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Wagnereinmalig No. 8

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Das Buchmagazin der Wagner’schen Universitätsbuchhandlung — 03.2019<br />

Wagner<br />

eı˙nmalı˙g<br />

#<strong>No</strong>. 8


Impressum<br />

Herausgeber und für den Inhalt verantwortlich:<br />

Wagner’sche Universitätsbuchhandlung, Medici Buchhandels GmbH,<br />

Museumstraße 4, 6020 Innsbruck<br />

info@wagnersche.at — www.wagnersche.at<br />

Redaktion: Robert Renk<br />

© der Textbeiträge bei den Autorinnen und Autoren<br />

Grafische Ausstattung: himmel. Studio für Design und Kommunikation<br />

Fotografie wenn nicht anders angegeben: Thomas Schrott<br />

© der Abbildungen bei den jeweiligen Rechteinhabern<br />

© Titelbild „Boyle“: pearceX<br />

Fehler, Änderungen und Irrtümer vorbehalten.<br />

2<br />

© 03.2019 – alle Rechte vorbehalten<br />

Bücher seit 1639<br />

Wagner’sche.<br />

Bücher seit 1639<br />

Seit Oktober 2015 ist die<br />

Wagner’sche Universitätsbuchhandlung<br />

wieder eine<br />

eigenständige Tiroler Buchhandlung.<br />

Ein großes Ziel<br />

bei der Übernahme war es,<br />

gerade im Bereich der Veranstaltungen<br />

und Lesungen<br />

das Who is Who der Literatur<br />

nach Innsbruck zu holen.<br />

Mit dem absoluten Bestsellerautor<br />

aus den USA,<br />

T. C. Boyle, der am 12. Februar<br />

im komplett ausverkauften<br />

Treibhaus sein neues Buch<br />

„Das Licht“ präsentiert hat,<br />

ist uns eine kleine Sensation<br />

gelungen. Übrigens war der<br />

einzige Österreichtermin<br />

bei uns zugleich auch die<br />

Weltpremiere, da das Buch<br />

in Amerika erst im Mai erscheint.<br />

Mit John Wray,<br />

Bernhard Aichner, Judith<br />

W. Taschler, Joe Fischler,<br />

Michael Köhlmeier, Eva<br />

Rossmann, Vea Kaiser, Gary<br />

Shteyngart und Thomas Brezina,<br />

um einige zu nennen,<br />

kommen im Frühling viele<br />

andere Bestsellerautorinnen<br />

und -autoren zu uns. Das neue<br />

Magazin bietet eine Übersicht.<br />

Markus Renk (re.), Markus Hatzer<br />

Inhalt<br />

6 Buchhandlung mit Büchern<br />

Die Reihe „Erinnerungen an Innsbruck“ bringt drei weitere Titel<br />

12 Krimi und Liebesgeschichte<br />

Fürchten lernen in Tirol<br />

14 Mords-Spaß<br />

Michael Niavaranis Shakespeare-Bearbeitung auf der Bühne<br />

des Tiroler Landestheaters<br />

18 Sardinien im Herzen<br />

Eva Rossmann im Gespräch und – mit Sardinienprodukten – zu Gast bei uns<br />

20 17. Prosafestival<br />

12 AutorInnen in Innsbruck zu Gast, u. a. Barbara Frischmuth<br />

24 Ein Stilist wird 65<br />

Karl-Markus Gauß mit seinem neuen Buch zu Gast bei uns<br />

26 Einmal Kambodscha und zurück<br />

Der neue Roman von Judith W. Taschler, am 16. April bei uns<br />

28 Club 2 à la Wagner’sche<br />

Renata Schmidtkunz & Michael Köhlmeier sprechen über …<br />

30 Im Süden der Vergangenheit<br />

Vea Kaiser mit ihrem lang erwarteten neuen Roman am 13. Mai bei uns zu Gast<br />

32 Tom C. & Ruth P.<br />

E ine Nachschau auf die Lesung von T. C. Boyle und eine Vorschau<br />

auf die Fotografin Ruth Pearce<br />

36 America first …<br />

der Abschluss der Serie mit Gary Shteyngart & Ernst Gossner<br />

38 Die 42. Wochenendgespräche<br />

Das älteste Literaturfestival des Landes ist noch immer jung & frisch<br />

und macht sich auf Reisen, unter anderem mit Andreas Altmann<br />

44 Tschechien by train …<br />

Tipps zum Buchmessenschwerpunkt: ein Gespräch mit Jaroslav Rudiš<br />

46 W:ORTE feiert<br />

mit Wondratschek<br />

Das Lyrikfestival wird fünf, in der Wagner’schen liest<br />

der großartige Wolf Wondratschek – eine Sensation<br />

52 3×7 Best aber Seller<br />

54 Mit den besten Empfehlungen


© Wirtschaftskammer Tirol<br />

Lesen – die schönste<br />

Freizeitbeschäftigung der Welt<br />

»Wir kaufen nicht, was wir haben wollen, wir konsumieren,<br />

was wir sein möchten.« – John Hegarty<br />

Kundenservice<br />

sollte nicht nur<br />

eine Abteilung<br />

sein, sondern<br />

das gesamte<br />

Unternehmen.<br />

Markus Renk<br />

4 5<br />

Wagner’sche.<br />

Bücher seit 1639<br />

Ich habe in den letzten Wochen einige Vorstellungsgespräche<br />

geführt und mit rund 40<br />

BewerberInnen über die großartige Welt des<br />

Buchhandels, aber auch über die Kraft der<br />

Bücher gesprochen. Bücher sind einzigartig,<br />

denn vielen gelingt es, uns in eine andere<br />

Welt eintauchen zu lassen. Sie haben die<br />

Kraft, uns aus dem Alltag zu reißen und<br />

uns auf Abenteuerreisen zu schicken. Wir<br />

können durch Bücher in andere Rollen<br />

schlüpfen und Bücher haben uns in unserer<br />

Kindheit und Jugend mit Helden versorgt,<br />

die uns auch als Erwachsene noch prägen<br />

und begleiten. Für mich ist Lesen die<br />

schönste Freizeitbeschäftigung der Welt.<br />

Wir entfliehen dem tristen Alltag und reisen<br />

in die Welt der Fantasie. Doch fürs Lesen<br />

spricht noch weitaus mehr. Wussten Sie,<br />

dass Studien belegen, dass das Lesen gegen<br />

Alzheimer vorbeugt, dies sieht man gut<br />

an großen Schauspielerinnen und Schauspielern,<br />

die oft durch das viele Auswendiglernen<br />

der Rollentexte bis ins hohe Alter<br />

geistig fit geblieben sind. Aber Lesen reduziert<br />

auch Stress und entschleunigt. Gerade<br />

die Entschleunigung ist heute wichtiger<br />

denn je. Laut einer Umfrage fühlen sich<br />

rund 70 % der SchülerInnen in Österreich<br />

durch digitale Medien wie Handy und Co.<br />

gestresst. Dass Lesen beim Schreiben hilft,<br />

den Wortschatz erweitert, die Kreativität<br />

ankurbelt und die soziale Kompetenz<br />

fördert, ist hinlänglich bekannt. Dass Lesen<br />

sexy macht, war mir neu, aber Umfragen<br />

haben ergeben, dass Menschen, die in der<br />

Öffentlichkeit lesen, intelligenter wirken.<br />

Ein Buch in der Hand macht sie attraktiver<br />

und begehrenswerter. Sie vermitteln<br />

den Eindruck, dass sie ein interessanter<br />

Gesprächspartner sind und Einfühlungsvermögen<br />

mitbringen. Sie sehen, ein Besuch<br />

in der Buchhandlung kann Ihnen viele<br />

Vorteile bringen!<br />

Unser Team startet<br />

neu durch<br />

Aber was ist mit den 40 BewerberInnen<br />

geworden? Es freut mich sehr, dass wir<br />

sieben davon in unser Team aufnehmen<br />

konnten. Es gibt einen schönen Spruch:<br />

„Veränderung ist am Anfang zwar schwer,<br />

chaotisch in der Mitte, aber am Ende einfach<br />

großartig.“ Nun, ich kann jetzt schon<br />

sagen, dass die neuen Kolleginnen und<br />

Kollegen die ersten beiden Etappen übersprungen<br />

haben und bereits nach wenigen<br />

Wochen voll im Team integriert sind und<br />

viele positive Dinge einbringen.<br />

Fachleute und Freaks in<br />

der Wagner’schen<br />

Aber wir möchten die Kompetenz nicht nur<br />

durch neue Kolleginnen und Kollegen stärken,<br />

sondern entwickeln gerade ein neues<br />

Konzept, um externes Wissen verstärkt in<br />

die Buchhandlung zu holen. Trotz der Aufstockung<br />

im Team haben wir nicht für alle<br />

Themenbereiche die absoluten „Fachleute“,<br />

oder um es ein wenig pointierter auszudrücken,<br />

die wahren „Freaks“, die sich<br />

die ganze Woche mit besonderen Themen<br />

beschäftigen. Daher erarbeiten wir gerade<br />

einen Entwurf, wie wir solche Kenner in<br />

die Buchhandlung holen können. Hierzu<br />

soll eine Art Stundenplan dienen, auf dem<br />

unsere Kunden sehen, dass z. B. am Donnerstag<br />

von 15:00 bis 17:00 Uhr jemand<br />

über Räuchern spricht, oder am Mittwoch<br />

der Comic-Freak über Drac <strong>No</strong>vell sein<br />

Wissen weitergibt. Aber auch Themen wie<br />

Garten, Bildung, Kunst, Kochen, Reise,<br />

E-Books, Kreativität, Gesundheit und<br />

Sprachen können Inhalt des Stundenplans<br />

sein. Sobald das Projekt startet, werden Sie<br />

über Newsletter, Internet, Facebook und<br />

Werbung im Geschäft informiert.<br />

Unser Buchverlag<br />

Lassen Sie mich nochmals zur Kraft der<br />

Bücher zurückkommen. Die letzten beiden<br />

Jahre haben wir uns intensiv mit der Positionierung<br />

der Wagner’schen beschäftigt<br />

und uns die Frage gestellt, was machen<br />

wir besser als andere, wie können wir uns<br />

positionieren, was macht uns einzigartig.<br />

Aus diesen Überlegungen heraus ist z. B.<br />

der Buchverlag der Wagner’schen Universitätsbuchhandlung<br />

entstanden. Wir<br />

alle sind Bücher mit tausenden von Seiten.<br />

Der Wagner’sche Buchverlag hat es sich zur<br />

Aufgabe gemacht, möglichst viele davon<br />

in gedruckter Form festzuhalten. Unsere<br />

Reihe „Erinnerungen an Innsbruck“ ist<br />

exklusiv in der Wagner’schen erhältlich und<br />

macht uns dadurch ein Stück besonders.<br />

Bereits acht tolle Bücher sind erschienen,<br />

aber auch ein historischer Kalender über<br />

Innsbruck kommt jedes Jahr neu heraus.<br />

Heuer kommen neun Neuerscheinungen<br />

dazu, drei davon stellen wir Ihnen in diesem<br />

Magazin vor. Abheben können wir uns aber<br />

auch durch unsere besonderen Servicepakete<br />

wie unser kostenloser Fahrrad-Zustelldienst<br />

und unser eigenes Magazin.<br />

Die neu eingeführten Serviceleistungen wie<br />

„Buchhändler buchen“, „Buchgenuss nach<br />

Ladenschluss“, die Leserreisen – heuer<br />

z. B. nach Neapel auf den Spuren von<br />

Elena Ferrante – und die Bücherabos<br />

werden von unseren Kundinnen und<br />

Kunden sehr gut angenommen.<br />

Jetzt noch mehr Internet<br />

Verbessern mussten wir unseren Internetauftritt,<br />

als eigenständige Buchhandlung<br />

sind wir hier auf Servicepartner angewiesen.<br />

Um unseren Internetshop noch<br />

kundenfreundlicher zu gestalten, sind wir<br />

eine Kooperation mit dem Marketingverbund<br />

Buchmedia eingegangen und haben<br />

die Seite www.wagnersche.at komplett<br />

neu aufgestellt. Die neue Seite bietet noch<br />

mehr Information, mehr Buchtipps, einen<br />

deutlich einfacheren Bestellprozess, eine<br />

verbesserte Mobillösung, eine größere Titelauswahl,<br />

Buchtrailer und ist weit übersichtlicher<br />

als bisher. Schauen Sie sich die Seite<br />

doch an, über Feedback würden wir uns<br />

sehr freuen! Jedes Buch, welches in Tirol<br />

und nicht bei Amazon bestellt wird, sichert<br />

Arbeitsplätze im Land!<br />

Ihr Markus Renk


ISBN ???-?-????-????-?<br />

© Die Lichtbildnerei - Julia Hammerle<br />

Beim Schreiben habe ich mich<br />

in meinen Saggen neu verliebt<br />

Wie vornehm der „vornehmste“ Stadtteil Innsbruck<br />

wirklich war und was es dort zu entdecken gab und gibt,<br />

davon erzählt die bekannte Radiomoderatorin<br />

Sunny Rabl im Gespräch mit Robert Renk<br />

Die<br />

Bischofsmütze<br />

hat mı·ch<br />

nachhaltig<br />

fasziniert.<br />

Sunny Rabl<br />

6 7<br />

Wagner’sche.<br />

Bücher seit 1639<br />

Die erfolgreiche Reihe der Wagner’schen,<br />

„Erinnerungen an Innsbruck“, geht weiter.<br />

Band 9 dieser Reihe, in der die Innsbrucker<br />

Stadtteile in Erinnerungen wieder aufleben,<br />

wird Ende März in der Wagner’schen Universitätsbuchhandlung<br />

präsentiert.<br />

Sunny, du bist Radiomoderatorin und<br />

Schauspielerin, wie kam es dazu, dass<br />

du jetzt ein Buch geschrieben hast?<br />

Ich wollte eigentlich immer schon mal<br />

ein Buch schreiben, das sagen zwar viele<br />

Menschen, aber ich hatte das Glück, dass<br />

es mir leicht gemacht wurde, weil es ein vergleichsweise<br />

leichter Einstieg ist, ein kleines<br />

Büchlein über die eigene Kindheit und das<br />

Aufwachsen in seinem Stadtteil zu verfassen:<br />

in meinem Fall über den Saggen, den<br />

„vornehmsten“ Stadtteil von Innsbruck.<br />

Beim Vorbereiten auf eine<br />

Radiosendung gehört ja die<br />

Recherche auch zum Handwerk, wo<br />

lag für dich der Unterschied beim<br />

Schreiben?<br />

Es war insofern eine neue, sehr spannende<br />

und unheimlich befriedigende Aufgabe,<br />

weil es bei einem Buch nicht auf die<br />

Geschwindigkeit – wie beim Radio, dem<br />

schnellsten Medium – ankommt, sondern<br />

auf die Nachhaltigkeit. So ein Buch wird ja<br />

im besten Fall auch noch in ein paar Jahren<br />

gelesen.<br />

Wie hast du dein<br />

Saggenbuch aufgebaut?<br />

Weil meine eigene Kindheit in den 1960er<br />

Jahren eine sehr behütete war und in den<br />

Garten des Hauses im Blocksaggen, in dem<br />

ich aufwuchs, keine anderen Kinder zum<br />

Spielen kommen durften und ich sie umgekehrt<br />

auch nicht besuchen konnte,<br />

es also nicht so wahnsinnig viel zu erzählen<br />

gab, habe ich mit vielen Saggenerinnen und<br />

Saggenern gesprochen und mir ihre Erinnerungen<br />

an ihre Kindheit, an Hofspiele<br />

und „gefährliche“ Entdeckungsreisen und<br />

den Saggen ganz allgemein erzählen lassen.<br />

Die Berichte gehen zurück bis in die 1940er<br />

Jahre und reichen herauf bis heute.<br />

Wie hast du dafür die<br />

Auswahl getroffen?<br />

Die passierte eher zufällig: ab dem Zeitpunkt,<br />

an dem ich wusste, dass ich das Buch<br />

„Kindheit im Saggen“ schreiben werde,<br />

habe ich über dieses Projekt gesprochen<br />

und bin auf Menschen gestoßen, die sich<br />

spontan angeboten haben, mit mir einige<br />

ihrer Erinnerungen zu teilen. Es waren ausgesprochen<br />

angeregte Gespräche, denn gemeinsam<br />

fallen einem viel mehr Dinge von<br />

früher ein als alleine im stillen Kämmerchen,<br />

respektive am Computer. Ich habe bei jedem<br />

Gespräch mein Aufnahmegerät mitlaufen<br />

lassen, sodass ich nachher beim Schreiben<br />

kein Detail der häufig sprudelnd erzählten<br />

Geschichten übersehen konnte.<br />

Ich nehme an, dass auch etwas<br />

über die Entstehung des Saggens in<br />

deinem Buch zu erfahren ist?<br />

Natürlich hat auch ein bisschen Geschichtliches<br />

zum Saggen im Buch Platz gefunden.<br />

Vor allem die „Bischofsmütze“ hat mich<br />

nachhaltig fasziniert. Es handelt sich dabei<br />

um Straßenzüge, die – von langer Hand<br />

geplant und am Reißbrett entstanden – in<br />

Form einer Bischofsmütze gebaut wurden.<br />

Wer sich einen Stadtplan ansieht, wird sie<br />

unschwer entdecken, und wer mein Buch<br />

„Kindheit im Saggen“ liest, wird mehr<br />

darüber erfahren können.<br />

Eine Reise in die<br />

Vergangenheit Innsbrucks –<br />

lebendig in persönlichen<br />

Erinnerungen!<br />

Text folgt<br />

Sunny Rabl, geboren 1958 in Innsbruck, wuchs<br />

im Saggen auf und lebt seit 2010 wieder in diesem<br />

„schönsten Stadtteil Innsbrucks“. Nach Matura<br />

und Abi-Kurs sowie einigen Jahren als Sekretärin<br />

absolvierte sie die Schauspielschule Cingl-Fröhlich.<br />

Es folgten Theaterproduktionen am Innsbrucker<br />

Kellertheater, im Treibhaus und an anderen Spielstätten.<br />

Dann begann sie – eher zufällig – bei Radio<br />

Arabella zu moderieren. Nach Radio Max, Antenne<br />

Wien, Antenne Salzburg und Antenne Tirol ist sie<br />

seit 2013 fast täglich auf Radio U1 Tirol zu hören.<br />

Außerdem ist sie seit vielen Jahren als Stimm-, Atemund<br />

Präsentationstrainerin tätig.<br />

Sunny Rabl Kindheit im Saggen<br />

ErinnE rungE n an Innsbruck<br />

Sunny Rabl<br />

Kindheit im<br />

Saggen<br />

Buchtipp:<br />

Sunny Rabl:<br />

Kindheit im Saggen<br />

Erinnerungen an Innsbruck,<br />

Band 9<br />

Verlag der Wagner’schen<br />

Universitätsbuchhandlung<br />

144 S., € 12,95<br />

Buchpräsentation:<br />

Sunny Rabl:<br />

Kindheit im Saggen<br />

Moderation: Markus Renk<br />

Mi., 27. März 2019, 19:30 Uhr<br />

Wagner’sche<br />

Universitätsbuchhandlung<br />

Eintritt frei!


Aus dem Verlag der Wagner’schen Universitätsbuchhandlung :<br />

Von Markus Renk<br />

Der Verlag der Wagner’schen Universitätsbuchhandlung<br />

hat mit seinen regionalen<br />

Themen den Puls der Zeit getroffen. Bisher<br />

haben sich alle Bände zu kleinen Bestsellern<br />

entwickelt und sind teilweise bereits in der<br />

zweiten und dritten Auflage. Das positive<br />

Feedback unserer Kunden und Leser bestärkt<br />

uns, diesen Weg weiter zu bestreiten. Bisher<br />

sind neben unserem alljährlichen Kalender<br />

„Innsbruck, wie es früher war“ von Lukas<br />

Morscher bereits acht Bücher erschienen.<br />

Alle unter dem Reihentitel „Erinnerungen an<br />

Innsbruck“. Die meisten Bücher sind Kindheitserinnerungen<br />

an gewisse Stadtteile Innsbrucks,<br />

aber auch andere Themen erscheinen<br />

in unserem Verlag. Folgende Bücher sind<br />

derzeit lieferbar: Josef Wallinger: „Kindheit<br />

in Pradl“ (3. Auflage), Hubert Flattinger:<br />

„Kindheit in Hötting“ (2. Auflage), Gernot<br />

Zimmermann: „Eine Million Kilometer<br />

durch Innsbruck“ (2. Auflage), Ewald Strohmar-Mauler:<br />

„Wahre Kriminalgeschichten<br />

aus Innsbruck“ (2. Auflage), Markus Koschuh:<br />

„Olympisches Dorf“, Bernd Schuchter:<br />

„Aufwachsen in Innsbruck“, Martin<br />

Kolozs: „Die Bischöfe von Innsbruck“ und<br />

Gernot Zimmermann: „Ich war ein Reichenauer<br />

Rattler“.<br />

© Foto Hofer<br />

Pfingstrosen am<br />

Sieglanger<br />

Susanne Leoncino über eine<br />

Familie in Innsbruck<br />

Erinnerungen, ob gut oder schlecht,<br />

begleiten jeden Menschen. Mit den<br />

Straßen und Gassen Innsbrucks verbindet<br />

jeder seine ganz persönliche<br />

Geschichte. Unsere Erinnerungen<br />

verbinden wir mit Räumen, Büchern,<br />

alten Bildern, Düften, Farben und<br />

den Lebensgeschichten, die uns die<br />

Stimmen unserer „Vorangegangenen“<br />

zuflüstern. So Susanne Leoncino zu<br />

ihrem Buch Pfingstrosen am Sieglanger.<br />

Die Autorin erzählt die Lebensgeschichte<br />

ihrer Großeltern. Die<br />

Episoden aus deren Leben ereigneten<br />

sich in einem Zeitbogen ab 1916 bis<br />

in die frühen 1960er Jahre. Erlebnisse,<br />

die sich während und zwischen den<br />

beiden Weltkriegen abspielten und<br />

die mit damaligen Lebensumständen<br />

zwischen Frohsinn, Lebensmut und<br />

Tragik berühren. Das Buch erzählt<br />

von der Sinnlosigkeit des Krieges,<br />

aber auch, dass Helden gerade in<br />

diesen schwierigen Umständen entstehen,<br />

es zeigt auf, wie jemand sein<br />

Leben aufs Spiel setzt, um andere vor<br />

dem sicheren Tod zu retten. Andererseits<br />

bringt uns das Buch „Pfingstrosen<br />

am Sieglanger“ Innsbruck in<br />

der Zwischenkriegszeit näher und<br />

lässt uns eintauchen in die Lebenssituation<br />

der damaligen Innsbrucker<br />

Bevölkerung.<br />

Susanne Leoncino wurde 1956 in Innsbruck<br />

geboren. Nach der Matura am Gymnasium<br />

Sillgasse und Sprachstudien an der Universität<br />

Innsbruck, zog sie 1985 nach Neapel<br />

zu ihrem Mann. Gemeinsam arbeiteten<br />

sie im Familienbetrieb für Busreisen. 2012<br />

kehrte Susanne Leoncino wieder nach<br />

Innsbruck zurück, um hier ein kleines Reisebüro<br />

für Gruppenreisen in ganz Europa zu<br />

führen. Mit ihrer Tätigkeit als Reiseleiterin<br />

vermittelt sie Gästen aus vielen Ländern die<br />

Schönheit und Einzigartigkeit Österreichs<br />

und vieler anderer europäischer Länder.<br />

Vielleicht waren es die vielen Eindrücke und<br />

menschlichen Begegnungen auf diesen Reisen,<br />

die sie dazu inspirierten, diese Geschichte<br />

niederzuschreiben.<br />

Buchtipp:<br />

Susanne Leoncino:<br />

Pfingstrosen am Sieglanger<br />

Geschichte einer<br />

Innsbrucker Familie<br />

Erinnerungen an Innsbruck,<br />

Band 10<br />

Verlag der Wagner’schen<br />

Universitätsbuchhandlung,<br />

160 S., € 12,95<br />

Erscheinungstermin:<br />

18.4.2019<br />

Bücher seit 1639<br />

Erinnerungen<br />

an Innsbruck<br />

Bernadette Wieser über<br />

die Kindheit in Igls<br />

Alte Villen, schmucke Hotels, unter<br />

Denkmalschutz stehende Bauernhäuser<br />

und Kirchen prägen den Charakter des<br />

Dorfes Igls. Malerisch auf dem südlichen<br />

Sonnenplateau am Fuße des „Innsbrucker<br />

Hausbergs“ Patscherkofel gelegen, ist Igls<br />

seit 1942 ein Stadtteil von Innsbruck. Als<br />

Luftkurort zog es zahlreiche Feriengäste<br />

und Prominente an, die zwischen den<br />

1960er und 90er Jahren in den vielen Hotels<br />

und Pensionen logierten.<br />

Bernadette Wieser erinnert sich in<br />

diesem Buch an ihr Aufwachsen in Igls, das<br />

sich trotz vieler Veränderungen seinen dörflichen<br />

Charakter und seine idyllische Lage<br />

Buchtipp:<br />

Bernadette Wieser:<br />

Kindheit in Igls<br />

Erinnerungen an Innsbruck,<br />

Band 11<br />

Verlag der Wagner’schen<br />

Universitätsbuchhandlung,<br />

120 S., € 12,95<br />

9Erscheinungstermin: 20.5.2019<br />

bis heute erhalten hat. Die Umtriebigkeit<br />

und Neugier ihres Vaters sowie die vielen<br />

Veranstaltungen und Begegnungen, etwa<br />

mit berühmten Gästen im Ort, machten<br />

ihre Kindheit und Jugend in den 1960er<br />

und 70er Jahren zu etwas Besonderem.<br />

Die Familie Wieser ist eine der ältesten<br />

in Igls. Schon der Großvater von Bernadette<br />

Wieser verdiente mit Fuhrwerken<br />

sein Geld. Nebenbei betrieb er noch eine<br />

kleine Landwirtschaft. Die Elternhäuser<br />

liegen mitten im Zentrum von Igls, direkt<br />

vor der Kirche in der Engstelle der Hilberstraße.<br />

„Überlieferungen sagen, dass die<br />

Häuser Hilberstraße 9 + 11 im Jahre 1833<br />

vom verheerenden Dorfbrand verschont<br />

blieben. Der Sage nach war das Anwesen<br />

auch das Zuhause der beiden Hirten, die in<br />

Heiligwasser die Muttergottes-Erscheinung<br />

hatten. Deshalb auch das Fresko auf unserer<br />

Fassade.“ Dies und viele Interessante<br />

Begegnungen erzählt Bernadette Wieser in<br />

Ihrem Buch „Kindheit in Igls“.<br />

Bernadette Wieser, geboren 1958 in Igls.<br />

Seit 1990 bei der Neuen Heimat Tirol<br />

tätig, seit 17 Jahren als Assistentin der<br />

Geschäftsführung.<br />

© Haymon Verlag<br />

Buchpräsentationen:<br />

Susanne Leoncino:<br />

Pfingstrosen am Sieglanger<br />

Moderation: Markus Renk<br />

Di., 23. April 2019, 19:30 Uhr<br />

Wagner’sche<br />

Universitätsbuchhandlung<br />

Eintritt frei!<br />

Bernadette Wieser:<br />

Kindheit in Igls<br />

Moderation: Markus Renk<br />

Di., 21. Mai 2019, 19:30 Uhr<br />

Wagner’sche<br />

Universitätsbuchhandlung<br />

Eintritt frei!


Abendessen im<br />

Sonnenuntergang<br />

<strong>No</strong>rmalerweise ist die Meierei ab 17:00 Uhr (Sa. ab 12:00 Uhr)<br />

geschlossen, doch unser kulinarisches Schmuckstück im<br />

ersten Stock ist eben nicht normal, sondern außergewöhnlich.<br />

Und außergewöhnlich wird es immer, wenn Nina Rettenbacher<br />

zum Abendessen einlädt! So auch am Samstag, den 22. Juni,<br />

um 18:30 Uhr. — Ein viergängiges Menü mit Weinbegleitung<br />

wartet auf die Gäste, bei Schönwetter auf der Terrasse.<br />

Ninas<br />

Pfannen-Feuerfleck mit<br />

Bohnencreme + viel drauf<br />

© Thomas Schrott<br />

Frühlingsrezept:<br />

Für den Feuerfleck:<br />

500 g glattes Mehl<br />

350–400 ml lauwarmes Wasser<br />

4 EL gutes Olivenöl<br />

1 Prise Salz<br />

1 Pkg. Trockenhefe<br />

Alle Zutaten in der Rührmaschine ca. 5 Minuten vermengen. Abdecken<br />

und ca. 1 Stunde gehen lassen (der Teig ist sehr feucht). Aus dem Teig<br />

8 gleichgroße Fladen formen und in einer beschichteten Pfanne<br />

ca. 2–3 Minuten backen (wenden). Sofort belegen und servieren.<br />

Für die Bohnencreme:<br />

1 Dose (400 g) weiße Bohnen / kalt abspülen<br />

2 Knoblauchzehen<br />

Salz und Pfeffer<br />

2–3 EL Weißer Balsamico<br />

5–6 EL gutes Olivenöl<br />

Alle Zutaten mit einem Pürierstab fein cuttern.<br />

Zum Belegen:<br />

Rucola, Honigtomaten, Mangostücke, Ziegenbällchen,<br />

Rote Tropea-Zwiebel, Sesamsamen geröstet<br />

Wer Fleisch mag – zusätzlich mit Kalbsnüsschen (ca. 100 g pro Person)<br />

Fein aufschneiden, in Olivenöl scharf anbraten und<br />

mit Salz und Pfeffer würzen<br />

Wir glauben wetter unabhängig<br />

an gute Gestaltung sowie die Schönheit<br />

im Allgemeinen.<br />

himmel. Studio für Design und Kommunikation<br />

www.himmel.co.at<br />

Bücher seit 1639<br />

11


Von einem, der auszog,<br />

das Fürchten zu lehren<br />

von Bernhard Sandbichler<br />

Ein kleiner Roman<br />

über die Liebe<br />

… und über die schönste Nebensache im Leben.<br />

Mit Bernhard Aichner im Gespräch: Dorothea Zanon<br />

Buchtipp:<br />

Joe Fischler:<br />

Der Tote im Schnitzelparadies<br />

KiWi Verlag, 304 S.,<br />

€ 10,30<br />

© Ingo Pertramer<br />

Joe Fischler hat eine Schriftsteller-Karriere<br />

wie im Märchenbuch hingelegt: Platz 1 der<br />

E-Book-Charts 2013, fünf Veilchen-Krimis<br />

im Haymon-Verlag 2015–18 (Gesamtabsatz<br />

100.000 Stück), jetzt der Start einer neuen<br />

Krimi-Reihe um Arno Bussi bei Kiepenheuer<br />

& Witsch: chapeau, chapeau!<br />

Rübe ab<br />

Der Star-Hotelier von Vorderkitzlingen in<br />

Tirol hat dran glauben müssen: Irgendwer<br />

hat ihm den Kopf vom Rumpf getrennt.<br />

Die bigotte Helga Kreuzveitl findet ihn, den<br />

Kopf, in der Tiefkühltruhe der Resi Schupfgruber<br />

vom Schnitzelparadies in Hinterkitzlingen.<br />

Heiliger Bimbam! Wo der Rumpf<br />

geblieben ist, weiß Gott, der, besonders<br />

hier in Tirol, bekanntlich alles sieht!<br />

Nennt mich nicht Bussi!<br />

Kreuzveitl, Schupfgruber, Vorder- und<br />

Hinterkitzlingen: Da wären wir schon bei<br />

den Namen. „Alles, was man für einen<br />

Krimi braucht, ist ein guter Anfang und ein<br />

Telefonbuch, damit die Namen stimmen“,<br />

hat der berühmte Ahnherr aller Krimi-<br />

Autoren, Georges Simenon, einmal gesagt.<br />

Hier findet man beides in einem: „Sein<br />

Name ist Bussi. Arno Bussi.“ Das ist ein<br />

Anfang, beinah so wuchtig wie der: „Nennt<br />

mich Ismael.“ Oder, anders als bei Melville:<br />

„Nennt mich nicht Ismael!“ – was ein Buchtitel<br />

ist und eigentlich für Fischlers Bussi viel<br />

besser passt. „Vom Kindergarten über die<br />

Polizeischule bis zum Bundeskriminalamt<br />

hat sich die ganze Welt über seinen Namen<br />

lustig gemacht.“ Weil: nomen est omen, wie<br />

der Lateiner sagt. Der 28-Jährige hat was<br />

Südländisches und also mit Vorurteilen zu<br />

kämpfen, wobei: Wenn man’s in den Genen<br />

hat, weil der Opa Gondoliere war?<br />

Karriere-Knick Kitzlingen<br />

Dann kommen einem die Frauen einfach<br />

in die Quere. Ist so, auch wenn man als<br />

Mann gar nicht wirklich was dafür kann.<br />

Wurscht, außer man kommt als Polizist<br />

aus der Tiroler Provinz und wird dann als<br />

gruppeninspektorischer Jungspund am<br />

Bundeskriminalamt Wien im Bett (mit)<br />

der Innenministergattin ertappt.<br />

Das ist dann despektierlich und befördert<br />

einen direkt zurück in die Tiroler Provinz,<br />

ins hinterste Tal, nach Kitzlingen eben.<br />

Schaudern mit Augenmaß –<br />

und Augenzwinkern<br />

Und dann diese finstere Idylle: Regen,<br />

Regen, Regen, Murenabgänge, Stromausfall,<br />

Talsperre. Von wegen Verstärkung aus<br />

dem Landeskriminalamt Innsbruck! Bussi<br />

muss das Sauschlachten in vier Tagen ganz<br />

allein durchstehen. Kein Wunder, dass es<br />

ihn vor lauter Gänsehaut nur so schüttelt.<br />

Zwischendurch freilich läuft ihm da und<br />

dort auch ein wohliger Schauder über den<br />

Rücken. Das ist wegen der bildhübschen<br />

Eva Schupfgruber, die ihm am Schluss auch<br />

ein dickes Bussi auf die Wange drückt.<br />

Oh Gott, nennt mich nicht … siehe oben!<br />

Drei Kurzfragen an<br />

den Autor:<br />

Vorbilder unter den<br />

zahlreichen Kolleg/innen?<br />

Ich mag Autor/innen, die ihre Musikalität<br />

in die Texte bringen: Alina Bronsky, Wolf<br />

Haas, Hans Platzgumer. Der Rhythmus, in<br />

dem etwas erzählt wird, ist mir sehr wichtig.<br />

Verfilmung in Sicht?<br />

Für die Veilchen-Krimis wurden die<br />

Filmoptionen verkauft, Bussi muss erst<br />

mal raus in die Welt. Aber ich hoffe!<br />

Wann kommt der nächste Bussi?<br />

Der zweite Bussi soll im kommenden<br />

Frühjahr erscheinen und wird ziemlich<br />

sicher am Achensee spielen.<br />

12<br />

Wagner’sche.<br />

Bücher seit 1639<br />

Bald die ganze Welt kennt Bernhard Aichner<br />

als Thrillerautor, und das ist keineswegs<br />

übertrieben. Mit seiner zum Kult gewordenen<br />

„Totenfrau“-Trilogie und seinem aktuellen<br />

Thriller „Bösland“ rangiert er in den<br />

Bestsellerlisten neben anderen großen Krimistars.<br />

Dass der charismatische Tiroler<br />

auch ganz schön romantisch sein kann, zeigt<br />

er in seinem neuen Buch „Kaschmirgefühl“<br />

bei Haymon.<br />

Schreibst du über die Liebe, um<br />

dich von den Gräueltaten in deinen<br />

Thrillern zu erholen?<br />

So ist es wohl. Das viele Morden ist auf<br />

Dauer ganz schön anstrengend, ein bisschen<br />

Liebe und Erotik tut zwischendurch<br />

sehr gut. Deshalb ist „Kaschmirgefühl“<br />

ein absolut leichenfreies Buch geworden,<br />

aber trotzdem spannend und aufregend.<br />

Die Liebe hatte mich nach dem Erscheinen<br />

von „Bösland“ voll im Griff. Wobei ein<br />

bestimmtes Maß an Romantik ja auch in<br />

meinen Thrillern vorkommt. Ich bin wohl<br />

ein heilloser Romantiker.<br />

Stichwort Sexhotline – damit fängt<br />

alles an in „Kaschmirgefühl“.<br />

Schöpfst du da aus eigener<br />

Erfahrung? Also, rein aus<br />

Recherchezwecken natürlich.<br />

Ich gebe es zu: Ich habe mehrmals bei<br />

solchen Nummern angerufen. Aber, auch<br />

wenn man es mir jetzt nicht glauben mag,<br />

tatsächlich nur zu Recherchezwecken. Ich<br />

wollte wissen, wie es sich anfühlt, wie die<br />

Sprache klingt, wie hoch das Tempo ist, das<br />

vorgegeben wird. Ich hatte das Glück, mit<br />

zwei wunderbaren Damen sprechen<br />

zu dürfen. Beide haben es akzeptiert, dass<br />

ich nur reden will, dass ich mein Geld<br />

dafür ausgeben möchte, mehr über ihren<br />

Beruf zu erfahren. Geduldig haben sie<br />

meine Fragen beantwortet und mir<br />

Einblicke in ihre Welt gewährt.<br />

13<br />

Wie betreibt man eine Sexhotline?<br />

Wie schaut ihr Alltag aus? Stimmt es, dass<br />

die Damen stricken oder Hausarbeit erledigen,<br />

während sie Orgasmen vortäuschen?<br />

Die Antworten, die ich bekommen habe,<br />

waren sehr aufschlussreich und sind volley<br />

in meine Geschichte eingeflossen …<br />

Gottlieb und Marie, deine beiden<br />

Protagonisten, sehen sich nicht, sie<br />

sprechen am Telefon miteinander und<br />

alles, was sie haben vom anderen, ist<br />

die Stimme. Was verrät die Stimme<br />

über einen Menschen?<br />

Wenn man genau hinhört, kann man bestimmt<br />

mehr hören, als man vermuten mag.<br />

Aggression, Wut, Langeweile, gespieltes<br />

oder echtes Interesse, Neugier, Lüge, Wahrheit.<br />

Sich am Telefon kennenzulernen, ist<br />

spannend, man weiß nichts vom anderen,<br />

offenbart sich, verbirgt sich. In „Kaschmirgefühl“<br />

geben sich meine beiden Helden<br />

lustvoll einem Rausch hin. Sie kommen sich<br />

von Minute zu Minute näher. Sie ziehen<br />

sich gegenseitig an. Sie verlieben sich.<br />

Kannst du dir das vorstellen, dich<br />

in eine nackte Stimme zu verlieben?<br />

Unbedingt. Man muss nur verrückt genug<br />

sein, um sich darauf ein-zulassen. Gottlieb<br />

und Marie sind das.<br />

Gottlieb ist ein wenig schüchtern<br />

und zurückhaltend, aber er nimmt<br />

all seinen Mut zusammen, um<br />

Marie für sich einzunehmen.<br />

Hat er Züge von dir?<br />

All meine Heldinnen und Helden haben<br />

Züge von mir. So auch Marie und Gottlieb.<br />

Er wagt etwas, springt über seinen Schatten,<br />

lässt sich auf etwas Unerhörtes ein, er<br />

riskiert alles und gewinnt. Marie tut das<br />

auch. Gemeinsam spinnen sie Geschichten.<br />

Am Ende auch ihre eigene. So stelle ich<br />

mir vielleicht das Glück vor. Wenn man<br />

danach greift, kann man es erlangen.<br />

Wenn man das nicht tut, zieht es an einem<br />

vorbei.<br />

© Fotowerk Aichner<br />

Bernhard Aichner, geboren 1972, lebt als Schriftsteller<br />

und Fotograf in Innsbruck. Er ist einer der<br />

bekanntesten deutschsprachigen Autoren. Seine<br />

„Totenfrau-Trilogie“ wurde zum internationalen<br />

Bestseller, seine Romane wurden in 16 Länder<br />

verkauft. Mit dem Thriller „Bösland“ setzt er seine<br />

Erfolgsgeschichte fort. Bei Haymon erschienen<br />

mehrere Romane sowie die Max-Broll-Krimis, für<br />

deren vierten Teil „Interview mit einem Mörder“<br />

er den Friedrich-Glauser-Preis erhielt.<br />

www.bernhard-aichner.at<br />

Buchtipp:<br />

Bernhard Aichner:<br />

Kaschmirgefühl<br />

Haymon Verlag, 188 S.,<br />

€ 17,90


© www.guentheregger.at<br />

Die Tragödie von Richard III.<br />

… und wie der Shakespeare-Klassiker zur Komödie wird.<br />

Das Tiroler Landestheater bringt Michael Niavaranis<br />

Bearbeitung von Richard III. auf die Bühne. Von Désirée Walter<br />

12 Schauspieler,<br />

53 Rollen!<br />

14<br />

Wagner’sche.<br />

„Ein Hoch auf Euch, edler, anmutiger,<br />

wunderschöner Richard, dessen Buckel<br />

man kaum sieht. Das ist ja nur ein Wimmerl.“<br />

– Forrest, Die unglaubliche Tragödie<br />

von Richard III.<br />

Jahrelang hat sich Michael Niavarani,<br />

Österreichs wohl populärster Komödiant,<br />

tunlichst vom König der Dramatiker<br />

ferngehalten, um jede Ansteckung zu vermeiden,<br />

dann ist das Shakespeare-Virus<br />

umso heftiger auf ihn übergesprungen.<br />

Fieberhaft dachte er darüber nach, wie man<br />

all die Weisheit, Derbheit und Verderbtheit,<br />

das Leuchten und die Genialität in Shakespeares<br />

Werk in die Gegenwart transferieren<br />

könnte. So wurde die Tragödie „Richard<br />

III.“ vom Tausendsassa höchstpersönlich<br />

von Grund auf umgekrempelt. Die<br />

Idee für die Umgestaltung des grausamen<br />

Königsdramas kam Niavarani während der<br />

Lektüre des Originalstücks. Er verliebte<br />

sich in zwei der Randfiguren und beschloss,<br />

das gesamte Stück aus der Sichtweise<br />

dieser beiden komödiantischen Personen<br />

zu erzählen. So erschuf er William Forrest<br />

und Frederick Dighton; ein Schuster und<br />

ein Koch sollen dem skrupellosen, machtgierigen<br />

Richard beim Kampf um den<br />

Königsthron helfen. Kaum wurden die zwei<br />

mittellosen Lebemänner von Richard angeheuert,<br />

stehen sie im Tower von London<br />

und für Forrest und Dighton beginnt ein<br />

Abenteuer, von dem sie niemals zu träumen<br />

gewagt hätten. Die erfrischende Kombination<br />

aus dem Originalstück und Komödie<br />

bietet genau das, was eine Mischung aus<br />

Shakespeare und Niavarani erwarten lässt<br />

– versehen mit einem klassischen „Wiener<br />

Schluss“. Für die Aufführungen ließ der<br />

Großmeister der Kleinkunst ein eigenes,<br />

dem Londoner Globe nachempfundenes<br />

Theater in die Marx Halle bauen. Das<br />

vermeintlich wahnwitzige Projekt wurde<br />

eine Erfolgsstory – und das schon lange vor<br />

der eigentlichen Premiere. Nach jeder der<br />

stets ausverkauften Einspielvorstellungen<br />

schraubte und feilte Niavarani an seiner<br />

Neuschöpfung – ein Work in Progress also.<br />

Rund 1.000 Menschen pilgerten täglich zum<br />

Areal der ehemaligen Wiener Schlachthöfe<br />

St. Marx, um Shakespeare zu sehen. Oder<br />

eigentlich: um Shakespeare zu sehen, wie<br />

Michael Niavarani ihn sieht.<br />

Ab 16. März gibt es das Shakespeare’sche<br />

Vergnügen auch im Westen Österreichs zu<br />

sehen. Regisseurin Susi Weber inszeniert<br />

das Erfolgsstück im Großen Haus des<br />

Tiroler Landestheaters. Zwölf Schauspielerinnen<br />

und Schauspieler übernehmen<br />

darin nicht weniger als sage und schreibe<br />

53 (!) Rollen. Und genauso viele Liter Blut<br />

werden pro Vorstellung vergossen, es wird<br />

ein Mords-Spaß, so viel ist sicher.<br />

Rund um die Premiere von Michael<br />

Niavaranis Komödie „Die unglaubliche<br />

Tragödie von Richard III.“ gibt es zwei<br />

interessante Zusatzveranstaltungen. Eine<br />

Woche vor der Premiere, am Sonntag, dem<br />

10. März, um 11:00 Uhr findet die Einführungsmatinee<br />

zur Produktion statt. Dieses<br />

Mal mit einem besonderen Ehrengast:<br />

Der Autor selbst, Michael Niavarani, wird<br />

auf dem Podium sitzen. Nachdem Regisseurin<br />

Susi Weber und Ausstatterin Isabel<br />

Graf Stück und Inszenierung kurz vorgestellt<br />

haben, wird der Schauspieler und<br />

Kabarettist in seiner Funktion als Theaterautor<br />

über die Entstehung des Stücks<br />

erzählen, über sein Wiener Globe-Theater<br />

– und übers Theater überhaupt. Im Anschluss<br />

an die Matinee findet im Foyer eine<br />

Signierstunde mit Michael Niavarani statt.<br />

Ein Büchertisch der Wagner’schen bietet<br />

dafür eine Auswahl seiner Werke. Da mit<br />

großem Besucherandrang gerechnet wird,<br />

wurde die Matinee ins Große Haus verlegt.<br />

Der Eintritt ist wie immer frei, Zählkarten<br />

gibt es im Vorfeld an der Kassa.<br />

Zwei Tage nach der Premiere lädt dann<br />

das Tiroler Landestheater in der Wagner’schen<br />

Buchhandlung zum Künstlergespräch.<br />

Jan-Hinnerk Arnke und Kristoffer<br />

<strong>No</strong>wak, am Tiroler Landestheater als<br />

NIMM2-Late-Night-Talker bekannt und<br />

in Niavaranis Komödie das Komiker-Duo,<br />

reden über Komik und Tragik, ungewollte<br />

und beabsichtigte Lacher sowie die Balance<br />

aus heiteren und ernsten Momenten –<br />

vielleicht mit dem ein oder anderen<br />

Überraschungsgast.<br />

Buchtipp:<br />

Michael Niavarani:<br />

Ein Trottel kommt selten allein<br />

Amalthea Signum Verlag,<br />

448 S., € 25,–<br />

Veranstaltungen:<br />

Matinee mit Michael Niavarani<br />

So., 10. März 2019,<br />

11:00 Uhr<br />

Tiroler Landestheater<br />

Eintritt frei! Zählkarten<br />

an der Kassa erhältlich.<br />

Künstlergespräch<br />

mit mit Jan-Hinnerk Arnke<br />

und Kristoffer <strong>No</strong>wak<br />

Mo., 18. März 2019,<br />

19:30 Uhr<br />

Wagner’sche<br />

Universitätsbuchhandlung<br />

Eintritt frei!<br />

Theatertipp:<br />

Die unglaubliche Tragödie<br />

von Richard III.<br />

Premiere am 16. März 2019,<br />

Tiroler Landestheater<br />

Regie: Susi Weber<br />

Bühne & Kostüme: Isabel Graf<br />

Mit: Raphael Kübler, Kristoffer<br />

<strong>No</strong>wak, Jan-Hinnerk Arnke,<br />

Janine Wegener, Ayla Antheunisse,<br />

Marion Fuhs, Petra Alexandra<br />

Pippan, Korbinian Josef<br />

Müller, Phillip Henry Brehl,<br />

Philipp Rudig, Stefan Riedl,<br />

Johannes Gabl


© Edition A<br />

Ich denke<br />

einfach immer:<br />

Ich liebe dich,<br />

ich liebe dich,<br />

ich liebe dich.<br />

Thomas Brezina<br />

16 17<br />

Wagner’sche.<br />

Bücher seit 1639<br />

Nach Brezinas Comeback im vorletzten<br />

Jahr hat sich der Kinderbuchautor nun auch<br />

schon seit letztem Herbst Ratgebern für<br />

Erwachsene zugewandt. Sein neuestes Buch<br />

mit dem Titel „Die Freude <strong>No</strong>tfall Apotheke“<br />

gibt 21 leicht anwendbare Tipps und<br />

Tricks gegen graue Tage.<br />

Herr Brezina, wie sind Sie auf<br />

die Idee einer Freude <strong>No</strong>tfall<br />

Apotheke gekommen?<br />

Mein Buch „Tu es einfach und glaub<br />

daran“ war eine Zusammenfassung meiner<br />

Erfahrungen, wie wir unser Leben freudiger<br />

gestalten können. Da haben mich dann viele<br />

gefragt, was ich in Situationen, in denen<br />

ich zum Beispiel Angst habe, mich überfordert<br />

fühle oder einfach einen düsteren<br />

Morgen habe, konkret mache, und so ist die<br />

„Freude <strong>No</strong>tfall Apotheke“ als Ergänzung<br />

entstanden. Über die Jahre habe ich diese<br />

Tipps für meine schweren Momente gesammelt,<br />

die ich damit nun weitergebe.<br />

Thomas<br />

Brezina<br />

Die Wagner’sche<br />

lädt zur Präsentation<br />

des neuen Buchs<br />

von Österreichs Botschafter<br />

der Freude<br />

ein. Für alle, die auch<br />

der Freude auf der<br />

Spur bleiben wollen.<br />

Von Markus Renk<br />

Wie bringen Sie Freude in<br />

einen düsteren Morgen?<br />

An Tagen, wo nichts funktionieren möchte<br />

oder ich mir schon in der Früh denke, dass<br />

ich mein Bett am liebsten gar nicht verlassen<br />

möchte, habe ich einige Dinge, die<br />

mir helfen. In meiner persönlichen „Freude<br />

Apotheke“ sind in etwa ein Duschbad,<br />

das nach Zitronengras riecht und mich an<br />

Asien erinnert, oder eine Probe eines Parfums,<br />

das ich besonders gerne habe, dabei.<br />

Auf meinem Handy habe ich einen eigenen<br />

Ordner für Fotos mit dem Titel „Freude“<br />

und auch eine Musik-Playlist, die mich<br />

sofort aufheitert. Und dann tu ich noch<br />

etwas, da können auch alle gerne die Nase<br />

rümpfen: Ich lese Witze. Das hilft mir.<br />

Das heißt also, Sie sind auch<br />

manchmal traurig oder bedrückt?<br />

Aber natürlich. Ich bin ein Mensch<br />

wie jeder andere und so fliegt auch mir<br />

jeden Tag mal mehr, mal weniger Mist<br />

um die Ohren. Auch in meinem Leben<br />

passieren Dinge, die mich erschrecken,<br />

mir Angst oder mich traurig machen. Und<br />

natürlich jammere ich, ärgere mich oder<br />

werde wütend. Es gibt niemanden auf der<br />

Welt, der ausschließlich fröhlich ist.<br />

Was ist Ihr Lieblingstipp?<br />

Ein Tipp aus dem Buch, den ich wirklich<br />

jedem ans Herz legen kann, es mal zu<br />

probieren, habe ich aus der hawaiianischen<br />

Technik Ho’oponopono abgeleitet. In jeder<br />

Situation, die eine freudigere Stimmung<br />

oder Verzeihen gut wäre, oder auch, wenn<br />

ich in unangenehme Gespräche komme,<br />

denke ich immer „Ich liebe dich, ich liebe<br />

dich, ich liebe dich, …“. Das muss natürlich<br />

auch aus tiefstem Herzen kommen. Ich<br />

habe bemerkt, wie sich dadurch schwierige<br />

Situationen auf einmal zum Besseren gewendet<br />

haben und mein Gegenüber auch<br />

nach einer Lösung des Problems gesucht<br />

hat. Ich stelle mir dabei immer vor, ein<br />

Leuchtturm zu sein, der diese Worte wie<br />

ein Blinklicht ständig aussendet. Liebe ist<br />

eine starke Energie und ich finde es nur<br />

logisch, dass wir diese Energie selbst in<br />

Gedanken vermitteln können.<br />

Es überrascht schon, dass Sie<br />

im Gegensatz zu früher nun doch<br />

mehr Privates teilen.<br />

Früher habe ich für Kinder geschrieben.<br />

Jetzt, da meine Fans von damals auch<br />

schon älter geworden sind, rede ich nun<br />

als Erwachsener zu Erwachsenen. Mich<br />

beschäftigt das Thema Freude und ein erfülltes<br />

Leben zu haben schon seit 25 Jahren.<br />

In dieser Zeit habe ich viel gelernt, es immer<br />

wieder Bekannten erzählt und später eben<br />

auch auf Instagram und Facebook geteilt<br />

und es hat meine Fans interessiert. Es war<br />

nie mein Ziel, den Menschen theoretische<br />

Tipps zu geben und zu sagen: „Wenn ihr<br />

das macht, geht es euch garantiert und sofort<br />

besser.“ Ich erzähle, was mir in welcher<br />

Situation selbst sehr geholfen hat, und biete<br />

den Leuten an, diese Sachen selbst auszuprobieren.<br />

Als Geschichtenerzähler erzähle<br />

ich jetzt eben auch mal Geschichten aus<br />

meinem Leben und wenn es meinen Lesern<br />

etwas mit auf den Weg gibt, ist das umso<br />

besser.<br />

Thomas Brezina, geboren 1963, ist Buchautor,<br />

TV-Produzent und TV-Moderator. Mit mehr als<br />

560 Büchern, die in mehr als 35 Sprachen und<br />

40 Ländern erschienen sind, gilt er als einer der<br />

erfolgreichsten Autoren weltweit. Für diese Leistung<br />

erhielt er unter anderem das „Goldene Verdienstzeichen<br />

der Republik Österreich“.<br />

Buchtipp:<br />

Thomas Brezina:<br />

Die Freude <strong>No</strong>tfall Apotheke<br />

Edition A Verlag, 160 S., € 17.–<br />

Buchpräsentation:<br />

Die Freude <strong>No</strong>tfall Apotheke<br />

Mit Thomas Brezina<br />

Mi., 3. April 19:00 Uhr<br />

Wagner’sche<br />

Universitätsbuchhandlung<br />

Eintritt € 9,– /<br />

mit Kundenkarte € 7,-


© Barbara Pacejka Fotografie<br />

Nicht allem<br />

in Echtzeit<br />

hinterherhetzen.<br />

Liebe Eva, 1999, vor 20 Jahren,<br />

ist mit „Wahlkampf“ der erste<br />

Mira-Valensky-Krimi erschienen.<br />

Seitdem legst du Jahr für Jahr einen<br />

neuen Band vor. Gehen dir nicht<br />

schön langsam die Themen aus?<br />

Nein, da hab ich gar keine Sorge. Es tut sich<br />

so viel, dass ich gar nicht mit dem Schreiben<br />

nachkomme. Und es gibt jedes Jahr<br />

zumindest ein Thema, das mich besonders<br />

beschäftigt, über das ich selbst auch gerne<br />

mehr wissen möchte und über das ich dann<br />

schreiben will.<br />

Was ich an deinen Krimis, neben<br />

vielem anderen, besonders mag,<br />

ist dein Engagement; weil du jedes<br />

Mal ein gesellschaftlich und/oder<br />

politisch heißes Eisen anfasst.<br />

In „Im Netz“ geht es um Fake News,<br />

um Hetze in den sozialen Medien und<br />

ganz allgemein um die aufgeheizte<br />

politische Stimmung hierzulande<br />

und anderswo.<br />

Ja, wir leben in aufgeregten Zeiten.<br />

Ich versuche mit „Im Netz“ zu vermitteln,<br />

dass sich Fake und Fakten sehr wohl<br />

unterscheiden lassen – vorausgesetzt, man<br />

sieht genau hin.<br />

Donald Trump hat in einer<br />

Wahlkampfrede in 60 Minuten<br />

71 Falschaussagen untergebracht<br />

(nachgewiesen von Journalisten<br />

der New York Times und des New<br />

Yorker); kann man das fiktional<br />

überhaupt noch abbilden? Oder wirkt<br />

das in einem Roman nicht schon<br />

völlig unglaubwürdig?<br />

Gewisse Typen kann man wirklich nicht<br />

erfinden. Man sollte Trump sagen, dass er,<br />

wenn er sich anstrengt, damit ins Guinness<br />

Buch der Rekorde kommen könnte – vielleicht<br />

interessiert ihn das mehr, als Präsident<br />

zu sein, mit Diktatoren zu packeln und<br />

Mauern gegen Menschen zu bauen.<br />

Deine Krimis setzen sich nicht nur<br />

mit gesellschaftlichen Entwicklungen<br />

auseinander, die Themen sind auch<br />

solide recherchiert. Angesichts der<br />

rasanten Entwicklung des Internets<br />

– Stichwort Big-Data-Diktatur in<br />

China –, hinkt da das vergleichsweise<br />

langsame Medium Buch nicht<br />

hoffnungslos hinterher?<br />

Eva<br />

Rossmann<br />

Sardinien; da kommt dann auch die<br />

sardische Küche nicht zu kurz.<br />

Ich liebe die sardische Küche! Und da will<br />

ich dann natürlich auch gerne darüber<br />

erzählen … Was besonders nett ist: Ich hab<br />

schon vor einigen Jahren in meiner Begeisterung<br />

über sardische Köstlichkeiten<br />

geschaut, wo ich sie auch in Österreich<br />

bekommen kann. Und bin auf sardinienprodukte.at<br />

gestoßen. Ein Versand mit<br />

persönlicher <strong>No</strong>te – zu hundert Prozent<br />

anders als dieser internationale Allesverhökerer,<br />

der dafür nicht einmal die üblichen<br />

Steuern zahlt: Womit wir ja – auch – wieder<br />

bei den Büchern wären. Inzwischen bin ich<br />

übrigens in regelmäßigem Kontakt mit den<br />

Carli-Brüdern; unsere Liebe zu Sardinien,<br />

dieser ganz besonderen Insel, und seiner<br />

Küche hat uns zusammengebracht. In Innsbruck<br />

hat man es ja besonders gut, da kann<br />

man die feinen Sardinien-Produkte direkt<br />

vor Ort bekommen. Und ich freue mich riesig<br />

darauf, wenn wir sie bei unserer Lesung<br />

in der Wagner’schen dann gemeinsam verkosten.<br />

Das Autorinnenleben kann schon<br />

sehr schön sein!<br />

Eva Rossmann, Verfassungsjuristin, Journalistin,<br />

Autorin, Köchin, Moderatorin: Was in der Regel für<br />

mehrere Biografien reicht, das bringt Eva Rossmann<br />

alles unter einen Hut. Und seit aus der Juristin die<br />

erfolgreiche Sachbuchautorin und aus dieser die<br />

noch erfolgreichere Krimi-Autorin wurde, ist sie aus<br />

der österreichischen (Kriminal-)Literaturlandschaft<br />

nicht mehr wegzudenken.<br />

Eva Rossmann<br />

18 Wagner’sche.<br />

In bislang<br />

19 Fällen hat sie<br />

ihr Ermittlerduo<br />

Mira Valensky und<br />

ihre Freundin, die<br />

bosnischstämmige<br />

Putzfrau Vesna<br />

Krajner, bereits<br />

auf Verbrecherjagd<br />

geschickt.<br />

Im neuesten Fall<br />

verschlägt es sie<br />

nach Sardinien.<br />

Von Joe Rabl<br />

Ich glaube, dass es sich gerade in unserer<br />

Zeit lohnt, nicht allem in „Echtzeit“ hinterherzuhetzen.<br />

Die Zeit ist immer echt, auch<br />

wenn man für manches aus guten Gründen<br />

länger braucht. Es geht ja nicht bloß um<br />

die allerletzte Entwicklung, sondern auch<br />

um Zusammenhänge, die Auswirkungen<br />

auf uns Menschen und das Nachdenken<br />

darüber.<br />

Das heißt, wir müssen uns um Mira<br />

Valensky und Vesna Krajner in<br />

nächster Zeit keine Sorgen machen?<br />

Jedenfalls sind sie am nächsten Thema<br />

dran. Übrigens etwas, das einerseits enorm<br />

aktuell und auf der anderen Seite seit Jahrzehnten<br />

offensichtlich ist: die vom Menschen<br />

verursachte Erderwärmung. Und<br />

Populismus. Na ja, und ich hoffe, es wird<br />

trotzdem auch einfach wieder ein spannender<br />

Krimi.<br />

Davon bin ich überzeugt. Und weil<br />

Mira in jedem Buch auch gern und<br />

gut kocht, sicher wieder mit einem<br />

tollen Rezept zum Nachkochen<br />

und Ausprobieren. „Im Netz“ führt<br />

die beiden ja unter anderem nach<br />

Buchtipp:<br />

Eva Rossmann:<br />

Im Netz.<br />

Ein Mira-Valensky-Krimi<br />

Folio Verlag, 322 S., € 22,–<br />

Buchpräsentation:<br />

Im Netz<br />

Mit Eva Rossmann<br />

Moderation: Joe Rabl<br />

Kulinarischer Beitrag:<br />

sardinienprodukte.at<br />

Fr., 29. März 2019, 19:30 Uhr<br />

Wagner’sche<br />

Universitätsbuchhandlung<br />

Eintritt: € 9,– /<br />

mit Kundenkarte € 7,–<br />

sardinienprodukte


© Christian Jungwirth<br />

Dieses Buch ist<br />

wie eine Sturzgeburt<br />

aus mir<br />

herausgefallen.<br />

Barbara Frischmuth<br />

20<br />

Wagner’sche.<br />

Barbara Frischmuth ist aus der österreichischen<br />

Literaturszene nicht wegzudenken.<br />

Mit ihren Werken sorgt sie für<br />

Überraschungen und Diskussionsstoff. Sie<br />

ist eine Allround-Autorin, eine Cross-over-<br />

Schriftstellerin, eine Kulturvermittlerin<br />

zwischen Orient und Okzident, ihr gelingt<br />

es, der Phantastik ebenso neue Seiten abzugewinnen<br />

wie dem Sprachexperiment.<br />

Sie verfasst sprachkritische und sprachverspielte<br />

Werke. In Frischmuths Büchern geht<br />

es oft um multikulturelles Leben, mögliche<br />

Lebensmodelle zwischen Kind und Frau,<br />

das Frau- und Kind-Sein an sich bzw. die Situation<br />

der Frau in Familie und Arbeitswelt.<br />

Markus Köhle: Die Erinnerung<br />

ist unzuverlässig, heißt es in<br />

„Verschüttete Milch“. Wie sehr<br />

mussten Sie Ihre Phantasie bemühen,<br />

um der Erinnerung auf die Sprünge<br />

zu helfen, bzw. auf welche Quellen –<br />

von den Fotos abgesehen – konnten<br />

Sie bei der Recherche für dieses Buch<br />

zurückgreifen?<br />

Barbara Frischmuth: Da ich dieses Buch<br />

jahrzehntelang vor mir hergeschoben habe,<br />

ist es dann wie eine Sturzgeburt aus mir<br />

herausgefallen. Allerdings habe ich mir<br />

vieles aus den verschiedenen Familienchroniken<br />

(schriftlich und mündlich bei<br />

Verwandten) wieder vorgenommen und vor<br />

allem das Historische frisch recherchiert<br />

(Arisierungen z. B., aber auch, wer von den<br />

„Bonzen“ wirklich aller da war und überhaupt).<br />

Es gibt einiges an Literatur über die<br />

Gegend, was brauchbar war. Alles andere<br />

habe ich so erzählt, wie ich es in Erinnerung<br />

hatte, und wenn die Erinnerung schwach<br />

war, habe ich meine Fantasie benutzt, denn<br />

schließlich sollte es in erster Linie ein Stück<br />

Literatur sein, inspiriert von der Realität<br />

Barbara<br />

Frischmuth<br />

Sie bereichert<br />

seit über 50 Jahren<br />

die österreichische<br />

Literatur mit<br />

Werken, die oft<br />

die Genregrenzen<br />

sprengen. Markus<br />

Köhle hat sich in<br />

das Werk von Barbara<br />

Frischmuth<br />

eingelesen und per<br />

Mail gefragt, wie<br />

ihr neuer Roman<br />

entstanden ist.<br />

und den Erinnerungen an die Kindheit, die<br />

bei mir im Allgemeinen noch (oder wieder)<br />

sehr stark sind.<br />

Über 50 Bücher<br />

veröffentlicht<br />

Sehr stark ist auch Barbara Frischmuths<br />

literarischer Output. Seit 1968 hat sie<br />

über 50 Bücher veröffentlicht (Romane,<br />

Erzählungen, Kinder-, Jugend- und Gartenbücher),<br />

darüber hinaus wurden über<br />

20 Stücke und Hörspiele sowie diverse<br />

Verfilmungen realisiert.<br />

Mit der Sternwieser-Trilogie in den<br />

1970er Jahren („Die Mystifikationen der<br />

Sophie Silber“, 1976; „Amy oder Die Metamorphose“,<br />

1978; „Kai und die Liebe zu<br />

den Modellen“, 1979) und der Demeter-<br />

Trilogie 1986–1990 („Herrin der Tiere“,<br />

„Über die Verhältnisse“, „Einander Kind“)<br />

hat sie unverkennbare Wegmarker in die<br />

Literaturlandschaft gesetzt und gezeigt,<br />

wohin die Reise gehen kann. Dass sie die<br />

Reise nach Innsbruck antritt, ehrt und freut<br />

uns, zumal es in Altaussee zwar schön, aber<br />

auch noch ganz schön winterlich ist.<br />

Barbara Frischmuth beschreibt die<br />

aktuelle Lage wie folgt:<br />

Barbara Frischmuth: Ansonsten sitzen<br />

wir noch immer im tiefsten Harsch mit<br />

einigen mehrere Meter hohen Zuckerhüten<br />

vor den Fenstern (dem Dachabschaufeln<br />

geschuldet) und hoffen, dass der Schnee<br />

sich mit dem Tauen Zeit lässt, um nicht als<br />

Wildbach diverse Abhänge hinabzustürzen<br />

und den Ort zu überschwemmen.<br />

Wir hoffen, mit Geschichten rund um<br />

Altaussee überschwemmt zu werden, und<br />

freuen uns, dass Barbara Frischmuth<br />

am Freitag, den 5. April 2019 um 20 Uhr<br />

beim 17. Innsbrucker Prosa Festival in der<br />

Wagner’schen Buchhandlung aus ihrem<br />

aktuellen Roman „Verschüttete Milch“<br />

lesen wird.<br />

Barbara Frischmuth, geb. 1941 in Altaussee,<br />

studierte Türkisch, Ungarisch und Orientalistik<br />

und ist Schriftstellerin und Übersetzerin. Zuletzt<br />

erschienen: „Der unwiderstehliche Garten“ (2015),<br />

„Machtnix oder Der Lauf, den die Welt nahm“<br />

(2018), „Verschüttete Milch“ (Aufbau 2019).<br />

Buchtipp:<br />

Barbara Frischmuth:<br />

Verschüttete Milch<br />

Aufbau Verlag, 286 S., € 22,00<br />

Lesung:<br />

Im Rahmen des<br />

17. Prosafestivals<br />

gm. mit Judith Schalansky,<br />

Verena Roßbacher und<br />

Martina Clavadetscher<br />

Fr., 5. April 2019, 20:00 Uhr<br />

Wagner’sche<br />

Universitätsbuchhandlung<br />

Eintritt frei!


Ein Fest der Sprache: Das<br />

17. Innsbrucker Prosa Festival<br />

Von Jesolo über Altaussee nach Usedom: Ja, Literatur ist auch<br />

Urlaub im Kopf. Von Markus Köhle & Robert Renk<br />

Do., 4. April, 20 Uhr<br />

Stadtbibliothek<br />

1 Jaroslav Rudiš (CZE)<br />

2 Tanja Raich (I/A)<br />

3 Markus Ramseier (CH)<br />

4 Markus Bundi (CH)<br />

© 8ung kultur<br />

Fr., 5. April, 20 Uhr<br />

Wagner’sche<br />

1 Judith Schalansky (D)<br />

2 Verena Roßbacher (A)<br />

3 Barbara Frischmuth (A)<br />

4 Martina Clavadetscher (CH)<br />

Das Innsbrucker Prosa Festival ist in mehrerlei<br />

Hinsicht etwas Besonderes. Bereits zum<br />

17. Mal werden Autorinnen und Autoren<br />

an drei Tagen, an drei unterschiedlichen<br />

Orten aus ihren aktuellen Werken lesen. Die<br />

Wagner’sche Universitätsbuchhandlung darf<br />

dabei natürlich nicht fehlen.<br />

Mit 17 hat man noch Träume, sang Peggy<br />

March. Wir singen nicht, wir lesen und<br />

unsere Träume realisieren wir seit 17<br />

Jahren. Das Innsbrucker Prosa Festival ist<br />

kein Problemteenager, es ist eine Erfolgsgeschichte,<br />

die vom Verein 8ungKultur<br />

ermöglicht wird.<br />

Seit 2003 ist es Robert Renk und Markus<br />

Köhle Ehre und Freude, Ihnen 12 Autorinnen<br />

und Autoren aus dem gesamten deutschen<br />

Sprachraum präsentieren zu dürfen.<br />

Diesmal können wir sogar mit Autorinnen<br />

und Autoren aus Tschechien und Italien<br />

aufwarten.<br />

Ihnen allen gemein ist, dass sie aus<br />

den unterschiedlichsten Gründen in der<br />

gegenwärtigen Literaturlandschaft herausragend<br />

sind. Drei Tage, drei Orte, drei<br />

Moderatoren, 12 Autorinnen und Autoren.<br />

Das reimt sich noch immer und ist wie<br />

immer gut, wird aber noch besser durch Sie<br />

und Ihr Dabeisein.<br />

Pro Abend lesen vier Autor_innen, es<br />

gibt eine Pause, es gibt einleitende Gespräche<br />

und es gibt außerdem – ein Spezifikum<br />

des Festivals – für alle Autor_innen<br />

ein zum Text passendes Geschenk. Das<br />

Geschenk für Sie wiederum, liebes Publikum,<br />

sind die Lesungen in angenehmer<br />

Sa., 6. April 20 Uhr<br />

BRUX<br />

1 Rolf Hermann (CH)<br />

2 Barbara Zeman (A)<br />

3 Martin Peichl (A)<br />

4 Anna Herzig (A)<br />

Atmosphäre und adäquater Länge. So wie<br />

sich das Festival in den letzten Jahren über<br />

die ganze Stadt (vom Bierstindl über das<br />

Literaturhaus, das Stadtarchiv bis zum<br />

vierundeinzig) ausgebreitet hat, so hat<br />

sich auch das Team erweitert und vergrößert.<br />

Nicht mehr wegzudenken ist der<br />

beste Literaturveranstaltungs-DJ Martin<br />

Fritz der, (der Fritz’schen Klammer entsprechend)<br />

am Donnerstag den ersten Gast,<br />

Jaroslav Rudiš, anmoderieren wird. Unersetzlich<br />

auch Carmen Sulzenbacher, die<br />

dafür sorgt, dass alles reibungslos abläuft,<br />

sich alle wohlfühlen und unvergessliche<br />

Festivalatmosphäre entsteht. Lassen Sie<br />

sich das nicht entgehen!<br />

Lesen ist nicht nur Abenteuer im Kopf,<br />

es ist auch wohltuendes Gehirn-Jogging.<br />

Vorgelesen zu bekommen ist ein Kurzurlaub<br />

ohne Kofferpacken. Also packen Sie<br />

Ihre Sachen, kommen Sie zu uns, gönnen<br />

Sie sich diesen Trip in angesagte und abgefahrene<br />

literarische Welten und nehmen<br />

Sie danach als Souvenir und gerne das eine<br />

oder andere Buch als Urlaubsnachlese mit<br />

nach Hause.<br />

Lassen Sie sich von den geladenen Autorinnen<br />

und Autoren entführen ins Hause<br />

Hobbs, in unmöblierte Nächte und in den<br />

Ausnahmezustand, folgen Sie uns nach<br />

Jesolo, Usedom und Altaussee. Kurz und<br />

gut: Betrachten Sie uns als Ihr flüchtiges<br />

Zuhause und fühlen Sie sich bei uns wohl.<br />

Ihr LiteratUrlaubs-Team Robert Renk,<br />

Markus Köhle, Martin Fritz & Carmen<br />

Sulzenbacher.<br />

Der fast 100-jährige Wenzel<br />

Winterberg und sein Pfleger<br />

Jan Kraus reisen mit dem<br />

Baedeker-Reiseführer Österreich-Ungarn<br />

von 1913 von<br />

Berlin über u. a. Königgrätz<br />

nach Sarajevo und sind dabei<br />

der bewegten Geschichte entlang<br />

ihrer Route ebenso auf<br />

der Spur wie ihren eigenen<br />

tragischen Lebensgeschichten.<br />

Diese melancholisch-lustigen<br />

historischen Anfälle Winterbergs,<br />

diese Liebeserklärung<br />

ans Eisenbahnfahren und<br />

Mitteluropa wurde vollkommen<br />

zu Recht für den Preis der<br />

Leipziger Buchmesse nominiert.<br />

Martin Fritz<br />

Jaroslav Rudiš:<br />

Winterbergs letzte Reise<br />

Luchterhand Verlag, 544 S.,<br />

€ 24,70<br />

In ihrem neuen Roman betreibt<br />

die große Barbara Frischmuth<br />

Erinnerungsarbeit und geht<br />

ganz weit zurück in der persönlichen<br />

Geschichte. Mittels Fotos<br />

wird Vergessenes wach gekitzelt,<br />

rekonstruiert und wunderbar<br />

einfühlsam vermittelt. Aus<br />

einer heutigen Perspektive wird<br />

aber auch kommentiert. „Verschüttete<br />

Milch“ ist ein autobiografisch<br />

angelegter Roman,<br />

der über die Kriegs- und Nachkriegszeit<br />

am Land erzählt, wie<br />

man es so abwechslungsreich,<br />

unterhaltsam und informativ<br />

noch nie gelesen hat. Markus Köhle<br />

Barbara Frischmuth:<br />

Verschüttete Milch<br />

Aufbau Verlag, 286 S., € 22,–<br />

Andrea ist Mitte dreißig, seit<br />

Schulzeiten mit Georg zusammen<br />

und jährlich wird in<br />

Jesolo geurlaubt. Wöchentlich<br />

schlafen sie dreimal bei ihr und<br />

viermal bei ihm. Aber in den<br />

zehn beschriebenen Monaten<br />

ändert sich alles. Andrea ist<br />

schwanger und wird von der<br />

Flut des Vorgezeichneten überschwappt.<br />

Frei, selbstbewusst<br />

und gleichberechtigt war vorher.<br />

Jetzt ist Schwangerschaft. Die<br />

Rollenbildfalle schnappt zu,<br />

das alte System greift und jeder<br />

Kompromiss geht auf Kosten<br />

der Frau. Ein überzeugendes<br />

Debüt. Markus Köhle<br />

Tanja Raich:<br />

Jesolo<br />

Blessing Verlag, 224 S., € 20,40<br />

Erzählungen eines Aufwachsens<br />

zwischen Schweizer Bergen.<br />

Eine unterstützende Familie<br />

und selbst gewählte Idylle in<br />

schwierigen Zeiten. Es herrscht<br />

ein behutsamer Ton in Rolf<br />

Hermanns Geschichten. Eine<br />

tiefe Sympathie für die Menschen<br />

in den Tälern und für die<br />

kraftvolle Natur und ihre scheuen<br />

Bewohner. Ängste werden<br />

geteilt, Traditionen gemeinsam<br />

gebrochen. Das Leben mag<br />

nicht immer einfach sein. Ein<br />

Zuhause findet sich oft unerwartet.<br />

In einer Begegnung,<br />

einer Beobachtung oder der<br />

Sprache. Katharina J. Ferner<br />

Rolf Hermann:<br />

Flüchtiges Zuhause<br />

Rotpunkt Verlag, 128 S., € 22,90<br />

Es ist das schönste Understatement<br />

des letzten Jahres. Das<br />

erkennt man am schlichten Titel<br />

und am aufregend dezenten Äußeren.<br />

Denn Judith Schalansky<br />

schreibt nicht nur wunderbare<br />

Bücher, sie gestaltet auch die<br />

schönsten. Diesmal lässt sie<br />

verschwundene Dinge sprachmächtig<br />

und farbig wieder<br />

aufleben. Der ausgestorbene<br />

Kaspische Tiger z. B. wird noch<br />

einmal auflaufen und in einer<br />

römischen Arena gegen einen<br />

Löwen antreten: Das schildert<br />

Schalansky mitreißend und präzise,<br />

nicht ohne uns diese Zeit<br />

in allen Farben zu schildern.<br />

Robert Renk<br />

Judith Schalansky:<br />

Verzeichnis einiger Verluste<br />

Suhrkamp Verlag, 252 S., € 24,70<br />

In ein künstlerisches Leben<br />

hineingeworfen, sofort eingesponnen<br />

in eine schräge,<br />

sanft angespannte Atmosphäre.<br />

Für die Lesenden geht es los,<br />

für Immerjahn geht es abwärts.<br />

Der reiche Erbe wohnt<br />

in einem Haus, gelegen am<br />

Hagebuttenberg, dem unheilvolle<br />

Geschichten anhaften.<br />

Ein unglaublich vielschichtiges<br />

Debüt, wahnwitzige Spielerei<br />

durch die Kunstepochen, fast<br />

schon pompös in der Erzählart.<br />

Barbara Zeman gelingt ein<br />

musealer Roman, der sich in<br />

seiner Farbenpracht ständig neu<br />

erfindet. Katharina J. Ferner<br />

Barbara Zeman:<br />

Immerjahn<br />

Hoffmann & Campe Verlag, 288 S.,<br />

€ 22,70<br />

Mit der Anstellung bei der<br />

Familie Hobbs wird der<br />

Butler-Neuling Christian Teil<br />

eines liebenswürdig stilvollen<br />

Haushalts. Durch die regelhaften<br />

Tätigkeiten beginnt<br />

sich auch sein eigenes Leben<br />

zu ordnen. Aus dem Berufseinstieg<br />

wird ein langjähriges<br />

Dienstverhältnis. Die Tugend<br />

der Diskretion trägt unmissverständliche<br />

Spitzen. Ein launiges,<br />

lustvoll komponiertes Lesevergnügen,<br />

das rasant Fahrt<br />

aufnimmt. Die Bruchstellen<br />

vermehren sich. Auch ein Diener<br />

kann nicht alles unter den<br />

Teppich kehren. Katharina J. Ferner<br />

Verena Roßbacher:<br />

Ich war Diener im Hause Hobbs<br />

Kiepenheuer & Witsch Verlag, 384 S.,<br />

€ 22,70<br />

Ein Debüt voll Sehnsucht<br />

und Leidenschaft, voll Poesie<br />

und Trennungsschmerz, voll<br />

Tiefgründigkeit und formaler<br />

Verspieltheit, voll Witz und<br />

Waldviertel, voll bitter-süßer<br />

Erinnerung und bissiger<br />

Gegenwartsanalyse, voll Verlust<br />

und mit diversen Getränken<br />

vorübergehend aufgefüllten<br />

Leerstellen, voll Sex und was<br />

war da noch? Ach ja, Sucht.<br />

Es ist auch ein Katalog von<br />

immens wichtigen Kleinigkeiten<br />

in Beziehungsdingen aller Art<br />

und eine Geschichtsschreibung<br />

durch Geschichtsvariation.<br />

Ja: Wer verliebt ist, darf alles.<br />

Markus Köhle<br />

Martin Peichl:<br />

Wie man Dinge repariert<br />

Edition Atelier Verlag, 160 S., € 18,–


© Kurt Kaindl–bildrecht.at<br />

Die „Abenteuerliche Reise durch mein<br />

Zimmer“ ist ein sehr persönliches<br />

Buch. Sie gewähren Einblicke in Ihr<br />

Haus und in jenes Zimmer, in dem<br />

so viele Ihrer Bücher entstanden<br />

sind, aber auch in andere Zimmer<br />

der Familienwohnung. Wie haben<br />

Ihre Frau und Ihre (mittlerweile)<br />

erwachsenen Kinder reagiert?<br />

Meine Frau ist immer meine erste Leserin,<br />

sie begleitet schon das entstehende Buch.<br />

Sie findet, dass die persönliche, gleichsam<br />

autobiographische – aber auch autofiktionale<br />

– <strong>No</strong>te meiner Bücher eine meiner<br />

Stärken ist. Wenn man entlang der eigenen<br />

Biographie schreibt, muss man aber als<br />

Autor nicht nur wissen, was man schreibt,<br />

sondern auch was man nicht schreibt.<br />

Meinen Kindern habe ich, ehe ich das<br />

Manuskript abgab, die zwei sie besonders<br />

betreffenden Kapitel zum Lesen gegeben,<br />

beide haben sich dabei sehr amüsiert und<br />

mir, nachsichtig wie sie sind, die Erlaubnis<br />

zu dieser Sicht der Dinge gegeben.<br />

Diese Reise unterscheidet sich von<br />

jenen, die wir von Ihnen kennen, und<br />

doch kommt man gemeinsam mit<br />

den Gegenständen weit hinaus in die<br />

Welt. Vom Schreibtisch aus reisen<br />

– was ist der Anreiz beim Schreiben<br />

dieser Art des Unterwegs-Seins?<br />

Als ich begann, mich in Gedanken und Tagträumen<br />

mit diesem Buch zu beschäftigen,<br />

wollte ich schon bald gleichsam eine Wette<br />

mit mir selbst abschließen. Der eine in mir<br />

glaubte, dass eine Reise ins Weite hinaus<br />

schon zum Schreiben viel anregender ist als<br />

eine Reise, für die man die eigene Wohnung<br />

nicht verlassen muss. Der andere von mir<br />

ging hingegen hochgemut davon aus, dass<br />

diese Reise abenteuerlich sein und in alle<br />

Welt hinaus führen werde und sowohl mich<br />

als Autor als auch manche Leser und Leserinnen<br />

erfreuen könnte. Ich hoffe, dieser hat<br />

die Wette gegen jenen gewonnen.<br />

Sie spinnen ein assoziatives Netz,<br />

kommen vom Brieföffner und dessen<br />

Geschichte über die Briefe und<br />

einem Exkurs über das „Warten“<br />

mich freuen, dass es mir gelungen ist, mich<br />

selbst zu verführen. Am ehesten, glaube<br />

ich, wird es übrigens das Buch mit dem<br />

Titel „Alle meine Bücher, die ich nicht mehr<br />

schreiben werde“ geben.<br />

Die „Abenteuerliche Reise<br />

durch mein Zimmer“ ist ein sehr<br />

vergnügliches Buch. Wie sehr war<br />

für Sie auch das Schreiben daran ein<br />

Vergnügen?<br />

Mitten in der Niederschrift des Buches bin<br />

ich im letzten Frühjahr von einem schweren<br />

Bandscheibenvorfall niedergeworfen<br />

worden. An so was stirbt man bekanntlich<br />

nicht, aber mindestens sechs Wochen lang<br />

ist man vollauf damit beschäftigt, auf seine<br />

Schmerzen zu lauschen. Ich bin, da an<br />

längeren Schlaf nicht zu denken war, jede<br />

Nacht irgendwann aufgestanden und habe<br />

zwei, drei Stunden lang geschrieben. Schreiben<br />

verlangt ja eine viel höhere Konzentration<br />

als Lesen, Fernsehen etc., sodass man<br />

am ehesten beim Schreiben eine Zeitlang<br />

seine Schmerzen vergessen kann. Und was<br />

hat sich nachträglich erwiesen? Dass die<br />

Kapitel, die ich damals geschrieben habe,<br />

die heitersten des ganzen Buches geworden<br />

sind! Also, das ist schon allerhand.<br />

Von jedem Satz<br />

zum nächsten.<br />

Karl-Markus<br />

Gauß<br />

Karl-Markus Gauß, geboren im Mai 1954 in Salzburg.<br />

Herausgeber der Zeitschrift „Literatur und<br />

Kritik“, einer der größten Stilisten deutscher Sprache,<br />

verfasste mehrere Essays, Reisesammlungen,<br />

Journale u. a. „Die Hundeesser von Svinia“, „Im<br />

Wald der Metropolen“, „Zwanzig Lewa oder tot“<br />

(alle Zsolnay Verlag). Viele – auch internationale –<br />

Auszeichnungen, zuletzt den Jean-Améry-Preis 2018.<br />

Karl-Markus Gauß<br />

24<br />

Wagner’sche.<br />

Bücher seit 1639<br />

Ein Stilist wird 65.<br />

Über die Welthaltig<br />

keit der eigenen<br />

vier Wände, nicht<br />

geschriebene<br />

Bücher und das<br />

beste aller Schmerzmittel:<br />

das Schreiben,<br />

spricht er mit<br />

Anna Rottensteiner<br />

25<br />

zu einem Koffer … als Leser hat<br />

man das Gefühl, dass alles innerlich<br />

zusammengehalten ist. Wie sehr war<br />

Ihnen die Komposition bei dieser<br />

„Reise“ wichtig?<br />

Beim Schreiben sind mir zwei Dinge am<br />

wichtigsten: erstens die Sprache, von jedem<br />

Satz zum nächsten; und zweitens die Komposition,<br />

die es mir ermöglicht, viele disparate,<br />

scheinbar nicht zusammenhängende<br />

Dinge miteinander zu verbinden. Fast alle<br />

meine Bücher sind ja auch Zeitreisen und in<br />

gewissem Sinne sogar Bildungsreisen, und<br />

da ist es entscheidend, die verschiedenen<br />

Ebenen ineinander zu spiegeln und weit<br />

voneinander entfernte Dinge aufeinander<br />

zu beziehen. Das ist eine Frage der Komposition.<br />

Ein besonders spannendes Kapitel ist jenen<br />

Büchern gewidmet, die Sie nicht geschrieben<br />

haben und die einander „in der Anhänglichkeit<br />

ungeborener Geschwister verbunden<br />

sind“. Was aber, wenn das eine oder andere<br />

Projekt, das Sie erwähnen, doch noch<br />

geschrieben werden wird?<br />

Dann wird mich kein schlechtes Gewissen<br />

quälen, weil ich etwas angekündigt habe,<br />

das ich nicht einhalten konnte, eher wird es<br />

Buchtipp:<br />

Karl-Markus Gauß:<br />

Abenteuerliche Reise<br />

durch mein Zimmer<br />

Zsolnay Verlag, 224 S., € 22,70<br />

Buchpräsentation:<br />

Abenteuerliche Reise<br />

durch mein Zimmer<br />

Mit Karl-Markus Gauß<br />

Do., 11. April 2019, 19:30 Uhr<br />

Wagner’sche<br />

Universitätsbuchhandlung<br />

Eintritt: 9,– /<br />

mit Kundenkarte 7,–


© Maria-<strong>No</strong>isternig<br />

Jeder erlebt die<br />

Dinge anders.<br />

In „Das Geburtstagsfest“ geht es<br />

zentral um die Terrorherrschaft<br />

der Roten Khmer in den 1970er<br />

Jahren. Was hat Sie an der Thematik<br />

grundsätzlich interessiert?<br />

Interessiert hat mich das Thema Kambodscha<br />

und Rote-Khmer-Diktatur in erster<br />

Linie deshalb, weil meine Eltern 1980 eine<br />

Flüchtlingsfamilie von dort aufgenommen<br />

haben, die fünf Jahre lang bei uns gewohnt<br />

hat. Wir sieben Geschwister haben viel<br />

Zeit mit den Kindern Nget, You, Li San,<br />

Sophal und Maria verbracht. Dadurch war<br />

natürlich der emotionale Bezug da und<br />

auch schon einige Vorkenntnisse. Deshalb<br />

habe ich mich immer ein bisschen mit dem<br />

Land beschäftigt. Die wenigsten Leute in<br />

Österreich wissen ja über die Zeit der Roten<br />

Khmer Bescheid. In der Schule hören die<br />

SchülerInnen nichts darüber.<br />

Gab es einen konkreten Auslöser,<br />

die Geschichte Kambodschas jetzt<br />

literarisch zu bearbeiten?<br />

Nein, den gab es nicht. Mir war aber schon<br />

vor Jahren klar, dass ich eines Tages über<br />

dieses Thema schreiben werde.<br />

Vor fünf Jahren sind Sie mit einer<br />

Freundin, die 1979 aus Kambodscha<br />

fliehen konnte, einen Monat lang<br />

durch Kambodscha gereist.<br />

Wie kam es dazu?<br />

Ich habe Chu und ihre Schwester Chea<br />

während des Studiums in Innsbruck<br />

kennengelernt. Sie war acht, als sie mit<br />

ihren Eltern und der sechsjährigen Chea<br />

aus dem völlig zerstörten Kambodscha<br />

nach Vietnam geflohen ist. Die Familie<br />

hat Glück gehabt und die Jahre im Arbeitslager<br />

überlebt. In Saigon musste sie ein<br />

Judith<br />

W. Taschler<br />

Im <strong>No</strong>vember hatte ich das Gefühl, mir<br />

fehlt ganz viel Sommer.<br />

„Das Geburtstagsfest“ ist keine<br />

lineare Erzählung. Das titelgebende<br />

Ereignis, das Geburtstagsfest<br />

von Kim Mey, wird unterbrochen<br />

von Erinnerungen, die den Leser<br />

unmittelbar am Leben der Familien<br />

Mey und Chhang in den 1970er<br />

Jahren in Kambodscha teilnehmen<br />

lassen. Diese Unmittelbarkeit scheint<br />

Ihnen sehr wichtig zu sein.<br />

Ja. Ich habe auch lange herumprobiert beim<br />

Schreiben, wie ich das mit den Rückblenden<br />

in Kims und Tevis Kindheit machen soll.<br />

Es hat dann am besten mit dieser Unmittelbarkeit<br />

funktioniert.<br />

Die Lebenswege von Kim und Tevi,<br />

die gemeinsam nach Österreich<br />

geflohen sind, kreuzen und trennen<br />

sich im Laufe ihres Lebens immer<br />

wieder auf dramatische Weise.<br />

Durch Tagebuchaufzeichnungen<br />

und Rückblenden erhalten die<br />

Leser unterschiedliche Blicke<br />

auf die Ereignisse. Gibt es keine<br />

Eindeutigkeit in der Erinnerung,<br />

in der Geschichte?<br />

Das muss man trennen, glaube ich. In der<br />

Geschichte gibt es sehr wohl reale Tatsachen,<br />

die geschehen sind bzw. geschehen,<br />

und damit auch Eindeutigkeit, sprich Wahrheit<br />

und Objektivität. In der Erinnerung ist<br />

das etwas anderes. Jeder erlebt die Dinge<br />

anders und verändert sie zumeist auch noch<br />

unbewusst in seiner Erinnerung.<br />

Buchtipp:<br />

Judith W. Taschler<br />

26 27<br />

Judith W. Taschler:<br />

Das Geburtstagsfest<br />

Droemer/Knaur Verlag, 352 S.,<br />

€ 22,70 Wagner’sche.<br />

Bücher seit 1639<br />

Über die Beweggründe,<br />

sich in<br />

ihrem neuen<br />

Roman mit einem<br />

grausamen Kapitel<br />

in der Geschichte<br />

Kambodschas zu<br />

befassen. Ein<br />

Gespräch mit<br />

Susanne Gurschler<br />

Jahr lang warten, bis sie Asyl in Österreich<br />

erhielt. Später lebte sie in Steyr in Oberösterreich.<br />

Nach der Matura sind die zwei<br />

jungen Frauen nach Innsbruck gegangen,<br />

um zu studieren. Im Herbst 2013 habe ich<br />

Chu gefragt, ob sie mit mir nach Kambodscha<br />

kommen möchte, und sie hat spontan<br />

zugesagt. Sie war zum ersten Mal nach vierunddreißig<br />

Jahren in ihrer Heimat!<br />

Die Mitglieder der Roten Khmer<br />

haben extreme Gräueltaten begangen.<br />

Eine der Figuren ist Teil dieses<br />

Terrorregimes. Wie nahe kam Ihnen<br />

selbst das Grauen? Oder umgekehrt:<br />

Wie schaffen Sie als Autorin die<br />

nötige Distanz?<br />

Die hat leider eh ein bisschen gefehlt.<br />

Ich bin den ganzen Sommer und Herbst<br />

am PC gesessen und habe über Gräueltaten<br />

der Roten Khmer und Kindersoldaten<br />

geschrieben. Ehrlich gesagt, war es schrecklich.<br />

Draußen das herrlichste Wetter, von<br />

dem ich nicht viel mitbekommen habe,<br />

drinnen quasi das Grauen, wenn man zum<br />

Beispiel recherchiert, wie den Gefangenen<br />

bei lebendigem Leib die Leber herausgeschnitten<br />

wird, um diese dann zu braten.<br />

Judith W. Taschler, 1970 in Linz geboren, aufgewachsen<br />

in einer sehr großen Familie mit vielen<br />

Geschwistern und 5 Jahre lang mit einer Flüchtlingsfamilie<br />

aus Kambodscha.Nach ihrem erfolgreichen<br />

Debut „Sommer wie Winter“ von 2011 wurde sie<br />

freischaffende Autorin. Ihr Roman „Die Deutschlehrerin“<br />

kommt am 14.6.2019 auf die Bühne des<br />

Tiroler Landestheaters! Judith W. Taschler lebt mit<br />

ihrer Familie in Innsbruck.<br />

Buchpräsentation:<br />

Das Geburtstagsfest<br />

Judith W. Taschler<br />

Moderation & Gespräch:<br />

Margit Bacher (TT)<br />

Musik: Bernd Lumassegger<br />

alias Dr. Idoo<br />

(didgeridoo und anderes)<br />

Di., 16. April 2019, 19:30 Uhr<br />

Wagner’sche<br />

Universitätsbuchhandlung<br />

Eintritt: € 9,– /<br />

mit Kundenkarte € 7,–


© edition a<br />

Mit der<br />

Unendlichkeit<br />

über uns gehen<br />

wir fröhlicher<br />

durchs Leben.<br />

Renata Schmidtkunz<br />

28<br />

Wagner’sche.<br />

Bücher seit 1639<br />

Frau Schmidtkunz, Sie schreiben<br />

in Ihrem Buch, dass uns die<br />

Transzendenz abhanden kommt.<br />

Wie und warum passiert das?<br />

Ich glaube, dass das gerade in den vergangenen<br />

dreißig Jahren passiert ist, weil<br />

uns so viel ständig beschäftigt, Dinge<br />

wie Fernsehen, Radio, und insbesondere<br />

das Internet. Dadurch kommt es zu einer<br />

ständigen Verfügbarkeit, oder scheinbaren<br />

Verfügbarkeit, einem unaufhörlichen<br />

Ad-hoc-Reagieren und Haben-Wollen und<br />

auch Befriedigen-Können. Beispielsweise<br />

durch Firmen wie Amazon, bei denen wir<br />

Tag und Nacht bestellen können und die<br />

uns alles nach Hause liefern. Transcedere<br />

bedeutet so viel wie Grenzen überschreiten,<br />

doch Grenzen gehen uns in dieser Art von<br />

Welt verloren. Damit geht uns auch das<br />

Bewusstsein dafür verloren, dass es mehr<br />

als diese materielle, diese „absolute“ Welt<br />

gibt. Zudem haben Dinge wie Ruhe und<br />

Kontemplation, die wir brauchen, um uns<br />

zu sammeln, keinen Wert mehr. Wert haben<br />

dagegen Mobilität und Multitasking.<br />

Die Theologin,<br />

Redakteurin und<br />

Dokumentarfilm-Regisseurin<br />

über ihr neues Buch<br />

„Himmlisch frei –<br />

Warum wir wieder<br />

mehr Transzendenz<br />

brauchen“ – das<br />

Gespräch führte<br />

Cajetan Hammerl<br />

Sie kommen aus einer evangelischen<br />

Pfarrersfamilie, und haben doch<br />

Abschied vom traditionellen<br />

Gottesbild genommen und sich auf<br />

die Suche nach einem neuen Gott<br />

gemacht, wie Sie schreiben. Was<br />

haben Sie gefunden?<br />

Zunächst die Erkenntnis, dass Fragen wichtiger<br />

sind als Antworten. Wer viele Fragen<br />

hat, muss sich auf die Suche nach dem machen,<br />

was Menschen vor ihm schon darüber<br />

gedacht haben. Ich habe dabei für mich<br />

entdeckt: Das eine Wesentliche in unserem<br />

Leben ist, dass wir leben, und das andere,<br />

dass möglichst viele Menschen gut leben.<br />

Damit habe ich mich noch einmal an das<br />

mir überbrachte, traditionelle christliche<br />

Gedankengut herangemacht und entdeckt,<br />

dass die Grundsätze fast jeder Religion das<br />

Leben selbst und die Liebe sind. Liebe in<br />

einem Sinn, der mir lange nicht klar war.<br />

Lange habe ich mich gefragt, was genau<br />

dieses Wort meint. Die erotische Liebe? Die<br />

Elternliebe? Die Freundschaftsliebe? Welche<br />

Liebe ist das denn, von der alle religiösen<br />

Renata<br />

Schmidtkunz<br />

29<br />

Schriften schreiben? Ich glaube, es ist eine<br />

lebens-bejahende Liebe, deren Zweck es ist,<br />

Leben zu ermöglichen und gutes Leben zu<br />

erschaffen. Ich anerkenne die historischen<br />

Gefäße der verschiedenen Weltreligionen,<br />

ihre Entstehungsgeschichten und ihre<br />

Unterschiede, aber das, was alle verbindet,<br />

ist die Absicht, das Leben zu befördern.<br />

Aus diesem Grund sind die<br />

Weltreligionen entstanden?<br />

Ich glaube schon. Damit es eine Instanz<br />

gibt, die uns das Zusammenleben auf diesem<br />

Planeten erst ermöglicht. Der deutsche<br />

Politiker Gregor Gysi sagt immer: „Ich bin<br />

nicht religiös, aber ich fürchte mich vor<br />

einer Welt ohne Religion“. Gerade in einer<br />

Zeit, in der „Religions-Bashing“ sozusagen<br />

auf der Tagesordnung steht, ist es wichtig,<br />

uns daran zu erinnern, dass alle Religionen<br />

der Welt viel über Empathie, Liebe,<br />

Solidarität, Menschlichkeit, Würde und<br />

die Unantastbarkeit jedes Einzelnen sagen.<br />

Daran sollten wir uns gerade vor dem<br />

Hintergrund des Neoliberalismus erinnern,<br />

denn er erzählt uns jeden Tag, wir hätten<br />

keine Alternativen, Religion sei unbrauchbar,<br />

brauchbar sei nur, was Profit bringt.<br />

Sie selbst ordnen sich politisch<br />

eher dem linken Lager zu. Ist<br />

das nicht auch ein Widerspruch<br />

zu Transzendenz und der Auseinandersetzung<br />

mit dem Göttlichen?<br />

Das ist zumindest ein Widerspruch für<br />

bestimmte Kreise innerhalb der Linken, die<br />

Anfang des 20. Jahrhunderts gesagt haben:<br />

Wir sind moderne Menschen, wir wollen<br />

eine moderne Gesellschaft, wir haben genug<br />

von Geistergeschichten und Unterdrückung<br />

durch Religion mit Angstmacherei, wir<br />

sind Menschen, die an Bildung glauben,<br />

an die Gleichwertigkeit von Mann und<br />

Frau. Was wir heute Atheismus nennen,<br />

ist ein Konzept aus jener Zeit. Für mich<br />

bedeutet links, dass ich in einer gerechten<br />

Welt leben möchte, in der alle Menschen<br />

Zugang haben zu lebenswichtigen Gütern,<br />

Bildung und medizinischer Versorgung,<br />

dass sie sich frei entfalten und autonom<br />

leben können. Das ist für mich links, und<br />

das überschneidet sich bestimmt auch mit<br />

den Vorstellungen vieler Menschen, die sich<br />

als konservativ bezeichnen.<br />

Renata Schmidtkunz, geboren 1964 in Hattingen/<br />

Ruhr. Aufgewachsen in einem evangelischen<br />

Pfarrhaus in Niederösterreich, Oberösterreich und<br />

Kärnten. Studium der Evangelischen Theologie in<br />

Wien und Montpellier/Frankreich. Seit Januar 1990<br />

als Moderatorin, Redakteurin und Dokumentarfilm-Regisseurin<br />

beim ORF: erst in der Abteilung<br />

Religion im Fernsehen, wo sie zahlreiche, heute noch<br />

existierende Sendungen (mit)erfunden, gestaltet und<br />

moderiert hat. Zum Beispiel „kreuz und quer“ oder<br />

die „Religionen der Welt“. Fünf Jahre lang war sie<br />

Gastgeberin im „Club 2“ (2008 bis 2012).<br />

Buchtipp:<br />

Renata Schmidtkunz:<br />

Himmlisch frei –<br />

Warum wir wieder mehr<br />

Transzendenz brauchen<br />

edition a, 192 S., € 22,00<br />

Lesung:<br />

Himmlisch frei<br />

Mit Renata Schmidtkunz<br />

Moderation: Michael Köhlmeier<br />

Do., 18. April 2019, 19:30 Uhr<br />

Wagner’sche<br />

Universitätsbuchhandlung<br />

Eintritt: € 9,– /<br />

mit Kundenkarte € 7,–


© Ingo Pertramer<br />

Was sind Manen, Vea Kaiser?<br />

Von Doris (Mieze Medusa) Mitterbacher<br />

Österreichs<br />

erfolgreichste<br />

„Gschichtl<br />

druckerin“<br />

Vea Kaiser<br />

30 Wagner’sche.<br />

Bücher seit 1639<br />

Die deutschsprachige Gegenwartsliteratur<br />

hat manchmal so große Scheu davor, zu<br />

unterhalten. Als wäre Unterhaltung und<br />

literarischer Anspruch ein Gegensatz.<br />

Vea Kaiser liefert den Gegenbeweis.<br />

Rückwärtswalzer –<br />

A damn good read<br />

„Es geht nicht darum, ob du gut oder<br />

schlecht bist. Es geht nur darum, dass<br />

du damit keinen Erfolg hast.“, entgegnet<br />

Onkel Willi seinem Neffen Lorenz. Der<br />

hat sich bei seinen Tanten zum Essen eingeladen,<br />

weil er Geld schnorren will. Er<br />

ist Schauspieler mit einer „quasi genetisch<br />

bedingten Schwäche für Sonderangebote“<br />

und deshalb so richtig erleichtert, weil das<br />

Läuten an seiner Wohnungstür doch nicht<br />

der Exekutor ist, sondern der GIS-Mensch.<br />

Den Fernseher hat Lorenz ein paar Tage<br />

davor verkauft. Er brauchte das Geld.<br />

Roadmovie durch<br />

unsere Geschichte<br />

Lorenz hat das erste Wort, er ist aber nicht<br />

der Alleinunterhalter des Romans. Im<br />

Fokus ist die Familie Prischinger. Vater<br />

Prischinger ist nicht aus dem Krieg zurückgekehrt,<br />

Mutter Prischinger müht sich allein<br />

auf dem Hof und mit den fünf Kindern ab.<br />

Mirl, Sepp, Wetti und die Zwillinge Hedi<br />

und Nenerl.<br />

Treffsicher bringt Vea Kaiser den<br />

Zeitgeist der Jahrzehnte aufs Papier. Wie<br />

nebenbei verwandelt sich Wien von trister<br />

K&K-<strong>No</strong>stalgie in eine europäische Großstadt<br />

und eigentlich bleibt alles gleich: Alle<br />

kommen von überall her und reden durcheinander.<br />

Wenn man im ersten Wiener Gemeindebezirk<br />

einkaufen geht, wird man mit<br />

dem Titel des Ehemannes gegrüßt: „Grüß<br />

Gott, Frau Unterrevident!“<br />

Aus lauter Begeisterung über den fantastisch<br />

erzählten Österreich-Roman haben wir<br />

Vea Kaiser eine Triade Fragen gestellt:<br />

31<br />

Weise Frauen kommen oft zu dritt:<br />

Erinnern Hedi, Wetti und Mirl an<br />

die <strong>No</strong>rnen der Edda, die Triade<br />

der großen Göttin, die drei Hexen<br />

bei Macbeth oder zählen wir die<br />

beiden Brüder dazu und erhalten eine<br />

Popgroup à la Spice Girls?<br />

Tatsächlich könnte man unendlich viele<br />

Beispiele für die Trias dreier wichtiger<br />

Frauen nennen. Aber für mich sind Wetti,<br />

Hedi und Mirl so einzigartig, dass ich sie<br />

gar nicht vergleichen kann.<br />

Wetti Prischinger gilt als schwachsinnig.<br />

Sie ist aber schon als Kind<br />

eine wache Beobachterin (der Natur)<br />

und sehr diskursbegabt … Was ist<br />

Bildung? Was ist Wissen?<br />

Bildung ist die Fähigkeit, Wissen zu erwerben<br />

und erworbenes Wissen zu managen.<br />

Aber ob diese Bildung aus der Schule,<br />

dem Leben oder der eigenen Aneignung<br />

kommt, ist meines Erachtens nicht so<br />

wichtig. Das Beispiel von Wetti zeigt, dass<br />

Neugier das Elementarste ist. Denn Neugier<br />

behält uns offen und interessiert.<br />

Was haben Latein und<br />

Popkultur gemein?<br />

Popkultur bedient sich manchmal des<br />

Lateinischen, aber auch in der lateinischen<br />

Antike gab es sowas wie Popkultur. Vereinfacht<br />

könnte man wahrscheinlich zusammenfassen:<br />

Beides kann nerven, beides<br />

kann irrsinnig Spaß machen.<br />

Zwischen Manen und Titanic<br />

Obwohl der Roman mit Wissen glänzt,<br />

will er vor allem eines: unterhalten. Bevor<br />

besagter Lorenz Schauspieler wird, studiert<br />

er Latein. Allerdings interessiert er sich eher<br />

für die Praxis: Er umwirbt seine Kommilitoninnen<br />

mit Ovidzitaten. In die eine,<br />

die sich bei Ovid besser auskennt, verliebt<br />

er sich. Stephie schreibt ihre Dissertation<br />

unter dem Titel: Wenn Manen mahnen.<br />

Kommunikation zwischen Lebenden und<br />

Toten in der römischen Literatur.<br />

Und schon wissen wir, was Manen<br />

sind: „Totengeister, die den Hinterbliebenen<br />

den Weg wiesen, wenn sie<br />

versöhnt wurden, oder aber die Menschen<br />

verfolgten, wenn man sie nicht gebührend<br />

ehrte.“ Das ist nicht nur interessant, es ist<br />

auch für den Roman wichtig.<br />

Latein und Alt-Griechisch in der<br />

Literatur wieder sexy zu machen, dafür<br />

wurde Vea Kaiser schon bei ihren früheren<br />

Büchern gerühmt. Doch auch Titanic,<br />

Netflix-Abos, Tupperware, Ikea und<br />

Referenzen zu John Irvings Wien-Roman<br />

„Lasst die Bären los“ finden Platz. Nebenbei<br />

entwirft Vea Kaiser ein präzises Bild<br />

von Wien: Alle jammern, als wären sie in<br />

einem Dickensroman. Dabei ist eh alles<br />

leiwand.<br />

Vea Kaiser nennt sich lieber „Gschichtldruckerin“<br />

als Autorin. Mit „Blasmusikpop oder Wie die<br />

Wissenschaft in die Berge kam“ (2012) gelang ihr<br />

international der Durchbruch. 2015 erschien<br />

„Makarionissi oder Die Insel der Seligen“. Auf<br />

facebook schreibt sie: „Bissi weniger als drei Jahre<br />

dran gearbeitet, 8 Fassungen verworfen, tausende<br />

Seiten zur Recherche gelesen, fünftausend Kilometer<br />

zur Recherche gefahren und soeben beendet.<br />

Der dritte Roman.“ Endlich!<br />

Buchtipp:<br />

Vea Kaiser:<br />

Rückwärtswalzer oder Die<br />

Manen der Familie Prischinger<br />

Kiepenheuer & Witsch Verlag,<br />

432 S., € 22,70<br />

Buchpräsentation:<br />

Vea Kaiser:<br />

Rückwärtswalzer<br />

Moderation: Robert Renk<br />

Mo., 13. Mai, 19:30 Uhr<br />

Wagner’sche<br />

Universitätsbuchhandlung<br />

Eintritt: 9,– /<br />

mit Kundenkarte 7,–


© pearceX<br />

7 × Fragen an Ruth Pearce<br />

Sie begleitete T. C. Boyle bei seinem Innsbruckaufenthalt<br />

(siehe Titelbild) und beherrscht die Kamera in vielen Facetten.<br />

Digital arbeitet sie im Stubaital unter fotoruth und ist spezialisiert<br />

auf Baby- und Familienfotos. Ihr künstlerisches Herz<br />

schlägt schwarz/weiß und analog! Dann entwickelt sie in der<br />

Dunkelkammer gerne Künstlerportraits (u. a. Boyle, Fink,<br />

Jimmy Tenor etc.) und signiert mit pearceX. Von Robert Renk<br />

Schokokuchen<br />

wäre erlaubt.<br />

Ruth Pearce<br />

Womit kann man Sie<br />

bestechen?<br />

Im Prinzip ist jede/r bestechlich.<br />

Es ist alles eine Frage<br />

des Preises. Schokokuchen<br />

wär erlaubt.<br />

Wobei vergessen Sie<br />

völlig die Zeit?<br />

Nächtens in der Dunkelkammer<br />

beim Entwickeln.<br />

Die meiste Zeit besteht darin,<br />

im Dunkeln zu warten und<br />

Musik zu hören. Die beste<br />

Entschleunigung.<br />

Was bewundern Sie an<br />

anderen Frauen?<br />

Disziplin, Ordnung und<br />

guten, schwarzen Humor.<br />

Worauf hoffen Sie?<br />

Hoffnung hat mit einer<br />

Erwartungshaltung zu tun.<br />

Ich mache lieber.<br />

Mit welcher berühmten<br />

Person, lebend oder schon<br />

gestorben, würden Sie<br />

gerne noch ein Gläschen<br />

heben?<br />

Da gäbe es viele Persönlichkeiten,<br />

die ich gerne kennenlernen<br />

würde. Momentan<br />

könnte ich ein Date mit Tom<br />

Misch nicht ausschlagen.<br />

Sie verbringen eine Nacht<br />

in der Wagner’schen.<br />

Über welches Buch<br />

gebeugt würde man Sie<br />

in der Früh finden?<br />

Mich interessieren Sachbücher.<br />

In einen tiefen Schlaf falle ich<br />

bei einem langweiligen Roman.<br />

Auf Seite 2.<br />

Ruth Pearce, geborene Innsbruckerin, porträtiert<br />

unter dem Namen pearceX Charaktere nach<br />

persönlichem Gefallen. Ihr Lieblingsmotiv ist die<br />

Lamakünstlerin Zoe P. Sie arbeitet independent<br />

und genießt dadurch völlige Entscheidungsfreiheit.<br />

Ausstellungen finden spontan an ungewöhnlichen<br />

Locations statt.<br />

(www.fotoruth.at, www.pearceX.space)<br />

Buchtipp:<br />

32 Wagner’sche.<br />

Bücher seit 1639<br />

33<br />

Wim van Sinderen:<br />

Anton Corbijn 1-2-3-4<br />

Prestel Verlag, 400 S., € 71,–


America first …<br />

Eine Rückschau auf die Lesungen<br />

von T. C. Boyle und John Wray im Februar<br />

in der Wagner’schen.<br />

© ruth pearce/wagnersche<br />

Bücher seit 1639<br />

35


© Brigitte Lacombe 2018<br />

Make reading great again<br />

Mit „Lake Success“ legt Gary Shteyngart eine großartige<br />

Geschichte, die widersprüchlich, lustig und erschreckend<br />

zugleich ist, vor. Eine Rezension von Dave Bullock<br />

If you want to<br />

be a hedge-fund<br />

manager, you<br />

have to be a<br />

storyteller first<br />

and last.<br />

Gary Shteyngart<br />

36<br />

Wagner’sche.<br />

Bücher seit 1639<br />

Der Titel dieser Rezension hat bedingt mit<br />

der aktuellen Literaturserie von 8ungKultur<br />

zu tun, zu der, mit einem beeindruckenden<br />

Auftakt mit T. C. Boyle, amerikanische<br />

Schriftsteller unter dem Titel „Make<br />

reading great again“ eingeladen wurden.<br />

Nicht schwer zu erahnen, dass der Titel der<br />

Vorlesungsreihe Replik auf die Trump’sche<br />

„Make America great again“-Präsidentschaft<br />

nimmt. Gary Shteyngart nimmt in<br />

seinem neuen Roman „Lake Success“ ebenfalls<br />

Replik auf dieses Amerika, mit Barry,<br />

dem Hedgefonds-Manager als integrativer<br />

Beobachter dieses Amerikas.<br />

Der 43-jährige Barry Cohen hatte gerade<br />

einen heftigen Streit mit seiner Frau<br />

und der Nanny über seinen autistischen<br />

Sohn. Er schleppt sich zu einem Greyhound-Bus-Terminal<br />

und verlässt so ein<br />

früheres Leben. Barry hat beschlossen, so<br />

zu reisen, wie er im College, wie er zuletzt<br />

mit seiner damaligen Freundin gereist<br />

ist. Er flüchtet vor seinem gegenwärtigen<br />

Leben in die Vergangenheit und bleibt<br />

in der amerikanischen Gegenwart hängen.<br />

Er will seine damalige Freundin auf<br />

seiner langen Bus-Odyssee, die von New<br />

York über Richmond und Atlanta nach<br />

El Paso und schließlich nach Kalifornien<br />

führt, wieder finden. Diese Reise, auf der<br />

Barry, der ständig bestrebt ist, alles unter<br />

Kontrolle zu haben, nur mehr einer vor<br />

dem Gesetz und seinem Leben fliehender<br />

Passagier ist, bringt nicht nur seinen Blick<br />

auf die Welt durcheinander, sie bringt ihn<br />

in ein völlig verwirrtes Land: Der Roadtrip<br />

findet genau zu der Zeit statt, in der sich<br />

Amerika auf die Wahl des 45. Präsidenten<br />

der Vereinigten Staaten vorbereitet – eine<br />

Wahl zwischen Hillary Clinton und Donald<br />

Trump. Barry selbst wählte bereits seit<br />

seinem 18. Lebensjahr republikanisch.<br />

Er ist Kapitalist und hat in einer Welt von<br />

33.000 Dollar-Whiskey-Flaschen gelebt.<br />

Er verwaltet ungeheure Vermögen, worauf<br />

er stolz ist.<br />

37<br />

Aber Donald Trump macht ihm Angst.<br />

Und dieser Trump mit seiner Vision von<br />

Amerika wird in diesem Roadtrip verhört.<br />

In der Erzählung muss man den<br />

Menschen misstrauen. Die Zerrissenheit<br />

der Leute, ja der gesamten US-amerikanischen<br />

Gesellschaft in diesem Sommer<br />

2016, zeigt sich in den Charakteren, auf<br />

die Barry trifft. Wie etwa die junge Kellnerin,<br />

die, wie Barry, wie die Geschichte, wie<br />

Amerika widersprüchlich und persönlichkeitsgespalten<br />

ist: „Socially I’m a bit more<br />

liberal,“ she said. „But Trump ’s going to<br />

rebuild the economy to where it should be<br />

…“ Es ist die Hoffnung, die diesen Sommer<br />

bestimmt – ohne aber zu wissen, auf<br />

was gehofft werden darf. Es ist auch die<br />

Geschichte von Lügen, Misstrauen und<br />

die Geschichte einer Parallelgesellschaft,<br />

zu Hause in New York bei Barry’s Ehefrau<br />

Seema, in der Reichtum alles durchdringt.<br />

Es ist aber auch die Geschichte, die hoffen<br />

lässt. Auf jeden Fall ist es eine Geschichte,<br />

die versteht.<br />

Der Protagonist Barry ist in sich eine<br />

erstaunliche Figur: Beflügelt und zugleich<br />

verfolgt von Vergangenheit, Gegenwart und<br />

Zukunft. Völlig widersprüchlich schwankt<br />

er zwischen Sentimentalität und Hoffnungslosigkeit<br />

hin zu seinem gewinnorientierten<br />

kapitalistischen Positivismus, aber hin auch<br />

zum Guten mit Hoffnung auf ein anderes<br />

Leben, das er einmal geführt hat. Vielleicht<br />

ist sein Problem, dass er eigentlich<br />

ein Schriftsteller ist und mit der Schande<br />

leben muss, dass er seine Gelder nach Scott<br />

Fitzgerald benannte, denn: „If you want to<br />

be a hedge-fund manager, you have to be<br />

a storyteller first and last. That’s why my<br />

fund is called This side of Capital. After the<br />

Fitzgerald novel. That’s why I have a minor<br />

in creative writing …“<br />

Der Widerspruch, der sich in diesem<br />

Satz manifestiert, zeichnet nicht nur Barrys<br />

Leben. Shteyngart „makes reading great“.<br />

In der großartigen Geschichte, die widersprüchlich,<br />

lustig und erschreckend zugleich<br />

ist, wirft er einen Blick auf das Land, der<br />

abwechselnd bemitleidend und traurig, boshaft<br />

und satirisch, hoffend und inspirierend<br />

ist. Die Erzählung hilft, so erstaunlich es<br />

klingt, das Amerika unter Präsident<br />

Donald Trump zu verstehen.<br />

Gary Shteyngart: Der 1972 geborene Gary Shteyngart<br />

verbrachte „die ersten sieben Jahre seiner Kindheit<br />

auf einem Platz, der von einer riesigen Statue<br />

von Wladimir I. Lenin im heutigen St. Petersburg,<br />

Russland, dominiert wird (er nennt es abwechselnd<br />

‚St. Leningrad‘ oder ‚St. Leninsburg‘).“ Er stammt<br />

aus einer jüdischen Familie mit einem ethnisch<br />

russischen Großelternteil mütterlicherseits und<br />

bezeichnet seine Familie als typisch sowjetisch. Als<br />

er fünf Jahre alt war, schrieb er einen 100-seitigen<br />

Comic-Roman. Die Familie Shteyngart emigrierte<br />

1979 in die Vereinigten Staaten und Gary wurde in<br />

Queens, New York, ohne Fernseher in der Wohnung,<br />

in der er lebte, aufgezogen. Er hat seinen starken<br />

russischen Akzent erst im Alter von 14 Jahren abgelegt.<br />

Nach seinem Studium am Oberlin-College in<br />

Ohio arbeitete er als Schreiber für <strong>No</strong>n-Profit-Organisationen<br />

in New York. Shteyngart unternahm<br />

Anfang der 1990er Jahre eine Reise nach Prag. Diese<br />

Erfahrung inspirierte ihn zu seinem ersten Roman<br />

„The Russian Debutante’s Handbook“, der in der<br />

fiktiven europäischen Stadt Prava spielt.<br />

(Quelle: wikipedia)<br />

Buchtipp:<br />

Gary Shteyngart:<br />

Lake Success<br />

Penguin UK, 352 S., € 18,70<br />

Buchpräsentation:<br />

Gary Shteyngart: Lesung<br />

Ernst Gossner: Moderation<br />

und deutsche Stimme<br />

Mi., 8. Mai 2019, 19:30 Uhr<br />

Wagner’sche<br />

Universitätsbuchhandlung<br />

Eintritt: 9,– /<br />

mit Kundenkarte 7,–


© Nathalie Bauer<br />

Buchtipp:<br />

nicht dort<br />

entlangtrampeln,<br />

wo alle<br />

anderen schon<br />

getrampelt sind<br />

Andreas Altmann<br />

38 39<br />

Andreas Altmann:<br />

In Mexiko. Reise durch<br />

ein hitziges Land<br />

Piper Verlag, 288 S., € 20,60 Wagner’sche.<br />

Bücher seit 1639<br />

Andreas Altmann, Ihre Reisen<br />

führten Sie u. a. von Kairo in den<br />

Süden Afrikas, mit dem Greyhound<br />

von New York nach San Francisco,<br />

mit dem Zug durch Indien, zu Fuß<br />

und ohne Geld von Paris nach Berlin,<br />

durch Südostasien, nach Südamerika,<br />

Australien, Palästina und – zuletzt<br />

– nach Mexiko. Kann es sein, dass<br />

Sie am liebsten abseits ausgetretener<br />

Pfade unterwegs sind?<br />

Nun, wie soll ein passabel kluges Buch entstehen,<br />

wenn ich da entlangtrample, wo alle<br />

anderen schon getrampelt sind?<br />

Stefan Zweig hat einmal die<br />

Unterscheidung zwischen „Reisen“<br />

und „Gereist-Werden“ getroffen und<br />

ein Plädoyer für das Unbequeme,<br />

das Lästige, das Ärgerliche auf<br />

Reisen gehalten, im Gegensatz<br />

zum Komfortablen, dem mühelos<br />

Erreichten, das dem wirklichen<br />

Erleben im Wege stehe. Sind Sie<br />

schon einmal „gereist worden“?<br />

Andreas<br />

Altmann<br />

Über privates<br />

und berufliches<br />

Reisen, große<br />

Gefahren und<br />

kleines Gepäck.<br />

Ein Gespräch mit<br />

Joe Rabl<br />

Ach, ich bin nicht als Held auf die Welt<br />

gekommen, ich mag es durchaus, wenn es<br />

einen Tag lang nicht lästig und mühselig ist.<br />

Ja, ich bin schon gereist worden, auf einem<br />

Kreuzfahrtschiff. Ich war eingeladen worden,<br />

um an ein paar Abenden vorzulesen.<br />

Die Woche war äußerst erkenntnisreich:<br />

Nie wieder!<br />

Was gibt eigentlich – abseits von<br />

Aufträgen von Magazinen und<br />

Verlagen – den Ausschlag für das<br />

jeweilige Reiseziel? In Mexiko<br />

waren Sie zuletzt mehrere Monate<br />

unterwegs, da muss es wohl gute<br />

Gründe geben, so viel Zeit eben<br />

gerade dort zu verbringen und nicht<br />

woanders.<br />

Den Ausschlag gebe ich. Wenn ich denke,<br />

ich traue mir ein Land zu, dann informiere<br />

ich den Verlag und wir setzen die Konditionen<br />

auf. Gewiss: Große Reisen, siehe<br />

Mexiko, mache ich nur, wenn ich vorher<br />

einen Vertrag unterschrieben habe. Dazwischen<br />

unternehme ich „kleine Reisen“,<br />

alle paar Wochen. Seit Jahren plagt mich<br />

der Wahn, alle europäischen Hauptstädte<br />

zu sehen: So buche ich jeweils eine Woche,<br />

fliege los, setze mich in ein Hotel, schreibe<br />

dort an dem Buch, das ich als nächstes<br />

abliefern muss. Und gehe nachmittags<br />

flanieren: schauen, empfinden, hören, lesen,<br />

etwas lernen.<br />

Wie sieht die Vorbereitung für Ihre<br />

Reisen aus? Bereiten Sie sich intensiv<br />

darauf vor, zum Beispiel durch<br />

Lektüre, Studium von Karten und<br />

Reiserouten? Oder gehen Sie es eher<br />

spontan an und lassen sich unterwegs<br />

anregen und überraschen?<br />

Weder noch. Da ich in vielen Ländern<br />

gearbeitet habe, weiß ich ein bisschen Bescheid,<br />

zudem – wenn zu Hause – lese ich<br />

die Presse, interessiere mich, was in der Welt<br />

passiert, verliere nie – ein Beispiel – mit Mexiko,<br />

wo ich ja eine Zeit lang gelebt habe,<br />

den Kontakt. Aber spontan? Gewiss nicht.<br />

Sobald ich das Flugzeug betrete, beginnt<br />

der Stress, der unbedingte Wille, Frauen<br />

und Männer zu treffen, die etwas wissen,<br />

wovon ich keine Ahnung habe.<br />

Sie reisen, wie man Ihren Büchern<br />

und Reportagen entnehmen kann, mit<br />

leichtem Gepäck. Was haben Sie auf<br />

jeden Fall dabei?<br />

Die banalsten Dinge der Welt. Eine Grundausstattung<br />

Wäsche, Toilettenartikel,<br />

meinen MacAir, Zeitungen, ein Buch,<br />

Spezialstöpsel für meine Ohren, Papier, kein<br />

Handy, kein GPS, aber meine sieben Sinne<br />

und den penetranten Wunsch, weniger doof<br />

als bei der Abreise nach Paris zurückzukehren.<br />

Maximalgewicht: acht Kilo. Ich<br />

kann das, denn ich habe monatelang in<br />

einem japanischen Zenkloster gelebt: auch,<br />

um die Dinge zu erkennen, die wichtig sind,<br />

und jene, die dein Leben beschweren, im<br />

wörtlichen wie im übertragenen Sinn.<br />

Würden Sie folgendem Satz<br />

zustimmen: „Jede Reise, egal wohin<br />

sie einen führt, ist immer auch eine<br />

Reise zu sich selbst“?<br />

Das steht sicher hinten auf einem Kalenderblatt.<br />

Nee, das klingt mir zu eso-eselig. Die<br />

Reise muss einen fordern, in Situationen<br />

manövrieren, die dich zwingen, dich einzulassen.<br />

Ähnlich wie beim körperlichen Training:<br />

Einen Suppenteller heben wird den<br />

Muskel nicht stärken, da muss schon mehr<br />

her, dann reagiert das Fleisch, wächst, ändert<br />

sich. <strong>No</strong>ch ein Beispiel: Die Reise von<br />

Paris nach Innsbruck wird mir eine Freude<br />

sein, aber am Ende möchte ich in der Stadt<br />

ankommen und nicht bei mir.<br />

Andreas Altmann hat sich in Vielem versucht, bevor<br />

er begann, die Welt zu bereisen und darüber zu<br />

berichten. Altmann ist Deutschlands bekanntester<br />

„travel writer“ und schrieb mehrere Bestseller; ausgezeichnet<br />

u. a. mit dem Egon-Erwin-Kisch-Preis,<br />

dem Seume-Literaturpreis und dem Reisebuch-Preis.<br />

Bücher (Auswahl): „Das Scheißleben meines Vaters,<br />

das Scheißleben meiner Mutter und meine eigene<br />

Scheißjugend“, „Gebrauchsanweisung für die Welt“,<br />

„Verdammtes Land. Eine Reise durch Palästina“,<br />

„Frauen. Geschichten.“, „Gebrauchsanweisung für<br />

das Leben“, „In Mexiko. Reise durch ein hitziges<br />

Land“<br />

Lesung:<br />

Andreas Altmann ist bei den<br />

42. Innsbrucker Wochenendgespräche<br />

am 24. und 25. Mai<br />

zu Gast


42. Innsbrucker Wochenendgespräche<br />

2019 packen die Innsbrucker Wochenendgespräche<br />

ihre Koffer und begeben sich auf<br />

Reisen: Was reizt uns eigentlich am Unterwegssein?<br />

Warum wollen alle reisen, aber<br />

niemand ist gerne Tourist? Stefan Zweig<br />

hat für diese Unterscheidung übrigens das<br />

schöne Begriffspaar „reisen“ und „gereist<br />

werden“ geprägt. Und warum müssen wir<br />

nach Ferienende den Daheimgebliebenen<br />

im Detail von unseren Erlebnissen berichten?<br />

Vielleicht weil auch die kleinste<br />

Urlaubsreise noch den Mythos nährt, jede<br />

Reise in die Fremde sei auch eine Reise zu<br />

sich selbst?<br />

Mehr zum Thema gibt es vom 23. bis 25.<br />

Mai 2019 mit unserem „Reiseleiter“ Stefan<br />

Slupetzky und den (Reise-)Autorinnen und<br />

Autoren Andreas Altmann, Martin Amanshauser,<br />

Manuela Di Franco, Tim Krohn,<br />

Stefan Moster, Sascha Reh, Thomas Stangl,<br />

Katharina Winkler und Tina Uebel.<br />

Birgit Holzner & Joe Rabl<br />

Do., 23. Mai<br />

20:15 Uhr – ORF Tirol Studio 3, Rennweg 14<br />

Lesung: Stefan Slupetzky, Thomas Stangl,<br />

Katharina Winkler, Stefan Moster,<br />

Sascha Reh<br />

Moderation: Birgit Holzner<br />

Fr., 24. Mai<br />

Gespräche im Ensembleproberaum des Tiroler Landestheaters<br />

(Eingang SoWi-Durchgang, neben dem Abo-Büro)<br />

Moderation: Stefan Slupetzky<br />

10:00–12:00 Uhr – Andreas Altmann, Martin Amanshauser, Tina Uebel<br />

15:00–17:00 Uhr – Manuela Di Franco, Tim Krohn, Stefan Moster<br />

Sa., 25. Mai<br />

Gespräche im Ensembleproberaum des Tiroler Landestheaters<br />

(Eingang SoWi-Durchgang, neben dem Abo-Büro)<br />

Moderation: Stefan Slupetzky<br />

10:00–12:00 Uhr – Sascha Reh, Thomas Stangl, Katharina Winkler<br />

15:00–17:00 Uhr – Gespräch mit allen Autorinnen und Autoren<br />

20:15 Uhr; ORF Tirol Studio 3, Rennweg 14<br />

Lesung: Andreas Altmann, Tina Uebel, Tim Krohn,<br />

Martin Amanshauser, Manuela Di Franco<br />

Moderation: Joe Rabl<br />

Heimat Osterfestival Tirol 40 Orte –<br />

Momente des Innehaltens<br />

© Daniel Töchterle<br />

Im Vorfeld und während des Osterfestival<br />

Tirol finden täglich (außer an Sonntagen)<br />

um 15 Uhr die 40 Orte statt – Momente des<br />

Innehaltens. Die Aktion ist unserer Gesellschaft<br />

gewidmet, die noch immer in Krieg,<br />

Unrecht, Elend und Leid versinkt. Text und<br />

Musik lassen kurz aufhorchen, provozieren<br />

Widerstand und das Aufleben der Utopie<br />

der Harmonie über die Kunst. Jeden Tag<br />

spielen und performen vor allem Tiroler<br />

Künstler im und mit dem öffentlichen<br />

Raum. Neben Museen oder Büchereien<br />

werden auch soziale Einrichtungen besucht.<br />

Seit letztem Jahr spielen sie vermehrt kurze<br />

Werke Neuer Musik von Tiroler, österreichischen<br />

und internationalen Komponistinnen<br />

und Komponisten.<br />

Die Autorin Roberta Dapunt beschäftigt<br />

sich immer wieder mit dem Begriff Heimat,<br />

der das diesjährige Motto des Osterfestival<br />

Tirol ist. „Heimat ist viel eher Ursprung<br />

von Innerlichkeit; es umfasst das ganze<br />

Bündel, das unser Aufwachsen an einem<br />

Ort ausmacht, zusammen mit unserer Familie.<br />

[…] Mag Heimat auch ein Wort der<br />

deutschen Sprache sein – was es beinhaltet,<br />

gehört letztendlich keiner Sprache an, umso<br />

weniger in Europa. Heimat ist mehr als Ort<br />

und Sprache.“<br />

Veranstaltung:<br />

40 Orte im Rahmen des<br />

31. Osterfestival Tirol<br />

Roberta Dapunt – Lesung<br />

Lea Kas – Querflöte<br />

Werke von BACH, TELEMANN,<br />

MOWER<br />

Di., 16.4.2019, 15:00 Uhr<br />

Wagner’sche<br />

Universitätsbuchhandlung<br />

Eintritt frei!<br />

41<br />

Bücher seit 1639<br />

Vom 7. bis 10. März gab es in Frankfurt<br />

einen groß angelegten Festivalkongress<br />

zum Thema „Fokus Lyrik“. Mehr als 100<br />

Akteure aus allen Ecken des kleinen, feinen<br />

Lyrikbetriebes und aus dem gesamten<br />

deutschsprachigen Raum gaben sich ein<br />

Stelldichein und diskutierten auf verschiedenen<br />

Podien zu aktuellen branchenspezifischen<br />

Themen.<br />

Bei Podiumsdiskussionen, die Tristan<br />

Marquardt zusammengestellt hat, wurde<br />

über die Poetik von Dichtkunst heute, ihre<br />

Internationalität und Vielsprachigkeit sowie<br />

die performative Wende gesprochen. Außerdem<br />

befragte die Lyrikkritik ihr Selbstverständnis<br />

und ihre Funktion; diskutierten<br />

Literaturwissenschaftler, welche Rolle die<br />

Gegenwartslyrik an den Universitäten<br />

spielt; gaben Schulexperten einen Einblick<br />

in die Vermittlung von aktueller Poesie im<br />

Unterricht; debattierten Veranstalter den<br />

Lesungsboom und evaluierten Förderer ihr<br />

Engagement; wurde in einer öffentlichen<br />

Jurysitzung das literarische Preiswesen<br />

ebenso analysiert wie der Auswahlprozess<br />

an einem Beispiel durchgespielt. Wichtige<br />

Themen des Kongresses waren zudem die<br />

Perspektiven der Verlagsförderung, die<br />

Zukunft der Lyrikzeitschriften und das<br />

Verkaufspotential von Gedichtbänden<br />

im Buchhandel. Als Buchhändler zum<br />

Festivalkongress geladen wurde Sortimentsleiter<br />

Robert Renk von der Wagner’schen<br />

Universitätsbuchhandlung, was uns sehr<br />

freut und unser Bemühen um den Vertrieb<br />

aktueller Lyrik unterstreicht.<br />

Auch Lesungen selbst durften nicht fehlen<br />

in einem wunderbaren Festivalprogramm,<br />

das Monika Rinck verantwortet hat.<br />

Diverse Entdeckungen unseres Sortimentleiters<br />

finden Sie demnächst in unseren<br />

Lyrikregalen!<br />

FOKUS LYRIK<br />

Die Wagner’sche –<br />

eine Buchhandlung mit<br />

ausgesuchtem Lyrikangebot –<br />

eingeladen nach Frankfurt<br />

© Alexander-Paul-Englert


Katja Gasser (ORF)<br />

führte durch den<br />

Abend, Robert Renk<br />

hielt die Laudatio,<br />

Benedikt Föger,<br />

Präsident des<br />

Hauptverbands des<br />

Österreichischen<br />

Buchhandels,<br />

würdigte den Autor.<br />

„Frieden und Toleranz sind die gesellschaftlichen<br />

Eckpfeiler, auf denen jeder intellektuelle<br />

Diskurs und jede Schaffung und<br />

Auseinandersetzung von und mit Kunst fußt.<br />

Es ist die ureigenste Eigenschaft, gerade von<br />

Verlagen und Buchhandlungen, an die Utopie<br />

einer gerechten und friedlichen Welt im Zeichen<br />

von Toleranz im Denken und Handeln<br />

zu glauben. Weltenbürger Ilija Trojanow, der<br />

Preisträger des Ehrenpreises für Toleranz<br />

in Denken und Handeln 2018, ist mit seiner<br />

Lebensgeschichte und seinem literarischen<br />

Schaffen der Idealtypus eines Menschen, der<br />

diesen Preis verdient. In seiner Dankesrede<br />

hat er sein (Un)Verständnis für die aktuelle<br />

politische Situation und den Umgang mit<br />

dem Fremden, dem Nichtvertrauten, auch<br />

klar zum Ausdruck gebracht.“<br />

Benedikt Föger<br />

Präsident des Hauptverbandes des<br />

Österreichischen Buchhandels<br />

„Eigentlich bin ich extrem<br />

intolerant. Intolerant gegenüber<br />

Ungerechtigkeit, Verachtung,<br />

Ressentiments und Dummheit.“<br />

Am 25. <strong>No</strong>vember 2018 bekam Ilija Trojanow<br />

in Spitz an der Donau den Ehrenpreis des<br />

Österreichischen Buchhandels für Toleranz in<br />

Denken und Handeln überreicht.<br />

Ein Auszug aus der Laudatio * von Robert Renk.<br />

Ich war also in den letzten Monaten auf<br />

Reisen. Auf dem Trojanow-Kontinent.<br />

Der ist mindestens so vielfältig wie<br />

Indien. Und – da beißt sich die literarische<br />

Katze aufs Schönste in den weltaffinen<br />

Schwanz – die farbenprächtige Vielfalt<br />

Indiens kenne ich ausschließlich aus den<br />

Büchern von Ilija Trojanow. Jetzt kann ich<br />

es zugeben: Es war eine der aufregendsten,<br />

vielseitigsten und dennoch konsequentesten<br />

Reisen meines Lebens. Und keines<br />

der Bücher hätte ich missen wollen, jedes<br />

Einzelne ist seine Reise wert: Ich saß mit<br />

Alexandar und seinem rüstigen Patenonkel<br />

Bai Dan auf dem Tandem … Ich war mit<br />

Richard Francis Burton, dieser Ausnahmeerscheinung,<br />

in Indien und Afrika, mehr<br />

noch, hab ihn gespiegelt sehen dürfen, nicht<br />

nur aus dem Blickwinkel seiner überheblichen<br />

englischen Freunde, nein, auch durch<br />

die Augen seiner indischen Diener oder<br />

afrikanischen Führer. Etwas, das diesen<br />

Roman „Weltensammler“ unter anderem so<br />

außergewöhnlich macht.<br />

Ich bin den Ganges entlang gegangen,<br />

habe den Haddsch durchgeführt, bin quer<br />

durch Bulgarien, sowohl geografisch, als<br />

auch historisch, bin zu den dahin schmelzenden<br />

Gletschern Tirols und auf einem<br />

Kreuzfahrtschiff in die Antarktis gereist …<br />

Und das alles, ohne meine zwei Zimmer<br />

zu verlassen. Zusammenfassend kann ich<br />

sagen: Die Welt ist unverständlich, doch<br />

Rettung lauert im richtigen Buch!<br />

Da passt es gut, dass uns der Meister<br />

selbst in seiner Gebrauchsanweisung diese<br />

Form des Reisens nahebringt: Er meint:<br />

„Selbst ein einziger Ort kann Spielplatz<br />

einer Entdeckungsreise werden. Eine Buchhandlung<br />

etwa.“<br />

* Die gesamte Laudatio kann man nachlesen in<br />

der Zeitschrift Literatur und Kritik, Heft 531/532 –<br />

März 2019 (Otto Müller, Hrsg. Karl-Markus Gauß)<br />

© Hauptverbands des Österreichischen Buchhandels


Im Rhythmus der<br />

Eisenbahn geschrieben<br />

Martin Fritz im Gespräch mit Jaroslav Rudiš<br />

Wer mit dem tschechischen Autor<br />

Jaroslav Rudiš ins Gespräch kommt,<br />

muss für gewöhnlich nicht lange warten, um<br />

in den Genuss seines schier grenzenlosen,<br />

enzyklopädischen Wissens über europäische<br />

Geschichte zu kommen. Es gibt wohl keinen<br />

Ort zwischen Zürich, Prag, Szeged und<br />

Sarajevo, zu dem Rudiš nicht sofort die verblüffendsten<br />

und unterhaltsamsten Schnurren<br />

einfallen würden. Meistens weiß er mehr<br />

als die Einheimischen über ihre Heimat. In<br />

seinem aktuellen Roman „Winterbergs letzte<br />

Reise“ hat er dieser Leidenschaft konsequent<br />

freien Lauf gelaufen und lässt zwei exzentrische<br />

Charaktere kreuz und quer durch<br />

Mitteleuropa reisen und sie den historischen<br />

Verbindungen und Schrecknissen ihrer Reiseroute<br />

wie ihren eigenen Lebensgeschichten<br />

nachspüren. Dieser wilde Eisenbahn- und<br />

Assoziationsritt von der ersten Feuerhalle<br />

Österreichs, die aber in Tschechien steht,<br />

über den venezianischen Sohn albanischer<br />

Eltern Carl Ritter von Ghega, den Architekten<br />

der Semmeringbahn, und sein Ehren-<br />

grab am Wiener Zentralfriedhof bis hin zum<br />

unglücklichen Chauffeur Leopold Lojka und<br />

dessen Gaststätte in Znojmo wurde nominiert<br />

für den Preis der Leipziger Buchmesse.<br />

Bevor Rudiš damit das Innsbrucker Prosafestival<br />

eröffnen wird, hat er Martin Fritz im<br />

Interview verraten, wie „Winterbergs letzte<br />

Reise“ entstanden ist, warum er nicht Eisenbahner<br />

geworden ist und was er abseits der<br />

Literatur so treibt.<br />

© Peter von Felbert<br />

Der Protagonist deines letzten<br />

Romans „Nationalstraße“ ist<br />

sehr nah an einem tatsächlich<br />

existierenden Menschen, den du<br />

in einer Kneipe getroffen hast,<br />

angelehnt. Gibt es für deine neue<br />

Hauptfigur, den schrulligen,<br />

geschichtsbesessenen Wenzel<br />

Winterberg, ebenfalls reale<br />

Vorbilder?<br />

Ja, so ist es. Ein Freund vor mir leidet an<br />

der Schlacht zwischen Preußen und Österreich<br />

bei Königgrätz 1866, die sich in der<br />

Gegend abspielte, wo ich aufgewachsen bin.<br />

In der Landschaft sieht man bis heute noch<br />

die Spuren der Schlacht. Ich war mit ihm<br />

öfters da. Er weiß sehr viel über die Geschichte,<br />

er hat viel Humor, aber auch viel<br />

Melancholie. So ist Winterberg entstanden.<br />

Er ist fast hundert Jahre alt und macht noch<br />

eine letzte Eisenbahnreise durch die Geschichte<br />

von Mitteleuropa. Von Berlin über<br />

Königgrätz, Prag, Linz, Wien und Budapest<br />

bis nach Sarajevo.<br />

Winterberg und sein Pfleger Herr<br />

Kraus reisen mit dem Baedeker<br />

Reiseführer Österreich-Ungarn von<br />

1913, was ihre Reise quer durch<br />

Mitteleuropa auch ein bisschen zur<br />

Zeitreise macht. Wie bist du auf diese<br />

Idee gekommen? Und hast du es ihnen<br />

zu Recherche-Zwecken gleich getan?<br />

Sie sind unterwegs mit dem letzten Baedeker<br />

vor dem Weltkrieg, danach war alles anders.<br />

Der Freund von mir, der an der Geschichte<br />

und an der Schlacht bei Königgrätz leidet,<br />

reist immer mit diesem Buch in der Tasche.<br />

So ist es entstanden. Man ist überrascht, wie<br />

viel von damals noch da ist …<br />

Eine wichtige Rolle spielt auf<br />

Winterbergs Reise auch die<br />

Eisenbahn. Als Autor bist du<br />

sicher auch viel mit der Eisenbahn<br />

unterwegs, fährst du selbst eigentlich<br />

gern Bahn?<br />

Klar. Ich komme aus einer alten Eisenbahnerfamilie<br />

und nur meine dicke Brille<br />

hat mich vor der Eisenbahn gerettet. Ich<br />

habe es damals sehr bereut. Wenn mich<br />

jemand fragt, was uns in Mitteleuropa<br />

nach der alten Monarchie geblieben ist, ist<br />

es die Eisenbahn. Ich habe an dem Roman<br />

auch viel im Zug geschrieben, vor allem im<br />

Speisewagen. Das hat sicher die Musikalität<br />

des Buches beeinflusst. Es ist im Rhythmus<br />

der Eisenbahn geschrieben.<br />

„Winterbergs letzte Reise“ ist der<br />

erste Roman, den du auf Deutsch<br />

geschrieben hast. Wie kam es zu<br />

diesem Sprachwechsel in deinem<br />

Schreiben? Was ist beim Schreiben<br />

auf Deutsch anders? War es<br />

schwieriger oder leichter, als du vorab<br />

gedacht hast?<br />

Es hat Spaß gemacht und es fiel mir nicht<br />

schwer. Mir ist diese Zweisprachigkeit sehr<br />

wichtig, zu Böhmen, zu unserer Geschichte,<br />

gehören einfach die beiden Sprachen. Ich<br />

finde es sehr traurig, dass wir diese Zweisprachigkeit<br />

verloren haben. Ich hole es mir<br />

einfach zurück.<br />

Darf die Konzentration auf die gemeinsame,<br />

geteilte mitteleuropäische<br />

Geschichte der Nachfolgestaaten der<br />

Donaumonarchie – oder sollte ich wie<br />

Winterberg sagen: der „Elbemoldaudonausavebosnamonarchie“<br />

–, die in<br />

deinen Romanen immer schon und in<br />

„Winterbergs letzte Reise“ besonders<br />

zu bemerken ist, auch gelesen und<br />

verstanden werden als ein Kommentar<br />

zu aktuellen anti-europäischen<br />

Tendenzen, zu Nationalismus und<br />

Abschottung?<br />

Vielleicht ja! Winterberg und Kraus suchen<br />

und finden eher das, was uns hier alle verbindet,<br />

unsere Geschichte zum Beispiel, als<br />

das, was uns trennt.<br />

Tschechien ist das Gastland<br />

der Leipziger Buchmesse 2019,<br />

welche Bücher und AutorInnen aus<br />

Tschechien kannst du uns besonders<br />

empfehlen?<br />

Ein großartiger Autor ist Jáchym Topol,<br />

sein Roman „Ein empfindsamer Mensch“<br />

ist wirklich ganz toll. Ich mag auch die Bücher<br />

von Emil Hakl sehr. Oder die Romane<br />

von Radka Denemarková, die sind auch<br />

sehr stark.<br />

Was sind deine nächsten Pläne?<br />

Hast du schon einen neuen Roman<br />

in Arbeit oder dürfen wir uns wieder<br />

einmal auf eine Graphic <strong>No</strong>vel oder<br />

gar Musik freuen?<br />

Ja, im März erscheint die neue Platte<br />

von der Kafka Band. Diesmal geht die<br />

Reise nach Amerika. Mit Franz Kafka<br />

natürlich..<br />

Jaroslav Rudiš, geboren 1972, studierte Deutsch<br />

und Geschichte in Liberec/Reichenberg, Zürich und<br />

Berlin. Rudiš ist Schriftsteller (bisher 6 Romane<br />

veröffentlicht, davon gleich einige verfilmt), Publizist<br />

(u. a. für die Frankfurter Allgemeine Zeitung, den<br />

Tschechischen Rundfunk und die BBC), Comicautor<br />

(gemeinsam mit Illustrator Jaromír 99), Musiker (bei<br />

der Kafka Band) und Eisenbahn-Fan.<br />

Lesung:<br />

Jaroslav Rudiš liest im<br />

Rahmen des 17. Prosafestivals<br />

am Do., 4. April 2019, 20:00 Uhr<br />

in der Stadtbibliothek Innsbruck.<br />

(Mehr zum diesjährigen Prosafestival<br />

erfahren Sie auf S. 20 –24)<br />

Eintritt frei!<br />

Buchtipps:<br />

Jaroslav Rudiš & Jaromír 99:<br />

Alois Nebel – Leben nach<br />

Fahrplan, Comic<br />

Voland & Quist Verlag, 128 S.,<br />

€ 25,80<br />

Jáchym Topol:<br />

Ein empfindsamer Mensch<br />

Suhrkamp Verlag, 494 S.,<br />

€ 25,70<br />

Jaroslav Rudiš:<br />

Winterbergs letzte Reise<br />

Luchterhand Verlag, 544 S.,<br />

€ 24,70<br />

Radka Denemarková:<br />

Ein Beitrag zur Geschichte<br />

der Freude<br />

Hoffmann & Campe Verlag,<br />

336 S., € 24,70<br />

Karel Čapek:<br />

Seltsames England<br />

Lenos Babel Verlag, 180 S.,<br />

€ 17,–<br />

Emil Hakl:<br />

Kiras Version<br />

Braumüller Verlag, 220 S.,<br />

€ 24,–<br />

Dora Čechová:<br />

Ich wollte kein Lenin werden<br />

Wieser Verlag, 120 S.,<br />

€ 17,90<br />

Jiří Kratochvil::<br />

Die Causa Neufundländer<br />

Wieser Verlag, 120 S.,<br />

€ 17,90


© Privat<br />

Alles Schreiben ist Selbstschutz<br />

Zum 5-jährigen Jubiläum von W:ORTE, dem Lyrikfestival<br />

Innsbruck, besucht einer der wichtigsten Autoren die Wagner’-<br />

sche. Schön, dass seine gesammelten Gedichte allesamt neu<br />

aufgelegt wurden und auch als Kassette zu haben sind. Eine<br />

rühmliche Entscheidung des Ullstein Verlages. Ein Gespräch<br />

mit Wolf Wondratschek von Siljarosa Schletterer<br />

die Sprache<br />

muss glühen<br />

Wolf Wondratschek<br />

Zu Beginn: Herzlichen Dank dafür,<br />

dass Sie mir die Möglichkeit eines<br />

Interviews geben.<br />

Marcel Reich-Ranicki meinte einmal<br />

über Sie, dass Sie die Lyrik der<br />

68er Generation repräsentieren:<br />

„Ich halte ihn als Vertreter dieser<br />

Generation für einen wichtigen<br />

Lyriker.“ (Literarisches Quartett<br />

vom 5.3.1992) Was sagt Ihnen<br />

heute dieser Satz?<br />

Die Anerkennung eines Schwergewichts<br />

wie Reich-Ranicki war nicht unangenehm,<br />

hatte aber wenig bis keinen Einfluss auf<br />

die Begeisterung der Leser für meine Gedichte<br />

damals in den Siebziger Jahren. Die<br />

haben mich gelesen wie sie Songs von Bob<br />

Dylan hörten. Ich bezweifle, dass sie den<br />

Namen Reich-Ranicki überhaupt je gehört<br />

haben; und ganz sicher las keiner von denen<br />

irgendwelche Zeitungen. Schöne Zeiten.<br />

Lange her.<br />

Adhoc eine Frage: Was könnte<br />

heute zu einer erneuten Poesie-<br />

Begeisterung führen?<br />

Poesie-Begeisterung? Darunter kann ich<br />

mir nichts Gutes vorstellen.<br />

Wie würden Sie heute Ihren Antrieb<br />

beschreiben, Lyrik zu schreiben?<br />

Erst einmal: ich schreibe Gedichte, keine<br />

Lyrik. Ich mag das Wort nicht. Habe es<br />

noch nie gemocht. Mein Antrieb? Keine<br />

Ahnung. Das Gefühl, in einer Welt übervoller<br />

Informationen etwas Unnötiges zu<br />

tun. Das Unbrauchbare, Überflüssige zu<br />

rehabilitieren.<br />

Was stört Sie am Begriff der Lyrik?<br />

Das Unpersönlichere? Ich habe<br />

darin immer die Unterstreichung des<br />

musikalischen Partes gesehen (aus<br />

griech.lyrikos „zum Spiel der Lyra<br />

gehörig).<br />

Wer hat noch eine Lyra zur Hand?<br />

Griechenland ist verweht.<br />

Welche Rolle spielt Musik für Sie<br />

generell dabei?<br />

Das Zusammenspiel der Vokale mit den<br />

Konsonanten ist immer musikalisch. Es gibt<br />

Momente, wo ich Rap schreibe, oder das<br />

Gegenteil, eine Arie. Es gibt Tage, wo ich<br />

singen will, und Tage, wo Schweigen den<br />

Ton angibt. Es gibt nichts, worauf man sich<br />

verlassen kann.<br />

Sie meinten in einem Interview mit<br />

Roger Willemsen, dass die Liebe<br />

das einzige Reich sei, in dem wir<br />

begreifen, dass wir nicht frei sind, und<br />

weiter, dass wir in der Liebe nicht<br />

unsre besten Fähigkeiten kultivieren<br />

würden. Würden Sie das ähnlich für<br />

die Poesie beschreiben? Oder gibt<br />

es Aufgaben, höhere Ziele, die die<br />

Poesie verfolgen sollte?<br />

Ach, die Liebe. Was soll man darüber<br />

noch sagen? Sie ist da, sie ist nicht da, sie<br />

ist flüssig, sie ist der Stein, über den die<br />

Wasser gehen. Sie redet mit sich selbst. Sie<br />

ist Apfel und Schlange. Alles leicht nehmen.<br />

Ich glaube, da gehts lang. Aber die Sprache<br />

muss glühen.<br />

Wolf Wondratschek wuchs in Karlsruhe auf und<br />

lebt, nachdem er Literaturwissenschaft, Philosophie<br />

und Soziologie studierte, seit 1967 als freier Schriftsteller<br />

zunächst in München, gegenwärtig in Wien.<br />

Seine radikale Opposition zum herkömmlichen<br />

Literaturbetrieb war prägend. In den 1970er Jahren<br />

veröffentlichte er eine Reihe von Gedichtbänden, mit<br />

denen er außerordentlich große Auflagen erzielte.<br />

Viele seiner Werke wurden in Musik gesetzt, unter<br />

anderem von Wolfgang Rihm.<br />

Buchtipp:<br />

46<br />

Wolf Wondratschek:<br />

Gesammelte Gedichte in 13 Bände<br />

Ullstein Verlag, € 59,70<br />

Wagner’sche.<br />

Dazu anschließend zwei weitere<br />

Fragen: Inwiefern identifizieren<br />

Sie sich heute mit der/ einer „68er<br />

Generation“? Wieviel – falls man<br />

das überhaupt so bezeichnen kann –<br />

von einem „68er“ Geist steckt oder<br />

sollte immer noch in der heutigen<br />

Literaturlandschaft stecken?<br />

Wenn man wie ich in den 68er Jahren in<br />

Frankfurt lebte, also nahe am Geschehen,<br />

bleiben Kontakte nicht aus, die aber<br />

hauptsächlich privater Natur waren, keine<br />

ideologischen. Wenn die Jungs von ihren<br />

politischen Debatten genug hatten, legten<br />

sie in meiner Wohnung eine Pause ein. Aber<br />

natürlich war ich, wie man das strafrechtlich<br />

später nannte, ein Sympathisant; mit wem<br />

sonst hätte ich Sympathie haben sollen?<br />

Kann das Schreiben von Gedichten<br />

auch Selbstschutz sein?<br />

Alles Schreiben ist Selbstschutz. Schon<br />

die Entscheidung, eine Affäre mit dem<br />

Schreiben zu beginnen, ist Selbstschutz.<br />

Glück hat, wessen Affäre zu einer Liebesgeschichte<br />

wird, noch dazu einer lebenslangen.<br />

Da hat sich niemand einzumischen.<br />

Sie schrieben, dass Sie verrückt<br />

nach Frauen sind, die Sie verlassen.<br />

Trifft dies auch für Momente der<br />

„Inspiration“ oder der Poesie zu?<br />

Frauen, die mich verlassen haben, zeigten,<br />

dass sie kluge Wesen waren. Auf<br />

jede war ich stolz. Ich habe jede, die ging,<br />

bewundert. Ich war einverstanden. Wir<br />

kommen und gehen. Wie Nächte auf Tage<br />

folgen. Wir alle waren einmal mutig. Wir<br />

hatten nichts zu verlieren.<br />

Lesung:<br />

Im Rahmen von W:ORTE –<br />

5. Lyrikfestival Innsbruck<br />

liest Wolf Wondratschek am<br />

Fr., 14. Juni um 19:30 Uhr<br />

Wagner’sche<br />

Universitätsbuchhandlung<br />

Eintritt frei!


W:ORTE – 5. Lyrikfestival<br />

Der Herbst gehört dem Krimi, der ausgehende Frühling<br />

aber gehört der Lyrik. Von Robert Renk<br />

Veranstaltet von 8ungKultur und Literaturhaus am Inn<br />

12. bis 19. Juni 2019<br />

W:ORTE, das Innsbrucker Lyrikfestival,<br />

wird FÜNF. Kaum zu glauben, wenn man<br />

bedenkt, wie schwierig die Geburt war.<br />

Jetzt – schon nach so kurzer Zeit – hat<br />

sich das Festival zu einer der wichtigsten<br />

Adressen im deutschsprachigen Raum<br />

gemausert und Lyriklesungen mit mehr<br />

als 100 ZuhörerInnen sind nicht die Ausnahme,<br />

sondern die Regel. Zudem ist das<br />

Innsbrucker Lyrikfestival auch das einzige<br />

mit eigenem Kammerorchester! Denn<br />

natürlich wird auch heuer die wunderbare<br />

Zusammenarbeit mit dem Tiroler Kammerorchester<br />

InnStrumenti fortgesetzt, wenn<br />

am Samstag, den 15. Juni der Lyriker José<br />

Oliver im ORF Studio 3 mit im Orchestergraben<br />

steht und seine Gedichte – teils<br />

mit Kompositionsauftragswerken vertont<br />

– vom Autor selbst bzw. vom Orchester<br />

interpretiert werden.<br />

Zuvor aber gilt es eine Ausstellung zu<br />

eröffnen und zu besuchen. W:ORTE 5 beginnt<br />

heuer früher, nämlich schon (außertourlich)<br />

mit der Ausstellungspräsentation<br />

von Siegfried Höllrigl und seiner bibliophilen<br />

Welt, der Offizin S. (der Handpresse<br />

aus Meran) am 5. Juni im Literaturhaus!<br />

Eine Woche später – am Mittwoch, den<br />

12. Juni – beginnt das Festival offiziell, mit<br />

einem Abend, an dem das SAAV-Projekt &<br />

Foliobuch „Lyrischer Wille – Poesie einer<br />

multilingualen Gesellschaft“ im Literaturhaus<br />

präsentiert wird. Arno Dejaco &<br />

Matthias Vieider präsentieren gemeinsam<br />

mit am Projekt beteiligten AutorInnen das<br />

eigens für diesen Abend kreierte Kettengedicht<br />

aus dem Übersetzungsprojekt „Lyrischer<br />

Wille“ (Folio Verlag; Besprechung<br />

auf der rechten Seite).<br />

Zum Fünften wird es auch international<br />

– mehr:orte, mehr:worte, mehr:sprachen<br />

heißt es, wenn Versepolis Einzug in Innsbruck<br />

hält. Am Donnerstag wandert<br />

das Festival in die schönen Räume der<br />

Stadtbibliothek. Dort präsentiert werden<br />

Ramunė Brundzaitė aus Litauen und<br />

Maarten Inghels aus Flandern (beide angefragt),<br />

die beide am europaweiten Pool<br />

von Versepolis teilnehmen. Die deutsche<br />

Stimme verleiht ihnen Stefan Wancura, den<br />

man von der T. C.-Boyle-Lesung noch in<br />

bester Erinnerung hat.<br />

Der traditionelle Abend in der Wagner’-<br />

schen gehört einem der ganz Großen im<br />

Revier des Gedichts. Denn er schreibt keine<br />

Lyrik, sondern Gedichte, wie man aus dem<br />

Interview – geführt von Mitorganisatorin<br />

Siljarosa Schletterer – auf Seite 46/47 erfährt.<br />

Wolf Wondratschek kommt nach<br />

Innsbruck. Sein Gedichtband „Chuck’s<br />

Zimmer“ (1974) ist übrigens noch immer<br />

der ungeschlagene Bestseller im Bereich<br />

Lyrik und erreichte eine 6-stellige Auflage!<br />

Der Samstag gehört ganz den<br />

„klang_sprachen“!<br />

Diese extra für das Festival entwickelte<br />

Konzertreihe verkündet das Wort aus<br />

dem Orchestergraben. Sie folgt dem Ansinnen<br />

einer stärkeren interdisziplinären<br />

Vernetzung von Kunstsparten in Tirol.<br />

Bei „klang_sprachen“ kommt es zu einem<br />

Brückenschlag zwischen zeitgenössischer<br />

Musik und Literatur. Dort wird also in<br />

Zusammenarbeit mit dem Tiroler Kammerorchester<br />

InnStrumenti und dem ORF-<br />

Tirol ein Abend musikalisch ganz einem<br />

Lyriker gewidmet. Kompositionen,<br />

Arrangements eines ganzen Kammerorchesters<br />

und der Lyriker mitten drin!<br />

(Samstag, 15. Juni um 20:15 Uhr im ORF<br />

Studio 3). Wie eingangs schon erwähnt<br />

steht der diesjährige Abend ganz im Zeichen<br />

des deutsch-andalusischen Poeten José<br />

F.A. Oliver. Das Tiroler Kammerorchester<br />

InnStrumenti spielt u. a. Uraufführungen<br />

von Morgana Petrik, Gunter Schneider,<br />

Hannes Sprenger und Klex Wolf. Auch eine<br />

Vertonung von Federico García Lorca wird<br />

zu hören sein.<br />

Dann geht es am Sonntag (16. Juni) exklusiv<br />

an den W:ÖRTERSEE, der in unserer<br />

Gegend nur Lanser See heißen kann. Im<br />

wunderbaren Ambiente des seit drei Jahren<br />

neu geführten See- und Kulturbetriebs erlebt<br />

man ein sechsfaches ACH. ACH steht<br />

nicht für die phänomenale Aussicht dort,<br />

sondern für ein Treffen von je drei österreichischen<br />

(A) und drei Schweizer (CH)<br />

AutorInnen. Es lesen & performen: Anja<br />

Utler (D/A), Christian Futscher (A), Isabella<br />

Feimer (A), Christian Uetz (CH), Michelle<br />

Steinbeck (CH) und Sascha Garzetti<br />

(CH). Abgerundet wird der Abend am See<br />

vom Literatur-DJ der Herzen: Martin Fritz.<br />

An einem eigenen TRANSP:ORT wird mit<br />

der IVB noch verhandelt, mehr demnächst<br />

auf unseren websites (s. u.).<br />

Und es geht gleich weiter, denn am Montag,<br />

den 17. Juni macht das Festival W:ORTE<br />

einen Ausflug nach Telfs in die wunderschöne<br />

Villa Schindler (Obermarktstraße<br />

45). Dort warten nicht nur ein wunderbarer<br />

Bösendorfer auf das Publikum, sondern<br />

auch U. Elisabeth Sarcletti & José F.A. Oliver.<br />

Veranstaltet in der feinen Kooperation<br />

mit der Bücherei&Spielothek Telfs.<br />

Der Abschluss gehört dann, am Mittwoch,<br />

den 19. Juni, dem Innsbrucker Limbus<br />

Verlag, einem der inzwischen wichtigsten<br />

Lyrikverlage im deutschsprachigen Raum:<br />

Wir freuen uns, Katharina J. Ferner und<br />

Daniela Chana (angefragt) präsentieren<br />

zu können. Moderiert vom Verleger<br />

Bernd Schuchter.<br />

Genaues Programm ab Ende<br />

März zu sehen unter:<br />

lyrikfestival.wordpress.com<br />

www.facebook.com/W-ORTE-<br />

Lyrikfestival-Innsbruck<br />

www.wagnersche.at<br />

www.literaturhaus-am-inn.at<br />

www.literaturtirol.at<br />

Wenn das Wort plötzlich<br />

körperlich erfahrbar wird, vermacht<br />

uns Anja Utler gerade<br />

neue Laute, zerstückelt sie<br />

Sprache in Musik, vers-splittert<br />

sie das Gedicht in Basallaute,<br />

in Basalgefühle. Es ist<br />

vielleicht eine Vertonung, eine<br />

Verschriftlichung der Nachkriegsgeneration<br />

mit all ihren<br />

Brüchen, Lücken und Ungereimtheiten.<br />

Da werden dann<br />

Konsonanten und Vokale zu<br />

den Molekülen des Gefühls.<br />

Gerade die beigefügte CD<br />

offenbart den zweigestückelten<br />

Monolog, das atemlose Panoptikum,<br />

das Klangmosaik.<br />

Siljarosa Schletterer<br />

Anja Utler:<br />

jana, vermacht<br />

Edition Korrespondenzen, 112 S.,<br />

€ 20,50<br />

55 AutorInnen, im Raum<br />

Südtirol sozialisiert oder hier<br />

lebend, beteiligen sich am multilingualen<br />

Übersetzungsprojekt,<br />

in dem ein Ausgangstext in<br />

eine zweite, dieser dann in eine<br />

nächste Sprache übersetzt wird<br />

und so weiter: Deutsch, Albanisch,<br />

Ladinisch, Italienisch,<br />

Persisch, Südtiroler Dialekt,<br />

Neapolitanischer Dialekt, Arabisch,<br />

Englisch – so vielfältig<br />

wie die Gesellschaft im überschaubaren<br />

Raum Südtirol sind<br />

auch die daraus entstandenen<br />

poetischen Kettengedichte.<br />

Anna Rottensteiner<br />

SAAV:<br />

Lyrischer Wille.<br />

Folio Verlag, 413 S., € 18,40<br />

Die Natur, den Tod, die Nacht,<br />

und vor allem das Leben mit<br />

einem Du schreibt Sascha Garzetti<br />

in seinen neuesten Band<br />

ein. Seine Zeilen fallen nicht<br />

nur, wie der Schnee in seinen<br />

Gedichten, der „Landschaft<br />

auf den Mund“ (S.11), sondern<br />

seine Mundvokabeln fallen<br />

direkt ins Gespür und werden<br />

dann vom Herzmuskel heraus<br />

buchstabiert. So möchte man<br />

nach dem Lesen in Anlehnung<br />

an den ersten Gedichtzyklus<br />

sagen: Vielleicht kann, wenn wir<br />

(seine) Lyrik lesen, etwas aus<br />

uns werden. Lese- und Fühlempfehlung!<br />

Siljarosa Schletterer<br />

Sascha Garzetti:<br />

Und die Häuser fallen nicht um<br />

Wolfbach Verlag, 88 S., € 19,–<br />

„Alles außer Lyrik ist Irrsinn.“<br />

Diesen Satz des Avantgarde-<br />

Dichter Andreas Okopenko<br />

stellt Christian Futscher seinem<br />

Lyrikband voran. Der Wahnsinn<br />

des täglichen Lebens kann<br />

ja genauso gut im Gedicht stattfinden.<br />

In wenigen Zeilen, mit<br />

viel Witz und Sinn für das Absurde<br />

bringt der Poet die Dinge<br />

auf den Punkt und führt vor,<br />

wie selbst das Unpoetischste zur<br />

Poesie werden kann: Ein Ort<br />

namens Bümpliz, ein fluchendes<br />

Knie, ein Hosenkauf – man irrt<br />

nicht, wenn man sich für diese<br />

Lyrik entscheidet! Gabriele Wild<br />

Christian Futscher:<br />

Alles außer Lyrik. Gedichte.<br />

Czernin Verlag, 192 S., € 20,–<br />

Wie verhält sich „tiefschwarz“<br />

zu „unsichtbar“? Isabella<br />

Feimer durchwandert in ihren<br />

Gedichten das Unfassbare:<br />

„Seele ist […] auch nur ein<br />

kleiner Fisch in einem viel zu<br />

großen Aquarium“, heißt es in<br />

einem der Gedichtzyklen, die<br />

um Kindheit, Liebe und Tod<br />

kreisen. Das Gefühl des Verlusts<br />

wird im Privaten wie im<br />

Politischen erkundet. Das Gedicht<br />

„Ich bin Europa“ z. B. ist<br />

eine scharfsinnige Betrachtung<br />

der europäischen Seele. Im<br />

tiefen Schwarz liegen viele<br />

Farben – davon erzählen diese<br />

Gedichte. Gabriele Wild<br />

Isabella Feimer:<br />

Tiefschwarz zu unsichtbar. Gedichte<br />

mit zehn Fotografien von Manfred Poor<br />

Limbus Verlag, 96 S., € 13,–<br />

Selten hat das Lesen von<br />

Gedichten so viel Spaß gemacht.<br />

Beobachtungswitz<br />

und Sprachgabe oder besser<br />

Sprachlust erwartet einen hier!<br />

Erfrischend, zynisch, frech und<br />

frei heraus erzählt. Genussvoll<br />

gedichtet und geträumt. Zum<br />

Weiterdenken, Weiterlachen.<br />

Ein selbstbewusster Spaziergang<br />

durch Hoch- und Tiefstimmungen.<br />

Schwungvolle<br />

Abhandlungen von Liebes- und<br />

Alltäglichkeiten. Würde man<br />

Michelle Steinbeck nach ihren<br />

Abendplänen fragen, würde<br />

sie vermutlich antworten: eine<br />

poetische Welteroberung.<br />

Katharina J. Ferner<br />

Michelle Steinbeck:<br />

Eingesperrte Vögel singen mehr<br />

Voland & Quist Verlag, 104 S., € 19,20<br />

„Ich trinke dich in mich /<br />

zurück“ (S. 12), heißt es gleich<br />

zu Beginn und damit hat sich<br />

Christian Uetz schon eingeschrieben<br />

in den Sprachfühlmuskel.<br />

Mit neologismenreicher<br />

Worttrance umgarnt er die<br />

Lesenden, egal ob seine Wörter<br />

gerade einen mystischen Gott,<br />

eine engelsgleiche Angebetete,<br />

sein Kind, die eigene Poesie<br />

oder doch alles gleichzeitig in<br />

seinen Zeilen besingen. „Das ist<br />

/ so göttlich der Wahnsinn“ (S.<br />

104). Wer könnte solche Zeilen<br />

nicht lieben? Jerry Maguire<br />

würde vielleicht schreiben: You<br />

had me at your first verse!<br />

Siljarosa Schletterer<br />

Christian Uetz:<br />

Engel der Illusion<br />

Edition Secession, 144 S., € 20,60<br />

Erregend zärtlich. Im Augenschein<br />

Atem erkundend. Im<br />

Blick 1 Zuhören. Gedichte aus<br />

dem filigran webenden Echo der<br />

Weltenschöpfungen Katharina<br />

J. Ferners. Ein Lyrikband,<br />

der mindestens zweisprachig<br />

ist. Erlauben Sie mir, dass ich<br />

Dialekte auch als Sprachen<br />

bezeichne. Das liegt an ihren<br />

jeweiligen Seins-Formen, die<br />

sich poetisch bew:orten. Ferner<br />

streichelt das Leben wie seine<br />

Komplizin. Verse im ahnenden<br />

Wissen um die Sehnsucht, die<br />

es anzunehmen gilt: wider alle<br />

Wortverkrustungen. José F.A. Oliver<br />

Katharina J. Ferner:<br />

nur einmal fliegenpilz zum frühstück<br />

Limbus Verlag, S. 96, € 13,–


Jung,<br />

aber<br />

oho!<br />

Bücher<br />

für<br />

Kinder<br />

und<br />

Jugend:<br />

„Dork diaries“ – die lustige<br />

Comicreihe für Mädchen<br />

geht weiter! Dates mit dem<br />

Schwarm, eine Kunstreise nach<br />

Paris und eine tolle Geburtstagsfeier<br />

– besser kann es für<br />

Nikki nicht laufen! Wären da<br />

nicht ihre kleine Schwester und<br />

eine doofe Tussi. Für Überraschungen<br />

ist gesorgt. Ein weiterer<br />

dramatischer und witziger<br />

Band der erfolgreichen Kinderbuchreihe<br />

ab 10. Lena Walder<br />

Rachel Renée Russell:<br />

Dork Diaries – Nikkis (nicht ganz so)<br />

genialer Geburtstag<br />

Schneiderbuch Verlag, 320 S., € 14,40<br />

Am Hof von Familie Schluckewitz<br />

ist immer was los, und<br />

meistens duftet es nach Opas<br />

leckeren Schokotörtchen.<br />

Richtig rund geht’s aber dann,<br />

als Wollschweinmama Fräulein<br />

Stinkewitz sieben kleine Ferkel<br />

zur Welt bringt. Mai bekommt<br />

fast Schwierigkeiten, als ihre<br />

kleine Schwester auf die Idee<br />

kommt, ihr kleines Schweinchen<br />

mit ins Zimmer zu nehmen.<br />

Und dann taucht noch Abraxas<br />

mit seiner Jugendbande auf, sie<br />

bringen ihren Bruder Henry<br />

in Schwierigkeiten. Sehr turbulente<br />

neue Buchreihe. Andrea Scheiber<br />

Anja Fröhlich:<br />

Wir Kinder vom Kornblumenhof<br />

Band. 1 – Ein Schwein im Baumhaus<br />

Ravensburger Verlag, 168 S., € 10,30<br />

In Orléans ist Schönheit alles<br />

– und nur die Belles haben die<br />

Macht, sie den Menschen zu<br />

verleihen. Nachdem sie jahrelang<br />

dafür trainiert hat, ist<br />

Camelia endlich bereit, ihren<br />

Dienst als Belle anzutreten.<br />

Doch sie muss bald feststellen,<br />

dass sich hinter den sorgsam<br />

gepflegten Fassaden des Königreichs<br />

Schreckliches verbirgt …<br />

Der Beginn dieser spannenden<br />

Reihe hinterfragt den allgegenwärtigen<br />

Schönheitswahn und<br />

ist gleichermaßen zuckersüß<br />

und dunkel. Maria Neumayr<br />

Dhonielle Clayton:<br />

The Belles. Schönheit regiert<br />

Planet Verlag, 512 S., € 19,60<br />

Drei Kapitel eines Fragments<br />

von Michael Ende rund um die<br />

Figuren Raubritter Rodrigo<br />

Raubein und seinem Knappen<br />

Knirps hat Wieland Freund<br />

fantastisch weitererzählt. Die<br />

Geschichte spielt im „finsteren<br />

Mittelalter“ und im dunklen,<br />

großen „Bangewald“, voll von<br />

alten Bäumen, Sumpfdruden<br />

und Wurzelgnomen. Märchenhaft<br />

setzt Freund diesen Figuren<br />

einen König, eine Prinzessin,<br />

einen Drachen und einen<br />

Bösewicht hinzu. Endes Anfang<br />

wird von Freund ausdrucksstark<br />

und spannend zu Ende<br />

erzählt. Silvia Spiegl<br />

Michael Ende, Wieland Freund:<br />

Rodrigo Raubein und Knirps, sein Knappe<br />

Thienemann Verlag, 208 S., € 17,50<br />

Nach dem Tod ihrer Mutter<br />

lebt die 14 -jährige Terry mit<br />

ihrem Frettchen Charly auf<br />

dem Forschungs-U-Boot<br />

Kopernikus bei ihrem Onkel.<br />

Auf den Weg nach Grönland<br />

machen sie Halt am Hafen<br />

der Geburtsstadt von Terry in<br />

Miami, und sie begibt sich zu<br />

ihrem ehemaligen Elternhaus.<br />

Was dann alles passiert, verrate<br />

ich nicht, jedenfalls wird sie<br />

entführt, denn man nimmt an,<br />

dass sie weiß, woran ihre Mutter<br />

gearbeitet hat, und dass sie<br />

noch am Leben ist. Ein Wettlauf<br />

mit der Zeit und mächtigen<br />

Gegnern. Irre spannend von<br />

Anfang an. Andrea Scheiber<br />

Andreas Gruber:<br />

Code Genesis,<br />

Band 1: Sie werden dich finden<br />

cbj Verlag, 336 S., € 13,40<br />

Agatha ist eine leidenschaftliche<br />

Detektivin und würde so gerne<br />

einen richtigen Fall haben.<br />

Eines Tages wird sie Zeugin<br />

eines Verbrechens: Eine alte<br />

Dame wird von einem Motorradfahrer<br />

angefahren. Sie bemerkt<br />

am Handgelenk des Opfers<br />

ein geheimnisvolles Tattoo<br />

und beginnt prompt mit ihrem<br />

besten Freund zu recherchieren.<br />

Dabei geraten die zwei schnell<br />

in die dunklen Machenschaften<br />

der Londoner Unterwelt. Ein<br />

packender Detektiv-Roman mit<br />

aktuellen Umwelt-Themen. Für<br />

Fans von Ruby Redfort und<br />

Young Sherlock Holmes.<br />

Lena Walder<br />

Lena Jones:<br />

Agatha Oddly –<br />

Das Verbrechen wartet nicht<br />

Loewe Verlag, 368 S., € 15,40<br />

50<br />

Wagner’sche.<br />

Flora Botterblom ist eine<br />

11-jährige Abenteurerin – und<br />

das wollte sie auch zu ihrem<br />

Beruf machen. Jedoch ist sie<br />

in eine Gärtnerfamilie hineingeboren.<br />

Wie langweilig. Doch<br />

als ihr Großvater ihr anvertraut,<br />

dass sie Wunderpflanzen<br />

anbauen und diese auch noch<br />

gestohlen wurden, beginnt für<br />

Flora das aufregendste Abenteuer<br />

überhaupt. Der erste<br />

wunderbare Band einer mehrteiligen<br />

Kinderbuchreihe. Am<br />

Ende des Buches findet man<br />

noch ein kleines Lexikon. Auf<br />

in den Garten! Lena Walder<br />

Astrid Göpfrich:<br />

Flora Botterblom – Die Wunderpeperoni<br />

Magellan Verlag, 208 S., € 13,40<br />

Rom, 94 n. Chr.: Vier Geschwister<br />

müssen in der Nacht<br />

aus ihrer Heimat fliehen, da<br />

ihre Familie vom römischen<br />

Kaiser Domitian des Hochverrats<br />

angeklagt worden sind.<br />

Für Juba, Ursula, Dora und<br />

Fronto beginnt eine tödliche<br />

Flucht quer durch das Land.<br />

Sie sollen nach Britannien, dort<br />

wartet ihr Onkel auf sie. Doch<br />

dieser scheint selber in dunkle<br />

Machenschaften verstrickt zu<br />

sein. Liebevoll gezeichnete Charaktere<br />

und historisches Wissen<br />

verpackt in einen spannenden<br />

Roman ab 10. Lena Walder<br />

Caroline Lawrence:<br />

Roman Quest – Flucht aus Rom<br />

ars Edition Verlag, 288 S., € 15,50<br />

Alfie Monk ist ein 11-jähriger<br />

Junge. So sieht er auf alle Fälle<br />

aus. Doch in Wirklichkeit ist<br />

er 1000 Jahre alt. Er und seine<br />

Mutter haben als Nimmertote<br />

schon so einiges erlebt.<br />

Die Wikinger in England zum<br />

Beispiel. Sogar Charles Dickens<br />

hat er persönlich getroffen.<br />

Als seine Mutter jedoch bei<br />

einem tragischen Unfall ums<br />

Leben kommt, möchte Alfie<br />

sein ewiges Leben loswerden.<br />

Dabei bekommt er Hilfe von<br />

seinen zwei neuen Freunden.<br />

So beginnt ein rasantes und<br />

nervenzerreißendes Abenteuer.<br />

Lena Walder<br />

Ross Welford:<br />

Der 1000-jährige Junge<br />

Coppenrath Verlag, 384 S., € 16,50<br />

„I can see U“ ist das erste<br />

Jugendbuch von BR-Journalist<br />

Matthias Morgenroth – und<br />

dieser Roman hat es in sich!<br />

Ben ist der Neue in der Klasse<br />

und Marie ist sofort hin und<br />

weg. Doch schon bald geschehen<br />

merkwürdige Dinge.<br />

Es tauchen Fake-Bilder von<br />

ihr auf und Geheimnisse ihrer<br />

Mitschüler kommen ans Tageslicht.<br />

Morgenroth greift aktuelle<br />

Themen wie die Digitalisierung<br />

und deren Möglichkeiten auf.<br />

Verpackt in einem spannenden<br />

und erschreckend realistischen<br />

Roman. Lena Walder<br />

Matthias Morgenroth:<br />

I can see U<br />

Coppenrath Verlag, 304 S., € 16,50<br />

Willkommen in der Niemalswelt,<br />

dem Limbus zwischen<br />

Leben und Tod, in der fünf<br />

Jugendliche dieselben 11,2 Stunden<br />

in Endlosschlaufe durchleben.<br />

Nur einer von ihnen<br />

wird die Niemalswelt lebendig<br />

verlassen. Die Freunde müssen<br />

untereinander abstimmen, wer<br />

diese Person sein soll. Je weiter<br />

man in die Geschichte vordringt,<br />

desto mehr Geheimnisse,<br />

Lügen und Rätsel kommen ans<br />

Tageslicht. Spannung bis zur<br />

letzten Seite! Viele unerwartete<br />

Wendungen und der flotte<br />

Schreibstil machen das Buch zu<br />

einem absoluten Muss!<br />

Klaudia Grünfelder<br />

Marisha Pessl:<br />

Niemalswelt<br />

Carlsen Verlag, 384 S., € 18,50<br />

Ein plötzlicher Umzug nach<br />

<strong>No</strong>rwegen, eine krebskranke<br />

Schwester, ein mysteriöser<br />

Junge, der von Wölfen großgezogen<br />

wurde, ein kontrollsüchtiger<br />

Vater und eine<br />

verworrene Familiengeschichte.<br />

Mittendrin: Nell, die ihre<br />

eigene Freiheit will. Lukas<br />

kann ihr diese Freiheit geben,<br />

aber er würde alles tun, um sein<br />

Rudel zu schützen. Alles. Die<br />

beklemmende und düstere Atmosphäre<br />

dieses Jugendbuches<br />

ab 14 Jahren zieht den Leser<br />

immer tiefer in eine Spirale aus<br />

Manipulation und Lüge.<br />

Klaudia Grünfelder<br />

Lucy van Smit:<br />

The Hurting – Als du mich gestohlen hast<br />

Chicken House Verlag, 368 S., € 17,50


America first.<br />

Make reading<br />

great again<br />

7 mal zwischen USA & Austria<br />

(Tipps von John Wray)<br />

Lesen<br />

bis der<br />

Arzt kommt<br />

7 Romane über Ärzte<br />

Jedes<br />

Wort<br />

zählt<br />

7 lyrische Kostbarkeiten!<br />

3×7<br />

Best<br />

aber<br />

Seller:<br />

52<br />

Wagner’sche.<br />

1<br />

2<br />

Multiple<br />

3<br />

Transit<br />

4<br />

Fiskadoro<br />

5<br />

Ich<br />

6<br />

Bluthunde<br />

7<br />

Komm,<br />

Das babylonische Wörterbuch<br />

Joaquim Maria Machado<br />

de Assis<br />

Manesse, € 20,60<br />

Choice<br />

Alejandro Zambra<br />

Suhrkamp, € 18,50<br />

der Venus<br />

Shirley Hazzard<br />

Ullstein, € 26,80<br />

Denis Johnson<br />

rororo, € 9,20<br />

war Diener im Hause Hobbs<br />

Verena Roßbacher<br />

Kiepenheuer & Witsch, € 22,70<br />

Don DeLillo<br />

Kiepenheuer & Witsch, € 22,60<br />

süßer Tod<br />

Wolf Haas<br />

Rowohlt Verlag, € 9,30<br />

1<br />

2<br />

Löwen<br />

3<br />

Königin<br />

4<br />

Drehtür<br />

5<br />

Arztroman<br />

6<br />

Dr.<br />

7<br />

Doktor<br />

Bevor wir verschwinden<br />

David Fuchs<br />

Haymon, € 19,90<br />

wecken<br />

Ayelet Gundar-Goshen<br />

Kein & Aber, € 14,40<br />

der Berge<br />

Daniel Wisser<br />

Jung und Jung, € 24,–<br />

Katja Lange-Müller<br />

Kiepenheuer&Witsch, € 11,40<br />

Kristof Magnusson<br />

Goldmann, € 10,30<br />

Siri und die Geisterfrau<br />

Colin Cotterill<br />

Goldmann, € 10,30<br />

Shiwago<br />

Boris Pasternak<br />

S.Fischer, € 11,40<br />

1<br />

2<br />

in<br />

3<br />

alfabet/alphabet<br />

4<br />

Sieben<br />

5<br />

Gesammelte<br />

6<br />

Tandlerfundstücke<br />

7<br />

Rudert!<br />

NOX<br />

Ann Carson<br />

NDbooks, € 54,–<br />

fließenden übergängen<br />

Gerhard Kofler<br />

Haymon, € 24,90<br />

Inger Christensen<br />

Kleinheinrich, € 41,20<br />

Zehntel eines Kopfes<br />

Daniil Charms<br />

Galiani, € 25,70<br />

Gedichte<br />

Robert Gernhardt<br />

S.Fischer, € 18,50<br />

Elfriede Gerstl<br />

Droschl, € 29,00<br />

Rudert!<br />

Tomaž Šalamun<br />

Edition Korrespondenzen, € 21,–


Mit<br />

den<br />

besten<br />

Empfehlungen:<br />

Dieses Buch erinnert an<br />

„Miami Vice“ und „Baywatch“,<br />

nur: es spielt in Finnland. Ein<br />

Investor benennt einen Strandabschnitt<br />

in Palm Beach um,<br />

und in der Folge wird gesurft,<br />

gemordet und geschmunzelt.<br />

Antti Tuomainen ist für mich<br />

DIE Krimi-Neuentdeckung<br />

der letzten Jahre. Nach seinem<br />

grandiosen Buch „Die letzten<br />

Meter bis zum Friedhof“ und<br />

seinem fulminanten Auftritt<br />

beim Krimifest Tirol 2018 setzt<br />

er mit seinem neuen Roman<br />

noch eins drauf. Absurde<br />

Komik, Spannung, schräge Figuren<br />

– ein richtig cooler Finne<br />

ist das! Bernhard Aichner<br />

Antti Tuomainen:<br />

Palm Beach, Finland<br />

Rowohlt Verlag, 368 S., € 20,60<br />

Ein Tycoon wird Präsident.<br />

Und tags darauf stirbt ein Poet.<br />

Ein Mädchen verschwindet.<br />

Eine Freundin engagiert einen<br />

Detektiv. Die Ermittlung verläuft<br />

sich im „waste land“ Kaliforniens.<br />

Die Sonne brennt. Es<br />

brodelt. „Der wilde Detektiv“<br />

ist „hard-boiled“. Und überdreht.<br />

Absolut undurchsichtig<br />

und unnachahmlich gescheit.<br />

Der Irrsinn feiert Urstände. Ein<br />

Staat kollabiert. „Die ganz normale<br />

beschissene Wirklichkeit“.<br />

Mit „Der wilde Detektiv“ lässt<br />

Lethem Dampf ab. Literatur als<br />

Ventil. Befreiende Lektüre in<br />

besch…eidenen Zeiten.<br />

Joachim Leitner<br />

Jonathan Lethem:<br />

Der wilde Detektiv<br />

Klett Cotta Verlag, 335 S., € 22,70<br />

Österreich 2024, türkis-blau<br />

ist Vergangenheit, LIMES verpasst<br />

dem Land ein orbanitäres<br />

Antlitz. Bobo Malte Dinger<br />

stolpert über eine Fahrscheinkontrolle<br />

in 25 Jahre Häfn,<br />

Kommissar Groschen über<br />

eine innerlich verbrühte Leiche<br />

in korrupte Machenschaften.<br />

Georgische Kriminelle, hysterische<br />

Burschenschaftlerinnen,<br />

Neonazis und Anarchisten<br />

treffen sich schließlich zum<br />

Finale infernale am Opernball.<br />

Stilsicher, sprachgewandt,<br />

wort- und lautverdrehend setzt<br />

Anzfrobel eine neue Muftdarke<br />

in die kottaneske Limikrandschaft.<br />

Andreas Hauser<br />

Franzobel:<br />

Rechtswalzer<br />

Zsolnay Verlag, 413 S., € 18,40<br />

Bereits „Die Bücherdiebin“<br />

hat die Leserschaft im Sturm<br />

erobert. Markus Zusaks neuer<br />

Roman beschreibt das Leben<br />

der fünf Dunbar-Brüder. Die<br />

Mutter ist tot, der Vater fort.<br />

Dessen Rückkehr stellt die Brüder<br />

auf die Probe und zwingt<br />

sie dazu, Brücken zu bauen<br />

– wortwörtlich. Zusak gelingt<br />

die virtuose Verknüpfung aus<br />

Vergangenheit und Gegenwart,<br />

seine Sprache bannt die<br />

Lesenden direkt am Geschehen.<br />

Die Figuren werden zu Helden,<br />

auch wenn nur die profansten<br />

Haustiere Heroennamen aus<br />

der Ilias tragen. Anja Moschen<br />

Markus Zusak:<br />

Nichts weniger als ein Wunder<br />

Limes Verlag, 640 S., € 22,70<br />

Art Keller at his best – Art Keller<br />

in Hochform! Don Winslows<br />

Abschluss der Trilogie um den<br />

mexikanisch-amerikanischen<br />

Drogenkrieg, ein Wiedersehen<br />

mit Totgeglaubten und in Vergessenheit<br />

geratenen Freunden,<br />

Feinden und Drogen. Die<br />

amerikanische Drogenpolitik<br />

ist gescheitert und der Hunger<br />

nach Heroin ist stärker als<br />

jemals zuvor. Auch hier schafft<br />

es Don Winslow wieder, seine<br />

Geschichte spannend und nah<br />

an der Realität zu erzählen.<br />

Lena Kripahle-Wiek<br />

Don Winslow:<br />

Jahre des Jägers<br />

Droemer Verlag, 992 S., € 26,80<br />

Seit Fräulein Smilla hat<br />

Peter Høeg einen Fixplatz im<br />

Literaturuniversum. Der nun<br />

vorgelegte neue Roman gefährdet<br />

diesen Fixplatz nicht.<br />

Es geht um Simon, Lisa und<br />

Peter, um ihre Kinderfreundschaft<br />

und ihre heutige Beziehung<br />

und um Neurowissenschaft.<br />

Vermutlich bringen nur<br />

wenige andere AutorInnen das<br />

alles unter einen Literatenhut.<br />

Høeg kann das. „Durch deine<br />

Augen“ ist unglaublich poetisch<br />

und lehrreich zugleich. Dabei<br />

spannend und ein echter „pageturner“.<br />

Was will man mehr?<br />

Michael Carli<br />

Peter Høeg:<br />

Durch deine Augen<br />

Hanser Verlag, 336 S., € 24,–<br />

54<br />

Wagner’sche.<br />

Leda beobachtet am Strand<br />

ihres süditalienischen Urlaubsorts<br />

eine neapolitanische<br />

Großfamilie, besonders die<br />

junge Nina und ihre Tochter<br />

Elena. Die eigene Vergangenheit<br />

drängt sich heftig in ihre<br />

Erinnerung, und sie begeht eine<br />

Tat, die ihr selbst unerklärlich<br />

ist. Der Roman ist ein elegantes<br />

Meisterwerk schonungsloser<br />

und kristallscharfer Offenlegung<br />

der Schönheit und Grausamkeit<br />

in den Beziehungen zwischen<br />

Müttern und Töchtern.<br />

Spannung bis zum letzten Satz<br />

bekommt man als Draufgabe<br />

dazu. Anna Rottensteiner<br />

Elena Ferrante:<br />

Frau im Dunkeln<br />

Suhrkamp Verlag, 444 S., € 20,60<br />

Vor zehn Jahren hat der<br />

Ich-Erzähler Belgrad fluchtartig<br />

verlassen, nun kehrt er<br />

zum Begräbnis der Großmutter<br />

zurück und stellt sich den Dämonen<br />

der Vergangenheit: den<br />

Erinnerungen an die Bombardierung<br />

Belgrads, den nationalistischen<br />

Indoktrinationen<br />

in Schule und Elternhaus, der<br />

ewigen Spirale von Hass und<br />

Gewalt und der bohrenden<br />

Frage: Wie konnte es sein, dass<br />

unsere Eltern das zugelassen<br />

und mitgetragen haben? Marko<br />

Dinić setzt einer vom Zerfall<br />

Jugoslawiens traumatisierten<br />

Generation ein sprachmächtiges<br />

Denkmal. Joe Rabl<br />

Marko Dinić:<br />

Die guten Tage<br />

Zsolnay Verlag, 239 S., € 22,70<br />

„Widerstand“ und „Würstelstand“,<br />

„Töchtersöhne“,<br />

„Sternsingen“ und „Insel der<br />

Seligen“. Als buchgewordenes<br />

Bonusmaterial zum „Haus<br />

der Geschichte Österreichs“<br />

versammelt der Band Vor- und<br />

Nachdenken über Österreich.<br />

Aufgeschrieben von Professor*innen<br />

und Poet*innen, ein<br />

Who’s Who in Rot-Weiß-Rot. Es<br />

eröffnen sich verblüffende Blickwinkel<br />

auf ein kleines Land, auf<br />

die Sehnsucht nach Weltgeltung<br />

und Vernebelungsversuche der<br />

eigenen Nichtigkeit. Kurzum:<br />

Man lernt ungemütlich viel über<br />

dieses ach so gemütliche Österreich.<br />

Joachim Leitner<br />

M. Sommer, H. Uhl und<br />

K. Zeyringer (Hrsg.):<br />

100 x Österreich<br />

Kremayr & Scheriau Verlag,<br />

400 S., € 29,90<br />

Das neue Buch von Armin<br />

Thurnher ist autobiografisch<br />

und fiktional zugleich. Der<br />

Roman reflektiert die reale<br />

Reise des Autors in die USA<br />

kurz vor dem symbolträchtigen<br />

68er Jahr, aber Thurnher besteht<br />

darauf, dass der Protagonist,<br />

der im Präsens erzählt,<br />

kein Alter Ego sei. Wir wollen<br />

das gerne glauben, auch weil<br />

ein Buch vorliegt, das witzig,<br />

klug und liebevoll den kurzen<br />

Studienaufenthalt in den USA<br />

schildert. Ein Buch, das bei der<br />

Lektüre Spaß macht, eines, das<br />

man am Ende ungern weglegt.<br />

Uneingeschränkte Leseempfehlung!<br />

Michael Carli<br />

Armin Thurnher:<br />

Fähre nach Manhattan<br />

Zsolnay Verlag, 208 S., € 20,60<br />

Édouard Louis ist Mitte 20 –<br />

und Frankreichs neuer Großdenker.<br />

Seine Methode nennt<br />

er „konfrontativ“. In „Wer hat<br />

meinen Vater umgebracht“<br />

macht er keine Gefangenen.<br />

Der Text ist eine Abrechnung<br />

mit dem Frankreich der Gegenwart.<br />

Und der Vater eine Übermetapher:<br />

ein einstiger Polterer,<br />

ein Prügler, ein insgeheim<br />

sentimentaler Täter und das abgewrackte<br />

Opfer optimierungssüchtiger<br />

Zeiten. Das Buch ist<br />

aber auch die Geschichte einer<br />

Annäherung. Zorn war selten<br />

rührender. Und Rührung selten<br />

aufschlussreicher. Joachim Leitner<br />

Édouard Louis:<br />

Wer hat meinen Vater umgebracht<br />

S. Fischer Verlag, 80 S., € 16,50<br />

Im Kurort mit dem sperrigen<br />

Doppelnamen wird wieder<br />

ermittelt! Ganz in der Maurer’schen<br />

Manier beginnt der<br />

Alpenkrimi beinahe gemütlich<br />

und idyllisch. Schnell kristallisieren<br />

sich mehrere scheinbar<br />

unzusammenhängende<br />

Handlungsstränge heraus, die<br />

am Ende gekonnt zusammenlaufen.<br />

Maurer schreibt mit<br />

einer ordentlichen Portion<br />

Humor, grandiosen Figuren<br />

und überraschenden Wendungen.<br />

Auch der Griff zum<br />

Hörbuch lohnt sich: Fließend in<br />

mehreren Dialekten gibt Maurer<br />

jeder Figur eine unverkennbare<br />

Stimme! Klaudia Grünfelder<br />

Jörg Maurer:<br />

Am Tatort bleibt man ungern liegen<br />

Fischer Scherz Verlag, 432 S., € 17,50


Zum Träumen und Nachdenken<br />

ist dieser zeitgemäße Roman, er<br />

erzählt von fünf verschiedenen<br />

Frauenschicksalen in abwechselnden<br />

Zeitebenen. Da ist<br />

Paula, sie findet ihr Glück bei<br />

Ludger, zerbricht aber beinahe<br />

am Verlust ihres Kindes. Ihre<br />

Freundin Judith, Ärztin, sucht<br />

hingegen ihr Liebesglück im<br />

Internet. Brida ist besessen von<br />

ihrer Liebe zu Götz. Auch die<br />

Lebenslinien von Malika und<br />

Jorinde kreuzen sich. Man ist<br />

gefesselt von den Gefühlen,<br />

Sehnsüchten, Höhen und Tiefen<br />

der starken Protagonistinnen.<br />

Astrid Eme<br />

Daniela Krien:<br />

Die Liebe im Ernstfall<br />

Diogenes Verlag, 288 S., € 22,70<br />

Eigentlich müsste er einem leidtun,<br />

säße er nicht im Gefängnis,<br />

da er mit Briefen alte Damen um<br />

ihr Geld betrog. Denn Stärckle<br />

stottert, ein störungsfreier<br />

Satz kam nie über seine Lippen.<br />

Folglich schreibt er, anfänglich<br />

Aufsätze für den Klassenschläger,<br />

später Manipulatives,<br />

Hochstaplerisches & Kriminelles.<br />

Auch in Haft schreibt er: an<br />

den Pfarrer, Tagebuch, schriftstellerische<br />

Fingerübungen, an<br />

den Verleger, vor allem aber sein<br />

Leben neu und um. Dichtung &<br />

Wahrheit, sprachlich virtuos –<br />

eine literarische Wohltat.<br />

Andreas Hauser<br />

Charles Lewinsky:<br />

Der Stotterer<br />

Diogenes Verlag, 416 S., € 24,70<br />

Ulrich Woelks ebenso faszinierender<br />

wie tragischer Roman<br />

dreht sich um das erotische<br />

Erwachen eines Elfjährigen im<br />

Sommer der Mondlandung<br />

1969. Die Liebe und die Mädchen<br />

sind schwer erforschbares<br />

Gebiet für den noch kindlichen<br />

Tobi, der vom Nachbarmädchen<br />

Rosa in die Geheimnisse<br />

des Universums eingeführt<br />

wird. Auch für Tobis Mutter<br />

öffnet sich eine Welt in diesem<br />

langen Sommer, doch das muffige,<br />

konservative Nachkriegsdeutschland<br />

ist noch meilenweit<br />

entfernt von einem Summer of<br />

Love. Gelungen! Bernd Schuchter<br />

Ulrich Woelk:<br />

Der Sommer meiner Mutter<br />

C. H. Beck Verlag, 189 S., € 19,95<br />

Seit „Blackout“ steht Marc<br />

Elsberg für perfekten Mix aus<br />

Thrill, Wissenschaft & Gesellschaftspolitik,<br />

„Gier“ ist<br />

eine Neuauflage dieser Bestseller-Kombi.<br />

Jan wird in Berlin<br />

Zeuge eines Mordes, das Opfer<br />

ist <strong>No</strong>belpreisträger Thompson,<br />

der sich auf dem Weg zu einer<br />

wichtigen Rede befindet. Denn<br />

die Welt steht am wirtschaftlichen<br />

Abgrund, Thompson<br />

hätte die Lösung, ein revolutionäres<br />

neues Wirtschaftskonzept,<br />

im Gepäck. Nicht im Sinne von<br />

Hedgefonds, Heuschrecken &<br />

Co, die eine mörderische Jagd<br />

auf Jan beginnen. Andreas Hauser<br />

Marc Elsberg:<br />

Gier<br />

Blanvalet Verlag, 448 S., € 24,70<br />

Das wohl persönlichste Buch<br />

des Autors. Könnte ein gemütlicher<br />

Kaffeeplausch sein. Ist<br />

es auch, und doch sehr ungemütlich.<br />

„Würde & Einsamkeit“<br />

könnte es auch heißen.<br />

Erstmals gibt es Direktes über<br />

den Großvater (Gauleiter und<br />

Reichsstatthalter von Wien) zu<br />

lesen. Die Einsamkeit aber zieht<br />

sich von Beginn an durch dieses<br />

schmale Meisterwerk. Schirach<br />

schont sich nicht und berichtet<br />

u. a. von seinem Suizidversuch,<br />

in der Zeit, als er sich in einem<br />

Jesuiteninternat nach dem Tod<br />

des Vaters zum Sterben einsam<br />

fühlte. Robert Renk<br />

Ferdinand von Schirach:<br />

Kaffee und Zigaretten<br />

Luchterhand Verlag, 192 S., € 20,60<br />

Nach dem Tod ihres Vaters<br />

geht <strong>No</strong>ur mit ihrer Familie<br />

zurück in das Heimatland<br />

ihrer Eltern: Syrien. Doch nur<br />

wenig später müssen sie bereits<br />

vor den Schrecken des Krieges<br />

fliehen. Auf der Suche nach<br />

einem sicheren Ort wird <strong>No</strong>ur<br />

von Geschichten begleitet – den<br />

Abenteuern von Rawiya, die im<br />

12. Jahrhundert als Lehrling des<br />

Kartographen al-Idrisi die Welt<br />

bereiste. Die Geschichten geben<br />

<strong>No</strong>ur Kraft für ihre Suche nach<br />

einer neuen Heimat. Malerisch,<br />

erschreckend, wunderbar und<br />

unsagbar traurig. Maria Neumayr<br />

Jennifer Zeynab Joukhadar:<br />

Die Karte der zerbrochenen Träume<br />

Heyne Verlag, 448 S., € 22,70<br />

Ein Roman, berührend und<br />

schön, der viele Geheimnisse<br />

hegt. Paris – die Seine droht<br />

über das Ufer zu treten so wie<br />

damals 1910, alles ist in Alarmbereitschaft.<br />

Genau zu dieser<br />

Zeit trifft sich Familie Melegrade,<br />

um ein Jubiläum zu feiern.<br />

Aber es wird nicht nur vom<br />

Hochwasser überschattet, auch<br />

der Vater fällt ins Koma. Sein<br />

Sohn Linden hält wie die anderen<br />

Wache am Krankenbett<br />

und auch er hat vor dem Vater<br />

was verschwiegen. Werden alle<br />

Familiengeheimnisse gelüftet?<br />

Wie kann da die Zukunft aussehen?<br />

Andrea Scheiber<br />

Tatiana de Rosnay:<br />

Fünf Tage in Paris<br />

C. Bertelsmann Verlag, 304 S., € 20,60<br />

Der 7. Band von Schwedens<br />

Krimi-Ehepaar Ahndoril,<br />

bekannt unter dem Pseudonym<br />

Lars Kepler: Joona Linna und<br />

auch sonst alle in Schweden<br />

denken, dass Jurek Walter<br />

tot im Fluss landete. Diverse<br />

Morde in ganz Europa und vor<br />

allem der abgetrennte Kopf von<br />

Linnas toter Ehefrau deuten<br />

auf das genaue Gegenteil hin.<br />

Grausig und spannend taucht<br />

der Leser erneut ab in die<br />

Abgründe des Serienmörders.<br />

Lena Kripahle-Wiek<br />

Lars Kepler:<br />

Lazarus<br />

Bastei Lübbe Verlag, 637 S., € 22,70<br />

Im Nähatelier gibt sich Schneiderin<br />

Jolie ihren Tagträumen<br />

hin und notiert ihre geheimsten<br />

Gedanken in ihr Auftragsbuch.<br />

Der Verlust ihres Bruders<br />

Franz, der mit 17 von einem<br />

Badeausflug nicht mehr zurückkehrte,<br />

überschattet ihr Dasein.<br />

Für ihre Eltern organisiert<br />

sie ein Fest, erträgt aber das<br />

Schweigen der Familie nicht<br />

länger. Jolie begibt sich auf die<br />

Suche nach dem Verborgenen.<br />

Könnte Franz vielleicht noch<br />

am Leben sein? Angelika Waldis<br />

schreibt, wie sich ein warmer<br />

Sommerregen anfühlt.<br />

Isabel Karoline Hörmann<br />

Angelika Waldis:<br />

Die geheimen Leben der Schneiderin<br />

Wunderraum Verlag, 192 S., € 20,60<br />

„Nur wenige Söhne sind wahrlich<br />

gleich ihrem Vater, meistens<br />

sind sie schlechter und nur<br />

wenige besser“, zitiert der Autor<br />

mehrmals aus Homers Odyssee,<br />

anhand der David Mendelsohn<br />

von seiner eigenen Reise zu<br />

seinem Vater hin berichtet – von<br />

der gemeinsamen Vorlesung<br />

an der Universität, die das berühmte<br />

Epos behandelt, über<br />

eine gemeinsame Schiffsreise zu<br />

den geschichtsträchtigen Schauplätzen<br />

bis hin zur Erkenntnis,<br />

dass man als Sohn den Vater<br />

immer weniger kennt als der<br />

einen selbst. Berührend.<br />

Bernd Schuchter<br />

Daniel Mendelsohn:<br />

Eine Odyssee. Mein Vater,<br />

ein Epos und ich<br />

Siedler Verlag, 349 S., € 26,80<br />

Acht Frauen einer streng<br />

gläubigen Mennoniten-Gemeinde<br />

in Kanada planen den<br />

Aufstand. Gegen Männer.<br />

Vergewaltiger, zum Teil aus den<br />

eigenen Familien-Clans. Nichtstun,<br />

bleiben und kämpfen,<br />

gehen: Wofür werden sie sich<br />

entscheiden? Miriam Toews,<br />

preisgekrönte kanadische Autorin<br />

Mitte 50, lässt die Protagonistinnen<br />

in ihrem fulminanten<br />

Roman-Kammerstück ebenso<br />

naiv wie gewitzt zu Wort kommen.<br />

„Women talking“ – so der<br />

Originaltitel – ist ein lysistratischer<br />

hochkomisch-philosophischer<br />

Wurf!<br />

Bernhard Sandbichler<br />

Miriam Toews:<br />

Die Aussprache<br />

Hoffmann & Campe Verlag, 256 S.,<br />

€ 22,70<br />

Dieses Buch, so bekennt der<br />

Autor gleich zu Beginn, gäbe<br />

es nicht, wäre Donald Trump<br />

nicht zum Präsidenten gewählt<br />

worden. Für einen gestandenen<br />

Liberalen wie Francis Fukuyama<br />

wohl ein Alptraum. Dennoch<br />

ist es keine Abrechnung<br />

des US-Politologen, sondern<br />

eine unaufgeregte Analyse, die<br />

bei der Erklärung gegenwärtiger<br />

Phänomene bis in die Antike<br />

zurückgeht – eine überaus anregende<br />

und fundierte Kritik<br />

rechter wie linker Identitätspolitik.<br />

Klaus Nüchtern<br />

Francis Fukuyama:<br />

Identität. Wie der Verlust der Würde<br />

unsere Demokratie gefährdet<br />

Hoffmann & Campe Verlag, 240 S.,<br />

€ 22,70<br />

Ein spannendes Epos über<br />

eine moderne Familien- und<br />

Firmendynastie in Indien vor<br />

dem Hintergrund „König<br />

Lears“. Taneja transferiert die<br />

Geschichte des mächtigen alten<br />

Mannes, der sein Erbe verteilt,<br />

in eine Welt, in der Armut und<br />

gigantischer Reichtum wie<br />

nirgendwo sonst nebeneinander<br />

existieren. In dem gefeierten<br />

Romandebüt lässt die Tochter<br />

indischer Migranten ihre Arbeit<br />

als Menschenrechtsaktivistin<br />

genauso einfließen wie ihre<br />

Studien in englischer Literatur<br />

und Kreativem Schreiben.<br />

Verena Zankl<br />

Preti Taneja:<br />

Wir die wir jung sind<br />

C. H. Beck Verlag, 629 S., € 26,80<br />

Kritiker und Buchliebhaber<br />

werden Vergleiche mit Dan<br />

Brown anstellen, Denis Scheck<br />

hat der Althistoriker und Lektor<br />

bereits für sich gewonnen.<br />

Von der Lahr verstrickt gekonnt<br />

Wissenschaft mit Politik und<br />

entführt uns in die Heimat der<br />

Camorra. Wir starten allerdings<br />

in Rom: Ein Zöllner wird überfahren<br />

– der Mörder begeht<br />

Selbstmord. Gleichzeitig wird<br />

man in Neapel über das Fehlen<br />

von Dokumenten eines früheren<br />

Kardinals aufmerksam. Wer<br />

möchte, kann sich auch den<br />

Vorgängerroman „Das Grab<br />

der Jungfrau“ zu Gemüte führen<br />

– kein Muss. Evelyn Unterfrauner<br />

Stefan von der Lahr:<br />

Hochamt in Neapel<br />

C. H. Beck Verlag, 365 S., € 20,60<br />

„Es war die Zeit, in der zur realen<br />

Grausamkeit der Menschen<br />

noch die virtuelle hinzugefügt<br />

wurde.“ Bumm, der Satz sitzt.<br />

Und gibt die Richtung dieses<br />

opulenten und blitzgescheiten<br />

Romanes vor. Vier Kinder, die<br />

sich im vom Neoliberalismus<br />

zerfressenen England gegen das<br />

System auflehnen. Eine krasse<br />

Mischung zwischen Charles<br />

Dickens, Brave New World<br />

und American Psycho. Eine<br />

Abrechnung mit YouTube, Casting-Shows<br />

und Konsumzwang.<br />

Ein hellsichtiges Pamphlet in<br />

Romanform. Grandios!<br />

Robert Renk<br />

Sibylle Berg:<br />

GRM<br />

Kiepenheuer & Witsch Verlag,<br />

592 S., € 24,70<br />

Ein alter Mann blickt zurück<br />

auf sein Verhältnis, das er mit<br />

19 mit einer verheirateten, um<br />

vieles älteren Frau hatte. Es<br />

beginnt am Tennisplatz einer<br />

piefigen Kleinstadt im Nachkriegsengland<br />

und könnte Stoff<br />

für launig-frivoles Fabulieren<br />

sein. Nicht für Julian Barnes,<br />

der hier keine pikante Affäre,<br />

sondern eine Jahre andauernde<br />

und tragisch verlaufende Love<br />

Story diskret, aber mit unsentimentaler<br />

analytischer<br />

Präzision entrollt und die Frage<br />

nach dem Verhältnis von Leiden<br />

und Leidenschaft stellt.<br />

Klaus Nüchtern<br />

Julian Barnes:<br />

Die einzige Geschichte<br />

Kiepenheuer & Witsch Verlag,<br />

304 S., € 22,70


40 Jahre stehen zwischen der<br />

Geschichte von Kristina und<br />

Ellie, zwei Frauen, die auf einer<br />

kleinen Insel im Schärenmeer<br />

vor der Küste Finnlands in Abgeschiedenheit<br />

leben. Kristina<br />

hat ihre beiden Kinder ertränkt<br />

und landet deshalb auf Själö im<br />

Heim für Frauen mit psychischen<br />

Störungen. Ellie kommt<br />

aus einem ganz anderen Grund<br />

auf die Insel, will aber unter<br />

keinen Umständen bleiben. Als<br />

dritte Figur beschreibt Johanna<br />

Holmström die Krankenschwester<br />

Sigrid, für die die<br />

abgeschiedene Insel ein wenig<br />

zur Heimat geworden ist.<br />

Evelyn Unterfrauner<br />

Johanna Holmström:<br />

Die Frauen von Själö<br />

Ullstein Verlag, 368 S., € 22,70<br />

Jedes Buch von Klaus Merz ist<br />

ein komprimiertes Stück Glück.<br />

Diesmal erzählt er Lebensgeschichte<br />

an Hand der<br />

Geschichte einer Firma. Weltgeschehen,<br />

wie Prager Frühling,<br />

Mauerfall, Finanzkrise<br />

oder Fußballweltmeisterschaft<br />

gespiegelt im Mikrokosmos<br />

eine Firma. „Ein Buch, das die<br />

Grundfragen unserer Existenz<br />

und unserer Gegenwart<br />

poetisch verdichtet und Klaus<br />

Merz als einen zeigt, der in der<br />

Verletzlichkeit die menschliche<br />

Stärke sieht“, meint Katja Gasser<br />

vom ORF. Wie recht sie hat!<br />

Robert Renk<br />

Klaus Merz:<br />

firma<br />

Haymon Verlag, 136 S., € 19,90<br />

„Wenn dieses Attentat gelingt<br />

und wir es richtig ausschlachten,<br />

drehen wir die<br />

Europawahlen. Und nicht nur<br />

das – wir verändern Europa“,<br />

so lautet ein Satz aus diesem<br />

hochspannenden, politischen<br />

Roman. Eine rechtsextreme<br />

Organisation plant ein Attentat<br />

auf einen sehr bekannten Mann<br />

und möchte die Demokratie abschaffen.<br />

Die Geschichte spannt<br />

sich von Berlin bis nach Wien.<br />

Als Dr. Hellberg mit seiner<br />

Tochter nach Wien reist, um die<br />

Beerdigung seiner Mutter zu organisieren,<br />

beginnt ein Wettlauf<br />

mit der Zeit. Andrea Scheiber<br />

I.L. Callis:<br />

Im Jahr der Finsternis<br />

emons Verlag, 464 S., € 22,70<br />

An der Schwelle zwischen<br />

Leben und Tod, Mittelalter<br />

und Neuzeit, kurioser Fiktion<br />

und historischen Fakten: Die<br />

Renaissance-Kriege drohen<br />

auszubrechen, Flugmaschinen<br />

werden erfunden und Kaufmann<br />

Bernardino Bellapianta<br />

findet einen schwerverletzten<br />

Mailänder mit Gedächtnisverlust<br />

– Pandolfo. Dieser versucht,<br />

in den Wirren zwischen<br />

Prunk, Gewalt und Intrigen die<br />

Stränge seiner Erinnerung aufzulesen<br />

und neu zu leben. Ein<br />

faszinierender, amüsanter und<br />

informativer Historienroman<br />

von Michael Römling. Jenni Zeller<br />

Michael Römling:<br />

Pandolfo<br />

Rowohlt Verlag, 544 S., € 24,70<br />

„Worauf wir hoffen“ ist ein<br />

wunderbares Debüt einer amerikanischen<br />

Autorin mit indischen<br />

Wurzeln. Sie bewegt sich<br />

mit diesem Roman zwischen<br />

Tradition und dem Wunsch,<br />

den eigenen Weg zu finden.<br />

Auf behutsame und doch<br />

tiefgründige Weise beschreibt<br />

Mìrza das Leben einer muslimischen<br />

Familie, die sich über die<br />

Jahre und durch verschiedene<br />

Denkweisen auseinandergelebt<br />

hat und versucht, wieder zusammenzufinden.<br />

Ein vielschichtiges<br />

und beinahe zartes<br />

Buch über Kultur, Identität,<br />

Zugehörigkeit und Familie.<br />

Klaudia Grünfelder<br />

Fatima Farheen Mìrza:<br />

Worauf wir hoffen<br />

dtv Verlag, 480 S., € 24,70<br />

Michael Köhlmeier (Nachwort)<br />

und Raoul Schrott (Übersetzung)<br />

legen mit „An den<br />

Mauern des Paradieses“ eine<br />

literarische Schnitzeljagd vor,<br />

um die Grenzen und Möglichkeiten<br />

von Literatur auszuloten.<br />

Was ist Fiktion und was<br />

nicht in dieser Entdeckung des<br />

Schriftstellers Martin Schneitewind,<br />

dessen Manuskript quasi<br />

ein Dachbodenfund ist. Der<br />

Roman selbst ist ein pointierter<br />

Krimi, die Geschichte seiner<br />

Entstehung mutet – nun ja –<br />

märchenhaft an. Bernd Schuchter<br />

Martin Schneitewind:<br />

An den Mauern des Paradieses<br />

dtv Verlag, 395 S., € 24,70<br />

Drei Frauen, drei Leben, drei<br />

Sichtweisen – ein Haushalt.<br />

Großmutter Gesuina küsst<br />

bevorzugt junge Männer und<br />

zeichnet ihre Gedanken auf<br />

Band auf. Tochter Maria übersetzt<br />

Klassiker, tagträumt und<br />

schreibt lange Briefe. Enkelin<br />

Lori revoltiert gegen alles, führt<br />

Tagebuch und lässt sich vom<br />

Freund ihrer Mutter schwängern.<br />

Damit ist das Drama<br />

angerichtet. Der Roman „Drei<br />

Frauen“ von Dacia Maraini<br />

liest sich fluffig-leicht, trägt<br />

einem die Protagonistinnen<br />

ins Herz – und streut, fast<br />

unbemerkt, viel Lebensweisheit<br />

drüber. Susanne Gurschler<br />

Dacia Maraini:<br />

Drei Frauen<br />

Folio Verlag, 180 S., € 20,–<br />

Bereits seit seinem ersten Buch<br />

„Die Wahrheit über den Fall<br />

Harry Quebert“ bin ich ein<br />

großer Fan von Joël Dicker.<br />

Er versteht es meisterlich die<br />

Abgründe der sogenannten<br />

besseren Gesellschaft aufzuzeigen.<br />

Ein idyllischer Badeort<br />

in den Hamptons wird durch<br />

ein schreckliches Verbrechen<br />

erschüttert. Jahrzehnte später<br />

gibt es Zweifel an der Schuld<br />

des Täters. Raffiniert zieht uns<br />

Joël Dicker in ein Netzt aus<br />

Intrigen. Joël Dicker ist zurück!<br />

Markus Renk<br />

Joël Dicker:<br />

Das Verschwinden der Stephanie Mailer<br />

Piper Verlag, 672 S., € 25,70<br />

Alfred Russel Wallace hat mit<br />

seinen Theorien die Welt auf<br />

den Kopf gestellt. Ein anderer<br />

aber erntet – mit nicht ganz<br />

fairen Mitteln, wie man aus diesem<br />

vergnüglichen, lehrreichen<br />

Roman erfährt – die Lorbeeren.<br />

Die berühmte Evolutionstheorie<br />

verbinden wir nicht mit<br />

Wallace, sondern mit Charles<br />

Darwin. Ein Museumsnachtwächter<br />

wird auf das Schicksal<br />

von Wallace aufmerksam und<br />

möchte die Geschichte geraderücken.<br />

Oelze erzählt wunderbar<br />

mit beflügelter Phantasie<br />

auf den erdigen Schwingen der<br />

wissenschaftlichen Realität.<br />

Robert Renk<br />

Anselm Oelze:<br />

Wallace<br />

Schöffling Verlag, 262 S., € 20,70<br />

Der Untertitel lautet „Politisch<br />

unkorrekte Betrachtungen“ und<br />

dass sich Livia Klingl kein Blatt<br />

vor den Mund nimmt, ist kein<br />

Geheimnis. Seit dem Wahlsieg<br />

der türkis-blauen Koalition im<br />

Oktober 2017 begleitet sie auf<br />

Facebook das österreichische<br />

Politgeschehen mit dem Projekt<br />

„Biedermeiern“: tägliche<br />

Meldungen, kritisch, satirisch,<br />

menschlich und im besten Sinne<br />

politisch unkorrekt. Von Kern<br />

bis Kickl, von Kurz bis Strache<br />

bleibt keiner vor Klingls spitzer<br />

Feder verschont. Ein kleines<br />

Buch voll großer Wahrheiten.<br />

Robert Renk<br />

Livia Klingl:<br />

Biedermeiern<br />

Kremayr & Scheriau Verlag,<br />

128 S., € 12,90<br />

Ein bis zwei skurille Liebesgeschichten,<br />

deren Protagonisten<br />

Erzählstoff von den<br />

miterlebten Anfangsjahren der<br />

Nazi-Zeit bis zur Erinnerung an<br />

Gott, „ausgelöst durch die Geschichte<br />

eines Juden, der Männer<br />

liebt“, liefern. Die Suche<br />

nach dem ehrlichen Selbst verwebt<br />

Lea Singer geschickt mit<br />

der Lebensgeschichte eines der<br />

bekanntesten Pianisten des 20.<br />

Jahrhunderts. Vor allem Liebhaber<br />

klassischer Musik werden<br />

sich nicht sattlesen können und<br />

Schumanns „Träumerei“ durch<br />

die Buchseiten hören.<br />

Susanne Meier<br />

Lea Singer:<br />

Der Klavierschüler<br />

Kampa Verlag, 223 S., € 22,–<br />

Emil Hakl ist wohl eine der<br />

eigenwilligsten Stimmen<br />

der aktuellen tschechischen<br />

Literatur. Er, der unter Pseudonym<br />

schreibt, die Schule erst<br />

nach einer 10-jährigen Pause,<br />

wegen Drogenkonsums, abgeschlossen<br />

hat, legt nun mit<br />

„Kiras Version“ ein modernes<br />

Robotermärchen vor. Ein sich<br />

recht motivationsfrei durchs<br />

Leben schlängelnder Typ wird<br />

auserwählt, den Prototyp einer<br />

künstlichen Frau zu testen. Was<br />

künstlich beginnt, wird schnell<br />

allzu menschlich. Flott zu lesen!<br />

Robert Renk<br />

Emil Hakl:<br />

Kiras Version<br />

Braumüller Verlag, 256 S., € 24,–<br />

Was tun, wenn einen der Chef<br />

vor das Ultimatum stellt, Stress<br />

abzubauen oder gefeuert zu<br />

werden? Mit Mama in den<br />

Urlaub fahren natürlich! Nico<br />

will die Chance nutzen und endlich<br />

Zeit für sich und seine Familie<br />

haben, allerdings ist Chaos<br />

vorprogrammiert. Tommy Jaud<br />

zeigt mit „Der Löwe büllt“<br />

in seinem bekannten Stil, wie<br />

wichtig Humor, Witz und<br />

Sonnenschein für das Gemüt<br />

sind. Bei dieser Lektüre werden<br />

die Lachmuskeln ordentlich<br />

trainiert und vielleicht hilft sie<br />

sogar beim eigenen Stressabbau.<br />

Klaudia Grünfelder<br />

Tommy Jaud:<br />

Der Löwe büllt<br />

Fischer Scherz Verlag, 320 S., € 17,50<br />

Der Kampa Verlag ist neu und<br />

nicht neu. Denn Verleger Daniel<br />

Kampa ist ein alter Hase. Mit<br />

der Neuausgabe sämtlicher<br />

Romane von Simenon hat<br />

er für Aufsehen gesorgt und<br />

alleine damit könnte man Jahre<br />

zubringen. Doch damit nicht<br />

genug, verlegt er z. B. auch<br />

Man Booker Preisträgerin Olga<br />

Tokarczuk oder den Schotten<br />

William Boyd. Aber vor allem<br />

hat er eine wunderschöne Reihe<br />

mit Gesprächen aus der Taufe<br />

gehoben. Und mit Peter Bichsel,<br />

meinem Schweizer Liebling, ein<br />

Highlight publiziert. Unbedingt<br />

lesen! Robert Renk<br />

Peter Bichsel:<br />

Was wäre wenn?<br />

Ein Gespräch mit Sieglinde Geisel<br />

Kampa Verlag, 216 S., € 22,60<br />

Das Asado-Grillbuch zeigt<br />

die südamerikanische Art des<br />

Grillens über offenem Feuer.<br />

Maßgebliche Beiträge kommen<br />

aber aus Tirol, u. a. von Franz<br />

Größing vom Verein Grill-ABC<br />

und von Leo Gradl („Leos<br />

Grillschule“). Komplettiert wird<br />

das Quartett von Adi Bittermann<br />

und Jürgen Kernegger.<br />

Nicht nur Fleisch und Fisch<br />

kann man gut über Feuer zubereiten,<br />

nein, auch Pancakes<br />

oder Obstküchlein. Abgesehen<br />

davon ist es anregend atmosphärisch,<br />

am Lagerfeuer zusammen<br />

zu sitzen. Grillen über<br />

offenem Feuer ist knisterndes<br />

Abenteuer. Robert Renk<br />

A. Bittermann, F. Größing,<br />

J. Kernegger, L. Gradl: Asado –<br />

Ursprünglich Grillen über offenem Feuer<br />

Brandstätter Verlag, 224 S., € 30,–<br />

„Wen könnte es interessieren,<br />

was von mir übrig bleibt, außerhalb<br />

der Bücher“, hat Elena<br />

Ferrante einmal auf die Frage<br />

geantwortet wer sie sei. Nicola<br />

Bardola versucht dennoch mit<br />

diesem Buch durch die Analyse<br />

ihrer Texte, ihrer Sprache und<br />

anhand verschiedener „Interviews“,<br />

die sie gegeben hat, E.<br />

Ferrante eine fassbare Identität<br />

zu geben. Ohne sich auf einen<br />

der kursierenden, aber nicht<br />

bestätigten Namen festzulegen.<br />

Warum eigentlich? Weil Bücher<br />

alleine nicht immer für sich<br />

sprechen können. Peppino Brienza<br />

Nicola Bardola:<br />

Elena Ferrante – meine geniale Autorin<br />

Reclam Verlag, 313 S., € 24,70


Hueber goes Austria!<br />

Jeder Mensch hat seine eigne Sprache.<br />

Sprache ist Ausdruck des Geistes.<br />

durchgeführt werden. Wir sehen den Infopunkt<br />

als Zentrum des Austausches und der<br />

Kommunikation für alle Sprachbegeisterte.<br />

Frau Wallner, Sie werden den<br />

Hueber-Infopunkt künftig<br />

betreuen. Wie können sich das<br />

unsere Leser vorstellen?<br />

Claudia Wallner: Ich freue mich natürlich<br />

sehr darauf, dass ich als „Landsfrau“ den<br />

ersten Hueber-Infopunkt eröffnen und<br />

später betreuen darf. Wir haben unser Büro<br />

seit vielen Jahren in Wien. Im Hueber-Infopunkt<br />

in der Wagner’schen Universitätsbuchhandlung<br />

werde ich Veranstaltungen<br />

und Workshops durchführen. Selbstverständlich<br />

werde ich auch dem Team der<br />

Wagner’schen mit Rat und Tat zur Seite<br />

stehen.<br />

Buchtipps:<br />

Go for it B1<br />

Hueber Verlag<br />

264 S., € 22,10<br />

Chapeau A1<br />

Hueber Verlag<br />

248 S., € 27,30<br />

Impresiones<br />

Hueber Verlag<br />

256 S., € 27,30<br />

Am 11. April 2019 eröffnet der Hueber-<br />

Infopunkt in der Wagner’schen Universitätsbuchhandlung<br />

in Innsbruck. Dazu haben<br />

wir ein Gespräch mit Verlegerin Michaela<br />

Hueber, der Geschäftsführerin Marketing &<br />

Vertrieb Sylvia Tobias sowie der Pädagogischen<br />

Fachberaterin für Österreich,<br />

Claudia Wallner, geführt.<br />

Herzlich willkommen in Innsbruck!<br />

Frau Hueber, vielleicht können Sie<br />

unseren Kunden ein wenig über den<br />

Hueber Verlag erzählen.<br />

Michaela Hueber: Vielen Dank, sehr gerne!<br />

Der Hueber Verlag mit Sitz in München<br />

ist ein Familienunternehmen seit fast 100<br />

Jahren in der dritten Generation. Wir sind<br />

weltweiter Marktführer für Deutsch als<br />

Fremdsprache/Deutsch als Zweitsprache<br />

und bieten unseren Kunden mehr als 30<br />

Sprachen an, sowohl für den Unterricht in<br />

der Erwachsenenbildung als auch für das<br />

autonome Lernen.<br />

Wir sind seit vielen Jahren mit einem<br />

Büro in Österreich vertreten, um die<br />

Lehrenden zu informieren und auf neue<br />

Anforderungen im Bildungsbereich zu schulen.<br />

Zusätzlich dazu repräsentieren zwei<br />

langjährige Vertreter den Hueber Verlag bei<br />

allen Buchhandlungen in Österreich.<br />

Frau Tobias, warum haben<br />

Sie sich dazu entschlossen,<br />

gemeinsam mit der Wagner’schen<br />

Universitätsbuchhandlung einen<br />

Hueber-Infopunkt einzurichten? Was<br />

erwartet den Kunden bei uns?<br />

Sylvia Tobias: Mit der Wagner’schen<br />

Universitätsbuchhandlung verbindet uns<br />

seit vielen Jahren eine partnerschaftliche<br />

und herzliche Zusammenarbeit. Am 11.<br />

April 2019 werden wir dort den Hueber-<br />

Infopunkt in Österreich feierlich eröffnen.<br />

Die Kunden erwarten auf drei Regalmeter<br />

mehr als 1.300 Titel aus dem Institutionenund<br />

Selbstlernbereich zum Anschauen,<br />

Prüfen und Blättern. Die Priorität liegt hier<br />

selbstverständlich auf dem Sortiment, das<br />

für Ihre Kunden interessant sein wird. Das<br />

bedeutet in der Praxis alle wichtigen Lehrwerke<br />

und Kranzprodukte, inklusive den<br />

Regionalausgaben, aber auch Selbstlernmaterialien<br />

aus dem Hause Hueber sowie<br />

unseren Partnern, von denen wir u. a. einund<br />

zweisprachige Lektüren oder unsere attraktiven<br />

Sprachspiele im Programm haben.<br />

Der Sprachinteressierte findet hier immer<br />

die brandaktuellen Titel, da das Regal von<br />

uns regelmäßig um die Neuerscheinungen<br />

ergänzt wird.<br />

Wen spricht der<br />

Hueber-Infopunkt an?<br />

Sylvia Tobias: Der Hueber-Infopunkt ist<br />

für interessierte Kunden und Lehrkräfte der<br />

Erwachsenenbildung konzipiert. Hier finden<br />

alle Lehrenden von Volkshochschulen,<br />

Universitäten und weiteren Schulen das<br />

perfekte Lehrmaterial für ihren Unterricht.<br />

Im Hueber-Infopunkt finden regelmäßige<br />

Veranstaltungen, Schulungen und<br />

Workshops statt. Auch planen wir hier<br />

gemeinsam mit der Wagner’schen Universitätsbuchhandlung<br />

Events um aktuelle<br />

Themen wie z. B. „Geistig fit durch<br />

Sprachenlernen“, die von Top-Referenten<br />

© AdobeStock<br />

60 61<br />

Wagner’sche.<br />

Bücher seit 1639<br />

Frau Tobias, können Sie uns<br />

etwas zu den aktuellen Trends<br />

beim Sprachenlernen sagen?<br />

Sylvia Tobias: Sprachenlernen mit allen<br />

Sinnen ist ein wichtiger Trend. Die neue<br />

Generation von Selbstlernkursen folgt<br />

den wissenschaftlichen Erkenntnissen der<br />

Neurodidaktik und setzt auf mehrkanaliges<br />

Lernen. Ein großes Plus dieser Sprachkurse<br />

ist die Augmented Reality App, die das<br />

Buch multimedial macht. Hier konnten wir<br />

bereits bei unseren weltweit eingeführten<br />

Lehrwerken wie Menschen und Schritte<br />

Plus Neu starke Erfolge erzielen und bekamen<br />

sowohl von den Lehrenden als auch<br />

von den Lernenden positives Feedback.<br />

Diese Erfahrungen haben wir in unseren<br />

Selbstlernkurs Sprachkurs Plus übertragen.<br />

Die Augmented Reality App bietet einen<br />

sehr großen Mehrwert zum Sprachenlernen.<br />

Alle Hörtexte und Filme sind jeweils passend<br />

zur Lerneinheit im Buch immer und<br />

überall über das Smartphone oder Tablet<br />

abrufbar. Die neue Sprache wird dadurch<br />

vom Lernenden nicht nur gehört, sondern<br />

er sieht in den Videos parallel die Muttersprachler<br />

sprechen und somit prägen sich<br />

die Inhalte schneller und besser ein.<br />

Wir freuen uns sehr darauf und danken<br />

Ihnen für das Gespräch!<br />

Spanisch<br />

Redewendungen.<br />

Como pez en el agua<br />

Hueber Verlag<br />

128 S., € 9,30<br />

Schritte plus<br />

Österreich Band 5<br />

Hueber Verlag<br />

208 S., € 17,–<br />

Italienisch zum<br />

Mitreden<br />

Hueber Verlag<br />

176 S., € 15,–<br />

Nuovo Espresso A1<br />

Hueber Verlag<br />

264 S., € 30,90<br />

Epsresso ragazzi 3<br />

Hueber Verlag<br />

200 S., € 25,20<br />

Schritte plus<br />

Österreich Band 6<br />

Hueber Verlag<br />

208 S., € 17,–<br />

Sprachkurs Plus<br />

Premium Englisch<br />

Hueber Verlag<br />

280 S., € 30,90<br />

Die neue Power-<br />

Grammatik Italienisch<br />

Hueber Verlag<br />

200 S., € 15,50<br />

Sicher aktuell B2.1<br />

Hueber Verlag<br />

200 S., € 18,50


Der Kunde kauft hybrid<br />

www.wagnersche.at – der neue Internetshop der Wagner’schen<br />

Autorinnen und Autoren<br />

dieser Ausgabe<br />

Haben Sie sich schon einmal gefragt,<br />

warum große Internetkonzerne wie Amazon,<br />

Ebay oder Zalando neben ihren Internetplattformen<br />

jetzt zusätzlich auch noch<br />

Ladengeschäfte eröffnen? Weil nur online<br />

den Kunden inzwischen zu wenig ist. Der<br />

Kunde möchte sich nicht das Vergnügen<br />

nehmen lassen, die Ware in die Hand zu<br />

nehmen und im Geschäft zu gustieren,<br />

dies gilt besonders für Buchhandlungen.<br />

Dies gilt besonders für Bücher! Laut einer<br />

Umfrage finden zwei Drittel der Befragten<br />

Bücher-Kaufen im der Buchhandlung nicht<br />

als Einkaufsstress, sondern als Freizeitvergnügen!<br />

Das ist doch mal eine Message!<br />

Der Kunde von heute kauft hybrid, einmal<br />

stationär und dann wieder online.<br />

Natürlich bietet auch die Wagner’sche<br />

beide Lösungen für Buchliebhaber an!<br />

Um das Einkaufen im Internetshop der<br />

Wagner’schen jetzt noch komfortabler zu<br />

gestalten, haben wir in den letzten Monaten<br />

mit viel Elan an einem neuen Shop-Auftritt<br />

gearbeitet und wir denken, das Ergebnis<br />

kann sich sehen lassen. Rund 6 Millionen<br />

Bücher finden Sie unter www.wagnersche.<br />

at. Die neue Seite bietet noch mehr Information,<br />

mehr Buchtipps, einen deutlich<br />

einfacheren Bestellprozess, eine verbesserte<br />

mobile Shop-Lösung und deutlich mehr<br />

Übersicht. Somit können Sie auch online<br />

bequem und regional Bücher bestellen<br />

und unser kostenloser Fahrraddienst stellt<br />

Ihnen lagernde Bücher in Innsbruck<br />

innerhalb 3 Stunden zu.<br />

Wir sind noch stärker geworden …<br />

Es freut uns sehr, dass wir unser Team<br />

kräftig verstärken konnten. Anfang des<br />

Jahres haben wir in Summe sieben neue<br />

Kolleginnen und Kollegen aufgenommen,<br />

und die „jungen Wilden“ sprühen nur so<br />

voll Elan – das tut dem Haus so richtig gut!<br />

Was uns besonders freut, ist die Tatsache,<br />

dass auch zwei Lehrlinge dabei sind, die<br />

den Beruf des Buchhändlers vom Grunde<br />

auf erlernen wollen. Ana Carolina begrüßt<br />

derzeit unsere Kundinnen und Kunden bei<br />

der Kasse und bei der Information. Florian<br />

hilft kräftig in der Warenübernahme und in<br />

der Verwaltung. Im Verkauf sind Susanne,<br />

Maria, Jennifer, Anja und Helena.<br />

© Wagnerʼsche<br />

63<br />

© Netzverschönerer<br />

Bücher seit 1639<br />

Bernhard Aichner, geboren 1972, lebt als Schriftsteller und<br />

Fotograf in Innsbruck. Er schreibt Romane, Hörspiele und<br />

Theaterstücke. Seine Totenfrau-Trilogie katapultierte ihn<br />

auf die internationalen Bestsellerlisten. Soeben erschien sein<br />

neuer Liebesroman „Kaschmirgefühl“ (Haymon).<br />

Peppino Brienza, Innsbrucker aus Satriano di Lucania.<br />

Unterrichtet Italienisch an verschiedenen Einrichtungen der<br />

Erwachsenenbildung, u. a. Dante Alighieri Institut.<br />

Dave Bullock, Englishman aus Tirol. Lebt in Pradl. Leser<br />

und Arsenalfan.<br />

Michael Carli, gelernter Kulturvermittler, Werber und<br />

Lebensmittelhändler. Lebt in Innsbruck, liebt Sardinien.<br />

Astrid Eme, vor 28 Jahren von NÖ nach Tirol übersiedelt.<br />

Arbeitet seit 2008 in der Wagner’schen. Neben Kassa,<br />

<strong>No</strong>nbooks und Geschenkbuch betreut sie seit Herbst letzten<br />

Jahres die Schaufenstergestaltung.<br />

Katharina Johanna Ferner, geboren 1991, Autorin, Rezensentin<br />

und Moderatorin. Lebt in Wien und Salzburg; sie ist<br />

Redaktionsmitglied der Literaturzeitschrift &Radieschen<br />

sowie der österreichischen Dialektzeitschrift Morgenschtean.<br />

2017 Stadtschreiberin in Hausach. 2019 Lyrikstipendiatin<br />

am Stuttgarter Schriftstellerhaus. Aktueller Gedichtband<br />

„nur einmal fliegenpilz zum frühstück“ (Limbus).<br />

Martin Fritz, geboren 1982, studierte Vergleichende<br />

Literaturwissenschaft und Deutsche Philologie in Innsbruck,<br />

hört sich in seiner Freizeit gerne DJ Patex’ Coverversion des<br />

Songs „I Wish I Was Him“ an. War Teil der 1. Innsbrucker<br />

Lesebühne „Text ohne Reiter“, ist Teil der Innsbrucker Lesebühne<br />

„FHK5K“.<br />

Klaudia Grünfelder, 1995 im schönen Südtirol geboren, ist<br />

leidenschaftliche Buchhändlerin und hat immer ein Buch in<br />

der Tasche. Im Moment unterstützt sie die Literaturabteilung<br />

in der Wagner’schen und betreut die Fremdsprachen sowie<br />

Jugendbuch, Fantasy und Manga.<br />

Susanne Gurschler lebt als freie Journalistin und Autorin<br />

in Innsbruck. Zuletzt erschienen: „111 Orte in Tirol, die<br />

man gesehen haben muss“ und „111 Orte in Innsbruck,<br />

die man gesehen haben muss“ (beide Emons Verlag) sowie<br />

„Zeitblende Tirol. Defner Fotografien von 1925 bis heute“<br />

zusammen mit Thomas Defner (Tyrolia Verlag). Weitere<br />

Infos unter: www.susannegurschler.at<br />

Cajetan Hammerl arbeitet im 6. Wiener Gemeindebezirk,<br />

in der Esterházygasse, für den Sachbuchverlag edition a.<br />

Andreas Hauser erbte die Liebe zur Kriminalliteratur von<br />

seinem Vater, schrieb lang im Tiroler Magazin ECHO Beiträge<br />

zu Wissenschaft und Zeitgeschichte, Empfehlungen von<br />

Krimis, Thrillern und Literatur. Seit 2015 Mitarbeiter und<br />

CP-Redakteur der KULTIG Werbeagentur in Innsbruck.<br />

Birgit Holzner, 1974 in Innsbruck geboren, Studium der<br />

Romanistik und Germanistik in Innsbruck, nach verschiedenen<br />

längeren Auslandsaufenthalten seit 2008 Verlagsleiterin<br />

der innsbruck university press und der edition<br />

laurin, veranstaltet zusammen mit Joe Rabl die Innsbrucker<br />

Wochenendgespräche.<br />

Isabel Karoline Hörmann, geboren 1979 in Innsbruck, als<br />

Texterin im Alpenresort Schwarz tätig. Lesehungrig, schreibverliebt,<br />

fasziniert von Wort und Sprache.<br />

Markus Köhle, geboren 1975 in Nassereith, ist Sprachinstallateur,<br />

Literaturzeitschriftenaktivist und Papa Slam<br />

Österreichs. Er schreibt, um gehört zu werden, ist aber auch<br />

da und dort zu lesen. Aktuell: „Rohrköhlauer – Foto-Text-<br />

Interferenzen“ (Sonderzahl 2019); www.autohr.at<br />

Lena Kripahle-Wiek, Buchhändlerin im Mutterschutz und<br />

seit Neuestem verheiratet. Neben Nähen von Babykleidung<br />

immer noch süchtig nach Büchern und Hörbüchern.<br />

Joachim Leitner, studierter Komparatistik, ist seit 2012<br />

Kulturredakteur der Tiroler Tageszeitung – und macht gelegentlich<br />

Radio.<br />

Mieze Medusa (Doris Mitterbacher) ist Autorin, Poetry<br />

Slammerin und Rap Fan. Seit ihrem Studium in Innsbruck<br />

fühlt sie sich der Stadt besonders verbunden. Deshalb<br />

kommt sie auch zum Prosafestival vom 4. bis 6. April. Zum<br />

Zuhören. www.miezemedusa.com<br />

Susanne Meier, geboren 1989 in Rathenow (Deutschland),<br />

Politikwissenschaftlerin mit sozialpolitischem Schwerpunkt,<br />

arbeitete als Journalistin und Kinderrechtsaktivistin<br />

in Deutschland & Österreich, reiste u. a. durch Kanada,<br />

Indien und Südamerika und arbeitet seit Februar 2019 in der<br />

Wagner’schen.<br />

Anja Moschen, geboren 1991, hat ihren Master in Germanistik<br />

an der Universität Innsbruck erworben. Seit frühester<br />

Kindheit begleitet sie die große Liebe zur Literatur, die sie<br />

seit Beginn des Jahres 2019 auch als Mitarbeiterin in der<br />

Wagner’schen ausleben darf.<br />

Maria Neumayr, geboren 1994, studierte Germanistik<br />

und Anglistik in Innsbruck. Liebt Bücher so lange sie sich<br />

zurückerinnern kann und arbeitet seit Januar 2019 in der<br />

Wagner’schen.<br />

Klaus Nüchtern, geboren 1961 in Linz, lebt in Wien. Schreibt<br />

seit 1989 für den Falter, dessen Feuilleton er 25 Jahre lang<br />

geleitet hat; seine Kolumnen „Nüchtern betrachtet“ liegen<br />

gesammelt in 5 Bänden vor. Zuletzt erschien „Kontinent<br />

Doderer“ (Beck Verlag).<br />

José F. A. Oliver, Dichter, Übersetzer und Kurator des Hausacher<br />

LeseLenz. Unterrichtet Schreiben in Schulen in ganz<br />

Deutschland ebenso wie u. a. an der Uni in Boston. Zuletzt<br />

erschien „wundgewähr“ (Matthes & Seitz).<br />

Ruth Pearce, geborene Innsbruckerin, porträtiert unter dem<br />

Namen pearceX Charaktere nach persönlichem Gefallen.<br />

Ausstellungen finden spontan an ungewöhnlichen Locations<br />

statt. (www.fotoruth.at, www.pearceX.space)<br />

Joe Rabl, geboren in Kufstein; Studium der Komparatistik<br />

und Germanistik in Innsbruck; arbeitet als freier Lektor;<br />

veranstaltet zusammen mit Birgit Holzner die Innsbrucker<br />

Wochenendgespräche.<br />

Markus Renk, seit 33 Jahren in der Buchbranche. Fachgruppen-Obmann<br />

der Buch- und Medienwirtschaft Tirol<br />

und seit Oktober 2015 neuer Chef der Wagner’schen.<br />

Robert Renk, Buchhändler und Kulturveranstalter. Gastdozent<br />

an der Uni Innsbruck. Sortimentsleiter in der<br />

Wagner’schen. Gibt das Wagner-Magazin heraus.<br />

Nina Rettenbacher brachte uns der Koch- und Gärtnerhimmel<br />

in die Wagner’sche. Erste Stadtgärtnerin und<br />

grandiose Köchin & Gastgeberin im 1. Stock.<br />

Anna Rottensteiner, Autorin und Leiterin des Literaturhauses<br />

am Inn. Publikationen: „Lithops. Lebende Steine“ (2013 und<br />

demnächst als TB). „Nur ein Wimpernschlag“ (2016) – beide<br />

ed. laurin.<br />

Bernhard Sandbichler, geboren 1965, studierte Germanistik<br />

und Romanistik in Innsbruck und Besançon. Literaturvermittler<br />

und Sprach-Therapeut.<br />

Andrea Scheiber, seit 1992 in der Wagner’schen Buchhandlung,<br />

liest natürlich gerne Kinderbücher und Krimis,<br />

liebt Backen und lange Spaziergänge.<br />

Siljarosa Schletterer studiert u. a. Musikwissenschaft<br />

(partiell Literaturwissenschaft); schreibt Rezensionen und<br />

Kritiken in verschiedenen Magazinen; feiert den Widerstand,<br />

die Kunst und die Poesie: u. a. Moderation der Lyriksendung<br />

„wortflair“, Vorstand IG AutorinnenAutoren (Tirol), Betreuung<br />

der Lyrikreihe „Auf Seiten der Menschlichkeit“.<br />

Bernd Schuchter, geboren 1977 in Innsbruck, studierte<br />

Germanistik, Geschichte und Philosophie an der Universität<br />

Innsbruck. Autor und Verleger (Limbus Verlag). Zuletzt:<br />

„Gebrauchsanweisung für Tirol“ (Piper) und „Aufwachsen<br />

in Innsbruck“ (Wagner’sche).<br />

Silvia Spiegl, Germanistin, seit 1991 Buchhändlerin<br />

in der Wagner’schen.<br />

Evelyn Unterfrauner, Programmleiterin bei Tirol TV und<br />

Buchbloggerin im Netz und im TV. Sie schaffte es zwei Jahre<br />

in Folge auf die Shortlist des Buchblog Awards und betreibt<br />

den Blog Book Broker auf www.bookbroker.wordpress.com<br />

Marlene Walder (Lena W.), geboren 1994. Seit 2013 in<br />

der Wagnerschen. Steckt hinter den Blind Dates und ist<br />

seit <strong>No</strong>vember 2017 Abteilungsleiterin für Ratgeber und<br />

Kinderbuch.<br />

Désirée Walter arbeitet im Tiroler Landestheater im Bereich<br />

Medien und Öffentlichkeitsarbeit. Hat sales management<br />

in Dublin (Business School Ireland) studiert und 2011 abgeschlossen.<br />

Gabriele Wild studierte Germanistik und Slawistik in Innsbruck,<br />

Berlin und anderen Städten, liest und liebt Gedichte,<br />

arbeitet schon seit über 10 Jahren als Literaturvermittlerin<br />

überwiegend in Innsbruck und hat ihren Arbeitsplatz im<br />

Literaturhaus am Inn.<br />

Verena Zankl, geboren 1980 in Lienz, Studium der Germanistik<br />

in Innsbruck (Promotion 2014), freie Lektorin und<br />

Literaturwissenschaftlerin.<br />

Dorothea Zanon, geboren 1980, Studium der Literaturwissenschaft<br />

in Innsbruck und Wien. Lektorin und<br />

Programmleiterin im Haymon Verlag.<br />

Jenni Zeller, geboren 1993. Von klein auf passionierte<br />

Sprachliebhaberin, feierte ihr Debüt als Autorin mit Geburtstagsgedichten<br />

für Mama und Papa. Liebt Bücher, Zeichnen,<br />

Wandern und Kanada. Studiert im Master Konferenzdolmetschen<br />

und Philosophie an der Uni Innsbruck. Freiberufliche<br />

Journalistin bei der Oberländer Rundschau, seit<br />

Februar 2019 in der Wagner’schen daheim.


Wagner’sche.<br />

Bücher seit 1639<br />

Museumstraße 4<br />

6020 Innsbruck<br />

T. +43 512 59505 0<br />

info@wagnersche.at<br />

www.wagnersche.at

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