März 2019 - coolibri Dortmund
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
THEATER<br />
OBERHAUSEN<br />
Salomé und das Bierdosen-Quintett<br />
WarumSalomédiesenPropheten, der wilde apokalyptische Andeutungenaus seinemLochinden Raum ruftoder sich<br />
draußen gebiertwie einbaptistischerFernsehprediger,überhauptküssenwill, dasmag verstehen werwill. Abersie will<br />
es unbedingt. So sehr,dass sieseine Zurückweisung nicht ertragen kann. Trotzdemodergerade weilman diesen grundlegendenTräger<br />
der Handlung nichtrechtversteht,wie man generelloft nichtversteht, wieaus Faszination Liebewird,<br />
hatdas TheaterOberhausenmit seinerInszenierung vonOscar Wildes „Salomé“einen Hit gelandet.<br />
Dererste großeBühnenauftritt gehört keiner<br />
Hauptrolle,ergehörtüberhauptkeinemSchauspieler,sondern<br />
demSongwriter TomLiwa,der<br />
vomMondsingt,der heute so „megablass“<br />
scheint. DenRuhrpott-Barden, denviele wegen<br />
dertollenPlatten mitseinerBandFlowerpornoes<br />
kennen,hat derbelgischeRegisseur Stef Lernous<br />
offenbar mitgroßen(Narren-)Freiheiten<br />
ausgestattet,dennerwandert immer wieder<br />
aufder Bühneherum undsingt seineSongs,die<br />
dieHandlungkommentierten,erweitern oder erklären.<br />
Wo zum Beispiel dasProblem mitder Ehedes<br />
Königs Herodes liegt, daserfährtman auseinemSong:<br />
Er hatdie Frau seines verstorbenen<br />
Brudersgeheiratet. DerProphetJochanaan betrachtet<br />
dasals Blutschande undhältdamit<br />
Salomé(RonjaOppelt)<br />
Foto: Isabel Machado Rios /Theater Oberhausen<br />
nichthinterm Kerker-Zaun.Tom Liwa hateine<br />
ArtWeird-Folk-Sumpf-Blues-Soundmit Ruhrgebietseinschlagund<br />
deutschen Texten kreiert,<br />
denman so ähnlich vonseinemAlbum „Komm<br />
Jupiter“ kennt. Unterstütztwirderdabei von<br />
vier Musikern, diewie alle aufder Bühneständigzur<br />
Bierdose greifen.<br />
DieDosen,die Musik, derNebel,das Gras und<br />
einabgerissenerWohnwagen beziehungsweise<br />
Trailer verorten dieFigurenimMilieu dessogenanntenWhite<br />
TrashimwahrscheinlichUSamerikanischen<br />
Süden.Espasst zu Stef Lernous<br />
schrägem Humor, dass alleGesichter zusätzlich<br />
weiß geschminktsind. Wasder Zuschauererlebt,<br />
könnteman alsoals Streit zwischenalkoholisierten<br />
Dumpfbacken abtun,<br />
wenn nichtimmer wieder existenzielleDimensionen<br />
aufgerissenund urmenschlicheGefühle<br />
sich regenwürden.<br />
DieMenschenindiesemSpiel werden von<br />
Angst, Liebe, Lust undder ewigen Fragenach<br />
demWarum getrieben. KönigHerodes,dessen<br />
Figur TorstenBauer in gewohnterGroßartigkeit<br />
undLässigkeitunterspielt oder umtänzelt biser<br />
doch plötzlichzueinem aggressiven Ausbruch<br />
mitBaseballschläger im Trailer findet, hatAngst<br />
vordem ProphetenJochanaan –vielleichtist ja<br />
doch wasdrananseinenWorten–undLustauf<br />
Salomé, ergötzt sich an ihrennackten Füßen<br />
beim Tanz.DassRonja Oppeltsrotzige,riesig<br />
selbstbewusste Saloméals Belohnung fürden<br />
Tanz denKopfdes Prophetenfordert,lässt ihn<br />
panischwerden. „Willstdunicht lieber Smaragde<br />
–oderSalomiten?“<br />
Nein, dieTochter derHerodias,die Susanne<br />
Burkhardals Alkohol-Wrack verkörpert, will den<br />
Kopf aufeinem Silbertablett –nur um dann,als<br />
sieihren Willen bekommt,enttäuscht einzusehen:<br />
„Das Geheimnis derLiebe istgrößerals das<br />
Geheimnis desTodes.“ So findet manindiesem<br />
Stücktrotz aller dumpfenemotionalen Wucht<br />
undGewaltausbrüche doch viel Zärtlichkeit und<br />
letztlich eine Botschaftder Liebe, dievon einem<br />
tollen Ensemble,starken Songsund einerlässigenGrundhaltunggetragenwird.<br />
Das Theater<br />
Oberhausen istnacheinem etwasholperigen<br />
Startunter derneuenIntendanz vonFlorian<br />
Fiedler offenbarimAufwind.<br />
MaxFlorian Kühlem<br />
Salomé: 9.,16.,20.,24.3.,Theater Oberhausen,<br />
theater-oberhausen.de<br />
46<br />
PREMIERENIMMÄRZ<br />
BOCHUM<br />
1.3. Wasglänztvon GerhildSteinbuch<br />
(R: Philipp Becker), Zeche<br />
Eins;16.3. Iphigenievon Euripides<br />
(R:Dušan DavidParízek), Schauspielhaus;28.3.<br />
Campiellovon PeterTurrini<br />
nach CarloGoldoni (R:<br />
SusanneScheffler), ZecheEins<br />
DORTMUND<br />
9.3. Visionen –Lee,Godani,Kuindersma<br />
(Ch: DouglasLee,JacopoGodani,WubkjeKuindersma),<br />
Opernhaus;9.3.Klatschen<br />
vonTinaMüller,<br />
Corinne Maier(R: Isabel Stahl,<br />
LiobaSombetzki), Kinder- undJugendtheater;<br />
16.3. Mansieht sich<br />
vonGuillaume Corbeil(R: Sarah<br />
Jasninszczak),Studio;29.3. Echte<br />
Liebe–einStückdes <strong>Dortmund</strong>er<br />
Sprechchors(R: LauraN.Junghanns),Studio;30.9.<br />
UnsereHerzkammer<br />
vonRainaldGrebe (R: Rainald<br />
Grebe),Schauspielhaus<br />
DUISBURG<br />
16.3.Romeo undJulia vonWilliam<br />
Shakespeare (R:Kevin Barz), Theater<br />
Duisburg;29.3. Lost &Found<br />
vonToboso (R: Fabian Sattler), FoyerIII<br />
ESSEN<br />
2.3. Cash –und ewig rauschen die<br />
Geldervon MichaelCooney(R: Tobias<br />
Materna), Grillo-Theater; 23.3.<br />
Medeavon AribertReimann (R:<br />
KayLink),Aalto-Theater;27.3.<br />
Schließ DeineAugen –Riennevas<br />
plus!, einMehrspartenprojektim<br />
Rahmen derTUP Festtage (Sascha<br />
Krohn, MarijkeMalitius), Casa<br />
GELSENKIRCHEN<br />
1.3. EugenOneginvon PeterI.<br />
Tschaikowski(R: RahelThiel), Musiktheater<br />
im Revier<br />
9.3. BigFishvon Andrew Lippa,<br />
John August (R: Andreas Gergen),