Stadtmagazin für Augsburg und Umgebung

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MODE-SPECIAL<br />

Philipp Achatz – Personal Cut<br />

<br />

Ein Streifzug durch<br />

die Stadt mit Kris Koehler<br />

...wenn man es nicht besser wüßte, könnte man glauben, das kleine feine Atelier von Philipp Achatz befände sich in Italien. Mitnichten. Es steht<br />

auf dem Gelände des Silbermannparks. Ein kleiner flacher Atelieranbau der gelben Villa ist das Refugium und das Schaltzentrum des Meisters.<br />

Von Kristina Koehler / Fotos von Nikky Maier<br />

Neugierig auf das Ambiente macht schon der Blick von außen in die Innenräume.<br />

Man sieht durch die weißen Sprossenfenster das Reich eines Herrenausstatters<br />

der besonderen Art. Anzüge, die geordnet mit Kundenblättern versehen<br />

in den offenen Schränken hängen und Anzüge, die noch auf eine Anprobe<br />

mit dem dazugehörigen künftigen Besitzer warten.<br />

Der große Tisch in der Mitte ist ein antikes Stück Möbel aus dem ehemaligen<br />

elterlichen Geschäft, das in dieser Zeit die beste Adresse in <strong>Augsburg</strong> war, in<br />

Punkto Mode und Stil.<br />

Der Tisch ist „das“ Relikt aus dieser Zeit der Familienbande. Nun liegen die<br />

edlen Tuche, Knöpfe und Garne Seite an Seite, sie werden hin-und hergeschoben,<br />

bis die perfekte Symbiose der Materialien ins Auge sticht und Meister<br />

und Kunde zufrieden und übereinstimmend nicken.<br />

Der erste Eindruck ist spannend, denn uns empfängt ein jung wirkender<br />

Endvierziger mit blitzenden Augen und lebhafter Gestik. Das weiße Maßband<br />

(gewissermaßen das Erkennungszeichen der Schneiderzunft) um den<br />

Hals gelegt, fast als wäre es ein Orden. So gesehen ist dies auch ein Orden,<br />

denn einen Menschen zu vermessen, muss gelernt sein. Und das erfordert<br />

genaue Kenntnisse über Schnitttechnik, Anatomie und Schneidergeheimnisse,<br />

die sich erst erschließen, wenn man als Maßschneider genug Erfahrung<br />

gesammelt hat. Das dauert Jahre.<br />

Das Wissen über die Wirkung der zusammengefügten Materialien erfordert<br />

Fingerspitzengefühl und Talent. Doch auch das schüttelt er ganz locker aus<br />

dem Ärmel.<br />

Wenn man mit einem Kunden auf „Tuchfühlung“ geht, ist das eine Sache, die<br />

Vertrauen braucht und keine Angst vor Nähe. Philipp Achatz vermittelt mit<br />

seiner Herzlichkeit und Unbeschwertheit ein Klima des Wohlfühlens. Das<br />

ist unbedingt von Nöten, wenn man zusammen an einer so wichtigen Sache<br />

wie einem besonderen Habit tüftelt.<br />

„Von außen der seriöse Geschäftsanzug aus feinstem Tuch und das Innenfutter<br />

bedruckt mit Motiven eines Comics aus der Gangsterwelt der 50’s“...<br />

lacht er...<br />

Und erzählt mir, dass bei fast allen seinen männlichen Kunden das Innenfutter<br />

schon mal was „bunter“, etwas „außer der Reihe“ sein darf.<br />

„Das ist der Gag“, schmunzelt er. „Der Überraschungseffekt ist toll, wenn aus<br />

dem Sakko durch Zufall sogar ein „Pin up“-Girl aufblitzt und das Gegenüber<br />

dann verwundert schaut.

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