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März 2019 - coolibri Dortmund

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THEATER<br />

OBERHAUSEN<br />

Salomé und das Bierdosen-Quintett<br />

WarumSalomédiesenPropheten, der wilde apokalyptische Andeutungenaus seinemLochinden Raum ruftoder sich<br />

draußen gebiertwie einbaptistischerFernsehprediger,überhauptküssenwill, dasmag verstehen werwill. Abersie will<br />

es unbedingt. So sehr,dass sieseine Zurückweisung nicht ertragen kann. Trotzdemodergerade weilman diesen grundlegendenTräger<br />

der Handlung nichtrechtversteht,wie man generelloft nichtversteht, wieaus Faszination Liebewird,<br />

hatdas TheaterOberhausenmit seinerInszenierung vonOscar Wildes „Salomé“einen Hit gelandet.<br />

Dererste großeBühnenauftritt gehört keiner<br />

Hauptrolle,ergehörtüberhauptkeinemSchauspieler,sondern<br />

demSongwriter TomLiwa,der<br />

vomMondsingt,der heute so „megablass“<br />

scheint. DenRuhrpott-Barden, denviele wegen<br />

dertollenPlatten mitseinerBandFlowerpornoes<br />

kennen,hat derbelgischeRegisseur Stef Lernous<br />

offenbar mitgroßen(Narren-)Freiheiten<br />

ausgestattet,dennerwandert immer wieder<br />

aufder Bühneherum undsingt seineSongs,die<br />

dieHandlungkommentierten,erweitern oder erklären.<br />

Wo zum Beispiel dasProblem mitder Ehedes<br />

Königs Herodes liegt, daserfährtman auseinemSong:<br />

Er hatdie Frau seines verstorbenen<br />

Brudersgeheiratet. DerProphetJochanaan betrachtet<br />

dasals Blutschande undhältdamit<br />

Salomé(RonjaOppelt)<br />

Foto: Isabel Machado Rios /Theater Oberhausen<br />

nichthinterm Kerker-Zaun.Tom Liwa hateine<br />

ArtWeird-Folk-Sumpf-Blues-Soundmit Ruhrgebietseinschlagund<br />

deutschen Texten kreiert,<br />

denman so ähnlich vonseinemAlbum „Komm<br />

Jupiter“ kennt. Unterstütztwirderdabei von<br />

vier Musikern, diewie alle aufder Bühneständigzur<br />

Bierdose greifen.<br />

DieDosen,die Musik, derNebel,das Gras und<br />

einabgerissenerWohnwagen beziehungsweise<br />

Trailer verorten dieFigurenimMilieu dessogenanntenWhite<br />

TrashimwahrscheinlichUSamerikanischen<br />

Süden.Espasst zu Stef Lernous<br />

schrägem Humor, dass alleGesichter zusätzlich<br />

weiß geschminktsind. Wasder Zuschauererlebt,<br />

könnteman alsoals Streit zwischenalkoholisierten<br />

Dumpfbacken abtun,<br />

wenn nichtimmer wieder existenzielleDimensionen<br />

aufgerissenund urmenschlicheGefühle<br />

sich regenwürden.<br />

DieMenschenindiesemSpiel werden von<br />

Angst, Liebe, Lust undder ewigen Fragenach<br />

demWarum getrieben. KönigHerodes,dessen<br />

Figur TorstenBauer in gewohnterGroßartigkeit<br />

undLässigkeitunterspielt oder umtänzelt biser<br />

doch plötzlichzueinem aggressiven Ausbruch<br />

mitBaseballschläger im Trailer findet, hatAngst<br />

vordem ProphetenJochanaan –vielleichtist ja<br />

doch wasdrananseinenWorten–undLustauf<br />

Salomé, ergötzt sich an ihrennackten Füßen<br />

beim Tanz.DassRonja Oppeltsrotzige,riesig<br />

selbstbewusste Saloméals Belohnung fürden<br />

Tanz denKopfdes Prophetenfordert,lässt ihn<br />

panischwerden. „Willstdunicht lieber Smaragde<br />

–oderSalomiten?“<br />

Nein, dieTochter derHerodias,die Susanne<br />

Burkhardals Alkohol-Wrack verkörpert, will den<br />

Kopf aufeinem Silbertablett –nur um dann,als<br />

sieihren Willen bekommt,enttäuscht einzusehen:<br />

„Das Geheimnis derLiebe istgrößerals das<br />

Geheimnis desTodes.“ So findet manindiesem<br />

Stücktrotz aller dumpfenemotionalen Wucht<br />

undGewaltausbrüche doch viel Zärtlichkeit und<br />

letztlich eine Botschaftder Liebe, dievon einem<br />

tollen Ensemble,starken Songsund einerlässigenGrundhaltunggetragenwird.<br />

Das Theater<br />

Oberhausen istnacheinem etwasholperigen<br />

Startunter derneuenIntendanz vonFlorian<br />

Fiedler offenbarimAufwind.<br />

MaxFlorian Kühlem<br />

Salomé: 9.,16.,20.,24.3.,Theater Oberhausen,<br />

theater-oberhausen.de<br />

46<br />

PREMIERENIMMÄRZ<br />

BOCHUM<br />

1.3. Wasglänztvon GerhildSteinbuch<br />

(R: Philipp Becker), Zeche<br />

Eins;16.3. Iphigenievon Euripides<br />

(R:Dušan DavidParízek), Schauspielhaus;28.3.<br />

Campiellovon PeterTurrini<br />

nach CarloGoldoni (R:<br />

SusanneScheffler), ZecheEins<br />

DORTMUND<br />

9.3. Visionen –Lee,Godani,Kuindersma<br />

(Ch: DouglasLee,JacopoGodani,WubkjeKuindersma),<br />

Opernhaus;9.3.Klatschen<br />

vonTinaMüller,<br />

Corinne Maier(R: Isabel Stahl,<br />

LiobaSombetzki), Kinder- undJugendtheater;<br />

16.3. Mansieht sich<br />

vonGuillaume Corbeil(R: Sarah<br />

Jasninszczak),Studio;29.3. Echte<br />

Liebe–einStückdes <strong>Dortmund</strong>er<br />

Sprechchors(R: LauraN.Junghanns),Studio;30.9.<br />

UnsereHerzkammer<br />

vonRainaldGrebe (R: Rainald<br />

Grebe),Schauspielhaus<br />

DUISBURG<br />

16.3.Romeo undJulia vonWilliam<br />

Shakespeare (R:Kevin Barz), Theater<br />

Duisburg;29.3. Lost &Found<br />

vonToboso (R: Fabian Sattler), FoyerIII<br />

ESSEN<br />

2.3. Cash –und ewig rauschen die<br />

Geldervon MichaelCooney(R: Tobias<br />

Materna), Grillo-Theater; 23.3.<br />

Medeavon AribertReimann (R:<br />

KayLink),Aalto-Theater;27.3.<br />

Schließ DeineAugen –Riennevas<br />

plus!, einMehrspartenprojektim<br />

Rahmen derTUP Festtage (Sascha<br />

Krohn, MarijkeMalitius), Casa<br />

GELSENKIRCHEN<br />

1.3. EugenOneginvon PeterI.<br />

Tschaikowski(R: RahelThiel), Musiktheater<br />

im Revier<br />

9.3. BigFishvon Andrew Lippa,<br />

John August (R: Andreas Gergen),

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