Johannisburger Heimatbrief 1976.
Johannisburger Heimatbrief 1976.
Johannisburger Heimatbrief 1976.
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> 1976<br />
Kreis<br />
Johannisburg<br />
Weg zum Badeplatz des Dorfes Nieden<br />
Heimat im Osten<br />
Es ist schwer<br />
dich wiederzufinden<br />
auf den zweiten Blich<br />
bist du die alte<br />
unvergessene Heimat<br />
Landsmann<br />
fährst du heim<br />
JOHANNISBURGER-<br />
HEIMATBRIEF 1976<br />
=====================================<br />
verschließe die Augen in den Städten<br />
öffne sie in unseren Dörfern<br />
weit<br />
du bist wirklich daheim<br />
das Land<br />
der Wald<br />
das Wasser<br />
wo kann es schöner sein<br />
G. Wydra<br />
www.Kreis-Johannisburg.de
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> 1976<br />
www.Kreis-Johannisburg.de
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> 1976<br />
Masuren.<br />
Masuren, das Land der tausend Seen, im<br />
südlichen Teile Ostpreußen, gelegen, zeichnet<br />
sich durch seine Höhenlage und charakteristische<br />
Bodengestaltung aus. Im Gegensatz<br />
zu Litauen das weite Ebenen aufweist<br />
und in den Niederungen sich nur wenige<br />
Meter über dem Meeresspiegel erhebt,<br />
nimmt es für sich an 11.000 qkm des baltischen<br />
Höhenrückens in Anspruch, und dieser<br />
Höhenrücken, bis zu 200 m ansteigend,<br />
weist Hügel und Täler der verschiedenartigsten<br />
Gestaltung in gar großer Zahl auf. Die<br />
großen Masurischen Seen, vom Mauer-, Löwentin-<br />
und Spirdingsee bis zum hufeisenförmigen<br />
Niedersee, sind noch 117 m über<br />
dem Ostseespiegel liegend, in eine tiefer<br />
liegende Hochebene (Senke) eingeschlossen<br />
und bedecken eine Fläche von 500 qkm.<br />
Der eigenartige Reiz des Masurischen Seengebiets<br />
liegt in dem Auge so wohltuenden<br />
reichen Wechsel zwischen bewaldeten Höhen<br />
und vielgestaltigen Seen. Hier schweift<br />
das Auge über sich mächtig weitende, blinkende<br />
Flächen, dort sieht es größere oder<br />
kleinere Inseln der Flut entsteigen, oder es<br />
blickt auf langgestreckte, sich bald links,<br />
bald rechts windende flußartige Seen, die in<br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
ihrer Charakteristik sehr wohl den größten<br />
deutschen Strömen zur Seite gestellt werden<br />
könnten. Fast immer steigt der Wald,<br />
bald Laub-, bald Nadelholz, von den Höhen<br />
bis zum Seespiegel herab, so daß in der klaren<br />
Flut Lichtbilder der köstlichsten Art entstehen.<br />
Wo die Berge zurücktreten und die<br />
Ufer sanft abfallen, hat man freie Ausblicke<br />
in das weite Land und auch das gewährt<br />
Abwechselung und Genuß.<br />
„Die dunkeln Forsten, die sich auf malerisch<br />
ansteigenden Seeufern in den klaren, blauen<br />
Fluten spiegeln, wie waldumkränzte Hügel<br />
und Berge, welche die Täler lieblicher Flüsse<br />
und Bäche säumen, erhöhen den Reiz der<br />
wechselnden Bilder, die das malerische Ineinandergreifen<br />
von Höhen und Seen hervorgerufen<br />
hat” (Masuren, Eine Landes- und<br />
Volkeskunde von Dr. Albert Zweck). Wer<br />
bisher nur altbekannte- Touristengebiete<br />
besucht hat, weil er der Ansicht war, daß<br />
nur die Majestät der Alpen oder des Meeres<br />
,den Naturfreund erfreuen kann, wird erstaunt<br />
sein, hier in der schlichten Einfachheit<br />
so viel Anmut und Schönheit zu finden.<br />
Bereits die Deutschen Hochmeister bekundeten<br />
ihr lebhaftes Interesse für dieses<br />
traumverlorene Gebiet, indem auf ihre Veranlassung<br />
durch künstliche Anstauung der<br />
Seen Fahrstraßen hergestellt wurden. Friedrich<br />
der Große ließ die großen Seen alsdann<br />
durch Kanäle miteinander verbinden und die<br />
100 km lange Wasserstraße schaffen. Der<br />
im Bau begriffene Masurische Schiffahrtskanal<br />
wird demnächst eine schiffbare Verbindung<br />
mit denn Pregelherstellen und das<br />
Dornröschen so aus seinem tausendjährigen<br />
Schlaf erwecken. Von den preußischen<br />
Königen war es Friedrich Wilhelm IV.,<br />
der, Masuren besuchend, mit einem Segelboot<br />
wiederholt die Seen befahren, und dabei<br />
auf die eigen-artige Schönheit derselben<br />
besonders aufmerksam gemacht hat.<br />
Die Zahl der Masurenfreunde wächst ja erfreulicher<br />
Weise auch von Jahr zu Jahr.<br />
Zur Einführung in das Land der 1000 Seen<br />
sei hier der Masurische Sängergruß vorangestellt:<br />
Treu unser Herz,<br />
Wahr unser Wort,<br />
Deutsch unser Lied,<br />
Gott unser Hort!<br />
Wo man so echt deutsch empfindet, fühlt<br />
sich auch der Fremde wohl; und er stimmt<br />
wohl gerne mit ein in das Masurenlied, das<br />
im Masurenlande von alt und jung hoch<br />
gehalten wird:<br />
1
Die Masurischen Seen.<br />
Von Königsberg aus wählt der Tourist, um<br />
nach Lötzen, dem vornehmsten Ausgangspunkt<br />
der Dampferfahrten, zu gelangen,<br />
zweckmäßig den um 6:22 Uhr vom Südbahnhof<br />
abgehenden Personenzug. Dieser<br />
gebraucht zur Fahrt nur 2 ¼ Stunden.<br />
Die fast 500 qkm großen Seen, 117 m über<br />
dem Ostseespiegel liegend, sind durch<br />
schiffbare Kanäle zu einer über 100 km langen<br />
Wasserstraße ausgebildet worden.<br />
Nächst der Meeresküste ist sie mit der landschaftliche<br />
Stolz von Ostpreußen. Jeder klare<br />
Gebirgssee, jeder als „blau” öder „grün”<br />
besungene Fluß verliert an Aussehen, sobald<br />
Regengüsse herniedergehen und denselben<br />
Schlammassen zuführen. Die Mastirischen<br />
Seen nicht. Ihr Wasser ist stets rein und<br />
kristallklar. Demzufolge findet der Himmel:<br />
er möge mit zarten Lichtwölkchen bedeckt<br />
sein oder ungetrübt blau erscheinen, es möge<br />
sich schweres Gewölk auftürmen und<br />
zuckende Blitze herniedersenden, in den<br />
ausgedehnten Wasserspiegeln stets ein unverändertes,<br />
getreues Abbild. Daher gewährt<br />
auch fast jede Fahrt einen andern<br />
Genuß. Und noch etwas, was in unserer hastenden,<br />
nervösen Zeit nicht hoch genug<br />
veranschlagt werden kann: die märchenhafte<br />
Ruhe, die über den Seen ausgebreitet<br />
liegt und den Fremden schmeichelhaft umfängt.<br />
Allemal ist's ein Ereignis, wenn man<br />
bei einer Fahrt einem andern Fahrzeug begegnet.<br />
Dafür begleitet uns getreu ein üppiger<br />
Wald, nur ab und zu an den hohen Steilufern<br />
Holzablagen Platz machend (Beldahnund<br />
Niedersee). Diese sehen so aus, wie<br />
frisch abgebaute Sandsteinfelsen. Die zahl-<br />
2<br />
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> 1976<br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
reichen Ausbuchtungen, der Inselreichtum,<br />
das Sichweiten zur mächtigen Breite und der<br />
Übergang der Seen zum flußartigen Charakter<br />
bewirken dann, daß die Aufmerksamkeit<br />
der Reisenden rege bleibt. —<br />
Wie der aus dem Reiche in Lötzen eintreffende<br />
Fremde den Seenbesuch beginnen, ob<br />
er sich einen der im V. Teile dieses Führers<br />
aufgezählten Reisepläne zunutze machen<br />
soll, hängt von Umständen ab. Bei zweifelhaftem<br />
Wetter wird es sich empfehlen, zunächst<br />
die Umgebung der Stadt, den Stadtwald<br />
mit seinen Karpfenteichen und der<br />
aussichtsreichen Wilhelmshöhe kennen zu<br />
lernen. Die Niederseefahrt lege man so, daß<br />
sie uni 1 Uhr beginnt und dann in Rudczanny<br />
übernachtet wird. Von Rudczanny aus<br />
darf der Besuch des Cruttinflusses nicht unterlassen<br />
werden, weil' sich sonst der Gast<br />
mit des Schönsten berauben würde, was die<br />
„<strong>Johannisburger</strong> Heide” dem Naturfreunde<br />
bieten kann. Auf dem Mauersee wäre die<br />
Fahrt so einzurichten, daß sowohl der Gräflich<br />
Lehndorffsche Eichenpark Steinort als<br />
auch die Insel Upalten bequem besucht<br />
werden kann. Wer über genügende freie Zeit<br />
verfügt, sollte es sich nicht nehmen lassen,<br />
auch die verborgenen traulichen Schönheiten<br />
der näheren und weiteren Umgebung<br />
der Stadt Lötzen aufzusuchen und sich ihrer<br />
zu ' erfreuen.<br />
Unser Landsmann Klaus Beyer mit seinem<br />
Segelboot auf dem Niedersee (1974)
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> 1976<br />
Schilderungen über das Seengebiet.<br />
Eine reich illustrierte Landeskunde über Masuren<br />
bringt in Einzelschilderungen Masuren”<br />
von Prof. Dr. Zweck. Mit Erlaubnis des<br />
Verfassers folgen hier aus dem umfangreichen,<br />
sehr empfehlenswerten Werke einige<br />
Stichproben.<br />
Insel Upalten. Im Mauersee, 110 qkm<br />
groß, erhebt sich nahe der Westküste die 77<br />
ha umfassende Insel Upalten (Stobber Werder;<br />
früher Prystanischer Werder oder Steinorter<br />
Insel genannt), das „masurische Helgoland”,<br />
ein mit Recht beliebter Ausflugsort<br />
fiir die Bewohner von Angerburg und Lötzen,<br />
ein angenehmer Ruhepunkt für den die Masurischen<br />
Seen bereisenden Touristen. —<br />
Wie freundlich liegt der üppige Wald mit<br />
dem Frischen Grün von Linden, Eichen und<br />
Ulmen, weithin sichtbar, Tiber der stillen<br />
Wasserfläche, während sein kühler Schatten<br />
zu erfrischender Rast einladet. Hier weilt<br />
man in unentweihter Natur, fern von dem<br />
Hasten und Treiben der Menschen, das erst<br />
am jenseitigen Ufer beginnt, wo dunkle Waldungen,<br />
freundliche Höfe und luftige Gefilde<br />
herüberwinken, wo im Nordosten sich die<br />
Häusermassen von Angerburg mit dem<br />
hochragenden Turin in der Nähe des Ufers<br />
erheben. — Unterbrochen wird die feierliche<br />
Stille auf dem Eilande nur durch die muntere<br />
Stimme der Vogelwelt, untermischt mit dem<br />
rauhen, kreischenden „Chräik” der Reiher,<br />
jener argen Fischräuber, die trotz aller<br />
Nachstellungen in nicht geringer Zahl auf<br />
den hohen Baumkronen horsten. Außer den<br />
Reihern erinnert auch die große Menge von<br />
Wasservögeln, insbesondere der Enten und<br />
Taucher, die sich auf der Wasserfläche<br />
tummeln, an den unermeßlichen Fischreichtum,<br />
den die Tiefe des Mauersees birgt.<br />
Hauptsächlich sind es Karauschen, Brassen,<br />
Hechte und Aale, die in bedeutender Menge<br />
gefangen werden. — Unter schattigem<br />
Laubdache einherwandelnd, stoßen wir auf<br />
die einzige menschliche Wohnstätte, welche<br />
die Insel trägt, ein weiß getünchtes Haus<br />
mit rotem Ziegeldach und grünen Fensterläden,<br />
woran eine geräumige Halle zur Aufnahme<br />
der Ausflügler angebaut ist. - - -<br />
Beldahnsee. - - - Hier beginnt das Becken<br />
des 13,5 km langen Beldahnsees, des<br />
schönsten Abschnitts der langen Seenfurche.<br />
—. Erquickt schon das dunkle Grün der<br />
Waldungen, die an sanft gewölbtem oder<br />
steil aufragendem Ufer zu dem wunderbar<br />
klaren Wasserspiegel hinabsteigen, wo man,<br />
abgeschlossen vom Geräusche der Welt,<br />
eine feierliche Ruhe atmet, so bewirken die<br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
vielfach zerrissenen, kulissenförmig vorgeschobenen,<br />
bewaldeten Landzungen, die<br />
Buchten, Einschnürungen und Erweiterungen,<br />
die grünen Inseln, welche hier und da<br />
aus der friedlichen Wasserfläche auftauchen,<br />
daß immer neue, mannigfaltige und anziehende<br />
Landschaftsbilder von eigenartiger<br />
Schönheit hervorgezaubert werden, daß<br />
man bei jeder Biegung um eine Waldesecke<br />
in ein neues, mit ganz eigenartigen Reizen<br />
ausgestattetes Becken zu gelangen meint.<br />
Dazu das prächtige Farbenspiel, das durch<br />
den Wechsel von Nadel- und Laubholz hervorgebracht<br />
wird, besonders wenn mehrere<br />
Landzungen hervorlugen. Dann zeigen sich<br />
die feinsten Übergänge von Grün zu Blau<br />
und Grün, und die Widerspiegelung in dem<br />
ruhigen See ist entzückend. - - -<br />
Der Niedersee. In einer etwa 2 m höheren<br />
Lage als der Beldahnsee zieht sich lang und<br />
schmal der hufeisenförmig gestaltete, 17,94<br />
qkm umfassende Niedersee hin. Der 1764<br />
bis 1766 vom Niedersee nach dem Großen<br />
Gusziansee gegrabene Rudczanny-Kanal<br />
verbindet den Kleinen Gusziansee bei Guszianka<br />
durch eine Schiffsschleuse mit dem<br />
Beldahnsee und verlängert so die Wasserstraße.<br />
„Abgesehen von der wirtschaftlichen<br />
Bedeutung ist die Verlängerung der Wasserstraße<br />
nach dem Niedersee für den Touristenverkehr<br />
nicht -hoch genug anzuschlagen;<br />
denn gerade dieses Becken bietet ganz<br />
außerordentliche Naturschönheiten.” Auch<br />
wer die Reize des Beldahnsees gekostet hat,<br />
wird überrascht sein, wenn er durch den<br />
Rudczanny-Kanal auf die blaue Fläche des<br />
Niedersees gelangt, wo herrliche Nadelwaldungen<br />
auf den Uferhöhen in gewaltigen<br />
Bogen die weiten Gewässer umspannen, wo<br />
in den Buchten die Wasserrose schaukelt,<br />
wo zahlreiche bewaldete Inseln in anmutiger<br />
Gruppierung wie Riesenbosketts von den<br />
Wogen umflutet werden, wo an der hügeligen<br />
Uferhöhe malerisch zerstreut die Häuser<br />
von Nieden emporsteigen.<br />
3
Niedersee auf der Höhe der Försterei Samordei nach Osten gesehen<br />
Foto: K. Beyer 1974<br />
Kreisgruppe Johannisburg in Berlin<br />
Die Kreisgruppe in Berlin und deren Kreisbetreuer möchten es nicht versäumen, allen<br />
Landsleuten für das Jahr 1976 weiterhin Erfolg und gute Gesundheit zu wünschen.<br />
Bereits 30 Jahr haben fast alle von uns fern unserer Heimat in dem restlichen Teil<br />
unseres Vaterlandes gelebt und sich vorbildlich bewährt. Und nach 30 Jahren fern<br />
unserer Heimat hat unserer Gemeinschaft trotz vieler Widersacher niemand schaden<br />
können. Wir haben desto mehr zusammengehalten und haben in unseren Herzen auf<br />
den Anspruch auf unsere Heimat nicht verzichtet.<br />
Aus unserer Kreisgruppe in Berlin kann ich berichten, da13 unsere Treffen im letzten<br />
Jahr die Landsleute zu einer Familie haben werden lassen. Der Abschluß unserer<br />
Treffen im letzten Jahr unsere Weihnachtsfeier am 6. Dezember, die das Vorhandensein<br />
der großen Familie nochmals bestätigte. Zu Bergen haben sich die Landsleute<br />
mit Geschenken erfreut.<br />
Sehr gefreut hat sich unsere Kreisgruppe, daß sie den Kreisvertreter der westdeutschen<br />
<strong>Johannisburger</strong> zweimal in diesem Jahr begrüßen konnte. Er war am 7.<br />
Juni und dann zu unserer Weihnachtsfeier gekommen. Sie, liebe Landsleute haben<br />
eine gute Wahl mit Landsmann Wippich getroffen, denn er hat, außer seinen Leistungen,<br />
auch die Sprache und den Witz unserer Heimat nicht verloren. Bedanken<br />
möchte ich mich herzlich bei allen Landsleuten, bei den Berlinern, wie auch bei den<br />
westdeutschen <strong>Johannisburger</strong>n, die uns durch ihre großzügigen Spenden unsere<br />
Veranstaltungen ermöglichten. Heinrich Wischnewski<br />
4<br />
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> 1976<br />
www.Kreis-Johannisburg.de
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> 1976<br />
IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII<br />
Grußworte des Patenkreises<br />
Liebe <strong>Johannisburger</strong>!<br />
Wie schnell ein Jahr vergeht, kommt mir besonders dann zum Bewußtsein, wenn ich<br />
wieder um ein Grußwort zu Ihrem <strong>Heimatbrief</strong> gebeten werde.<br />
Ich tue das sehr gerne, um hierdurch die Bindungen zwischen dem Patenkreis Schleswig-Flensburg<br />
und der Kreisgemeinschaft Johannisburg herauszustellen. Der Kreis<br />
Schleswig-Flensburg grüßt alle <strong>Johannisburger</strong> Freunde in nah und fern. Daß auch in<br />
diesem Jahr wieder ein <strong>Heimatbrief</strong> herausgegeben werden kann, zeigt mir, daß Sie<br />
auch in Zukunft Ihren festen Zusammenhalt bewahren wollen.<br />
Aus der Arbeit des vergangenen Jahres ist besonders die Zusammenkunft Ihres Vorstandes<br />
mit dem Kreisausschuß des Kreises im Oktober 1975 in Schleswig hervorzuheben.<br />
In freimütig geführten Gesprächen ergab sich für beide Seiten die Gewißheit,<br />
daß diese Patenschaft auch weiterhin in der bisherigen geistigen Zielrichtung sinnvoll<br />
ist und seinen Bestand beim neuen Patenkreis Schleswig-Flensburg in der Zukunft<br />
haben wird. Diese Zusammenkunft, verbunden mit einer Fahrt durch den Kreis, gab<br />
daneben Gelegenheit zum näheren Kennenlernen und zur Anknüpfung von menschlichen<br />
Kontakten. Dieses Treffen wird allen Teilnehmern sicher in guter Erinnerung bleiben.<br />
Mit der Kreisgemeinschaft bedauert auch der Patenkreis den Tod des letzten Landrates<br />
des Kreises Johannisburg, Herr Landrat a. D. Herbert Ziemer, der am 26. November<br />
1975 in Kiel verstorben ist. Herr Landrat Ziemer war Ende des Krieges auch einige Monate<br />
Landrat des ehemaligen Kreises Flensburg-Land und hatte maßgebend Anteil am<br />
Zustandekommen unserer Patenschaft.<br />
Wir wissen, daß der Tod Ihres Ehrenmitgliedes für die Kreisgemeinschaft Johannisburg<br />
ein schwerer Verlust ist.<br />
Den Kreis Schleswig-Flensburg vertrat Kreispräsident Franzen bei den Beisetzungsfeierlichkeiten<br />
in Kiel.<br />
Ich wünsche Ihnen allen für das kommende Jahr aufrichtig alles Gute. Der Kreisgemeinschaft<br />
Johannisburg möge bei der Erfüllung ihrer Aufgaben eine glückliche Hand<br />
und viel Erfolg beschieden sein. Ihr Patenkreis fühlt sich Ihnen weiterhin verbunden und<br />
wird Sie, soweit es in seiner Kraft liegt, unterstützen.<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
Dr. Korthals — Landrat<br />
des Kreises Schleswig-Flensburg<br />
IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII<br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
5
„Lebe bestaendig, kein Unglück ewigk!”<br />
Kreisvertreter Gerhard Wippich<br />
Dieser Fahnenspruch auf der Regimentsfahne des preußischen Regiments zu<br />
Fuß „Hillebrandt von Kracht”, dessen jetzt 360jährige Tradition in der Bundeswehr<br />
vom Raketen-Artl. Batl. 150 im Hamminkeln fortgeführt wird, nachdem<br />
sie nach dem 1. Weltkrieg in der Obhut des Inf. Regt. 2 lag, soll einige,<br />
nachdenkliche Worte dieses <strong>Heimatbrief</strong>es begleiten.<br />
Mehr als dreißig Jahre aus der Heimat vertrieben, müssen uns schon wie eine<br />
Ewigkeit vorkommen. Aber Ewigkeiten dauern länger als die seit der Vertreibung<br />
liegende Zeit. Sie dauern länger als dies ein Mensch erwarten oder gar<br />
ertragen kann und deshalb sind sie dann auch kürzer, als wir es ermessen<br />
könnten. Dieser Fahnenspruch ist uns Ostpreußen auch heute auf den Leib<br />
zugeschnitten.<br />
Kann man es etwa nicht als Unglück bezeichnen, um nur eine Möglichkeit zu<br />
erwähnen, die gerade jetzt wieder aktuell ist, daß Ostpreußen eines Passes<br />
und Visums bedürfen, um in ihre angestammte Heimat oder auch nur in die<br />
Nähe ihrer Heimat gelangen zu können? Für viele Ostpreußen nur die letztgenannte<br />
Möglichkeit. So mancher von ihnen wird an der Demarkationslinie<br />
zwischen dem russischen und polnischen Herrschaftsbereich gestanden haben<br />
und sehnsüchtig in Richtung Schloßberg, Schirrwindt und anderen Orten geblickt<br />
haben. Wenn er dies zu sehr früher Stunde getan hat, mag sich in seinen<br />
Gedanken das Wappen von Schirrwindt um die im Osten aufgehende<br />
Sonne gedrängt haben. Auf die bange Frage, wann auch jenen sich der Staub<br />
heimatlicher Straßen auf den Schuhen niederschlagen wird, muß als Antwort<br />
die Hoffnung stehen, daß „kein Unglück ewig” dauere.<br />
Selbst die babylonische Gefangenschaft eines Volkes fand ihr Ende, so wie<br />
auch unser Unglück ein Ende finden wird.<br />
Diese Hoffnung kann jedoch nur Erfüllung finden, wenn auch der Vorsatz des<br />
Fahnenspruches unser Handeln bestimmt: „Lebe bestaendig!”<br />
Da keine Geschenke vom Himmel fallen, verlangt er von uns, in jeder Weise<br />
und zu jeder Zeit treu zu unserer Heimat zu stehen. Es genügt hierzu nicht,<br />
und von Zeit zu Zeit sich der Heimat zu erinnern. Es langt nicht, daß wir uns<br />
nur zum Fleckessen und zu anderen Geselligkeiten treffen. Das Genießen von<br />
„Pillkallern, Bärenfang und Kosakkenkaffee” darf nur Begleiterscheinung sein.<br />
Es reicht auch nicht, daß wir uns der in Ostpreußen gewachsenen Kultur und<br />
uns im Gebrauch unserer Mundart weiter üben. Es gehört weit mehr dazu.<br />
Wir müssen überall dort, wo sich auch nur in Ansätzen Möglichkeiten zeigen,<br />
für das Recht auf unsere Heimat eintreten. Wir müssen das Eigentum und<br />
andere Werte verteidigen, die wir im Osten aufgeben mußten und die auch<br />
hier in Gefahren geraten. Auch in der Bundesrepublik Deutschland — so und<br />
nicht etwa Westdeutschland heißt dieses unser Land — haben wir die legitime,<br />
vom Grund-<br />
6<br />
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> 1976<br />
www.Kreis-Johannisburg.de
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> 1976<br />
gesetz gebotene Pflicht, die „nationale und staatliche Einheit ganz Deutschlands”<br />
zu wahren. Dieses Grundgesetz stellt auch fest, daß dieser Staat bis<br />
zur Wiedervereinigung ganz Deutschlands nur eine Übergangszeit zu überbrücken<br />
hat. Dies galt nicht nur für die hungrigen Jahre der Entstehung und<br />
Grundgesetzes, sondern gilt auch noch für unsere satten Jahre.<br />
Wir leben im Sinne des Fahnenspruches beständig, wenn wir ständig auf der<br />
Erfüllung der Präambel unseres Grundgesetzes beharren. Derartigem Drängen<br />
war es zu verdanken, daß unser Oberstes Verfassungsorgan vor zwei Jahren<br />
und vor wenigen Tagen nochmals feststellen mußte, daß Deutschland noch in<br />
seinen alten Grenzen trotz der Verträge von Moskau und Warschau fortbesteht.<br />
Noch besitzen wir Land und Gebäude rechtens zu Eigentum. Unsere in<br />
Ostpreußen lebenden Landsleute haben ihre deutsche Staatsangehörigkeit<br />
behalten. Sie sind nicht nur „deutschstämmige Polen”. Die Bundesregierung<br />
kann gar nicht befugt sein, über unsere ostpreußische Heimat zu verfügen.<br />
Wenn die Formulierungen des Verfassungsgerichts diese nüchternen Feststellungen<br />
teilweise nur in Umschreibungen bringen, sie sind und mußten so getroffen<br />
werden, denn in unserem Land hat ein Gericht zu entscheiden was<br />
rechtens ist und nicht so, wie es einer Regierung ins Konzept paßt. Damit dieser<br />
Zustand des Rechtes immer so bleibt, können wir bewirken. Mit diesem<br />
Streben verteidigen wir die in Deutschland geltenden Grundrechte, gleichzeitig<br />
dienen wir der Heimat Ostpreußen.<br />
Es lohnt sich für Menschenwürde einzutreten. Es zahlt sich aus, persönliche<br />
Freiheitsrechte zu verteidigen und für Gleichheit vor dem Gesetz einzutreten.<br />
Dies Ist auch ein Eintreten für unsere Landsleute in der Heimat, die<br />
Deutsche sind und es nicht zeigen dürfen. Wenn mit der Umsiedlung aber<br />
Menschen zu uns kommen, die selbst nicht mehr, deren Kinder nicht oder nur<br />
schlecht die deutsche Sprache beherrschen, so sorgen wir dafür, daß niemand<br />
seiner Sprache wegen benachteiligt sein wird. Diese Menschen hatten nicht<br />
immer das Recht deutsch sprechen zu dürfen. Zeigen wir uns der Bedrängnis<br />
und Not dieser Menschen würdig, indem wir ihnen den Start in einer für sie<br />
fremden Welt erleichtern. Es wäre auch ein Dank dafür, daß wir in Freiheit<br />
leben durften. Fragen wir uns immer nach der Größe des Leides, das sie nach<br />
30 Jahren unter fremder Herrschaft aus der Heimat treibt. Das Geschenk<br />
der Freiheit kann richtig nur der werten, der sie nicht besitzt. Verteidigen<br />
wir Glaubens-, Gewissens- und Bekenntnisfreiheit. So können wir Fesseln<br />
tausender Deutscher lösen. Lassen sie uns eintreten für ein deutschlehrendes<br />
Schulwesen für alle Deutschen. Die Freizügigkeit Deutscher mit Milliardenbeträgen<br />
zu erkaufen ist ein schändliches Unterfangen. Wenn wir die damit erkaufte<br />
Freiheit für unsere Landsleute auch begrüßen, so müssen wir brandmarken,<br />
wie es geschah. „Umsiedlung” ist auch Vertreibung.<br />
So läßt sich der Katalog unserer verteidigungswerten Grundrechte weiter vervollständigen.<br />
Wir müssen sie erhalten, damit unser Staat in Freiheit die moralische<br />
und sittliche Kraft behält, in Frieden die Einheit Deutschlands zu<br />
vollenden. Diesem Ziel gilt unsere Beständigkeit, damit unser „Unglück<br />
nicht ewig” währe.<br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
7
Landrat<br />
Herber<br />
Ziemer<br />
zum<br />
Gedenken<br />
Die Kreisgemeinschaft betrauert den Tod des letzten Landrats des Kreises<br />
Johannisburg. Seit 1955 war er stellvertretender Kreisvertreter und<br />
zuletzt Ehrenmitglied unserer Kreisgemeinschaft.<br />
Außerdem war er Ehrenritter des Johanniterordens und Landesbeauftragter<br />
für die Johanniter-Unfallhilfe im Lande Schleswig-Holstein. Nach<br />
der kriegsbedingten Räumung unseres Kreises, Ende Januar<br />
1945,wurde ihm die Verwaltung des Kreises Flensburg-Land, des jetzigen<br />
Patenschaftsträgers unseres Kreises, übertragen. Ab Mai 1948 war<br />
er von der Regierung in Kiel mit vermögensrechtlichen Sonderaufgaben<br />
betraut.<br />
Die Stellvertreter des Kreisvertreters erwiesen am 26. November 1975<br />
durch die Kranzniederlegung dem Verstorbenen die letzte Ehre.<br />
Die Worte des Landsmannes Klaus Beyer am Grabe:<br />
„Im Namen von rund 20.000 Landsleuten des Kreises Johannisburg müssen<br />
wir heute von Ihnen, sehr verehrter Herr Landrat und Ehrenvorsitzender unserer<br />
Kreisgemeinschaft, Abschied nehmen.<br />
Wir tun dies in tiefer Dankbarkeit für Ihr langjähriges, unermüdliches Schaffen<br />
zum Wohle des Kreises Johannisburg und seiner Einwohner.<br />
Ihr Leben und Wirken wird uns unvergessen bleiben, denn unverwischbare<br />
Spuren Ihrer vorbildlichen Persönlichkeit haben Sie, verehrter Herr Landrat,<br />
auf dieser Welt hinterlassen. Den guten Zeugnissen Ihres Lebensweges begegnen<br />
wir, wenn wir unsere geliebte Heimat besuchen, sie sind uns gegenwärtig,<br />
wenn wir an Ihre vielen unvergeßlichen Taten in der Zeit größter Not<br />
nach der Vertreibung bis zum letzten Tag Ihres Lebens denken.<br />
Wir verneigen uns in Ehrfurcht und danken unserem Herrgott, daß er den<br />
Kreis Johannisburg und seine Menschen für eine lange Zeit in Ihre Obhut<br />
gab.”<br />
8<br />
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> 1976<br />
www.Kreis-Johannisburg.de
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> 1976<br />
Mein Wunschtraum<br />
Ich möchte nochmal jung sein,<br />
spazierengehn im Mondenschein<br />
mit meinem Liebsten Hand in Hand,<br />
wandelnd in einem Märchenland.<br />
Man hatte keine Sorgen,<br />
nur die eine — was bringt das Morgen.<br />
Man konnte beglücken und glücklich sein<br />
und die Welt, sie lag im goldenen Schein.<br />
Ich möchte nochmal eine Freundeshand drücken<br />
und schwelgen in dem Wiedersehn<br />
und möchte mich wie in der Jugend schmücken<br />
und zu den trauten Stätten gehn.<br />
Ich möchte nochmal die Kirchen betreten,<br />
in denen das junge Herz gefleht<br />
und möchte nochmal so innig beten,<br />
ehe das irdische Dasein vergeht.<br />
Ich möchte nochmal die Häuser betrachten,<br />
die Zeugen unsrer Jugendzeit,<br />
sie wußten, wenn wir so fröhlich lachten<br />
und sahen, wenn wir auch manchmal geweint.<br />
Ich möchte nochmal den Wald durchstreifen<br />
im Frühling, wenn er von Blüten besät,<br />
nach all dem Schönen möchte ich greifen,<br />
das vor meinem geistigen Auge steht.<br />
Was wäre das doch für ein großes<br />
Glück, käme die Heimat zu uns zurück!<br />
Von Maria Olschewski, Berlin, +29.1.1975<br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
9
IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII<br />
Liebe <strong>Johannisburger</strong> Landsleute!<br />
Auch diesen <strong>Heimatbrief</strong> soll nicht nur ein formeller Gruß begleiten.<br />
Der Anlaß zur Herausgabe eines weiteren <strong>Heimatbrief</strong>es läßt uns Rechenschaft<br />
über unsere Arbeit ablegen.<br />
Im Jahre 1975 traf sich die Kreisgemeinschaft in Düsseldorf, Dortmund und<br />
Hamburg. Wenn auch jedes dieser Treffen eindrucksvoll war, so muß doch<br />
unser Dortmunder Treffen besonders erwähnt werden. Man glaubte sich in die<br />
ersten Jahre der Vertreibung zurückversetzt, so groß war der Anklang. Keiner<br />
der Säle faßte die erschienenen Kreisangehörigen, die mit Fluren, Treppenabsätzen<br />
und dem Platz vor dem Hause für die Gespräche vorlieb nehmen mußten.<br />
Offenbar haben die Möglichkeiten zum Besuch der Heimat den Zusammenhalt<br />
der Kreisgemeinschaft gestärkt. Leider kommt es aber vor, daß wir<br />
vielen jungen Kreisangehörigen nähere Fragen nach der engeren Heimat nicht<br />
beantworten können. Hier bitten wir insbesondere die älteren Kreisangehörigen,<br />
uns einfache Skizzen aus ihren Dörfern oder Straßen in den Städten anzufertigen<br />
und zu übersenden, aus welchen die Eigentümer und Bewohner der<br />
einzelnen Häuser herauszulesen sind. Wir sind für jeden Hinweis, auch für Angaben<br />
einzelne Häuser betreffend, dankbar. Dieses Material soll unsere Unterlagen<br />
über die Heimat vervollständigen. (Anmerkung der Redaktion: Mit der<br />
Betreuung unserer Heimatstube ist unser Lm. Klaus Beyer beauftragt. Siehe<br />
Seite 31.)<br />
Im abgelaufenen Jahr wurde unsere Zusammenarbeit mit dem neuen Patenkreis<br />
Schleswig-Flensburg vertieft. Der Vorstand hatte Gelegenheit, mit dem<br />
Kreisausschuß des Patenkreises die unsere Arbeit berührenden Fragen zu<br />
erörtern. Damit konnte die Basis gegenseitigen Verständnisses wesentlich verbreitert<br />
werden.<br />
Im Jahre 1976 wird der Kreis Johannisburg sich wiederum beim Bundestreffen<br />
der Landsmannschaft Ostpreußen zu Pfingsten in Köln treffen. Daneben<br />
finden die Treffen in Dortmund und Hamburg statt.<br />
Mit den besten Wünschen für alle Angehörigen des Kreises,<br />
10<br />
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> 1976<br />
Ihr Gerhard Wippich,<br />
Kreisvertreter<br />
IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII<br />
www.Kreis-Johannisburg.de
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> 1976<br />
Bilder aus Kurwien am Niedersee<br />
Oben links: Die Gastwirtschaft Emil Klötzing mit der Postagentur Kurwien.<br />
Oben rechts: Die Volksschule in Kurwien.<br />
Unten: Blick auf den Niedersee. Im Vordergrund das Gasthaus Emil Klötzing<br />
Diese Aufnahmen sollen etwa im Jahr 1925 gemacht worden sein<br />
Aufgenommen vermutlich Ostern 1928. Wir sehen die Gastwirtschaft Klötzing und<br />
die Postagentur Kurwien. Davor steht der Postomnibus der Linie Kurwien — Johannisburg.<br />
Bei den Feuerwehrleuten stehen: Der Bauer Albert Duda, der Zimmermann<br />
Maschlanka, Wilhelm Krispin, Wilhelm Gronski, Schmiedemeister Darda steht hinter<br />
dem Bus. Vor dem Bus stehen: Eduard Smolinski, Emil Klötzing, Gastwirt und Posthalter,<br />
Gottlieb Kuschmierz, Postbeamter (mein Vater), Grete Herholz, Postangestellte,<br />
Frau Otilie Kempa, Olga Wölk, Frau Blasey. In der Bustür steht der Busfahrer<br />
Neubacher.<br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
11
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> 1976<br />
12<br />
Försterei Samordei<br />
Bucht bei Samordei Fotos K. Beyer<br />
www.Kreis-Johannisburg.de
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> 1976<br />
Eisfischerei auf unseren masurischen Seen<br />
Das ist sehr lange her. Mindestens 30 Jahre sind wir älter geworden.<br />
Bevor ich mich dem eigentlichen Thema zuwende, möchte ich vor allem unseren<br />
älteren Landsleuten in die Erinnerung rufen, daß bis zum ersten Weltkrieg<br />
auf unseren Seen die Maränen, d. h. die kleinen Maränen (Coregonus albula),<br />
mit dem großen Niewod in der Nähe ihrer Laichplätze gefangen und dann zumeist<br />
geräuchert zum Verkauf angeboten worden sind, ja sie sind sogar in das<br />
Reich bis nach Bayern exportiert worden. Aber auch andere Süßwasserfische<br />
wie Bressem, Döbel, Häslinge, Barsche, Plötze und Schleie haben den Weg in<br />
unsere Räucherkammern antreten müssen. Letztere hat die Hausfrau, wenn<br />
sie ein Gewicht zwischen eineinhalb und zwei Pfund besaßen, in zwei Hälften<br />
spalten müssen. Sie trieften von Fett, wenn sie warm die Räucherkammern auf<br />
unseren Böden verlassen hatten. Am ergiebigsten sind jedoch die Fänge meist<br />
im Winter gewesen, wenn die Fische infolge der Kälte sich auf den Seegrund<br />
zurückgezogen haben und dort recht unbeweglich gewesen sind. Vor 1914 haben<br />
die Fischer eines jeden Garnes sich zu Maschkopies zusammengeschlossen<br />
und sind von Pächter zu Pächter gezogen. Maschkopie soll von dem niederländischen<br />
Wort Maatschappij abgeleitet und von den holländischen Einwanderern<br />
eingeführt worden sein. Maatschappij ist eine Handelsgesellschaft,<br />
die ihre Einkäufe für die Zeit der Fischerei gemeinsam vorgenommen hat. Zu<br />
meiner Jugendzeit hat es diese wandernden Eisfischer nicht mehr gegeben.<br />
Anfang des neuen Jahres haben die Fischereipächter, z. B. Gustav Cytrich<br />
(Grabnick), Dworak (Steinberg), Ernst Schröder (Neumalken) u. a. die Dorfbewohner<br />
zur Eisfischerei aufgerufen. Kastenschlitten, die das gesamte Gerät wie<br />
Äxte, Eispickeln, Sägen Lederschürzen, Lederhandschuhe, Eissporen, das<br />
Zugnetz mit den zweifingerdicken Leinen, Treibstangen, Käscher, Fischwiegen,<br />
Zalankes, Stroh und die Babb sowie Kiefern oder Fichten aufgenommen<br />
haben, werden von den Fischern auf die meist schneebedeckte Eisfläche gezogen.<br />
Der Garnmeister, der in der Regel der Pächter ist, gibt die 1. Wuhne,<br />
das Einlaßloch, an und steckt auf seinem Rundgang die Chochelöcher mit den<br />
Choinkes ab. An diesen Stellen werden die Nadelbäumchen im Eis befestigt,<br />
um den Zugstangen die Richtung und den Dorfbewohnern die offenen Gefahrenstellen<br />
zu weisen. Drei bis fünf Mann durchbrechen mit Äxten und spitzen<br />
Eispiekeln (an einem etwa 60 cm langem Holzschaft befestigte geschmiedete<br />
Brecheisen) die mehr als einen halben Meter dicke Eisdecke, trennen nach<br />
den Durchbrüchen mit einer Säge oder den Eispiekeln ein mindestens 5 qm<br />
große Eisplatte heraus und schieben sie unter die 'Eisdecke in der dem Fischzug<br />
entgegengesetzten Richtung. Die anderen Gehilfen schlagen die mit den<br />
Choinkes gekennzeichneten Chochelöcher, die für das Weiterbewegen der<br />
Treibstangen mit eisernen Spezialgabeln erforderlich sind. Diese Arbeiten am<br />
Eis sind keineswegs einfach und leicht. Nach dem Räumen des Schnees und dem ersten<br />
Schlag entstehen ringförmig wie bei einem Steinwurf in ein ruhiges Gewässer<br />
die Regenbogenfarben in voller Pracht. Bei den weiteren Hieben splittert<br />
das Eis nur in kleinen Stücken ab. Werden nur Eispiekeln und Äxte verwendet,<br />
dann entsteht an der 1. Wuhne eine Rinne in Rechteckform. Endlich hat<br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
13
S.<br />
Eine stille Ecke am Niedersee (1974)<br />
ein Stoß die Eisdecke durchbrochen, gurgelnd quillt das Wasser heraus und<br />
füllt die ganze Rinne. Bei jedem weiteren Schlag der Piekeln spritzt das Wasser<br />
weithin bis in die Gesichter. — Das Fischzuggebiet stellt ein Rechteck dar,<br />
das von dem Einlaßloch nach links und rechts jeweils 200 m und in der Tiefe<br />
etwa 500 bis 800 m groß ist. Die 1. Wuhne = Einlaßloch und die 2. Wuhne =<br />
Auslaßloch liegen sich in einer Entfernung von 500 bis 800 m gegenüber.<br />
Während ein Teil der Fischer mit dem Schlagen der Löcher beschäftigt ist, läßt<br />
ein halbes Dutzend Männer das hartgefrorene Netz mit der Kuttel, dem Fischsack,<br />
recht vorsichtig in das Wasser, wo es bald seine Beweglichkeit wieder<br />
erlangt. Der untere Rand des Netzes ist mit Tonringen oder dergl. beschwert,<br />
damit das Netz den Seegrund erreicht. Vor dem Einlassen muß das Netz mit<br />
Strohbinden am oberen Netzrand versehen werden. Erst wenn die Hälfte der<br />
Löcher geschlagen ist, beginnt die mühselige Arbeit des Netzaufstellens. Die<br />
Entfernung der Chochelöcher richtet sich nach der Länge der Treibstangen,<br />
die eine Maximallänge von 30 m haben. Sie sind fest mit den beiden dicken<br />
Zugleinen verbunden. Das Bewegen der Treibstangen von Chocheloch zu Chocheloch<br />
mit den Spezialgabeln erfordert große Erfahrung, da zu leicht die<br />
Treibstange von der gewünschten und erforderlichen Richtung abweicht. Am<br />
nächsten Chocheloch nimmt der dort wartende Fischer die Treibstange in<br />
Empfang, um sie weiterzubewegen. Wie schwierig diese Arbeit vor allem bei<br />
einer schneebedeckten Eisfläche ist, brauche ich nicht erst zu erwähnen. Ist<br />
die Treibstange nicht zu weit seitlich abgewichen, dann holt<br />
14<br />
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> 1976<br />
www.Kreis-Johannisburg.de
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> 1976<br />
sie ein Fischer mit einem stark gebogenen, an der Spitze mit einem Haken<br />
versehenen Stock heran; andernfalls müssen links oder rechts Such- und Dirigierlöcher<br />
geschlagen werden, um der Treibstange die richtige Richtung zu<br />
geben. Das Drehen der Stangen an den Rechteckpunkten für die Richtungsänderung<br />
ist besonders schwierig. Ist die Treibstange an dem ersten Knickpunkt<br />
angelangt, wird die Zugleine herausgeholt und um die Babb gewickelt;<br />
das ist eine Tonne mit einer starken Mittelachse als Winde. Die Achse der<br />
Babb ist auf einem Schlittengestell montiert, das mit Eisäxten fest verankert<br />
ist. Durch diese Babb ist eine sechs bis acht Meter lange dicke Stange waagerecht<br />
gesteckt. Sechs Fischer mit Eissporen an den Stiefeln drehen unter<br />
Gesang und Kommandos diese Tonnen, bis die beiden Flügel des Netzes die<br />
ersten Eckpunkte des Rechteckes erreicht haben und gespannt sind. Dabei<br />
ächsen die Babb, die zweifingerdicken Zugleinen knarren, wenn sich die Fischer<br />
schweißtriefend um die Tonne bewegen. Ohne Eissporen läßt sich die<br />
schwere körperliche Arbeit nicht bewältigen. Mit denselben Babb wird das<br />
Netz in Abständen von 100 zu 100 Meter auf den Seitenlinien des Rechteckes<br />
vorwärts geschleppt, bis die Treibstangen an der 2. großen Wuhne, dem<br />
Aushubloch, gleichzeitig angelangt sind. Stellen die Fischer bei spiegelglatter<br />
Eisfläche fest, daß die aus dem Winterschlaf aufgescheuchten Fische aus<br />
dem Fanggebiet ausbrechen wollen, werden sie mit Trimps ins Netz zurückgetrieben.<br />
Wer kann es den Fischen verdenken, daß sie den Weg in die Freiheit<br />
suchen. Der Zug nähert sich seinem Ende. Viele Bewohner des Dorfes<br />
hat es aus Neugier und aus Lust an dem Trubel an das Aushubloch getrieben,<br />
aber alle hoffen, bei reichem Fang für Geld und gute Worte billig ein<br />
gutes Gericht Fische zu erstehen. Männer des Dorfes harren sehnsüchtig des<br />
Augenblickes, wenn das schwerwiegende Netz ihre Hilfskraft erfordern sollte.<br />
Die Flügel sind nun angekommen. Vier erfahrene Fischer haben sich zu je<br />
zwei postiert, um jeweils das Ober- und Untersims des Zugnetzes in Empfang<br />
zu nehmen, während die übrigen sich dahinterreihen. Griff zu Griff wird nun<br />
das Netz heraufgeholt. Der Schnee verwandelt sich von dem abtropfenden<br />
Wasser zu einer breiigen Masse auf dem Eis. Der Fischmeister selbst steht<br />
meist einige Schritte hinter der Wuhne an einem Eisloch, in dem er mit der<br />
Trimp, einer unten mit einem Strohbündel bewickelten Stange, eifrig auf und<br />
nieder stößt, um fliehende Fische in den am Ende des Netzes ausgebildeten<br />
Fischsack, die Kuttel, zu scheuchen. Dabei paßt er auf, daß die Simsen<br />
gleichzeitig eingeholt, die Falten des Netzes auseinandergezogen und die<br />
schon in Massen gegen die Flügel gestoßenen Fische zurückgeschüttelt werden.<br />
In dem aufgerührten Wasser der Wuhne tauchen die Rücken großer Fische<br />
auf, um blitzschnell wieder zu verschwinden. Nur noch zentimeterweise<br />
und unter Einsatz der Männer aus dem Dorf läßt sich das Netz heraufholen.<br />
Eine gewaltige Aufregung bemächtigt sich nun der Fischer und der Zuschauer.<br />
Die Lorbasse greifen nach den kleinen und größeren Fischen, die mit den<br />
Falten der Flügel herausgezogen und mit einem kurzen Ruck auf die freigelegte<br />
Eisfläche geschleudert worden sind. Bei dieser Gelegenheit ist einst<br />
mein Wissen dadurch wesentlich bereichert worden, daß ich erfahren habe,<br />
wo der Fisch die Läuse hat, indem mir der Fischzagel um die Ohren geschlagen<br />
worden ist. Nun liegen die Flügel auf dem Eise und der Sack<br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
15
kommt zum Vorschein, der bei diesen Fischzügen sehr oft bis zum Rande gefüllt<br />
ist. Immer stärker wird das Gewimmel im Sack. Zumeist passiert es<br />
dann, daß große Hechte mit einem kräftigen Schwung aus dem Sack über die<br />
dunklen Rücken der dicht bei dicht stehenden Fischer auf die Eisfläche schnellen.<br />
Ich habe noch eine Kuttel gesehen, die mit farbigen Wollfäden in bestimmten<br />
Abständen gekennzeichnet worden ist, um die Masse an Fischen ablesen zu<br />
können, z. B. 40 Solanken, d. h. Tonnen von ca. einem Hektoliter Inhalt. Zuerst<br />
werden die Fische mit Käschern aus der prallen, zum Überlaufen gefüllten<br />
Kuttel geholt und in die Zalankes (Tragekörbe) oder Fischwiegen gefüllt. Der<br />
Rest muß bei einem reichen Fischfang auf das Eis geschüttet werden. Wenn<br />
es die Zeit und Tageszeit zulassen, wird der nächste Zug auf dem See abgesteckt<br />
und ausgeführt. So hat man den See abschnittweise abgefischt. Am<br />
Fischhaufen aber steht einer Wache, weniger der Menschen wegen als vielmehr<br />
der Krähen, Raben und Elstern, die in dichtem Schwarm vom Ufer herangezogen<br />
sind und zunächst aus dem Krauthaufen die kleinen Fische und<br />
allerlei Getier mit heftigem Geschrei, Gekrächze und Gezank herausziehen<br />
und vertilgen. Zu jedem Fischfang ist auch die Schiesel, eine Schilfrohrmatte<br />
zum Schutze gegen Wind, mit-geführt worden.<br />
Auch die Wuhnen sind mit Choinkes als Gefahrenstelle stets gekennzeichnet<br />
worden. Je nach der Witterung hat es Tage oder Wochen gedauert, bis an<br />
diesen Stellen die Eisdecke wieder tragbar geworden ist. Meist sind diese<br />
Bäumchen erst mit der Eisschmelze verschwunden.<br />
Da es Eiskeller, aber keine Kühlschränke oder Tiefkühltruhen in meiner Jugend-zeit<br />
gegeben hat, haben die Hausfrauen die preiswerten Fischsorten als<br />
Vorrat entweder gebraten und sauer eingelegt oder in die Räucherkammern<br />
zur Konservierung gehängt.<br />
Wer von uns hat sich damals nicht mit den Fischen übergegessen und oft genug<br />
gesagt: „Schon wieder Fisch?”, heute jedoch sehnen wir uns nach dem<br />
heimatlichen Leckerbissen aus unseren klaren und unverseuchten masurischen<br />
Gewässern. Die Eisfischerei mit den Grundnutzen hat gleichzeitig den<br />
Vorteil gehabt, daß unsere Seen von Wasserpflanzen gereinigt und vor dem<br />
Versumpfen und Zuwachsen bewahrt worden sind. Heinz-Georg Kondoch<br />
16<br />
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> 1976<br />
<strong>Johannisburger</strong><br />
Heimattreffen '76<br />
Wir freuen uns auf ein Wiedersehen!<br />
Pfingsten 1976 in Köln<br />
5. Sept. 1976 Haupttreffen in Dortmund<br />
Reinoldi-Gaststätten<br />
26. Sept. 1976 Haupttreffen in Hamburg<br />
Haus des Sports, am U-Bhf. Schlump 16<br />
Näheres immer durch die Bekanntmachung<br />
im Ostpreußenblatt<br />
www.Kreis-Johannisburg.de
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> 1976<br />
Der Redakteur bittet um das Wort<br />
Auch ich nehme Gelegenheit, allen Empfängern unseres <strong>Johannisburger</strong><br />
<strong>Heimatbrief</strong>es Dank zu sagen für die überaus zahlreichen Spenden, liebe<br />
Landsleute! Besonders herzlich danke ich für die vielen Dankesbriefe, die<br />
mir ein Beweis der Anerkennung meiner Arbeit sind. Seit der Zusammenstellung<br />
des <strong>Heimatbrief</strong>es vom Jahre 1972 an hat sich zwischen zahlreichen<br />
Landsleuten und mir eine stattliche Anzahl von Korrespondenzen<br />
entwickelt.<br />
Ich habe mir Mühe gegeben, jeden Brief zu beantworten und hoffe, daß ich<br />
es auch in Zukunft tun kann.<br />
Der <strong>Heimatbrief</strong> 1976 sollte schwerpunktmäßig die Umgebung des Niedersees<br />
in unsere Erinnerung rufen. Die Auswahl der eingesandten Beiträge<br />
ist erfreulich. Mittlerweile hat sich ein stattliches Archiv von Erinnerungsfotos<br />
angesammelt. Deshalb wird der <strong>Heimatbrief</strong> auch immer allgemein<br />
das gesamte Kreisgebiet und hier und da auch die Nachbarkreise beinhalten.<br />
Erfreulicherweise konnten die Druckkosten noch auf dem Stand von 1975<br />
gehalten werden. Hoffentlich werden die Portokosten nicht wieder rapide<br />
steigen. Ohne die großzügigen und zahlreichen Spenden wäre die Herausgabe<br />
unseres <strong>Heimatbrief</strong>es unmöglich.<br />
Die <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong>e sollen neben den demonstrativen Treffen<br />
ebenso eines der Beweismittel unseres hoffentlich nie erlahmenden Eintretens<br />
und Gedenkens für unsere Heimat und unseren Kindern und Kindeskindern<br />
viele Jahre später noch zugänglich sein.<br />
In diesem Sinne grüße ich alle <strong>Johannisburger</strong> Landsleute<br />
Liebe Landsleute!<br />
Gerhard Bosk<br />
Immenweg, 2358 Kaltenkirchen-Oersdorf<br />
Ich wäre ein schlechter Kassenwart, wollte ich meine Landsleute nicht immer<br />
wieder auf die Notwendigkeit der Spenden hinweisen, die auch im vergangenen<br />
Jahr zur vollen Zufriedenheit uns zugeflossen sind. Wir benötigen jede<br />
Mark, vor allen Dingen für den <strong>Heimatbrief</strong>, der zu einem wichtigen Faktor in<br />
unserer Heimatarbeit geworden ist. Er wird nach den vielen, wiederholt gezeigten<br />
Beteuerungen bei allen Landsleuten, sowohl im Inland als auch im<br />
Ausland gern gelesen. Dieses letzte Bindeglied unter den <strong>Johannisburger</strong>n zu<br />
erhalten, sollte unser aller Anliegen sein.<br />
Ich bedanke mich im voraus für jede eingehende Spende<br />
Ihr Geldverwalter Walter Sagorski<br />
Brühler Straße 46 5000 Köln 51<br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
17
Bilder aus Dörfern um den Niedersee<br />
Die Schule in Grünheide. (Letzte Lehrerin Susann Bargstaedt, geb. Hermanni,<br />
sie stellte die Fotos zur Verfügung) (1944)<br />
18<br />
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> 1976<br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
Grünheide hat genesende Soldaten<br />
aus Ublik aufgenommen.<br />
Die Schulkinder stehen Spalier<br />
(1944)<br />
Anmerkung: Die Schüler aus<br />
Grünheide treffen sich jedes<br />
Jahr Anfang November in Ahrensburg.<br />
Evtl. Anfragen an<br />
Frau Susanne Bargstaedt, 2<br />
Hamburg 70, Tempelhofer<br />
Ring 8g
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> 1976<br />
Die Schule in Kreuzofen/Niedersee (etwa 1900 erbaut)<br />
Böttcher Skowski, Kreuzofen<br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
19
Gab es das wirklich einmal?<br />
Von Revierförster i. R. Schubert, früher Breitenheide<br />
So wird bestimmt ein großer Teil der Leser fragen, wenn er meinen Bericht<br />
gelesen hat. Doch, doch! Das hat es gegeben, so unwahrscheinlich es vielleicht<br />
auch klingen mag und es einige für Übertreibung oder gar Jägerlatein<br />
halten sollten.<br />
So lange ist es nämlich noch gar nicht her, sonst würde ich es ja nicht berichten<br />
können. Nur etwas mehr als 30 Jahre. Sicher leben auch noch einige<br />
Wenige, die es bestätigen können oder gar miterlebt haben.<br />
In fast genau der Mitte der <strong>Johannisburger</strong> Heide, rundherum um das kleine<br />
Dorf Breitenheide ereignete sich 1923 24 eine kleine Naturkatastrophe:<br />
etwa 10 000 ha Kiefernhochwald wurde von einem Insekt, der Kiefernforleule,<br />
so gut wie kahl gefressen. Übrig blieben lediglich einige Stangenholzreste,<br />
die gerade vorhandenen 10- bis 15jährigen Dickungen und die eingesprengten<br />
Laubhölzer, in der Hauptsache Birken.<br />
Nachdem die nun abgestorbenen oder absterbenden Kiefern geschlagen,<br />
verkauft und abtransportiert waren — eine Masse von ca. einer Million<br />
Festmeter —, glich das ganze betroffene Gebiet einer afrikanischen Steppe,<br />
auf der die Birken wie Affenbrotbäume verstreut waren. Unter Einsatz nur<br />
irgendwie erreichbarer Arbeitskräfte (Kraftmaschinen waren zu der Zeit in<br />
Ostpreußen eine Seltenheit) wurde die ganze Fläche in zwei Jahren wieder<br />
aufgeforstet, systematisch durch-<br />
20<br />
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> 1976<br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
Erlegter Wolf in Breitenheide<br />
von Revierförster Schubert
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> 1976<br />
zogen mit 50 Meter breiten Feuerschutzschneisen, die teils zur landwirtschaftlichen<br />
Nutzung freigegeben, teils als Wildäcker, die von der Forstverwaltung<br />
mit Lupine, Seradella, Buchweizen, Topinambur, Waldstaudenroggen oder<br />
Kartoffeln bestellt wurden. Neben den schon vorhandenen kleineren Seen hatten<br />
sich in jeder Bodensenke mehr oder weniger große Tümpel gebildet, da ja<br />
der Wald für die Aufnahme der dort reichlichen Niederschläge fehlte.<br />
Hier fand sich nun eine ungewöhnlich starke Vogelwelt ein, darunter auch das<br />
Birkwild, dem mein Bericht in der Hauptsache gewidmet sein soll.<br />
Diese enorme Kahlfläche von schon genannter Größe muß sich der Leser ungefähr<br />
so vorstellen: Nord/Süd-Ausdehnung etwa acht bis zehn Kilometer. Im<br />
Süden vom Wiartel- und einem Teil des Niedersees, im Norden noch ein bis<br />
zwei Kilometer über die Bahnstrecke Ortelsburg—Johannisburg hinaus. Die<br />
Abgrenzungen im Osten und Westen etwa fünf bis sechs Kilometer voneinander<br />
entfernt. Verwaltungsmäßig waren das ganze Forstamt (damals noch<br />
Oberförsterei genannt) Breitenheide und Teile derjenigen von Rudczanny,<br />
Guscianka und Johannisburg betroffen.<br />
Wie weit — und ob überhaupt — in diesem Gebiet Birkwild vor 1923 vorhanden<br />
war, weiß ich nicht zu sagen. Ich möchte aber annehmen, daß dies kaum<br />
der Fall gewesen sein dürfte, da die reinen Kiefernbestände ohne wesentliche<br />
Bruchflächen diesem keine Lebensbedingungen bieten. Sonst war es aber in<br />
einigen Gegenden Ostpreußens anzutreffen; u. a. auf dem Heeresgelände um<br />
Arys als dem nächstgelegenen. Nach 1925/26 fand es sich jedenfalls erst in<br />
kleinerer Zahl und immer stärker ein. Ob es nun von weit herkam, von Polen,<br />
Kurland oder aus den Nordstaaten Schweden und Finnland zuwanderte, ist<br />
nicht erwiesen, wohl aber anzunehmen. Und dann hat es sich in den ersten<br />
Jahren wohl auch durch Brut stark vermehrt. Ich selbst habe oft Gelege festgestellt<br />
und Gesperre von jungem Birkwild beobachten können. Es waren ja<br />
auch ganz ideale Lebensbedingungen entstanden: Beeren aller Art, vor allem<br />
Preisel-, Moos-, Heidel- und Rauschbeeren konnten sich bei der erhöhten<br />
Feuchtigkeit und der intensiven Sonneneinwirkung um vieles besser entwickeln<br />
und waren auch reichlich vorhanden. Auch die verschiedensten Gräser<br />
und Kräuter hatten sich aus dem gleichen<br />
Grunde vermehrt eingefunden. Vor allem wurden aber die vielen einzelstehenden<br />
Birken zu vermehrtem Fruchtansatz angeregt, wodurch für das Birkwild<br />
die Winteräsung gesichert war.<br />
21<br />
Die Wintermonate waren es nun auch, in denen man einen Überblick bekam,<br />
wieviel etwa vorhanden war, obwohl m. W. niemals der Versuch gemacht<br />
worden ist, es zu zählen oder wenigstens zu schätzen. Andererseits kann ich<br />
mich aber noch recht gut besinnen, daß ich dies in meinem Dienstbezirk<br />
(1200 ha) versucht habe. Gar so schwer war das gar nicht. Denn sobald der<br />
Schnee die Bodenäsung verhinderte, hielt sich das Birkwild fast ausschließlich<br />
auf den Birken auf. Obwohl man nie näher als bis auf 200 bis 300 Meter herankam,<br />
ließen sich die schwarzen Punkte auf dem Glase ziemlich genau zählen.<br />
So habe ich mehrmals an einem Tage bis zu 150 Stück einwandfrei bestätigen<br />
können. Es wäre nun kein schwieriges Rechenexempel, davon die Stückzahl<br />
für die ganze Fläche herzuleiten. Das wäre natürlich völlig falsch. Bekanntlich<br />
ist Birkwild ja besonders<br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
21
scheu und vorsichtig, weshalb es sich auch vorwiegend im Zentrum dieses<br />
Gebietes (mein Dienstbezirk lag etwa in der Mitte) aufhielt. Wenn ich nun<br />
eine Zahl nenne, so habe ich diesen Umstand berücksichtigt. Ich schätze,<br />
daß im Jahre 1931 ein Bestand von ca. 500 Stück vorhanden gewesen sein<br />
dürfte. Eine Zahl, die mir vielleicht mancher nicht glauben wird. Ich habe<br />
aber absolut keine Ursache zu übertreiben!<br />
Neben den erwähnten günstigen Äsungsverhältnissen — einschließlich der<br />
bewirtschafteten Feuerschutzstreifen — bestanden auch besonders gute<br />
Brutverhältnisse. Um das genannte Jahr 1931 waren die durchschnittlich<br />
fünfjährigen Kiefernkulturen (vorwiegend Saat) etwa kniehoch. Gräser und<br />
Kräuter — besonders das Heidekraut — hatten vielweise die gleiche Höhe<br />
und eine Dichte, daß man oft Mühe hatte hindurchzukommen. Fuchs war<br />
wenig vorhanden, Dachs sogar selten. Von den Greifvögeln, die zwar alle<br />
vertreten waren, drohte dem Birkwild infolge der guten Deckung auch keine<br />
große Gefahr. Dazu ist es auch viel zu wachsam, und in der Fluggeschwindigkeit<br />
dürfte es den Fasan noch übertreffen. Und der Mensch? In<br />
diesem Falle der Jäger? Sicher hätte der die Möglichkeit gehabt, es z. B.<br />
während der Balz stark zu reduzieren. Aber da war vorgebeugt! Für jeden<br />
Jagdausübungsberechtigten waren höchstens zwei Hähne pro Jahr freigegeben<br />
und eine begrenzte Zahl für Gäste. Ich glaube, daß jährlich nicht<br />
mehr als 30 bis 40 Hähne erlegt worden sind. Die meisten während der<br />
Balz, einige bei den Herbstjagden.<br />
Nun noch einiges über die Birkhahnbalz. Auch davon werden sich die wenigsten<br />
Leser eine Vorstellung machen können. Ich habe in meinem Jägerleben<br />
nur dort und zehn Jahre später noch einmal in Polen dazu Gelegenheit<br />
gehabt. Ich kann deshalb nicht beurteilen, wie eine „normale” Balz<br />
aussieht. Wie sie sich zu der Zeit in der <strong>Johannisburger</strong> Heide abspielte, so<br />
wird sie sicher sehr selten jemand erlebt haben. Oder wer hat es schon<br />
gehört, wenn noch während der Dunkelheit so 50 bis 100 Hähne zu „dudeln”<br />
anfangen? Ein anhaltendes, monotones „du—lulu—lu”. Und wohl<br />
meist von erhöhter Warte, ihren Schlafbäumen aus; bei Wind-stille kilometerweit<br />
zu hören. Etwa 10 bis 20 Minuten lang, um dann wie auf ein geheimes<br />
Kommando urplötzlich zu verschweigen.<br />
Und dann kamen sie an! „Wupp”, der erste. „Wupp”, der zweite. Mit diesem<br />
„Wupp” fielen dann so nacheinander an die zehn Hähne auf dem Balzplatz<br />
ein,<br />
22<br />
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> 1976<br />
Suchanzeige<br />
Wer besitzt ein Foto von Superintendent Skierlo, Johannisburg, und<br />
übersendet es mir als Einschreiben zwecks Reproduktion für die<br />
Familien-Chronik?<br />
Rücksendung erfolgt per Einschreiben. Unkosten werden erstattet.<br />
Ulrich Skierlo, 2 Hamburg 54, Eidelstedter Dorfstraße 20<br />
www.Kreis-Johannisburg.de
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> 1976<br />
um nach einer kleinen Sicherungspause mit dem Spiel zu beginnen. Man<br />
wußte gar nicht, wo man zuerst hinsehen sollte. Einige zum Greifen nahe.<br />
Überall ein „Zischen” und „Kullern” und dazu von weit her das Trompeten<br />
der nun auch erwachenden Kraniche. Und dann der Sonnenaufgang! Wer<br />
ihn im Osten nicht erlebt hat, weiß nicht, wie schön er sein kann.<br />
Auch die Beobachtung und Erlebnisse während der Balz gaben Aufschluß<br />
über die Stärke des vorhandenen Bestandes. Allein in meinem Bezirk gab<br />
es wenigstens fünf gute Balzplätze und eine ganze Anzahl kleinerer, die<br />
sich gar nicht alle feststellen ließen, auf denen aber auch jeweils zwei bis<br />
drei Hähne balzten. Die gleichen Verhältnisse hatten die beiden Nachbarbezirke<br />
P. und J., während sie in den anderen sechs nicht ganz so gut waren.<br />
Das Verhältnis Hahn-Henne wird etwa 2:1 gewesen sein. Ich möchte deshalb<br />
glauben, daß meine Schätzung eher zu niedrig als zu hoch ist.<br />
Wie lange sich der Bestand an Birkwild in der Höhe gehalten hat, kann ich<br />
nicht sagen. Mit dem Heranwachsen der Kulturen und dem gleichzeitig damit<br />
verbundenem Wiederverschwinden der erwähnten kleinen Tümpel, wird<br />
es im Laufe der Jahre wohl auch wieder ganz oder bis auf kleine Reste abgewandert<br />
sein. Heute werden ihm die nun 35 36jährigen, reinen Kiefernstangenhölzer<br />
kaum noch Lebensbedingungen bieten.<br />
Das waren zwei schöne Jahre meines Jägerlebens. Es folgten andere, auch<br />
nicht gerade ereignisarme, aber doch ganz anderer Art. Wird es Herbst, höre<br />
ich noch immer den Brunftschrei der Hische in der Ramucker oder der<br />
Osteroder Heide. Kommt das Frühjahr, dann bin ich in Gedanken wieder bei<br />
den vielen Birkhähnen in der <strong>Johannisburger</strong> Heide. Unvergessenes Ostpreußen!<br />
—<br />
Winter in Masuren<br />
Schlittenpartie von <strong>Johannisburger</strong> Oberschülern nach Wiartel<br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
23
Schlittenpartie 1938 nach Wiartel (Arbeitsdienstführer aus Johannisburg.<br />
Im Kurhaus Krisch wurde ein anständiger „Aufwärmer” genommen)<br />
Johannisburg im Winter<br />
Am Pissek (Galinde)<br />
24<br />
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> 1976<br />
www.Kreis-Johannisburg.de
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> 1976<br />
Die Holzbrücke<br />
Am Pissek Fotos Erdmute Leuner, geb. Kaups<br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
25
Eine verschworene, fidele Gemeinschaft (<strong>Johannisburger</strong> Oberschüler)<br />
Gehlenburg — Wer kennt sich wieder?<br />
1924. Die Namen, die mir noch in Erinnerung sind. 1. Reihe sitzend von<br />
links: Unbekannt, unbekannt, Kurt Wiemer, ? Koslowski, unbekannt, Janello,<br />
unbekannt, Riedzewski. 2. Reihe sitzend von links: Hedwig Puppick,<br />
Hildegard Paschereit, Neumann?, Ursel Jankowski, Helene Pokroppa, Anneliese<br />
Grünberg, Ilse Grünberg, Hilde Born (Vater war bei der Post), Ella<br />
Braun (Mühle Kosuchen?), Ella<br />
Jakelski, Elfriede Zepanneck, Käthe Sombrowski, Vera Puschke. 3. Reihe<br />
stehend von links: Grete Fischöder, Lotte Okrongli, Fischöder, Rosan, Eppart<br />
(Ebhardt), unbekannt, unbekannt, Kurt Henseleit, unbekannt. 4. Reihe<br />
von links: Herr Scheffler (Lehrer), Neumann?, unbekannt, unbekannt, Farin?,<br />
unbekannt, Zigarrek?, Günther Hernring, Hildegard Hoppe, Erna<br />
Beck?, Minna Klein?, Hildegard Salomon, unbekannt.<br />
26<br />
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> 1976<br />
www.Kreis-Johannisburg.de
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> 1976<br />
Bilder aus Mittenheide<br />
Aufnahme 1972 Mittenheide. Haus der Wilhelm Grzybowski (Jetzt Schule)<br />
Masurisches Torhaus<br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
27
Von links nach rechts: Agnes Skorzik, Herta Rattay, Fr. Lange, Martha Nowitzki,<br />
Fr. Skibba, Hedwig Suchodolski, Lisbeth Schillak, Optatzi<br />
Martha Murschall, Käte Jegodka, Waltraut Schiwy, Erna Grzybowski, Irmgard<br />
Murschall, Alma Jegodka, Agnes Skorzik, Hedwig Murschall<br />
28<br />
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> 1976<br />
www.Kreis-Johannisburg.de
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> 1976<br />
Mittenheide 1931 — Abschiedsfeier von Lehrer Probol<br />
Gertrud Witt, Liesa Klimmek, Frieda Koslowski, Martha Rzadkowski, Herta<br />
Kuschmirz, Herta Rzadkowski, Ida Sobottka, Frieda Skorzinski, Lotte Bendig, Christa<br />
Schück, Martha Murschall, Lina Ammon, Ida Banasch, Ilse Brux, Gertrud Rattay,<br />
Frieda Buri, Erna Bialowons, Erna Grzybowski, Erna Goronzy, Frieda Salewski, Bialowons,<br />
Spanka, Roch, Karl Nowitzki, Alfred Pawelzik, Paul Skorzinski, Karl Schiwy,<br />
Gerhard Klimmek, Kurt Grzybowski, Emil Kibelka, Walter Hildebrand, Karl Elsner<br />
Ostpreußischer Humor<br />
Das ist nun mal so unter Skatbrüdern. Sie wollen gewinnen, alle. Der Kämmerer<br />
Uredat spielt mit zwei jüngeren Gespannknechten an einem Sonntagnachmittag<br />
so einen richtigen Dreimännerskat. Nach einer Weile kommt sein<br />
Freund, der Burblies, vorbei, bleibt jedoch stehn, da er beobachtet, wie die<br />
beiden jungen Knechte sich jeweils bücken und unter dem Tisch Karten austauschen.<br />
Er winkt den Uredat zu sich heran, um ihn leise über seine Skatbrüder<br />
aufzuklären. Doch der Uredat ist über das Gehörte keineswegs unwillig.<br />
Im Gegenteil! Lächelnd belehrt er seinen Freund: „Laß man sein! Wenn<br />
die beiden Bonskes unterm Tisch de Karten austauschen, klau ich ihnen auffem<br />
Tisch de Dittchens.”<br />
In einem Dorf stand eine Oma in der Küche, die zum Hof hinausführt, am<br />
Herd und briet Wurst in der Pfanne. Plötzlich erschien ein Betller und bat um<br />
eine Kleinigkeit. Die Altchen ließ Wurst Wurst sein und ging in die gute Stube,<br />
um ihm ein Dittchen zu holen.<br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
29
Als sie zurückkam, war der Bettler verschwunden — wie vom Erdboden verschluckt;<br />
aber mit ihm auch die ganze schöne Bratwurst, die in der Pfanne<br />
gekrischelt hatte.<br />
Oma geriet in Hitze und schimpfte: „Na, ist denn das die Menschenmöglichkeit!<br />
Der krätsche Kerl, der! Opa, komm, Diebe!”<br />
Opa saß gerade in seinem Lehnstuhl und las im Kreisblatt. Gemächlich schritt<br />
er zur Küche: „Wo brennt's denn, Minchen?”<br />
Ohmchen überschlug sich mit Worten; als sie endlich ihren Bericht beendet<br />
hatte, sagte der alte Ostpreuße: „Die ganze fette Wurst hat er mitjenommen?<br />
Das verträgt der Magen nich. Lauf ihm nach, Minchen, und bring ihm Brot!”<br />
30<br />
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> 1976<br />
Nu aber Schluß!<br />
Dreimal kam de Bertche zu frieh auße Schul,<br />
dreimal ließ de Lehrersche sagen,<br />
se solid sich mal waschen mit Wasser und Seif,<br />
da platzd de Muttche der Kragen.<br />
Se huckd sich hin und se nahm dem Blei,<br />
dem Busen vol Zorn und voll Rache:<br />
„Geehrtes Freilein! Ich schreibe Sie in eine<br />
betreffende Sache.<br />
De Bertche, die stinkt? Da lacht ja de Katz,<br />
und de Kuh, de rotbunte, kichert!<br />
Nu reißt mir der Zwirn, denn Ihnen hat<br />
bestimmt der Kurrhahn geschichert!<br />
Sie is wohl e Druckknopf im Kopp geplatzt,<br />
und nun blakt bei Sie der Zilinder?<br />
Was stecken Se Ihre vornehme Nas<br />
in andere Leit ihre Kinder!<br />
Se denken emmend bei Ihr hohes Gehalt,<br />
ich werd vor Sie mir verkriechen?<br />
Belernen sollen Sie meiner Mergell.<br />
belernen! Und nich beriechen!<br />
Und wenn Sie ihr noch mal beriechen tun —<br />
das wurmt mir im Herz wie e Stachel! —,<br />
das sag ich Sie heeflichst, denn hat es gebumst,<br />
Sie feinstreif’ge, pröss'ge Rachachel.<br />
Denn schick ich Sie meinem Mann aufem Hals,<br />
im Gutens nicht mehr, nei, im Beesen,<br />
denn sind Se bestimmt, das sag ich Sie,<br />
de längste Zeit Freilein gewesen!”<br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
Alfred Lau
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> 1976<br />
Unsere Heimatstube, ein Hort für unersetzliche Erinnerungsstücke<br />
... Ich bin am 15. 5. 1890 geboren und warte, daß mich Gott abruft. Meine<br />
ostpreußischen Angehörigen leben nicht mehr, und so gebe ich gern<br />
meine Erinnerungen in heimatliche Hände."<br />
Mit diesen schlichten Worten sandte Frau Gertrud Gehritz, geb. Sefzik, aus<br />
Johannisburg ihre mit viel Liebe zusammengestellte Sammlung von Erinnerungsstücken<br />
aus der Heimat an unsere Redaktion. In unserer Heimatstube<br />
in Flensburg werden wir diese unersetzlichen Dokumente der Liebe<br />
und Treue zum Land unserer Vorfahren aufheben und so vor einem Verlust<br />
bewahren, um sie der Nachwelt zu erhalten.<br />
Diese beispielhafte Tat soll allen unseren Landsleuten in Erinnerung rufen,<br />
daß wir mit unserer Heimatstube eine Stätte besitzen, die wie kein anderer<br />
Platz geeignet ist, Erinnerungsstücke aus der Heimat aufzubewahren und<br />
interessierten Menschen zur Besichtigung zugänglich zu machen.<br />
Sicherlich wird manches unersetzliche Erinnerungsstück unwiederbringlich<br />
in einer Versenkung verschwunden sein, weil z. B. nachfolgende Generationen<br />
keine Beziehung mehr haben zu den alten Büchern, Fotos, Zeitungen,<br />
Wandbildern, Diplomen, Vereinswimpeln, Geweihen, Krügen,<br />
Schüsseln, Taufbechern usw. Es ist schade um jedes Stück, das denen,<br />
die es von Zuhause mitgenommen hatten, ein Stück Heimat war, nunmehr<br />
achtlos irgendwo herumliegt oder womöglich bedenkenlos im Müll landet.<br />
Auch wertvollere Stücke sollte man zunächst der Kreisgemeinschaft anbieten,<br />
bevor man sie zu irgendeinem Händler bringt.<br />
Unsere Heimatstube bietet ausreichend Platz. Mögen Sie alle der Kreisgemeinschaft<br />
beim Aufbau einer repräsentativen Sammlung mithelfen, dann<br />
kann es gelingen, in diesen vier Wänden die Erinnerung in ihrer Vielfalt lebendig<br />
zu er-halten und insbesondere der Jugend ein vielschichtiges<br />
Bild unserer ostpreußischen Heimat zu vermitteln.<br />
Zugedachte Erinnerungsstücke bitte ich an mich unter der Anschrift 2000<br />
Hamburg 63, Josthöhe 43,<br />
zu getreuen Händen zu senden.<br />
Klaus Beyer<br />
Kustos f. d. Heimatstube<br />
Verlag: Kreisgemeinschaft Johannisburg<br />
in der Landsmannschaft Ostpreußen e. V.<br />
Für den Inhalt verantwortlich: Kreisvertreter Gerhard Wippich, Everhardstraße 54,<br />
5000 Köln 30<br />
Redaktion: Gerhard Bosk, Immenweg, 2358 Oersdorf<br />
Druck: Evert-Druck, Haart 224, 2350 Neumünster, Telefon 0 43 21 / 4 27 58<br />
Bilder, die nicht in diesen <strong>Heimatbrief</strong> aufgenommen werden konnten, werden 1977<br />
veröffentlicht. Die Redaktion.<br />
www.Kreis-Johannisburg.de<br />
31
32<br />
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> 1976<br />
Niedersee-Fahrt.<br />
Gerhard Wydra, Sohn des<br />
Fleischermeisters Wydra aus<br />
Nieden malte dieses Aquarell<br />
(Ausstellung verschiedener<br />
Masuren-Aquarelle in Hamm,<br />
Raiffeisenbank)<br />
An der Schleuse hat geendet Beldahns bilderreiche Fahrt,<br />
Und mit Interesse wendet man den Blick zur neuen Art.<br />
Groß und kleiner Gußien führen als ein hold Geschwisterpaar,<br />
Reich geschmückt mit Waldperlschnüren nach Rudczanny offenbar<br />
Feierlich wird uns zu Mute, denn es naht das „goldne Tor”,<br />
Und im Hintergrunde flutet jetzt der Niedersee hervor.<br />
Leuchtend, schimmernd, wie ein Demant liegt er da — so unberührt,<br />
Wie, — wenn rasch erwachend jemand die erstaunten Augen führt.<br />
Sieben Inseln, ihn zu schmücken gab Natur, die reiche, gern,<br />
In stets neuer Form entzücken sie bald nahe uns, bald fern.<br />
Reizvoll, wechselnd ist der Ausblick über See und über Land,<br />
Darum hat der Niederseeblick auch mein ganzes Herz gebannt.<br />
L. L.<br />
www.Kreis-Johannisburg.de
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> 1976<br />
Sportverein Wolfsheide (Osziwilken) etwa 1922<br />
Freiwillige Feuerwehr Gurra (Gebürge)<br />
Untere Reihe von links: Schwieck, Fritz Sulimma, Robert Zimmek, Gustav Kossik,<br />
Fritz Görke, Gottlieb Salamon, Johann Ueckert (Brandmeister), Rudolf Salamon.<br />
Obere Reihe von links: Fritz Petelski, August Ueckert, Ernst Kroll, Robert Waschzenski,<br />
Gustav Baginski<br />
www.Kreis-Johannisburg.de
Archiv der Kreisgemeinschaft Johannisburg e.V. - <strong>Johannisburger</strong> <strong>Heimatbrief</strong> 1976<br />
www.Kreis-Johannisburg.de