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blu März/April 2019

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MUSIK<br />

INTERVIEW<br />

PHILIPPE JAROUSSKY:<br />

ob König oder Mädchen<br />

Selbst wenn er nicht so aussieht, auch Star-Opernsänger<br />

Philippe Jaroussky ist nun schon über vierzig. Und mit dem<br />

Alter kommen die einen oder anderen Problemchen – oder gleich ein<br />

Hexenschuss.<br />

FOTO: PARLOPHONE RECORDS<br />

„Ich hab mich falsch bewegt … und<br />

es ist wirklich sehr schmerzhaft.<br />

Aber dafür muss ich die nächsten<br />

Tage nicht singen!“, lacht er am Telefon,<br />

nachdem er seinen Trip nach<br />

Berlin für unser Interview absagen<br />

musste. „Mein Vater hatte schon Rückenprobleme<br />

… so etwas in der Art<br />

passiert mir alle zwei Jahre. Ich muss<br />

dringend mit Sport anfangen – aber<br />

ich bin so faul.“ Da übertreibt er allerdings<br />

ziemlich: Immerhin ist Philippe<br />

einer der gefragtesten Countertenöre,<br />

und neben Engagements in den<br />

großen Opernhäusern der Welt und<br />

regelmäßigen Veröffentlichungen<br />

hat er vor zwei Jahren sogar eine<br />

eigene Akademie gegründet.<br />

War vierzig zu werden also gar keine<br />

so große Sache? „Dieser Geburtstag<br />

ist für jeden ein großer Schritt. Es<br />

war auch für mich ein guter Moment<br />

zu schauen, was ich bisher getan<br />

habe und was ich noch tun möchte.<br />

Aber ich gestehe, wenn ich morgen<br />

sterben würde – was hatte ich für ein<br />

Leben! Ich konnte die Welt bereisen,<br />

hatte nie Geldprobleme, durfte all<br />

die Musiker treffen. Plus viel Zeit für<br />

meine Freunde. Was für ein Privileg!<br />

Und ich kann ausschlafen!“, lacht er<br />

wieder. Er macht sich nicht einmal<br />

Sorgen um seine Stimme. „Als ich<br />

zwanzig war, war sie sehr flexibel.<br />

Wenn ich alte Aufnahmen höre, weiß<br />

ich, das kann ich nicht mehr. Dafür<br />

habe ich jetzt das Bewusstsein für<br />

Melodie und Worte. Meine Stimme<br />

mag an Schnelligkeit verloren<br />

haben, aber sie ist stärker und<br />

ausdrucksstärker. Und wenn ich sie<br />

morgen verliere, könnte ich immer<br />

noch Lehrer werden.“ Was er mit<br />

seiner Académie Musicale Philippe<br />

Jaroussky schon vorzubereiten<br />

scheint. „Die Idee, Menschen ein Jahr<br />

zu begleiten, ihnen Gelegenheiten<br />

zu geben und Freundschaften anzubahnen,<br />

liebe ich. Wenn ich träumen<br />

darf, möchte ich, dass die Akademie<br />

mich überlebt.“ Es scheint, als wolle<br />

er auch mit seinen neuen Aufnahmen<br />

der Welt etwas beibringen,<br />

denn wo zu oft nur wohlbekannte<br />

Komponisten und Stücke immer<br />

und immer wieder aufgenommen<br />

werden, nimmt sich Philippe jetzt<br />

auf „Ombra mai fu“ den Barockmeister<br />

Cavalli vor. „In den letzten fünf<br />

bis zehn Jahren gab es ein Revival<br />

seiner Musik, weil sein dramatisches<br />

Potenzial endlich erkannt wurde.<br />

Die meisten seiner Arien sind weniger<br />

als fünf Minuten lang, dieser<br />

Stil überrascht. Und seine Musik<br />

ist voller Freiheit.“<br />

Und dann ist da noch etwas, das<br />

Philippe an seinem Beruf liebt:<br />

die wunderschönen, opulenten<br />

Kleidungsstücke, die zu seinen<br />

Auftritten gehören. „Ich mag<br />

es, mich zu verkleiden! Ich bin<br />

ja vor allem Musiker und war<br />

nie der geborene Schauspieler.<br />

Ob ich ein König<br />

oder Mädchen auf der<br />

Bühne bin, das Kostüm<br />

hilft mir sehr. Wochenlang<br />

proben wir<br />

ohne – du singst<br />

in dem, was du<br />

sowieso anhast,<br />

da ist es schwer,<br />

in den Charakter<br />

zu kommen. Aber<br />

wenn das Make-up<br />

und die Kostüme da<br />

sind … Jetzt kann ich<br />

anders sein, jetzt kann ich<br />

verrückt sein!“ *fis<br />

LIVE<br />

30.3., Konzerthaus – Berlin,1 .4., Hannover – NDR, Großer Sendesaal,<br />

3.4., Elbphilharmonie – Hamburg, 13.4., Theater Essen – Essen,<br />

7.7., Prinzregententheater – München, 9.7., Festsaal Reitstadel –<br />

Neumarkt, 11.7., Max-Littmann-Saal – Bad Kissingen

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