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Berliner Stimme Nr. 2 2019

Seit zweieinhalb Jahren arbeitet die Koalition für ein sozialeres Berlin. In der Berliner Stimme ziehen wir für die SPD-Arbeit Bilanz. Im Interview spricht Michael Müller u.a. über das veränderte Regieren in einem Dreierbündnis. Die Berliner Juso-Vorsitzende Annika Klose sieht Rot-Rot-Grün bei vielen Projekten auf dem richtigen Weg – wenngleich sie sich von ihrer Partei an einigen Stellen noch mehr Mut wünscht. Um herauszufinden, was sich in der Bildungspolitik getan hat, haben wir exemplarisch drei Berliner Schulen besucht. Außerdem im Heft: Ein Meinungsbeitrag von Finanz-Staatssekretärin Margaretha Sudhof zu geeigneten Instrumenten, um gegen Spekulation und Verdrängung auf dem Wohnungsmarkt vorzugehen.

Seit zweieinhalb Jahren arbeitet die Koalition für ein sozialeres Berlin. In der Berliner Stimme ziehen wir für die SPD-Arbeit Bilanz. Im Interview spricht Michael Müller u.a. über das veränderte Regieren in einem Dreierbündnis. Die Berliner Juso-Vorsitzende Annika Klose sieht Rot-Rot-Grün bei vielen Projekten auf dem richtigen Weg – wenngleich sie sich von ihrer Partei an einigen Stellen noch mehr Mut wünscht. Um herauszufinden, was sich in der Bildungspolitik getan hat, haben wir exemplarisch drei Berliner Schulen besucht. Außerdem im Heft: Ein Meinungsbeitrag von Finanz-Staatssekretärin Margaretha Sudhof zu geeigneten Instrumenten, um gegen Spekulation und Verdrängung auf dem Wohnungsmarkt vorzugehen.

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Zeitung der <strong>Berliner</strong> Sozialdemokratie | <strong>Nr</strong>. 2 · <strong>2019</strong> | 69. Jahrgang<br />

TITELTHEMA<br />

HALBZEITBILANZ R2G<br />

INTERVIEW<br />

Michael Müller: „Wir machen<br />

keine Klientelpolitik“<br />

FEATURE<br />

Schulpolitik: Weg mit<br />

den Oldschool-Mauern<br />

STANDPUNKT<br />

Margaretha Sudhof zur<br />

Rekommunalisierung


Seit zweieinhalb Jahren arbeitet<br />

die Koalition für ein sozialeres Berlin.<br />

„ „<br />

Andreas Geisel<br />

Inneres und Sport<br />

Matthias Kollatz<br />

Finanzen<br />

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Seit 2016 ist unsere Stadt Stück für<br />

Stück sicherer geworden. Wir arbeiten<br />

mit viel Einsatz und Engagement für die<br />

Sicherheit in unserer Stadt. Wir haben<br />

neue Fahrzeuge und moderne Ausstattung<br />

für Polizei und Feuerwehr beschafft.<br />

In den Kiezen sind mobile Polizeiwachen<br />

unterwegs. Auf dem Alexanderplatz<br />

steht seit 2017 die Alex-Wache.<br />

Das alles sind sichtbare Zeichen für die<br />

Bürgerinnen und Bürger. Wir sind da<br />

und sorgen für ein sicheres Berlin.<br />

Als SPD-Innensenator kann ich sagen:<br />

Es macht einen Unterschied, wer regiert.<br />

“<br />

Der siebte positive Abschluss des<br />

Landeshaushalts in Folge ist ein großer<br />

Erfolg für R2G.<br />

Das umgesetzte Investitionsvolumen<br />

konnte innerhalb von vier Jahren um<br />

50 Prozent auf gut 2,1 Milliarden Euro<br />

gesteigert werden. Gleichzeitig erfüllt<br />

das Land die Verpflichtung zur Konsolidierung.<br />

Damit führen wir den Zweiklang<br />

von Investieren und Konsolidieren<br />

fort und gestalten die wachsende Stadt<br />

mit einem Jahrzehnt der Investitionen.<br />

Die Schulbauoffensive ist gut angelaufen,<br />

neue Strukturen sind da und die<br />

ersten neuen Schulen im Bau.<br />

“<br />

2 BERLINER STIMME


So fällt das Zwischenfazit unserer<br />

Senatorinnen und Senatoren aus.<br />

„ „<br />

Sandra Scheeres<br />

Bildung, Jugend und Familie<br />

Dilek Kolat<br />

Gesundheit, Pflege und Gleichstellung<br />

Fotos<br />

Berlins Bildung geht in die Offensive!<br />

5,5 Milliarden Euro für die Schulbauoffensive,<br />

einem Qualitätspaket, dem<br />

Gehaltssprung für die Grundschullehrkräfte<br />

und 3.000 neue Lehrkräften<br />

pro Jahr. Mehr Personal für die Kitas.<br />

Die Kita ist jetzt schon beitragsfrei, jetzt<br />

werden Schulessen und Schülerticket<br />

kostenlos – Bildung und Gerechtigkeit<br />

gehören zusammen.<br />

“<br />

SenInnDS & Anno Dittmer<br />

& SenBJF & ddp Images/Clemens Bilan<br />

Berlin ist die Gesundheitshauptstadt<br />

mit einer bestmöglichen Versorgung<br />

der Patientinnen und Patienten durch<br />

Krankenhäuser und niedergelassene<br />

Ärzte. Wir arbeiten daran, unser Angebot<br />

in der Stadt immer weiter zu verbessern,<br />

zum Beispiel, indem wir die die Krankenhäuser<br />

finanziell besser ausstatten.<br />

Berlin ist auch die Hauptstadt der Pflege.<br />

Wir haben ein breites Angebot an Pflegeheimen<br />

und anderen Pflege-Wohnformen.<br />

Wir haben die Pflegestützpunkte ausgebaut<br />

– genauso wie die Beratungsangebote<br />

für pflegende Angehörige.<br />

In dem von mir initiierten „<strong>Berliner</strong> Pakt<br />

für die Pflege“ kümmern wir uns darum,<br />

die Pflegeberufe in Zukunft attraktiver<br />

zu machen sowohl finanziell als auch<br />

im Hinblick auf die Arbeitsbedingungen.<br />

“<br />

BERLINER STIMME<br />

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TITELTHEMA<br />

Halbzeitbilanz R2G<br />

02 KURZFAZIT<br />

Zweieinhalb Jahre R2G<br />

Texte Andreas Geisel, Matthias Kollatz,<br />

Sandra Scheeres & Dilek Kolat<br />

Fotos SenInnDS, Anno Dittmer, SenBJF<br />

& ddp Images/Clemens Bilan<br />

06 INTERVIEW<br />

MIT MICHAEL MÜLLER<br />

„Wir machen keine Klientelpolitik“<br />

Fragen Birte Huizing<br />

Foto picture alliance/Britta Pedersen<br />

09 GASTBEITRAG<br />

Die Vision von der bezahlbaren Stadt<br />

Text Raed Saleh<br />

Fotos Adobe Stock/slamfotografie<br />

& Sibylle Fendt/Ostkreuz<br />

12 FEATURE ZUR SCHULPOLITIK<br />

„Weg mit dem Oldschool-Mauern“<br />

Text & Fotos<br />

Christina Bauermeister<br />

Welche Mittel gibt es, um gegen<br />

Spekulation und Verdrängung<br />

auf dem Mietmarkt vorzugehen?<br />

Mehr auf den Seiten 22 bis 26<br />

Foto: Flickr onnola (CC BY-SA 2.0)<br />

15 INTERVIEW MIT ANNIKA KLOSE<br />

„Die richtigen Akzente“<br />

Fragen Christina Bauermeister<br />

Foto Jusos Berlin<br />

18 GASTBEITRAG<br />

Wir brauchen die bestmögliche Versorgung<br />

Text Dilek Kolat<br />

Foto Adobe Stock/godfather<br />

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20 KOMMENTAR DES<br />

DGB BERLIN-BRANDENBURG<br />

„Es bewegt sich was“<br />

Text Christian Hoßbach<br />

Foto Lilli Zylka<br />

21 KOMMENTAR DES<br />

IT-BRANCHENVERBANDS BITKOM<br />

„Eine einmalige Chance“<br />

Text Lena Flohre<br />

Foto Bitkom<br />

4 BERLINER STIMME


AUS DEM LANDESVERBAND<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Stimme</strong>n<br />

22<br />

MEINUNGSBEITRAG<br />

ZUR REKOMMUNALISIERUNG<br />

Kein Musterbeispiel<br />

Text<br />

Margaretha Sudhof<br />

Fotos Joana Marta<br />

& Marco Urban<br />

27<br />

GASTBEITRAG<br />

Moderne Verwaltung<br />

in der wachsenden Stadt<br />

Text Andreas Geisel<br />

& Sabine Smentek<br />

Illustration Esther Schaarhüls<br />

VERMISCHTES<br />

Kultur & Geschichte<br />

30 FOTOSTRECKE EUROPAFORUM<br />

Gemeinsam für Toleranz<br />

Text & Fotos Ralf Höschele<br />

IMPRESSUM<br />

<strong>Berliner</strong> <strong>Stimme</strong><br />

Zeitung der <strong>Berliner</strong> Sozialdemokratie<br />

Herausgeber<br />

SPD Landesverband Berlin,<br />

Landesgeschäftsführerin Anett Seltz (V.i.S.d.P.),<br />

Müllerstraße 163, 13353 Berlin,<br />

Telefon: 030.4692-222<br />

E-Mail: spd@spd.berlin<br />

Webadresse: www.spd.berlin<br />

Redaktion<br />

Christina Bauermeister und Birte Huizing<br />

Telefon: 030.4692-150<br />

E-Mail: redaktion.berlinerstimme@spd.de<br />

Mitarbeit an dieser Ausgabe<br />

Lena Flohre, Andreas Geisel, Ralf Höschele,<br />

Christian Hoßbach, Dilek Kolat, Raed Saleh,<br />

Sabine Smentek, Margaretha Sudhof<br />

Grafik Nico Roicke und Hans Kegel<br />

Titelfoto Adobe Stock/elxeneize<br />

Abonnement 29,– Euro pro Jahr im Postvertrieb<br />

Abo-Service<br />

Telefon: 030.4692-144<br />

Fax: 030.4692-118<br />

berliner.stimme@spd.de<br />

Druck Häuser KG Buch- und Offsetdruckerei Köln<br />

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BERLINER STIMME<br />

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Fragen Birte Huizing<br />

Foto picture alliance/Britta Pedersen<br />

„Wir machen keine<br />

Klientelpolitik“<br />

Der Regierende Bürgermeister Michael Müller über das<br />

veränderte Regieren in einem Dreierbündnis, klare Bekenntnisse<br />

der Koalition und seine Schwerpunkte als Wissenschaftssenator<br />

Rot-Rot-Grün hat das Jahrzehnt der Investitionen ausgerufen.<br />

Was sind deine Schwerpunkte?<br />

Ich sehe vor allem drei Schwerpunkte: Das Schulsanierungsprogramm,<br />

das bis in die nächste Legislaturperiode reichen wird, wo wir mit<br />

5,5 Milliarden Euro so gut wie jede <strong>Berliner</strong> Schule anfassen und modernisieren<br />

oder komplett neu bauen. Dann das Thema Wohnungsbau:<br />

Ich bin davon überzeugt, dass unser Bevölkerungswachstum nur durch<br />

zusätzlichen neuen Wohnraum zu bewältigen ist. Und wir brauchen für<br />

die wachsende Stadt eine leistungsfähige Verwaltung mit mehr Personal.<br />

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Viele sagen, es dauert zu lange, z. B. auf den Kfz-Zulassungsstellen<br />

und den Standesämtern. Wann kommen die Investitionen bei den<br />

<strong>Berliner</strong>innen und <strong>Berliner</strong>n an?<br />

Auch mir dauert vieles zu lange.<br />

Ich wünsche mir manchmal auch<br />

mehr Initiative, aber nach zehn Jahren<br />

sparen ist es nicht möglich, von heute<br />

auf morgen alles sofort umzustellen.<br />

Gerade wenn man an den Bau- und<br />

Personalbereich denkt, dauert es, die<br />

Menschen einzustellen, sie zu qualifizieren<br />

und auszubilden, damit man<br />

wieder mehr Personal an Bord hat,<br />

um die Aufgaben schneller und besser<br />

zu bewältigen. Aber: Die positiven Wirkungen unserer Arbeit<br />

werden Schritt für Schritt sichtbarer, was man bereits deutlich bei<br />

den Bürgerämtern erkennt.<br />

„Ich habe schon von Beginn<br />

an einen Unterschied in dieser<br />

Koalition gemerkt, weil wir uns<br />

in den grundlegenden Fragen<br />

der sozialen Gerechtigkeit,<br />

des Miteinanders in unserer<br />

Stadt sehr einig sind.“<br />

6 BERLINER STIMME


LINKS<br />

Berlins Regierender<br />

Bürgermeister Michael<br />

Müller (M.), Ramona Pop<br />

(Bündnis 90/Die Grünen<br />

Berlin, l.), Wirtschaftssenatorin,<br />

und Klaus<br />

Lederer (Die Linke),<br />

Senator für Kultur und<br />

Europa, am Rande der<br />

Pressekonferenz zu<br />

zweieinhalb Jahren<br />

Rot-Rot-Grün in Berlin<br />

In einem Dreierbündnis zu regieren<br />

ist ja nicht so einfach …<br />

Klar, es ist nicht einfach, wenn man<br />

mit zwei anderen Koalitionspartnern<br />

zusammenarbeitet, das bedeutet sehr<br />

viel Kommunikation und sehr viele<br />

Abstimmungen. Aber: Ich habe schon<br />

von Beginn an einen Unterschied in<br />

dieser Koalition gemerkt, weil wir uns<br />

in den grundlegenden Fragen der sozialen<br />

Gerechtigkeit, des Miteinanders<br />

in unserer Stadt sehr einig sind. Und<br />

deswegen waren die ersten Beschlüsse<br />

gleichzeitig auch ein Bekenntnis zu<br />

einem sozialen Berlin: das Einfrieren<br />

der Sozialmieten in unserer Stadt, das<br />

Absenken des Sozialtickets bei der BVG<br />

und die Gebührenfreiheit in der Bildung.<br />

Das ist der gelebte Ausdruck dieser anderen<br />

Haltung in der Koalition.<br />

Viele hatten am Anfang auch Angst vor<br />

diesen Gemeinsamkeiten. Wie schaffen<br />

wir es als SPD in einem rot-rot-grünen<br />

Bündnis, unsere Kernthemen wie soziale<br />

Gerechtigkeit gegenüber den anderen<br />

Koalitionspartnern zu verteidigen?<br />

Wir machen keine Klientelpolitik und<br />

das unterscheidet uns von unseren<br />

beiden anderen Partnern, die sehr gezielt<br />

bestimmte Milieus ansprechen. Wir<br />

stehen dafür, unterschiedliche Gruppen,<br />

Lebenswege und Biografien zusammenzuführen<br />

und den Ausgleich zu suchen<br />

zwischen unterschiedlichen Interessen.<br />

Das ist nicht immer einfach, aber darauf<br />

kommt es in einer Gesellschaft an:<br />

Es geht nicht darum, dem Lautesten,<br />

dem Stärksten recht zu geben, sondern<br />

verschiedene Positionen miteinander zu<br />

versöhnen. Zum Wohl der Allgemeinheit.<br />

Wir haben in der Partei eine neue Sozialstaatsdebatte.<br />

Du hast dich immer klar<br />

dafür eingesetzt, die Hartz-IV-Gesetze<br />

hinter sich zu lassen. Sind wir auf dem<br />

richtigen Weg?<br />

Es ist meine tiefe Überzeugung, dass die<br />

Sozialdemokratie immer für den sozialen<br />

Ausgleich stehen muss und zwar in allen<br />

Bereichen. Deswegen ist uns die gebührenfreie<br />

Bildung so wichtig, deswegen ist uns<br />

bezahlbarer Wohnraum wichtig, aber<br />

natürlich ist Arbeit für viele Menschen<br />

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BERLINER STIMME<br />

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Wir müssen weit mehr tun,<br />

als die Menschen nur zu versorgen.<br />

Mit der eigenen Arbeit eine echte<br />

Lebensperspektive für ein gutes<br />

Leben zu haben, das ist unser<br />

Anspruch.<br />

Fragen Christina Bauermeister<br />

Foto Fotostudio Charlottenburg<br />

„Ein wichtiger Faktor<br />

ist das Vergaberecht“<br />

die entscheidende Lebensgrundlage.<br />

Wir stellen den Wert der Arbeit in den<br />

Mittelpunkt unserer Überlegung. Für<br />

uns bedeutet Arbeit eben mehr, als Geld<br />

Hanna Popp von der IHK Berlin im Interview<br />

über die Smart-City-Strategie des Senats<br />

und die drängendsten Probleme<br />

zu verdienen. Wir wollen – auch mit<br />

dem Solidarischen Grundeinkommen –<br />

gute Arbeitsplatzangebote machen;<br />

sozialversicherungsbeschäftigt und<br />

unbefristet. Wir müssen weit mehr tun,<br />

als die Menschen nur zu versorgen.<br />

Mit der eigenen Arbeit eine echte<br />

Lebensperspektive für ein gutes Leben<br />

zu haben, das ist unser Anspruch.<br />

Und deswegen ist die Debatte, wie<br />

ein Sozialstaat der Zukunft aussehen<br />

muss, richtig und wichtig.<br />

Das Solidarische Grundeinkommen<br />

hast du während deiner Zeit als Bundesratspräsident<br />

vorgestellt. Neben der<br />

Arbeitsmarktpolitik, brichst du immer<br />

wieder eine Lanze für die Wissenschaft.<br />

Wieso ist die Wissenschaft deiner Meinung<br />

nach gerade für Berlin so wichtig?<br />

Ich glaube, dass die Wissenschaft die<br />

Grundlage für die positive Entwicklung<br />

unserer Stadt in den nächsten Jahren<br />

bildet. So wie das früher vielleicht<br />

die Kultur war, so wird das heute die<br />

Wissenschaft sein. Jede wirtschaftliche<br />

Entwicklung, die Start-up-Szene, die<br />

Entscheidung von Siemens, die Schaffung<br />

neuer Arbeitsplätze, Lösungen für<br />

die Mobilität der Zukunft, neue Energiekonzepte:<br />

All das ist ohne Wissenschaft<br />

und Forschung nicht mehr denkbar.<br />

Jede Investition in unsere universitäre<br />

und außeruniversitäre Wissenschaft<br />

und jede Ansiedlung, die wir aus dem<br />

Ausland bekommen – etwa die Kooperation<br />

mit Oxford – ist von unschätzbarem<br />

Wert, weil sie die Grundlage<br />

bietet für jede weitere Entwicklung.<br />

Findet Wissenschaft auch Antworten<br />

für die digitale Welt?<br />

Unsere Arbeitswelt, unser gesamtes<br />

Leben verändert sich: Digitalisierung<br />

und Automatisierung sind nicht mehr<br />

wegzudiskutieren. Nichts ist mehr ohne<br />

digitale Inhalte denkbar und darauf<br />

müssen wir reagieren und sie aktiv gestalten:<br />

Etwa bei neuen Berufsbildern,<br />

wo wir Weiterbildungsmaßnahmen<br />

brauchen. Berlin kann sehr auf diese<br />

Entwicklung setzen. Wir profitieren<br />

davon: Allein im Digitalbereich haben<br />

wir 80.000 Arbeitsplätze. Und im<br />

vergangenen Jahr haben wir so viele<br />

digitale Unternehmensgründungen in<br />

Berlin gehabt wie Hamburg, München<br />

und Frankfurt zusammen. Wenn wir<br />

es richtig begleiten, werden wir sehr<br />

viele positive Effekte durch die Digitalisierung<br />

erleben. Das kann natürlich nur<br />

funktionieren, wenn wir die Wissenschaft<br />

aktiv einbinden.<br />

Wenn du dir was wünschen könntest,<br />

was die Schlagzeile am Ende der Legislaturperiode<br />

wäre?<br />

Berlin ist weiterhin als Stadt der Freiheit<br />

bekannt! Als die Europäische Metropole,<br />

in der man in einer Gemeinschaft leben<br />

und arbeiten kann, wie man es möchte.<br />

In Freiheit und Frieden. Und wir sind als<br />

Wissenschaftsmetropole der Impuls- und<br />

Antwortgeber für die großen Probleme<br />

unserer Zeit: Wie gehen wir mit Bevölkerungswachstum<br />

bei gleichzeitiger<br />

Ressourcenknappheit um, wie mit dem<br />

Klimawandel? Die Wissenschaftsstadt<br />

Berlin gibt die Antworten.<br />

8 BERLINER STIMME


Text Raed Saleh<br />

Fotos Adobe Stock/slamfotografie & Sibylle Fendt/Ostkreuz<br />

Die Vision von der<br />

bezahlbaren Stadt<br />

Auf dem Weg zur<br />

familienfreundlichsten Metropole Europas<br />

Vor gut zweieinhalb Jahren, Rot-Rot-Grün hatte bei den Wahlen in<br />

Berlin gerade eine Mehrheit zum Regieren bekommen, habe ich gewarnt:<br />

Wir müssen aufpassen, dass der Latte Macchiato nicht bald überall in<br />

Berlin 3,75 Euro kostet – wie heute schon vielerorts in den Szenevierteln.<br />

Und ich habe gesagt, dass sich die große Mehrheit der <strong>Berliner</strong>innen und<br />

<strong>Berliner</strong> solche Luxuspreise bei Gehältern von 1.400 oder 1.500 Euro netto<br />

im Monat nicht leisten kann. Zugegeben, die Aussage damals war etwas<br />

zugespitzt. Aber sie hat verkürzt aufgezeigt, was unsere Vision ist.<br />

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Wir, die SPD-Fraktion, haben einen<br />

klaren Kompass. Wir haben von den<br />

Wählerinnen und Wählern einen<br />

Regierungsauftrag bekommen – mit<br />

der klaren Erwartung an uns, die Stadt<br />

bezahlbar zu halten.<br />

Diesen Auftrag nehmen wir sehr ernst.<br />

Deswegen feilen wir seit Jahren an<br />

einer Strategie, wie wir die Stadt für<br />

alle <strong>Berliner</strong>innen und <strong>Berliner</strong> wieder<br />

erschwinglich und noch lebenswerter<br />

machen. Die ganz zentrale Frage<br />

momentan ist für viele Menschen:<br />

Kann ich mir meine Wohnung auch<br />

in Zukunft noch leisten? Oder kann ich<br />

es mir leisten, in eine andere (größere<br />

oder auch kleinere) Wohnung umzuziehen?<br />

Manche Familien wollen sich<br />

auch ihre eigenen vier Wände kaufen,<br />

sind aber über die galoppierenden<br />

Quadratmeterpreise ebenso schockiert<br />

wie der langjährige Mieter, dessen<br />

Mehrfamilienhaus von einem skrupellosen<br />

Finanzinvestor gekauft wurde.<br />

Wir müssen mit allen uns zur Verfügung<br />

stehenden Mitteln versuchen,<br />

dass die Mieten und Quadratmeterpreise<br />

nicht weiter derart explodieren<br />

wie in den vergangenen Jahren. An<br />

allererster Stelle müssen wir deshalb<br />

bauen, was das Zeug hält. Denn nur<br />

wenn wir merklich mehr Wohnungen<br />

haben, lässt sich auf lange Sicht der<br />

Markt wieder entspannen. Wien hat<br />

dafür 50, 100 Jahre gebraucht. Aber<br />

diese Strategie wirkt.<br />

Kurzfristig versuchen wir durch eine<br />

drastische Ausweitung von Milieuschutzgebieten<br />

die extreme Teuerung<br />

und Luxussanierung ganzer Viertel zu<br />

bremsen. Hier müssen wir sicher noch<br />

einen Zahn zulegen – für den Milieuschutz<br />

gibt es in meinen Augen keine<br />

Obergrenze. Wir brauchen sie an viel<br />

mehr Orten in Berlin und auch das<br />

Land muss solche Gebiete ausweisen<br />

können, wenn sich Bezirke weigern dies<br />

zu tun. Darüber hinaus diskutieren wir<br />

gerade über einen Mietendeckel. Dieser<br />

muss natürlich auch vor unseren Gerichten<br />

bestehen. Der Deckel wäre sicher ein<br />

ganz hervorragender Ansatz, um endlich<br />

Dampf aus dem immer heißer laufenden<br />

Wohnungsmarkt zu lassen. Die SPD diskutiert<br />

noch viele andere Möglichkeiten –<br />

von massiven Zukäufen der städtischen<br />

Wohnungsbaugesellschaften bis hin zu<br />

Enteignungen – wie wir den Ängsten<br />

der Menschen begegnen können. Klar ist<br />

dabei eines: Wir müssen die Preisspirale<br />

bei den Mieten schnell in den Griff<br />

bekommen. Und das werden wir auch.<br />

Durch die Reformen im<br />

Bereich der Bildung wird eine<br />

durchschnittliche <strong>Berliner</strong><br />

Familie monatlich um<br />

400 bis 500 Euro entlastet.<br />

Genauso, wie wir das bereits bei den<br />

Bildungskosten hinbekommen haben.<br />

Ganz zentral für unsere Vision von der<br />

bezahlbaren Stadt ist die kostenfreie<br />

Bildung. Wir haben dafür gesorgt, dass<br />

die Kita heute zu 100 Prozent gebührenfrei<br />

ist. Wir haben dafür gesorgt, dass die<br />

Kinder von Klasse eins bis sechs ein<br />

warmes Mittagessen bekommen, ohne<br />

dafür bezahlen zu müssen. Wir haben<br />

dafür gesorgt, dass das Schülerticket ab<br />

diesem Sommer umsonst ist. Wir haben<br />

dafür gesorgt, dass für die ersten Hortjahre<br />

nichts mehr gezahlt werden muss,<br />

dass das Büchergeld abgeschafft wurde<br />

und vieles weitere. Unsere Finanzexperten<br />

in der Fraktion haben berechnet,<br />

dass durch die Reformen im Bereich der<br />

10 BERLINER STIMME


LINKS<br />

Raed Saleh ist Vorsitzender<br />

der SPD-Fraktion im<br />

<strong>Berliner</strong> Abgeordnetenhaus<br />

Bildung eine durchschnittliche <strong>Berliner</strong><br />

Familie monatlich um 400 bis 500 Euro<br />

entlastet wird. Das ist eine ganze<br />

Menge. Und da haben wir, die SPD,<br />

eine großartige Arbeit geleistet. Es hat<br />

immer geheißen, Kinder bekommen<br />

dürfe kein Armutsrisiko sein. In Berlin<br />

arbeiten wir hart daran, dass genau<br />

dies bei uns nicht der Fall ist.<br />

Aber nicht nur die jungen Leute haben<br />

Ängste, dass Berlin für sie zu teuer<br />

werden könnte. Deshalb haben wir<br />

eine Offensive für ältere Menschen,<br />

für Altersarme und Pflegebedürftige<br />

begonnen. Denn die Frage nach der<br />

Bezahlbarkeit der Stadt stellt sich in<br />

allen Generationen, allen sozialen<br />

Milieus und bewegt Alteingesessene<br />

genauso wie gerade erst Zugezogene.<br />

Zur Bezahlbarkeit der Stadt gehört<br />

aber nicht nur die Ausgabenseite – also<br />

was die Menschen für Miete, Bildung,<br />

Lebensunterhalt bezahlen. Wir müssen<br />

in gleichem Maße die Einnahmenseite<br />

verbessern: Denn, wer mehr hat, der<br />

kann sich auch mehr leisten und hat<br />

weniger Ängste. Deswegen erhöhen<br />

wir den Mindestlohn für den öffentlichen<br />

Beschäftigungssektor in Berlin<br />

schrittweise auf 12,63 Euro. Das ist der<br />

Wert, unterhalb dem den Menschen<br />

Altersarmut droht. Und als öffentlicher<br />

Arbeitgeber muss das Land Berlin vorbildlich<br />

vorangehen. Daher werden gerade<br />

auch die niedrigeren Einkommen<br />

durch die sogenannte Berlin-Pauschale<br />

von monatlich 150 Euro deutlich angehoben,<br />

auch diese geht auf eine Initiative<br />

der SPD zurück. Beim Gehalt der Grundschullehrkräfte<br />

haben wir bereits ordentlich<br />

aufgestockt. Aktuell arbeiten wir<br />

an einer gerechteren Bezahlung für die<br />

Erzieherinnen und Erzieher.<br />

Unser Traum ist, dass diese so wundervolle,<br />

liebenswürdige und lebenswerte<br />

Metropole, die unsere Heimat ist, für alle<br />

Menschen genauso wundervoll, liebenswürdig<br />

und lebenswert bleibt. Nur wenn<br />

wir jetzt die richtigen Weichen stellen,<br />

dann werden sich Gering- und Normalverdiener<br />

auch noch in fünf, zehn oder<br />

20 Jahren Berlin leisten können. Dann<br />

werden in Kindergärten in Schöneberg<br />

oder Kreuzberg weiterhin Kinder aus<br />

ärmeren und reicheren Familien, Zugezogene<br />

und Einheimische, Töchter<br />

und Söhne von Alleinerziehenden und<br />

aus Großfamilien gemeinsam spielen.<br />

Und dieser Traum ist so stark, dass<br />

wir unsere gesamte Energie in die<br />

Verwirklichung dieses Traums setzen.<br />

Das ist unsere Vision, die Vision von<br />

der bezahlbaren Stadt.<br />

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BERLINER STIMME<br />

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Text & Fotos Christina Bauermeister<br />

„Weg mit den<br />

Oldschool-Mauern“<br />

Was hat sich an den <strong>Berliner</strong> Schulen getan,<br />

seitdem Rot-Rot-Grün die Stadt regiert? Drei Beispiele.<br />

Beethoven-Gymnasium Lankwitz<br />

OBEN RECHTS<br />

Philip Elsen ist Politiklehrer am<br />

Beethoven-Gymnasium Lankwitz<br />

Wie viele <strong>Berliner</strong> Schulen ist auch<br />

das Beethoven-Gymnasium in der<br />

Umbauphase auf mehrere Standorte<br />

verteilt. Philip Elsen ist erstaunt, was<br />

sich am Hauptstandort inzwischen<br />

alles schon wieder getan hat. Trotzdem<br />

wird die Schule wohl noch länger<br />

eine Baustelle bleiben. Zu aufwendig<br />

ist die Sanierung und zu dick sind<br />

die momentanen Auftragsbücher<br />

der Baufirmen.<br />

Philip Elsen ist seit sechs Jahren Politiklehrer an dem Gymnasium, das<br />

sich eine ganzheitliche Bildung und Soziales Lernen ins Schulprofil geschrieben<br />

hat. Bisher war der Politikunterricht eine „elitäre Veranstaltung<br />

der Oberstufe“, so Elsen. Ab dem kommenden Schuljahr ändert sich das.<br />

Dann wird Politische Bildung als eigenständiges Fach auch in den Klassenstufen<br />

7 bis 10 unterrichtet. Damit setzt der Senat auch eine langjährige<br />

Forderung des Landesschülerausschusses um. Wie genau das Fach Platz<br />

auf dem Stundenplan findet, kann jede Schule ein Stück weit selbst entscheiden<br />

– im Rahmen des Lernbereichs Gesellschaftswissenschaften.<br />

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Auch Philip Elsen hat sich mit seinen Kolleginnen und Kollegen aus<br />

Fächern wie Ethik, Geografie oder Geschichte zusammengesetzt, um eine<br />

Lösung zu finden. Elsen ist zufrieden mit dem Ergebnis. Bei einem Treffen<br />

in der modernisierten Cafeteria der Schule hat er Materalien mitgebracht,<br />

die belegen, wie wichtig schon frühe politische Bildung für die Stärkung<br />

der Analyse-, Urteils- und Handlungsfähigkeit der Schülerinnen und<br />

12 BERLINER STIMME


Schüler ist. In den Unterlagen findet sich<br />

auch eine Studie zu den aktuellen<br />

politischen Einstellungen von 14-Jährigen,<br />

die sagt: Je mehr politisches Wissen<br />

Schülerinnen und Schüler in Europa<br />

haben, umso weniger neigen sie zu<br />

gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit<br />

und desto tiefer ist ihr Vertrauen<br />

in politische Institutionen.<br />

Politiklehrer Elsen findet eine weitere<br />

Wirkung von Politikunterricht für ebenso<br />

wichtig: „Sich nicht lähmen zu lassen von<br />

dem Gefühl, ich kann eh nichts<br />

bewirken.“ Er findet, Schule muss sich<br />

öffnen und die „Oldschool-Mauern“<br />

einreißen. Elsen investiert deswegen<br />

viel Zeit in außer-schulische Projekte.<br />

Vor kurzem hat er etwa mit 35 weiteren<br />

Schulen eine Nachhaltigkeitskonferenz<br />

organisiert.<br />

Otto-Nagel-Gymnasium Biesdorf<br />

Die digitale Schule ist am Otto-Nagel-<br />

Gymnasium kein Zukunftsprojekt mehr<br />

– sie gehört seit fast zehn Jahren zum<br />

Schulalltag. Alle Unterrichtsräume sind<br />

mit digitalen Tafeln – sogenannten Whiteboards<br />

– ausgestattet. Auf den Fluren<br />

gibt es keine schwarzen Bretter, sondern<br />

wie auf Bahnhöfen oder Flughäfen elektronische<br />

Anzeigetafeln, die über Unterricht,<br />

AGen und Vertretungsplan informieren.<br />

Das Gymnasium nennt sich<br />

selbst „MacBook-Schule“. Das heißt, die<br />

mehr 850 Schülerinnen und Schüler<br />

dürfen in einem Drittel des Unterrichts<br />

ihre Rechner benutzen. So hat es das<br />

„Schüler-Eltern-Lehrer-Forum“ (SELF)<br />

beschlossen. Bis Ende 2020 sollen Apps<br />

auf dem Computer, Tablet oder Handy<br />

die Schulbücher ersetzen. Ihre Geräte<br />

bringen die Jugendlichen selbst mit.<br />

Wer das Geld dafür nicht hat, kann sich<br />

über den Lernmittelverein der Schule<br />

einen Laptop ausleihen. „Zwei bis drei<br />

Schüler pro Jahrgang nehmen dieses<br />

Angebot in Anspruch“, sagt Lutz Seele.<br />

Er ist seit 1991 Schulleiter des Gymnasiums,<br />

das zu einer der nachgefragtesten<br />

Schulen in ganz Berlin zählt. Seele spricht<br />

mit leiser und bedächtiger <strong>Stimme</strong>,<br />

wenn er darüber berichtet, wie seine<br />

Schule zu einem Zentrum der Begabtenförderung<br />

und digitalen Vorzeigeprojekt<br />

gewachsen ist. Seit zwei Jahren hat das<br />

Gymnasium zwei Glasfaseranschlüsse<br />

mit 500 Mbit bekommen. Zudem werden<br />

in wenigen Monaten 16 neue Klassenräume<br />

durch einen modularen Ergänzungsbau<br />

entstehen – standardisiert,<br />

drei Räume pro Etage. „Dass das sehr<br />

flott geht, freut uns sehr“, so Seele.<br />

OBEN RECHTS<br />

Lutz Seele ist Schulleiter des<br />

Otto-Nagel-Gymnasiums Biesdorf<br />

Das Otto-Nagel-Gymnasium ist eine von<br />

sieben <strong>Berliner</strong> Schnelllerner-Schulen.<br />

Pro Jahr werden zwei Klassenzüge ab<br />

Klassenstufe 5 aufgenommen, die ihr<br />

Abitur in zwölf Jahren absolvieren. In<br />

diesen speziellen Klassen eignen sich<br />

die Schülerinnen und Schüler den vorgeschriebenen<br />

Unterrichtsstoff in kürzerer<br />

Zeit an. Die verbleibende Zeit ist fachübergreifend<br />

auf forschendes Lernen<br />

ausgerichtet. Ginge es nach Schulleiter<br />

Seele, würde das Gymnasium noch zwei<br />

weitere fünfte Klassen aufnehmen –<br />

denn die Bewerberzahlen übersteigen<br />

bei weitem die bisherige Kapazität.<br />

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Dies wiederum würde zulasten der<br />

Kinder gehen, die zur siebten Klasse<br />

auf das Gymnasium wechseln und<br />

mit normalen Lerntempo das Abitur<br />

erreichen. Seele wünscht sich, dass<br />

seine Schule einen klaren Fokus im<br />

Bereich der Begabtenförderung bekommt.<br />

Für ihn ist Inklusion nicht an<br />

jeder Schule in gleicher Form leistbar.<br />

Karl-Weise-Grundschule Neukölln<br />

OBEN RECHTS<br />

Andrea Schwenn (r.) und Catrin Schwarz-Herbst<br />

leiten die Karl-Weise-Grundschule Neukölln<br />

Hier im Schillerkiez zeigen sich die<br />

vielfältigen Herausforderungen Berlins<br />

wie in einem Brennglas. Der einst abgehängte<br />

Kiez zwischen Hermannstraße<br />

und Tempelhofer Feld ist durch die zunehmende<br />

Wohnknappheit zu einer<br />

angesagten Wohngegend avanciert.<br />

Diese Entwicklung spürt auch die Karl-<br />

Weise-Grundschule im Kiez. Im Moment<br />

liegt der Anteil an lernmittelbefreiten<br />

Kindern in der Schule bei ziemlich genau<br />

80 Prozent. Damit steht den Lehrkräften<br />

momentan die vom Senat ins<br />

Leben gerufene Brennpunktzulage von<br />

bis zu 300 Euro monatlich zu. Diese soll<br />

dabei helfen, die Personalfluktuation an<br />

Schulen in schwierigen Sozialmilieus<br />

gering zu halten. Wenn sich der Kiez<br />

allerdings weiter gentrifiziert, könnte<br />

der Anteil an lernmittelbefreiten Kindern<br />

bald knapp unter 80 Prozent rutschen<br />

und damit die Extrazahlung wieder<br />

wegfallen. „Die Zulage ist gut gemeint,<br />

aber schlecht gemacht“, meint Schulleiterin<br />

Andrea Schwenn. Aus ihrer Vorbereitungsmappe<br />

zieht sie einen Brief ihres<br />

Kollegiums, der auf ein weiteres Problem<br />

hinweist. Die Karl-Weise-Grundschule<br />

hat einen gebundenen Ganztagsbetrieb.<br />

Das heißt, das Kollegium besteht fast zu<br />

gleichen Teilen aus Lehrerinnen und Lehrern<br />

sowie Erzieherinnen und Erziehern.<br />

Um das noch größer werdende Einkommensgefälle<br />

zwischen diesen beiden<br />

Berufsgruppen durch die Zulage abzumildern,<br />

hat die Senatsverwaltung für<br />

Bildung den Erziehern eine Höhergruppierung<br />

in Aussicht gestellt. Allerdings<br />

bringe diese eine kaum merkliche Gehaltssteigerung<br />

von 30 bis 40 Euro pro<br />

Monat mit sich bei gleichzeitigen mittelfristigen<br />

finanziellen Nachteilen durch<br />

eine geringere Jahressonderzahlung und<br />

nicht anerkannte Erfahrungsstufen.<br />

„So schafft man neue Ungerechtigkeiten<br />

im Kollegium“, resümiert Schulleiterin<br />

Schwenn. Positiv stimmt sie und ihre<br />

Konrektorin Catrin Schwarz-Herbst ein<br />

Zukunftspapier der Senatsverwaltung,<br />

das aus einer Strategietagung von <strong>Berliner</strong><br />

Schulaufsichten und Schulleitungen<br />

hervorgegangen ist. Darin werden Standards<br />

und Bedingungen für die ideale<br />

Schule beschrieben. So einen klaren<br />

Kompass für die Schule von morgen<br />

habe sie bislang vermisst, sagt Schwenn.<br />

Und natürlich bedeute die von Rot-Rot-<br />

Grün umgesetzte gleiche Bezahlung der<br />

Lehrkräfte, egal ob sie an Grund- oder<br />

weiterführenden Schulen unterrichten,<br />

für die Grundschulkolleginnen und<br />

-kollegen eine besondere Wertschätzung.<br />

Vor einigen Monaten war Bildungssenatorin<br />

Sandra Scheeres an der Schule zu<br />

Gast. Grund war die Einweihung der<br />

grundsanierten Außenhoftoiletten der<br />

Schule. Eine Musterbaustelle. Alles lief<br />

nach Plan. Bald wird der Schulhof aus<br />

Kiezmitteln entkernt und neugestaltet.<br />

14 BERLINER STIMME


Fragen Christina Bauermeister<br />

Foto Jusos Berlin<br />

„Die richtigen Akzente“<br />

Was hat Rot-Rot-Grün für die jungen Leute in der Stadt bewegt?<br />

Die Juso-Landesvorsitzende Annika Klose im Interview.<br />

Liebe Annika, du bist seit Oktober 2015 Vorsitzende der <strong>Berliner</strong> Jusos.<br />

Ihr habt euch im gesamten Wahlprogrammprozess vor allem in den<br />

Bereichen Ausbildung, Schule, Hochschule, Mobilität und Innenpolitik<br />

stark eingebracht. Zusätzlich hast du in den Koalitionsverhandlungen<br />

den Bereich Hochschulpolitik mitverhandelt. Welches Gefühl hattest du,<br />

als der Koalitionsvertrag Anfang Dezember 2016 unterschrieben wurde?<br />

Ich bin mit einem sehr euphorischen Gefühl gestartet. Das lag zum einen<br />

daran, dass wir wirklich die Nase voll hatten von dieser Großen Koalition<br />

in Berlin und zum anderen, weil wir viele progressive Forderungen in<br />

den Koalitionsvertrag bekommen haben.<br />

Wie fällt dein Zwischenfazit für den von dir mitverhandelten Bereich<br />

Hochschule aus?<br />

Die finanzielle Ausstattung der Hochschulen wurde – wie andere Teile<br />

der öffentlichen Verwaltung – in den 2000er-Jahren ziemlich zusammengekürzt.<br />

Gleichzeitig gab es Ende der 2000er-Jahre einen enormen Anstieg<br />

bei den Studierendenzahlen. Hier hat die Koalition mit dem im April 2017<br />

ausgehandelten Hochschulvertrag die richtigen Akzente zum Beispiel<br />

mit der Eindämmung von Befristungen im akademischen Mittelbau<br />

gesetzt. Gute Arbeit an den Hochschulen sollte jedoch auch künftig im<br />

Fokus unserer Hochschulpolitik stehen.<br />

... aber Rot-Rot-Grün hat die von den Jusos geforderte Neuverhandlung<br />

des studentischen Tarifvertrages umgesetzt ...<br />

Ja, das stimmt. Allerdings war die studentische Protestbewegung für<br />

einen neuen TVStud auch sehr groß. Herausgekommen ist tatsächlich<br />

eine deutliche Gehaltssteigerung für die studentischen Beschäftigten<br />

plus die Ankopplung an die Tarifgemeinschaft der Länder (TV-L). Man<br />

muss dieses Verhandlungsergebnis jedoch vor dem Hintergrund sehen,<br />

dass es in diesem Bereich mehr als zehn Jahre lang keine Tarifsteigerungen<br />

gab.<br />

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Wo hat Rot-Rot-Grün das Leben von<br />

jungen Menschen bereits verbessert?<br />

Zum Beispiel finde ich es sehr wichtig,<br />

dass das ÖPNV-Ticket für Schülerinnen<br />

und Schüler ab dem 1. August kostenlos<br />

wird. Ein starkes politisches Signal für<br />

mehr Chancengleichheit ist der qualitative<br />

und quantitative Ausbau der Gemeinschaftsschulen.<br />

Als Modellprojekt<br />

unter Rot-Schwarz gestartet, sind sie<br />

mittlerweile als Regelschule im Schulgesetz<br />

verankert. Sie beweisen dort,<br />

wo es sie gibt, dass möglich ist, den Bildungserfolg<br />

von der sozialen Herkunft<br />

und dem Geldbeutel der Eltern der<br />

Schülerinnen und Schüler abzukoppeln.<br />

Die Abschaffung der Kita- und Hortgebühren<br />

sowie das kostenlose Schulmittagessen<br />

entlasten im Sinne einer<br />

bezahlbaren Stadt vor allem die Eltern,<br />

kommen aber gleichzeitig auch den<br />

Kindern und Jugendlichen zu Gute.<br />

Sehr wichtig war uns Jusos zudem, dass<br />

das Sozialticket für Bus und Bahn an<br />

den im ALG II-Regelsatz vorgesehenen<br />

Anteil für Mobilität angeglichen wurde.<br />

In der Innenpolitik lehnen die Jusos<br />

z. B. Videoüberwachung ab, während<br />

andere Teile der Partei eher für eine<br />

Ausweitung votieren. Auf dem letzten<br />

Landesparteitag wurde in großer Einhelligkeit<br />

ein Grundsatzantrag zur<br />

urbanen Sicherheit verabschiedet.<br />

Wie hast du die Debatte dazu erlebt?<br />

Ich finde, dass Auseinandersetzungen<br />

in der Sache zur innerparteilichen<br />

Demokratie gehören. Ich empfinde es<br />

als bereichernd, wenn es verschiedene<br />

Perspektiven gibt und diese dann verhandelt<br />

werden. Dies ist uns auf dem<br />

Landesparteitag mit dem Antrag zur<br />

urbanen Sicherheit sehr gut gelungen.<br />

Konkret haben wir uns in verschiedenen<br />

Punkten aufeinander zubewegt.<br />

Zum Beispiel?<br />

Wir als Jusos haben es sehr begrüßt,<br />

dass der Antrag Innenpolitik nicht mehr<br />

ausschließlich aus der Law-and-Order-<br />

Perspektive betrachtet, sondern ebenso<br />

stark aus einer sozialpolitischen Sicht.<br />

Im Mittelpunkt steht die Frage: Wie<br />

entsteht Kriminalität und mit welchen<br />

präventiven Maßnahmen kann Kriminalität<br />

vorgebeugt werden? Aufgrund des<br />

überzeugenden Gesamtkonzeptes haben<br />

wir den Dissens im Bereich Videoüberwachung<br />

nicht zum entscheidenden<br />

Kriterium für uns gemacht. Ich habe<br />

den Eindruck, dass Andreas Geisel das<br />

Innenressort nutzt, um konkrete sozialpolitische<br />

Akzente zu setzen.<br />

Trotz vieler umgesetzter SPD-Projekte<br />

spiegelt sich die erfolgreiche Arbeit<br />

bislang für die <strong>Berliner</strong> SPD nicht in den<br />

Umfragewerten wider. Woran liegt das<br />

deiner Meinung nach?<br />

Die Wahrnehmung der <strong>Berliner</strong> SPD<br />

rührt meiner Meinung nach daher, dass<br />

die SPD in dieser Stadt schon sehr lange<br />

in der Regierungsverantwortung ist und<br />

teils schmerzhafte Einschnitte zur Konsolidierung<br />

des Haushaltes durchsetzen<br />

musste. Dies führt dazu, dass viele Dinge,<br />

die in der Stadt nicht funktionieren,<br />

automatisch der SPD zur Last gelegt<br />

werden. Diese Altlasten bremsen uns<br />

ein Stück weit. Umso wichtiger war es,<br />

Teil dieses progressiven Bündnisses zu<br />

werden. Davon werden wir mittelfristig<br />

profitieren. Gleichzeitig müssen wir<br />

uns als Partei in einen Neuaufstellungsprozess<br />

begeben.<br />

Was meinst du damit konkret?<br />

Wir brauchen Konzepte und Visionen,<br />

wie man den Charakter von Berlin erhalten<br />

kann und die Stadt gleichzeitig<br />

progressiv nach vorne entwickelt.<br />

16 BERLINER STIMME


„Der Vierklang sozial –<br />

ökologisch – demokratisch –<br />

europäisch ist in meinen Augen<br />

die Vision von R2G.“<br />

Ich habe das Gefühl, dass uns das die<br />

Leute etwa in der Stadtentwicklungspolitik<br />

im Moment noch nicht zutrauen.<br />

Michael Müllers Vorschlag eines Solidarischen<br />

Grundeinkommens (SGE)<br />

war der erste wichtige Ansatz, eine<br />

Abkehr von Hartz IV anzustoßen.<br />

Und wir haben gesehen, dass die Idee<br />

des SGE gerade in Berlin sehr gut ankommt.<br />

Meiner Meinung nach sollten<br />

wir als <strong>Berliner</strong> SPD im Bereich der<br />

Arbeits- und Sozialpolitik auf Landesebene<br />

eine Führungsrolle übernehmen.<br />

OBEN<br />

Annika Klose, Vorsitzende der <strong>Berliner</strong> Jusos<br />

Welches Aufbruchssignal kann R2G<br />

an die Bundesebene senden?<br />

Die Vision dieses Bündnisses sollte eine<br />

sozial-ökologische Transformation sein.<br />

Das bedeutet, dass man die Demokratisierung<br />

aller Lebensbereiche wirklich<br />

ernst nimmt. Das Ziel ist ein solidarisches<br />

Miteinander jenseits von kapitalistischer<br />

Ausbeutung. Zudem ist der<br />

Kampf gegen die Klimakrise für mich<br />

ein ursozialdemokratisches Thema, denn<br />

es geht darum, wie wir unsere Lebensgrundlage<br />

erhalten in einem europäischen<br />

und internationalen Kontext.<br />

Der Vierklang sozial – ökologisch –<br />

demokratisch – europäisch ist in meinen<br />

Augen die Vision von R2G.<br />

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BERLINER STIMME<br />

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Text Dilek Kolat<br />

Foto Adobe Stock/godfather<br />

Wir brauchen die<br />

bestmögliche Versorgung<br />

Die SPD hat die Pflegepolitik aus ihrem Nischendasein<br />

auf die vorderste politische Agenda gehoben<br />

Berlin ist die Gesundheitshauptstadt mit einer bestmöglichen Versorgung<br />

der Patientinnen und Patienten durch Krankenhäuser und niedergelassene<br />

Ärzte. Jedoch gibt es enorme Herausforderungen, was die<br />

Verteilung der Arztpraxen und Fachärzte angeht. Wir haben die Pflege<br />

als ein eigenständiges und zentrales Politikfeld etabliert, da es eines<br />

der wichtigsten Zukunftsthemen unserer Gesellschaft ist – Pflege in den<br />

Krankenhäusern, in den Pflegeeinrichtungen und die Pflege zuhause.<br />

Die Gesundheits- und Pflegebranche ist einer der Jobmotoren in Berlin.<br />

Rund 230.000 Menschen arbeiten in Berlin in diesem Sektor. Ich will,<br />

dass in der Branche gute Arbeitsbedingungen herrschen und die Arbeit<br />

gut bezahlt wird. Hier sind die Tarifpartner gefragt, die Tarifbindung<br />

insbesondere in der Altenpflege zu verbessern. Dazu gehört auch die<br />

Abschaffung des Schulgeldes für therapeutische Berufe und die Zahlung<br />

einer attraktiven Ausbildungsvergütung.<br />

Mit der Charité und Vivantes verfügt Berlin über das größte Universitätsklinikum<br />

und den größten kommunalen Krankenhauskonzern in<br />

Deutschland. Hinzu kommt ein einmaliges Gefüge aus wissenschaftlichen<br />

Einrichtungen und innovativen Unternehmen. Die Zahl der<br />

Krankenhausbetten steigt bis 2020 auf 21.970. Dabei muss besonders<br />

beachtet werden, dass Berlin eine stark wachsende Stadt ist. Pro Jahr<br />

kommen circa 40.000 Menschen neu in die Stadt. Dadurch steigt der<br />

Bedarf an medizinischer Versorgung und der Pflege. Die Zahl der Pflegebedürftigen<br />

wird bis 2030 von derzeit 135.000 auf 170.000 steigen.<br />

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Im Rahmen unseres „Aktionsprogramms für eine gute und sichere<br />

Geburt“ sorgen wir für den Ausbau von Kreißsälen und für mehr Ausbildungsplätze<br />

für Hebammen. Eine weitere gute Nachricht ist, dass<br />

18 BERLINER STIMME


die <strong>Berliner</strong>innen und <strong>Berliner</strong> immer<br />

älter werden. Während die Lebenserwartung<br />

im Jahr 1982 noch bei 71,9 lag, lag<br />

sie 2015 schon bei 80,5 Jahren. Prognosen<br />

zufolge wird die Zahl der über 80-Jährigen<br />

bis 2030 von derzeit circa 180.000 auf<br />

263.000 Menschen steigen. Dem muss<br />

eine gute Gesundheits- und Pflegepolitik<br />

Rechnung tragen. Dazu gehören auch<br />

Investitionen in die Krankenhäuser.<br />

Der rot-rot-grüne Senat hat bei den Krankenhausinvestitionen<br />

eine Kehrtwende<br />

auf den Weg gebracht und die Landesmittel<br />

von 79 Millionen Euro in 2017<br />

auf 150 Millionen Euro in <strong>2019</strong> erhöht.<br />

Diesen Weg werden wir weitergehen,<br />

auch in Bezug auf die Personalsituation<br />

in den Krankenhäusern und Pflegeheimen.<br />

Wir benötigen dort mehr Personal.<br />

Nur so kann die Arbeitsbelastung für die<br />

Pflegekräfte reduziert und die Qualität<br />

der Pflege verbessert werden. Dafür<br />

brauchen wir mehr Investitionen in die<br />

Ausbildung, mehr räumliche Kapazitäten<br />

in den Schulen, mehr Lehrkräfte und<br />

Praxisanleiterinnen und -anleiter.<br />

Die Potenziale liegen auf der Hand: Wir<br />

haben mehr ausbildungsplatzsuchende<br />

Jugendliche als Ausbildungsplätze. Es<br />

gibt viele Menschen, die bereits in der<br />

Pflege Berufserfahrung gesammelt<br />

haben und Fachkräfte aus dem Ausland.<br />

Nur wenn wir alle Möglichkeiten der<br />

Fachkräftepotentiale nutzen, werden<br />

wir zur Entlastung beitragen. Hier darf<br />

nicht nur auf eine einzige Karte gesetzt<br />

werden. Daher habe ich den „<strong>Berliner</strong><br />

Pakt für die Pflege“ initiiert, mit dem ich<br />

gemeinsam mit Verbänden, Pflegekassen<br />

und Trägern dafür sorgen möchte, die<br />

Situation in der Pflege maßgeblich zu<br />

verbessern: für die pflegebedürftigen<br />

Menschen, die Pflegerinnen und Pfleger<br />

und für pflegende Angehörige. Es bleibt<br />

dabei: Wer in Berlin krank oder pflegebedürftig<br />

ist, muss bestmöglich versorgt<br />

werden. Dafür arbeiten wir!<br />

Dilek Kolat ist Senatorin für<br />

Gesundheit, Pflege und Gleichstellung<br />

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BERLINER STIMME<br />

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Text Christian Hoßbach<br />

Foto Lilli Zylka<br />

„Es bewegt sich was“<br />

Das sagt der Deutsche Gewerkschaftsbund zur Halbzeitbilanz<br />

im Bereich Tarif- und Vergaberecht<br />

Berlin steht für Demokratie und Weltoffenheit –<br />

das möchte ich an erster Stelle nennen. Der rotrot-grüne<br />

Senat zeigt hier eine klare Haltung.<br />

OBEN<br />

Christian Hoßbach<br />

ist seit Frühjahr 2018<br />

Bezirksvorsitzender<br />

des Deutschen Gewerkschaftsbundes<br />

Berlin-<br />

Brandenburg<br />

Größte Aufgabe sind aktuell Investitionen in<br />

Infrastruktur, Wohnen und öffentliche Dienstleistungen.<br />

Die Stadtpolitik arbeitet jetzt den<br />

erheblichen Nachholbedarf auf, der aus früheren<br />

Jahren aufgelaufen ist. Das ist manchmal<br />

undankbar, weil vor allem noch bestehende<br />

Defizite debattiert werden, aber: Es bewegt sich<br />

was! Für einen funktionierenden öffentlichen<br />

Dienst ist allerdings noch viel zu tun: Im Laufe<br />

dieser Legislaturperiode scheidet rund ein<br />

Viertel der Beschäftigten im öffentlichen Dienst<br />

altersbedingt aus. Für viele gibt es noch keinen<br />

Ersatz.<br />

Die Gewerkschaften erwarten, dass Berlin Stadt der guten Arbeit wird.<br />

Alle landespolitischen Werkzeuge müssen dafür aus dem Kasten geholt<br />

werden. Der Vergabemindestlohn muss deutlich erhöht und schnellstmöglich<br />

armutsfest werden. Was im Entwurf noch fehlt, sind klare<br />

Tariftreueregeln entsprechend den entstandenen europarechtlichen<br />

Spielräumen. Das wirtschaftliche Gewicht öffentlicher Aufträge muss<br />

genutzt werden, um den Arbeitsmarkt in Ordnung zu bringen. Die jüngste<br />

Diskussion um die Rolle der landeseigenen Investitionsbank bei der<br />

Förderung einer mietpreistreibenden Vermittlungsagentur zeigt, wie<br />

wichtig soziale Kriterien auch für die Wirtschaftsförderung wären.<br />

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In Sachen ordentlicher Arbeit muss das Land Berlin natürlich auch im<br />

eigenen Haus aufräumen. Die Zusage, ausgegliederte Tochterfirmen von<br />

Vivantes und Charité zurückzuführen und in verbleibenden Töchtern<br />

endlich Tarifbindung herzustellen, begrüßen wir sehr. Der DGB erwartet<br />

jetzt eine verbindliche Umsetzung der Beschlüsse. Der Maßstab heißt<br />

gleicher Lohn für gleiche Arbeit.<br />

20 BERLINER STIMME


Text Lena Flohre<br />

Foto Bitkom<br />

„Eine einmalige Chance“<br />

Das sagt der IT-Branchenverband Bitkom zur Halbzeitbilanz<br />

im Bereich Smart City<br />

OBEN<br />

Lena Flohre ist seit<br />

Ende des Jahres 2018<br />

Referentin Landespolitik<br />

beim Bitkom<br />

Der <strong>Berliner</strong> Senat hat sich im Koalitionsvertrag<br />

von 2016 ambitionierte Ziele gesetzt.<br />

Berlin soll zu einer intelligent vernetzten Smart<br />

City werden. Gelingt es, zu Vorreitern wie<br />

Amsterdam, Wien oder auch Darmstadt aufzuschließen?<br />

Smart ist, wer vorhandene Themensilos<br />

aufbricht, um neue Lösungen zu entwickeln.<br />

So ist beispielsweise der Ausbau der Elektromobilität<br />

von der digitalen Vernetzung des Energieund<br />

Mobilitätsbereichs abhängig. Gleichzeitig<br />

gilt es, die Verwaltung digital zu transformieren,<br />

um den Aufgaben der wachsenden Stadt gerecht<br />

zu werden. Neben digitalen Bürgerdiensten<br />

zählen hierzu auch Prozessoptimierungen.<br />

Der Senat plant unter anderem die Einführung<br />

einer elektronischen Akte und Vergabe.<br />

Einen wichtigen Schritt auf dem Weg zur Smart City bildet der Aufbau<br />

themenübergreifender Datenplattformen. Hier wurde mit dem Open<br />

Data Portal des Landes ein Anfang gemacht. Die Weiterentwicklung<br />

hin zu einem Datahub, der weitere Datenquellen der Stadt erschließt<br />

und nutzbar macht, sollte das Ziel sein, um zu anderen Städten in<br />

Deutschland und Europa aufzuschließen. Um sich international als<br />

Smart City zu positionieren, sollte Berlin vorhandene Kräfte stärker<br />

bündeln, Zuständigkeiten ausfüllen und sich den Akteuren aus Wirtschaft<br />

und Stadtgesellschaft öffnen. Denn Kooperation gilt weltweit<br />

als Schlüsselfaktor für das Thema.<br />

Die digitale Transformation ist über alle Themen hinweg eine einmalige<br />

Chance für Berlins wirtschaftlichen Stellenwert in Deutschland und<br />

weltweit. Daher müssen Politik und Wirtschaft gemeinsam und strategisch<br />

vorgehen und die Digitalisierung noch weiter vorantreiben.<br />

Insbesondere im Bereich der Start-ups sollte Berlin die entstehende<br />

Dynamik nutzen.<br />

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BERLINER STIMME<br />

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Text Margaretha Sudhof<br />

Foto Joana Marta & Marco Urban<br />

Kein Musterbeispiel<br />

Die Staatssekretärin für Finanzen Margaretha Sudhof<br />

über die Rekommunalisierung der 700 Wohnungen<br />

in der Karl-Marx-Allee und besser geeignete Instrumente,<br />

um gegen Spekulation und Verdrängung vorzugehen<br />

Der Verkauf von über 700 Wohnungen in der <strong>Berliner</strong> Karl-Marx-Allee<br />

geht seit Dezember 2018 deutschlandweit durch die Presse. Mit ihren Protesten<br />

verschaffen sich die Mieterinnen und Mieter Gehör: Sie befürchten<br />

Mieterhöhungen, Modernisierungen und erhöhte Nebenkosten – Maßnahmen,<br />

für die die Deutsche Wohnen, die an der Karl-Marx-Allee<br />

kaufen will, durchaus bekannt ist.<br />

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Die aktuell betroffenen Bauten des „sozialistischen Klassizismus“ haben<br />

eine besondere Geschichte für Ost-Berlin: Sie waren Teil des „Nationalen<br />

Aufbauwerks“, zu dem viele Bürgerinnen und Bürger in den 50er-Jahren<br />

beigetragen haben. Trotzdem entschied die städtische Wohnungsbaugesellschaft<br />

Friedrichshain Anfang der 90er-Jahre, die stark sanierungsbedürftigen<br />

Blöcke zu privatisieren, weil das „Altschuldenhilfegesetz“<br />

der Kohl-Regierung das so wollte.<br />

Die historische Bedeutung erklärt einen Teil der Empörungswelle, die<br />

seit Dezember über Berlin schwappt – hinzu kamen die Konditionen,<br />

unter denen die Deutsche Wohnen den Verkauf abwickeln wollte:<br />

Da drei der vier aktuell betroffenen Blöcke in Eigentumswohnungen<br />

aufgeteilt waren, flatterten hunderten Mietern im November notarielle<br />

Angebote ins Haus, ihr Mietervorkaufsrecht auszuüben. Dazu war der<br />

Verkäufer, die Predac, verpflichtet, nicht nur gemäß § 577 BGB (Mietervorkaufsrecht),<br />

sondern auch nach dem Altschuldenhilferecht.<br />

22 BERLINER STIMME


OBEN<br />

Die Wohnungen im sozialistischen Klassizismus in der einstigen DDR-Prachtstraße sind in den<br />

90er-Jahren privatisiert worden. Die historische Bedeutung erklärt einen Teil der Empörungswelle,<br />

die seit Dezember über Berlin schwappt.<br />

Der Mieterschaft wurde das Vorkaufsrecht<br />

aber madig gemacht: Nicht nur,<br />

dass die Wohnungen recht teuer waren.<br />

Im Kaufvertrag fehlte überdies eine<br />

Belastungsvollmacht, womit eine Bankfinanzierung<br />

in der Regel ausgeschlossen<br />

ist. Überdies war eine sofortige zehnprozentige<br />

Anzahlung vorgegeben; die<br />

Abtretung des Vorkaufsrechts war ausgeschlossen,<br />

die Kellerräume und Parkplätze<br />

gehörten nicht mehr zur Wohnung<br />

und die Zwei-Monats-Frist der<br />

Vorkaufsrechte lief am 4.1.<strong>2019</strong> ab:<br />

ein vergiftetes Weihnachtsgeschenk.<br />

Also riefen die Mieterinnen und Mieter<br />

die Politik auf den Plan, in deren Reihen<br />

die beste Interventionsstrategie kontrovers<br />

diskutiert wurde und wird.<br />

Zunächst prüfte der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg<br />

sein gesetzliches<br />

Vorkaufsrecht, hatte bisher aber nur<br />

für einen der vier Wohnblöcke (mit 80<br />

Wohnungen) ein Milieuschutzgebiet<br />

festgelegt. Hier übte die WBM für den<br />

Bezirk im Dezember das Vorkaufsrecht<br />

aus. Für die übrigen 620 Wohnungen<br />

war das nicht möglich.<br />

In einem zweiten Schritt bat die Senatsverwaltung<br />

für Finanzen die Investitionsbank<br />

Berlin (IBB), ein Kreditprogramm<br />

aufzulegen, um das Problem der fehlenden<br />

Belastungsvollmacht zu überbrücken:<br />

Die IBB sollte den Mieterinnen und Mietern<br />

helfen, die ihren Wohnungskauf nicht<br />

mit der Hausbank umsetzen konnten –<br />

abgesichert durch eine Landesbürgschaft.<br />

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Privatisierung im Rahmen des<br />

Altschuldenhilferechts in den 90er-Jahren<br />

Die Privatisierung von Wohnungsbeständen in den 90er-Jahren geschah nicht<br />

nur wegen der Haushaltskonsolidierung Berlins, sondern auch im Rahmen des Altschuldenhilferechts<br />

der Kohl-Regierung. Mit diesem (auf dem Einigungsvertrag<br />

beruhenden) Gesetz unterstützte der Bund die Entschuldung kommunaler Wohnungsunternehmen<br />

in Ostdeutschland. Die Wohnungsbaugesellschaften mussten<br />

15 Prozent ihrer Bestände verkaufen und erhielten im Gegenzug Schuldenerleichterungen.<br />

Eigentlich sahen die damaligen Vorschriften den Verkauf an die Mieter<br />

(sogenannte Mieterprivatisierung) oder an Genossenschaften vor. Dies klappte<br />

in vielen Fällen, allerdings wurden manche Bestände auch an sogenannte Zwischenerwerber<br />

veräußert. Diese sollten die Häuser sanieren und die Mieterprivatisierung<br />

umsetzen. Dies war auch das Modell, das für die Karl-Marx-Allee gewählt<br />

wurde. Wie sich heute zeigt, sind nicht alle Zwischenerwerber ihrer Pflicht nachgekommen,<br />

die Mieterprivatisierung umzusetzen.<br />

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Für das IBB-Modell entschieden sich etwa<br />

20 Wohnparteien – viele wollten und<br />

konnten ihre Wohnung nicht kaufen und<br />

viele trauten sich nicht in eine Hausgemeinschaft<br />

mit der Deutschen Wohnen.<br />

Das Modell des „gestreckten Erwerbs“<br />

Um die Mieterprivatisierung zu verhindern,<br />

wurde der „gestreckte Erwerb“<br />

aus der Taufe gehoben. Die Mieter sollten<br />

ihr individuelles Vorkaufsrecht zunächst<br />

ausüben, ihre Wohnung für eine juristische<br />

Sekunde kaufen und sie danach<br />

an eine städtische Wohnungsbaugesellschaft<br />

weiterverkaufen. Aus Sicht der<br />

Befürworter des Modells bot sich so für<br />

das Land die Möglichkeit, auch außerhalb<br />

eines Milieuschutzgebietes Vorkaufsrechte<br />

(allerdings nur) einzelner<br />

Eigentumswohnungen indirekt auszuüben.<br />

Das Modell hat Nachteile:<br />

Zunächst muss das Land Berlin doppelte<br />

Grunderwerbsteuer und Notarkosten<br />

zahlen, immerhin rund 20.000 Euro pro<br />

Wohnung, da es sich um zwei Erwerbsvorgänge<br />

handelt. Dann beinhaltet es<br />

rechtlich schwer kalkulierbare Risiken<br />

für die Mieter: Ob die Deutsche Wohnen<br />

rechtlich gegen einzelne Käufer vorgeht,<br />

bleibt ungewiss. Auch für die städtische<br />

Wohnungsbaugesellschaft, die die Wohnungen<br />

im „gestreckten Erwerb“ erwirbt,<br />

ergeben sich diverse rechtliche Risiken.<br />

Schließlich erhält die kaufende Wohnungsgesellschaft<br />

keinen ganzen Wohnblock,<br />

sondern Schweizer Käse: Einzelne<br />

Wohnungen in einem Gebäude sind in<br />

der Verwaltung aufwändig und teuer.<br />

Diese Probleme wurden mit zwei Mitteln<br />

gelöst: mit Geld und mit Sicherheitsgarantien.<br />

Das Land Berlin stellte doppelte<br />

Transaktionskosten bereit und der Wohnungsbaugesellschaft<br />

einen erheblichen<br />

Zuschuss in Aussicht.<br />

24 BERLINER STIMME


LINKS<br />

Was lässt sich aus dem<br />

ganzen Vorgang lernen?<br />

Margaretha Sudhof<br />

Auf der einen Seite steht die Möglichkeit,<br />

durch das Modell „gestreckter Erwerb“<br />

auch außerhalb von Milieuschutzgebieten<br />

Vorkäufe – indirekt – ausüben zu<br />

können. Verständlich, dass Mietende,<br />

deren Wohnungen gekauft werden, sich<br />

ein solches Modell aus Angst vor Renditejägern<br />

und Modernisierungen wünschen.<br />

Auf der anderen Seite steht eine ganze<br />

Reihe von Nachteilen:<br />

► Finanziell ist eine systematische Ausweitung<br />

des Modells auf viele weitere<br />

Wohnungen im <strong>Berliner</strong> Haushalt<br />

schlicht nicht darstellbar. Jährlich<br />

werden in Berlin ca. 15.000 Wohnungen<br />

umgewandelt, also perspektivisch<br />

auch verkauft. Allein die „Rettung“<br />

von 300 Wohnungen in der Karl- Marx-<br />

Allee würde die Steuerzahler einen<br />

mittleren zweistelligen Millionenbetrag<br />

kosten.<br />

► Wirtschaftlich wird das Modell für die<br />

städtische Wohnungsbaugesellschaft<br />

trotzdem nicht: Die Verwaltung einzelner<br />

Eigentumswohnungen in einer<br />

WEG ist sehr viel aufwändiger und<br />

voraussetzungsvoller als die Bewirtschaftung<br />

von Geschosswohnungsbau<br />

(„Schweizer Käse“).<br />

► Juristisch ist das Modell nicht wasserdicht:<br />

Es ist nicht auszuschließen, dass<br />

die Deutsche Wohnen z.B. einzelne<br />

Akteure verklagt, etwa mit Blick auf<br />

eine Umgehung des Übertragungsverbots<br />

von Vorkaufsrechten.<br />

► Praktisch lässt sich das Modell nur<br />

mit erheblicher Risikobereitschaft der<br />

Mieterschaft umsetzen. Allein der notwendige<br />

Beratungsaufwand ist enorm<br />

(und fehleranfällig). Die Politik kann<br />

ein solches Engagement, wie es Mieterschaft<br />

und Mieterbeirat in der Karl-<br />

Marx-Allee leisteten, nicht bereitstellen.<br />

► Wohnungspolitisch ist das Modell<br />

zweifelhaft, denn viel Geld, das<br />

eigentlich für den Neubau dringend<br />

gebraucht wird, fließt in den Bestand.<br />

Aus diesen Gründen kann der gestreckte<br />

Erwerb nicht zum Musterbeispiel werden.<br />

Das bedeutet aber nicht, dass die Politik<br />

der Spekulation und Verdrängung im<br />

Bereich der Wohnungsversorgung breiter<br />

Schichten der Bevölkerung tatenlos zusieht.<br />

Vielmehr stehen Prinzipien im Vordergrund,<br />

auf die es sich zu konzentrieren<br />

gilt:<br />

Kernelement des Ankaufs sollte die Ausübung<br />

von Vorkaufsrechten in Milieuschutzgebieten<br />

sein. Diese sind günstiger,<br />

juristisch sicherer, man erhält ganze<br />

Wohngebäude und das Modell erfordert<br />

weder die Teilnahme der Mieterschaft,<br />

noch wird ein juristischer Streit auf<br />

ihrem Rücken ausgetragen. Vor allem<br />

dient der Vorkauf im Milieuschutzgebiet<br />

nicht nur dem Wohnungsankauf, sondern<br />

auch der Abschreckung: Seit 2015<br />

wurde für 1.200 Wohnungen ein Vorkaufsrecht<br />

tatsächlich ausgeübt und für<br />

weitere 2.600 Wohnungen wurde eine<br />

Abwendungsvereinbarung zum Mieterschutz<br />

erreicht.<br />

Zweites Element des Ankaufs sind<br />

Paketankäufe: So kaufte die städtische<br />

Stadt und Land nach langen Verhandlungen<br />

im Februar <strong>2019</strong> 1.800 Wohnungen<br />

im Kosmosviertel. In Verhandlungen<br />

sind Preise und sonstige Konditionen<br />

verhandelbar. Zum Vergleich: Eine Wohnung<br />

an der Karl-Marx-Allee würde für<br />

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BERLINER STIMME<br />

25


den Steuerzahler ungefähr drei Mal so<br />

teuer wie im Kosmosviertel.<br />

Drittes Element sollte die konsequente<br />

Wahrnehmung von Rechten sein, die die<br />

städtischen Wohnungsbaugesellschaften<br />

aus früheren Privatisierungen haben.<br />

Denn bei vielen Wohnungen, die in den<br />

90er-Jahren privatisiert werden mussten,<br />

haben die Wohnungsbaugesell-<br />

schaften Restriktionen, z. B. Nutzungsbindungen<br />

oder Vorkaufsrechte im Falle<br />

eines Weiterverkaufs in die Privatisierungsverträge<br />

geschrieben. Bisher haben<br />

die Wohnungsbaugesellschaften diese<br />

Rechte nur unzureichend wahrgenommen.<br />

Dies muss aufgearbeitet werden.<br />

Hier schließt sich der Kreis zum Fall<br />

der Karl-Marx-Allee.<br />

Kleines Glossar der Vorkaufsrechte<br />

Bezirkliches Vorkaufsrecht im Milieuschutzgebiet: In Milieuschutzgebieten<br />

kann der Bezirk (nach § 24 BauGB) ein Vorkaufsrecht ausüben, wenn ein Haus<br />

verkauft wird. Der Bezirk tritt dann in den Kaufvertrag ein, muss also den Kaufpreis<br />

zahlen, den der eigentliche Käufer zahlen wollte. Der Bezirk übt das Vorkaufsrecht<br />

i.d.R. zugunsten einer städtischen Wohnungsbaugesellschaft aus. Wenn der<br />

Kaufpreis so hoch ist, dass die WBG langfristig Verluste mit dem Kauf machen<br />

würde, bewilligt das Land Berlin einen Zuschuss. Der Käufer kann den Vorkauf verhindern,<br />

indem er eine Abwendungsvereinbarung unterschreibt und sich zum<br />

Mieterschutz über die gesetzlichen Vorgaben hinaus verpflichtet. Ein wirksames<br />

Instrument gegen spekulative Entwicklungen wäre die Reduzierung der Kaufpreise<br />

auf den Verkehrswert. Hier ist das Bundesrecht nicht eindeutig und bedürfte<br />

der Klarstellung.<br />

Gesetzliches Mietervorkaufsrecht: Die Mieter haben nach § 577 BGB ein<br />

Vorkaufsrecht für ihre Wohnung, wenn diese verkauft wird und die Wohnung<br />

während ihrer Mietzeit in eine Eigentumswohnung umgewandelt wurde. Auch in<br />

diesem Fall müssen die Mieter den Kaufpreis zahlen, den der eigentliche Verkäufer<br />

zahlen wollte.<br />

Vertragliche Vorkaufsrechte: In Zeiten der Privatisierung hat das Land Berlin<br />

sich häufig ein vertragliches Vorkaufsrecht gesichert. Damit kann das Land Berlin<br />

das Grundstück wieder zurückkaufen, wenn der Käufer es weiterverkaufen will.<br />

Auch dann tritt das Land Berlin in den Kaufvertrag ein und muss den vereinbarten<br />

Kaufpreis zahlen. Solche Vorkaufsrechte übt das Land Berlin recht häufig aus, überwiegend<br />

im Bereich „Geschosswohnungsbau“, aber auch bei Verwaltungsliegenschaften.<br />

26 BERLINER STIMME


Text Andreas Geisel & Sabine Smentek<br />

Illustration Esther Schaarhüls<br />

Moderne Verwaltung<br />

in der wachsenden Stadt<br />

Berlin muss die Menschen begeistern, für diese großartige Stadt<br />

zu arbeiten: Andreas Geisel und Sabine Smentek über Wege<br />

zu einer guten und effizienten Verwaltung mit einer<br />

verbesserten gesamtstädtischen Steuerung.<br />

Im kommenden Jahr wird die Einheitsgemeinde Berlin 100 Jahre alt.<br />

Der Jubilar ist etwas ganz Besonderes, denn Berlin ist zugleich Bundesland<br />

und Stadt. Für die <strong>Berliner</strong> Verwaltung bedeutet dies, dass staatliche<br />

und gemeindliche Tätigkeiten nicht getrennt werden. In der <strong>Berliner</strong><br />

Landesverfassung ist festgelegt, dass der Senat mit seinen Hauptverwaltungen<br />

die Aufgaben von gesamtstädtischer Bedeutung und die Bezirke<br />

alle anderen Aufgaben der Verwaltung wahrnehmen.<br />

Der Senat hat eine „Expertengruppe zur Verbesserung der gesamtstädtischen<br />

Verwaltungssteuerung“ unter dem Vorsitz von Heinrich Alt<br />

eingesetzt, die im vergangenen Sommer ihren Abschlussbericht vorgelegt<br />

hat. Als <strong>Berliner</strong> SPD haben wir uns mit diesem Bericht in einer<br />

Projektgruppe intensiv beschäftigt. Wir haben die Vorschläge der Expertengruppe<br />

bewertet und auch eigene Vorschläge erarbeitet. Das Ergebnis<br />

dieser Arbeit liegt nun dem kommenden SPD-Landesparteitag als Antrag<br />

des Landesvorstandes vor. Wir unterstützen dabei ausdrücklich den<br />

„Zukunftspakt Verwaltung“, mit dem der rot-rot-grüne Senat die Verantwortlichkeiten<br />

in der Verwaltung schärfen und die Strukturen auf ihre<br />

Effizienz hin überprüfen möchte.<br />

Die wachsende Stadt stellt auch wachsende Anforderungen an die<br />

Bezirks- und Senatsverwaltungen. Die <strong>Berliner</strong> Verwaltung muss Dienstleisterin<br />

für die <strong>Berliner</strong>innen und <strong>Berliner</strong> sein und gleichzeitig die<br />

Infrastruktur für mehr Menschen planen, bauen und bereitstellen.<br />

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Die Bürgerinnen und Bürger sowie<br />

Unternehmen erwarten zu Recht, dass<br />

die Verwaltung funktioniert, also<br />

Dienstleistungen effektiv und effizient<br />

erbringt und Entscheidungen zeitnah<br />

und nachvollziehbar getroffen werden.<br />

Dazu muss die Verwaltung kundenorientierter,<br />

leistungsfähiger, digitaler und<br />

verantwortlicher werden. Gerade die<br />

Digitalisierung bietet viele Möglichkeiten,<br />

um serviceorientierter zu werden.<br />

Berlin soll ein Vorbild für eine gute<br />

und effiziente Verwaltung sein. Dazu<br />

braucht die Verwaltung eine verbesserte<br />

gesamtstädtische Steuerung, klare Strukturen,<br />

gute Ausstattung und motiviertes<br />

Personal. Wir benötigen eine funktionierende<br />

Arbeitsteilung und vernetztes<br />

Denken und Handeln.<br />

Im Antrag zum Landesparteitag bekennt<br />

sich die <strong>Berliner</strong> SPD zur Eigenständigkeit<br />

der Bezirksverwaltungen.<br />

Sie bekennt sich genauso zu einer gesamtstädtischen<br />

Verantwortung des<br />

Senats. Diese beinhaltet eine Steuerung<br />

der bezirklichen Aufgabenerfüllung.<br />

Hier besteht in vielen Bereichen Nachholbedarf.<br />

Zwar setzt die <strong>Berliner</strong><br />

Verfassung den Steuerungsmöglichkeiten<br />

des Senats gegenüber den<br />

Bezirken Grenzen. Allerdings werden<br />

die bestehenden Steuerungsmöglich-<br />

keiten bislang nur wenig genutzt. Dazu<br />

gehören Verordnungen, Verwaltungsvorschriften,<br />

Zielvereinbarungen, die<br />

Bezirksaufsicht, das Eingriffsrecht,<br />

die Fachaufsicht und die Zuweisung<br />

von Haushaltsmitteln.<br />

Bei der Zusammenarbeit von<br />

Senat und Bezirken sollte der<br />

„Rat der Bürgermeister“ eine<br />

wichtigere Rolle spielen.<br />

Vor allem mit Zielvereinbarungen kann<br />

aus unserer Sicht die gesamtstädtische<br />

politische Steuerung kurzfristig verbessert<br />

werden, wenn diese für Senat und<br />

Bezirke verbindlich sind. Um die notwendige<br />

Verbindlichkeit zu stärken, sollen<br />

Zielvereinbarungen im Allgemeinen<br />

Zuständigkeitsgesetz (AZG) gesetzlich<br />

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28 BERLINER STIMME


verankert werden. Klar ist für uns<br />

auch: Zielvereinbarungen dürfen keine<br />

Einbahnstraße sein, auch die Bezirke<br />

müssen in der Lage sein, den Senat<br />

zur Einhaltung der Vereinbarung anzuhalten.<br />

Bei der Zusammenarbeit von Senat<br />

und Bezirken sollte der „Rat der Bürgermeister“<br />

eine wichtigere Rolle spielen.<br />

Denn die Beschlüsse des Rats der Bürgermeister<br />

tragen zu einer Vereinheitlichung<br />

des Handelns der Bezirke bei.<br />

Wir wollen ihn deshalb mit einer<br />

größeren Verantwortung und mehr<br />

Kompetenzen stärken und prüfen,<br />

wie Beschlüsse des Rats alle Bezirke<br />

binden können.<br />

In der Projektgruppe haben wir uns<br />

vor allem auf Maßnahmen fokussiert,<br />

die bereits in dieser Wahlperiode angegangen<br />

werden können. Die Fortschritte<br />

bei der Verwaltungssteuerung sollen<br />

schnell erkennbar werden. Viele weitergehende<br />

Vorschläge zur Reform der Verwaltung,<br />

wie zum Beispiel ein politisches<br />

Bezirksamt oder eine umfassende Fachaufsicht,<br />

sind allerdings erst nach einer<br />

Verfassungsänderung möglich. Dies<br />

setzt einen transparenten beteiligungsorientierten<br />

Diskussionsprozess voraus.<br />

Der Antrag schlägt hier eine stufenweise<br />

Weiterentwicklung der gesamtstädtischen<br />

Steuerung von Politik und Verwaltung<br />

vor und fordert die SPD-Fraktion im<br />

<strong>Berliner</strong> Abgeordnetenhaus auf, einen<br />

fraktionsübergreifenden Verfassungskonvent<br />

zu initiieren, um über die künftigen<br />

Grundstrukturen der <strong>Berliner</strong> Verwaltung<br />

zu diskutieren.<br />

Verwaltungen werden von den Menschen<br />

geprägt, die in ihnen arbeiten.<br />

Deshalb hat die Projektgruppe auch<br />

Vorschläge zum Thema Personal und<br />

Führung ausführlich behandelt. Nicht<br />

alle Vorschläge sind neu – an vielem<br />

wird bereits erfolgreich gearbeitet – aber<br />

manchmal bedarf es der Wiederholung,<br />

um praktische Veränderung zu erreichen.<br />

Die Qualität der <strong>Berliner</strong> Verwaltung<br />

wird davon abhängen, ob es dem Land<br />

Berlin gelingt, als Arbeitgeber für Fachund<br />

Führungskräfte verschiedenster Berufe<br />

attraktiv zu sein. Auch hierzu macht<br />

der Antrag der Projektgruppe Vorschläge.<br />

Wir haben ein Ziel: Berlin muss die Menschen<br />

begeistern, für diese großartige<br />

Stadt zu arbeiten.<br />

Der vollständige Antragstext zum Landesparteitag<br />

am 30. März <strong>2019</strong>:<br />

https://parteitag.spd-berlin.de/cvtx_antrag/<br />

politik-und-verwaltung-in-berlin-steuerungin-einer-millionenstadt-mit-zweistufigerverwaltung/<br />

Andreas Geisel ist seit 2016 <strong>Berliner</strong><br />

Innen- und Sportsenator und stellvertretender<br />

Landesvorsitzender der <strong>Berliner</strong> SPD.<br />

Zuvor war er zwei Jahre lang Senator für<br />

Stadtentwicklung und Umwelt.<br />

Sabine Smentek ist seit Dezember 2016<br />

Staatssekretärin für Informations- und<br />

Kommunikationstechnologie in der<br />

Senatsverwaltung für Inneres und Sport.<br />

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Text & Fotos Ralf Höschele<br />

Gemeinsam für Toleranz<br />

Gut 100 Genossinnen und Genossen,<br />

die im letzten halben Jahr in die SPD<br />

eingetreten sind, kamen Ende Januar<br />

zum Neumitgliedertreffen im Festsaal<br />

des Rathauses Charlottenburg zusammen.<br />

In seiner Begrüßung forderte der<br />

Landesvorsitzende Michael Müller<br />

dazu auf, sich aktiv einzubringen, in<br />

den Arbeitsgemeinschaften, den Fachforen,<br />

aber auch in die Arbeit „vor Ort“,<br />

in den Abteilungen. „Genau hier fängt<br />

Politik an“, sagte er.<br />

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Vor mehr als 300 Gästen eröffnete der<br />

SPD-Landesvorsitzende Michael Müller<br />

am 22. Februar das Europaforum der<br />

<strong>Berliner</strong> SPD. In seiner Rede erinnerte er<br />

daran, dass Berlin über Jahrzehnte auf<br />

die europäische Solidarität angewiesen<br />

war: „Es ist richtig, dass wir nun diejenigen<br />

unterstützen, die jetzt auf Hilfe angewiesen<br />

sind.“ Lassen Sie uns gemeinsam,<br />

länderübergreifend für Toleranz einsetzen.<br />

Für unser Europa.“<br />

RECHTS<br />

Gaby Bischoff (l.) & Katarina Barley<br />

Gaby Bischoff, die <strong>Berliner</strong> SPD-<br />

Kandidatin für die Europawahl,<br />

rief die Neumitglieder dazu auf,<br />

sich im bevorstehenden Wahlkampf<br />

zu engagieren. „Als Sozialdemokratie<br />

müssen wir dafür sorgen, dass<br />

wir überall in Europa gute Arbeit<br />

und faire Löhne haben“, so Bischoff.<br />

Einen Unterbietungswettbewerb<br />

um die niedrigsten Löhne und<br />

Sozialstandards gilt es zu verhindern.<br />

30 BERLINER STIMME


LINKS<br />

Katarina Barley,<br />

Spitzendekandidatin<br />

der SPD für die Europawahl,<br />

hielt die Keynote.<br />

Gut 100 Genossinnen und Genossen,<br />

die im letzten halben Jahr in die SPD<br />

eingetreten sind, kamen Ende Januar<br />

zum Neumitgliedertreffen im Festsaal<br />

des Rathauses Charlottenburg zusammen.<br />

In seiner Begrüßung forderte der<br />

Landesvorsitzende Michael Müller<br />

dazu auf, sich aktiv einzubringen, in<br />

Gaby den Bischoff, Arbeitsgemeinschaften, Spitzenkandidatin den der Fachforen,<br />

aber SPD, ergänzte: auch in die „Bis Arbeit 2009 „vor hatten Ort“,<br />

<strong>Berliner</strong><br />

wir in in den der Abteilungen. europäischen „Genau Union hier eine fängt<br />

Angleichung Politik an“, der sagte Lebensverhältnisse,<br />

er.<br />

seither stockt der Prozess. Wir brauchen in<br />

den nächsten fünf Jahren einen Aufbruch,<br />

um zu zeigen, dass Europa das Leben von<br />

allen Menschen verbessert.“<br />

Gaby Bischoff, die <strong>Berliner</strong> SPD-<br />

Kandidatin für die Europawahl,<br />

rief die Neumitglieder dazu auf,<br />

sich im bevorstehenden Wahlkampf<br />

zu engagieren. „Als Sozialdemokratie<br />

müssen wir dafür sorgen, dass<br />

wir überall in Europa gute Arbeit<br />

und faire Löhne haben“, so Bischoff.<br />

Einen Unterbietungswettbewerb<br />

um die niedrigsten Löhne und<br />

Sozialstandards gilt es zu verhindern.<br />

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Zeitung der <strong>Berliner</strong> Sozialdemokratie | <strong>Nr</strong>. 7 · 2018 | 68. Jahrgang<br />

TITELTHEMA<br />

SAWSAN CHEBLI<br />

Nicht im Zuschauermodus<br />

verharren<br />

BAHNHOFSMISSION<br />

„Die blaue Weste macht<br />

uns alle gleich“<br />

Zeitung der <strong>Berliner</strong> Sozialdemokratie | <strong>Nr</strong>. 3 · 2018 | 68. Jahrgang<br />

INTERVIEW<br />

Christian Hoßbach: Neue Welle<br />

beim Thema Arbeitszeit<br />

VOR 60 JAHREN<br />

Die „<strong>Berliner</strong> Abendschau“<br />

geht auf Sendung<br />

ANALYSE<br />

Wie können rechte Betriebsräte<br />

verhindert werden?<br />

Zeitung der <strong>Berliner</strong> Sozialdemokratie | <strong>Nr</strong>. 9 · 2018 | 68. Jahrgang<br />

TITELTHEMA<br />

MANIFEST<br />

Pflege geht<br />

uns alle an!<br />

PORTRÄT<br />

50 Jahre in der SPD:<br />

Klaus Böger<br />

Zeitung der <strong>Berliner</strong> Sozialdemokratie | <strong>Nr</strong>. 10 · 2018 | 68. Jahrgang<br />

TITELTHEMA<br />

INTERVIEW<br />

So bekämpft Neukölln<br />

die Clankriminalität<br />

FEATURE<br />

Die wichtige Arbeit<br />

der Stadtteilmütter<br />

PLÄDOYER<br />

Ein neues<br />

Recht auf Arbeit<br />

ZWISCHENBERICHT<br />

Das diskutiert die Kommission<br />

Politische Handlungsfelder<br />

Zeitung der <strong>Berliner</strong> Sozialdemokratie | <strong>Nr</strong>. 5 · 2018 | 68. Jahrgang<br />

EUROPAWAHL<br />

Unsere Kandidatin<br />

Gabriel Bischoff im Interview<br />

REPORTAGE<br />

Der Alltag in<br />

einem Pflegeheim<br />

LANDESPARTEITAG<br />

Das sind die<br />

wichtigsten Beschlüsse<br />

Zeitung der <strong>Berliner</strong> Sozialdemokratie | <strong>Nr</strong>. 6 · 2018 | 68. Jahrgang<br />

ÜBERBLICK<br />

Neues Miteinander –<br />

Berlin baut Bildung<br />

TITELTHEMA<br />

VOR 70 JAHREN<br />

Wie die Berlin-Blockade<br />

die Stadt veränderte<br />

REPORTAGE<br />

Aus dem Alltag einer<br />

Grundschul-Rektorin<br />

TITELTHEMA<br />

MEINUNG<br />

Peter Strieder:<br />

Verantwortung für Berlin<br />

ANZEIGE<br />

EUROPA<br />

PFLEGE<br />

BÜRGERSCHAFTLICHES<br />

ENGAGEMENT<br />

BILDUNG<br />

URBANE<br />

SICHERHEIT<br />

Alle Ausgaben der<br />

BERLINER STIMME,<br />

die Erscheinungstermine<br />

und Schwerpunktthemen<br />

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