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Johannisburger Heimatbrief 1976.

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Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> 1976<br />

Kreis<br />

Johannisburg<br />

Weg zum Badeplatz des Dorfes Nieden<br />

Heimat im Osten<br />

Es ist schwer<br />

dich wiederzufinden<br />

auf den zweiten Blich<br />

bist du die alte<br />

unvergessene Heimat<br />

Landsmann<br />

fährst du heim<br />

JOHANNISBURGER-<br />

HEIMATBRIEF 1976<br />

=====================================<br />

verschließe die Augen in den Städten<br />

öffne sie in unseren Dörfern<br />

weit<br />

du bist wirklich daheim<br />

das Land<br />

der Wald<br />

das Wasser<br />

wo kann es schöner sein<br />

G. Wydra<br />

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Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> 1976<br />

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Masuren.<br />

Masuren, das Land der tausend Seen, im<br />

südlichen Teile Ostpreußen, gelegen, zeichnet<br />

sich durch seine Höhenlage und charakteristische<br />

Bodengestaltung aus. Im Gegensatz<br />

zu Litauen das weite Ebenen aufweist<br />

und in den Niederungen sich nur wenige<br />

Meter über dem Meeresspiegel erhebt,<br />

nimmt es für sich an 11.000 qkm des baltischen<br />

Höhenrückens in Anspruch, und dieser<br />

Höhenrücken, bis zu 200 m ansteigend,<br />

weist Hügel und Täler der verschiedenartigsten<br />

Gestaltung in gar großer Zahl auf. Die<br />

großen Masurischen Seen, vom Mauer-, Löwentin-<br />

und Spirdingsee bis zum hufeisenförmigen<br />

Niedersee, sind noch 117 m über<br />

dem Ostseespiegel liegend, in eine tiefer<br />

liegende Hochebene (Senke) eingeschlossen<br />

und bedecken eine Fläche von 500 qkm.<br />

Der eigenartige Reiz des Masurischen Seengebiets<br />

liegt in dem Auge so wohltuenden<br />

reichen Wechsel zwischen bewaldeten Höhen<br />

und vielgestaltigen Seen. Hier schweift<br />

das Auge über sich mächtig weitende, blinkende<br />

Flächen, dort sieht es größere oder<br />

kleinere Inseln der Flut entsteigen, oder es<br />

blickt auf langgestreckte, sich bald links,<br />

bald rechts windende flußartige Seen, die in<br />

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ihrer Charakteristik sehr wohl den größten<br />

deutschen Strömen zur Seite gestellt werden<br />

könnten. Fast immer steigt der Wald,<br />

bald Laub-, bald Nadelholz, von den Höhen<br />

bis zum Seespiegel herab, so daß in der klaren<br />

Flut Lichtbilder der köstlichsten Art entstehen.<br />

Wo die Berge zurücktreten und die<br />

Ufer sanft abfallen, hat man freie Ausblicke<br />

in das weite Land und auch das gewährt<br />

Abwechselung und Genuß.<br />

„Die dunkeln Forsten, die sich auf malerisch<br />

ansteigenden Seeufern in den klaren, blauen<br />

Fluten spiegeln, wie waldumkränzte Hügel<br />

und Berge, welche die Täler lieblicher Flüsse<br />

und Bäche säumen, erhöhen den Reiz der<br />

wechselnden Bilder, die das malerische Ineinandergreifen<br />

von Höhen und Seen hervorgerufen<br />

hat” (Masuren, Eine Landes- und<br />

Volkeskunde von Dr. Albert Zweck). Wer<br />

bisher nur altbekannte- Touristengebiete<br />

besucht hat, weil er der Ansicht war, daß<br />

nur die Majestät der Alpen oder des Meeres<br />

,den Naturfreund erfreuen kann, wird erstaunt<br />

sein, hier in der schlichten Einfachheit<br />

so viel Anmut und Schönheit zu finden.<br />

Bereits die Deutschen Hochmeister bekundeten<br />

ihr lebhaftes Interesse für dieses<br />

traumverlorene Gebiet, indem auf ihre Veranlassung<br />

durch künstliche Anstauung der<br />

Seen Fahrstraßen hergestellt wurden. Friedrich<br />

der Große ließ die großen Seen alsdann<br />

durch Kanäle miteinander verbinden und die<br />

100 km lange Wasserstraße schaffen. Der<br />

im Bau begriffene Masurische Schiffahrtskanal<br />

wird demnächst eine schiffbare Verbindung<br />

mit denn Pregelherstellen und das<br />

Dornröschen so aus seinem tausendjährigen<br />

Schlaf erwecken. Von den preußischen<br />

Königen war es Friedrich Wilhelm IV.,<br />

der, Masuren besuchend, mit einem Segelboot<br />

wiederholt die Seen befahren, und dabei<br />

auf die eigen-artige Schönheit derselben<br />

besonders aufmerksam gemacht hat.<br />

Die Zahl der Masurenfreunde wächst ja erfreulicher<br />

Weise auch von Jahr zu Jahr.<br />

Zur Einführung in das Land der 1000 Seen<br />

sei hier der Masurische Sängergruß vorangestellt:<br />

Treu unser Herz,<br />

Wahr unser Wort,<br />

Deutsch unser Lied,<br />

Gott unser Hort!<br />

Wo man so echt deutsch empfindet, fühlt<br />

sich auch der Fremde wohl; und er stimmt<br />

wohl gerne mit ein in das Masurenlied, das<br />

im Masurenlande von alt und jung hoch<br />

gehalten wird:<br />

1


Die Masurischen Seen.<br />

Von Königsberg aus wählt der Tourist, um<br />

nach Lötzen, dem vornehmsten Ausgangspunkt<br />

der Dampferfahrten, zu gelangen,<br />

zweckmäßig den um 6:22 Uhr vom Südbahnhof<br />

abgehenden Personenzug. Dieser<br />

gebraucht zur Fahrt nur 2 ¼ Stunden.<br />

Die fast 500 qkm großen Seen, 117 m über<br />

dem Ostseespiegel liegend, sind durch<br />

schiffbare Kanäle zu einer über 100 km langen<br />

Wasserstraße ausgebildet worden.<br />

Nächst der Meeresküste ist sie mit der landschaftliche<br />

Stolz von Ostpreußen. Jeder klare<br />

Gebirgssee, jeder als „blau” öder „grün”<br />

besungene Fluß verliert an Aussehen, sobald<br />

Regengüsse herniedergehen und denselben<br />

Schlammassen zuführen. Die Mastirischen<br />

Seen nicht. Ihr Wasser ist stets rein und<br />

kristallklar. Demzufolge findet der Himmel:<br />

er möge mit zarten Lichtwölkchen bedeckt<br />

sein oder ungetrübt blau erscheinen, es möge<br />

sich schweres Gewölk auftürmen und<br />

zuckende Blitze herniedersenden, in den<br />

ausgedehnten Wasserspiegeln stets ein unverändertes,<br />

getreues Abbild. Daher gewährt<br />

auch fast jede Fahrt einen andern<br />

Genuß. Und noch etwas, was in unserer hastenden,<br />

nervösen Zeit nicht hoch genug<br />

veranschlagt werden kann: die märchenhafte<br />

Ruhe, die über den Seen ausgebreitet<br />

liegt und den Fremden schmeichelhaft umfängt.<br />

Allemal ist's ein Ereignis, wenn man<br />

bei einer Fahrt einem andern Fahrzeug begegnet.<br />

Dafür begleitet uns getreu ein üppiger<br />

Wald, nur ab und zu an den hohen Steilufern<br />

Holzablagen Platz machend (Beldahnund<br />

Niedersee). Diese sehen so aus, wie<br />

frisch abgebaute Sandsteinfelsen. Die zahl-<br />

2<br />

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reichen Ausbuchtungen, der Inselreichtum,<br />

das Sichweiten zur mächtigen Breite und der<br />

Übergang der Seen zum flußartigen Charakter<br />

bewirken dann, daß die Aufmerksamkeit<br />

der Reisenden rege bleibt. —<br />

Wie der aus dem Reiche in Lötzen eintreffende<br />

Fremde den Seenbesuch beginnen, ob<br />

er sich einen der im V. Teile dieses Führers<br />

aufgezählten Reisepläne zunutze machen<br />

soll, hängt von Umständen ab. Bei zweifelhaftem<br />

Wetter wird es sich empfehlen, zunächst<br />

die Umgebung der Stadt, den Stadtwald<br />

mit seinen Karpfenteichen und der<br />

aussichtsreichen Wilhelmshöhe kennen zu<br />

lernen. Die Niederseefahrt lege man so, daß<br />

sie uni 1 Uhr beginnt und dann in Rudczanny<br />

übernachtet wird. Von Rudczanny aus<br />

darf der Besuch des Cruttinflusses nicht unterlassen<br />

werden, weil' sich sonst der Gast<br />

mit des Schönsten berauben würde, was die<br />

„<strong>Johannisburger</strong> Heide” dem Naturfreunde<br />

bieten kann. Auf dem Mauersee wäre die<br />

Fahrt so einzurichten, daß sowohl der Gräflich<br />

Lehndorffsche Eichenpark Steinort als<br />

auch die Insel Upalten bequem besucht<br />

werden kann. Wer über genügende freie Zeit<br />

verfügt, sollte es sich nicht nehmen lassen,<br />

auch die verborgenen traulichen Schönheiten<br />

der näheren und weiteren Umgebung<br />

der Stadt Lötzen aufzusuchen und sich ihrer<br />

zu ' erfreuen.<br />

Unser Landsmann Klaus Beyer mit seinem<br />

Segelboot auf dem Niedersee (1974)


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Schilderungen über das Seengebiet.<br />

Eine reich illustrierte Landeskunde über Masuren<br />

bringt in Einzelschilderungen Masuren”<br />

von Prof. Dr. Zweck. Mit Erlaubnis des<br />

Verfassers folgen hier aus dem umfangreichen,<br />

sehr empfehlenswerten Werke einige<br />

Stichproben.<br />

Insel Upalten. Im Mauersee, 110 qkm<br />

groß, erhebt sich nahe der Westküste die 77<br />

ha umfassende Insel Upalten (Stobber Werder;<br />

früher Prystanischer Werder oder Steinorter<br />

Insel genannt), das „masurische Helgoland”,<br />

ein mit Recht beliebter Ausflugsort<br />

fiir die Bewohner von Angerburg und Lötzen,<br />

ein angenehmer Ruhepunkt für den die Masurischen<br />

Seen bereisenden Touristen. —<br />

Wie freundlich liegt der üppige Wald mit<br />

dem Frischen Grün von Linden, Eichen und<br />

Ulmen, weithin sichtbar, Tiber der stillen<br />

Wasserfläche, während sein kühler Schatten<br />

zu erfrischender Rast einladet. Hier weilt<br />

man in unentweihter Natur, fern von dem<br />

Hasten und Treiben der Menschen, das erst<br />

am jenseitigen Ufer beginnt, wo dunkle Waldungen,<br />

freundliche Höfe und luftige Gefilde<br />

herüberwinken, wo im Nordosten sich die<br />

Häusermassen von Angerburg mit dem<br />

hochragenden Turin in der Nähe des Ufers<br />

erheben. — Unterbrochen wird die feierliche<br />

Stille auf dem Eilande nur durch die muntere<br />

Stimme der Vogelwelt, untermischt mit dem<br />

rauhen, kreischenden „Chräik” der Reiher,<br />

jener argen Fischräuber, die trotz aller<br />

Nachstellungen in nicht geringer Zahl auf<br />

den hohen Baumkronen horsten. Außer den<br />

Reihern erinnert auch die große Menge von<br />

Wasservögeln, insbesondere der Enten und<br />

Taucher, die sich auf der Wasserfläche<br />

tummeln, an den unermeßlichen Fischreichtum,<br />

den die Tiefe des Mauersees birgt.<br />

Hauptsächlich sind es Karauschen, Brassen,<br />

Hechte und Aale, die in bedeutender Menge<br />

gefangen werden. — Unter schattigem<br />

Laubdache einherwandelnd, stoßen wir auf<br />

die einzige menschliche Wohnstätte, welche<br />

die Insel trägt, ein weiß getünchtes Haus<br />

mit rotem Ziegeldach und grünen Fensterläden,<br />

woran eine geräumige Halle zur Aufnahme<br />

der Ausflügler angebaut ist. - - -<br />

Beldahnsee. - - - Hier beginnt das Becken<br />

des 13,5 km langen Beldahnsees, des<br />

schönsten Abschnitts der langen Seenfurche.<br />

—. Erquickt schon das dunkle Grün der<br />

Waldungen, die an sanft gewölbtem oder<br />

steil aufragendem Ufer zu dem wunderbar<br />

klaren Wasserspiegel hinabsteigen, wo man,<br />

abgeschlossen vom Geräusche der Welt,<br />

eine feierliche Ruhe atmet, so bewirken die<br />

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vielfach zerrissenen, kulissenförmig vorgeschobenen,<br />

bewaldeten Landzungen, die<br />

Buchten, Einschnürungen und Erweiterungen,<br />

die grünen Inseln, welche hier und da<br />

aus der friedlichen Wasserfläche auftauchen,<br />

daß immer neue, mannigfaltige und anziehende<br />

Landschaftsbilder von eigenartiger<br />

Schönheit hervorgezaubert werden, daß<br />

man bei jeder Biegung um eine Waldesecke<br />

in ein neues, mit ganz eigenartigen Reizen<br />

ausgestattetes Becken zu gelangen meint.<br />

Dazu das prächtige Farbenspiel, das durch<br />

den Wechsel von Nadel- und Laubholz hervorgebracht<br />

wird, besonders wenn mehrere<br />

Landzungen hervorlugen. Dann zeigen sich<br />

die feinsten Übergänge von Grün zu Blau<br />

und Grün, und die Widerspiegelung in dem<br />

ruhigen See ist entzückend. - - -<br />

Der Niedersee. In einer etwa 2 m höheren<br />

Lage als der Beldahnsee zieht sich lang und<br />

schmal der hufeisenförmig gestaltete, 17,94<br />

qkm umfassende Niedersee hin. Der 1764<br />

bis 1766 vom Niedersee nach dem Großen<br />

Gusziansee gegrabene Rudczanny-Kanal<br />

verbindet den Kleinen Gusziansee bei Guszianka<br />

durch eine Schiffsschleuse mit dem<br />

Beldahnsee und verlängert so die Wasserstraße.<br />

„Abgesehen von der wirtschaftlichen<br />

Bedeutung ist die Verlängerung der Wasserstraße<br />

nach dem Niedersee für den Touristenverkehr<br />

nicht -hoch genug anzuschlagen;<br />

denn gerade dieses Becken bietet ganz<br />

außerordentliche Naturschönheiten.” Auch<br />

wer die Reize des Beldahnsees gekostet hat,<br />

wird überrascht sein, wenn er durch den<br />

Rudczanny-Kanal auf die blaue Fläche des<br />

Niedersees gelangt, wo herrliche Nadelwaldungen<br />

auf den Uferhöhen in gewaltigen<br />

Bogen die weiten Gewässer umspannen, wo<br />

in den Buchten die Wasserrose schaukelt,<br />

wo zahlreiche bewaldete Inseln in anmutiger<br />

Gruppierung wie Riesenbosketts von den<br />

Wogen umflutet werden, wo an der hügeligen<br />

Uferhöhe malerisch zerstreut die Häuser<br />

von Nieden emporsteigen.<br />

3


Niedersee auf der Höhe der Försterei Samordei nach Osten gesehen<br />

Foto: K. Beyer 1974<br />

Kreisgruppe Johannisburg in Berlin<br />

Die Kreisgruppe in Berlin und deren Kreisbetreuer möchten es nicht versäumen, allen<br />

Landsleuten für das Jahr 1976 weiterhin Erfolg und gute Gesundheit zu wünschen.<br />

Bereits 30 Jahr haben fast alle von uns fern unserer Heimat in dem restlichen Teil<br />

unseres Vaterlandes gelebt und sich vorbildlich bewährt. Und nach 30 Jahren fern<br />

unserer Heimat hat unserer Gemeinschaft trotz vieler Widersacher niemand schaden<br />

können. Wir haben desto mehr zusammengehalten und haben in unseren Herzen auf<br />

den Anspruch auf unsere Heimat nicht verzichtet.<br />

Aus unserer Kreisgruppe in Berlin kann ich berichten, da13 unsere Treffen im letzten<br />

Jahr die Landsleute zu einer Familie haben werden lassen. Der Abschluß unserer<br />

Treffen im letzten Jahr unsere Weihnachtsfeier am 6. Dezember, die das Vorhandensein<br />

der großen Familie nochmals bestätigte. Zu Bergen haben sich die Landsleute<br />

mit Geschenken erfreut.<br />

Sehr gefreut hat sich unsere Kreisgruppe, daß sie den Kreisvertreter der westdeutschen<br />

<strong>Johannisburger</strong> zweimal in diesem Jahr begrüßen konnte. Er war am 7.<br />

Juni und dann zu unserer Weihnachtsfeier gekommen. Sie, liebe Landsleute haben<br />

eine gute Wahl mit Landsmann Wippich getroffen, denn er hat, außer seinen Leistungen,<br />

auch die Sprache und den Witz unserer Heimat nicht verloren. Bedanken<br />

möchte ich mich herzlich bei allen Landsleuten, bei den Berlinern, wie auch bei den<br />

westdeutschen <strong>Johannisburger</strong>n, die uns durch ihre großzügigen Spenden unsere<br />

Veranstaltungen ermöglichten. Heinrich Wischnewski<br />

4<br />

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Grußworte des Patenkreises<br />

Liebe <strong>Johannisburger</strong>!<br />

Wie schnell ein Jahr vergeht, kommt mir besonders dann zum Bewußtsein, wenn ich<br />

wieder um ein Grußwort zu Ihrem <strong>Heimatbrief</strong> gebeten werde.<br />

Ich tue das sehr gerne, um hierdurch die Bindungen zwischen dem Patenkreis Schleswig-Flensburg<br />

und der Kreisgemeinschaft Johannisburg herauszustellen. Der Kreis<br />

Schleswig-Flensburg grüßt alle <strong>Johannisburger</strong> Freunde in nah und fern. Daß auch in<br />

diesem Jahr wieder ein <strong>Heimatbrief</strong> herausgegeben werden kann, zeigt mir, daß Sie<br />

auch in Zukunft Ihren festen Zusammenhalt bewahren wollen.<br />

Aus der Arbeit des vergangenen Jahres ist besonders die Zusammenkunft Ihres Vorstandes<br />

mit dem Kreisausschuß des Kreises im Oktober 1975 in Schleswig hervorzuheben.<br />

In freimütig geführten Gesprächen ergab sich für beide Seiten die Gewißheit,<br />

daß diese Patenschaft auch weiterhin in der bisherigen geistigen Zielrichtung sinnvoll<br />

ist und seinen Bestand beim neuen Patenkreis Schleswig-Flensburg in der Zukunft<br />

haben wird. Diese Zusammenkunft, verbunden mit einer Fahrt durch den Kreis, gab<br />

daneben Gelegenheit zum näheren Kennenlernen und zur Anknüpfung von menschlichen<br />

Kontakten. Dieses Treffen wird allen Teilnehmern sicher in guter Erinnerung bleiben.<br />

Mit der Kreisgemeinschaft bedauert auch der Patenkreis den Tod des letzten Landrates<br />

des Kreises Johannisburg, Herr Landrat a. D. Herbert Ziemer, der am 26. November<br />

1975 in Kiel verstorben ist. Herr Landrat Ziemer war Ende des Krieges auch einige Monate<br />

Landrat des ehemaligen Kreises Flensburg-Land und hatte maßgebend Anteil am<br />

Zustandekommen unserer Patenschaft.<br />

Wir wissen, daß der Tod Ihres Ehrenmitgliedes für die Kreisgemeinschaft Johannisburg<br />

ein schwerer Verlust ist.<br />

Den Kreis Schleswig-Flensburg vertrat Kreispräsident Franzen bei den Beisetzungsfeierlichkeiten<br />

in Kiel.<br />

Ich wünsche Ihnen allen für das kommende Jahr aufrichtig alles Gute. Der Kreisgemeinschaft<br />

Johannisburg möge bei der Erfüllung ihrer Aufgaben eine glückliche Hand<br />

und viel Erfolg beschieden sein. Ihr Patenkreis fühlt sich Ihnen weiterhin verbunden und<br />

wird Sie, soweit es in seiner Kraft liegt, unterstützen.<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

Dr. Korthals — Landrat<br />

des Kreises Schleswig-Flensburg<br />

IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII<br />

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5


„Lebe bestaendig, kein Unglück ewigk!”<br />

Kreisvertreter Gerhard Wippich<br />

Dieser Fahnenspruch auf der Regimentsfahne des preußischen Regiments zu<br />

Fuß „Hillebrandt von Kracht”, dessen jetzt 360jährige Tradition in der Bundeswehr<br />

vom Raketen-Artl. Batl. 150 im Hamminkeln fortgeführt wird, nachdem<br />

sie nach dem 1. Weltkrieg in der Obhut des Inf. Regt. 2 lag, soll einige,<br />

nachdenkliche Worte dieses <strong>Heimatbrief</strong>es begleiten.<br />

Mehr als dreißig Jahre aus der Heimat vertrieben, müssen uns schon wie eine<br />

Ewigkeit vorkommen. Aber Ewigkeiten dauern länger als die seit der Vertreibung<br />

liegende Zeit. Sie dauern länger als dies ein Mensch erwarten oder gar<br />

ertragen kann und deshalb sind sie dann auch kürzer, als wir es ermessen<br />

könnten. Dieser Fahnenspruch ist uns Ostpreußen auch heute auf den Leib<br />

zugeschnitten.<br />

Kann man es etwa nicht als Unglück bezeichnen, um nur eine Möglichkeit zu<br />

erwähnen, die gerade jetzt wieder aktuell ist, daß Ostpreußen eines Passes<br />

und Visums bedürfen, um in ihre angestammte Heimat oder auch nur in die<br />

Nähe ihrer Heimat gelangen zu können? Für viele Ostpreußen nur die letztgenannte<br />

Möglichkeit. So mancher von ihnen wird an der Demarkationslinie<br />

zwischen dem russischen und polnischen Herrschaftsbereich gestanden haben<br />

und sehnsüchtig in Richtung Schloßberg, Schirrwindt und anderen Orten geblickt<br />

haben. Wenn er dies zu sehr früher Stunde getan hat, mag sich in seinen<br />

Gedanken das Wappen von Schirrwindt um die im Osten aufgehende<br />

Sonne gedrängt haben. Auf die bange Frage, wann auch jenen sich der Staub<br />

heimatlicher Straßen auf den Schuhen niederschlagen wird, muß als Antwort<br />

die Hoffnung stehen, daß „kein Unglück ewig” dauere.<br />

Selbst die babylonische Gefangenschaft eines Volkes fand ihr Ende, so wie<br />

auch unser Unglück ein Ende finden wird.<br />

Diese Hoffnung kann jedoch nur Erfüllung finden, wenn auch der Vorsatz des<br />

Fahnenspruches unser Handeln bestimmt: „Lebe bestaendig!”<br />

Da keine Geschenke vom Himmel fallen, verlangt er von uns, in jeder Weise<br />

und zu jeder Zeit treu zu unserer Heimat zu stehen. Es genügt hierzu nicht,<br />

und von Zeit zu Zeit sich der Heimat zu erinnern. Es langt nicht, daß wir uns<br />

nur zum Fleckessen und zu anderen Geselligkeiten treffen. Das Genießen von<br />

„Pillkallern, Bärenfang und Kosakkenkaffee” darf nur Begleiterscheinung sein.<br />

Es reicht auch nicht, daß wir uns der in Ostpreußen gewachsenen Kultur und<br />

uns im Gebrauch unserer Mundart weiter üben. Es gehört weit mehr dazu.<br />

Wir müssen überall dort, wo sich auch nur in Ansätzen Möglichkeiten zeigen,<br />

für das Recht auf unsere Heimat eintreten. Wir müssen das Eigentum und<br />

andere Werte verteidigen, die wir im Osten aufgeben mußten und die auch<br />

hier in Gefahren geraten. Auch in der Bundesrepublik Deutschland — so und<br />

nicht etwa Westdeutschland heißt dieses unser Land — haben wir die legitime,<br />

vom Grund-<br />

6<br />

Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> 1976<br />

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gesetz gebotene Pflicht, die „nationale und staatliche Einheit ganz Deutschlands”<br />

zu wahren. Dieses Grundgesetz stellt auch fest, daß dieser Staat bis<br />

zur Wiedervereinigung ganz Deutschlands nur eine Übergangszeit zu überbrücken<br />

hat. Dies galt nicht nur für die hungrigen Jahre der Entstehung und<br />

Grundgesetzes, sondern gilt auch noch für unsere satten Jahre.<br />

Wir leben im Sinne des Fahnenspruches beständig, wenn wir ständig auf der<br />

Erfüllung der Präambel unseres Grundgesetzes beharren. Derartigem Drängen<br />

war es zu verdanken, daß unser Oberstes Verfassungsorgan vor zwei Jahren<br />

und vor wenigen Tagen nochmals feststellen mußte, daß Deutschland noch in<br />

seinen alten Grenzen trotz der Verträge von Moskau und Warschau fortbesteht.<br />

Noch besitzen wir Land und Gebäude rechtens zu Eigentum. Unsere in<br />

Ostpreußen lebenden Landsleute haben ihre deutsche Staatsangehörigkeit<br />

behalten. Sie sind nicht nur „deutschstämmige Polen”. Die Bundesregierung<br />

kann gar nicht befugt sein, über unsere ostpreußische Heimat zu verfügen.<br />

Wenn die Formulierungen des Verfassungsgerichts diese nüchternen Feststellungen<br />

teilweise nur in Umschreibungen bringen, sie sind und mußten so getroffen<br />

werden, denn in unserem Land hat ein Gericht zu entscheiden was<br />

rechtens ist und nicht so, wie es einer Regierung ins Konzept paßt. Damit dieser<br />

Zustand des Rechtes immer so bleibt, können wir bewirken. Mit diesem<br />

Streben verteidigen wir die in Deutschland geltenden Grundrechte, gleichzeitig<br />

dienen wir der Heimat Ostpreußen.<br />

Es lohnt sich für Menschenwürde einzutreten. Es zahlt sich aus, persönliche<br />

Freiheitsrechte zu verteidigen und für Gleichheit vor dem Gesetz einzutreten.<br />

Dies Ist auch ein Eintreten für unsere Landsleute in der Heimat, die<br />

Deutsche sind und es nicht zeigen dürfen. Wenn mit der Umsiedlung aber<br />

Menschen zu uns kommen, die selbst nicht mehr, deren Kinder nicht oder nur<br />

schlecht die deutsche Sprache beherrschen, so sorgen wir dafür, daß niemand<br />

seiner Sprache wegen benachteiligt sein wird. Diese Menschen hatten nicht<br />

immer das Recht deutsch sprechen zu dürfen. Zeigen wir uns der Bedrängnis<br />

und Not dieser Menschen würdig, indem wir ihnen den Start in einer für sie<br />

fremden Welt erleichtern. Es wäre auch ein Dank dafür, daß wir in Freiheit<br />

leben durften. Fragen wir uns immer nach der Größe des Leides, das sie nach<br />

30 Jahren unter fremder Herrschaft aus der Heimat treibt. Das Geschenk<br />

der Freiheit kann richtig nur der werten, der sie nicht besitzt. Verteidigen<br />

wir Glaubens-, Gewissens- und Bekenntnisfreiheit. So können wir Fesseln<br />

tausender Deutscher lösen. Lassen sie uns eintreten für ein deutschlehrendes<br />

Schulwesen für alle Deutschen. Die Freizügigkeit Deutscher mit Milliardenbeträgen<br />

zu erkaufen ist ein schändliches Unterfangen. Wenn wir die damit erkaufte<br />

Freiheit für unsere Landsleute auch begrüßen, so müssen wir brandmarken,<br />

wie es geschah. „Umsiedlung” ist auch Vertreibung.<br />

So läßt sich der Katalog unserer verteidigungswerten Grundrechte weiter vervollständigen.<br />

Wir müssen sie erhalten, damit unser Staat in Freiheit die moralische<br />

und sittliche Kraft behält, in Frieden die Einheit Deutschlands zu<br />

vollenden. Diesem Ziel gilt unsere Beständigkeit, damit unser „Unglück<br />

nicht ewig” währe.<br />

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7


Landrat<br />

Herber<br />

Ziemer<br />

zum<br />

Gedenken<br />

Die Kreisgemeinschaft betrauert den Tod des letzten Landrats des Kreises<br />

Johannisburg. Seit 1955 war er stellvertretender Kreisvertreter und<br />

zuletzt Ehrenmitglied unserer Kreisgemeinschaft.<br />

Außerdem war er Ehrenritter des Johanniterordens und Landesbeauftragter<br />

für die Johanniter-Unfallhilfe im Lande Schleswig-Holstein. Nach<br />

der kriegsbedingten Räumung unseres Kreises, Ende Januar<br />

1945,wurde ihm die Verwaltung des Kreises Flensburg-Land, des jetzigen<br />

Patenschaftsträgers unseres Kreises, übertragen. Ab Mai 1948 war<br />

er von der Regierung in Kiel mit vermögensrechtlichen Sonderaufgaben<br />

betraut.<br />

Die Stellvertreter des Kreisvertreters erwiesen am 26. November 1975<br />

durch die Kranzniederlegung dem Verstorbenen die letzte Ehre.<br />

Die Worte des Landsmannes Klaus Beyer am Grabe:<br />

„Im Namen von rund 20.000 Landsleuten des Kreises Johannisburg müssen<br />

wir heute von Ihnen, sehr verehrter Herr Landrat und Ehrenvorsitzender unserer<br />

Kreisgemeinschaft, Abschied nehmen.<br />

Wir tun dies in tiefer Dankbarkeit für Ihr langjähriges, unermüdliches Schaffen<br />

zum Wohle des Kreises Johannisburg und seiner Einwohner.<br />

Ihr Leben und Wirken wird uns unvergessen bleiben, denn unverwischbare<br />

Spuren Ihrer vorbildlichen Persönlichkeit haben Sie, verehrter Herr Landrat,<br />

auf dieser Welt hinterlassen. Den guten Zeugnissen Ihres Lebensweges begegnen<br />

wir, wenn wir unsere geliebte Heimat besuchen, sie sind uns gegenwärtig,<br />

wenn wir an Ihre vielen unvergeßlichen Taten in der Zeit größter Not<br />

nach der Vertreibung bis zum letzten Tag Ihres Lebens denken.<br />

Wir verneigen uns in Ehrfurcht und danken unserem Herrgott, daß er den<br />

Kreis Johannisburg und seine Menschen für eine lange Zeit in Ihre Obhut<br />

gab.”<br />

8<br />

Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> 1976<br />

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Mein Wunschtraum<br />

Ich möchte nochmal jung sein,<br />

spazierengehn im Mondenschein<br />

mit meinem Liebsten Hand in Hand,<br />

wandelnd in einem Märchenland.<br />

Man hatte keine Sorgen,<br />

nur die eine — was bringt das Morgen.<br />

Man konnte beglücken und glücklich sein<br />

und die Welt, sie lag im goldenen Schein.<br />

Ich möchte nochmal eine Freundeshand drücken<br />

und schwelgen in dem Wiedersehn<br />

und möchte mich wie in der Jugend schmücken<br />

und zu den trauten Stätten gehn.<br />

Ich möchte nochmal die Kirchen betreten,<br />

in denen das junge Herz gefleht<br />

und möchte nochmal so innig beten,<br />

ehe das irdische Dasein vergeht.<br />

Ich möchte nochmal die Häuser betrachten,<br />

die Zeugen unsrer Jugendzeit,<br />

sie wußten, wenn wir so fröhlich lachten<br />

und sahen, wenn wir auch manchmal geweint.<br />

Ich möchte nochmal den Wald durchstreifen<br />

im Frühling, wenn er von Blüten besät,<br />

nach all dem Schönen möchte ich greifen,<br />

das vor meinem geistigen Auge steht.<br />

Was wäre das doch für ein großes<br />

Glück, käme die Heimat zu uns zurück!<br />

Von Maria Olschewski, Berlin, +29.1.1975<br />

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9


IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII<br />

Liebe <strong>Johannisburger</strong> Landsleute!<br />

Auch diesen <strong>Heimatbrief</strong> soll nicht nur ein formeller Gruß begleiten.<br />

Der Anlaß zur Herausgabe eines weiteren <strong>Heimatbrief</strong>es läßt uns Rechenschaft<br />

über unsere Arbeit ablegen.<br />

Im Jahre 1975 traf sich die Kreisgemeinschaft in Düsseldorf, Dortmund und<br />

Hamburg. Wenn auch jedes dieser Treffen eindrucksvoll war, so muß doch<br />

unser Dortmunder Treffen besonders erwähnt werden. Man glaubte sich in die<br />

ersten Jahre der Vertreibung zurückversetzt, so groß war der Anklang. Keiner<br />

der Säle faßte die erschienenen Kreisangehörigen, die mit Fluren, Treppenabsätzen<br />

und dem Platz vor dem Hause für die Gespräche vorlieb nehmen mußten.<br />

Offenbar haben die Möglichkeiten zum Besuch der Heimat den Zusammenhalt<br />

der Kreisgemeinschaft gestärkt. Leider kommt es aber vor, daß wir<br />

vielen jungen Kreisangehörigen nähere Fragen nach der engeren Heimat nicht<br />

beantworten können. Hier bitten wir insbesondere die älteren Kreisangehörigen,<br />

uns einfache Skizzen aus ihren Dörfern oder Straßen in den Städten anzufertigen<br />

und zu übersenden, aus welchen die Eigentümer und Bewohner der<br />

einzelnen Häuser herauszulesen sind. Wir sind für jeden Hinweis, auch für Angaben<br />

einzelne Häuser betreffend, dankbar. Dieses Material soll unsere Unterlagen<br />

über die Heimat vervollständigen. (Anmerkung der Redaktion: Mit der<br />

Betreuung unserer Heimatstube ist unser Lm. Klaus Beyer beauftragt. Siehe<br />

Seite 31.)<br />

Im abgelaufenen Jahr wurde unsere Zusammenarbeit mit dem neuen Patenkreis<br />

Schleswig-Flensburg vertieft. Der Vorstand hatte Gelegenheit, mit dem<br />

Kreisausschuß des Patenkreises die unsere Arbeit berührenden Fragen zu<br />

erörtern. Damit konnte die Basis gegenseitigen Verständnisses wesentlich verbreitert<br />

werden.<br />

Im Jahre 1976 wird der Kreis Johannisburg sich wiederum beim Bundestreffen<br />

der Landsmannschaft Ostpreußen zu Pfingsten in Köln treffen. Daneben<br />

finden die Treffen in Dortmund und Hamburg statt.<br />

Mit den besten Wünschen für alle Angehörigen des Kreises,<br />

10<br />

Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> 1976<br />

Ihr Gerhard Wippich,<br />

Kreisvertreter<br />

IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII<br />

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Bilder aus Kurwien am Niedersee<br />

Oben links: Die Gastwirtschaft Emil Klötzing mit der Postagentur Kurwien.<br />

Oben rechts: Die Volksschule in Kurwien.<br />

Unten: Blick auf den Niedersee. Im Vordergrund das Gasthaus Emil Klötzing<br />

Diese Aufnahmen sollen etwa im Jahr 1925 gemacht worden sein<br />

Aufgenommen vermutlich Ostern 1928. Wir sehen die Gastwirtschaft Klötzing und<br />

die Postagentur Kurwien. Davor steht der Postomnibus der Linie Kurwien — Johannisburg.<br />

Bei den Feuerwehrleuten stehen: Der Bauer Albert Duda, der Zimmermann<br />

Maschlanka, Wilhelm Krispin, Wilhelm Gronski, Schmiedemeister Darda steht hinter<br />

dem Bus. Vor dem Bus stehen: Eduard Smolinski, Emil Klötzing, Gastwirt und Posthalter,<br />

Gottlieb Kuschmierz, Postbeamter (mein Vater), Grete Herholz, Postangestellte,<br />

Frau Otilie Kempa, Olga Wölk, Frau Blasey. In der Bustür steht der Busfahrer<br />

Neubacher.<br />

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12<br />

Försterei Samordei<br />

Bucht bei Samordei Fotos K. Beyer<br />

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Eisfischerei auf unseren masurischen Seen<br />

Das ist sehr lange her. Mindestens 30 Jahre sind wir älter geworden.<br />

Bevor ich mich dem eigentlichen Thema zuwende, möchte ich vor allem unseren<br />

älteren Landsleuten in die Erinnerung rufen, daß bis zum ersten Weltkrieg<br />

auf unseren Seen die Maränen, d. h. die kleinen Maränen (Coregonus albula),<br />

mit dem großen Niewod in der Nähe ihrer Laichplätze gefangen und dann zumeist<br />

geräuchert zum Verkauf angeboten worden sind, ja sie sind sogar in das<br />

Reich bis nach Bayern exportiert worden. Aber auch andere Süßwasserfische<br />

wie Bressem, Döbel, Häslinge, Barsche, Plötze und Schleie haben den Weg in<br />

unsere Räucherkammern antreten müssen. Letztere hat die Hausfrau, wenn<br />

sie ein Gewicht zwischen eineinhalb und zwei Pfund besaßen, in zwei Hälften<br />

spalten müssen. Sie trieften von Fett, wenn sie warm die Räucherkammern auf<br />

unseren Böden verlassen hatten. Am ergiebigsten sind jedoch die Fänge meist<br />

im Winter gewesen, wenn die Fische infolge der Kälte sich auf den Seegrund<br />

zurückgezogen haben und dort recht unbeweglich gewesen sind. Vor 1914 haben<br />

die Fischer eines jeden Garnes sich zu Maschkopies zusammengeschlossen<br />

und sind von Pächter zu Pächter gezogen. Maschkopie soll von dem niederländischen<br />

Wort Maatschappij abgeleitet und von den holländischen Einwanderern<br />

eingeführt worden sein. Maatschappij ist eine Handelsgesellschaft,<br />

die ihre Einkäufe für die Zeit der Fischerei gemeinsam vorgenommen hat. Zu<br />

meiner Jugendzeit hat es diese wandernden Eisfischer nicht mehr gegeben.<br />

Anfang des neuen Jahres haben die Fischereipächter, z. B. Gustav Cytrich<br />

(Grabnick), Dworak (Steinberg), Ernst Schröder (Neumalken) u. a. die Dorfbewohner<br />

zur Eisfischerei aufgerufen. Kastenschlitten, die das gesamte Gerät wie<br />

Äxte, Eispickeln, Sägen Lederschürzen, Lederhandschuhe, Eissporen, das<br />

Zugnetz mit den zweifingerdicken Leinen, Treibstangen, Käscher, Fischwiegen,<br />

Zalankes, Stroh und die Babb sowie Kiefern oder Fichten aufgenommen<br />

haben, werden von den Fischern auf die meist schneebedeckte Eisfläche gezogen.<br />

Der Garnmeister, der in der Regel der Pächter ist, gibt die 1. Wuhne,<br />

das Einlaßloch, an und steckt auf seinem Rundgang die Chochelöcher mit den<br />

Choinkes ab. An diesen Stellen werden die Nadelbäumchen im Eis befestigt,<br />

um den Zugstangen die Richtung und den Dorfbewohnern die offenen Gefahrenstellen<br />

zu weisen. Drei bis fünf Mann durchbrechen mit Äxten und spitzen<br />

Eispiekeln (an einem etwa 60 cm langem Holzschaft befestigte geschmiedete<br />

Brecheisen) die mehr als einen halben Meter dicke Eisdecke, trennen nach<br />

den Durchbrüchen mit einer Säge oder den Eispiekeln ein mindestens 5 qm<br />

große Eisplatte heraus und schieben sie unter die 'Eisdecke in der dem Fischzug<br />

entgegengesetzten Richtung. Die anderen Gehilfen schlagen die mit den<br />

Choinkes gekennzeichneten Chochelöcher, die für das Weiterbewegen der<br />

Treibstangen mit eisernen Spezialgabeln erforderlich sind. Diese Arbeiten am<br />

Eis sind keineswegs einfach und leicht. Nach dem Räumen des Schnees und dem ersten<br />

Schlag entstehen ringförmig wie bei einem Steinwurf in ein ruhiges Gewässer<br />

die Regenbogenfarben in voller Pracht. Bei den weiteren Hieben splittert<br />

das Eis nur in kleinen Stücken ab. Werden nur Eispiekeln und Äxte verwendet,<br />

dann entsteht an der 1. Wuhne eine Rinne in Rechteckform. Endlich hat<br />

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13


S.<br />

Eine stille Ecke am Niedersee (1974)<br />

ein Stoß die Eisdecke durchbrochen, gurgelnd quillt das Wasser heraus und<br />

füllt die ganze Rinne. Bei jedem weiteren Schlag der Piekeln spritzt das Wasser<br />

weithin bis in die Gesichter. — Das Fischzuggebiet stellt ein Rechteck dar,<br />

das von dem Einlaßloch nach links und rechts jeweils 200 m und in der Tiefe<br />

etwa 500 bis 800 m groß ist. Die 1. Wuhne = Einlaßloch und die 2. Wuhne =<br />

Auslaßloch liegen sich in einer Entfernung von 500 bis 800 m gegenüber.<br />

Während ein Teil der Fischer mit dem Schlagen der Löcher beschäftigt ist, läßt<br />

ein halbes Dutzend Männer das hartgefrorene Netz mit der Kuttel, dem Fischsack,<br />

recht vorsichtig in das Wasser, wo es bald seine Beweglichkeit wieder<br />

erlangt. Der untere Rand des Netzes ist mit Tonringen oder dergl. beschwert,<br />

damit das Netz den Seegrund erreicht. Vor dem Einlassen muß das Netz mit<br />

Strohbinden am oberen Netzrand versehen werden. Erst wenn die Hälfte der<br />

Löcher geschlagen ist, beginnt die mühselige Arbeit des Netzaufstellens. Die<br />

Entfernung der Chochelöcher richtet sich nach der Länge der Treibstangen,<br />

die eine Maximallänge von 30 m haben. Sie sind fest mit den beiden dicken<br />

Zugleinen verbunden. Das Bewegen der Treibstangen von Chocheloch zu Chocheloch<br />

mit den Spezialgabeln erfordert große Erfahrung, da zu leicht die<br />

Treibstange von der gewünschten und erforderlichen Richtung abweicht. Am<br />

nächsten Chocheloch nimmt der dort wartende Fischer die Treibstange in<br />

Empfang, um sie weiterzubewegen. Wie schwierig diese Arbeit vor allem bei<br />

einer schneebedeckten Eisfläche ist, brauche ich nicht erst zu erwähnen. Ist<br />

die Treibstange nicht zu weit seitlich abgewichen, dann holt<br />

14<br />

Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> 1976<br />

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Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> 1976<br />

sie ein Fischer mit einem stark gebogenen, an der Spitze mit einem Haken<br />

versehenen Stock heran; andernfalls müssen links oder rechts Such- und Dirigierlöcher<br />

geschlagen werden, um der Treibstange die richtige Richtung zu<br />

geben. Das Drehen der Stangen an den Rechteckpunkten für die Richtungsänderung<br />

ist besonders schwierig. Ist die Treibstange an dem ersten Knickpunkt<br />

angelangt, wird die Zugleine herausgeholt und um die Babb gewickelt;<br />

das ist eine Tonne mit einer starken Mittelachse als Winde. Die Achse der<br />

Babb ist auf einem Schlittengestell montiert, das mit Eisäxten fest verankert<br />

ist. Durch diese Babb ist eine sechs bis acht Meter lange dicke Stange waagerecht<br />

gesteckt. Sechs Fischer mit Eissporen an den Stiefeln drehen unter<br />

Gesang und Kommandos diese Tonnen, bis die beiden Flügel des Netzes die<br />

ersten Eckpunkte des Rechteckes erreicht haben und gespannt sind. Dabei<br />

ächsen die Babb, die zweifingerdicken Zugleinen knarren, wenn sich die Fischer<br />

schweißtriefend um die Tonne bewegen. Ohne Eissporen läßt sich die<br />

schwere körperliche Arbeit nicht bewältigen. Mit denselben Babb wird das<br />

Netz in Abständen von 100 zu 100 Meter auf den Seitenlinien des Rechteckes<br />

vorwärts geschleppt, bis die Treibstangen an der 2. großen Wuhne, dem<br />

Aushubloch, gleichzeitig angelangt sind. Stellen die Fischer bei spiegelglatter<br />

Eisfläche fest, daß die aus dem Winterschlaf aufgescheuchten Fische aus<br />

dem Fanggebiet ausbrechen wollen, werden sie mit Trimps ins Netz zurückgetrieben.<br />

Wer kann es den Fischen verdenken, daß sie den Weg in die Freiheit<br />

suchen. Der Zug nähert sich seinem Ende. Viele Bewohner des Dorfes<br />

hat es aus Neugier und aus Lust an dem Trubel an das Aushubloch getrieben,<br />

aber alle hoffen, bei reichem Fang für Geld und gute Worte billig ein<br />

gutes Gericht Fische zu erstehen. Männer des Dorfes harren sehnsüchtig des<br />

Augenblickes, wenn das schwerwiegende Netz ihre Hilfskraft erfordern sollte.<br />

Die Flügel sind nun angekommen. Vier erfahrene Fischer haben sich zu je<br />

zwei postiert, um jeweils das Ober- und Untersims des Zugnetzes in Empfang<br />

zu nehmen, während die übrigen sich dahinterreihen. Griff zu Griff wird nun<br />

das Netz heraufgeholt. Der Schnee verwandelt sich von dem abtropfenden<br />

Wasser zu einer breiigen Masse auf dem Eis. Der Fischmeister selbst steht<br />

meist einige Schritte hinter der Wuhne an einem Eisloch, in dem er mit der<br />

Trimp, einer unten mit einem Strohbündel bewickelten Stange, eifrig auf und<br />

nieder stößt, um fliehende Fische in den am Ende des Netzes ausgebildeten<br />

Fischsack, die Kuttel, zu scheuchen. Dabei paßt er auf, daß die Simsen<br />

gleichzeitig eingeholt, die Falten des Netzes auseinandergezogen und die<br />

schon in Massen gegen die Flügel gestoßenen Fische zurückgeschüttelt werden.<br />

In dem aufgerührten Wasser der Wuhne tauchen die Rücken großer Fische<br />

auf, um blitzschnell wieder zu verschwinden. Nur noch zentimeterweise<br />

und unter Einsatz der Männer aus dem Dorf läßt sich das Netz heraufholen.<br />

Eine gewaltige Aufregung bemächtigt sich nun der Fischer und der Zuschauer.<br />

Die Lorbasse greifen nach den kleinen und größeren Fischen, die mit den<br />

Falten der Flügel herausgezogen und mit einem kurzen Ruck auf die freigelegte<br />

Eisfläche geschleudert worden sind. Bei dieser Gelegenheit ist einst<br />

mein Wissen dadurch wesentlich bereichert worden, daß ich erfahren habe,<br />

wo der Fisch die Läuse hat, indem mir der Fischzagel um die Ohren geschlagen<br />

worden ist. Nun liegen die Flügel auf dem Eise und der Sack<br />

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15


kommt zum Vorschein, der bei diesen Fischzügen sehr oft bis zum Rande gefüllt<br />

ist. Immer stärker wird das Gewimmel im Sack. Zumeist passiert es<br />

dann, daß große Hechte mit einem kräftigen Schwung aus dem Sack über die<br />

dunklen Rücken der dicht bei dicht stehenden Fischer auf die Eisfläche schnellen.<br />

Ich habe noch eine Kuttel gesehen, die mit farbigen Wollfäden in bestimmten<br />

Abständen gekennzeichnet worden ist, um die Masse an Fischen ablesen zu<br />

können, z. B. 40 Solanken, d. h. Tonnen von ca. einem Hektoliter Inhalt. Zuerst<br />

werden die Fische mit Käschern aus der prallen, zum Überlaufen gefüllten<br />

Kuttel geholt und in die Zalankes (Tragekörbe) oder Fischwiegen gefüllt. Der<br />

Rest muß bei einem reichen Fischfang auf das Eis geschüttet werden. Wenn<br />

es die Zeit und Tageszeit zulassen, wird der nächste Zug auf dem See abgesteckt<br />

und ausgeführt. So hat man den See abschnittweise abgefischt. Am<br />

Fischhaufen aber steht einer Wache, weniger der Menschen wegen als vielmehr<br />

der Krähen, Raben und Elstern, die in dichtem Schwarm vom Ufer herangezogen<br />

sind und zunächst aus dem Krauthaufen die kleinen Fische und<br />

allerlei Getier mit heftigem Geschrei, Gekrächze und Gezank herausziehen<br />

und vertilgen. Zu jedem Fischfang ist auch die Schiesel, eine Schilfrohrmatte<br />

zum Schutze gegen Wind, mit-geführt worden.<br />

Auch die Wuhnen sind mit Choinkes als Gefahrenstelle stets gekennzeichnet<br />

worden. Je nach der Witterung hat es Tage oder Wochen gedauert, bis an<br />

diesen Stellen die Eisdecke wieder tragbar geworden ist. Meist sind diese<br />

Bäumchen erst mit der Eisschmelze verschwunden.<br />

Da es Eiskeller, aber keine Kühlschränke oder Tiefkühltruhen in meiner Jugend-zeit<br />

gegeben hat, haben die Hausfrauen die preiswerten Fischsorten als<br />

Vorrat entweder gebraten und sauer eingelegt oder in die Räucherkammern<br />

zur Konservierung gehängt.<br />

Wer von uns hat sich damals nicht mit den Fischen übergegessen und oft genug<br />

gesagt: „Schon wieder Fisch?”, heute jedoch sehnen wir uns nach dem<br />

heimatlichen Leckerbissen aus unseren klaren und unverseuchten masurischen<br />

Gewässern. Die Eisfischerei mit den Grundnutzen hat gleichzeitig den<br />

Vorteil gehabt, daß unsere Seen von Wasserpflanzen gereinigt und vor dem<br />

Versumpfen und Zuwachsen bewahrt worden sind. Heinz-Georg Kondoch<br />

16<br />

Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> 1976<br />

<strong>Johannisburger</strong><br />

Heimattreffen '76<br />

Wir freuen uns auf ein Wiedersehen!<br />

Pfingsten 1976 in Köln<br />

5. Sept. 1976 Haupttreffen in Dortmund<br />

Reinoldi-Gaststätten<br />

26. Sept. 1976 Haupttreffen in Hamburg<br />

Haus des Sports, am U-Bhf. Schlump 16<br />

Näheres immer durch die Bekanntmachung<br />

im Ostpreußenblatt<br />

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Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> 1976<br />

Der Redakteur bittet um das Wort<br />

Auch ich nehme Gelegenheit, allen Empfängern unseres <strong>Johannisburger</strong><br />

<strong>Heimatbrief</strong>es Dank zu sagen für die überaus zahlreichen Spenden, liebe<br />

Landsleute! Besonders herzlich danke ich für die vielen Dankesbriefe, die<br />

mir ein Beweis der Anerkennung meiner Arbeit sind. Seit der Zusammenstellung<br />

des <strong>Heimatbrief</strong>es vom Jahre 1972 an hat sich zwischen zahlreichen<br />

Landsleuten und mir eine stattliche Anzahl von Korrespondenzen<br />

entwickelt.<br />

Ich habe mir Mühe gegeben, jeden Brief zu beantworten und hoffe, daß ich<br />

es auch in Zukunft tun kann.<br />

Der <strong>Heimatbrief</strong> 1976 sollte schwerpunktmäßig die Umgebung des Niedersees<br />

in unsere Erinnerung rufen. Die Auswahl der eingesandten Beiträge<br />

ist erfreulich. Mittlerweile hat sich ein stattliches Archiv von Erinnerungsfotos<br />

angesammelt. Deshalb wird der <strong>Heimatbrief</strong> auch immer allgemein<br />

das gesamte Kreisgebiet und hier und da auch die Nachbarkreise beinhalten.<br />

Erfreulicherweise konnten die Druckkosten noch auf dem Stand von 1975<br />

gehalten werden. Hoffentlich werden die Portokosten nicht wieder rapide<br />

steigen. Ohne die großzügigen und zahlreichen Spenden wäre die Herausgabe<br />

unseres <strong>Heimatbrief</strong>es unmöglich.<br />

Die <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong>e sollen neben den demonstrativen Treffen<br />

ebenso eines der Beweismittel unseres hoffentlich nie erlahmenden Eintretens<br />

und Gedenkens für unsere Heimat und unseren Kindern und Kindeskindern<br />

viele Jahre später noch zugänglich sein.<br />

In diesem Sinne grüße ich alle <strong>Johannisburger</strong> Landsleute<br />

Liebe Landsleute!<br />

Gerhard Bosk<br />

Immenweg, 2358 Kaltenkirchen-Oersdorf<br />

Ich wäre ein schlechter Kassenwart, wollte ich meine Landsleute nicht immer<br />

wieder auf die Notwendigkeit der Spenden hinweisen, die auch im vergangenen<br />

Jahr zur vollen Zufriedenheit uns zugeflossen sind. Wir benötigen jede<br />

Mark, vor allen Dingen für den <strong>Heimatbrief</strong>, der zu einem wichtigen Faktor in<br />

unserer Heimatarbeit geworden ist. Er wird nach den vielen, wiederholt gezeigten<br />

Beteuerungen bei allen Landsleuten, sowohl im Inland als auch im<br />

Ausland gern gelesen. Dieses letzte Bindeglied unter den <strong>Johannisburger</strong>n zu<br />

erhalten, sollte unser aller Anliegen sein.<br />

Ich bedanke mich im voraus für jede eingehende Spende<br />

Ihr Geldverwalter Walter Sagorski<br />

Brühler Straße 46 5000 Köln 51<br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

17


Bilder aus Dörfern um den Niedersee<br />

Die Schule in Grünheide. (Letzte Lehrerin Susann Bargstaedt, geb. Hermanni,<br />

sie stellte die Fotos zur Verfügung) (1944)<br />

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Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> 1976<br />

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Grünheide hat genesende Soldaten<br />

aus Ublik aufgenommen.<br />

Die Schulkinder stehen Spalier<br />

(1944)<br />

Anmerkung: Die Schüler aus<br />

Grünheide treffen sich jedes<br />

Jahr Anfang November in Ahrensburg.<br />

Evtl. Anfragen an<br />

Frau Susanne Bargstaedt, 2<br />

Hamburg 70, Tempelhofer<br />

Ring 8g


Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> 1976<br />

Die Schule in Kreuzofen/Niedersee (etwa 1900 erbaut)<br />

Böttcher Skowski, Kreuzofen<br />

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19


Gab es das wirklich einmal?<br />

Von Revierförster i. R. Schubert, früher Breitenheide<br />

So wird bestimmt ein großer Teil der Leser fragen, wenn er meinen Bericht<br />

gelesen hat. Doch, doch! Das hat es gegeben, so unwahrscheinlich es vielleicht<br />

auch klingen mag und es einige für Übertreibung oder gar Jägerlatein<br />

halten sollten.<br />

So lange ist es nämlich noch gar nicht her, sonst würde ich es ja nicht berichten<br />

können. Nur etwas mehr als 30 Jahre. Sicher leben auch noch einige<br />

Wenige, die es bestätigen können oder gar miterlebt haben.<br />

In fast genau der Mitte der <strong>Johannisburger</strong> Heide, rundherum um das kleine<br />

Dorf Breitenheide ereignete sich 1923 24 eine kleine Naturkatastrophe:<br />

etwa 10 000 ha Kiefernhochwald wurde von einem Insekt, der Kiefernforleule,<br />

so gut wie kahl gefressen. Übrig blieben lediglich einige Stangenholzreste,<br />

die gerade vorhandenen 10- bis 15jährigen Dickungen und die eingesprengten<br />

Laubhölzer, in der Hauptsache Birken.<br />

Nachdem die nun abgestorbenen oder absterbenden Kiefern geschlagen,<br />

verkauft und abtransportiert waren — eine Masse von ca. einer Million<br />

Festmeter —, glich das ganze betroffene Gebiet einer afrikanischen Steppe,<br />

auf der die Birken wie Affenbrotbäume verstreut waren. Unter Einsatz nur<br />

irgendwie erreichbarer Arbeitskräfte (Kraftmaschinen waren zu der Zeit in<br />

Ostpreußen eine Seltenheit) wurde die ganze Fläche in zwei Jahren wieder<br />

aufgeforstet, systematisch durch-<br />

20<br />

Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> 1976<br />

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Erlegter Wolf in Breitenheide<br />

von Revierförster Schubert


Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> 1976<br />

zogen mit 50 Meter breiten Feuerschutzschneisen, die teils zur landwirtschaftlichen<br />

Nutzung freigegeben, teils als Wildäcker, die von der Forstverwaltung<br />

mit Lupine, Seradella, Buchweizen, Topinambur, Waldstaudenroggen oder<br />

Kartoffeln bestellt wurden. Neben den schon vorhandenen kleineren Seen hatten<br />

sich in jeder Bodensenke mehr oder weniger große Tümpel gebildet, da ja<br />

der Wald für die Aufnahme der dort reichlichen Niederschläge fehlte.<br />

Hier fand sich nun eine ungewöhnlich starke Vogelwelt ein, darunter auch das<br />

Birkwild, dem mein Bericht in der Hauptsache gewidmet sein soll.<br />

Diese enorme Kahlfläche von schon genannter Größe muß sich der Leser ungefähr<br />

so vorstellen: Nord/Süd-Ausdehnung etwa acht bis zehn Kilometer. Im<br />

Süden vom Wiartel- und einem Teil des Niedersees, im Norden noch ein bis<br />

zwei Kilometer über die Bahnstrecke Ortelsburg—Johannisburg hinaus. Die<br />

Abgrenzungen im Osten und Westen etwa fünf bis sechs Kilometer voneinander<br />

entfernt. Verwaltungsmäßig waren das ganze Forstamt (damals noch<br />

Oberförsterei genannt) Breitenheide und Teile derjenigen von Rudczanny,<br />

Guscianka und Johannisburg betroffen.<br />

Wie weit — und ob überhaupt — in diesem Gebiet Birkwild vor 1923 vorhanden<br />

war, weiß ich nicht zu sagen. Ich möchte aber annehmen, daß dies kaum<br />

der Fall gewesen sein dürfte, da die reinen Kiefernbestände ohne wesentliche<br />

Bruchflächen diesem keine Lebensbedingungen bieten. Sonst war es aber in<br />

einigen Gegenden Ostpreußens anzutreffen; u. a. auf dem Heeresgelände um<br />

Arys als dem nächstgelegenen. Nach 1925/26 fand es sich jedenfalls erst in<br />

kleinerer Zahl und immer stärker ein. Ob es nun von weit herkam, von Polen,<br />

Kurland oder aus den Nordstaaten Schweden und Finnland zuwanderte, ist<br />

nicht erwiesen, wohl aber anzunehmen. Und dann hat es sich in den ersten<br />

Jahren wohl auch durch Brut stark vermehrt. Ich selbst habe oft Gelege festgestellt<br />

und Gesperre von jungem Birkwild beobachten können. Es waren ja<br />

auch ganz ideale Lebensbedingungen entstanden: Beeren aller Art, vor allem<br />

Preisel-, Moos-, Heidel- und Rauschbeeren konnten sich bei der erhöhten<br />

Feuchtigkeit und der intensiven Sonneneinwirkung um vieles besser entwickeln<br />

und waren auch reichlich vorhanden. Auch die verschiedensten Gräser<br />

und Kräuter hatten sich aus dem gleichen<br />

Grunde vermehrt eingefunden. Vor allem wurden aber die vielen einzelstehenden<br />

Birken zu vermehrtem Fruchtansatz angeregt, wodurch für das Birkwild<br />

die Winteräsung gesichert war.<br />

21<br />

Die Wintermonate waren es nun auch, in denen man einen Überblick bekam,<br />

wieviel etwa vorhanden war, obwohl m. W. niemals der Versuch gemacht<br />

worden ist, es zu zählen oder wenigstens zu schätzen. Andererseits kann ich<br />

mich aber noch recht gut besinnen, daß ich dies in meinem Dienstbezirk<br />

(1200 ha) versucht habe. Gar so schwer war das gar nicht. Denn sobald der<br />

Schnee die Bodenäsung verhinderte, hielt sich das Birkwild fast ausschließlich<br />

auf den Birken auf. Obwohl man nie näher als bis auf 200 bis 300 Meter herankam,<br />

ließen sich die schwarzen Punkte auf dem Glase ziemlich genau zählen.<br />

So habe ich mehrmals an einem Tage bis zu 150 Stück einwandfrei bestätigen<br />

können. Es wäre nun kein schwieriges Rechenexempel, davon die Stückzahl<br />

für die ganze Fläche herzuleiten. Das wäre natürlich völlig falsch. Bekanntlich<br />

ist Birkwild ja besonders<br />

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21


scheu und vorsichtig, weshalb es sich auch vorwiegend im Zentrum dieses<br />

Gebietes (mein Dienstbezirk lag etwa in der Mitte) aufhielt. Wenn ich nun<br />

eine Zahl nenne, so habe ich diesen Umstand berücksichtigt. Ich schätze,<br />

daß im Jahre 1931 ein Bestand von ca. 500 Stück vorhanden gewesen sein<br />

dürfte. Eine Zahl, die mir vielleicht mancher nicht glauben wird. Ich habe<br />

aber absolut keine Ursache zu übertreiben!<br />

Neben den erwähnten günstigen Äsungsverhältnissen — einschließlich der<br />

bewirtschafteten Feuerschutzstreifen — bestanden auch besonders gute<br />

Brutverhältnisse. Um das genannte Jahr 1931 waren die durchschnittlich<br />

fünfjährigen Kiefernkulturen (vorwiegend Saat) etwa kniehoch. Gräser und<br />

Kräuter — besonders das Heidekraut — hatten vielweise die gleiche Höhe<br />

und eine Dichte, daß man oft Mühe hatte hindurchzukommen. Fuchs war<br />

wenig vorhanden, Dachs sogar selten. Von den Greifvögeln, die zwar alle<br />

vertreten waren, drohte dem Birkwild infolge der guten Deckung auch keine<br />

große Gefahr. Dazu ist es auch viel zu wachsam, und in der Fluggeschwindigkeit<br />

dürfte es den Fasan noch übertreffen. Und der Mensch? In<br />

diesem Falle der Jäger? Sicher hätte der die Möglichkeit gehabt, es z. B.<br />

während der Balz stark zu reduzieren. Aber da war vorgebeugt! Für jeden<br />

Jagdausübungsberechtigten waren höchstens zwei Hähne pro Jahr freigegeben<br />

und eine begrenzte Zahl für Gäste. Ich glaube, daß jährlich nicht<br />

mehr als 30 bis 40 Hähne erlegt worden sind. Die meisten während der<br />

Balz, einige bei den Herbstjagden.<br />

Nun noch einiges über die Birkhahnbalz. Auch davon werden sich die wenigsten<br />

Leser eine Vorstellung machen können. Ich habe in meinem Jägerleben<br />

nur dort und zehn Jahre später noch einmal in Polen dazu Gelegenheit<br />

gehabt. Ich kann deshalb nicht beurteilen, wie eine „normale” Balz<br />

aussieht. Wie sie sich zu der Zeit in der <strong>Johannisburger</strong> Heide abspielte, so<br />

wird sie sicher sehr selten jemand erlebt haben. Oder wer hat es schon<br />

gehört, wenn noch während der Dunkelheit so 50 bis 100 Hähne zu „dudeln”<br />

anfangen? Ein anhaltendes, monotones „du—lulu—lu”. Und wohl<br />

meist von erhöhter Warte, ihren Schlafbäumen aus; bei Wind-stille kilometerweit<br />

zu hören. Etwa 10 bis 20 Minuten lang, um dann wie auf ein geheimes<br />

Kommando urplötzlich zu verschweigen.<br />

Und dann kamen sie an! „Wupp”, der erste. „Wupp”, der zweite. Mit diesem<br />

„Wupp” fielen dann so nacheinander an die zehn Hähne auf dem Balzplatz<br />

ein,<br />

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Suchanzeige<br />

Wer besitzt ein Foto von Superintendent Skierlo, Johannisburg, und<br />

übersendet es mir als Einschreiben zwecks Reproduktion für die<br />

Familien-Chronik?<br />

Rücksendung erfolgt per Einschreiben. Unkosten werden erstattet.<br />

Ulrich Skierlo, 2 Hamburg 54, Eidelstedter Dorfstraße 20<br />

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um nach einer kleinen Sicherungspause mit dem Spiel zu beginnen. Man<br />

wußte gar nicht, wo man zuerst hinsehen sollte. Einige zum Greifen nahe.<br />

Überall ein „Zischen” und „Kullern” und dazu von weit her das Trompeten<br />

der nun auch erwachenden Kraniche. Und dann der Sonnenaufgang! Wer<br />

ihn im Osten nicht erlebt hat, weiß nicht, wie schön er sein kann.<br />

Auch die Beobachtung und Erlebnisse während der Balz gaben Aufschluß<br />

über die Stärke des vorhandenen Bestandes. Allein in meinem Bezirk gab<br />

es wenigstens fünf gute Balzplätze und eine ganze Anzahl kleinerer, die<br />

sich gar nicht alle feststellen ließen, auf denen aber auch jeweils zwei bis<br />

drei Hähne balzten. Die gleichen Verhältnisse hatten die beiden Nachbarbezirke<br />

P. und J., während sie in den anderen sechs nicht ganz so gut waren.<br />

Das Verhältnis Hahn-Henne wird etwa 2:1 gewesen sein. Ich möchte deshalb<br />

glauben, daß meine Schätzung eher zu niedrig als zu hoch ist.<br />

Wie lange sich der Bestand an Birkwild in der Höhe gehalten hat, kann ich<br />

nicht sagen. Mit dem Heranwachsen der Kulturen und dem gleichzeitig damit<br />

verbundenem Wiederverschwinden der erwähnten kleinen Tümpel, wird<br />

es im Laufe der Jahre wohl auch wieder ganz oder bis auf kleine Reste abgewandert<br />

sein. Heute werden ihm die nun 35 36jährigen, reinen Kiefernstangenhölzer<br />

kaum noch Lebensbedingungen bieten.<br />

Das waren zwei schöne Jahre meines Jägerlebens. Es folgten andere, auch<br />

nicht gerade ereignisarme, aber doch ganz anderer Art. Wird es Herbst, höre<br />

ich noch immer den Brunftschrei der Hische in der Ramucker oder der<br />

Osteroder Heide. Kommt das Frühjahr, dann bin ich in Gedanken wieder bei<br />

den vielen Birkhähnen in der <strong>Johannisburger</strong> Heide. Unvergessenes Ostpreußen!<br />

—<br />

Winter in Masuren<br />

Schlittenpartie von <strong>Johannisburger</strong> Oberschülern nach Wiartel<br />

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Schlittenpartie 1938 nach Wiartel (Arbeitsdienstführer aus Johannisburg.<br />

Im Kurhaus Krisch wurde ein anständiger „Aufwärmer” genommen)<br />

Johannisburg im Winter<br />

Am Pissek (Galinde)<br />

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Die Holzbrücke<br />

Am Pissek Fotos Erdmute Leuner, geb. Kaups<br />

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Eine verschworene, fidele Gemeinschaft (<strong>Johannisburger</strong> Oberschüler)<br />

Gehlenburg — Wer kennt sich wieder?<br />

1924. Die Namen, die mir noch in Erinnerung sind. 1. Reihe sitzend von<br />

links: Unbekannt, unbekannt, Kurt Wiemer, ? Koslowski, unbekannt, Janello,<br />

unbekannt, Riedzewski. 2. Reihe sitzend von links: Hedwig Puppick,<br />

Hildegard Paschereit, Neumann?, Ursel Jankowski, Helene Pokroppa, Anneliese<br />

Grünberg, Ilse Grünberg, Hilde Born (Vater war bei der Post), Ella<br />

Braun (Mühle Kosuchen?), Ella<br />

Jakelski, Elfriede Zepanneck, Käthe Sombrowski, Vera Puschke. 3. Reihe<br />

stehend von links: Grete Fischöder, Lotte Okrongli, Fischöder, Rosan, Eppart<br />

(Ebhardt), unbekannt, unbekannt, Kurt Henseleit, unbekannt. 4. Reihe<br />

von links: Herr Scheffler (Lehrer), Neumann?, unbekannt, unbekannt, Farin?,<br />

unbekannt, Zigarrek?, Günther Hernring, Hildegard Hoppe, Erna<br />

Beck?, Minna Klein?, Hildegard Salomon, unbekannt.<br />

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Bilder aus Mittenheide<br />

Aufnahme 1972 Mittenheide. Haus der Wilhelm Grzybowski (Jetzt Schule)<br />

Masurisches Torhaus<br />

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Von links nach rechts: Agnes Skorzik, Herta Rattay, Fr. Lange, Martha Nowitzki,<br />

Fr. Skibba, Hedwig Suchodolski, Lisbeth Schillak, Optatzi<br />

Martha Murschall, Käte Jegodka, Waltraut Schiwy, Erna Grzybowski, Irmgard<br />

Murschall, Alma Jegodka, Agnes Skorzik, Hedwig Murschall<br />

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Mittenheide 1931 — Abschiedsfeier von Lehrer Probol<br />

Gertrud Witt, Liesa Klimmek, Frieda Koslowski, Martha Rzadkowski, Herta<br />

Kuschmirz, Herta Rzadkowski, Ida Sobottka, Frieda Skorzinski, Lotte Bendig, Christa<br />

Schück, Martha Murschall, Lina Ammon, Ida Banasch, Ilse Brux, Gertrud Rattay,<br />

Frieda Buri, Erna Bialowons, Erna Grzybowski, Erna Goronzy, Frieda Salewski, Bialowons,<br />

Spanka, Roch, Karl Nowitzki, Alfred Pawelzik, Paul Skorzinski, Karl Schiwy,<br />

Gerhard Klimmek, Kurt Grzybowski, Emil Kibelka, Walter Hildebrand, Karl Elsner<br />

Ostpreußischer Humor<br />

Das ist nun mal so unter Skatbrüdern. Sie wollen gewinnen, alle. Der Kämmerer<br />

Uredat spielt mit zwei jüngeren Gespannknechten an einem Sonntagnachmittag<br />

so einen richtigen Dreimännerskat. Nach einer Weile kommt sein<br />

Freund, der Burblies, vorbei, bleibt jedoch stehn, da er beobachtet, wie die<br />

beiden jungen Knechte sich jeweils bücken und unter dem Tisch Karten austauschen.<br />

Er winkt den Uredat zu sich heran, um ihn leise über seine Skatbrüder<br />

aufzuklären. Doch der Uredat ist über das Gehörte keineswegs unwillig.<br />

Im Gegenteil! Lächelnd belehrt er seinen Freund: „Laß man sein! Wenn<br />

die beiden Bonskes unterm Tisch de Karten austauschen, klau ich ihnen auffem<br />

Tisch de Dittchens.”<br />

In einem Dorf stand eine Oma in der Küche, die zum Hof hinausführt, am<br />

Herd und briet Wurst in der Pfanne. Plötzlich erschien ein Betller und bat um<br />

eine Kleinigkeit. Die Altchen ließ Wurst Wurst sein und ging in die gute Stube,<br />

um ihm ein Dittchen zu holen.<br />

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Als sie zurückkam, war der Bettler verschwunden — wie vom Erdboden verschluckt;<br />

aber mit ihm auch die ganze schöne Bratwurst, die in der Pfanne<br />

gekrischelt hatte.<br />

Oma geriet in Hitze und schimpfte: „Na, ist denn das die Menschenmöglichkeit!<br />

Der krätsche Kerl, der! Opa, komm, Diebe!”<br />

Opa saß gerade in seinem Lehnstuhl und las im Kreisblatt. Gemächlich schritt<br />

er zur Küche: „Wo brennt's denn, Minchen?”<br />

Ohmchen überschlug sich mit Worten; als sie endlich ihren Bericht beendet<br />

hatte, sagte der alte Ostpreuße: „Die ganze fette Wurst hat er mitjenommen?<br />

Das verträgt der Magen nich. Lauf ihm nach, Minchen, und bring ihm Brot!”<br />

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Nu aber Schluß!<br />

Dreimal kam de Bertche zu frieh auße Schul,<br />

dreimal ließ de Lehrersche sagen,<br />

se solid sich mal waschen mit Wasser und Seif,<br />

da platzd de Muttche der Kragen.<br />

Se huckd sich hin und se nahm dem Blei,<br />

dem Busen vol Zorn und voll Rache:<br />

„Geehrtes Freilein! Ich schreibe Sie in eine<br />

betreffende Sache.<br />

De Bertche, die stinkt? Da lacht ja de Katz,<br />

und de Kuh, de rotbunte, kichert!<br />

Nu reißt mir der Zwirn, denn Ihnen hat<br />

bestimmt der Kurrhahn geschichert!<br />

Sie is wohl e Druckknopf im Kopp geplatzt,<br />

und nun blakt bei Sie der Zilinder?<br />

Was stecken Se Ihre vornehme Nas<br />

in andere Leit ihre Kinder!<br />

Se denken emmend bei Ihr hohes Gehalt,<br />

ich werd vor Sie mir verkriechen?<br />

Belernen sollen Sie meiner Mergell.<br />

belernen! Und nich beriechen!<br />

Und wenn Sie ihr noch mal beriechen tun —<br />

das wurmt mir im Herz wie e Stachel! —,<br />

das sag ich Sie heeflichst, denn hat es gebumst,<br />

Sie feinstreif’ge, pröss'ge Rachachel.<br />

Denn schick ich Sie meinem Mann aufem Hals,<br />

im Gutens nicht mehr, nei, im Beesen,<br />

denn sind Se bestimmt, das sag ich Sie,<br />

de längste Zeit Freilein gewesen!”<br />

www.Kreis-Johannisburg.de<br />

Alfred Lau


Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> 1976<br />

Unsere Heimatstube, ein Hort für unersetzliche Erinnerungsstücke<br />

... Ich bin am 15. 5. 1890 geboren und warte, daß mich Gott abruft. Meine<br />

ostpreußischen Angehörigen leben nicht mehr, und so gebe ich gern<br />

meine Erinnerungen in heimatliche Hände."<br />

Mit diesen schlichten Worten sandte Frau Gertrud Gehritz, geb. Sefzik, aus<br />

Johannisburg ihre mit viel Liebe zusammengestellte Sammlung von Erinnerungsstücken<br />

aus der Heimat an unsere Redaktion. In unserer Heimatstube<br />

in Flensburg werden wir diese unersetzlichen Dokumente der Liebe<br />

und Treue zum Land unserer Vorfahren aufheben und so vor einem Verlust<br />

bewahren, um sie der Nachwelt zu erhalten.<br />

Diese beispielhafte Tat soll allen unseren Landsleuten in Erinnerung rufen,<br />

daß wir mit unserer Heimatstube eine Stätte besitzen, die wie kein anderer<br />

Platz geeignet ist, Erinnerungsstücke aus der Heimat aufzubewahren und<br />

interessierten Menschen zur Besichtigung zugänglich zu machen.<br />

Sicherlich wird manches unersetzliche Erinnerungsstück unwiederbringlich<br />

in einer Versenkung verschwunden sein, weil z. B. nachfolgende Generationen<br />

keine Beziehung mehr haben zu den alten Büchern, Fotos, Zeitungen,<br />

Wandbildern, Diplomen, Vereinswimpeln, Geweihen, Krügen,<br />

Schüsseln, Taufbechern usw. Es ist schade um jedes Stück, das denen,<br />

die es von Zuhause mitgenommen hatten, ein Stück Heimat war, nunmehr<br />

achtlos irgendwo herumliegt oder womöglich bedenkenlos im Müll landet.<br />

Auch wertvollere Stücke sollte man zunächst der Kreisgemeinschaft anbieten,<br />

bevor man sie zu irgendeinem Händler bringt.<br />

Unsere Heimatstube bietet ausreichend Platz. Mögen Sie alle der Kreisgemeinschaft<br />

beim Aufbau einer repräsentativen Sammlung mithelfen, dann<br />

kann es gelingen, in diesen vier Wänden die Erinnerung in ihrer Vielfalt lebendig<br />

zu er-halten und insbesondere der Jugend ein vielschichtiges<br />

Bild unserer ostpreußischen Heimat zu vermitteln.<br />

Zugedachte Erinnerungsstücke bitte ich an mich unter der Anschrift 2000<br />

Hamburg 63, Josthöhe 43,<br />

zu getreuen Händen zu senden.<br />

Klaus Beyer<br />

Kustos f. d. Heimatstube<br />

Verlag: Kreisgemeinschaft Johannisburg<br />

in der Landsmannschaft Ostpreußen e. V.<br />

Für den Inhalt verantwortlich: Kreisvertreter Gerhard Wippich, Everhardstraße 54,<br />

5000 Köln 30<br />

Redaktion: Gerhard Bosk, Immenweg, 2358 Oersdorf<br />

Druck: Evert-Druck, Haart 224, 2350 Neumünster, Telefon 0 43 21 / 4 27 58<br />

Bilder, die nicht in diesen <strong>Heimatbrief</strong> aufgenommen werden konnten, werden 1977<br />

veröffentlicht. Die Redaktion.<br />

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Niedersee-Fahrt.<br />

Gerhard Wydra, Sohn des<br />

Fleischermeisters Wydra aus<br />

Nieden malte dieses Aquarell<br />

(Ausstellung verschiedener<br />

Masuren-Aquarelle in Hamm,<br />

Raiffeisenbank)<br />

An der Schleuse hat geendet Beldahns bilderreiche Fahrt,<br />

Und mit Interesse wendet man den Blick zur neuen Art.<br />

Groß und kleiner Gußien führen als ein hold Geschwisterpaar,<br />

Reich geschmückt mit Waldperlschnüren nach Rudczanny offenbar<br />

Feierlich wird uns zu Mute, denn es naht das „goldne Tor”,<br />

Und im Hintergrunde flutet jetzt der Niedersee hervor.<br />

Leuchtend, schimmernd, wie ein Demant liegt er da — so unberührt,<br />

Wie, — wenn rasch erwachend jemand die erstaunten Augen führt.<br />

Sieben Inseln, ihn zu schmücken gab Natur, die reiche, gern,<br />

In stets neuer Form entzücken sie bald nahe uns, bald fern.<br />

Reizvoll, wechselnd ist der Ausblick über See und über Land,<br />

Darum hat der Niederseeblick auch mein ganzes Herz gebannt.<br />

L. L.<br />

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Sportverein Wolfsheide (Osziwilken) etwa 1922<br />

Freiwillige Feuerwehr Gurra (Gebürge)<br />

Untere Reihe von links: Schwieck, Fritz Sulimma, Robert Zimmek, Gustav Kossik,<br />

Fritz Görke, Gottlieb Salamon, Johann Ueckert (Brandmeister), Rudolf Salamon.<br />

Obere Reihe von links: Fritz Petelski, August Ueckert, Ernst Kroll, Robert Waschzenski,<br />

Gustav Baginski<br />

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