Wagnereinmalig No. 8
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Das Buchmagazin der Wagner’schen Universitätsbuchhandlung — 03.2019<br />
Wagner<br />
eı˙nmalı˙g<br />
#<strong>No</strong>. 8
Impressum<br />
Herausgeber und für den Inhalt verantwortlich:<br />
Wagner’sche Universitätsbuchhandlung, Medici Buchhandels GmbH,<br />
Museumstraße 4, 6020 Innsbruck<br />
info@wagnersche.at — www.wagnersche.at<br />
Redaktion: Robert Renk<br />
© der Textbeiträge bei den Autorinnen und Autoren<br />
Grafische Ausstattung: himmel. Studio für Design und Kommunikation<br />
Fotografie wenn nicht anders angegeben: Thomas Schrott<br />
© der Abbildungen bei den jeweiligen Rechteinhabern<br />
© Titelbild „Boyle“: pearceX<br />
Fehler, Änderungen und Irrtümer vorbehalten.<br />
2<br />
© 03.2019 – alle Rechte vorbehalten<br />
Bücher seit 1639<br />
Wagner’sche.<br />
Bücher seit 1639<br />
Seit Oktober 2015 ist die<br />
Wagner’sche Universitätsbuchhandlung<br />
wieder eine<br />
eigenständige Tiroler Buchhandlung.<br />
Ein großes Ziel<br />
bei der Übernahme war es,<br />
gerade im Bereich der Veranstaltungen<br />
und Lesungen<br />
das Who is Who der Literatur<br />
nach Innsbruck zu holen.<br />
Mit dem absoluten Bestsellerautor<br />
aus den USA,<br />
T. C. Boyle, der am 12. Februar<br />
im komplett ausverkauften<br />
Treibhaus sein neues Buch<br />
„Das Licht“ präsentiert hat,<br />
ist uns eine kleine Sensation<br />
gelungen. Übrigens war der<br />
einzige Österreichtermin<br />
bei uns zugleich auch die<br />
Weltpremiere, da das Buch<br />
in Amerika erst im Mai erscheint.<br />
Mit John Wray,<br />
Bernhard Aichner, Judith<br />
W. Taschler, Joe Fischler,<br />
Michael Köhlmeier, Eva<br />
Rossmann, Vea Kaiser, Gary<br />
Shteyngart und Thomas Brezina,<br />
um einige zu nennen,<br />
kommen im Frühling viele<br />
andere Bestsellerautorinnen<br />
und -autoren zu uns. Das neue<br />
Magazin bietet eine Übersicht.<br />
Markus Renk (re.), Markus Hatzer<br />
Inhalt<br />
6 Buchhandlung mit Büchern<br />
Die Reihe „Erinnerungen an Innsbruck“ bringt drei weitere Titel<br />
12 Krimi und Liebesgeschichte<br />
Fürchten lernen in Tirol<br />
14 Mords-Spaß<br />
Michael Niavaranis Shakespeare-Bearbeitung auf der Bühne<br />
des Tiroler Landestheaters<br />
18 Sardinien im Herzen<br />
Eva Rossmann im Gespräch und – mit Sardinienprodukten – zu Gast bei uns<br />
20 17. Prosafestival<br />
12 AutorInnen in Innsbruck zu Gast, u. a. Barbara Frischmuth<br />
24 Ein Stilist wird 65<br />
Karl-Markus Gauß mit seinem neuen Buch zu Gast bei uns<br />
26 Einmal Kambodscha und zurück<br />
Der neue Roman von Judith W. Taschler, am 16. April bei uns<br />
28 Club 2 à la Wagner’sche<br />
Renata Schmidtkunz & Michael Köhlmeier sprechen über …<br />
30 Im Süden der Vergangenheit<br />
Vea Kaiser mit ihrem lang erwarteten neuen Roman am 13. Mai bei uns zu Gast<br />
32 Tom C. & Ruth P.<br />
E ine Nachschau auf die Lesung von T. C. Boyle und eine Vorschau<br />
auf die Fotografin Ruth Pearce<br />
36 America first …<br />
der Abschluss der Serie mit Gary Shteyngart & Ernst Gossner<br />
38 Die 42. Wochenendgespräche<br />
Das älteste Literaturfestival des Landes ist noch immer jung & frisch<br />
und macht sich auf Reisen, unter anderem mit Andreas Altmann<br />
44 Tschechien by train …<br />
Tipps zum Buchmessenschwerpunkt: ein Gespräch mit Jaroslav Rudiš<br />
46 W:ORTE feiert<br />
mit Wondratschek<br />
Das Lyrikfestival wird fünf, in der Wagner’schen liest<br />
der großartige Wolf Wondratschek – eine Sensation<br />
52 3×7 Best aber Seller<br />
54 Mit den besten Empfehlungen
© Wirtschaftskammer Tirol<br />
Lesen – die schönste<br />
Freizeitbeschäftigung der Welt<br />
»Wir kaufen nicht, was wir haben wollen, wir konsumieren,<br />
was wir sein möchten.« – John Hegarty<br />
Kundenservice<br />
sollte nicht nur<br />
eine Abteilung<br />
sein, sondern<br />
das gesamte<br />
Unternehmen.<br />
Markus Renk<br />
4 5<br />
Wagner’sche.<br />
Bücher seit 1639<br />
Ich habe in den letzten Wochen einige Vorstellungsgespräche<br />
geführt und mit rund 40<br />
BewerberInnen über die großartige Welt des<br />
Buchhandels, aber auch über die Kraft der<br />
Bücher gesprochen. Bücher sind einzigartig,<br />
denn vielen gelingt es, uns in eine andere<br />
Welt eintauchen zu lassen. Sie haben die<br />
Kraft, uns aus dem Alltag zu reißen und<br />
uns auf Abenteuerreisen zu schicken. Wir<br />
können durch Bücher in andere Rollen<br />
schlüpfen und Bücher haben uns in unserer<br />
Kindheit und Jugend mit Helden versorgt,<br />
die uns auch als Erwachsene noch prägen<br />
und begleiten. Für mich ist Lesen die<br />
schönste Freizeitbeschäftigung der Welt.<br />
Wir entfliehen dem tristen Alltag und reisen<br />
in die Welt der Fantasie. Doch fürs Lesen<br />
spricht noch weitaus mehr. Wussten Sie,<br />
dass Studien belegen, dass das Lesen gegen<br />
Alzheimer vorbeugt, dies sieht man gut<br />
an großen Schauspielerinnen und Schauspielern,<br />
die oft durch das viele Auswendiglernen<br />
der Rollentexte bis ins hohe Alter<br />
geistig fit geblieben sind. Aber Lesen reduziert<br />
auch Stress und entschleunigt. Gerade<br />
die Entschleunigung ist heute wichtiger<br />
denn je. Laut einer Umfrage fühlen sich<br />
rund 70 % der SchülerInnen in Österreich<br />
durch digitale Medien wie Handy und Co.<br />
gestresst. Dass Lesen beim Schreiben hilft,<br />
den Wortschatz erweitert, die Kreativität<br />
ankurbelt und die soziale Kompetenz<br />
fördert, ist hinlänglich bekannt. Dass Lesen<br />
sexy macht, war mir neu, aber Umfragen<br />
haben ergeben, dass Menschen, die in der<br />
Öffentlichkeit lesen, intelligenter wirken.<br />
Ein Buch in der Hand macht sie attraktiver<br />
und begehrenswerter. Sie vermitteln<br />
den Eindruck, dass sie ein interessanter<br />
Gesprächspartner sind und Einfühlungsvermögen<br />
mitbringen. Sie sehen, ein Besuch<br />
in der Buchhandlung kann Ihnen viele<br />
Vorteile bringen!<br />
Unser Team startet<br />
neu durch<br />
Aber was ist mit den 40 BewerberInnen<br />
geworden? Es freut mich sehr, dass wir<br />
sieben davon in unser Team aufnehmen<br />
konnten. Es gibt einen schönen Spruch:<br />
„Veränderung ist am Anfang zwar schwer,<br />
chaotisch in der Mitte, aber am Ende einfach<br />
großartig.“ Nun, ich kann jetzt schon<br />
sagen, dass die neuen Kolleginnen und<br />
Kollegen die ersten beiden Etappen übersprungen<br />
haben und bereits nach wenigen<br />
Wochen voll im Team integriert sind und<br />
viele positive Dinge einbringen.<br />
Fachleute und Freaks in<br />
der Wagner’schen<br />
Aber wir möchten die Kompetenz nicht nur<br />
durch neue Kolleginnen und Kollegen stärken,<br />
sondern entwickeln gerade ein neues<br />
Konzept, um externes Wissen verstärkt in<br />
die Buchhandlung zu holen. Trotz der Aufstockung<br />
im Team haben wir nicht für alle<br />
Themenbereiche die absoluten „Fachleute“,<br />
oder um es ein wenig pointierter auszudrücken,<br />
die wahren „Freaks“, die sich<br />
die ganze Woche mit besonderen Themen<br />
beschäftigen. Daher erarbeiten wir gerade<br />
einen Entwurf, wie wir solche Kenner in<br />
die Buchhandlung holen können. Hierzu<br />
soll eine Art Stundenplan dienen, auf dem<br />
unsere Kunden sehen, dass z. B. am Donnerstag<br />
von 15:00 bis 17:00 Uhr jemand<br />
über Räuchern spricht, oder am Mittwoch<br />
der Comic-Freak über Drac <strong>No</strong>vell sein<br />
Wissen weitergibt. Aber auch Themen wie<br />
Garten, Bildung, Kunst, Kochen, Reise,<br />
E-Books, Kreativität, Gesundheit und<br />
Sprachen können Inhalt des Stundenplans<br />
sein. Sobald das Projekt startet, werden Sie<br />
über Newsletter, Internet, Facebook und<br />
Werbung im Geschäft informiert.<br />
Unser Buchverlag<br />
Lassen Sie mich nochmals zur Kraft der<br />
Bücher zurückkommen. Die letzten beiden<br />
Jahre haben wir uns intensiv mit der Positionierung<br />
der Wagner’schen beschäftigt<br />
und uns die Frage gestellt, was machen<br />
wir besser als andere, wie können wir uns<br />
positionieren, was macht uns einzigartig.<br />
Aus diesen Überlegungen heraus ist z. B.<br />
der Buchverlag der Wagner’schen Universitätsbuchhandlung<br />
entstanden. Wir<br />
alle sind Bücher mit tausenden von Seiten.<br />
Der Wagner’sche Buchverlag hat es sich zur<br />
Aufgabe gemacht, möglichst viele davon<br />
in gedruckter Form festzuhalten. Unsere<br />
Reihe „Erinnerungen an Innsbruck“ ist<br />
exklusiv in der Wagner’schen erhältlich und<br />
macht uns dadurch ein Stück besonders.<br />
Bereits acht tolle Bücher sind erschienen,<br />
aber auch ein historischer Kalender über<br />
Innsbruck kommt jedes Jahr neu heraus.<br />
Heuer kommen neun Neuerscheinungen<br />
dazu, drei davon stellen wir Ihnen in diesem<br />
Magazin vor. Abheben können wir uns aber<br />
auch durch unsere besonderen Servicepakete<br />
wie unser kostenloser Fahrrad-Zustelldienst<br />
und unser eigenes Magazin.<br />
Die neu eingeführten Serviceleistungen wie<br />
„Buchhändler buchen“, „Buchgenuss nach<br />
Ladenschluss“, die Leserreisen – heuer<br />
z. B. nach Neapel auf den Spuren von<br />
Elena Ferrante – und die Bücherabos<br />
werden von unseren Kundinnen und<br />
Kunden sehr gut angenommen.<br />
Jetzt noch mehr Internet<br />
Verbessern mussten wir unseren Internetauftritt,<br />
als eigenständige Buchhandlung<br />
sind wir hier auf Servicepartner angewiesen.<br />
Um unseren Internetshop noch<br />
kundenfreundlicher zu gestalten, sind wir<br />
eine Kooperation mit dem Marketingverbund<br />
Buchmedia eingegangen und haben<br />
die Seite www.wagnersche.at komplett<br />
neu aufgestellt. Die neue Seite bietet noch<br />
mehr Information, mehr Buchtipps, einen<br />
deutlich einfacheren Bestellprozess, eine<br />
verbesserte Mobillösung, eine größere Titelauswahl,<br />
Buchtrailer und ist weit übersichtlicher<br />
als bisher. Schauen Sie sich die Seite<br />
doch an, über Feedback würden wir uns<br />
sehr freuen! Jedes Buch, welches in Tirol<br />
und nicht bei Amazon bestellt wird, sichert<br />
Arbeitsplätze im Land!<br />
Ihr Markus Renk
ISBN ???-?-????-????-?<br />
© Die Lichtbildnerei - Julia Hammerle<br />
Beim Schreiben habe ich mich<br />
in meinen Saggen neu verliebt<br />
Wie vornehm der „vornehmste“ Stadtteil Innsbruck<br />
wirklich war und was es dort zu entdecken gab und gibt,<br />
davon erzählt die bekannte Radiomoderatorin<br />
Sunny Rabl im Gespräch mit Robert Renk<br />
Die<br />
Bischofsmütze<br />
hat mı·ch<br />
nachhaltig<br />
fasziniert.<br />
Sunny Rabl<br />
6 7<br />
Wagner’sche.<br />
Bücher seit 1639<br />
Die erfolgreiche Reihe der Wagner’schen,<br />
„Erinnerungen an Innsbruck“, geht weiter.<br />
Band 9 dieser Reihe, in der die Innsbrucker<br />
Stadtteile in Erinnerungen wieder aufleben,<br />
wird Ende März in der Wagner’schen Universitätsbuchhandlung<br />
präsentiert.<br />
Sunny, du bist Radiomoderatorin und<br />
Schauspielerin, wie kam es dazu, dass<br />
du jetzt ein Buch geschrieben hast?<br />
Ich wollte eigentlich immer schon mal<br />
ein Buch schreiben, das sagen zwar viele<br />
Menschen, aber ich hatte das Glück, dass<br />
es mir leicht gemacht wurde, weil es ein vergleichsweise<br />
leichter Einstieg ist, ein kleines<br />
Büchlein über die eigene Kindheit und das<br />
Aufwachsen in seinem Stadtteil zu verfassen:<br />
in meinem Fall über den Saggen, den<br />
„vornehmsten“ Stadtteil von Innsbruck.<br />
Beim Vorbereiten auf eine<br />
Radiosendung gehört ja die<br />
Recherche auch zum Handwerk, wo<br />
lag für dich der Unterschied beim<br />
Schreiben?<br />
Es war insofern eine neue, sehr spannende<br />
und unheimlich befriedigende Aufgabe,<br />
weil es bei einem Buch nicht auf die<br />
Geschwindigkeit – wie beim Radio, dem<br />
schnellsten Medium – ankommt, sondern<br />
auf die Nachhaltigkeit. So ein Buch wird ja<br />
im besten Fall auch noch in ein paar Jahren<br />
gelesen.<br />
Wie hast du dein<br />
Saggenbuch aufgebaut?<br />
Weil meine eigene Kindheit in den 1960er<br />
Jahren eine sehr behütete war und in den<br />
Garten des Hauses im Blocksaggen, in dem<br />
ich aufwuchs, keine anderen Kinder zum<br />
Spielen kommen durften und ich sie umgekehrt<br />
auch nicht besuchen konnte,<br />
es also nicht so wahnsinnig viel zu erzählen<br />
gab, habe ich mit vielen Saggenerinnen und<br />
Saggenern gesprochen und mir ihre Erinnerungen<br />
an ihre Kindheit, an Hofspiele<br />
und „gefährliche“ Entdeckungsreisen und<br />
den Saggen ganz allgemein erzählen lassen.<br />
Die Berichte gehen zurück bis in die 1940er<br />
Jahre und reichen herauf bis heute.<br />
Wie hast du dafür die<br />
Auswahl getroffen?<br />
Die passierte eher zufällig: ab dem Zeitpunkt,<br />
an dem ich wusste, dass ich das Buch<br />
„Kindheit im Saggen“ schreiben werde,<br />
habe ich über dieses Projekt gesprochen<br />
und bin auf Menschen gestoßen, die sich<br />
spontan angeboten haben, mit mir einige<br />
ihrer Erinnerungen zu teilen. Es waren ausgesprochen<br />
angeregte Gespräche, denn gemeinsam<br />
fallen einem viel mehr Dinge von<br />
früher ein als alleine im stillen Kämmerchen,<br />
respektive am Computer. Ich habe bei jedem<br />
Gespräch mein Aufnahmegerät mitlaufen<br />
lassen, sodass ich nachher beim Schreiben<br />
kein Detail der häufig sprudelnd erzählten<br />
Geschichten übersehen konnte.<br />
Ich nehme an, dass auch etwas<br />
über die Entstehung des Saggens in<br />
deinem Buch zu erfahren ist?<br />
Natürlich hat auch ein bisschen Geschichtliches<br />
zum Saggen im Buch Platz gefunden.<br />
Vor allem die „Bischofsmütze“ hat mich<br />
nachhaltig fasziniert. Es handelt sich dabei<br />
um Straßenzüge, die – von langer Hand<br />
geplant und am Reißbrett entstanden – in<br />
Form einer Bischofsmütze gebaut wurden.<br />
Wer sich einen Stadtplan ansieht, wird sie<br />
unschwer entdecken, und wer mein Buch<br />
„Kindheit im Saggen“ liest, wird mehr<br />
darüber erfahren können.<br />
Eine Reise in die<br />
Vergangenheit Innsbrucks –<br />
lebendig in persönlichen<br />
Erinnerungen!<br />
Text folgt<br />
Sunny Rabl, geboren 1958 in Innsbruck, wuchs<br />
im Saggen auf und lebt seit 2010 wieder in diesem<br />
„schönsten Stadtteil Innsbrucks“. Nach Matura<br />
und Abi-Kurs sowie einigen Jahren als Sekretärin<br />
absolvierte sie die Schauspielschule Cingl-Fröhlich.<br />
Es folgten Theaterproduktionen am Innsbrucker<br />
Kellertheater, im Treibhaus und an anderen Spielstätten.<br />
Dann begann sie – eher zufällig – bei Radio<br />
Arabella zu moderieren. Nach Radio Max, Antenne<br />
Wien, Antenne Salzburg und Antenne Tirol ist sie<br />
seit 2013 fast täglich auf Radio U1 Tirol zu hören.<br />
Außerdem ist sie seit vielen Jahren als Stimm-, Atemund<br />
Präsentationstrainerin tätig.<br />
Sunny Rabl Kindheit im Saggen<br />
ErinnE rungE n an Innsbruck<br />
Sunny Rabl<br />
Kindheit im<br />
Saggen<br />
Buchtipp:<br />
Sunny Rabl:<br />
Kindheit im Saggen<br />
Erinnerungen an Innsbruck,<br />
Band 9<br />
Verlag der Wagner’schen<br />
Universitätsbuchhandlung<br />
144 S., € 12,95<br />
Buchpräsentation:<br />
Sunny Rabl:<br />
Kindheit im Saggen<br />
Moderation: Markus Renk<br />
Mi., 27. März 2019, 19:30 Uhr<br />
Wagner’sche<br />
Universitätsbuchhandlung<br />
Eintritt frei!
Aus dem Verlag der Wagner’schen Universitätsbuchhandlung :<br />
Von Markus Renk<br />
Der Verlag der Wagner’schen Universitätsbuchhandlung<br />
hat mit seinen regionalen<br />
Themen den Puls der Zeit getroffen. Bisher<br />
haben sich alle Bände zu kleinen Bestsellern<br />
entwickelt und sind teilweise bereits in der<br />
zweiten und dritten Auflage. Das positive<br />
Feedback unserer Kunden und Leser bestärkt<br />
uns, diesen Weg weiter zu bestreiten. Bisher<br />
sind neben unserem alljährlichen Kalender<br />
„Innsbruck, wie es früher war“ von Lukas<br />
Morscher bereits acht Bücher erschienen.<br />
Alle unter dem Reihentitel „Erinnerungen an<br />
Innsbruck“. Die meisten Bücher sind Kindheitserinnerungen<br />
an gewisse Stadtteile Innsbrucks,<br />
aber auch andere Themen erscheinen<br />
in unserem Verlag. Folgende Bücher sind<br />
derzeit lieferbar: Josef Wallinger: „Kindheit<br />
in Pradl“ (3. Auflage), Hubert Flattinger:<br />
„Kindheit in Hötting“ (2. Auflage), Gernot<br />
Zimmermann: „Eine Million Kilometer<br />
durch Innsbruck“ (2. Auflage), Ewald Strohmar-Mauler:<br />
„Wahre Kriminalgeschichten<br />
aus Innsbruck“ (2. Auflage), Markus Koschuh:<br />
„Olympisches Dorf“, Bernd Schuchter:<br />
„Aufwachsen in Innsbruck“, Martin<br />
Kolozs: „Die Bischöfe von Innsbruck“ und<br />
Gernot Zimmermann: „Ich war ein Reichenauer<br />
Rattler“.<br />
© Foto Hofer<br />
Pfingstrosen am<br />
Sieglanger<br />
Susanne Leoncino über eine<br />
Familie in Innsbruck<br />
Erinnerungen, ob gut oder schlecht,<br />
begleiten jeden Menschen. Mit den<br />
Straßen und Gassen Innsbrucks verbindet<br />
jeder seine ganz persönliche<br />
Geschichte. Unsere Erinnerungen<br />
verbinden wir mit Räumen, Büchern,<br />
alten Bildern, Düften, Farben und<br />
den Lebensgeschichten, die uns die<br />
Stimmen unserer „Vorangegangenen“<br />
zuflüstern. So Susanne Leoncino zu<br />
ihrem Buch Pfingstrosen am Sieglanger.<br />
Die Autorin erzählt die Lebensgeschichte<br />
ihrer Großeltern. Die<br />
Episoden aus deren Leben ereigneten<br />
sich in einem Zeitbogen ab 1916 bis<br />
in die frühen 1960er Jahre. Erlebnisse,<br />
die sich während und zwischen den<br />
beiden Weltkriegen abspielten und<br />
die mit damaligen Lebensumständen<br />
zwischen Frohsinn, Lebensmut und<br />
Tragik berühren. Das Buch erzählt<br />
von der Sinnlosigkeit des Krieges,<br />
aber auch, dass Helden gerade in<br />
diesen schwierigen Umständen entstehen,<br />
es zeigt auf, wie jemand sein<br />
Leben aufs Spiel setzt, um andere vor<br />
dem sicheren Tod zu retten. Andererseits<br />
bringt uns das Buch „Pfingstrosen<br />
am Sieglanger“ Innsbruck in<br />
der Zwischenkriegszeit näher und<br />
lässt uns eintauchen in die Lebenssituation<br />
der damaligen Innsbrucker<br />
Bevölkerung.<br />
Susanne Leoncino wurde 1956 in Innsbruck<br />
geboren. Nach der Matura am Gymnasium<br />
Sillgasse und Sprachstudien an der Universität<br />
Innsbruck, zog sie 1985 nach Neapel<br />
zu ihrem Mann. Gemeinsam arbeiteten<br />
sie im Familienbetrieb für Busreisen. 2012<br />
kehrte Susanne Leoncino wieder nach<br />
Innsbruck zurück, um hier ein kleines Reisebüro<br />
für Gruppenreisen in ganz Europa zu<br />
führen. Mit ihrer Tätigkeit als Reiseleiterin<br />
vermittelt sie Gästen aus vielen Ländern die<br />
Schönheit und Einzigartigkeit Österreichs<br />
und vieler anderer europäischer Länder.<br />
Vielleicht waren es die vielen Eindrücke und<br />
menschlichen Begegnungen auf diesen Reisen,<br />
die sie dazu inspirierten, diese Geschichte<br />
niederzuschreiben.<br />
Buchtipp:<br />
Susanne Leoncino:<br />
Pfingstrosen am Sieglanger<br />
Geschichte einer<br />
Innsbrucker Familie<br />
Erinnerungen an Innsbruck,<br />
Band 10<br />
Verlag der Wagner’schen<br />
Universitätsbuchhandlung,<br />
160 S., € 12,95<br />
Erscheinungstermin:<br />
18.4.2019<br />
Bücher seit 1639<br />
Erinnerungen<br />
an Innsbruck<br />
Bernadette Wieser über<br />
die Kindheit in Igls<br />
Alte Villen, schmucke Hotels, unter<br />
Denkmalschutz stehende Bauernhäuser<br />
und Kirchen prägen den Charakter des<br />
Dorfes Igls. Malerisch auf dem südlichen<br />
Sonnenplateau am Fuße des „Innsbrucker<br />
Hausbergs“ Patscherkofel gelegen, ist Igls<br />
seit 1942 ein Stadtteil von Innsbruck. Als<br />
Luftkurort zog es zahlreiche Feriengäste<br />
und Prominente an, die zwischen den<br />
1960er und 90er Jahren in den vielen Hotels<br />
und Pensionen logierten.<br />
Bernadette Wieser erinnert sich in<br />
diesem Buch an ihr Aufwachsen in Igls, das<br />
sich trotz vieler Veränderungen seinen dörflichen<br />
Charakter und seine idyllische Lage<br />
Buchtipp:<br />
Bernadette Wieser:<br />
Kindheit in Igls<br />
Erinnerungen an Innsbruck,<br />
Band 11<br />
Verlag der Wagner’schen<br />
Universitätsbuchhandlung,<br />
120 S., € 12,95<br />
9Erscheinungstermin: 20.5.2019<br />
bis heute erhalten hat. Die Umtriebigkeit<br />
und Neugier ihres Vaters sowie die vielen<br />
Veranstaltungen und Begegnungen, etwa<br />
mit berühmten Gästen im Ort, machten<br />
ihre Kindheit und Jugend in den 1960er<br />
und 70er Jahren zu etwas Besonderem.<br />
Die Familie Wieser ist eine der ältesten<br />
in Igls. Schon der Großvater von Bernadette<br />
Wieser verdiente mit Fuhrwerken<br />
sein Geld. Nebenbei betrieb er noch eine<br />
kleine Landwirtschaft. Die Elternhäuser<br />
liegen mitten im Zentrum von Igls, direkt<br />
vor der Kirche in der Engstelle der Hilberstraße.<br />
„Überlieferungen sagen, dass die<br />
Häuser Hilberstraße 9 + 11 im Jahre 1833<br />
vom verheerenden Dorfbrand verschont<br />
blieben. Der Sage nach war das Anwesen<br />
auch das Zuhause der beiden Hirten, die in<br />
Heiligwasser die Muttergottes-Erscheinung<br />
hatten. Deshalb auch das Fresko auf unserer<br />
Fassade.“ Dies und viele Interessante<br />
Begegnungen erzählt Bernadette Wieser in<br />
Ihrem Buch „Kindheit in Igls“.<br />
Bernadette Wieser, geboren 1958 in Igls.<br />
Seit 1990 bei der Neuen Heimat Tirol<br />
tätig, seit 17 Jahren als Assistentin der<br />
Geschäftsführung.<br />
© Haymon Verlag<br />
Buchpräsentationen:<br />
Susanne Leoncino:<br />
Pfingstrosen am Sieglanger<br />
Moderation: Markus Renk<br />
Di., 23. April 2019, 19:30 Uhr<br />
Wagner’sche<br />
Universitätsbuchhandlung<br />
Eintritt frei!<br />
Bernadette Wieser:<br />
Kindheit in Igls<br />
Moderation: Markus Renk<br />
Di., 21. Mai 2019, 19:30 Uhr<br />
Wagner’sche<br />
Universitätsbuchhandlung<br />
Eintritt frei!
Abendessen im<br />
Sonnenuntergang<br />
<strong>No</strong>rmalerweise ist die Meierei ab 17:00 Uhr (Sa. ab 12:00 Uhr)<br />
geschlossen, doch unser kulinarisches Schmuckstück im<br />
ersten Stock ist eben nicht normal, sondern außergewöhnlich.<br />
Und außergewöhnlich wird es immer, wenn Nina Rettenbacher<br />
zum Abendessen einlädt! So auch am Samstag, den 22. Juni,<br />
um 18:30 Uhr. — Ein viergängiges Menü mit Weinbegleitung<br />
wartet auf die Gäste, bei Schönwetter auf der Terrasse.<br />
Ninas<br />
Pfannen-Feuerfleck mit<br />
Bohnencreme + viel drauf<br />
© Thomas Schrott<br />
Frühlingsrezept:<br />
Für den Feuerfleck:<br />
500 g glattes Mehl<br />
350–400 ml lauwarmes Wasser<br />
4 EL gutes Olivenöl<br />
1 Prise Salz<br />
1 Pkg. Trockenhefe<br />
Alle Zutaten in der Rührmaschine ca. 5 Minuten vermengen. Abdecken<br />
und ca. 1 Stunde gehen lassen (der Teig ist sehr feucht). Aus dem Teig<br />
8 gleichgroße Fladen formen und in einer beschichteten Pfanne<br />
ca. 2–3 Minuten backen (wenden). Sofort belegen und servieren.<br />
Für die Bohnencreme:<br />
1 Dose (400 g) weiße Bohnen / kalt abspülen<br />
2 Knoblauchzehen<br />
Salz und Pfeffer<br />
2–3 EL Weißer Balsamico<br />
5–6 EL gutes Olivenöl<br />
Alle Zutaten mit einem Pürierstab fein cuttern.<br />
Zum Belegen:<br />
Rucola, Honigtomaten, Mangostücke, Ziegenbällchen,<br />
Rote Tropea-Zwiebel, Sesamsamen geröstet<br />
Wer Fleisch mag – zusätzlich mit Kalbsnüsschen (ca. 100 g pro Person)<br />
Fein aufschneiden, in Olivenöl scharf anbraten und<br />
mit Salz und Pfeffer würzen<br />
Wir glauben wetter unabhängig<br />
an gute Gestaltung sowie die Schönheit<br />
im Allgemeinen.<br />
himmel. Studio für Design und Kommunikation<br />
www.himmel.co.at<br />
Bücher seit 1639<br />
11
Von einem, der auszog,<br />
das Fürchten zu lehren<br />
von Bernhard Sandbichler<br />
Ein kleiner Roman<br />
über die Liebe<br />
… und über die schönste Nebensache im Leben.<br />
Mit Bernhard Aichner im Gespräch: Dorothea Zanon<br />
Buchtipp:<br />
Joe Fischler:<br />
Der Tote im Schnitzelparadies<br />
KiWi Verlag, 304 S.,<br />
€ 10,30<br />
© Ingo Pertramer<br />
Joe Fischler hat eine Schriftsteller-Karriere<br />
wie im Märchenbuch hingelegt: Platz 1 der<br />
E-Book-Charts 2013, fünf Veilchen-Krimis<br />
im Haymon-Verlag 2015–18 (Gesamtabsatz<br />
100.000 Stück), jetzt der Start einer neuen<br />
Krimi-Reihe um Arno Bussi bei Kiepenheuer<br />
& Witsch: chapeau, chapeau!<br />
Rübe ab<br />
Der Star-Hotelier von Vorderkitzlingen in<br />
Tirol hat dran glauben müssen: Irgendwer<br />
hat ihm den Kopf vom Rumpf getrennt.<br />
Die bigotte Helga Kreuzveitl findet ihn, den<br />
Kopf, in der Tiefkühltruhe der Resi Schupfgruber<br />
vom Schnitzelparadies in Hinterkitzlingen.<br />
Heiliger Bimbam! Wo der Rumpf<br />
geblieben ist, weiß Gott, der, besonders<br />
hier in Tirol, bekanntlich alles sieht!<br />
Nennt mich nicht Bussi!<br />
Kreuzveitl, Schupfgruber, Vorder- und<br />
Hinterkitzlingen: Da wären wir schon bei<br />
den Namen. „Alles, was man für einen<br />
Krimi braucht, ist ein guter Anfang und ein<br />
Telefonbuch, damit die Namen stimmen“,<br />
hat der berühmte Ahnherr aller Krimi-<br />
Autoren, Georges Simenon, einmal gesagt.<br />
Hier findet man beides in einem: „Sein<br />
Name ist Bussi. Arno Bussi.“ Das ist ein<br />
Anfang, beinah so wuchtig wie der: „Nennt<br />
mich Ismael.“ Oder, anders als bei Melville:<br />
„Nennt mich nicht Ismael!“ – was ein Buchtitel<br />
ist und eigentlich für Fischlers Bussi viel<br />
besser passt. „Vom Kindergarten über die<br />
Polizeischule bis zum Bundeskriminalamt<br />
hat sich die ganze Welt über seinen Namen<br />
lustig gemacht.“ Weil: nomen est omen, wie<br />
der Lateiner sagt. Der 28-Jährige hat was<br />
Südländisches und also mit Vorurteilen zu<br />
kämpfen, wobei: Wenn man’s in den Genen<br />
hat, weil der Opa Gondoliere war?<br />
Karriere-Knick Kitzlingen<br />
Dann kommen einem die Frauen einfach<br />
in die Quere. Ist so, auch wenn man als<br />
Mann gar nicht wirklich was dafür kann.<br />
Wurscht, außer man kommt als Polizist<br />
aus der Tiroler Provinz und wird dann als<br />
gruppeninspektorischer Jungspund am<br />
Bundeskriminalamt Wien im Bett (mit)<br />
der Innenministergattin ertappt.<br />
Das ist dann despektierlich und befördert<br />
einen direkt zurück in die Tiroler Provinz,<br />
ins hinterste Tal, nach Kitzlingen eben.<br />
Schaudern mit Augenmaß –<br />
und Augenzwinkern<br />
Und dann diese finstere Idylle: Regen,<br />
Regen, Regen, Murenabgänge, Stromausfall,<br />
Talsperre. Von wegen Verstärkung aus<br />
dem Landeskriminalamt Innsbruck! Bussi<br />
muss das Sauschlachten in vier Tagen ganz<br />
allein durchstehen. Kein Wunder, dass es<br />
ihn vor lauter Gänsehaut nur so schüttelt.<br />
Zwischendurch freilich läuft ihm da und<br />
dort auch ein wohliger Schauder über den<br />
Rücken. Das ist wegen der bildhübschen<br />
Eva Schupfgruber, die ihm am Schluss auch<br />
ein dickes Bussi auf die Wange drückt.<br />
Oh Gott, nennt mich nicht … siehe oben!<br />
Drei Kurzfragen an<br />
den Autor:<br />
Vorbilder unter den<br />
zahlreichen Kolleg/innen?<br />
Ich mag Autor/innen, die ihre Musikalität<br />
in die Texte bringen: Alina Bronsky, Wolf<br />
Haas, Hans Platzgumer. Der Rhythmus, in<br />
dem etwas erzählt wird, ist mir sehr wichtig.<br />
Verfilmung in Sicht?<br />
Für die Veilchen-Krimis wurden die<br />
Filmoptionen verkauft, Bussi muss erst<br />
mal raus in die Welt. Aber ich hoffe!<br />
Wann kommt der nächste Bussi?<br />
Der zweite Bussi soll im kommenden<br />
Frühjahr erscheinen und wird ziemlich<br />
sicher am Achensee spielen.<br />
12<br />
Wagner’sche.<br />
Bücher seit 1639<br />
Bald die ganze Welt kennt Bernhard Aichner<br />
als Thrillerautor, und das ist keineswegs<br />
übertrieben. Mit seiner zum Kult gewordenen<br />
„Totenfrau“-Trilogie und seinem aktuellen<br />
Thriller „Bösland“ rangiert er in den<br />
Bestsellerlisten neben anderen großen Krimistars.<br />
Dass der charismatische Tiroler<br />
auch ganz schön romantisch sein kann, zeigt<br />
er in seinem neuen Buch „Kaschmirgefühl“<br />
bei Haymon.<br />
Schreibst du über die Liebe, um<br />
dich von den Gräueltaten in deinen<br />
Thrillern zu erholen?<br />
So ist es wohl. Das viele Morden ist auf<br />
Dauer ganz schön anstrengend, ein bisschen<br />
Liebe und Erotik tut zwischendurch<br />
sehr gut. Deshalb ist „Kaschmirgefühl“<br />
ein absolut leichenfreies Buch geworden,<br />
aber trotzdem spannend und aufregend.<br />
Die Liebe hatte mich nach dem Erscheinen<br />
von „Bösland“ voll im Griff. Wobei ein<br />
bestimmtes Maß an Romantik ja auch in<br />
meinen Thrillern vorkommt. Ich bin wohl<br />
ein heilloser Romantiker.<br />
Stichwort Sexhotline – damit fängt<br />
alles an in „Kaschmirgefühl“.<br />
Schöpfst du da aus eigener<br />
Erfahrung? Also, rein aus<br />
Recherchezwecken natürlich.<br />
Ich gebe es zu: Ich habe mehrmals bei<br />
solchen Nummern angerufen. Aber, auch<br />
wenn man es mir jetzt nicht glauben mag,<br />
tatsächlich nur zu Recherchezwecken. Ich<br />
wollte wissen, wie es sich anfühlt, wie die<br />
Sprache klingt, wie hoch das Tempo ist, das<br />
vorgegeben wird. Ich hatte das Glück, mit<br />
zwei wunderbaren Damen sprechen<br />
zu dürfen. Beide haben es akzeptiert, dass<br />
ich nur reden will, dass ich mein Geld<br />
dafür ausgeben möchte, mehr über ihren<br />
Beruf zu erfahren. Geduldig haben sie<br />
meine Fragen beantwortet und mir<br />
Einblicke in ihre Welt gewährt.<br />
13<br />
Wie betreibt man eine Sexhotline?<br />
Wie schaut ihr Alltag aus? Stimmt es, dass<br />
die Damen stricken oder Hausarbeit erledigen,<br />
während sie Orgasmen vortäuschen?<br />
Die Antworten, die ich bekommen habe,<br />
waren sehr aufschlussreich und sind volley<br />
in meine Geschichte eingeflossen …<br />
Gottlieb und Marie, deine beiden<br />
Protagonisten, sehen sich nicht, sie<br />
sprechen am Telefon miteinander und<br />
alles, was sie haben vom anderen, ist<br />
die Stimme. Was verrät die Stimme<br />
über einen Menschen?<br />
Wenn man genau hinhört, kann man bestimmt<br />
mehr hören, als man vermuten mag.<br />
Aggression, Wut, Langeweile, gespieltes<br />
oder echtes Interesse, Neugier, Lüge, Wahrheit.<br />
Sich am Telefon kennenzulernen, ist<br />
spannend, man weiß nichts vom anderen,<br />
offenbart sich, verbirgt sich. In „Kaschmirgefühl“<br />
geben sich meine beiden Helden<br />
lustvoll einem Rausch hin. Sie kommen sich<br />
von Minute zu Minute näher. Sie ziehen<br />
sich gegenseitig an. Sie verlieben sich.<br />
Kannst du dir das vorstellen, dich<br />
in eine nackte Stimme zu verlieben?<br />
Unbedingt. Man muss nur verrückt genug<br />
sein, um sich darauf ein-zulassen. Gottlieb<br />
und Marie sind das.<br />
Gottlieb ist ein wenig schüchtern<br />
und zurückhaltend, aber er nimmt<br />
all seinen Mut zusammen, um<br />
Marie für sich einzunehmen.<br />
Hat er Züge von dir?<br />
All meine Heldinnen und Helden haben<br />
Züge von mir. So auch Marie und Gottlieb.<br />
Er wagt etwas, springt über seinen Schatten,<br />
lässt sich auf etwas Unerhörtes ein, er<br />
riskiert alles und gewinnt. Marie tut das<br />
auch. Gemeinsam spinnen sie Geschichten.<br />
Am Ende auch ihre eigene. So stelle ich<br />
mir vielleicht das Glück vor. Wenn man<br />
danach greift, kann man es erlangen.<br />
Wenn man das nicht tut, zieht es an einem<br />
vorbei.<br />
© Fotowerk Aichner<br />
Bernhard Aichner, geboren 1972, lebt als Schriftsteller<br />
und Fotograf in Innsbruck. Er ist einer der<br />
bekanntesten deutschsprachigen Autoren. Seine<br />
„Totenfrau-Trilogie“ wurde zum internationalen<br />
Bestseller, seine Romane wurden in 16 Länder<br />
verkauft. Mit dem Thriller „Bösland“ setzt er seine<br />
Erfolgsgeschichte fort. Bei Haymon erschienen<br />
mehrere Romane sowie die Max-Broll-Krimis, für<br />
deren vierten Teil „Interview mit einem Mörder“<br />
er den Friedrich-Glauser-Preis erhielt.<br />
www.bernhard-aichner.at<br />
Buchtipp:<br />
Bernhard Aichner:<br />
Kaschmirgefühl<br />
Haymon Verlag, 188 S.,<br />
€ 17,90
© www.guentheregger.at<br />
Die Tragödie von Richard III.<br />
… und wie der Shakespeare-Klassiker zur Komödie wird.<br />
Das Tiroler Landestheater bringt Michael Niavaranis<br />
Bearbeitung von Richard III. auf die Bühne. Von Désirée Walter<br />
12 Schauspieler,<br />
53 Rollen!<br />
14<br />
Wagner’sche.<br />
„Ein Hoch auf Euch, edler, anmutiger,<br />
wunderschöner Richard, dessen Buckel<br />
man kaum sieht. Das ist ja nur ein Wimmerl.“<br />
– Forrest, Die unglaubliche Tragödie<br />
von Richard III.<br />
Jahrelang hat sich Michael Niavarani,<br />
Österreichs wohl populärster Komödiant,<br />
tunlichst vom König der Dramatiker<br />
ferngehalten, um jede Ansteckung zu vermeiden,<br />
dann ist das Shakespeare-Virus<br />
umso heftiger auf ihn übergesprungen.<br />
Fieberhaft dachte er darüber nach, wie man<br />
all die Weisheit, Derbheit und Verderbtheit,<br />
das Leuchten und die Genialität in Shakespeares<br />
Werk in die Gegenwart transferieren<br />
könnte. So wurde die Tragödie „Richard<br />
III.“ vom Tausendsassa höchstpersönlich<br />
von Grund auf umgekrempelt. Die<br />
Idee für die Umgestaltung des grausamen<br />
Königsdramas kam Niavarani während der<br />
Lektüre des Originalstücks. Er verliebte<br />
sich in zwei der Randfiguren und beschloss,<br />
das gesamte Stück aus der Sichtweise<br />
dieser beiden komödiantischen Personen<br />
zu erzählen. So erschuf er William Forrest<br />
und Frederick Dighton; ein Schuster und<br />
ein Koch sollen dem skrupellosen, machtgierigen<br />
Richard beim Kampf um den<br />
Königsthron helfen. Kaum wurden die zwei<br />
mittellosen Lebemänner von Richard angeheuert,<br />
stehen sie im Tower von London<br />
und für Forrest und Dighton beginnt ein<br />
Abenteuer, von dem sie niemals zu träumen<br />
gewagt hätten. Die erfrischende Kombination<br />
aus dem Originalstück und Komödie<br />
bietet genau das, was eine Mischung aus<br />
Shakespeare und Niavarani erwarten lässt<br />
– versehen mit einem klassischen „Wiener<br />
Schluss“. Für die Aufführungen ließ der<br />
Großmeister der Kleinkunst ein eigenes,<br />
dem Londoner Globe nachempfundenes<br />
Theater in die Marx Halle bauen. Das<br />
vermeintlich wahnwitzige Projekt wurde<br />
eine Erfolgsstory – und das schon lange vor<br />
der eigentlichen Premiere. Nach jeder der<br />
stets ausverkauften Einspielvorstellungen<br />
schraubte und feilte Niavarani an seiner<br />
Neuschöpfung – ein Work in Progress also.<br />
Rund 1.000 Menschen pilgerten täglich zum<br />
Areal der ehemaligen Wiener Schlachthöfe<br />
St. Marx, um Shakespeare zu sehen. Oder<br />
eigentlich: um Shakespeare zu sehen, wie<br />
Michael Niavarani ihn sieht.<br />
Ab 16. März gibt es das Shakespeare’sche<br />
Vergnügen auch im Westen Österreichs zu<br />
sehen. Regisseurin Susi Weber inszeniert<br />
das Erfolgsstück im Großen Haus des<br />
Tiroler Landestheaters. Zwölf Schauspielerinnen<br />
und Schauspieler übernehmen<br />
darin nicht weniger als sage und schreibe<br />
53 (!) Rollen. Und genauso viele Liter Blut<br />
werden pro Vorstellung vergossen, es wird<br />
ein Mords-Spaß, so viel ist sicher.<br />
Rund um die Premiere von Michael<br />
Niavaranis Komödie „Die unglaubliche<br />
Tragödie von Richard III.“ gibt es zwei<br />
interessante Zusatzveranstaltungen. Eine<br />
Woche vor der Premiere, am Sonntag, dem<br />
10. März, um 11:00 Uhr findet die Einführungsmatinee<br />
zur Produktion statt. Dieses<br />
Mal mit einem besonderen Ehrengast:<br />
Der Autor selbst, Michael Niavarani, wird<br />
auf dem Podium sitzen. Nachdem Regisseurin<br />
Susi Weber und Ausstatterin Isabel<br />
Graf Stück und Inszenierung kurz vorgestellt<br />
haben, wird der Schauspieler und<br />
Kabarettist in seiner Funktion als Theaterautor<br />
über die Entstehung des Stücks<br />
erzählen, über sein Wiener Globe-Theater<br />
– und übers Theater überhaupt. Im Anschluss<br />
an die Matinee findet im Foyer eine<br />
Signierstunde mit Michael Niavarani statt.<br />
Ein Büchertisch der Wagner’schen bietet<br />
dafür eine Auswahl seiner Werke. Da mit<br />
großem Besucherandrang gerechnet wird,<br />
wurde die Matinee ins Große Haus verlegt.<br />
Der Eintritt ist wie immer frei, Zählkarten<br />
gibt es im Vorfeld an der Kassa.<br />
Zwei Tage nach der Premiere lädt dann<br />
das Tiroler Landestheater in der Wagner’schen<br />
Buchhandlung zum Künstlergespräch.<br />
Jan-Hinnerk Arnke und Kristoffer<br />
<strong>No</strong>wak, am Tiroler Landestheater als<br />
NIMM2-Late-Night-Talker bekannt und<br />
in Niavaranis Komödie das Komiker-Duo,<br />
reden über Komik und Tragik, ungewollte<br />
und beabsichtigte Lacher sowie die Balance<br />
aus heiteren und ernsten Momenten –<br />
vielleicht mit dem ein oder anderen<br />
Überraschungsgast.<br />
Buchtipp:<br />
Michael Niavarani:<br />
Ein Trottel kommt selten allein<br />
Amalthea Signum Verlag,<br />
448 S., € 25,–<br />
Veranstaltungen:<br />
Matinee mit Michael Niavarani<br />
So., 10. März 2019,<br />
11:00 Uhr<br />
Tiroler Landestheater<br />
Eintritt frei! Zählkarten<br />
an der Kassa erhältlich.<br />
Künstlergespräch<br />
mit mit Jan-Hinnerk Arnke<br />
und Kristoffer <strong>No</strong>wak<br />
Mo., 18. März 2019,<br />
19:30 Uhr<br />
Wagner’sche<br />
Universitätsbuchhandlung<br />
Eintritt frei!<br />
Theatertipp:<br />
Die unglaubliche Tragödie<br />
von Richard III.<br />
Premiere am 16. März 2019,<br />
Tiroler Landestheater<br />
Regie: Susi Weber<br />
Bühne & Kostüme: Isabel Graf<br />
Mit: Raphael Kübler, Kristoffer<br />
<strong>No</strong>wak, Jan-Hinnerk Arnke,<br />
Janine Wegener, Ayla Antheunisse,<br />
Marion Fuhs, Petra Alexandra<br />
Pippan, Korbinian Josef<br />
Müller, Phillip Henry Brehl,<br />
Philipp Rudig, Stefan Riedl,<br />
Johannes Gabl
© Edition A<br />
Ich denke<br />
einfach immer:<br />
Ich liebe dich,<br />
ich liebe dich,<br />
ich liebe dich.<br />
Thomas Brezina<br />
16 17<br />
Wagner’sche.<br />
Bücher seit 1639<br />
Nach Brezinas Comeback im vorletzten<br />
Jahr hat sich der Kinderbuchautor nun auch<br />
schon seit letztem Herbst Ratgebern für<br />
Erwachsene zugewandt. Sein neuestes Buch<br />
mit dem Titel „Die Freude <strong>No</strong>tfall Apotheke“<br />
gibt 21 leicht anwendbare Tipps und<br />
Tricks gegen graue Tage.<br />
Herr Brezina, wie sind Sie auf<br />
die Idee einer Freude <strong>No</strong>tfall<br />
Apotheke gekommen?<br />
Mein Buch „Tu es einfach und glaub<br />
daran“ war eine Zusammenfassung meiner<br />
Erfahrungen, wie wir unser Leben freudiger<br />
gestalten können. Da haben mich dann viele<br />
gefragt, was ich in Situationen, in denen<br />
ich zum Beispiel Angst habe, mich überfordert<br />
fühle oder einfach einen düsteren<br />
Morgen habe, konkret mache, und so ist die<br />
„Freude <strong>No</strong>tfall Apotheke“ als Ergänzung<br />
entstanden. Über die Jahre habe ich diese<br />
Tipps für meine schweren Momente gesammelt,<br />
die ich damit nun weitergebe.<br />
Thomas<br />
Brezina<br />
Die Wagner’sche<br />
lädt zur Präsentation<br />
des neuen Buchs<br />
von Österreichs Botschafter<br />
der Freude<br />
ein. Für alle, die auch<br />
der Freude auf der<br />
Spur bleiben wollen.<br />
Von Markus Renk<br />
Wie bringen Sie Freude in<br />
einen düsteren Morgen?<br />
An Tagen, wo nichts funktionieren möchte<br />
oder ich mir schon in der Früh denke, dass<br />
ich mein Bett am liebsten gar nicht verlassen<br />
möchte, habe ich einige Dinge, die<br />
mir helfen. In meiner persönlichen „Freude<br />
Apotheke“ sind in etwa ein Duschbad,<br />
das nach Zitronengras riecht und mich an<br />
Asien erinnert, oder eine Probe eines Parfums,<br />
das ich besonders gerne habe, dabei.<br />
Auf meinem Handy habe ich einen eigenen<br />
Ordner für Fotos mit dem Titel „Freude“<br />
und auch eine Musik-Playlist, die mich<br />
sofort aufheitert. Und dann tu ich noch<br />
etwas, da können auch alle gerne die Nase<br />
rümpfen: Ich lese Witze. Das hilft mir.<br />
Das heißt also, Sie sind auch<br />
manchmal traurig oder bedrückt?<br />
Aber natürlich. Ich bin ein Mensch<br />
wie jeder andere und so fliegt auch mir<br />
jeden Tag mal mehr, mal weniger Mist<br />
um die Ohren. Auch in meinem Leben<br />
passieren Dinge, die mich erschrecken,<br />
mir Angst oder mich traurig machen. Und<br />
natürlich jammere ich, ärgere mich oder<br />
werde wütend. Es gibt niemanden auf der<br />
Welt, der ausschließlich fröhlich ist.<br />
Was ist Ihr Lieblingstipp?<br />
Ein Tipp aus dem Buch, den ich wirklich<br />
jedem ans Herz legen kann, es mal zu<br />
probieren, habe ich aus der hawaiianischen<br />
Technik Ho’oponopono abgeleitet. In jeder<br />
Situation, die eine freudigere Stimmung<br />
oder Verzeihen gut wäre, oder auch, wenn<br />
ich in unangenehme Gespräche komme,<br />
denke ich immer „Ich liebe dich, ich liebe<br />
dich, ich liebe dich, …“. Das muss natürlich<br />
auch aus tiefstem Herzen kommen. Ich<br />
habe bemerkt, wie sich dadurch schwierige<br />
Situationen auf einmal zum Besseren gewendet<br />
haben und mein Gegenüber auch<br />
nach einer Lösung des Problems gesucht<br />
hat. Ich stelle mir dabei immer vor, ein<br />
Leuchtturm zu sein, der diese Worte wie<br />
ein Blinklicht ständig aussendet. Liebe ist<br />
eine starke Energie und ich finde es nur<br />
logisch, dass wir diese Energie selbst in<br />
Gedanken vermitteln können.<br />
Es überrascht schon, dass Sie<br />
im Gegensatz zu früher nun doch<br />
mehr Privates teilen.<br />
Früher habe ich für Kinder geschrieben.<br />
Jetzt, da meine Fans von damals auch<br />
schon älter geworden sind, rede ich nun<br />
als Erwachsener zu Erwachsenen. Mich<br />
beschäftigt das Thema Freude und ein erfülltes<br />
Leben zu haben schon seit 25 Jahren.<br />
In dieser Zeit habe ich viel gelernt, es immer<br />
wieder Bekannten erzählt und später eben<br />
auch auf Instagram und Facebook geteilt<br />
und es hat meine Fans interessiert. Es war<br />
nie mein Ziel, den Menschen theoretische<br />
Tipps zu geben und zu sagen: „Wenn ihr<br />
das macht, geht es euch garantiert und sofort<br />
besser.“ Ich erzähle, was mir in welcher<br />
Situation selbst sehr geholfen hat, und biete<br />
den Leuten an, diese Sachen selbst auszuprobieren.<br />
Als Geschichtenerzähler erzähle<br />
ich jetzt eben auch mal Geschichten aus<br />
meinem Leben und wenn es meinen Lesern<br />
etwas mit auf den Weg gibt, ist das umso<br />
besser.<br />
Thomas Brezina, geboren 1963, ist Buchautor,<br />
TV-Produzent und TV-Moderator. Mit mehr als<br />
560 Büchern, die in mehr als 35 Sprachen und<br />
40 Ländern erschienen sind, gilt er als einer der<br />
erfolgreichsten Autoren weltweit. Für diese Leistung<br />
erhielt er unter anderem das „Goldene Verdienstzeichen<br />
der Republik Österreich“.<br />
Buchtipp:<br />
Thomas Brezina:<br />
Die Freude <strong>No</strong>tfall Apotheke<br />
Edition A Verlag, 160 S., € 17.–<br />
Buchpräsentation:<br />
Die Freude <strong>No</strong>tfall Apotheke<br />
Mit Thomas Brezina<br />
Mi., 3. April 19:00 Uhr<br />
Wagner’sche<br />
Universitätsbuchhandlung<br />
Eintritt € 9,– /<br />
mit Kundenkarte € 7,-
© Barbara Pacejka Fotografie<br />
Nicht allem<br />
in Echtzeit<br />
hinterherhetzen.<br />
Liebe Eva, 1999, vor 20 Jahren,<br />
ist mit „Wahlkampf“ der erste<br />
Mira-Valensky-Krimi erschienen.<br />
Seitdem legst du Jahr für Jahr einen<br />
neuen Band vor. Gehen dir nicht<br />
schön langsam die Themen aus?<br />
Nein, da hab ich gar keine Sorge. Es tut sich<br />
so viel, dass ich gar nicht mit dem Schreiben<br />
nachkomme. Und es gibt jedes Jahr<br />
zumindest ein Thema, das mich besonders<br />
beschäftigt, über das ich selbst auch gerne<br />
mehr wissen möchte und über das ich dann<br />
schreiben will.<br />
Was ich an deinen Krimis, neben<br />
vielem anderen, besonders mag,<br />
ist dein Engagement; weil du jedes<br />
Mal ein gesellschaftlich und/oder<br />
politisch heißes Eisen anfasst.<br />
In „Im Netz“ geht es um Fake News,<br />
um Hetze in den sozialen Medien und<br />
ganz allgemein um die aufgeheizte<br />
politische Stimmung hierzulande<br />
und anderswo.<br />
Ja, wir leben in aufgeregten Zeiten.<br />
Ich versuche mit „Im Netz“ zu vermitteln,<br />
dass sich Fake und Fakten sehr wohl<br />
unterscheiden lassen – vorausgesetzt, man<br />
sieht genau hin.<br />
Donald Trump hat in einer<br />
Wahlkampfrede in 60 Minuten<br />
71 Falschaussagen untergebracht<br />
(nachgewiesen von Journalisten<br />
der New York Times und des New<br />
Yorker); kann man das fiktional<br />
überhaupt noch abbilden? Oder wirkt<br />
das in einem Roman nicht schon<br />
völlig unglaubwürdig?<br />
Gewisse Typen kann man wirklich nicht<br />
erfinden. Man sollte Trump sagen, dass er,<br />
wenn er sich anstrengt, damit ins Guinness<br />
Buch der Rekorde kommen könnte – vielleicht<br />
interessiert ihn das mehr, als Präsident<br />
zu sein, mit Diktatoren zu packeln und<br />
Mauern gegen Menschen zu bauen.<br />
Deine Krimis setzen sich nicht nur<br />
mit gesellschaftlichen Entwicklungen<br />
auseinander, die Themen sind auch<br />
solide recherchiert. Angesichts der<br />
rasanten Entwicklung des Internets<br />
– Stichwort Big-Data-Diktatur in<br />
China –, hinkt da das vergleichsweise<br />
langsame Medium Buch nicht<br />
hoffnungslos hinterher?<br />
Eva<br />
Rossmann<br />
Sardinien; da kommt dann auch die<br />
sardische Küche nicht zu kurz.<br />
Ich liebe die sardische Küche! Und da will<br />
ich dann natürlich auch gerne darüber<br />
erzählen … Was besonders nett ist: Ich hab<br />
schon vor einigen Jahren in meiner Begeisterung<br />
über sardische Köstlichkeiten<br />
geschaut, wo ich sie auch in Österreich<br />
bekommen kann. Und bin auf sardinienprodukte.at<br />
gestoßen. Ein Versand mit<br />
persönlicher <strong>No</strong>te – zu hundert Prozent<br />
anders als dieser internationale Allesverhökerer,<br />
der dafür nicht einmal die üblichen<br />
Steuern zahlt: Womit wir ja – auch – wieder<br />
bei den Büchern wären. Inzwischen bin ich<br />
übrigens in regelmäßigem Kontakt mit den<br />
Carli-Brüdern; unsere Liebe zu Sardinien,<br />
dieser ganz besonderen Insel, und seiner<br />
Küche hat uns zusammengebracht. In Innsbruck<br />
hat man es ja besonders gut, da kann<br />
man die feinen Sardinien-Produkte direkt<br />
vor Ort bekommen. Und ich freue mich riesig<br />
darauf, wenn wir sie bei unserer Lesung<br />
in der Wagner’schen dann gemeinsam verkosten.<br />
Das Autorinnenleben kann schon<br />
sehr schön sein!<br />
Eva Rossmann, Verfassungsjuristin, Journalistin,<br />
Autorin, Köchin, Moderatorin: Was in der Regel für<br />
mehrere Biografien reicht, das bringt Eva Rossmann<br />
alles unter einen Hut. Und seit aus der Juristin die<br />
erfolgreiche Sachbuchautorin und aus dieser die<br />
noch erfolgreichere Krimi-Autorin wurde, ist sie aus<br />
der österreichischen (Kriminal-)Literaturlandschaft<br />
nicht mehr wegzudenken.<br />
Eva Rossmann<br />
18 Wagner’sche.<br />
In bislang<br />
19 Fällen hat sie<br />
ihr Ermittlerduo<br />
Mira Valensky und<br />
ihre Freundin, die<br />
bosnischstämmige<br />
Putzfrau Vesna<br />
Krajner, bereits<br />
auf Verbrecherjagd<br />
geschickt.<br />
Im neuesten Fall<br />
verschlägt es sie<br />
nach Sardinien.<br />
Von Joe Rabl<br />
Ich glaube, dass es sich gerade in unserer<br />
Zeit lohnt, nicht allem in „Echtzeit“ hinterherzuhetzen.<br />
Die Zeit ist immer echt, auch<br />
wenn man für manches aus guten Gründen<br />
länger braucht. Es geht ja nicht bloß um<br />
die allerletzte Entwicklung, sondern auch<br />
um Zusammenhänge, die Auswirkungen<br />
auf uns Menschen und das Nachdenken<br />
darüber.<br />
Das heißt, wir müssen uns um Mira<br />
Valensky und Vesna Krajner in<br />
nächster Zeit keine Sorgen machen?<br />
Jedenfalls sind sie am nächsten Thema<br />
dran. Übrigens etwas, das einerseits enorm<br />
aktuell und auf der anderen Seite seit Jahrzehnten<br />
offensichtlich ist: die vom Menschen<br />
verursachte Erderwärmung. Und<br />
Populismus. Na ja, und ich hoffe, es wird<br />
trotzdem auch einfach wieder ein spannender<br />
Krimi.<br />
Davon bin ich überzeugt. Und weil<br />
Mira in jedem Buch auch gern und<br />
gut kocht, sicher wieder mit einem<br />
tollen Rezept zum Nachkochen<br />
und Ausprobieren. „Im Netz“ führt<br />
die beiden ja unter anderem nach<br />
Buchtipp:<br />
Eva Rossmann:<br />
Im Netz.<br />
Ein Mira-Valensky-Krimi<br />
Folio Verlag, 322 S., € 22,–<br />
Buchpräsentation:<br />
Im Netz<br />
Mit Eva Rossmann<br />
Moderation: Joe Rabl<br />
Kulinarischer Beitrag:<br />
sardinienprodukte.at<br />
Fr., 29. März 2019, 19:30 Uhr<br />
Wagner’sche<br />
Universitätsbuchhandlung<br />
Eintritt: € 9,– /<br />
mit Kundenkarte € 7,–<br />
sardinienprodukte
© Christian Jungwirth<br />
Dieses Buch ist<br />
wie eine Sturzgeburt<br />
aus mir<br />
herausgefallen.<br />
Barbara Frischmuth<br />
20<br />
Wagner’sche.<br />
Barbara Frischmuth ist aus der österreichischen<br />
Literaturszene nicht wegzudenken.<br />
Mit ihren Werken sorgt sie für<br />
Überraschungen und Diskussionsstoff. Sie<br />
ist eine Allround-Autorin, eine Cross-over-<br />
Schriftstellerin, eine Kulturvermittlerin<br />
zwischen Orient und Okzident, ihr gelingt<br />
es, der Phantastik ebenso neue Seiten abzugewinnen<br />
wie dem Sprachexperiment.<br />
Sie verfasst sprachkritische und sprachverspielte<br />
Werke. In Frischmuths Büchern geht<br />
es oft um multikulturelles Leben, mögliche<br />
Lebensmodelle zwischen Kind und Frau,<br />
das Frau- und Kind-Sein an sich bzw. die Situation<br />
der Frau in Familie und Arbeitswelt.<br />
Markus Köhle: Die Erinnerung<br />
ist unzuverlässig, heißt es in<br />
„Verschüttete Milch“. Wie sehr<br />
mussten Sie Ihre Phantasie bemühen,<br />
um der Erinnerung auf die Sprünge<br />
zu helfen, bzw. auf welche Quellen –<br />
von den Fotos abgesehen – konnten<br />
Sie bei der Recherche für dieses Buch<br />
zurückgreifen?<br />
Barbara Frischmuth: Da ich dieses Buch<br />
jahrzehntelang vor mir hergeschoben habe,<br />
ist es dann wie eine Sturzgeburt aus mir<br />
herausgefallen. Allerdings habe ich mir<br />
vieles aus den verschiedenen Familienchroniken<br />
(schriftlich und mündlich bei<br />
Verwandten) wieder vorgenommen und vor<br />
allem das Historische frisch recherchiert<br />
(Arisierungen z. B., aber auch, wer von den<br />
„Bonzen“ wirklich aller da war und überhaupt).<br />
Es gibt einiges an Literatur über die<br />
Gegend, was brauchbar war. Alles andere<br />
habe ich so erzählt, wie ich es in Erinnerung<br />
hatte, und wenn die Erinnerung schwach<br />
war, habe ich meine Fantasie benutzt, denn<br />
schließlich sollte es in erster Linie ein Stück<br />
Literatur sein, inspiriert von der Realität<br />
Barbara<br />
Frischmuth<br />
Sie bereichert<br />
seit über 50 Jahren<br />
die österreichische<br />
Literatur mit<br />
Werken, die oft<br />
die Genregrenzen<br />
sprengen. Markus<br />
Köhle hat sich in<br />
das Werk von Barbara<br />
Frischmuth<br />
eingelesen und per<br />
Mail gefragt, wie<br />
ihr neuer Roman<br />
entstanden ist.<br />
und den Erinnerungen an die Kindheit, die<br />
bei mir im Allgemeinen noch (oder wieder)<br />
sehr stark sind.<br />
Über 50 Bücher<br />
veröffentlicht<br />
Sehr stark ist auch Barbara Frischmuths<br />
literarischer Output. Seit 1968 hat sie<br />
über 50 Bücher veröffentlicht (Romane,<br />
Erzählungen, Kinder-, Jugend- und Gartenbücher),<br />
darüber hinaus wurden über<br />
20 Stücke und Hörspiele sowie diverse<br />
Verfilmungen realisiert.<br />
Mit der Sternwieser-Trilogie in den<br />
1970er Jahren („Die Mystifikationen der<br />
Sophie Silber“, 1976; „Amy oder Die Metamorphose“,<br />
1978; „Kai und die Liebe zu<br />
den Modellen“, 1979) und der Demeter-<br />
Trilogie 1986–1990 („Herrin der Tiere“,<br />
„Über die Verhältnisse“, „Einander Kind“)<br />
hat sie unverkennbare Wegmarker in die<br />
Literaturlandschaft gesetzt und gezeigt,<br />
wohin die Reise gehen kann. Dass sie die<br />
Reise nach Innsbruck antritt, ehrt und freut<br />
uns, zumal es in Altaussee zwar schön, aber<br />
auch noch ganz schön winterlich ist.<br />
Barbara Frischmuth beschreibt die<br />
aktuelle Lage wie folgt:<br />
Barbara Frischmuth: Ansonsten sitzen<br />
wir noch immer im tiefsten Harsch mit<br />
einigen mehrere Meter hohen Zuckerhüten<br />
vor den Fenstern (dem Dachabschaufeln<br />
geschuldet) und hoffen, dass der Schnee<br />
sich mit dem Tauen Zeit lässt, um nicht als<br />
Wildbach diverse Abhänge hinabzustürzen<br />
und den Ort zu überschwemmen.<br />
Wir hoffen, mit Geschichten rund um<br />
Altaussee überschwemmt zu werden, und<br />
freuen uns, dass Barbara Frischmuth<br />
am Freitag, den 5. April 2019 um 20 Uhr<br />
beim 17. Innsbrucker Prosa Festival in der<br />
Wagner’schen Buchhandlung aus ihrem<br />
aktuellen Roman „Verschüttete Milch“<br />
lesen wird.<br />
Barbara Frischmuth, geb. 1941 in Altaussee,<br />
studierte Türkisch, Ungarisch und Orientalistik<br />
und ist Schriftstellerin und Übersetzerin. Zuletzt<br />
erschienen: „Der unwiderstehliche Garten“ (2015),<br />
„Machtnix oder Der Lauf, den die Welt nahm“<br />
(2018), „Verschüttete Milch“ (Aufbau 2019).<br />
Buchtipp:<br />
Barbara Frischmuth:<br />
Verschüttete Milch<br />
Aufbau Verlag, 286 S., € 22,00<br />
Lesung:<br />
Im Rahmen des<br />
17. Prosafestivals<br />
gm. mit Judith Schalansky,<br />
Verena Roßbacher und<br />
Martina Clavadetscher<br />
Fr., 5. April 2019, 20:00 Uhr<br />
Wagner’sche<br />
Universitätsbuchhandlung<br />
Eintritt frei!
Ein Fest der Sprache: Das<br />
17. Innsbrucker Prosa Festival<br />
Von Jesolo über Altaussee nach Usedom: Ja, Literatur ist auch<br />
Urlaub im Kopf. Von Markus Köhle & Robert Renk<br />
Do., 4. April, 20 Uhr<br />
Stadtbibliothek<br />
1 Jaroslav Rudiš (CZE)<br />
2 Tanja Raich (I/A)<br />
3 Markus Ramseier (CH)<br />
4 Markus Bundi (CH)<br />
© 8ung kultur<br />
Fr., 5. April, 20 Uhr<br />
Wagner’sche<br />
1 Judith Schalansky (D)<br />
2 Verena Roßbacher (A)<br />
3 Barbara Frischmuth (A)<br />
4 Martina Clavadetscher (CH)<br />
Das Innsbrucker Prosa Festival ist in mehrerlei<br />
Hinsicht etwas Besonderes. Bereits zum<br />
17. Mal werden Autorinnen und Autoren<br />
an drei Tagen, an drei unterschiedlichen<br />
Orten aus ihren aktuellen Werken lesen. Die<br />
Wagner’sche Universitätsbuchhandlung darf<br />
dabei natürlich nicht fehlen.<br />
Mit 17 hat man noch Träume, sang Peggy<br />
March. Wir singen nicht, wir lesen und<br />
unsere Träume realisieren wir seit 17<br />
Jahren. Das Innsbrucker Prosa Festival ist<br />
kein Problemteenager, es ist eine Erfolgsgeschichte,<br />
die vom Verein 8ungKultur<br />
ermöglicht wird.<br />
Seit 2003 ist es Robert Renk und Markus<br />
Köhle Ehre und Freude, Ihnen 12 Autorinnen<br />
und Autoren aus dem gesamten deutschen<br />
Sprachraum präsentieren zu dürfen.<br />
Diesmal können wir sogar mit Autorinnen<br />
und Autoren aus Tschechien und Italien<br />
aufwarten.<br />
Ihnen allen gemein ist, dass sie aus<br />
den unterschiedlichsten Gründen in der<br />
gegenwärtigen Literaturlandschaft herausragend<br />
sind. Drei Tage, drei Orte, drei<br />
Moderatoren, 12 Autorinnen und Autoren.<br />
Das reimt sich noch immer und ist wie<br />
immer gut, wird aber noch besser durch Sie<br />
und Ihr Dabeisein.<br />
Pro Abend lesen vier Autor_innen, es<br />
gibt eine Pause, es gibt einleitende Gespräche<br />
und es gibt außerdem – ein Spezifikum<br />
des Festivals – für alle Autor_innen<br />
ein zum Text passendes Geschenk. Das<br />
Geschenk für Sie wiederum, liebes Publikum,<br />
sind die Lesungen in angenehmer<br />
Sa., 6. April 20 Uhr<br />
BRUX<br />
1 Rolf Hermann (CH)<br />
2 Barbara Zeman (A)<br />
3 Martin Peichl (A)<br />
4 Anna Herzig (A)<br />
Atmosphäre und adäquater Länge. So wie<br />
sich das Festival in den letzten Jahren über<br />
die ganze Stadt (vom Bierstindl über das<br />
Literaturhaus, das Stadtarchiv bis zum<br />
vierundeinzig) ausgebreitet hat, so hat<br />
sich auch das Team erweitert und vergrößert.<br />
Nicht mehr wegzudenken ist der<br />
beste Literaturveranstaltungs-DJ Martin<br />
Fritz der, (der Fritz’schen Klammer entsprechend)<br />
am Donnerstag den ersten Gast,<br />
Jaroslav Rudiš, anmoderieren wird. Unersetzlich<br />
auch Carmen Sulzenbacher, die<br />
dafür sorgt, dass alles reibungslos abläuft,<br />
sich alle wohlfühlen und unvergessliche<br />
Festivalatmosphäre entsteht. Lassen Sie<br />
sich das nicht entgehen!<br />
Lesen ist nicht nur Abenteuer im Kopf,<br />
es ist auch wohltuendes Gehirn-Jogging.<br />
Vorgelesen zu bekommen ist ein Kurzurlaub<br />
ohne Kofferpacken. Also packen Sie<br />
Ihre Sachen, kommen Sie zu uns, gönnen<br />
Sie sich diesen Trip in angesagte und abgefahrene<br />
literarische Welten und nehmen<br />
Sie danach als Souvenir und gerne das eine<br />
oder andere Buch als Urlaubsnachlese mit<br />
nach Hause.<br />
Lassen Sie sich von den geladenen Autorinnen<br />
und Autoren entführen ins Hause<br />
Hobbs, in unmöblierte Nächte und in den<br />
Ausnahmezustand, folgen Sie uns nach<br />
Jesolo, Usedom und Altaussee. Kurz und<br />
gut: Betrachten Sie uns als Ihr flüchtiges<br />
Zuhause und fühlen Sie sich bei uns wohl.<br />
Ihr LiteratUrlaubs-Team Robert Renk,<br />
Markus Köhle, Martin Fritz & Carmen<br />
Sulzenbacher.<br />
Der fast 100-jährige Wenzel<br />
Winterberg und sein Pfleger<br />
Jan Kraus reisen mit dem<br />
Baedeker-Reiseführer Österreich-Ungarn<br />
von 1913 von<br />
Berlin über u. a. Königgrätz<br />
nach Sarajevo und sind dabei<br />
der bewegten Geschichte entlang<br />
ihrer Route ebenso auf<br />
der Spur wie ihren eigenen<br />
tragischen Lebensgeschichten.<br />
Diese melancholisch-lustigen<br />
historischen Anfälle Winterbergs,<br />
diese Liebeserklärung<br />
ans Eisenbahnfahren und<br />
Mitteluropa wurde vollkommen<br />
zu Recht für den Preis der<br />
Leipziger Buchmesse nominiert.<br />
Martin Fritz<br />
Jaroslav Rudiš:<br />
Winterbergs letzte Reise<br />
Luchterhand Verlag, 544 S.,<br />
€ 24,70<br />
In ihrem neuen Roman betreibt<br />
die große Barbara Frischmuth<br />
Erinnerungsarbeit und geht<br />
ganz weit zurück in der persönlichen<br />
Geschichte. Mittels Fotos<br />
wird Vergessenes wach gekitzelt,<br />
rekonstruiert und wunderbar<br />
einfühlsam vermittelt. Aus<br />
einer heutigen Perspektive wird<br />
aber auch kommentiert. „Verschüttete<br />
Milch“ ist ein autobiografisch<br />
angelegter Roman,<br />
der über die Kriegs- und Nachkriegszeit<br />
am Land erzählt, wie<br />
man es so abwechslungsreich,<br />
unterhaltsam und informativ<br />
noch nie gelesen hat. Markus Köhle<br />
Barbara Frischmuth:<br />
Verschüttete Milch<br />
Aufbau Verlag, 286 S., € 22,–<br />
Andrea ist Mitte dreißig, seit<br />
Schulzeiten mit Georg zusammen<br />
und jährlich wird in<br />
Jesolo geurlaubt. Wöchentlich<br />
schlafen sie dreimal bei ihr und<br />
viermal bei ihm. Aber in den<br />
zehn beschriebenen Monaten<br />
ändert sich alles. Andrea ist<br />
schwanger und wird von der<br />
Flut des Vorgezeichneten überschwappt.<br />
Frei, selbstbewusst<br />
und gleichberechtigt war vorher.<br />
Jetzt ist Schwangerschaft. Die<br />
Rollenbildfalle schnappt zu,<br />
das alte System greift und jeder<br />
Kompromiss geht auf Kosten<br />
der Frau. Ein überzeugendes<br />
Debüt. Markus Köhle<br />
Tanja Raich:<br />
Jesolo<br />
Blessing Verlag, 224 S., € 20,40<br />
Erzählungen eines Aufwachsens<br />
zwischen Schweizer Bergen.<br />
Eine unterstützende Familie<br />
und selbst gewählte Idylle in<br />
schwierigen Zeiten. Es herrscht<br />
ein behutsamer Ton in Rolf<br />
Hermanns Geschichten. Eine<br />
tiefe Sympathie für die Menschen<br />
in den Tälern und für die<br />
kraftvolle Natur und ihre scheuen<br />
Bewohner. Ängste werden<br />
geteilt, Traditionen gemeinsam<br />
gebrochen. Das Leben mag<br />
nicht immer einfach sein. Ein<br />
Zuhause findet sich oft unerwartet.<br />
In einer Begegnung,<br />
einer Beobachtung oder der<br />
Sprache. Katharina J. Ferner<br />
Rolf Hermann:<br />
Flüchtiges Zuhause<br />
Rotpunkt Verlag, 128 S., € 22,90<br />
Es ist das schönste Understatement<br />
des letzten Jahres. Das<br />
erkennt man am schlichten Titel<br />
und am aufregend dezenten Äußeren.<br />
Denn Judith Schalansky<br />
schreibt nicht nur wunderbare<br />
Bücher, sie gestaltet auch die<br />
schönsten. Diesmal lässt sie<br />
verschwundene Dinge sprachmächtig<br />
und farbig wieder<br />
aufleben. Der ausgestorbene<br />
Kaspische Tiger z. B. wird noch<br />
einmal auflaufen und in einer<br />
römischen Arena gegen einen<br />
Löwen antreten: Das schildert<br />
Schalansky mitreißend und präzise,<br />
nicht ohne uns diese Zeit<br />
in allen Farben zu schildern.<br />
Robert Renk<br />
Judith Schalansky:<br />
Verzeichnis einiger Verluste<br />
Suhrkamp Verlag, 252 S., € 24,70<br />
In ein künstlerisches Leben<br />
hineingeworfen, sofort eingesponnen<br />
in eine schräge,<br />
sanft angespannte Atmosphäre.<br />
Für die Lesenden geht es los,<br />
für Immerjahn geht es abwärts.<br />
Der reiche Erbe wohnt<br />
in einem Haus, gelegen am<br />
Hagebuttenberg, dem unheilvolle<br />
Geschichten anhaften.<br />
Ein unglaublich vielschichtiges<br />
Debüt, wahnwitzige Spielerei<br />
durch die Kunstepochen, fast<br />
schon pompös in der Erzählart.<br />
Barbara Zeman gelingt ein<br />
musealer Roman, der sich in<br />
seiner Farbenpracht ständig neu<br />
erfindet. Katharina J. Ferner<br />
Barbara Zeman:<br />
Immerjahn<br />
Hoffmann & Campe Verlag, 288 S.,<br />
€ 22,70<br />
Mit der Anstellung bei der<br />
Familie Hobbs wird der<br />
Butler-Neuling Christian Teil<br />
eines liebenswürdig stilvollen<br />
Haushalts. Durch die regelhaften<br />
Tätigkeiten beginnt<br />
sich auch sein eigenes Leben<br />
zu ordnen. Aus dem Berufseinstieg<br />
wird ein langjähriges<br />
Dienstverhältnis. Die Tugend<br />
der Diskretion trägt unmissverständliche<br />
Spitzen. Ein launiges,<br />
lustvoll komponiertes Lesevergnügen,<br />
das rasant Fahrt<br />
aufnimmt. Die Bruchstellen<br />
vermehren sich. Auch ein Diener<br />
kann nicht alles unter den<br />
Teppich kehren. Katharina J. Ferner<br />
Verena Roßbacher:<br />
Ich war Diener im Hause Hobbs<br />
Kiepenheuer & Witsch Verlag, 384 S.,<br />
€ 22,70<br />
Ein Debüt voll Sehnsucht<br />
und Leidenschaft, voll Poesie<br />
und Trennungsschmerz, voll<br />
Tiefgründigkeit und formaler<br />
Verspieltheit, voll Witz und<br />
Waldviertel, voll bitter-süßer<br />
Erinnerung und bissiger<br />
Gegenwartsanalyse, voll Verlust<br />
und mit diversen Getränken<br />
vorübergehend aufgefüllten<br />
Leerstellen, voll Sex und was<br />
war da noch? Ach ja, Sucht.<br />
Es ist auch ein Katalog von<br />
immens wichtigen Kleinigkeiten<br />
in Beziehungsdingen aller Art<br />
und eine Geschichtsschreibung<br />
durch Geschichtsvariation.<br />
Ja: Wer verliebt ist, darf alles.<br />
Markus Köhle<br />
Martin Peichl:<br />
Wie man Dinge repariert<br />
Edition Atelier Verlag, 160 S., € 18,–
© Kurt Kaindl–bildrecht.at<br />
Die „Abenteuerliche Reise durch mein<br />
Zimmer“ ist ein sehr persönliches<br />
Buch. Sie gewähren Einblicke in Ihr<br />
Haus und in jenes Zimmer, in dem<br />
so viele Ihrer Bücher entstanden<br />
sind, aber auch in andere Zimmer<br />
der Familienwohnung. Wie haben<br />
Ihre Frau und Ihre (mittlerweile)<br />
erwachsenen Kinder reagiert?<br />
Meine Frau ist immer meine erste Leserin,<br />
sie begleitet schon das entstehende Buch.<br />
Sie findet, dass die persönliche, gleichsam<br />
autobiographische – aber auch autofiktionale<br />
– <strong>No</strong>te meiner Bücher eine meiner<br />
Stärken ist. Wenn man entlang der eigenen<br />
Biographie schreibt, muss man aber als<br />
Autor nicht nur wissen, was man schreibt,<br />
sondern auch was man nicht schreibt.<br />
Meinen Kindern habe ich, ehe ich das<br />
Manuskript abgab, die zwei sie besonders<br />
betreffenden Kapitel zum Lesen gegeben,<br />
beide haben sich dabei sehr amüsiert und<br />
mir, nachsichtig wie sie sind, die Erlaubnis<br />
zu dieser Sicht der Dinge gegeben.<br />
Diese Reise unterscheidet sich von<br />
jenen, die wir von Ihnen kennen, und<br />
doch kommt man gemeinsam mit<br />
den Gegenständen weit hinaus in die<br />
Welt. Vom Schreibtisch aus reisen<br />
– was ist der Anreiz beim Schreiben<br />
dieser Art des Unterwegs-Seins?<br />
Als ich begann, mich in Gedanken und Tagträumen<br />
mit diesem Buch zu beschäftigen,<br />
wollte ich schon bald gleichsam eine Wette<br />
mit mir selbst abschließen. Der eine in mir<br />
glaubte, dass eine Reise ins Weite hinaus<br />
schon zum Schreiben viel anregender ist als<br />
eine Reise, für die man die eigene Wohnung<br />
nicht verlassen muss. Der andere von mir<br />
ging hingegen hochgemut davon aus, dass<br />
diese Reise abenteuerlich sein und in alle<br />
Welt hinaus führen werde und sowohl mich<br />
als Autor als auch manche Leser und Leserinnen<br />
erfreuen könnte. Ich hoffe, dieser hat<br />
die Wette gegen jenen gewonnen.<br />
Sie spinnen ein assoziatives Netz,<br />
kommen vom Brieföffner und dessen<br />
Geschichte über die Briefe und<br />
einem Exkurs über das „Warten“<br />
mich freuen, dass es mir gelungen ist, mich<br />
selbst zu verführen. Am ehesten, glaube<br />
ich, wird es übrigens das Buch mit dem<br />
Titel „Alle meine Bücher, die ich nicht mehr<br />
schreiben werde“ geben.<br />
Die „Abenteuerliche Reise<br />
durch mein Zimmer“ ist ein sehr<br />
vergnügliches Buch. Wie sehr war<br />
für Sie auch das Schreiben daran ein<br />
Vergnügen?<br />
Mitten in der Niederschrift des Buches bin<br />
ich im letzten Frühjahr von einem schweren<br />
Bandscheibenvorfall niedergeworfen<br />
worden. An so was stirbt man bekanntlich<br />
nicht, aber mindestens sechs Wochen lang<br />
ist man vollauf damit beschäftigt, auf seine<br />
Schmerzen zu lauschen. Ich bin, da an<br />
längeren Schlaf nicht zu denken war, jede<br />
Nacht irgendwann aufgestanden und habe<br />
zwei, drei Stunden lang geschrieben. Schreiben<br />
verlangt ja eine viel höhere Konzentration<br />
als Lesen, Fernsehen etc., sodass man<br />
am ehesten beim Schreiben eine Zeitlang<br />
seine Schmerzen vergessen kann. Und was<br />
hat sich nachträglich erwiesen? Dass die<br />
Kapitel, die ich damals geschrieben habe,<br />
die heitersten des ganzen Buches geworden<br />
sind! Also, das ist schon allerhand.<br />
Von jedem Satz<br />
zum nächsten.<br />
Karl-Markus<br />
Gauß<br />
Karl-Markus Gauß, geboren im Mai 1954 in Salzburg.<br />
Herausgeber der Zeitschrift „Literatur und<br />
Kritik“, einer der größten Stilisten deutscher Sprache,<br />
verfasste mehrere Essays, Reisesammlungen,<br />
Journale u. a. „Die Hundeesser von Svinia“, „Im<br />
Wald der Metropolen“, „Zwanzig Lewa oder tot“<br />
(alle Zsolnay Verlag). Viele – auch internationale –<br />
Auszeichnungen, zuletzt den Jean-Améry-Preis 2018.<br />
Karl-Markus Gauß<br />
24<br />
Wagner’sche.<br />
Bücher seit 1639<br />
Ein Stilist wird 65.<br />
Über die Welthaltig<br />
keit der eigenen<br />
vier Wände, nicht<br />
geschriebene<br />
Bücher und das<br />
beste aller Schmerzmittel:<br />
das Schreiben,<br />
spricht er mit<br />
Anna Rottensteiner<br />
25<br />
zu einem Koffer … als Leser hat<br />
man das Gefühl, dass alles innerlich<br />
zusammengehalten ist. Wie sehr war<br />
Ihnen die Komposition bei dieser<br />
„Reise“ wichtig?<br />
Beim Schreiben sind mir zwei Dinge am<br />
wichtigsten: erstens die Sprache, von jedem<br />
Satz zum nächsten; und zweitens die Komposition,<br />
die es mir ermöglicht, viele disparate,<br />
scheinbar nicht zusammenhängende<br />
Dinge miteinander zu verbinden. Fast alle<br />
meine Bücher sind ja auch Zeitreisen und in<br />
gewissem Sinne sogar Bildungsreisen, und<br />
da ist es entscheidend, die verschiedenen<br />
Ebenen ineinander zu spiegeln und weit<br />
voneinander entfernte Dinge aufeinander<br />
zu beziehen. Das ist eine Frage der Komposition.<br />
Ein besonders spannendes Kapitel ist jenen<br />
Büchern gewidmet, die Sie nicht geschrieben<br />
haben und die einander „in der Anhänglichkeit<br />
ungeborener Geschwister verbunden<br />
sind“. Was aber, wenn das eine oder andere<br />
Projekt, das Sie erwähnen, doch noch<br />
geschrieben werden wird?<br />
Dann wird mich kein schlechtes Gewissen<br />
quälen, weil ich etwas angekündigt habe,<br />
das ich nicht einhalten konnte, eher wird es<br />
Buchtipp:<br />
Karl-Markus Gauß:<br />
Abenteuerliche Reise<br />
durch mein Zimmer<br />
Zsolnay Verlag, 224 S., € 22,70<br />
Buchpräsentation:<br />
Abenteuerliche Reise<br />
durch mein Zimmer<br />
Mit Karl-Markus Gauß<br />
Do., 11. April 2019, 19:30 Uhr<br />
Wagner’sche<br />
Universitätsbuchhandlung<br />
Eintritt: 9,– /<br />
mit Kundenkarte 7,–
© Maria-<strong>No</strong>isternig<br />
Jeder erlebt die<br />
Dinge anders.<br />
In „Das Geburtstagsfest“ geht es<br />
zentral um die Terrorherrschaft<br />
der Roten Khmer in den 1970er<br />
Jahren. Was hat Sie an der Thematik<br />
grundsätzlich interessiert?<br />
Interessiert hat mich das Thema Kambodscha<br />
und Rote-Khmer-Diktatur in erster<br />
Linie deshalb, weil meine Eltern 1980 eine<br />
Flüchtlingsfamilie von dort aufgenommen<br />
haben, die fünf Jahre lang bei uns gewohnt<br />
hat. Wir sieben Geschwister haben viel<br />
Zeit mit den Kindern Nget, You, Li San,<br />
Sophal und Maria verbracht. Dadurch war<br />
natürlich der emotionale Bezug da und<br />
auch schon einige Vorkenntnisse. Deshalb<br />
habe ich mich immer ein bisschen mit dem<br />
Land beschäftigt. Die wenigsten Leute in<br />
Österreich wissen ja über die Zeit der Roten<br />
Khmer Bescheid. In der Schule hören die<br />
SchülerInnen nichts darüber.<br />
Gab es einen konkreten Auslöser,<br />
die Geschichte Kambodschas jetzt<br />
literarisch zu bearbeiten?<br />
Nein, den gab es nicht. Mir war aber schon<br />
vor Jahren klar, dass ich eines Tages über<br />
dieses Thema schreiben werde.<br />
Vor fünf Jahren sind Sie mit einer<br />
Freundin, die 1979 aus Kambodscha<br />
fliehen konnte, einen Monat lang<br />
durch Kambodscha gereist.<br />
Wie kam es dazu?<br />
Ich habe Chu und ihre Schwester Chea<br />
während des Studiums in Innsbruck<br />
kennengelernt. Sie war acht, als sie mit<br />
ihren Eltern und der sechsjährigen Chea<br />
aus dem völlig zerstörten Kambodscha<br />
nach Vietnam geflohen ist. Die Familie<br />
hat Glück gehabt und die Jahre im Arbeitslager<br />
überlebt. In Saigon musste sie ein<br />
Judith<br />
W. Taschler<br />
Im <strong>No</strong>vember hatte ich das Gefühl, mir<br />
fehlt ganz viel Sommer.<br />
„Das Geburtstagsfest“ ist keine<br />
lineare Erzählung. Das titelgebende<br />
Ereignis, das Geburtstagsfest<br />
von Kim Mey, wird unterbrochen<br />
von Erinnerungen, die den Leser<br />
unmittelbar am Leben der Familien<br />
Mey und Chhang in den 1970er<br />
Jahren in Kambodscha teilnehmen<br />
lassen. Diese Unmittelbarkeit scheint<br />
Ihnen sehr wichtig zu sein.<br />
Ja. Ich habe auch lange herumprobiert beim<br />
Schreiben, wie ich das mit den Rückblenden<br />
in Kims und Tevis Kindheit machen soll.<br />
Es hat dann am besten mit dieser Unmittelbarkeit<br />
funktioniert.<br />
Die Lebenswege von Kim und Tevi,<br />
die gemeinsam nach Österreich<br />
geflohen sind, kreuzen und trennen<br />
sich im Laufe ihres Lebens immer<br />
wieder auf dramatische Weise.<br />
Durch Tagebuchaufzeichnungen<br />
und Rückblenden erhalten die<br />
Leser unterschiedliche Blicke<br />
auf die Ereignisse. Gibt es keine<br />
Eindeutigkeit in der Erinnerung,<br />
in der Geschichte?<br />
Das muss man trennen, glaube ich. In der<br />
Geschichte gibt es sehr wohl reale Tatsachen,<br />
die geschehen sind bzw. geschehen,<br />
und damit auch Eindeutigkeit, sprich Wahrheit<br />
und Objektivität. In der Erinnerung ist<br />
das etwas anderes. Jeder erlebt die Dinge<br />
anders und verändert sie zumeist auch noch<br />
unbewusst in seiner Erinnerung.<br />
Buchtipp:<br />
Judith W. Taschler<br />
26 27<br />
Judith W. Taschler:<br />
Das Geburtstagsfest<br />
Droemer/Knaur Verlag, 352 S.,<br />
€ 22,70 Wagner’sche.<br />
Bücher seit 1639<br />
Über die Beweggründe,<br />
sich in<br />
ihrem neuen<br />
Roman mit einem<br />
grausamen Kapitel<br />
in der Geschichte<br />
Kambodschas zu<br />
befassen. Ein<br />
Gespräch mit<br />
Susanne Gurschler<br />
Jahr lang warten, bis sie Asyl in Österreich<br />
erhielt. Später lebte sie in Steyr in Oberösterreich.<br />
Nach der Matura sind die zwei<br />
jungen Frauen nach Innsbruck gegangen,<br />
um zu studieren. Im Herbst 2013 habe ich<br />
Chu gefragt, ob sie mit mir nach Kambodscha<br />
kommen möchte, und sie hat spontan<br />
zugesagt. Sie war zum ersten Mal nach vierunddreißig<br />
Jahren in ihrer Heimat!<br />
Die Mitglieder der Roten Khmer<br />
haben extreme Gräueltaten begangen.<br />
Eine der Figuren ist Teil dieses<br />
Terrorregimes. Wie nahe kam Ihnen<br />
selbst das Grauen? Oder umgekehrt:<br />
Wie schaffen Sie als Autorin die<br />
nötige Distanz?<br />
Die hat leider eh ein bisschen gefehlt.<br />
Ich bin den ganzen Sommer und Herbst<br />
am PC gesessen und habe über Gräueltaten<br />
der Roten Khmer und Kindersoldaten<br />
geschrieben. Ehrlich gesagt, war es schrecklich.<br />
Draußen das herrlichste Wetter, von<br />
dem ich nicht viel mitbekommen habe,<br />
drinnen quasi das Grauen, wenn man zum<br />
Beispiel recherchiert, wie den Gefangenen<br />
bei lebendigem Leib die Leber herausgeschnitten<br />
wird, um diese dann zu braten.<br />
Judith W. Taschler, 1970 in Linz geboren, aufgewachsen<br />
in einer sehr großen Familie mit vielen<br />
Geschwistern und 5 Jahre lang mit einer Flüchtlingsfamilie<br />
aus Kambodscha.Nach ihrem erfolgreichen<br />
Debut „Sommer wie Winter“ von 2011 wurde sie<br />
freischaffende Autorin. Ihr Roman „Die Deutschlehrerin“<br />
kommt am 14.6.2019 auf die Bühne des<br />
Tiroler Landestheaters! Judith W. Taschler lebt mit<br />
ihrer Familie in Innsbruck.<br />
Buchpräsentation:<br />
Das Geburtstagsfest<br />
Judith W. Taschler<br />
Moderation & Gespräch:<br />
Margit Bacher (TT)<br />
Musik: Bernd Lumassegger<br />
alias Dr. Idoo<br />
(didgeridoo und anderes)<br />
Di., 16. April 2019, 19:30 Uhr<br />
Wagner’sche<br />
Universitätsbuchhandlung<br />
Eintritt: € 9,– /<br />
mit Kundenkarte € 7,–
© edition a<br />
Mit der<br />
Unendlichkeit<br />
über uns gehen<br />
wir fröhlicher<br />
durchs Leben.<br />
Renata Schmidtkunz<br />
28<br />
Wagner’sche.<br />
Bücher seit 1639<br />
Frau Schmidtkunz, Sie schreiben<br />
in Ihrem Buch, dass uns die<br />
Transzendenz abhanden kommt.<br />
Wie und warum passiert das?<br />
Ich glaube, dass das gerade in den vergangenen<br />
dreißig Jahren passiert ist, weil<br />
uns so viel ständig beschäftigt, Dinge<br />
wie Fernsehen, Radio, und insbesondere<br />
das Internet. Dadurch kommt es zu einer<br />
ständigen Verfügbarkeit, oder scheinbaren<br />
Verfügbarkeit, einem unaufhörlichen<br />
Ad-hoc-Reagieren und Haben-Wollen und<br />
auch Befriedigen-Können. Beispielsweise<br />
durch Firmen wie Amazon, bei denen wir<br />
Tag und Nacht bestellen können und die<br />
uns alles nach Hause liefern. Transcedere<br />
bedeutet so viel wie Grenzen überschreiten,<br />
doch Grenzen gehen uns in dieser Art von<br />
Welt verloren. Damit geht uns auch das<br />
Bewusstsein dafür verloren, dass es mehr<br />
als diese materielle, diese „absolute“ Welt<br />
gibt. Zudem haben Dinge wie Ruhe und<br />
Kontemplation, die wir brauchen, um uns<br />
zu sammeln, keinen Wert mehr. Wert haben<br />
dagegen Mobilität und Multitasking.<br />
Die Theologin,<br />
Redakteurin und<br />
Dokumentarfilm-Regisseurin<br />
über ihr neues Buch<br />
„Himmlisch frei –<br />
Warum wir wieder<br />
mehr Transzendenz<br />
brauchen“ – das<br />
Gespräch führte<br />
Cajetan Hammerl<br />
Sie kommen aus einer evangelischen<br />
Pfarrersfamilie, und haben doch<br />
Abschied vom traditionellen<br />
Gottesbild genommen und sich auf<br />
die Suche nach einem neuen Gott<br />
gemacht, wie Sie schreiben. Was<br />
haben Sie gefunden?<br />
Zunächst die Erkenntnis, dass Fragen wichtiger<br />
sind als Antworten. Wer viele Fragen<br />
hat, muss sich auf die Suche nach dem machen,<br />
was Menschen vor ihm schon darüber<br />
gedacht haben. Ich habe dabei für mich<br />
entdeckt: Das eine Wesentliche in unserem<br />
Leben ist, dass wir leben, und das andere,<br />
dass möglichst viele Menschen gut leben.<br />
Damit habe ich mich noch einmal an das<br />
mir überbrachte, traditionelle christliche<br />
Gedankengut herangemacht und entdeckt,<br />
dass die Grundsätze fast jeder Religion das<br />
Leben selbst und die Liebe sind. Liebe in<br />
einem Sinn, der mir lange nicht klar war.<br />
Lange habe ich mich gefragt, was genau<br />
dieses Wort meint. Die erotische Liebe? Die<br />
Elternliebe? Die Freundschaftsliebe? Welche<br />
Liebe ist das denn, von der alle religiösen<br />
Renata<br />
Schmidtkunz<br />
29<br />
Schriften schreiben? Ich glaube, es ist eine<br />
lebens-bejahende Liebe, deren Zweck es ist,<br />
Leben zu ermöglichen und gutes Leben zu<br />
erschaffen. Ich anerkenne die historischen<br />
Gefäße der verschiedenen Weltreligionen,<br />
ihre Entstehungsgeschichten und ihre<br />
Unterschiede, aber das, was alle verbindet,<br />
ist die Absicht, das Leben zu befördern.<br />
Aus diesem Grund sind die<br />
Weltreligionen entstanden?<br />
Ich glaube schon. Damit es eine Instanz<br />
gibt, die uns das Zusammenleben auf diesem<br />
Planeten erst ermöglicht. Der deutsche<br />
Politiker Gregor Gysi sagt immer: „Ich bin<br />
nicht religiös, aber ich fürchte mich vor<br />
einer Welt ohne Religion“. Gerade in einer<br />
Zeit, in der „Religions-Bashing“ sozusagen<br />
auf der Tagesordnung steht, ist es wichtig,<br />
uns daran zu erinnern, dass alle Religionen<br />
der Welt viel über Empathie, Liebe,<br />
Solidarität, Menschlichkeit, Würde und<br />
die Unantastbarkeit jedes Einzelnen sagen.<br />
Daran sollten wir uns gerade vor dem<br />
Hintergrund des Neoliberalismus erinnern,<br />
denn er erzählt uns jeden Tag, wir hätten<br />
keine Alternativen, Religion sei unbrauchbar,<br />
brauchbar sei nur, was Profit bringt.<br />
Sie selbst ordnen sich politisch<br />
eher dem linken Lager zu. Ist<br />
das nicht auch ein Widerspruch<br />
zu Transzendenz und der Auseinandersetzung<br />
mit dem Göttlichen?<br />
Das ist zumindest ein Widerspruch für<br />
bestimmte Kreise innerhalb der Linken, die<br />
Anfang des 20. Jahrhunderts gesagt haben:<br />
Wir sind moderne Menschen, wir wollen<br />
eine moderne Gesellschaft, wir haben genug<br />
von Geistergeschichten und Unterdrückung<br />
durch Religion mit Angstmacherei, wir<br />
sind Menschen, die an Bildung glauben,<br />
an die Gleichwertigkeit von Mann und<br />
Frau. Was wir heute Atheismus nennen,<br />
ist ein Konzept aus jener Zeit. Für mich<br />
bedeutet links, dass ich in einer gerechten<br />
Welt leben möchte, in der alle Menschen<br />
Zugang haben zu lebenswichtigen Gütern,<br />
Bildung und medizinischer Versorgung,<br />
dass sie sich frei entfalten und autonom<br />
leben können. Das ist für mich links, und<br />
das überschneidet sich bestimmt auch mit<br />
den Vorstellungen vieler Menschen, die sich<br />
als konservativ bezeichnen.<br />
Renata Schmidtkunz, geboren 1964 in Hattingen/<br />
Ruhr. Aufgewachsen in einem evangelischen<br />
Pfarrhaus in Niederösterreich, Oberösterreich und<br />
Kärnten. Studium der Evangelischen Theologie in<br />
Wien und Montpellier/Frankreich. Seit Januar 1990<br />
als Moderatorin, Redakteurin und Dokumentarfilm-Regisseurin<br />
beim ORF: erst in der Abteilung<br />
Religion im Fernsehen, wo sie zahlreiche, heute noch<br />
existierende Sendungen (mit)erfunden, gestaltet und<br />
moderiert hat. Zum Beispiel „kreuz und quer“ oder<br />
die „Religionen der Welt“. Fünf Jahre lang war sie<br />
Gastgeberin im „Club 2“ (2008 bis 2012).<br />
Buchtipp:<br />
Renata Schmidtkunz:<br />
Himmlisch frei –<br />
Warum wir wieder mehr<br />
Transzendenz brauchen<br />
edition a, 192 S., € 22,00<br />
Lesung:<br />
Himmlisch frei<br />
Mit Renata Schmidtkunz<br />
Moderation: Michael Köhlmeier<br />
Do., 18. April 2019, 19:30 Uhr<br />
Wagner’sche<br />
Universitätsbuchhandlung<br />
Eintritt: € 9,– /<br />
mit Kundenkarte € 7,–
© Ingo Pertramer<br />
Was sind Manen, Vea Kaiser?<br />
Von Doris (Mieze Medusa) Mitterbacher<br />
Österreichs<br />
erfolgreichste<br />
„Gschichtl<br />
druckerin“<br />
Vea Kaiser<br />
30 Wagner’sche.<br />
Bücher seit 1639<br />
Die deutschsprachige Gegenwartsliteratur<br />
hat manchmal so große Scheu davor, zu<br />
unterhalten. Als wäre Unterhaltung und<br />
literarischer Anspruch ein Gegensatz.<br />
Vea Kaiser liefert den Gegenbeweis.<br />
Rückwärtswalzer –<br />
A damn good read<br />
„Es geht nicht darum, ob du gut oder<br />
schlecht bist. Es geht nur darum, dass<br />
du damit keinen Erfolg hast.“, entgegnet<br />
Onkel Willi seinem Neffen Lorenz. Der<br />
hat sich bei seinen Tanten zum Essen eingeladen,<br />
weil er Geld schnorren will. Er<br />
ist Schauspieler mit einer „quasi genetisch<br />
bedingten Schwäche für Sonderangebote“<br />
und deshalb so richtig erleichtert, weil das<br />
Läuten an seiner Wohnungstür doch nicht<br />
der Exekutor ist, sondern der GIS-Mensch.<br />
Den Fernseher hat Lorenz ein paar Tage<br />
davor verkauft. Er brauchte das Geld.<br />
Roadmovie durch<br />
unsere Geschichte<br />
Lorenz hat das erste Wort, er ist aber nicht<br />
der Alleinunterhalter des Romans. Im<br />
Fokus ist die Familie Prischinger. Vater<br />
Prischinger ist nicht aus dem Krieg zurückgekehrt,<br />
Mutter Prischinger müht sich allein<br />
auf dem Hof und mit den fünf Kindern ab.<br />
Mirl, Sepp, Wetti und die Zwillinge Hedi<br />
und Nenerl.<br />
Treffsicher bringt Vea Kaiser den<br />
Zeitgeist der Jahrzehnte aufs Papier. Wie<br />
nebenbei verwandelt sich Wien von trister<br />
K&K-<strong>No</strong>stalgie in eine europäische Großstadt<br />
und eigentlich bleibt alles gleich: Alle<br />
kommen von überall her und reden durcheinander.<br />
Wenn man im ersten Wiener Gemeindebezirk<br />
einkaufen geht, wird man mit<br />
dem Titel des Ehemannes gegrüßt: „Grüß<br />
Gott, Frau Unterrevident!“<br />
Aus lauter Begeisterung über den fantastisch<br />
erzählten Österreich-Roman haben wir<br />
Vea Kaiser eine Triade Fragen gestellt:<br />
31<br />
Weise Frauen kommen oft zu dritt:<br />
Erinnern Hedi, Wetti und Mirl an<br />
die <strong>No</strong>rnen der Edda, die Triade<br />
der großen Göttin, die drei Hexen<br />
bei Macbeth oder zählen wir die<br />
beiden Brüder dazu und erhalten eine<br />
Popgroup à la Spice Girls?<br />
Tatsächlich könnte man unendlich viele<br />
Beispiele für die Trias dreier wichtiger<br />
Frauen nennen. Aber für mich sind Wetti,<br />
Hedi und Mirl so einzigartig, dass ich sie<br />
gar nicht vergleichen kann.<br />
Wetti Prischinger gilt als schwachsinnig.<br />
Sie ist aber schon als Kind<br />
eine wache Beobachterin (der Natur)<br />
und sehr diskursbegabt … Was ist<br />
Bildung? Was ist Wissen?<br />
Bildung ist die Fähigkeit, Wissen zu erwerben<br />
und erworbenes Wissen zu managen.<br />
Aber ob diese Bildung aus der Schule,<br />
dem Leben oder der eigenen Aneignung<br />
kommt, ist meines Erachtens nicht so<br />
wichtig. Das Beispiel von Wetti zeigt, dass<br />
Neugier das Elementarste ist. Denn Neugier<br />
behält uns offen und interessiert.<br />
Was haben Latein und<br />
Popkultur gemein?<br />
Popkultur bedient sich manchmal des<br />
Lateinischen, aber auch in der lateinischen<br />
Antike gab es sowas wie Popkultur. Vereinfacht<br />
könnte man wahrscheinlich zusammenfassen:<br />
Beides kann nerven, beides<br />
kann irrsinnig Spaß machen.<br />
Zwischen Manen und Titanic<br />
Obwohl der Roman mit Wissen glänzt,<br />
will er vor allem eines: unterhalten. Bevor<br />
besagter Lorenz Schauspieler wird, studiert<br />
er Latein. Allerdings interessiert er sich eher<br />
für die Praxis: Er umwirbt seine Kommilitoninnen<br />
mit Ovidzitaten. In die eine,<br />
die sich bei Ovid besser auskennt, verliebt<br />
er sich. Stephie schreibt ihre Dissertation<br />
unter dem Titel: Wenn Manen mahnen.<br />
Kommunikation zwischen Lebenden und<br />
Toten in der römischen Literatur.<br />
Und schon wissen wir, was Manen<br />
sind: „Totengeister, die den Hinterbliebenen<br />
den Weg wiesen, wenn sie<br />
versöhnt wurden, oder aber die Menschen<br />
verfolgten, wenn man sie nicht gebührend<br />
ehrte.“ Das ist nicht nur interessant, es ist<br />
auch für den Roman wichtig.<br />
Latein und Alt-Griechisch in der<br />
Literatur wieder sexy zu machen, dafür<br />
wurde Vea Kaiser schon bei ihren früheren<br />
Büchern gerühmt. Doch auch Titanic,<br />
Netflix-Abos, Tupperware, Ikea und<br />
Referenzen zu John Irvings Wien-Roman<br />
„Lasst die Bären los“ finden Platz. Nebenbei<br />
entwirft Vea Kaiser ein präzises Bild<br />
von Wien: Alle jammern, als wären sie in<br />
einem Dickensroman. Dabei ist eh alles<br />
leiwand.<br />
Vea Kaiser nennt sich lieber „Gschichtldruckerin“<br />
als Autorin. Mit „Blasmusikpop oder Wie die<br />
Wissenschaft in die Berge kam“ (2012) gelang ihr<br />
international der Durchbruch. 2015 erschien<br />
„Makarionissi oder Die Insel der Seligen“. Auf<br />
facebook schreibt sie: „Bissi weniger als drei Jahre<br />
dran gearbeitet, 8 Fassungen verworfen, tausende<br />
Seiten zur Recherche gelesen, fünftausend Kilometer<br />
zur Recherche gefahren und soeben beendet.<br />
Der dritte Roman.“ Endlich!<br />
Buchtipp:<br />
Vea Kaiser:<br />
Rückwärtswalzer oder Die<br />
Manen der Familie Prischinger<br />
Kiepenheuer & Witsch Verlag,<br />
432 S., € 22,70<br />
Buchpräsentation:<br />
Vea Kaiser:<br />
Rückwärtswalzer<br />
Moderation: Robert Renk<br />
Mo., 13. Mai, 19:30 Uhr<br />
Wagner’sche<br />
Universitätsbuchhandlung<br />
Eintritt: 9,– /<br />
mit Kundenkarte 7,–
© pearceX<br />
7 × Fragen an Ruth Pearce<br />
Sie begleitete T. C. Boyle bei seinem Innsbruckaufenthalt<br />
(siehe Titelbild) und beherrscht die Kamera in vielen Facetten.<br />
Digital arbeitet sie im Stubaital unter fotoruth und ist spezialisiert<br />
auf Baby- und Familienfotos. Ihr künstlerisches Herz<br />
schlägt schwarz/weiß und analog! Dann entwickelt sie in der<br />
Dunkelkammer gerne Künstlerportraits (u. a. Boyle, Fink,<br />
Jimmy Tenor etc.) und signiert mit pearceX. Von Robert Renk<br />
Schokokuchen<br />
wäre erlaubt.<br />
Ruth Pearce<br />
Womit kann man Sie<br />
bestechen?<br />
Im Prinzip ist jede/r bestechlich.<br />
Es ist alles eine Frage<br />
des Preises. Schokokuchen<br />
wär erlaubt.<br />
Wobei vergessen Sie<br />
völlig die Zeit?<br />
Nächtens in der Dunkelkammer<br />
beim Entwickeln.<br />
Die meiste Zeit besteht darin,<br />
im Dunkeln zu warten und<br />
Musik zu hören. Die beste<br />
Entschleunigung.<br />
Was bewundern Sie an<br />
anderen Frauen?<br />
Disziplin, Ordnung und<br />
guten, schwarzen Humor.<br />
Worauf hoffen Sie?<br />
Hoffnung hat mit einer<br />
Erwartungshaltung zu tun.<br />
Ich mache lieber.<br />
Mit welcher berühmten<br />
Person, lebend oder schon<br />
gestorben, würden Sie<br />
gerne noch ein Gläschen<br />
heben?<br />
Da gäbe es viele Persönlichkeiten,<br />
die ich gerne kennenlernen<br />
würde. Momentan<br />
könnte ich ein Date mit Tom<br />
Misch nicht ausschlagen.<br />
Sie verbringen eine Nacht<br />
in der Wagner’schen.<br />
Über welches Buch<br />
gebeugt würde man Sie<br />
in der Früh finden?<br />
Mich interessieren Sachbücher.<br />
In einen tiefen Schlaf falle ich<br />
bei einem langweiligen Roman.<br />
Auf Seite 2.<br />
Ruth Pearce, geborene Innsbruckerin, porträtiert<br />
unter dem Namen pearceX Charaktere nach<br />
persönlichem Gefallen. Ihr Lieblingsmotiv ist die<br />
Lamakünstlerin Zoe P. Sie arbeitet independent<br />
und genießt dadurch völlige Entscheidungsfreiheit.<br />
Ausstellungen finden spontan an ungewöhnlichen<br />
Locations statt.<br />
(www.fotoruth.at, www.pearceX.space)<br />
Buchtipp:<br />
32 Wagner’sche.<br />
Bücher seit 1639<br />
33<br />
Wim van Sinderen:<br />
Anton Corbijn 1-2-3-4<br />
Prestel Verlag, 400 S., € 71,–
America first …<br />
Eine Rückschau auf die Lesungen<br />
von T. C. Boyle und John Wray im Februar<br />
in der Wagner’schen.<br />
© ruth pearce/wagnersche<br />
Bücher seit 1639<br />
35
© Brigitte Lacombe 2018<br />
Make reading great again<br />
Mit „Lake Success“ legt Gary Shteyngart eine großartige<br />
Geschichte, die widersprüchlich, lustig und erschreckend<br />
zugleich ist, vor. Eine Rezension von Dave Bullock<br />
If you want to<br />
be a hedge-fund<br />
manager, you<br />
have to be a<br />
storyteller first<br />
and last.<br />
Gary Shteyngart<br />
36<br />
Wagner’sche.<br />
Bücher seit 1639<br />
Der Titel dieser Rezension hat bedingt mit<br />
der aktuellen Literaturserie von 8ungKultur<br />
zu tun, zu der, mit einem beeindruckenden<br />
Auftakt mit T. C. Boyle, amerikanische<br />
Schriftsteller unter dem Titel „Make<br />
reading great again“ eingeladen wurden.<br />
Nicht schwer zu erahnen, dass der Titel der<br />
Vorlesungsreihe Replik auf die Trump’sche<br />
„Make America great again“-Präsidentschaft<br />
nimmt. Gary Shteyngart nimmt in<br />
seinem neuen Roman „Lake Success“ ebenfalls<br />
Replik auf dieses Amerika, mit Barry,<br />
dem Hedgefonds-Manager als integrativer<br />
Beobachter dieses Amerikas.<br />
Der 43-jährige Barry Cohen hatte gerade<br />
einen heftigen Streit mit seiner Frau<br />
und der Nanny über seinen autistischen<br />
Sohn. Er schleppt sich zu einem Greyhound-Bus-Terminal<br />
und verlässt so ein<br />
früheres Leben. Barry hat beschlossen, so<br />
zu reisen, wie er im College, wie er zuletzt<br />
mit seiner damaligen Freundin gereist<br />
ist. Er flüchtet vor seinem gegenwärtigen<br />
Leben in die Vergangenheit und bleibt<br />
in der amerikanischen Gegenwart hängen.<br />
Er will seine damalige Freundin auf<br />
seiner langen Bus-Odyssee, die von New<br />
York über Richmond und Atlanta nach<br />
El Paso und schließlich nach Kalifornien<br />
führt, wieder finden. Diese Reise, auf der<br />
Barry, der ständig bestrebt ist, alles unter<br />
Kontrolle zu haben, nur mehr einer vor<br />
dem Gesetz und seinem Leben fliehender<br />
Passagier ist, bringt nicht nur seinen Blick<br />
auf die Welt durcheinander, sie bringt ihn<br />
in ein völlig verwirrtes Land: Der Roadtrip<br />
findet genau zu der Zeit statt, in der sich<br />
Amerika auf die Wahl des 45. Präsidenten<br />
der Vereinigten Staaten vorbereitet – eine<br />
Wahl zwischen Hillary Clinton und Donald<br />
Trump. Barry selbst wählte bereits seit<br />
seinem 18. Lebensjahr republikanisch.<br />
Er ist Kapitalist und hat in einer Welt von<br />
33.000 Dollar-Whiskey-Flaschen gelebt.<br />
Er verwaltet ungeheure Vermögen, worauf<br />
er stolz ist.<br />
37<br />
Aber Donald Trump macht ihm Angst.<br />
Und dieser Trump mit seiner Vision von<br />
Amerika wird in diesem Roadtrip verhört.<br />
In der Erzählung muss man den<br />
Menschen misstrauen. Die Zerrissenheit<br />
der Leute, ja der gesamten US-amerikanischen<br />
Gesellschaft in diesem Sommer<br />
2016, zeigt sich in den Charakteren, auf<br />
die Barry trifft. Wie etwa die junge Kellnerin,<br />
die, wie Barry, wie die Geschichte, wie<br />
Amerika widersprüchlich und persönlichkeitsgespalten<br />
ist: „Socially I’m a bit more<br />
liberal,“ she said. „But Trump ’s going to<br />
rebuild the economy to where it should be<br />
…“ Es ist die Hoffnung, die diesen Sommer<br />
bestimmt – ohne aber zu wissen, auf<br />
was gehofft werden darf. Es ist auch die<br />
Geschichte von Lügen, Misstrauen und<br />
die Geschichte einer Parallelgesellschaft,<br />
zu Hause in New York bei Barry’s Ehefrau<br />
Seema, in der Reichtum alles durchdringt.<br />
Es ist aber auch die Geschichte, die hoffen<br />
lässt. Auf jeden Fall ist es eine Geschichte,<br />
die versteht.<br />
Der Protagonist Barry ist in sich eine<br />
erstaunliche Figur: Beflügelt und zugleich<br />
verfolgt von Vergangenheit, Gegenwart und<br />
Zukunft. Völlig widersprüchlich schwankt<br />
er zwischen Sentimentalität und Hoffnungslosigkeit<br />
hin zu seinem gewinnorientierten<br />
kapitalistischen Positivismus, aber hin auch<br />
zum Guten mit Hoffnung auf ein anderes<br />
Leben, das er einmal geführt hat. Vielleicht<br />
ist sein Problem, dass er eigentlich<br />
ein Schriftsteller ist und mit der Schande<br />
leben muss, dass er seine Gelder nach Scott<br />
Fitzgerald benannte, denn: „If you want to<br />
be a hedge-fund manager, you have to be<br />
a storyteller first and last. That’s why my<br />
fund is called This side of Capital. After the<br />
Fitzgerald novel. That’s why I have a minor<br />
in creative writing …“<br />
Der Widerspruch, der sich in diesem<br />
Satz manifestiert, zeichnet nicht nur Barrys<br />
Leben. Shteyngart „makes reading great“.<br />
In der großartigen Geschichte, die widersprüchlich,<br />
lustig und erschreckend zugleich<br />
ist, wirft er einen Blick auf das Land, der<br />
abwechselnd bemitleidend und traurig, boshaft<br />
und satirisch, hoffend und inspirierend<br />
ist. Die Erzählung hilft, so erstaunlich es<br />
klingt, das Amerika unter Präsident<br />
Donald Trump zu verstehen.<br />
Gary Shteyngart: Der 1972 geborene Gary Shteyngart<br />
verbrachte „die ersten sieben Jahre seiner Kindheit<br />
auf einem Platz, der von einer riesigen Statue<br />
von Wladimir I. Lenin im heutigen St. Petersburg,<br />
Russland, dominiert wird (er nennt es abwechselnd<br />
‚St. Leningrad‘ oder ‚St. Leninsburg‘).“ Er stammt<br />
aus einer jüdischen Familie mit einem ethnisch<br />
russischen Großelternteil mütterlicherseits und<br />
bezeichnet seine Familie als typisch sowjetisch. Als<br />
er fünf Jahre alt war, schrieb er einen 100-seitigen<br />
Comic-Roman. Die Familie Shteyngart emigrierte<br />
1979 in die Vereinigten Staaten und Gary wurde in<br />
Queens, New York, ohne Fernseher in der Wohnung,<br />
in der er lebte, aufgezogen. Er hat seinen starken<br />
russischen Akzent erst im Alter von 14 Jahren abgelegt.<br />
Nach seinem Studium am Oberlin-College in<br />
Ohio arbeitete er als Schreiber für <strong>No</strong>n-Profit-Organisationen<br />
in New York. Shteyngart unternahm<br />
Anfang der 1990er Jahre eine Reise nach Prag. Diese<br />
Erfahrung inspirierte ihn zu seinem ersten Roman<br />
„The Russian Debutante’s Handbook“, der in der<br />
fiktiven europäischen Stadt Prava spielt.<br />
(Quelle: wikipedia)<br />
Buchtipp:<br />
Gary Shteyngart:<br />
Lake Success<br />
Penguin UK, 352 S., € 18,70<br />
Buchpräsentation:<br />
Gary Shteyngart: Lesung<br />
Ernst Gossner: Moderation<br />
und deutsche Stimme<br />
Mi., 8. Mai 2019, 19:30 Uhr<br />
Wagner’sche<br />
Universitätsbuchhandlung<br />
Eintritt: 9,– /<br />
mit Kundenkarte 7,–
© Nathalie Bauer<br />
Buchtipp:<br />
nicht dort<br />
entlangtrampeln,<br />
wo alle<br />
anderen schon<br />
getrampelt sind<br />
Andreas Altmann<br />
38 39<br />
Andreas Altmann:<br />
In Mexiko. Reise durch<br />
ein hitziges Land<br />
Piper Verlag, 288 S., € 20,60 Wagner’sche.<br />
Bücher seit 1639<br />
Andreas Altmann, Ihre Reisen<br />
führten Sie u. a. von Kairo in den<br />
Süden Afrikas, mit dem Greyhound<br />
von New York nach San Francisco,<br />
mit dem Zug durch Indien, zu Fuß<br />
und ohne Geld von Paris nach Berlin,<br />
durch Südostasien, nach Südamerika,<br />
Australien, Palästina und – zuletzt<br />
– nach Mexiko. Kann es sein, dass<br />
Sie am liebsten abseits ausgetretener<br />
Pfade unterwegs sind?<br />
Nun, wie soll ein passabel kluges Buch entstehen,<br />
wenn ich da entlangtrample, wo alle<br />
anderen schon getrampelt sind?<br />
Stefan Zweig hat einmal die<br />
Unterscheidung zwischen „Reisen“<br />
und „Gereist-Werden“ getroffen und<br />
ein Plädoyer für das Unbequeme,<br />
das Lästige, das Ärgerliche auf<br />
Reisen gehalten, im Gegensatz<br />
zum Komfortablen, dem mühelos<br />
Erreichten, das dem wirklichen<br />
Erleben im Wege stehe. Sind Sie<br />
schon einmal „gereist worden“?<br />
Andreas<br />
Altmann<br />
Über privates<br />
und berufliches<br />
Reisen, große<br />
Gefahren und<br />
kleines Gepäck.<br />
Ein Gespräch mit<br />
Joe Rabl<br />
Ach, ich bin nicht als Held auf die Welt<br />
gekommen, ich mag es durchaus, wenn es<br />
einen Tag lang nicht lästig und mühselig ist.<br />
Ja, ich bin schon gereist worden, auf einem<br />
Kreuzfahrtschiff. Ich war eingeladen worden,<br />
um an ein paar Abenden vorzulesen.<br />
Die Woche war äußerst erkenntnisreich:<br />
Nie wieder!<br />
Was gibt eigentlich – abseits von<br />
Aufträgen von Magazinen und<br />
Verlagen – den Ausschlag für das<br />
jeweilige Reiseziel? In Mexiko<br />
waren Sie zuletzt mehrere Monate<br />
unterwegs, da muss es wohl gute<br />
Gründe geben, so viel Zeit eben<br />
gerade dort zu verbringen und nicht<br />
woanders.<br />
Den Ausschlag gebe ich. Wenn ich denke,<br />
ich traue mir ein Land zu, dann informiere<br />
ich den Verlag und wir setzen die Konditionen<br />
auf. Gewiss: Große Reisen, siehe<br />
Mexiko, mache ich nur, wenn ich vorher<br />
einen Vertrag unterschrieben habe. Dazwischen<br />
unternehme ich „kleine Reisen“,<br />
alle paar Wochen. Seit Jahren plagt mich<br />
der Wahn, alle europäischen Hauptstädte<br />
zu sehen: So buche ich jeweils eine Woche,<br />
fliege los, setze mich in ein Hotel, schreibe<br />
dort an dem Buch, das ich als nächstes<br />
abliefern muss. Und gehe nachmittags<br />
flanieren: schauen, empfinden, hören, lesen,<br />
etwas lernen.<br />
Wie sieht die Vorbereitung für Ihre<br />
Reisen aus? Bereiten Sie sich intensiv<br />
darauf vor, zum Beispiel durch<br />
Lektüre, Studium von Karten und<br />
Reiserouten? Oder gehen Sie es eher<br />
spontan an und lassen sich unterwegs<br />
anregen und überraschen?<br />
Weder noch. Da ich in vielen Ländern<br />
gearbeitet habe, weiß ich ein bisschen Bescheid,<br />
zudem – wenn zu Hause – lese ich<br />
die Presse, interessiere mich, was in der Welt<br />
passiert, verliere nie – ein Beispiel – mit Mexiko,<br />
wo ich ja eine Zeit lang gelebt habe,<br />
den Kontakt. Aber spontan? Gewiss nicht.<br />
Sobald ich das Flugzeug betrete, beginnt<br />
der Stress, der unbedingte Wille, Frauen<br />
und Männer zu treffen, die etwas wissen,<br />
wovon ich keine Ahnung habe.<br />
Sie reisen, wie man Ihren Büchern<br />
und Reportagen entnehmen kann, mit<br />
leichtem Gepäck. Was haben Sie auf<br />
jeden Fall dabei?<br />
Die banalsten Dinge der Welt. Eine Grundausstattung<br />
Wäsche, Toilettenartikel,<br />
meinen MacAir, Zeitungen, ein Buch,<br />
Spezialstöpsel für meine Ohren, Papier, kein<br />
Handy, kein GPS, aber meine sieben Sinne<br />
und den penetranten Wunsch, weniger doof<br />
als bei der Abreise nach Paris zurückzukehren.<br />
Maximalgewicht: acht Kilo. Ich<br />
kann das, denn ich habe monatelang in<br />
einem japanischen Zenkloster gelebt: auch,<br />
um die Dinge zu erkennen, die wichtig sind,<br />
und jene, die dein Leben beschweren, im<br />
wörtlichen wie im übertragenen Sinn.<br />
Würden Sie folgendem Satz<br />
zustimmen: „Jede Reise, egal wohin<br />
sie einen führt, ist immer auch eine<br />
Reise zu sich selbst“?<br />
Das steht sicher hinten auf einem Kalenderblatt.<br />
Nee, das klingt mir zu eso-eselig. Die<br />
Reise muss einen fordern, in Situationen<br />
manövrieren, die dich zwingen, dich einzulassen.<br />
Ähnlich wie beim körperlichen Training:<br />
Einen Suppenteller heben wird den<br />
Muskel nicht stärken, da muss schon mehr<br />
her, dann reagiert das Fleisch, wächst, ändert<br />
sich. <strong>No</strong>ch ein Beispiel: Die Reise von<br />
Paris nach Innsbruck wird mir eine Freude<br />
sein, aber am Ende möchte ich in der Stadt<br />
ankommen und nicht bei mir.<br />
Andreas Altmann hat sich in Vielem versucht, bevor<br />
er begann, die Welt zu bereisen und darüber zu<br />
berichten. Altmann ist Deutschlands bekanntester<br />
„travel writer“ und schrieb mehrere Bestseller; ausgezeichnet<br />
u. a. mit dem Egon-Erwin-Kisch-Preis,<br />
dem Seume-Literaturpreis und dem Reisebuch-Preis.<br />
Bücher (Auswahl): „Das Scheißleben meines Vaters,<br />
das Scheißleben meiner Mutter und meine eigene<br />
Scheißjugend“, „Gebrauchsanweisung für die Welt“,<br />
„Verdammtes Land. Eine Reise durch Palästina“,<br />
„Frauen. Geschichten.“, „Gebrauchsanweisung für<br />
das Leben“, „In Mexiko. Reise durch ein hitziges<br />
Land“<br />
Lesung:<br />
Andreas Altmann ist bei den<br />
42. Innsbrucker Wochenendgespräche<br />
am 24. und 25. Mai<br />
zu Gast
42. Innsbrucker Wochenendgespräche<br />
2019 packen die Innsbrucker Wochenendgespräche<br />
ihre Koffer und begeben sich auf<br />
Reisen: Was reizt uns eigentlich am Unterwegssein?<br />
Warum wollen alle reisen, aber<br />
niemand ist gerne Tourist? Stefan Zweig<br />
hat für diese Unterscheidung übrigens das<br />
schöne Begriffspaar „reisen“ und „gereist<br />
werden“ geprägt. Und warum müssen wir<br />
nach Ferienende den Daheimgebliebenen<br />
im Detail von unseren Erlebnissen berichten?<br />
Vielleicht weil auch die kleinste<br />
Urlaubsreise noch den Mythos nährt, jede<br />
Reise in die Fremde sei auch eine Reise zu<br />
sich selbst?<br />
Mehr zum Thema gibt es vom 23. bis 25.<br />
Mai 2019 mit unserem „Reiseleiter“ Stefan<br />
Slupetzky und den (Reise-)Autorinnen und<br />
Autoren Andreas Altmann, Martin Amanshauser,<br />
Manuela Di Franco, Tim Krohn,<br />
Stefan Moster, Sascha Reh, Thomas Stangl,<br />
Katharina Winkler und Tina Uebel.<br />
Birgit Holzner & Joe Rabl<br />
Do., 23. Mai<br />
20:15 Uhr – ORF Tirol Studio 3, Rennweg 14<br />
Lesung: Stefan Slupetzky, Thomas Stangl,<br />
Katharina Winkler, Stefan Moster,<br />
Sascha Reh<br />
Moderation: Birgit Holzner<br />
Fr., 24. Mai<br />
Gespräche im Ensembleproberaum des Tiroler Landestheaters<br />
(Eingang SoWi-Durchgang, neben dem Abo-Büro)<br />
Moderation: Stefan Slupetzky<br />
10:00–12:00 Uhr – Andreas Altmann, Martin Amanshauser, Tina Uebel<br />
15:00–17:00 Uhr – Manuela Di Franco, Tim Krohn, Stefan Moster<br />
Sa., 25. Mai<br />
Gespräche im Ensembleproberaum des Tiroler Landestheaters<br />
(Eingang SoWi-Durchgang, neben dem Abo-Büro)<br />
Moderation: Stefan Slupetzky<br />
10:00–12:00 Uhr – Sascha Reh, Thomas Stangl, Katharina Winkler<br />
15:00–17:00 Uhr – Gespräch mit allen Autorinnen und Autoren<br />
20:15 Uhr; ORF Tirol Studio 3, Rennweg 14<br />
Lesung: Andreas Altmann, Tina Uebel, Tim Krohn,<br />
Martin Amanshauser, Manuela Di Franco<br />
Moderation: Joe Rabl<br />
Heimat Osterfestival Tirol 40 Orte –<br />
Momente des Innehaltens<br />
© Daniel Töchterle<br />
Im Vorfeld und während des Osterfestival<br />
Tirol finden täglich (außer an Sonntagen)<br />
um 15 Uhr die 40 Orte statt – Momente des<br />
Innehaltens. Die Aktion ist unserer Gesellschaft<br />
gewidmet, die noch immer in Krieg,<br />
Unrecht, Elend und Leid versinkt. Text und<br />
Musik lassen kurz aufhorchen, provozieren<br />
Widerstand und das Aufleben der Utopie<br />
der Harmonie über die Kunst. Jeden Tag<br />
spielen und performen vor allem Tiroler<br />
Künstler im und mit dem öffentlichen<br />
Raum. Neben Museen oder Büchereien<br />
werden auch soziale Einrichtungen besucht.<br />
Seit letztem Jahr spielen sie vermehrt kurze<br />
Werke Neuer Musik von Tiroler, österreichischen<br />
und internationalen Komponistinnen<br />
und Komponisten.<br />
Die Autorin Roberta Dapunt beschäftigt<br />
sich immer wieder mit dem Begriff Heimat,<br />
der das diesjährige Motto des Osterfestival<br />
Tirol ist. „Heimat ist viel eher Ursprung<br />
von Innerlichkeit; es umfasst das ganze<br />
Bündel, das unser Aufwachsen an einem<br />
Ort ausmacht, zusammen mit unserer Familie.<br />
[…] Mag Heimat auch ein Wort der<br />
deutschen Sprache sein – was es beinhaltet,<br />
gehört letztendlich keiner Sprache an, umso<br />
weniger in Europa. Heimat ist mehr als Ort<br />
und Sprache.“<br />
Veranstaltung:<br />
40 Orte im Rahmen des<br />
31. Osterfestival Tirol<br />
Roberta Dapunt – Lesung<br />
Lea Kas – Querflöte<br />
Werke von BACH, TELEMANN,<br />
MOWER<br />
Di., 16.4.2019, 15:00 Uhr<br />
Wagner’sche<br />
Universitätsbuchhandlung<br />
Eintritt frei!<br />
41<br />
Bücher seit 1639<br />
Vom 7. bis 10. März gab es in Frankfurt<br />
einen groß angelegten Festivalkongress<br />
zum Thema „Fokus Lyrik“. Mehr als 100<br />
Akteure aus allen Ecken des kleinen, feinen<br />
Lyrikbetriebes und aus dem gesamten<br />
deutschsprachigen Raum gaben sich ein<br />
Stelldichein und diskutierten auf verschiedenen<br />
Podien zu aktuellen branchenspezifischen<br />
Themen.<br />
Bei Podiumsdiskussionen, die Tristan<br />
Marquardt zusammengestellt hat, wurde<br />
über die Poetik von Dichtkunst heute, ihre<br />
Internationalität und Vielsprachigkeit sowie<br />
die performative Wende gesprochen. Außerdem<br />
befragte die Lyrikkritik ihr Selbstverständnis<br />
und ihre Funktion; diskutierten<br />
Literaturwissenschaftler, welche Rolle die<br />
Gegenwartslyrik an den Universitäten<br />
spielt; gaben Schulexperten einen Einblick<br />
in die Vermittlung von aktueller Poesie im<br />
Unterricht; debattierten Veranstalter den<br />
Lesungsboom und evaluierten Förderer ihr<br />
Engagement; wurde in einer öffentlichen<br />
Jurysitzung das literarische Preiswesen<br />
ebenso analysiert wie der Auswahlprozess<br />
an einem Beispiel durchgespielt. Wichtige<br />
Themen des Kongresses waren zudem die<br />
Perspektiven der Verlagsförderung, die<br />
Zukunft der Lyrikzeitschriften und das<br />
Verkaufspotential von Gedichtbänden<br />
im Buchhandel. Als Buchhändler zum<br />
Festivalkongress geladen wurde Sortimentsleiter<br />
Robert Renk von der Wagner’schen<br />
Universitätsbuchhandlung, was uns sehr<br />
freut und unser Bemühen um den Vertrieb<br />
aktueller Lyrik unterstreicht.<br />
Auch Lesungen selbst durften nicht fehlen<br />
in einem wunderbaren Festivalprogramm,<br />
das Monika Rinck verantwortet hat.<br />
Diverse Entdeckungen unseres Sortimentleiters<br />
finden Sie demnächst in unseren<br />
Lyrikregalen!<br />
FOKUS LYRIK<br />
Die Wagner’sche –<br />
eine Buchhandlung mit<br />
ausgesuchtem Lyrikangebot –<br />
eingeladen nach Frankfurt<br />
© Alexander-Paul-Englert
Katja Gasser (ORF)<br />
führte durch den<br />
Abend, Robert Renk<br />
hielt die Laudatio,<br />
Benedikt Föger,<br />
Präsident des<br />
Hauptverbands des<br />
Österreichischen<br />
Buchhandels,<br />
würdigte den Autor.<br />
„Frieden und Toleranz sind die gesellschaftlichen<br />
Eckpfeiler, auf denen jeder intellektuelle<br />
Diskurs und jede Schaffung und<br />
Auseinandersetzung von und mit Kunst fußt.<br />
Es ist die ureigenste Eigenschaft, gerade von<br />
Verlagen und Buchhandlungen, an die Utopie<br />
einer gerechten und friedlichen Welt im Zeichen<br />
von Toleranz im Denken und Handeln<br />
zu glauben. Weltenbürger Ilija Trojanow, der<br />
Preisträger des Ehrenpreises für Toleranz<br />
in Denken und Handeln 2018, ist mit seiner<br />
Lebensgeschichte und seinem literarischen<br />
Schaffen der Idealtypus eines Menschen, der<br />
diesen Preis verdient. In seiner Dankesrede<br />
hat er sein (Un)Verständnis für die aktuelle<br />
politische Situation und den Umgang mit<br />
dem Fremden, dem Nichtvertrauten, auch<br />
klar zum Ausdruck gebracht.“<br />
Benedikt Föger<br />
Präsident des Hauptverbandes des<br />
Österreichischen Buchhandels<br />
„Eigentlich bin ich extrem<br />
intolerant. Intolerant gegenüber<br />
Ungerechtigkeit, Verachtung,<br />
Ressentiments und Dummheit.“<br />
Am 25. <strong>No</strong>vember 2018 bekam Ilija Trojanow<br />
in Spitz an der Donau den Ehrenpreis des<br />
Österreichischen Buchhandels für Toleranz in<br />
Denken und Handeln überreicht.<br />
Ein Auszug aus der Laudatio * von Robert Renk.<br />
Ich war also in den letzten Monaten auf<br />
Reisen. Auf dem Trojanow-Kontinent.<br />
Der ist mindestens so vielfältig wie<br />
Indien. Und – da beißt sich die literarische<br />
Katze aufs Schönste in den weltaffinen<br />
Schwanz – die farbenprächtige Vielfalt<br />
Indiens kenne ich ausschließlich aus den<br />
Büchern von Ilija Trojanow. Jetzt kann ich<br />
es zugeben: Es war eine der aufregendsten,<br />
vielseitigsten und dennoch konsequentesten<br />
Reisen meines Lebens. Und keines<br />
der Bücher hätte ich missen wollen, jedes<br />
Einzelne ist seine Reise wert: Ich saß mit<br />
Alexandar und seinem rüstigen Patenonkel<br />
Bai Dan auf dem Tandem … Ich war mit<br />
Richard Francis Burton, dieser Ausnahmeerscheinung,<br />
in Indien und Afrika, mehr<br />
noch, hab ihn gespiegelt sehen dürfen, nicht<br />
nur aus dem Blickwinkel seiner überheblichen<br />
englischen Freunde, nein, auch durch<br />
die Augen seiner indischen Diener oder<br />
afrikanischen Führer. Etwas, das diesen<br />
Roman „Weltensammler“ unter anderem so<br />
außergewöhnlich macht.<br />
Ich bin den Ganges entlang gegangen,<br />
habe den Haddsch durchgeführt, bin quer<br />
durch Bulgarien, sowohl geografisch, als<br />
auch historisch, bin zu den dahin schmelzenden<br />
Gletschern Tirols und auf einem<br />
Kreuzfahrtschiff in die Antarktis gereist …<br />
Und das alles, ohne meine zwei Zimmer<br />
zu verlassen. Zusammenfassend kann ich<br />
sagen: Die Welt ist unverständlich, doch<br />
Rettung lauert im richtigen Buch!<br />
Da passt es gut, dass uns der Meister<br />
selbst in seiner Gebrauchsanweisung diese<br />
Form des Reisens nahebringt: Er meint:<br />
„Selbst ein einziger Ort kann Spielplatz<br />
einer Entdeckungsreise werden. Eine Buchhandlung<br />
etwa.“<br />
* Die gesamte Laudatio kann man nachlesen in<br />
der Zeitschrift Literatur und Kritik, Heft 531/532 –<br />
März 2019 (Otto Müller, Hrsg. Karl-Markus Gauß)<br />
© Hauptverbands des Österreichischen Buchhandels
Im Rhythmus der<br />
Eisenbahn geschrieben<br />
Martin Fritz im Gespräch mit Jaroslav Rudiš<br />
Wer mit dem tschechischen Autor<br />
Jaroslav Rudiš ins Gespräch kommt,<br />
muss für gewöhnlich nicht lange warten, um<br />
in den Genuss seines schier grenzenlosen,<br />
enzyklopädischen Wissens über europäische<br />
Geschichte zu kommen. Es gibt wohl keinen<br />
Ort zwischen Zürich, Prag, Szeged und<br />
Sarajevo, zu dem Rudiš nicht sofort die verblüffendsten<br />
und unterhaltsamsten Schnurren<br />
einfallen würden. Meistens weiß er mehr<br />
als die Einheimischen über ihre Heimat. In<br />
seinem aktuellen Roman „Winterbergs letzte<br />
Reise“ hat er dieser Leidenschaft konsequent<br />
freien Lauf gelaufen und lässt zwei exzentrische<br />
Charaktere kreuz und quer durch<br />
Mitteleuropa reisen und sie den historischen<br />
Verbindungen und Schrecknissen ihrer Reiseroute<br />
wie ihren eigenen Lebensgeschichten<br />
nachspüren. Dieser wilde Eisenbahn- und<br />
Assoziationsritt von der ersten Feuerhalle<br />
Österreichs, die aber in Tschechien steht,<br />
über den venezianischen Sohn albanischer<br />
Eltern Carl Ritter von Ghega, den Architekten<br />
der Semmeringbahn, und sein Ehren-<br />
grab am Wiener Zentralfriedhof bis hin zum<br />
unglücklichen Chauffeur Leopold Lojka und<br />
dessen Gaststätte in Znojmo wurde nominiert<br />
für den Preis der Leipziger Buchmesse.<br />
Bevor Rudiš damit das Innsbrucker Prosafestival<br />
eröffnen wird, hat er Martin Fritz im<br />
Interview verraten, wie „Winterbergs letzte<br />
Reise“ entstanden ist, warum er nicht Eisenbahner<br />
geworden ist und was er abseits der<br />
Literatur so treibt.<br />
© Peter von Felbert<br />
Der Protagonist deines letzten<br />
Romans „Nationalstraße“ ist<br />
sehr nah an einem tatsächlich<br />
existierenden Menschen, den du<br />
in einer Kneipe getroffen hast,<br />
angelehnt. Gibt es für deine neue<br />
Hauptfigur, den schrulligen,<br />
geschichtsbesessenen Wenzel<br />
Winterberg, ebenfalls reale<br />
Vorbilder?<br />
Ja, so ist es. Ein Freund vor mir leidet an<br />
der Schlacht zwischen Preußen und Österreich<br />
bei Königgrätz 1866, die sich in der<br />
Gegend abspielte, wo ich aufgewachsen bin.<br />
In der Landschaft sieht man bis heute noch<br />
die Spuren der Schlacht. Ich war mit ihm<br />
öfters da. Er weiß sehr viel über die Geschichte,<br />
er hat viel Humor, aber auch viel<br />
Melancholie. So ist Winterberg entstanden.<br />
Er ist fast hundert Jahre alt und macht noch<br />
eine letzte Eisenbahnreise durch die Geschichte<br />
von Mitteleuropa. Von Berlin über<br />
Königgrätz, Prag, Linz, Wien und Budapest<br />
bis nach Sarajevo.<br />
Winterberg und sein Pfleger Herr<br />
Kraus reisen mit dem Baedeker<br />
Reiseführer Österreich-Ungarn von<br />
1913, was ihre Reise quer durch<br />
Mitteleuropa auch ein bisschen zur<br />
Zeitreise macht. Wie bist du auf diese<br />
Idee gekommen? Und hast du es ihnen<br />
zu Recherche-Zwecken gleich getan?<br />
Sie sind unterwegs mit dem letzten Baedeker<br />
vor dem Weltkrieg, danach war alles anders.<br />
Der Freund von mir, der an der Geschichte<br />
und an der Schlacht bei Königgrätz leidet,<br />
reist immer mit diesem Buch in der Tasche.<br />
So ist es entstanden. Man ist überrascht, wie<br />
viel von damals noch da ist …<br />
Eine wichtige Rolle spielt auf<br />
Winterbergs Reise auch die<br />
Eisenbahn. Als Autor bist du<br />
sicher auch viel mit der Eisenbahn<br />
unterwegs, fährst du selbst eigentlich<br />
gern Bahn?<br />
Klar. Ich komme aus einer alten Eisenbahnerfamilie<br />
und nur meine dicke Brille<br />
hat mich vor der Eisenbahn gerettet. Ich<br />
habe es damals sehr bereut. Wenn mich<br />
jemand fragt, was uns in Mitteleuropa<br />
nach der alten Monarchie geblieben ist, ist<br />
es die Eisenbahn. Ich habe an dem Roman<br />
auch viel im Zug geschrieben, vor allem im<br />
Speisewagen. Das hat sicher die Musikalität<br />
des Buches beeinflusst. Es ist im Rhythmus<br />
der Eisenbahn geschrieben.<br />
„Winterbergs letzte Reise“ ist der<br />
erste Roman, den du auf Deutsch<br />
geschrieben hast. Wie kam es zu<br />
diesem Sprachwechsel in deinem<br />
Schreiben? Was ist beim Schreiben<br />
auf Deutsch anders? War es<br />
schwieriger oder leichter, als du vorab<br />
gedacht hast?<br />
Es hat Spaß gemacht und es fiel mir nicht<br />
schwer. Mir ist diese Zweisprachigkeit sehr<br />
wichtig, zu Böhmen, zu unserer Geschichte,<br />
gehören einfach die beiden Sprachen. Ich<br />
finde es sehr traurig, dass wir diese Zweisprachigkeit<br />
verloren haben. Ich hole es mir<br />
einfach zurück.<br />
Darf die Konzentration auf die gemeinsame,<br />
geteilte mitteleuropäische<br />
Geschichte der Nachfolgestaaten der<br />
Donaumonarchie – oder sollte ich wie<br />
Winterberg sagen: der „Elbemoldaudonausavebosnamonarchie“<br />
–, die in<br />
deinen Romanen immer schon und in<br />
„Winterbergs letzte Reise“ besonders<br />
zu bemerken ist, auch gelesen und<br />
verstanden werden als ein Kommentar<br />
zu aktuellen anti-europäischen<br />
Tendenzen, zu Nationalismus und<br />
Abschottung?<br />
Vielleicht ja! Winterberg und Kraus suchen<br />
und finden eher das, was uns hier alle verbindet,<br />
unsere Geschichte zum Beispiel, als<br />
das, was uns trennt.<br />
Tschechien ist das Gastland<br />
der Leipziger Buchmesse 2019,<br />
welche Bücher und AutorInnen aus<br />
Tschechien kannst du uns besonders<br />
empfehlen?<br />
Ein großartiger Autor ist Jáchym Topol,<br />
sein Roman „Ein empfindsamer Mensch“<br />
ist wirklich ganz toll. Ich mag auch die Bücher<br />
von Emil Hakl sehr. Oder die Romane<br />
von Radka Denemarková, die sind auch<br />
sehr stark.<br />
Was sind deine nächsten Pläne?<br />
Hast du schon einen neuen Roman<br />
in Arbeit oder dürfen wir uns wieder<br />
einmal auf eine Graphic <strong>No</strong>vel oder<br />
gar Musik freuen?<br />
Ja, im März erscheint die neue Platte<br />
von der Kafka Band. Diesmal geht die<br />
Reise nach Amerika. Mit Franz Kafka<br />
natürlich..<br />
Jaroslav Rudiš, geboren 1972, studierte Deutsch<br />
und Geschichte in Liberec/Reichenberg, Zürich und<br />
Berlin. Rudiš ist Schriftsteller (bisher 6 Romane<br />
veröffentlicht, davon gleich einige verfilmt), Publizist<br />
(u. a. für die Frankfurter Allgemeine Zeitung, den<br />
Tschechischen Rundfunk und die BBC), Comicautor<br />
(gemeinsam mit Illustrator Jaromír 99), Musiker (bei<br />
der Kafka Band) und Eisenbahn-Fan.<br />
Lesung:<br />
Jaroslav Rudiš liest im<br />
Rahmen des 17. Prosafestivals<br />
am Do., 4. April 2019, 20:00 Uhr<br />
in der Stadtbibliothek Innsbruck.<br />
(Mehr zum diesjährigen Prosafestival<br />
erfahren Sie auf S. 20 –24)<br />
Eintritt frei!<br />
Buchtipps:<br />
Jaroslav Rudiš & Jaromír 99:<br />
Alois Nebel – Leben nach<br />
Fahrplan, Comic<br />
Voland & Quist Verlag, 128 S.,<br />
€ 25,80<br />
Jáchym Topol:<br />
Ein empfindsamer Mensch<br />
Suhrkamp Verlag, 494 S.,<br />
€ 25,70<br />
Jaroslav Rudiš:<br />
Winterbergs letzte Reise<br />
Luchterhand Verlag, 544 S.,<br />
€ 24,70<br />
Radka Denemarková:<br />
Ein Beitrag zur Geschichte<br />
der Freude<br />
Hoffmann & Campe Verlag,<br />
336 S., € 24,70<br />
Karel Čapek:<br />
Seltsames England<br />
Lenos Babel Verlag, 180 S.,<br />
€ 17,–<br />
Emil Hakl:<br />
Kiras Version<br />
Braumüller Verlag, 220 S.,<br />
€ 24,–<br />
Dora Čechová:<br />
Ich wollte kein Lenin werden<br />
Wieser Verlag, 120 S.,<br />
€ 17,90<br />
Jiří Kratochvil::<br />
Die Causa Neufundländer<br />
Wieser Verlag, 120 S.,<br />
€ 17,90
© Privat<br />
Alles Schreiben ist Selbstschutz<br />
Zum 5-jährigen Jubiläum von W:ORTE, dem Lyrikfestival<br />
Innsbruck, besucht einer der wichtigsten Autoren die Wagner’-<br />
sche. Schön, dass seine gesammelten Gedichte allesamt neu<br />
aufgelegt wurden und auch als Kassette zu haben sind. Eine<br />
rühmliche Entscheidung des Ullstein Verlages. Ein Gespräch<br />
mit Wolf Wondratschek von Siljarosa Schletterer<br />
die Sprache<br />
muss glühen<br />
Wolf Wondratschek<br />
Zu Beginn: Herzlichen Dank dafür,<br />
dass Sie mir die Möglichkeit eines<br />
Interviews geben.<br />
Marcel Reich-Ranicki meinte einmal<br />
über Sie, dass Sie die Lyrik der<br />
68er Generation repräsentieren:<br />
„Ich halte ihn als Vertreter dieser<br />
Generation für einen wichtigen<br />
Lyriker.“ (Literarisches Quartett<br />
vom 5.3.1992) Was sagt Ihnen<br />
heute dieser Satz?<br />
Die Anerkennung eines Schwergewichts<br />
wie Reich-Ranicki war nicht unangenehm,<br />
hatte aber wenig bis keinen Einfluss auf<br />
die Begeisterung der Leser für meine Gedichte<br />
damals in den Siebziger Jahren. Die<br />
haben mich gelesen wie sie Songs von Bob<br />
Dylan hörten. Ich bezweifle, dass sie den<br />
Namen Reich-Ranicki überhaupt je gehört<br />
haben; und ganz sicher las keiner von denen<br />
irgendwelche Zeitungen. Schöne Zeiten.<br />
Lange her.<br />
Adhoc eine Frage: Was könnte<br />
heute zu einer erneuten Poesie-<br />
Begeisterung führen?<br />
Poesie-Begeisterung? Darunter kann ich<br />
mir nichts Gutes vorstellen.<br />
Wie würden Sie heute Ihren Antrieb<br />
beschreiben, Lyrik zu schreiben?<br />
Erst einmal: ich schreibe Gedichte, keine<br />
Lyrik. Ich mag das Wort nicht. Habe es<br />
noch nie gemocht. Mein Antrieb? Keine<br />
Ahnung. Das Gefühl, in einer Welt übervoller<br />
Informationen etwas Unnötiges zu<br />
tun. Das Unbrauchbare, Überflüssige zu<br />
rehabilitieren.<br />
Was stört Sie am Begriff der Lyrik?<br />
Das Unpersönlichere? Ich habe<br />
darin immer die Unterstreichung des<br />
musikalischen Partes gesehen (aus<br />
griech.lyrikos „zum Spiel der Lyra<br />
gehörig).<br />
Wer hat noch eine Lyra zur Hand?<br />
Griechenland ist verweht.<br />
Welche Rolle spielt Musik für Sie<br />
generell dabei?<br />
Das Zusammenspiel der Vokale mit den<br />
Konsonanten ist immer musikalisch. Es gibt<br />
Momente, wo ich Rap schreibe, oder das<br />
Gegenteil, eine Arie. Es gibt Tage, wo ich<br />
singen will, und Tage, wo Schweigen den<br />
Ton angibt. Es gibt nichts, worauf man sich<br />
verlassen kann.<br />
Sie meinten in einem Interview mit<br />
Roger Willemsen, dass die Liebe<br />
das einzige Reich sei, in dem wir<br />
begreifen, dass wir nicht frei sind, und<br />
weiter, dass wir in der Liebe nicht<br />
unsre besten Fähigkeiten kultivieren<br />
würden. Würden Sie das ähnlich für<br />
die Poesie beschreiben? Oder gibt<br />
es Aufgaben, höhere Ziele, die die<br />
Poesie verfolgen sollte?<br />
Ach, die Liebe. Was soll man darüber<br />
noch sagen? Sie ist da, sie ist nicht da, sie<br />
ist flüssig, sie ist der Stein, über den die<br />
Wasser gehen. Sie redet mit sich selbst. Sie<br />
ist Apfel und Schlange. Alles leicht nehmen.<br />
Ich glaube, da gehts lang. Aber die Sprache<br />
muss glühen.<br />
Wolf Wondratschek wuchs in Karlsruhe auf und<br />
lebt, nachdem er Literaturwissenschaft, Philosophie<br />
und Soziologie studierte, seit 1967 als freier Schriftsteller<br />
zunächst in München, gegenwärtig in Wien.<br />
Seine radikale Opposition zum herkömmlichen<br />
Literaturbetrieb war prägend. In den 1970er Jahren<br />
veröffentlichte er eine Reihe von Gedichtbänden, mit<br />
denen er außerordentlich große Auflagen erzielte.<br />
Viele seiner Werke wurden in Musik gesetzt, unter<br />
anderem von Wolfgang Rihm.<br />
Buchtipp:<br />
46<br />
Wolf Wondratschek:<br />
Gesammelte Gedichte in 13 Bände<br />
Ullstein Verlag, € 59,70<br />
Wagner’sche.<br />
Dazu anschließend zwei weitere<br />
Fragen: Inwiefern identifizieren<br />
Sie sich heute mit der/ einer „68er<br />
Generation“? Wieviel – falls man<br />
das überhaupt so bezeichnen kann –<br />
von einem „68er“ Geist steckt oder<br />
sollte immer noch in der heutigen<br />
Literaturlandschaft stecken?<br />
Wenn man wie ich in den 68er Jahren in<br />
Frankfurt lebte, also nahe am Geschehen,<br />
bleiben Kontakte nicht aus, die aber<br />
hauptsächlich privater Natur waren, keine<br />
ideologischen. Wenn die Jungs von ihren<br />
politischen Debatten genug hatten, legten<br />
sie in meiner Wohnung eine Pause ein. Aber<br />
natürlich war ich, wie man das strafrechtlich<br />
später nannte, ein Sympathisant; mit wem<br />
sonst hätte ich Sympathie haben sollen?<br />
Kann das Schreiben von Gedichten<br />
auch Selbstschutz sein?<br />
Alles Schreiben ist Selbstschutz. Schon<br />
die Entscheidung, eine Affäre mit dem<br />
Schreiben zu beginnen, ist Selbstschutz.<br />
Glück hat, wessen Affäre zu einer Liebesgeschichte<br />
wird, noch dazu einer lebenslangen.<br />
Da hat sich niemand einzumischen.<br />
Sie schrieben, dass Sie verrückt<br />
nach Frauen sind, die Sie verlassen.<br />
Trifft dies auch für Momente der<br />
„Inspiration“ oder der Poesie zu?<br />
Frauen, die mich verlassen haben, zeigten,<br />
dass sie kluge Wesen waren. Auf<br />
jede war ich stolz. Ich habe jede, die ging,<br />
bewundert. Ich war einverstanden. Wir<br />
kommen und gehen. Wie Nächte auf Tage<br />
folgen. Wir alle waren einmal mutig. Wir<br />
hatten nichts zu verlieren.<br />
Lesung:<br />
Im Rahmen von W:ORTE –<br />
5. Lyrikfestival Innsbruck<br />
liest Wolf Wondratschek am<br />
Fr., 14. Juni um 19:30 Uhr<br />
Wagner’sche<br />
Universitätsbuchhandlung<br />
Eintritt frei!
W:ORTE – 5. Lyrikfestival<br />
Der Herbst gehört dem Krimi, der ausgehende Frühling<br />
aber gehört der Lyrik. Von Robert Renk<br />
Veranstaltet von 8ungKultur und Literaturhaus am Inn<br />
12. bis 19. Juni 2019<br />
W:ORTE, das Innsbrucker Lyrikfestival,<br />
wird FÜNF. Kaum zu glauben, wenn man<br />
bedenkt, wie schwierig die Geburt war.<br />
Jetzt – schon nach so kurzer Zeit – hat<br />
sich das Festival zu einer der wichtigsten<br />
Adressen im deutschsprachigen Raum<br />
gemausert und Lyriklesungen mit mehr<br />
als 100 ZuhörerInnen sind nicht die Ausnahme,<br />
sondern die Regel. Zudem ist das<br />
Innsbrucker Lyrikfestival auch das einzige<br />
mit eigenem Kammerorchester! Denn<br />
natürlich wird auch heuer die wunderbare<br />
Zusammenarbeit mit dem Tiroler Kammerorchester<br />
InnStrumenti fortgesetzt, wenn<br />
am Samstag, den 15. Juni der Lyriker José<br />
Oliver im ORF Studio 3 mit im Orchestergraben<br />
steht und seine Gedichte – teils<br />
mit Kompositionsauftragswerken vertont<br />
– vom Autor selbst bzw. vom Orchester<br />
interpretiert werden.<br />
Zuvor aber gilt es eine Ausstellung zu<br />
eröffnen und zu besuchen. W:ORTE 5 beginnt<br />
heuer früher, nämlich schon (außertourlich)<br />
mit der Ausstellungspräsentation<br />
von Siegfried Höllrigl und seiner bibliophilen<br />
Welt, der Offizin S. (der Handpresse<br />
aus Meran) am 5. Juni im Literaturhaus!<br />
Eine Woche später – am Mittwoch, den<br />
12. Juni – beginnt das Festival offiziell, mit<br />
einem Abend, an dem das SAAV-Projekt &<br />
Foliobuch „Lyrischer Wille – Poesie einer<br />
multilingualen Gesellschaft“ im Literaturhaus<br />
präsentiert wird. Arno Dejaco &<br />
Matthias Vieider präsentieren gemeinsam<br />
mit am Projekt beteiligten AutorInnen das<br />
eigens für diesen Abend kreierte Kettengedicht<br />
aus dem Übersetzungsprojekt „Lyrischer<br />
Wille“ (Folio Verlag; Besprechung<br />
auf der rechten Seite).<br />
Zum Fünften wird es auch international<br />
– mehr:orte, mehr:worte, mehr:sprachen<br />
heißt es, wenn Versepolis Einzug in Innsbruck<br />
hält. Am Donnerstag wandert<br />
das Festival in die schönen Räume der<br />
Stadtbibliothek. Dort präsentiert werden<br />
Ramunė Brundzaitė aus Litauen und<br />
Maarten Inghels aus Flandern (beide angefragt),<br />
die beide am europaweiten Pool<br />
von Versepolis teilnehmen. Die deutsche<br />
Stimme verleiht ihnen Stefan Wancura, den<br />
man von der T. C.-Boyle-Lesung noch in<br />
bester Erinnerung hat.<br />
Der traditionelle Abend in der Wagner’-<br />
schen gehört einem der ganz Großen im<br />
Revier des Gedichts. Denn er schreibt keine<br />
Lyrik, sondern Gedichte, wie man aus dem<br />
Interview – geführt von Mitorganisatorin<br />
Siljarosa Schletterer – auf Seite 46/47 erfährt.<br />
Wolf Wondratschek kommt nach<br />
Innsbruck. Sein Gedichtband „Chuck’s<br />
Zimmer“ (1974) ist übrigens noch immer<br />
der ungeschlagene Bestseller im Bereich<br />
Lyrik und erreichte eine 6-stellige Auflage!<br />
Der Samstag gehört ganz den<br />
„klang_sprachen“!<br />
Diese extra für das Festival entwickelte<br />
Konzertreihe verkündet das Wort aus<br />
dem Orchestergraben. Sie folgt dem Ansinnen<br />
einer stärkeren interdisziplinären<br />
Vernetzung von Kunstsparten in Tirol.<br />
Bei „klang_sprachen“ kommt es zu einem<br />
Brückenschlag zwischen zeitgenössischer<br />
Musik und Literatur. Dort wird also in<br />
Zusammenarbeit mit dem Tiroler Kammerorchester<br />
InnStrumenti und dem ORF-<br />
Tirol ein Abend musikalisch ganz einem<br />
Lyriker gewidmet. Kompositionen,<br />
Arrangements eines ganzen Kammerorchesters<br />
und der Lyriker mitten drin!<br />
(Samstag, 15. Juni um 20:15 Uhr im ORF<br />
Studio 3). Wie eingangs schon erwähnt<br />
steht der diesjährige Abend ganz im Zeichen<br />
des deutsch-andalusischen Poeten José<br />
F.A. Oliver. Das Tiroler Kammerorchester<br />
InnStrumenti spielt u. a. Uraufführungen<br />
von Morgana Petrik, Gunter Schneider,<br />
Hannes Sprenger und Klex Wolf. Auch eine<br />
Vertonung von Federico García Lorca wird<br />
zu hören sein.<br />
Dann geht es am Sonntag (16. Juni) exklusiv<br />
an den W:ÖRTERSEE, der in unserer<br />
Gegend nur Lanser See heißen kann. Im<br />
wunderbaren Ambiente des seit drei Jahren<br />
neu geführten See- und Kulturbetriebs erlebt<br />
man ein sechsfaches ACH. ACH steht<br />
nicht für die phänomenale Aussicht dort,<br />
sondern für ein Treffen von je drei österreichischen<br />
(A) und drei Schweizer (CH)<br />
AutorInnen. Es lesen & performen: Anja<br />
Utler (D/A), Christian Futscher (A), Isabella<br />
Feimer (A), Christian Uetz (CH), Michelle<br />
Steinbeck (CH) und Sascha Garzetti<br />
(CH). Abgerundet wird der Abend am See<br />
vom Literatur-DJ der Herzen: Martin Fritz.<br />
An einem eigenen TRANSP:ORT wird mit<br />
der IVB noch verhandelt, mehr demnächst<br />
auf unseren websites (s. u.).<br />
Und es geht gleich weiter, denn am Montag,<br />
den 17. Juni macht das Festival W:ORTE<br />
einen Ausflug nach Telfs in die wunderschöne<br />
Villa Schindler (Obermarktstraße<br />
45). Dort warten nicht nur ein wunderbarer<br />
Bösendorfer auf das Publikum, sondern<br />
auch U. Elisabeth Sarcletti & José F.A. Oliver.<br />
Veranstaltet in der feinen Kooperation<br />
mit der Bücherei&Spielothek Telfs.<br />
Der Abschluss gehört dann, am Mittwoch,<br />
den 19. Juni, dem Innsbrucker Limbus<br />
Verlag, einem der inzwischen wichtigsten<br />
Lyrikverlage im deutschsprachigen Raum:<br />
Wir freuen uns, Katharina J. Ferner und<br />
Daniela Chana (angefragt) präsentieren<br />
zu können. Moderiert vom Verleger<br />
Bernd Schuchter.<br />
Genaues Programm ab Ende<br />
März zu sehen unter:<br />
lyrikfestival.wordpress.com<br />
www.facebook.com/W-ORTE-<br />
Lyrikfestival-Innsbruck<br />
www.wagnersche.at<br />
www.literaturhaus-am-inn.at<br />
www.literaturtirol.at<br />
Wenn das Wort plötzlich<br />
körperlich erfahrbar wird, vermacht<br />
uns Anja Utler gerade<br />
neue Laute, zerstückelt sie<br />
Sprache in Musik, vers-splittert<br />
sie das Gedicht in Basallaute,<br />
in Basalgefühle. Es ist<br />
vielleicht eine Vertonung, eine<br />
Verschriftlichung der Nachkriegsgeneration<br />
mit all ihren<br />
Brüchen, Lücken und Ungereimtheiten.<br />
Da werden dann<br />
Konsonanten und Vokale zu<br />
den Molekülen des Gefühls.<br />
Gerade die beigefügte CD<br />
offenbart den zweigestückelten<br />
Monolog, das atemlose Panoptikum,<br />
das Klangmosaik.<br />
Siljarosa Schletterer<br />
Anja Utler:<br />
jana, vermacht<br />
Edition Korrespondenzen, 112 S.,<br />
€ 20,50<br />
55 AutorInnen, im Raum<br />
Südtirol sozialisiert oder hier<br />
lebend, beteiligen sich am multilingualen<br />
Übersetzungsprojekt,<br />
in dem ein Ausgangstext in<br />
eine zweite, dieser dann in eine<br />
nächste Sprache übersetzt wird<br />
und so weiter: Deutsch, Albanisch,<br />
Ladinisch, Italienisch,<br />
Persisch, Südtiroler Dialekt,<br />
Neapolitanischer Dialekt, Arabisch,<br />
Englisch – so vielfältig<br />
wie die Gesellschaft im überschaubaren<br />
Raum Südtirol sind<br />
auch die daraus entstandenen<br />
poetischen Kettengedichte.<br />
Anna Rottensteiner<br />
SAAV:<br />
Lyrischer Wille.<br />
Folio Verlag, 413 S., € 18,40<br />
Die Natur, den Tod, die Nacht,<br />
und vor allem das Leben mit<br />
einem Du schreibt Sascha Garzetti<br />
in seinen neuesten Band<br />
ein. Seine Zeilen fallen nicht<br />
nur, wie der Schnee in seinen<br />
Gedichten, der „Landschaft<br />
auf den Mund“ (S.11), sondern<br />
seine Mundvokabeln fallen<br />
direkt ins Gespür und werden<br />
dann vom Herzmuskel heraus<br />
buchstabiert. So möchte man<br />
nach dem Lesen in Anlehnung<br />
an den ersten Gedichtzyklus<br />
sagen: Vielleicht kann, wenn wir<br />
(seine) Lyrik lesen, etwas aus<br />
uns werden. Lese- und Fühlempfehlung!<br />
Siljarosa Schletterer<br />
Sascha Garzetti:<br />
Und die Häuser fallen nicht um<br />
Wolfbach Verlag, 88 S., € 19,–<br />
„Alles außer Lyrik ist Irrsinn.“<br />
Diesen Satz des Avantgarde-<br />
Dichter Andreas Okopenko<br />
stellt Christian Futscher seinem<br />
Lyrikband voran. Der Wahnsinn<br />
des täglichen Lebens kann<br />
ja genauso gut im Gedicht stattfinden.<br />
In wenigen Zeilen, mit<br />
viel Witz und Sinn für das Absurde<br />
bringt der Poet die Dinge<br />
auf den Punkt und führt vor,<br />
wie selbst das Unpoetischste zur<br />
Poesie werden kann: Ein Ort<br />
namens Bümpliz, ein fluchendes<br />
Knie, ein Hosenkauf – man irrt<br />
nicht, wenn man sich für diese<br />
Lyrik entscheidet! Gabriele Wild<br />
Christian Futscher:<br />
Alles außer Lyrik. Gedichte.<br />
Czernin Verlag, 192 S., € 20,–<br />
Wie verhält sich „tiefschwarz“<br />
zu „unsichtbar“? Isabella<br />
Feimer durchwandert in ihren<br />
Gedichten das Unfassbare:<br />
„Seele ist […] auch nur ein<br />
kleiner Fisch in einem viel zu<br />
großen Aquarium“, heißt es in<br />
einem der Gedichtzyklen, die<br />
um Kindheit, Liebe und Tod<br />
kreisen. Das Gefühl des Verlusts<br />
wird im Privaten wie im<br />
Politischen erkundet. Das Gedicht<br />
„Ich bin Europa“ z. B. ist<br />
eine scharfsinnige Betrachtung<br />
der europäischen Seele. Im<br />
tiefen Schwarz liegen viele<br />
Farben – davon erzählen diese<br />
Gedichte. Gabriele Wild<br />
Isabella Feimer:<br />
Tiefschwarz zu unsichtbar. Gedichte<br />
mit zehn Fotografien von Manfred Poor<br />
Limbus Verlag, 96 S., € 13,–<br />
Selten hat das Lesen von<br />
Gedichten so viel Spaß gemacht.<br />
Beobachtungswitz<br />
und Sprachgabe oder besser<br />
Sprachlust erwartet einen hier!<br />
Erfrischend, zynisch, frech und<br />
frei heraus erzählt. Genussvoll<br />
gedichtet und geträumt. Zum<br />
Weiterdenken, Weiterlachen.<br />
Ein selbstbewusster Spaziergang<br />
durch Hoch- und Tiefstimmungen.<br />
Schwungvolle<br />
Abhandlungen von Liebes- und<br />
Alltäglichkeiten. Würde man<br />
Michelle Steinbeck nach ihren<br />
Abendplänen fragen, würde<br />
sie vermutlich antworten: eine<br />
poetische Welteroberung.<br />
Katharina J. Ferner<br />
Michelle Steinbeck:<br />
Eingesperrte Vögel singen mehr<br />
Voland & Quist Verlag, 104 S., € 19,20<br />
„Ich trinke dich in mich /<br />
zurück“ (S. 12), heißt es gleich<br />
zu Beginn und damit hat sich<br />
Christian Uetz schon eingeschrieben<br />
in den Sprachfühlmuskel.<br />
Mit neologismenreicher<br />
Worttrance umgarnt er die<br />
Lesenden, egal ob seine Wörter<br />
gerade einen mystischen Gott,<br />
eine engelsgleiche Angebetete,<br />
sein Kind, die eigene Poesie<br />
oder doch alles gleichzeitig in<br />
seinen Zeilen besingen. „Das ist<br />
/ so göttlich der Wahnsinn“ (S.<br />
104). Wer könnte solche Zeilen<br />
nicht lieben? Jerry Maguire<br />
würde vielleicht schreiben: You<br />
had me at your first verse!<br />
Siljarosa Schletterer<br />
Christian Uetz:<br />
Engel der Illusion<br />
Edition Secession, 144 S., € 20,60<br />
Erregend zärtlich. Im Augenschein<br />
Atem erkundend. Im<br />
Blick 1 Zuhören. Gedichte aus<br />
dem filigran webenden Echo der<br />
Weltenschöpfungen Katharina<br />
J. Ferners. Ein Lyrikband,<br />
der mindestens zweisprachig<br />
ist. Erlauben Sie mir, dass ich<br />
Dialekte auch als Sprachen<br />
bezeichne. Das liegt an ihren<br />
jeweiligen Seins-Formen, die<br />
sich poetisch bew:orten. Ferner<br />
streichelt das Leben wie seine<br />
Komplizin. Verse im ahnenden<br />
Wissen um die Sehnsucht, die<br />
es anzunehmen gilt: wider alle<br />
Wortverkrustungen. José F.A. Oliver<br />
Katharina J. Ferner:<br />
nur einmal fliegenpilz zum frühstück<br />
Limbus Verlag, S. 96, € 13,–
Jung,<br />
aber<br />
oho!<br />
Bücher<br />
für<br />
Kinder<br />
und<br />
Jugend:<br />
„Dork diaries“ – die lustige<br />
Comicreihe für Mädchen<br />
geht weiter! Dates mit dem<br />
Schwarm, eine Kunstreise nach<br />
Paris und eine tolle Geburtstagsfeier<br />
– besser kann es für<br />
Nikki nicht laufen! Wären da<br />
nicht ihre kleine Schwester und<br />
eine doofe Tussi. Für Überraschungen<br />
ist gesorgt. Ein weiterer<br />
dramatischer und witziger<br />
Band der erfolgreichen Kinderbuchreihe<br />
ab 10. Lena Walder<br />
Rachel Renée Russell:<br />
Dork Diaries – Nikkis (nicht ganz so)<br />
genialer Geburtstag<br />
Schneiderbuch Verlag, 320 S., € 14,40<br />
Am Hof von Familie Schluckewitz<br />
ist immer was los, und<br />
meistens duftet es nach Opas<br />
leckeren Schokotörtchen.<br />
Richtig rund geht’s aber dann,<br />
als Wollschweinmama Fräulein<br />
Stinkewitz sieben kleine Ferkel<br />
zur Welt bringt. Mai bekommt<br />
fast Schwierigkeiten, als ihre<br />
kleine Schwester auf die Idee<br />
kommt, ihr kleines Schweinchen<br />
mit ins Zimmer zu nehmen.<br />
Und dann taucht noch Abraxas<br />
mit seiner Jugendbande auf, sie<br />
bringen ihren Bruder Henry<br />
in Schwierigkeiten. Sehr turbulente<br />
neue Buchreihe. Andrea Scheiber<br />
Anja Fröhlich:<br />
Wir Kinder vom Kornblumenhof<br />
Band. 1 – Ein Schwein im Baumhaus<br />
Ravensburger Verlag, 168 S., € 10,30<br />
In Orléans ist Schönheit alles<br />
– und nur die Belles haben die<br />
Macht, sie den Menschen zu<br />
verleihen. Nachdem sie jahrelang<br />
dafür trainiert hat, ist<br />
Camelia endlich bereit, ihren<br />
Dienst als Belle anzutreten.<br />
Doch sie muss bald feststellen,<br />
dass sich hinter den sorgsam<br />
gepflegten Fassaden des Königreichs<br />
Schreckliches verbirgt …<br />
Der Beginn dieser spannenden<br />
Reihe hinterfragt den allgegenwärtigen<br />
Schönheitswahn und<br />
ist gleichermaßen zuckersüß<br />
und dunkel. Maria Neumayr<br />
Dhonielle Clayton:<br />
The Belles. Schönheit regiert<br />
Planet Verlag, 512 S., € 19,60<br />
Drei Kapitel eines Fragments<br />
von Michael Ende rund um die<br />
Figuren Raubritter Rodrigo<br />
Raubein und seinem Knappen<br />
Knirps hat Wieland Freund<br />
fantastisch weitererzählt. Die<br />
Geschichte spielt im „finsteren<br />
Mittelalter“ und im dunklen,<br />
großen „Bangewald“, voll von<br />
alten Bäumen, Sumpfdruden<br />
und Wurzelgnomen. Märchenhaft<br />
setzt Freund diesen Figuren<br />
einen König, eine Prinzessin,<br />
einen Drachen und einen<br />
Bösewicht hinzu. Endes Anfang<br />
wird von Freund ausdrucksstark<br />
und spannend zu Ende<br />
erzählt. Silvia Spiegl<br />
Michael Ende, Wieland Freund:<br />
Rodrigo Raubein und Knirps, sein Knappe<br />
Thienemann Verlag, 208 S., € 17,50<br />
Nach dem Tod ihrer Mutter<br />
lebt die 14 -jährige Terry mit<br />
ihrem Frettchen Charly auf<br />
dem Forschungs-U-Boot<br />
Kopernikus bei ihrem Onkel.<br />
Auf den Weg nach Grönland<br />
machen sie Halt am Hafen<br />
der Geburtsstadt von Terry in<br />
Miami, und sie begibt sich zu<br />
ihrem ehemaligen Elternhaus.<br />
Was dann alles passiert, verrate<br />
ich nicht, jedenfalls wird sie<br />
entführt, denn man nimmt an,<br />
dass sie weiß, woran ihre Mutter<br />
gearbeitet hat, und dass sie<br />
noch am Leben ist. Ein Wettlauf<br />
mit der Zeit und mächtigen<br />
Gegnern. Irre spannend von<br />
Anfang an. Andrea Scheiber<br />
Andreas Gruber:<br />
Code Genesis,<br />
Band 1: Sie werden dich finden<br />
cbj Verlag, 336 S., € 13,40<br />
Agatha ist eine leidenschaftliche<br />
Detektivin und würde so gerne<br />
einen richtigen Fall haben.<br />
Eines Tages wird sie Zeugin<br />
eines Verbrechens: Eine alte<br />
Dame wird von einem Motorradfahrer<br />
angefahren. Sie bemerkt<br />
am Handgelenk des Opfers<br />
ein geheimnisvolles Tattoo<br />
und beginnt prompt mit ihrem<br />
besten Freund zu recherchieren.<br />
Dabei geraten die zwei schnell<br />
in die dunklen Machenschaften<br />
der Londoner Unterwelt. Ein<br />
packender Detektiv-Roman mit<br />
aktuellen Umwelt-Themen. Für<br />
Fans von Ruby Redfort und<br />
Young Sherlock Holmes.<br />
Lena Walder<br />
Lena Jones:<br />
Agatha Oddly –<br />
Das Verbrechen wartet nicht<br />
Loewe Verlag, 368 S., € 15,40<br />
50<br />
Wagner’sche.<br />
Flora Botterblom ist eine<br />
11-jährige Abenteurerin – und<br />
das wollte sie auch zu ihrem<br />
Beruf machen. Jedoch ist sie<br />
in eine Gärtnerfamilie hineingeboren.<br />
Wie langweilig. Doch<br />
als ihr Großvater ihr anvertraut,<br />
dass sie Wunderpflanzen<br />
anbauen und diese auch noch<br />
gestohlen wurden, beginnt für<br />
Flora das aufregendste Abenteuer<br />
überhaupt. Der erste<br />
wunderbare Band einer mehrteiligen<br />
Kinderbuchreihe. Am<br />
Ende des Buches findet man<br />
noch ein kleines Lexikon. Auf<br />
in den Garten! Lena Walder<br />
Astrid Göpfrich:<br />
Flora Botterblom – Die Wunderpeperoni<br />
Magellan Verlag, 208 S., € 13,40<br />
Rom, 94 n. Chr.: Vier Geschwister<br />
müssen in der Nacht<br />
aus ihrer Heimat fliehen, da<br />
ihre Familie vom römischen<br />
Kaiser Domitian des Hochverrats<br />
angeklagt worden sind.<br />
Für Juba, Ursula, Dora und<br />
Fronto beginnt eine tödliche<br />
Flucht quer durch das Land.<br />
Sie sollen nach Britannien, dort<br />
wartet ihr Onkel auf sie. Doch<br />
dieser scheint selber in dunkle<br />
Machenschaften verstrickt zu<br />
sein. Liebevoll gezeichnete Charaktere<br />
und historisches Wissen<br />
verpackt in einen spannenden<br />
Roman ab 10. Lena Walder<br />
Caroline Lawrence:<br />
Roman Quest – Flucht aus Rom<br />
ars Edition Verlag, 288 S., € 15,50<br />
Alfie Monk ist ein 11-jähriger<br />
Junge. So sieht er auf alle Fälle<br />
aus. Doch in Wirklichkeit ist<br />
er 1000 Jahre alt. Er und seine<br />
Mutter haben als Nimmertote<br />
schon so einiges erlebt.<br />
Die Wikinger in England zum<br />
Beispiel. Sogar Charles Dickens<br />
hat er persönlich getroffen.<br />
Als seine Mutter jedoch bei<br />
einem tragischen Unfall ums<br />
Leben kommt, möchte Alfie<br />
sein ewiges Leben loswerden.<br />
Dabei bekommt er Hilfe von<br />
seinen zwei neuen Freunden.<br />
So beginnt ein rasantes und<br />
nervenzerreißendes Abenteuer.<br />
Lena Walder<br />
Ross Welford:<br />
Der 1000-jährige Junge<br />
Coppenrath Verlag, 384 S., € 16,50<br />
„I can see U“ ist das erste<br />
Jugendbuch von BR-Journalist<br />
Matthias Morgenroth – und<br />
dieser Roman hat es in sich!<br />
Ben ist der Neue in der Klasse<br />
und Marie ist sofort hin und<br />
weg. Doch schon bald geschehen<br />
merkwürdige Dinge.<br />
Es tauchen Fake-Bilder von<br />
ihr auf und Geheimnisse ihrer<br />
Mitschüler kommen ans Tageslicht.<br />
Morgenroth greift aktuelle<br />
Themen wie die Digitalisierung<br />
und deren Möglichkeiten auf.<br />
Verpackt in einem spannenden<br />
und erschreckend realistischen<br />
Roman. Lena Walder<br />
Matthias Morgenroth:<br />
I can see U<br />
Coppenrath Verlag, 304 S., € 16,50<br />
Willkommen in der Niemalswelt,<br />
dem Limbus zwischen<br />
Leben und Tod, in der fünf<br />
Jugendliche dieselben 11,2 Stunden<br />
in Endlosschlaufe durchleben.<br />
Nur einer von ihnen<br />
wird die Niemalswelt lebendig<br />
verlassen. Die Freunde müssen<br />
untereinander abstimmen, wer<br />
diese Person sein soll. Je weiter<br />
man in die Geschichte vordringt,<br />
desto mehr Geheimnisse,<br />
Lügen und Rätsel kommen ans<br />
Tageslicht. Spannung bis zur<br />
letzten Seite! Viele unerwartete<br />
Wendungen und der flotte<br />
Schreibstil machen das Buch zu<br />
einem absoluten Muss!<br />
Klaudia Grünfelder<br />
Marisha Pessl:<br />
Niemalswelt<br />
Carlsen Verlag, 384 S., € 18,50<br />
Ein plötzlicher Umzug nach<br />
<strong>No</strong>rwegen, eine krebskranke<br />
Schwester, ein mysteriöser<br />
Junge, der von Wölfen großgezogen<br />
wurde, ein kontrollsüchtiger<br />
Vater und eine<br />
verworrene Familiengeschichte.<br />
Mittendrin: Nell, die ihre<br />
eigene Freiheit will. Lukas<br />
kann ihr diese Freiheit geben,<br />
aber er würde alles tun, um sein<br />
Rudel zu schützen. Alles. Die<br />
beklemmende und düstere Atmosphäre<br />
dieses Jugendbuches<br />
ab 14 Jahren zieht den Leser<br />
immer tiefer in eine Spirale aus<br />
Manipulation und Lüge.<br />
Klaudia Grünfelder<br />
Lucy van Smit:<br />
The Hurting – Als du mich gestohlen hast<br />
Chicken House Verlag, 368 S., € 17,50
America first.<br />
Make reading<br />
great again<br />
7 mal zwischen USA & Austria<br />
(Tipps von John Wray)<br />
Lesen<br />
bis der<br />
Arzt kommt<br />
7 Romane über Ärzte<br />
Jedes<br />
Wort<br />
zählt<br />
7 lyrische Kostbarkeiten!<br />
3×7<br />
Best<br />
aber<br />
Seller:<br />
52<br />
Wagner’sche.<br />
1<br />
2<br />
Multiple<br />
3<br />
Transit<br />
4<br />
Fiskadoro<br />
5<br />
Ich<br />
6<br />
Bluthunde<br />
7<br />
Komm,<br />
Das babylonische Wörterbuch<br />
Joaquim Maria Machado<br />
de Assis<br />
Manesse, € 20,60<br />
Choice<br />
Alejandro Zambra<br />
Suhrkamp, € 18,50<br />
der Venus<br />
Shirley Hazzard<br />
Ullstein, € 26,80<br />
Denis Johnson<br />
rororo, € 9,20<br />
war Diener im Hause Hobbs<br />
Verena Roßbacher<br />
Kiepenheuer & Witsch, € 22,70<br />
Don DeLillo<br />
Kiepenheuer & Witsch, € 22,60<br />
süßer Tod<br />
Wolf Haas<br />
Rowohlt Verlag, € 9,30<br />
1<br />
2<br />
Löwen<br />
3<br />
Königin<br />
4<br />
Drehtür<br />
5<br />
Arztroman<br />
6<br />
Dr.<br />
7<br />
Doktor<br />
Bevor wir verschwinden<br />
David Fuchs<br />
Haymon, € 19,90<br />
wecken<br />
Ayelet Gundar-Goshen<br />
Kein & Aber, € 14,40<br />
der Berge<br />
Daniel Wisser<br />
Jung und Jung, € 24,–<br />
Katja Lange-Müller<br />
Kiepenheuer&Witsch, € 11,40<br />
Kristof Magnusson<br />
Goldmann, € 10,30<br />
Siri und die Geisterfrau<br />
Colin Cotterill<br />
Goldmann, € 10,30<br />
Shiwago<br />
Boris Pasternak<br />
S.Fischer, € 11,40<br />
1<br />
2<br />
in<br />
3<br />
alfabet/alphabet<br />
4<br />
Sieben<br />
5<br />
Gesammelte<br />
6<br />
Tandlerfundstücke<br />
7<br />
Rudert!<br />
NOX<br />
Ann Carson<br />
NDbooks, € 54,–<br />
fließenden übergängen<br />
Gerhard Kofler<br />
Haymon, € 24,90<br />
Inger Christensen<br />
Kleinheinrich, € 41,20<br />
Zehntel eines Kopfes<br />
Daniil Charms<br />
Galiani, € 25,70<br />
Gedichte<br />
Robert Gernhardt<br />
S.Fischer, € 18,50<br />
Elfriede Gerstl<br />
Droschl, € 29,00<br />
Rudert!<br />
Tomaž Šalamun<br />
Edition Korrespondenzen, € 21,–
Mit<br />
den<br />
besten<br />
Empfehlungen:<br />
Dieses Buch erinnert an<br />
„Miami Vice“ und „Baywatch“,<br />
nur: es spielt in Finnland. Ein<br />
Investor benennt einen Strandabschnitt<br />
in Palm Beach um,<br />
und in der Folge wird gesurft,<br />
gemordet und geschmunzelt.<br />
Antti Tuomainen ist für mich<br />
DIE Krimi-Neuentdeckung<br />
der letzten Jahre. Nach seinem<br />
grandiosen Buch „Die letzten<br />
Meter bis zum Friedhof“ und<br />
seinem fulminanten Auftritt<br />
beim Krimifest Tirol 2018 setzt<br />
er mit seinem neuen Roman<br />
noch eins drauf. Absurde<br />
Komik, Spannung, schräge Figuren<br />
– ein richtig cooler Finne<br />
ist das! Bernhard Aichner<br />
Antti Tuomainen:<br />
Palm Beach, Finland<br />
Rowohlt Verlag, 368 S., € 20,60<br />
Ein Tycoon wird Präsident.<br />
Und tags darauf stirbt ein Poet.<br />
Ein Mädchen verschwindet.<br />
Eine Freundin engagiert einen<br />
Detektiv. Die Ermittlung verläuft<br />
sich im „waste land“ Kaliforniens.<br />
Die Sonne brennt. Es<br />
brodelt. „Der wilde Detektiv“<br />
ist „hard-boiled“. Und überdreht.<br />
Absolut undurchsichtig<br />
und unnachahmlich gescheit.<br />
Der Irrsinn feiert Urstände. Ein<br />
Staat kollabiert. „Die ganz normale<br />
beschissene Wirklichkeit“.<br />
Mit „Der wilde Detektiv“ lässt<br />
Lethem Dampf ab. Literatur als<br />
Ventil. Befreiende Lektüre in<br />
besch…eidenen Zeiten.<br />
Joachim Leitner<br />
Jonathan Lethem:<br />
Der wilde Detektiv<br />
Klett Cotta Verlag, 335 S., € 22,70<br />
Österreich 2024, türkis-blau<br />
ist Vergangenheit, LIMES verpasst<br />
dem Land ein orbanitäres<br />
Antlitz. Bobo Malte Dinger<br />
stolpert über eine Fahrscheinkontrolle<br />
in 25 Jahre Häfn,<br />
Kommissar Groschen über<br />
eine innerlich verbrühte Leiche<br />
in korrupte Machenschaften.<br />
Georgische Kriminelle, hysterische<br />
Burschenschaftlerinnen,<br />
Neonazis und Anarchisten<br />
treffen sich schließlich zum<br />
Finale infernale am Opernball.<br />
Stilsicher, sprachgewandt,<br />
wort- und lautverdrehend setzt<br />
Anzfrobel eine neue Muftdarke<br />
in die kottaneske Limikrandschaft.<br />
Andreas Hauser<br />
Franzobel:<br />
Rechtswalzer<br />
Zsolnay Verlag, 413 S., € 18,40<br />
Bereits „Die Bücherdiebin“<br />
hat die Leserschaft im Sturm<br />
erobert. Markus Zusaks neuer<br />
Roman beschreibt das Leben<br />
der fünf Dunbar-Brüder. Die<br />
Mutter ist tot, der Vater fort.<br />
Dessen Rückkehr stellt die Brüder<br />
auf die Probe und zwingt<br />
sie dazu, Brücken zu bauen<br />
– wortwörtlich. Zusak gelingt<br />
die virtuose Verknüpfung aus<br />
Vergangenheit und Gegenwart,<br />
seine Sprache bannt die<br />
Lesenden direkt am Geschehen.<br />
Die Figuren werden zu Helden,<br />
auch wenn nur die profansten<br />
Haustiere Heroennamen aus<br />
der Ilias tragen. Anja Moschen<br />
Markus Zusak:<br />
Nichts weniger als ein Wunder<br />
Limes Verlag, 640 S., € 22,70<br />
Art Keller at his best – Art Keller<br />
in Hochform! Don Winslows<br />
Abschluss der Trilogie um den<br />
mexikanisch-amerikanischen<br />
Drogenkrieg, ein Wiedersehen<br />
mit Totgeglaubten und in Vergessenheit<br />
geratenen Freunden,<br />
Feinden und Drogen. Die<br />
amerikanische Drogenpolitik<br />
ist gescheitert und der Hunger<br />
nach Heroin ist stärker als<br />
jemals zuvor. Auch hier schafft<br />
es Don Winslow wieder, seine<br />
Geschichte spannend und nah<br />
an der Realität zu erzählen.<br />
Lena Kripahle-Wiek<br />
Don Winslow:<br />
Jahre des Jägers<br />
Droemer Verlag, 992 S., € 26,80<br />
Seit Fräulein Smilla hat<br />
Peter Høeg einen Fixplatz im<br />
Literaturuniversum. Der nun<br />
vorgelegte neue Roman gefährdet<br />
diesen Fixplatz nicht.<br />
Es geht um Simon, Lisa und<br />
Peter, um ihre Kinderfreundschaft<br />
und ihre heutige Beziehung<br />
und um Neurowissenschaft.<br />
Vermutlich bringen nur<br />
wenige andere AutorInnen das<br />
alles unter einen Literatenhut.<br />
Høeg kann das. „Durch deine<br />
Augen“ ist unglaublich poetisch<br />
und lehrreich zugleich. Dabei<br />
spannend und ein echter „pageturner“.<br />
Was will man mehr?<br />
Michael Carli<br />
Peter Høeg:<br />
Durch deine Augen<br />
Hanser Verlag, 336 S., € 24,–<br />
54<br />
Wagner’sche.<br />
Leda beobachtet am Strand<br />
ihres süditalienischen Urlaubsorts<br />
eine neapolitanische<br />
Großfamilie, besonders die<br />
junge Nina und ihre Tochter<br />
Elena. Die eigene Vergangenheit<br />
drängt sich heftig in ihre<br />
Erinnerung, und sie begeht eine<br />
Tat, die ihr selbst unerklärlich<br />
ist. Der Roman ist ein elegantes<br />
Meisterwerk schonungsloser<br />
und kristallscharfer Offenlegung<br />
der Schönheit und Grausamkeit<br />
in den Beziehungen zwischen<br />
Müttern und Töchtern.<br />
Spannung bis zum letzten Satz<br />
bekommt man als Draufgabe<br />
dazu. Anna Rottensteiner<br />
Elena Ferrante:<br />
Frau im Dunkeln<br />
Suhrkamp Verlag, 444 S., € 20,60<br />
Vor zehn Jahren hat der<br />
Ich-Erzähler Belgrad fluchtartig<br />
verlassen, nun kehrt er<br />
zum Begräbnis der Großmutter<br />
zurück und stellt sich den Dämonen<br />
der Vergangenheit: den<br />
Erinnerungen an die Bombardierung<br />
Belgrads, den nationalistischen<br />
Indoktrinationen<br />
in Schule und Elternhaus, der<br />
ewigen Spirale von Hass und<br />
Gewalt und der bohrenden<br />
Frage: Wie konnte es sein, dass<br />
unsere Eltern das zugelassen<br />
und mitgetragen haben? Marko<br />
Dinić setzt einer vom Zerfall<br />
Jugoslawiens traumatisierten<br />
Generation ein sprachmächtiges<br />
Denkmal. Joe Rabl<br />
Marko Dinić:<br />
Die guten Tage<br />
Zsolnay Verlag, 239 S., € 22,70<br />
„Widerstand“ und „Würstelstand“,<br />
„Töchtersöhne“,<br />
„Sternsingen“ und „Insel der<br />
Seligen“. Als buchgewordenes<br />
Bonusmaterial zum „Haus<br />
der Geschichte Österreichs“<br />
versammelt der Band Vor- und<br />
Nachdenken über Österreich.<br />
Aufgeschrieben von Professor*innen<br />
und Poet*innen, ein<br />
Who’s Who in Rot-Weiß-Rot. Es<br />
eröffnen sich verblüffende Blickwinkel<br />
auf ein kleines Land, auf<br />
die Sehnsucht nach Weltgeltung<br />
und Vernebelungsversuche der<br />
eigenen Nichtigkeit. Kurzum:<br />
Man lernt ungemütlich viel über<br />
dieses ach so gemütliche Österreich.<br />
Joachim Leitner<br />
M. Sommer, H. Uhl und<br />
K. Zeyringer (Hrsg.):<br />
100 x Österreich<br />
Kremayr & Scheriau Verlag,<br />
400 S., € 29,90<br />
Das neue Buch von Armin<br />
Thurnher ist autobiografisch<br />
und fiktional zugleich. Der<br />
Roman reflektiert die reale<br />
Reise des Autors in die USA<br />
kurz vor dem symbolträchtigen<br />
68er Jahr, aber Thurnher besteht<br />
darauf, dass der Protagonist,<br />
der im Präsens erzählt,<br />
kein Alter Ego sei. Wir wollen<br />
das gerne glauben, auch weil<br />
ein Buch vorliegt, das witzig,<br />
klug und liebevoll den kurzen<br />
Studienaufenthalt in den USA<br />
schildert. Ein Buch, das bei der<br />
Lektüre Spaß macht, eines, das<br />
man am Ende ungern weglegt.<br />
Uneingeschränkte Leseempfehlung!<br />
Michael Carli<br />
Armin Thurnher:<br />
Fähre nach Manhattan<br />
Zsolnay Verlag, 208 S., € 20,60<br />
Édouard Louis ist Mitte 20 –<br />
und Frankreichs neuer Großdenker.<br />
Seine Methode nennt<br />
er „konfrontativ“. In „Wer hat<br />
meinen Vater umgebracht“<br />
macht er keine Gefangenen.<br />
Der Text ist eine Abrechnung<br />
mit dem Frankreich der Gegenwart.<br />
Und der Vater eine Übermetapher:<br />
ein einstiger Polterer,<br />
ein Prügler, ein insgeheim<br />
sentimentaler Täter und das abgewrackte<br />
Opfer optimierungssüchtiger<br />
Zeiten. Das Buch ist<br />
aber auch die Geschichte einer<br />
Annäherung. Zorn war selten<br />
rührender. Und Rührung selten<br />
aufschlussreicher. Joachim Leitner<br />
Édouard Louis:<br />
Wer hat meinen Vater umgebracht<br />
S. Fischer Verlag, 80 S., € 16,50<br />
Im Kurort mit dem sperrigen<br />
Doppelnamen wird wieder<br />
ermittelt! Ganz in der Maurer’schen<br />
Manier beginnt der<br />
Alpenkrimi beinahe gemütlich<br />
und idyllisch. Schnell kristallisieren<br />
sich mehrere scheinbar<br />
unzusammenhängende<br />
Handlungsstränge heraus, die<br />
am Ende gekonnt zusammenlaufen.<br />
Maurer schreibt mit<br />
einer ordentlichen Portion<br />
Humor, grandiosen Figuren<br />
und überraschenden Wendungen.<br />
Auch der Griff zum<br />
Hörbuch lohnt sich: Fließend in<br />
mehreren Dialekten gibt Maurer<br />
jeder Figur eine unverkennbare<br />
Stimme! Klaudia Grünfelder<br />
Jörg Maurer:<br />
Am Tatort bleibt man ungern liegen<br />
Fischer Scherz Verlag, 432 S., € 17,50
Zum Träumen und Nachdenken<br />
ist dieser zeitgemäße Roman, er<br />
erzählt von fünf verschiedenen<br />
Frauenschicksalen in abwechselnden<br />
Zeitebenen. Da ist<br />
Paula, sie findet ihr Glück bei<br />
Ludger, zerbricht aber beinahe<br />
am Verlust ihres Kindes. Ihre<br />
Freundin Judith, Ärztin, sucht<br />
hingegen ihr Liebesglück im<br />
Internet. Brida ist besessen von<br />
ihrer Liebe zu Götz. Auch die<br />
Lebenslinien von Malika und<br />
Jorinde kreuzen sich. Man ist<br />
gefesselt von den Gefühlen,<br />
Sehnsüchten, Höhen und Tiefen<br />
der starken Protagonistinnen.<br />
Astrid Eme<br />
Daniela Krien:<br />
Die Liebe im Ernstfall<br />
Diogenes Verlag, 288 S., € 22,70<br />
Eigentlich müsste er einem leidtun,<br />
säße er nicht im Gefängnis,<br />
da er mit Briefen alte Damen um<br />
ihr Geld betrog. Denn Stärckle<br />
stottert, ein störungsfreier<br />
Satz kam nie über seine Lippen.<br />
Folglich schreibt er, anfänglich<br />
Aufsätze für den Klassenschläger,<br />
später Manipulatives,<br />
Hochstaplerisches & Kriminelles.<br />
Auch in Haft schreibt er: an<br />
den Pfarrer, Tagebuch, schriftstellerische<br />
Fingerübungen, an<br />
den Verleger, vor allem aber sein<br />
Leben neu und um. Dichtung &<br />
Wahrheit, sprachlich virtuos –<br />
eine literarische Wohltat.<br />
Andreas Hauser<br />
Charles Lewinsky:<br />
Der Stotterer<br />
Diogenes Verlag, 416 S., € 24,70<br />
Ulrich Woelks ebenso faszinierender<br />
wie tragischer Roman<br />
dreht sich um das erotische<br />
Erwachen eines Elfjährigen im<br />
Sommer der Mondlandung<br />
1969. Die Liebe und die Mädchen<br />
sind schwer erforschbares<br />
Gebiet für den noch kindlichen<br />
Tobi, der vom Nachbarmädchen<br />
Rosa in die Geheimnisse<br />
des Universums eingeführt<br />
wird. Auch für Tobis Mutter<br />
öffnet sich eine Welt in diesem<br />
langen Sommer, doch das muffige,<br />
konservative Nachkriegsdeutschland<br />
ist noch meilenweit<br />
entfernt von einem Summer of<br />
Love. Gelungen! Bernd Schuchter<br />
Ulrich Woelk:<br />
Der Sommer meiner Mutter<br />
C. H. Beck Verlag, 189 S., € 19,95<br />
Seit „Blackout“ steht Marc<br />
Elsberg für perfekten Mix aus<br />
Thrill, Wissenschaft & Gesellschaftspolitik,<br />
„Gier“ ist<br />
eine Neuauflage dieser Bestseller-Kombi.<br />
Jan wird in Berlin<br />
Zeuge eines Mordes, das Opfer<br />
ist <strong>No</strong>belpreisträger Thompson,<br />
der sich auf dem Weg zu einer<br />
wichtigen Rede befindet. Denn<br />
die Welt steht am wirtschaftlichen<br />
Abgrund, Thompson<br />
hätte die Lösung, ein revolutionäres<br />
neues Wirtschaftskonzept,<br />
im Gepäck. Nicht im Sinne von<br />
Hedgefonds, Heuschrecken &<br />
Co, die eine mörderische Jagd<br />
auf Jan beginnen. Andreas Hauser<br />
Marc Elsberg:<br />
Gier<br />
Blanvalet Verlag, 448 S., € 24,70<br />
Das wohl persönlichste Buch<br />
des Autors. Könnte ein gemütlicher<br />
Kaffeeplausch sein. Ist<br />
es auch, und doch sehr ungemütlich.<br />
„Würde & Einsamkeit“<br />
könnte es auch heißen.<br />
Erstmals gibt es Direktes über<br />
den Großvater (Gauleiter und<br />
Reichsstatthalter von Wien) zu<br />
lesen. Die Einsamkeit aber zieht<br />
sich von Beginn an durch dieses<br />
schmale Meisterwerk. Schirach<br />
schont sich nicht und berichtet<br />
u. a. von seinem Suizidversuch,<br />
in der Zeit, als er sich in einem<br />
Jesuiteninternat nach dem Tod<br />
des Vaters zum Sterben einsam<br />
fühlte. Robert Renk<br />
Ferdinand von Schirach:<br />
Kaffee und Zigaretten<br />
Luchterhand Verlag, 192 S., € 20,60<br />
Nach dem Tod ihres Vaters<br />
geht <strong>No</strong>ur mit ihrer Familie<br />
zurück in das Heimatland<br />
ihrer Eltern: Syrien. Doch nur<br />
wenig später müssen sie bereits<br />
vor den Schrecken des Krieges<br />
fliehen. Auf der Suche nach<br />
einem sicheren Ort wird <strong>No</strong>ur<br />
von Geschichten begleitet – den<br />
Abenteuern von Rawiya, die im<br />
12. Jahrhundert als Lehrling des<br />
Kartographen al-Idrisi die Welt<br />
bereiste. Die Geschichten geben<br />
<strong>No</strong>ur Kraft für ihre Suche nach<br />
einer neuen Heimat. Malerisch,<br />
erschreckend, wunderbar und<br />
unsagbar traurig. Maria Neumayr<br />
Jennifer Zeynab Joukhadar:<br />
Die Karte der zerbrochenen Träume<br />
Heyne Verlag, 448 S., € 22,70<br />
Ein Roman, berührend und<br />
schön, der viele Geheimnisse<br />
hegt. Paris – die Seine droht<br />
über das Ufer zu treten so wie<br />
damals 1910, alles ist in Alarmbereitschaft.<br />
Genau zu dieser<br />
Zeit trifft sich Familie Melegrade,<br />
um ein Jubiläum zu feiern.<br />
Aber es wird nicht nur vom<br />
Hochwasser überschattet, auch<br />
der Vater fällt ins Koma. Sein<br />
Sohn Linden hält wie die anderen<br />
Wache am Krankenbett<br />
und auch er hat vor dem Vater<br />
was verschwiegen. Werden alle<br />
Familiengeheimnisse gelüftet?<br />
Wie kann da die Zukunft aussehen?<br />
Andrea Scheiber<br />
Tatiana de Rosnay:<br />
Fünf Tage in Paris<br />
C. Bertelsmann Verlag, 304 S., € 20,60<br />
Der 7. Band von Schwedens<br />
Krimi-Ehepaar Ahndoril,<br />
bekannt unter dem Pseudonym<br />
Lars Kepler: Joona Linna und<br />
auch sonst alle in Schweden<br />
denken, dass Jurek Walter<br />
tot im Fluss landete. Diverse<br />
Morde in ganz Europa und vor<br />
allem der abgetrennte Kopf von<br />
Linnas toter Ehefrau deuten<br />
auf das genaue Gegenteil hin.<br />
Grausig und spannend taucht<br />
der Leser erneut ab in die<br />
Abgründe des Serienmörders.<br />
Lena Kripahle-Wiek<br />
Lars Kepler:<br />
Lazarus<br />
Bastei Lübbe Verlag, 637 S., € 22,70<br />
Im Nähatelier gibt sich Schneiderin<br />
Jolie ihren Tagträumen<br />
hin und notiert ihre geheimsten<br />
Gedanken in ihr Auftragsbuch.<br />
Der Verlust ihres Bruders<br />
Franz, der mit 17 von einem<br />
Badeausflug nicht mehr zurückkehrte,<br />
überschattet ihr Dasein.<br />
Für ihre Eltern organisiert<br />
sie ein Fest, erträgt aber das<br />
Schweigen der Familie nicht<br />
länger. Jolie begibt sich auf die<br />
Suche nach dem Verborgenen.<br />
Könnte Franz vielleicht noch<br />
am Leben sein? Angelika Waldis<br />
schreibt, wie sich ein warmer<br />
Sommerregen anfühlt.<br />
Isabel Karoline Hörmann<br />
Angelika Waldis:<br />
Die geheimen Leben der Schneiderin<br />
Wunderraum Verlag, 192 S., € 20,60<br />
„Nur wenige Söhne sind wahrlich<br />
gleich ihrem Vater, meistens<br />
sind sie schlechter und nur<br />
wenige besser“, zitiert der Autor<br />
mehrmals aus Homers Odyssee,<br />
anhand der David Mendelsohn<br />
von seiner eigenen Reise zu<br />
seinem Vater hin berichtet – von<br />
der gemeinsamen Vorlesung<br />
an der Universität, die das berühmte<br />
Epos behandelt, über<br />
eine gemeinsame Schiffsreise zu<br />
den geschichtsträchtigen Schauplätzen<br />
bis hin zur Erkenntnis,<br />
dass man als Sohn den Vater<br />
immer weniger kennt als der<br />
einen selbst. Berührend.<br />
Bernd Schuchter<br />
Daniel Mendelsohn:<br />
Eine Odyssee. Mein Vater,<br />
ein Epos und ich<br />
Siedler Verlag, 349 S., € 26,80<br />
Acht Frauen einer streng<br />
gläubigen Mennoniten-Gemeinde<br />
in Kanada planen den<br />
Aufstand. Gegen Männer.<br />
Vergewaltiger, zum Teil aus den<br />
eigenen Familien-Clans. Nichtstun,<br />
bleiben und kämpfen,<br />
gehen: Wofür werden sie sich<br />
entscheiden? Miriam Toews,<br />
preisgekrönte kanadische Autorin<br />
Mitte 50, lässt die Protagonistinnen<br />
in ihrem fulminanten<br />
Roman-Kammerstück ebenso<br />
naiv wie gewitzt zu Wort kommen.<br />
„Women talking“ – so der<br />
Originaltitel – ist ein lysistratischer<br />
hochkomisch-philosophischer<br />
Wurf!<br />
Bernhard Sandbichler<br />
Miriam Toews:<br />
Die Aussprache<br />
Hoffmann & Campe Verlag, 256 S.,<br />
€ 22,70<br />
Dieses Buch, so bekennt der<br />
Autor gleich zu Beginn, gäbe<br />
es nicht, wäre Donald Trump<br />
nicht zum Präsidenten gewählt<br />
worden. Für einen gestandenen<br />
Liberalen wie Francis Fukuyama<br />
wohl ein Alptraum. Dennoch<br />
ist es keine Abrechnung<br />
des US-Politologen, sondern<br />
eine unaufgeregte Analyse, die<br />
bei der Erklärung gegenwärtiger<br />
Phänomene bis in die Antike<br />
zurückgeht – eine überaus anregende<br />
und fundierte Kritik<br />
rechter wie linker Identitätspolitik.<br />
Klaus Nüchtern<br />
Francis Fukuyama:<br />
Identität. Wie der Verlust der Würde<br />
unsere Demokratie gefährdet<br />
Hoffmann & Campe Verlag, 240 S.,<br />
€ 22,70<br />
Ein spannendes Epos über<br />
eine moderne Familien- und<br />
Firmendynastie in Indien vor<br />
dem Hintergrund „König<br />
Lears“. Taneja transferiert die<br />
Geschichte des mächtigen alten<br />
Mannes, der sein Erbe verteilt,<br />
in eine Welt, in der Armut und<br />
gigantischer Reichtum wie<br />
nirgendwo sonst nebeneinander<br />
existieren. In dem gefeierten<br />
Romandebüt lässt die Tochter<br />
indischer Migranten ihre Arbeit<br />
als Menschenrechtsaktivistin<br />
genauso einfließen wie ihre<br />
Studien in englischer Literatur<br />
und Kreativem Schreiben.<br />
Verena Zankl<br />
Preti Taneja:<br />
Wir die wir jung sind<br />
C. H. Beck Verlag, 629 S., € 26,80<br />
Kritiker und Buchliebhaber<br />
werden Vergleiche mit Dan<br />
Brown anstellen, Denis Scheck<br />
hat der Althistoriker und Lektor<br />
bereits für sich gewonnen.<br />
Von der Lahr verstrickt gekonnt<br />
Wissenschaft mit Politik und<br />
entführt uns in die Heimat der<br />
Camorra. Wir starten allerdings<br />
in Rom: Ein Zöllner wird überfahren<br />
– der Mörder begeht<br />
Selbstmord. Gleichzeitig wird<br />
man in Neapel über das Fehlen<br />
von Dokumenten eines früheren<br />
Kardinals aufmerksam. Wer<br />
möchte, kann sich auch den<br />
Vorgängerroman „Das Grab<br />
der Jungfrau“ zu Gemüte führen<br />
– kein Muss. Evelyn Unterfrauner<br />
Stefan von der Lahr:<br />
Hochamt in Neapel<br />
C. H. Beck Verlag, 365 S., € 20,60<br />
„Es war die Zeit, in der zur realen<br />
Grausamkeit der Menschen<br />
noch die virtuelle hinzugefügt<br />
wurde.“ Bumm, der Satz sitzt.<br />
Und gibt die Richtung dieses<br />
opulenten und blitzgescheiten<br />
Romanes vor. Vier Kinder, die<br />
sich im vom Neoliberalismus<br />
zerfressenen England gegen das<br />
System auflehnen. Eine krasse<br />
Mischung zwischen Charles<br />
Dickens, Brave New World<br />
und American Psycho. Eine<br />
Abrechnung mit YouTube, Casting-Shows<br />
und Konsumzwang.<br />
Ein hellsichtiges Pamphlet in<br />
Romanform. Grandios!<br />
Robert Renk<br />
Sibylle Berg:<br />
GRM<br />
Kiepenheuer & Witsch Verlag,<br />
592 S., € 24,70<br />
Ein alter Mann blickt zurück<br />
auf sein Verhältnis, das er mit<br />
19 mit einer verheirateten, um<br />
vieles älteren Frau hatte. Es<br />
beginnt am Tennisplatz einer<br />
piefigen Kleinstadt im Nachkriegsengland<br />
und könnte Stoff<br />
für launig-frivoles Fabulieren<br />
sein. Nicht für Julian Barnes,<br />
der hier keine pikante Affäre,<br />
sondern eine Jahre andauernde<br />
und tragisch verlaufende Love<br />
Story diskret, aber mit unsentimentaler<br />
analytischer<br />
Präzision entrollt und die Frage<br />
nach dem Verhältnis von Leiden<br />
und Leidenschaft stellt.<br />
Klaus Nüchtern<br />
Julian Barnes:<br />
Die einzige Geschichte<br />
Kiepenheuer & Witsch Verlag,<br />
304 S., € 22,70
40 Jahre stehen zwischen der<br />
Geschichte von Kristina und<br />
Ellie, zwei Frauen, die auf einer<br />
kleinen Insel im Schärenmeer<br />
vor der Küste Finnlands in Abgeschiedenheit<br />
leben. Kristina<br />
hat ihre beiden Kinder ertränkt<br />
und landet deshalb auf Själö im<br />
Heim für Frauen mit psychischen<br />
Störungen. Ellie kommt<br />
aus einem ganz anderen Grund<br />
auf die Insel, will aber unter<br />
keinen Umständen bleiben. Als<br />
dritte Figur beschreibt Johanna<br />
Holmström die Krankenschwester<br />
Sigrid, für die die<br />
abgeschiedene Insel ein wenig<br />
zur Heimat geworden ist.<br />
Evelyn Unterfrauner<br />
Johanna Holmström:<br />
Die Frauen von Själö<br />
Ullstein Verlag, 368 S., € 22,70<br />
Jedes Buch von Klaus Merz ist<br />
ein komprimiertes Stück Glück.<br />
Diesmal erzählt er Lebensgeschichte<br />
an Hand der<br />
Geschichte einer Firma. Weltgeschehen,<br />
wie Prager Frühling,<br />
Mauerfall, Finanzkrise<br />
oder Fußballweltmeisterschaft<br />
gespiegelt im Mikrokosmos<br />
eine Firma. „Ein Buch, das die<br />
Grundfragen unserer Existenz<br />
und unserer Gegenwart<br />
poetisch verdichtet und Klaus<br />
Merz als einen zeigt, der in der<br />
Verletzlichkeit die menschliche<br />
Stärke sieht“, meint Katja Gasser<br />
vom ORF. Wie recht sie hat!<br />
Robert Renk<br />
Klaus Merz:<br />
firma<br />
Haymon Verlag, 136 S., € 19,90<br />
„Wenn dieses Attentat gelingt<br />
und wir es richtig ausschlachten,<br />
drehen wir die<br />
Europawahlen. Und nicht nur<br />
das – wir verändern Europa“,<br />
so lautet ein Satz aus diesem<br />
hochspannenden, politischen<br />
Roman. Eine rechtsextreme<br />
Organisation plant ein Attentat<br />
auf einen sehr bekannten Mann<br />
und möchte die Demokratie abschaffen.<br />
Die Geschichte spannt<br />
sich von Berlin bis nach Wien.<br />
Als Dr. Hellberg mit seiner<br />
Tochter nach Wien reist, um die<br />
Beerdigung seiner Mutter zu organisieren,<br />
beginnt ein Wettlauf<br />
mit der Zeit. Andrea Scheiber<br />
I.L. Callis:<br />
Im Jahr der Finsternis<br />
emons Verlag, 464 S., € 22,70<br />
An der Schwelle zwischen<br />
Leben und Tod, Mittelalter<br />
und Neuzeit, kurioser Fiktion<br />
und historischen Fakten: Die<br />
Renaissance-Kriege drohen<br />
auszubrechen, Flugmaschinen<br />
werden erfunden und Kaufmann<br />
Bernardino Bellapianta<br />
findet einen schwerverletzten<br />
Mailänder mit Gedächtnisverlust<br />
– Pandolfo. Dieser versucht,<br />
in den Wirren zwischen<br />
Prunk, Gewalt und Intrigen die<br />
Stränge seiner Erinnerung aufzulesen<br />
und neu zu leben. Ein<br />
faszinierender, amüsanter und<br />
informativer Historienroman<br />
von Michael Römling. Jenni Zeller<br />
Michael Römling:<br />
Pandolfo<br />
Rowohlt Verlag, 544 S., € 24,70<br />
„Worauf wir hoffen“ ist ein<br />
wunderbares Debüt einer amerikanischen<br />
Autorin mit indischen<br />
Wurzeln. Sie bewegt sich<br />
mit diesem Roman zwischen<br />
Tradition und dem Wunsch,<br />
den eigenen Weg zu finden.<br />
Auf behutsame und doch<br />
tiefgründige Weise beschreibt<br />
Mìrza das Leben einer muslimischen<br />
Familie, die sich über die<br />
Jahre und durch verschiedene<br />
Denkweisen auseinandergelebt<br />
hat und versucht, wieder zusammenzufinden.<br />
Ein vielschichtiges<br />
und beinahe zartes<br />
Buch über Kultur, Identität,<br />
Zugehörigkeit und Familie.<br />
Klaudia Grünfelder<br />
Fatima Farheen Mìrza:<br />
Worauf wir hoffen<br />
dtv Verlag, 480 S., € 24,70<br />
Michael Köhlmeier (Nachwort)<br />
und Raoul Schrott (Übersetzung)<br />
legen mit „An den<br />
Mauern des Paradieses“ eine<br />
literarische Schnitzeljagd vor,<br />
um die Grenzen und Möglichkeiten<br />
von Literatur auszuloten.<br />
Was ist Fiktion und was<br />
nicht in dieser Entdeckung des<br />
Schriftstellers Martin Schneitewind,<br />
dessen Manuskript quasi<br />
ein Dachbodenfund ist. Der<br />
Roman selbst ist ein pointierter<br />
Krimi, die Geschichte seiner<br />
Entstehung mutet – nun ja –<br />
märchenhaft an. Bernd Schuchter<br />
Martin Schneitewind:<br />
An den Mauern des Paradieses<br />
dtv Verlag, 395 S., € 24,70<br />
Drei Frauen, drei Leben, drei<br />
Sichtweisen – ein Haushalt.<br />
Großmutter Gesuina küsst<br />
bevorzugt junge Männer und<br />
zeichnet ihre Gedanken auf<br />
Band auf. Tochter Maria übersetzt<br />
Klassiker, tagträumt und<br />
schreibt lange Briefe. Enkelin<br />
Lori revoltiert gegen alles, führt<br />
Tagebuch und lässt sich vom<br />
Freund ihrer Mutter schwängern.<br />
Damit ist das Drama<br />
angerichtet. Der Roman „Drei<br />
Frauen“ von Dacia Maraini<br />
liest sich fluffig-leicht, trägt<br />
einem die Protagonistinnen<br />
ins Herz – und streut, fast<br />
unbemerkt, viel Lebensweisheit<br />
drüber. Susanne Gurschler<br />
Dacia Maraini:<br />
Drei Frauen<br />
Folio Verlag, 180 S., € 20,–<br />
Bereits seit seinem ersten Buch<br />
„Die Wahrheit über den Fall<br />
Harry Quebert“ bin ich ein<br />
großer Fan von Joël Dicker.<br />
Er versteht es meisterlich die<br />
Abgründe der sogenannten<br />
besseren Gesellschaft aufzuzeigen.<br />
Ein idyllischer Badeort<br />
in den Hamptons wird durch<br />
ein schreckliches Verbrechen<br />
erschüttert. Jahrzehnte später<br />
gibt es Zweifel an der Schuld<br />
des Täters. Raffiniert zieht uns<br />
Joël Dicker in ein Netzt aus<br />
Intrigen. Joël Dicker ist zurück!<br />
Markus Renk<br />
Joël Dicker:<br />
Das Verschwinden der Stephanie Mailer<br />
Piper Verlag, 672 S., € 25,70<br />
Alfred Russel Wallace hat mit<br />
seinen Theorien die Welt auf<br />
den Kopf gestellt. Ein anderer<br />
aber erntet – mit nicht ganz<br />
fairen Mitteln, wie man aus diesem<br />
vergnüglichen, lehrreichen<br />
Roman erfährt – die Lorbeeren.<br />
Die berühmte Evolutionstheorie<br />
verbinden wir nicht mit<br />
Wallace, sondern mit Charles<br />
Darwin. Ein Museumsnachtwächter<br />
wird auf das Schicksal<br />
von Wallace aufmerksam und<br />
möchte die Geschichte geraderücken.<br />
Oelze erzählt wunderbar<br />
mit beflügelter Phantasie<br />
auf den erdigen Schwingen der<br />
wissenschaftlichen Realität.<br />
Robert Renk<br />
Anselm Oelze:<br />
Wallace<br />
Schöffling Verlag, 262 S., € 20,70<br />
Der Untertitel lautet „Politisch<br />
unkorrekte Betrachtungen“ und<br />
dass sich Livia Klingl kein Blatt<br />
vor den Mund nimmt, ist kein<br />
Geheimnis. Seit dem Wahlsieg<br />
der türkis-blauen Koalition im<br />
Oktober 2017 begleitet sie auf<br />
Facebook das österreichische<br />
Politgeschehen mit dem Projekt<br />
„Biedermeiern“: tägliche<br />
Meldungen, kritisch, satirisch,<br />
menschlich und im besten Sinne<br />
politisch unkorrekt. Von Kern<br />
bis Kickl, von Kurz bis Strache<br />
bleibt keiner vor Klingls spitzer<br />
Feder verschont. Ein kleines<br />
Buch voll großer Wahrheiten.<br />
Robert Renk<br />
Livia Klingl:<br />
Biedermeiern<br />
Kremayr & Scheriau Verlag,<br />
128 S., € 12,90<br />
Ein bis zwei skurille Liebesgeschichten,<br />
deren Protagonisten<br />
Erzählstoff von den<br />
miterlebten Anfangsjahren der<br />
Nazi-Zeit bis zur Erinnerung an<br />
Gott, „ausgelöst durch die Geschichte<br />
eines Juden, der Männer<br />
liebt“, liefern. Die Suche<br />
nach dem ehrlichen Selbst verwebt<br />
Lea Singer geschickt mit<br />
der Lebensgeschichte eines der<br />
bekanntesten Pianisten des 20.<br />
Jahrhunderts. Vor allem Liebhaber<br />
klassischer Musik werden<br />
sich nicht sattlesen können und<br />
Schumanns „Träumerei“ durch<br />
die Buchseiten hören.<br />
Susanne Meier<br />
Lea Singer:<br />
Der Klavierschüler<br />
Kampa Verlag, 223 S., € 22,–<br />
Emil Hakl ist wohl eine der<br />
eigenwilligsten Stimmen<br />
der aktuellen tschechischen<br />
Literatur. Er, der unter Pseudonym<br />
schreibt, die Schule erst<br />
nach einer 10-jährigen Pause,<br />
wegen Drogenkonsums, abgeschlossen<br />
hat, legt nun mit<br />
„Kiras Version“ ein modernes<br />
Robotermärchen vor. Ein sich<br />
recht motivationsfrei durchs<br />
Leben schlängelnder Typ wird<br />
auserwählt, den Prototyp einer<br />
künstlichen Frau zu testen. Was<br />
künstlich beginnt, wird schnell<br />
allzu menschlich. Flott zu lesen!<br />
Robert Renk<br />
Emil Hakl:<br />
Kiras Version<br />
Braumüller Verlag, 256 S., € 24,–<br />
Was tun, wenn einen der Chef<br />
vor das Ultimatum stellt, Stress<br />
abzubauen oder gefeuert zu<br />
werden? Mit Mama in den<br />
Urlaub fahren natürlich! Nico<br />
will die Chance nutzen und endlich<br />
Zeit für sich und seine Familie<br />
haben, allerdings ist Chaos<br />
vorprogrammiert. Tommy Jaud<br />
zeigt mit „Der Löwe büllt“<br />
in seinem bekannten Stil, wie<br />
wichtig Humor, Witz und<br />
Sonnenschein für das Gemüt<br />
sind. Bei dieser Lektüre werden<br />
die Lachmuskeln ordentlich<br />
trainiert und vielleicht hilft sie<br />
sogar beim eigenen Stressabbau.<br />
Klaudia Grünfelder<br />
Tommy Jaud:<br />
Der Löwe büllt<br />
Fischer Scherz Verlag, 320 S., € 17,50<br />
Der Kampa Verlag ist neu und<br />
nicht neu. Denn Verleger Daniel<br />
Kampa ist ein alter Hase. Mit<br />
der Neuausgabe sämtlicher<br />
Romane von Simenon hat<br />
er für Aufsehen gesorgt und<br />
alleine damit könnte man Jahre<br />
zubringen. Doch damit nicht<br />
genug, verlegt er z. B. auch<br />
Man Booker Preisträgerin Olga<br />
Tokarczuk oder den Schotten<br />
William Boyd. Aber vor allem<br />
hat er eine wunderschöne Reihe<br />
mit Gesprächen aus der Taufe<br />
gehoben. Und mit Peter Bichsel,<br />
meinem Schweizer Liebling, ein<br />
Highlight publiziert. Unbedingt<br />
lesen! Robert Renk<br />
Peter Bichsel:<br />
Was wäre wenn?<br />
Ein Gespräch mit Sieglinde Geisel<br />
Kampa Verlag, 216 S., € 22,60<br />
Das Asado-Grillbuch zeigt<br />
die südamerikanische Art des<br />
Grillens über offenem Feuer.<br />
Maßgebliche Beiträge kommen<br />
aber aus Tirol, u. a. von Franz<br />
Größing vom Verein Grill-ABC<br />
und von Leo Gradl („Leos<br />
Grillschule“). Komplettiert wird<br />
das Quartett von Adi Bittermann<br />
und Jürgen Kernegger.<br />
Nicht nur Fleisch und Fisch<br />
kann man gut über Feuer zubereiten,<br />
nein, auch Pancakes<br />
oder Obstküchlein. Abgesehen<br />
davon ist es anregend atmosphärisch,<br />
am Lagerfeuer zusammen<br />
zu sitzen. Grillen über<br />
offenem Feuer ist knisterndes<br />
Abenteuer. Robert Renk<br />
A. Bittermann, F. Größing,<br />
J. Kernegger, L. Gradl: Asado –<br />
Ursprünglich Grillen über offenem Feuer<br />
Brandstätter Verlag, 224 S., € 30,–<br />
„Wen könnte es interessieren,<br />
was von mir übrig bleibt, außerhalb<br />
der Bücher“, hat Elena<br />
Ferrante einmal auf die Frage<br />
geantwortet wer sie sei. Nicola<br />
Bardola versucht dennoch mit<br />
diesem Buch durch die Analyse<br />
ihrer Texte, ihrer Sprache und<br />
anhand verschiedener „Interviews“,<br />
die sie gegeben hat, E.<br />
Ferrante eine fassbare Identität<br />
zu geben. Ohne sich auf einen<br />
der kursierenden, aber nicht<br />
bestätigten Namen festzulegen.<br />
Warum eigentlich? Weil Bücher<br />
alleine nicht immer für sich<br />
sprechen können. Peppino Brienza<br />
Nicola Bardola:<br />
Elena Ferrante – meine geniale Autorin<br />
Reclam Verlag, 313 S., € 24,70
Hueber goes Austria!<br />
Jeder Mensch hat seine eigne Sprache.<br />
Sprache ist Ausdruck des Geistes.<br />
durchgeführt werden. Wir sehen den Infopunkt<br />
als Zentrum des Austausches und der<br />
Kommunikation für alle Sprachbegeisterte.<br />
Frau Wallner, Sie werden den<br />
Hueber-Infopunkt künftig<br />
betreuen. Wie können sich das<br />
unsere Leser vorstellen?<br />
Claudia Wallner: Ich freue mich natürlich<br />
sehr darauf, dass ich als „Landsfrau“ den<br />
ersten Hueber-Infopunkt eröffnen und<br />
später betreuen darf. Wir haben unser Büro<br />
seit vielen Jahren in Wien. Im Hueber-Infopunkt<br />
in der Wagner’schen Universitätsbuchhandlung<br />
werde ich Veranstaltungen<br />
und Workshops durchführen. Selbstverständlich<br />
werde ich auch dem Team der<br />
Wagner’schen mit Rat und Tat zur Seite<br />
stehen.<br />
Buchtipps:<br />
Go for it B1<br />
Hueber Verlag<br />
264 S., € 22,10<br />
Chapeau A1<br />
Hueber Verlag<br />
248 S., € 27,30<br />
Impresiones<br />
Hueber Verlag<br />
256 S., € 27,30<br />
Am 11. April 2019 eröffnet der Hueber-<br />
Infopunkt in der Wagner’schen Universitätsbuchhandlung<br />
in Innsbruck. Dazu haben<br />
wir ein Gespräch mit Verlegerin Michaela<br />
Hueber, der Geschäftsführerin Marketing &<br />
Vertrieb Sylvia Tobias sowie der Pädagogischen<br />
Fachberaterin für Österreich,<br />
Claudia Wallner, geführt.<br />
Herzlich willkommen in Innsbruck!<br />
Frau Hueber, vielleicht können Sie<br />
unseren Kunden ein wenig über den<br />
Hueber Verlag erzählen.<br />
Michaela Hueber: Vielen Dank, sehr gerne!<br />
Der Hueber Verlag mit Sitz in München<br />
ist ein Familienunternehmen seit fast 100<br />
Jahren in der dritten Generation. Wir sind<br />
weltweiter Marktführer für Deutsch als<br />
Fremdsprache/Deutsch als Zweitsprache<br />
und bieten unseren Kunden mehr als 30<br />
Sprachen an, sowohl für den Unterricht in<br />
der Erwachsenenbildung als auch für das<br />
autonome Lernen.<br />
Wir sind seit vielen Jahren mit einem<br />
Büro in Österreich vertreten, um die<br />
Lehrenden zu informieren und auf neue<br />
Anforderungen im Bildungsbereich zu schulen.<br />
Zusätzlich dazu repräsentieren zwei<br />
langjährige Vertreter den Hueber Verlag bei<br />
allen Buchhandlungen in Österreich.<br />
Frau Tobias, warum haben<br />
Sie sich dazu entschlossen,<br />
gemeinsam mit der Wagner’schen<br />
Universitätsbuchhandlung einen<br />
Hueber-Infopunkt einzurichten? Was<br />
erwartet den Kunden bei uns?<br />
Sylvia Tobias: Mit der Wagner’schen<br />
Universitätsbuchhandlung verbindet uns<br />
seit vielen Jahren eine partnerschaftliche<br />
und herzliche Zusammenarbeit. Am 11.<br />
April 2019 werden wir dort den Hueber-<br />
Infopunkt in Österreich feierlich eröffnen.<br />
Die Kunden erwarten auf drei Regalmeter<br />
mehr als 1.300 Titel aus dem Institutionenund<br />
Selbstlernbereich zum Anschauen,<br />
Prüfen und Blättern. Die Priorität liegt hier<br />
selbstverständlich auf dem Sortiment, das<br />
für Ihre Kunden interessant sein wird. Das<br />
bedeutet in der Praxis alle wichtigen Lehrwerke<br />
und Kranzprodukte, inklusive den<br />
Regionalausgaben, aber auch Selbstlernmaterialien<br />
aus dem Hause Hueber sowie<br />
unseren Partnern, von denen wir u. a. einund<br />
zweisprachige Lektüren oder unsere attraktiven<br />
Sprachspiele im Programm haben.<br />
Der Sprachinteressierte findet hier immer<br />
die brandaktuellen Titel, da das Regal von<br />
uns regelmäßig um die Neuerscheinungen<br />
ergänzt wird.<br />
Wen spricht der<br />
Hueber-Infopunkt an?<br />
Sylvia Tobias: Der Hueber-Infopunkt ist<br />
für interessierte Kunden und Lehrkräfte der<br />
Erwachsenenbildung konzipiert. Hier finden<br />
alle Lehrenden von Volkshochschulen,<br />
Universitäten und weiteren Schulen das<br />
perfekte Lehrmaterial für ihren Unterricht.<br />
Im Hueber-Infopunkt finden regelmäßige<br />
Veranstaltungen, Schulungen und<br />
Workshops statt. Auch planen wir hier<br />
gemeinsam mit der Wagner’schen Universitätsbuchhandlung<br />
Events um aktuelle<br />
Themen wie z. B. „Geistig fit durch<br />
Sprachenlernen“, die von Top-Referenten<br />
© AdobeStock<br />
60 61<br />
Wagner’sche.<br />
Bücher seit 1639<br />
Frau Tobias, können Sie uns<br />
etwas zu den aktuellen Trends<br />
beim Sprachenlernen sagen?<br />
Sylvia Tobias: Sprachenlernen mit allen<br />
Sinnen ist ein wichtiger Trend. Die neue<br />
Generation von Selbstlernkursen folgt<br />
den wissenschaftlichen Erkenntnissen der<br />
Neurodidaktik und setzt auf mehrkanaliges<br />
Lernen. Ein großes Plus dieser Sprachkurse<br />
ist die Augmented Reality App, die das<br />
Buch multimedial macht. Hier konnten wir<br />
bereits bei unseren weltweit eingeführten<br />
Lehrwerken wie Menschen und Schritte<br />
Plus Neu starke Erfolge erzielen und bekamen<br />
sowohl von den Lehrenden als auch<br />
von den Lernenden positives Feedback.<br />
Diese Erfahrungen haben wir in unseren<br />
Selbstlernkurs Sprachkurs Plus übertragen.<br />
Die Augmented Reality App bietet einen<br />
sehr großen Mehrwert zum Sprachenlernen.<br />
Alle Hörtexte und Filme sind jeweils passend<br />
zur Lerneinheit im Buch immer und<br />
überall über das Smartphone oder Tablet<br />
abrufbar. Die neue Sprache wird dadurch<br />
vom Lernenden nicht nur gehört, sondern<br />
er sieht in den Videos parallel die Muttersprachler<br />
sprechen und somit prägen sich<br />
die Inhalte schneller und besser ein.<br />
Wir freuen uns sehr darauf und danken<br />
Ihnen für das Gespräch!<br />
Spanisch<br />
Redewendungen.<br />
Como pez en el agua<br />
Hueber Verlag<br />
128 S., € 9,30<br />
Schritte plus<br />
Österreich Band 5<br />
Hueber Verlag<br />
208 S., € 17,–<br />
Italienisch zum<br />
Mitreden<br />
Hueber Verlag<br />
176 S., € 15,–<br />
Nuovo Espresso A1<br />
Hueber Verlag<br />
264 S., € 30,90<br />
Epsresso ragazzi 3<br />
Hueber Verlag<br />
200 S., € 25,20<br />
Schritte plus<br />
Österreich Band 6<br />
Hueber Verlag<br />
208 S., € 17,–<br />
Sprachkurs Plus<br />
Premium Englisch<br />
Hueber Verlag<br />
280 S., € 30,90<br />
Die neue Power-<br />
Grammatik Italienisch<br />
Hueber Verlag<br />
200 S., € 15,50<br />
Sicher aktuell B2.1<br />
Hueber Verlag<br />
200 S., € 18,50
Der Kunde kauft hybrid<br />
www.wagnersche.at – der neue Internetshop der Wagner’schen<br />
Autorinnen und Autoren<br />
dieser Ausgabe<br />
Haben Sie sich schon einmal gefragt,<br />
warum große Internetkonzerne wie Amazon,<br />
Ebay oder Zalando neben ihren Internetplattformen<br />
jetzt zusätzlich auch noch<br />
Ladengeschäfte eröffnen? Weil nur online<br />
den Kunden inzwischen zu wenig ist. Der<br />
Kunde möchte sich nicht das Vergnügen<br />
nehmen lassen, die Ware in die Hand zu<br />
nehmen und im Geschäft zu gustieren,<br />
dies gilt besonders für Buchhandlungen.<br />
Dies gilt besonders für Bücher! Laut einer<br />
Umfrage finden zwei Drittel der Befragten<br />
Bücher-Kaufen im der Buchhandlung nicht<br />
als Einkaufsstress, sondern als Freizeitvergnügen!<br />
Das ist doch mal eine Message!<br />
Der Kunde von heute kauft hybrid, einmal<br />
stationär und dann wieder online.<br />
Natürlich bietet auch die Wagner’sche<br />
beide Lösungen für Buchliebhaber an!<br />
Um das Einkaufen im Internetshop der<br />
Wagner’schen jetzt noch komfortabler zu<br />
gestalten, haben wir in den letzten Monaten<br />
mit viel Elan an einem neuen Shop-Auftritt<br />
gearbeitet und wir denken, das Ergebnis<br />
kann sich sehen lassen. Rund 6 Millionen<br />
Bücher finden Sie unter www.wagnersche.<br />
at. Die neue Seite bietet noch mehr Information,<br />
mehr Buchtipps, einen deutlich<br />
einfacheren Bestellprozess, eine verbesserte<br />
mobile Shop-Lösung und deutlich mehr<br />
Übersicht. Somit können Sie auch online<br />
bequem und regional Bücher bestellen<br />
und unser kostenloser Fahrraddienst stellt<br />
Ihnen lagernde Bücher in Innsbruck<br />
innerhalb 3 Stunden zu.<br />
Wir sind noch stärker geworden …<br />
Es freut uns sehr, dass wir unser Team<br />
kräftig verstärken konnten. Anfang des<br />
Jahres haben wir in Summe sieben neue<br />
Kolleginnen und Kollegen aufgenommen,<br />
und die „jungen Wilden“ sprühen nur so<br />
voll Elan – das tut dem Haus so richtig gut!<br />
Was uns besonders freut, ist die Tatsache,<br />
dass auch zwei Lehrlinge dabei sind, die<br />
den Beruf des Buchhändlers vom Grunde<br />
auf erlernen wollen. Ana Carolina begrüßt<br />
derzeit unsere Kundinnen und Kunden bei<br />
der Kasse und bei der Information. Florian<br />
hilft kräftig in der Warenübernahme und in<br />
der Verwaltung. Im Verkauf sind Susanne,<br />
Maria, Jennifer, Anja und Helena.<br />
© Wagnerʼsche<br />
63<br />
© Netzverschönerer<br />
Bücher seit 1639<br />
Bernhard Aichner, geboren 1972, lebt als Schriftsteller und<br />
Fotograf in Innsbruck. Er schreibt Romane, Hörspiele und<br />
Theaterstücke. Seine Totenfrau-Trilogie katapultierte ihn<br />
auf die internationalen Bestsellerlisten. Soeben erschien sein<br />
neuer Liebesroman „Kaschmirgefühl“ (Haymon).<br />
Peppino Brienza, Innsbrucker aus Satriano di Lucania.<br />
Unterrichtet Italienisch an verschiedenen Einrichtungen der<br />
Erwachsenenbildung, u. a. Dante Alighieri Institut.<br />
Dave Bullock, Englishman aus Tirol. Lebt in Pradl. Leser<br />
und Arsenalfan.<br />
Michael Carli, gelernter Kulturvermittler, Werber und<br />
Lebensmittelhändler. Lebt in Innsbruck, liebt Sardinien.<br />
Astrid Eme, vor 28 Jahren von NÖ nach Tirol übersiedelt.<br />
Arbeitet seit 2008 in der Wagner’schen. Neben Kassa,<br />
<strong>No</strong>nbooks und Geschenkbuch betreut sie seit Herbst letzten<br />
Jahres die Schaufenstergestaltung.<br />
Katharina Johanna Ferner, geboren 1991, Autorin, Rezensentin<br />
und Moderatorin. Lebt in Wien und Salzburg; sie ist<br />
Redaktionsmitglied der Literaturzeitschrift &Radieschen<br />
sowie der österreichischen Dialektzeitschrift Morgenschtean.<br />
2017 Stadtschreiberin in Hausach. 2019 Lyrikstipendiatin<br />
am Stuttgarter Schriftstellerhaus. Aktueller Gedichtband<br />
„nur einmal fliegenpilz zum frühstück“ (Limbus).<br />
Martin Fritz, geboren 1982, studierte Vergleichende<br />
Literaturwissenschaft und Deutsche Philologie in Innsbruck,<br />
hört sich in seiner Freizeit gerne DJ Patex’ Coverversion des<br />
Songs „I Wish I Was Him“ an. War Teil der 1. Innsbrucker<br />
Lesebühne „Text ohne Reiter“, ist Teil der Innsbrucker Lesebühne<br />
„FHK5K“.<br />
Klaudia Grünfelder, 1995 im schönen Südtirol geboren, ist<br />
leidenschaftliche Buchhändlerin und hat immer ein Buch in<br />
der Tasche. Im Moment unterstützt sie die Literaturabteilung<br />
in der Wagner’schen und betreut die Fremdsprachen sowie<br />
Jugendbuch, Fantasy und Manga.<br />
Susanne Gurschler lebt als freie Journalistin und Autorin<br />
in Innsbruck. Zuletzt erschienen: „111 Orte in Tirol, die<br />
man gesehen haben muss“ und „111 Orte in Innsbruck,<br />
die man gesehen haben muss“ (beide Emons Verlag) sowie<br />
„Zeitblende Tirol. Defner Fotografien von 1925 bis heute“<br />
zusammen mit Thomas Defner (Tyrolia Verlag). Weitere<br />
Infos unter: www.susannegurschler.at<br />
Cajetan Hammerl arbeitet im 6. Wiener Gemeindebezirk,<br />
in der Esterházygasse, für den Sachbuchverlag edition a.<br />
Andreas Hauser erbte die Liebe zur Kriminalliteratur von<br />
seinem Vater, schrieb lang im Tiroler Magazin ECHO Beiträge<br />
zu Wissenschaft und Zeitgeschichte, Empfehlungen von<br />
Krimis, Thrillern und Literatur. Seit 2015 Mitarbeiter und<br />
CP-Redakteur der KULTIG Werbeagentur in Innsbruck.<br />
Birgit Holzner, 1974 in Innsbruck geboren, Studium der<br />
Romanistik und Germanistik in Innsbruck, nach verschiedenen<br />
längeren Auslandsaufenthalten seit 2008 Verlagsleiterin<br />
der innsbruck university press und der edition<br />
laurin, veranstaltet zusammen mit Joe Rabl die Innsbrucker<br />
Wochenendgespräche.<br />
Isabel Karoline Hörmann, geboren 1979 in Innsbruck, als<br />
Texterin im Alpenresort Schwarz tätig. Lesehungrig, schreibverliebt,<br />
fasziniert von Wort und Sprache.<br />
Markus Köhle, geboren 1975 in Nassereith, ist Sprachinstallateur,<br />
Literaturzeitschriftenaktivist und Papa Slam<br />
Österreichs. Er schreibt, um gehört zu werden, ist aber auch<br />
da und dort zu lesen. Aktuell: „Rohrköhlauer – Foto-Text-<br />
Interferenzen“ (Sonderzahl 2019); www.autohr.at<br />
Lena Kripahle-Wiek, Buchhändlerin im Mutterschutz und<br />
seit Neuestem verheiratet. Neben Nähen von Babykleidung<br />
immer noch süchtig nach Büchern und Hörbüchern.<br />
Joachim Leitner, studierter Komparatistik, ist seit 2012<br />
Kulturredakteur der Tiroler Tageszeitung – und macht gelegentlich<br />
Radio.<br />
Mieze Medusa (Doris Mitterbacher) ist Autorin, Poetry<br />
Slammerin und Rap Fan. Seit ihrem Studium in Innsbruck<br />
fühlt sie sich der Stadt besonders verbunden. Deshalb<br />
kommt sie auch zum Prosafestival vom 4. bis 6. April. Zum<br />
Zuhören. www.miezemedusa.com<br />
Susanne Meier, geboren 1989 in Rathenow (Deutschland),<br />
Politikwissenschaftlerin mit sozialpolitischem Schwerpunkt,<br />
arbeitete als Journalistin und Kinderrechtsaktivistin<br />
in Deutschland & Österreich, reiste u. a. durch Kanada,<br />
Indien und Südamerika und arbeitet seit Februar 2019 in der<br />
Wagner’schen.<br />
Anja Moschen, geboren 1991, hat ihren Master in Germanistik<br />
an der Universität Innsbruck erworben. Seit frühester<br />
Kindheit begleitet sie die große Liebe zur Literatur, die sie<br />
seit Beginn des Jahres 2019 auch als Mitarbeiterin in der<br />
Wagner’schen ausleben darf.<br />
Maria Neumayr, geboren 1994, studierte Germanistik<br />
und Anglistik in Innsbruck. Liebt Bücher so lange sie sich<br />
zurückerinnern kann und arbeitet seit Januar 2019 in der<br />
Wagner’schen.<br />
Klaus Nüchtern, geboren 1961 in Linz, lebt in Wien. Schreibt<br />
seit 1989 für den Falter, dessen Feuilleton er 25 Jahre lang<br />
geleitet hat; seine Kolumnen „Nüchtern betrachtet“ liegen<br />
gesammelt in 5 Bänden vor. Zuletzt erschien „Kontinent<br />
Doderer“ (Beck Verlag).<br />
José F. A. Oliver, Dichter, Übersetzer und Kurator des Hausacher<br />
LeseLenz. Unterrichtet Schreiben in Schulen in ganz<br />
Deutschland ebenso wie u. a. an der Uni in Boston. Zuletzt<br />
erschien „wundgewähr“ (Matthes & Seitz).<br />
Ruth Pearce, geborene Innsbruckerin, porträtiert unter dem<br />
Namen pearceX Charaktere nach persönlichem Gefallen.<br />
Ausstellungen finden spontan an ungewöhnlichen Locations<br />
statt. (www.fotoruth.at, www.pearceX.space)<br />
Joe Rabl, geboren in Kufstein; Studium der Komparatistik<br />
und Germanistik in Innsbruck; arbeitet als freier Lektor;<br />
veranstaltet zusammen mit Birgit Holzner die Innsbrucker<br />
Wochenendgespräche.<br />
Markus Renk, seit 33 Jahren in der Buchbranche. Fachgruppen-Obmann<br />
der Buch- und Medienwirtschaft Tirol<br />
und seit Oktober 2015 neuer Chef der Wagner’schen.<br />
Robert Renk, Buchhändler und Kulturveranstalter. Gastdozent<br />
an der Uni Innsbruck. Sortimentsleiter in der<br />
Wagner’schen. Gibt das Wagner-Magazin heraus.<br />
Nina Rettenbacher brachte uns der Koch- und Gärtnerhimmel<br />
in die Wagner’sche. Erste Stadtgärtnerin und<br />
grandiose Köchin & Gastgeberin im 1. Stock.<br />
Anna Rottensteiner, Autorin und Leiterin des Literaturhauses<br />
am Inn. Publikationen: „Lithops. Lebende Steine“ (2013 und<br />
demnächst als TB). „Nur ein Wimpernschlag“ (2016) – beide<br />
ed. laurin.<br />
Bernhard Sandbichler, geboren 1965, studierte Germanistik<br />
und Romanistik in Innsbruck und Besançon. Literaturvermittler<br />
und Sprach-Therapeut.<br />
Andrea Scheiber, seit 1992 in der Wagner’schen Buchhandlung,<br />
liest natürlich gerne Kinderbücher und Krimis,<br />
liebt Backen und lange Spaziergänge.<br />
Siljarosa Schletterer studiert u. a. Musikwissenschaft<br />
(partiell Literaturwissenschaft); schreibt Rezensionen und<br />
Kritiken in verschiedenen Magazinen; feiert den Widerstand,<br />
die Kunst und die Poesie: u. a. Moderation der Lyriksendung<br />
„wortflair“, Vorstand IG AutorinnenAutoren (Tirol), Betreuung<br />
der Lyrikreihe „Auf Seiten der Menschlichkeit“.<br />
Bernd Schuchter, geboren 1977 in Innsbruck, studierte<br />
Germanistik, Geschichte und Philosophie an der Universität<br />
Innsbruck. Autor und Verleger (Limbus Verlag). Zuletzt:<br />
„Gebrauchsanweisung für Tirol“ (Piper) und „Aufwachsen<br />
in Innsbruck“ (Wagner’sche).<br />
Silvia Spiegl, Germanistin, seit 1991 Buchhändlerin<br />
in der Wagner’schen.<br />
Evelyn Unterfrauner, Programmleiterin bei Tirol TV und<br />
Buchbloggerin im Netz und im TV. Sie schaffte es zwei Jahre<br />
in Folge auf die Shortlist des Buchblog Awards und betreibt<br />
den Blog Book Broker auf www.bookbroker.wordpress.com<br />
Marlene Walder (Lena W.), geboren 1994. Seit 2013 in<br />
der Wagnerschen. Steckt hinter den Blind Dates und ist<br />
seit <strong>No</strong>vember 2017 Abteilungsleiterin für Ratgeber und<br />
Kinderbuch.<br />
Désirée Walter arbeitet im Tiroler Landestheater im Bereich<br />
Medien und Öffentlichkeitsarbeit. Hat sales management<br />
in Dublin (Business School Ireland) studiert und 2011 abgeschlossen.<br />
Gabriele Wild studierte Germanistik und Slawistik in Innsbruck,<br />
Berlin und anderen Städten, liest und liebt Gedichte,<br />
arbeitet schon seit über 10 Jahren als Literaturvermittlerin<br />
überwiegend in Innsbruck und hat ihren Arbeitsplatz im<br />
Literaturhaus am Inn.<br />
Verena Zankl, geboren 1980 in Lienz, Studium der Germanistik<br />
in Innsbruck (Promotion 2014), freie Lektorin und<br />
Literaturwissenschaftlerin.<br />
Dorothea Zanon, geboren 1980, Studium der Literaturwissenschaft<br />
in Innsbruck und Wien. Lektorin und<br />
Programmleiterin im Haymon Verlag.<br />
Jenni Zeller, geboren 1993. Von klein auf passionierte<br />
Sprachliebhaberin, feierte ihr Debüt als Autorin mit Geburtstagsgedichten<br />
für Mama und Papa. Liebt Bücher, Zeichnen,<br />
Wandern und Kanada. Studiert im Master Konferenzdolmetschen<br />
und Philosophie an der Uni Innsbruck. Freiberufliche<br />
Journalistin bei der Oberländer Rundschau, seit<br />
Februar 2019 in der Wagner’schen daheim.
Wagner’sche.<br />
Bücher seit 1639<br />
Museumstraße 4<br />
6020 Innsbruck<br />
T. +43 512 59505 0<br />
info@wagnersche.at<br />
www.wagnersche.at