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MACHER Menschen + Märkte - Ausgabe 2 - März 2019

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<strong>MACHER</strong>, MENSCHEN + MÄRKTE THEMA DES MONATS 4 MAC<br />

Geigenbauer Josef Kling spielt in seiner Werkstatt in Trier auf einem seiner Instrumente.<br />

Schnittstelle zwischen Kunst und Handwerk<br />

Wie Instrumentenbauer aus der Region sich auf dem Markt behaupten – Vier Beispiele<br />

VON FRIEDHELM KNOPP<br />

Egal ob Klavier, Violine, Trompete<br />

oder Orgel: Instrumentenbauer<br />

bedienen keine<br />

Laufkundschaft, sondern ambitionierte<br />

Hobbymusiker und<br />

Profis in Orchestern und Ensembles.<br />

Ein seltenes Handwerk,<br />

das für Nicht-Musiker<br />

mehr im Verborgenen blüht.<br />

Wie sehen die Vertreter dieser<br />

uralten Handwerkskunst ihre<br />

Zukunft? Macher, <strong>Menschen</strong> +<br />

<strong>Märkte</strong>-Mitarbeiter Friedhelm<br />

Knopp sprach mit Instrumentenbauern<br />

aus der Region.<br />

Geigenbau: Josef Kling (63)<br />

blickt von seinem Geschäft mit<br />

Werkstatt direkt auf die Antoniuskirche<br />

im Trierer Zentrum.<br />

Glänzende Streichinstrumente<br />

füllen die Räume,<br />

es riecht nach altem Holz und<br />

nach Leim. Kling hat Handwerk<br />

und Geschäft vom Vater übernommen,<br />

der vom Großvater.<br />

Sein Sohn wird die Tradition<br />

fortsetzen. Nur drei Minuten<br />

Fußweg entfernt liegt das Stadttheater,<br />

wo täglich die Profimusiker<br />

zu Violine, Bratsche, Cello<br />

und Bass greifen. Ein Standortvorteil<br />

also? Für Geigenbaumeister<br />

Kling, in der Zunftsprache<br />

auch „Altmeister“ genannt,<br />

spielt die Lage keine Rolle. „Unser<br />

Kundenstamm kommt aus<br />

Trier und dem Umland, von Koblenz<br />

bis Saarbrücken und Luxemburg“,<br />

sagt Kling. Werbung<br />

brauche er nicht – denn „ob die<br />

Kunden kommen, hat bei uns<br />

mehr mit der Mundpropaganda<br />

in den Künstlerkreisen zu<br />

tun.“ Wichtig in dieser Branche<br />

sei, Qualität in einem speziellen<br />

Bereich zu bieten. Kling: „Unsere<br />

handwerklichen Haupttätigkeiten<br />

sind Reparatur und<br />

Restauration, bei der die alte<br />

Substanz des Instruments erhalten<br />

bleiben muss. Und wir<br />

verstehen uns dabei auf Klangoptimierung.“<br />

Dies bedeute,<br />

das Potenzial eines älteren<br />

oder alten Streichinstruments<br />

zur vollen Wirkung zu bringen.<br />

Der Altmeister hat selbst zwei<br />

Semester Geige studiert – er beherrscht<br />

das Instrument nicht<br />

nur handwerklich, sondern<br />

kann Qualität und Charakter<br />

einer Geige interpretieren und<br />

dies dem Kunden präsentieren.<br />

Kling: „Wer sich auf Klangoptimierung<br />

spezialisiert hat, muss<br />

das Ergebnis selber vorspielen<br />

können.“ Und er sagt: „Im Geigenbau<br />

hat sich in den letzten<br />

500 Jahren nichts verändert, bis<br />

auf einige Verfeinerungen.“ Ein<br />

guter Geigenbauer sollte daher<br />

ein Gefühl für Ästhetik haben.<br />

Wer nur denkt, laut ist gut, wird<br />

auf dem Markt Schwierigkeiten<br />

haben.“ Jedes Instrument<br />

müsse die persönliche Handschrift<br />

seines Erbauers tragen,<br />

denn „eine einfach funktionierende<br />

Geige zu bauen, ist keine<br />

Schwierigkeit für den, der es<br />

gelernt hat. Aber der Klang des<br />

Produkts muss stimmen“.<br />

„Im Geigenbau hat<br />

sich in den letzten<br />

500 Jahren nichts<br />

verändert.“<br />

Josef Kling<br />

Geigenbaumeister in Trier<br />

Dass viele auf der Welt eine<br />

einfach funktionierende Geige<br />

bauen können – darin liegt<br />

für den Altmeister das Problem.<br />

Heute werde der Markt<br />

überschwemmt von Billigprodukten<br />

aus Asien, insbesondere<br />

aus China, sagt Kling und<br />

rechnet vor: „Gegen eine Geige<br />

inklusive Bogen und Kasten<br />

für 80 Euro aus dem Internet<br />

kann man schwer mithalten.“<br />

Leuten ohne wirklichen Bezug<br />

zur Musik reiche so ein Internetangebot.<br />

Nicht aber dem<br />

Profimusiker im Orchester, der<br />

„mit derselben Geige in Pension<br />

geht, auf der er 30 Jahre vorher<br />

schon zu seiner Einstellung vorgespielt<br />

hatte“. Viele Kollegen,<br />

die er kenne, würden ihren Kindern<br />

daher den Beruf des Geigenbauers<br />

nicht mehr empfehlen,<br />

sagt Josef Kling, dessen<br />

Sohn Albert die Tradition fortsetzen<br />

wird.<br />

Orgelbau: Mit musikalischen<br />

Schwergewichten arbeitet Orgelbaumeister<br />

Rainer Müller<br />

(57) aus Merxheim im Landkreis<br />

Bad Kreuznach. In seinem<br />

Orgelbaubetrieb in einer<br />

ehemaligen Tanzhalle beschäftigt<br />

er fünf Gesellen und einen<br />

Lehrling. Zu seinem Kundenkreis<br />

zählen – das liegt in der<br />

Natur der Sache – vorwiegend<br />

Pfarreien. Und wie kommt man<br />

zum Orgelbau? „Ich habe früher<br />

gar nicht gewusst, dass es diesen<br />

Beruf gibt. Bis mir der Leiter<br />

meiner CVJM-Jugendgruppe*<br />

den Beruf empfohlen hat“,<br />

sagt der gebürtige Traben-Trarbacher.<br />

Musik mit Handwerk<br />

vereinen, das sei wohl meine<br />

Sache, habe der gemeint.<br />

Die dreieinhalbjährige Lehre<br />

absolvierte Müller teils in<br />

Wittlich, teils im Schwarzwald.<br />

Dann folgte eine Wanderzeit bei<br />

sechs verschiedenen Orgelbauern<br />

– „ich wollte Erfahrungen<br />

sammeln“. Nach der Meisterprüfung<br />

entschied sich Müller<br />

1993 für die Selbständigkeit,<br />

wobei er zur Betriebsgründung<br />

FOTO: FRIEDHELM KNOPP<br />

alles auf eine Karte setze. Sein<br />

einziges Startkapital war der Erlös<br />

aus dem Verkauf einer kleineren<br />

Orgel, die er als Meisterstück<br />

gefertigt hatte. Heute ist<br />

ist sein Betrieb gut aufgestellt,<br />

obwohl Orgelneubauten inzwischen<br />

eine Seltenheit sind<br />

– die Zahl der Kirchen geht zurück.<br />

Der Schwerpunkt liegt daher<br />

wie bei allen Orgelbauern zu<br />

etwa 80 Prozent auf Wartung<br />

und Restauration. Auch Müller<br />

hat sich darauf spezialisiert<br />

und sagt: „Die Restaurierung<br />

einer großen alten Orgel ist so<br />

teuer wie ein Neubau.“ Aber die<br />

Leute, egal ob aktive Pfarrangehörige<br />

oder nicht, seien bereit,<br />

für so ein Kulturgut zu spenden.<br />

Für eine neue Orgel würden<br />

dieselben Leute aber kein<br />

Geld mehr geben. Und es stehen<br />

in den Kirchen viele alte<br />

Orgeln, auch zahlreiche Exemplare<br />

von der berühmten Orgelbauerfamilie<br />

Stumm. Müller<br />

spricht von einer „großen,<br />

historischen Orgellandschaft<br />

im Hunsrück, aber auch im nahen<br />

Rhein-Main-Gebiet“. Insgesamt<br />

reiche sein Einzugsgebiet<br />

vom Niederrhein bis zum<br />

Schwarzwald.<br />

Gerne erinnert sich der<br />

Meister noch an die Restauration<br />

der Stumm-Orgel in<br />

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